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Von grausamen Monstern, Pestdoktoren und ganz normalen Menschen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, das erste Kapitel, was nun wirklich im regelmäßigen, freitäglichem Abstand kommt :D Auch wenn ich sehr viel Spaß beim Schreiben hatte, sind trotzdem auch ein paar wichtige, ernste Sachen drin.^^
Viel Spaß :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen und einmal danke an alle, die fleißig lesen, kommentieren und favorisieren :D
Hier kommt das einleidende Kapitel. Ab dem nächsten geht es dann richtig los...oder so XD
Viel Spaß beim Lesen *___* Komplett anzeigen

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Chopper – Diese Liebe

Die Welt war im Wandel. Das spürte man schnell.

Etwas wehmütig ließen die Strohhüte Spiral Down Island und somit auch Sanjis Heimatinsel hinter sich. Neugewonnene Freunde wurden mit jeder Seemeile mehr und mehr zu einem Teil ihrer Erinnerung. Wiedereinmal war es ein großes Abenteuer, welches sie hinter sich ließen.

Was genau hatte sich geändert, fragte sich manch einer? - Mehr als genug, erklang schnell die Antwort. Sie alle hatten schnell verstanden, dass sich hinter Sanji, ihrem Schiffskoch all die Zeit, welche sie sich nun schon kannten, mehr verborgen hatte, als er immer zugegeben hatte.

Zu Beginn war er ein Prinz gewesen. Nun der rechtmäßige König seiner Heimatinsel – Zorro hielt das noch immer für einen ungeheuerlichen Scherz. Doch wahrscheinlich war er einfach noch zu geschockt und traumatisiert von dem Aufenthalt auf der Insel, welche ihre kringeligen Zeichen bei jedem der Strohhüte hinterlassen hat.

Der Smutje war nun in seinem ganzen Wesen und seiner ganzen Art komplett verwandelt: Da war einmal der schmerzliche Verlust seines Beines. Fragte man ihre Navigatorin, so gab sie sich selbst noch immer die Schuld daran. Doch sie alle wussten, dass niemand, nur der böse König Mides, Sanjis Vater, sich dies zu Schulden kommen lassen sollte. Er war es schließlich, der mit seiner Gold-Teufelskraft das Bein verwandelt hatte. Und zu diesem Zeitpunkt sah keiner der Strohhüte einen anderen Ausweg, als das Bein zu amputieren. Doch Lysop und Franky hatten alle Arbeit geleistet eine Prothese zu erschaffen, welche dieses kleine Manko ausglich. So merkte wohl kaum jemand, dass Sanji etwas fehlte. Denn er lief und kämpfte, als wäre nie etwas vorgefallen. Manchmal vergaßen selbst die Strohhüte es einfach.

Doch neben seinem Bein hatte Sanji auch die Fähigkeit des Schwimmens verloren. Dafür hasste er seinen Vater auf eine unglaubliche Weise, die er selbst wohl nicht beschreiben konnte. Schließlich hatte der Smutje so das Gefühl seinen Lebenstraum, den All Blue zu finden, nur noch auf eine unbefriedigende Art erfüllen zu können. Denn in diesen Gewässern schwimmen – das könnte er nie mehr. Schließlich hatte er eine Teufelsfrucht gegessen, da er wusste, ohne diese keine Chance gegen seinen Vater und dessen Teufelskräfte zu haben. Nie wollte er dies tun, hatte er sich geschworen, dachte immer, er wäre stark genug. Sein Vater bewies ihm das Gegenteil, in mehr als nur einem Sinne.

So aß er die 'Unnütz-Frucht', welche es ihm erlaubte, im Kampf zu dominieren und Sanji sogar die Möglichkeit bot, die Teufelskräfte eines Jeden zu nehmen, wenn er ihn berührte, aber es auch wollte. Doch diese neugewonnene Kraft nutzen, das tat er seither nicht. Lieber verließ sich Sanji weiterhin seine Beine und Tritte.

Was aber hatte sich noch geändert, würde manch einer fragen, was aber all die Strohhüte besonders gut beantworten konnten. Sogar mit einem kleinen Lächeln auf ihrer aller Lippen.

