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Eine Hand wäscht die andere...

von

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Das Erste Date

Vorschau:

'Bitte schmeißen Sie mich nicht 'raus, ich warte auf meinen Mann!'
 


 

Erst wusste sie nicht, was sie mit dem gottverdammten Ring anfangen sollte, denn sie konnte sich irgendwie nicht dazu bringen ihn auszuziehen, obwohl er ihr ein unglaublich unangenehmes Gefühl einbrockte. Die Kleidung hatte sie ganz einfach ablegen können und das Make-Up war auch nicht wasserfest, aber dieser dämliche Ring …

Schließlich schaffte sie es und ließ ihn in ihrem Handschuhfach verschwinden. Vorsichtshalber überprüfte sie zwei Mal, ob der Wagen gut abgeschlossen war.

Es erschien ihr seltsam, dass der Rest des Tages ereignislos verlaufen sollte. Hier war sie und hatte geheiratet und trotzdem schien alles wie vorher zu sein.

Als sie von ihrer späten Mittagspause zurückkam und eine ihrer Schubladen öffnete, fand sie zu ihrer Überraschung einen Zettel in der kursivsten Handschrift, die sie je gelesen hatte.

Dort standen die Adresse eines Restaurants und eine Uhrzeit.

‘Aha, mein Dinnerdate! Und auch noch auf einem gelben Post-it-Zettel, nein, wie romantisch.’

An dem Abend verabschiedete sie sich wie jeden Abend von ihren Kumpel, gab Naruto zudem ein High-Five, und stieg in ihren Wagen.

Ab da begann sie von ihrer Routine abzuweichen. Sofort überprüfte sie, ob der Ring noch da war und steckte ihn sich an den Finger. Dann fuhr sie nach Hause und wusste nichts mit sich anzufangen.

In der Regel schmiss sie sich auf ihr Bett und guckte ein bisschen fern mit ihrem kleinen Minifernseher oder las ein Buch bis sie einschlief. Heute musste sie zu der Adresse auf dem Post-it-Zettel fahren. Und es war eine Adresse in einer sehr netten Gegend und der Name klang arg nach der Art Restaurant, die Hummer servierte. Wahrscheinlich war es Französisch. Tenten konnte noch nicht einmal nach dem Weg dorthin fragen, denn sie hatte keine Ahnung wie man diese Ansammlung von Buchstaben aussprechen sollte.

Sollte sie sich wieder für das Gerichtsoutfit, das nun den Beinamen Hochzeitsanzug trug, entscheiden?

Sie überlegte ob sie irgendetwas anderes besaß, das sie nicht im Sonderverkauf ersteigert hatte. Aber da sah es schlecht aus für Tenten. Bis sie sich an das Weihnachtsgeschenk Temaris erinnerte.

Da es ein Geschenk gewesen war, war das Preisschild entfernt worden, doch die rote Bluse mit den weiten Ärmeln sah nicht billig aus. Sie entschied sich für den Hochzeitsanzug. Nur wählte sie statt der cremefarbenen Bluse den roten, modischen Fummel ihrer Freundin und verzichtete auf den Blazer.

Die nächste Frage war, ob sie Geld abholen gehen sollte. Wollte sie überhaupt so viel Geld für ein Abendessen ausgeben? – Nein!

Würde er für sie bezahlen? Würde er für seine Frau bezahlen?

Tenten schauderte als sie an den Ring dachte. Vorsichtshalber hob sie fünfzig Euro ab, so viel wie sie gerade entbehren konnte und hoffte, dass ihr das zumindest eine Vorspeise oder einen einfachen Salat bezahlen würde. Vielleicht mit einem Glas Wasser dazu.

Im Auto auf dem Weg in die Innenstadt häuften sich noch weitere Probleme:

Was würde sie sagen, wenn er nicht vor dem Etablissement auf sie warten würde?

‚Hallo, Frau Hyuuga wartet auf ihren Mann’ oder ‚Hey, ich bin Tenten, bitte schmeißen sie mich nicht ’raus, ich warte auf jemanden’?

Ihre Sorgen waren jedoch unbegründet.

Nachdem sie endlich einen Parkplatz gefunden hatte und sich eine Blase in ihren Schuhen gelaufen hatte, um zum Restaurant zu gelangen, stand die große, stille Figur im schwarzen Anzug einsam und stocksteif vor der Marquise und schien geduldig zu warten. Ganz ruhig, nicht wie andere, die immer Ausschau hielten oder genervt mit dem Fuß auf den Boden tappten.

