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Secrets, Guns and Suits

[Zorro x Nami]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Herzlich Willkommen zu meine neuen FF :)
Freut mich, dass ihr vorbeischaut! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Vielen Dank für die 30 Favo's :)

Und Danke auch meinen Kommischreibern
Hupfdohle
jillianZ
Miena
Nightcore-aj

♥ ♥ ♥ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Tut mir Leid, dass ihr so lange aufs neue Kapi warten musstet :( Aber mir ist einiges dazwischen gekommen >.<

Möchte mir hier nochmal herzlich bei meiner Betaleserin Hupfdohle bedanken, die mir immer mit vielen tollen Ratschlägen hilft :)

Viel Spaß beim Lesen ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey Leute!
Endlich mal wieder ein neues Kapitel!

Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat :( Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Vielen Dank für die Kommentare:
Hupfdohle (und danke für die vielen Tipps ;))
Pfirsichsaft
MiaMaus98

Und natürlich auch für die mittlerweile über 50 Favo's :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
ACHTUNG: Dieses Kapitel wurde dieses Mal nicht von meiner lieben Betaleserin Hupfdohle kontrolliert und deshalb wird es auch ihr gewidmet, in der Hoffnung, dass ich sie ein wenig von ihren Gedanken ablenken kann. :)

Ich hoffe ihr verzeiht mir falls ihr den einen oder anderen Fehler findet :)

Und natürlich noch ein fettes Dankeschön an meine Kommischreiber und mittlerweile 60 Favo's!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Leute, ihr seid die Besten :) So viele liebe Kommentare *.* Ich liebe euch!
Und am tollsten finde ich, dass ihr den perversen Ace genauso sehr ins Herz geschlossen habt wie ich ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es geht tatsächlich weiter o.o Tut mir (mal wieder) leid, dass es so lange gedauert hat xD Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein fettes Danke für 91 Favoriten! Ihr seid der absolute Wahnsinn!!

Vielen Dank auch für die Kommentare beim letzten Kapitel:
Montegirl
aquaregi-ya
Jea1995

Und einen ganz besonderen Dank gilt meiner lieben Betaleserin Hupfdohle, die mir immer wieder tolle Tipps gibt und mich auf Dinge hinweist, die mir selbst nie auffallen würden ;)

Viel Spaß mit diesem Kapitel... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich bin immer wieder gerührt, wenn ich sehe wie viel positive Rückmeldung ich für diese Story bekomme :)
Dieses Mal möchte ich mich dafür bei folgenden Menschen bedanken:

Hupfdohle
Jess_400
Pfirsichsaft
Montegirl
Jea1995
aquaregi-ya
LostPirate

Ihr seid meine größte Motivation ;) Danke! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wieder mal ein großes Danke für die Kommentare :D Ihr seid die Besten!

Danke auch an Hupfdohle, die wieder großartige Arbeit geleistet hat. Ansonsten würde es hier nur so von Fehlern wimmeln :D


Viel Spaß beim neuen Kapitel! :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Tut mir leid, dass es schon wieder so lange gedauert hat >.<
Es ist mir bewusst, dass durch die lange Wartezeit zwischen den Kapiteln die Lust vergeht, die Story weiter zu verfolgen.

Dennoch hoffe ich, dass ein paar von euch weiterlesen! :)

Ein großes Dankeschön gilt meiner lieben Beta Hupfdohle, die mir mit Rat und Tat zur Seite steht und mir hilft, wenn ich mal nicht weiter weiß ♥ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Tadaaa~ Es geht tatsächlich weiter ^^

Danke für die Favo's, die dazu gekommen sind und natürlich auch die Kommentare zum letzten Kapitel :)

Ein großes Danke gilt wie immer meiner lieben Beta Hupfdohle, die mich immer fleißig unterstützt :) ♥

Viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe Leser :)

Nach dem fiesen Cliffhanger, geht es jetzt endlich weiter.

Special Thanks to Hupfdohle, die mal wieder ausgezeichnete Arbeit geleistet und mich bei diesem Kapitel unterstützt hat :) ♡

Danke auch für die Kommentare zum letzten Kapitel und die Favo's :)

Viel Spaß beim Lesen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein letztes Mal muss ich mich dafür entschuldigen, dass es wieder länger gedauert hat :/

Ich hoffe, ihr habt trotzdem Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Interruption.

First. Interruption.

 

Ihr Finger lag am Abzug. Das kalte Metall der Waffe und ihr fester Griff bereiteten ihr ein Kribbeln in den Fingern. Die Knöchel waren bereits weiß, so fest hielt sie die tödliche Pistole in ihren Händen. Ihr Atem ging stoßweise, verursachte kleine Wölkchen in der kalten Luft. Nervös fuhr sie sich mit der Zunge über die Unterlippe.

Sie würde treffen. Sie würde ihr Ziel ganz sicher nicht verfehlen. Dennoch zögerte sie.

Der Wind umhüllte sie mit dem unverkennbaren Geruch des Michigan Sees. Sofort wurde sie etwas ruhiger. Ihre Hände zitterten nicht mehr so stark, trotzdem musste sie mehrmals tief durchatmen.

Sie hatte noch nie jemanden umgebracht. Vielleicht war das der Grund, warum sie solange brauchte um endlich diesen verfluchten Abzug zu drücken.

Der Mann, den sie im allermeisten auf dieser Welt hasste, stand ungefähr zwanzig Meter von ihr entfernt in der Bucht, bemerkte nicht mal, dass eine Waffe auf ihn gerichtet war. Er war sich seiner Sache so sicher, dass Nami beinahe schmunzeln musste. Wenn er wüsste, dass sie noch am Leben war. Aber diese Tatsache würde er nie erfahren, denn vorher würde sie ihm das Hirn aus dem Schädel pusten.

Nami duckte sich etwas weiter ins Gebüsch, achtete sehr darauf, dass man sie nicht bemerkte. Ihr Ziel lag direkt vor ihr und sie legte ihren Finger etwas fester um den Abzug. Doch abdrücken konnte sie immer noch nicht.

Sie presste ihre Lippen fest aufeinander. Seit Ewigkeiten hatte sie auf diesen Moment gewartet. Hatte es endlich geschafft, ihm nahe genug zu kommen, um diesen Mann umzubringen.

Nami hatte einiges durchgestanden, um ihn aufzuspüren. Musste sogar mit einem widerlichen, alten Typen schlafen, nur um an Informationen zu kommen.

 

Die Gedanken an diese Erinnerungen bestärkten sie in ihrem Tun, ihn umzubringen. Gerade wollte sie abdrücken, als etwas anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.

Neben sich hörte sie eindeutig Schritte und es klang so als würde sich jemand, wie sie vorhin, durch das dichte Gebüsch kämpfen.

Ihr Herzschlag beschleunigte sich augenblicklich. Hatte sie jemand entdeckt? Schnell schüttelte sie ihren Kopf. Das war unmöglich. Niemand hätte sie hier entdecken können.

Als sie dann eine dunkle Gestalt im Dickicht ausmachen konnte, drückte sie sich weiter an den Baumstamm hinter ihr. Sie konnte deutlich die Waffe in seiner Hand ausmachen, doch wirkte er nicht gerade so, als würde er wissen, was er hier machte. Mit einer Hand kratzte er sich am Hinterkopf, seufzte schwer.

Nami traute sich kaum zu atmen, aus Angst er würde sie bemerken. Wie ein scheues Reh duckte sie sich in das Dickicht, ließ ihn jedoch nicht aus den Augen. Ihre Waffe hielt sie immer noch fest in der Hand.

Der Fremde sah sich aufmerksam um, bevor er schließlich seinen Blick über Namis Ziel schweifen ließ. Ohne zu zögern zückte er seine Waffe und zielte auf ihn.

Nami biss sich auf die Lippen. Es war ihr Ziel diesen Mistkerl umzubringen. Sie hatte hart dafür gearbeitet, jahrelang trainiert. Und jetzt kam ein Wildfremder und nahm ihr diesen Traum weg? Dann wäre alles umsonst gewesen! Die harten Zeiten hätte sie grundlos durchgestanden!

Doch wollte sie sich jetzt mit diesem Kerl anlegen? Sie konnte nur seine Umrisse erkennen, doch diese ließen erahnen, dass er ziemlich gut gebaut war. Vermutlich konnte er sie mit wenigen Handgriffen beseitigen. Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Doch sie wollte nicht kampflos aufgeben! Es war ihr Recht diesen Mistkerl umzulegen! Nicht von irgendeinem dahergelaufenen Fremden.

 

Nami fasste all ihren Mut zusammen und richtete sich schwermütig auf. Die Dornen des Strauches hatten sich in ihrer Kleidung verhakt und schabten schmerzhaft über ihre Haut. Sie konnte bereits ein paar rote Kratzer auf ihren Armen ausmachen, doch diese ignorierte sie vorerst.

Wütend sah sie den Mann an, der sie nun auch bemerkte. Erschrocken drehte er sich zu ihr um, richtete sofort die Waffe auf sie. Nami tat es ihm gleich, zielte auf seine Brust.

„Wer bist du?“, fragte er mit seiner tiefen, grollenden Stimme.

Du? Der Typ hielt sich nicht gerade an die Höflichkeitsformen gegenüber eines Fremden... Aber in Anbetracht der Situation sei es ihm verziehen.

Seine Augen blitzten gefährlich auf und er musterte sie von oben bis unten. Nami biss sich auf die Unterlippe. Soweit sie es im Mondlicht beurteilen konnte, sah ihr Gegenüber sehr gut aus. Seine Lippen waren aufeinander gepresst, formten eine schmale Linie. Am linken Ohr konnte sie drei Ohrringe entdecken, die im Mondlicht glitzerten. Seine Haare, die im Mondschein seltsam grün wirkten, standen wild von seinem Kopf ab, als wäre er gerade aus dem Bett gekommen. Nur seine Augen konnte sie nicht sehen.

Und wie sie vorhin schon erkennen konnte, war er gut gebaut. Sein schwarzes Hemd spannte sich über seine muskulöse Brust und seine Bizeps. Die obersten Knöpfe hatte er nicht zugemacht, aber leider war es zu dunkel um weitere Details zu erhaschen.

Nach ihrer Musterung, konnte sie ein Grinsen auf seinen Lippen ausmachen.

Sie konzentrierte sich wieder auf die Waffe in ihrer Hand. „Wer bist du?“, fragte sie ihn auch, anstatt auf seine Frage zu antworten.

Er runzelte die Stirn und ließ seine Waffe sinken, behielt sie jedoch in seiner Hand. Lange betrachtete er Nami. „Für welche Firma arbeitest du?“

Verdutzt sah sie ihn an. „Firma?“

Was meinte er damit? Der Schweiß rann ihr über den Rücken, so nervös war sie. Er hatte seine Waffe zwar nicht mehr auf sie gerichtet, doch Nami bekam immer mehr das Gefühl, dass er ein Profi sein könnte. Und jetzt, als er auch noch das Thema ‚Firma‘ ansprach, bestätigte dies ihre Vermutung.

Er war ein Profikiller. Sie hätte nie eine Chance gegen ihn. Vermutlich wäre sie längst tot, bevor sie überhaupt die Chance haben würde abzudrücken.

Erneut presste er seine Lippen aufeinander, als würde er angestrengt nachdenken. „Was machst du hier?“

Wieder eine Frage. Wann erhielt sie endlich Antworten?!

Sie antwortete nicht, war nicht bereit ihr Geheimnis Preis zu geben.

„Bist du von der Polizei?“

Nami unterdrückte ein Lachen. Polizei? Ganz sicher nicht ...

Schmunzelnd schüttelte sie ihren Kopf.

„Also ...  Du bist ein Auftragskiller?“, fragte sie ihn mutig. Sie wusste, dass sie mit dem Feuer spielte. Oder besser gesagt mit ihrem Leben. Doch irgendetwas sagte ihr, dass er sie nicht einfach so erschießen würde.

Verwirrt runzelte er seine Stirn, zuckte mit den Schultern. „Diese Frage werde ich nicht beantworten.“

Sie warf ihm einen Blick zu, als wollte sie ihm sagen, dass sie nicht so blöd war, wie sie vielleicht auf ihn wirkte.

Düster blickte er auf sie herab, bevor er seine Waffe in die Halterung unter seinem Hemd steckte. „Es ist gefährlich, meine wahre Identität zu erfahren, Kleine.“

Nami zuckte bei dem Wort ‚Kleine‘ kaum merklich zusammen. Wie sie es hasste so genannt zu werden. „Ich werde dein Gesicht nicht vergessen, vielleicht treffen wir uns mal wieder“, erwiderte sie mit einem Grinsen. Und sie würde definitiv rausfinden, wer ihn dafür bezahlte, dass er ihren Feind umbrachte!

Bevor er irgendwas erwidern konnte, schnappte sie sich ihre Handtasche und lief davon. Richtung Stadt, wo hoffentlich viele Leute sein würden, auch wenn es nach Mitternacht war. Es wäre der perfekte Moment gewesen, um endlich das Ziel ihrer jahrelangen Arbeit zu erreichen. Aber ihr Leben lag ihr mehr am Herzen. Es würde sich bestimmt erneut eine Situation ergeben, in der sie diesem Mistkerl endlich eine Kugel in den Kopf schießen konnte. Auch wenn sie dafür sicher wieder einiges an Geduld aufbringen müsste.

Sie hörte das Knurren des fremden Mannes und musste sich ein Grinsen verkneifen. Es war verflucht gefährlich das Gesicht eines Auftragskillers zu kennen, das hatte sie schon ein paar Mal gehört. Doch wie würde er sie wieder finden? Das war unmöglich. Nami verstand etwas davon, ihre Spuren zu verwischen.

Als sie ihren Wagen erreichte, sprang sie schnell hinein und fuhr los. Der Wagen war gestohlen, deshalb würde sie ihn einfach in einem abgelegenen Teil der Stadt abstellen. Niemand würde sie finden...

 

                                                          ° ° ° ° ° °

 

„Hat sie dich gesehen? Ich meine, dein Gesicht?“

Zorro ging nervös den kleinen Raum auf und ab, dachte angestrengt nach. Diese Frau ... konnte sie ihm wirklich gefährlich werden? Sie hatte nicht darauf geantwortet, ob sie vielleicht für eine ihrer Konkurrenzfirmen arbeitete.

Verzweifelt fuhr er sich mit den Händen durch sein Haar. Er hatte er verbockt. Er hätte sie einfach erschießen sollen! Aber er hatte sich von ihrem unschuldigen Aussehen ablenken lassen. Verflucht, immerhin hatte sie eine beschissene Pistole in der Hand! Sie war bestimmt nicht dort um zu picknicken. Aber er fragte sich, ob ihr Ziel er selbst war, oder ob sie ein gemeinsames Ziel hatten. Als er sie dort entdeckt hatte wirkte sie wütend, als hätte er sie bei irgendwas unterbrochen.

„Halt still, Zorro. Ich werde sie finden und dann kannst du sie umlegen ...“, bemerkte Lysop und konzentrierte sich wieder auf seinen Computer. Er arbeitete ebenfalls für die Firma. War der beste im Leute aufspüren und all dem anderen Mist was mit Computern zu tun hatte. Zorro fand es manchmal beängstigend, wie viel Lysop nur über diesen Kasten rausfinden konnte.

„Okay, wie hat ihr Wagen nochmal ausgesehen?“

Zorro brauchte nicht lange zu überlegen. „Ein rosa Fiat 500. Nicht gerade unauffällig.“

Lysop grinste. „Das wird ein Kinderspiel.“

Seine Finger flogen förmlich über die Tasten. Verschiedene Bilder von Verkehrskameras erschienen auf dem Bildschirm und Zorro beugte sich neugierig näher, doch Lysop schubste ihn weg. „Hey! Das hier ist mein Heiligtum. Leute aufspüren ist meine Sache, und deine Sache ist es, sie umzubringen.“

Ergeben seufzte Zorro und setzte sich auf den Bürostuhl, der weiter hinten im Raum stand.

Er musste nicht lange warten, bis Lysop erste Erfolge erzielte.

„Aha! Hab ich dich! Sie hat die Stadt verlassen ... Etwas abseits vom Highway liegt eine kleine Farm oder Gärtnerei, keine Ahnung was das sein soll. Jedenfalls hält sie sich im Moment dort auf.“

Zorro nickte. „Danke Lysop. Du bist wirklich der Beste“, grinste er und stand auf.

„Kein Problem, Kumpel“, erwiderte sein Freund. „Aber darf ich dir einen Tipp geben? Nimm Law oder Ace mit. Du weißt schon ... Um jemanden zu finden, braucht man auch einen Orientierungssinn ...“

Zorro knurrte gefährlich. „Halt die Klappe!“

Die hübsche Dame hatte ihn gerade davon abgehalten, einen Auftrag auszuführen. Ihre Anwesenheit hatte ihn dermaßen aus der Fassung gebracht, dass er lieber gleich zu Lysop gefahren war um ihre Identität festzustellen. Aber er hatte noch genug Zeit um diesen Dreckssack umzulegen.

 

Er würde sie schon noch finden. Auch ohne Hilfe von Law oder Ace.

Perception.

Second. Perception.

 

Nami ließ sich auf ihre nackten Knie fallen und schluckte einen Fluch herunter, der den Teufel in der Hölle wahrscheinlich einen glücklichen Tanz hätte aufführen lassen. Aber in diesem Moment war es ihr egal. Ihr war alles egal außer den Dutzenden Orangenbäume, die durch die trockenen Wochen verdammt viele Blätter verloren hatten. Sie liebte diese Bäume, weil es das Wertvollste war, was ihre Mutter Nami hinterlassen hatte. Bellmere hatte sich aufgeopfert um jeden dieser Bäume am Leben zu erhalten.

Schlamm gluckste und Steinchen schnitten ihr in die Haut, aber sie nahm den Schmerz nicht einmal wahr. Mit feuchten Augen erinnerte sie sich daran, wie ihre Mutter ihr den richtigen Umgang mit den Orangenbäumen beigebracht hatte. Sie lagen ihr wirklich am Herzen, dass konnte sie immer ihren strahlenden Augen entnehmen, als sie davon sprach eine Orangenplantage aufzuziehen. Natürlich in einem anderen Staat. Nicht hier im verfluchten Michigan.

Nami hatte immer vorgehabt, einmal nach New York zu ziehen, oder irgendwohin nach California. Doch leider war alles anders gekommen. Damals in dieser einen Nacht, hatte sich ihr Leben komplett verändert und sie war seitdem nur noch auf eines aus: Rache.

 

„Nami-Maus! Darf ich dir einen Kaffee bringen? Oder ein Stück Kuchen?“, ertönte es plötzlich hinter ihr und sie wurde somit aus ihren Gedanken gerissen.

Genervt drehte sie sich um. Sanji stand mit strahlenden Augen vor ihr und betrachtete sie von oben bis unten. Sie sollte sich angewöhnen, nicht so freizügig herum zu laufen, wenn Sanji in der Nähe war. Er arbeitete auf der Farm nebenan und sie kannte ihn schon, seit sie zusammen im Sandkasten gespielt hatten. Einmal hatte sie mit ihm geschlafen, und seitdem belästigte er sie den ganzen Tag wenn sie mal zu Hause war. Durch ihren ‚Ausrutscher‘ hatte sie ihm die Hoffnung auf mehr gegeben und sie konnte sagen was sie wollte, aber er ließ nicht locker. Verdammter Alkohol!

Das einzige Positive an der Sache war, dass er sich um ihren Garten kümmerte, wenn sie mal wieder länger unterwegs war.

„Nein danke Sanji“, erwiderte sie so freundlich wie möglich.

Enttäuschung machte sich in seinem Gesicht breit, doch so wie sie ihn kannte würde er nicht lange schmollen.

Mit einem traurigen Seufzen wandte er sich wieder um und verschwand hinter der Hausecke. Vermutlich auf den Weg nach Hause.

 

Nami wandte sich indes wieder zu ihren Orangenbäumen um. Behutsam nahm sie eine der Früchte in die Hand. Nicht mehr lange und sie würden reif sein.

Erneut kam ihr die Erinnerung an Bellmere in den Kopf und sie dachte auch wieder an ihre Schwester Nojiko, die sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte.

Gerade als ihr Tränen in die Augen stiegen, hörte sie einen Automotor und das Knirschen von Reifen, die sich in die geschotterte Einfahrt gruben. Wer konnte das sein? Keine ihrer Freundinnen hatte sich für einen Besuch angekündigt. Nicht, dass sie viele davon hatte...

 

Nami geriet ins Stocken. Was, wenn es der Auftragskiller war?

Unruhe machte sich in ihr breit und sie rannte zu der Scheune neben ihrem Haus, was in ihren Gummistiefeln gar nicht so einfach war. Dort drin hatte sie immer eine Schrotflinte gelagert. Leider war ihre Pistole in ihrem Schlafzimmer, aber die Flinte würde es zur Not auch tun.

 

Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schob sie unter ihre Baseballkappe, wobei sie ihre Wange mit Schlamm beschmierte. Falls es der Killer war, konnte es ihr egal sein wie sie aussah. Immerhin hätte sie dann nicht mehr lange zu leben.

Mit einem letzten Blick auf ihren Garten, zog sie ihre abgeschnittene Latzhose hoch und machte sich auf den Weg zu dem kleinen Haus. Nervös nagte sie auf ihrer Unterlippe herum. Die Schrotflinte hielt sie fest in ihrer Hand, welche bereits wieder zitterte. Sie versuchte, nicht daran zu denken, was sie um die Hausecke erwarten würde. Aber immerhin war sie bewaffnet. Hoffentlich hatte Sanji bereits das Weite gesucht und lungerte nicht noch vor ihrem Haus herum.

Bevor sie die Einfahrt erreichte, presste sie sich an die Hauswand, lugte vorsichtig um die Ecke. Sie entdeckte einen schwarzen Pick-Up mit getönten Scheiben. Eine Gänsehaut legte sich über ihren Körper. Definitiv ein Auto, indem man Leichen transportierte.

Als plötzlich jemand auf ihre Schulter tippte, drehte sie sich mit einem lauten Kreischen um. Ihr Gegenüber hielt sich erschrocken die Ohren zu. „Man, hör auf so zu schreien!“

„Du hast mich erschreckt!“, schrie sie zurück und realisierte erst jetzt richtig, dass es der Killer war. Schnell hob sie ihre Schrotflinte an und zielte auf seinen Kopf, den Finger bereit auf dem Abzug.

„Woah ganz ruhig Baby.“

„Was willst du?!“

Ein anzügliches Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er sie von oben bis unten musterte. Genauso wie gestern Nacht. „Oh, ich weiß ganz genau was ich von dir will.“

 

Schock und Entsetzen über seine Dreistigkeit wären schon genug gewesen, um sie aus der Fassung zu bringen, aber … dieses … Gesicht. Warum war ihr das gestern nicht aufgefallen? Er war anders als alle Männer, die sie je gesehen hatte. Harte, unversöhnliche, kantige Züge und ein Mund, der gewiss für nichts anderes auf dieser Erde war als für … wirklich schlimme, unaussprechliche Dinge. Über sein linkes Auge zog sich eine fiese Narbe, die ihn allerdings nicht minder attraktiv wirken ließ. Der Makel faszinierte Nami nur noch mehr. Sein gesundes Auge war beinahe schwarz, bohrte ein Loch durch sie hindurch, direkt in ihre Seele.

Plötzlich war es ihr überhaupt nicht mehr egal, dass sie gerade eben ihre Wange mit Schlamm beschmutzt hatte. In ihrer dreckigen Latzhose und dem weißen Shirt, das bereits grau war, sah sie bestimmt nicht aus wie der schlaflose Traum aller Männer.

Sie stockte. „I-Ich rufe die Polizei“, drohte sie etwas ruhiger.

Dies entlockte ihm ein kurzes Lachen. „Das glaube ich nicht. Immerhin bist du diejenige, die mit einer Waffe auf mich zielt.“

„Aber du willst mich umbringen ...“, entgegnete sie.

Er runzelte seine Stirn. „Glaub mir, wenn ich das wollte, hätte ich dich schon längst dran gekriegt.“ Mit einem Kopfnicken zeigte er in die Richtung, in der Sanji wohnte.

„Dein Stalker beobachtet uns aus dem Fenster. Lass uns dieses Gespräch drinnen fortsetzen.“

Nami zögerte kurz. Sie wollte Sanji nicht auch noch in die Sache mit reinziehen.

„Du willst mich nicht umbringen?“

Er schmunzelte. „Nein. Obwohl das eigentlich mein Job wäre“, gab er zu. „Trotzdem werde ich dich am Leben lassen.“

Nami überlegte genau. Wollte er sie nur in Sicherheit wiegen und sie dann, sobald sie im Haus waren rücklings erstechen?

Seine Augen beobachteten jede ihrer Bewegungen. Er hatte sogar bemerkt, dass Sanji sie beobachtete, was bemerkenswert war. Immerhin lag das Haus zwanzig Meter entfernt und das Fenster, indem sie ihren Nachbar nun auch ausmachen konnte, ziemlich klein.

Er musste wirklich gut in dem sein was er machte.

Zitternd bedeutete sie ihm, ihr zu folgen. Mit festen Schritten, so hoffte sie zumindest, ging sie in ihr kleines Haus hinein. Sie spürte seinen Blick auf ihren Rücken, konnte beinahe fühlen, wie genau er sie musterte.

 

Drinnen angekommen bat sie ihm einen Stuhl am Esstisch an, den er dankend annahm. Als sie ihn so betrachtete, kam er ihr wirklich mehr als fehl am Platz vor. Sein breiter Oberkörper ließ den Stuhl, auf dem er saß, beinahe winzig wirken und der ramponierte Tisch ächzte unter dem Gewicht seiner Ellbogen, als er sich darauf abstützte. Schmunzelnd ließ sie sich ihm gegenüber auf den Stuhl fallen, rückte aber etwas vom Tisch ab. Sie wollte so viel Abstand wie möglich zu dieser Killermaschine haben. Die Schrotflinte ließ sie dabei nicht aus den Händen. Mit dieser fühlte sie sich wenigstens etwas sicherer.

Er betrachtete ihr Gesicht, musste grinsen. „Da ist übrigens Schlamm auf deiner Wange“, teilte er ihr mit und Nami hatte kurz das Gefühl, als wollte er sich vorlehnen um ihr den Schmutz vom Gesicht zu wischen. Vermutlich täuschte sie sich und er hätte ihr am liebsten mit einem Messer den Hals aufgeschlitzt. Wäre ja so gut wie dieselbe Handbewegung.

Sie ignorierte seinen Hinweis trotzig und klammerte sich nur umso mehr an ihre Schrotflinte.

„Ich werde dich nicht umbringen. Du kannst die Waffe ruhig weglegen.“

Dadurch verfestigte sich ihr Griff nur noch. „Auf keinen Fall!“, antwortete sie ihm. „Was willst du dann von mir? Immerhin habe ich dein Gesicht gesehen. Ich dachte, in der Jobbeschreibung eines Auftragkillers steht an oberste Stelle, dass man seine Identität niemals preisgeben darf.“

„Du kennst nur mein Gesicht, was willst du damit anfangen?“

Oh, sie wüsste sehr gut was sie damit anfangen würde. Ganz besonders mit seinen hübschen Lippen.

„Ich denke, die Polizei beschäftigt sehr gute Phantomzeichner und hat Zugriff auf fast alle Überwachungskameras. Meinst du nicht, dass es ein leichtes für sie wäre, dich zu finden?“

Hart presste er seine Lippen aufeinander, doch er ging nicht weiter auf die Sache ein. „Was willst du von ihm?“ Er musste seinen Namen nicht aussprechen. Nami wusste nur zu gut wen er damit meinte.

Mit dieser Frage hatte sie aber nicht gerechnet. Warum interessierte ihn das? „Das geht dich nichts an!“, herrschte sie ihn an und stand auf. „Ich will, dass du gehst.“

Doch er bewegte sich keinen Zentimeter, stattdessen sah er sie unergründlich an. Sein Auge blitzte ihr entgegen und Nami interessierte sich plötzlich brennend dafür, was mit seinem anderen geschehen war. Sie musste sich zusammenreisen, damit sie ihn nicht gleich danach fragen würde.

Stattdessen fragte sie: „Warum hast du Interesse an ihm? Wer ist dein Auftraggeber?“

Er grinste. „In der Jobbeschreibung eines Auftragkillers steht geschrieben, dass man niemals seinen Auftraggeber bekannt geben darf.“

Nami überlegte. Lange. Dieser Kerl war wirklich eine Killermaschine und vermutlich hatte er einige Kontakte, die ihm nur zu gerne verraten würden, wo sich ihr Zielt aufhielt. Das könnte sie sich doch zunutze machen, oder? Sie war eigentlich eher der Typ, der alleine arbeitete, aber warum sollte sie sich ihr Leben nicht ein wenig einfacher machen?

Lächelnd beugte sie sich zu ihm und reichte ihm ihre Hand. „Ich bin übrigens Nami.“

Er runzelte seine Stirn, erwiderte die Geste jedoch. „Zorro.“

Nami legte den Kopf schief. Konnte dieser Kerl nicht einen weniger attraktiven Namen haben? So wie Kevin oder Rudolph? Stattdessen hatte dieser sexy Typ diesen geheimnisvollen Namen, welcher ihn noch unwiderstehlicher machte. Die Welt war so unfair.

„Gut, Zorro. Wie wäre es, wenn wir uns zusammentun?“

Deal.

Third. Deal.

 

 

Er sah sie lange an und Nami befürchtete schon, er hätte seine Meinung bezüglich ihres Todes geändert. Seine Hand lag nämlich gefährlich nahe an seiner Waffe, die sie unter seiner Jacke ausmachen konnte.

Schließlich schnaubte er amüsiert und schmunzelte. „Was hätte ich davon? Welchen Nutzen ziehe ich aus dieser Zweckgemeinschaft?“

Nami biss sich auf die Zunge. Ja, was hätte er davon? Er brauchte sie nicht, denn er konnte ihr gemeinsames Ziel auch alleine ausfindig machen und ohne Probleme umbringen.

Ihre Gedanken wurden von einem schrillen Ton unterbrochen, der aus Zorros Jackentasche kam. Murrend griff er hinein und zog sein Telefon heraus. Nami konnte einen Blick auf den Anrufer erhaschen. Lysop.

„Was?“, ging Zorro ran.

Nami vernahm ein Jammern von der Person auf der anderen Leitung. Jedenfalls hörte es sich so an.

Als Zorro genervt die Augen verdrehte und sich stöhnend durch die Haare fuhr, bestätigte das ihre Vermutung.

„Ich bin alleine gefahren und hab sie gefunden. ALLEINE. Okay? Mein Orientierungssinn ist gar nicht so schlecht.“

Und jetzt war es ein lautes Lachen, das sie auf der anderen Seite der Leitung ausmachen konnte.

„Hör auf! Was ist so falsch daran wenn ich fünf Stunden lang gefahren bin?“

Er hatte fünf Stunden gebraucht um sie zu finden? Wow. Sie schaffte den Weg von der Stadt bis hierhin in einer Stunde. Zorro hatte wirklich einen miserablen Orientierungssinn.

Ohne weitere Worte legte er auf und schmiss das Telefon auf den Tisch, murmelte Worte vor sich hin, die der Teufel höchstpersönlich nicht mal aussprechen würde.

Nami unterdrückte ein Lachen und setzte sich wieder auf den Stuhl gegenüber von ihm. „Also ... fünf Stunden, ja?“, neckte sie ihn.

Zorro knurrte gefährlich, was ihr eine angenehme Gänsehaut bescherte. Sie biss sich auf die Lippen. Dieser Kerl hatte eine beängstigende Wirkung auf sie. Wenn sie klug wäre, würde sie ihm aus dem Weg gehen.

Sie dankte diesem Lysop heimlich für seinen Anruf. Immerhin hatte sie jetzt zumindest einen Grund für Zorro, warum er mit ihr arbeiten sollte.

„Weißt du, ich habe Geographie studiert“, sagte sie leichthin und Zorro runzelte die Stirn. „Und?“, fragte er.

Nami wählte ihre nächsten Worte sorgfältig: „Es könnte dir von Nutzen sein, immerhin würdest du deine Ziele schneller erreichen.“

Er antwortete nicht. Dann würde sie es eben auf der Mitleidsschiene versuchen müssen. „Und ich brauche dich. Hilf mir. Bitte. Ich will diesen Kerl tot sehen, und ich will ihn höchstpersönlich ins Grab befördern.“

Dazu klimperte sie noch mit ihren großen Augen, in denen bereits die ersten Tränen glitzerten.

Zorro biss sich auf die Unterlippe, als würde er abwägen, was wohl die beste Lösung für sein Problem war.

Er knurrte frustriert, als sie sich nun auch noch vorbeugte und ihm somit den perfekten Blick auf ihren Ausschnitt ermöglichte. „Bitte Zorro. Es ist mir wirklich wichtig, diesen Kerl zu erledigen. Und ich habe nicht die Kraft nochmal zehn Jahre meines Lebens zu vergeuden um den perfekten Moment abzuwarten.“

Und diesmal war es sogar die Wahrheit. Ihre Energie war erschöpft. Sie wollte endlich leben.

Sie legte ihre Hand auf die seinige, doch er entzog sich ihr. Ein Seufzen kam über seine Lippen und er stand auf. „Na gut. Aber wir arbeiten nach meinen Regeln, hörst du? Glaub ja nicht, dass ich nach deiner Pfeife tanze.“ Er sah sie ernst an, bis sich ein Grinsen auf sein Gesicht schlich, das sie an einen kleinen Jungen erinnerte, der einen schlimmen Streich ausheckte. „Vielleicht könntest du uns wirklich nützlich sein...“

Sie wagte es gar nicht nachzufragen, was er damit genau meinte.

Stattdessen strahlte sie ihm entgegen. „Ich werde Sie nicht enttäuschen, Sir“, sagte sie und salutierte, was ihr wieder ein genervtes Augenverdrehen einbrachte.

Sie hatte es geschafft. Dieser Berg von Mann würde sie dabei unterstützen ihren Traum zu erfüllen. Das erste Mal seit langer Zeit hatte Nami das Gefühl, dass endlich etwas Gutes in ihrem Leben passieren würde.

 

                                                           ° ° ° ° ° °

 

Okay, er hatte nicht nur einen miserablen sondern einen katastrophalen Orientierungssinn!

Jedes Mal wenn sie ihn darauf hinwies, dass er nach rechts abbiegen sollte, tat er genau das Gegenteil. Entweder der Kerl hatte eine Rechts-Links-Schwäche, oder er tat es mit purer Absicht um sie zu ärgern! Und kaum entfernte sie ihre Augen auch nur eine Minute von der Straße, befanden sie sich auf der komplett falschen Route. Wie zum Teufel fand Zorro überhaupt seine Wohnung? Oder lebte er in seinem Auto?

Dem Saustall in diesem Wagen zufolge, wäre dies durchaus möglich. Überall lagen Kleidungsstücke und Pizzakartons. Der Geruch war nur schwer auszuhalten.

„Rechts Zorro! RECHTS!“, schrie sie ihn erneut an, als er wieder nach links abbiegen wollte. Sie hatte ihm doch gerade davor gesagt, dass er bei der nächsten Kreuzung dorthin abbiegen sollte, oder? Was war nur los mit ihm?

Als er dann auch noch auf der falschen Straßenseite fuhr und sich somit als Geisterfahrer probierte, platzte ihr der Kragen. Fluchend griff sie nach dem Lenkrad und steuerte den Wagen wieder auf die richtige Seite und befahl ihm zu bremsen, als sie das Auto auf den Straßenrand gelenkt hatte.

„Steig aus! Ich fahre!“

Zorro riss empört sein Auge auf. „Spinnst du?! Das ist mein Auto!“

„Aber so kommen wir nie an!“

 

Als sie ihre Sachen gepackt hatte, damit sie mit ihrer Mission gleich loslegen konnten, hatte er sie darum gebeten, ihn zu einem Firmengelände außerhalb der Stadt zu lotsen. Dort würde sie diesen Lysop kennenlernen hatte er gemeint. Soweit sie das mitbekommen hatte, war Lysop derjenige gewesen, der sie innerhalb von wenigen Minuten aufgespürt hatte. Er war ein Computergenie und Nami brannte darauf, ihn kennenzulernen.

Bevor Zorro erneut widersprechen konnte, stieg sie aus dem Wagen und öffnete die Fahrertür. Sie packte ihm am Kragen und zog ihn aus seinem Sitz. „Ich fahre!“, herrschte sie ihn an und ließ sich nun auf seinen Platz sinken.

Perplex blickte er ihr entgegen. „Hast du das wirklich gerade gemacht?“

Nami runzelte die Stirn. „Ja, und?“

Er runzelte seine Stirn und knurrte wütend. „Steig sofort wieder aus!“

Lässig lehnte sie sich im Sitz zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Sofort wanderte sein Blick auf ihren Ausschnitt. Grinsend zwinkerte sie ihm zu. „Hier oben sind meine Augen, großer Junge.“

Zähneknirschend richtete er seine Augen auf ihr Gesicht. „Steig sofort aus!“

Nicht auf seine Worte achtend, schloss Nami die Fahrertür und startete den Motor. „Falls du mitwillst, würde ich besser jetzt einsteigen.“

Mit einem letzten lauten Knurren, das Nami erneut eine Gänsehaut bescherte, wandte er sich ab. Laut fluchend ging er um den Wagen herum und setzte sich auf den Beifahrersitz. Stur blickte er aus dem Fenster und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, dass sie losfahren konnte.

Sie widerstand dem Drang, laut los zu lachen, indem sie sich auf die Unterlippe biss.

 

Ohne weitere Worte lenkte sie den Wagen wieder auf die Straße und nach nur wenigen Minuten hatten sie ihr Ziel erreicht. Grinsend sah sie ihn an. „Siehst du? So einfach ist das“, neckte sie ihn und stieg aus dem Auto. Wieder konnte sie nur ein Knurren seinerseits vernehmen. Sollte er doch schmollen.

Sie wartete bis er neben ihr stand und sah sich währenddessen um. Das Firmengelände machte einen ziemlich schäbigen Eindruck auf sie. So, als wäre hier schon jahrelang keiner mehr gewesen. Es standen viele verrostete Wagen herum und zusammen mit den verwelkten Blumen und blattlosen Bäumen machte es einen sehr trostlosen Eindruck auf sie.

„Wo sind wir hier?“, fragte sie ihren Begleiter, doch dieser zuckte nur mit seinen Schultern. „Es ist ziemlich unauffällig, nicht?“

Unauffällig wäre nicht ihre Beschreibung gewesen. Eher gruselig. Es wäre bestimmt der perfekte Schauplatz für einen Horrorfilm.

„Komm“, befahl er und schritt voran. Er ging auf die große Eisentür auf der rechten Seite des Gebäudes zu. Ob das der richtige Eingang war? Immerhin hatte sie gerade mit Zorros Orientierungssinn Bekanntschaft gemacht. Es wäre also keine Überraschung für sie, wenn der Eingang auf der anderen Seite der richtige war.

Sie verkniff sich einen Kommentar dazu, als er die Tür aufstieß und die gähnende Leere einer riesigen Fabrikhalle sie begrüßte. Doch er ließ sich davon nicht beirren, sondern steuerte den ramponierten Aufzug an. Nachdenklich folgte sie ihm. Sie wollten doch nicht tatsächlich mit diesem Teil fahren, oder? Die Türen waren verbeulte und als Zorro auf den Knopf drückte, knarrte es gefährlich laut.

Langsam und mit großem Lärm öffnete der Aufzug seine Fronten und Zorro trat hinein. Mit kleinen Schritten folgte sie ihm, sehr darauf bedacht ihre Fußsohlen vorsichtig auf den Boden des Aufzuges zu legen. Zorro beobachtete dies stirnrunzelt. „Was machst du da? Bist du eine Indianerin?“

Nami seufzte erleichtert auf als sie neben Zorro stand. „Nein. Aber ich fürchte um mein Leben wenn ich nur eine unvorsichtige Bewegung mache. Dieses Teil sollte wirklich mal saniert werden.“

Zorro schmunzelte und die Türen schlossen sich. Als Zorro auf den Knopf, der zum dritten Stock führte, drückte, öffnete sich eine kleine Luke auf der rechten Seite des Fahrstuhls. Eine kleine Kamera mit einem Fingerabdruckscanner fuhr heraus und Zorro beugte sich vor, damit er seinen rechten Daumen darauf legen konnte. Seine Mundwinkel zuckten als er in die Kamera starrte. Fasziniert beobachtete Nami, wie ein grünes Licht aufleuchtete und die Kamera wieder in ihrem Loch verschwand und der Aufzug sich in Bewegung setzte.

„Willkommen Mr. Lorenor“, wurden sie von einer freundlichen Computerstimme begrüßt.

„Wow“, meinte Nami anerkennend. Sie wollte es nicht zugeben aber sie stand total auf diese High-Tech Sachen.

Als der Fahrstuhl anhielt und seine Türen öffnete, war Nami nicht mehr so vorsichtig als sie Zorro auf den leeren Gang hinausfolgte.

Die kahlen Betonwände waren mit Bildern geschmückte, die auf Nami einen ziemlich teuren Eindruck machten. Wenn sie sich nicht täuschte hatte sie eines davon in der Zeitung gesehen. Angeblich wurde es aus dem Kunstmuseum gestohlen. Tja, da war es also hingekommen.

„Lysop steht auf diese Bilder“, war Zorros Erklärung.

Nami nickte und folgte ihm weiter, bis er vor einer weiteren Tür stehen blieb. Er atmete tief durch und öffnete diese.

 

Neugierig lugte sie hinein. Laute Rockmusik begrüßte sie und der Duft nach Pizza erfüllte die Luft, was Namis Magen dazu veranlasste laut nach Essen zu schreien. Schmunzelnd sah Zorro auf sie herab. „Danach sollten wir wohl ein Restaurant aufsuchen.“

Nami nickte zustimmend und trat in die Höhle des Computergenies. Auf dem Boden waren endlos viele Kabel und Nami verhängte sich mit ihren hohen High-Heels mit dem einen oder anderen. Als sie drohte zu fallen, wurde sie von Zorro an der Schulter gepackt. Schwer atmend bedankte sie sich bei ihm. Sie sollte vielmehr darauf achten, wo sie hinlief.

Gespannt sah sie sich weiter in dem Raum um. Überall standen Computer, die teilweise Landkarten anzeigten, auf denen ein roter Punkt blinkte. Die Punkte bewegten sich ständig, also signalisierten sie vermutlich eine Person, die Lysop aufgespürt hatte.

Auf den Bildschirmen zu ihrer rechten konnte sie zahlreiche Bilder von Überwachungskameras ausmachen.

Und inmitten von diesem Computerchaos saß ein schmächtiger, junger Mann mit einer ziemlich langen Nase. Er gestikulierte wild mit den Händen und rollte mit seinem Bürostuhl zwischen den vielen Bildschirmen hin und her.

„Verflucht Ruffy! Ich werde dir bestimmt nicht den Weg zur nächsten Burger Bude sagen! Du hast immerhin einen Job zu erledigen! Dein Ziel fährt mit der Straßenbahn Richtung Riverstreet. Du solltest dich besser darum kümmern!“, keifte er in sein Headset und fuhr sich durch seine lockigen schwarzen Haare. „Du machst deinen Job und danach sag ich dir, wo du das beste Restaurant der Stadt findest, okay?“

Und mit diesen Worten richtete er seine Aufmerksamkeit schließlich auf die beiden Neuankömmlinge. Es freute ihn sichtlich, Zorro zu sehen, doch Nami betrachtete er eher stirnrunzelnd. „Wer ist sie?“

„Sie arbeitet mit mir“, erklärte Zorro und Lysop sah sich Nami nun genauer an.

Seine Augen wurden größer. „Ist sie nicht die Kleine, die du hättest umbringen sollen?“

Nami sah Zorro unsicher an. Er hätte sie also doch umbringen sollen, hatte sich aber dagegen entschieden. Warum?

Zorro antwortete ihm nicht, sondern lenkte die Aufmerksamkeit auf den Mann, mit dem Lysop gerade gesprochen hatte. „Ruffy hat einen neuen Auftrag? Wer ist es?“

Der Technikfreak löste seinen Blick von Nami und widmete sich wieder seinen Computern. „Dieser Flamingo Kerl. Du weißt schon, der korrupte Polizist.“

Zorro nickte. „Endlich ist der an der Reihe.“

Nami schluckte schwer. Die beiden schienen wirklich abgebrüht zu sein wenn es darum ging einem Menschen das Leben zu nehmen.

Lysop wandte seinen Blick wieder auf Nami. „Was wollt ihr von mir?“

„Du musst einen Kerl ausfindig machen. Die Informationen, die ich habe, solltest du ebenfalls erhalten haben.“

Die Langnase seufzte. „Der Kerl ist ein Mysterium. Es wird nicht so einfach werden.“

„Ich weiß. Aber du bist der Beste in dem was du tust.“

Erfreut über das Kompliment grinste Lysop. „Ich weiß. Immerhin bin ich Lysop das Genie! Jeder einzelne von euch Jungs wäre ohne mich aufgeschmissen!“

Zorro murrte genervt. „Jaja, ist schon gut. Also, wirst du uns helfen?“

„Natürlich werde ich das“, erwiderte Lysop und wollte sich schon an die Arbeit machen, als Zorro ihn aufhielt. „Nicht hier. Wir treffen uns mit den Jungs bei der Villa.“

„Wie bitte?“

„Wir brauchen Verstärkung. Du weißt, er arbeitet nicht alleine. Dahinter steckt viel mehr. Wir brauchen die Hilfe der anderen.“

Nami sah Zorro neugierig an. „Was meinst du damit?“

Ernst blickte er ihr in die Augen. „Laut meinen Informanten arbeitet er mit Sir Crocodile. Und Croco hat eine Horde von Profikillern, die uns in die Quere kommen könnten. Wir sollten zuerst ihn ausschalten.“

Shakedown.

Fourth. Shakedown.

 

„Wie bitte? Crocodile? Mit dem leg ich mich bestimmt nicht an!“, schrie Lysop hysterisch und tippte wild auf seiner Tastatur herum. „Soll ich dir zeigen, wen dieser Typ schon alles erledigt hat? Vielleicht wirst du dann deine Meinung ändern ...“

„Er ist die einzige Möglichkeit, wie wir an unser eigentliches Ziel herankommen.“

Nami hörte den beiden nur halb zu. Mr. Crocodile? Sie hatte schon viele Dinge, schreckliche Dinge, über diesen Mann gehört. Es wäre keine Überraschung wenn Er wirklich mit Crocodile zusammenarbeiten würde.

Frustriert fuhr sie sich durch ihre Haare. Zorro wollte sich wirklich mit diesem Monster anlegen? Aus den Augenwinkeln betrachtete sie ihn. Der starke Körper, der zuversichtliche Blick und dieses selbstsichere Grinsen, als würde er Crocodile mit links umlegen. Wie konnte er sich so sicher sein?

„Zorro, du bist verrückt! Ich mach mir in die Hosen bei dem Gedanken Crocodile aufzuspüren. Da arbeitet dieser Kerl für ihn. Man nennt ihn nur Mr. Three. Der ist ein Genie, er könnte sich mit Leichtigkeit ins System des FBI hacken.“

Zorro zuckte mit seinen Schultern. „Das hast du doch auch schon gemacht.“

Lysop seufzte. „Aber ich habe dafür Stunden gebraucht. Dieser Kerl schafft es in wenigen Minuten!“

„Du bist besser, Lysop! Diesen Kerl schlägst du mit Leichtigkeit.“

Die Langnase schüttelte nur seinen Kopf. „Du spinnst. Aber ich werde euch natürlich unterstützen. Aber nur von der Ferne. Ich will keinem von diesen gruseligen Typen zu nahe kommen“, willigte Lysop ein und fing bereits an, seine Sachen zu packen. Immer wieder meckerte er dabei, wie sehr sie sich doch in Gefahr begaben und er sich am liebsten auf einer einsamen Insel verstecken würde.

Nami setzte sich niedergeschlagen auf einen der Stühle in der hinteren Ecke. „Crocodile? Bist du dir wirklich sicher Zorro?“

Er nickte nur. „Es sollte kein Problem für uns sein.“

Unglaublich. Er hatte nicht den geringsten Zweifel. „Wer sind diese Jungs, mit denen du arbeitest?“

„Meine Freunde. Du wirst sie morgen kennenlernen. Vertrau mir, sie sind die Besten.“

Nicht weniger beruhigt, nickte Nami schließlich. Sie würde sich diese Jungs genauer ansehen und dann entscheiden, ob sie wirklich bei diesem Plan dabei sein würde. Crocodile war ein angsteinflößender Mann. Allein der Gedanke daran, es mit ihm aufzunehmen, ließ ihre Finger zittern und ihre Atmung schneller gehen.

„Hey! Kann mir hier mal jemand helfen? Die Teile sind sauschwer!“, quengelte Lysop und riss Nami somit aus ihren trübseligen Gedanken.

Schwer atmend versuchte er einen schweren, großen Koffer zu heben, den er gerade mit seinem Technikzeug vollgestopft hatte. Zorro beobachtete ihn gelangweilt. „Eine Möglichkeit mehr um zu beweisen, wie stark und mutig du bist“, meinte er und rührte keinen Finger um seinen Freund zu helfen. Stattdessen schlich sich ein gemeines Grinsen auf seine Lippen.

„Willst du mich verarschen?! Hilf mir gefälligst anstatt so blöd zu grinsen!“

Doch Zorro bewegte sich immer noch keinen Zentimeter, bis Nami ihn schließlich mahnend anblickte. „Könntest du bitte deinen Arsch bewegen und ihm helfen? Sonst kommen wir hier nie weg!“

Mit großen Augen blickte er auf sie herab, verschränkte die Arme vor seiner stählernen Burst. „Warum hilfst du ihm nicht selbst?“, fragte er und seine Augen blitzten sie dabei herausfordernd an.

Stur erwiderte sie seinen Blick. Auf keinen Fall würde sie zuerst nachgeben!

Doch ihr „Duell“ wurde von einem Räuspern unterbrochen. „Ich störe ja nur ungern dieses seltsame Starren von euch beiden, aber ich brauch hier wirklich Hilfe. Und wenn ihr bis heute Abend bei der Villa sein wollt, schlag ich vor, dass ihr mir einfach beide helfen werdet, okay?“

Knurrend starrte Zorro auf Lysop und Nami atmete erleichtert aus. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie seinem Blick noch standgehalten hätte. Vor allem weil sein gesundes Auge des Öfteren über ihren Körper lang gefahren war und ihr somit angenehme Schauer beschert hatte.

 

Lysop belud Zorro mit mehreren Koffern, bis man beinahe nichts mehr von dem Grünhaarigen sehen konnte, außer sein Gesicht, das zwischen den Koffern hervorlugte.

Zufrieden betrachtete Lysop sein Werk und schnappte sich seinen Rucksack, den er selbst tragen würde und reichte Nami einen Aktenkoffer.