Sanji und Nami waren ein Paar. Sie hatten ihre Gefühle füreinander erkannt und die ganzen Geschehnisse auf Spiral Down Island hatte sie zusammengeführt.

Man merkte es in ihrem gesamten Benehmen. Wie Sanji freudestrahlend jede Mahlzeit servierte und sie alle glaubten sogar, dass es nun noch besser schmeckte, als es schon möglich gewesen war. Wie Nami nur noch selten die anderen männlichen Mitglieder der Strohhutbande schlug, wenn sie einmal etwas Dummes sagten, oder taten. Auch wirkten sie beide durch die Gegenwart des jeweils anderen gestärkter und füllten die Luft der Thousand Sunny mit ihrer Liebe komplett aus.

„Sie wirken in einer harmonischen Symbiose“, hatte es Robin einmal gesagt.

Brook hatte mittlerweile so viele Liebeslieder komponiert, dass er nicht einmal mehr wusste, wann er sie alle spielen sollte.

Ruffy war einfach nur noch glücklich, denn mittlerweile gab es so viele extra Portionen an Fleisch – nur für ihn – dass er sich selbst sogar manchmal als 'satt' bezeichnete. Sie alle hielten das für ein Wunder.

Zorro hingegen war dieser ganze Liebestrubel ganz egal solang wie 'Ich euch nicht irgendwann mal nackt sehen muss, weil ihr vergessen habt, die Türen abzuschließen!', wie er immer so schön sagte.

Die Archäologin der Strohhüte hingegen wusste gar nicht, wie viele Stunden sie mit Nami verbracht hatte und dieser einfach zuhörte, während sie den Schiffskoch in all seinen Fassetten in den Himmel lobte. Robin war es einfach recht. Sie freute sich einfach über das Glück ihrer Freundin.

Franky und Lysop aber waren drauf und dran Umbauten auf der Sunny zu planen – schließlich hatten sie beide schon einmal das Pech gehabt und hatten, ganz wie Zorro immer prophezeite, das junge Paar tatsächlich bei mitternächtlichen Aktivitäten gestört. In der Küche. Und das definitiv nicht in der Nacht, sondern am helllichten Tage. Wenn man den Cyborg und den Schützen darauf ansprach, so schüttelten sie sich noch immer.

Und Chopper? Er selbst verstand nie, woher all die Aufregung kam. Schließlich war er doch ein Rentier von Natur aus und Tiere kennen so etwas wie 'Liebe' nicht.

Natürlich konnte er die Hormone in der Luft wahrnehmen und so war er der erste, der wusste, wann Nami und Sanji miteinander geschlafen hatten. Zugeben würde es dies nie. Doch es waren diese Momente, wenn verschiedenste Sexualhormone in der Luft Tango tanzten. Chopper verkroch sich dann immer in Robins Blumenbeete, um diese Gerüche zu verdecken. Er wollte einfach nichts davon wissen.

Natürlich freute er sich für seine Freunde, sogar mehr, als er es jemals zugeben würde. Liebe war schließlich etwas Schönes – für Menschen. Doch ihm, als Rentier, das auch noch menschliche Eigenschaften über eine Teufelsfrucht bekommen hatte, war dieser ganze Liebestrubel, der die Thousand Sunny eingefangen hatte, ganz egal. Schließlich gab es ein Wesen, wie ihn, nur einmal auf der Welt. Wem solle er sich schon hingezogen fühlen? Einem Menschen? Oder doch einem Rentier?

Als er Sanji einmal beim Abwasch half, fragte er den jungen Koch heimlich:

„Was genau ist eigentlich diese Liebe?“ - wer könne diese Frage schließlich nicht besser beantworten, als jemand, der verliebt war?

Etwas verwunderte wurde Chopper da von dem Blonden angesehen. Natürlich sah man ihn oft so an – wann sah man denn bitte schon einmal ein sprechendes Rentier?

