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Kinder des Todes

Ein Funken Hoffnung
von

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Reise ins Ungewisse

„Wir werden nach Finnland reisen.“, erklärte er ihr, während er den Vielsafttrank auf zwei Kelche verteilte. „Wir werden auf Muggleart reisen und du wirst so tun, als wäre es für dich üblich.“ Das Mädchen nickte und streckte die Hände nach dem Becher aus. „Und weswegen muss ich mich verstecken?“

„Weil dieses Zeichen...“ Er deutete auf seinen Unterarm und auf den ihren. „Uns sehr gefährlich werden kann. Der Meister ist gefallen.“

„Aber er wird doch zurückkehren?“

„Das befürchte ich. Wir sollten nicht auf etwas hoffen, dass uns keine Vorteile bringt. Verstanden?“

Sie nickte, hielt weiterhin die Hand hin. Nun reichte er ihr den Becher.

„Wer bin ich diesmal?“, fragte sie neugierig.

Das Voldemort ihn dazu gezwungen hatte, das Mädchen auf Aufträge mitzunehmen, erwies sich nun als Vorteil. Es war normalerweise nicht möglich, einer siebensjährigen klar zu machen, dass sie einen Trank schlucken sollte, der in vielen Fällen einfach grauenhaft schmeckte. Doch hatte sie damit keinerlei Probleme.

„Diese Frau.“

Er hielt ihr ein Photo hin.

Es war sicherer, sie als Erwachsene auszugeben. Für den Fall, dass sie getrennt werden würde- wenn auch nur für kurze Zeit- zog sie weniger Aufmerksamkeit auf sich, als ein kleines Mädchen.

Sie nickte ab, scheinbar gefiel ihr das Photo gut genug. Typisch Frau: Sie wollte immer hübsch aussehen. Das er immer Haare von Rothaarigen nahm, versuchte er auszublenden.

„Trink und dann geh ins Nebenzimmer. Er braucht fünf Minuten um zu wirken. Kleider liegen dort für dich bereit.“

„Ja.“

„Ja, was?“

„Ja, Sir.“

Mit nur zwei Schlucken hatte sie den Becher gelehrt und sprang dann von ihrem Stuhl. „Sie schmeckt, wie Gänseblümchen riechen.“ berichtete sie ungefragt und ging nach einem Knicks inach nebenan.

Er atmete tief durch. Gänseblümchen. Wie damals, als er Lilly kennen gelernt hatte. Als er ihr gesagt hatte, dass sie eine Hexe war.

Es war besser, dass er Amaryllis an einen anderen Ort brachte. Er durfte sich niemals vergessen, wenn sie in der Nähe war. Dieses eine Mal, als er zusammen gebrochen war, war ein Fehler gewesen. Der dunkle Lord durfte niemals herausfinden, was er für Lilly Evans entfand.

Er stürzte den Inhalt des Kelches hinunter, der in seiner Kehle brannte wie ein schlechter Feuerwiskey. In seinem Lehnstuhl am Kamin wartete er darauf, dass es vorbei ging.
 

Zwei Stunden später saßen Perttu Lahtilainen und Anikka Syyskuinen im Flugzeug nach Helsinki. Während Lahtilainen ein dunkelblonder unauffälliger Mann in Anzug war, trug Frau Syyskuinen ein grasgrünes Kleid, dass ihre Feuerfarbenen Haare Funken sprühen lies. Alle Männer im Flugzeug hatten sich nach ihr umgedreht, als sie als letzte Passagiere das Flugzeug betreten hatten. Ihre großen grünen Augen hatten gefunkelt, wie es nur die eines kleinen Mädchens konnten. Und dies bei einer Frau zu sehen, die Anfang dreißig zu sein schien, ließ nicht nur ein Herz höher schlagen. Zu schade, dass sie die Hand dieses Normalos hielt.

Niemand im Flugzeug ahnte, dass Anikka Syyskuinen ein sechsjähriges Mädchen war, dass seine goldene Uhr prüfte, um zu sehen, wann sie einen weiteren Schluck aus der kleinen Flasche Vielsafttrank nehmen musste, die sie bei sich trug. Und keiner vermutete, dass der Mann, mit dem Gesicht, dass man sich nicht merken konnte, sie alle mit einer einzigen Handbewegung töten könnte- wenn er denn wollte.
 