Mit großen Augen sah Zorro die beiden an. „Ist das alles, was ihr beiden tragen werdet?“

Die beiden grinsten ihm triumphierend entgegen. „Stört dich das etwa?“, fragte Lysop unschuldig nach, als er aus der Tür ging.

Nami wartete, bis Zorro die vielen Koffer durch die Tür balanciert hatte und folgte ihm dann. Sie fand es beeindruckend, wie viel Kraft er besaß. Vermutlich kam er nicht mal ins Schwitzen, wenn er so viele schwere Koffer trug. Vielleicht hatte sie sogar ein schlechtes Gewissen, wenn sie ihn so ansah. Aber nur ein kleines bisschen. Immerhin hatte er sich nicht beschwert, während Lysop immer mehr auf seine Arme geladen hatte.

„Anstatt auf meinen Hintern zu starren könntest du mir die Tür öffnen“, rief er ihr plötzlich zu und Nami fühlte sich ertappt, weil sie in diesem Moment wirklich gerade seinen Hintern betrachtet hatte. Und dieser gefiel ihr durchaus.

Mit roten Wangen lief sie ohne Worte an ihm vorbei und öffnete die schwere Eisentür, durch die Lysop bereits geflüchtet war. Vermutlich fürchtete er Zorros Prügel für seine Darstellung als Packesel.

Lysop wartete bereits bei einem Lieferwagen auf die beiden. Er war groß und schwarz, glänzte als käme der Wagen frisch aus der Reinigung. Die Scheiben waren verdunkelt und Nami konnte nicht mal die Vordersitze ausmachen. War das denn erlaubt? Kurz stutzte sie. Sie fragte sich wirklich gerade, ob verdunkelte Scheiben im vorderen Bereich des Autos legal waren, obwohl sie Geschäfte mit Auftragskillern machte und schon ihr ganzes Leben einem Mann hinterherjagte um ihn zu töten. Dies machte ihr seltsamerweise überhaupt nichts aus.

Lysop öffnete die Hecktür und Nami erhaschte einen Blick auf das Innenleben des Lieferwagens. Es sah aus, wie ein kleines Büro. Zwei Bildschirme samt Computerausstattung warteten nur darauf, dass Lysop ihnen Leben einhauchte. Auf einem Tisch daneben lagen Straßenkarten und Fotos von Menschen, die Nami nicht kannte. Waren sie noch am Leben? Vermutlich nicht, wenn sie sich wieder zurückerinnerte, mit wem sie es hier gerade zu tun hatte. Sie konnte auch ein kleines Sofa ausmachen. Es wirkte wirklich gemütlich. Wie eine kleine Höhle für einen Super-Nerd.

Vorsichtig sah Lysop Zorro an, als er langsam einen Koffer nach dem anderen nahm und in dem Wagen verstaute.

Als Zorro von der schweren Last befreit war, ging er ohne ein weiteres Wort auf die Fahrertür zu.

„Warte mal! Was machst du da?!“, schrie Lysop ihn verzweifelt nach und hielt ihn somit auf.

„Ich fahre“, war Zorros einzige Antwort und er warf Nami einen mahnenden Blick zu, als diese ihren Mund öffnen wollte. Schmunzelnd schloss sie ihn wieder und wartete auf Lysops Reaktion.

„Ich glaube, ich habe den Großen heute schon einmal auf 180 gebracht. Ich denke, du solltest das übernehmen“, sagte dieser schlicht und verkroch sich in seiner Nerd-Höhle.

„Warte mal! Was soll das heißen? Du bist schließlich sein Kumpel. Auf dich wird er schon hören. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob er mir den Hals umdrehen wird, wenn ich ihn schon wieder auf den Beifahrersitz verfrachte“, entgegnete Nami nachdenklich.

„Schon wieder?“, hakte Lysop nach und runzelte die Stirn dabei. „Du hast ihn dorthin verfrachtet?“

„Naja ... Längere Geschichte ... Mir ist eben der Geduldsfaden gerissen.“

Lysop machte große Augen. „Und du lebst noch? Man ... Zorro muss ja einiges mit dir vorhaben, wenn er dich nach dieser Aktion immer noch nicht umgelegt hat.“

„Was meinst du damit?“

Die Langnase öffnete gerade seinen Mund, als er von Zorro unterbrochen wurde: „Hey! Tut mir Leid wenn ich euren Kaffeeklatsch unterbreche, aber wir müssen los!“

Seufzend blickte Nami auf den Boden. Wenn er wirklich noch was mit ihr vorhatte, könnte sie ihn doch erneut zurecht weisen, ohne, dass er ihr an die Kehle sprang, oder?

Räuspernd ging sie auf die Fahrertür zu und öffnete sie etwas vorsichtiger als das letzte Mal.

Zorro verschränkte die Arme. „Du willst das nochmal abziehen? Dein Ernst?“

Nami grinste und beugte sich zu ihm runter. „Tut mir Leid, mein Großer. Ich weiß, es verletzt deine Männlichkeit oder so, wenn du dich von einer Frau herumfahren lassen musst. Aber wir haben nicht die Zeit, um den ganzen Tag in der Stadt herumzuirren. Ich erzähle auch jedem, dass du gefahren bist, okay?“ Sie hatte extra ruhig gesprochen, so als würde sie mit einem Kleinkind reden. Und vermutlich wurde Zorro durch das nur noch wütender. Aber sie hatte einfach nicht widerstehen können.

Er presste die Lippen aufeinander und Nami konnte ein Knurren tief aus seiner Brust vernehmen. Sein Blick glitt über sie und er leckte sich schnell über die Unterlippe. „Pass bloß auf, Kleine“, war das einzige was er sagte, bevor er sich an ihr vorbei zwängte. Dabei strichen ihre Brüste über seinen stählernen Oberkörper. Wie auf Kommando legte sich eine Gänsehaut über ihren Körper. Zorro beobachtete dies grinsend. Er wusste nur zu gut, was in der jungen Frau vorging. Wieder musterte er sie von oben bis unten und biss sich dabei auf die Unterlippe. Bevor Nami jedoch auch nur auf das Geschehene reagieren konnte, wandte er sich ab und ließ sich auf den Beifahrersitz plumpsen. Nami atmete tief durch bevor sie sich auch setzte. Seine Geste hatte sie in eine Art Starre fallen lassen, was gar nicht gut war. Diese seltsame Spannung zwischen ihnen wurde immer bedrohlicher. Aber auch aufregender.

Sie spürte seinen Blick auf sich, als sie den Motor startete, blickte jedoch stur geradeaus.

Lysop lehnte sich ein Stück weit vor, soweit es eben das Gitter zwischen Vordersitzen und der Nerd-Höhle zuließ. „Seit mir nicht böse, aber ... zwischen euch zwei liegt eine gefährliche, sexuelle Spannung, die mich bei meiner Arbeit stört. Immerhin muss ich die ganze Zeit Angst haben, dass ihr übereinander herfallt. Sei es um den anderen zu töten oder wie ein wildes Tier die Kleider vom Leib zu reißen. Oder beides auf einmal. Jedenfalls würde ich es sehr begrüßen, wenn ihr aufhört euch diese eindeutigen Blicke zuzuwerfen, denn ich fühle mich dadurch wirklich gestört“, sprach er und ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen. Triumphierend grinste er, als Nami ihm einen tödlichen Blick zuwarf. Sein Grinsen verging ihm erst, als Zorro einen Blick nach hinten warf. Nami konnte nicht ausmachen, wie tödlich dieser war, aber nach Lysops Gesichtsausdruck war der Blick geradezu mörderisch.

Und was meinte er überhaupt mit sexueller Spannung? Bei diesem Gedanken runzelte sie die Stirn. Auf keinen Fall! Zorro sah zwar gut aus und seine Muskeln, die sich unter seiner Kleidung abzeichnete, würden sich bestimmt nur zu gut unter ihren Händen anfühlen, und dann war da noch dieses sexy Knurren ... HALT! Ermahnend biss sie sich in die Unterlippe. Sie hätte wirklich mehr auf ihr Sexualleben achten müssen in letzter Zeit. Wie lange war das letzte Mal her? Ein Jahr? Kein Wunder, dass sie sich geradezu nach seinen Muskeln verzehrte. Obwohl sie ihn nicht mal zwei Tage kannte!

Kopfschüttelnd startete sie den Motor und warf einen Blick auf die Karte, die Lysop ihr zuvor gereicht hatte. Schnell speicherte sie die Route in ihrem Kopf und fuhr davon...

 

° ° ° ° ° ° ° °

 

„Wo zum Teufel befindet sich denn diese Villa?“, fragte Nami vorsichtig nach und begutachtete ihre Umgebung. Sie waren von riesigen Bäumen und blickdichten Büschen umzingelt. Als sie nach oben sah, konnte sie nur schwer den Himmel ausfindig machen da die Äste so verzweigt waren. Der Boden unter ihr war mit weichem Moos bedeckt, dass nach frischem Regen roch. Wenige Meter zu ihrer Linken konnte sie einen großen See ausmachen, der die Bäume wiederspiegelte.

„Ich verspreche dir, du wirst aus dem Staunen nicht mehr rauskommen“, war Lysops Antwort. Lächelnd lud er erneut die schweren Koffer auf Zorros Arme, der wieder nur missmutig dreinschaute. Nami erhielt wie vorhin den Aktenkoffer und Lysop schulterte seinen Rucksack. Den Lieferwagen hatten sie in eine kleine Höhle geparkt, die keinem Menschen auffallen würde, solange er nicht danach suchte.

Immer noch fasziniert von der schönen Umgebung folgte sie den beiden Männern. Wohlbedacht nicht auf einer der vielen Wurzeln auszurutschen. Die Fahrt hierhin dauerte ca. drei Stunden und Nami war mittlerweile fix und fertig.

Der schmale Pfad war eine erneute Herausforderung an diesem anstrengenden Tag.

Doch nach ca. 15 Minuten hatten sie wohl das Ziel erreicht, denn dann konnte sie inmitten von diesen riesigen Bäumen ein Haus ausmachen. Oder besser gesagt, Villa. So gut dieses Bauwerk auch versteckt war, auffällig war sie allemal. Vielleicht nicht gerade der beste Unterschlupf um gefährliche Typen zu jagen. Um die Villa erstreckte sich ein riesiger Garten, sogar einen Springbrunnen und einen kleinen Teich konnte sie erkennen. Direkt neben dem Eingang stand eine Statue in Form eines Elches, der sehnsüchtig in den Himmel blickte.

Lysop ging zielstrebig auf die Tür zu und klopfte genau vier Mal und nach einer kurzen Pause noch zwei Mal.

Und nach wenigen Sekunden wurde die massive Holztür mit einem lauten Quietschen geöffnet. Nami konnte nicht verhindern, dass sie ein wenig näher an Zorro heranrückte, der dies schmunzelnd betrachtete.

Vor ihnen stand ein großer Mann mit breiten Schultern. Seine Augen betrachteten jeden der dreien ausgiebig. Den Mund hatte er zu einem schmalen Strich verzogen und die Hände hatte er hinter seinem Rücken verschränkt. Doch am auffälligsten waren seine Haare. Eine dicke Lockenpracht fiel bis auf seine Schultern. Irgendwie erinnerte Nami es an die Frisur von alten Königen, deren Bilder man in den Geschichtsbüchern fand.

Seine Augen blieben auf Nami hängen und er räusperte sich laut. Lysop warf ihr einen kurzen Blick zu. „Keine Sorge, Igaram. Die Kleine ist sauber.“

Schon wieder dieses Wort. Kleine. Warum musste sie jeder so nennen?

Mit einem erneuten Blick öffnete Igaram die Tür noch weiter, und ging einen Schritt auf die Seite. Schweigend beobachtete er, wie sie die ganzen Koffer in die Villa luden.

 

Neugierig sah sich die junge Frau um. Sie standen in einer riesigen Eingangshalle. Ihre kleine Wohnung hätte hier mindestens zweimal Platz. Der Boden war aus Marmor, der so sehr glänzte, dass sie beinahe versucht war ihre Schuhe auszuziehen. Die großen Fenster waren von schweren Vorhängen mit beigen Stoff bestückt.

Auch hier konnte sie verschiedene Statuen ausmachen. Eine Ente, ein Reh und eine Frau, die die Hände vor den Mund gelegt hatte und an deren Wange dicke Tränen abgebildet waren. Keine Ahnung wieso, aber Nami ergriff tiefe Traurigkeit als sie diese Statue genauer betrachtete. Der Blick dieser Frau war so verzweifelt. So verletzlich.

„Lysop! Zorro!“ Erschrocken, da sie so brutal aus ihren Gedanken gerissen wurde, blickte Nami sich um. Ein Junge mit breitem Grinsen in Gesicht kam auf sie zugelaufen. Kurz bevor er sie erreicht hatte sprach er in die Luft und hängte sich mit seinen Armen um Zorros Hals, der dies mit einem lauten Knurren kommentierte.

Nami legte die Hand vor dem Mund, um ihr breites Grinsen zu verbergen. Dieser Gesichtsausdruck war wirklich Goldwert. Murrend versuchte Zorro mit aller Kraft die Klette loszuwerden. Doch als er dies nicht schaffte, versuchte er es auf die harte Methode und verpasste dem Schwarzhaarigem einen Kinnhacken.

Mit lautem Lachen landete dieser auf dem Boden. Keine Ahnung was mit dem los war, aber nach einem Kinnhacken Zorro würde normal jedem das Lachen vergehen. Oder nicht? Nami runzelte die Stirn, als sein Grinsen immer breiter wurde. War der auf Drogen?

„Man hab ich euch vermisst!“, sagte er und stand auf. „Es wartet ein riesiges Buffet auf uns! Wir warten nur noch auf euch!“

„Wie immer denkst du nur ans Essen, Ruffy“, meinte Lysop seufzend.

Ruffy? Hatte Lysop nicht mit einem Ruffy telefoniert, als sie zu ihm gestoßen waren? Der, der unbedingt den Weg zur nächsten Burger Bude haben wollte, anstatt sich auf sein Ziel zu konzentrieren.

Konnte es sein, dass dieser grinsende und lachende Idiot auch ein Auftragskiller war? Unglaublich.

Neugierig begutachtete sie ihn weiter. Er trug ein rotes Shirt, auf dem ein grinsender Smiley abgebildet war und dunkelblaue Shorts, die ihm knapp über die Knie reichten. Die strubbeligen, schwarzen Haare standen wild von seinem Kopf ab und unter seinem linken Auge konnte sie eine feine Narbe ausmachen.

Als er dann Nami entdeckte kam er schnurstracks auf sie zu. „Du musst die Neue sein! Ich hoffe du hast Hunger!“

Die Neue? Sie konnte sich nicht erinnern dem Club der Auftragskiller beigetreten zu sein.

Ihr verwirrter Blick traf auf Zorro, doch der zuckte nur mit seinen Schultern. „Ruffy sieht jeden als Freund an. Wunder dich nicht, wenn du bald Mitglied unserer kleinen Truppe bist.“

„Wir haben unseren Freunden deinen Lebenslauf zukommen lassen“, meldete sich Lysop zu Wort.

„Meinen Lebenslauf?“

Lysop unterdrückte ein Lächeln. „Du hast es hier mit Profis zu tun. Glaubst du, wir lassen eine Wildfremde in unseren Unterschlupf ohne bestens über sie Bescheid zu wissen?“

Nein, vermutlich nicht. Darauf hätte sie auch selbst kommen können. Aber es interessierte sie nun brennend, was denn in diesem Lebenslauf drinnen stand.

 

Noch bevor sie fragen konnte, wurde sie von Ruffy an der Schulter gepackt und in Richtung Treppe geschleift, die sich vor ihnen erstreckte. Sie hatte Mühe, um überhaupt Schritt zu halten. Ohne die Möglichkeit die hübsche Einrichtung zu bewundern, zog Ruffy sie in den nächstbesten Raum, der sich als Speisezimmer entpuppte.

An dem Tisch warteten bereits zwei andere Männer, die sie neugierig musterten. Zwei gutaussehende Männer. Stand in der Jobbeschreibung eines Auftragskillers, dass er gut aussehen musste?

Beide hatten, wie Ruffy, schwarze Haare. Der eine grinste breit, wogegen der andere genauso missmutig dreinschaute wie Zorro.

Der freundlichere der beiden erhob sich von seinem Stuhl und reichte Nami die Hand. Sofort erwiderte sie die Geste. „Ich bin Ace. Freut mich, dich kennenzulernen.“

Lächelnd nickte sie. „Ich bin Nami. Die Freude ist ganz meinerseits.“

Um seine Nase konnte sie zahlreiche Sommersprossen ausmachen und seine blauen Augen blitzten ihr frech entgegen. Mit dem Finger deutete er auf den anderen. „Das ist Law. Ignorier seine schlechte Laune einfach.“

Sie warf Law auch ein Lächeln zu, das jedoch lediglich mit einem gelangweilten Blick erwidert wurde. Okay, er war definitiv nicht der freundlichste.

 

Gehorsam setzte sie sich auf den Platz, den Ace ihr zugewiesen hatte. Zu ihrem Entsetzen direkt neben Law. Auf seinen Fingern konnte sie die Buchstaben Death erkennen. Interessant.

Als Lysop und Zorro auch endlich zu ihnen stießen, hoffte Nami inständig, einer der beiden würde sich neben sie setzen. Beinahe flehend sah sie Zorro in die Augen, der dies mit einem Schmunzeln quittierte. Er erfüllte ihren Wunsch, indem er sich seufzend neben sie fallen ließ.

Ruffy fiel über das Buffet her, das am anderen Ende des Raumes aufgebaut war. Allein der Geruch ließ Nami das Wasser im Mund zusammenlaufen. Sie hatte wirklich entsetzlichen Hunger.

„Wir sollten keine Zeit verlieren. Was ist der Plan?“, warf Law in den Raum und betrachtete jeden einzelnen mit seinen gelangweilten Augen.

Nami schmollte vor sich hin. Dann musste das Essen eben noch warten. Sie zuckte zusammen, als Zorro ihr eine Hand auf die Schulter legte. „Keine Sorge. Es wird nicht lange dauern.“

„Plan? Wir haben noch keinen Plan, oder?“, fragte Lysop. „Ich hatte noch keine Zeit rauszufinden, wo Croco sich überhaupt aufhält!“

Ein Grinsen schlich sich auf Laws Gesicht. „Du bist nicht der einzige, der mit Computern umgehen kann.“

Die Langnase runzelte die Stirn. „Du weißt wo er ist?“

Law seufzte. „Ich bin mir nicht sicher. Aber eine sichere Quelle weiß zumindest, wo er sein könnte.“

„Könnte? Er könnte überall sein! Willst du anfangen jeden einzelnen Fleck dieser Erde aufzusuchen nur weil er dort sein könnte?“, mischte sich nun auch Ace ein.

„Nein. Aber ich weiß von seinen anderen Tätigkeiten. Er betreibt einen Laden.“

„Einen Laden?“, fragte Lysop neugierig. „Verkauft er jetzt Lebensmittel, oder was?“

Law lächelte. „Oh nein. Ich meine eine andere Art von Laden.“ Und mit dieser Aussage wanderten seine Augen zu Nami. Kalt musterte er sie von oben bis unten, bis sich ein hämisches Grinsen auf seine Lippen legte.

 

„Und da kommt unsere Hübsche hier ins Spiel.“

Showgirl.

Fifth. Showgirl.

 

„I-Ich?“, fragte Nami irritiert nach. Was hatte sie denn jetzt damit zu tun? Ihr war noch nicht mal der Gedanke geheuer, dass sie jetzt auch noch Mr. Crocodile auf dem Schirm hatten und jetzt kam sie ins Spiel?!

Law nickte, als sie ihm einen panischen Blick zuwarf. Was hatte das alles zu bedeuten?

Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie Zorro sich mit der Hand durch sein Haar fuhr und dabei seufzte.

Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Was hatte er nochmal gesagt, als er ihrem Deal zugestimmt hatte?

 

„Du könntest uns wirklich nützlich sein.“

 

Und Lysop hatte heute fast genau dasselbe gesagt.

 

„Zorro muss ja einiges mit dir vorhaben.“

 

Okay, sie wusste, dass Zorro irgendetwas geplant hatte. Warum hätte er auch sonst dem Deal zustimmen sollen? Aber eigentlich dachte sie, sie hätte mehr Zeit um sich darauf vorzubereiten, was denn nun ihre Aufgabe hier war.

Leise räusperte sie sich. „Also gut. Und inwiefern kann ich euch da nützlich sein?“

Law grinste erneut. „Unser liebes Krokodil betreibt einen Stripschuppen. Übermorgen geht’s los.“

Entsetzt riss sie die Augen auf.

What the fuck?!

 

° ° ° ° ° °

 

Zwei Tage später...

„Das ziehe ich bestimmt nicht an.“

Lysop ließ entmutigt die Schultern sacken. „Komm schon, Nami. Es ist doch nur für einen Abend. Du spielst eine Rolle.“

Nami schnaubte. „Ich spiele eine Stripperin.“

Die Langnase räusperte sich. „Denk nicht sowas schlechtes ... Ich würde eher Showgirl dazu sagen.“

Sie betrachtete die Kleidung, oder besser gesagt: Die Stofffetzen, die irgendein verrückter Designer zusammengenäht hatte und es dann Kleidung nannte.

„Da ist wirklich nur das Nötigste verdeckt. Ich hab kein Problem mit meinem Körper, aber deswegen muss ich doch nicht gleich jedem zeigen was ich habe“, nörgelte sie weiter, doch wusste sie bereits, dass die Situation aussichtslos war. Wenn sie wollte, dass die Jungs ihr halfen musste sie zuerst ihnen helfen. Auch wenn diese Hilfe daraus bestand sich in einen Hauch von nichts zu werfen.

Sie atmete tief durch als sie einen erneuten Blick auf das Kleidchen warf.

Der Stoff bestand aus blutroter Seide. Auf beiden Seiten war jeweils ein großer Schlitz. Die Öffnungen waren mit einem dünnen Seidenband in einem Karomuster zusammengebunden. Ihr Kopf schmerzte bei dem Gedanken daran, dass ihre Brustwarzen jeden Moment hervorblitzen könnten. Das Kleid war so kurz, dass es knapp über ihren Po reichen würde. Und der Ausschnitt? Naja. Wenigstens reichte er nicht bis zu ihrem Bauchnabel.

Erneutes Seufzen. Na gut. Sie würde jetzt nicht nachgeben! Was konnte denn schon schief gehen?

 

„Oh Gott. Ich glaub ich brauch eine kalte Dusche“, sagte Ace und betrachtete Nami. Die fünf Jungs standen vor ihr und begutachteten sie von oben bis unten.

„Sie ist rattenscharf!“, schwärmte Ace weiter.

„Schon gut, wir habens kapiert“, entgegnete Lysop ein wenig gereizt.

„Nein, warte! Sie ist bombenscharf!“

Lysop und Nami rollten gleichzeitig mit den Augen.

„Oder noch besser! Granatenscharf!“

Law versetzte Ace, der beinahe in Flammen stand, einen Seitenhieb mit dem Ellbogen. „Komm mal wieder runter.“

„Ich kann nicht! Ich kann nicht mal mehr blinzeln, so sehr genieße ich ihren Anblick!“

„Halt endlich deine Klappe!“, schimpfte Law nun etwas lauter und Ace verschloss seine Lippen prompt. Seine Augen wanderten jedoch unaufhörlich an dem Körper der jungen Frau entlang.

Nervös zupfte Nami an dem Kleid herum. „Also gut. Welche Informationen soll ich herausfinden?“

Lysop zuckte mit den Schultern. „Am wichtigsten wäre der aktuelle Aufenthalt von Crocodile. Oder zumindest, wann er das nächste Mal in der Stadt sein wird.“

Nami atmete tief durch. Das war doch machbar, oder? Nur ein wenig mit den Leuten tratschen. Kein Problem.

„Da Crocodile die Gesichter von Zorro und mir kennt, werden Ruffy und Ace dich begleiten. Über dieses kleine Ding, bist du ständig mit uns in Kontakt“, erklärte Law und ging auf sie zu. Auf seinem Finger war ein klitzekleiner Chip, den er ihr dann grob ins Ohr steckte. „Das Mikro haben wir bereits in deinem Kleid eingenäht. Sieh zu, dass dich keiner erwischt.“

Gehorsam nickte sie und strich sich kurz über ihr Ohr. Musste der Typ so grob sein?

„Also gut. Dann kanns ja losgehen, oder?“, fragte sie lächelnd und strich sich durch ihre orangen Haare, die Lysop ihr elegant hochgesteckt hatte. Frisör, Modeberater und dazu noch ein Computerfreak. Die Langnase hatte viele versteckte Talente.

Als Namis Blick auf Zorro fiel, stockte ihr kurz der Atem. Er sah sie genauso an, wie Genzo immer ihre Mutter angesehen hatte. Dieser Ausdruck in Gesicht und Augen machten ihr Angst, weil es genau das war, was sie sich immer gewünscht hatte. Schwer schluckend schüttelte sie den Kopf und als sie ihren Blick wieder auf Zorro richtete, war der Ausdruck auch schon wieder verschwunden. Vermutlich hatte sie sich nur geirrt. Warum sollte er sie auch so ansehen? Genzo hatte ihre Mutter abgöttisch geliebt und hätte alles für sie getan. Zorro war für sie noch so gut wie fremd. Sie hatte nun vier Tage mit ihm und den anderen verbracht. Aber viel herausfinden konnte sie über die Jungs nicht.

Dennoch war ihr schon mehrmals aufgefallen, dass Zorro sie so ansah, als sei sie ungemein kostbar. Vermutlich, weil sie ihm in dieser Sache so nützlich war.

Sie unterdrückte die Enttäuschung, die in ihr aufkeimte und grinste breit. Herausfordernd blickte sie die Teufelsbrüder an. „Kann‘s losgehen?“

Sofort waren die beiden Brüder an ihrer Seite und boten ihr beiden den Arm an. Entzückt nahm sie die Geste der beiden an. Gerade als sie mit den Jungs zur Tür hinaus wollte, stellte sich Zorro in ihren Weg. Er machte ein strenges Gesicht als seine Hand sanft Namis Schulter berührte. „Pass gut auf dich auf“, sagte er leise. Nami lächelte schüchtern und ihr wurde warm ums Herz, als sie seinen nervösen Blick bemerkte.

„Ehm ... Zorro? Könnten wir dann bitte vorbei?“, unterbrach Ace die zwei Turteltauben grinsend. „Immerhin haben wir einen Job zu erledigen.“

Zorro warf seinem Kumpel einen finsteren Blick zu und knurrte, als er den Weg frei machte.

Verlegen lächelte sie, als Lysop ihnen die Tür öffnete. Hoffentlich würde ihr das Lachen nicht bald vergehen...

 

° ° ° ° °

 

„Schätzchen! Du siehst bezaubernd aus! Wo hast du dieses Kleid her? Ist das Versace? Der Wahnsinn!“

Etwas überfordert mit der Situation, lächelte Nami einfach und sah sich hilfesuchend um. Der Kerl vor ihr, der ganz bestimmt vom anderen Ufer war, redete aufgeregt auf sie ein. Seine violett geschminkten Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. „Die Männer werden dich lieben! Du wirst uns jede Menge Geld einbringen!“

Ivankov, so hatte er sich vorgestellt, umfasste sacht ihre Oberarme. „Ich weiß, du bist bestimmt nervös. Aber keine Sorge. Anfassen ist in unserem Laden nicht erlaubt. Und wenn es doch einer tut, drück einfach diesen Knopf“, erklärte er und drückte ihr eine Art Pager in die Hand. „Dann kommt dein großer Retter, der übrigens ich bin, und versohlt diesem unartigen Mann den Hintern!“

Als er verzückt lächelte, musste Nami ebenfalls grinsen. Er klang nicht so, als würde ihm das was ausmachen. Ganz im Gegenteil.

„Ivankov! Da bedient sich jemand an unserem Kühlschrank!“, schrie eine der Mädchen hysterisch und zeigte in Richtung der Küche.

Sofort rannte der „Retter“ los und ließ Nami somit alleine stehen. Leise fluchend sah sie sich um. Ivankov war der einzige, der danach aussah als würde er wissen wo sich Crocodile aufhielt.

„Bist du neu hier?“ Erschrocken drehte sich Nami um sich selbst und blickte einer Schwarzhaarigen Schönheit entgegen. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. Ihre Hände hatte sie vor der Brust verschränkt. Die kühlen, blauen Augen musterten Nami genau. Sofort legte sich eine Gänsehaut über ihren Körper. Allein ihr Blick ließ sie erschaudern. „Ich habe dich hier noch nie gesehen“, sprach sie weiter und runzelte ihre Stirn.

„Ja, heute ist mein erster Tag“, antwortete Nami etwas zu hektisch.

Wieder dieser kühle Blick. Hilfesuchend sah sich Nami um. Diese Frau war ihr nicht ganz geheuer.

Ein leises Kichern war von der Schwarzhaarigen zu hören. „Du siehst ziemlich nervös aus“, bemerkte sie und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.

„Ehm ... ja, ich bin eigentlich nicht gut im Tanzen.“

„Das ist seltsam. Eine Stripperin sollte sich gut bewegen können.“

Nami biss sich auf die Unterlippe. „Naja ... Die Jobauswahl war nicht gerade groß.“

Statt zu antworten schmunzelte die geheimnisvolle Frau nur.

„Raus hier!! Was denken Sie sich eigentlich?! Das ist kein Selbstbedienungsladen!“, hörte Nami Ivankov schreien und blickte schnell in Richtung Küche. Sie konnte gerade noch einen schwarzen Haarschopf erkennen, bevor der junge Mann aus dem Backstage Bereich geschmissen wurde. Er hatte verdächtig nach Ruffy ausgesehen.

„So Schätzchen! Du bist an der Reihe“, hörte sie Ivankov direkt neben sich. Energisch schob er Nami vor sich hin, direkt auf einen roten Vorhang zu. Zähneknirschend wehrte sich Nami gegen seinen Griff. „Jetzt schon? Ich dachte, man würde zumindest eine Einschulung oder so bekommen...“ Hilfesuchend sah sie sich nochmal nach der geheimnisvollen Frau um, doch diese war bereits verschwunden. Verwirrt sah sie sich um, doch sie konnte die Frau nirgends mehr entdecken.

„Einschulung? In was? Sexy sein?“ Ivankov runzelte die Stirn, lächelte sie jedoch ermutigend an. „Du bist rattenscharf, Kleines. Du musst vermutlich nur blöd rumstehen, und die Kerle werden dir trotzdem zu Füßen liegen.“

Und mit diesen Worten riss er den Vorhang auf und schubste Nami auf die Bühne.

Stolpernd kam diese zum Stehen und betrachtete mit großen Augen die Menschenmenge vor sich.

„Wooohoo! Zeig was du drunter hast, Süße!“, schrie plötzlich eine allzu bekannte Männerstimme vom Publikum und Nami entdeckte einen breit grinsenden Ace, der wild mit den Händen fuchtelte. „Du bist granatenscharf!“

Nami seufzte frustriert. Wo war sie hier nur gelandet?

 

„Ehm ... was macht sie da? Sollte sie sich nicht irgendwie bewegen?“ Lysop hatte sich in eine der Überwachungskameras gehackt und beobachtete stirnrunzelnd, wie Nami wie erstarrt auf der Bühne stand.

„Sie ist zu nervös! Ich wusste, dass es keine gute Idee war“, seufzte Law und dachte sich womöglich schon einen neuen Plan aus.

Zorro knirschte genervt mit den Zähnen. „Warte doch mal ab!“

 

Tief durchatmend schloss Nami die Augen. Wenn sie die Leute nicht sah, konnten diese sie auch nicht sehen, oder? Das hatte Bellmere zumindest immer gesagt, als sie mit Nami und ihrer Schwester verstecken spielte. Zögerlich begann Nami ihre Hüften kreisen zu lassen. Sie kam sich dabei unglaublich blöd vor. Aber was machte man nicht alles um einen Kerl umzulegen, der einem das Leben zerstört hatte?

Sie versuchte die laute Musik und die gierigen Stimmen der Männer um sich herum auszublenden. Angestrengt konzentrierte sie sich auf Bellmere und ihr Ziel.

 

„Wow! Seht euch das an! Schwing die Hüften, Baby!“, schrie Lysop begeistert und erntete somit zwei genervte Blicke von seinen Kollegen. „Was denn? Sie ist heiß!“

Zorro presste die Lippen aufeinander. Natürlich war sie heiß. Aber deswegen mussten die ganzen Männer doch nicht gleich so durchdrehen, oder? Besorgt blickte er das Video der Überwachungskamera an. Hoffentlich würde alles gut laufen.

 

° ° ° ° °

 

„Püppchen! Du hast uns dreihundert Dollar allein mit deinem Tanz eingebracht. Und das, obwohl du nicht mal gut tanzen kannst. Ich sagte doch, dass du einfach nur blöd rumstehen musst um Geld zu verdienen!“, schrie Ivankov aufgeregt, als es Nami endlich erlaubt war die Bühne zu verlassen.

Sie ignorierte seine kleine Beleidigung wegen ihres Tanzstils und sah sich in der Menschenmenge um. Wo waren Ace und Ruffy?

„Du warst sogar so toll, dass der Boss dich persönlich treffen will!“

Nami hielt in ihrer Bewegung inne. Der Boss? Meinte er damit etwa Crocodile? Mit großen Augen blickte sie zu Ivankov, der breit grinste. „Pass auf, dass Croco-Boy dir nicht die Kleider vom Leib reißt, Schätzchen.“

„Croco-Boy?“

„Na Mr. Crocodile! Sag bloß, du weißt nicht wer der Besitzer dieses Clubs ist.“

Nami atmete tief durch. „Natürlich weiß ich das.“

Ivankov nickte zufrieden. „Mach dich davor noch frisch. Ich hole dich in fünf Minuten ab!“

Hastig lief Nami auf die Toiletten im hinteren Bereich des Clubs zu. Als sie sich vergewissert hatte, dass sie alleine war, seufzte sie erschöpft auf. „Leute, habt ihr das gehört?“, fragte sie ihre unsichtbaren Begleiter und betrachtete dabei ihr Spiegelbild. Mit zittrigen Händen strich sie sich die verirrten Haarsträhnen aus dem Gesicht.

„Ich finde, du solltest von dort verschwinden. Wenn Crocodile dir auf die Schliche kommt, bist du geliefert“, hörte sie die besorgte Stimme von Zorro.

„Auf keinen Fall! Sie zieht das durch! Das war abgemacht!“, keifte Law gleich darauf und Nami schloss genervt die Augen. Ihm konnte es ja egal sein, ob sie drauf ging oder nicht.

„Will hier auch jemand meine Meinung hören?“, fragte Lysop dazwischen, wurde aber sogleich von einem wütenden Knurren der anderen Männer zum Stillschweigen gebracht.

Nami seufzte laut. Sie würde Law und den Jungs endlich beweisen müssen, dass sie nicht nur eine hübsche, zierliche Frau war, sondern auch ordentlich Feuer unterm Hintern hatte.

„Okay, Jungs“, fing Nami an. „Ich werde Crocodile treffen. Aber wenn irgendwas schief geht, holt ihr mich sofort hier raus, verstanden?!“

„Keine Sorge. Loverboy hier würde mit Vergnügen eine Kugel für dich einfangen“, antwortete Law und es war klar, auf welchen seiner Kollegen er anspielte. „Außerdem sind Ace und Ruffy immer in deiner Nähe.“

„Also gut. Wünscht mir Glück.“

„Glück!!“, schrie Lysop und erntete dafür vermutlich eine Kopfnuss, denn gleich darauf war ein lautes „Aua“ zu vernehmen.

 

Als Nami sich wieder unter die Menschenmenge mischen wollte, wurde sie von Ivankov am Handgelenk gepackt. „Da bist du ja! Folge mir!“

Gehorsam und mit wild pochendem Herz folgte Nami ihm. Es fühlte sich an, als würde sie auf direktem Wege ihren Tod ansteuern. Als sie den Raum im oberen Stock erreichten, zitterten ihre Hände wie Espenlaub. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, um wenigstens etwas Kontrolle darüber zu haben. Ivankov warf ihr noch einen letzten aufmunternden Blick zu, bevor er die Tür öffnete. „Keine Sorge, Kleines. Er wird dir schon nicht wehtun.“

Skeptisch lächelte Nami. Vielleicht nicht jetzt, aber sobald er rausfand, weshalb sie eigentlich hier war, würde er ihr ganz bestimmt wehtun.

Luftanhaltend betrat sie den wenig beleuchteten Raum. Auf der linken Seite war eine kleine Bar, auf der sich zwei Mädchen verführerisch räkelten. Zwei muskulöse, glatzköpfige Männer an der Theke beobachteten die beiden dabei gierig. Durch die große Fensterfront, hatte man einen perfekten Blick über den ganzen Club.

In der Mitte des Raumes stand eine großzügige schwarze Ledercouch, auf der sich ein Mann mit zwei weiteren Mädchen räkelte. Der Mann hatte ein weißes Hemd an und um seine Schultern lag ein langer Pelzmantel. In seiner rechten Hand hatte er eine Zigarre und mit der anderen streichelte er einer der Mädchen über den Hintern. Zahlreiche Ringe schmückten seine Finger und das Haar hatte er mit etwas zu viel Haargel nach hinten gekämmt. Das musste also Crocodile sein.

Nami unterdrückte das plötzliche Würgegefühl. Auf keinen Fall würde sie sich von diesem Kerl oder einen der anderen befummeln lassen.

„Oh, wen haben wir denn da?“ Mit großen Augen bewunderte Crocodile Nami und fuhr mit seinem Blick ihren Körper auf und ab. Dabei verweilte er besonders lange an ihren Brüsten, was Nami ein wenig frösteln ließ. Nervös strich sie sich durch die Haare. „Ivankov meinte, Sie wollten mich sprechen?“

Ein dreckiges Grinsen legte sich auf seine Lippen. „Naja, sprechen würde ich nicht gerade sagen.“

Ein lautes Knurren war nun aus dem Chip in ihrem Ohr zu hören und Nami musste sich ein Grinsen verkneifen.

Sie warf Crocodile nur einen bösen Blick zu, was ihn zum Lachen brachte. „Du gefällst mir wirklich, Kleine! Ein Glas Wein?“

Nami verneinte mit einem Kopfschütteln, was er nur mit einem Schulterzucken quittierte. „Na gut, dann nur einen Whiskey für mich!“, brüllte er und sogleich kam eine Kellnerin mit einem Glas Whiskey angerannt um es ihm zu überreichen.

 

Crocodile lehnte sich auf dem Ledersofa zurück und betrachtete Nami aus müden Augen. Die anderen beiden Mädchen schickte er mit einer abwertenden Handbewegung Richtung Bar. Mit einem Nicken bedeutete er ihr, dass sie sich zu ihm setzen sollte.

Tief durchatmend befolgte sie seinen Befehl und ließ sich auf den Platz neben ihm fallen. Sofort strichen seine Finger über ihren Oberschenkel. Zähneknirschend versuchte sie es über sich ergehen zu lassen, aber dann drückte sie seine Hand doch nach wenigen Sekunden bestimmend von sich. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie er die Lippen aufeinander presste und die Stirn runzelte.

Wieder landete seine Hand auf ihrem Körper. Diesmal auf ihren Rücken. „Ich mag es nicht, wenn eine Frau sich mir widersetzt“, sagte er bedrohlich und rückte etwas näher an sie heran. Wütend über sein aufdringliches Verhalten, vergrößerte sie den Abstand zwischen ihnen wieder. „Sie sollten sich besser daran gewöhnen. Ich habe keine Angst vor Ihnen.“

 

„Habt ihr das gehört? Zeig’s ihm!“, feuerte Lysop sie an und strahlte übers ganze Gesicht.

Law nickte anerkennend, runzelte jedoch nachdenklich die Stirn. „Hoffentlich entscheidet er sich nicht spontan dazu ihre Kehle aufschlitzen zu lassen wenn sie sich weiter so benimmt.“

Zorro fuhr sich mit den Händen durch die Haare. „Das wird nicht passieren! Davor jag ich ihm eine Kugel in den Kopf!“

„Woah. Ganz ruhig, Loverboy. Deiner Prinzessin wird schon nichts passieren“, schmunzelte Lysop. „Du stehst ja total auf sie.“

„Blödsinn“, flüsterte Zorro und konzentrierte sich wieder auf den Bildschirm. „Wir haben einen Deal. Das ist alles.“

Lysop konnte sich nur schwer ein Lachen verkneifen. „Du bist ein miserabler Lügner. Das solltest du besser mir überlassen.“

„Seid still!“, schimpfte Law und knackste mit seinen Fingerknöchel. „Crocodile scheint heute sehr gesprächig zu sein.“

 

„Nami ist dein Name, richtig?“, fragte Crocodile, wartete jedoch nicht auf ihre Antwort. „Ich habe einen Geschäftspartner, der wahnsinnig auf Rothaarige steht. Und da ich ihm noch einen Gefallen schulde, könnte ich ihm ein Geschenk machen ...“

„Sie wollen mich an ihren Geschäftspartner verschenken?“, unterbrach Nami ihn empört.

Crocodile knurrte und packte Nami grob an den Haaren, zog ihren Kopf nach hinten. „Ich mag es nicht, wenn man mich unterbricht!“

Als er sie wieder losließ, schnappte Nami laut nach Luft. Hustend strich sie sich über ihr nun zerzaustes Haar. „Sie können ganz schön viele Dinge nicht leiden“, murrte sie und kniff die Augen zusammen, als er wieder näher an sie heran rückte. „Er wird sich wahnsinnig über dich freuen. Ihm gefallen Frauen, die Feuer unterm Hintern haben.“

Gierig trank er das Glas voll Whiskey aus, ließ Nami keinen Moment aus den Augen, und seufzte zufrieden. Crocodile wollte gerade etwas sagen, als ihn ein heftiger Hustenanfall überkam. Röchelnd bat er um ein Glas Wasser, dass ihm einer der Kellnerinnen sofort überreichte. Doch das Husten hörte nicht auf. Immer wieder schüttelte es seinen ganzen Körper durch und seine Augen waren blutrot getränkt. Einer der Männer von der Bar klopfte ihm mit der Hand immer wieder auf den Rücken. Seine Augen waren angstgeweitet. „Das ist nicht normal! Ist hier irgendwo ein Arzt?!“, schrie er durch den ganzen Privatraum. Sofort griff eine der Kellnerinnen nach dem Telefon und wählte den Notruf.

Nami starrte wie gebannt auf das Glas Whiskey, das Crocodile gerade getrunken hatte. War es möglich...?

„Nami! Du musst von dort verschwinden!“, hörte sie plötzlich eine allzu bekannte Stimme. Verwirrt sah sie sich um, doch sie konnte Zorro nicht entdecken. Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Der Chip in ihrem Ohr!

Gehorsam stand Nami hektisch auf. Dabei stolperte sie über einen Arm, der gerade auf einen ihrer Oberschenkel gelandet war. Sie schluckte hart, als sie den nun schlaffen Körper Crocodiles aus den Augenwinkeln bemerkte. Krampfhaft unterdrückte sie einen Schrei, schubste den Arm von sich und versucht den bewusstlosen Mann zu ignorieren. Sie musste hier raus bevor Chaos ausbrach! Irgendjemand hatte Crocodile vergiftet. Aber wer?

„Beeil dich! Am Hinterausgang ist keine Security. Dort kannst du ungesehen verschwinden! Ich werde dort auf dich warten“, hörte sie erneut die Stimme Zorros. Irgendwie beruhigte es sie ein wenig, dass sie nicht völlig alleine in dieser Situation war.

Zielstrebig bahnte Nami sich den Weg zum Ausgang. Als sie die Hintertür öffnen wollte, blickte sie sich nochmal um. Sie kam sich so beobachtet vor.

Als sie ihren Blick über die obere Tribüne gleiten ließ, stockte ihr kurz der Atem. Die geheimnisvolle, dunkelhaarige Frau stand dort und lächelte sie wissend an.

In ihren Händen hielt sie ein kleines Fläschchen mit einem Totenkopf drauf...

Nico Robin.

Sixth. Nico Robin.

 

Als Nami aus der Tür stolperte wurde sie sogleich von zwei starken Armen aufgefangen. Zitternd krallte sie ihre Finger in die schwarze Jacke und sog den bekannten Duft ein. Sofort beruhigte sich ihr Herzschlag ein wenig. Starke Hände legten sich um ihre Körpermitte und pressten sie näher an die muskulöse Brust. „Keine Sorge. Lass uns nach Hause gehen“, flüsterte Zorro an ihr Ohr und Nami sah schmunzelnd zu ihm auf. „Nach Hause? Du meinst euren Unterschlupf mit dem großen Waffenkeller?“

Zorro grinste und öffnete die Tür vom Van, den Law gerade neben ihnen geparkt hatte. Erleichtert stieg Nami ein und ließ sich neben dem Hightech Computersystem von ihrem Lieblingsnerd auf den Boden fallen. Law ordnete sich wieder in den Verkehr ein und warf Nami einen kurzen Blick vom Fahrersitz zu. „Du hast dich gut geschlagen.“

Nami seufzte. „Ja, bis jemand euch zuvor gekommen ist und Crocodile einfach vergiftet hat.“

Zorro fuhr sich durch seine grünen Haare und blickte zu Lysop, der wild mit seinen Fingerspitzen auf die Computertastatur klopfte. „Hast du schon was rausgefunden? Wer war es?“

„Keine Ahnung! Es ist kein Verdächtiger auf den Überwachungskameras zu sehen.“

„Ich weiß es!“, unterbrach Nami die beiden. „Zumindest weiß ich wie diese Frau ausgesehen hat“, fügte sie etwas kleinlaut hinzu. „Sie war so unheimlich.“

„Unheimlich? Wie sah sie aus?“, hakte Lysop interessiert nach und ließ seinen Computer augenblicklich links liegen.

„Naja... Sie hatte dunkle Haare und diese kühlen, blauen Augen. Irgendwie machte sie mir Angst“, beschrieb Nami die Frau und blickte nachdenklich auf den Kabelhaufen vor ihr.

„Kann es sein...?“, überlegte Lysop und sah zu Zorro, der bereits nickte. „Es war Nico Robin.“

 

° ° ° ° °

 

„Nico Robin? Oh man, was wollte die denn da?“ Ace saß völlig fertig am Küchentisch und musterte seine Kollegen. „Die Frau macht mir eine riesen Angst, obwohl sie so unglaublich scharf ist.“

„Kannst du bitte aufhören so über sie zu sprechen?“, beschwerte Zorro sich und setzte sich neben Nami.

„Oh, sorry. Ich hab ganz vergessen, dass sie vor kurzer Zeit noch deine kleine Mörderin war“, bemerkte Ace Augenzwinkernd. „Kaum zu glauben, dass du sie vor mir rumgekriegt hast.“

„Und vor Zorro hat Law sie rumgekriegt. Wir kennen die Geschichte, Ace“, warf Lysop dazwischen und konzentrierte sich wieder auf die Bilder der Überwachungskameras. „Sie ist so gut. Man sieht sie immer nur von hinten. Robin wusste genau wo die Kameras positioniert sind.“

„Sie ist eben ein Profi. Und rattenscharf dazu.“

„Ich dachte, Nami sei rattenscharf?“ Lysop schmunzelte als Ace große Augen machte. „Nami ist granatenscharf. Verwechsle diese zwei Dinge niemals, Langnase.“

„Können wir langsam wieder zur Sache kommen?“, warf Law gelangweilt in die Runde.

„Ich würde sehr gerne zur Sache kommen“, grinste Ace und legte dabei einen Arm um Nami. „Mein Zimmer ist im zweiten Stock, dritte Tür.“

Nami konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. „Könnte sein, dass ich mich auf den Weg dahin mehrmals verlaufe.“

„Und dabei zufällig in Zorros Zimmer lande. Wir wissen wie sehr ihr aufeinander steht. Aber könnten wir jetzt bitte wieder auf den Punkt kommen?“, sprach Law nun etwas gereizter.

Nami wurde etwas rot um die Nase und schüttelte Ace’s Arm von ihrer Schulter, da Zorro den Schwarzhaarigen mit seinen Blicken beinahe tötete. „Wer ist diese Nico Robin?“, fragte sie in die Runde und starrte in ausdruckslose Gesichter. Außer Ruffy, der mit einer Schüssel Popcorn am Tisch saß. Sein Gesicht nahm einen düsteren Ausdruck an. „Sie war mal eine von uns. Besser gesagt, sie tat als wäre sie eine von uns. Sie war unsere Freundin.“

„Sie hat uns eine Menge Ärger eingebracht. Vertraue Robin niemals, denn sie würde alles für Geld tun“, fuhr Ace fort und schnappte sich eine Handvoll Popcorn. „Gefühlskaltes, scharfes Miststück.“

Nami nickte. Genau das war ihr Eindruck gewesen. Kalt und unberechenbar.

„Außerdem ist sie perfekt in dem was sie macht. Besser als wir alle“, bemerkte Lysop nachdenklich. „Wahnsinnig begabte Frau.“

„Skrupellos. Genau das, was einen Auftragskiller ausmacht“, führte Law die Lobeshymne fort, was Nami seufzen ließ. Diese Nico Robin hatte ja einen guten Eindruck hinterlassen. Ihr Blick fiel auf Zorro, der nur nachdenklich auf den Tisch blickte. „Was meinte Ace als er sagte sie war vor kurzer Zeit noch deine Mörderin?“

 Zorro erwachte aus seiner Trance und fuhr sich nervös durch sein Haar. „Naja ...“, fing er an, wurde jedoch von Ace unterbrochen: „Er hat sie flachgelegt. Oder besser gesagt: Robin hat Zorro flachgelegt, denn sie hat immer die Oberhand. Und dann hat sie sein Herz gebrochen. Das Übliche eben.“

„Oh“, war Namis Antwort darauf und sie fühlte einen kleinen Stich in ihrer Brust. Eigentlich sollte es ihr egal sein, was Zorro in seiner Vergangenheit alles so getrieben hatte. Dennoch störte sie es. Immerhin war es Nico Robin, von der jeder hier schwärmte. Wer weiß welche Gefühle Zorro noch für sie hatte.

Zorro spielte mit der Flasche Bier, die Ace vorhin ausgeteilt hatte, und wich Namis Blick aus. Es war ihm sichtlich unangenehm über seine Gefühle für Robin zu sprechen. Erneut fühlte Nami, wie sich ihr Inneres zusammenzog. Verflucht, woher kamen diese Gefühle plötzlich?

