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Eine Hand wäscht die andere...

von

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Für Notfälle

Das Jahr schritt voran. Es wurde wieder wärmer.

Im Prinzip sollte sie ihm dankbar für das Geld sein. Doch es erschien ihr trotzdem falsch. Wie konnte er davon ausgehen, dass sie noch sein Geld wollte, wenn er wie am Anfang nicht mehr mit ihr sprach?

Sie saß auf der Futonmatte, die ihre zerschellte Couch ersetzte und stopfte Chips in sich hinein. Später war sie mit Kakashi verabredet, aber irgendwie hatte sie wenig Lust.

Der Grund weshalb sie heute besonders aufgewühlt war, war der dass es wieder der Erste im Monat war. Das war immer der Tag seiner Überweisungen.

Was schlimmer war, sie war sich immer noch nicht ganz klar darüber wie es dazu gekommen war.

Sie konnte sich noch daran erinnern wie er plötzlich alles geschmissen hatte - Die Hochzeitsfeier seiner Familie, die Ehe. Sie fragte sich, ob er überhaupt noch Kontakt zu seinem Onkel hatte. Dieser Bastard von einem Familienmitglied.

Sie drehte sich auf den Rücken und erinnerte sich an all seine schleimigen Heucheleien. Was für ein Wunder, dass Neji so eine reine wenn auch etwas zu simplistische Seele hatte.

Sie öffnete die Augen wieder. Und wurde angestarrt von ihrer kahlen weißen Raufaserdecke.

Während sie sich das Salz von den Fingern leckte, erkannte sie wie sehr sie es vermisste Dienstags laufen zu gehen. Sie stand auf und verließ das Apartment ohne Laufschuhe.

Erst als sie ankam ging ihr auf, dass sie nicht das Laufen, sondern etwas anderes vermisste. Sie konnte nicht ganz den Finger darauf legen. Tief sog sie die Nachtluft ein als sie über den Sportplatz schritt. Da wurde sie einer Gestalt gewahr. Sie stand bereits etwas weiter entlang der Rennstrecke. Je näher Tenten kam, desto bekannter kam ihr die hohe, breitschultrige Silhouette vor. Es gab kein Irren. Diese stoische Pose hätte sie überall erkannt.

Der Name kam ihr nicht über die Lippen. Aber antippen konnte sie ihn auch nicht.

Wie sich herausstellte musste sie das auch gar nicht, denn Neji wandte sich zu ihr um. Sein Blick fuhr sofort an ihren Hals, wo er das schwache Funkeln ihrer Kette ausmachen konnte. Erst dann legte sich sein ruhiger Blick auf ihre Augen.

“Was machst du denn hier?”, wollte sie wissen. Sie hatte es eigentlich netter sagen wollen, doch es klang als beanspräche sie alleiniges Aufenthaltsrecht am Sportplatz.

“Ich bin hier jeden Dienstag”, erklärte er als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.

Dann griff er in seine Jacke hinein und hielt ihr den ausgestreckten Arm hin. Es dauerte einen Atemzug bis sie begriff, was die Geste bedeutete. Dann breitete sie die Händfläche unter seiner aus und er ließ den Zweitschlüssel für seine Wohnung darin fallen. Den hatte er ihr schon eine ganze Weile lang geben wollen.

“Für Notfälle”, lautete sein monotoner Kommentar. Tenten betrachtete das Kleinod eindringlich; ihre Kehle zog sich zusammen. Das konnte sie sich nicht erklären.

“Sprichst du noch mit deinem Onkel?”, fragte sie mit erstickter Kehle. Er schüttelte den Kopf als sei es keine große Sache. Das verwirrte Tenten umso mehr. Sie dachte, sie hätte seine simplen Beweggründe verstanden, doch jetzt ergab er überhaupt keinen Sinn mehr.

Im nächsten Moment hörte sie ihre eigene Stimme wie aus weiter Ferne sagen “Für den Notfall.” und stellte sich dann dicht vor ihm auf die Zehenspitzen, um ihm die Arme ohne Scham um den Hals zu werfen und seine eiskalten, harten Lippen zu küssen.

