Zum Inhalt der Seite

Von goldenen Blumen, Königen und unnützen Früchten

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein Befehl

8. Ein Befehl
 

Wie wunderschön bequem das Bett war. So weich und warm. Fühlte es sich so im Bauch einer Mutter an? Bestimmt.

Nie wieder wollte Nami aufstehen. Einfach hier liegen bleiben und schlafen. Und rochen die Kissen tatsächlich nach Flieder? Mit einem Hauch von Orange. Hier wurde wirklich an alles gedacht.

Ob das Bett auch in ihrem Zimmer auf der Sunny Platz hatte? Wenn nicht würde Franky eben einen Anbau berücksichtigen müssen. Aber dieses Bett hatte mitzukommen. Dann würde sie auch besser diese ganzen nervigen Kerle aushalten können.

Langsam wachte Nami auf, auch wenn sie es nicht wollte. So entspannend hatte sie schon lange nicht mehr geschlafen.

Strecken wollte sie sich, doch etwas hielt sie fest. Etwas warmes und hartes. Erschrocken machte ihr Herz einen Satz. Und dann hörte sie die Stimmen. Erst ein leichtes Summen, das über sie wusch und dann ganz klare, deutliche Worte.

„..., Frühstück wird dann bereitstehen. Soll ich jemand zum Einkleiden kommen lassen?“ Die Stimme war Nami bekannt, nur so früh konnte sie diese noch nicht zuordnen.

„Nein, das bekommen wir allein hin. Danke.“ Das klang definitiv nach Sanji und er schien ihr verdächtig nah zu sein.

„Wie ihr wünscht, eure Hoheit.“

„Danke, Kalliope.“

Damit schloss jemand die Tür und Sanji seufzte hinter ihr.

Hinter ihr?

In einem Ruck drehte sich Nami um und sah Sanji direkt hinter ihr liegen, sein Arm ruhte auf ihrer Taille. Was machte er denn hier?

„Namilein! Du bist ja-“, sie ließ ihn erst gar nicht seinen Satz beenden, sondern brachte alle Kraft auf, die sie an diesem Morgen finden konnte und trat gegen seine Seite, sodass er von der Matratze fiel.

„Was machst du im Bett? Du solltest auf dem Sofa schlafen!“, knurrte sie verärgert und bedeckte sich sofort mit der Decke. Sanji blinzelte.

„Das habe ich doch. Ich bin durch ein Klopfen aufgewacht und bevor die Tür aufging bin ich zu dir ins Bett gekommen. Wir müssen doch den Schein wahren.“ Mit einem Mal begannen seine Augen zu strahlen und er schwärmte: „Du siehst so entzückend und wunderschön beim Schlafen aus. Und jetzt, da du wach bist, muss die Sonne von deinem Antlitz in Eifersucht verfallen.“

Nami verdrehte nur die Augen.

„Es war Kalliope. Was wollte sie denn?“

„Uns wecken. Vater hat sie geschickt.“ Nami verschränkte die Arme vor der Brust, die Decke noch immer schützend vor ihr.

„Meinst du, er bemerkt etwas?“ Sanji zuckte mit den Schultern.

„Er ist bestimmt einfach nur neugierig. Mach dir keine Gedanken.“

Sie nickte und dennoch blieb die Sorge, dass sie ihr Geld nicht bekommen würde.

Liebestoll stützte Sanji seine Arme auf der Matratze ab und blickte zu ihr hinauf. „Wir bekommen beide schon das, was wir wollen. Bisher hast du das hervorragend gemacht.“ Nami konnte schwören, sie konnte sogar Herzchen in seinem Auge erscheinen sehen.

Ob das jetzt wohl jeden Morgen so ablaufen würde? Es musste doch eine andere Möglichkeit geben. Doch zum Nachdenken brauchte sie noch etwas Zeit. Vielleicht könnte ihr ja Robin einige Ideen liefern, damit Sanji sich nicht jeden Morgen in ihr Bett schleichen musste.

