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Nightcrawl 2

Schlechter als jeder Teeniefilm
von

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Schritt 1: Erobere das Königreich

„Meine Herren, es kommt mir etwas seltsam vor, dass wir uns seit gut drei Wochen nicht mehr in meinem Büro zusammengefunden haben. Woran liegt das?“

Marcel und ich tauschen einen Blick, ehe wir unseren Direktor wieder ansehen, und gleichzeitig mit den Schultern zucken.
 

„Sie wollten doch, dass wir uns ruhig verhalten, oder hab ich da was falsch verstanden?“, fragt Marcel unschuldig, und ich stimme ihm murrend zu.

Wenn ich mich nämlich richtig erinnere, wollte Mr. Peters genau das. Dass wir uns vertragen, oder uns zumindest nicht mehr die Schädel einschlagen und dabei das Lehrpersonal mit hineinziehen.
 

„Sie werden entschuldigen, dass mir das ETWAS seltsam vorkommt. Ausgerechnet Sie beide begraben das Kriegsbeil von einem Tag auf den anderen.“

„So etwas soll schon einmal vorkommen. Wir haben darüber nachgedacht, und unser kindisches Verhalten eingesehen.“, kommentiere ich mit Unschuldsmiene, und Marcel murrt bestätigend.
 

„Und wie ich höre, Mr. Kaskrova, haben Sie sich sogar in die Musik AG eingeschrieben.“

„Wurde Zeit für eine Veränderung, außerdem mag ich Musik.“

„Weshalb haben Sie das Basketballteam verlassen? Sie waren doch unser fähigster Spieler.“

„Gesundheitliche Probleme. Ich hatte beim Training immer so einen Würgreiz.“
 

Es kostet mich wirklich Mühe, bei der Erklärung nicht loszulachen, aber ich reiße mich zusammen, schweige und denke nach.

Dieses Verhör gefällt mir irgendwie nicht, auch wenn ich noch nicht wirklich sagen kann, woran das liegt. Vielleicht liegt es einfach daran, dass es Mr. Peters ist, und der uns beide nun einmal auf dem Kieker hat.

Was eventuell auch verständlich ist, wenn man bedenkt, dass wir ihm seit vier Jahren das Leben zur Hölle machen mit unserem Kleinkrieg.
 

„Mr. Nikura, was haben Sie für Gründe, den Kleinkrieg still zu legen?“

„Ihre Rede letztens hat mich sehr inspiriert und mir mein Unrecht vor Augen geführt. Es war nicht okay, Mrs. Jackson mit einem Stuhl zu bewerfen, auch wenn das eigentlich ein Versehen war und er ihn treffen sollte.“, damit deute ich auf Marcel.

„Natürlich möchte ich das wieder gut machen, und habe deshalb beschlossen Ihnen, und uns allen, einen Gefallen zu tun, und nicht mehr auf Streitigkeiten aus zu sein. Bei Mrs. Jackson möchte ich mich natürlich auch entschuldigen, und da ich erfahren habe, dass sie bald Geburtstag hat, habe ich mir eine Überraschungsparty überlegt.“
 

Marcel neben mir hebt eine Augenbraue, während sich Mr. Peters zum Fenster dreht und auf den Campus blickt.

Gerade als mein Sitznachbar den Mund aufmacht, verziehe ich das Gesicht und schüttle den Kopf, weshalb Marcel den Mund wieder schließt.

„Eine Überraschungsparty?“

„Wofür ich die Hilfe meines geschätzten Direktors bräuchte, um Mrs. Jackson nicht misstrauisch zu machen.“
 

Das breite Strahlen mit dem sich unser Direktor zu uns umdreht, macht mich beinahe blind, und ich habe Mühe, nicht angewidert mein Gesicht zu verziehen, sondern ihn neutral anzusehen.

„Ich finde Sie haben da eine wunderbare Idee sich zu entschuldigen, Mr. Nikura.“, lobt er mich, und mir wird bewusst, dass das das erste Lob ist, dass ich von unserem Direktor bekomme.

Man sollte meinen, das wäre ein glorreicher Moment, aber in Wirklichkeit will ich einfach nur wissen, weshalb wir eigentlich hier sind.

