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Vergissmeinnicht

Angelina x George
von

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Wirbelsturm

 - Eberkopf, Hoegsmaede -

 

„Na dann, Angelina, auf uns, die wir dank Marcus Flints unersättlicher Libido diesen besonderen Abend statt bei meiner wohlverdienten Siegesfeier in Londons angesagtesten Bars und Clubs in diesem verschlafenen Flecken Erde verbringen müssen. Damit niemand merkt, dass er gar nicht hier ist und sich mal wieder in fremden Betten rumtreibt. Hoffen wir, das schadet meinem guten Ruf nicht allzu sehr.“

 

Graham Montague zeigte schon wieder sein Lausbubengrinsen und Angelina musste tatsächlich seit Wochen das erste Mal wieder ein bisschen schmunzeln. Sie saßen zu zweit an der Bar des zwielichtigen Eberkopfs in Hogsmaede und stießen mit dem ersten Feuerwhiskey des Abends an, den ihnen der alte Aberforth, unverwüstlich wie eh und je, schweigend auf den Tresen geknallt hatte. Der Pub war fast leer. Eine Runde flüsternder Hexen mit tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen, von denen eine, darauf hätte Angelina schwören können, dreiäugig war, saß an einem Tisch etwas abseits; in einer Ecke, die noch düsterer war als der Rest der in schummriges Licht getauchten Kneipe, spielten ein paar Kobolde um eine Kerze herum mit etlichen Goldmünzen als Einsatz Karten und links von ihnen saßen zwei abgerissen aussehende Männer schweigend vor einer schon bedenklich großen Anzahl leerer Bierflaschen . Angelina hatte überrascht feststellen müssen, dass ihr die Gesellschaft Grahams alles andere als unangenehm war. Mit jemandem Zeit zu verbringen, der sie nicht ständig mitleidig ansah war beinah eine Erlösung. Dennoch gelang es ihr nicht, George und den Anblick von Iphigenie aus ihrem Kopf zu vertreiben. Sie war verärgert über sich selbst, war sie doch mit ihren Grübeleien zu diesem Thema immer noch nicht wirklich weitergekommen.

 

Sie beschloss, dass die Lösung des Problems heute nur in einer größeren Anzahl Feuerwhiskey-Shots liegen könnte und orderte gleich einen zweiten für sie beide. Das kleine, leise Stimmchen in ihr, das ihr zuflüsterte, dass das wahrscheinlich eine äußerst dumme Idee war, ignorierte sie geflissentlich. Sie hatte keine Ahnung, wohin dieser Abend führen würde und eigentlich war es ihr egal. Sie sehnte sich einfach nur nach der erlösenden Taubheit in ihrem Kopf, die ihr der Feuerwhiskey bescheren würde und dachte lieber nicht an das Danach. Welches Interesse Graham Montague an ihr haben könnte und ob er überhaupt welches hatte, konnte sie nicht eindeutig einschätzen.

 

Sie redeten über das Spiel, diskutierten einige Taktikdetails, die heute zum Zuge gekommen waren und Graham zeigte sich begeistert von ihrem Fachwissen. Sie beeindruckte ihn mehrere Male mit einer genauen Analyse der Manöver, die er und Marcus heute geflogen waren, ohne dass er etwas ergänzen musste. Nach dem dritten Feuerwhiskey legte er ihr eine Hand auf das Knie und sah sie an. Sie stellte erschreckend fest, dass man ohne weiteres in seinen dunkelgrünen Augen versinken konnte, wenn man nicht verdammt aufpasste.

 

„Äußerst beeindruckend, Angelina. Du bist die einzige Frau die ich bisher kennen lernen durfte, die ein derartiges Quidditch-Grundwissen besitzt, es auf dem Feld, ich erinnere mich noch gut, knallhart einsetzt und nebenbei auch noch eine Schönheit ist. Normalerweise findet man entweder das eine, oder das andere, aber nie zusammen.“

 

Er lachte verschmitzt auf.

 

„Ich könnte glatt noch etwas von dir über Quidditch lernen. Welche Schande, dass du deine Karriere nicht weiterverfolgt hast.“

 

Sie bedankte sich lächelnd für das Kompliment und zwang sich, den Blick abzuwenden. Meine Güte, der Alkohol zeigte wohl bereits Wirkung. Oder war sie einfach mittlerweile so ausgehungert nach ein bisschen Zuneigung, dass sie ein so leichtes Opfer für seinen Charme geworden war? Sie entzog sich seiner Berührung sicherheitshalber.