„Dort im Schrank findest du unzählige Kleider. Such dir einfach eines aus. Aber du wirst in jedem einfach unglaublich aussehen.“

Wieder verdrehte sie die Augen, bevor sie ein Kissen auf den blonden Koch warf und aufstand. Auch wenn dieses ganze Schauspiel ihr doch nicht so einfach fiel, wie sie zu Beginn dachte, so wurde sie doch zumindest wie eine echte Prinzessin behandelt.

Immerhin etwas.

„Ich brauche erst einmal eine ausgiebige Dusche“, meinte Nami und stiefelte mit dem erst besten Kleid aus dem üppig gefüllten Schrank in das Bad.

Wieder musste sie feststellen, dass der König Geschmack besaß. Denn auch dieses fliederfarbene Kleid ohne Trägern und einem langen, weichen Rock stand ihr ungemein. Doch irgendwie wünschte sie sich schon, dass Sanji Kalliope befohlen hätte, jemanden zum Ankleiden zu schicken. So musste sie das allein bewältigen. Denn sie wollte Sanji einfach nicht fragen, ob er ihren Reißverschluss für sie schloss. Und so versuchte sie dies mit verschiedensten Dehnungen und Verrenkungen. Doch sie blieb erfolglos. Bis ein Arm mit dazugehöriger Hand aus ihrer Schulter geschossen kam und ihr half.

„Du hättest auch deinen Verlobten danach fragen können. Er hätte die bestimmt gern geholfen.“, amüsierte sich Robin, welche allzu plötzlich im Türrahmen stand und sie mit verschränkten Armen beobachtete. Hinter ihr konnte Nami den Blonden hören, wie er Robin in den Himmel lobte.

Das war so typisch für ihn.

„Dafür bist du ja da, meine liebe Zofe. Wie kommt es denn, dass du schon wach bist? Wurdest du auch geweckt?“

„Der Käpt'n beschwert sich seit einer Stunde schon, dass sein Magen leer ist. Und Franky wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich an der Sunny arbeiten zu können. Er hat auch die anderen gezwungen mitzuhelfen.“

„Und die waren nicht begeistert.“

„Du kennst sie doch.“

Nami nickte. Und wie sie die Crew kannte. Sie begann zu grinsen und fragte ihre Freundin:

„Ist heute etwas geplant? Wir können doch shoppen gehen! Bestimmt gibt es hier unzählige Geschäfte.“ Robins Lächeln blieb, doch sie schüttelte ihren Kopf.

„Ich denke, du wirst andere Aufgaben haben.“ Mit einer Bewegung ihres Kopfes schien sie auf Sanji zu deuten. Enttäuscht ließ Nami ihre Schultern hängen.

Toll.

Nun durfte sie nicht einmal mehr shoppen gehen.

Ohne weitere Worte darüber zu verlieren gingen sie gemeinsam zum Essen. Auf der Hälfte des Weges kam ihnen Ruffy, Lysop und Chopper entgegen. Ihre Arme waren vollgepackt mit Essen und sie schienen vor jemandem zu fliehen.

„Beeilt euch! Ich will Franky nicht helfen!“, rief Ruffy hinter sich und feuerte so die anderen beiden an.

„Wir kommen ja schon!“

Mit diesen Worten verschwanden die drei hinter der nächsten Ecke und schon kurz darauf tauchte der besagte Cyborg vor ihnen auf.

„Wo sind die hin?“. Ruhig zeigte Nami ihm den richtigen Weg.

Das Frühstück verlief ohne weitere Vorkommnisse und die Ruhe, die dieser Moment bot war ungewöhnlich angenehm. Selbst König Mides hatte einmal kein schlechtes Wort über seinen Sohn zu verlieren.

Erst jetzt fielen all die verschiedenen Speisen auf, welche, wie auch alle die Kleider, diese dominanten, Augenbrauen-ähnlichen Kringel aufwiesen. Sie waren in Broten und Kuchen eingearbeitet. Die verschiedenen Sorten aus Wurst und Käse waren in diesen verdächtigen Schnörkeln angeordnet. Auch auf Robins Kaffee, in dem samtigen Schaum, welcher sich beim Aufbrühen des Getränkes bildete, war diese Form ebenso zu sehen. Und von den Bananen, die sich auf den Platten mit Obst befanden, wollte sie erst gar nicht anfangen. Denn diese waren so gewachsen, dass sie den Augenbrauen genau glichen.