Zögerlich auf die ihm so typisch behutsame Weise begann er zu erwidern. Als er sie also zum letzten Mal küsste und zum ersten Mal ehrlich, war sie heilfroh, dass er sich nicht an die dämliche Drei-Sekunden-Regel hielt.
 

***
 

Da hatte er es schon geschafft, dass sie nicht mehr miteinander sprachen und er schickte ihr noch immer Geld! Diese Frau war hartnäckiger als Ungeziefer. Da klopfte es an seine Bürotür. Ein Gast sei für ihn eingetroffen, sagte man ihm. Es stellte sich heraus, dass es eigentlich ein Angestellter war. Na ja, eher eigenständiger Auftragnehmer. Aber egal wie man ihn nennen wollte, er würde hoffentlich die Rettung dieser Familie sein. Dessen war Hiaschi sich zwar nicht hundertprozentig sicher, doch er hatte Nejis Blicke gesehen.

“Hast du sie?”, fragte er hoffnungsvoll. Sein Gast nickte und händigte ihm eine Mappe.

Hiaschi lächelte.
 

***
 

Neji war die Sorte Mann, die unglaublich schlau, unglaublich sozial unbegabt und unglaublich faul war.

Diese Mischung hatte zur Folge, dass jegliche Interaktion mit anderen nur tolerierbar war, wenn es sein musste.

Er hatte einfach keine Freude an Freunden und fand den Verkehr mit ihnen mühsam und beschwerlich.

Das gleiche galt für seine Familie. Jede Interaktion war mühsam und beschwerlich. Er war sich noch nicht vollkommen im Klaren darüber was er vom Leben wollte, aber er war sich ziemlich sicher, dass die Antwort „seine Ruhe“ war.

Seine Karriere gab ihm alles, was sein männlicher Stolz von ihm erwartete und es gab genug Gelegenheiten aufzusteigen und mehr Geld zu verdienen, um alles andere zu kaufen, was sein männlicher Stolz wollte wie z.B. einen übergroßen Plasmafernseher.

Dieselbe Faulheit, die soziale Interaktion so anstrengend für ihn machte, hatte über die Jahre die perfekte Methode gefunden, um mit seiner Familie auszukommen. Er ignorierte sie, wo er konnte und wenn es nicht mehr ging, tat er so als würde er sich ihrem Willen beugen und gab nach.

Für viele andere wäre dies anstrengender als sich zu wehren, aber Neji war über die Jahre die Disziplin in Person geworden und er ging zu jeder Party, zu der er eingeladen wurde, und eigentlich sollte dies die idealen Voraussetzung für jedermanns Glück schaffen.

Dem war auch so gewesen. Bis er sie getroffen hatte.

Jetzt erschien die ganze Anstrengung - endlose ignorierten Anrufe -, die es ihn kostete seiner Familie aus dem Weg zu gehen, wert. Trotzdem saß er meistens allein in seiner Wohnung. Manchmal war Lee da, doch Neji war sich nie wirklich sicher worüber jener in seinen endlosen Monologen sprach.

Manchmal lag noch der Hauch eines Kusses vom Sportplatz auf seinen Lippen, doch dieser verflog immer schnell.

“Und dann hat Carrie gesagt...”, brabbelte Lee im Hintergrund. Es störte ihn nicht im Mindesten, dass der andere Freundschaften nicht genoß.

Neji trank seinen Eistee und war froh, dass er die Courage besaß eine Frau wie Tenten vor seiner Familie zu beschützen statt sie noch weiter mit hineinzuziehen. Wie er überhaupt jemals von Anfang an so etwas von ihr hatte verlangen können, war ihm mittlerweile schleierhaft.
 

***
 

Seine Fingerspitzen fuhren liebevoll über ihre Haut. Er hatte seine sehnige Hand unter ihr Hemd geschoben. Aber die intime Berührung war Tenten nicht ganz geheuer. Daher entzog sie sich Kakashis Griff.