Von Helsinki aus ging es mit weiter nach Kajaani , von dort aus weiter mit einem Taxi, dass sie an die Stadtgrenze brachte.

Als sie ausgestiegen waren erinnerte der Taxifahrer sich schon nicht mehr an sie und fuhr mit leichtentrückten Blick wieder Richtung Innenstadt.

Er nahm Amaryllis an die Hand. „Nimm den letzten Schluck jetzt. Wir werden noch ein Stück laufen müssen.“

Er war froh, dass sie sich nicht beklagte. Es lag zwar kein Schnee, doch war selbst für finnische Verhältnisse für Ende November sehr kalt. Die Sonne war bereits untergegangen und der schmale Feldweg, den sie nun entlang stapften, war nicht beleuchtet.

Anstatt seinen Zauberstab zu ziehen, nahm Severus Snape eine Taschenlampe heraus . Er versuchte nicht zu der Frau an seiner Hand herüber zu sehen.

Warum tat er es immer wieder? Warum suchte er ihr Körper, die Lillys so ähnlich waren?

Sie quälen sich zu gerne selbst., ausnahmsweise gab er Dumbledore im Stillen recht. Er hoffte einfach, dass es das letzte Mal war, dass er sie für eine Reise verwandeln musste.

Nach einer guten Stunde Fußmarsch erreichten sie die Holzhütte am Waldrand. Im Schein der Taschenlampe erkannte man die rote Farbe des Häuschens. Er griff über den Türrahmen wo der Schlüssel lag. Gut, dass sich manche Dinge sich mit ein paar Telefonaten organisieren ließen.

Er schloss die Tür auf und fand alles wie besprochen vor.

Die Gasheizung war bereits aufgedreht und Wärme durchflutete ihn. Er durchschritt den winzigen Flur und fand sich direkt im Wohn- und Kochbereich wieder. Frisches Obst und frische Kräuter standen auf dem Küchentisch bereit. Ein Blick in den Kühlschrank zeigte, dass er für die nächste Woche befüllt worden war. Holz war neben dem Kamin aufgeschichtet worden und auf dem kleinen roten, abgewetzten Sofa davor lagen ein paar kuschelige Decken.

Von dem Raum gingen drei Türen ab. Zwei führten in Schlafzimmer, eines in das kleine, doch voll ausgestattete Bad.

„Der Trank wird gleich aufhören zu wirken. Geh ins Bad. Ich werde in das große Schlafzimmer gehen und unsere Sachen auspacken.“

Sie rauschte mit wallenden roten Locken an ihm vorbei und kurz musste er sich beherrschen sie nicht einfach zu packen. Doch es war nicht Lilly. Nicht Lilly und keine andere erwachsene Frau, die er begehrte.

Zehn Minuten später war er wieder er selbst und auch Amaryllis schob die Badezimmertür wieder auf. Das grüne Kleid schleifte nun über dem Boden und die Ärmel hatte sie mehrfach umgekrempelt.

„Darf ich das Kleid jetzt immer anziehen, wenn wir reisen? Sir?“, fragte sie noch im Türrahmen.

Er wusste, dass er ihr sagen musste, dass es keine weiteren Reisen geben würde.

Sie runzelte ihr Puppengesicht, als er nicht antwortete, und kam auf ihn zu. Die eleganten Schritte einer Tänzerin hatte sie auch in ihrem eigenen kleinen Körper.

Er schluckte. Nie hätte er gedacht, dass es sich anfühlen würde, wie Skelewachs zu trinken, ihr jetzt ins Gesicht zu sehen.

„Natürlich, wenn du gerne möchtest.“, presste er die Lüge hervor. Nur noch ein paar wenige Minuten Hoffnung.

„Sir... ist alles in Ordung? Ihr habt doch keine Nebenwirkungen? Habt ihr zu viele Florfliegen in den Trank gegeben?“

Er lachte freudlos. Sie war sieben Jahre alt und stellte Fragen einer Tränkemeisterin. Es wäre angenehmer sie nicht fortschicken zu müssen.