„Wenn ich dabei helfen kann, fragen Sie mich ruhig.“
 

„Da gäbe es tatsächlich etwas.“, erwidere ich und räuspere mich kurz darauf, während Mr. Peters mich auffordernd ansieht.

„Nightcrawl hat ja einige Schüler.“, fange ich an und schiele zu Marcel hinüber, während Mr. Peters verstehend nickt.

„Und um so viele Schüler unterzubringen, braucht man natürlich auch einen Raum, der groß genug ist.“, rede ich weiter, und unterstreiche meine Überlegungen mit Gesten.

„Es ist nun einmal so: Der einzige Raum, der groß genug dafür wäre, ist die Sporthalle.“
 

Mr. Peters lässt sich auf seinen Stuhl fallen und scheint zu überlegen, während Marcel neben mir eine Augenbraue hochzieht.

„Die Sporthalle?“

„Ja. Natürlich könnte ich auch auf die Mensa ausweichen, aber die Vorbereitung einer so großen Überraschungsparty erfordert Zeit. Zeit, die ich und meine begrenzten Helfer nicht mit ständigem Auf- und Abbau der Vorbereitungen verbringen können. Deswegen wäre die Mensa ein ungeeigneter Ort, da dass dort doch ziemlich auffällt. In der Sporthalle dagegen, könnte nach und nach alles aufgebaut werden, ohne dass Mrs. Jackson davon Wind bekommt.“, erläutere ich meine Idee, und in Marcel's Augen blitzt Verstehen auf, während er sich zurücklehnt und meine 'Verhandlungen' weiter verfolgt.
 

„Ich verstehe Ihren Gedankengang Mr. Nikura. Und das ist im Allgemeinen auch kein Problem, den Sportunterricht für zwei Wochen nach draußen zu verlegen, damit Sie ungestört Ihren Vorbereitungen nachgehen können. Allerdings trainiert dort auch das Basketballteam.“
 

Ja, das weiß ich, und ja, natürlich habe ich daran gedacht.

„Das weiß ich natürlich, und es tut mir auch außerordentlich leid, das Team vertreiben zu müssen. Allerdings hat das Training des Teams auch schon früher draußen statt gefunden.“, halte ich dagegen.

„Natürlich. Stimmt ja, als Mr. Kaskrova das Team noch geleitet hat, nicht wahr?“, hakt Mr. Peters nach und ich nicke bestätigend, während ich meine Beine andersherum überschlage.

„Wenn ich recht informiert bin, trainiert Mr. Jamsey nur in der Halle, nicht wahr?“

Wieder nicke ich.

„Der Umstand auch auf ungewohnten und nicht ebenem Boden trainieren zu können, macht einen fähigen Captain aus.“
 

Eine Weile herrscht Stille im Büro, was Marcel dazu veranlasst, angespannt zu mir zu sehen, während ich entspannt auf eine Antwort warte.

„Also schön, Sie können die Sporthalle für zwei Wochen haben. Holen Sie sich den Schlüssel von Mr. Jamsey.“
 


 

„Ich fasse es nicht, dass du es tatsächlich geschafft hast, ihm den Schlüssel für die Sporthalle aus den Rippen zu leiern.“

„Wer kann, der kann.“, grinse ich, als ich mit Marcel das Gebäude verlasse und mir eine Zigarette anzünde.

„Aber dafür musst du jetzt eine Überraschungsparty für die Bitch ausrichten.“

„WIR! Du meinst wir. Außerdem kenne ich jemanden, der jemanden kennt, der in der Nähe einen Cateringservice hat, also kein Problem.“, grinse ich Marcel an und dieser rollt nur mit den Augen, während er den Kopf schüttelt.
 

„Zumindest ist jetzt Punkt Eins abgehakt.“, gebe ich nach einer Weile von mir, in der wir schweigend über den Campus gelaufen sind.

„Punkt Eins?“

„Kai hat seine eroberte Sporthalle vorübergehend verloren. Gehen wir also über zu Punkt Zwei.“, grinse ich und schnippe meine Zigarette weg.

