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Echoes

Marco x Ace
von

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Das Echo des alltäglichen Wahnsinns

»Ace, du bist wirklich ein unverbesserlicher Fresssack…«
 

»Ach, überhaupt nicht! Ich hab' einfach meinem Alter entsprechend einen gesunden Appetit«, rechtfertigte sich der Feuerteufel ganz unschuldig, während er sich völlig selbstverständlich schon wieder ein Stück von dem Apfel stibitzte den Marco akribisch mit dem Taschenmesser zerteilte.
 

Der Phönix schüttelte nur mit einem schweren Seufzen den Kopf - immerhin hatte er sich ja irgendwie auch schon daran gewöhnt, dass Ace ein bodenloses Loch in Bezug auf Nahrung darstellte - während die Feuerfaust selbst hochkonzentriert kaute und angestrengt auf die Papiere vor seiner Nase starrte. Offenbar versuchte er sich die Arbeit mit Essen erträglicher zu machen.
 

Es war wohl kein großes Geheimnis, dass der junge Feuerbändiger wenig Begeisterung für alle Tätigkeiten aufbrachte, die man sitzend und mit viel Geduld ausführen musste, denn auch jetzt scharrten Ace Stiefel unruhig über den Dielenboden, während die Schreibfeder unverrichteter Dinge durch seine Fingern tänzelte und dort wilde Kunststücke vollführte.
 

Marco beobachtete ihn verstohlen aus dem Augenwinkel, um sicher zu gehen, dass der letzte Teil seines Apfels nun auch mal den Weg in seinen Magen finden würde. Ace hatte sich wirklich als Kommandant gemacht, dass musste der Phönix einfach mit einem hohen Maß an Stolz und Anerkennung einräumen.
 

Nach außen mochte der junge Mann immer noch stets den Coolen und Lässigen mimen, doch es waren Momente wie dieser, die Marco doch deutlich zeigten, wie ernst der kleine Flammenwerfer seine neue Stellung nahm und sich pflichtbewusst all seinen zu bewältigenden Aufgaben stellte, obwohl diese vielleicht nicht immer seinen Geschmack treffen mochten. Doch wie hieß es so schön: „Man wächst an seinen Aufgaben“ und das tat Ace ohne Frage.
 

Es war wirklich unglaublich, wie sehr sich die Feuerfaust doch in den letzten Monaten gewandelt hatte... vom rotzfrechen, vorlauten Attentäter zum stolzen, motivierten Mitglied und Kommandanten ihrer Crew, den einfach niemand mehr missen wollte.
 

Marco konnte förmlich spüren wie wichtig es Ace war Pops stolz zu machen und ihm keine Schande zu bereiten, weil dieser so große Hoffnungen und auch Erwartungen, sowie Vertrauen in ihn setzte, sodass er sich sogar mit der verhassten Schreibarbeit auseinander setzte und nun schon seit einer guten Stunde mehr oder minder motiviert an den Trainingsplänen für seine Division saß.
 

Es war unabdingbar, dass jeder Kommandant die Stärken und Schwächen seiner unterstellten Männer kannte und diese damit auch gezielt auf die jeweiligen Befähigungen schulte, um sie im Kampf bestmöglich einsetzen zu können. Marco hatte Ace seine Hilfe angeboten, doch dieser hatte dankend abgelehnt - er wollte das allein auf die Reihe bekommen und der Phönix respektierte seine Entscheidung und seinen Stolz in diesem Fall durchaus.
 

Nichtsdestotrotz musste er natürlich vermehrt schmunzeln, wenn er Ace‘ verkniffenes Gesicht von der Seite betrachtete und dessen angestrengtes Stirnrunzeln, wenn er zwischendurch immer mal wieder missmutig die sommersprossige Nase kräuselte und die Luft gefrustet ausstieß, während die Feder in seiner Hand statt Notizen nun kleine Fleischkeulen auf das Pergament kritzelte.
 