Dass alles so stimmig zusammen passte, hatte Nami noch nie gesehen.

Da Ruffy verschwunden war, um auch den letzten Krümel zu verschlingen, blieben einige Reste übrig. König Mides befahl seinen Dienern, diese abzuräumen.

„Was geschieht damit?“, fragte Sanji an seinen Vater gewand. Dieser hob nur langsam seine Schultern.

„Das ist Abfall. Was soll schon damit geschehen?“

Aus dem Augenwinkel sah Nami, wie Sanji seine Hände zu Fäusten ballte und als sie ihn ansah, presste er seine Lippen zu einer dünnen Linie. Das er Essensverschwendung verabscheute war kein Geheimnis. Dass er sich bei seinem Vater darüber nicht beschwerte, war ihr ein Rätsel. Wahrscheinlich hatte er doch einen größeren Respekt vor ihm, als sie zu Beginn angenommen hatte.

Und so blieb er einfach stumm.

„Ich hoffe ihr habt heute nichts weiter geplant.“, meinte der König und beugte sich interessiert nach vorne. „Ihr könntet euch heute ein wenig unter das Volk mischen. Lernt es kennen.“

Und das taten sie dann auch, denn eine andere Wahl gab es einfach nicht.

Zu gern wäre Nami mit Robin in die Schlossbibliothek gegangen. Bestimmt gab es dort interessante Bücher über das Navigieren oder das Wetter. Wahrscheinlich hätte sie dort auch Karten von Inseln aus dem North Blue finden können.

Karten...

Ob sie je dazu kam, Spiral Down Island zu kartographieren? Diese Insel war in ihrer ganzen Struktur unglaublich. Geografisch ein Meisterwerk, mit diesen spiralförmigen Trassen, der goldenen Landschaft und der wunderschönen Architektur.

„Lächeln...“, flüsterte Sanji ihr zu und drückte ihre Hand ganz sacht. Einige Bewohner der Insel kamen an ihnen vorbei und winkten gleich freudig, als sie das Paar sahen. Nami tat wie befohlen und winkte mit ihrer freien Hand zurück.

„Das ist leichter gesagt, als getan.“, antwortete sie so leise, dass nur der Blonde es hören konnte und drehte sich nach hinten um.

Eine Hand voll Wachen trotteten gemächlich hinter ihnen her, begleitet von Metis und Thalia.

'Diese schrecklichen Anstandsdamen!', dachte sich Nami.

„Ich hätte sogar lieber Franky geholfen, als mich hier von jedem begutachten zu lassen.“, meinte sie und bedankte sich mit einem freundlichen, aber gespielten Lächeln und einem Nicken bei einer Verkäuferin, als diese ihr eine dieser kringeligen Bananen in die Hand legte. Sie gab diese gleich Sanji und er steckte sie in seine rechte Brusttasche.

„Oder wäre lieber mit Zorro unterwegs, um irgendwelche Schwerter mir anzuschauen.“

Wo man gerade von Zorro sprach: Einige Meter vor ihnen kam er verwirrt aus einer Gasse herausgetreten und kratzte sich irritiert am Kopf. Bestimmt hatte er sich wieder verlaufen. Nami konnte einfach nur den Kopf schütteln.

„Aber wir sind dafür zusammen, geliebtes Nami-Mäuschen! Ist das nicht toll?“ Noch mitten im Satz drehte er sich nach einer Gruppe hübscher Damen mit wehenden Röcken um und blickte ihnen nach, bis Nami an seiner Hand zog.

„Was war abgemacht?“, fragte Nami nach.

„Ich lerne doch nur das Volk kennen.“ Sanji wirkte bei der Aussage unschuldig, als sei er sich keiner Schuld bewusst.

„Natürlich.“

Nami verdrehte ihre Augen.

Plötzlich lief Thalia an ihnen vorbei und hielt sie zum Stehen an.