„Dann kaufen wir mal Bleichmittel.“, kommt es scheinheilig von Marcel und ich kichere.
 

Den Weg über zum Supermarkt, rechne ich durch, wie viel Bleichmittel wir für Kai's schwarze Haare wohl brauchen, und gelange zu der Überzeugung, dass es eine ganze Flasche schon tun wird.

Gleichzeitig weiß ich allerdings auch, dass wir noch anderes Zeug kaufen müssen, um den Kauf dieser Flasche zu verschleiern, weshalb Marcel sich direkt einen dieser tragbaren Einkaufskörbe am Eingang schnappt, um nicht alles auf den Armen balancieren zu müssen.
 

„Gesehen?“, fragt Marcel, der so dicht neben mir geht, dass sich unsere Arme berühren und ich lächle ihn strahlend an.

„Lächle, er hat uns ebenfalls bemerkt.“, kommentiere ich, und Marcel zaubert sich ein Lächeln ins Gesicht, auch wenn ich bemerke, dass es ihm wirklich schwer fällt.
 

„Also Schatzilein, was brauchen wir noch?“, flöte ich und hebe eine Augenbraue.

„Besorg du doch deine Haarfarbe und ich hol den Knabberkram für heute Abend. Deal?“

Ich nicke einfach nur, und mache mich auf den Weg in Richtung Haarpflege, während Marcel zum Knabberzeug geht, und somit am nächsten an Kai dran ist.
 

Bei der Haarfarben angekommen, ziehe ich zwei Flaschen Bleichmittel aus dem Regal, ehe ich noch eine Packung schwarze Haarfarbe aus dem Regal nehme und noch eine Türkise, bevor ich mich auf den Weg zu Marcel mache, der inzwischen den Einkaufskorb ziemlich mit Süßkram und Knabberzeug gefüllt hat.
 

„Bist aber fix.“, grinse ich, und werfe mein Zeug in den Korb dazu.

„Alles, nur um ihm keine aufs Maul zu hauen, weil er so blöd schaut.“

Unweigerlich muss ich schon wieder kichern, rolle aber gleichzeitig mit den Augen, und schnappe mir seinen Ärmel, um ihn zur Kasse zu schleifen.

Nicht dass er noch in die Küchenabteilung will und sich ein Set Filetiermesser aussucht, mit denen er nach Mitternacht auf dunklen Fluren Kai oder dem Rest des kläglichen Haufens auflauert.
 

Stillschweigend beschließen wir den Laden ohne Konfrontation mit Kai zu verlassen. Erstens ist der arme Junge allein, und zweitens bin ich mir nicht sicher, ob ich Marcel tatsächlich von der Küchenabteilung fernhalten würde, sobald Kai den Mund aufmacht.

Also gehen wir schweigend zur Kasse und schnappen uns gleichzeitig auch noch Zigaretten, die wir aufs Band werfen.
 

„Rauchen macht übrigens Impotent.“, teilt uns der Kassierer mit, den ich, glaube ich, schon einmal beim Basketball gesehen habe.

„Sei nicht neidisch Kyle, nur weil du ohne Zigaretten jetzt schon keinen mehr hoch kriegst.“

Die Trockenheit, mit der Marcel diese Worte über seine Lippen bringt, lässt meine Mundwinkel zucken, weshalb ich lieber damit beginne, unsere Einkäufe in eine der kostenlosen Papiertüten zu stopfen.

Marcel bezahlt für uns beide, während Kyle tatsächlich die Fresse hält.

Ich schiebe das darauf, dass der über Jahre angehäufte Respekt für den Rudelführer, immer noch irgendwo tief in ihm verankert ist.
 

„Geiler Konter.“, kommentiere ich grinsend, nachdem wir den Supermarkt verlassen haben, was Marcel lediglich dazu veranlasst, mit den Schultern zu zucken, und wir treten gemeinsam den Weg zum Wohnheim 'Dragon' an.
 

Da Kai vermutlich sowieso bei mir im Zimmer herumlungert und irgendwas mit Mac tut, vermutlich ihm eine weitere Gehirnwäsche unterziehen, weshalb ich es für eine gute Idee halte, mir in Taylor's Zimmer die Haare zu färben.