Marco meinte sogar eine Ananas zwischen Ace‘ Hungerphantasien ausgemacht zu haben, die der junge Kommandant aber fast hektisch übermalte, als er den Blick seines Mentors bemerkte, der pikiert eine Augenbraue in die Höhe zog, das schiefe Grinsen seines Schützlings aber unkommentiert ließ.
 

Doch nicht nur Ace hatte sich verändert, auch ihre Bindung zueinander war merklich inniger geworden, seitdem Marco mit dem jungen Feuerteufel die Sakeschalen und den Umstand seiner Herkunft getauscht hatte. Die tiefe Bedeutung dieses Rituals für Ace hatte der Phönix erst wirklich verstehen können, nachdem ihm die Feuerfaust von seinen beiden Brüdern erzählt und damit einen Teil seiner Vergangenheit enthüllt hatte.
 

Ace fing langsam an ihm wirklich zu vertrauen, was auch ihre langen und innigen Gespräche in den letzten Tagen deutlich widerspiegelten. Dieser Umstand freute Marco natürlich unheimlich, denn gern wollte er mehr über den jungen Mann erfahren, der ihn doch seit ihrer ersten Begegnung irgendwie auf eine nicht zu leugnende Art und Weise fasziniert hatte.
 

Er wollte ihm wirklich ein Freund sein... und dazu gehörte eben auch, dass er sich unerschrocken mit Ace‘ Vergangenheit beschäftigte und dem jungen Kommandanten im besten Fall auch noch das ehrliche Gefühl vermitteln konnte, dass er hier wirklich willkommen und zuhause war.
 

Denn es betrübte ihn, wenn er in manchen Momenten immer noch dunkle Gedanken in den Augen der Feuerfaust aufblitzen sehen konnte, zusehen musste, wie dessen Lächeln maskenhaft wurde. Der Phönix ahnte nun, woher dieser düstere Teil von Ace‘ Seele rührte und er war nicht gewillt den jungen Mann allein mit seinen Zweifeln und Ängsten zu lassen... nicht nachdem er sich jedes zaghafte Stück Vertrauen und Freundschaft der Feuerfaust so mühsam errungen hatte.
 

Marco löste sich aus seinen Gedanken, da ihn ein monotones Geräusch in die Gegenwart zurückholte - Thatch trommelte mit den Fingern ungeduldig auf der Tischplatte - und daran erinnerte, dass sie noch immer im Gemeinschaftsraum der Kommandanten saßen, da er zu einer Versammlung der Befehlshaber an diesem Morgen geladen hatte.
 

Der Blick des Phönix glitt über die bereits Anwesenden, doch ungewöhnlich viele der Stühle um den kreisrunden, mächtigen Tisch waren noch immer verwaist. Thatch bedachte ihn schon mit einem vorsichtigen Seitenblick, denn er wusste, wie es um Marcos Einstellung zu Verlässlichkeit bestellt war.
 

Der Phönix sah auf die Uhr, nur um festzustellen, dass das Maß angebrachter Toleranz inzwischen wirklich überschritten war. Er hasste kaum etwas so sehr wie Unpünktlichkeit, ein Umstand, den die meisten hier eigentlich auch kannten. Bei den vielen Aufgaben, die er zu bewältigen hatte, war sein Tag stets straff durchstrukturiert und eine Unterbrechung brachte seinen gesamten Zeitplan durcheinander.
 

Mit einem kleinen, resignierten Seufzen unterbrach Thatch das Trommeln auf dem Tisch und schob stattdessen ganz selbstverständlich eine Hand unter sein Jackett, um nach seinen Keksen zu greifen und… nichts vorzufinden. »Hä? Aber wie-…!?« Irritiert blinzelte der Kommandant in seine leere Innentasche.
 

Dagegen grinste ihn eine schadenfrohe Feuerfaust von der Seite her an und stopfte sich eine ganz Handvoll seiner geliebten Knabberei zwischen die Zähne, sodass Thatch diesem unverschämten Bild nur fassungslos begegnen konnte.
 