Als Sanji ihm dann seine Frage beantwortete, fühlte er sich aber ganz und gar nicht befriedigt:

„Liebe ist das Schönste, was du je erleben wirst“, hatte er gesagt, nachdem er an seiner Zigarette gezogen hatte.

Das Schönste, was er je erleben würde? Für ihn war das, Zuckerwatte zu essen, oder einem Patienten geholfen zu haben. Doch das konnte keine Liebe sein, oder etwa schon?

So sah man das arme Rentier an manchen Tagen an Deck sitzen, wie er das junge Paar in all seinen Bewegungen studierte. Viel Körperkontakt – ganz gleich ob es eine Umarmung oder doch nur eine Hand auf der Schulter war, gehörten ganz klar dazu. Auch sahen sie sich oft, blickten einander ganz tief in die Augen. Lächelten ganz oft. Küssten sich.

Als Lysop ihn einmal fragte, was er denn da tat, sagte er nur, dass er über ein neues Medikament nachdachte. Schließlich war es dem Rentier schon etwas peinlich, dass ihn diese Liebe so beschäftigte.

Als sie hier und da den Anker vor Inseln warfen und in die Städte und Dörfer gingen, kam ihm schon bald schnell der Gedanke, dass Liebe überall war. Sie begann bei der Zweisamkeit zweier Menschen, ging nicht selten den Weg von Ehen und geborenen Kindern bis hin zum gemeinsamen Altwerden. Traurig musste er feststellen, dass es da nur wenig Platz für ihn gab.

„Eine Rose für die schönste Frau dieser Welt?“, fragte Sanji die junge Navigatorin, welche gemeinsam mit Chopper und Lysop durch die Straßen dieser kleinen Stadt schlenderte, um einige Erledigungen zu machen. Die blonde Mann hielt seiner Geliebten das besagte, langstielige, aber vor allem schönste Exemplar entgegen, welches das Rentier wohl je gesehen hatte. Der Smutje musste sie wohl an einen der unzähligen Blumenstände erworben haben, die hier die Straßen säumten. Er war ihnen entgegengekommen und trug einen riesigen Sack voller Lebensmittel mit sich. Schon in diesem Augenblick sammelten sich in Choppers und Lysops Mündern der Speichel, wenn sie nur an die Delikatessen dachten, welche Sanji wohl mit sich trug, oder ihnen später zubereiten würde.

Die junge Frau an ihrer Seite kicherte leise, bevor sie dem Koch einen leichten Kuss auf die Wange drückte und die Rose entgegennahm.

„Ich danke dir, mein Märchenprinz“, säuselte sie ihm entgegen, bevor sie ihren Weg fortsetzten und auch der breit grinsende Smutje sich wieder seiner Einkaufsliste zuwandte.

„Wie romantisch“, seufzte Lysop gespielt theatralisch, „..., diese junge Liebe, die nicht von einander lassen kann. Es ist mir wirklich ein Rätsel, dass ihr euch überhaupt trennen könnt.“

Nami zuckte nur mit ihren Schultern, während sie die Rose zwischen ihren Fingern drehte und dabei, natürlich mit einem leichtem Lächeln, daran roch. Chopper konnte deren Duft vom Weitem wahrnehmen und seine Nase kitzelte dabei unheimlich. Er musste sich sehr konzentrieren, nicht zu niesen.

„So ist das nun einmal, wenn man sich liebt“, flüsterte Nami schließlich in die Blüte hinein, „...manche Dinge kann und will man einfach nicht erklären.“

„Das ist also ein Pärchen-Ding?“, fragte Lysop und schielte die junge Frau von der Seite an. „Und lass mich raten – das verstehe ich erst, wenn ich auch verliebt bin. Richtig?“

Nami nickte, bevor sie kurz an einem Stand mit allerhand Papier stehen blieb. Interessiert sah sie sich verschiedene Bögen an.

„Ganz genau. Oder du redest einfach mal mit deiner geschätzten Kaya darüber.“

Der Schütze hatte bereits einen Finger erhoben, den Mund geöffnet, um etwas, wahrscheinlich ironisches oder gar sarkastisches darauf zu erwidern, doch nach Namis Aussage schnappte er nur seinen Mund auf und zu, wie ein Fisch an Land. Auch Chopper musste darüber etwas lachen und erntete dabei erstaunte Blicke von dem Verkäufer.