 

„Nun, von uns beiden bist ja du derjenige, der bald für England fliegen wird, Graham. Ich kann das Kompliment also nur zurückgeben.“

 

Darauf stießen sie mit dem nunmehr vierten Feuerwhiskey an und Angelina merkte jetzt schon deutlicher, dass sie so langsam aufhören sollte, wenn sie nicht irgendwann vom Barhocker kippen wollte. Außerdem war sie sich jetzt langsam nicht mehr ganz sicher, wie Graham Montague zu ihr stand. Aber war es ihr wirklich so unrecht, wenn er Interesse an ihr gehabt hätte?

 

Nach einer weiteren halben Stunde, in der er einige lustige Anekdoten seiner und Marcus‘ Schandtaten aus der übermütigen Zeit nach dem Schulabschluss, noch vor Marcus Hochzeit, zum Besten gegeben hatte, wischten sie sich die Tränen des Lachens aus den Augenwinkeln und stießen mit einem weiteren Whiskey darauf an. In der letzten wahnwitzigen Geschichte hatte Graham ihr anschaulich geschildert, wie er und Marcus einmal versucht hatten, stockbetrunken nachts mit der Londoner U-Bahn nach Canterbury zu gelangen, weil sie in ihrem Zustand vergessen hatten, dass sie Zauberer waren und auch apparieren hätten können.

 

Angelina fühlte sich jetzt tatsächlich ziemlich angetrunken und als Graham ihr einen Arm um die Taille legte, um sie ein wenig näher zu ziehen, wehrte sie sich nicht dagegen. Irgendwo dumpf in ihrem Kopf meldete sich ihr Gewissen und sagte ihr, dass es Verrat an Fred war. Aber sofort kam eine trotzige andere Stimme dazu, die daran erinnerte, dass auch andere, allen voran George, einfach so weitermachten. Warum sollte sie es nicht auch ausprobieren dürfen; vielleicht konnte sie dann wenigstens heute Nacht alles einmal vergessen. Außerdem tat es ihr gut, von jemandem im Arm gehalten zu werden. Natürlich wusste sie irgendwo tief in ihrem Unterbewusstsein genau, was er von ihr wollte. Sie würde nicht nein sagen; sie hatte nicht mehr die Kraft dazu. Sie war angetrunken, wehmütig und tief in ihrem Inneren, und das wurde ihr jetzt bewusst, verletzt. Dann blendete sie die Vernunft endgültig aus und hob den Kopf, um in Graham Montagues verführerische Augen zu blicken.

 

In diesem Moment öffnete sich die Tür und der laue Abendwind strömte in den Raum.  Jemand betrat die Kneipe und als Angelina gerade die Augen geschlossen hatte, in Erwartung von Graham Montagues Lippen, hörte sie ein scharf gezischtes Stupor und gleich darauf noch Sectumsempra, riss die Augen auf und konnte gerade noch sehen, wie Montague erstarrt vom Stuhl kippte, so dass ihn der zweite Fluch gerade so verfehlte und stattdessen ein Stück Holz aus der Bar sprengte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie George an, der offenbar wutentbrannt war und immer noch in der Tür stand. Mit großen Schritten kam er auf sie zu, würdigte Montague keines weiteren Blickes, packte sie am Arm, bevor sie irgendwie reagieren konnte und disapparierte mit ihr.

 

Da ihr sowieso schon reichlich schwindelig war, tat das Apparieren sein Übriges zu Angelinas Zustand. Alles um sie herum drehte sich und es dauerte einige Sekunden, bis sie erkannte, dass George sie in ihre eigene  Wohnung gebracht hatte. Sie stand in ihrem Schlafzimmer und hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Direkt neben ihr stand George und funkelte sie wütend aus seinen blauen Augen an. Er sieht so ganz anders aus als Fred, wenn er wütend ist, schoss ihr durch den Kopf. Seine Augen loderten förmlich vor Zorn. Ihr war übel und sie griff nach seinem Arm, um nicht umzukippen. Er hatte offenbar seine Stimme wiedergefunden und zischte sie nun gefährlich ruhig an.

 

„Was sollte das werden, Angelina Johnson? Bist du von allen guten Geistern verlassen?“

 

Jetzt wurde sie sauer. Obwohl ihr Verstand noch immer reichlich vernebelt war, reichte es dennoch noch, um das gerade Geschehene noch einmal Revue passieren zu lassen. Ihre Stimme wurde laut und vibrierte leicht vor aufkeimendem Zorn.