»He, sag' mal, spinnst du?! Wie hast du-…wie konntest du so schnell-…?!«, völlig verdattert versuchte Thatch dem jungen Mann sein Hab und Gut wieder zu entreißen, jedoch ohne Erfolg, denn Ace verteidigte prinzipiell alles was sich als potenzielle Nahrung herausstellte mit eiserner Vehemenz. »Oi, das sind meine Kekse!«
 

»Sei mir lieber dankbar, denn wenn du noch mehr von dem Zeug verdrückst, wirst du eh nur fett«, stichelte Ace völlig unverblümt. »Ich dagegen kann es mir leisten«, erklärte er süffisant und strich sich in einer provozierenden Geste über die definierten, perfekten Bauchmuskeln.
 

»Wie bitte!?«, schnappte Thatch empört nach Luft.
 

»Nun, wo er recht hat…«, brachte sich Izou nach einem gekünstelten Husten ein, nachdem er von seinen Papieren aufsah und Thatch mit kritisch gehobener Braue in Augenschein nahm, was den Kommandant der Vierten beleidigt die Backen blähen ließ.
 

Izou und Jozu saßen auf der anderen Seite des Tisches über ihren Auflistungen und Abrechnungen des Vermögens der Crew - die beiden waren die Schatzmeister ihrer Band und ebenso pflichtbewusst wie gewissenhaft, wenn es um die Aufteilung und Verwaltung ihres Vermögens ging. Whitebeards Territorium war groß und jede Investition musste gut überlegt und geplant werden.
 

Die Tür des Versammlungsraumes schwang auf und einer der längst überfälligen Kommandanten stapfte mit finsterem Blick in dem Raum - Vista. Bei dessen desolaten Anblick schlich ein verhaltenes Prusten und Kichern durch die Reihen, selbst Marco musste arg mit seinen plötzlich zuckenden Mundwinkeln kämpfen.
 

»Wer zum Teufel hat das Kommandantenbad in eine verdammte Dampfsauna verwandelt, he?!«, schnaubte Vista aufgebracht und deutete vorwurfsvoll auf seine dunklen Haare, die heute wohl einmal ohne Zylinder auskommen mussten. »Schaut euch das Unglück an, man, das bekomm' ich nie wieder hin!«, jammerte der Kommandant in einer Mischung aus Verzweiflung und Empörung.
 

Vistas dunkle Locken ballten sich kugelförmig um seinen Kopf, denn wo dieser jene sonst mühsam bändigte und pedantisch von warmer Feuchtigkeit fern hielt, so kräuselte sich sein Haupthaar nun in beeindruckendem Volumen um sein Gesicht.
 

»Yo, Vista, cooler Lock, hey! Sicher angesagt bei den Ladies!« Rakuyou zog bedächtig an seiner Zigarette, die einen schweren, süßlichen Duft verströmte und lehnte sich lässig in seinem Stuhl mit einem breiten Grinsen zurück, während er die Stiefel auf dem Tisch vor sich überkreuzte. »Bin fast ein wenig neidisch auf dein Haar, man«, kicherte der Kommandant erheitert und strich sich selbst durch die kunstvoll geflochtenen Dreadlocks.
 

Fossas Zigarre hüpfte in seinem Mundwinkel amüsiert, während er die Arme vor der bebenden Brust verschränkte, um ein grollendes Lachen zurückzuhalten. »Vista, weißt du, du siehst aus-…«
 

»…-wie eine Klobürste!« Haruta warf sich mit lautem Lachen gegen King Dew, der neben ihm saß und trommelte dem Kommandanten auf den Bizeps, um seinen stoischen Gesicht eine Regung zu entlocken.
 

Für Marcos Geschmack war Ace plötzlich ein klein wenig zu vertieft in das Papier vor seiner Nase und die Art und Weise, wie die Schultern des jungen Mannes durch unterdrücktes Lachen bebten, ließen den Phönix vermuten, dass Ace an diesem Vorfall wahrscheinlich einmal wieder maßgeblich beteiligt war. Seit die Feuerfaust der Crew angehörte, passierten auffällig viele Zwischenfälle an Bord.
 