„Das ist nicht witzig!“, fuhr Lysop ihn gleich an.

Nein, dieses Thema war auch nicht lustig, aber er fand einfach nur das Gesicht des Schwarzhaarigen zu amüsant. Schließlich wusste das Rentier doch, dass auch sein Freund diese Liebesgefühle für ein Mädchen aus seiner Heimat hegte. Und wenn Chopper durch all seine Studien etwas gelernt hatte, dann war es, dass jemanden zu Lieben nichts war, worüber man sich lustig machte.

Nami bedankte sich bei dem Verkäufer, auch wenn sie nichts bei ihm kaufte und so gingen weiter, bis sie schon bald zu einer riesigen Menschentraube kamen.

„Was ist denn da los?“, fragte Nami erstaunt und versuchte sich auf die Zehenspitzen zu stellen, um etwas zu sehen. Doch weder sie, noch Lysop oder Chopper selbst konnten das erkennen, was solch einen Trubel verursachte.

„Yohohoho. Was ist denn hier los?“, hörten sie einen ihnen bekannte Stimme hinter ihnen plötzlich sagen und nur wenige Augenblicke später standen Brook und Franky bei ihnen.

„Hey! Ihr könnt doch bestimmt etwas sehen, nicht wahr?“, fragte Lysop und machte gleich Anstalten, als wolle er auf den Rücken des Cyborgs klettern. Dieser wehrte ihn aber sofort ab und eine kleine Diskussion entstand.

Mehr und mehr Menschen drehten sich zu ihnen um. Viele starrten einfach nur, während andere erstaunt ausriefen, dass dort ein lebendes Skelett stand. Manch einer lief sogar schreiend davon.

So schwand der Tumult schnell dahin und das Sichtfeld für die Gruppe lichtete sich, sodass sie das kleine Spektakel vor sich sehen konnten.

„Warum erinnert mich das irgendwie an Buggy und seine Crew?“, konnte Chopper die Navigatorin neben ihnen murmeln hören. Lysop kicherte gleich darauf zustimmend.

„Welch ansehnliches Schauspiel! Das gefällt meinen Augen doch sehr gut. Und dabei habe ich nicht einmal Augen!“

„Du könntest dich glatt dazu stellen, Klappergestell“, kommentierte Franky.

Chopper aber legte seinen Kopf schief und beobachtete die Szenerie vor ihnen genau:

Vor ihnen standen zwei Personen – eher ein Mann und ein Reh. Der Mann trug einen langen, wehenden Umhang in violett. Verschiedene, mysteriöse Zeichen wurden darauf mit silberner Farbe aufgetragen und schimmerten im Sonnenlicht. Wie Chopper ihn so einschätzte, war er wohl ähnlich groß wie Zorro und auch ähnlich muskulös gebaut. Und er hatte rabenschwarze, lange, wie wüst verwehte Haare. Nur das Gesicht des Mannes konnte er nicht sehen. Er trug eine Maske, die seine Augen umrahmte. Sie war ebenso in verschiedenen violett und silbernen Tönen gehalten, wie der Umhang. Doch auch seine Nase war durch einen langen, gebogenen Schnabel verdeckt, der sogar noch weit über sein Kinn ragte.

Wahrlich meisterlich konnte er jonglieren. Solch eine Vielfalt an Würfen und Fangarten hatte das Rentier noch nie gesehen. Chopper war schnell fasziniert, sogar fast hypnotisiert, als sein Blick den fliegenden Bällen folgten.

So musste er sich regelrecht zwingen, sein ganzes Augenmerk von dem Jongleur abzuwenden, um die Aufmerksamkeit dem Reh zuzuwenden.

