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Zwischen Hier und Da

Leicht rauschte die Wellen an den Strand, spülten neues an und altes fort. Nach dem gewaltigen Sturm wirkte alles so ironisch friedlich, als sei nichts gewesen. Abgesehen von all dem, was das Meer an den Strand gespült hatte. Unmengen Seetang, Holz und andere Dinge. Und manches davon konnte man sogar gut verkaufen. Aber etwas erweckte mehr Aufmerksamkeit als alles andere. Etwas großes lag bedeckt von Seetang, noch halb im Wasser, am Strand. Da die Pflanzen des Meeres es zum größten Teil verdeckten konnte man nur hin und wieder etwas schwarzes aufblitzen sehen.

Ein Mann, bullig und vernarbt mit einer Glatze, die das Sonnenlicht reflektierte, durchsuchte das Strandgut nach angespülten Kostbarkeiten, die er zu Geld machen konnte. Einiges hatte er schon gesammelt, was er auf einem Pferdekarren sammelte. „Seetang. Pah, nutzlos! Holz. Nutzlos. Steine. Noch nutzloser.“ Frustriert sortierte er aus. Seit einiger Zeit hatte der Strand nichts wertvolles mehr hergeben wollen. So frustriert wie er war, kickte der Mann einen der angespülten Steine fort. Der Stein aber prallte an etwas großem ab, ditschte zurück und traf ihm in Gesicht. Murrend und fluchend hielt sich der Mann die Stelle, an welcher der Stein ihn getroffen hatte und stierte böse auf das, an dem er abgeprallt war. Doch war seine Frustration urplötzlich verschwunden, als er den großen, von Seetang, Holz und anderem bedeckten Berg sahen. Von der Neugier gepackt trat er auf dem Berg zu, befreite ihn von Seetang und Holz und sprang erschrocken zurück, als er in das Gesicht eines bewusstlosen schwarzen Drachen sah.

Vom ersten Schock erholt, trat der Mann vorsichtig näher und tippte die schwarze Kreatur mit der Fußspitze an. Sie rührte sich nicht und ein erleichterter Seufzer verließ den Mund des Mannes. Folgend machte er sich daran, den Drachen freizulegen. Bald schon hielt er erneut inne. Der Drache trug eine Art Geschirr und einen Sattel. Verfangen in dem Geschirr lag ein bewusstloser Mann. Er hatte nur ein Bein und eine riesige Platzwunde am Kopf, die immer noch blutete. „Bei Thor!“ entfloh es dem Mann. Eine Pause folgte...

Der Mann sah nach links.

Der Mann sah nach rechts.

Die Zahnräder in seinem Kopf schienen regelrecht zu mahlen und er verschränkte nachdenklich den Kopf, bis er, eine Idee habend, seine Faust in die Handfläche schlug. Dann machte er sich daran, das seltsame Gespann komplett frei zu räumen, befreite den Mann aus dem Geschirr des Drachen, welchen er dann hochhob und ächzend zu seinem Karren schleifte und dort zu seinen Fundstücken warf. Dann kehrte er um, hob den Mann hoch und warf ihn ebenfalls zu seinen Fundstücken. Daraufhin setzte er sich auf den Kutscherbock und trieb die Pferde an. Der Wagen setzte sich in Bewegung und verließ den Strand. Der schwarze Schwanz des Drachen, dem ein Teil der Schwanzflosse fehlte, schleifte über den Rand des Karrens hängend leicht über den Boden.
 

„Kommen sie, kommen sie!“ schallte es über den Marktplatz. „Nur heute ergibt sich ihnen die einmalige Gelegenheit, einen echten Nachtschatten bald ihr Eigentum zu nennen!“ Um das Podest, dass der Mann mit der Glatze aufgebaut hatte, hatte sich eine riesige Traube an Menschen gebildet, die erstaunt, ängstlich und manchesmal auch interessiert und gierig auf den tobenden Drachen in dem Käfig starrten. Das Maul des Nachtschattens war derart versiegelt, dass er es noch nicht einmal öffnen konnte, geschweige denn seinen tödlichen Strahl feuern. Seine Flügel waren mit festen, schweren Riemen an seinem Körper fixiert, Beine, Schwanz und Hals wurde von Ketten gehalten, die bei jeder Bewegung rasselten wie ein Schlossgespenst.