Er wollte sein Wort gerade an Ace richten, als die Tür erneut aufschwang und diesmal Curiel und Namur in Vistas Gejammer stolperten, die Letzten, die dem Treffen und damit der Vollständigkeit der Kommandanten noch gefehlt hatten.
 

Beide streckten dem Feuerbändiger ihre Daumen entgegen und grinsten wie selbstzufriedene Volldeppen. »Ace, alles erledigt! Dein Striker hat noch ein paar schöne Upgrades bekommen. Du wirst begeistert sein!«, versprachen sie selbstsicher.
 

Ace strahlte die beiden begeistert an und man konnte deutlich sehen, dass auch die zwei Schiffstechniker kaum davor gefeit waren, dem Charme der Feuerfaust zu erliegen. »Wow, super Jungs, ich danke euch! Ich kann es kaum erwarten, ihn auszuprobieren. Ihr seid die Besten!«
 

Unter dem Lob des jungen Kommandanten schienen die beiden um mehrere Zentimeter zu wachsen und erst Marcos' strenger Blick holte sie in die Realität zurück und erinnerte sie offenbar daran, dass sie eigentlich wegen einer Versammlung hier waren... und zu spät. Manchmal konnte es fast unheimlich sein, welchen Einfluss die Feuerfaust auf andere hatte.
 

»Es war mir gar nicht bewusst, dass Ace' Striker einer Reparatur bedurfte... vor allem gerade jetzt«, bemerkte Marco spitz und legte die Fingerspitzen bedächtig aneinander.
 

»Äh... naja... also...« Die beiden Kommandanten kratzten sich etwas hilflos am Kopf und wechselten nervöse Blicke. »Er war auch nicht kaputt... also nicht so richtig... wir wollten nur-...«
 

»Wenn wir dann endlich anfangen könnten...«, wischte Marco ihre halbgaren Ausflüchte kühl beiseite und die Kommandanten beeilten sich ihre Plätze einzunehmen, merklich froh, dass das Thema - zumindest vorerst - erledigt schien.
 

Ace hielt klugerweise den Mund - obwohl er seine Freunde durchaus verteidigen wollte - doch jeder hier wusste, dass es Momente gab, in denen man mit Marco nicht streiten sollte... und auch die Feuerfaust hatte das inzwischen gelernt, obwohl es bei dem Sturkopf eine ganze Weile gedauert hatte.
 

»Ah, ich habe da gleich zu Beginn etwas interessantes...« Fossa zog ein Pergament hervor, was er jetzt auf dem Tisch entrollte, damit alle einen Blick darauf werfen konnten. Jenes entpuppte sich als Steckbrief, der einen fröhlich grinsenden, jungen, schwarzhaarigen Piraten mit einem Strohhut zeigte. »Der Kerl scheint ganz frisch zu sein, hat in den letzten paar Wochen aber schon für viel Aufsehen gesorgt. Es könnte spannend sein, seine Entwicklung zu beobachten. Ich denke, wir sollten ihn im Auge behalten, diesen... Monkey D. Ruffy.«
 

»Was?! Wer?!« Ace' Blick schnippte in die Höhe, als hätte man ihm einen Stromstoß verpasst. Er krallte sich den Steckbrief und studierte ihn einige Sekunden mit aufgerissenen Augen, bevor er mit einem absolut entzückten Grinsen in die Runde blickte. Er glich dem Piraten auf dem Steckbrief damit auf so erschreckende Art und Weise, dass seine nächsten Worte fast zwingend logisch erschienen. »Das ist mein Bruder!«, verkündete er nicht ohne eine gehörige Portion Stolz in der Stimme.
 