Denn sie gehörte einer Rasse an, wie sie Chopper noch nie zuvor gesehen hatte. Das Fell war um einiges heller, als das seine, während dichtes, rotes Haar ihren Kopf zierte. Dort thronten auch zwei kleine, zierliche Hörner. Ihre Hufe, so schwarz wie die Nacht, wirkten poliert und glänzten richtig. Irgendwie bekam Chopper, als er sie so sah, den Drang, seine eigenen Beine zu verstecken. Richtig stumpf und abgenutzt wirkten seine Hufe und kein Vergleich zu denen seines Gegenübers.

Auf allen Vieren balancierte sie auf einem riesigen Ball um den Mann herum. So grazil wirkte sie. Manchmal sah sie ihn sogar mit ihren Augen – es war ein Grünes und ein Blaues – an. Irgendwie freute das Chopper ein wenig. Schließlich hatte er schon lange kein anderes Reh, wenn auch eine ganz andere Rasse, als er es war, gesehen.

Plötzlich fielen die unzähligen Bälle hinab und als der Mann seinen Umhang schwang, verschwanden sie alle. Somit hatte er auch die Aufmerksamkeit des Schiffsarztes auf sich. Die Menge klatschte und auch seine vier Freunde applaudierten.

„Und nun zu meinem nächsten Trick. Ich werde sie verführen, während sie mir folgen. Hinab in eine Welt der Magie.“

Wieder wehte sein Umhang und als er seine Hand so schnell bewegte, dass selbst Chopper nicht mehr die Bewegung wahrnahm, erschien auch schon eine Taube, welche gurrend sich von dessen Hand erhob, um auf Frankys gewaltigen Schultern zu landen.

„Kack mich ja nicht an!“, tadelte er das Federvieh mit erhobenem Finger und wieder klatschten die Menschen.

„Wie wäre es mit einer Rose, für die hübsche Dame?“, fragte der Maskierte nun an Nami gewandt. Wieder eine präzise Bewegung seiner Hand und eine der besagten Blüten erschien. Dann erneut. Und noch zehn Mal. Schließlich hatte der Mann einen ansehnlichen Strauß in seinen Händen und wollte ihn der jungen Frau reichen.

„Danke, ich habe schon“, lehnte sie mit einer erhobenen Hand ab, während sie Sanjis Geschenk kurz hochhielt.

Chopper konnte sehen, wie der Mann sein Gesicht etwas verzog, sofern das unter der beachtlichen Maske auch möglich war.

„Schade, wenn der Liebste sich nicht mehr leisten kann, nicht?“

Die Menge raunte ein bedauerndes 'Oh', während Nami nur die Augen verdrehte. Chopper erahnte, dass es Nami nicht um die Anzahl der Rosen ging, sondern darum, dass sie von ihrem Smutje kam. Für Liebende musste solch eine kleine Geste viel bedeuten.

„Lasst uns zurück zur Sunny gehen. Mir ist die Lust auf das Zusehen vergangen“, sagte Nami und drehte sich um. Auch Franky und Lysop taten es ihr gleich. Nur Brook erhob kurz beide Daumen in Richtung des maskierten Mannes.

„Yohohoho. Ich fand dich trotzdem toll.“ Damit wollten auch das Skelett und Chopper folgen, als ihr Schütze plötzlich aufschrie:

„Mein Geldbeutel ist weg!“

„Mein Portemonnaie ist auch verschwunden!“, rief Nami gleich, als auch sie ihre Seite ertastete.

Immer mehr Menschen begannen ihren Verlust zu bestätigen und tasteten ihren Körper und ihre Taschen ab. Dann, als hätte jemand einen Zauber gesprochen, wurde alles still und ein jeder sah den Maskierten und das Reh, welches die ganze Zeit im Hintergrund war, an. Man zählte eins und eins zusammen und noch bevor jemand etwas aussprechen konnte, verbeugte sich der Mann hastig und sagte:

„Ich danke ihnen für ihre geschätzte Aufmerksamkeit und danke für das Geld!“

Damit liefen die Beiden davon, eine aufgebrachte Menge hinterher. So auch Chopper und seine Freunde.