Unnötig verletzt stand sie auf. „Ich gehe in mein Zimmer. Der heutige Abend war ziemlich anstrengend“, entschuldigte sie sich und erntete dafür einen mitleidigen Blick von Lysop. „Alles klar, Nami. Wir anderen sollten uns auch ausruhen. Morgen ist auch noch ein Tag um über den Tod zu sprechen.“

 

Nami warf der Langnase einen dankbaren Blick zu und stürmte die Treppe nach oben. Als sie die Tür zu ihrem Zimmer hinter sich verschloss, atmete sie tief durch. Warum zitterten ihre Hände so? Warum könnte sie auf der Stelle losheulen? Mit geschlossenen Augen fuhr sie mit ihren Fingern durch ihre Haare. Als sich ihr Herzschlag nach ein paar Minuten wieder normalisiert hatte, ließ sie sich auf das weiche Bett fallen. Sofort überfiel sie eine schwere Trägheit, doch ihr Kopf kämpfte noch gegen die Müdigkeit an. Seufzend schlug sie die Decke über ihren Körper. Sie fühlte sich wie eine naive 15-jährige, die gerade erfahren hatte, dass ihr Schwarm an der bösen, gutaussehenden Schulzicke interessiert war.

Genervt über ihre eigenen Gefühle presste sie die Handflächen auf ihre geschlossenen Augen.

Als es sanft an ihrer Tür klopfte, schreckte sie aus ihren Gedanken. Langsam stieg sie aus dem Bett und öffnete die Tür. Zorros besorgter Blick musterte sie genau. Wie sehr sie seine Führsorge auch schätzte, gerade jetzt wollte sie ihn nicht sehen. „Warum bist du hier?“

Er zuckte mit den Schultern und drückte sich an ihr vorbei. Ohne ein Wort setzte er sich auf das Bett und sah sie erwartungsvoll an. Nami runzelte die Stirn und schloss die Tür. Sie wagte es nicht, sich neben ihn zu setzen. Sie fühlte sich schwach. Eine kleine Berührung und sie würde weinend in seinen Armen zusammenbrechen. Es war nicht nur die Sache mit Nico Robin und Zorro, sondern auch Crocodile, dessen leblosen Körper sie einfach nicht aus dem Kopf bekommen konnte.

„Jeden nimmt es mit, wenn man das erste Mal sieht, wie jemand stirbt“, meinte Zorro nachdenklich und ließ sie nicht aus den Augen.

„Es war nicht das erste Mal, dass ich einen Toten gesehen habe“, gab sie sogleich zurück. Das letzte Mal war nur schon eine Ewigkeit her.

„Du siehst aber nicht so aus, als würde es dir nichts ausmachen.“

Nami blickte auf den Boden. Sie versuchte die Tränen zu unterdrücken. Plötzlich legten sich seine Finger sanft um ihr Kinn und drückten ihren Kopf nach oben. „Jeder hat seine Schwächen, Nami.“

Tapfer schüttelte sie ihren Kopf. „Was ist dann deine Schwäche?“

Zorro antwortete nicht, sondern legte die Arme um ihren Körper und zog sie Richtung Bett. „Du musst schlafen“, war seine einfache Erklärung, als er sich neben sie legte und sie mit der Bettdecke umhüllte.

Nami seufzte zufrieden und blickte in seine Augen. „Wirst du bei mir bleiben?“

Wieder dieses unwiderstehliche Grinsen. „Wenn du das willst.“

Als Antwort nahm sie seine Hand und legte sie um ihre Taille. Zufrieden schloss sie die Augen. Zumindest Schlaf würde sie heute Nacht bekommen.

 

° ° ° ° °

 

Am nächsten Morgen wurde Nami von lauten Gerumpel, das eindeutig vom unteren Stock kam, aus dem Schlaf gerissen. Hellwach richtete sie sich auf und griff automatisch nach der Pistole, die sie unter ihrem Kopfkissen positioniert hatte.

„Woah, ganz ruhig. Sonst stirbt hier noch jemand“, hörte sie plötzlich eine rauchige Stimme neben sich. Sofort beruhigte sie sich wieder und legte die Waffe zur Seite. Zorro musterte sie genauestens. „Das sind nur unsere zwei Chaosbrüder, die auf der Suche nach Essen sind.“

Nami nickte und legte sich wieder in ihr Kissen zurück. „Tut mir Leid. Ich bin es nicht gewohnt mit so vielen Menschen in einem Haus zu leben.“

„Du wirst dich daran gewöhnen“, meinte er und grinste sie breit an. Augenblicklich wurde ihr warm ums Herz und sie musste schwer schlucken. Es klang ganz so, als würde sie nach dem Auftrag noch länger hier sein. Hoffnung machte sich in ihr breit. Zorro richtete sich auf und gähnte herzhaft. „Ich sollte besser wieder in mein Zimmer verschwinden, bevor die anderen falsche Schlüsse ziehen.“

 

Doch bevor er sich auch nur aus dem Bett bewegen konnte, wurde die Tür gewaltsam aufgerissen. Ace starrte die beiden mit großen Augen an. „Oh nein. Mein Herz ist gebrochen. Du hast ihn gewählt? Den stillen Langweiler? Ich dachte, du würdest einen Mann mit ordentlich Feuer unterm Arsch wollen.“ Enttäuscht schüttelte Ace seinen Kopf. „Ich habe gegen die Moosbirne verloren. Schon wieder.“

Zorro seufzte genervt. „Es ist nichts gelaufen.“

Ace schnaubte, hörte gar nicht auf Zorro. „Lysop! Sieh dir das an! Zorro und Nami in einem Zimmer! Hast du sie stöhnen gehört? Ich hätte schwören können, dass Nami zu den lauten Mädels gehört. Oder war Zorro so schlecht? Oh man, ich will alles wissen!“ Breit grinsend setzte er sich zu den beiden ans Bett. „Und?“, hakte er interessiert nach und musterte Nami von oben bis unten, die gerade die Bettdecke bis zu ihrem Hals zog. „Wie Zorro bereits sagte: Es ist nichts gelaufen!“

„Ace. Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“ Law stand in der Tür und betrachtete die Szene vor ihm. „Das Wort Privatsphäre ist dir wohl völlig fremd, was?“

Ace runzelte die Stirn. „Ich interessiere mich nur für das Leben meiner Freunde. Ich wollte nur wissen, ob es ihnen gut geht.“ Sein Blick glitt erneut über Nami. „Geht’s dir denn gut, Süße? Bist du eher enttäuscht oder befriedigt?“

Mit einer schnellen Bewegung schnappte Zorro sich Ace’s Kragen und schleifte ihn aus dem Zimmer. „Du nervst mich total“, war seine einzige Erklärung.

„Wir haben übrigens Besuch. Seid in zehn Minuten in der Küche“, bemerkte Law und entfernte sich ebenfalls von Namis Zimmer.

Besuch? Schnell kletterte Nami aus ihrem Bett und machte sich zurecht. Während sie sich anzog, versuchte sie krampfhaft nicht an Zorros warmen Körper, der sich in der Nacht an sie gedrückt hatte, zu denken. Aber das war schier unmöglich! Sie spürte, wie sie rot um die Nase wurde und schmunzelte. Verfluchter Ace. Wie sollte sie den anderen jetzt in die Augen sehen ohne rot wie eine Tomate zu werden? Kopfschüttelnd trat sie aus ihrem Zimmer.

 

Als Nami zu den anderen in die Küche ging, hörte sie bereits eine bekannte Stimme. Sofort legte sich eine Gänsehaut über ihren Körper. Nico Robin. Was wollte die denn hier? Gespannt wartete sie vor der Tür und lauschte dem Gespräch.

„Ach kommt schon, Jungs. Wir haben dasselbe Ziel. Warum sollten wir uns nicht zusammentun? Ihr wisst, dass ich euch ziemlich nützlich sein kann.“

„Und was hast du davon?“, hakte Ace genervt nach. „Wir bezahlen dir nichts. Außer wir können mit unseren Körpern bezahlen.“

Nami verdrehte die Augen. Konnte Ace auch mal an was anderes denken? Schlimm genug, dass sie diese Tussi nicht schon längst rausgeschmissen hatten. Tief durchatmend drückte sie die Tür auf und legte ein falsches Lächeln auf die Lippen. Diese Robin sollte ja nicht bemerken, dass Nami Angst vor ihr hatte.

Sofort richteten sich alles Augenpaare auf sie. Nervös strich sie sich durch ihr orangenes Haar und setzte sich neben Law auf einen Stuhl. Robin beobachtete sie dabei genau. „Die kleine Stripperin gehört also zu euch. Ganz wie ich erwartet hatte. Interessante Verbindung.“

„Ich bin keine Stripperin“, warf Nami ein.

Robin lächelte. „Oh, das weiß ich. Du bist Nami Archer, 26 Jahre alt und schon lange nach einem bestimmten Mann her weil er deine Ziehmutter getötet hat.“

Namis Kinnlade fiel herunter. Woher wusste sie das? Sie hatte noch nie jemanden von den wahren Gründen ihrer Rachepläne erzählt. Mit großen Augen musterte sie Nico Robin, die wissend lächelnd einen Schluck von ihrem Tee nahm. „Geschockt? Du bist schon lange kein Geheimnis mehr für mich, Nami.“

Zorro, der hinter ihr an der Küchentheke stand, legte eine Hand auf Namis Schulter und musterte sie besorgt. „Alles okay?“ Nami nickte gedankenverloren.

Robin räusperte sich. „Ich habe eine Frage an euch. Warum sollte Crocodile eines seiner Mädchen, die er als sein persönliches Eigentum ansieht, verschenken? Warum ausgerechnet sie?“ Mit wachsamen Augen blickte sie in die Runde. „Hat niemand von euch darüber nachgedacht? Informiert ihr euch denn überhaupt nicht über euer Ziel?“

„Ich habe mir darüber Gedanken gemacht. Es ist seltsam. Crocodile ist sehr besitzergreifend. Irgendwas stimmte da nicht“, bemerkte Law und strich sich mit den Händen durch sein dunkles Haar. „Aber ich komm einfach nicht drauf.“

Robin schmunzelte. „Wie gut, dass ich jetzt auf eurer Seite bin.“

„Das warst du schon mal und hast uns verraten“, warf Ruffy ein und presste die Lippen aufeinander. Nami seufzte. Wenigstens einer, der genauso genervt von dieser Frau war wie sie. Was meinte sie mit dieser ganzen Sache? Warum sollte es so etwas außergewöhnliches sein, wenn Crocodile eines seiner Mädchen an seine Freunde verschenkte? Nami seufzte. Okay, das klang wirklich komisch, wenn man es sich nochmals durch den Kopf gehen ließ.

„Nami? Ich habe eine Frage an dich“, unterbrach Robin ihre Gedankengänge und Nami blickte auf. „Und was wenn ich diese Frage nicht beantworte?“, fragte sie gereizt und stand auf. Sie hatte plötzlich unglaublichen Durst. Was bildete sich diese Frau eigentlich ein?

„Wer sind deine Eltern?“, fragte Robin ungehindert nach und Nami verharrte in ihrer Bewegung. „Meine Mutter hieß Bellmere“, sagte sie kopfschüttelnd. Warum tat das hier etwas zur Sache?

Robin verschränkte die Hände vor ihrer Brust. „Bellmere Archer war deine Ziehmutter. Wer sind deine leiblichen Eltern?“

„Bellmere war meine Mutter!“, beharrte Nami. „Sie hat sich um mich gekümmert als meine richtige Mutter das Weite suchte!“

„Nein. Deine Mutter bat Bellmere darum sich um dich zu kümmern weil sie wusste, dass sie nicht mehr lange am Leben bleiben würde!“, hielt Robin dagegen.

Nami schüttelte ihren Kopf. Was sagte sie da? Das konnte nicht wahr sein. Bellmere hätte ihr erzählt, was passiert war. Sie war immer ehrlich zu ihr gewesen. Oder etwa nicht? Zitternd griff Nami nach der Tasse Tee, die sie sich gerade zubereitet hatte. Immer wieder hallten Nico Robins Worte in ihrem Kopf nach. Sie war immer davon überzeugt gewesen, dass ihre richtige Mutter das Weite gesucht hatte weil sie mit einem Kind überfordert war. So hatte es Belllmere ihr jedenfalls erzählt. Warum brachte diese eine Aussage ihr Vertrauen in Bellmere zum Wanken? Zornig warf sie Nico Robin einen Blick zu, diese jedoch schmunzelte erneut. „Du hattest keine Ahnung, nicht wahr?“

Nami zuckte mit den Schultern. „Und wenn schon. Was würde dies ändern? Worum geht es hier eigentlich?“

„Es geht darum, warum du für Crocodile kein normales Mädchen warst.“

„Tja, hättest du ihn nicht umgebracht wären wir jetzt einiges schlauer.“

„Oh man. Könnte jemand bitte ein Becken voll Schlamm aufstellen? So ein Bitchfight im Schlamm wäre jetzt genau nach meinem Geschmack“, warf Ace dazwischen ein und kassierte gleich zwei giftige Blicke von den Frauen. „Schon gut, war nur ein Vorschlag.“

Law runzelte die Stirn. „Und warum sagst du uns nicht endlich warum sie kein normales Mädchen ist? Wer zum Teufel sind ihre Eltern?“

Nico Robin lächelte in die Runde. „Ich habe eine Bedingung.“

Nami knurrte. „Das war ja klar.“

Robin ignorierte sie und fuhr unbeirrt fort: „Ihr müsst mir helfen das Attentat auf den Bürgermeister zu verhindern. Das ist alles.“

„Klingt nach einer großen Sache. Wer will Bürgermeister Kobra tot sehen?“, fragte Lysop neugierig nach und schnappte sich bereits seinen Laptop.

„Marshall D. Teach.“

Sofort erhob sich Ace von seinem Stuhl. „Deal! Ich warte schon lange darauf, dass ich diesem Mistkerl begegne.“

Donate Gala I.

Seventh. Donate Gala I.

 

 

„Seid ihr wirklich sicher, dass das eine gute Idee ist?“ Nami blickte unsicher aus dem Autofenster und knabberte an ihrem Fingernagel. Sie saß auf dem ledernen Rücksitz einer schwarzen Limousine, die sie übrigens viel zu auffällig fand, und versuchte sich ihren Decknamen „Poppy Lockhart“ und den Plan der Jungs einzuprägen.

Ace grinste breit in den Rückspiegel. „Keine Sorge, Miss Lockhart. Es läuft alles nach Plan.“ Er betonte ihren Decknamen und zwinkerte ihr über den Spiegel zu. Augenverdrehend seufzte Nami. Als Lysop sie gefragt hatte, unter welchem Namen er sie auf die Gästeliste setzen sollte, hatte Ace darauf bestanden, dass Poppy Lockhart der perfekte Name für sie sei. Erst später hatte sie herausgefunden, dass dies der Name von Aces Lieblingspornodarstellerin war.

Ace fuhr, als wollte er sich umbringen und fluchte wie der Teufel, sobald sich ein Wagen vor ihm befand, der sich an die Verkehrsregeln hielt. Es wäre ihr wirklich lieber gewesen, wenn Zorro sie gefahren hätte. Auch wenn sie sich dabei mindestens tausend Mal verfahren hätten. Aber leider hatte er einen Spezial Auftrag von Lysop erhalten und würde erst später zu ihnen stoßen.

 

„Er hat Recht. Beruhige dich. Es kann praktisch nichts schief gehen“, hörte sie Lysops Stimme aus dem Knopf in ihrem Ohr, was sie ein wenig beruhigte. „Die Kamera ist übrigens ein wenig verrutscht“, bemerkte er und Nami kniff die Augen zusammen. Sie hatte die Kamera in ihren Kontaktlinsen bereits völlig vergessen. Etwas gereizt rückte sie die Linse auf ihrem Auge zurecht. „Kannst du wirklich alles so sehen, wie ich es sehe?“

Sie hörte Lysops schwere Atmung. Vermutlich war er gerade dabei die Kameras in dem großen Festsaal zu manipulieren. Oder irgendetwas anderes freakiges. „Ich sehe alles, was du siehst. Abgefahren, oder?“

Nami runzelte ihre Stirn. „Und was mach ich, wenn ich mal auf die Toilette muss?“

„Ehm ... da musst du dir was einfallen lassen.“

„Lysop, falls es soweit kommen sollte: Nimm jede einzelne Sekunde davon auf!“, mischte sich Ace nun auch ein.

„Keine Sorge, Ace. Ich nehme immer alles auf.“

Zur Antwort hielt Nami ihm den Stinkefinger vor ihre Augen. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen? Sie waren auf dem Weg zu der womöglich größten Spendengala von ganz Amerika, die von Präsident Nefeltari Kobra persönlich ins Leben gerufen wurde. Kobra war ein guter Präsident, weswegen Nami nicht verstand, warum jemand nach seinem Leben trachtete.

Denn genau das wollten sie verhindern: Den Mord an Präsident Kobra.

Laut Nico Robin würde Teach den geplanten Anschlag auf den Präsidenten heute Abend ausführen. Und wer würde mitten drin sein? Nami Archer, oder besser gesagt: Poppy Lockhart.

„Wann wird Zorro zu uns stoßen?“, fragte sie die beiden Jungs. Sofort hörte sie ein leises „Awww“ von Lysop und konnte auch das breite Grinsen von Ace nicht ignorieren. „Dein Held wird, so Gott will, direkt beim Plaza auf uns warten.“

„Habt ihr ihn ganz allein auf den Weg geschickt?“ Nami runzelte die Stirn, denn sie hatte Zorros miserablen Orientierungssinn von ihrem ersten Tag mit ihm nicht vergessen. Hoffentlich hatte er ein Navigationsgerät dabei.

„Najaaa...“, meinte Ace nervös und kratzte sich am Hinterkopf. „Er hat Hilfe dabei.“

„Hilfe?“

„Ja, Hilfe.“

„Und wer soll das sein?“

„Law.“

„Law ist zusammen mit Ruffy gefahren.“

Ace seufzte. „Okay, Schatz. Ich werds dir sagen, aber versprich mir, dass du nicht ausflippst.“

Jetzt wurde Nami mulmig zumute. „Warum sollte ich ausflippen?“

„Weil du eine Frau bist.“

Neugierig zog sie eine Augenbraue in die Höhe und musterte ihn fragend von der Seite. „Weil ich eine Frau bin?“

„Naja ... Zorro ist mit Nico Robin unterwegs! Puuuh endlich ist es raus. Du weißt gar nicht wie schwer es für mich ist ein Geheimnis zu bewahren.“ Pure Erleichterung machte sich auf Aces Gesichtszügen breit.

 

Nami schloss ihre Augen und ließ sich kraftlos nach hinten fallen. Das kalte Sitzleder, welches sie durch den dünnen Seidenstoff ihres Kleides spüren konnte bereitete ihr eine Gänsehaut. Oder war es der Gedanke an Zorro und dieser geheimnisvollen Frau? Sie wollte nicht eifersüchtig sein, aber der Kloß in ihrem Hals sprach wohl für sich.

„Mach dir keinen Kopf, Nami. Zorro hat keinen einzigen Gedanken mehr an Nico Robin verschwendet, seit er dich kennt. Vertrau mir“, hörte sie Lysops beruhigende Worte und Nami kicherte nervös. „Es ist mir völlig egal, was er mit Robin oder jeder anderen Frau zu tun hat. Nicht mehr lange und unsere Zweckgemeinschaft ist vorbei. Dann werden wir uns alle nie wieder sehen.“

„Zweckgemeinschaft?“

Auch Ace horchte auf. „Was soll denn das heißen?!“

„Muss ich dir das wirklich erklären?!“, keifte sie und fühlte sich sofort schuldig, weil sie nicht vorhatte einen der Jungs damit zu beleidigen. Aber im Moment war sie einfach so wütend. Auf sich selbst und auch auf diese Nico Robin. Wenn sie nicht gewesen wäre, würde sie jetzt nicht in dieser Limousine sitzen und ihr Leben für den Präsidenten riskieren.

Außerdem war sie immer noch total davon genervt, dass Nico Robin anscheinend mehr über ihre Familie wusste als sie selbst. Robin hatte ihr versprochen, dass sie die Identitäten ihrer wahren Eltern lüften würde, sobald sie den Auftrag erledigt hatten und der Präsident noch am Leben war.

Dazu musste sie nur gut aussehen, durch den eleganten Festsaal schreiten, jeden Mann in Augenschein nehmen und Teach finden, bevor er die Möglichkeit haben würde, den Präsidenten zu killen. Ein Kinderspiel.

 

Nami strich sich beruhigend über ihr Pastellfarbenes Abendkleid.

Ace schoss in ein mehrstöckiges Parkhaus, und die Reifen quietschten, während er jede Kurve ein wenig zu schnell nahm. Sie musste ihn mit ihrer Aussage wirklich wütend gemacht haben. Namis Magen flatterte. Endlich blieb er auf der vollkommen verlassenen oberen Etage stehen.

„Okay, Nami. Gehen wir nochmal die Fakten durch. Du bist die Tochter eines Diplomaten; Zorro und Ace sind deine Bodyguards. Das ist die einzige Möglichkeit, dass die Jungs da rein kommen. Hast du die Einladung?“

Nami nickte und griff nach dem Umschlag in ihrer Handtasche. „Seid ihr sicher, dass die nicht meinen Diplomatendaddy anrufen werden, um mich zu überprüfen?“

„Nicht mit dieser Einladung, vertrau mir“, versicherte Lysop ihr und Nami atmete erleichtert aus. „Außerdem werden die Jungs dich in die richtige Schlange bringen, zur richtigen Zeit, und sie werden die Leute zu schnell durchschleusen, um eine Menge Fragen stellen zu können. Diese Sicherheitsfirma ist ziemlich lasch. Wo ist übrigens Zorro?“

„Dort drüben“, mischte sich Ace ein und deutete auf einen Schatten, der gemächlich auf die Limousine zuging. „Er hat noch nicht mal seinen Anzug an. Gott sei Dank haben wir eine Hausfrau wie Law, die immer an einen Ersatzanzug für uns denkt.“

„Ein Hoch auf Mama Law!“, jauchzte Lysop zustimmend.

Zorro war mittlerweile bei ihnen angekommen und öffnete die Hintertür, an der sich Nami festgeklammert hatte. Er musterte sie von oben bis unten und wenn sie sich nicht täuschte, gefiel ihm das, was er sah. „Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt nach. Nami nickte schweigend und ließ sich von ihm aus dem Wagen helfen. „Nur ein wenig nervös.“ Zorro lächelte und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Dir wird nichts passieren. Dafür werde ich sorgen.“

„Awww ... die beiden sind so süß! Wenn Zorro keine Pistole unter seiner Jacke verstecken würde, könnte man fast meinen, dass dies ein Disney Film wäre.“ Ace hatte sich in der Zwischenzeit von seiner Wut erholt und war wieder der alte Witzbold, den Nami kennengelernt hatte. Sie rollte mit ihren Augen. „Dann bist du wohl der nichtsnutzige Gehilfe vom strahlenden Helden?“

„Gehilfe?!“ Er machte große Augen. „Du brichst mir mein Herz.“

Zorro schüttelte seinen Kopf während er die Kofferraumtür öffnete und seinen sorgfältig zusammengelegten Anzug raus holte.

 

Er zog sein T-Shirt so schnell über den Kopf, dass Nami nach Luft schnappte. Gleich darauf blieb ihr nochmals die Luft weg, als sie sah, was der Striptease offenbarte. Muskeln. Nackte, wohldefinierte, kräftige, maskuline ... Muskeln.

Nami musste schlucken. „Kannst du dir nicht eine Umkleidekabine oder eine Toilette suchen?“

Zorro runzelte die Stirn. „Dafür haben wir keine Zeit!“

Als er das zusammengefaltete Hemd aufknöpfte, grinste er, sagte jedoch nichts. Gott sei Dank gab es aber noch Ace, der zu jeder Situation seinen Senf dazugeben musste. „Du siehst aus, als hättest du noch nie zuvor einen männlichen Oberkörper gesehen.“

Zorro knöpfte, zu Namis Bedauern, das Hemd zu und griff dann nach seiner roten Seidenkrawatte. Er holte ein weiteres Kleidungsstück während er ... seine Jeans auszog.

„Heilige Mutter Gottes“, murmelte sie, außerstande wegzusehen. Blut schoss ihr in die Wangen und sie wandte sich schlussendlich doch noch ab. Nur um direkt in das grinsende Gesicht von Ace zu starren. „Du meine Güte, Nami. Ist es denn wirklich schon so lange her?“

„Halt die Klappe!“

Sie hörte Zorros Reißverschluss. „Seid ihr soweit?“, fragte er seine Freunde ein wenig außer Atem.

„Ich weiß, dass Nami bereit ist“, entgegnete Ace und zwinkerte Nami zu.

Diese stöhnte genervt und schnappte sich ihre Tasche. Zorro legte ihr erneut eine Hand auf die Schulter und starrte ihr in die Augen. Ihm so nah, ihre Augen nur Zentimeter von seiner perfekt geknoteten Krawatte und den wahnsinnig breiten Schultern entfernt, ließ sie ein wenig in ihren hochhakigen Schuhen schwanken. „Bist du sicher, dass du bereit bist?“

Seine Berührung war heiß auf ihrer nackten Schulter, was ihr Herz noch einen Takt schneller schlagen ließ. „Ich schaffe das, versprochen.“

Er ließ den Daumen kreisen, die Berührung war irgendwie gleichzeitig tröstend und sinnlich. Eine Weile schaute er sie nur an, dann strich er mit den Knöcheln über ihre Wange und verursachte ein Kribbeln von dort bis in ihre Zehen. Er strich mit einer Fingerspitze über ihre Unterlippe. „Nami...“, flüsterte er, wurde jedoch von Ace unterbrochen. „Leute! Wir müssen wirklich los! Hebt euch das für später auf!“, drängte er und Zorro nickte.

„Wisst ihr, was gruselig ist? Zorro in Nahaufnahme! Und wann hast du dich überhaupt das letzte Mal rasiert, Junge?“, meldete sich nun auch Lysop zu Wort. Nami schnaubte wütend. Vorüber war der Moment der Zweisamkeit. Vielen Dank, Ace und Lysop.

Zorro legte ihr den Arm um die Schulter. Er blickte zu Ace, der ihnen ein Daumen hoch gab und den Wagen abschloss. „Lasst uns Party machen!“

 

Während sie durch das leere Parkhaus gingen und Namis High Heels im gleichen Rhythmus schlugen wie ihr Herz, begann Ace ganz leise die Melodie von Low Rider zu pfeifen. Genau in diesem Moment hätte sie für eine irrsinnig frohe Sekunde schwören können, dass sie genau hierhin gehörte. Zusammen mit Zorro und Ace. Mit Lysops leisem Fluchen in ihrem Ohr und mit der Gewissheit, dass Law und Ruffy auf den Straßen vor dem Plaza unterwegs waren.

Ace pfiff weiter, bis sie an das obere Ende einer ewig langen Rolltreppe kamen. Mindestens tausend Menschen schlenderten durch die Hotellobby, und Nami blieb wie angewurzelt stehen. „Oh Gott. Ich wusste nicht, dass so viele Leute...“

„Entschuldigung!“ Eine Männerstimme durchschnitt ihre Gedanken. „Warten Sie, Portgas und Lorenor!“ Zorros Hand verschwand sofort von ihrem Rücken, aber Namis Füße waren bereits auf der obersten Rolltreppenstufe, und die bewegte sich schnell. Sie drehte sich genau in dem Moment um, als drei Männer Zorro und Ace von ihr wegzogen.

„Zorro!“

Er fing ihren Blick auf, gerade als einer der Männer ihn weiter wegzerrte. „Sie beide sind nicht autorisiert, an dieser Veranstaltung teilzunehmen!“

„Wir sind mit einer Klientin hier...“, protestierte Ace, doch mehr konnte Nami nicht hören, da die Rolltreppe sie weiter in die Menge hinunterbrachte.

Sie wusste, dass Zorro die Panik, die Furcht und die Verzweiflung in ihren Augen sehen musste, aber er nickte nur einmal und erinnerte sie so daran, dass sie versprochen hatte nicht zu kneifen oder auszuflippen. Tief durchatmend versuchte sie sich zu beruhigen. „Lysop, bleib ja bei mir.“

„Keine Sorge, Nami. Ich verfolge dich durch jede einzelne Überwachungskamera. Weißt du noch, wie Teach aussieht?“

Nami erinnerte sich sofort an das breit lachende Gesicht auf dem Bild, welches Lysop ihr vor einer Woche gezeigt hatte. Es würde jedoch schwierig werden, ihn in dieser Menschenmenge zu finden. Vielleicht würde Lysop mit den Überwachungskameras mehr Glück haben.

 

In einem riesigen, schwach beleuchteten Ballsaal sah Nami Hunderte von Tischen und Menschen. Sie liefen umher, lachten, redeten und standen nicht lange genug still, um sie in Ruhe mustern zu können. „Hast du ihn schon entdeckt, Lysop?“

„Negativ. Verhalte dich ganz normal. Einige starren dich schon an, weil du einfach nur auf dem gleichen Fleck verharrst und die Leute mit unheimlichen Blick musterst.“

Ergeben seufzte sie und bahnte sich ihren Weg durch die Menge. Selbst ohne die Hilfe der Jungs war sie wie der Wind durch drei Sicherheitsschleusen gelangt, ohne mehr in der Hand zu haben als die Einladung. „Weißt du wo Zorro und Ace sind?“, stellte sie die Frage an den unsichtbaren Lysop in ihrem Ohr, woraufhin ein Mann sie von oben bis unten musterte. „Tut mir leid, ich kenne keinen Zorro oder Ace.“ Namis Wangen erröteten ein wenig und sie bedankte sich für die Hilfe.

„Das war jetzt peinlich“, bemerkte Lysop unnötigerweise. „Die beiden sind noch mit den Idioten von der Sicherheitsfirma beschäftigt. Im Moment können wir nichts für sie tun. Vielleicht haben Law oder Ruffy mehr Glück. Ich hab ihnen Bescheid gegeben, dass wir auf Zorro und Ace im Moment nicht zählen können.“

 

Nami nickte gedankenverloren und stieß im nächsten Moment mit jemanden zusammen. Dieser jemand kreischte kurz auf und entschuldigte sich unmittelbar tausendmal für ihre Ungeschicktheit. Nami musterte die zierliche, junge Frau neugierig. Sie war bildhübsch mit ihren langen, hochgesteckten blauen Haaren und ihrem freundlichen, aufrichtigem Lächeln auf den Lippen.

„Oh mein Gott! Das ist Vivi!“, hörte sie Lysops aufgeregte Stimme. Sie fragte sich zwar, warum er wegen ihr so ausflippte, versuchte jedoch ihn vollkommen zu ignorieren. „Sorry, ich hab nicht aufgepasst“, entschuldigte sich nun auch Nami, Vivi jedoch winkte mit der Hand ab. „Ich bin heute in mindestens hundert Menschen hineingelaufen. Es liegt eindeutig an mir. Ich bin übrigens Vivi“, stellte sie sich vor und reichte Nami die Hand. Sie erwiderte die Geste. „Ich bin ... Poppy.“ Vivi schien sich über das kurze Zögern zu wundern, sagte jedoch nichts.

„Das ist die Tochter von Präsident Kobra. Wenn Ruffy rausfindet, dass sie auch hier ist, bricht hier die Hölle los.“

„Wieso?“, fragte Nami so leise, damit Vivi es nicht mitbekam.

„Sie ist seine große Liebe, allerdings hat sie ihn vor zwei Jahren verlassen.“

„Shit“, antwortete Nami nun etwas lauter und Vivi machte große Augen. „Wie bitte?“

„Shit ... ich habe meine Begleitung verloren“, redete Nami sich raus.

„Oh, das kann in der Menschenmasse schon mal passieren. Kann ich dir irgendwie helfen?“

„Ich suche einen großen, massigen Mann. Dunkles Haar und knollige Nase.“

Vivi überlegte kurz, schüttelte jedoch nach wenigen Sekunden ihren Kopf. „So jemand ist mir bis jetzt noch nicht aufgefallen. Ist er dein Vater?“

 

Nami schüttelte den Kopf und ließ ihren Blick nochmals über die Tische gleiten. Und da sah sie sie. Nico Robin, wie sie mit einem gut gekleideten Mann an einem der Tische flirtete.

 „Was zum Teufel macht sie denn hier?“, flüsterte Nami.

„Verflucht! Das war so nicht abgemacht! Ich wusste, dass es eine schlechte Idee war, ihr zu vertrauen.“ Die Wut in Lysops Stimme war kaum zu überhören. „Behalte sie im Auge, bis einer der Jungs auftaucht. Aber an oberster Stelle steht immer noch Teach. Was hat er nur vor? Wie wird er es anstellen?“, überlegt die Langnase, während Nami erneut angerempelt wurde. Dieses Mal von einem der Kellner, der gerade aus einer ohrenbetäubend lauten Küche gerannt kam. Männer und Frauen huschten überall umher, Gasflammen knisterten auf einer Reihe von Herden und Menschen schrien einander etwas zu. Neugierig näherte Nami sich der Küche. Auf der anderen Seite des Raums, hinter einer Küchenzeile, schoss eine riesige, orangefarbene Stichflamme hoch. Als die Flamme in sich zusammensank, hatte Nami eine perfekte Sicht auf den Koch, der das Auflodern verursacht hatte.

„Lysop?“, flüsterte sie. „Ich weiß, wie er es machen wird.“

„Was meinst du damit?“

Nami ließ den dicklichen Koch mit dem breiten Grinsen keinen Augenblick aus den Augen.

„Er wird Kobras Essen vergiften.“

Donate Gala II.

Eight. Donate Gala II.

„Fuck, fuck, fuck, fuck! Du musst verhindern, dass Kobra oder Vivi ihr Essen bekommen! Da Vivi ebenso hier ist, wird er es sicher auch auf sie abgesehen haben!“

Gedämpft hörte Nami das Klacken von Lysops Tastatur, während sie sich unzählige Gedanken darüber machte, wie um alles in der Welt sie einen Strich durch Teachs Rechnung machen konnte, ohne, dass sie die komplette Aufmerksamkeit auf sich zog.

„Herr im Himmel“, keuchte sie leise. In Gedanken bat sie den lieben Gott, an den sie bis jetzt keine einzige Sekunde geglaubt hatte, dass sie und die Jungs hier ohne Zwischenfälle wieder raus kamen.

„Was ist los?“

Verwundert drehte sich Nami um und blickte direkt in die dunklen Augen von Ruffy. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er sie von oben bis unten. „Weißt du, wo es hier was zu essen gibt?“

„Mein Gott! Sag ihm bloß nicht, dass Vivi auch hier ist! Wenn er erfährt, dass sie womöglich in Gefahr ist, flippt er aus!“ Lysops Kreischen war ohrenbetäubend, worauf Nami schmerzhaft ihr Gesicht verzog. „Kannst du das auch leise sagen?!“, keifte sie sogleich zurück.

„Mit wem redest du?“, mischte sich nun auch Ruffy ein.

„Mit Lysop. Warum hast du eigentlich keinen Knopf im Ohr?“, stellte Nami die Gegenfrage, während sie sich wieder zu der Küche umblickte. Als sie Teach immer noch hinter der Küchenzeile ausmachen konnte, atmete sie erleichtert auf. Sie durfte diesen Mistkerl auf keinen Fall aus den Augen verlieren.

„Ich komm damit immer so durcheinander. Deswegen haben die anderen, gemeint es wäre besser, wenn ich einfach mein eigenes Ding durchziehe.“

„Das war gelogen. Wir haben niemals davon gesprochen, dass er sein eigenes Ding durchziehen darf! Pass bloß auf ihn auf!“, kreischte Lysop erneut, was sie beinahe an den Rand der Verzweiflung brachte. Wie sollte sie Teach und Ruffy gleichzeitig im Auge behalten? „Und wie stellst du dir das vor?!“

„Was weiß ich? Frauen sind doch Multitaskingfähig, oder nicht?“

Nami schloss genervt ihre Augen. „Ich schwöre, wenn du jetzt hier wärst, hätte ich dich schon längst einen Kopf kürzer gemacht!“

„Warte mal... Wo ist Ruffy?“ Die Panik in Lysops Stimme war kaum zu überhören, während Nami sich suchend umblickte. Wie konnte er so schnell verschwinden? „Ich bin hier doch keine Kindergartentante! Er kann machen, was er will!“

Mit diesen Worten stakste sie auf ihre Tischnummer zu und setzte sich auf einen freien Stuhl. Mit einem falschen Lächeln begrüßte sie die anderen Gäste.

„Okay, du hast Recht. Ruffy ist unser kleinstes Problem. Konzentrier dich auf Teach.“

Nami nickte, während sie sich einen Schluck von ihrem Glas Wein gönnte, welches der Kellner soeben auf ihren Tisch gestellt hatte.

 

„Nami.“

Beim Klang ihres Namens fuhr sie herum, die Augen groß und wachsam und dann erleichtert, als sie Zorro sah. Beruhigt stand sie auf und griff nach seinen Armen, ließ sich von ihm an die Brust ziehen.

„Ich habe ihn gefunden.“ Sie schaute über ihre Schulter und drückte seine Arme. „Er ist der Koch.“

Aufmerksam blickte nun auch Zorro in Richtung Küche und nickte, als er die große und breite Gestalt von Teach ausmachen konnte. „Er ist es.“

„Was machen wir jetzt?“

Ihr Bauchgefühl sagte, dass sie hier alles abblasen sollten, aber leider hatte ihr Bauchgefühl hier nicht das Sagen. Zorro drehte sich um, stellte sich vor Nami und warf erneut einen verstohlenen Blick auf die Küchentür, gerade rechtzeitig, um den Mann zu sehen, der in einer weißen Kittelschürze herausmarschiert kam. Teach ließ seinen suchenden Blick über die Menge schweifen. Als sein Blick den von Nico Robin kreuzte, wurde er schlagartig kreidebleich. Sie jedoch grinste triumphierend und prostete ihm mit einem Glas Rotwein zu.

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Nami und drückte sich ein wenig mehr an Zorro. „Warum ist sie überhaupt hier?“

Zorro überlegte lange, schüttelte schließlich den Kopf. „Ich habe keine Ahnung. Irgendetwas ist hier faul.“

„Wir müssen schnell machen. Das Essen wird gleich serviert.“

„Schnell machen? Du meinst, ihn umlegen?“

Er antwortete nicht, doch sein grimmiger Gesichtsausdruck war wohl Antwort genug für Nami. Ein leichter Schauer kroch über ihren Rücken. „Was soll ich tun?“

„Spiel deine Rolle.“

Nami runzelte die Stirn. „Meine Rolle spielen? Das ist alles?“

Zorro nickte, während er sich suchend umsah. „Du darfst nicht auffallen. Ich klär die Sache mit Nico Robin.“

Seufzend ging Nami einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Du klärst das mit ihr. Ganz alleine?“

„Was meinst du?“

Ohne zu antworten, rollte sie mit ihren Augen und ließ sich auf ihren Stuhl zurückfallen. Zorro stellte sich hinter sie. Sein geübter Blick wanderte erneut durch den Raum, dann zurück zu Nami, die ihm jedoch keine Beachtung schenkte. „Ich werde dir alles erklären, wenn diese ganze Sache vorbei ist.“

Sie drehte ihren Kopf ein Stück nach rechts. „Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache. Sie plant etwas und du weißt das!“

„Ich weiß das übrigens auch und ich scheiß mir deswegen die Hosen voll, nur zur Info!“, meldete sich Lysop wieder zu Wort.

Kopfschüttelnd setzte sich Zorro auf den freien Platz neben Nami, dann legte er den Arm um sie und zog sie dicht an sich. Er umfasste ihr Kinn mit sanftem Griff und hielt seinen Mund dicht an ihr Ohr. „Du musst auf dich aufpassen, hörst du?“ Er drehte ihr Gesicht zu seinem, und ihre Blicke trafen sich. „Vertraue niemanden, okay?“ Er warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu und Nami nickte etwas verwirrt, während sie sich gleichzeitig fragte, was er denn nun wirklich damit meinte.

„Kapiert.“

„Oh wooow. Die zwei sind sich ja ganz schön nahe. Was hab ich verpasst? War‘s mit Zunge? Ich wette, dass Nami den ersten Schritt gemacht hat.“ Aces Stimme hallte aus dem Knopf in ihrem Ohr und Nami stöhnte genervt. „Was zum Teufel machst du bei Lysop?“

„Sie haben mich nicht mehr reingelassen. Einer der Jungs hat ein Problem mit mir, weil ich mit seiner Frau geschlafen habe.“

„Das wundert mich überhaupt nicht.“

„Soll ich dir was verraten? Es hat sich absolut gelohnt. Die war richtig gelenkig.“

Zorro ignorierte die beiden Chaoten und strich Nami eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. „Lass dich von den beiden nicht wahnsinnig machen. Bleib einfach in Sicherheit.“

Sie drückte seine Hand. „Du auch.“

„Oh. Mein. Gott. Ich glaube ich heul gleich. Zorro, du hast so schöne Augen. Wenn ich noch länger auf den Bildschirm sehe, dann verliebe ich mich auch noch in dich!“ Ace schniefte lauthals und auch Lysops Stimme zitterte. „Das ist so rührend.“

„Haltet die Klappe!“, zickte Nami, während sie Zorro einen Kuss auf die Wange gab. „Verschwinde jetzt und mach deinen Job!“

Er grinste breit, während er aufstand und sich seinen Weg durch die Menge suchte. Nami blickte ihn mit wild klopfendem Herz nach.

 

„Nami, ich sags ja nur ungern aber ... du hast da ein paar Krümel auf deinem Kleid.“

Ohne darüber nachzudenken, blickte Nami an sich herunter, konnte jedoch nichts erkennen.

„Wooohooooo! Ich liebe diese Kamera! Und ich liebe diese Perspektive! Lysop, hast du ein Bild davon gemacht?“, hörte sie Aces aufgekratzte Stimme als es ihr zeitgleich wie Schuppen von den Augen fiel. Diese verfluchten Idioten! „Ich werde euch alle umbringen! Wir haben hier was Besseres zu tun, verflucht!“

„Kannst du mir die Aufnahme gleich per Mail schicken? Das wird mein Lieblingsvideo vor dem Einschlafen.“

„Ace!! Pass bloß auf, dass es nicht das Letzte ist, was du jemals sehen wirst!“

Sie hörte sein schallendes Lachen. „Ach, Sweetheart. Wenn das das Letzte ist, was ich sehen werde, dann trete ich mit Freuden ab.“

„Ich könnte das Bild auch auf Postergröße drucken, wie findest du das?“

„Lysop!!!“

„Schon gut, ich hab ja nichts gesagt.“

Nami schüttelte seufzend ihren Kopf und ließ ihren Blick durch die Menge schweifen. Sie entdeckte den Präsidenten, wie er vor dem Tisch seiner Tochter Vivi stehen blieb und ihr ein Küsschen auf die Wange hauchte. Er setzte sich auf den freien Stuhl neben sie und führte ein liebevolles, kurzes Gespräch mit ihr, bevor er den beiden Anzugträgern, die hinter ihm standen, ein Zeichen gab.

„Präsidententisch!“, rief jemand in der Küche und Nami drehte sich erschrocken zur Küche um. Gerade kamen drei Kellner mit goldumrandeten Teller heraus und machten sich schnurstracks auf den Weg zu Kobra und Vivi.

„Leute ... seht ihr das?“, fragte Nami leise.

„Klar und deutlich! Verdammt, sie sind viel zu früh. Wo zum Teufel sind Zorro und Ruffy?“

Nami suchte einen grünen Haarschopf in der Menge, konnte Zorro jedoch nicht entdecken. „Was machen wir jetzt?“

„Na, was wohl? Den Arsch vom Präsidenten retten!“, keuchte Lysop und diese Worte waren Motivation genug für Nami. Hastig stand sie von ihrem Stuhl auf, um dem Tablett zu folgen. Ihr Herz hämmerte lauter als das Geklapper in der Küche, und gerade als sie wenigstens eine leise Idee hatte, wie sie die Kellner aufhalten konnte, wurde sie von einer großgewachsenen Person aufgehalten, die ihre Finger um Namis Handgelenk legte. Selbst in all dem Lärm und der Verwirrung, zwischen all den Menschen wusste Nami, wessen Hand es war. Wütend fuhr sie herum und blickte in die kalten, blauen Augen von Nico Robin. „Was zum Teufel soll das? Wir müssen ihn aufhalten!“, zischte sie und zerrte an Nico Robins Finger, die sich wie ein Schraubstock um Namis Handgelenk verkrallt hatten.

„Es wird alles gut werden. Sieh nur.“

Nami folgte ihrer Anweisung und blickte zu den Kellnern, die gerade den Tisch von Kobra und Vivi erreicht hatten. Und direkt dahinter konnte sie eine weitere Gestalt ausmachen. Eine allzu bekannte Gestalt mit einem Strohhut auf dem Kopf. Ruffy hielt einen Teller voll Fleisch mit der linken, und einen Teller voll Kuchen mit der rechten Hand, während er sich gleichzeitig aufgebracht mit Vivi unterhielt. Gerade als die Kellner den Teller auf den Tisch stellen wollten, gestikulierte Ruffy wild mit seinen Armen. Diese Bewegungen führten dazu, dass sich seine komplette Mahlzeit sich über Vivis wunderhübschen Kleid und Kobras noblen Anzug verteilte. Ruffy, der selbst etwas verwirrt über seine Aktion war, hüpfte einen Schritt zur Seite und stieß mit den Kellnern zusammen, die Kobra gerade sein Essen servieren wollten. Natürlich landete dabei auch dieses Gericht auf Kobra und seiner Tochter.

Vivi kreischte erschrocken auf, während Kobra lediglich mit dem Kopf schüttelte. Sofort eilten weitere Kellner und Angestellte zum Präsidententisch um Ordnung zu schaffen und Ruffy eine deftige Standpauke zu erteilen. Nami schüttelte ihren Kopf, während sie beobachtete, wie Ruffy sich tausendmal entschuldigte und sich dabei jedes Mal verbeugte. Die hübsche Vivi hatte sich unterdessen bereits von ihrem Schock erholt und kicherte vergnügt vor sich hin. Ihr schien das Chaos auf ihrem Kleid gar nichts auszumachen, was wohl an Ruffys stotternden Entschuldigungen lag.

 

„Das ist jetzt nicht wirklich passiert, oder?“, fragte Lysop perplex.

„Ehm ... doch?“ Auch Ace war sichtlich entsetzt über das eben Geschehene. Nicht mal er hatte damit gerechnet, dass sein Bruder so ein Chaos veranstalten konnte.

„Heißt das, unser Job ist erledigt?“

Lysop kicherte nervös. „Sieht ganz so aus.“

Nami hörte den beiden nicht mehr zu, da Nico Robin sie mit erwartungsvollen Blick musterte. „Wo ist Zorro? Er wollte sich doch um dich kümmern?“, fragte sie deshalb.

Robin lächelte nur. „Wir haben alles besprochen, was es zu besprechen gab. Nun wird er sich um Teach kümmern, da die Hauptaufmerksamkeit bei Ruffy und Kobra liegt. Die perfekte Gelegenheit, findest du nicht?“

Wie des Öfteren kam es Nami so vor, als wären sie alle nur Spielfiguren und Nico Robin war diejenige, die die Fäden in den Händen hielt. Sie war immer einen Schritt voraus.

„Würdest du mich begleiten, Nami?“

„Tut mir leid, aber ich muss zurück zu den Jungs.“ Sie wartete verzweifelt auf ein Signal von Lysop oder Ace, doch leider hörte sie keinen von den beiden. Irritiert blickte sie sich um. Auch Ruffy konnte sie nun nicht mehr ausmachen und von Zorro war ebenfalls keine Spur.

„Ich habe deine Verbindung mit den Jungs mit diesem Störsender gekappt. Du bist auf dich alleine gestellt“, verkündete Robin und zeigte Nami das schwarze Kästchen in ihrer Hand. Triumphierend grinsend legte sie Nami eine Hand an den Rücken und dirigierte sie somit aus der Menge hinaus und durch eine Tür in ein schwach beleuchtetes Treppenhaus. Nami schluckte schwer, ließ Nico Robin jedoch nichts von ihrer Angst spüren.

„Wohin bringst du mich? Willst du mich umbringen?“

Robin kicherte amüsiert. „Umbringen? Nicht doch, Nami. Du bist äußerst wichtig für mich.“

Nami runzelte die Stirn, während Robin sie weiter den Gang herunter schob. „Wichtig? Ich verstehe das nicht“, gab sie zu und schüttelte ihren Kopf. „Das ergibt keinen Sinn. Wir sind uns nur zufällig über den Weg gelaufen. Wenn Zorro und ich uns nie begegnet wären, wüsstest du nicht mal, dass ich existiere.“

„Nichts passiert durch Zufall“, entgegnete Robin geheimnisvoll und blieb ruckartig stehen. Namis Knie gaben unter ihr nach, aber Robin riss sie mit einer Bewegung hoch. Ihre kühlen Augen musterten Nami genau, während diese nervös ihren Blick standhielt. Unwillkürlich hielt sie die Luft an.

„Ich bin hier, um dich zu retten, Nami.“

Nami zog spöttisch eine Augenbraue nach oben. „Retten? Du? Das ist wohl der Witz des Jahrhunderts.“

„Vertrau mir.“

„Dir vertrauen?! Wie könnte ich jemanden wie dir vertrauen?“

Der Griff um ihre Schulter verfestigte sich. „Wie kannst du dir so sicher sein, dass du den Jungs vertrauen kannst? Du kennst sie kaum.“

„Sie sind meine Freunde.“

„Alle?“ Nico Robin legte den Kopf schief und beobachtete Namis Reaktion genau. Was zum Teufel wusste sie, was Nami nicht wusste? „Ich verstehe nicht, was du meinst.“

Erneut ein sanftes Lächeln. „Du bist nicht dumm, Nami. Kannst du wirklich jedem einzelnen der Jungs vertrauen?“

„Ich...“ Nami stockte. Ja, konnte sie wirklich allen vertrauen? Aber sie waren doch ihre Freunde, nicht wahr? Glaubte sie zumindest. Sie selbst hatte ihre Freundschaft heute als Zweckgemeinschaft betitelt. Was, wenn die Jungs sie auch nur für einen bestimmten Grund benötigten? Und dieser Grund bestand nicht sich als Stripperin einzuschleusen oder sich als Diplomatentochter auszugeben. Vielleicht hatten sie etwas viel größeres mit ihr vor? Aber, Zorro ... war das alles nur gespielt?

Tausende Gedanken kreisten in Namis Kopf und ihr wurde urplötzlich schwindlig. Schwankend hielt sie sich an Robins Arm fest.

„Ich bin hier um diesen Deal zu durchkreuzen.“

„Was für einen Deal?“, krächzte Nami.

„Den Deal, den die Jungs mit Big Mom abgeschlossen haben.“

„Wer zum Teufel ist Big Mom?“

„Die Feindin deines Vaters.“ Robin packte sie am Ellbogen und dirigierte sie durch die kahlen Flure, in der sich das Personal umhertummelte. „Und dein Vater heißt Shanks.“

„Shanks?“, Namis Atem stockte. „Du meinst doch nicht etwa der rothaarige Shanks, oder?“

„Doch genau den meine ich“, antwortete Robin und lächelte aufmunternd. „Und ich bringe dich zu ihm.“

Race.

Ninth. Race.