„Nur heute“ fuhr der Mann unbeeindruckt von dem Knurren aus dem Käfig fort. „haben sie die Gelegenheit, diese Kreatur zu erwerben. Diese Kreatur, das Kind des Todes und der Nacht persönlich. Schlagen sie zu!“ Sofort erhoben sich die Stimmen der Interessenten und Gebote wurden durcheinander geschrieen. „Ich höre eine Millionen.“ rief der Mann. „Wer bietet mehr?“ Das Geschrei an Geboten brach nicht ab. Zwei Millionen wurde hier geboten, drei Millionen da. Der Mann, ein erfahrener Geschäftsmann, war nicht dumm. Dieser Nachtschatten würde ihm ein Vermögen einbringen. Gezielt wartete er auf höhere Gebote und trieb sie höher und höher.

„Einhundert Millionen!“ rief dann jemand dazwischen und der Rest verstummte abrupt. Stattdessen erhob sich erschrockenes und aufregendes Gemurmel. Der Bieter war ein vornehm gekleideter Herr. Eine Gasse bildete sich in der Menschentraube, durch welche der Herr auf das Podest zu marschierte. „Verkauft für Einhundert Millionen an diesen Herren!“ lies der Glatzköpfige verlauten und bat den Herrn auf das Podest. „Herzlichen Glückwunsch, der Herr. Sobald ihre Bezahlung registriert wurde sind sie der neue Besitzer dieses edlen Geschöpfes.“ schmierte die Glatze dem Mann Honig ums Maul. „Jaja. Bring ihn mit einem Karren zum Dorfrand. Dann sage ich euch, wo ihr ihn schlussendlich hinbringen sollt um eure Bezahlung in Empfang zu nehmen.“ schnitt der Edelmann dem Verkäufer das Wort ab. „Sehr wohl, der Herr. Sehr wohl. Ich werde mich gleich an die Arbeit machen!“ Der Edelmann verließ das Podest und die Traube trollte sich enttäuscht. Die Glatze verfrachtete den Käfig mit der Kreatur, die sich durch die Fesseln kaum bewegen konnte, auf seinen Pferdekarren, saß auf und folgte dem Edelmann, der voraus stolzierte.
 

Von all dem Trubel bekam der junge Mann im Verlies nichts mit. Sehen konnte er ja ebenfalls nichts. Sein Kopf schmerzte und pochte, während er wie ein nasser, gebrochener Sack in seinen Fesseln an der Wand hing. Er war nur in Lumpen gekleidet und trug eine Augenbinde, die seine Fähigkeit zu sehen unterdrückte. Der kalte Stein entzog ihm jegliche Wärme. Die Haut war fahl und seine kurzen, braunen Haare zerzaust. Auffällig war, dass ihm ein Bein fehlte und seine Peiniger hatten sich auch nicht die Mühe gemacht, es festzuketten, im Gegensatz zu seinem anderen, gesunden Bein.

Der Mann hatte keinen Namen. Sein Kopf war leer und sein Gedächtnis wie weg gewischt. Es wäre ein leichtes, ihn jetzt zu formen. Mit einem klacken gab das Schloss der Zelle den Zutritt frei und Schritte näherten sich dem Gefangenen, ehe die große Tür hinter ihm wieder zu fiel. Der Mann hob den Kopf, lies ihn dann jedoch wieder hängen. Sehen konnte er ja eh nichts. Die Person, die eingetreten war, hatte sich offenbar vor ihm positioniert und starrte ihn nun nieder. Das konnte er fühlen. „Du bist nichts!“ erklang dann eine Stimme, scharf wie ein Schwert. „Du bist nichts. Du kannst nichts, du bist ein Niemand und verdienst keinen Namen.“ Der Gefangene nahm diese Worte auf wie ein Schwamm. Sein leerer Kopf verlangte danach, gefüllt zu werden. „Du bist nichts wert. Du bist nur dazu da, anderen Menschen zu dienen. Du bist ein Sklave, warst schon immer einer und wirst auch immer einer sein.“ fuhr die Person fort. Der Gefangene erwiderte nichts und lauschte einfach weiterhin, wie die Person vor ihm ihn niedermachte. Sein leerer Geist begann langsam, diese Manipulation anzunehmen. Diese Prozedur wiederholte der Mann, den der Gefangene letztendlich Schwertstimme nannte, mehrere Tage lang, sagte ihm, er sei nichts und nur ein Sklave und wenn er etwas falsch machen würde, drohen ihm die Peitsche und andere Strafen. Schwertstimmes Manipulation füllte bald den ganzen Geist des Gefangenen aus. Er wurde geformt, ein Sklave aus Fleisch und Blut zu werden. Dass er seinen Herren nie widersprechen durfte und alles tun musste, was sie von ihm verlangten. Schwertstimme trainierte ihn sozusagen in sein Sklaventum und das durch eiskalte Manipulation. Bei anderen wäre diese Art der Manipulation vielleicht viel schwerer oder gar gescheitert, aber eine Person mit Amnesie konnte man so formen, wie man wollte. Der junge Gefangene begann schnell das zu glauben und zu denken, was Schwertstimme ihm eintrichterte. Doch eine Frage blieb: Warum war er gefangen? Etwa, um ihn zu trainieren?
 