Natürlich waren sie sich einig, dass niemand ihr Geld stehlen sollte. Doch noch einiger waren sie sich, dass niemand Namis Berrys stehlen durfte, wenn man nicht mit den Konsequenzen leben wollte. Wenn die beiden davon kämen, wäre ihre Navigatorin wirklich sehr aufgebracht, zickig und schlichtweg schlecht gelaunt. Und ohne Sanji in ihre Nähe würde dieser Zustand noch lange anhalten. Das wollte keiner von den vier männlichen Strohhüten.

Ihr Glück war es, dass sie schneller waren, als all die Bewohner der Insel. So überholten sie diese schnell und hängten sie sogar ab.

„Dort vorne! In die Gasse sind sie abgebogen!“, rief Franky, welcher kurz nach Chopper um die Kurve lief.

So mussten sie die einzigen beiden gewesen sein, welche sahen, wie erst der Maskierte über die Mauer sprang.

Dann, nur Momente darauf, verwandelte sich das Reh in eine menschlichen Form, seiner ganz ähnlich, sah den Cyborg und das Rentier mit ihren unterschiedlich farbigen Augen an, folgte dann dem Mann mit einen Sprung auf zwei Beinen und verschwand.

Nami – Ungestört

Im Gedanken versunken blickte die junge Navigatorin in den Spiegel.

Gar Seltsames hatte sich ereignet. Erst wurde sie - eine Diebin - ausgeraubt und all das Geld, welches sich in ihrer Tasche befand war einfach weg. Zähne knirschend fragte sie sich noch immer, wie das passieren konnte. So musste sie aber feststellen, dass sie auf den ältesten Trick reingefallen war, den sie kannte – Ablenkung. Dieser Maskierte, der auch noch unterschwellig Sanji beleidigt hatte, konnte mit seiner ganzen Art und seinem ganzen Wesen das Publikum so verzaubern, dass niemand – nein, nicht einmal Nami selbst – bemerkte, dass dieses Reh herumgeschlichen war, um all die Geldbeutel zu sammeln. Wie sie die Beiden dafür verdammte!

Mehr doch beschäftigte sie aber das, was Franky und Chopper felsenfest behaupteten: Das Reh habe sich verwandelt. In etwas, dass Choppers menschlicher Form glich.

Wie konnte das sein? Hatten sich die Zwei gefragt. Das Reh konnte schließlich nicht die Menschenfrucht gegessen haben – diese Teufelskraft wohnte bereits ihrem Schiffsarzt inne. Gab es denn dann eine Rehfrucht? War dieses Wesen einfach nur ein Mensch und hatte sie alle hinter das Licht geführt? Wahrscheinlich musste dies die Antwort auf diese Frage sein.

Und doch beharrte Chopper darauf, dass sie nicht wie ein Mensch gerochen hat. Es gab keine menschlichen Hormone, welche von ihr ausgingen.

Wenn sie also als Reh geboren war, so musste es doch eine Erklärung geben!

„So?“, vernahm sie Robins Stimme, als sich mehrere Hände über ihre Haare hermachten und diese zu einer Frisur zusammen steckten. Eine Strähne fiel dabei über ihre Augen, welche Nami einfach wegblies.

„Danke. Genau so.“

Ihre ganze Mimik änderte sich, als sie sich vor dem Spiegel hin und her drehte, um zu sehen, ob das Kleid auch perfekt saß. Schließlich wollte sie doch Sanji gefallen. So strahlte sie und ein warmes, kribbelndes Gefühl überkam sie und verbreitete sich bis in ihre Zehenspitzen.

„Du wirst ihm gefallen, egal wie du aussiehst, Nami“, sagte Robin und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Dabei sah sie die Navigatorin eindringlich an. Nami wusste genau was sie wollte: Über den Vorfall in der Stadt reden. Offenbar waren ihr schon etwas zu Ohren gekommen. Aber wen wunderte es? Die Kerle konnten nur selten ihre Klappen halten.

„Was genau willst du wissen?“, erkundigte sich Nami und zog den Saum ihres Kleides zurecht, nahm dann die Schuhe im passendem Rot, setzte sich auf ihr Bett und zog sie an.