 

 

Nami sah mit zunehmender Ungewissheit aus dem Autofenster. Hatte sie wirklich die richtige Entscheidung getroffen? Oder lief sie blindlings in eine Falle? Aber Robin wollte sie zum roten Shanks bringen. Namis Vater. Allein schon bei dem Gedanken daran, dass ein Teil von ihr selbst auf dieser Erde war, bereitete ihr ein Kribbeln im Bauch. Sie hatte viele schlimme Dinge über Shanks gehört, aber auch viele Gute. Zum Beispiel spendete er jedes Jahr Unmengen von Geld an das Waisenhaus der Stadt Detroit, was wirklich seltsam für einen Kriminellen war. Wie würde er reagieren, wenn sie vor ihm stand? Wusste er überhaupt, dass sie existierte? Und wenn, warum hatte er sie dann nie aufgesucht? Vielleicht war er enttäuscht von dem Werdegang seiner Tochter und wollte daher nichts mit ihr zu tun haben? Immerhin war er der meist gefürchtete Mafiaboss in den USA und sie selbst besaß eine Orangenplantage, hatte einen notgeilen Nachbarn und war in einen Auftragskiller verliebt, den sie jetzt womöglich nie wieder sehen würde. Von ihrem ursprünglichen Ziel, dass sie schon ihr ganzes Leben verfolgte, war sie nun meilenweit entfernt. Aber ihr Vater würde ihr dabei bestimmt auch helfen können? Vermutlich sogar besser als die Jungs... Allein bei dem Gedanken daran, dass sie den Jungs, die sich die letzten Wochen so rührend um sie gekümmert hatten, den Rücken zukehrte, wurde ihr speiübel.

Nico Robin warf ihr von der Seite immer wieder verstohlene Blicke zu. Kurz bevor sie in den Wagen eingestiegen waren, hatte sie von Nami verlangt, all die Verkabelungen, mit denen Lysop sie versehen hatte, in den nächstbesten Mülleimer zu werfen. Sogar von den Kontaktlinsen hatte sie gewusst. Erneut kroch dieses ungute Gefühl in ihr hoch und sie fragte sich, ob sie wirklich im richtigen Wagen saß oder ob sie doch besser bei den Jungs hätte bleiben sollen. Sie schüttelte frustriert ihren Kopf und versuchte sich auf die Straße vor ihr zu konzentrieren. Robins Wagen führte sie über eine düstere Landstraße, die über geschwungene Hügel führte. Sie war so in ihren Gedanken versunken gewesen, dass sie nicht mal bemerkt hatten, dass sie sich schon lange nicht mehr in der Stadt befanden. „Wohin fahren wir?“, fragte sie schließlich zögerlich.

„Das wirst du schon bald sehen“, war die schlichte Antwort seitens Robin, während sie nach rechts abbog, wo die Straße immer steiler wurde. Nami kramte in ihrem Kopf nach der Straßenkarte von Michigan, doch vergebens. Ihre Selbstzweifel waren im Moment so groß, dass sie vermutlich nicht mal mehr nach Hause finden würde. Erschöpft ließ sie sich in ihrem Sitz zurückfallen, während ihr Blick auf die Uhr am Armaturenbrett fiel. Mittlerweile hatten die Jungs bestimmt mitbekommen, dass sie nicht mehr in der Stadt war...

 

„Wo zum Teufel ist sie?! Sie kann doch nicht einfach verschwunden sein, Lysop!“ Zorro raufte sich die Haare, während er ungeduldig den Gehsteig auf und ab ging. Er konnte Lysops schweren Atem durch den Knopf in seinem Ohr hören. „Ich versuchs ja, Zorro! Aber sie hat ihren Ortungschip und alles andere in einen Mülleimer am Chicago Boulevard entsorgt! Ich kanns einfach nicht fassen, dass sie sich von Nico Robin beeinflussen lässt! Was ist bloß in sie gefahren?!“

Diese Frage hatte sich Zorro selbst bereits tausend Mal gestellt, seit sie verschwunden war. Er gab sich selbst die Schuld daran, denn er hätte an ihrer Seite bleiben sollen, aber stattdessen hatte er sie im Stich gelassen, um selbst den großen Held zu spielen. Er hatte sie nicht beschützen können, nachdem er ihr sogar versprochen hatte, er würde sie nicht alleine lassen. Am liebsten würde er sich dafür selbst eine Kugel in seinen verdammten Dickschädel jagen.

Ace und Law standen mit missmutigen Mienen neben ihn, während er immer noch hin und her lief.

„Ich wusste, dass auf sie kein Verlass ist“, meinte Law mit hochgezogenen Augenbrauen. Sofort packte Zorro ihn wütend am Kragen und drückte ihn grob an die nächste Hausmauer. „Was hast du da gesagt?!“

Doch Law blieb vollkommen relaxt. „Ich sage nur die Wahrheit. Sie hat die erstbeste Möglichkeit um von hier zu verschwinden ergriffen. Nur ist sie jetzt in den Händen von Nico Robin. Darüber hätte sie vielleicht besser zweimal nachdenken sollen.“

Ohne Rücksicht auf seinen Kumpel verpasste Zorro Law einen deftigen Kinnhacken, worauf Law stark ins Straucheln geriet, doch Zorro packte ihn erneut am Kragen und drückte Laws Körper hart gegen die Wand. „Hör auf, so über sie zu reden!“, keifte er, doch in seinem Innersten war er genauso enttäuscht von Namis Entscheidung wie Law. „Es muss einen guten Grund dafür geben“, fügte er hinzu und ließ Law nun endlich los. Dieser strich sich schmerzerfüllt über sein Kinn und funkelte Zorro wütend an. „Das ist der Grund, warum wir keine Frauen in unserem Team haben! Du flippst komplett aus, wegen nichts! Wenn du ihr wirklich etwas bedeutet hättest, wäre sie jetzt noch hier.“ So hart wie diese Worte von Law auch waren, so sehr sträubte sich Zorro auch gegen die Wahrheit, die sein Kumpel ihm gerade ins Gesicht gesagt hatte. Nun mischte sich auch Ace ein, als Zorro wieder Anstalten machte, auf Law loszugehen. „So sehr ich dieses Schlammcatchen auch genieße, aber wir sollten uns wirklich mal beruhigen, okay? Wir müssen warten, bis Lysop eine Spur findet. Davor können wir nichts unternehmen!“, sagte er ernst, während er die beiden Streithähne auseinander drückte. „Und wo zum Teufel steckt eigentlich mein bekloppter Bruder?!“

 

„Hey, Leute! Ich war eben noch bei McDonald’s. Hab ich was verpasst?“, hörten sie da auf einmal eine allzu bekannte Stimme hinter ihnen. Mit zornigen Mienen drehten sie sich zu Ruffy um, der ihre Blicke mit unschuldigem Lächeln erwiderte. „Ehm ... also habt ihr keinen tollen Abend gehabt?“, fragte er unsicher.

Als Zorro auch auf Ruffy losgehen wollte, hielt Ace ihn abermals zurück. Stattdessen knöpfte er sich seinen kleinen Bruder selbst vor. „Du bist der größte Vollidiot, den es auf dieser Welt gibt! Nami hat zusammen mit Nico Robin die Fliege gemacht!“

„Wirklich? Wo sind sie denn hin?“

„Ich bring ihn um!“, grollte Zorros Stimme, worauf einige Passanten sich erschrocken zu dem Geschehen umdrehten. Sofort ließ Ace von seinem Bruder ab, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. „Wir wissen nicht, wohin die beiden sind, okay? Deswegen ist unser Gorilla hier ja auch so blutrünstig. Seine Jane wurde von einem heißen Miststück gestohlen! Wir können froh sein, dass er nicht auf das Dach vom nächsten Hochhaus steigt und sich wild auf die Brust klopft während er mit seinem Lockruf die Fenster der Häuser zum Zittern bringt!“

Ruffy runzelte darauf die Stirn. „Hä?! Wovon redest du da?“

„Hast du dir überhaupt jemals einen Film angesehen?“

„Nö...“

Ace seufzte schwer und ließ sich gegen die Wand hinter sich fallen. „Du bist ein hoffnungsloser Fall.“

„Könnten wir uns jetzt bitte wieder auf das Wesentliche konzentrieren?“, knurrte Zorro und warf den beiden einen wütenden Blick zu, worauf die Brüder sofort ins Schweigen verfielen. Zufrieden wandte er sich nun wieder an Lysop: „Gibt’s was neues, Langnase?“

Es dauerte ein paar Sekunden, bis der Technikfreak endlich antwortete: „Diese Robin machts mir wirklich schwer, Leute. Und die Polizei hat ein paar neue Firewalls für die Straßenkameras eingebaut, aber die hab ich mittlerweile ausgeschaltet. Das Luder hat einen riesigen Umweg in der Stadt gemacht, um mich in die Irre zu führen, aber sie hat wohl keine Ahnung, wie gut ich wirklich bin“, lobte er sich selbst, worauf alle anderen mit den Augen rollten. „Komm auf den Punkt!“

„Schon gut, schon gut! Ich habs gleich ... oh, verdammt! Das sieht nicht gut aus!“

Ace stampfte mit seinem Fuß nervös auf den Boden. „Was soll das heißen?“

„Sie ist nach Osten gefahren, Richtung New York.“

„Na dann sollten wir sie endlich verfolgen, oder nicht?!“

„Das ist nicht so einfach. Es gibt drei Ausfahrten und da gibt es keine Kameras.“

Zorro strich sich wütend durch sein grünes Haar. Nico Robin musste das alles schon vor langer Zeit geplant haben. „Wir müssen uns aufteilen“, verkündete er seinen Freunden. „Ich nehme den Wagen. Law, du schnappst dir den Lieferwagen und nimmst die erste Ausfahrt.“

„Geht klar!“, mit diesen Worten lief Law zu dem Lieferwagen, in dem sich Lysops Kommandozentrale befand. Kurz darauf hatte er sich in den Verkehr eingeordnet und war um den nächsten Block verschwunden.

„Ich schnapp mir das Motorrad!“, meinte Ace auf einmal, worauf Zorro ihn skeptisch anblickte. „Das Motorrad? Wir haben doch nicht mal eines!“

Ace grinste schief und zeigte lässig auf eine Harley, die zehn Meter weiter geparkt war. „Ich leih es mir kurz mal aus“, lachte er, als Zorro ihn zornig anfunkelte. „Immerhin geht es um deine Prinzessin, okay? Du willst doch jetzt nicht etwa den Moralapostel spielen, oder Mr. Auftragskiller?“

Ace zwinkerte seinem besten Kumpel frech zu, während er sich auf den Weg zum Motorrad machte. „Ich nehme die zweite Ausfahrt!“

Ruffy sah seinem Bruder dabei zu, wie dieser sich vor das gestohlene Motorrad kniete und an irgendwelchen Kabeln zerrte. Nach kurzer Zeit ertönte ein lautes Dröhnen und Ace setzte sich mit zufriedenem Grinsen auf die Harley und flitze, mit einem letzten Blick auf Zorro und Ruffy, davon.

Sein kleiner Bruder stemmte die Arme in die Hüften. „Und was soll ich machen? Ich kann doch nicht einfach mit dem Bus fahren, oder?“

Zorro schüttelte den Kopf und deutete auf den schwarzen Wagen. „Du fährst bei mir mit.“

Ruffy hüpfte freudestrahlend in die Luft und ließ sich mit einem Donut in der Hand auf den Beifahrersitz fallen. Zorro wollte gar nicht wissen, woher er diesen jetzt schon wieder hatte.

Bevor er ebenfalls einstieg, blickte er nochmals in die Richtung, in die Ace und Law verschwunden waren. Irgendwie hatte er ein mulmiges Gefühl bei der Sache. Vielleicht taten sie ja genau das, was Nico Robin von ihnen wollte. Aber er hatte jetzt keine Zeit dafür, sich darum Sorgen zu machen. Wichtig war es, Nami zu finden und ihr diesen Unfug, den Robin ihr in den Kopf gesetzt hatte, wieder auszutreiben. Hastig stieg er in seinen Wagen ein und raste aus der Parklücke. Kurz bevor er die erste Kreuzung erreicht hatte, hörte er Lysops Stimme in seinem Ohr. „Zorro, du musst einfach immer geradeaus fahren, hörst du? G-E-R-A-D-E! Das heißt du sollst nicht abbiegen, verstanden?“

Zorro knurrte genervt. „Schon gut, ich werds schon nicht vermasseln!“

Ruffy legte seinem Freund beruhigend die Hand auf die Schulter. „Keine Sorge, Zorro. Es wird alles gut werden.“

„Woher willst du das wissen?“

Der Knallkopf zuckte einfach mit seinen Schultern. „Instinkt.“

„Es könnte eine Falle sein“, gab Zorro zu bedenken, während er ruhig dem Verkehrsverlauf folgte, obwohl er am liebsten wütend durchgehend hupen möchte. Warum zum Teufel war um diese Uhrzeit noch so ein Verkehr?

„Stimmt. Es könnte eine Falle sein, aber ich glaube es nicht.“

„Einer von uns könnte dabei draufgehen. Du kennst Nico Robin.“

Ruffys Gesicht verdüsterte sich ein wenig als er aus dem Fenster sah. „Menschen sterben nun mal, Zorro.“

 

„Dein Vater wird sehr froh sein, dass er dich endlich kennenlernen kann“, meinte Nico Robin und blickte Nami mit beruhigendem Gesichtsausdruck an. „Er sehnt sich schon lange nach dir.“

„Achja?“, murmelte Nami stirnrunzelnd. „Warum hat er sich dann nicht früher bei mir gemeldet?“

Robin zuckte mit ihren Schultern. „Er hatte vermutlich Angst, dass du ihn abweisen würdest. Immerhin ist er ein Krimineller.“

„Und ich bin eine Heilige, oder was?“, schnaubte Nami. Sie fühlte sich immer unwohler in ihrer Haut und das nervöse Kribbeln in ihrem Nacken war nur schwer zu ignorieren. Irgendwas stimmte hier nicht. „Meinst du, die Jungs werden versuchen mich zu finden? Du weißt schon, wegen diesem Deal mit Big Mom.“

Robins Lippen kräuselten sich. „Ich rechne jeden Augenblick damit, dass einer von ihnen auftaucht“, antwortete sie. „Und ich weiß, dass es Zorro sein wird.“

Namis Atmung beschleunigte sich augenblicklich, als sie Zorros Namen hörte und dabei in Robins finsteres Gesicht starrte. Das mulmige Gefühl in ihrem Magen gewann nun doch die Oberhand. „Was ist hier los?“

„Ich habe keine Ahnung, was du meinst“, entgegnete Robin ruhig. „Aber ich dachte wirklich, du seist klüger.“

„Was soll das heißen?“

Robin schnalzte lächelnd mit ihrer Zunge. „So naiv. Deine Schwachstelle ist deine Familie. Vor allem die Tatsache, dass du deine richtigen Eltern nie gekannt hast. Traurige Geschichte, wirklich. Das habe ich mir zunutze gemacht.“

„Du hattest nie vor, mich zu meinem Vater zu bringen, nicht wahr?“ Die Wahrheit schmerzte wie eine schallende Ohrfeige und es lief Nami gleichzeitig kalt über den Rücken. Eine Gänsehaut breitete sich über ihren ganzen Körper auf und sie überlegte fieberhaft, ob sie einen Sprung aus dem fahrenden Auto überleben würde. Vermutlich nicht. Aber sie würde so oder so sterben. Nico Robin würde sie bestimmt nicht auf eine Tasse Tee bei sich zuhause einladen. Sie war in ihre Falle getappt, hatte sie sozusagen mit offenen Armen empfangen. Wie konnte sie nur so blöd sein und dieser Frau zu vertrauen und im gleichen Augenblick Zorro den Rücken zuzukehren?

„Doch nicht so dumm, wie ich gedacht hatte“, grinste Robin kalt. „Ich habe einen Deal mit Big Mom.“

 

Bevor Nami über das eben Gesagte oder ihre Fluchtmöglichkeiten nachdenken konnte, hörte sie ein lautes Dröhnen und sie sah erschrocken nach hinten, wo sie ein blendendes Licht erblickte, das dicht hinter ihrem Wagen war.

„Wir werden verfolgt“, sagte Robin, während sie wütend und ein wenig besorgt in den Rückspiegel sah. „Aber es ist nur einer.“ Sie drückte das Gaspedal voll durch, worauf das Auto schnell an Geschwindigkeit zunahm und sich gefährlich durch die kurvige Straße schlängelte. Nami klammerte sich an ihren Sitz. War das Zorro? Oder ein anderer von den Jungs? Ihr Herz schlug heftig in ihrer Brust, als sie hörte, wie das Dröhnen immer lauter wurde. Konnte sie wirklich noch gerettet werden? Hoffnung durchflutete ihren Körper.

„Verdammt nochmal!“, fluchte Robin als auf einmal ein Motorrad neben ihnen herfuhr. Nami lehnte sich wagemutig über die Mittelkonsole, um einen besseren Blick auf den Fahrer des Motorrads zu erhaschen. Ihr Herz setzte einen Moment aus, als sie ein Büschel schwarzes Haar erkannt hatte. „Ace!“, schrie sie entsetzt auf, während er ihr munter zuwinkte und sich kein bisschen auf den Verkehr konzentrierte. Mit einem waghalsigen Schlenker nach rechts, krachte seine Maschine an ihren Wagen, worauf Nami in ihrem Sitz umhergeschleudert wurde. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie Nico Robin eine Waffe aus ihrem Mantel hervorzog und sie gerade auf Ace richten wollte, doch Nami schnappte sich ihren Arm und krallte ihre Fingernägel in Robins Haut. „Versuch es erst gar nicht!“

Ace rammte den Wagen erneut - er hatte mittlerweile selbst seine Waffe in der Hand - während er mit der anderen versuchte seine Harley im Griff zu behalten. Während Nami immer noch versuchte, Robin die Waffe abzunehmen, schlug Ace mit dem Griff seiner Pistole das Fenster neben Robin ein. Splitter zerkratzten Namis Gesicht und Arme und das Auto kam gefährlich ins Schleudern, doch Robin erlangte rechtzeitig wieder die Kontrolle über das Lenkrad, bevor sie über die nächste Böschung hinabstürzen konnten. Diese kurze Gelegenheit nutzte Nami, um sich die Waffe aus ihrem Griff zu schnappen. Mit zitternden Händen richtete sie die Pistole auf Robin. „Das Spiel ist vorbei! Bleib stehen!“

Robin lächelte nur. „Du hast nicht den Mumm dazu.“

Nami versuchte ihr Herzklopfen zu ignorieren und biss sich verzweifelt in die Unterlippe. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass Tränen über ihr Gesicht flossen. Sie wusste nicht mal, ob es Tränen der Hoffnung oder der Verzweiflung waren. Mit ganzer Kraft probierte sie ihre Arme ruhig zu halten, während sie auf Robins Kopf zielte. „Nami! Tu es!“, konnte sie Aces Stimme hören, doch sie hatte immer noch nicht die Kraft dazu, endlich abzudrücken. Sie war kein Killer. Sie hatte noch nie jemanden getötet. Und wenn sie Nico Robin jetzt in den Kopf schoss, wie sollte sie dann so schnell die Kontrolle über das Fahrzeug erlangen, bevor sie mit 180 gegen den nächsten Baum prallten?

„Ich kann es nichts“, flüsterte sie verzweifelt, doch hatte sie die Waffe immer noch auf Robin gerichtet. Es war, als wäre sie erstarrt.

„Weißt du, worauf Zorro wirklich steht?“, fragte Robin und zuckte kein einziges Mal, als sie in den Lauf der Waffe starrte. „Auf Killerfrauen.“

Und mit diesen Worten riss die das Lenkrad herum. Nami konnte Aces Grollen hören, als der Wagen gegen das Motorrad krachte und er die Kontrolle über die Maschine verlor. Sie konnte auch hören, wie die Reifen des Wagens quietschten und Metall auf Asphalt prallte. Und dieser Knall ... war das ein Pistolenschuss? Sie konnte nicht hinsehen, sie konnte sich einfach nicht bewegen. Ihre Augen hafteten immer noch an der Stelle, an der sie Ace das letzte Mal gesehen hatte. Als Robin ihr die Waffe aus der Hand riss, wehrte sie sich nicht. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit wandte sie ihren Kopf nach hinten.

 

Das Einzige was sie sah, war eine große Stichflamme, die sich in den dunklen Himmel erhob...

Pain.

Tenth. Pain.

 

Nami wachte verwirrt und desorientiert von einem traumlosen Schlaf auf. Matt rieb sie sich mit den Händen über ihre geschwollenen Augen. Hatte sie geweint? Sie wollte sich aufsetzen, um sich in dem dunklen Raum, in dem sie sich befand, umzusehen. Doch der pochende Schmerz in ihrem Kopf ließ sie wieder zurück in ihre Kissen sinken. Angestrengt versuchte sie sich daran zu erinnern, wo sie war und wie sie hier hergekommen war. Sie wusste nur noch, dass sie zusammen mit Robin auf dem Weg war, um ihren Vater zu treffen. Aber irgendwas stimmte nicht. Verzweifelt versuchte sie nach der Information in ihrem Kopf zu greifen, doch es schien, als wären all ihre Erinnerungen von einem dichten Nebel verschleiert. Sie fühlte nur einen Schmerz in sich, den sie schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Nicht seitdem ihre Mutter gestorben war. Tränen rannen über ihre Wangen und sie versuchte erneut, sich aufzurichten. Doch dieses Mal wurde sie von jemanden zurück in die Kissen gedrückt. Nico Robin ragte über ihr wie ein unheimlicher Schatten. Augenblicklich verkrampfte sich Namis Magen. Irgendwas stimmte hier nicht. Warum konnte sie sich nicht daran erinnern, was passiert war? Warum tat ihr Kopf so höllisch weh?

 

Robin ließ sich von Namis wehmütigen Versuchen nicht beirren und riss die Vorhänge am Fenster zur Seite um ein wenig Licht in den kleinen Raum zu lassen. Sofort bedeckte Nami ihre lichtempfindlichen Augen mit ihren Händen. Sie stöhnte gequält, worauf Robin kicherte. „Da hat wohl jemand Schwierigkeiten ins Hier und Jetzt zu finden.“

„Mein Kopf. Mein Kopf tut so weh“, hauchte Nami, da sie kaum die Kraft fand laut zu sprechen.

Robin schmunzelte. „Natürlich tut er das. Das tut er meistens, wenn man ausgeknockt wird.“

Nami runzelte die Stirn. Sie konnte es kaum ertragen, Robin anzusehen. Es tat zu sehr weh. Was war nur passiert?

„Hast du mich unter Drogen gesetzt?“, krächzte Nami und griff sich schmerzerfüllt an ihren Hals. Es musste so sein. Weshalb sollte sie sich sonst an nichts erinnern können?

„Das musste ich“, antwortete Robin schulterzuckend. „Du bist durchgedreht.“

Durchgedreht? Warum sollte sie durchgedreht sein? Es musste etwas Schlimmes passiert sein...

„Du kannst dich nicht mehr daran erinnern, stimmt‘s? Nun ja, K.O. Tropfen sollen ja diese Wirkung haben“, erklärte Robin gelangweilt als wäre es völlig normal jemanden mit K.O. Tropfen außer Gefecht zu setzen. Sie stand auf und warf Nami ein kaltes Lächeln zu. „Du wirst die nächsten Tage genug Zeit dazu haben, um dich an das Geschehene zu erinnern. Big Mom wird erst in vier Tagen hier sein.“

Ohne weiter auf Nami zu achten verließ sie den Raum und verschloss die Tür hinter sich. Nami konnte dumpfe Stimmen von draußen hören. Wurde sie bewacht? Musste wohl so sein.

Sie kämpfte sich unter der schweren Bettdecke hervor und setzte sich auf. Erschöpft stützte sie den Kopf auf ihren Händen ab. Als sie ihre Augen schloss, blitzte ein Bild von einem Motorrad auf und gleich darauf konnte sie Feuer und Rauch sehen. Und dieser Knall...

 

Mit wild pochendem Herzen öffnete sie ihre Augen wieder. Angst erfüllte sie. Sie musste hier raus. Doch als sie versuchte aufzustehen, verlor sie das Gleichgewicht und fiel auf ihre Knie. Haltsuchend stützte sie sich mit den Händen auf den Boden ab. Wieder sah sie Bilder vor ihren Augen. Ace auf einem Motorrad. Ace, der sie vor Robin retten wollte. Ace, der...

„Nein ... nein!“, schluchzte Nami, die sich auf dem Boden wie ein kleines Kind zusammenkauerte und ihre Arme um sich selbst schlang, in der Hoffnung, der Schmerz würde dadurch erträglicher werden. Aber sie wusste, dass es nicht helfen würde. Sie wusste, dass der Schmerz sie ewig verfolgen würde. So war es auch gewesen als ihre Mutter getötet wurde. Und jetzt war auch Ace... Erneut wurde sie von einem Schluchzen erschüttert. Ihre Augen brannten und ihr Kopf dröhnte bei jedem weiteren Bild, das sich langsam zurück in ihr Gedächtnis drängte. Erinnerungen an Ace. Ace, wie er lachte. Ace, wie er grinsend einem hübschen Mädchen hinterherstarrte. Ace, Ace, Ace.

Und es war allein ihre Schuld. Wäre sie nicht so dumm gewesen und hätte Nico Robin geglaubt, dann wäre Ace jetzt noch am Leben. Warum hatte sie dieser Fremden mehr vertraut als den Jungs, die ihr inzwischen so wichtig waren wie ihre eigene Familie. Die Jungs waren ihre Familie. Nur wollte sie selbst es nicht einsehen, da sie nicht wusste, wie man mit so viel Glück umgehen sollte.

Weinend kämpfte sie sich zurück auf das Bett und blickte mit leeren Blick auf die Decke über ihr. Ruffy würde sie umbringen. Sein Bruder war ihm der wichtigste Mensch und sie war der Grund, warum er jetzt nicht mehr bei ihm war. Der Grund, warum Ace jetzt nicht mehr auf seinen kleinen Bruder Acht geben konnte. Lysop und Law würden sie verachten, weil sie so dumm war. Dumm genug um auf die Lügen Nico Robins reinzufallen.

Und Zorro? Zorro hatte seinen besten Freund verloren. Er würde ihr nie wieder vertrauen. Und das konnte sie ihm nicht verübeln. Immerhin hatte sie Robin mehr vertraut als ihm. Vermutlich schmiedete er zusammen mit seinen Freunden schon einen Plan, wie er sich am besten für Aces Tod rächen könnte.

Verzweifelt über ihre Gedanken schrie sie in ihr Kissen. Sie setzte all ihre Wut über ihre Dummheit in diesen Schrei. All ihren Schmerz wegen Aces Tod.

 

Es waren gefühlte Stunden vergangen als Nami sich atemlos aufsetzte und sich im Raum umsah. Sie versuchte klar zu denken. Ihre deprimierenden Gedanken legte sie in eine Schublade, die sie so gut es ging verschloss. Sie würde darüber nachdenken, sobald sie sich befreit hatte. Sie würde alles wieder in Ordnung bringen. Sie musste es wieder in Ordnung bringen. Tote konnte man nicht wieder erwecken, das war ihr klar, aber zumindest konnte man ihren Tod rächen. Und das würde Nami tun.

Ihr Schmerz verwandelte sich in ohrenbetäubende Wut. Namis Körper schien sich langsam von der Droge zu erholen, denn als sie nun aufstand, war ihr Gang viel sicherer und ihr Kopf hatte ebenso aufgehört zu pochen. Sie ging auf die Tür zu und legte ihr Ohr an das spröde Holz. Sie konnte niemanden hören aber war sich ziemlich sicher, dass vor der Tür mindestens eine Wache stand. Nico Robin war nicht dumm. Sie wusste, dass Nami irgendwann versuchen würde, auszubrechen.

Nami lehnte sich mit dem Rücken an die Tür und atmete tief durch. „Okay, Nami. Du schaffst das. Du wirst hier rauskommen und du wirst versuchen es Zorro zu erklären...“ Der Gedanke an den grünhaarigen Killer schmerzte in ihrem Herzen. Er würde nicht wollen, dass sie in Selbstmitleid versinkt. Er würde von ihr verlangen sich zusammenzureißen und einen Weg zu finden, hier rauszukommen bevor Robin die Chance hatte sie an diese unheimliche Big Mom auszuliefern.

Und sie würde es schaffen. Für Zorro.

 

Bei den Jungs...

Zorros Blick lag auf Ruffy, der zusammengesunken auf dem Boden vor Aces Zimmer saß und leise schluchzte. Er hatte kein Wort gesagt, als sie Ace gefunden hatten. Es war, als wäre der Ruffy, den sie kannten verschwunden. Weit weg an einem anderen Ort. Es war kaum zu ertragen gewesen, als er Ruffys Schrei gehört hatte. Zorro war sich sicher, dass ihn dieses ohrenbetäubende Geräusch noch viele Male in seinen Träumen verfolgen würde. Ruffys Gesicht war von Schmerz gezeichnet und Zorro war sich nicht sicher, ob er jemals wieder der alte sein würde.

Ein Tippen an seiner Schulter riss Zorro aus seinen Gedanken und er löste den Blick von Ruffy um in Lysops zu sehen, das nicht weniger verzweifelt aussah als sein eigenes. Sie mussten in ihrer Gruppe nie mit dem Tod umgehen, aber jetzt klopfte er so laut an ihrer Tür, dass Zorro sich beinahe auf nichts anderes mehr konzentrieren konnte. „Gibt es was neues?“, fragte er Lysop, der traurig auf Ruffy hinabblickte. Niedergeschlagen schüttelte er seinen Kopf. „Nein. Ich habe alles versucht, aber ich finde keine Spur.“

Zorro hatte schon fast mit dieser Antwort gerechnet, dennoch hatte er gehofft wenigstens einen klitzekleinen Hinweis zu finden, wo sich Nami aufhielt. Nico Robin hielt sie bestimmt gefangen. Sie hatten versucht mit Shanks Kontakt aufzunehmen, aber es schien als wäre auch er vom Erdboden verschluckt. Müde ließ er sich gegen die Wand fallen und rutschte neben Ruffy auf den Boden. Sie mussten Nami finden, ansonsten würde Robin sie an Big Mom ausliefern und dann... Er schüttelte seinen Kopf. Nein, daran wollte er jetzt nicht denken. Sie würden Nami finden. Er vertraute auf Lysops Fähigkeiten.

 

Zorro schloss seine Augen und legte seinen Kopf an die Wand. „Sie wird sich die Schuld dafür geben, Lysop.“

Die Langnase seufzte und nahm neben Zorro Platz. „Natürlich wird sie das. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir sie finden.“

Zorro wollte sich gar nicht ausmalen, was sie jetzt durchmachen musste. Alleine. Seufzend schüttelte er seinen Kopf. „Ich denke, ich liebe sie“, platzte es plötzlich aus ihm heraus. Lysop schnaubte amüsiert. „Ach was? Und das ist dir erst jetzt aufgefallen?“

Zorro erwiderte sein Lächeln traurig. „Ich hätte es ihr sagen sollen, vielleicht hätte es etwas geändert...“

Lysop klopfte seinem Freund auf die Schulter. „Vielleicht hätte es das. Aber es macht keinen Sinn jetzt darüber nachzudenken. Wichtig ist, dass wir sie da raus holen.“

Dankend nickte Zorro, als Law zu ihnen stieß. „Sie raus holen? Reden wir hier etwa von Nami?!“

Sofort stand Zorro auf. Er konnte sich denken, wie Law zu dem Plan stand. „Ja, hast du ein Problem damit?“

Law schüttelte verblüfft seinen Kopf. „Ob ich ein Problem damit habe? Du weißt, was sie getan hat!“

„Es war nicht ihre Schuld!“

„Wäre sie nicht so dumm gewesen...!“, fing Law an, wurde jedoch von Zorros Faust, die gerade in seinem Gesicht landete, unterbrochen. Torkelnd suchte er Halt an der Wand. „Wenn Ace hier wäre...“

„Wenn Ace hier wäre, würde er Nami mit aller Kraft vor Nico Robin beschützen wollen!“, schrie plötzlich eine weitere Stimme dazwischen. Ruffy hatte sich von seiner sitzenden Position hochgekämpft und stand nun mit verschränkten Armen vor seinen Freunden. Aufgebracht sah er sie an. „Es war nicht Nami, die Ace das angetan hat, sondern Nico Robin!“

Lysop nickte zustimmend. „Er hat Recht. Hört auf euch darüber zu streiten.“

Law und Zorro schwiegen beide. Es musste nichts gesagt werden.

 

Ruffy atmete tief durch und zwang sich zu einem Lächeln, das seine Freunde schon viel mehr an den alten Ruffy erinnerte. „Nami ist unsere Freundin. Und wir beschützen unsere Freunde!“

 

Redemption.

Eleventh. Redemption.

 

Lysop breitete eine alte Landkarte auf dem Tisch auf und zeigte auf ein Waldgebiet mitten im Nirgendwo. „Nico Robin hat dort ihren Unterschlupf. Wir sollten dort anfangen zu suchen.“ Zorro konnte sich nur zu gut an den tunnelartigen Bunker erinnern. Die endlosen Gänge und vielen verschiedenen Räume, in denen sich ihre Leute aufhielten, schwirrten in seinem Kopf herum. Schon damals war es ihm immer ein Grauen gewesen, sich dort unten zurechtzufinden. Robin hatte nie verraten, wie sie zu so einem Labyrinth als Unterschlupf gekommen war.

 

Law schüttelte gleich seinen Kopf. „Sie ist nicht dumm. Sie weiß, dass wir dort aufkreuzen und nach Nami suchen würden. Auch, wenn ich von dieser Idee immer noch nicht überzeugt bin. Sie ist unser Verderben.“

Zorro warf Law einen bösen Blick zu, genauso wie Ruffy. „Sie gehört zu uns“, sagte der Strohhutjunge mit Nachdruck. „Wir lassen unsere Freunde nicht im Stich!“ Law schwieg. Er wusste, dass es keinen Zweck hatte darüber zu diskutieren.

Lysop ließ sich auf seinen Stuhl zurückfallen. „Ich habe jetzt zwei Tage lang versucht Nico Robin zu finden. Sie muss Hilfe haben.“

„Natürlich hat sie das. Big Mom“, antwortete Ruffy, während er sich die letzten Reste des Abendessens gönnte. „Vielleicht sollten wir trotzdem bei Robins altem Unterschlupf nach Hinweisen suchen. Kannst du dich dort reinhacken, Lysop?“

Lysop schüttelte niedergeschlagen seinen Kopf. „Früher hätte ich es ohne Probleme gekonnt. Sie muss ein neues Sicherheitssystem haben.“

Nach weiterem Schweigen erhob Lysop erneut das Wort: „Sie könnte alles leer geräumt haben.“ Nachdenklich blickte er zu seinen Freunden. „Dann wäre alles umsonst.“

„Oder sie denkt, dass wir keine Chance hätten, dort hinein zu gelangen. Ihr wisst selbst zu gut, dass der Bunker sehr groß und verwinkelt ist“, meinte Zorro nachdenklich. „Es ist ein komplettes Untergrundsystem. Hinter jeder Ecke könnte uns dort der Tod erwarten.“

„Es ist bombensicher, das stimmt“, antwortete Law geduldig. „Sie könnte Nami im hintersten Zimmer verstecken. Es wäre reiner Selbstmord, wenn wir es nur zu dritt versuchen.“

 

Zorro fuhr sich frustriert mit der Hand durch seine Haare. Umso länger sie hier auf den richtigen Moment warteten, umso größer war die Wahrscheinlichkeit, dass sie Nami dort nicht lebend finden würden. Wenn Nico Robin wirklich einen Deal mit Big Mom hatte, steckten sie tief in der Scheiße.

Law seufzte laut. „Wir sollten versuchen Shanks zu erreichen. Immerhin ist er ihr Vater und wird in naher Zukunft von Big Mom erpresst werden. Ich bin sicher, er würde uns dabei helfen.“

„Ich habe versucht mit ihm oder einen seiner Leute Kontakt aufzunehmen, aber ich erhalte einfach keine Antwort“, fauchte Lysop frustriert. „Warum hat er sich ausgerechnet jetzt dazu entschieden unterzutauchen?!“

„Solange Big Mom ihn nicht findet, bleibt Nami am Leben. Ohne ihn ist ihr Druckmittel nichts wert“, warf Ruffy ein. „Shanks verschwindet nicht ohne Grund.“

 

Zorro konnte bei Law den gleichen erstaunten Gesichtsausdruck sehen, wie bei Lysop. Vermutlich schaute er genauso dumm aus der Wäsche. Was war nur mit Ruffy los und warum war er plötzlich schlauer als sie alle zusammen? Zorro schüttelte lächelnd seinen Kopf. Jetzt ergab es endlich einen Sinn, dass sie Shanks nicht erreichen konnten. Er wollte Nami genauso beschützen, wie sie.

„Dennoch können wir nicht tatenlos hier rumsitzen. Was, wenn sie ein anderes Druckmittel findet?“, gab Law zu bedenken.

„Was ist ein besseres Druckmittel als seine Tochter?“, hakte Lysop nach, während er sich die Landkarte nochmal genau ansah.

„Die Mutter?“, fragte Law schulterzuckend. „Von ihr wissen wir auch nichts.“

„Namis Mutter ist tot“, antwortete Lysop stirnrunzelnd.

„Ihre Stiefmutter ist tot. Wer ihre richtige Mutter ist, wissen wir nicht. Was, wenn Nico Robin auch das herausgefunden hat?“

„Dann ist es jetzt umso wichtiger, dass wir uns endlich beeilen“, gab Zorro ungehalten von sich. Er war es leid. Das ewige hin und her brachte sie nicht weiter. Nami könnte weiß Gott was angetan werden während sie hier saßen und Tee tranken!

„Er hat Recht. Wir sollten es zumindest versuchen“, stimmte Ruffy ihm zu. „Wir sollten heute Nacht loslegen.“

Lysop wurde leichenblass. „Heute Nacht? Wir haben überhaupt nichts vorbereitet...“

 

„Was sollen wir vorbereiten? Du hast selbst gesagt, dass du dich dort nicht reinhacken kannst. Also müssen wir sie wohl oder übel selbst suchen.“

„Aber ihr würdet euer Leben riskieren! Da gibt es kein Versuchen, Ruffy. Es gibt keinen Replay Button in der echten Welt!“

 

Ruffys Gesicht verdunkelte sich, und Zorro konnte spüren, dass Lysop seine strengen Worte bereits bereute. Ruffy atmete tief durch. „Um Mitternacht geht’s los.“ Mit diesen Worten erhob er sich von seinem Stuhl, schnappte sich seinen Nachtisch und verließ das Esszimmer. Lysop blickte ihm bedrückt hinterher. „Also gut. Ich werde die Kameras, Mikrofone und Aufnahmegeräte vorbereiten. Law, würdest du dich um die Waffen kümmern? Wir werden viele Messer brauchen und alle Waffen mit einem Schalldämpfer. Das wichtigste ist, dass wir so leise wie möglich sind.“

 

 

Mitternacht...

„Oh scheiße, oh scheiße!“, hörte Zorro die zitternde Stimme von Lysop aus dem Knopf in seinem Ohr. Er rollte mit seinen Augen. „Hör auf zu jammern“, zischte er. „Du bist doch gar nicht da!“

„Aber ich sehe alles über meine Monitore. Das genügt mir vollkommen“, antwortete er und Zorro konnte das Klackern der Tastatur hören. „Hast du noch den USB, den ich dir gegeben habe, Zorro?“

Zorro tastete in seiner Innentasche nach dem kleinen Datenträger. „Hab ihn bei mir. Genau wie vor zehn Minuten.“

Lysop atmete erleichtert auf. „Okay, also sobald du einen Computer findest...“, fing er erneut an zu erklären doch Zorro unterbrach ihn knurrend. „Dann steck ich das Teil da rein“, vollendete er Lysops Satz augenverdrehend. Mittlerweile hatte er den Plan bestimmt hundert Mal gehört.

Er hörte, wie Lysop sich nervös räusperte. „Also gut, dann viel Glück, Jungs.“

 

Ruffy, Law und Zorro sahen sich an und nickten, worauf sie zusammen auf die unscheinbare Holzhütte zuliefen. Bevor die Überwachungskamera sie entdecken konnten, setzte Law sie mit einem gezielten Schuss außer Betrieb. Jetzt mussten sie nur noch hoffen, dass keiner von Robins Leuten gerade vor den Computern saß. Wenigstens so lange nicht, bis Zorro einen Computer gefunden hatte und Lysop sich ohne Probleme ins System hacken konnte.

Law gab seinen Freunden ein Zeichen, woraufhin Zorro mit gezückter Waffe vorsichtig durch die Tür schritt. Erst als er den Raum, in dem sich die Treppe nach unten befand mit seinen Augen untersucht hatte, gab er den anderen beiden ein Zeichen. Law schaltete erneut die Überwachungskamera aus.

Zorro hoffte inständig, dass Robin nicht mit so einem dummen Angriff rechnete und keiner ihrer Männer vor den Computern saß und die Kameras mit Argusaugen beobachtete. So unvorbereitet waren sie noch nie irgendwo eingebrochen wurde Zorro plötzlich klar. Er warf seinen Freunden einen Seitenblick zu. Sollte heute jemand den Löffel abgeben, hoffte er inständig, dass er selbst es war.

 

Zusammen sahen sie auf die Treppe, die nach unten führte. Man konnte nichts erkennen außer Dunkelheit. Zorro spürte, wie sein Herz heftig hämmerte. Wenn da unten zehn Leute mit gezückter Waffe warteten, würden ihnen die kugelsicheren Westen auch nicht viel helfen.

Law legte Zorro seine Hand auf die Schulter. „Du solltest hier bleiben. Zu zweit fallen wir vermutlich nicht so auf. Ruffy, du übernimmst die Räume südlich von der Küche. Ich die anderen.“

Zorro knurrte wütend. „Ich werde bestimmt nicht hier oben Däumchen drehen während ihr dort unten seid!“

„Du bist zu aufgebracht! Ich befürchte, dass du zu wenig nachdenkst und uns somit in Schwierigkeiten bringen könntest!“

Wütend und ein wenig ertappt presste Zorro die Lippen aufeinander. Insgeheim wusste er, dass Law Recht hatte. Er wusste, was für ein Risiko er darstellte. Aber er konnte doch nicht einfach tatenlos rumsitzen! Es ging hier verdammt nochmal um Nami. „Ich gehe mit, ob es dir passt oder nicht!“, knurrte er so leise wie möglich. „Ich werde mich zusammenreißen!“, fügte er noch hinzu, woraufhin Law leise seufzte. „Also gut. Aber wenn uns irgendwas passiert, bringe ich dich um.“

 

„Law, du solltest stattdessen hier bleiben. Falls sich jemand nähert, sollten Zorro und Ruffy wenigstens gewarnt werden“, warf Lysop ein. Zorro konnte den innerlichen Kampf Laws von seinem Gesicht ablesen. Doch schließlich verschwand er im Schatten der Tür und setzte sich sein Nachtsichtgerät auf.

„Wir machen es, wie Law gesagt hat. Du übernimmst südlich und ich den Rest“, erklärte Zorro nochmals. Gleich darauf konnte er Lysop seufzen hören. „Wir warten erstmal ab, ob ihr es überhaupt bis zur Küche schafft, okay? Erst dann teilen sich die Wege.“

Zorro nickte dankbar. Er wollte es zwar nicht zugeben, aber dort unten brauchte er Lysop mehr denn je. Er war erst einmal dort unten gewesen und konnte sich an nicht viel erinnern. Lysop hingegen hatte ein fotografisches Gedächtnis und konnte sich an jeden einzelnen Weg dort unten erinnern.

Ruffy warf Zorro einen letzten Blick zu, bevor er auf leisen Sohlen die Treppe hinunter schlich. Vorsichtig öffnete er die Tür und lugte um die Ecke. Erst als die Luft rein war, schlüpfte Zorro an ihm vorbei und sah sich in der dunklen Küche um. Es roch nach Essen. Also hatte Robin den Unterschlupf noch nicht räumen lassen. Kurz hatte er schon gehofft, dass Robin vielleicht doch alles leergeräumt hatte. Doch dann würden sie Nami vermutlich niemals finden. Er spürte wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Zorro suchte die kleine Kommode zu seiner linken so geräuschlos wie möglich ab. Doch bis auf ein paar Küchenutensilien konnte er nichts finden.

 

Plötzlich hörte er einen kurzen, schrillen Schrei. Erschrocken drehte er sich um und blickte Ruffy mit großen Augen an. Er sah sich kurz um, konnte jedoch keine Gefahr erkennen. Also, warum hatte er dann so laut geschrien?!

„Was hast du?“, fauchte Zorro aufgebracht, doch Ruffy zeigte wortlos auf das Stück Kuchen auf dem Teller vor ihm. Zorro schloss fassungslos seine Augen und rieb sich mit einer Hand die Schläfe. War das sein Ernst? Die Knalltüte flippte wegen eines Kuchens so aus?!

„Lysop sagte doch, dass wir leise sein sollen!“, keifte er leise.

„Aber da hat jemand seinen Nachtisch nicht aufgegessen. Was für ein kranker Typ muss das sein?!“, antwortete Ruffy perplex, als gäbe es in diesem Moment nicht wichtigeres auf der Welt. Er musste Zorros wütenden Blick wohl bemerkt haben, denn er wandte sich mit hängendem Kopf ab und murmelte: „Tut mir leid...“

„Scheiße, Ruffy! Was soll der Mist! Ich hab mir beinahe in die Hosen gemacht“, schrie Lysop und Zorro verzog schmerzerfüllt sein Gesicht. Es wäre wahrlich ein Wunder, wenn er den morgigen Tag noch erleben würde.

 

„Warte mal, Zorro. Ist das da drüben ein Laptop?“, hörte Zorro Lysop flüstern, als er und Ruffy sich gerade aufteilen wollten. Er drehte sich einmal im Kreis, bevor er den schwarzen Computer auf dem großzügigen Esstisch erkennen konnte. Mit leuchtenden Augen hastete er darauf zu und klappte ihn sogleich auf. Ohne weiter auf Lysops nervöses Murmeln zu hören, steckte er den USB in die Seite des Laptops.

„Scheiße“, murmelte Lysop nach einer gefühlten Ewigkeit endlich. „Ich bin drin“, redete er weiter aber er klang nicht gerade erfreut darüber. „Was ist los?“, hakte Zorro nach.

„Nichts ... es ist nur ... es war so leicht.“

Zorro stöhnte. „Darum können wir uns jetzt keine Gedanken machen. Hast du alles nötige getan?“

„Alle Überwachungskameras gehören jetzt mir und ich kann euch vorwarnen, falls sich jemand nähert. Noch etwas, Boss?“

Zorro schüttelte den Kopf. „Das sollte vorerst genügen.“

„Dann kann es jetzt wohl losgehen, oder?“, sagte Ruffy und klang dabei, als würden sie sich auf einem abendlichen Spaziergang befinden. „Das wird ein Spaß!“, freute er sich breitgrinsend, doch kurz darauf verdüsterte sich sein Gesichtsausdruck. „Ich wünschte, Ace wäre hier... Ihm würde es genauso viel Spaß machen.“

Zorro legte Ruffy wortlos eine Hand auf die Schulter. Er musste nichts sagen, denn Ruffy verstand auch so, was er mit dieser Geste meinte. Ace würde immer bei ihnen sein. Der Jüngste in der Runde bedankte sich mit einem Nicken und einem Lächeln auf seinen Lippen. Es schien, als würde er sich langsam aus seiner Trauer hinauskämpfen. „Also gut“, atmete er tief durch. „Lasst die Party steigen!“

„Das ist keine Party!“, keifte Lysop, doch Ruffy hörte nicht weiter auf ihn, sondern öffnete die Tür, die in den nächsten Gang führte. Dort würden sich ihre Wege trennen. Lysop gab ihnen das Okay und bevor Zorro seinem Kumpel noch einen Blick zuwerfen konnte, war dieser bereits um die nächste Ecke verschwunden. Kopfschüttelnd tat er es ihm nach, dieses Mal ein wenig gelassener. Wenn Lysop alles im Auge hatte, hätten sie vielleicht doch eine Chance.

 

„Okay, Kumpel. In dem Raum zu deiner rechten ist ein Kerl, der ... der ein Buch liest. Mein Gott, was ist hier nur los?“

Auch Zorro kam es ein wenig seltsam vor, dass in den Gängen überhaupt niemand zu sehen war. War sich Robin denn ihrer Sache wirklich so sicher? Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass hier irgendwas faul war. Trotzdem öffnete er leise die Tür, woraufhin sich der Typ erschrocken aufrichtete. Doch bevor er nach seiner Waffe greifen oder auch nur ein Worte sagen konnte, hatte Zorro bereits seine Arme um seinen Hals gelegt und drückte ihm die Luft ab.

 

„Nein! Mach das nicht! Nicht das Genick...“, konnte er noch Lysops panisches Kreischen hören, doch kurz darauf konnte Zorro ein Knacken vernehmen und der Kerl erschlaffte in seinem Griff. Zufrieden blickte Zorro auf die Leiche vor seinen Füßen. Wenn Ace jetzt hier wäre, würde er ihm bestimmt zufrieden auf die Schulter klopfen. Doch stattdessen hörte er, wie Lysop sich laut räusperte: „Das war jetzt wirklich unnötig. Nur ein Höhlenmensch macht solche Dinge.“

 

Zorro zuckte mit den Schultern. „Ich brauche die Kugeln für später.“

„Ich glaubs einfach nicht. Mein schwaches Herz macht sowas nicht mehr mit.“

 

Zorro schüttelte lächelnd seinen Kopf. Systematisch suchte er das Zimmer nach Hinweisen ab, doch konnte nichts Besorgniserregendes finden. Abgesehen von den stinkenden Socken, die der Kerl in einer Ecke sammelte. Angeekelt rümpfte er seine Nase. Bevor er noch weiter suchen konnte, hörte er Lysop laut nach Luft schnappen. „Von draußen nähert sich jemand. Ein ziemlich großer Brocken. Vielleicht könnten wir hierbei auf Muskelmasse verzichten und auf die gute alte Pistole zurückgreifen“, schlug Lysop vor. Zorro konnte ihm nur zustimmen. Wenn der Kerl da draußen wirklich ein großer Brocken war, würde er sich jetzt bestimmt nicht auf einen Kampf einlassen. Immerhin wollten sie so wenig Aufmerksamkeit wie möglich erregen.

 

„Links oder Rechts?“, fragte Zorro leise während er sich der Tür näherte.

„Rechts“, antwortete Lysop. Sekunden später schoss Zorro aus dem Zimmer und hatte dem Typ, der gerade nach seiner Waffe griff, ein Messer in den Kopf gerammt.