Sie ging so schnell ihre Schuhe und die Blase es erlaubten zu ihm und machte mit einem Räuspern auf sich aufmerksam. Da Tenten kein Parfum besaß, hatte sie einfach ihr Badezimmer durchwühlt und eine alte Deosprühdose gefunden, die Vanillearoma hatte.

Sobald er ihr gewahr wurde machte er eine Geste, dass er ihr den Vortritt ließ und führte seine nach vanilleduftende Frau an anderen wartenden Pärchen vorbei und gestikulierte dem Ober, dass seine Begleitung eingetroffen war.

Tenten schwitzte.

Noch nie in ihrem ganzen Leben war sie an so einem Ort gewesen. Die einzigen Restaurants, die sie von innen gesehen hatte, hatten laminierte Speisekarten. Dieser Ort sah aus als würde er seine Speisen auf einem mit Seide bespanntem Menü präsentieren.

Was auch seltsam war, war wie schnell man sich um die kümmern wollte. Der Ober winkte sofort einen Kellner heran, der alles stehen und liegen ließ, um sie zu ihrem Tisch zu geleiten.

Tenten, ohne Ahnung wie man sich zu verhalten hatte, bemerkte erst mit Verspätung, dass Neji nicht bereits vorgegangen war, nur weil er ihr den Vortritt ließ. Vielleicht etwas zu hastig schritt sie dem wartenden Kellner entgegen, der sie wortlos zum Tisch führte.

Alle Leute, die hier speisten, waren oder sahen zumindest aus wie Snobs.

Der Boden war mit Teppichen belegt und die Wände sahen aus wie Marmor. Hier und dort war kunstvoll irgendeine Deko platziert worden, die Tenten wohl stilvoll genannt hätte, wenn sie jemals genug Geld gehabt hätte, um sich mit Dingen wie Deko zu beschäftigen.

Was sie auch befremdlich fand war, dass der Kellner um sie herumwuselte als sie sich setzen wollte, indem er ihr den Stuhl unter den Hintern ruckte und mit seinen Händen nach ihrem Schoß griff – nur um ihr netterweise dort eine Serviette zu platzieren. Doch seltsam war es trotzdem und sie war froh als er weg war.

Sie hatte sich gerade von all dieser Seltsamkeit erholt als Neji anfing aufzutrumpfen.

„Kein Zurück mehr“, murmelte er und Tenten blickte ihn erschrocken an. Das gelang ihr nicht ganz so gut, weil eine riesige Kerze direkt zwischen seinen Augen prangte. Also versuchte Tenten immer wieder an der Kerze vorbei einen Blick in sein Gesicht zu erhaschen.

Sofort war der Kellner wieder da und zündete das verdammte Riesending aus Wachs auch noch an und händigte Menüs aus, faselte etwas, das verdächtig und wie befürchtet nach Französisch klang und entfernte sich auf einen Wink Nejis wieder.

„Was meinst du ‚kein Zurück’?“, erkundigte sie sich.

Er blickte sie an und schien sich nicht im Geringsten an der Kerze zu stören.

„Für mich gibt es kein Zurück mehr. Ich werde meinem Onkel sagen müssen, dass ich geheiratet habe. Bald. Bevor jemand aus diesem Restaurant es tut.“

Ausnahmsweise verstand Tenten von Anfang an, wovon er sprach. Sie hatte genug Filme gesehen. Wahrscheinlich war den Reichen genauso langweilig wie den Adligen in ‚Der Löwe im Winter’ und empfanden ‚Tratschen’ als eine Art Edeldisziplin.

Und dann sank die Erkenntnis ein.

Nejis Onkel.

Eine Person, die sie bis zu diesem Zeitpunkt erfolgreich verdrängt hatte, bahnte sich einen Weg in ihre Gedanken.

Dies war der Mann, der große Parties abhielt, zu denen er die Hälfte Konoha-Gakures Oberschicht einlud und obendrein lauter junger Damen als Brautkandidatinnen zu sich gebeten hatte. Als handelte es sich um die Stelle einer Sekretärin und nicht um die Hand seines Neffen.