“Ich muss nach Hause“, erläuterte sie, schwang die Beine vom Bett und wollte sich die Schuhe anziehen.

“Tenten, jetzt warte doch”, bat er. Manchmal klang seine Stimme zu nett, um aufrichtig zu sein. Sie wandte sich um.

“Was denn?”

Sein Gesichtsausdruck war nicht direkt verletzt, denn er hatte eine dicke Haut, aber etwas nahe ging es ihm schon, wenn sie den Anschein erweckte als könne sie es nicht erwarten ihn wieder verlassen zu können.

“Ich würde dich gern mit etwas überraschen”, gestand er. Sie sah skeptisch aus und er fuhr mit einem amüsierten Grinsen fort:

“Ich habe mir schon gedacht, dass du vielleicht so reagierst. Daher habe ich mich gegen eine Überraschung entschieden.”

Er rutschte etwas näher zu ihr. “Und stattdessen Demokratie gewählt. Ich möchte dich also bitten mitzubestimmen.”

Tenten verstand nur Bahnhof. Aber wenigstens schwang sie die Beine zurück auf das Bett.

“Ich habe in letzter Zeit etwas mehr Geld verdient und würde...” Er sah ihr schelmisch in die Augen. Sein Blick hätte das Herz jedes Schulmädchens zum Schmelzen gebracht. “...dir davon gern einen Ring kaufen.”

Tenten verdrehte die Augen. “Bitte fang nicht schon wieder damit an”, seufzte sie. “Ich finde wirklich nicht, dass wir einen Penisring nötig haben”, beruhigte sie ihn. Aber er schüttelte nur seufzend den Kopf. Dann deutete er auf ihren Hals. Instinktiv griff sie nach dem Stückchen Metall das über ihrem Herzen baumelte.

“Um… den hier zu ersetzen?”, hauchte sie fassungslos. Diesmal war Kakashi es, der die Augen verdrehte. “Also ich hatte ja gehofft, dass du ihn für jedermann sichtbar am Finger tragen würdest, nicht versteckt wie das Ding da.” Er zwinkerte.

“Na, was denkst du?”, stellte er ihr den wohl unelegantesten Heiratsantrag aller Zeiten. Na ja, nicht aller Zeiten… Tenten hatte schließlich zumindest schon einen unromantischeren gehört.

Erst war sie sprachlos. Was war es mit den Männern auf ihrem Polizeipräsidium - Hatten sie alle plötzlich das Heiratsfieber ergriffen? Aber weil sein Gesichtsausdruck so hoffnungsvoll war, rang sie sich für ihn ein Lächeln ab.

Er hob die Decke hoch und machte eine einladende Geste. Tenten stand so unter Schock, dass sie der Einladung sogar automatisch folgte.

Während Kakashi friedvoll an ihrer Seite döste, drehten sich ihre Gedanken im Kreis.

Natürlich war Kakashi keine schlechte Partie. Auf der anderen Seite…

Eigentlich gab es einen Haufen Argumente dagegen. Einer davon war, dass sie bereits eine verheiratete Frau war. Der andere, dass sie sich seit geraumer Zeit völlig leer fühlte. Als hätte jemand all ihre Emotionen eingepackt und mitgenommen.

Aber sie wusste nicht so wirklich wie sie Kakashi das sagen könnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ten-nii-san
2017-10-14T22:50:24+00:00 15.10.2017 00:50
Oh bitte nicht!! Oh bitte nicht!!!
Das kannst du nicht tun!! Ich meine ich liebe Kakashi aber Nein bitte Nein!! Ich will unbedingt das Neji und Ten endlich kapieren das sie zusammen gehören!!!!!
Und hiashi dieser volltrottel ... was Hat er jetzt schon wieder im Sinn? Das gefällt mir nicht ganz und gar nicht!!!
Aaah! Jetzt will ich weiter lesen 🙈🙈🙈


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