„Also gut, dann sagen wir halt wieder nein zur Knarre...“, murmelte Lysop beleidigt. „Ist ja nicht so, als hätte ich sie extra mit Schallschutz ausgestattet...“

 

Zorro achtete nicht weiter auf Lysop, der sich immer weiter beschwerte, doch als er vor der nächsten Tür stand, unterbrach er die Langnase dann schließlich doch noch. „Könnten wir uns jetzt wieder auf das Wesentliche konzentrieren?“

Augenblicklich verstummte Lysop. Einen Augenblick später, schnalzte er mit der Zunge. „Dahinter muss sich wohl ein weiterer Gang befinden. Ich kann fast nichts sehen, es ist kein Licht an. Warum gibt man nicht mehr Geld für Überwachungskameras aus? Ich versteh das nicht...“

Zorro legte sein Ohr gegen die Tür und versuchte irgendein Geräusch dahinter auszumachen. Doch er hörte nichts außer Stille. Tief durchatmend öffnete er die Tür und lugte vorsichtig in beide Richtungen. „Halt dich links“, hörte er Lysop murmeln und schlich gleich darauf in die besagte Richtung.

 

„Oh Gott, mein Herz schlägt so schnell. Ich habe so viel Angst...“

„Du bist kilometerweit entfernt in einem kugelsicheren Transporter versteckt. Also, warum zum Teufel solltest ausgerechnet du Angst haben?!“, keifte Zorro ein wenig zu laut zurück, worauf Lysop erschrocken aufkreischte. „Bist du verrückt?! Hör auf so zu brüllen sonst werden sie uns noch finden!“

Zorro rollte mit seinen Augen. „Wenn, dann finden sie sowieso nur mich. Du kannst dann gemütlich auf den Bahamas Urlaub machen.“

„Bahamas. Bist du des Wahnsinns? Dort gibt es giftige Spinnen und außerdem Haie im Meer!“, antwortete Lysop mit einem genervten Seufzer. Zorro knurrte. Warum war er denn bitte jetzt genervt?! Zorro musste sich hier immerhin mit dem größten Schisser der Welt rumschlagen.

 

Als plötzlich das Licht im Gang anging, schreckte Zorro aus seinen Gedanken und drehte sich augenblicklich um. Hinter ihm stand ein kleiner, schmächtiger Kerl, der ihn entsetzt ansah. Doch kaum hatte er die Waffe in Zorros Händen entdeckt, veränderte sich sein Gesichtsausdruck wutschnaubend.

„Oh Gott! Scheiße! Dreckskacke! Da kommt ein zweiter!“, kreischte Lysop wie ein kleines Mädchen. „Hinter dir! Hinter dir!!“ Zorro jagte dem ersten eine Kugel in den Kopf und warf beinahe gleichzeitig ein Messer nach dem zweiten. Dieses verfehlte sein Ziel jedoch um ein paar Zentimeter, denn der Kerl stand immer noch schwer atmend vor ihm. „Verdammt“, murmelte Zorro, fasste sich jedoch schnell wieder als der Kerl mit lautem Gebrüll auf ihn zugelaufen kam. Er rammte Zorro förmlich in den Boden, was ihn kurz nach Luft schnappen ließ. „Bring ihn um! Bring ihm um!“, hörte er Lysop panisch kreischen. „Wenn du es nicht tust, wird er dich töten!“

 

Zorro verdrehte darüber die Augen während er den Spieß umdrehte und nun über dem glatzköpfigen Typen ragte und ihm mit aller Kraft die Luft abdrückte. Er machte sich ein wenig Sorgen um den Krach, den er dabei verursachte, denn der Glatzkopf wehrte sich mit starken Tritten und festen Schlägen gegen seinen Tod. Doch so sehr es auch schmerzte, Zorros Griff lockerte sich keine Sekunde. Es vergingen wenige Augenblicke bevor die Bewegungen immer langsamer wurden und schließlich auch er erschlaffte. Zorro wartete noch einige Sekunden, bevor er seine Hände von seinem Hals nahm und sich langsam auf die Füße stellte. Er lehnte sich schwer atmend gegen die kühle Wand. 

„Um Himmelswillen! War das jetzt knapp! Ich glaub, ich brauch einen Tee um mein Herz zu beruhigen...“, flüsterte Lysop völlig fertig.

„Du wirst dir jetzt keinen Tee machen, kapiert?!“

 

„Hier befindet sich die Überwachungszentrale“, erläuterte Lysop, als Zorro sich vor einer weiteren Tür befand. Er wusste schon lange nicht mehr, wo er sich überhaupt befand. Dieser Unterschlupf erinnerte ihn stark an einen Fuchsbau. „Wie viele?“

„Nur zwei. Der eine muss wohl ihr Computernerd sein. Sei bitte nett zu ihm. Er ist ihr Lysop“, gab die Langnase mitfühlend von sich. Zorros Mundwinkel zuckten. „Also gut, ich werde ihn schnell töten.“

„Wir brauchen ihn als Geisel. Falls Nami nicht hier ist, hat er vielleicht noch weitere Informationen“, schlug Lysop vor und Zorro nickte zustimmend. „Der Kerl, der ihn bewacht ist auf der rechten Seite.“

Bevor Lysop noch etwas sagen konnte, hatte Zorro schon die Tür aufgerissen und dem armen, erschrockenen Kerl eine Kugel durch den Kopf gejagt. Der Computernerd blickte mit weit aufgerissenen Augen auf Zorro, der nun ihn mit der Waffe bedrohte. „Ein Laut und du bist tot.“

„Igitt, hast du ihm gerade in den Kopf geschossen? Ist das etwa ... Hirnmasse?“, fragte Lysop vorsichtig, doch Zorro hatte sich bereits abgewandt und durchsuchte den dunklen Raum mit seinen Augen. Der zitternde Junge vor ihm rührte sich kein Stück. Zorro war sich ziemlich sicher, dass von dem keine Gefahr ausging.

 

Plötzlich hörte er ein unangenehmes Würgen aus dem Knopf in seinem Ohr. Er stöhnte genervt. „Du hast doch jetzt nicht im Ernst gekotzt, oder?“, fragte er Lysop, doch das erneute Würgegeräusch war wohl Antwort genug.

Kopfschüttelnd stellte er sich vor den jungen Mann, der schlotternd auf die Knie gestürzt war. „Bitte ... tun Sie mir nichts... Ich bin hier nur der Computerfreak.“

Zorro schmunzelte. „Sieht so aus, als wären alle Computerfreaks kleine Hosenscheißer.“

Lysop schien davon nichts mitzubekommen, denn das Würgegeräusch war immer noch zu hören.

 

Um den Jungen ein wenig zu beruhigen, steckte Zorro seine Waffe weg. Danach versuchte er so ruhig wie möglich zu klingen. Er wollte nicht, dass der Junge Todesangst bekam. Immerhin brauchte Zorro noch wichtige Informationen von ihm. „Keine Sorge, ich habe nicht vor, dich zu töten“, fing er das Gespräch an. „Aber dafür hätte ich gerne eine Gegenleistung.“

Zögerlich nickte der Junge.

„Was für ein Weichei“, murmelte Lysop als er sich wieder erholt hatte und bemerkte, wie schnell der Jüngling aufgab. „Kein Kampfgeist. Er ist kein wirklicher Computerfreak.“

 

Zorro ignorierte Lysop. „Weißt du etwas über Nami? Die orangehaarige Frau, die Robin vor kurzem entführt hat?“, wandte Zorro sich erneut an den jungen Kerl. Dieser schien schwer zu überlegen. „Entführt? Wir haben hier keine Gefangenen und ich weiß auch nichts von so einem Auftrag...“, stotterte er schließlich, was Zorro ein wenig wütend machte. „Bist du dir sicher?“, fragte er drohend nach während er seine Hand auf seine Waffe legte. Doch der Junge schüttelte ängstlich seinen Kopf. „Robin war seit zwei Wochen nicht mehr hier! Sie hat auch nichts von sich hören lassen! Wir dachten schon, sie wäre tot!“

Zorro hielt kurz inne. Warum sollte Robin sich nicht mehr bei ihren Leuten melden? Das ergab doch keinen Sinn.

 

Doch das Wichtigste war im Moment, dass Nami nicht hier war. Er spürte, wie sein Herz schwerer wurde. Wenn sie nicht hier war, wo zum Teufel hatte Robin sie dann hingebracht? Frustriert rieb er sich die Schläfen. Ihm kam es vor als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen. Erneut richtete er die Waffe auf den Jungen, der ängstlich zurück wich. „Weißt du irgendwas über die Kunden, mit denen Nico Robin in den letzten Monaten Kontakt hatte? Ist dir irgendwas seltsam vorgekommen?“

Der Junge griff sich an den Kopf, als hätte er ebenso wie Zorro Kopfschmerzen. „Da war etwas. Die anderen sagten, es würde nichts bedeuten, aber mir ging es irgendwie nicht aus dem Kopf.“

Zorro wartete gespannt, bis der Junge sich ein wenig gefasst hatte. „Sie sagte immer, sie müsse sich um ihren blauen Edelstein kümmern. Sie hat gesagt, sie würde alles dafür tun... Seltsam, oder? Sie trägt doch überhaupt keinen Schmuck.“

Auch Zorro fand es gleich seltsam wie der junge Mann. Blauer Edelstein? Was meinte sie damit? Er konnte sich ebenfalls an keinen Schmuck erinnern. Nur, wenn Robin eine Rolle spielte, trug sie Schmuck. Aber Edelsteine?

 

„Sie hat ihre Leute geopfert“, flüsterte Lysop schließlich. „Robin hat sie nicht gewarnt, dass sie in Gefahr sind. Deshalb war es auch so einfach. Es war viel zu einfach! Sie hätte ihnen doch etwas sagen müssen!“, ärgerte Lysop sich lautstark. Zorro hingegen wunderte mittlerweile gar nichts mehr. Er war sich nicht sicher warum, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass Nico Robin ebenfalls zu etwas gezwungen wurde. Sie war zwar eiskalt, aber ihre Leute einfach abschlachten lassen? Das war selbst für Robin eine grauenhafte Tat.

„Ruffy kommt“, gab Lysop von sich, und kurz darauf riss tatsächlich ein grinsender Ruffy die Tür auf. Erneut wich der Junge erschrocken zurück. Ruffy blickte sich kurz um und als er Zorros grüblerischen und zugleich niedergeschlagenen Gesichtsausdruck erkannte, ließ er ebenso die Schultern sacken. „Sie ist nicht hier, oder?“

 

Zorro schüttelte seinen Kopf. „Nein, Nami wird immer noch festgehalten.“

 

„Scheiße... Leute?“, hörten sie plötzlich Lysop stottern. „Falls ihr wieder den Weg nach oben findet, solltet ihr darauf gefasst sein, dass mindestens zwanzig Pistolen auf euch gerichtet sind.“

Helpless.

Twelfth. Helpless.

 

Nami suchte nun schon das vierte Mal unter ihrem ungemütlichen Bett, ob sie doch noch etwas Nützliches finden konnte, dass ihr dabei half, den Weg nach draußen zu erkämpfen. Doch bereits nach wenigen Sekunden wusste sie, dass auch nach dem dritten Tag kein brauchbarer Gegenstand unter dem Bett zu finden war. Genervt ließ sie sich mit dem Rücken gegen die Wand neben der Eingangstür fallen. Sie legte ihre Arme um ihre Knie und legte ihren Kopf darauf. Wie zum Teufel sollte sie es hier raus schaffen? Dem armen Kerl, der ihr immer das Essen brachte, hatte sie schon am ersten Tag ihre Fingernägel in die sensible Haut an seinem Hals gerammt. Danach wurde er vorsichtiger und öffnete die Tür nur noch einen Spalt breit und zielte mit einer Waffe auf sie bis sie das Essen entgegen nehmen würde. Somit hatte sie nicht die geringste Chance in seine Nähe zu kommen um ihn zu überwältigen. Ganz abgesehen davon, dass sie vermutlich nie aus diesem Haus herausfinden würde. Sie hatte immer noch keinen blassen Schimmer, wo sie sich überhaupt befand.

 

Ihr Blick glitt zu dem kleinen Fenster ihr gegenüber. Es war so klein, dass sie vermutlich nicht mal mit ihren Füßen hindurch passen würde. Auch dieser Fluchtweg war hoffnungslos. Draußen erstreckte sich nur ein dichter Wald. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ihr die Flucht gelingen würde, müsste sie sich durch diese Landschaft durchkämpfen. Immer wenn sie daran dachte, wurde ihr mulmig. Was blieb ihr also anderes übrig als auf ihr Schicksal zu warten?

Nico Robin hatte sich seit dem ersten Tag in ihrem Verlies nicht mehr blicken lassen. Nami fragte sich, ob sie mit Big Mom verhandelte. Bei dem Gedanken daran wurde ihr augenblicklich übel. Sie hatte nur wenige Dinge über Big Mom gehört, doch diese reichten aus, um Nami vor Angst zittern zu lassen.

Was würde sie dort wohl erwarten? Ihre Gedanken drifteten ein wenig ab. Seit sie hier war, konnte sie nicht mehr klar denken. Nami fragte sich, ob es daran lag, dass Robin sie unter Drogen gesetzt hatte, oder daran, dass sie keine Minute unbeschäftigt sein konnte, ohne, dass sie Aces grinsendes Gesicht vor sich sah. Sie musste sich ständig auf irgendwas konzentrieren. Sei es auch nur die lockere Schraube in dem Schrank gegenüber vom Bett. Stundenlang hatte sie gestern vor dieser Schraube gesessen und versucht sie wieder zurück in ihre ursprüngliche Position zu bringen.

An Schlafen war ebenfalls nicht zu denken. Kaum war sie ins Traumland abgedriftet, schon wiederholten sich die Bilder von der Verfolgungsjagd in ihrem Kopf. Wie sehr sie sich nur wünschte, die Zeit zurückdrehen zu können. Inzwischen wünschte sie sich sogar, sie wäre Zorro nie begegnet. Dann wäre sie jetzt nicht hier und die Jungs würden immer noch vereint in ihrer großen Villa leben. Ruffy hätte noch seinen großen Bruder und Zorro noch seinen besten Freund.

 

Seufzend fuhr sie sich mit ihrer Hand durch die Haare. Sie musste sich ablenken, ansonsten würde sie erneut zusammenbrechen. Zuerst musste sie hier raus, dann erst war es ihr erlaubt in Selbstmitleid zu versinken. Ihr Blick glitt zu dem Spiegel in ihrem spärlichen Badezimmer. Falls es ihr gelingen sollte, den Spiegel zu zersplittern und eine möglichst große und spitze Scherbe daraus zu lösen, dann hätte sie vielleicht eine Chance. Es war zwar nicht die beste Waffe, aber immerhin konnte sie damit einen Schaden anrichten, wenn sie jemanden damit in die Brust oder den Hals stach. Automatisch glitt ihr Blick zu dem ausgeblichenen Handtuch, welches am Waschbecken darunter hing. Wenn sie das Handtuch um ihre Hand wickelte, würde sie sich beim Brechen des Spiegels nicht selbst verletzen.

 

Eilig stand sie auf und griff nach dem Handtuch. Ihr war schwindelig vor Aufregung, als sie ihre Faust damit umwickelte. Es war ihre letzte Chance... Tief durchatmend blickte sie in ihr Spiegelbild. Sie sah schrecklich aus. Tiefe Augenringe, fahle Gesichtsfarbe und verheulte Augen. Durch diesen Anblick wurde sie nur noch wütender, wodurch sie es nun kaum erwarten konnte, endlich ihr Spiegelbild zu zerstören. Mit ganzer Wucht schlug sie mit ihrer Faust auf den Spiegel, der augenblicklich in mehrere Teile zersplitterte. Inständig hoffte sie, dass niemand den Lärm mitbekam, welchen die Scherben verursachten. Sie ignorierte den stechenden Schmerz in ihrer Hand als sie suchend auf die vielen Teile blickte. Ihr wurde flau im Magen, als sie feststellte, dass kein Teil groß genug war, um es als Waffe verwenden zu können. Dennoch bückte sie sich nach dem Größten und ließ es vorsichtig in ihre Jackentasche verschwinden. Irgendwie würde es ihr schon nützen. Die restlichen Scherben fegte sie mit ihrem Schuh zusammen, damit sie sich nicht daran verletzen konnte.

Danach schlich sie wieder in ihr Verlies und ließ sich erneut auf den Boden fallen. So viel zu ihrem Plan, sich mit Spiegelscherben den Weg aus ihrem Gefängnis freizukämpfen. Lysop wäre bestimmt stolz auf ihren klugen Plan, dachte Nami verbittert. Würde er in ihrer Lage sein, hätte er mindestens schon zehn verschiedene Pläne durchdacht. Vermutlich wäre er schon längst entkommen und säße nicht mehr hier und würde sich die Augen ausheulen.

Je mehr die Minuten verstrichen, desto wütender und verzweifelter wurde Nami. Ihre Kopfschmerzen waren wieder zurück und es war schwer auch nur einen einzigen normalen Gedanken zu fassen. Sie brauchte dringend Schlaf, bevor sie sich ihren Weg freikämpfen konnte. Bei ihrem Glück würde sie eh drauf gehen.

 

Als sie laute Schritte von draußen hörte, kämpfte sie sich wieder mühevoll auf die Beine. Dem Stand der Sonne nach war es wohl Zeit für das Abendessen. Sie bereitete sich innerlich darauf vor erneut in den Lauf einer Waffe zu blicken, doch stattdessen öffnete sich die Tür heute komplett. Statt dem Kerl, der ihr immer mürrisch den Teller zugeschoben hatte, strahlte ihr heute ein kleiner, pummeliger Mann entgegen. Er grinste als er ihr den Teller reichte. „Ihr Essen, Miss“, begrüßte er sie förmlich. „Ich hoffe, Ihnen gefällt ihr Aufenthalt?“

 

Nami sah ihn verwirrt an. Wollte er sie verarschen? Wütend darüber, dass er ihr so blöd ins Gesicht grinste, schlug sie den Teller auf den Boden. „Ob mir mein Aufenthalt hier gefällt?! Geht’s noch?!“ Ihr Blick glitt auf die Pistole, die der Kerl um seine Hüfte trug. Wenn sie ihn irgendwie ablenken könnte, wäre es ihr vielleicht möglich, sich die Waffe zu schnappen. Doch bevor sie sich einen gescheiten Plan ausdenken konnte, wurde sie von dem Neuling schon wieder aus der Fassung gebracht. Sein Blick wurde ernst, als er sich die Scherben auf den Boden ansah. „Wie schade. Das Essen hier ist wirklich gut“, seufzte er, dann sah er aus dem kleinen Fenster. „Um Mitternacht wird die Zeit heute still stehen“, murmelte er in seinen nicht vorhandenen Bart.

 

Nami runzelte die Stirn. „Was?“

Sein Grinsen wurde wieder breiter. „Um Mitternacht“, betonte er erneut, doch Nami wusste immer noch nicht, was er von ihr wollte. Was soll um Mitternacht sein? War der Kerl etwa verrückt? Irritiert sah sie ihm dabei zu, wie er geheimnisvoll lächelte während er die Tür zu ihrem Verlies wieder verschloss. Nami blickte noch Minuten danach starr auf die dunkle Holztür. Sie wurde nicht aus dem eben gesagten schlau.

Kopfschüttelnd sah sie auf das Essen, das sie wegen ihres kleinen Wutanfalls auf dem Boden verstreut hatte. Wie aufs Stichwort knurrte ihr Magen. Na, großartig.

Hungrig setzte sie sich auf ihr Bett und blickte nachdenklich auf die verschlossene Tür.

„Um Mitternacht wird die Zeit heute still stehen...“, wiederholte sie die Worte des Fremden. „Was kann er damit gemeint haben?“, überlegte sie laut, doch ihre Kopfschmerzen hinderten sie daran, einen klaren Gedanken zu fassen. Ihr blieb wohl nichts anderes übrig, als auf Mitternacht zu warten...

 

 

Später...

Nami schreckte aus ihren Gedanken, als sie plötzlich einen lauten Knall und lautes Geschrei von draußen hörte. Hastig befreite sie sich von ihrer Bettdecke, die sie fröstelnd um sich geschlungen hatte, und rannte zur Tür wo sie neugierig lauschte. Sie hörte Schüsse und Schreie. Ängstlich griff sie nach der Scherbe in ihrer Jackentasche. Vielleicht hatte es sich Big Mom anders überlegt und wollte keinen Deal mehr mit Robin. Es könnte sein, dass sie sich stattdessen für die brutalere Variante entschieden hatte und sich Nami nun mit Gewalt holen wollten.

Bei diesem Gedanken umfasste Nami die Scherbe fester, bis das Blut über ihre Finger quoll. Lieber würde sie sterben, als sich freiwillig in Big Moms Arme zu begeben.

Dennoch gab es in ihrem Inneren diesen kleinen Funken Hoffnung. Was, wenn Zorro hier war um sie zu retten? Sie wünschte sich nichts sehnlicheres, doch wusste sie auch, dass das unmöglich war.

Nami verscheuchte diese bitteren Gedanken aus ihrem Kopf und konzentrierte sich stattdessen auf das Getrampel vor ihrer Tür. Sie musste bereit sein, wenn die Tür aufging.

 

Als die Schritte näher kamen, wappnete sie sich innerlich. Entschlossen zog sie die Scherbe aus ihrer Tasche, trat einige Schritte zurück und machte sich zum Angriff bereit. Sie vergeudete keinen Gedanken mehr an Zorro oder die anderen. Das wichtigste war jetzt für sie, hier lebendig raus zu kommen.

 

Sie hörte, wie jemand an der Türklinke rüttelte und schließlich laut fluchte. „Verdammt, Lou! Hast du nicht gesagt, du hättest die Tür offen gelassen?!“

„Habe ich das nicht? Sorry, Boss. War wohl ein wenig abgelenkt“, antwortete eine atemlose Stimme.

Der erstere der beiden, stöhnte gequält. „Warum kannst du dich nie an den Plan halten?!“

Bevor sich der zweite verteidigen konnte, ertönte eine dritte, tief grollende Stimme. „Ich habe eine bessere Idee. Aus dem Weg.“

Namis Herz klopfte wild in ihrer Brust, als sie minutenlang nichts mehr von draußen hörte. Sie wagte es kaum zu blinzeln, aus Angst, sie würde etwas verpassen.

Dann passierte alles ganz schnell. Ein lauter Knall ertönte und die Tür wurde aus ihren Angeln gerissen. Reflexartig schützte Nami ihr Gesicht vor den herumfliegenden Holzsplittern. Der Rauch, der durch die kleine Explosion entstanden war, füllte ihre Lunge. Wild hustend versuchte sie sich zu orientieren. Ihre Augen tränten als sie versuchte, die schemenhaften Gestalten vor ihr zu erkennen. Die Scherbe in ihrer Hand hatte sie immer noch fest umschlossen. Mittlerweile tropfte das Blut auf den Boden. Doch sie spürte den Schmerz kaum, sondern machte sich zum Angriff bereit. Ohne weiter darüber nachzudenken, ging sie auf den groß gebauten Mann in der Mitte los. Blind prallte sie gegen ihn, versuchte ihn mit der Waffe zu verletzen.

Als er laut brüllte, wusste sie, dass sie ihr Ziel getroffen hatte. Doch bevor sie sich an den Typen vorbeidrängeln konnte, wurde sie grob an der Schulter gepackt und festgehalten. Sie wehrte sich keuchend, doch der Typ bewegte sich keinen Zentimeter. Durch den Schlafmangel schwand ihre Kraft schneller als sonst, und es dauerte nur wenige Minuten, bis sie sich geschlagen geben musste.

Keuchend sah sie auf den großen Mann, den sie wohl mit ihrer Scherbe verletzt hatte. Der Rauch lichtete sich ein wenig, was es ihr ermöglichte, ihn besser zu betrachten. Er hatte eine Narbe über seinem linken Auge, als hätte ihn ein verdammt großes Tier versucht, das Auge auszukratzen. Doch das war es nicht, was Namis Aufmerksamkeit erregte. Seine roten Haare brachten sie aus der Fassung. War er etwa...? Ihr Herz klopfte mittlerweile so schnell, sie befürchtete schon es würde ihr aus der Brust springen. Hatte sie etwa gerade auf den roten Shanks eingestochen?!

 

„Irgendwie hatte ich mir unser erstes Treffen anders ausgemalt...“, murmelte Shanks, während er schmerzerfüllt sein Gesicht verzog.

„Hätte schlimmer sein können. Stell dir vor, sie hätte dein Herz getroffen. Das wäre ein Drama gewesen“, antwortete der Dicke, der Nami heute ihr Essen serviert hat. Er zwinkerte ihr lächelnd zu, während er sich zu seinem Boss runterbeugte und vorsichtig seine Schulter begutachtete. „Halb so schlimm. Ein paar Nadelstiche und gut ist’s.“

Er richtete sich wieder auf und sah Nami gutmütig an. „Tut mir Leid, dass wir dich so erschreckt haben. Aber sage nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, Mädchen.“

Nami dachte an die kryptische Nachricht von heute Mittag zurück. Trotzig blickte sie ihm entgegen. „Statt mir irgendwelche Rätsel aufzugeben, hättest du mir auch einfach sagen können, dass ihr um Mitternacht die Tür sprengt, Idiot!“ Als er die Stirn runzelte und sein Grinsen aus dem Gesicht verschwand, bereute sie ihre Worte augenblicklich. Vielleicht war es keine gute Idee, jetzt frech zu werden. Immerhin wusste sie noch nicht, was diese Typen mit ihr vorhatten. Zudem hatte sie noch auf den Boss eingestochen, der streng genommen auch ihr Vater war. Vielleicht nicht der beste Start in eine gute Vater/Tochter Beziehung...

Doch als Shanks lauthals loslachte und dem Dicken aufmunternd auf die Schulter klopfte, entspannte sie sich ein wenig.

„Scheiße, Lou! Ich hab dir doch gesagt, du sollst den kryptischen Blödsinn lassen! Immerhin sind wir hier nicht bei James Bond“, sagte er und grinste Nami dann stolz an. „Sie ist genauso frech wie ihre Mutter...“ Nami schwieg. Es machte sie nervös, dass ihr angeblicher Vater sie mit der Mutter verglich, die sie nie kannte. Die einzige Mutter, die sie kannte war Bellmere. Es machte sie ein wenig wütend, dass sie mit jemanden verglichen wurde, der ihr gänzlich fremd war.

Lou verschränkte beleidigt die Arme vor seiner Brust. „Ich dachte, es würde das Ganze ein wenig interessanter machen.“

„Das einzige was es gebracht hat, waren meine Kopfschmerzen!“, keifte Nami dazwischen. Ihre Schultern und Arme schmerzten tierisch von dem festen Griff, mit dem der Dritte sie immer noch gefangen hielt. „Würde es dir vielleicht was ausmachen, mich loszulassen?! Immerhin bin ich groß genug um alleine stehen zu können!“, wandte sie sich nun an den Kerl hinter ihr, der darauf fragend seinen Boss ansah. Shanks studierte ihren Gesichtsausdruck genau, während er mit seiner Hand die Wunde an seiner Schulter massierte. „Kommt drauf an. Wirst du wieder auf mich losgehen?“

Nami seufzte. „Nicht, wenn mir endlich jemand erklärt, was hier los ist!“

Shanks grinste zufrieden. „Du kannst sie los lassen, Ben. Ich glaube nicht, dass sie uns umbringt. Jedenfalls nicht, solange sie weiß, was hier los ist.“

Zögerlich löste Ben den festen Griff und Nami atmete erleichtert aus als der Schmerz ein wenig nachließ.

Shanks räusperte sich, während er stirnrunzelnd über seine Schulter lugte. „Vielleicht sollten wir unser Gespräch auf später verschieben“, gab er zu bedenken, als schon einer seiner Leute um die Ecke geschossen kam. „Sie haben Verstärkung angefordert! Wir sollten so schnell wie möglich verschwinden, Boss!“

Shanks nickte, während Lou an Namis Seite trat und ihr einen Arm um die Schulter legte. Vermutlich wollte er dadurch sicherstellen, dass sie nicht sofort abhaute.

„Habt ihr sie?“, fragte Shanks den Mann, bevor sie sich auf den Weg machten. Nami folgte ihnen zusammen mit Lou stillschweigend. Der Gefolgsmann nickte grinsend. „Sie ist gefesselt und betäubt. So schnell kommt uns die nicht mehr in die Quere.“ Nami stockte. Meinten sie damit etwa Robin?

Shanks klopfte ihm zufrieden auf die Schulter. „Gut gemacht. Aber jetzt sollten wir wirklich das Weite suchen“, er wandte sich wieder an Nami „Es tut mir Leid, dass wir dich so überrumpelt haben. Aber wir wollten sicherstellen, dass niemand von unserem Plan weiß.“

Nami nickte zögerlich. Sie versuchte, diese ganze Situation irgendwie zu verstehen. War sie nun wieder eine Gefangene? Der feste Griff von Lou sprach jedenfalls dafür. Aber die sorgenvolle Blicke, die Shanks ihr immer wieder zuwarf, verunsicherten Nami immer mehr. Hatte er sie gerettet weil er ihr Vater war? Trotzig reckte sie ihr Kinn. Warum interessierte es ihn plötzlich, was mit seiner Tochter geschah? Es hatte ihn immerhin 26 Jahre lang nicht gekümmert. Sie hatte mit allem allein fertig werden müssen!

Shanks schien ihre Wut und Unsicherheit zu spüren, denn er hielt Abstand als sie den hellen Gang nach draußen entlang gingen.

Auf dem Weg dorthin musste sie über zahlreiche Leichen steigen. Der Geruch von Blut und Tod lag in der Luft, worauf Namis Magen sofort reagierte. Ihr wurde kotzübel als sie den toten Männern in ihre Gesichter blicken musste, als sie über sie hinwegstieg. Lous fester Griff wurde mehr und mehr zu ihrer Stütze. Würde er sie nicht halten, wäre sie vermutlich schon längst auf dem Boden zusammengesunken.

 

Als sie dann endlich draußen waren und sie die frische Luft des Waldes, der sie umgab, einatmen konnte, seufzte sie erleichtert. Ihr Kreislauf erholte sich ein wenig, doch war sie immer noch wackelig auf den Beinen. Shanks trat wieder näher an sie heran, führte sie zu einem der vielen Lieferwagen, die um das große Haus herumstanden. Er öffnete ihr die hintere Tür. Zögerlich lugte Nami hinein. Es war niemand sonst dort drinnen und auch die Männer um sie herum, kannte sie alle nicht. Sie spürte einen Stich in ihrem Herzen. Die Hoffnung, dass Zorro oder die anderen hier waren um sie zu retten, konnte sie also ganz aufgeben. Shanks griff zu ihrer Überraschung nach ihrer Hand. Ohne nachzudenken ließ es Nami zu. Seine Hand fühlte sich warm an. „Keiner hier wird dir was tun, Nami. Wir sind hier um dich zu retten, vertrau mir“, sagte er nach langem Schweigen. Lou hatte sich mittlerweile ein wenig zurückgezogen. Nami sah ihrem angeblichen Vater in die Augen. Sie konnte sehen, dass er es ernst meinte. Zögerlich stieg sie in den Van und kauerte sich gleich in den Sitz am Fenster. Sie hoffte inständig, dass Shanks sich nicht zu ihr setzen würde, doch als er noch mit Lou und Ben gesprochen hatte, stieg er ebenfalls ein und ließ sich neben sie auf den Sitz fallen. Inzwischen hatte Ben seine verletzte Schulter verbunden. Nami konnte nicht verhindern, dass sie bei dem Anblick ein schlechtes Gewissen bekam. Aber das legte sich gleich wieder, als sie an die Jahre in ihrer Kindheit dachte, in denen sie sich immer gefragte hatte, wer ihr Vater war.

Sie ignorierte den stechenden Blick, mit dem er sie musterte, als der Van langsam losfuhr. Nami blickte stur aus dem Fenster, doch konnte sie sich nicht auf den Weg, den sie entlangfuhren, konzentrieren.

Schließlich seufzte Shanks ergeben. „Ich wusste ja, dass es schwierig werden würde, aber soo...“, fing er an, doch konnte er nicht weitersprechen, denn Nami warf ihm einen wütenden Blick zu. All die Wut, die sich seit ihrer Entführung angestaut hatte, wollte sie nun an ihrem Vater auslassen. „Schwierig?! Du denkst, das ist schwierig?!“, keifte sie, worauf Shanks sich ein wenig weiter in seinen Sitz drückte.

„Weißt du, was schwierig ist?! Ohne Vater aufzuwachsen! Zuzusehen, wie deine eigene Mutter vor deinen Augen erschossen wird! Das ist schwierig!“

Shanks schluckte schwer. „Nami, ich...“

„Sag nichts! Du warst nicht da als...“, wisperte sie, als ihre Stimme brach. Sie spürte, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. Sie wandte ihr Gesicht ab und sah wieder aus dem Fenster. Dieses Mal konnte sie noch weniger erkennen, da die Tränen ihre Sicht verschleierten. Warum musste er auch plötzlich in ihr Leben treten? Sie war ganz gut ohne Vater klar gekommen. Sie brauchte ihn nicht in ihrem Leben.

Shanks fuhr sich mit den Händen über sein Gesicht. Plötzlich wirkte er viel älter. „Sie haben mir schon deine Mutter genommen. Ich wollte dich beschützen! Wenn jemand rausgefunden hätte, dass ich ein Kind habe...“, erklärte Shanks seine Entscheidung kopfschüttelnd. Nami sah ihn wieder an und erschrak, als sie auch in seinen Augen Tränen erkennen konnte. Auch wenn sie ihre richtige Mutter nie gekannt hatte, versetzte es ihr doch einen Stich zu hören, dass auch sie nicht mehr am Leben war.

Shanks atmete tief durch, blinzelte die Tränen weg. „Ich dachte, du würdest bei Bellmere sicher sein. Sie war die beste Freundin deiner Mutter. Sie hätte alles dafür gegeben, dich zu beschützen...“

„Das hat sie auch“, unterbrach Nami ihn. „Sie hat ihr Leben gegeben.“

Shanks nickte traurig. „Ich habe die falsche Entscheidung getroffen, schon wieder. Ich dachte, wenn ich ganz aus deinem Leben verschwinden würde, würde es dir besser ergehen. Ich habe allerdings nicht damit gerechnet, dass meine Tochter einmal zu einer Kriminellen heranwächst.“ Bei diesen Worten umspielte ein Lächeln seine Lippen, welches Nami unsicher erwiderte. „Naja, wie der Vater, so die Tochter.“ Die Tatsache, dass auch er einen großen Verlust erleben musste, ließ ihre Wut ein wenig verrauchen. Trotzdem konnte sie ihm noch nicht verzeihen, dass er sie einfach im Stich gelassen hatte. Auch wenn er, seiner Meinung nach, gute Gründe dafür hatte.

 

Shanks seufzte. „Ich habe mir Sorgen gemacht, als meine Männer mir mitgeteilt haben, dass du auf der Suche nach Rache bist. Ich habe immer gehofft, du würdest dich für einen anderen Weg entscheiden. Aber wenn ich dich jetzt so sehe...“, er betrachtete sie von oben bis unten, „Ich könnte nicht stolzer auf dich sein, Nami. Du hast das gute Herz deiner Mutter und den rebellischen Kopf deines Vaters.“ Sein Grinsen wurde breiter, als er sich schmerzvoll an seine Schulter griff. „Vielleicht hast du auch ein wenig zu viel von deinem Vater...“

Nami schmunzelte. „Vermutlich wäre es angebracht mich für die Rettung zu bedanken, Shanks“, sprach sie und bemerkte, wie er leicht zusammenzuckte, als sie ihn beim Namen nannte. Erwartete er wirklich von ihr, dass sie ihn Dad nannte? Darauf konnte er lange warten.

„Du musst dich nicht bedanken. Es war das mindeste...“, antwortete er. „Ich verspreche dir, dass du nie wieder so etwas durchleiden musst, Nami. Ich werde versuchen ein guter Vater zu sein.“

Nami schätzte seine Worte, doch konnte sie sich immer noch nicht ganz mit dem Gedanken anfreunden.

Ohne etwas zu erwidern, sah sie wieder aus dem Fenster. „Wo bringt ihr mich hin?“

Shanks blickte nun ebenfalls nach draußen. „Wir machen noch einen kurzen Abstecher. Es ist nicht mehr weit.“

„Und wohin geht es dann?“, hakte sie erneut nach. Doch Shanks lächelte nur schulterzuckend. „Das entscheiden wir danach.“

 

Die restliche Fahrt verbrachten sie schweigend. Nami war ihm dankbar dafür, dass er nicht mehr versuchte, sich für seine Entscheidungen in der Vergangenheit zu entschuldigen. Sie hatte keine Nerven mehr dafür. Das Einzige, was sie jetzt noch wollte, war ein weiches Bett und etwas zu essen. Darüber, was danach passieren würde, konnte sie sich später immer noch Gedanken machen.

Als der Wagen schließlich Halt machte, lugte sie neugierig aus dem Fenster. Sie befanden sich immer noch in dem dichten Wald. Es schien, als wären sie keine zehn Meter gefahren, so sehr erinnerte sie diese Gegend an das Haus, in dem sie gefangen gehalten wurde. Ihr fiel wieder ein, dass auch Shanks jemanden gefesselt festhielt. „Habt ihr Nico Robin gefangen genommen?“, richtete sie das Wort an ihn. Shanks nickte langsam, sagte jedoch nichts. Nami schloss zufrieden ihre Augen. „Gut. Ich habe noch ein Hühnchen mit ihr zu rupfen.“

„Das ist nicht deine Aufgabe, Nami.“

„Sie hat mich tagelang festgehalten! Sie hat Ace...“ Die Worte blieben ihr in ihrem Hals stecken. Erneut spürte sie die Tränen in ihren Augen. Shanks spürte ihre Verzweiflung und legte vorsichtig die Hand auf ihre Schulter. „Gib dir dafür nicht die Schuld. Sie hat dich in eine Falle gelockt.“

„Hätte ich Zorro und den anderen nur mehr vertraut... Dann wäre das alles nicht passiert...“ Nami schluchzte laut. „Ace, er ist wegen mir gestorben. Wäre ich nicht so dumm gewesen...“

Shanks strich seiner Tochter unbeholfen eine lose Haarsträhne hinter ihr Ohr. „Dich trifft keine Schuld, hörst du? Ace und die anderen wollten dich beschützen.“

 

„Boss, wir sind da“, hörten sie plötzlich von der vorderen Reihe, woraufhin Nami schnell die Tränen aus ihrem Gesicht wischte. Shanks öffnete seinen Mund, als wolle er noch etwas sagen, doch dann schloss er ihn wieder und öffnete die Tür. Zögernd folgte Nami ihm. Geschwächt von dem ereignisreichen Tag stützte sie sich am Wagen ab. Shanks musterte sie immer noch besorgt.

Nami ignorierte ihn, so gut es ging. Gespannt sah sie auf die Männer, die ihre Waffen auf eine kleine Hütte inmitten der Waldlichtung richteten. Sie konnte niemanden sehen, oder auch nur das Geringste hören. Neugierig lugte sie zu der unscheinbaren Hütte. Warum waren sie hier und wieso ging von dieser Hütte so viel Gefahr aus, dass man mindestens zwanzig Pistolen darauf richten musste?

 

Als sie eine Bewegung vernehmen konnte, zuckten die Waffen der Männer nervös. Shanks hob geduldig seine Hand. „Noch nicht. Wir wissen nicht, wer dort drinnen ist.“

„Ist ... ist das etwa Law?“, fragte Nami unsicher, als sie die schemenhafte Gestalt im Türrahmen erkennen konnte. Die Größe und der weiße Hut auf seinem Kopf würden immerhin passen. Aber was machte Law hier? Nami konnte nicht verhindern, dass ihr Herz nun doppelt so schnell schlug. War es etwa möglich, dass die anderen auch hier waren?

Shanks beobachtete jede Bewegung der Gestalt, die sich nun sicherheitshalber hinter der Tür verschanzte. „Falls es wirklich Law ist, dann ist Lysop bestimmt nicht weit entfernt...“, murmelte Shanks und gab Ben ein Zeichen. Dieser verstand sofort und drückte Shanks ein Satellitentelefon in die Hand.

Mit einem breiten Grinsen drückte Shanks auf einen der Knöpfe und wartete geduldig. Nami hielt gespannt die Luft an, bis sich schließlich eine ihr allzu bekannte Stimme meldete: „Elefantenjagdverein, tötet was trötet. Was kann ich für sie tun?“

„Lysop! Schon lange nichts mehr von dir gehört!“, begrüßte Shanks ihn fröhlich. Lysop kreischte erfreut. „Shanks! Warum hast du nie auf meine Anrufe reagiert? Wir brauchen deine Hilfe! Nami ist...“

„Ich weiß, was mit Nami ist. Sie steht hier neben mir“, antwortete Shanks und blickte auf seine Tochter. „Ihr geht es soweit gut. Ich hätte mir denken können, dass ihr hier zuerst nach ihr sucht.“

Nami stützte sich mehr an dem Van ab. Ihre Knie zitterten. Die Jungs hatten nach ihr gesucht? Hieß das, dass sie ihr nicht die Schuld an Aces Tod gaben?

„Was?! Nami ist bei dir?! Warum sagst du das nicht gleich?! Wir haben hier unser Leben riskiert um sie zu retten! Sind das deine Leute, die mit Pistolen auf meine Freunde zielen?“

Shanks schnaubte amüsiert und trat ein wenig ins Licht, damit Lysop ihn besser über die Überwachungskameras sehen konnte. „So wie ich das sehe, haben die anderen drei ihr Leben riskiert, nicht du.“

Lysop stöhnte. „Warum muss immer jeder darauf rumhacken, dass ich nicht mit einer Pistole rumfuchtle? Mein Job ist genauso wichtig und gefährlich...“, verteidigte er sich, was Nami das erste Mal an diesem Tag richtig zum Lächeln brachte. „Ich geb Law und den anderen Bescheid, dass sie sich nicht mehr in die Hosen machen müssen wegen den vielen Pistolen...“

 

„Nehmt die Waffen runter, Jungs. Das sind Ruffy und die anderen!“, befahl Shanks daraufhin seinen Leuten, die sofort gehorchten. Nami hielt den Atem an als Law langsam den Schutz der Hütte verließ und sich ihnen mit erhobenen Händen stellte. Erst als er bemerkte, wer vor ihm stand, atmete er erleichtert aus. „Verdammt, Shanks! Du hast mir einen riesen Schrecken eingejagt! Ich dachte schon, unser letztes Stündchen hätte geschlagen.“

Shanks lachte amüsiert. „Ich habe dir Angst eingejagt? Das ich das noch erleben darf...“

 

Law nickte Nami zur Begrüßung zu. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Nami fühlte einen Stich in ihrer Brust. Sie wusste, dass Law von Anfang an nicht von ihr begeistert war. Aber der kalte Blick, mit dem er sie musterte, verunsicherte sie nun doch. Sie hatte sich Hoffnungen gemacht, dass er und die anderen sie doch nicht hassten. Inzwischen fragte sie sich, ob die Jungs vielleicht nur nach ihr gesucht hatten, um sich selbst an ihr für Aces Tod zu rächen.

Der kleine Hoffnungsschimmer in ihrem Inneren schrumpfte langsam. Nun war sie sich nicht mehr so sicher, dass sie Zorro wirklich begegnen wollte.

 

Erst als sich eine große, breit gebaute Gestalt langsam aus dem Schatten der Hütte löste, wurden all ihre Zweifel beiseitegeschoben. Es schien als würde all ihre Kraft wieder zum Leben erweckt werden, als sie seine grünen Haare und den besorgten Blick in seinen Augen erkennen konnte. Bei jedem Schritt, den er auf sie zumachte, beschleunigte sich ihr Herzschlag. Es pochte aufgeregt in ihrer Brust. Zitternd ging sie ihm entgegen. Die Tränen rannen ihr unaufhaltsam über ihr Gesicht, als sie hilfesuchend die Arme nach Zorro ausstreckte. Augenblicklich fing er sie auf, drückte ihren zierlichen Körper an den seinigen. Nami presste ihr Gesicht an seine Brust und schluchzte laut.

 

Sie war endlich wieder zuhause.

Home.

Thirteenth. Home.

 

„Nami, du musst das nicht machen“, hörte sie Zorros besorgte Stimme neben sich. Sie wollte nicht, dass er sich sorgte, deshalb lächelte sie ihn an und legte ihre Hand an seine Wange. „Mir geht es gut“, beschwichtigte sie ihn mit fester Stimme. In Wahrheit würde sie am liebsten laut schreien, Möbel zertrümmern oder weinend in der nächsten Ecke sitzen. Der Gefühlssturm in ihrem Inneren brachte sie schier um den Verstand. Sie fühlte sich glücklich, endlich wieder zu Hause zu sein. Erleichtert, dass Zorro sie nicht aufgegeben hatte. Verwirrt, weil plötzlich ihr Vater in ihrem Leben aufgetaucht war und todtraurig wegen Ace. Aber vor allem empfand sie Wut für die Frau, die vor ihr saß. Nico Robin.

Nami betrachtete Robin, die sie die letzten Tage gefangen gehalten hatte mit skeptischen Blick. Sie hatte bis jetzt noch kein Wort über die Lippen gebracht. Stattdessen saß sie mit gefesselten Händen hinter versperrten Gittern und hatte die Augen seelenruhig geschlossen.

Vorerst war Nami verwundert gewesen, als sie den Kerker im Keller vorgefunden hatte. Aber als sie Robin in diesem Monstrum eingeschlossen hatten, war ihr Herz ein wenig leichter geworden. Sie würde es zwar nie zugeben, aber diese Frau machte ihr Angst.

 

Zorro hatte vorerst darauf bestanden, dass sie sich ausruhen sollte, doch sie wollte unbedingt bei dem Verhör dabei sein. Shanks und Lysop standen zu ihrer Rechten und beobachteten sie ebenso besorgt. Nami wusste immer noch nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte.

Ruffy war der Erste, der sich zu Wort meldete: „Warum?“

Dieses eine Wort schien selbst Robin ein wenig aus der Fassung zu bringen. Sie öffnete ihre Augen und Nami konnte das erste Mal einen Hauch von Mitleid darin erkennen. Doch Robin fasste sich relativ schnell wieder, schaltete ihre Gefühle ab. Robin sah Ruffy an, der die Gitter ihres Gefängnisses fest umfasste. „Warum?“, wiederholte er seine Worte.

Nami war sich schon sicher, dass Robin erneut schweigen würde, doch stattdessen schluckte sie schwer und Nami konnte denselben Gefühlssturm in ihren Augen erkennen, den auch sie in ihrem Inneren spürte. „Ich musste es tun“, antwortete Robin mit erschöpfter Stimme. Ihre Schultern sackten nach unten, als wäre eine riesige Last von ihr gefallen. Keiner der Anwesenden sagte etwas, worauf Robin weitersprach: „Big Mom ... sie hat etwas, das mir sehr wichtig ist. Sie wollte Nami und ich sollte sie ihr bringen. Ace ... ich wollte das nicht! Warum hättet ihr sie nicht einfach gehen lassen können?!“, schrie sie frustriert und schluchzte, als sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten konnte.

 

„Was wollte sie von Nami?“, fragte Shanks nach minutenlangem Schweigen. Nami bedankte sich innerlich bei ihm, diese Stille durchbrochen zu haben. Sie ertrug Robins Schluchzen nicht mehr.

Robin schnaubte und blickte Shanks direkt ins Gesicht. „Du weißt, warum sie Nami wollte. Stell dich nicht dumm.“

Shanks nickte darauf und legte Nami eine Hand auf die Schulter. Der Blick, den er seiner Tochter zuwarf, war voller Trauer und Besorgnis. Er verweilte kurz, dann drehte er sich um und ging mit seinen Männern nach oben. Nami blickte ihm verwirrt nach. Warum sagte er nichts? Warum ging er jetzt einfach?

Zorro spürte ihre Unsicherheit und drückte ihre Hand. „Wir reden später mit ihm“, versicherte er ihr, dann stand er auf und gesellte sich zu Ruffy, der Robin keine Sekunde aus den Augen ließ. „Was könnte so wichtig sein, dass du dein eigenes Leben und das Leben deiner Männer riskierst, nur um etwas von Big Mom zu bekommen?“

Robin schwieg während Zorro mit nachdenklicher Miene durch den Raum schritt. Nami verfolgte jede seiner Bewegungen. Gerade, als sie ihn bitten wollte, doch endlich mal still zu stehen, hielt er an. Sein Gesicht hellte sich auf als wäre ihm etwas Wichtiges eingefallen. „Der blaue Edelstein.“

„Hä?“, hakte Ruffy mit gerunzelter Stirn nach und auch Nami fragte sich, was Zorro damit meinte. Doch dann fiel ihr Robin bleiches Gesicht auf, ihre Augen vor Entsetzen geweitet.

Zorro wandte sich zu der Gefangenen. „Blauer Edelstein - das ist ein Codename, richtig?“

Auch Lysop schien sich wieder an die Worte des Computernerds zu erinnern, den sie in Robins Unterschlupf gefangen genommen hatten und der mittlerweile in einem der Gästezimmer eingesperrt war. „Verdammt, warum sind wir da nicht früher drauf gekommen? Aber was könnte so wichtig sein, dass sie so viele Leben opfert...“

„Ein Kind“, fiel Nami ihm ins Wort. „Big Mom hält dein Kind gefangen, richtig?“

Sie hatte diesen Ausdruck auf Robins Gesicht bemerkt. Diesen Ausdruck hatte sie erst bei einer Person in ihrem Leben gesehen: Bellmere. Die Angst einer Mutter konnte man nicht vortäuschen.

Robins Gesichtszüge wurden weich. „So arbeitet Big Mom nun mal. Wer tanzt besser nach ihrer Pfeife als jemand, der sich um einen geliebten Menschen sorgt? So erreicht sie ihre Ziele viel schneller.“

„Aber warum du? Warum hat sie nicht jemand anderen geschickt, um mich zu holen?“

Robin zuckte hilflos mit ihren Schultern. „Ich bin gut in dem, was ich tue. Wie du vielleicht bemerkt hast, fällt es mir leicht andere Menschen zu manipulieren.“

Nami presste die Lippen aufeinander, woraufhin Lysop ihr schützend einen Arm um die Schultern legte.

„Ich wollte dich schon viel früher schnappen, aber Zorro kam damals dazwischen. Er hat sich an deine Fersen gehängt und ich musste mir einen neuen Plan überlegen.“

„Mr. Crocodile gehörte auch zu deinem Plan?“

„Indirekt schon. Ich wusste, dass die Jungs dir dabei helfen würden Rache bei dem Mann zu verüben, der deine Ziehmutter getötet hat. Also habe ich selbst ein wenig recherchiert und herausgefunden, was ihr an diesem Abend vorhabt. Mr. Crocodile und ich hatten noch eine alte Rechnung offen, also waren es zwei Fliegen mit einer Klappe“, erklärte Robin weiter ihre Geschichte. Sie sah zu Nami und den Jungs, die beschützend um die junge Frau standen. Robins Mundwinkeln zuckten leicht. „Wer konnte schon ahnen, dass sie dich in ihre Familie aufnehmen und sie ihr eigenes Leben für dich riskieren?“

„Wir hätten es auch für dich getan, weißt du“, antwortete Ruffy mit traurigem Lächeln. „Du warst auch eine von uns.“

Die eiskalte Robin lächelte Ruffy an, und eine einsame Träne rann über ihr Gesicht. Nami wusste in diesem Moment nicht, was sie empfinden sollte. Mitgefühl? Wie sollte sie Mitgefühl für jemanden empfinden, der anderen Menschen wissentlich schadete? Aber wie würde man selbst handeln, wenn das eigene Kind als Druckmittel für solche Taten diente?

