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Mia und Kai-Alexander - das wandernde Rätsel

Band I
von

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Kapitel 41 Anknuft

Kapitel 41 Anknuft
 

Der Auftrag war, wie Rooster es nicht anders erwartete hatte an Sabriel gegangen. Und wie der Rotschopf es überhaupt nicht gedacht hatte, auch an Akaris Onkel Haston. Simon Haston kannte sich gut aus mit alten Schriftstücken und war bereits im Center aktiv gewesen, bevor Feliziats Direktorin geworden war. In der alten Garde hatte er den Stand eines Eigenbrötlers und Bücherwurm gehabt, war allerdings immer für seine Arbeit im Center hoch geachtete worden. Sein Hauptproblem bestand wohl darin nicht ins 21. Jahrhundert zu passen. Sabriel war zwar auch ein ausgemachter Bücherwurm, wobei sie nichts gegen Handy, Computer oder schicke Motorräder hatte. Ihre Mutter hatte ihr einmal beigebracht, dass Bücher schon immer geschrieben wurden um das Wissen für die Zukunft zu bewahren und nicht das Wissen der Vergangenheit zu katalogisieren.

Mit dieser Einstellung prallte sie förmlich gegen ihren Partner bei diesem Auftrag. Wahrscheinlich war das auch der Grund weswegen der Schweizer Gardist etwas ungläubig die beiden Männer begutachtete.

Felizitas wollte keine Schwierigkeiten und hatte Sabriel angeordnet ihre männliche Identität zu nutzen. Im konservativen Vatikan hatte sie es dann vermutlich leichter. Was völlig unsinnig war. Das Archivum Secretum Apostolicum Vaticanum, die zentrale Sammelstelle für alle vom Heiligen Stuhl promulgierten Gesetze sowie die diplomatische Korrespondenz des Vatikans, lies bereits seit dem 17. Jahrhundert Wissenschaftler mit einem Empfehlungsschreiben einer Universität oder andern Forschungsstätte Einlass in diese Institution. Wenn es in dieser Zeit nicht eine Frau geschafft hatte die 85 Regalkilometer zu Gesichts zu bekommen, dann würde Sabriel freiwillig ein Tüttü tragen.

Um so länger die Astrontochter mit Rooster zusammen war, desto unangenehmer wurde ihr der Aufwand sich nicht bequem zu kleiden. Sie würde niemals auf Rüschen stehen oder gar Rosa. Nein, sie hatte Geschmack an Tops und Caprihosen gefunden. Schön schlabberig für endlose Lesestunden. Nur wenn sie so was Trug, sah man ihren Busen und eine ausgesprochen hübsche Taille mit samt dem dazugehörigen Hintern.

In Italien war es noch recht warm. Die Heißen Sommermonate waren bereits vorbei, jedoch hatte die Sonne noch ausreichend Energie, damit man keine Jacke benötigte, jedenfalls wenn man kein Südländer war.

Sabriel trug einen weiten schwarzen Pullover und eine steife Baumwollhose Marke "Unförmig, zum Glück gerade noch bequem". Die aschblonde Mähne war struppig und zusammen gebunden, sodass man zweimal unter die Hornbrille schauen musste, ob sich darunter doch eine Frau verbarg oder nur ein Mann, welcher an der letzten Modeagentur falsch abgebogen war.

Haston über nahm das gesamte Gespräch. Sein Italienisch war ganz passabel. Sabriel glaubte sich zu erinnern, dass die graue Maus vor ihr sechs oder gar acht Sprachen beherrschte.

Das war auch der Grund weswegen sie sich Zeit nahm und kurz die Aufstellung der Hauspolizei des Vatikans durch ging. Die kleinste Arme der Welt, welche gerade mal die Stärke einer Kompanie hatte war vornehmlich für die Sicherheit des Papstes zuständig und bestand aus katholischen Schweizern zwischen 19 und 30 Jahren. Sie bewachten die Eingänge zur Vatikanstadt, beschützen den heiligen Vater und verrichteten Ehrendienste.

Der Vatikan war nicht dumm. Man hatte genau gewusst, dass zwei Magier die Bibliothek betreten wollten, immer hin hatte Vilon nach nicht christlichen Familien gesucht, welche der heiligen Stadt mehr als nur ein Mal auf die Kutte getreten war. 110 Mann, selbst wenn sie alle mobilisiert werden konnten, so hätte Sabriel genügend Spaß an der ganzen Sache gehabt. Der Mann in der blauen Uniform vor ihr hatte wahrscheinlich Pfefferspray einstecken und irgendwo eine SIG P220. Mit Sturmgewehr 90 und MP5 oder M P7 würde hier bestimmt keiner herumballern. Sie hingen würde bei den ganzen Kostbarkeiten auch keinen einzigen Funken zünden.

Schon im sechzehnten Jahrhundert waren die Schweizer berühmt für ihr Können gewesen. Einige aus den fünf Familien hatten üble Erfahrungen mit ihnen gemacht. Es gab auch Zeiten, in denen beide „Vereine“ Hand in Hand gearbeitet hatten. Ein Beispiel war der 6. Mai 1527, die Plünderung Roms. Hätten die fünf Familien und die Gardisten nicht zusammen gearbeitet, wahrscheinlich wären mehr als ¾ der Garde oder der Familien hopps gegangen.