Das schrie geradezu nach Kontrollfreak. Ob sie sich wohl mit ihm würde messen müssen?

Wie kam es, dass sie sich vorher noch keine Ge- … Ach ja. Der altbekannte Traumzustand.

Tenten ließ einen winzigen Seufzer hören. Sie sollte wirklich aufhören sich das zu fragen.

Sie würde eine höhere Bildung erhalten, komme, was wolle. Dann würde sie sich von diesem Hünen scheiden lassen und ihre eigene Karriere starten.

Sie könnte alles ertragen, um sich in einen Ballistiklehrkurs zu katapultieren und das war alles, was zählte.

Statt dem Versuch nachzugeben die Gesichtszüge ihres Gegenübers zu erörtern, setzte sie ihren Intellekt lieber auf die Speisekarte an. In der Schule hatte sie Latein und Spanisch gewählt. Kein Französisch in Sicht, aber das war nicht so schlimm, denn manche Worte konnte sie trotzdem entschlüsseln. Außerdem half es, den Preis zu sehen. Für dreißig Euro (das Billigste auf der Karte) würde sie, was immer man ihr da brachte mit Gusto verschlingen und jeden Krumen essen, damit es den Preis auch wert war.

Über die Getränke jedoch hatte sie keine Macht, denn die hatte Neji so schnell bestellt, dass der Kellner schon fort war, bevor sie überhaupt bemerkt hatte, was vor sich gegangen war. Und Neji hielt es wohl nicht für nötig sie vorher zu konsultieren.

Daraufhin wurde ihr etwas höchst Verstörendes präsentiert und zwar schob Neji es vorsichtig um ihre irritierende Lichtquelle herum.

Es waren Notizen in derselben kursiven Handschrift wie das Post-it und es schien Terminplan, Verhaltenskodex und Notfallplan, alles in einem, zu sein.

Da sie wusste, dass es sowieso Ewigkeiten dauern würde bis Neji sich durchgerungen hatte, ihr etwas zu erläutern, versuchte sie etwas Sinn hinein zu interpretieren, ähnlich wie sie es vorher mit der Speisekarte getan hatte. Mit der er ihr übrigens auch keine Hilfe angeboten hatte.

Niedergeschrieben waren verschiedene Kategorien, die wiederum aufgeteilt wurden.

Eine der Hauptkategorien war ‚Familie’. Darunter konnte man ‚N.’s und ‚T.’s Familie finden. ‚T.’s Familie war mit einem großen Fragezeichen und keinen Unterkategorien gekennzeichnet. ‚N.’s Familie hingegen wurde unterteilt in ‚Onk.’ Und ‚Rest’. Aus den Notizen glaubte sie zu schließen, dass der ‚Rest’ schwer zu handhaben sein würde, doch dass ‚Onk.’ noch viel schwerer zu handhaben sein würde. Unten auf der Seite waren Daten aufgezeichnet, die in viel zu naher Zukunft lagen als Tenten lieb sein konnte.

Die nächste Seite beinhaltete die Kategorie ‚Arbeit’, die nicht unterteilt war, weil sie beide denselben Arbeitsort hatten. Was Tenten sich kompliziert vorstellte, stellte Neji sich einfach vor, denn seine Notiz lautete: ’Wie bisher’

Sie war sich bewusst, dass da noch andere Seiten waren, die Nejis leistungsstarkes Hirn in Windeseile produziert hatte ohne sich diese ganzen Pläne vorher heimlich zurechtgelegt zu haben, aber sie hatte vorerst nicht die Nerven sich die weiteren Kategorien anzuschauen. Als sie endlich aufsah, wurde ihr bewusst, dass Nejis Kopfbewegungen indizieren sollten, dass er ihren Blick zu fangen wünschte. Sie war so gut und gab ihm ihre Aufmerksamkeit. Schließlich war es nicht so als verlangte er oft danach.

„Ein Vorschlag.“ Offenbar bemerkte er ohne dass sie ihn lange anstarrte, dass das nicht genug war. Er gab sich also Mühe und formte zusammenhängende Sätze. „Das ist nur ein Vorschlag für unsere Zusammenarbeit. Wenn du nicht einverstanden bist, schlage ich eine kategorienspezifische Diskussion vor. Möglicherweise möchtest du auch einen Ehevertrag mit allen Pflichten aufsetzen, sobald du dich für einen Anwalt entschieden hast.“

Das war wieder viel zu viel Information in einem Satz. Sie betrachtete die erste Seite seiner Aufzählung.