Nami seufzte erschöpft und lehnte sich an Lysop. „Ich glaube, ich muss mich hinlegen“, gab sie schließlich zu. Nach diesen Worten steuerte Zorro gleich auf sie zu und reichte ihr seine Hand. Sie lächelte dankbar, ergriff diese und erhob sich müde von ihrem Stuhl. Zorro legte seinen Arm um ihre Taille und führte sie die Treppe hinauf.

Ihr letzter Blick galt Robin, die leise um ihr Kind, das in Big Moms Händen war, trauerte.
 

° ° ° ° °

 

„Lass sie noch ein wenig schlafen, hörst du? Sie braucht ihre Ruhe nach dem Horror der letzten Tage.“

Nami schreckte müde und orientierungslos aus ihrem Tiefschlaf, als sie das laute Streiten von draußen hörte. Mit klopfendem Herzen sah sie sich um, beruhigte sich jedoch schnell wieder, als sie erkannte, dass sie zuhause war. Tief durchatmend ließ sie sich in ihr weiches Kissen zurücksinken und blickte aus dem Fenster, durch das die Sonne schien.

Das Letzte, an was sie sich von gestern noch erinnern konnte, war, dass Zorro sie in ihr Bett getragen und sie ihn gebeten hatte bei ihr zu bleiben. Sie richtete sich wieder auf und blickte hinter sich auf das Bett. Ein schlafender Zorro hatte sich in sein Kissen gekrallt und bekam rein gar nichts von dem Geschrei vor der Tür mit. Nami lächelte zufrieden, rückte ein wenig näher an ihn heran und beobachtete ihn beim Schlafen.

„Aber sie schläft schon sooo lange...“, hörte Nami Ruffys quengelnde Stimme von draußen. Anscheinend hielt Lysop vor ihrer Tür Wache, denn dieser schimpfte den armen Strohhutjungen weiter aus: „Wag es ja nicht, sie zu wecken, nur weil dir langweilig ist!“

Sie konnte Ruffys Schmollen zwar nicht sehen, aber sie war sich ziemlich sicher, dass er Lysop nun mit Hundewelpenblick ansah. „Komm schon, ich will ihr doch nur sagen...“

„Nein! Und das ist mein letztes Wort! Außerdem ist Zorro auch da drin... Was ist wenn sie gerade...“ Lysop sprach seine Gedanken nicht zu Ende, doch Nami wusste genau, worauf er hinauswollte. Sie schnaubte lächelnd. War ja klar, dass dies seine ersten Gedanken waren.

„Wenn sie gerade was?“, fragte Ruffy unschuldig.

„Naja, du weißt schon ... intim sind.“

„Intim?“

„Komm schon ... Bienchen und Blümchen...“

„Hä?“

„Sie haben gewisse Bedürfnisse...“

„Von welchen Bedürfnissen redest du?“

Nami wartete gespannt. Dieses Gespräch amüsierte sie wirklich sehr und sie konnte nur schwer ein Lachen unterdrücken. Es dauerte einige Sekunden, bis Ruffy wieder das Wort ergriff: „Was machst du da für seltsame Bewegungen?“

„Ich wollte es dir eben bildlich vorführen!“, verteidigte Lysop sich beschämt, woraufhin Nami sich prustend die Hand vor den Mund hielt. Zorro murrte leise neben ihr, öffnete jedoch nicht seine Augen.

„Warum sagst du nicht einfach, was die zwei da drin machen?“

„Weil es mir peinlich ist, darüber zu sprechen. Vor allem mit dir. Ich bin nicht dein Vater und werde dir deshalb nicht erklären, was da drinnen vermutlich gerade passiert. Aber es geht um sehr viel Liebe und Zärtlichkeit.“

„Meinst du etwa Sex? Warum hast du das nicht gleich gesagt?“

Kurze Stille.

„Ich hatte nicht gedacht, dass du weißt, was Sex ist“, der Schock in Lysops Stimme war kaum zu überhören.

„Was glaubst du haben Vivi und ich immer in meinem Zimmer gemacht? Karten gespielt?“

Lysop lachte nervös. „Ehm ... ja, genau das habe ich gedacht.“

 

Während die zwei Störenfriede immer noch diskutierten, erwachte auch Zorro langsam aus seinem Tiefschlaf. Murrend rieb er sich über die Augen und stöhnte erschöpft, als ihn die Sonne blendete. Müde legte er sich den Arm übers Gesicht, was Nami zum Lächeln brachte. „Du bist wohl kein Morgenmensch, was?“

Erst jetzt schien Zorro wieder einzufallen, dass er in ihrem Bett lag. Perplex sah er sie an. „Oh, hey.“

„Hey“, flüsterte sie und kuschelte sich wieder in ihr Kissen. Sie war so unendlich müde. Es kam ihr vor, als hätte sie seit Wochen nicht mehr geschlafen. Zorro zog sie in seine Arme, atmete ihren Duft ein.

„Wie fühlst du dich?“, hielt Zorro sie vom Schlafen ab.

Nami überlegte lange bis sie antwortete. Nico Robins Geschichte hing ihr immer noch nach. „Ich weiß es nicht“, antwortete sie schließlich, während sie ihr Gesicht in Zorros T-Shirt vergrub. Nur schwer konnte sie ihre Tränen zurückhalten. Sie kam immer noch nicht damit klar, dass Ace nicht mehr bei ihnen war. Bis gestern war immer noch ein kleiner Hoffnungsschimmer in ihr gewesen, der gehofft hatte, dass er lachend um die nächste Ecke kam und sie wieder zuhause begrüßte. Doch er war nicht da.

„Wie soll es jetzt weitergehen?“, flüsterte sie.

„Keine Ahnung. Aber wir könnten damit anfangen, dass wir Ace im Krankenhaus besuchen“, antwortete Zorro während er unsichtbare Muster auf ihren Rucken malte. Nami brauchte eine Minute, bis sie das eben gesagte verarbeiten konnte. Sie drückte sich ein wenig von ihm weg um in sein Gesicht sehen zu können. „Was hast du da gerade gesagt?“

„Wir sollten Ace...“, wollte Zorro erneut erklären, doch da wurde er von Namis Finger auf seinen Lippen unterbrochen. „Ace ... Er lebt?“, hauchte Nami fassungslos. Das Blut in ihrem Kopf rauschte so sehr, dass sie schon befürchtete, Zorro falsch verstanden zu haben. Ihr pochendes Herz tat ihr übriges. Zorros Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Es tut mir Leid, dass ich es dir nicht früher gesagt habe... Aber du warst gestern nach der Geschichte mit Robin so erledigt... Ich wollte dich nicht noch mehr aufregen.“

Nami schwieg. In ihrem Kopf schwirrten tausende Fragen. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie Zorro küssen oder doch lieber zu Brei schlagen wollte.

„Er liegt im Koma. Wir wissen nicht, ob oder wann er wieder aufwacht. Aber es gibt immer noch Hoffnung. Außerdem sind diese Teufelsbrüder verflucht schwer umzubringen.“

Mit fahrigen Händen strich Nami sich durch ihre Haare während sie sich langsam aufrichtete und nun auf dem Bett saß. Dadurch wurde Zorro noch nervöser und versuchte sich erneut zu entschuldigen. Doch bevor er das tun konnte oder Nami richtig darüber nachdachte, es sich anders überlegen konnte, beugte sie sich zu ihm rüber und küsste ihn. Er erwiderte ihren Kuss. Doch dann rückte er wieder von ihr ab, strich durch ihr Haar. „Nami...“

Sie rollte mit ihren Augen. Wann würde er endlich damit aufhören, sie dauernd beschützen zu wollen? Alles, was sie jetzt im Moment brauchte, war er. Ohne auf sein Zögern zu achten, beugte sie sich erneut zu ihm hinüber und drückte ihre Lippen auf die seinigen. Und dieses Mal erwiderte er ihren Kuss wirklich. Er strich mit seiner Hand über ihre Wange, mit der anderen strich er über ihren Rücken, drückte sie weiter zu sich. Sie küssten sich, wie Ertrinkende atmen. Die Schmetterlinge in Namis Bauch tanzten zum Feuerwerk in ihrem Inneren.

Ihre Hände wanderten unter sein Shirt, wollten seine Haut auf der ihrigen spüren. Um wieder zu Atem zu kommen, löste sie den Kuss kurz, nur um gleich darauf seine Lippen auf ihrem Hals spüren zu können.

Das Hämmern ihres Herzens war inzwischen so laut, dass sie schon befürchtete Zorro würde es hören. Doch dieser ließ sich nicht davon abhalten, die Spur seiner Küsse über ihren Körper weiterzuführen. Nami hingegen kniff verwirrt die Augen zusammen, als das Klopfen immer lauter wurde. Es war, als würde ihre Seifenblase platzen, als ihr klar wurde, dass das Klopfen nicht von ihrem Herzen stammte, sondern von der Tür, gegen die jemand laut mit der Faust hämmerte. „Leute?! Seid ihr überhaupt noch da drin?“, hörte sie Ruffys neugierige Stimme. „Wir wollen essen! Haaaallooo?“

Auch Zorro schien nun von Ruffys Anwesenheit Wind bekommen zu haben, denn er knurrte genervt, als er langsam wieder unter der Decke auftauchte. Sein mürrischer Gesichtsausdruck sprach tausend Worte, was Nami kichern ließ. Beruhigend strich sie durch sein Haar. Und gerade, als er sich wieder zu ihr runterbeugte, meldete sich Namis Magen zu Wort. Zorro schnaubte belustigend. „Sieht so aus, als wäre Ruffy nicht der Einzige, der Hunger hat.“

Eine leichte Röte breitete sich um Namis Nase aus. Zorro küsste diese und zwinkerte ihr zu, bevor er aufstand und sich anzog. Er warf ihr einen letzten Blick zu, schenkte ihr ein umwerfendes Lächeln und sagte: „Ich kümmere mich um die Kinder. Wir sehen uns unten, Schatz“, scherzte er und verschwand aus ihrem Zimmer, um Ruffy nach unten zu jagen.

Nami rollte mit ihren Augen und konnte das glückliche Lächeln, das ihr ganzes Gesicht zum Strahlen brachte, nicht unterdrücken.
 

° ° ° ° °

 

Mit einer dampfenden Tasse Tee in der Hand blickte Nami aus dem Fenster. Der Regen prasselte unaufhörlich an die Scheibe. Das Geräusch hatte eine beruhigende Wirkung auf sie, erinnerte sie an Bellmere. Sie beobachtete, wie Ruffy lachend auf dem Rasen lag und sich über Lysop lustig machte, der sich darüber beschwerte, dass es immer regnete, wenn er mal einen freien Tag hatte. Ruffy sorgte sich kein bisschen darum, wie nass seine Kleidung inzwischen war. Wie konnte er so gelassen sein, wenn sein Bruder doch immer noch um sein Leben kämpfte? Insgeheim bewunderte sie Ruffy für seine Sorglosigkeit und Vertrauen.

„Hier bist du.“ Nami schreckte aus ihren Gedanken und blickte sich nach dem Störenfried um. Shanks lehnte lässig an der Tür und beobachtete sie mit besorgtem Blick. Nami zwang sich zu einem Lächeln. Sie fühlte sich immer noch ein wenig unwohl in seiner Nähe. „Du hast mich gesucht?“

Shanks nickte, setzte sich in Bewegung. Er stellte sich neben Nami und warf einen Blick aus dem Fenster. Er schnaubte amüsiert, als er Ruffy dabei zusah, wie er freudestrahlend die Hände in die Luft warf und sich im nassen Gras hin und her rollen ließ. „Er wird sich wohl nie ändern.“

„Nein, das hoffe ich zumindest nicht“, antwortete Nami.

Shanks setzte sich auf die Couch neben Nami. „Es tut mir leid, dass ich für Ruffy mehr da war, als für dich.“

Verwundert blickte sie in Shanks Gesicht, das voller Reue war. „Du musst dich nicht dafür entschuldigen. Wegen dir sind Ruffy und Ace zu diesen wundervollen Menschen geworden.“

Lysop hatte sie heute Mittag über Ruffys und Aces Vorgeschichte aufgeklärt. Ihr Vater war bei einem Autounfall ums Leben gekommen, und Shanks hatte sie bei sich und seinen Männern aufgenommen. Nami konnte sich nicht vorstellen, wie es wohl war, zwischen Auftragskillern und Massenmördern aufzuwachsen, aber wenn sie sich Shanks Truppe so ansah, war es wohl der größte Spaß auf Erden.

Natürlich war sie neidisch. Aber dann hätte sie Bellmere nie kennengelernt. Nur schweren Herzens konnte sie akzeptieren, dass sie nicht ihre richtige Mutter war. Sie setzte sich neben Shanks. „Was ist mit meiner richtigen Mutter. Lebt sie noch?“

Augenblicklich verdüsterte sich Shanks Gesichtsausdruck und er blickte zähneknirschend auf seine Hände, die in seinem Schoß lagen. „Nein, das tut sie nicht.“

Nami war bereits auf so eine Antwort gefasst. Dennoch fühlte sie einen Stich. „Wie ist es passiert?“

Shanks atmete tief durch, bevor er Nami wieder in die Augen sah. „Big Mom ... es war meine Schuld. Ich habe zwei ihrer Söhne getötet. Es war ein Auftrag. Hätte ich gewusst, dass ...“, er unterbrach sich selbst, um mit seinen Händen durch seine roten Haare zu fahren. „Sie hat sich mit dem Tod deiner Mutter für einen ihrer Söhne gerächt. Doch sie will mir zwei liebende Menschen nehmen, genauso wie ich ihr. Du warst in Gefahr. Deshalb bat ich Bellmere, sich um dich zu kümmern. Ich hätte nie gedacht, dass sie dich trotzdem findet...“

Nami legte beruhigend eine Hand auf die seinige und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Er konnte es nicht wissen und sie würde ihm bestimmt nicht die Schuld dafür geben. Dafür hatte man ihr schon zu viele Menschen genommen.

Shanks legte einen Arm um sie, als Nami ihren Kopf an seine Schulter lehnte. „Du hättest sie gemocht, sie war atemberaubend.“

„Wie war ihr Name?“

„Makino.“

Nami lächelte gedankenverloren. Irgendwann würde sie Shanks darum bitten, ihm ein Bild ihrer Mutter zu zeigen. Aber nicht heute. Für heute hatte sie ihn genug gequält. Shanks gab ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor er aufstand. „Ich werde dir dabei helfen, diesen Dreckskerl umzulegen. Und werde versuchen, dir ein guter Vater zu sein. Ich will, dass du ein schönes Leben hast, Nami.“

Nami blickte verwundert zu ihm auf. „Du wirst mir dabei helfen?“

Ihr Vater grinste breit. „Nur, wenn du mich endlich Dad nennst.“

Sie lachte kopfschüttelnd. „Darauf kannst du lange warten.“

 

Später an diesem Tag, versammelten sie sich alle zusammen noch in der Küche für das Abendessen. Es war auch eine Abschiedsfeier, denn Shanks Leute würden heute aufbrechen. Schließlich musste sich jemand um das Geschäft kümmern. Doch Shanks würde noch hier bleiben. Er hielt sein Versprechen und würde seine Tochter erst verlassen, wenn er sicher war, dass ihr niemand mehr schaden konnte und es ihr endlich möglich war zu leben.

Nach dem Essen, es war schon spät, erhob sich Nami von ihrem Stuhl und verabschiedete sich von den inzwischen angeheiterten Männern. Auch Zorro stand auf, wollte ihr folgen. Er machte sich immer noch Sorgen um sie. Nami hielt ihn lächelnd zurück. „Bleib hier und genieß den Abend, hörst du? Ich bin in der Lage, alleine ins Bett zu gehen“, flüsterte sie. „Außerdem kannst du immer noch nachkommen“, fügte sie grinsend hinzu. Zorro wollte sich gerade zu ihr runterbeugen, als Shanks panisch keuchte.

„Nein! Um Gottes Willen! Glaubt ihr wirklich, ich möchte meiner Tochter beim Knutschen zusehen?“, hielt Shanks die beiden mit wild fuchtelnden Armen auf. „Ist ja eklig.“

„Also ich hätts gern gesehen“, meldete sich Lou zu Wort, worauf Shanks ihm einen bitterbösen Blick zuwarf. Sofort änderte er seine Aussage. „Ich spreche vom Fußballspiel gestern Abend. Über was redet ihr denn?“

Nami rollte mit ihren Augen, blickte Zorro entschuldigend an. „Später“, versprach sie ihm flüsternd, woraufhin seine Augen blitzten.

Shanks räusperte sich. „Junger Mann, ich möchte gerne ein Gespräch mit dir führen“, wandte er sich streng an Zorro. „Unter vier Augen.“

Namis Kinnlade fiel herunter. Das war doch jetzt nicht sein Ernst, oder? Shanks schien ihren geschockten Gesichtsausdruck zu bemerken. Er zwinkerte ihr zu: „Das wollte ich immer schon mal sagen. Aber jetzt mal im Ernst: Verhütet!“

Nami schüttelte ungläubig ihren Kopf, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen, als sie Zorros Wange küsste und in den oberen Stock ging.
 

° ° ° ° °

 

Nami spürte, wie jemand über ihr Haar strich. Verschlafen öffnete sie ihre Augen. Das Buch, das sie vor dem Einschlafen noch lesen wollte, lag eingeknüllt in ihren Armen. Sie rieb sich verschlafen die Augen um ihre Umgebung ein wenig besser wahrnehmen zu können. Zorro beobachtete sie amüsiert. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken.“

Nami winkte nur ab, setzte sich auf, um ihren Kopf an seine Schulter lehnen zu können. „Schon gut, ich schlafe sowieso viel besser, wenn du bei mir bist.“

Zorro grinste, wollte ihr einen Kuss geben, doch wie schon des Öfteren heute, wurde ihre traute Zweisamkeit erneut zerstört.

 

Ruffy stürmte schwer atmend in Namis Zimmer. Mit einem lauten Knall schlug die Tür gegen die Wand und Zorro und Nami fuhren erschrocken auseinander. Der Störenfried lachte ungläubig, als er mit einem Finger wortlos auf das Telefon in seiner Hand zeigte. Zorro runzelte seine Stirn und Nami war mindestens genauso verwirrt wie er. Was wollte Ruffy? War er wirklich nur hier, um ihnen ihr Telefon zu zeigen? Nami seufzte klammheimlich. Warum konnte sie nicht endlich alleine mit Zorro sein?!

Ruffy schüttelte ungläubig den Kopf und räusperte sich. „Sie haben angerufen!“, jubelte er, doch die beiden anderen schienen immer noch nicht zu verstehen. „Das Krankenhaus“, fuhr er ein wenig ungehaltener fort, als keiner seine Freude zu teilen schien.

„Was meinst du damit?“, fragte Zorro ungläubig nach. Nami spürte, wie sie unwillkürlich die Luft anhielt. Sie hoffte so sehr, dass...

Ruffys Grinsen wurde breiter. Nami könnte schwören, dass zudem noch Tränen in seinen Augen blitzten. „Ace ... Ace ist wach!“

Alive.

Forteenth. Alive.

 

Nami lief zusammen mit Zorro und den anderen durch den weißen Flur des Krankenhauses, indem sich Ace von seinem Unfall erholte. Haltsuchend griff sie nach Zorros Hand. Einerseits hoffte sie, dass Ace in der Lage war, sich mit ihnen zu unterhalten, andererseits war sie noch nicht bereit, ihm gegenüber zu treten. Er war ein Teil ihrer neuen Familie und es würde ihr das Herz brechen, wenn er ihr die Schuld für seine momentane Situation gab. Law hatte gemeint, es wäre ein Wunder, wenn er noch laufen könnte. Seiner ärztlichen Meinung nach, hätte Ace seinen Verletzungen erliegen müssen. Doch, wie Zorro bereits gesagt hatte, die Teufelsbrüder waren einfach schwer umzubringen.

 

Als sie an seinem Krankenzimmer angekommen waren, zögerten sie alle kurz. Selbst Ruffy blickte zähneknirschend auf die weiße Zimmertür. Sie hatten Ace seit seinem Unfall nicht gesehen und wussten nicht, wie schlimm er zugerichtet war.

Ruffy atmete tief durch, griff nach der Türklinke, doch diese wurde bereits heruntergedrückt und aus der Tür kamen zwei kichernde Krankenschwestern. „Bis zum nächsten Mal, Mr. Portgas!“

„Es war mir eine Ehre euch zwei Hübschen kennenzulernen! Und vergesst nicht das nächste Mal die Arzthandschuhe anzuziehen! Ich liebe Doktorspiele!“, hörten sie eine allzu bekannte Stimme aus dem Inneren des Zimmers.

Erneut kicherten die beiden Schwestern. Aber als sie den Besuch vor der Tür erblickten, erstarrten sie und schauten mit roten Wangen beschämt auf den Boden. Mit einer geflüsterten Entschuldigung verabschiedeten sie sich schließlich und verschwanden schnurstracks hinter der nächsten Ecke.

Law schüttelte seufzend seinen Kopf. „Scheint, als würde es ihm blendend gehen.“

„Immer noch der Alte“, pflichtete ihm Lysop schulterzuckend bei. „Er ist gerade aus dem Koma erwacht, an ein Krankenhausbett gefesselt und trägt bestimmt ein Hemd, das hinten einen Schlitz hat. Und trotz alldem hat er immer noch ein aufregenderes Liebesleben als ich!“

Nami presste die Lippen aufeinander um nicht lauthals loszulachen. Stattdessen klopfte sie Lysop aufmunternd auf die Schulter. „Auch du wirst mal den passenden Deckel finden.“

„Solange Gott nicht eine Frau erschafft, die auf Männer mit dem Körperbau einer Gurke steht, bin ich wohl ein hoffnungsloser Fall“, seufzte Lysop deprimiert.

„Sollen wir noch länger hier draußen stehen und darüber diskutieren, warum Ace mehr Frauen abbekommt als Lysop, oder sollen wir endlich in dieses Zimmer gehen und unseren Kumpel zurück im Leben begrüßen?“, mischte sich Law missmutig in die Unterhaltung ein.

Ruffy löste sich langsam aus seiner Starre und stürmte augenblicklich in das Zimmer seines Bruders. Drinnen angekommen schrie er laut auf, Tränen rannen über sein Gesicht und er stürzte sich schluchzend auf seinen Bruder, der schmerzerfüllt stöhnte. „Man, Ruffy. Mach mal langsam, okay?“

„Ich habe dich so vermisst, Ace!“

Ace rollte mit den Augen, schloss seinen kleinen Bruder in seine Arme und blickte zu seinen Freunden.

Nami erstarrte, als sie die blutunterlaufenen Augen und die blaue Schwellung an seinem Kinn sah. Einige seiner Haare blitzten unter dem dicken Verband um seinen Kopf hervor. Sein rechtes Bein war eingegipst und seine Finger waren einbandagiert. Alles in allem machte er einen erbärmlichen Anblick. Das breite Grinsen, das seine Lippen zierte, als er seinen Bruder und Freunde wiedersah, passte so überhaupt nicht zu seinen zahlreichen Verletzungen.

Zorro drückte Namis Hand und sie konnte seinen Blick auf sich spüren. Es war mucksmäuschenstill in dem hellen Krankenzimmer als Ace Nami genau musterte. Sie spürte, wie sie anfing zu zittern. Er musste sie hassen.

Doch bevor sie sich schluchzend auf den Knien für ihre Dummheit entschuldigen konnte, breitete Ace seine Arme aus und strahlte sie an. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht, Nami! Ich dachte schon, die Hexe hätte dir was angetan!“

 

Sprachlos und mit offenem Mund sah Nami zu Ace, der sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht anstrahlte. Durch die Schwellungen war sein linkes Auge geschlossen und seine Lippe war aufgeplatzt. Als er die Arme ausbreitete, zuckte er kurz vor Schmerz zusammen, doch das Lächeln wich nicht von seinen Lippen.

Trotz all seiner Verletzungen sah er wie der glücklichste Mensch auf der Erde aus.

„Wenn du mich noch weiter so anstarrst, anstatt in meine Arme zu laufen, wird’s langsam peinlich“, gab Ace nach einer Weile zu bedenken, was Nami schließlich aus ihrer Starre aufschrecken ließ. Sie spürte, wie Zorro nochmals ihre Hand drückte, bevor er sie losließ.

Mit Tränen in den Augen ging sie mit wackeligen Beinen auf Ace zu und ließ sich vorsichtig in seine Arme fallen. Bereits nach wenigen Sekunden schluchzte sie laut und der Verband um seine Brust war nass von ihren Tränen. „Es tut mir so leid“, flüsterte sie immer wieder während Ace ihr beruhigend über den Kopf strich.

Er war wirklich hier, Nami konnte es immer noch nicht fassen. Sie brachte ein wenig Abstand zwischen sich, damit sie ihn ansehen konnte. Für sie war es, als wäre er von den Toten auferstanden. Ihre Hand legte sie an seine Wange und strich mit dem Daumen über die verletzte Haut. „Es ist alles meine...“, fing sie an, wurde jedoch sofort von Aces strengem Blick unterbrochen. „Wag es ja nicht, dir selbst dafür die Schuld zu geben. Ich bin selbst auf dieses Motorrad gestiegen und es war auch meine Entscheidung, dich zu retten. So schnell werdet ihr mich nicht los, okay?“

Der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ keine Widerworte zu, weswegen Nami mit tränenüberströmten Gesicht nickte und ihm ein Lächeln schenkte. „Das ist mein Mädchen“, sagte er grinsend und gab ihr einen sanften Klaps auf den Hintern „So sehr ich diese Umarmung auch genieße, meine Brust schmerzt tierisch und außerdem fürchte ich, dass Zorro mittlerweile in Erwägung zieht, mich doch noch um die Ecke zu bringen“, meinte Ace mit einem Zwinkern und Nami löste sich langsam von ihm. Schmunzelnd blickte sie zu Zorro, der tatsächlich ein wenig missmutig dreinschaute. Sie ging auf ihn zu, gab ihm einen Kuss auf die Wange und ließ sich dann auf einen der Besucherstühle fallen.

Ace sah sie mit offenen Mund an. „Das ... ihr ... Habt ihr es etwa miteinander getrieben, während ich bewusstlos war?“

Zorro knurrte nur genervt. „Das ist jetzt nicht wichtig. Wichtig ist, wie wir die Bedrohung, die von Big Mom ausgeht, loswerden.“

„Für mich ist das jetzt wichtiger.“

„Warum ist dir mein Sexleben so wichtig? Das betrifft dich doch gar nicht!“

Ace schnappte empört nach Luft. „Wir sind Freunde, Zorro! Wenn du es geschafft hast, in ihr Höschen zu kommen, dann müssen wir das feiern“, zischte er, in der Hoffnung, Nami würde es nicht mitbekommen. Sie tat ihm den Gefallen und richtete stattdessen ihre Aufmerksamkeit auf Law, der sich gerade Aces Krankenakte ansah. „Ich hätte nie gedacht, das du das überlebst“, murmelte er gedankenverloren, doch dann zierte ein Lächeln seine Lippen. „Ich werde dafür sorgen, dass du mit uns nach Hause kannst. Immerhin könnten wir dich bei dieser Sache mit Big Mom brauchen.“

Nami wollte gerade protestieren, als Ace eifrig nickte. „Ich werde helfen, wo ich nur kann“, stimmte Ace zu, dann wurde sein Gesichtsausdruck nachdenklich. „Was ist mit Nico Robin passiert?“

Er warf Nami einen Blick zu, dem sie unsicher auswich. Hilfesuchend sah sie zu Law, der nickte und statt ihr die Frage beantwortete: „Nico Robin ist bei uns in Gewahrsam. Sie ist bereit mit uns zu kooperieren und wir werden ihre Hilfe annehmen.“

„Was?!“, rief Ace empört. „Ihr glaubt doch selbst nicht, dass sie auf unserer Seite steht, oder?“ Um seine Worte zu unterstreichen, zeigte er auf seinen einbandagierten Körper. „Sie wollte mich umbringen!“

„Sie wollte nur ihr Kind beschützen“, gab Nami leise von sich. „Big Mom hält ihre Tochter gefangen, Ace“, fuhr sie mit etwas mehr Nachdruck fort.

Aces Gesicht jedoch blieb stur. „Und deswegen opfert sie dein und mein Leben? Warum hat sie uns nicht um Hilfe gebeten?“

„Weil sie Angst hatte...“, verteidigte Nami Robins Taten weiter. „Wir müssen ihr dabei helfen...“

Wir müssen ihr helfen?!“, sagte Ace ungehalten. „Wir schulden ihr gar nichts!“

Nami presste ihre Lippen aufeinander. Sie verstand, warum Ace wütend war und Robin nicht helfen wollte. Immerhin war sie diejenige gewesen, die den Wagen gesteuert hatte und Ace damit gerammt hatte. Sie war der Grund, warum er tagelang um sein Leben gekämpft hatte. Flehend sah sie ihn an, doch er verschränkte stur die Arme vor seiner Brust.

Schließlich mischte sich auch Ruffy, der schweigend neben Ace gestanden hatte, in die Unterhaltung ein. „Big Mom ist hinter Nami her. Solange sie am Leben ist, wird Nami niemals sicher sein. Robins Kind ist unschuldig und ich kann mich gut daran erinnern, dass mein großer Bruder einmal meinte, dass wir die Bösen dieser Welt vernichten müssen, um die Unschuldigen zu schützen.“

Ace sah zu seinem kleinen Bruder auf, der seinen Hut tief ins Gesicht gezogen hatte und, wie er, die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Es vergingen Minuten, bis er endlich den Blick von seinem Bruder löste und tief durchatmete. „Also gut, machen wir die alte Drecksau kalt und retten das Kind der Mörderin.“

Ruffy grinste breit und klopfte seinem Bruder auf die Schulter, der darauf schmerzerfüllt zischte. „Ich hasse es, wenn mein kleiner Bruder solche schlauen Sprüche raushaut. Da komm ich mir immer so dämlich vor...“

„Bist du auch“, warf Law ein. „Dämlich genug, um uns bei diesem Plan zu helfen.“

 

° ° ° ° °

 

Nami saß Robin gegenüber, die schweigend am großen Küchentisch Platz genommen hatte und gespannt auf Lysops Präsentation wartete. Dieser stand vor einem großen Bildschirm und räusperte sich, damit er die Aufmerksamkeit aller Anwesenden hatte. Shanks und Zorro saßen jeweils neben Nami. Ruffy und Law hatten Robin in ihre Mitte genommen, um sie in Schach zu halten. Der Einzige, der fehlte, war Ace. Das Krankenhaus hatte ihnen die Erlaubnis gegeben, ihn mit nach Hause zu nehmen, vorausgesetzt Law würde ihn im Auge behalten. Um jeglichen Konflikt mit Nico Robin zu vermeiden, hatte Law Ace strengste Bettruhe erteilt, wofür Nami ihm dankbar war. Sie konnten kein zusätzliches Drama mehr gebrauchen.

„Wie besprochen habe ich mich ein wenig informiert“, fing Lysop an. „Da ich der Schlauste unter den Nerds bin, habe ich herausgefunden, dass Big Mom so gut wie unantastbar ist.“

„Klingt ja vielversprechend“, schnaubte Law. „Hast du auch was Brauchbares herausgefunden?“

Lysop schnalzte mit seiner Zunge. „Alles nach der Reihe, okay? Durch mein außergewöhnliches Talent ist es mir gelungen ihr unantastbares System zu knacken und ein paar Informationen herauszufinden.“ Er machte eine theatralische Pause. „Big Moms Tochter Pudding“, fuhr er fort und drückte einen Knopf auf der Fernbedienung in seiner Hand. Augenblicklich wurde das Bild einer hübschen, jungen Frau auf dem Bildschirm hinter Lysop angezeigt. „... wird in zwei Tagen ihren 25. Geburtstag feiern. Und ratet mal, wer Ehrengast auf dieser Party ist?“

„Big Mom?“, schlug Zorro vor.

„Nein, nicht nur Big Mom. Dieser Ehrengast wird besonders Nami interessieren“, meinte Lysop und seine Stimme hatte einen besorgten Ton angenommen. „Arlong wird auch auf der Party sein.“ Erneut drückte er einen Knopf und Arlongs Gesicht erschien auf dem Bildschirm

Namis Herz setzte für einen Moment aus, als sie in sein Gesicht starrte. Sie griff haltsuchend nach Zorros Arm während sie tief durchatmete. Durch den ganzen Trubel der letzten Wochen hatte sie ihn völlig vergessen. Er, weswegen sie eigentlich diesen Pakt mit Zorro geschlossen hatte. Der Mistkerl, der Bellmere auf dem Gewissen hatte. Immer wenn sie ihn sah, kamen die Bilder von jener Nacht in ihr hoch. Mit aller Kraft drängte sie die Erinnerungen zurück. Aber sobald sie ihre Augen schloss, sah sie seine kalten, blauen Augen und seine gezackten Zähne, während er lachte und die Kanone auf ihre Mutter richtete. Nami schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter und drängte ihre Tränen zurück.

„Gut“, sagte sie schließlich und hoffte inständig, dass niemand das Zittern in ihrer Stimme bemerkte. „Dann schlagen wir also zwei Fliegen mit einer Klappe.“

Lysop nickte und fuhr fort: „Allerdings gibt es ein Problem. Wie sollen wir unbemerkt in Big Moms oder Arlongs Nähe kommen?“ Dieses Mal wurde auch ein Bild von Big Mom gezeigt. Ihre einschüchternde Erscheinung jagte eine Gänsehaut über Namis Rücken.

Law fuhr sich mit den Händen durch sein schwarzes Haar und wandte sich an Nico Robin. „Sie kennt unsere Gesichter, richtig?“

Diese nickte. „Sie hat die Gesichter von allen Auftragskillern, die ihr gefährlich werden könnten.“

 

„Alle Auftragskiller“, überlegte Law mit nachdenklicher Miene. „Das heißt, sie kennt nicht alle Gesichter“, sagte er schließlich und betrachtete Nami mit einem bedeutungsvollen Blick. Nami konnte nicht verhindern, dass ihr unter seiner Musterung kalt wurde. War ja klar, dass er ihr Leben ohne zu zögern aufs Spiel setzen würde.

„Was?“, platzte es aus Zorro und Shanks gleichzeitig heraus, die Laws Blick ebenfalls bemerkt hatten. „Du würdest sie ohne Begleitung da rein schicken?!“

„Sie ist nicht die Einzige.“

Law wandte sich nun an Lysop, der seinen Blick verwirrt erwiderte. Erst als der Groschen bei ihm fiel, hob er abwehrend die Hände. „Moooment! Ich ... ich finde, das ist keine gute Idee. Meine Migräne macht mir momentan wieder zu schaffen und mein Blutdruck steigt nur bei dem Gedanken daran, sich Undercover auf eine Party voller Krimineller einzuschleichen, ins Unermessliche!“

„Wir können nicht sicher sein, dass sie Namis Gesicht nicht kennt!“

„Sie weiß nicht, wie Nami aussieht“, warf Nico Robin ein. „Shanks hat ziemlich gute Arbeit geleistet, dass seine Tochter so lange wie möglich vor ihr sicher ist.“

„Bis du gekommen bist“, antwortete Shanks mit ernstem Gesichtsausdruck. „Und jetzt soll ich ihr Nami einfach so auf dem Silbertablett servieren?“

„Sagen wir mal, ich würde es machen. Wie sollen Lysop und ich es schaffen, zwei der meist gesuchten Kriminellen der Welt umzubringen?“, fragte Nami unsicher in die Runde. Dieser Plan schien ihr alles andere als sicher zu sein. Wie um alles in der Welt, sollten sie das Unmögliche schaffen?

„Sobald ihr zwei da drin seid, gibt es auch für uns eine Möglichkeit dort hinein zu gelangen“, antwortete Law. „Ihr müsst nur einen der Sicherheitsleute ausschalten und die Überwachungskameras außer Betrieb nehmen.“

 

„Oh, na wenn es nur das ist“, sagte Lysop ironisch. „Ist ja Kinderkacke. Das machen wir mit links.“

Auch Nami war sich immer noch unsicher. „Die Überwachungskameras stellen für Lysop bestimmt kein Problem dar. Aber Sicherheitskräfte überwältigen und euch reinschmuggeln?“

„Dieser Plan kann nur schief gehen“, stimmte auch Zorro zu. „Wir riskieren nicht Namis und Lysops Leben dafür.“

Law nickte. „Ich weiß, aber es ist unsere einzige Möglichkeit. Wer weiß schon, wie lange Big Mom Robins Kind am Leben lässt?“

 

Sofort warf Nami Robin einen Blick zu, die gedankenverloren auf die Tischplatte starrte. Erneut füllten sich ihre Augen mit Tränen, woraufhin auch Namis Herz schwer wurde. Sie tauschte einen Blick mit Lysop aus, der ebenfalls Robin angesehen hatte. Er nickte ihr zu.

Nami atmete tief durch. „Wir werden diesen Plan durchziehen.“

Undercover.

Fifteenth. Undercover.

 

Nami saß am Abend vor der Geburtstagsfeier alleine im Wohnzimmer und reinigte zum zweiten Mal die Waffe, die Lysop ihr heute Nachmittag gereicht hatte. Sie war handlich und klein genug, um sie unter dem Rock ihres Kleides zu verstecken. In Gedanken ging sie jeden einzelnen Schritt des Plans durch, den sie zusammen mit Lysop und Law ausgetüftelt hatte.

„Gute Wahl“, hörte sie plötzlich die Stimme Robins hinter sich und schreckte aus ihren Träumereien. Nami lächelte und legte die Waffe zur Seite. Robin setzte sich neben sie und blickte gedankenverloren aus dem Fenster gegenüber. Nami wollte sich gar nicht vorstellen, durch welche Hölle sie gerade gehen musste. „Es wird alles gut gehen“, versuchte sie Robin ein wenig aufzuheitern.

Diese schenkte ihr ein Lächeln. „Ihr Name ist Olvia. Ich habe sie nach meiner Mutter benannt.“

„Wir werden sie befreien“, fing Nami an, doch wurde sogleich von Robin unterbrochen: „Falls irgendwas schief gehen sollte, solltet ihr wissen, dass es nur noch mich und Olivia gibt. Ihr Vater Franky ist nach ihrer Geburt bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Sie ist alles, was ich habe und wenn es sein muss, werde ich dafür sterben, damit sie weiterleben kann.“

Nami griff nach Robins Hand und drückte sie. „Du wirst deine Tochter schon bald wieder in deinen Armen halten. Lysop und ich werden unser Bestes geben.“

„Das weiß ich und ich bin euch unendlich dankbar dafür“, antwortete Robin. „Nach allem, was ich dir angetan habe...“

„Du hattest einen guten Grund dafür...“, winkte Nami ab.

Bevor die beiden ihr Gespräch weiterführen konnten, kam eine weitere Person durch die Tür. Zorro sah alarmierend von einer Frau zur anderen. Es schien, als würde er Robin immer noch nicht ganz über den Weg trauen.

Die ältere der Beiden schmunzelte, drückte Namis Hand ein letztes Mal und erhob sich von ihrem Sitzplatz. Auf dem Weg nach draußen warf sie Zorro noch ein wissendes Lächeln zu und verschwand dann aus der Tür.

Zorro blickte noch wenige Sekunden auf die geschlossene Tür, bevor er sich zu Nami drehte und sich neben sie setzte. Sie sagte nichts, denn seinem verkniffenen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, wusste sie genau, was jetzt kommen würde.

 

„Ich bin mit dieser Idee nicht einverstanden. Niemand wird in der Nähe sein, falls dir etwas passiert. Bis ich bei dir bin, könnte es schon zu spät sein...“

Nami seufzte, weil sie genau auf diesen Satz gewartet hatte. Beruhigend legte sie eine Hand auf Zorros Brust, hielt ihn somit davon ab, noch mehr zu sagen. Ein Lächeln zierte ihre Lippen, als sie zu ihm aufblickte. „Es wird alles gut gehen, okay? Es wird nichts passieren.“

Zorro schnaubte. „Das kannst du nicht wissen.“

Sie lehnte ihren Kopf an seinen Oberkörper, atmete seinen Duft ein. „Nein, aber ich muss das machen.“

„Nein, musst du nicht. Wir finden eine andere Möglichkeit.“

„Robins Kind hat vermutlich nicht mehr so viel Zeit! Und ich riskiere nicht das Leben eines unschuldigen Kindes, Zorro!“, sagte sie und löste sich aus seinem Griff. Mit gemischten Gefühlen ging sie zum Fenster und blickte nach draußen. Fröstelnd rieb sie sich über ihre Arme. „Wir müssen es tun, Zorro“, flüsterte sie.

Sie spürte, wie sich zwei starke Arme um ihre Mitte schlängelten und seinen Atem in ihrem Nacken, als er seinen Kopf auf ihre Schulter legte. Er atmete tief durch, bevor er schließlich antwortete: „Gut, aber versprich mir, dass du keine dummen Sachen machst.“

Nami dachte an Arlong, der ebenso auf der Party sein würde und wusste im selben Moment, dass sie dieses Versprechen nicht halten könnte. Dennoch nickte sie. „Ich verspreche es.“

 

° ° ° ° °

 

„Und du bist dir ganz sicher, dass Arlong keine Ahnung hat, wer du bist?“

Nami seufzte und rollte mit ihren Augen, als sie sich ihre Handtasche schnappte und einen letzten Blick in den Spiegel warf. Sie trug das gleiche Kleid, das sie damals im Stripclub getragen hatte, um an Crocodile ranzukommen. Nervös strich sie über die edle Seide und hoffte, dass Zorro nicht ihre zittrigen Finger bemerkte. Doch keine Sekunde später griff er nach ihren Händen und drehte sie zu sich. Mit ernstem Gesichtsausdruck sah er sie an und wartete immer noch auf seine Antwort auf die Frage vorhin.

„Er hat mich das letzte Mal gesehen als ich noch ein Kind war! Das ist schon eine Ewigkeit her, Zorro. Arlong hat keine Ahnung, wer ich bin“, versuchte sie ihn schon zum zehnten Mal zu beruhigen. Dabei strich sie mit ihren Handflächen über seine Brust und zwang sich zu einem Lächeln. „Hör auf, dir Sorgen zu machen.“

Bevor Zorro antworten konnte, kam ein hysterischer Lysop auf sie zugestürmt und fächerte sich mit einer Hand Luft zu. „Ich ... ich glaube, ich werde sterben. Mir ist so entsetzlich heiß! Meine Hände schwitzen! Mein Bauch kribbelt! Ich kann nicht mehr klar denken!“, schrie er und griff sich frustriert in seine schwarzen Locken.

Ace lugte um die Ecke und schmunzelte. „Wow. Genauso habe ich mich gefühlt, als ich mein erstes Mal hatte.“

„Halt die Klappe!“

Ace zuckte darauf nur mit seinen Schultern und widmete sich weiter dem Computer vor sich, der die Überwachungskameras der Stadt zeigte.

Neben ihm saß der Typ, der für Robin gearbeitet hatte und von Zorro und Ruffy verschont wurde. Sein Name war Kid und er war ein richtiger Freak, was Computer anbelangte. Er hatte ihnen seine Hilfe angeboten und Lysop hatte ihm in den letzten Tagen einiges beigebracht.

Lysop schüttelte seinen Lockenkopf und richtete seine Aufmerksamkeit nun auf Ace und Kid. „Also, ihr wisst, was zu tun ist, oder?“

„Ja“, antwortete Kid nickend.

„Ja, was?“, tadelte Lysop und stellte sich mit stolzgeschwellter Brust vor ihn.

„Ja, Sir!“

Ace schüttelte seinen Kopf, als Lysop triumphierend grinste und stolz sein Kinn reckte. „Meine Güte, ist das so eine Art Geheimcode zwischen euch Freaks? Ist er dein neuer Lover und ihr steckt mitten in einem Rollenspiel?“

„Ich bin nicht schwul!“, keifte Lysop genervt und Ace hob beschwichtigend seine Hände. „Ganz ruhig, Langnase.“

 

Nami drehte den Streithähnen ihren Rücken zu und widmete sich wieder Zorro, der nervös auf und ab ging. Doch bevor sie ihn beruhigen konnte, gesellten sich Law, Shanks und Ruffy zu ihnen. Somit war die Gruppe komplett. Law nickte ihr zu. „Wir sollten gehen.“

Nami schluckte und wartete auf Lysop, der sich mit bleichem Gesicht neben sie stellte. „Also gut, gehen wir es nochmal durch: Du bist Poppy Lockhart, genau wie beim Gala Dinner. Ich bin dein Chauffeur und Leibwächter Mike Smart. Du bist eine alte Schulfreundin von Pudding, aber wir sollten ihr wohl besser nicht über den Weg laufen. Sobald wir drinnen sind, suchen wir so unauffällig wie möglich nach dem Überwachungsraum, in dem hoffentlich nur ein Security Mitarbeiter ist und dann überwältigen wir ihn und schicken die Securitymänner, die am Hintereingang stehen, auf eine wichtige Mission, damit die anderen sich Zutritt verschaffen können. Danach suchen wir nach Robins Kind und bringen ganz nebenbei Big Mom um die Ecke. Zack – Mission erfüllt“, erklärte Lysop und ein nervöses Kichern entwich ihm. „Klingt ja nach einem Kinderspiel. Das wird easy cheesy.“

Law seufzte. „Der Plan ist nicht perfekt. Aber wenn wir das Kind befreien wollen, haben wir nicht länger Zeit, um uns mehr mit Big Mom zu beschäftigen. Wir müssen es so machen.“

„Ihr solltet Big Mom und ihren Kindern aus dem Weg gehen. Sie sind nicht zu unterschätzen. Sie wissen zwar nicht, wer ihr seid, aber wenn ihr euch auffällig verhaltet, werden sie es bemerken“, sagte Shanks, als sie zu der Limousine gingen, die vor dem Haus parkte. Lysop hielt Nami die Tür auf, doch bevor sie einstieg, blickte sie nochmal zu Zorro. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schien in Gedanken versunken zu sein. Irgendwie wurde Nami das Gefühl nicht los, dass er seinen eigenen Plan ausgetüftelt hatte. Schließlich bemerkte er ihren Blick, ging auf sie zu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Mach keine Dummheiten“, murmelte er, als Nami sich auf die Rückbank fallen ließ und er die Tür zuschlug. Wenige Sekunden später ließ sich Lysop auf den Fahrersitz fallen. Er warf einen Blick in den Rückspiegel und räusperte sich. „Wir schaffen das, Nami. Die anderen verlassen sich auf uns.“

Als er den Wagen startete und Nami den anderen einen letzten Blick zuwarf, fragte sie sich, ob Lysop mit den Worten sie oder sich selbst überzeugen wollte.

 

° ° ° ° °

 

Nami konnte es nicht fassen, als sie und Lysop in die große Halle eintraten und von Stars und Sternchen nur so umgeben waren. Sie hatten es tatsächlich geschafft und waren mit der gefälschten Einladung durch den Security Check am Eingang gekommen. Lysop, der ebenso erstaunt war, dass alles so reibungslos gelaufen war, sah sie lächelnd an. „Schritt eins: Check!“

Nami erwiderte sein Lächeln, doch wenn sie daran dachte, dass Schritt zwei und drei noch vor ihnen lagen, würde sie sich am liebsten gleich an der großzügigen Bar zu ihrer Rechten bedienen. Vier Barkeeper standen den Gästen dort zur Verfügung und durch die große Halle schwebte noch mehr Personal, das den Gästen Getränke und Häppchen anbot. Über ihnen ragte ein riesiger Kronleuchter, den Nami mit funkelnden Augen betrachtete.

„Da drüben“, raunte ihr Lysop plötzlich zu, als er beiläufig eines der Häppchen von einem Tablett stibitzte. Nami folgte seinem Blick und ihr fiel eine offene Tür ins Auge, hinter der sich das Stiegenhaus befand. Kurz darauf war sie wieder zugefallen und Namis Aufmerksamkeit fiel auf den Kartenleser an der Tür. „Wir brauchen eine Schlüsselkarte.“

Lysop nickte und schnappte sich zwei Gläser Sekt vom nächsten Kellner und reichte ihr eines. Von seiner Nervosität war keine Spur mehr zu erkennen. Auch wenn er sich lieber hinter seiner Technik versteckte, war er nicht weniger Profi als die anderen. Durch seine plötzliche Zuversicht fühlte Nami sich ebenso motiviert und prostete ihm zwinkernd zu. „Ich besorg uns die Schlüsselkarte.“

 

„Der Typ da drüben sollte kein Problem für dich sein“, antwortete Lysop und deutete mit seinem Kopf auf einen großen und muskulösen Security Mann, der sich vor einer weiteren Tür aufgestellt hatte und beinahe jeder Frau auf den Arsch glotzte. Nami seufzte und exte ihr Glas in zwei Zügen, dann bahnte sie sich ihren Weg durch die Menge. Sobald Lysop nicht mehr an ihrer Seite war, fühlte sie sich schutzlos, doch sie versuchte dieses Gefühl so gut wie möglich zu verdrängen. Stattdessen atmete sie tief durch und ging schnurstracks auf den großen Spanner zu. Seine Augen hingen gerade am Hinterteil einer kleinen Brünetten, doch sobald Nami in sein Blickfeld geriet, hefteten sie sich an ihr Dekolleté. Nami bedankte sich innerlich bei Lysop, dass er ihr damals diesen Fetzen von Kleid aufgezwungen hatte. Dies erleichterte ihr ihre Arbeit immens und es würde ihr mit Leichtigkeit gelingen dem Kerl seine Schlüsselkarte zu klauen. Mit schwingenden Hüften ging sie auf ihn zu und legte ihr charmantestes Lächeln auf. Seine Augen wurden groß und seine Nasenflügel blähten sich angriffslustig auf.

„Hey, Großer“, schnurrte sie mit einem Zwinkern als sie bei ihm angekommen war und drängte sich in der Menge dicht neben ihn. Er sah gespannt auf sie hinab. Oder besser gesagt: Er starrte ihr direkt in den Ausschnitt. Namis Magen drehte sich bei seinem Geruch und seinem widerlichen Grinsen. Sie zwang sich dazu, einen neutralen Gesichtsausdruck zu bewahren. Aus den Augenwinkeln suchte sie die umstehenden Personen ab. Es waren keine weiteren Securitys in der Nähe, somit war er im Moment ihr einziges Problem. Nami zwang sich zu einem Lächeln und versuchte sich so kokett wie möglich an in zu drängen, ohne, dass er Verdacht schöpfte. Da seine Augen immer noch auf ihre Brüste gerichtet waren, war es ein Kinderspiel für Nami, sich die Schlüsselkarte aus seiner Jackentasche zu schnappen. Big Mom gab wohl nicht viel Geld für ihr Sicherheitsteam aus, denn sonst wäre ihr das niemals möglich gewesen.

