Ein Hauch von Eifersucht
Der Nachhauseweg verlief schweigend. Nachdem Yoshiro und Minako sich von den anderen beiden verabschiedet haben, fuhren sie gemeinsam nach Hause. Sie wohnten in derselben Straße, ihre Häuser lagen direkt nebeneinander.
Yoshiro spürte, dass er seit kurzem ziemlich genervt war. Um genau zu sein, seit Arata Minako geküsst hatte. Er konnte nicht verstehen, warum er so negativ darauf reagiert hatte, warum ihn das so aufgewühlt hatte. Was küsste sie ihn auch beim ersten Date! Okay, es war nicht fair von ihm. Er hatte Hina schließlich auch geküsst, oder eher gesagt sie ihn. Yoshiro war in diesem Moment so überrumpelt gewesen, dass er in eine Starre verfiel und den Kuss einfach über sich ergehen ließ. Aber um ehrlich zu sein, hatte es ihn kalt gelassen. Ob es Minako mit Arata genauso ging? Er hoffte es.
Yoshiro schämte sich für seine gehässigen Gedanken. Arata war schließlich sein Freund und er gönnte ihm selbstverständlich Glück. Aber warum musste es ausgerechnet Minako sein? Seitdem Arata verkündet hatte, dass er sich mit Minako treffen will, hatte sich dieses bedrückende Gefühl in seiner Magengegend ausgebreitet. Yoshiro verstand es selbst nicht, denn er hatte keinerlei Ansprüche auf sie. Er hatte selbst gesagt, dass sie nur eine beste Freundin war. Mehr nicht. Also sollte er sich jetzt besser damit anfreunden, dass sie nun andere Jungs treffen würde.
Als sie bei Minakos Haus ankamen, blieben sie im Vorgarten stehen.
„Na dann“, meinte Minako und kramte nach ihrem Schlüssel, „mach's gut.“
Yoshiro ergriff ihren Arm und hinderte sie am Gehen.
„Kommst du mich morgen besuchen?“ Er wollte nicht bis Montag warten, um sie dann in der Schule zu sehen. Außerdem unternahmen sie am Wochenende immer etwas.
Minako sah überrascht zu ihm auf. „Das halte ich für keine so gute Idee.“
Ihre abweisende Art versetzte ihm einen kleinen Stich. „Wieso das denn?“ Er klang genervter, als er wollte.
Minako schienen die nächsten Worte schwer zufallen. Sie wandte ihren Blick wieder ab und murmelte: „Na weil... na weil du jetzt mit Hina zusammen bist.“
Yoshiro runzelte die Stirn. Warum sagte sie das? Das änderte doch nichts an ihrem Verhältnis zu einander.
„Was hat Horikita damit zu tun? - Hast du vielleicht was dagegen, dass ich mit ihr zusammen bin?“
Die Worte waren schneller aus seinem Mund gekommen als beabsichtigt. Seine Nervosität stieg heftig an. Er wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als dass sie ihm einfach sagte, dass es ein Fehler war, mit Hina zusammenzukommen.
„Wenn du mit ihr zusammen sein möchtest, wie könnte ich was gegen haben?“, erwiderte Minako schnell, doch merkwürdigerweise erreichten die Worte ihre Augen nicht. Yoshiro kannte sie viel zu gut, um nicht zu sehen, dass hier irgendetwas faul war. Aber er kam nicht dahinter, was es war.
„Die Sache mit Horikita ändert doch nichts an unserer Freundschaft, richtig?“
Ein zaghaftes Nicken ihrerseits ließ ihn fortfahren.
„Kommst du mich also morgen besuchen?“
Yoshiro fiel auf, dass er ihren Arm immer noch umschlossen hielt. Sanft strich er mit seinem Daumen über ihre weiche Haut und spürte, wie sich die feinen Härchen aufstellten und sich Gänsehaut auf ihrem Arm bildete.
Minako überlegte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie ihm endlich eine Antwort gab.
„In Ordnung. Ich komm morgen zu dir.“