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Bananeneis

von

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Lackaffe

„Nein, das hat er nicht wirklich gesagt?“, drang Hanjis Stimme durch den Hörer.
 

„Doch“, grinste Mara über beide Ohren. Sie klemmte das Handy zwischen Schulter und Ohr fest, während sie sich einen Löffel mit Eis in den Mund schob.
 

„Er findet dich sexy! Boah, ich fress einen Besen, wenn er nicht total auf dich abfährt“, sagte Hanji und brachte Mara damit zum Lachen.
 

Gerade verließ sie mit ihrem Feierabendleckerchen die Eisdiele und schlenderte durch die Einkaufsstraße Richtung Bushaltestelle. Nach dem Zusammentreffen mit Erwin fühlte sie sich um ein Jahrzehnt zurückgesetzt, wie ein verknallter Teenager, dessen Schmetterlinge im Bauch ungezügelt tanzten. Sie stoppte vor einem Schaufenster, betrachtete die darin ausgestellten Waren und lauschte derweil Hanjis aufgeregten Erzählungen.
 

Als sie sich umdrehte, um weiter zu gehen, wäre sie beinahe wieder in jemanden hinein gerannt.

„Huch“, rief sie aus und konnte gerade noch rechtzeitig ihr Handy auffangen, das ihr von der Schulter gerutscht war.
 

„Diesmal ohne zu fluchen. Ich bin begeistert“, lobte Erwin sie. Er stand vor ihr, in einen schicken Anzug gekleidet und sah dabei unverschämt gut aus.
 

„Nun habe ich nicht mit Ihnen gerechnet“, entgegnete sie schmunzelnd. Von Hanji vernahm sie nur ein langgezogenes „Hä?“

„Hanji, ich ruf dich später noch mal an“, verabschiedete Mara sich.
 

„Ist er es?“, fragte diese kribbelig.
 

„Ja“, bestätigte sie und konnte nicht umhin zu grinsen. Sie sah zu ihm, wie er geduldig wartete, dass sie ihr Gespräch beendete.
 

„Denk daran Mara, wenn du es diesmal nicht schaffst ihm deine Nummer zu geben, dann lass ihm wenigstens meine da. Den würde ich auch nicht von der Bettkante stoßen“, lachte ihre Freundin.
 

Ein liebreizendes 'Fick dich' brannte in ihrer Kehle, doch statt es ihr mit aller Kraft gegen den Kopf zu werfen, riss sie sich zusammen und drückte einfach auf die rote Taste.

Langsam blickte sie zu ihm auf und war sofort wieder im Bann seiner blauen Augen.
 

„Feierabend?“, fragte er und wieder zogen sich seine Mundwinkel nach oben.
 

„Ja, ich war gerade auf dem Heimweg“, bestätigte sie.
 

„War? Sind Sie es denn nicht mehr?“, witzelte er, was sie stutzen ließ. Kurz lachte er über ihren verdutzten Gesichtsausdruck, ehe er fragte: „Haben Sie noch etwas vor oder darf ich Sie diesmal auf einen Kaffee entführen?“
 

Schnell fasste Mara sich wieder. „Kaffee klingt gut“, nahm sie seine Einladung an.
 

Zusammen schlenderten sie durch die Einkaufsstraße, bis sie zu einem kleinen Café kamen. Ganz der Gentleman, hielt Erwin ihr die Tür auf, als sie eintraten und half ihr aus dem Mantel, wobei seine Fingerkuppen ihren Nacken streiften, was eine Gänsehaut bei ihr auslöste.
 

Kaum hatten sie Platz genommen, trat schon eine Kellnerin an ihren Tisch und nahm ihre Bestellung auf. Mara ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Er war einfach gehalten, ohne großen Prunk. Leise Musik erklang und alles machte einen gemütlichen Eindruck.
 

„Also ich hätte nicht gedacht, dass ich Sie hier in Trost wiedersehe, Mara.“ Er fuhr sich mit den Fingern durchs blonde Haar.
 

Ihr Herz machte einen Satz, als er sie mit ihrem Vornamen ansprach. Sie dachte an den Vormittag im Hotel, als sie seine unbekleidete Gestalt hatte erblicken dürfen. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. „Ich glaube, wir waren beide sehr überrascht“, stimmte sie zu und nahm ihre Tasse von der Kellnerin entgegen.
 

Wie Levi hatte sie es sich zur Angewohnheit gemacht, die Tasse nicht am Henkel, sondern am Rand zu halten, während sie trank. Amüsiert beobachtete Erwin sie dabei.
 

„Das ist eine interessante Art eine Tasse zu halten“, stellte er feixend fest.
 

Irritiert sah sie auf das Gefäß in ihrer Hand, dann lachte sie auf, als ihr bewusst wurde, dass diese Haltung auf Fremde etwas ungewöhnlich wirkte. „Das habe ich mir schon als Kind von meinem Bruder abgeschaut“, winkte sie ab.
 