Da sie zwar ihr Ziel erreicht hatte, aber nicht so einfach abdampfen konnte weil er sonst vermutlich Verdacht schöpfen würde, strich sie mit ihren Fingern über seine Brust. Nur schwer konnte sie den Würgereflex unterdrücken. Sie hasste es, sich unter Wert zu verkaufen. Kurz dachte sie an Zorro und wie er wohl darauf reagieren würde, wenn er sie so sehen könnte. Sie dankte Lysop dafür, dass er es dieses Mal für besser hielt, ohne Kameras und Chips im Ohr zu handeln. Seine Angst, dass die Metalldetektoren am Eingang sie auffliegen lassen könnten, war berechtigt gewesen.

„Wie siehts aus? Gibt es hier irgendwo eine ruhige Ecke?“, flüsterte sie dem Kerl ins Ohr und bemerkte mit einem Lächeln, dass er Gänsehaut bekam. Er sah sich in der Menge um, nickte einem Kollegen zu und legte Nami einen Arm um die Taille. Ohne sich wehren zu können, wurde sie von ihm durch die Menge geschoben. Direkt auf eine Tür zu, vor der ein weiterer Typ im Anzug stand. Er musterte Nami und seinen Kollegen mit hochgezogener Augenbraue und seufzte schließlich. Ohne Worte trat er beiseite und Nami wurde in einen dunklen Raum bugsiert. Verdammte Scheiße. Wie sollte sie da jetzt wieder rauskommen? Jetzt wäre sie doch wieder dankbar, wenn sie über den Chip nach Hilfe rufen könnte. Sie hatte eigentlich gehofft, dass er zu pflichtbewusst wäre und seinen Platz niemals verlassen würde.

„Zieh dich aus. Wir müssen schnell machen“, kommandierte der Security Kerl und schubste sie gegen einen Stapel Holzkisten. Name stöhnte, als sie sich die Hand dabei aufschürfte.

Fahrig drehte sie sich zu ihm um und beobachtete mit einem flauen Gefühl im Magen, wie er seinen Gürtel öffnete. Sie versuchte ruhig zu bleiben und sah sich nach einer geeigneten Waffe um. Da er ihr immer näher kam und ihr Schlupfloch damit immer kleiner wurde, stolperte sie ein paar Schritte nach hinten. Verzückt lachte er. „Jetzt hast du wohl nicht mehr so eine große Klappe, was?“, verhöhnte er sie grinsend und ging wieder einen Schritt auf sie zu.

Nami atmete tief durch und sah sich ein weiteres Mal um. Und da konnte sie auch ihre Rettung entdecken! In letzter Sekunde hastete sie auf das Teppichmesser zu und rammte es mit aller Kraft in den Bauch des Security Menschen. Er stöhnte laut auf und sie wich ein paar Schritte zurück, während er sich auf den Boden krümmte und die Wunde mit seinen Händen überdeckte. Nami hoffte inständig, dass der Kerl vor der Tür meinte, es wäre lustvolles Stöhnen und keine schmerzerfüllten Schreie.

Da sie nun keinen Rückzieher machen konnte, schnappte sie sich das Seil, das sie in einer der Kisten entdeckt hatte. Als sie es um seinen Hals legte und fest daran zog, schien es, als wäre ihr Kopf wie leergefegt. Er wehrte sich, doch war er auch geschwächt von der Wunde in seinem Bauch. Nami legte ihm ein Knie in den Nacken und hielt ihn so am Boden.

Sie durfte nicht darüber nachdenken, was sie hier tat. Ansonsten würde sie schreien, weinen oder verrückt werden. Robins Kind zu befreien war das einzige Ziel, das sie vor Augen hatte. Sobald sie Olvia befreit hatten, würde sie ein normales Leben führen. Sie würde versuchen all diese schrecklichen Dinge, die sie gesehen oder getan hatte, zu vergessen.

Als die Bewegungen ihres Opfers langsamer wurden, spürte Nami wie ihr Tränen in die Augen traten. Tapfer schüttelte sie ihren Kopf. Sie durfte jetzt nicht weich werden!

Ein letztes Mal zog sie fest an dem Seil und betete innerlich, dass es bald vorbei sein würde. Als er schließlich in sich zusammensackte und auf dem Boden erschlaffte, wich Nami schwer atmend zurück. Sie sah in seine kalten, leblosen Augen und schluckte schwer. Ihr Herz trommelte in ihrer Brust, als wäre sie gerade einen Marathon gelaufen. Ihr war übel und ihre Knie zitterten gefährlich.

Sie musste hier weg! Und das schnell. Sobald seine Kollegen bemerkten, dass er nicht mehr zu finden war, würden sie und Lysop auffliegen. Sie hielt die Schlüsselkarte fest in ihren Händen und versuchte ihren Atem zu beruhigen.

Erst dann öffnete sie die Tür nach draußen. Der Security Kerl davor musterte sie interessiert und warf einen erstaunten Blick über ihre Schulter, als er seinen Kumpel nicht sehen konnte. Eilig schloss Nami die Tür hinter sich und lächelte entschuldigend. „Er braucht noch ein paar Minuten“, log sie.

Er nickte verständnisvoll und ließ Nami vorbei. Erleichtert, dass er sie so einfach gehen ließ, bahnte sie sich ihren Weg durch die Menge.

 

Doch bevor sie Lysop erreichen konnte, legte sich plötzlich eine kalte Hand, wie ein Schraubstock, um ihren Oberarm und hielt sie an Ort und Stelle fest. Sie konnte sich nicht bewegen und als sie den eisigen Atem in ihrem Nacken spürte, stiegen ihr die Haare zu Berge. Das war nicht Lysop oder einer der Jungs, der sich doch noch irgendwie auf die Party geschlichen hatte. „Wenn du dich wehrst oder auch nur einen Ton von dir gibst, töte ich deinen Kumpel mit der langen Nase und dich gleich danach“, raunte ihr die düstere Stimme ins Ohr und sie konnte den Lauf einer Waffe an ihrem Rücken spüren. „Verstanden?“

Nami nickte zögerlich und traute sich nach ein paar tiefen Atemzügen einen Blick nach hinten zu werfen. Allein bei seinem Anblick würde sie ihm am liebsten vor die Füße kotzen. Arlong hielt sie an Ort und Stelle fest, grinste überheblich auf sie hinab und zwinkerte ihr zu, als er ihren Blick bemerkte. „Wer hätte gedacht, dass Shanks seine Tochter so schutzlos auf eine Party von Big Mom lässt?“

Namis Augen wurden groß. „Woher...“

„Woher wir wussten, wie du und dein kleiner Freund ausseht? Unser kleiner Spion in euren Reihen hat uns genügend Informationen zur Verfügung gestellt.“

Nami biss sich auf die Unterlippe und schloss ihre Augen. Kids freundliches Gesicht kam ihr in den Sinn. Sie hätten es ahnen müssen.

Arlong drückte ihr die Waffe stärker in den Rücken und dirigierte sie so durch die Menge, direkt auf Lysop zu. Dieser verschluckte sich beinahe an seinem Glas Sekt, als er bemerkte, wer hinter Nami stand. „N-Nami?“, fragte er unsicher, doch sie schüttelte einfach ihren Kopf. Sie hatten versagt.

Arlong lachte kehlig. „Euer Plan ist gewaltig in die Hose gegangen, Freunde“, grinste er und legte beinahe freundschaftlich einen Arm um Lysops Schultern. „Ich finde, wir sollten uns besser draußen unterhalten.“

Nami und Lysop sahen sich beide an und wussten im selben Moment, dass Widerstand zwecklos war. Kein anderer Gast schien etwas von ihrer misslichen Lage zu bemerken, als sie von Arlong Richtung Ausgang geschoben wurden.

 

Draußen zeigte Arlong auf einen SUV mit dunklen Scheiben. Am Wagen angekommen wartete bereits ein dunkel gekleideter Mann, dessen Gesicht Nami nicht erkennen konnte. Doch sie ging davon aus, dass es einer seiner Leute war. Lysop warf Nami einen besorgten Blick zu, sagte jedoch nichts, als Arlong ihn ankeifte, in den Wagen zu steigen. Er stieß Nami auf den Rücksitz und setzte sich neben sie. Immer war die Waffe auf sie gerichtet. Mit einer Kopfbewegung bedeutete er dem dunkel gekleideten Mann, vorne neben Lysop Platz zu nehmen.

Lysops Miene war vollkommen ausdruckslos, beinahe beängstigend kühl. Noch nie hatte Nami so einen Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen, der nur im Entferntesten diesem hier ähnelte. Sie spürte den kalten Lauf der Waffe an ihrem Nacken und ein Schauer lief über ihren Rücken.

„Fahr los“, wies Arlong Lysop an, der sofort den Wagen startete.

„Du bringst mich zu Big Mom, richtig? Du arbeitest für sie“, stellte Nami fest und war selbst erstaunt darüber, wie gleichgültig ihre Stimme klang. Innerlich war sie so aufgekratzt, dass sie das Zittern ihrer Hände nur schwer unterbinden konnte. Arlong nahm die Waffe runter. Er musste sich ziemlich sicher sein, dass sie ihm in diesem Wagen nicht viel anhaben konnte.

„Halts Maul und rede nur, wenn du gefragt wirst.“ Arlongs wütende Stimme erinnerte sie an diese eine Nacht, in der er Bellmere ermordet hatte.

„Ein paar Fragen werden doch wohl erlaubt sein.“ Erneut fragte sie sich, warum sie so leichtfertig mit ihrem Leben spielte. Warum konnte sie nicht einfach die Klappe halten? Doch dann betrachtete sie ihn erneut aus den Augenwinkeln. Er war in den schicksten Klamotten gekleidet, seine Finger waren von Goldringen geschmückt und das arrogante Grinsen in seinem Gesicht, als er die Pistole in dem Holster unter seinem Jackett verschwinden ließ, bereiteten Nami Brechreiz. In diesem Moment war Nami ihr Leben nicht viel wert. Sie wollte nur endlich dieses Arschloch unter die Erde bringen.

 

„Du darfst atmen und das ist auch schon alles.“ Er musterte sie von oben bis unten als er dies sagte, dann breitete sich ein dreckiges Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Wenn ich es mir so recht überlege, könnte ich mit dir noch einiges anstellen, bevor ich dich deinem Schicksal überlasse...“, knurrte er, während er seinen Blick über ihre langen Beine gleiten ließ. Gerade, als er sie mit seiner Hand berühren wollte, hörte Nami ein dumpfes Geräusch.

Erschrocken blickte sie zu Arlong. Der Mann, der neben Lysop Platz genommen hatte, hatte ihn mit dem Kolben einer Pistole geschlagen und Arlongs Kopf war gegen die Fensterscheibe geknallt.

„Du verfluchtes Stück Scheiße“, murmelte der Mann, dessen Stimme Nami bekannt vorkam. Mit klopfendem Herzen beugte sie sich weiter vor, um einen besseren Blick auf ihn zu erhaschen.

Zorro saß da auf dem Beifahrersitz und ließ Arlong nicht aus den Augen, während er seine Pistole auf dessen Kopf gerichtet hatte. Als Arlong bemerkte, dass dort vorne nicht einer seiner Männer saß, wurde er kreidebleich und musterte den Pistolenlauf vor seiner Nase mit entsetztem Gesichtsausdruck.

„Zorro“, hauchte Nami und die plötzliche Erleichterung, die sie spürte, trieb ihr die Tränen in die Augen. Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu, sagte jedoch nichts.

Arlong jedoch schien dieser kurze, aber bedeutungsvoller Moment nicht entgangen zu sein, denn plötzlich lachte er überlegend. „Tut mir leid, dass ich deine Kleine belästigt habe. Ich wusste nicht, dass diese Schlampe schon vergeben ist.“

Nami drehte sich im Sitz um und sah Blut, das über Arlongs Schläfe lief, doch er schien sich gar nicht daran zu stören. Stattdessen lächelte er kalt. Sie spürte, wie die Anspannung in ihr wieder stieg.

„Lasst mich gehen“, seufzte er. „Ich könnte euch als Tausch ein paar Informationen über Big Mom liefern.“

Zorro schnaufte. „Halts Mal, bevor ich mich vergesse.“

„Zorro!“, rief Nami. Sie tauschte einen kurzen Blick mit ihm. Er durfte sich nicht von diesem Mistkerl provozieren lassen. Außerdem brauchten sie wirklich Informationen über Big Mom. Auch Lysop schien Zorros Anspannung zu spüren, denn er warf ihm einen nervösen Seitenblick zu. „Zorro ... wir brauchen ihn lebend. Es wäre gut, wenn du einen kühlen Kopf bewahrst, kapiert?“

Nami wusste, dass Worte nicht viel bewirkten, also griff sie nach Zorros Hand und drückte sie. Flehend sah sie ihn an. Sie wusste, dass er immer noch wütend war, weil sie sich auf diese Undercover Geschichte eingelassen hatte. Und Arlongs Äußerungen taten ihr Übriges. Zorro atmete tief durch, warf ihr einen dankbaren Blick zu, bevor er sich wieder Arlong widmete, der sie alle interessiert beobachtete.

 

„Hey“, rief Zorro auf einmal, und Nami drehte sich zu ihrem Erzfeind um. Immer noch hielt Zorro die Waffe auf Arlong gerichtet, der nach vorne kippte und den Kopf zwischen die Beine legte.

„Was soll der Scheiß?“

„Mir ist ... ich weiß auch nicht ...“, röchelte Arlong, dann machte er eine ruckartige Bewegung nach oben. Nami dachte, Zorro würde jeden Moment schießen, doch das geschah nicht.

Stattdessen spürte sie plötzlich etwas Kaltes an ihrem Hals und Lysop fluchte, während Zorro ein paar wüste Beschimpfungen von sich gab.

Nami rührte sich keinen Zentimeter. Sie spürte ein Brennen, als Arlong mit der Klinge an ihrem Hals in ihre Haut ritzte, doch sie traute sich nicht, einen Ton von sich zu geben. Das kalte Lachen Arlongs ging ihr durch Mark und Bein.

„Ich denke, wir können noch mal neu verhandeln.“

Captured.

Captured.

 

Nachdem sie beinahe über eine Stunde durch die Stadt gefahren waren und sich jetzt in einem abgelegenen Industriegebiet befanden, griff Arlong nach Namis Oberarm und sie zuckte vor Schmerz zusammen. Seine Hand war eiskalt und drückte so kräftig zu, dass ihr das Blut abgeschnitten wurde. Das Messer wurde immer noch an ihren Hals gedrückt und es fiel ihr schwer, aus dem Auto zu treten als Arlong ihr dies befahl.

Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Lysop und Zorro ebenfalls aus den Wagen stiegen und gleich darauf ein paar Männer zu ihnen eilten, die den beiden die Hände hinter dem Rücken fesselten.

Nami wagte es nicht ihren Kopf zu drehen, aus Angst, das Messer könnte noch tiefer in ihren Hals schneiden. Sie spürte Zorros Blick auf ihr, doch zu ihrer Sicherheit sagte er nichts sondern befolgte ruhig jeden Befehl, den sie ihm erteilten.

Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie sie ihm zusätzlich noch die Augen verbanden und zwei Männer ihn von Lysop und ihr trennten. Panik stieg in ihr hoch.

„Wo bringt ihr ihn hin?“, keuchte sie atemlos.

Doch ihre Frage blieb unbeantwortet. Stattdessen schob Arlong sie vor sich hin und auch Lysop wurde in die gleiche Richtung geschubst. Auch er warf Zorro einen besorgten Blick hinterher.

Aber er wusste genauso gut wie Nami, dass es keinen Sinn machte in Panik zu geraten und um sich zu schlagen. Sie waren in der Unterzahl.

Nami versuchte verzweifelt stehen zu bleiben, aber Arlong schob sie unnachgiebig weiter. „Du wirst deinen Herzbuben wiedersehen. Versprochen“, raunte er ihr ins Ohr, woraufhin Nami angeekelt von ihm abrückte.

Er zog grob an ihren Haaren und Nami spürte, wie ein Tropfen Blut an ihrem Hals runterlief. Das Messer drückte er etwas fester an ihren Hals.

„Dein Benehmen entscheidet, ob du ihn tot oder lebendig wiedersiehst!“, drohte ihr Arlong.

Nami atmete zitternd durch und nickte zögerlich, um ihm zu zeigen, dass sie verstanden hatte.

Ein kühles Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er sie weiter vor sich hinschob. Dieses Mal wehrte sich Nami kein bisschen.

 

„Rein da und macht bloß keinen Ärger!“

Nachdem sie durch mehrere Gänge geschleift wurden, betraten sie nun einen finsteren Raum, in dem es nach Chemikalien roch. Nami wurde zusammen mit Lysop in eine dunkle Zelle geworfen.

Stöhnend versuchte Nami sich aufzurichten, doch da wurde sie von einem dumpfen Fußtritt in ihre Magengegend erneut auf den kalten Betonboden befördert. Durch den Schmerz blieb ihr kurz die Luft weg und sie legte keuchend ihre Stirn auf die Unterarme. Sie hörte, wie hinter ihnen die schwere Gittertür geschlossen und mehrmals verriegelt wurde. Mit größter Anstrengung richtete sie sich auf und versuchte sich zu orientieren. Es dauerte eine Weile, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Lysop saß neben ihr und hielt sich schmerzerfüllt seine Rippen. Er hatte einen Tritt gegen den Brustkorb bekommen, als er sich gesträubt hatte, Nami in die Zelle zu folgen.

Nami machte sich große Sorgen um Zorro. Würden sie ihn foltern, um an Informationen zu kommen? Umbringen? Daran wollte sie gar nicht denken.

Sie fasste nach Lysops Hand, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Nur schwer konnte sie das schwache Lächeln auf seinen Lippen erkennen. „Geht es dir gut?“, fragte sie ihn leise.

Sein Lächeln wurde etwas breiter. „Keine Sorge, Nami. So ein Tritt kann mir nichts anhaben“, versicherte er ihr und zuckte gleich darauf zusammen, als er versuchte sich zu erheben. „Wie geht es deiner Schnittwunde?“

Vorsichtig tastete Nami nach der Schnittwunde an ihrem Hals. Es brannte tierisch, doch war vermutlich ihr kleinstes Problem. Sie riss sich ein Stück von ihrem Kleid ab und Lysop half ihr dabei, den Fetzen Stoff um ihren Hals zu binden. Somit war wenigstens die Blutung gestoppt.

 

Mit wackeligen Beinen sah sie Nami in der kleinen, düsteren Lagerhalle, in der sie sich befinden mussten, um. In der Zelle gab es ein schmales Bett, eine Toilette und ein Waschbecken. Anscheinend hielt Big Mom öfters jemanden gefangen. Die Wände erinnerten an ein mittelalterliches Gefängnis. Die Steinmauer um sie herum ließ keinen Lichtstrahl hinein. „Wo sind wir hier?“

Lysop musterte die Halle ebenfalls argwöhnisch. Besonders die vielen Kisten und schweren Geräte betrachtete er genau. „Wenn ich das nur wüsste...“, murmelte er hilflos und ließ die Schultern sacken. „Wir haben versagt. Die anderen...“

„Wir haben unser Bestes gegeben!“, unterbrach Nami ihn. Selbstmitleid würde ihnen jetzt auch nicht weiterhelfen. „Niemand konnte ahnen, dass Big Mom wissen würde, wie ich aussehe“, seufzte sie, während sie sich erschöpft an den Gitterstäben festhielt. Ihren Kopf ließ sie gegen einen der Stäbe fallen und genoss die Kälte, die ihre Kopfschmerzen so langsam vertrieb. Ihnen musste dringend etwas einfallen. Aber wie befreite man sich aus einer Gefängniszelle und schlich sich an den Wachen vorbei, die am Ausgang positioniert waren? Von den Wachen, die alle fünf Minuten an ihrer Zelle vorbeigingen, mal abgesehen.

Sie hörte, wie die Wachen wieder in ihre Nähe kamen und trat einen Schritt zurück. Auch Lysop hielt genügend Abstand. Der Tritt in seine Rippen war ihm wohl genug gewesen.

„Wohin haben sie denn den anderen gebracht?“, fragte eine der Wachen. Sein Kamerad zuckte nur mit den Schultern. „Sie wollen Informationen. Also schätze ich mal, dass er von Big Moms Söhnen in die Zange genommen wird“, erwiderte er gelassen, während Nami sich an die kalte Steinmauer drückte und versuchte ein Wimmern zu unterdrücken. Vermutlich würden sie ihn foltern und so wie sie Zorro kannte, würde er kein Sterbenswörtchen von sich geben. Mit einem tränenersticktem Laut ließ sie sich von Lysop an seine Brust drücken. „Das ist alles meine Schuld...“

„Hey“, flüsterte Lysop. „Du sagtest doch, dass wir nicht wissen konnten, dass Big Mom weiß, wie du aussiehst.“

„Aber ... Zorro“, schluchzte sie.

„Zorro ist ein harter Brocken. Er hält viel durch...“, murmelte Lysop und strich ihr behutsam über den Rücken. „Außerdem würde er niemals zulassen, dass uns etwas passiert.“

Nami nickte. Sie hoffte so sehr, dass Lysop Recht behalten würde.

 

Stunden später, so kam es Nami jedenfalls vor, saß sie zusammen mit Lysop immer noch auf dem kalten Boden. Erschöpft hatte sie ihren Kopf auf seine Schulter gelegt und ihre Augen geschlossen. Ihr war kalt und die kleine Decke, die aus Lysops Jackett bestand, nützte inzwischen auch nicht mehr viel. Schweigsam hingen sie beide ihren Gedanken nach. Nami hoffte so sehr, dass Ruffy, Shanks und die anderen sie noch rechtzeitig befreien würden.

Als sie plötzlich ein lautes Rumpeln und Quietschen hörten, richteten sie sich augenblicklich auf. Gespannt sah Nami auf die riesige Eisentür, die gerade geöffnet wurde. Zwei Wachmänner schleiften einen schlaffen Körper in ihre Richtung.

Sie spürte wie ihr Herz heftig anfing zu klopfen. War das Zorro? Wenn ja, was hatten sie ihm bloß angetan? Es schien, als würde er sich gar nicht mehr regen, während er durch die Halle geschleift wurde.

Kaum hatte sie die grünen Haare entdeckt, klammerte sie sich schluchzend an die Gitterstäbe.

 

„Zorro!“, schrie Nami verzweifelt, als er dazu gezwungen wurde, in die Knie zu gehen. Ächzend kniete er vor seinen Peinigern während Nami seinen Anblick kaum ertragen konnte. Was hatten sie nur mit ihm gemacht? Bis auf seine Hose hatten sie ihm alle Kleidungsstücke genommen. Sein Rücken war von Schnittwunden übersät und auf seinem Oberkörper und Gesicht konnte sie endlose Blutergüsse ausmachen. Die Wunde über seinem rechten Auge blutete stark, genau wie seine Unterlippe.

Vor ihm standen zwei von Big Moms Söhnen, die belustigend auf ihn herablächelten. „Lorenor Zorro kniet vor uns, wer hätte das gedacht?“, grinste der eine, während er mit seiner Waffe vor Zorros Gesicht herumfuchtelte. „Du und deine Kumpels seid uns schon lange ein Dorn im Auge. Da ihr uns nun Shanks Tochter auf dem Präsentierteller geliefert habt, schlagen wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe“, freute er sich mit einem hämischen Kichern. „Mama wird begeistert sein!“

Zorro blickte stur geradeaus und weigerte sich auf die zynischen Kommentare zu reagieren.

„Apropos Mama, wo ist sie überhaupt?“

„Sie holt einen weiteren Gast“, antwortete der zweite amüsiert und im gleichen Moment wurde eine schwere Metalltür am anderen Ende der Halle geöffnet und mehrere Männer traten hindurch. Dicht gefolgt von einer großgewachsenen, molligen Frau. Ihre Lippen waren blutrot geschminkt und ihre blauen Augen blitzten vor freudiger Erwartung. Die blonden, lockigen Haare fielen über ihre breiten Schultern. Sie musste mindestens zwei Meter groß sein und ihr lautes, angsteinflößendes Lachen hallte von den Wänden wider. Bei jedem Schritt, den sie näher kam, wich Nami weiter in ihre Zelle zurück. Sie dachte immer, Nico Robin würde ihr Angst machen, aber diese Frau hier war auf einem ganz anderen Level.

Big Mom musterte Zorro mit einem Lächeln im Gesicht, das Nami vorher nur bei Kindern gesehen hatte, die gerade ihren Geburtstagskuchen zum ersten Mal sahen.

Zitternd beobachtete sie, wie sie beinahe liebevoll durch Zorros Haare strich und ihm behutsam auf die Schulter klopfte. „Er hat wohl dicht gehalten, was?“

„Ja, Mama“, antwortete einer ihrer Söhne.

„Also gut. Er will es wohl nicht anders. Lasst uns ein Spiel spielen“, lachte sie und setzte sich auf den Stuhl, der eben von zwei weiteren Männer hierher getragen wurde. Es erinnerte Nami schon beinahe an einen Thron. Der Stuhl war golden verziert und das rote Leder, auf das sie sich setzte, glänzte hochwertig.

„Was ist mit Shanks Tochter? Sollen wir uns um sie kümmern?“

Nami schreckte zurück und auch Zorro zeigte zum ersten Mal eine Regung. Wütend versuchte er aufzustehen, doch er wurde augenblicklich mit einem Tritt in den Bauch auf seinen alten Platz verwiesen. Wimmernd beobachtete Nami das Ganze und dankte Lysop innerlich dafür, als er ihr einen Arm um die Taille legte und sie somit stützte. Das war alles ihre Schuld. Hätte sie doch nur von Anfang an auf Zorro gehört!

„Nein“, lächelte Big Mom und warf Nami einen verzückten Blick zu. „Sie soll hier bleiben und sich alles ansehen. Vertraut mir, danach werdet ihr es einfacher haben“, lachte sie und legte ihre Füße auf den kleinen Hocker, den man gerade vor ihren Thron stellte. „Bringt das Mädchen und Nico Robin“, befahl sie den Männern, die gleich darauf das Weite suchten. Nami blickte verwirrt auf. Robin? Aber was machte sie denn hier? Sie sollte doch zusammen mit Ruffy und den anderen in Sicherheit sein. Sorgenvoll sah sie zu Lysop. „Was ist, wenn die anderen auch hier sind?“, fragte sie ihn flüsternd. Lysop zuckte betrübt mit den Schultern. „Dann ist alle Hoffnung verloren.“

 

Nur wenige Minuten später kam ein kräftig gebauter Mann mit einem kleinen Mädchen zurück. Das Mädchen mit den schwarzen Haaren wehrte sich mit aller Kraft, als er sie zu Nami und Lysop in die Zelle warf. Schluchzend wollte sie aus der Zelle entkommen, doch der Mann hatte die Tür bereits fest verschlossen. Nami beobachtete kurz, wie sie sich weinend an die Gitterstäbe klammerte und laut schrie: „Lasst mich hier raus! Ich will zu meiner Mama!“

Nami dachte nicht darüber nach, als sie das Mädchen von den Stäben wegzog und sie an sich drückte. Zuerst wehrte sie sich, doch als sie Namis beruhigende Finger in ihrem Haar und die flüsternden Worte hörte, entspannte sie sich ein wenig. Kraftlos legte sie ihre dünnen Arme um Namis Mitte und schluchzte leise vor sich hin. Das Mädchen war eindeutig Robins Tochter Olvia.

Nami strich ihr behutsam über den Kopf. Wenigstens wirkte es so, als hätte sie über die letzten Tage genug Essen bekommen und musste nicht in einer dieser Zellen versauern.

„Wo ist meine Mama?“, hörte Nami sie nach einigen Augenblicken leise fragen. Sie ging vor der kleinen in die Hocke und strich ihr behutsam die Tränen aus dem Gesicht. „Ich weiß es nicht, Kleine. Aber wir werden dich hier rausholen, verstanden?“

Olvia nickte tapfer und Nami zog sie erneut in eine mütterliche Umarmung. Hoffentlich würde dieser Albtraum bald vorüber sein. Wo waren Ruffy und die anderen? Sie mussten doch inzwischen mitbekommen haben das alles schief gelaufen war!

Ihre Augen hefteten sich an Zorro, der sie nachdenklich beobachtete und ihr Herz setzte einen Moment aus, als sie daran dachte, was bald passieren würde. Sie würden ihn umbringen, da war sie sich sicher. Sie hoffte, betete, dass ein Wunder passieren würde und Ruffy mit den anderen diesen Ort und Big Mom in die Luft sprengen würden.

„Wir müssen hier raus“, murmelte sie leise, damit nur Lysop es hören konnte. Dieser ging ebenfalls in die Hocke und strich Olvia beruhigend über den Kopf. „Ich weiß, aber wir können nicht viel ausrichten.“

„Aber, Zorro...“

Lysop warf ihr einen mitleidigen Blick zu und auch in seinen Augen konnte sie Tränen erkennen. Für ihn musste dieser Anblick mindestens so hart sein, wie für sie. Immerhin war Zorro einer seiner besten Freunde.

 

„Na endlich“, rief Big Mom plötzlich ungeduldig aus und Nami richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Geschehnisse vor der Zelle. Nico Robin wurde von zwei Männern in die Halle geschleift. Beinahe bewegungslos ließ sie sich neben Zorro fallen. Auch in ihrem Gesicht konnte Nami Blutergüsse erkennen und der untere Teil ihres Shirts war blutgetränkt.

Ohne es zu bemerken, hatte sich Olvia aus ihrer Umarmung befreit und blickte nun entsetzt auf ihre Mama, die sich kaum aufrecht knien konnte. Zorro hielt sie stützend an einem Arm fest. Nami konnte sehen, wie er ihr etwas ins Ohr flüsterte und Robin sich daraufhin kurz versteifte. Langsam drehte sie ihren Kopf zu ihrer Tochter und lächelte ihr tapfer zu.

Das Mädchen schien verwirrt zu sein, doch erwiderte das Lächeln ihrer Mutter. Nami stellte sich neben sie und Olvia griff haltsuchend nach ihrer Hand.

„Gut, dann können wir ja jetzt beginnen“, sagte Big Mom und klatschte erfreut in die Hände. Sie schnappte sich die Waffe ihres Sohnes und leerte das Magazin. Danach legte sie die Waffe auf eine kleine Holzkiste und die identische Waffe ihres anderen Sohnes daneben.

„Nur eine Waffe ist geladen. Wessen Kopf wird wohl die Kugel abbekommen?“, kicherte sie und gab ihren Jungs ein Zeichen während sie sich wieder auf ihren Thron fallen ließ. „Schnick, schnack, schnuck. Das geht am schnellsten“, sagte sie ein wenig gelangweilt und wartete darauf, dass ihre Söhne endlich zu kapieren schienen.

Nami legte sich eine Hand auf den Mund, um nicht laut loszuschreien. War das wirklich ihr Ernst?! War das alles nur ein Spiel für sie?

Lysop versteifte sich neben ihr und deutete auf die kleine Olvia, die ahnungslos auf die Waffen starrte. Nami drehte sie so, damit sie das Geschehen nicht mitverfolgen konnte. Lysop und sie mussten Ruhe bewahren, damit die Kleine nicht völlig den Verstand verlor. Sie umfasste mit den Händen das Gesicht von Olvia und zwang sich zu einem Lächeln. „Du hast doch bestimmt schon einmal Verstecken gespielt, oder?“

Olvia nickte unsicher, während Lysop skeptisch die Stirn runzelte. Nami ignorierte ihn und wandte sich stattdessen wieder Olvia zu, die jeden Moment erneut in Tränen ausbrechen würde.

„Okay, wir spielen jetzt Verstecken“, flüsterte sie mit zittriger Stimme. „Du musst dir die Ohren zuhalten, damit du nichts hörst und du darfst natürlich auch nicht hinsehen, hast du verstanden?“

„Ja“, erwiderte Olvia. „Wie weit soll ich zählen?“

„Lysop braucht immer ewig, bis er sich versteckt hat. Zähl am besten bis Hundert!“

 Olvia nickte und legte ihre Hände fest an die Ohren während sie die Augen zusammenpresste und langsam anfing zu zählen: „Eins, zwei, drei...“

Namis Kinn zitterte, als sie Olvia an ihre Brust presste und ihr somit jegliche Möglichkeit nahm, das Geschehen vor der Zelle mitzubekommen. Sie legte ihren Kopf auf die Schultern des Mädchens und versuchte, nicht am ganzen Leib zu zittern. Lysop legte ihr eine Hand auf die Schulter und gab ihr somit zu verstehen, dass sie aufsehen sollte.

Die Söhne hatten ihr kindisches Spiel gespielt und jeder der zwei griff nach einer Waffe. Zorro zuckte keinen Millimeter zurück, als ihm die Waffe an den Kopf gehalten wurde. Ganz im Gegensatz zu Nami, die bei diesem Anblick laut anfing zu schluchzen. Sie drückte Olvia noch mehr an sich.

Inzwischen wusste Nami gar nicht mehr, ob sie sich selber mit diesem blöden Versteckspiel ablenken wollte, damit sie nicht zusehen musste, wie Zorro oder Robin starb, oder ob sie es wirklich nur für Olvia tat.

„Ich kann nicht hinsehen“, wisperte sie hilflos und Lysop drückte ihre Schulter. Er nickte und die Tränen flossen nun auch ihm übers Gesicht. Wie auch sie schien er die ganze Zeit auf ein Wunder gehofft zu haben. Diese Machtlosigkeit brachte sie beinahe um.

 

Big Mom wackelte ungeduldig mit ihren Füßen. „Bringt es endlich hinter euch“, befahl sie herrisch und ihre Söhne nickten.

Jeder Sohn hatte eine Waffe auf einen der beiden Gefangenen gerichtet. Robin war zu schwach, um nach oben zu sehen. Zorro hingegen blickte direkt in den Lauf der Waffe.

Es war in diesem Moment mucksmäuschenstill in der großen Halle. Einzig und allein Olvias Zählen war zu hören: „Neunundzwanzig, Dreißig...“

Nami warf einen letzten Blick zu Zorro, ehe sie auf die Knie fiel und ihr Gesicht in der Halsbeuge des Kindes vergrub. „Sieh nicht hin... Sieh nicht hin“, flüsterte sie mehr zu sich selbst, als zu Olvia.

Jede weitere Sekunde, die verstrich, ließ ihr Herz schneller schlagen und vor ihrem Auge konnte sie schwarze Punkte erkennen. Nicht mehr lange und sie würde in Ohnmacht fallen.

Lysop ließ sich ebenfalls neben sie auf den Boden fallen und legte seine Arme um Nami und Olvia.

 

Und dann ertönte der Schuss.

 

Revenge.

Revenge.

 

Nami blickte wie gebannt auf den leblosen Körper, der sich auf dem Boden befand. Es war mucksmäuschenstill, sogar Olvia hatte aufgehört zu zählen. Stattdessen versuchte sie sich nun umzudrehen, doch Nami hielt sie panisch davon ab. Sie durfte das nicht sehen.

Das Blut breitete sich um Robins toten Körper aus. Wie in Trance beobachtete Nami einen Rinnsal Blut, das langsam auf sie zulief. Sie konnte sich nicht bewegen. Innerlich fühlte sie sich taub.

Bis zuletzt hatte sie gehofft, dass noch ein Wunder geschehen würde. Aber nun wurde ihr bewusst, dass sie sich hier in der grausamen Realität befanden. Es gab keine Wunder.

Ihr Blick glitt zu Zorro, der bis vorhin auf Robin gestarrt hatte. Schmerz war in seinem Gesicht zu sehen. Nami wusste, dass er sich freiwillig geopfert hätte.

Sie konnte sich nicht entscheiden, wie sie sich fühlen sollte. Die Freude darüber, dass Zorro noch lebte und eine Chance hatte, wurde durch die Trauer und das Entsetzen über Robins Tod verdrängt.

Als sie Big Moms lautes Lachen hörte, wurde Nami speiübel. Diese Frau war verabscheuungswürdig. Wie konnte sie lachen, nachdem sie einem kleinen Mädchen die Mutter genommen hatte?

Wie mechanisch drückte Nami Olvia fest an sich und strich ihr durch das schwarze Haar. Nach dem lauten Knall, den der Schuss verursacht hatte, hatte Olvia angefangen zu weinen.

 

„Ich liebe dieses Spiel“, kicherte Big Mom und auch ihre Söhne fingen an zu lachen. Nami wurde so wütend, dass sie einen Schritt nach vorn ging und es ihr egal war, dass sie ihr Leben riskieren würde, wenn sie Big Mom beleidigte.

Doch Lysop hielt sie rechtzeitig auf. Er packte sie am Handgelenk und drehte sie zu sich um.

Mit einem Blick auf Olvia sagte er: „Sie braucht uns, Nami. Denk nach, bevor du etwas Blödes tust!“

Wie erstarrt hielt sie in ihrer Bewegung inne und sah auf Olvia hinab. Lysop hatte Recht. Sie beide waren ihre einzige Möglichkeit, hier lebend rauszukommen. Nami würde alles dafür tun, um das möglich zu machen.

Dankbar nickte sie Lysop zu.

„Bringt ihn zurück in seinen Kerker. Wir werden uns später um ihn kümmern“, hörte sie Big Mom plötzlich sagen. Panisch sah sie zu Zorro, der ihren Blick erwiderte, während er von zwei Männern gepackt und auf die Füße gezogen wurde.

Nein...“, wisperte Nami mit Tränen in den Augen. Sie zwang sich dazu, leise zu bleiben, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.

Sie sah die Angst in seinen Augen. Mittlerweile kannte sie ihn gut genug, um zu sagen, dass er nicht Angst um sein eigenes Leben hatte, sondern um ihres.

Er hatte Angst, sie nie wieder zu sehen und Nami wusste nur zu gut, wie sich dieses Gefühl anfühlte.

Es war grausam.

Die Befürchtung, ihn nie wieder in die Arme schließen zu können war schrecklicher als alles, was sie sich vorstellen konnte.

Lysop griff nach ihrer Hand, doch sie konnte nicht wegsehen. Mit zitternden Knien sah sie dabei zu, wie sie ihn wegbrachten. Und auch Robin. Die unverschämte Art, wie sie ihren Körper wegtransportierten, würde sich für immer in ihr Gedächtnis brennen.

Sie war so wütend.

Doch sie hielt sich zurück. Genau wie Lysop. Nami sah aus den Augenwinkeln, wie sich seine Hände zu Fäuste ballten und er sich auf die Unterlippe biss.

„Wo ist meine Mama?“, hörte sie Olvia leise fragen. Nami hatte gar nicht bemerkt, dass sich das Mädchen von ihr gelöst hatte und nun suchend durch die Gitterstäbe blickte.

Sie kniete sich zu ihr runter. „Sie wurde zurück in ihr Zimmer gebracht“, versuchte Nami sie zu beruhigen.

„Kommt sie denn bald wieder?“

Diese hoffnungsvollen Kinderaugen warfen Nami für einen Moment aus der Bahn. Wie sollte sie Olvia erklären, dass sie ihre Mutter nie wieder sehen würde? Dass sie von nun an ein Waisenkind war?

„Wir werden sie bald finden“, antwortete Lysop statt Nami. Er hatte bemerkt, dass Nami den Tränen nahe war.

Olvia runzelte kurz ihre Stirn, doch nickte dann langsam.

 

Bevor Nami sich wieder fassen konnte, brach plötzlich ein ganz anderes Chaos aus.

Ein lautes Poltern und das Splittern von Glas erschütterten den düsteren Lagerraum. Ein ohrenbetäubender Knall folgte und die Mauern um sie herum erzitterten. Die Fensterscheiben zerbarsten. Aus den Augenwinkeln konnte Nami entdecken, dass dutzende Rauchbomben durch die zerbrochenen Fenster geworfen wurden. Das alles passierte so schnell, dass weder Big Mom noch ihre Söhne reagieren konnten.

Es dauerte nicht lange, bis Nami nicht mal mehr die eigene Hand vor Augen sehen konnte. Hoffnung keimte in ihr auf, doch sie drängte dieses Gefühl zurück. Es gab die Möglichkeit, dass Ruffy und die anderen die Ursache für dieses Chaos waren, aber Nami traute sich nicht, daran zu glauben.

 

„Was passiert hier?“, hörte Nami die angsteinflößende Stimme von Big Mom, deren Umrisse sie nur schwer in diesem Nebel ausmachen konnte. Ihre Augen tränten und sie drückte die hustende Olvia fester an ihren Körper.

„Sie wollen unseren Unterschlupf in Schutt und Asche legen, Mutter!“, rief einer ihrer Söhne, der sich näher an Namis und Lysops Zelle befand. Nami bemerkte, dass er nervös die Waffe gezückt hatte und sich unruhig umblickte, aus Angst, jemand könnte ihn aus dem dichten Nebel überraschen.

„Mit einem Teil dürfte ihnen das schon gelungen sein“, war eine weitere Stimme zu hören, aber Nami konnte nicht ausmachen, von wem diese Vermutung kam.

„Sie wollen also, dass wir wie Ratten das sinkende Schiff verlassen oder es zumindest versuchen. Es ist eine Falle, und sobald wir draußen sind, werden sie uns abknallen. Was sollen wir tun, Mutter?“

Nami und Lysop drängten sich weiter in ihre Zelle. Panik drohte, die Oberhand zu gewinnen, doch sie durfte sich dadurch nicht handlungsunfähig machen lassen. Beruhigend strich sie durch Olvias Haar. Bis jetzt wussten sie noch nicht, ob es Ruffy und die anderen waren. Sie hoffte es so sehr, aber die Angst davor, dass es irgendjemand anderer war, der ein Problem mit Big Mom hatte, war im Moment größer.

Es war beinahe so, als hätte sie ihre Hoffnung verloren.

Sie packte Lysops Hand. „Wir müssen was tun. Olvia ... wir müssen sie in Sicherheit bringen.“

Lysop sah auf das Mädchen, das nach wie vor ihr Gesicht in Namis Bauch vergraben hatte. Zweifelnd blickte er Nami ins Gesicht.

„Wie sollen wir das anstellen? Wir sind in einer Zelle.“

„Der dichte Nebel. Sie sind abgelenkt und werden uns keine Acht geben, solange wir uns still verhalten. Du bist Lysop das Supergenie. Ich weiß, dass du einen Trick hast, womit wir aus dieser Zelle kommen!“

Er musste es einfach schaffen und sie glaubte fest an Lysops Fähigkeiten. Sie umschloss seine Hand mit ihren Fingern.

„Ich weiß, dass du das kannst, Lysop“, flüsterte sie und bemerkte im gleichen Moment, dass sie schon wieder den Tränen nahe war.

Bedenken standen ihm ins Gesicht, als er sich durch seine Haare fuhr und seufzte. Er blickte sich in dem kleinen Raum um, sah unter dem Bett nach. Doch er fand nichts, was ihm dabei helfen konnte, aus dieser Zelle auszubrechen.

Dann fiel sein Blick auf Nami und sein Gesicht hellte sich auf. Nami zog abwartend die Augenbrauen nach oben.

„Deine Haare“, murmelte er und betrachtete die kunstvoll hochgesteckte Frisur. „Bitte sag mir, dass du ein paar Haarnadeln da drin versteckt hast.“

Haarnadeln? Gott, natürlich! Warum war sie nicht schon selber darauf gekommen? Für einen kurzen Augenblick ließ sie Olvias Hand los, damit sie die Nadeln aus ihren Haaren ziehen konnte und überreichte sie Lysop, der ihr ein sanftes Lächeln schenkte.

„Wir schaffen das“, versicherte er ihr und sah sich das Schloss genauer an. Es dauerte nicht lange, bis er mit den Nadeln vorsichtig im Schloss herumstocherte.

Er schreckte ein paar Mal zurück, als jemand vor der Zelle an ihm vorbeilief. Doch bei dem Geschrei und dem Poltern, das zu hören war, fiel Lysop nicht weiter auf. Niemand achtete auf die Gefangenen in der Zelle und das war ihre Chance. Vielleicht sogar ihre letzte.

Nami hoffte inständig, dass sie, sobald sie hier raus waren, Zorro schnell finden würden. Sie mussten ihn finden! Koste es, was es wolle.

Ihr Atem ging schwer, während sie Lysop dabei beobachtete, wie er versuchte das Schloss zu knacken. Warum dauerte das so lange? Zum Glück ließ er sich von dem Chaos um sie herum nicht aus der Ruhe bringen.

Immer wieder waren Schreie und Schüsse zu hören. Olvia schluchzte laut in ihren Armen.

Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, bis Lysop sich mit einem Strahlen zu ihr umdrehte und auf das geöffnete Schloss zeigte. Am liebsten wollte sie laut jubeln, doch zwang sie sich erneut dazu, leise zu sein.

 

Vorsichtig öffnete Lysop die Gittertür, versuchte dabei keinen Lärm zu machen. Als sie weit genug offen war, damit sie hindurch gehen konnten, winkte er sie und Olvia heran.

„Wir machen uns auf die Suche nach deiner Mama, okay? Aber du musst uns versprechen, leise zu sein“, sagte Lysop zu Olvia, die artig nickte. Schon wieder eine Lüge, aber es war ihre einzige Möglichkeit, Olvia anzutreiben.

Sie folgten Lysop aus der Zelle und Nami hielt die Luft an.

Es war ihnen bewusst, dass jeden Moment einer von Big Moms Söhnen hier aus dem Nebel auftauchen könnte, weswegen sie sich so schnell und still wie möglich bewegten.

Einmal konnte sie spüren, wie eine Kugel an ihr vorbeipfiff und sich in die Wand hinter ihr bohrte. Doch Nami und Lysop gingen stur weiter. Sie ließen sich nicht davon abbringen, Olvia in Sicherheit zu bringen.

Dicht an die Wand gedrückt, schlichen sie durch den Flur. Nami hatte die Hand von Olvia so fest umklammert, dass sie schon fürchtete, der Kleinen weh zu tun. Das Blut rauschte in ihren Ohren und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals.

Sie mussten es einfach hier raus schaffen. Für Olvia. Für Robin. Bei dem Gedanken an die kühle Frau, deren Kind sie hier mit aller Kraft retten wollte, fing Namis Kinn an zu zittern. Wie würde Olvia das alles verkraften?

 

Plötzlich blieb Lysop stehen. Fragend sah sie zu ihm und er deutete auf mehrere Gestalten, die sie ein paar Meter vor ihnen im Nebel ausmachen konnten.

Besorgt blickte Lysop zu Olvia und dann auf die Treppe, die sich links von ihnen befand. Er deutete auf diese.

„Versteckt euch oben irgendwo. Ich werde euch finden und holen, sobald die Luft rein ist.“

Nami hielt ihn auf, bevor er gehen konnte. „Bist du verrückt? Du wirst sterben!“

Lysop zwang sich zu einem Lächeln. „Das ist mein Moment, Nami. Ich bin an der Reihe, der Held zu sein“, zwinkerte er ihr spielerisch zu.

Mit Tränen in den Augen schüttelte sie den Kopf. „Nein... Ich schaffe das nicht ohne dich.“

Beruhigend legte er eine Hand an ihre Wange. „Du wirst es schaffen. Für sie.“ Er deutete auf Olvia, die sich ängstlich umsah.

Nami nickte und drückte Lysop für einen kurzen Moment an sich. „Versprich mir, dass du überlebst.“

Statt zu antworten, lachte er leise und war im nächsten Moment im Nebel verschwunden.

Von weitem konnte Nami noch jemanden laut brüllen hören: „Hey! Ist das nicht einer unserer Gefangenen?!“

Das war ihr Stichwort um zu verschwinden.

Im oberen Stock war der Nebel nicht mehr so dicht und sie stellte erstaunt fest, dass es hier schon fast heimisch wirkte. Hier musste Big Mom mit ihren Söhnen leben.

Am ersten Zimmer angekommen, warf sie vorsichtig einen Blick hinein. Sie konnte niemanden sehen.

Erleichtert ging sie mit Olvia hinein und zeigte auf den Wandschrank. „Du musst dich verstecken“, bat sie die Kleine. Falls sie hier irgendjemand finden sollte, wollte sie unbedingt, dass sie Olvia nicht bemerkten.

„Ich will nicht“, erwiderte Olvia trotzig.

„Lysop wird dich suchen kommen und ist sicher enttäuscht, wenn du dich nicht richtig versteckt hast.“

Es dauerte einen Moment, bis Olvia schließlich zögerlich nickte und sich im Wandschrank verkroch. Nami nahm die Tür in die Hand. „Du musst ganz leise sein, egal was passiert. Versprichst du mir das?“, fragte sie Olvia.

Wieder nickte sie. Nami schenkte ihr ein letztes Lächeln, bevor sie die Tür zum Schrank schloss und sich danach panisch auf die Suche nach einer Waffe machte.

Es sah so aus, als würde sie sich im Schlafzimmer von einem der Söhne befinden. Es dauerte nicht lange, bis sie eine Waffe, ähnlich wie Zorros, im Nachtschrank fand. Mit zitternden Händen nahm sie diese in die Hände und prüfte, ob die Waffe auch geladen war. Sie hoffte zwar nicht, dass sie die Pistole verwenden musste, aber Nami hatte bestimmt nicht vor, kampflos zu sterben.

Sie wusste, wie man eine Waffe abfeuerte. Zorro hatte es ihr gezeigt, mehrere Male.

Entsichern, mit festem Griff auf das Ziel richten, abdrücken.

 

Plötzlich hörte sie Schritte, die die Stufen hinaufkamen.

„Ich weiß, dass du hier oben bist“, hörte sie eine allzu bekannte Stimme sagen.

 

Arlong.

 

Namis Atem ging ganz flach, auch wenn ihr Herz so wild schlug, dass es ihr aus der Brust zu hüpfen schien. Sie hörte, wie er sich dem Zimmer näherte. Dieses höhnische, melodische Pfeifen, das aus seinem Mund kam, erkannte sie sofort.

Es war wie damals. Nur, dass dieses Mal nicht sie diejenige war, die sich im Schrank versteckte.

Dieses Mal war sie die Person, die jemanden beschützen wollte. Auch wenn sie ihr Leben dafür geben musste.

Die Panik in ihr wuchs, denn sie war sich nicht sicher, ob sie bereit war, ihm gegenüberzutreten. Sie hatte so lange darauf gewartet, aber jetzt mit Olvia in der Nähe, hatte sie riesige Angst, dass er dem Mädchen irgendwas antun würde. Hatte sich Bellmere damals gleich gefühlt?

Der Geschmack von Eisen in ihrem Mund holte Nami zumindest teilweise aus ihrer Erstarrung. Sie hatte sich so fest auf die Innenseite der Wange gebissen, dass sie blutete.

Nicht mehr lange und er würde hier im Türrahmen auftauchen, mit seinem widerlichen Grinsen im Gesicht.