Mal abgesehen davon lässt sich das wunderbar damit verbinden, Kai Bleichmittel in die Spülung zu kippen.
 


 

Nachdem Marcel ein paar Mal schwungvoll gegen Taylor's Zimmertüre gehämmert hat, reißt dieser sie auch schon auf und hebt interessiert eine Augenbraue, während er uns prüfend mustert.

Vermutlich würde ich auch so in der Tür stehen, wenn zwei grinsende Vollidioten vor meiner Tür stehen würden.

Nach einer Weile tritt er jedoch zur Seite und lässt uns rein, während er gleichzeitig erwähnt, dass Kai nicht da ist.
 

„Das trifft sich gut. Wir haben Bleichmittel mitgebracht.“, frohlockt mein liebster Ex-Feind und bringt damit Taylor zum lachen.

„Ernsthaft?“, hakt der Punk nach, nachdem sein Lachen verstummt ist, und ich wedle mit einer der Flaschen in der Luft herum.

„Du musst mir nur noch sagen, welche Haarspülung seine ist. Dann mach ich mich gleich an die Arbeit und färbe nebenbei meine Haare.“
 

„Die, die so abartig nach Pfirsich stinkt.“

Ich blinzle und starre Taylor und Marcel an, die sich wiederum gegenseitig anstarren, ehe wir alle in Gelächter ausbrechen. Aber was soll man auch sonst anders tun, wenn die beiden haargenau denselben Satz unisono von sich geben? Weinen? Wohl kaum.

Wobei ich ehrlich gesagt gar nicht so genau wissen will, woher Marcel weiß, dass Kai eine Pfirsichspülung benutzt.
 

Schulterzuckend spaziere ich ins Bad und knalle die Türe hinter mir zu, da ich sicher bin, dass die beiden sich auch selbst unterhalten können, und ich nicht dafür sorgen muss, dass sie einschlafen.

Also packe ich meine schwarze Haarfarbe aus, und mische sie nach der Anweisung, ehe ich sie auf meine Haare auftrage und dabei vor mich hin pfeife.

Um eine meiner Ponysträhnen wickle ich mir ein Stück Alufolie, die ich im Badezimmerschrank gefunden habe, wohl weil Taylor sich auch regelmäßig die Haare färben muss.

Diese eine Strähne kommt später dran, wenn ich mir die schwarze Haarfarbe raus gewaschen habe, weil ich sonst das ganze Ergebnis versaue.
 

Als ich meinen Kopf mit einem größeren Stück Alufolie umwickelt habe, gehe ich zur Dusche und unterziehe die Flaschen, die auf der Ablage stehen, einer Inspektion, bevor ich mir die einzige Flasche greife, auf der das Wort 'Pfirsich' steht.

Mit der bewaffnet gehe ich zurück zum Waschbecken und drehe den Deckel ab, bevor ich sie abstelle und die Flasche Bleichmittel öffne, die ich mit ins Badezimmer genommen habe.
 

Sofort steigt mir der beißende Geruch von Ammoniak entgegen und bringt meine Augen leicht zum tränen, weshalb ich mit der Hand vor meinem Gesicht herum wedle, ehe sich meine Augen an das Beißen gewöhnen.

Danach schnappe ich mir wieder die Haarspülung und blinzle hinein, ehe ich schwungvoll einen Teil der Spülung ins Waschbecken kippe, und den Verlust mit Bleichmittel wieder auffülle.
 

Nicht zu viel, denn das würde sich durch den Ammoniakgestank verraten, aber auch nicht gerade wenig.

Gerade so viel, dass Kai's Haare sich nach und nach verändern werden und irgendwann zum Schreien komisch aussehen. Auf diesen Moment freue ich mich jetzt schon.

Danach drehe ich die Haarspülung wieder zu und stelle sie genauso hin, wie ich sie vorgefunden habe, da es mich nicht wundern würde, wenn Kai auch nur einen Millimeter Abweichung bemerken würde.
 