Mit einem flauen Gefühl im Magen kehrte Astrid Geschwader nach Berk zurück. Das rote Fundstück an sich geklammert. Wie sollte sie das denn nur Valka beibringen? Wie sollte sie es dem ganzen Dorf beibringen, dass ihr Häuptling... Wild schüttelte sie den Kopf. Nein, nein, nein! Daran wollte sie nicht denken! Es war Hicks! Der war so zäh wie ein Drache! Er musste überlebt haben!

Sie blickte wieder auf den Überrest des Schwanzsegels. Hoffentlich hatte er überlebt... Rotzbakke musterte sie, als sie sich auf den Weg zu Valka machte. „Das wird stressig...“ raunte er den Zwillingen zu.
 

Mit einem flauen Gefühl im Magen klopfte Astrid an das Haus, das sich Hicks mit Valka, Wolkenspringer und Ohnezahn teilte. Als keine Antwort kam, trat sie vorsichtig ein. „Valka?“ fragte sie und setzte einen zögerlichen Schritt hinein. Wieder kam keine Antwort. Sie vernahm aber ein leichtes wimmern aus der oberen Etage. Vorsichtig stieg sie die Treppe hinauf. Das Wimmern wurde lauter und sie vernahm ein leichtes schaben von Schuppen. Valka saß auf Ohnezahns Lager, neben ihr Wolkenspringer. Hicks Mutter hielt etwas fest umklammert und weinte. „Valka?“ Die Wikingerfrau hob den Kopf. Ihr Gesicht war verweint und Wolkenspringer legte tröstend einen Flügel um sie. Astrid trat näher und warf ein Blick auf das, was Valka in der Hand hielt. Ihr Herz setzte aus. Das war doch... Die Reste von Ohnezahns künstlicher Schwanzspitze fielen zu Boden und Astrid sank auf die Knie. Valka hielt Hicks Beinprothese in dem Armen. Das künstliche Bein, das Grobian ihm einst gemacht hatte. Astrids Hoffnung, dass Hicks überlebt hatte, schwand. Valka schien es bereits schmerzlich akzeptiert zu haben. Jetzt, wo sie Ohnezahns Schweifspitze sah, brach sie in ein haltlosen Klagegejammer aus. Astrid konnte nicht anders als sie in den Arm zu nehmen. Auch sie begann zu weinen und beide Frauen mussten den Verlust des Sohnes und des guten Freundes akzeptieren.
 

„Heute im Angebot!“ schallte die Stimme des Sklavenhändlers über den Markt. „Greifen sie zu, meine Damen und Herren. Heute habe ich gute Ware im Angebot!“ Männer und Frauen standen auf einem Podest, dem Publikum zugewandt. Die Gruppe war bunt gemischt. Kräftige, muskulöse und dünne Männer und Frauen und ein Sklave, der aus der Reihe tanzte. Er hatte nur ein Bein, war jünger als die anderen Sklaven und schmächtig. Ketten rasselten von den Fesseln um Hälse, Hände und Füße der Sklaven. Der Sklavenhändler trug eine Peitsche in der Hand, um die Sklaven zu bestrafen, anzutreiben oder anderes. Eine weitere hing an seinem Gürtel und diese Peitsche war gespickt mit eisernen Dornen und Stacheln, perfekt dafür, Wunden zu reißen. „Zusätzlich zu jedem gekauften Produkt gibt es die Möglichkeit, eine zusätzliche Peitsche zu erwerben!“ Dabei hielt er seien Peitsche hoch. „Oder ganz exklusiv...“ Er löste die Dornenpeitsche von seinem Gürtel, zeigte sie und lies sie einmal knallen. Ein sirrendes und peitschendes Geräusch, untermalt von klingen der Metallspitzen war zu vernehmen. „... diese spezielle Züchtigungspeitsche für harte Fälle!“ Er rollte sie wieder ein und verstaute sie wieder an seinem Gürtel. Die Menge vor dem Podest raunte, diskutierte oder wägte die verschiedenen Vor- und Nachteile der Sklaven ab.
 