»Dein Bruder?«

»Ehrlich?«

»Ist nicht wahr?!«

»Naja... eine gewisse Ähnlichkeit ist schon da...«
 

Alle sahen ihn verblüfft an, während Ace heftig nickte. »Ja, mein kleiner Bruder Ruffy. Wir haben uns als Kinder geschworen, dass wir zur See fahren werden. Er hat unseren Traum offenbar nicht vergessen.« Sichtlich glücklich studierte er erneut den Steckbrief, bevor er voll feuriger Inbrunst verkündete: »Ich werde ihn fragen, ob er uns beitritt!«
 

»Na, immer mit der Ruhe...«, brummte Fossa und bremste Ace damit in seinem Eifer. »So einfach ist das nicht. Wir müssen alle darüber entscheiden und abstimmen. Nur weil er dein Bruder ist, ist ihm nicht sofort ein Platz bei uns garantiert. Das letzte Wort hat immer noch Pops, vergiss' das nicht!«
 

Ace ließ sich mit einem enttäuschten Schnaufen zurücksinken und verschränkte die Arme vor der Brust. »Pops hat bestimmt nichts dagegen. Ruffy ist immerhin mein Bruder!«, murrte er unzufrieden.
 

Izou massierte sich angestrengt die Schläfen. »Irgendwie macht genau das mir Sorgen...«
 

»Wie ist dein Bruder so?«, fragte Haruta gespannt. »Ist er wie du?« Er sah Ace mit großen Augen an und schien von der Vorstellung, gleich zwei von der Sorte an Bord zu haben, ziemlich angetan.
 

»Er ist eine wahre Frohnatur, hat vor nichts und niemandem Angst und...«, Ace lehnte sich fast verschwörerisch zu Haruta hinüber. »... er kann sogar noch viel mehr Essen verdrücken als ich!«
 

»Wow! Cool! Das will ich sehen!«, meinte der Kommandant der Zwölften aufgeregt.
 

»Oh Nein, bloß nicht!«, wehrte Izou verzweifelt ab. »Noch so ein Vielfraß!? Das würde unser Budget ja nie überleben! Ace allein frisst uns doch schon die Haare vom Kopf!«
 


 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 


 

»Ace! Hey, Ace… Feuer!« Ein herrischer Schlag auf den Hinterkopf beförderte die Feuerfaust zurück in die Realität und weckte den jungen Mann aus seinem Sekundenschlaf, aus dem er blinzelnd erwachte.
 

»Man ey, musste das jetzt sein?« Grummelnd rieb sich Ace den Hinterkopf und funkelte den Störenfried missgünstig an, der ihm seinen - wenn auch unfreiwilligen - Mittagsschlaf verhagelt hatte.
 

»Zum Seekönig, verdammt, denkst du, ich hab' Lust ewig hier oben rumzuhängen?!« Thatch fuchtelte aufgebracht mit einem Hammer herum, während er sich mit der anderen Hand förmlich an die Takelage vor ihnen klammerte. Um die Nase war er so bleich, dass er seinem weißen Jackett fast schon Konkurrenz machen konnte.
 

Sie waren beide abgestellt worden, um ein paar marode Stellen der Masten mit Metallplatten zu verstärken und dafür zu sorgen, dass ihnen beim nächsten Sturm nicht die Takelage um die Ohren flog. Ace' Feuerkräfte waren dabei recht praktisch, um das Metall fest zu verschweißen.
 

»Was denn, hast du etwa Höhenangst?!«, stichelte Ace mit einem hinterhältigen Grinsen und war froh sich für das unsanfte Wecken revanchieren zu können, indem er fröhlich auf dem Mast auf und ab wippte, auf dem sie beide breitbeinig saßen, um diesem damit ein vernehmliches, gar bedrohliches Knarzen zu entlocken.
 

»Dabei warst du doch vorhin der Erste, der sich für die Reparatur gemeldet hat… etwa nur, weil Izou meinte, dass die Crew aus Angsthasen und Kleinkindern besteht, da niemand die Arbeit machen wollte?!«
 

»Scheiße, Ace… komm schon, hör auf…« Thatch krallte die Fingern nun ziemlich beharrlich in die Taue und schluckte hörbar, während ihm die ersten Schweißperlen über die Schläfe rannen. Verstohlen schielte er in die Tiefe, hinab auf Deck, wo Vista und Izou gerade dabei waren einige geborstene Stellen der Reling auszubessern.
 