Mit einem Gefühl, alles erledigt zu haben, gehe ich zurück in das Zimmer, wo es sich Taylor und Marcel schon auf Taylor's Bett bequem gemacht haben, und auf den Fernseher sehen, über dessen Bildschirm irgendein Film flackert.

Bei genauerem Hinsehen erkenne ich 'Transporter 2', weshalb ich mich einfach schweigend dazu setze, und Marcel auf den Oberschenkel schlage, als dieser anfängt zu lachen.
 

„Sorry Schwuchtel, aber...du siehst aus wie n' Alien mit dem Zeug auf dem Kopf.“, lacht dieser unbeirrt weiter und ich rolle mit den Augen.

„Pass auf, dass ich dir nicht nachts was in die Haarspülung kippe.“

„Abgesehen von der Tatsache, dass ich keine benutze, wäre das ziemlich gemein.“

Der Ton, mit dem Marcel das sagt, macht mir klar, dass er das nicht im geringsten ernst meint, und auch weiß, dass ich ihm nichts in die Spülung kippe, die er nicht besitzt.
 


 

Bis ich mit meiner Haarfarbe, dem Bleichen, und dem Färben der gebleichten Strähne in Türkis fertig bin, sind wir bei 'Transporter 3' angekommen, und ich lasse mich erschöpft auf das Bett fallen, wo ich mich an die Wand lehne und Marcel die Tüte mit Ernussflips abnehme, was ihn protestierend murren lässt.

„Ich finde den ersten Teil irgendwie am Besten.“, lässt Taylor nach gewisser Zeit verlauten und ich nicke bestätigend, während ich auf diesem wunderbaren Knabberzeug herumkaue.

Im Allgemeinen gibt es ja nichts geileres als sich einen Film, einen Anime oder irgendwas anderes anzugucken und nebenher Knabberzeug in rauen Mengen in sich hinein zu schaufeln.
 

Unsere Köpfe wandern zeitgleich zur Zimmertüre, die sich öffnet, und unisono entflieht uns dreien ein angewiderter und gleichzeitig genervter Laut.

Der Grund dafür ist eigentlich jedem klar, aber ich erkläre unsere Reaktion trotzdem.

Kai.

Ende der Erklärung.
 

„Was macht ihr denn hier?“

Das 'ihr' betont Kai so, als wären wir irgendwelche Kellerasseln, die ihm seinen gewohnten Feierabend vermiesen.

„Wir wollten sowieso gerade gehen.“, kommentiert Marcel mit einem angriffslustigen Unterton, als der Abspann des Films beginnt, und ich stehe schulterzuckend auf, und bewege mich auf Kai zu, der die Tür hinter sich schließt, ehe ich ihm die offene Hand hin halte.
 

Der irritierte Blick von ihm ist ja ganz amüsant, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es da noch eine Steigerung gibt.

„Den Schlüssel für die Sporthalle, bitte.“

Zuerst blickt Kai mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, ehe er in Gelächter ausbricht, und mir den Vogel zeigt.

„Sonst noch Wünsche? Der Schlüssel wurde mir von Mr. Peters höchstpersönlich anvertraut.“
 

Ich lächle scheinheilig und nicke dann.

„Große Verantwortung.“

„Das kannst du ja wohl meinen.“

„In Autorisierung von Mr. Peters höchstpersönlich, hast du mir den Schlüssel auszuhändigen.“, gebe ich lächelnd von mir, und ziehe das Blatt Papier aus meiner hinteren Hosentasche, das ich Kai vor die Nase halte.

Ich fand es im übrigen sehr nett von Mr. Peters, uns ein offizielles Dokument zu geben, damit Kai uns den Schlüssel aushändigt.
 

Kai rupft mir das Papier aus der Hand und überfliegt die Zeilen, während sich auf seinem Gesicht Ungläubigkeit und Fassungslosigkeit widerspiegeln, die ich im übrigen sehr genieße.

„Das ist doch hoffentlich ein schlechter Scherz!“

„Nicht im geringsten mein Lieber, aber schön dass du das annimmst.“
 

Die Art und der Gesichtsausdruck, wie Kai den Schlüssel der Sporthalle von seinem Schlüsselbund löst, löst in mir, und vermutlich auch in den Anderen, einen Sturm der Genugtuung aus, den ich mir natürlich nicht anmerken lasse.