„Was du denkst? Wie kann es dazu kommen, dass scheinbar zweimal die Menschenfrucht existiert und auch noch gegessen wurde? Das ist doch alles sehr merkwürdig, wenn du mich fragst.“

Was konnte Nami darauf noch erwidern? Genau das glaubte sie schließlich auch.

„Ich weiß es nicht. Aber wann passiert unserer Piratenbande schon einmal etwas 'Normales'. Wir ziehen solche Ereignisse regelrecht an.“

„Das morbide Spiel des Schicksals. Ob wir jemals eine Antwort darauf bekommen werden?“

Als Robin sich setzte, sie einen Ellenbogen auf ihrem Bein abstützte, den Kopf auf ihrer Hand ruhend, zuckte Nami nur mit den Schultern.

„Den Herrn Schiffsarzt interessiert es sehr. Er macht sich auch Gedanken darüber, was es denn für ihn selbst heißt.“

Nami seufzte.

„Ich werde mit Sanji darüber reden. Vielleicht weiß er ja was. Nicht umsonst haben seine Ahnen schließlich den Teufelsbaum bewacht.“ Mit erhobenen Augenbrauen sah sie die Schwarzhaarige Frau an.

„Das ist genau das, was du wolltest, nicht?“

Robin lächelte nur zur Antwort und Nami wusste gleich, dass sie die Gedanken ihrer Freundin richtig erahnt hatte. Und doch sagte sie:

„Ich wollte dir nur einen schönen Abend mit deinem Liebsten wünschen.“

„Danke“, murmelte Nami in einen nicht vorhandenen Bart hinein, stand auf und gemeinsam mit Robin verließen sie ihr Zimmer.

Sofort wurde sie von einem riesigen Strauß aus Blumen gegrüßt, welcher ihr mit zwei Händen entgegengestreckt wurde. Sie kannte diese Hände gut und so zauberte der Anblick des Besitzers ein breites Lächeln auf ihr Gesicht.

„Milady, hier sind die schönsten Blumen, welche diese Insel bieten konnte.“

„Kitschig!“, hörte Nami ihren Schützen in der Ferne rufen, während Robin, leise lachend, an ihnen vorbei schlich.

„Das ist sehr lieb von dir“, flüsterte sie und ignorierte weitere Kommentare ihrer Crewmitglieder. Vorsichtig beugte sich die Navigatorin über den Strauß hinweg, um ihr Gegenüber zu küssen. Sofort konnte sie spüren, wie sich seine Mundwinkel gen Himmel bewegten.

Wieder war da dieses warme Gefühl und ihr Herz schlug schneller. Sie liebte Sanji sehr und hoffte, dass diese Verliebtheit nie verschwand. Sollten ihre Freunde sie doch ärgern und nerven. Ihr war das ganz egal. Und zu Namis Freude, kümmerte es Sanji genauso wenig.

„Sucht euch ein Zimmer!“, rief Zorro und irgendwo im Hintergrund konnten sie Ruffy lachen hören. Es war Sanji, der grummelnd von ihr abließ und ihr den Blumenstrauß in die Hände legte.

„Bitte sag mir, dass du Etwas weit, weit weg von diesem Schiff geplant hast.“

Hoffend sah sie den Smutje an, auch wenn sie wusste, dass er nichts verraten würde. So waren nun einmal diese Überraschung, welche er tagelang, wenn nicht sogar Wochen voraus plante. Hier ein romantisches Essen unter Sternen, ganz vorne, bei der löwenköpfigen Galionsfigur. Dort ein nächtlicher Spaziergang am Strand. Oder er überraschte sie ganz plötzlich beim Zeichnen ihrer Karte mit einem fruchtigen Cocktail oder einem wärmenden Tee. Sanji steckte voller romantischer Ideen. Manchmal, so stellte sie fest, war er der wesentlich romantischere Part in ihrer Beziehung.