„Sieh dir doch diesen wunderschönen Stoff an!“, meinte sie begeistert und hielt und Rolle aus weißer, glänzender Seide vor Namis Nase. Auch hier waren diese Kringel mit goldfarbenen Fäden eingearbeitet.

„Das wäre doch perfekt für dein Brautkleid. Ich sehe daraus schon einen unglaublichen Umhang gefertigt. Nein! Eine Schleppe über 3 Meter. Oder, nein, nein! Nur das Mieder. So viele Möglichkeiten gibt es für diesen Stoff.“

„Der König hat dich nicht zum Einkaufen beauftragt.“, beschwichtigte Metis.

„Ach, Papalapapp! Da König Mides ein Auge für schöne Dinge hat, wird er meine Wahl verstehen. Außerdem hat er mich mit dem Schneidern der Brautkleider beauftragt. Und für diese braucht man nun einmal Stoff! Also rücke die Berry nun raus!“ „Wenn du es mir aufschreibst, kann ich den Stoff auch erscheinen lassen.“, sagte er und spielte wohl auf seine Vorlesefrucht an. Nami fand diese Teufelskraft unglaublich interessant, denn der Mann konnte alles erschaffen, was er vorlas. Und diese Dinge waren solang erhalten, wie Metis sich darauf konzentrierte. Denn so hatte er die Brücke oder die Gnome an Bord der Sunny erschaffen können.

„Sollen die Stoffe dann einfach verschwinden, wenn du nicht länger darüber nachdenkst?“

Der drahtige Mann zog eine Schnute, griff widerwillig dann aber in seine Tasche und gab ihr ein ganzes Bündel der geliebten Scheine.

„Zwei Rollen.“, befahl Thalia dem Verkäufer, der sich tief verbeugte. „Sehr wohl, die Dame.“

Zwei Ritter mussten diese tragen.

Als sie weiterliefen konnte Nami sogar hören, wie manch einer flüsterte, ob diese Stoffe für das Brautkleid waren. Sie wirkten alle so aufgeregt und glücklich, doch sie selbst konnte den ganzen Trubel über diese Hochzeit nicht verstehen. Dabei war es ja ihre eigene Hochzeit. Aber auch eine, mit einem Mann, für den sie nicht die nötigen Gefühle hegte.

„Da sind der Prinz und seine Verlobte!“, hörte sie plötzlich eine kindliche Stimme und Namis Stimmung hellte sich augenblicklich auf.

Mehrerer kleiner Fußpaare kamen auf sie zugelaufen und schon bald mussten sie von einer gesamten, kringelbrauigen Klasse umzingelt sein. Hinter ihnen konnte Nami Thalia die Soldaten zurückrufen hören: „Das sind nur Kinder. Die sind doch ungefährlich.“

Nami begann zu strahlen, so wie sie es immer in der Gegenwart von Kindern tat.

„Du bist ja hübsch!“, staunte ein kleines Mädchen.

„Wo kommst du denn her?“, fragte ein Junge.

„Heiratet ihr schon bald?“

„Ich habe ein Bild von euch gemalt - wollt Ihr es sehen?“

„Warum hast du so schmale Augenbrauen?“

„Du riechst ja nach Orangen!“

„Kann ich dich umarmen?“

Diese Kinder erinnerten Nami mit all den Fragen ungemein an Klio. Nur diese hätte all die Fragen so schnell hinter einander aufgesagt, dass sie gar nicht zum Antwort gekommen wäre. Aber als diese großen Augen voller Wunder sie anschauten und neugierig abwarten, kam sie endlich dazu und Nami bemühte sich, auf jedes Kind einzugehen.

„Mich freut es sehr, dass du das denkst.“, meinte sie zu dem ersten Mädchen und an den Jungen gewandt antwortete sie: „Ich komme aus Kokos. Das liegt im East Blue.“

Dann holte sie tief Luft. „Wir wissen noch nicht genau, wann die Hochzeit stattfinden wird, aber die Vorbereitungen laufen bereits. Und dein Bild würde ich sehr gerne sehen.“ Das Mädchen mit den schwarzen Haaren faltete ein Stück Papier auseinander und hielt es der jungen Frau hin.