„Dankeschön.“, flöte ich, während ich den Schlüssel in meiner Hosentasche verschwinden lasse und das Zimmer verlasse.

Taylor und Marcel folgen mir kurz darauf, und kaum dass wir um die Ecke sind, brechen wir in Gelächter aus.
 

„Bestes! Seine Fresse war so geil, Alter!“, lacht Marcel, während sich Taylor vor lauter Lachen schon die Tränen aus den Augenwinkeln wischen muss.

„Stellt euch vor, diese Genugtuung hält nun zwei Wochen.“, lache ich und schiebe meine Hände in die Hosentaschen.
 

Nachdem wir draußen noch je eine Zigarette geraucht haben, machen wir uns auf den Weg zu meinem Wohnheim.

„Wie zur Hölle machst du das mit den Stufen?“, murrt Marcel hinter mir, und ich grinse ihn über die Schulter hinweg an, ehe ich mit diesen zucke.

„Übung macht den Meister.“

„Ich würd mich erschießen, wenn ich den Scheiß jeden Tag rauf und runter laufen müsste.“, murrt es hinter mir und ich rolle mit den Augen.
 

Marcel ist ja ziemlich sportlich, um genau zu sein, ist er eigentlich eine Sportskanone, weswegen ich nie verstehen werde, wie er sich über so ein paar Treppen aufregen kann.

Na gut, hätte ich mein Zimmer im ersten Stock und dazu noch einen Aufzug, würde ich mich darüber vermutlich auch beschweren. Aber trotzdem könnte er sich ein Beispiel an Taylor nehmen, der einfach die Klappe hält und stillschweigend die Stufen nach oben stampft.
 

Oben angekommen murrt Marcel noch immer unwillig, was mich nur noch mehr zum Grinsen bringt, während ich die Tür zu meinem Zimmer aufschließe.

„Keine Sorge Schätzchen, der Abstieg ist leichter.“, witzle ich und betrete gut gelaunt mein Zimmer.

Daran kann auch Mac nichts ändern, der auf seinem Bett hockt und sich Notizen macht.
 

„Hi.“, grüßt Taylor höflicherweise, während Marcel einfach nur einen abschätzenden Laut von sich gibt und die Tür mit dem Fuß hinter sich zu kickt.

Ich glaube, dass Mac Taylor noch verkraftet hätte, aber bei dem Anblick von Marcel in unserem Zimmer, lässt er seine Notizen Notizen sein und starrt ihn an, was Marcel geflissentlich ignoriert.

Was mich ehrlich gesagt wundert, weil Marcel eigentlich eher der Typ ist, der von starrenden Leuten schnell genervt ist.
 

„Wie geil, du hast 'Azumi' 1 und 2 da? Lass uns die gucken!“

Ich hebe eine Augenbraue und drehe mich zu Taylor rum, der sich in dem Regal zu schaffen macht, in dem Mac und ich unser Sammelsurium an verschiedensten Dingen wie Mangas, Animes und diverse andere Filme anhäufen.

Innerlich bin ich froh, dass Taylor in meine Regalhälfte gegriffen hat und nicht in die von Mac.
 

„Von mir aus.“, gibt Marcel schulterzuckend von sich, während er Taylor die DVD Hülle aus der Hand nimmt, und anfängt die Zusammenfassung zu lesen, während ich meinen Schreibtisch weitgehend frei räume, um den Bildschirm meines Computers in Richtung Bett drehen zu können.

„Touji...was wird...das...da?“
 

Natürlich gehört die Stimme zu Mac, was mich die Zähne zusammenbeißen lässt.

„Wonach sieht es denn aus? Wir schauen jetzt DVD's.“, gebe ich eine Antwort, ohne mich umzudrehen, und fange geschickt die DVD auf, die Taylor mir zuwirft, während er es sich zusammen mit Marcel auf meinem Bett gemütlich macht.
 

Nachdem ich die DVD eingelegt und den Film gestartet habe, fläze ich mich neben die anderen beiden ebenfalls aufs Bett, und nehme Marcel diesmal die Chips ab, was mich grinsen und ihn genervt aufstöhnen lässt.