„Geht es ihm denn besser, wenn ich fragen darf?“
 

„Naja“, begann sie und zog die Augenbrauen zusammen, „Ich denke, eine Scheidung ist nie einfach. Besonders nicht, wenn man so über den Tisch gezogen wurde, wie er. Er ist zwar keine Heulsuse, aber trotzdem möchte ich bei ihm sein.“
 

„Sie stehen sich sehr nahe?“ Erwin stützte das Kinn auf der Handfläche ab und blickte sie erwartungsvoll an.
 

„Würde ich ihn nicht kennen, könnte ich meinen, dass meine Anwesenheit für ihn schlimmer ist, als die Scheidung“, kicherte sie.
 

Er lachte. Es war ein Lachen, das ihr mitten ins Herz ging. Schmunzelnd sah sie in seine Augen.

„Haben Sie noch mehr Geschwister?“, erkundigte er sich.
 

„Nein, ein Bruder reicht auch. Haben Sie einen Bruder oder eine Schwester?“
 

„Nein, keine Geschwister.“
 

Kurz huschte Maras Aufmerksamkeit auf seine Hände, kontrollierte, ob er einen Ring trug, was Erwins wachsamen Augen nicht entging.
 

„Und keine Frau“, setzte er grinsend hinterher.

Erneut spürte sie, wie ihr das Gesicht brannte. Ertappt sah sie auf ihre Tasse und kaute auf ihrer Unterlippe.
 

Draußen erhielt die Nacht ihren Einzug und die Straßenlaternen erhellten die Umgebung. Erwin sah auf seine Armbanduhr.

„Ich bin gleich noch zum Dinner verabredet“, eröffnete er. Augenblicklich erhob sie den Blick.

„Geschäftsessen“, fügte er aufgrund ihres zweifelnden Ausdrucks in ihren Augen hinzu. Unterbewusst atmete sie erleichtert auf.
 

„Darf ich Sie nach Hause bringen?“
 

„Machen Sie sich keine Umstände, ich nehme den nächsten Bus“, schlug sie sein Angebot aus.
 

„Ich bestehe darauf“, ließ Erwin nicht locker.
 

Für einen Moment war sie sprachlos, überrascht von seiner Hartnäckigkeit. „Dann gerne“, sagte sie schließlich.
 

Er half ihr zurück in den Mantel und wieder umgarnte sein Duft ihre Sinne. Ebenso öffnete er die Tür und ließ ihr den Vortritt.

Das ist etwas, an das ich mich gewöhnen könnte, schoss es ihr durch den Kopf. Dabei achtete sie nicht, wohin sie trat und übersah die kleine einzelne Stufe. Sie stolperte regelrecht auf die Straße.
 

Erwin reagierte schnell, packte sie am Oberarm und zog sie in seine Arme, ehe ein Fahrradfahrer sie umfahren konnte. Nun standen sie da, Mara fest an seinen Oberkörper gedrückt, mit wild schlagendem Herz.
 

„Du scheinst manchmal ganz schön schusselig zu sein", raunte er. Seine tiefe Stimme so nah an ihrem Ohr war, wie ein Stromschlag, der durch ihren Körper zuckte und ihre Haut prickeln ließ.
 

Sie schaute zu ihm auf, unfähig etwas darauf zu erwidern. Die Wärme, die sein Körper ausstrahlte, ließ sie förmlich dahin schmelzen.

Ihr Augenmerk riss sich von seinen Seelenspiegeln los und wanderte zu seinen Lippen. Wie gerne würde sie diese auf ihren spüren, um ihn schmecken zu können. Bei dem Gedanken hüpfte ihr Herz beinahe aus ihrem Brustkorb. Sie schnappte nach Luft und sah ihm wieder direkt in die Augen.
 

Bildete sie es sich ein oder wirkte auch er hin und her gerissen?
 

Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. „Ich sollte Sie nach Hause bringen, bevor Ihnen noch etwas geschieht", holte Erwin sie auf den Boden der Tatsachen zurück.
 

Er führte sie zu seinem Wagen, einen Volvo XC60 in elegantem Weiß.
 

Auch dort hielt er abermals die Tür für sie offen, damit sie auf den Sitz sinken konnte. „Vielen Dank, Sie sind sehr zuvorkommend", bedankte Mara sich, während er auf den Fahrersitz glitt.
 

„Meine Mutter hat sich auch alle Mühe gegeben", sagte er und startete den Motor.
 

„Das hat Ihre Mutter gut gemacht", lobte sie, was er mit einem Lächeln quittierte.

Leise schnurrte der Motor, als sie durch die von Laternen und Leuchtreklamen erhellten Straßen fuhren.
 

„Mögen Sie Musik?", fragte er, dabei schwebte sein Zeigefinger über dem Powerknopf des Autoradios.
 