„Das sind du und Prinz Sanji. So stelle ich mir dein Brautkleid vor. Siehst du!“ Das Mädchen deutete auf die linke Figur mit den orangenen Haaren und dem grell pinken Kleid mit Puffärmeln und riesigem Glockenrock. Nami musste lächeln, als sie sah, dass auch Sanji in passenden pinken Kleidern gemalt wurde.

„Das ist wirklich ein wunderschönes Bild.“ „Ich schenke es dir! Bitte.“ Lächelnd nahm sie das Bild entgegen. „Danke schön.“

Dann wand sie sich an das nächste Kind.

„Solche Augenbrauen haben alle bei uns im East Blue. Und das mit dem Orangengeruch ist mir gar nicht so bewusst.“ Dann beugte sie sich nach vorne.

„Natürlich darfst du mich umarmen. Ihr alle dürft mich umarmen.“ Glücklich kreischte manch ein Kind und mehrerer kleiner Ärmchen warfen sich gleichzeitig um die junge Frau.

Kinder waren ja auch zu niedlich und Nami konnte ihnen einfach keinen Wunsch abschlagen.

„Was macht ihr da?“, erklang plötzlich eine entsetzte Stimme aus der Ferne und als Nami aufblickte, sah sie eine Frau mittleren Alters auf sie zu gestürmt kommen. Vor ihnen kam sie schwer atmend zum stehen, verbeugte sich dann tief.

„Verzeiht den Kindern, eure Hoheiten. Wir haben heute einen Schulausflug und sie sind mir alle entwischt.“ Als Nami aufstand beschwichtigte sie die Frau direkt:

„Machen sie sich keine Sorgen. Es ist doch nichts passiert.“ Erneut verbeugte sie sich. „Selbstverständlich nicht. Es tut mir leid. Ich werde die Eltern direkt davon in Kenntnis setzen. Und für euch gibt es dann einiges an Hausaufgaben zu erledigen!“

„Och nee!“, beschwerten sich die Kinder gleich und nachdem sich ihre Lehrerin erneut vor ihnen verbeugte, folgten ihr die Kinder. Zum Abschied winkten sie alle.

„Nette Kinder.“, strahlte Nami und wandte sich an Sanji, welcher die ganze Zeit kein Wort von sich gegeben hatte. Stattdessen lag auf seinen Lippen nur ein sanftes Lächeln und er beobachtete sie genau.

„Was ist?“, fragte Nami verdattert und schaute sich direkt nach einem Spiegel um. Hatte sie etwas im Gesicht kleben?

Ruhig legte der Blonde einfach nur seine Hände an ihre Taille. Sofort begann ihr Herz zu pochen. Was tat er da? Dann kam er mit seinem Gesicht ihr auch noch näher. Und spitzten sich da auch noch seine Lippen?

Nami hielt hastig das Bild zwischen ihre Gesichter und so küsste er nur das Papier.

„Kannst du das für mich verwahren?“, fragte sie hastig, während ihr Herz bis zum Hals schlug. „Bitte?“

Etwas enttäuscht ließ Sanji von ihr ab. Doch diese Enttäuschung lag mehr in seinen Augen, denn er lächelte noch immer. „Natürlich mein süßer, kinderliebender Engel. Für dich würde ich doch alles tun.“ So faltete er das Blatt vorsichtig und steckte es in seine linke Brusttasche.

Nami hatte das Gefühl, dass sie den Kuss doch hätte zulassen sollen. Schließlich hätte sie dadurch auf einen Schlag 100.000 Berry verdient. Außerdem sahen die umstehenden Leute nun doch sehr verwundert drein. So lehnte sich Nami vorwärts und gab ihm einen vorsichtigen Kuss auf die Wange.

„Danke.“, meinte sie zuckersüß und sie beschlich das Gefühl, dass nun alle zufrieden waren. Auch Sanjis Lächeln war nun zu einem ausgedehnten Grinsen angewachsen.

Vorsichtig sah sie zu ihren Begleitern, dann wieder zu Sanji.