„Zieh dir etwas an, dass dir passt.“, befahl er und drückte ihr ein paar Kleidnungsstücke in die Hand.

Wieder aus dem Bad zurück trug sie einen hellgrünen Pullover und eine geringelte Leggins. Kleidungsstücke, die er hatte besorgen lassen, weil er wusste, dass sie solche Sachen mochte. Die Tüllkleider, in die Narzissa sie gesteckt hatte, verabscheute er und sie waren bei den Lehrstunden stets in Gefahr, am Kesselfeuer in Flammen auf zu gehen. Ihm selbst waren die jetztigen Kleidungsstücke zu bunt. Doch in wenigen Stunden würde die Welt Amaryllis so dunkel vorkommen, dass sie jedes bisschen Farbe gebrauchen konnte.
 

Er bezog mit ihr die Betten auf Muggleart und ließ ihr den Spaß, in den Bettbezug hineinzukrabbeln, um die Decke hineinzufriemeln, auch wenn er so alles doppelt machen musste.

Sie wusste nicht, wie ein Leben ohne Zauberei aussah. Mit verwuschelten blonden Haaren steckte sie strahlend ihren Kopf aus dem Bezug.

„Sir, warum macht man nicht jeden Tag sein Bett?“

„Früh genug wirst du es verabscheuen.“, murmelte er und strich ihr kurz über den Schopf. Er würde es ihr heute sagen müssen.

Auf dem Elektroherd bereitete er neben dem Abendessen auch noch zwei Stärkungstränke zu. Es ging besser als gedacht.

„Nun Sir... warum sind wir hier?“, fragte seine Schutzbefohlene zwei Stunden später. Im Kamin im Wohnbereich knisterte nun ein Feuer, der Geruch beruhigender Kräuter lag in der Luft, Eisblumen kletterten an den Fensterscheiben empor. Wie gern würde er die Illusion für sie aufrecht erhalten. Er betrachtete das Mädchen, dass beinahe in dem Berg aus Kissen und Decken in dem viel zu großen Bett unter ging. Sein Magen verkrampfte sich, als er sich auf die Bettkante setzte.

„Ich habe dich aus England weggebracht, um dein Leben zu schützen. Der dunkle Lord ist gefallen- wie du weißt. Weil du das Mal der Todesser auf deinem Arm hast, wird man dich töten wollen. Dein Vater wollte dich am liebsten auf anderem Wege verschwinden lassen. Deiner Mutter lag aber etwas an dir. Deswegen bist du hier. Deine Eltern werden dich nicht mehr erkennen, selbst wenn du vor ihnen stehst. Niemand außer mir weiß, wer du bist. Du existiert nicht mehr.“

Nein, er würde sie nicht anlügen. Die Wahrheit war kaum zu ertragen, doch besser als ein Lügennetz, in dem sie sich verheddern würde.

Grauen zeichnete sich in ihrem Gesicht ab.

„Es ist die einzige Möglichkeit gewesen, dich vor allen Seiten zu schützen.“

Stiegen ihr Tränen in die Augen?

Kurz dachte er, sie würde anfangen zu schreien und zu weinen. Doch dann glättete sich ihr Gesicht.

„Sir... werden wir also hier meine Ausbildung fortführen?“

„Nein. Ich werde zurück gehen. Ich werde mich von dir fern halten. Der dunkle Lord darf, sollte er zurückkehren, dich nicht finden. In fünf Tagen wird ein finnisches Paar diese Hütte buchen und dich finden. Sie werden dich aufnehmen wie ihre eigene Tochter. Du wirst mich nie mehr wieder sehen“

Er würde sie als Einzige dieser Kinder retten können. Retten vor den Vätern, die Geschehenes ungeschehen machen wollten. Retten vor einer Zauberergemeinschaft, für die das dunkle Mal Grund war, um Dementoren Seelen aussaugen zu lassen.

„Aber...“

Da waren die Tränen.

Kleine Hände, die sich in sein Oberteil gruben und das markerschütternde Weinen eines Kindes, dessen Welt gerade zusammen brach.