„Sicher", bejahte sie. Er schaltete das Gerät ein und ein Lied der Band The Who erklang.
 

„Hier ist es", Mara deutete auf ein mehrstöckiges Wohngebäude.
 

Erwin parkte den Wagen am Straßenrand, stieg aus und half ihr aufs Neue mit der Tür.

„So nett und schön es auch ist, aber Sie müssen mir nicht ständig die Türen öffnen“, ließ sie ihn wissen.
 

„Ich möchte es aber so“, erklärte er sich, weshalb ihr Herz erneut einen Salto schlug.
 

Sie strich sich die Haare aus der Stirn und sah zu ihm auf. „Vielen Dank für den Kaffee und die Fahrt.“
 

„Mit Ihnen immer wieder gerne“, schmunzelte er.
 

Nun lag es an Mara ihn zu überraschen. Sie machte einen Schritt auf ihn zu, umfasste seine Oberarme, stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Gute Nacht“, flüsterte sie in sein Ohr, ehe sie ein paar Schritte zurück trat.
 

Sein überrumpelter Gesichtsausdruck entzückte sie. Die markanten Augenbrauen, die er vor Erstaunen hochgezogen hatte, und das Funkeln in seinen Augen. Doch fasste er sich wieder und sah sie heiter an. „Gute Nacht, Mara“, erwiderte er.
 

Als sie zum Eingang des Hauses ging, war sie sich seiner Blicke bewusst. Nachdem sie die Tür aufgeschlossen hatte, wandte sie ich nochmal um und winkte ihm zu. Auch er hob die Hand zum Gruß.
 

Selbst als sie die Wohnung betrat, war sie mit den Gedanken noch bei ihm. Dämlich grinsend streifte sie sich die Stiefel von den Füßen und schlüpfte aus ihrem Mantel.
 

„Was war denn das für ein Lackaffe?“, holte sie Levi ins hier und jetzt zurück.
 

Kurz gefror sie in ihrer Bewegung und sah ihren Bruder verdattert an. „Hast du uns beobachtet?“
 

„Ihr wart nicht zu übersehen. Mir wurde ganz schlecht bei eurem Geturtel.“
 

„Halt die Schnauze, das geht dich gar nichts an, mit wem ich was mache“, brauste sie auf, wobei ihr Kopf die Farbe einer überreifen Tomate annahm. Levi schnalzte mit der Zunge und begab sich ins Wohnzimmer.
 

Mara stakste ihm hinterher und trat an die Tür zum Balkon, von wo aus man einen wunderbaren Blick auf die Straße hatte. Erwins Volvo war verschwunden.
 

„Stört es dich denn?“, fragte sie dann zaghaft. Mittlerweile hatte sie sich wieder beruhigt.
 

„Was?“, hakte ihr Bruder nach.
 

„Dass ich jemanden kennengelernt habe?“, langsam wandte sie sich zu ihm um. „Ich meine, ich will dich jetzt nicht an deine Zeit mit Hannah erinnern, während du so viel mit der Trennung um die Ohren hast.“
 

Genervt verdrehte Levi die Augen und trat näher an sie heran. Dann geschah etwas, das relativ selten vorkam: Er schloss sie in seine Arme. „Sei einfach nicht so dumm, wie ich und mach es besser“, murmelte er.
 

„Danke“, wisperte sie gerührt. Noch nie war er ein Mensch großer Gefühlsbekundungen gewesen, daher überraschte diese Geste und bedeutete ihr unglaublich viel.
 

„Trotzdem ist er ein Lackaffe.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-09-19T18:06:24+00:00 19.09.2015 20:06
Halli hallo =3
hier bin ich wieder. Stalkerattacke XD
Muhahahahaha^^ *räuspert* Sorry habe zu viel Zitro getrunken.
Also das Kapitel war echt super ... ähm megasuper.
Ach einfach herrlich wie sich Limara und Hanji verstehen. Natürlich kennen Hanjis Neugier und Wasserfälle keine Grenzen XD
Da gebe ich Erwin recht, diesamal hat sie nicht geflucht XD eher ein süßes Kyaaa nee ... war doch eher ein knuffigen Huch. *-*
So verschieden sind die zwei, passen aber perfekt zusammen. *grinst* Mal gucken wer den ersten Schritt wagt?
Nein! Limara mit Fick dich sagen O.O wieder ein schmutziges Wort. XD Net böse gemeint. Wieder ein Beweiß, dass sie zusammen gehören. =D
Ich freue mich schn auf das nächste Kapitel.

LG^^Alien^^
Antwort von:  Raija
21.09.2015 21:39
Hey, Dankeschön für deine Reviews!
Ja, sind die zwei nicht süß zusammen? :D
Was, schmutzige Wörter? Ich benutze doch keine schmutzigen Wörter in meinen Geschichten und es werden bestimmt auch nie welche drin vorkommen ;)


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