„Nächste Woche Mittwoch soll ich deine Familie treffen, weil das … Ich kann deine Handschrift übrigens nicht immer lesen – weil das jemandes Geburtstag ist?“

Er nickte.

„Und du hältst es für nötig, dass ich mir dafür neue Kleidung zulege, steht hier?“

„Teurere Kleidung“, korrigierte er und Tenten nickte verständnisvoll. Es war wohl noch nicht richtig eingesickert, aber sie hatte heute Morgen einen sehr respektablen Mann geheiratet. Die Sorte, die man im Restaurant nicht warten ließ und dessen Frau teure Kleider trug.

Sie vermutete, dass sein Onkel noch allerhand Probleme machen würde und als sie begriff, dass er auf jeden Fall versuchen würde sie daran zu hindern, das Geld für ihre Ausbildung zu bekommen, fragte sie:

„Wie spielen wir deinem Onkel etwas vor?“

So genau war nämlich keine Strategie in seinen Notizen vorgekommen. Er hatte auch keine Ahnung, wovon sie sprach.

Sie klappte die Notizen zu, weil sie das Gefühl hatte als wolle die alte Dame am Nebentisch spinxen, obwohl die Tische dafür viel zu weit auseinander aufgestellt waren.

„Na ja, hast du einen Zweitnamen, was ist dein Lieblingsessen, dein Lieblingsbuch, hast du irgendwelche Muttermale, über die ich Bescheid wissen sollte?“

Neji, der noch keine handfeste Beziehung betreten hatte, schien überrumpelt. Sogar sein Hirn musste zugeben, dass es Dinge gab, an die es nicht gedacht hatte, und ausgerechnet diese Frau machte es darauf aufmerksam. Neji nahm beunruhigt wahr, dass er keine fertige Lösung parat hatte. Allerdings lief sein Verstand bereits auf Hochtouren, um eine zu produzieren. Jedoch war alles, was er für den Augenblick zustande brachte: „Ich habe ein Muttermal in der Form von Kreta auf meinem Rücken. Linke Seite.“

Tenten wollte gerade eine leere Seite in den Tiefen des Klemmbretts ihres Gatten suchen als das Essen kam. Neji hatte indessen erkannt, dass sein Hirn nicht alles heimlich vorherplanen konnte und machte daher die völlig neue Erfahrung sich bewusst mit einem Problem zu befassen.

Aufgrund dieses Prozesses hielt er es für klüger, wenn niemand mitansah wie die frischgebackene Frau Hyuga sich irgendetwas notierte. Er nahm ihr die Materialien dazu weg und sie aßen stattdessen.

Tenten genoss jeden einzelnen Tropfen des Weins, von dem sie hoffte, dass Neji ihn bezahlen würde, weil sie sich vage daran erinnern konnte, dass jede Flasche Wein weitaus mehr als ihr Abendessen kosten würde. Aber sie war nicht davon überzeugt, da er selber keinen Schluck zu trinken schien.

Nachdem ihr Geschirr abgeräumt worden war, präsentierte man ihnen die Rechnung. Das hieß, eigentlich präsentierte man sie Neji, der zu Tentens Erleichterung alles in die Hand nahm.

‘Fünfzig Euro gerettet!’, freute sie sich.

Auf dem Weg aus dem Etablissement, hatte sie schon alles fest im Griff und brauchte nicht erst eine Ewigkeit, um zu realisieren, dass man ihr den Vortritt ließ.

Zu ihrer Verwunderung begleitete Neji sie den ganzen Weg bis zu ihrem Wagen, zwar wortlos, aber immerhin. Zum Abschied gab er ihr eine Menge Bargeld.

‘Aha’, das war also das Einkaufsgeld.

„Eh, danke“, meinte sie noch und hielt das Bündel umständlich in Händen, bevor sie es sicher wegpackte.

„Nein, ich danke.“

Okay, das war ihr auch recht. Sie lächelte dem sich entfernenden stummen Riesen hinterher. Vielleicht würde sie ihn sogar dazu bekommen einmal eine richtige Konversation mit ihr zu führen. Das wäre doch ein toller Vorsatz für ihr Eheleben …



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