„Dann bin ich lieber tot!“

Nur dieses eine Mal hatte er sie in den Arm genommen. Als er zusammen gebrochen war. Doch nun schlangen sich seine Arme ganz von selbst und den zitternden Leib und er strich mit der Hand über ihren Rücken.

„Ryllis...“, nie hatte er ihren Namen abgekürzt und er wusste auch nicht, warum er es jetzt tat, doch zog er sie ganz auf seinen Schoss und schob ihr Kinn hoch, sodass sie ihn ansehen musste. Warum konnte sie nicht einfach aufhören zu weinen. „Es ist sicherer. Ich möchte nicht, dass du irgendjemanden in die Hände fällst, der dich für seine Zwecke missbrauchen will. Oder der dir Schmerzen zu fügt. Ich muss mich von dir fernhalten, damit niemand auf die Idee kommt, mir hinterher zu spionieren um dich zu finden.“

Er fuhr ihr über die Wangen, strich die Tränen fort, die weiter kullerten. Immer noch ließen die kleinen Hände ihn nicht los.

„Aber ohne euch... nein, das will ich nicht!“

Sturr. Wie ihre Mutter.

Sie vergrub ihr kleines Gesicht an seinem Hals, immer noch schluchzend. Frustriert seufzte er. Musste sein Herz sich so zusammen ziehen.

„Amaryllis. Sieh mich an. Das ist ein Befehl.“

Zögernd hob sie wieder ihren Blick.

Streng fixierte er sie.

„Du musst es als einen Auftrag ansehen. Ein Auftrag als Spionin. Ein Auftrag, der vielleicht so lange andauert, wie der meine. Du musst in eine Rolle schlüpfen, auch wenn sie dir vielleicht nicht gefällt.“

So wie er den Mantel eines Todessers überstreifte und Dumbledore Bericht erstattete.

Er strich wieder über ihre langen Haare. „Ich werde versuchen zurück zu kommen.“, versprach er dann. „Wenn niemand mehr nach dir sucht, kann ich vielleicht hier her kommen und wir führen deine Ausbildung fort. Bis dahin bist du auf dich allein gestellt.“

Sie begann wieder zu weinen. Er war wirklich nicht gut darin, mit Kindern umzugehen.

Er zog sie fester in seine Arme und versuchte die Schuld, die ihn zerriss, zu vergessen.

„Du wirst lernen, dich hier wohl zu fühlen. Das verspreche ich dir.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2015-12-05T14:23:25+00:00 05.12.2015 15:23
Normalerweise reite ich ja nicht auf Rechtschreibfehlern herum, aber den hier muss ich leider erwähnen:
Mit nur zwei Schlucken hatte sie den Becher gelehrt und sprang dann von ihrem Stuhl.
Es ist geleert von leeren (bzw. leer), wenn ein Gefäß ausgeleert wird - lehren beschreibt dagegen jemandem etwas beizubringen. Er hat sie seine Künste gelehrt, aber sie hat nur den Trank ausgeleert.
Ich weiß im Übrigen jetzt schon, dass Snapes Plan nicht so funktioniert, wie er sich das vorstellt. Das tut es erstens nie und zweitens wäre die Geschichte sonst schon vorbei. Interessant, wie ruhig sie eigentlich bleibt, nachdem sie erfährt, dass sie nie wieder zu ihren Eltern kann - vor allem, wenn man vergleicht, wie fertig sie der GEdanke macht Snape nicht wiederzusehen. Sie hat wohl allgemein nicht viel Zeit bei ihren Eltern verbracht ...
Ich frage mich nur, auf welche Missionen man ein kleines Kind mitnimmt - und wie das mit ihrer Magie funktioniert? Aber da werde ich wohl einfach weiterlesen müssen, wie's aussieht =D
Ein sehr gefühlvolles Kapitel und ich habe mich gefreut, dass man endlich mehr über das Mädchen lernt (deren Namen ich nicht schreiben kann) und dafür, dass er sie nach Finnland gebracht hat, gibt's noch mal extra Pluspunkte xD *Fähnchen aufstell*
Von: abgemeldet
2015-10-31T13:23:51+00:00 31.10.2015 14:23
Bisher eines meiner Lieblingskapitel:)


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