„Noch glücklicher wäre ich, wenn wir die Gefährten loswerden könnten.“ Sie brauchte dringend Auszeit von diesem ganzen Spiel.

Auch Sanji sah zu Thalia, Metis und den Soldaten und nickte. „Das wird leicht. Habe ich früher auch schon hinbekommen. Und jetzt bin ich um einiges gewiefter.“

Damit nahm er ihre Hand.

Und begann zu rennen.

Erst einige Augenblicke später mussten ihre Begleiter es bemerkt haben, denn hinter ihnen konnte sie Metis rufen hören:

„Das Prinzenpaar haut ab! Schnell! Hinterher! Fangt sie ein!“

Doch sie waren schnell. Sanji war es, der die Geschwindigkeit angab und Nami war erstaunt, dass sie folgen konnte.

Vorbei an Ständen mit Verkäufern. Straßen hinab und am Hafen vorbei. Durch enge Gassen und Gänge. Selbst über ein Dach führte ein Weg. Seine warme Hand hielt sie die ganze Zeit so fest, dass sie nicht einmal Angst hatte zu stolpern.

Die Menschen waren erstaunt. Andere erfreut und winkten ihnen hastig zu oder stellten eilig Fragen, auf welche sie nie Antworten bekamen.

In einer schmalen Gasse blieben sie stehen und sanft drängte Sanji sie an die Wand. Hier war es dunkel, da die Dächer der benachbarten Häuser sich überlappten. Und so gelangte kein Strahl des Sonnenlichts auf den Boden.

„Leise.“, flüsterte Sanji außer Atem und drückte einen Finger auf seine Lippen. Auch Nami fiel das Atmen schwer, aber trotzdem war ihr nach Lachen zu Mute. Denn diese Verfolgungsjagd war schon sehr unterhaltsam. Doch so sehr sich auch Sanji bemühte ruhig zu bleiben, so konnte auch Nami hören, wie er sein Gelächter unterdrücken musste.

„Sie sind dort gerade aus gelaufen! Ich habe sie gesehen!“, hörte Nami einen Soldaten rufen und schon kurz darauf rannte die Schar an ihrem Versteck vorbei. Die goldenen Rüstungen blitzten dabei kurz auf.

Noch einige Zeit verweilten sie in dieser angespannten Position und Nami hatte endlich Zeit, diese ganze Situation genau zu begutachten.

Denn erst jetzt bemerkte sie, dass Sanji so nah war, sein freier Arm verweilte auf der Hausmauer neben ihrem Kopf. Sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren und wäre genug Licht, so könnte sie bestimmt jede einzelner Pore seines Gesichtes sehen und jedes Barthaar zählen.

Zwischen ihrer und seiner Brust war kaum Spielraum. Immer, wenn sie atmeten, drohten sich ihre Oberkörper zu berühren. Als sie sich so gegen die Wand drückte, fühlte sie sich beschützt und gefährdet zu gleich. Es war eine seltsame Art der Gefahr und sie ging nicht von den Soldaten aus, welche nach ihnen suchten. Sondern von Sanji selbst. Denn diese Gefahr verursachte ein unheimliches, wohliges Gefühl in ihrem Bauch. Diese Emotionen konnte sie nicht einordnen.

Als Sanji dann seinen Finger von den Lippen nahm, um sich nun auch mit seinem zweiten Arm abzustützen, fühlte sie sich eingeengt.

Zu nah war er und so stieß sie ihn schnell weg.

„Abstand halten.“, meinte sie nur und strich Staub von ihrem Kleid ab. „Aber immerhin sind wir sie los. Du kannst ja schnell rennen, Sanji...Sanji?“

Er sah sie nicht an. Sein Blick war tiefer in die Gasse hinein gewandert und verweilte dort. Erst jetzt sah Nami die antik aussehende, hölzerne Tür.

„Was ist das?“

Sanji ging einen Schritt vorwärts. Dann noch einen und Nami fasste schnell nach dem weiten Ärmel seines Hemdes.