„Sei zur Hölle nicht so egoistisch.“, murrt er und kramt mit seiner Hand ebenfalls in der Tüte herum.

„Du bist Sportler. Du musst auf deine Cholesterinwerte achten....ich nicht.“, nuschle ich mit vollem Mund.

„Ich WAR Sportler mein Lieber, also lass mich jetzt das ganze Cholesterin wettmachen, das ich die letzten Jahre verpasst habe.“

Unwillkürlich muss ich leicht grinsen, und parke die Tüte zwischen Marcel und mir.
 

Eine Weile herrscht Stille, die nur durch die Geräuschkulisse des Films unterbrochen wird, bis Taylor sich über Marcel zu mir rüberlehnt.

„Er starrt dich an.“, flüstert er und ich hebe eine Augenbraue.

„Marcel?“

„Nein, Mac.“
 

Damit lehnt sich Taylor wieder in seine ursprüngliche Position zurück, und ich stupse Marcel mit dem Ellenbogen an.

„Starrt er mich an?“, frage ich leise, nachdem sich Marcel leicht zu mir geneigt hat, und nach ein paar Sekunden der Stille gibt er ein schlichtes „Jep.“, von sich.
 

Na fabelhaft, Mac starrt mich an.

Ich weiß zwar nicht genau, warum er mich anstarrt, aber die Möglichkeiten dafür sind auch nicht besonders viele.

Entweder trauert er unserer Freundschaft hinterher, oder aber er versucht das Ganze erst einmal zu verdauen, um es dann detailgetreu Kai wieder zu geben.

Was diese Information allerdings bringen soll, ist mir schleierhaft.
 

„Darf ich ihm sagen, er soll seine Glubschaugen irgendwo anders hin ausrichten?“, kommt es nach einer Weile von Marcel, und ich schüttle den Kopf, während ich mit der Hand in der Luft herum wedle.

„Lass ihn doch glotzen, wenn er sonst nichts zu tun hat.“
 

Eigentlich ist es ja schon lustig. Wir können keins unserer Zimmer ungestört nutzen, weil ich Mac hier habe, Taylor die Pestbeule Kai an der Backe hat, und Marcel sein Gemach mit Eric teilen muss.

Irgendwie halte ich das gerade für einen ziemlichen Nachteil.
 

„Touji?“, werde ich von Mac angesprochen, der immer noch auf seinem Bett hockt, und zu uns rübersieht.

Ich sehe ihn an, ohne etwas zu sagen, aber ich glaube, dass ich ihn überhaupt ansehe, dürfte Aufforderung genug sein, was Mac offensichtlich auch so sieht.

„Darf ich vielleicht...mit schauen?“
 

Die Frage lässt mich meine Augenbrauen heben, da sie mich tatsächlich überrascht.

Nachdem ich mich gefangen habe, sehe ich die anderen beiden an und Taylor gibt sofort ein „Warum nicht?“, von sich, während Marcel zwar unwillig murrt, aber dann doch ein „Wenn's sein muss.“, von sich gibt.

Also rutsche ich Marcel noch etwas auf die Pelle und sehe aus dem Augenwinkel, dass Mac vorsichtig zu uns rüber tappst, bevor er sich mit etwas Abstand neben mich auf das Bett setzt.
 

Wortlos stelle ich eine Tüte Knabberzeug neben Mac ab, ehe ich mit der Hand wieder in der Chipstüte wühle, die inzwischen auf Marcel's Schoß liegt.

„Eine einfache Regel: Wenn du den Namen von dem Speichellecker erwähnst, werd ich ungemütlich. Verstanden?“, kommt es nach einer Weile von meinem Ex-Feind und Mac gibt ein vorsichtiges „Ja.“, von sich.

Na das ist doch super, wenn alles geklärt ist. Ich frage mich einfach nur, was Mac eigentlich von mir will, jetzt wo er doch einen neuen besten Freund hat.
 

„Können wir mal reden?“, kommt es nach einer Weile leise von Mac, und ich beschließe einfach nichts dazu zu sagen, weil Marcel in diesem Moment auch schon ein rigoroses „Nein!“, von sich gibt.