»I-ich hab' keine Höhenangst… mir bekommt die Luft hier oben nur nicht so gut, weißt du…« Der Kommandant der Vierten rang sich ein gequältes Grinsen ab, da Izou gerade in diesem Moment zu ihnen nach oben spähte, die Augen mit der Hand gegen die Sonne abgeschirmt.
 

»Mm, schon klar«, kicherte Ace und hatte nun doch ein wenig Mitleid mit seinem Freund, als er dessen vor Angst glimmende Augen bemerkte. Thatch wirkte regelrecht in sich gesunken, selbst seine stolze Haartolle hatte einiges an Standhaftigkeit eingebüßt, bedingt auch durch den steifen Wind, der hier oben weit über dem Deck forsch blies und die Segel geräuschvoll blähte. »Komm, lass uns das schnell erledigen, bevor du mir hier noch vom Mast kippst und unser geflügeltes Kommandantenwunder dich retten muss.«
 

Marco - in seiner halb menschlichen Phönixgestalt - erschien in diesem Moment neben ihnen und eroberte sich die Höhenluft völlig selbstverständlich und ziemlich elegant, wie Ace erneut feststellen musste. Die Feuerfaust hatte definitiv eine Schwäche für Marcos gewandelte Gestalt entwickelt und nur zu gern sah er seinem Mentor dabei zu, wenn dieser seine Runden um die Moby drehte, um Ausschau nach eventuellen Störenfrieden oder neuen Inseln zu halten.
 

Der Phönix trug ein paar neue Taue und Flickwerk in seinen Krallen, welche er umgehend zu Rakuyou befördert, der ein paar Gestänge tiefer die durchlöcherten Segel flickte. Vor ein paar Tagen waren sie in eine Auseinandersetzung mit einer Patrouille der Marine geraten und nun bemühten sie sich, die Spuren dieses Kampfes zu beseitigen, nachdem sie endlich ruhigeres Gewässer angesteuert und den Einflussbereich der Marine verlassen hatten.
 

Ace‘ Blick klebte ziemlich versunken an dem Kommandanten der Ersten, der noch nicht bemerkt hatte, dass er von weiter oben beobachtet wurde und eben über einen Scherz von Rakuyou schmunzeln musste. Sofort hoben sich auch Ace‘ Mundwinkel an, als er den Phönix lächeln sah, denn er mochte es definitiv wenn Marco lachte, was zugegeben viel zu selten vorkam… zumindest für seinen Geschmack.
 

Auch wenn der kühle Vize in seiner Nähe zumindest öfter mal die Mundwinkel in die Höhe bekam als bei anderen, dass hatte Ace schon festgestellt und es freute ihn unheimlich, entlockte seiner Magengegend jedes Mal dieses irrwitzige und aufregende Kribbeln, wenn sein Mentor ihm ein verstohlenes Grinsen schenkte und sie somit einen gemeinsamen Moment teilen konnten.
 

Ace war unheimlich froh, dass Marco nun sein dunkles Geheimnis kannte und das nicht mehr gefühlt zwischen ihnen stand... und das der Phönix ihn darüber weder verurteilt, noch irgendwie anders behandelt hatte - ganz im Gegenteil, seit ihrem Gespräch war ihre Bindung wesentlich inniger geworden und inzwischen kam es ihm völlig selbstverständlich vor Marco als seinen Freund zu sehen.
 

»Du, Thatch...«, begann er nachdenklich, als er Marco so betrachtete und wieder mal an Ruffy denken musste, dessen Steckbrief er seit Tagen aus brüderlichem Stolz meist in der hinteren Hosentasche mit sich herumschleppte. »Hat Marco eigentlich Familie? Hat er Geschwister?«
 

Bisher hatte sich Ace die Frage gar nicht gestellt, da sein Mentor ein so fester Teil seiner neuen Familie war, irgendwie untrennbar mit der Crew verbunden, dass ihm irgendwie nie der Gedanke gekommen war, dass es anders sein könnte, aber... auch Marco musste eine Vergangenheit, eine Familie haben, denn schließlich hatten sie alle ihre Geschichte.
 