„Ich hätte gedacht, das gäbe es hier nicht mehr.“, flüsterte Sanji mit einem mysteriösen Unterton. „Was?“

Er drehte sich zu ihr um und legte seine Hände auf Namis Schultern. „Am Besten ist es, du wartest hier. Ich will nur etwas nachsehen. Es ist zu deiner eigenen Sicherheit.“

„Was ist hinter der Tür?“

Er ließ ihre Schultern los.

„Glaub mir. Es ist besser.“

Er öffnete die Tür und Nami sah einen schwach beleuchteten, kurzen Gang und an dessen Ende eine Wendeltreppe, die hinabführte.

Bereuen würde sie es gewiss, dachte sich Nami. Doch die Neugier war größer.

„Ich komme mit dir.“

Er sah sie genau an. Wollte er ihre Gedanken lesen? Dann nickte Sanji aber und reichte Nami seine Hand.

„Dann nimm meine Hand. Und lass unter keinen Umständen los. Verstanden?“ Er war so ernst. Nie war der blonde Smutje so, wenn er mit ihr sprach.

Unsicher blickte sie auf seine Hand. Das war keine liebenswürdige Geste. Kein Zeichen für Liebende. Er wollte dies nur zu ihrem Schutz tun. Und Nami verspürte, dass Sanji keinen Hintergedanken hatte.

So willigte sie ein und nahm die Hand. Sofort schlossen sich seine Finger fest um diese. Fast schmerzte es.

„Lass mich nicht los. Unter keinen Umständen.“

Das war keine Bitte.

Es war ein Befehl.

Nami nickte. Und dann gingen sie hinab und fanden sich bald unter der Stadt wieder.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Haha, endlich geht es langsam rund XD Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: irish_shamrock
2015-10-07T06:53:54+00:00 07.10.2015 08:53
Moin Mäusken,

ich freue mich, dass es weiter geht :>...
Sanjis Aktion, den "Schein zu wahren", war gut durchdacht, doch leider scheint Nami das noch nicht ganz begriffen zu haben. Und natürlich lässt der König seine Spione kreisen, was wäre er denn sonst für ein König? (muss ich hier erwähnen, dass ich ihn nicht ausstehen kann? Wie gesagt, meine Anti-Haltung wächst mit jedem Kapitel!! Auch wenn man momentan von selbigem ja noch recht angetan zu sein vermag, doch ICH weiß ja, dass es anders kommt >.<)...
Nun ja, Thalias Begeisterung für die Stoffe des Kleides finde ich sehr gelungen und Metis ist mir richtig ans Herz gewachsen, der arme Kerl ;D...
Dann die Aktion mit den Kids. Nun ja, wieso nicht? Die gehören schließlich auch zum Volk und wenn sie sich sooo freuen... nur die Lehrerin ist mir, mit ihrer Art, dann doch eher sehr unsympathisch.
Die Verfolgungs- und Weglaufaktion fand ich recht erquickend und spannend. Und die Tür... ja ja... welch Grauen und Geheimnisse sich wohl dahinter verbergen? Nun ja, das wird sich dann im nächsten Kapitel herausstellen. Im Übrigen bin ich von Sanjis Verhalten, gerade in der letzten Passage, angetan. Der Gute sollte des Öfteren vielleicht mal beherrschter und überlegter sein...

glG,
irish C:~❤
Antwort von:  _Supernaturalist_
12.10.2015 15:55
Hallöchen *___*

Hach, ich freue mich jedes Mal sehr, wenn du hier ein paar Worte hinterlässt und muss jedes Mal über deine Haltung gegenüber dem König grinsen. XD
Und mich freut es auch total, dass du Metis so ins Herz geschlossen hast *_* Immerhin ein symphatischer Charakter! Yay...XD
Die Aktion mit den Kiddies habe ich bewusst mit reingenommen, da ja relativ bekannt ist, dass Nami Kinder mag. So sollte auch auf die in diesem Moment das Hauptaugenmerk auf ihr liegen und Sanji einfach nur ein stiller Beobachter sein. Er sollte nur, mit seinem kleinen Lächeln danach unterstreichen, dass er ihr Verhalten gut findet. Öh...ich hoffe meine Worte machen Sinn x.x

Ich verbleibe mit freundlichsten Grüßen <3


Zurück