„Ich hab mit Touji geredet.“

„Bin seiner Meinung.“, gebe ich dann doch einen Kommentar ab, und deute währenddessen auf Marcel. Damit ist das Thema für mich ehrlich gesagt auch gegessen.

„Du willst unsere Freundschaft wegwerfen?“
 

Genervt knirsche ich mit den Zähnen, und stupse Marcel erneut in die Seite.

„Können wir Platz tauschen?“

Ohne irgendwas zu sagen, steht Marcel auf, und ich rutsche neben Taylor, während Marcel sich zwischen mich und Mac fallen lässt.

„Die Wahrscheinlichkeit, dass du ihn zurück bekommst, liegt übrigens bei – 80%. Also verzieh dich, du nervst.“
 

Und so schnell sind wir nur noch zu dritt auf dem Bett, da Mac offenbar beleidigt einen Abgang macht und das Zimmer verlässt.

„Das war ganz schön hart.“, stellt Taylor fest, und Marcel schnaubt.

„Wieso sollte ausgerechnet er Sonderrechte haben und die Ausnahme von der Regel sein?“
 

„Aber heute war ein sehr erfolgreicher Tag.“, kommentiere ich und muss unweigerlich grinsen, als ich an Kai's dummes Gesicht denke.

„Ja, kann man so sagen, wenn man das dumme Gesicht von Kai mit dem von deinem Zimmerpfosten vergleicht.“, murrt Marcel, und meine Mundwinkel zucken leicht.

So leid es mir auch tut, dass ich und Mac keine Freunde mehr sind, Taylor und Marcel lenken mich aber dann doch gut davon ab.
 

„Dann wird es wohl Zeit den nächsten Schritt zu tun.“

„Der da wäre, mein lieber japanischer Freund?“, grinst Taylor und ich zucke lediglich mit den Schultern.

„Marcel's Charme ist gefragt.“
 

Marcel verzieht das Gesicht und rückt ein paar Zentimeter von mir ab.

„Ich ahne irgendwie Böses.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2015-11-05T08:39:37+00:00 05.11.2015 09:39
Da haben wir es ja mit dem Bleichmittel. 😁
Aber Schade, dass es nächste Woche schon wieder zu Ende ist. Nur noch ein Kapitel. *schnief*
Bin ja mal gespannt, was Marcel tun soll. Touji ist ganz schön hinterhältig.

Gruß
Neami_Grayham.


Von:  Elemoworld
2015-11-04T22:26:38+00:00 04.11.2015 23:26
Yay, ENDLICH!
Eine neues Kappi ist da, ein neues Kappi ist da ~~ *freut sich und trällert ein Liedchen*
Also joar, bin ich mal gespannt was das wird ;)
Ich hoffe mal Marcel muss nix allzu Schlimmes/Ekeliges/Riskantes machen... >.<
Lädts du jetzt eigentlich wieder regelmäßig hoch oder wie läuft das jetzt?
LG Elemo
Antwort von: abgemeldet
04.11.2015 23:29
ICH...lade wieder regelmäßig hoch. Die letzte Zeit wurds nix wegen schrottigem PC, zu viel Arbeit und schlafen im Büro -_- und dann noch das rumgurken in den Filialen *kotz*
Aber ich lade regelmäßig wieder hoch....weil ja nur noch 1 Kapitel kommt :'D
Antwort von:  Elemoworld
04.11.2015 23:32
Ui...Toll...
*denkt nach*
Nur noch ein Kapitel... Q.Q Das ist ja schon wieder traurig wenn's dann vorbei is... Na ja wann kommt's denn wenn man mal fragen darf...?
Antwort von: abgemeldet
04.11.2015 23:34
Nächste Woche :D
SCheißegal ob mein Beta mitmacht XDD
Nya....nich traurig sein. Irgendwann kommt ja Teil 3...nächstes jahr so in etwa
Antwort von:  Elemoworld
04.11.2015 23:35
...
...
...
JUHUUU!! *-* Das sind super tolle Nachrichten ^^
Ich freu mich grad mega :)


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