Thatch stockte kurz in seiner Tätigkeit, bevor er sich auffällig zu winden begann, als wäre ihm das Thema irgendwie unangenehm. »Woher soll ich das denn wissen!? Es ist nicht so, als wäre unser lieber Vize eine gedankenlose Plaudertasche, wie du ja weißt...«
 

»Ihr seid doch schon ewig Freunde. Ich dachte, du wüsstest halt etwas...«, erklärte sich die Feuerfaust achselzuckend.
 

»Na und? Du weißt doch wie er ist, man muss ihm alles aus der Nase ziehen. Außerdem klebst du doch inzwischen fast mehr mit Marco zusammen als ich. Ehrlich, ich denke, das solltest du ihn selbst fragen...«, erklärte Thatch eine Spur zu eifrig, während er sich der Aufgabe, einen Nagel in das Holz zu hämmern, mit pedantischer Aufmerksamkeit widmete.
 

Ace kniff die Augen misstrauisch zusammen. »Du weißt doch was...«

»Ich?! Nö, gar nix!«

»Thaaaatch....«, säuselte Ace mit zuckersüßer Stimme.
 

Der braunhaarige Kommandant seufzte schwer auf und kippte den Kopf kapitulierend in den Nacken, bevor er sich dem jungen Mann mit unerwartetem Ernst zuwandte. »Okay, ja... ich weiß etwas. Aber das hat mir Marco vor Jahren im Vertrauen erzählt und wahrscheinlich auch nicht wirklich beabsichtigt, da es ein Abend war, an dem er für seine Verhältnisse ungewöhnlich viel gebechert hatte. Wahrscheinlich war es ein Jahrestag oder so...«, murmelte er geistesabwesend, mehr zu sich selbst.
 

»Frag ihn selbst, Ace. Ich schätze... hm, ja, ich bin mir sicher, dir wird er es bestimmt freiwillig erzählen...«, fügte er an und bedachte den Feuerbändiger mit einem langen, schwer zu deutenden Blick.

»Wieso? Wie meinst du das?«

»Ach... nicht so wichtig...«, winkte Thatch ab. »Frag' ihn einfach. Du wirst schon sehen.«
 

Ace kräuselte die Nase und war nicht wirklich zufrieden, aber er wusste auch, dass er nicht mehr aus Thatch herausbekommen würde... was am Ende auch völlig in Ordnung war, da er es durchaus verstehen konnte, dass der Kommandant das Vertrauen seines Freundes nicht enttäuschen wollte.
 

Was ist ihm wohl widerfahren, dass Thatch es so vehement für sich behält...? Hat er etwas schreckliches erlebt?
 

Er wollte für Marco genauso da sein, wie der es für ihn gewesen war, als er ihm seine Herkunft enthüllt hatte, wollte seinen Wert als Kamerad und Freund beweisen, denn wie alle hier wussten hatte der Phönix die Angewohnheit, ziemlich viel Last allein zu schultern, einfach, weil er bedingungslos loyal und unheimlich pflichtbewusst war.
 

Eine Eigenart, die man sicherlich schätzen konnte, die aber einigen hier auch Sorgen bereitete... und auch Ace hatte diese ungesunde Neigung seines Mentors bereits bemerkt. Es war zwar nicht so, dass er nun als Vorreiter gegolten hätte, sich an andere zu wenden und sein Herz auszuschütten... doch zumindest Marco gegenüber versuchte er so offen und ehrlich wie möglich zu sein, weil er den Älteren über alle Maßen respektierte.
 