 

„Das musst du gerade sagen, du wahnsinniger, bescheuerter Idiot! Erst redest du wochenlang kein Wort mit mir, dann hast du nichts Besseres zu tun, als Marcus Flints Ehefrau flachzulegen und schämst dich noch nicht mal dafür. Jetzt stürmst du in eine Bar, schockst Graham Montague vom Stuhl und hättest ihn beinahe ernstlich verletzt, obwohl er dir nichts getan hat. Wer ist denn hier von allen guten Geistern verlassen?“

 

Mit jedem Satz war sie ein Stück näher an ihn heran gerückt und hatte ihm mit der Faust auf die Brust geboxt. Jetzt war auch sie richtig wütend und funkelte ihn nun ihrerseits böse an.

Er fing ihr Handgelenk ein, damit sie ihn nicht mehr schlagen konnte und schaute starr auf die Wand hinter ihr.

 

„Es ist doch völlig klar, dass er seine dreckigen Finger an dich gelegt hätte, wäre ich nicht eingeschritten, oder? Kein Wunder, so wie du dich an ihn herangeschmissen hast.“

 

Jetzt war sie fuchsteufelswild und fühlte sich mit einem Schlag wieder stocknüchtern.  Sie hatte das Bedürfnis ihn mit aller Gewalt ins Gesicht zu schlagen und riss ihren Arm los. Er hatte nicht damit gerechnet und ihr Handgelenk nur noch locker gehalten. Sie verpasste ihm eine ordentliche Ohrfeige, sodass ihr selbst die Hand schmerzte.

 

„Du hast kein Recht, über mich zu urteilen, du verdammter Bastard. Ich wüsste außerdem nicht, was dich angeht, mit wem ich ins Bett gehe!“

 

Er packte sie wieder am Handgelenk und riss sie zu sich herum. Dann hob er den Kopf und hielt sie so fest, dass sie ihm gezwungenermaßen in die Augen sehen musste. Sie versank in tiefem Blau. Was sie darin lesen konnte, waren übermächtiger Zorn und gekränkter Stolz, aber zu ihrer Überraschung noch etwas anderes; Traurigkeit, Schmerz und… Sehnsucht. Es brauchte eine Weile, bis das in ihrem Verstand ankam. Er sprach jetzt so leise, dass es kaum mehr als ein Flüstern war.

 

„Doch, das geht mich verdammt nochmal etwas an.“

 

Und damit überbrückte er die letzten Zentimeter und presste seine Lippen auf ihre. Sie riss die Augen weit auf, aber sie wich nicht zurück. Dann schloss sie sie wieder und verschiedenste Empfindungen strömten auf sie ein. Seine Lippen waren weich und warm; all das, was sie in seinen Augen gelesen hatte, legte er auch in seinen Kuss. Er strich jetzt sanft, aber fordernd mit der Zunge über ihre Unterlippe und bewegte sie so, die Lippen leicht zu öffnen. Sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren. Ihr Kopf war wie leer gefegt, die Wut innerhalb von Sekunden verraucht und zu leidenschaftlichem Verlangen geworden; ihre Haut war überempfindlich und prickelte, ihr Körper reagierte wie von selbst und sie drückte sich näher an ihn, suchte nach der Wärme seines Körpers.

 

Er unterbrach ihren Kuss und strich ihr die Träger ihres Kleides über die Schultern, das daraufhin zu Boden glitt; George hob sie hoch, so dass sie ihn mit ihren Beinen umschlingen konnte und presste sie so hart gegen die Wand, dass sie kurz zusammenzuckte. Er war immer noch wütend, das hatte sie jetzt deutlich zu spüren bekommen. Ungeduldig und ungestüm, aber wie Angelina in ihrer Feinfühligkeit deutlich bemerkte, mit großem Begehren und Leidenschaft strichen seine Hände über ihren Körper, während er die empfindliche Haut ihres Halses erkundete und ihren rechten Arm fest an die Wand drückte. Sie schrie leise auf, als sie seine Zähne auf ihrer Haut fühlte. Angelina zog ihm im Gegenzug die Fingernägel der Linken über seinen blanken Rücken, nachdem sie ihm mit einem Ruck sein Hemd von den Schultern gezogen hatte.  Er zog scharf Luft ein, grinste dann breit und küsste sie wieder auf den Mund, diesmal mutiger als beim ersten Mal. Dann löste er sich nochmals von ihren Lippen und sah ihr direkt in die Augen. Sie erwiderte seinen Blick ohne zu zögern, Schokoladenbraun auf Himmelsblau. Viel heller als Freds Augen.  Beinahe zärtlich strich er ihr kurz über Wange und Lippen, dann hob er sie wieder hoch und trug sie zum Bett hinüber. Angelina schlang ihre Arme um seinen Hals und hatte das Gefühl, in einem Meer von verschiedensten Gefühlen und Eindrücken zu ertrinken. Doch sein nächster Kuss löschte jeden Gedanken, der noch in ihrem Kopf herumgeschwirrt hatte, ein für alle Mal aus.



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