Nach und nach wurde ein Sklave nach dem anderen verkauft. Manche der neuen Herren kauften sich auch eine Peitsche dazu, der ein oder andere sogar die besondere Peitsche. Als letztes blieb nur noch der Einbeinige zurück. Die Menge hatte schon über die Hälfte an Schaulustigen und Käufern verloren. Der Sklavenhändler knirschte mit den Zähnen. Warum hatte man ihm diesen Krüppel zum Verkauf übergeben? Den wollte doch niemand! Er war ein Ladenhüter! Wie er es schon von vorneherein vermutet hatte! Grummelnd zog er seine Peitsche straff und entspannte sie wieder. Er war ungeduldig und wollte dieses... Ding loswerden, das er hier verkaufen sollte. Wo hatten seine Vorgesetzten den überhaupt aufgetrieben?!

„Ich biete Fünftausend.“ schallte es dann plötzlich aus der Menge. Der Sklavenhändler suchte nach dem Ursprung des Gebots und schluckte, als er ihn fand. Dort, vor dem Podest, stand ein Pirat, wie er im Buche stand. Stämmig, mit Augenklappe, Holzbein und Papagei auf der Schulter. „Sind sie sicher, mein Herr?“ fragte der Sklavenhändler eingeschüchtert. „ Aye! Sehe ich aus, als würde ich scherrrzen?“ kam die patzige Antwort, gefolgt von einem Arrr zurück. „Und ich nehme auch gleich je eine deinerrr Peitschen mit dazu. Und jetzt steh da nicht so rum sondern brrring ihn herrr!“ blaffte der Käufer ungeduldig. „S... sofort, Herr!“ Der Händler lies die Peitsche einmal knallen, nahm die Ketten des jungen Mannes und führte ihn von der Tribüne, wo der Pirat ihn in Empfang nahm und kurz darauf auch die zwei Peitschen. „Da hast du dein Geld.“ Der Pirat drückte ihm ein paar Geldscheine in die Hand und machte sich mit seinem Sklaven auf den Weg. „Aber mein Herr! Das sind nur“ „Arrr!“ unterbrach der Pirat den Sklavenhändler direkt prompt und ging einfach weiter. Der Sklavenhändler blickte ihm irritiert nach und beschloss, besser wenig Geld als kein Geld und dass er den Krüppel endlich los war.
 

Das Schiff des Piraten war groß und stattlich. „Aye. Das ist dein neues zu Hause!“ sagte der Pirat und führte seinen neuen, einbeinigen Sklaven wie einen Esel über die Rampe an Bord. Netterweise stellte die Mannschaft den Sklaven ein Holzbein zur Verfügung, dass er nun auch auf zweien laufen konnte, behandelte ihn aber sonst wie den Sklaven, der er war. Er musste das Deck putzen, das Essen zubereiten und die Launen der Mannschaft ertragen. Aus dem Ausguck, hoch auf dem Mast, beäugte ihn ein Drache, angekettet an die Takelage. Während er das Deck schrubbte, beobachtete der junge Mann, wie die Mannschaft geschäftigen Ameisen gleich über das Deck eilte um die Befehle des Kapitän auszuführen.

Sie legten ab und der Sklave traute sich zu fragen. „Herr. Wohin segeln wir?“ „Arrr.“ gab der Kapitän zurück. „Auf die See, mein Frrreund. Plünderrrn und rrrauben.“ Dann wandte er sich ihm zu. „Aberrr du, mein Lieberrr, wirrrst hierrr bleiben und das Schiff in Schuss halten.“ „Jawohl, Herr!“ Der Sklave verbeugte sich tief.



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