Er würde Marco irgendwann danach fragen, das nahm er sich fest vor.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Oh Wunder... ja, ich lebe noch!
Und ich habe es tatsächlich geschafft ein neues Kapitel für diese Story fertig zu bekommen, wuhu!
Ich gebe zu, es ist bestimmt nicht mein Bestes und so ganz zufrieden bin ich nicht, aber... besser, es geht überhaupt weiter, als dass die Story weiter als abgebrochen gilt ^^'

Ich bin motiviert nach dem ganzen Stress und Chaos in meinem Leben jetzt langsam mal meine ganzen angefangenen Projekte anzupacken und nach und nach fertigzustellen, bevor ich mich ENDLICH mal wieder etwas Größerem widmen will ;D

Liebe Grüße und – im besten Fall – bis bald
eure Cey :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2018-12-22T22:23:46+00:00 22.12.2018 23:23
Es ist so klasse, dass alle Kommandanten einen Auftritt haben und Curiel kann ich mir wirklich sehr, sehr gut als Schiffsmechaniker vorstellen, der den Striker entworfen und gebaut hat. Es passt so gut. Bisher passen alle Rollen gut, die du verteilt hast und Oda hätte es vermutlich nicht besser machen können (was er ja nicht getan hat, der Halunke ... das hat er ja alles sehr im Dunkeln gelassen, was die Whitebeard Piraten angeht, was echt schade ist, aber bei so einem Mammutprojekt kann man wohl wirklich nicht auf alle Details eingehen und vielleicht erfährt man ja irgendwann noch etwas über sie :D)
Ich fand das Kapitel gar nicht langweilig. Ich meine ... es war ein sehr gutes Alltagskapitel, das die verschiedenen Rollen gut beleuchtet hat. Solche Kapitel müssen auch sein. Und immerhin wird hier immer deutlicher, dass Marco und Ace sich gleichermaßen immer faszinierender finden, also was will man mehr?
Außerdem zeigt es auch gut die Fortschritte, die Ace gemacht hat. Hach, ich liebe ihn so. So ein Hitzkopf und doch kriegt er seinen Scheiß gemanaged. Sehr gut. XD

Hach ... ich freu mich sehr auf das Gespräch von Ace und Marco. Ich will auch mehr über seine Vergangenheit wissen und ich bin sehr gespannt darauf, was du dir da hast einfallen lassen. =)
Antwort von:  Ceydrael
23.12.2018 21:36
Ach schön, dass du auch diesem eher „schlichten“ Alltagskapitel etwas abgewinnen konntest :)
Ich hatte die Fanfic ja eine Weile pausiert und war irgendwie dann doch unsicher, ob ich an den alten Stil und die Story wieder nahtlos anknüpfen könnte – zum Glück ist es offenbar gelungen ^^

Ich wollte tatsächlich den Alltag mal ein bisschen mehr beleuchten und auch ganz gewöhnliche Situationen zeigen, in denen die Piraten agieren, aber wo sich auch schon abzeichnet, dass da zwischen Ace und Marco immer mehr eine Anziehung entsteht, derer sich beide schon irgendwie bewusst sind, aber dem Ganzen noch gar kein so großes Gewicht beimessen. Sie mögen sich halt sehr, ist ja auch schön so, ne ;D

Marco schiebt es wahrscheinlich auf seine Rolle als Mentor, dass er quasi stolz auf seinen Schützling ist und diesen dadurch besonders wertschätzt und inzwischen mit anderen Augen sieht als am Anfang und Ace... naja Ace, ich glaube, der begreift relativ langsam, was da eigentlich los ist xD Zumindest hat er sich ja eingestanden, dass er Marco zumindest als Freund echt gern hat und das ist ja schon mal etwas ^^

Und ja, irgendwo in dieser ganzen Flut an Kommentaren hast du es schon bemerkt... ich habe eine Mentor/Schüler – Schwäche! Ja, ich geb's zu! ;D
Ich finde dieses Konstrukt irgendwie total reizvoll, vor allem, wenn der eine Part dann noch deutlich älter ist als der Schützling *-*


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