Nami warf noch einen letzten Blick zum Wandschrank, in dem sich Olvia versteckt hatte. Sie hoffte, dass sie ruhig bleiben würde.

Dann wurde die Tür aufgeworfen und prallte gegen die Wand, an der der Türgriff sicher eine tiefe Kerbe hinterlassen würde.

Eine Gänsehaut kroch ihr den Rücken herauf, als sie sein Grinsen sah. Es war wie ein Déjà-Vu.

Arlong lachte leise, während er spielerisch die Waffe von einer Hand in die andere warf und Nami von oben bis unten betrachtete. „Na, sieh mal einer an, was ich hier gefunden habe.“

Er blickte auf ihre Waffe, die sie auf ihn gerichtet hatte. „Der Apfel fällt wohl nicht weit vom Stamm, was?“

„Bleib stehen!“, schrie sie, als er einen Schritt auf sie zuging.

„Oder was?“, fragte er höhnisch. „Erschießt du mich dann?“

Nami nickte, da sie ihrer Stimme nicht traute. Die Angst um Olvia und sich selbst war so groß, dass sie beinahe keinen klaren Gedanken fassen konnte.

 

„Jetzt fällt mir wieder ein, woher ich dieses hübsche Gesicht kenne“, grinste er. „Ich habe deine Mami getötet, nicht wahr? Wie war ihr Name noch gleich...“

„Wage es nicht, ihren Namen auszusprechen!“, rief Nami.

Arlong kratzte sich grüblerisch am Hinterkopf. „Mir will es einfach nicht einfallen. Hmm...“, überlegte er.

Dann hellte sich sein Gesicht auf, was Nami erneut eine Gänsehaut bescherte. „Bellmere, oder nicht?“, raunte er amüsiert. „Sie war eine hübsche Frau...“

Am liebsten würde Nami sich übergeben. Sie konnte es nicht ertragen, wenn ausgerechnet er über Bellmere sprach. Es war nicht richtig.

Die Waffe in ihrer Hand fing an zu zittern. Plötzlich war sie viel zu schwer für sie, und sie wollte die Arme sinken lassen. Tränen liefen ihr übers Gesicht.

An seinem Gesichtsausdruck und die Art, wie er die Waffe hielt, bemerkte sie, dass er sich sicher fühlte. Er wusste, dass sie nicht abdrücken konnte. Manchen Menschen fiel das Töten eben nicht so leicht wie anderen. Außerdem wollte sie nicht, dass Olvia mit ansehen musste, wie jemand vor ihren Augen starb.

Sie fühlte den gleichen Schmerz wie damals, als sie an Olvias Stelle war und sich im Schrank verstecken musste und dabei zusah, wie Arlong ihre alles genommen hatte, was ihr wichtig war. Es fühlte sich an, als müsste sie Bellmeres Tod ein zweites Mal verkraften.

Arlong ließ sie nicht aus den Augen und Nami bemerkte ihren Fehler zu spät. Sie wollte sich nur versichern, dass Olvia keinen Lärm machte und da wurden Arlongs Augen plötzlich groß. Nami hatte nur einmal kurz Richtung Wandschrank geblickt und da wusste er es. Er wusste, dass Olvia sich dort drin versteckte.

Ein lautes Lachen entglitt ihm. „Es ist wie damals! Die kleine Nami versteckt sich im Schrank, während ihre liebe Ziehmutter von mir getötet wird. Brillant!“

Die Pistole in Namis Hand zitterte immer noch, doch sie ließ sie nicht los. Panik stieg wieder in ihr auf.

Sie würde nicht zulassen, dass er Olvia wehtat.

Wie in Zeitlupe betätigte ihr Finger den Abzug. Es fühlte sich an, als würde ihr jemand die Arme rausreißen, so stark war der Rückschlag, welcher sie beinahe umwarf. Jede Millisekunde brannte sich in ihr Gedächtnis, als würde sich all das über einen langen Zeitraum erstrecken. Es war, als würde sie sich dabei zusehen, wie sie endlich den Menschen, der Bellmere tötete und damit ihr ganzes Leben ruiniert hatte, erschoss.

Sie konnte noch den ungläubigen Ausdruck in den Augen Arlongs sehen, die Fassungslosigkeit und dann die Gewissheit, dass er zu hoch gepokert und verloren hatte. Er war einfach davon ausgegangen, dass sie nicht in der Lage sei, das zu tun.

„Das ist für meine Mutter“, rief sie, während ihr die Tränen die Sicht nahmen.

Als hätte sie sich daran verbrannt, ließ sie die Waffe fallen, nahm sie dann aber wieder hoch und richtete sie erneut auf die Tür. Sicher waren da noch mehr Männer, die nach ihr oder Olvia suchten. Sie wusste nicht, was mit Lysop geschehen war und ob er noch lebte, aber solange noch eine Kugel in der Waffe war, würde sie kämpfen.

Die Erinnerung an Zorro schmerzte, und die Angst, ihn verloren zu haben, erfasste ihren ganzen Körper. Jeder Muskel zitterte, doch sie würde nicht aufgeben.

Angestrengt hielt sie weiter die Tür im Blick.

Aus den Augenwinkeln sah sie, wie die Schranktür sich öffnete. Panisch sah sie auf Arlongs Leiche und dann zu Olvia, die aus ihrem Versteck kommen wollte.

Nami lief auf sie zu und drückte sie sanft wieder zurück in den Schrank. Beruhigend strich sie über ihr schwarzes Haar.

„Keine Sorge. Wir schaffen das“, versuchte sie die weinende Olvia zu beruhigen. „Versteck dich noch ein paar Minuten, okay? Lysop wird bald wieder bei uns sein und dann können wir diesen seltsamen Ort endlich verlassen.“

Olvia nickte zögerlich. „Wird denn Mama auch mit uns kommen?“, fragte sie flüsternd.

Namis Herz zog sich zusammen, als sie sich auf die Knie fallen ließ, damit sie Olvia in die Augen sehen konnte. Erneut spürte sie Tränen in ihren Augen. „Deine Mama wird immer bei dir sein, okay?“, sagte sie mit zitternder Stimme. „Aber ich werde jetzt eine Zeit lang auf dich Acht geben, bist du damit einverstanden?“

Olvia schüttelte ihren Kopf. „Nein, ich will zu meiner Mama.“

„Das weiß ich, aber es ist nicht möglich, Kleines“, widersprach Nami und spürte die Tränen, die ihr über die Wangen rollten.

 

Bevor Nami weitersprechen konnte, hörte sie wieder Schritte. Panisch sah sie zur Tür und dann wieder zu Olvia. „Du musst dich verstecken.“

„Ich will nicht!“

„Aber du musst!“, sagte Nami bestimmend und hatte schon Angst, die Kleine würde laut anfangen zu schreien, doch stattdessen verschränkte sie wütend die Arme vor der Brust und setzte sich wieder zurück in den Schrank.

Dankbar schloss Nami die Türen und nahm ihre Waffe zurück in die Hand. Als sie den Schatten in der Tür sah, drückte sie den Rücken durch, schloss kurz die Augen und holte tief Luft. Sie würde es wieder schaffen und danach vermutlich noch einmal, bevor ihre Munition zur Neige ging.

Doch dann tauchte Law in ihrem Blickfeld auf. Nami blinzelte benommen, glaubte an eine Fata Morgana. Eine Woge der Erleichterung schlug über ihr zusammen, und es war, als würde ein Bann brechen. Die Welt, die soeben noch gestanden hatte, schien sich auf einmal weiterzudrehen.

Sie fühlte wieder so etwas wie ... Hoffnung.

„Nami! Gott sei Dank!“, sagte er und ging schnell auf sie zu. Er umfasste ihre Schultern und musterte sie von oben bis unten, um zu sehen, ob sie verletzt war. „Geht es dir gut?“

Zögerlich nickte sie, drängte die Tränen zurück. „Mir geht es gut“, flüsterte sie.

Law zog eine Augenbraue nach oben, als er Arlongs Leiche auf dem Boden sah. „Hast du...?“

Wieder nickte sie zur Antwort. Sie war so erschöpft. Law schien zu bemerken, dass doch nicht alles in Ordnung war und tat etwas, was sie nie von ihm erwartet hätte.

Er nahm sie in den Arm. Nami ließ es zu, entspannte sich in seinen Armen und ließ die Waffe auf den Boden fallen. Schluchzend ließ sie ihren Kopf auf seine Schulter fallen. Sie hatte gar nicht gewusst, wie sehr sie diese Umarmung gebraucht hatte.

Nach einem kurzen Augenblick löste Law sich von ihr und musterte sie besorgt. „Wir müssen hier raus. Nicht mehr lange und das ganze Gebäude wird einstürzen!“

Er packte sie am Handgelenk und wollte sie mit sich ziehen, doch Nami hielt ihn auf. „Olvia!“, schrie sie und lief zum Wandschrank, in dem das Mädchen sich nach wie vor versteckte. Trotzig und mit verheulten Augen blickte Olvia zu ihr auf.

Law trat neben sie und machte große Augen, als er die Kleine bemerkte. „Ist das...?“

Nami nickte traurig. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Olvia. „Das ist Law. Er ist ein guter Freund und wird uns hier raus bringen.“

Als Olvia nicht antwortete, griff Nami nach ihrer Hand und zog sie sanft aus dem Schrank. Olvia zitterte am ganzen Körper, was Law ebenfalls bemerkte. Kopfschüttelnd sah er zu Nami.

„So schaffen wir es niemals“, murmelte er, bevor er sich zu Olvia runterbeugte. „Ich werde dich tragen, okay? Du bist sicher schon müde.“

Ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab als sie nickte. Law erwiderte ihr Lächeln, bevor er sie hochhob, damit sie ihre kleinen Arme um seinen Hals schlingen konnte. Er nickte Nami kurz zu, ehe er aus dem Zimmer lief und Nami sich ihm, mit einem letzten Blick auf Arlong, anschloss.

 

Sie folgte ihm durch das Chaos, das die Jungs und Shanks hier angerichtet hatten. Löcher waren in die Wände gesprengt, tote Menschen lagen auf dem Boden und dieser Nebel, der sich immer noch hartnäckig hielt, machten ihr und Law das Vorankommen schwer. Besorgt sah sie immer wieder zu Olvia, die aber mittlerweile die Augen geschlossen und ihren Kopf in Laws Halsbeuge vergraben hatte. Wenigstens würde ihr der Anblick weiterer toter Menschen erspart bleiben.

Law schien genau zu wissen, wo er langgehen musste, damit sie niemanden begegneten. Aber was war mit Zorro und Lysop? Waren sie ebenso in Sicherheit? Hatten sie es hier rausgeschafft? Sie hoffte es so sehr.

Von weitem konnte sie sehen, wie sie sich dem Ausgang näherten. Die Sonne erhellte das Ende des dunklen Ganges, in dem sie sich gerade befanden. Ihre Schritte wurden schneller, umso näher sie dem Licht kam. Die Erleichterung, die sie spürte, raubte ihr beinahe den Atem.

 

Als ihr die frische Luft entgegenschlug und sie das Gras unter ihren Schuhen spürte, fingen ihre Knie an zu zittern. Sie hatte beinahe keine Kraft mehr um aufrecht zu stehen, doch sie zwang sich, weiterzugehen. Law führte sie in einen Wald, nicht weit von Big Moms Unterschlupf entfernt, dem Nami keinen Blick mehr zuwarf. Sie wollte so weit es ging von diesem Ort weg.

Es dauerte nicht lange, bis sie einen kleinen Hügel erklommen hatten, von dem aus man das Gebäude gut im Blick hatte. Mehrere Geländewagen standen auf der kleinen Waldlichtung.

Und Lysop, Ruffy und Ace. Erleichterung stieg in ihr auf, als Lysop auf sie zulief und sie schluchzend in die Arme nahm. Er hatte es geschafft!

Sie kniff ihm spielerisch in die Seite. „Hey, Superheld“, lächelte sie.

„Hallo, Teufelsweib“, begrüßte er sie ebenso lächelnd.

Nami blickte über seine Schulter. Wo war Zorro? Besorgt sah sie zu Ace, der nun auf sie zuging. Er legte einen Arm um ihre Schulter und drückte sie an sich.

„Wo ist er?“, fragte sie ihn und spürte, wie erneut Panik in ihr hochkam.

„Er wird bald kommen. Dein Vater hat sich auf die Suche gemacht und wird ihn bestimmt bald rausboxen.“

Namis Herzschlag beruhigte sich zwar nur ein wenig, aber immerhin wusste sie, dass noch Hoffnung bestand. Die beiden würden es ganz bestimmt schaffen.

Sie ging zurück zu Law, der Olvia inzwischen auf den Rücksitz von einem Wagen gelegt hatte. Seufzend sah Nami auf sie herab. Wie sollten sie ihr nur beibringen, dass Robin tot war? Dass sie nun alleine war?

Gedankenverloren strich sie durch das schwarze Haar und fasste einen Entschluss.

Sie würde sich von nun an um Olvia kümmern.

Nami wusste, dass sie niemals ihre Mutter ersetzen konnte, aber sie würde alles dafür geben, um Olvia ein schönes Leben zu bereiten. Genau wie Bellmere es für sie getan hatte.

 

„Scheiße!“, hörte sie plötzlich Ace laut rufen.

Danach war ein ohrenbetäubender Lärm zu vernehmen, der Namis Körper erzittern ließ. Mit klopfendem Herzen drehte sie sich um und sah dabei zu, wie das Gebäude in sich zusammenfiel.

„ZORRO!“, schrie sie und lief auf das Gebäude zu, wurde jedoch von Ruffy aufgehalten, der sie bestimmend in seine Arme schloss, damit sie nicht davonrennen konnte.

Namis Füße gaben nach und sie sank zusammen mit Ruffy auf den Boden. Das Geschehen vor ihr spielte sich wie in Zeitlupe ab.

Sie hoffte, wünschte sich so sehr, dass Zorro und Shanks lächelnd aus dem Wald traten, doch es geschah nichts.

Auch nicht nach mehreren Minuten, die sie weinend abwartete.

Fassungslos starrte sie auf das eingefallene Gebäude, das von Staubwolken umgeben war. Ruffy hielt sie immer noch fest und im Moment war sie dafür sehr dankbar. Sie spürte die Tränen, die ihr über das Gesicht liefen gar nicht mehr. Irgendwie fühlte sie überhaupt nichts mehr.

 

Erst als es langsam dunkel wurde, begriff sie, was passiert war.

Ace kniete inzwischen neben ihr und Ruffy, hatte sein Gesicht in den Händen vergraben. Lysop hatte sich neben Olvia auf die Rückbank gesetzt und blickte starr geradeaus.

Law hatte sich ein Stück von ihnen entfernt und sah in den Wald, in der Hoffnung, doch noch ein Wunder zu erleben.

Doch es geschah nichts.

Zorro und Shanks hatten es nicht rechtzeitig aus dem Gebäude geschafft.

One Year Later.

Ein Jahr später...

 

Die Sonne schien und keine einzige Wolke stand am Himmel. Nami hörte sogar die Vögel zwitschern. Wahrscheinlich war es das perfekte Wetter für so einen Tag.

Sie trug ein weiß-gelbes Sommerkleid, das knapp über ihre Knie endete. Die Haare hatte sie sich auf einer Seite zu einem Zopf geflochten. Zorro meinte einmal, dass er sie mit dieser Frisur besonders hübsch fand.

Die Hände vor ihrem Bauch gefaltet, blickte sie auf den Grabstein.

Sie hielt den Blick gedankenverloren auf den Strauß Blumen gesenkt, den sie vorhin hier hingelegt hatte.

Ihr Blick streifte über die anderen Gräber, die zum größten Teil mit Gras überwachsen waren, aber sie fand den Anblick nicht traurig, sondern tröstlich, so als würden sich hier die Toten, obwohl sie alle lang aus unserem Leben verschwunden waren, gegenseitig Gesellschaft leisten.

 

„Nami!“, wurde sie plötzlich aus ihren Gedanken gerissen und blickte in die Richtung, von der die Stimme kam. Olvia kam mit einem breiten Grinsen auf sie zu gerannt.

Nami erwiderte ihr Strahlen und breitete die Arme aus, um Olvia aufzufangen. Fröhliches Kinderlachen schallte über den Friedhof, während Nami und Olvia sich ein paar Mal im Kreis drehten.

Als Nami die Kleine wieder absetzte, kniete sie sich vor sie hin. „Hast du die Blumen deiner Mama gegeben?“

Olvia nickte eifrig, doch für einen Moment legte sich Traurigkeit über ihr hübsches Gesicht. „Glaubst du, Mama freut sich darüber?“

Nami drückte sie kurz an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Natürlich freut sie sich.“

Es hatte lange gedauert, bis Olvia begriff, dass ihre Mutter nicht mehr bei ihr sein konnte. Noch länger hatte es gebraucht, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Es gab Nächte, in denen Olvia von Albträumen geplagt wurde und sich von niemanden helfen ließ, aber dann gab es auch Momente wie diesen, in denen sie all die Sorgen der letzten Monate vergessen konnten.

Die Jungs und Nami hatten Olvia bei sich aufgenommen und an jeden Tag, der verging, fühlte sich Olvia sichtlich wohler bei ihnen.

 

„Hey! Muss ich die Zuckerwatte etwa ganz alleine essen?“, wurde der innige Moment zwischen den beiden unterbrochen. Nami und Olvia blickten auf und entdeckten Zorro, der in seinen Händen die Zuckerwatte hielt, die sich Olvia bei der Fahrt hierhin gewünscht hatte.

Olvia lief kreischend auf Zorro zu, der es wagte, einen Bissen von der Zuckerwatte zu nehmen und versuchte nun, ihm ihre liebste Süßigkeit aus der Hand zu reißen. Nami beobachtete sie dabei, wie sie hüpfend nach der Zuckerwatte greifen wollte, doch Zorro sie grinsend ärgerte, indem er seine Hand aus ihrer Reichweite hielt.

Jedes Mal wenn Nami ihn sah, spürte sie wieder diese Erleichterung in sich. Die Erleichterung darüber, dass er, nach allem was geschehen war, doch noch bei ihr sein konnte.

Als wäre es erst gestern gewesen, sah sie das Gebäude vor ihrem inneren Auge zusammensacken und durchlebte erneut dieses Gefühl der Leere, die dieser Anblick bei ihr verursacht hatte.

Die Stunden, die sie dort stur auf ihn und Shanks gewartet hatte bis sogar der kleinste Hoffnungsschimmer in ihr erloschen war.

Es war ihr damals wie ein Traum vorgekommen, als sie und die anderen plötzlich Shanks mit einem verwundenden Zorro in Begleitung von Ben Beckman und Lucky Lou auf sie zu humpeln sahen. Ben und Lou hatten die beiden auf der anderen Waldseite aufgegabelt, als sie sich vor den letzten Überlebenden von Big Moms Meute in Sicherheit bringen wollten.

Allein bei dem Gedanken daran, welches Glück die beiden hatten, kamen ihr die Tränen hoch.

Nach dem Geschehen hatten Ruffy, Law und Lysop ständig nach weiteren Überlebenden von Big Moms Bande gesucht, bis sie jeden einzelnen von ihnen ausgeschaltet hatten. Nur, damit Nami und Olvia endlich in Sicherheit leben konnten.

Obwohl Lysop ihr vor Monaten versichert hatte, dass sie den letzten Mann erledigt hatten, fragte sich Nami ob vielleicht noch irgendwo jemand einen Plan schmiedete um ihr oder Olvia das Leben zu nehmen. Es verging beinahe keine Nacht, in der sie sich nicht in Olvias Zimmer schlich um nachzusehen, ob wirklich alles in Ordnung war.

Manchmal erwischte sie sich auch dabei, wie sie Zorro ansah, als wäre er nicht von dieser Welt und sie bildete sich das Ganze nur ein. Sie rechnete beinahe damit, dass sie eines Tages aufwachen würde und noch immer wartend in der Waldlichtung stand.

Lächelnd seufzte sie. Sie konnte ihr Glück kaum fassen.

 

Zwei Hände schoben sich von hinten um ihre Taille, was sie ein wenig aufschrecken ließ.

Froh über diese Gedankenunterbrechung ließ sie ihren Kopf nach hinten an die starke Brust fallen.

Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass Olvia endlich ihre geliebte Zuckerwatte aus Zorros Griff befreien konnte und nun auf einer Bank unter einer alten Eiche saß.

„Wir sollten langsam wieder nach Hause fahren“, murmelte sie Zorro zu, woraufhin er ihr einen kurzen Kuss schenkte. Sie nahm seine Hand, zog ihn an ihre Seite, und gemeinsam schauten sie ein letztes Mal auf die Gräber von Namis Müttern, Bellmere und Makino.

Jahrelang hatte sie Bellmere hier besucht und war sich nie bewusst gewesen, dass das Grab ihrer leiblichen Mutter Makino direkt daneben lag.

Nach einem kurzen Moment beugte sie sich zu den Gräbern und legte jeweils eine Hand auf einen der Grabsteine.

„Ich liebe euch“, flüsterte sie, bevor sie sich wieder aufrichtete und gemeinsam mit Zorro und Olvia zurück zum Wagen ging.

 

Olvia reihte sich zwischen Zorro und Nami ein und nahm genüsslich einen weiteren Bissen von ihrer Zuckerwatte.

„Glaubt ihr, Onkel Ace ist schon wieder zurück von seiner Therapiestunde?“, fragte Olvia und blickte mit unschuldigen Kinderaugen zwischen Zorro und Nami hin und her.

Nami zwang sich zu einem Lächeln. „Oh ... das ist er bestimmt.“

Sie hasste Ace immer noch dafür, dass er seine Treffen mit den Krankenschwestern als Therapiestunden bezeichnete. Olvia war der Meinung, dass es Ace nach seinem Unfall immer noch so schlecht ging, dass er viermal wöchentlich intensive Betreuung seiner Krankenschwestern brauchte. Wenigstens war er anständig genug, diese Frauen nicht nach Hause einzuladen.

 

Als sie am Wagen angekommen waren, hüpfte Lysop vom Fahrersitz, um Olvia die Autotür zu öffnen. Er hatte bei einer Wette verloren und musste zwei Wochen lang ihren ganz persönlichen Diener spielen.

„Ich hoffe, die Zuckerwatte schmeckt Ihnen, Eure Majestät“, begrüßte er die kichernde Olvia. Sie hüpfte auf den Rücksitz und nickte eifrig. „Sie schmeckt ausgezeichnet, mein lieber Hofnarr.“

Lysop schenkte ihr ein Lächeln und wandte sich dann an Zorro. „Hofnarr ... das ist neu. Ich wette, du hast es ihr beigebracht“, murmelte er mit zusammenkniffenden Augen.

Zorro grinste: „Nein, das war ganz allein Namis Idee.“

Empört zwickte Nami ihn in die Seite. „Du hast versprochen, ihm nichts zu sagen!“

Zwinkernd gab er ihr einen Kuss auf die Wange. „Sorry, Hübsche.“

„Nami! Wie konntest du nur?“, fragte Lysop mit wässrigen Augen. „Von dir hätte ich sowas nie erwartet!“

Nami rollte amüsiert mit ihren Augen und setzte sich neben Olvia auf den Rücksitz. „Ich hab dich trotzdem lieb, Langnase.“

Lysop versuchte sie wütend anzufunkeln, versagte jedoch kläglich und lächelte stattdessen breit, während er den Wagen startete.

„Wie geht es eigentlich Kaya?“, fragte Zorro nach kurzer Zeit.

Vor lauter Schreck zuckte Lysop zusammen. „W-Was meinst du?“

„Ihr hattet doch erst vor kurzem euer drittes Date, oder?“

Nami horchte dem Gespräch schmunzelnd zu. Kaya war die Ärztin, die sich um Shanks und Zorro gekümmert hatte. Dort hatte Lysop sie kennengelernt und er war sofort hin und weg von ihr. Es hatte Monate gedauert, bis er sie endlich angesprochen hatte. Zuerst waren sie nur befreundet und sie war öfters mal bei ihnen in der Villa auf Besuch, doch Lysop war einfach immer zu schüchtern gewesen, sie um ein Date zu bitten.

Bis Nami ihn schließlich förmlich dazu gezwungen hatte.

„Hat sie dich rangelassen?“

„Zorro!“, schrien Lysop und Nami zugleich.

„Was denn?“, fragte er unschuldig.

„Wir werden nicht mehr darüber sprechen, kapiert?“, sagte Lysop bestimmt und konzentrierte sich voll und ganz auf den Straßenverkehr vor ihm.

Zorro grinste unschuldig und bis sie zuhause waren, war nur noch Olvias fröhliches Geplapper von der Rückbank zu hören.

 
 

° ° ° ° °

 

„Karuh! Was machst du denn hier?!“, freute sich Olvia, als sie aus dem Auto hüpfte und ihr ein großer, brauner Hund entgegenlief. Sie schnappte sich den Ball, den er ihr vor die Füße gelegt hatte und verschwand kreischend mit dem Hund im großen Garten hinter dem Haus.

Nami lächelte ihr hinterher. Wenn Karuh hier war, bedeutete das...

„Nami! Endlich seid ihr hier“, hörte sie eine allzu bekannte Stimme von der Eingangstür. Vivi stand breit lächelnd dort und hielt ihr und den Jungs die Tür auf. „Wie hältst du es nur mit diesen ... diesen Idioten aus?“, fragte sie außer Atem und zeigte auf Ruffy und Ace, die sich in der Küche um das letzte Stück Kuchen prügelten.

Nami seufzte laut, während sie Ace dabei beobachtete, wie er Ruffys Gesicht in einen Blumentopf drückte und laut „Friss Dreck“ rief.

„Ich hab absolute keine Ahnung“, antwortete sie schließlich kopfschüttelnd. „Deswegen bräuchte ich dringend weibliche Unterstützung, Vivi“, versuchte sie es erneut. Schon seit Wochen probierte sie Vivi, die seit einem halben Jahr endlich wieder mit Ruffy zusammen war, dazu zu überzeugen, in die Villa zu ziehen.

Doch bevor Vivi ihr antworten konnte, trat ein weiterer Gast durch die geöffnete Eingangstür.

Erstaunt sah Nami zu ihrem Vater Shanks, der einen Blumenstrauß in den Händen hielt.

„Dad, was machst du denn hier?“

Kaum hatte sie das Wort Dad ausgesprochen, erhellte sich Shanks Gesicht. Vor zwei Wochen hatte sie seiner Bitte endlich nachgegeben und nannte ihn nicht länger bei seinem Vornamen.

„Ruffy hat mich zum Essen eingeladen, Tochter.“

„Du musst mich nicht ständig Tochter nennen“, antwortete Nami schmunzelnd.

„Muss ich nicht, Tochter?“ Shanks grinste breit.

Nami rollte mit ihren Augen und nahm den Strauß Blumen entgegen. Manchmal fragte sie sich, ob Ace und Ruffy eigentlich Shanks Kinder waren. Denn er war genauso verblödet wie die zwei Spinner, die in der Küche ums Essen kämpften.

„Was ist denn hier los?“, fragte Shanks und sah den beiden dabei zu, wie sie sich auf dem Boden wälzten.

„Sie kämpfen um das letzte Stück Kuchen“, antwortete Vivi.

Shanks Augen wurden groß. „Kuchen? Ich liebe Kuchen!“, rief er, bevor er sich in den Kampf einmischte.

Nami schüttelte ihren Kopf. Ein Vaterschaftstest wäre hier wohl kaum notwendig.

Vivi stemmte die Hände in die Hüfte: „Ich versuch mal, die drei wieder auseinander zu bekommen.“ Mit diesen Worten stürzte sie sich in die Küche.

Nami hingegen kümmerte sich um den Strauß Blumen, den sie in eine Vase im Wohnzimmer stellte. Dort hatten es sich Law, Lysop und Zorro ebenfalls gemütlich gemacht. Sie setzte sich zwischen Zorro und Law, der ein neues Medizinbuch studierte. Er blickte kurz auf und schenkte ihr ein Lächeln.

„Ist dir der Lärm in der Küche auch zu viel geworden?“, fragte er schmunzelnd.

„Du hast ja keine Ahnung“, erwiderte Nami seufzend.

„Willkommen im Club“, zwinkerte Law und rückte seine Brille zurecht, um die Zeilen vor ihm besser lesen zu können.

 

Doch die Ruhe währte nicht lange, denn schon bald kamen Shanks, Ruffy und Ace zu ihnen ins Wohnzimmer. Shanks hielt triumphierend das Stück Kuchen in der Hand, um das sie sich die letzten 15 Minuten lang gestritten hatten.

„Ich kann nicht glauben, dass wir gegen diesen alten Sack verloren haben“, murmelte Ruffy niedergeschlagen und schmollte, während er Shanks dabei zusah, wie er den Kuchen verdrückte.

„Das zahlen wir ihm heim, Brüderchen“, versuchte Ace ihn aufzuheitern und klopfte auf seine Schulter.

„Wie geht es deinem Arm, Shanks?“, fragte Law, um das Thema zu wechseln.

Shanks blickte mit vollem Mund auf. „Spitze“, antwortete er und spuckte dabei mehrere Krümel in Namis Richtung. Na toll. Manchmal fragte sie sich, wie er es geschafft hatte, ein Kind mit ihrer Mutter zu zeugen.

„Du solltest Zorro öfters mit zu deiner Therapie nehmen. Vielleicht würde es seinem Bein dann auch mal besser gehen“, seufzte Law.

„Meinem Bein geht’s prima.“

„Geht es nicht, Idiot“, warf Nami wahrheitsgemäß ein.

Shanks und Zorro hatten sich bei dem Vorfall vor einem Jahr jeweils eine Kugel eingefangen und obwohl beide stets behaupteten, dass es ihnen wunderbar ging, wusste Nami, dass es an manchen Tagen eben nicht so war.

„Vielleicht sollte ich euch mal zu einer meiner Therapien mitnehmen. Die wirken wahre Wunder“, murmelte Ace und zwinkerte den beiden zu.

„Ace!“, unterbrach Nami ihn barsch.

„Was?“ Wie so oft, setzte Ace seinen Hundewelpenblick ein, da er wusste, dass Nami ihm dadurch nicht wirklich böse sein konnte.

Kopfschüttelnd legte sie ihren Kopf auf Zorros Schulter, der sogleich seinen Arm um sie legte.

„Bist du müde?“

„Nein, nur total genervt von dieser Blödheit.“

Zorro lachte leise und strich ihr beruhigend über den Rücken.

 

„Ihr solltet heiraten.“

Perplex schauten Zorro und Nami zu Lysop, der aussah, als würde er die eben gesprochenen Worte am liebsten wieder zurück nehmen. „Wie bitte?“

Peinlich berührt räusperte Lysop sich: „Naja ... Ich meine ... was spricht dagegen?“

Da Nami nicht wusste, was sie sagen sollte, blickte sie hilfesuchend zu Zorro. Dieser zuckte jedoch genauso ratlos mit seinen Schultern. 

„Ihr könntet Olvia adoptieren“, warf Law ein.

„Die Hochzeitsparty würde der absolute Wahnsinn werden.“

„Und es gibt ganz tollen Kuchen!“

„Stopp! Halt! Wir werden jetzt nicht darüber sprechen, okay?!“, unterbrach Nami die Jungs, die bereits dabei waren, ein geeignetes Datum zu finden. Mit roten Wangen sah sie zu Zorro, der jedoch grinste nur seelenruhig vor sich hin. Machte ihm dieses Thema denn gar nichts aus?!

„Dad! Sag doch auch mal was!“, wandte sie sich nun hilfesuchend an Shanks.

Shanks blickte erstaunt zu Nami und Zorro. „Ihr habt meinen Segen.“

„Das meinte ich nicht!“, schnauzte Nami wütend.

„Ist das nicht mein Job als Vater?“

„Dein Job ist es, hinter deiner Tochter zu stehen!“

„Okay. Ihr habt trotzdem meinen Segen“, erwiderte Shanks zwinkernd.

„Wir werden nicht heiraten, kapiert?!“, rief Nami in die Runde.

 

„Heiraten? Wer wird heiraten?“, fragte eine aufgeregte Olvia, die gerade mit Karuh in das Wohnzimmer trat und die Erwachsenen nun mit neugierigem Blick musterte.

„Ähh...“, gab Nami wenig hilfreich von sich. Kleinen Kindern sollte man besser keine Versprechungen von Hochzeiten machen.

„Vivi und ich heiraten“, warf Ruffy vollkommen überraschend ein und grinste breit in die Runde.

„Was?!“

„WAS?! Du heiratest?!“

Nami blickte verblüfft zu Vivi. Doch als sie ihr kreidebleiches Gesicht und die kugelrunden Augen bemerkte, wusste Nami, dass selbst Vivi nicht über ihre angebliche Hochzeit informiert war. Olvia blickte mit strahlenden Augen abwechselnd zu Vivi und Ruffy, während sie sich vor Nami und Zorro auf den Boden setzte.

„Ruffy“, murmelte Ace, damit Olvia ihn nicht hören konnte. „Bevor man heiratet, sollte man die Frau erst fragen, ob sie dich überhaupt heiraten will.“

„Oh, okay. Hast du Lust, Vivi?“

Eine puterrot angelaufene Vivi versteckte ihr Gesicht hinter ihren Händen und Nami konnte es ihr nicht mal verübeln. Einerseits war sie froh, dass sich das Thema Heiraten nicht mehr auf sie und Zorro bezog, doch andererseits tat ihr die arme Vivi wirklich leid.

„Ein Haufen Idioten, die übers heiraten sprechen“, bemerkte Law kopfschüttelnd.

 

„Wir sind keine Idioten. Wir sind eine Familie“, antwortete Olvia ihn mit aufgeplusterten Wangen und rammte ihren Ellbogen kraftvoll gegen sein Knie.

Nami blickte erstaunt zu Olvia, die seelenruhig über Karuhs Fell streichelte. Hatte sie das wirklich gerade gesagt?

Zu Tränen gerührt sah sie in die Gesichter der anderen, die ebenso überrascht über Olvias Worte waren.

Vor über einem Jahr hatte Nami sich nicht mal zu träumen gewagt, jemals wieder so etwas wie eine Familie um sich zu haben. Doch nun saß sie hier.

 

Mit einem Haufen Idioten, von denen jeder einzelne einen ganz wichtigen Platz in ihrem Herzen hatte.

 

THE END.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Soo~ erstes Kapi - check ;)
Ich hoffe ich konnte euer Interesse wecken und ihr werdet auch bei den nächsten Kapis dabei sein!

Und ich möchte mich hier auch nochmal ganz herzlich bei meiner Beta-Leserin Hupfdohle bedanken, die wirklich einen ausgezeichneten Job macht *.*

Das erste Mal, dass ich mich in dem Genre Action versuche ... Wie findet ihr den Start? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich glaube es kann sich jeder denken, wer die unbekannte Mörderin ist ;)

Hoffentlich hat es euch gefallen :)
Bis zum nächsten Mal <3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Aaaah ich liebe Ace xD
Ich hoffe, ihr müsst auf das nächste Kapitel nicht allzu lang warten.
Und ja, wer könnten Namis Eltern wohl sein? ;) Würde mich interessieren, wer euch da so im Kopf herumschwirrt ;)

Ganz liebe Grüße Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tadaa ~ Ich hoffe es hat euch gefallen :)

Bis zum nächsten Mal!
Sunwings Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tadaaaa~ Gratulation an diejenigen, die richtig getippt haben. Shanks ist also Namis Vater.
Und Robin hat mal wieder einiges durcheinander gebracht ;) Und Ruffy ... Tja, Ruffy rettet durch Zufall den Präsidenten. xD So wie man ihn nun mal kennt ;)

Gleichzeitig möchte ich auch Werbung für meine Sidestory zu dieser FF machen :) Nur ein kleiner OS für alle Ace und Lysop Liebhaber :) Dreamteam

Bis zum nächsten Mal :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tadaaa~ ein schöner Cliffhanger zum Jahresende :)
Ich werde mich natürlich bemühen, dass das nächste Kapitel nicht so lange auf sich warten lässt. :)

Sunwings Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Es geht endlich weiter und dann gleich mit einem Kapitel, das mir sehr schwer gefallen ist da ich den lieben Ace so vermisse :(

Tut mir Leid, dass ein wenig zu kurz geraten ist. Aber dafür wird das nächste wieder ein wenig länger und wird bestimmt in den nächsten zwei Wochen on sein ;)

Hoffe, es hat euch gefallen!
Bis zum nächsten Mal Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke fürs Lesen :) Ich hoffe, es hat euch gefallen!

Bis zum nächsten Mal
Sunwings Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ziemlich lange.. aber ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen ;)

Bis zum nächsten Mal!

Sunwings Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Viele haben es bereits vermutet: ;)
ACE IS BACK *.*

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen und wir sehen uns beim Nächsten :)
Bis dann,
Sunwings Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Danke fürs Lesen!

Ich bin mir sicher, dass viele seit Kapitel eins wissen, hinter wem Nami die ganze Zeit her war ;) Sollte also kein großer Schocker sein, dass auch Arlong noch ein wenig mitmischen wird :)

Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen und wir sehen uns beim nächsten Mal!
Sunwings Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hoffentlich hat es euch gefallen! Bin natürlich für Lob, Kritik und Verbesserungsvorschläge offen :)

Bis zum nächsten Mal
Sunwings Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tut mir leid, dass das Kapitel so enden musste >.<
Ich versuche, so schnell wie möglich weiter zu schreiben um euch nicht länger auf die Folter zu spannen.

Würde mich sehr über Feedback freuen! :)

Bis dann
Sunwings Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Endlich hat Nami die Rache bekommen, nach der sie sich schon so lange gesehnt hat. Habe mich schon lange darauf gefreut, ihr diesen Moment zu geben. :)

Und schon wieder ein Cliffhanger, ich weiß xD Aber es wird der letzte sein ;)
Das nächste Kapitel ist nicht nur das letzte, sondern es wird auch einen Zeitsprung geben.

Ich hoffe, euch hat dieses Kapitel gefallen und die Actionszenen sind mir einigermaßen gelungen ;)

Bis zum nächsten Mal,
Sunwings Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Nach fast genau drei Jahren geht die Geschichte nun zu Ende :(
Einerseits bin ich froh, dass ich sie beenden konnte, andererseits wird sie mir auch ein wenig fehlen. Es gab Tage, an denen ich die Story geliebt habe und auch Momente, in denen ich sie am liebsten komplett über den Haufen geworfen hätte ^^
Ich hoffe, das Ende hat euch gefallen :)

Es tut mir übrigens immer noch leid, dass Nico Robin hier nicht lebend rausgekommen ist :(

Wäre meine liebe Betaleserin Hupfdohle nicht gewesen, wäre die Geschichte vermutlich immer noch nicht fertig und es würden zahlreiche Fehler zu finden sein ^^
Ein fettes DANKE geht deswegen an sie. Danke, dass du mir immer wieder weitergeholfen und mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden hast :) und auch dafür, dass du so viel Zeit in die Story investiert hast!

Natürlich möchte ich mich auch bei meinen Lesern bedanken! 110 Favoriten! O.O Mit so vielen hätte ich im Leben nie gerechnet!
Danke an diejenigen, die sich auch die Mühe gemacht haben zu kommentieren! Besonderen Dank geht an diejenigen, die beinahe bei jedem Kapitel einen Kommentar hinterlassen haben! :)
Ohne diesen positiven Zuspruch und die herzerwärmenden Worte wäre ich vermutlich niemals so weit gekommen!

In meinem Kopf spucken natürlich schon wieder neue Ideen herum, die ich auch teilweise schon geschrieben habe. Allerdings warte ich mit dem Hochladen so lange, bis ich die Story fertig geschrieben habe. ^^ Ich will meine Leser nicht nochmal so lange warten lassen, bis ein Projekt zu Ende geht ;)

Danke, dass ihr meine FF gelesen habt :)

Bis bald,
Sunwings Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (98)
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Von:  Namina
2018-06-27T13:49:39+00:00 27.06.2018 15:49
Hey, ich danke dir für die amüsante, romantische und abenteuerliche Story! Fand sie wirklich toll und habe einige Male wirklich laut lachen müssen!
Freue mich, mal wieder eine neue Story über Nami von dir zu lesen ;-)
LG Namina
Antwort von: Sunwings
27.06.2018 20:36
Hey :)
Danke für deinen Kommentar :) Freut mich sehr, dass dir die Story so gut gefallen hat *-*
Es werden bestimmt noch Geschichten über Nami folgen ;)

Danke, dass du dich durch die ganze Geschichte gelesen hast ♡
LG Sunwings
Von:  Namina
2018-06-26T23:42:32+00:00 27.06.2018 01:42
Neeeeein Ace :-(((
Hach, warum immer dieser arme Teufel draufgehen muss! Traaaaagisch :,(
Eigentlich sollte ich ja schon längst schlafen - aber wie könnte ich bei der Spannung :-D
Also weitergehuscht!!
Küsschen
Von:  Hupfdohle
2018-06-22T20:47:59+00:00 22.06.2018 22:47
Hach meine Liebe...
Beim letzten Kapitel werde ich sentimental.
Es tut mir leid, dass ich so lang gebraucht habe und deshalb alle anderen warten mussten!
Wie glücklich ich immer war, wenn ich erfahren habe, was du geplant hast. Ich muss schon sagen, es war oft eine Achterbahn voll mit Gefühlen, Action, Humor und Tragik und du hast uns ein ums andere Mal einen Schrecken eingejagt.
Die Story und der Inhalt waren total zum Mitfiebern und dein angenehmer, flüssiger Stil haben es super abgerundet.
Es kann nicht immer ein vollständiges Happyend geben, aber es ich bin froh, dass sowohl Ace und Zorro als auch ihr Vater unter den Lebenden weilen. Das mit Robin tat mir sehr leid, aber es wurde schon irgendwie klar, dass es nicht für jeden gut ausgehen konnte. Ich bewundere dich immer wieder für deine Fähigkeit, diese Actionszenen so detailliert und bildreich zu gestalten, Hut ab!
Zorro hätte meiner Meinung nach immer noch etwas mehr rangehen können xD aber das Ende war weder zu kitschig noch zu abgedroschen - einfach perfekt :)

Möglicherweise liegt es am Mutterdasein, aber ich werde dieses Baby hier sehr vermissen! Umso mehr freue ich mich natürlich auf weitere, inspirierende Geschichten von dir.

Du bist eine begnadete Schreiberin und Betaleserin ♡

Eine gute Nacht und liebe Grüße,
Hupfdohle
Antwort von: Sunwings
23.06.2018 16:51
Ach, wie sehr du mir immer mit deinen Worten schmeichelst ♡ :)
Mir wird die Story auch fehlen :( Aber dafür gibts ja bald eine neue und die liegt mir bereits jetzt schon am Herzen und ich hoffe, sie wird dir dann auch so gut gefallen, wie diese hier :)

Ganz liebe Grüße ♡
Sunwings
Von:  Jess_400
2018-06-20T06:58:57+00:00 20.06.2018 08:58
😢😢😢 so schön!!!
Danke, dass du Zorro und Shanks nicht hast sterben lassen ;).
Ich habe mich schon gefragt, wann das letzte Kapitel erscheint, aber das Warten hat sich eindeutig gelohnt! Der Abschluss ist rund und wirklich herzergreifend ❤
Ich habe mich jedes Mal über ein neues Kapitel gefreut und es mit großem Eifer gelesen und bin daher auf deine nächsten Storys gespannt xD (Also bitte ganz schnell schreiben und veröffentlichen, ja?)
Ich liebe deinen Schreibstil und hatte bei dieser FF viele lustige, aber auch traurige Momente - und genau das macht eine gute Geschichte aus. Weiter so!
Antwort von: Sunwings
20.06.2018 19:09
Liebe Jess_400 :)

Du gehörst wirklich zu meinen treusten Lesern und dafür möchte ich dir mal herzlich DANKE sagen :) Ich freu mich jedes Mal riesig, wenn ich eine Nachricht bekomme, dass du eine meiner FF's kommentiert hast! :)
Bin froh, dass dir das letzte Kapitel und auch die Story gefallen hat und du auch weiterhin meine Storys lesen willst :) Da schreib ich gern ein wenig schneller ;)

Danke für deinen lieben Kommentar ♡
Bis zum nächsten Mal,
Sunwings
Von:  aquaregi-ya
2018-06-19T21:56:19+00:00 19.06.2018 23:56
Ok. Ok. Ok. Die Nummer mit den Grabsteinen war fies okay?
Was man dir aber echt nicht übel nehmen kann so fantastisch wie die Story hier ihr Ende findet. Schade, dass es vorbei ist aber ein besseres Ende hättest du nicht finden können! Olivia hat es einfach schön auf den Punkt gebracht und das kann man so stehen lassen. Die Idee von Lysop war natürlich auch spitze und dass Shanks gleich Feuer und Flamme ist war auch klar, ist auch wirklich süß wie er Nami Tochter nennt xD Aber am aller besten hat mir Ruffy gefallen.. Wie er leibt und lebt! :D
Die ganze Story war einfach klasse, super durchdacht und alle Charaktere einfach passend herausgearbeitet. Bei all dem Drama wurde es nie zu schwer, überall war immer Platz für kleine Witze oder Blödeleien ich würde die Story am liebsten vergessen um sie dann nochmal neu lesen zu können :)
Aber im Ernst; die letzte Szene braucht definitiv ein Fanart finde ich xD
Antwort von: Sunwings
20.06.2018 19:06
Hey :)

Tut mir leid wegen den Grabsteinen ^^ Aber das musste einfach sein ;)

Danke für deine lieben Worte :) Freut mich sehr, dass du die Geschichte bis zum Ende gelesen hast, obwohl es so lange gedauert hat ;)
Bin so froh, dass die Story so gut bei dir angekommen ist ♡

Oh Gott, du hast Recht! Ein Fanart wäre wirklich spitze, aber leider kann ich ja so gar nicht zeichnen xD Zum Glück gibts ja noch die Vorstellungskraft ;)

Danke fürs Lesen ♡
Sunwings
Von:  NemuNemu04
2018-04-26T17:36:41+00:00 26.04.2018 19:36
Ich will nicht nerfen oder drängeln aber wann schreibst du weiter?
Antwort von: Sunwings
11.05.2018 14:24
Sry, dass es so lange dauert :( Aber ich habs vor meinem Urlaub nicht mehr fertig gebracht - aber jetzt bin ich wieder hier und ich hoffe, dass ich das letzte Kapitel schnellstmöglich fertig schreiben kann :)

LG
Von:  NemuNemu04
2018-04-02T13:54:03+00:00 02.04.2018 15:54
Boah ich liebe sowas das war einfach Hammergeil!😍
Hoffentlich überlebt Zorro doch. Aber ich finde das ist alles sehr gut geschrieben. Mach bitte wider so. Bitte schnell nächstes Kapi😍
Antwort von: Sunwings
06.04.2018 09:29
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar :) Hab mich sehr darüber gefreut!
Nächstes Kapitel ist schon fast fertig ;)

Liebe Grüße
Von:  LostPirate
2018-03-25T22:15:56+00:00 26.03.2018 00:15
Oh mann, du schockierst mich! Aber im Positiven ;-)
Heftig aber richtig gut rüber gebracht. Jetzt bin ich aber mal gespannt, wie es ausgeht, denn ich hab das Ende noch nicht kommen sehen... Hoffe doch es ist happy :-D
Antwort von: Sunwings
29.03.2018 18:19
Hey ;)

Vielen Dank für deinen Kommentar :D Freut mich, dass es dir gefallen hat und ich hoffe, dass du auch mit dem Ende, das ich im Kopf habe, zufrieden bist ;)

Liebe Grüße
Von:  DoD
2018-03-25T21:22:23+00:00 25.03.2018 23:22
Hello hello,
Passt hrad gar nicht zum Kapitel, aber ich hab die FF am Stüvk gelesen und ganz ehrlich: der geile Scheiss. Ich musste so grinsen ab Ace und natürlich:

„Elefantenjagdverein, tötet was trötet. Was kann ich für sie tun?“

Zu gut, echt jetzt. Mir gefällt Erzähltenpi und Plot, Schreibstil ebenso, ich mag Laws Art, wie bereits erwähnt den Witz und den Humor. Shanks als Daddy ist köstlich.

Aber es gibt ein aber: ich mag die Rolle, die du Sanji bisher zugedacht hast nicht. Ich verstehe eine gewisse Antiphatie ihm gegenüber, die besonders bei Zorro/Nami oder Ruffy/Nami um sich greift. Aber., abgesehen davon, dass er eine gewisse Stärke hat, ist er für mich ein essentilles Mitglied der Bande. Es ist schade, wenn er nur auf sie Rolle des Schwerenöters reduziert wird und, meine Meinung notabene, würde er sich als Assansine doch sehr gut machen.

Das wars, ich setzte die FF auf meine Favoritenliste und hoffe, du löst den Cliffhanger bald auf.

GG, DoD

Antwort von: Sunwings
29.03.2018 18:18
Hallo :)
Komm endlich dazu, mich für deinen Kommentar zu bedanken :)

Danke, danke für dein liebes Lob! Freut mich, dass die Story so gut bei dir ankommt.
Besonders die Worte der geile Scheiss haben mir gefallen ;)

Wegen dem Thema Sanji kann ich dich sehr gut verstehen. Ich habe lange darüber nachgedacht, welcher der Strohhüte am besten zu meiner Story passen. Schlussendlich habe ich mich für die entschieden, die ich am besten beschreiben kann.
Natürlich würde diese Rolle auch perfekt zu Sanji passen, aber leider habe ich bei ihm immer Sorgen, dass er zu OC gerät, weil er eben sehr vielschichtig ist ;)
Dass er dann eine nicht besonders wertvolle Gastrolle bekommen hat, tut mir leid :(
Ich nehme mir vor, mich ein Zukunft mehr mit Sanjis Charakter zu beschäftigen, damit er auch öfters in meinen Storys vorkommt und auch Rollen bekommt, die zu ihm passen :)

Liebe Grüße
Sunwings
Von:  Hupfdohle
2018-03-22T22:08:52+00:00 22.03.2018 23:08
Bombe meine Liebe! Wie schon gesagt, du bringst die Atmosphäre und Spannung hier echt super rüber! Du verursachst an mehreren Stellen Gänsehaut ;)
Nami und Lysop hatten hier ihren zweiten großen Einsatz und dieses Mal erfolgreich gemeistert.
Vor allem aber diese kurze, traute Situation mit Law hat mir gefallen! Nonverbale Vergebung pur :)

Ich bin schon ein wenig traurig, dass es nur noch ein Kapitel geben wird und ich hoffe, alle Fragen werden darin geklärt werden - ich fiebere bereits jetzt dem Ende bzw Anfang vom Leben entgegen!!

Liebe Grüße,
Deine Hupfdohle <3
Antwort von: Sunwings
25.03.2018 18:12
♥ ♥
Dankeschön *-* Jetzt werde ich schon wieder rot xD

Ein bisschen wehmütig bin ich auch - aber dafür gibts dann wieder mehr Zeit für neue Storys ;)

Ganz liebe Grüße


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