Im Grunde war weder sie noch Haston auf Krawall aus, jedoch sei dem Napoleon 1810 die Bibliothek nach Paris verlegt hatte und beim Rücktransport zwischen 1815 und 1817 die fünf Familien für empfindliche Verluste gesorgt hatten, waren die Bewohner des Vatikans sehr vorsichtig. Weil die Offenlegung und die Katalogisierung des Archivs immer weiter voran getrieben wurde waren beide Fraktionen, Christen und Magier, sehr dran gelegen, dass es nicht zu unnötigen Skandalen kam. Sabriel wunderte sich sowieso, wie Vilon mit diesen Dokumenten hier ein und Ausgehen konnte. Aber genau das war ja ein Grund weshalb sie mit Haston die nächsten drei Tage in den modernen Büchercontainern der Bibliothek verbringen musste.

Streng musste die verkleidete Frau ihren Arm an den Körper pressen, weil Otto-Fritz-Peter anfing zu nerven. Eine Hand ergriff ihr Handgelenk und half fürsorglich den kräftigen Büchergeist zu kontrollieren. Sie blickte auf und erkannte die sumpfig grünen Augen von Haston, die hinter einer ovalen Brille hervor strahlten. Er machte keinen Hehl daraus, dass er sie nicht dabei haben wollte. Doch er und Julian verstanden sich erst recht nicht und Felizitas blieb nun mal die Chefin.

LEIDER!

„Ärger?“, fragte Simon Haston tonlos.

„Er meint die Menschen haben keine Manieren, weil die Bücher hier ihres Lebens beraubt werden“, flüsterte Sabriel.

„Sie können es nicht anders. Zu Hause kümmern sich die Büchergeister um die Bücher und Aufzeichnungen. Hier müssen die Menschen ohne Magie hilflos zusehen, wie diese Werke nach und nach zerfallen und der Natur zurückgegeben werden. Deshalb diese technischen Undinger.“
 

„Wir sind da. Bis hierher und nicht weiter. Die letzten Aufzeichnungen des Kardinalskollegium vor 800 Jahren sind hier“, brummte der Gardist und stellte sich vor die Besucher, mit solchem Nachdruck, dass Simon um ein Haar gegen den Rücken des Mannes gelaufen wäre.

„Wir sind hier falsch. Das Kloster Aureus sucht Aufzeichnungen von 1700, nicht von 1200“, meinte Haston im Brustton der Überzeugung.

Argwöhnisch zog der Gardist eine seiner buschigen Augenbrauen hoch. „Ich dachte ihr sucht etwas über die Balthasarfamilie.“

„Muss jeder Gelehrter der aus Falkenstein kommt sich gleich mit solch einem Humbug befassen. Mit Dämonen oder Märchen will ich nichts zu tun haben. “, maulte er und verdrehte entnervt und misstrauisch die Augen. Der Gardist war scharfsinnig. Er schien die Geschichte der Balthasar zu kennen. Nach der Hexenverfolgung ging eine ganze Weile das Gerücht um, die verfluchten Balthasar hätten sich mit einer Adelsfamilie verbündet, um weiteren Schaden abzuwenden und unterzutauchen. Niemand nahm dieses Gefasel wirklich ernst, allerdings wurde jede Familie von Falkenstein gehässig erweise darauf angesprochen. Vor allem, wenn sie diese heilige Stadt betraten.

„Es ist albern und unsinnig, realistisch gesehen, handelt es sich beim so genannten Balthasarfluch der Kirche eher um die ersten Krebsaufzeichnungen. Eine tödliche Krankheit würde ich jedenfalls nicht als vatikanische Strafe oder Fluch ansehen“, schimpfte Lucas Begleiter weiter und so allmählich stieg in ihr der Wunsch dem Typen neben ihr ins Labyrinth zu stecken, damit er die Macht Falkensteins wirklich kennen lernen würde.

„Genau wegen solchen Gerüchten sind wir hier. Die Aufzeichnungen von Herrn Vilon könnten dafür sorgen, das die Lokalpresse wieder mal schmutzige Wäsche wäscht, wo keine ist.“

Der Gardist sah Luca in die Augen. Luca hielt dem Stahlgrau stand. An ihr hatten sich schon einige Männer die Zähne ausgebissen und keiner hatte je erfahren, dass sie einer Frau unterlegen waren. Da würde auch heute so sein.

„Dann müssen wir in einen andern Abschnitt gehen“, gab der Gardist schlussendlich nach, behielt jedoch Luca und nicht den erfahrenen Simon im Auge.

Die Beiden wurden in einen Container mit den entsprechenden Daten geführt. Es war stickig und eng in diesem Aufbewahrungsmechanismus. Der vertraute Geruch von altem Papier war dominant, jedoch vermisste Luca die Atmosphäre von alten Regalen, barocken Schnitzereien und die Magie des Alters. Sie hatte eigentlich vor gehabt den Büchergeist ihres Freundes im Eingang der Container unbemerkt frei zulassen, nur leider war der Gardist sehr aufmerksam und wurde während der gesamten ersten Recherche zur Beobachtung ab gestellt.

Simon Haston, ein Schweizer Gardist und sie auf minimalem Raum drei Tage lang. Kai hatte recht gehabt: Ihr gefiel die gesamte Situation jetzt schon nicht und es würde noch schlimmer kommen.



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