Doch Nami genoss es einfach, von ihm so verwöhnt zu werden. Zudem war sie sich sicher, dass er ihre Massagen und Streicheleinheiten zum Dank wirklich liebte. Ja, sie war etwas einfallslos, was solche Sachen anging. Dennoch wusste sie, dass es Sanji komplett egal war, solang wie es diese Momente der Zweisamkeit gab.

„Darauf kannst du wetten. Das wird ein Abend ohne jegliche Unterbrechungen. Einfach ungestört. Nur wir beide.“

„Das klingt perfekt.“

Wie schon in ihrem Zimmer, tauchten plötzlich Arme aus dem Nichts aus, schnappten sich den Blumenstrauß aus Namis Händen und warfen diesen zu Robin.

„Jetzt geht endlich, ihr beiden Turteltauben. Ich kümmere mich schon um die Blumen.“

„Und hoffentlich auch um das Schiff und die Idioten“, brummte Sanji und schielte zu den restlichen männlichen Mitgliedern der Strohhüte, die sich noch immer köstlich über das Paar amüsierten.

„Habt einfach Spaß. Und jetzt geht – eure kostbare Zeit rennt euch davon!“

Nichts taten sie lieber.

Eilig nahm Sanji die Hand seiner Angebeteten und gemeinsam verließen sie die Thousand Sunny. Hinter ihnen konnten sie noch überschwängliche Abschiedsrufe hören. Doch sie drehten sich nicht um.

„Wo führst du mich hin?“, erkundigte sich Nami, als sie merkte, dass der Smutje sie nicht in die Stadt führte, sondern den Strand entlang. Ihre hohen Absätze versanken dabei im weißen Sand, welcher durch die schwindende Sonne bereits orange schimmerte.

„Das wirst du schon sehen“, strahlte Sanji und man konnte regelrecht erkennen, dass er sich freute, mit ihr allein zu sein, „..., das ist eine Überraschung.“

Seine sichtbare, gekräuselte Augenbraue kletterte langsam hinauf und er runzelte die Stirn, als er auf ihre Schuhe hinabblickte.

„Die solltest du allerdings ausziehen.“

„Gefallen sie dir nicht?“ Nami klimperte gespielt unschuldig mit den Wimpern. Sanji grinste.

„Du weißt, dass mir an dir alles gefällt. Ich glaube nur, dass sie etwas unpraktisch für einen Spaziergang am Strand sind.“

Nami seufzte und sich an Sanji festhaltend, zog sie die Schuhe aus.

„Ein paar Details zu deinen Überraschungen wären schon sehr hilfreich, weißt du das? Aber einen Bikini brauchte ich jetzt nicht, oder? Den trage ich nämlich nicht unter meinem Kleid.“ Schließlich hätte dieser sich unter dem hautengen Stoff zu sehr abgezeichnet.

Ein süffisantes Schmunzeln überzog für wenige Augenblicke die Lippen des blonden Mannes, bevor er gespielt ernst meinte:

„Du weißt, dass ich dich eh nackt badend bevorzuge.“

Als Antwort boxte die Navigatorin ihn sanft in die Seite.

„Lustmolch.“

„Ich bin nur ehrlich. Was kann ich dafür, wenn ich so verrückt nach dir bin?“

„Ist das etwa meine Schuld?“

Diese spaßigen Diskussionen zwischen ihnen gab es oft. Nie waren sie ernst gemeint und immer wohnten ihnen ein flirtender, wenn nicht sogar erotischer Ton inne.

Sanjis Arme schlangen sich blitzschnell um ihre Taille und er zog Nami gegen sich. Seine Lippen fanden umso schneller ihre und er küsste sie leidenschaftlich. Sie liebte diese Momente, wenn sie alles und jeden ausblendete und nur noch sie beide existierten. So griff sie mit ihren Händen den Kragen seines Hemdes und hielt ihn fest. Denn sie hatte Angst, diese Augenblick könnte allzu bald enden. Schlimmer noch – sie fürchtete sich, dass Sanji einfach so verschwand und eine eisige Kälte und erbarmungslose Einsamkeit hinterließ.

„Wir können euch noch immer sehen!“, hörten sie Ruffy in der Ferne rufen.

„Jetzt sucht euch verdammt noch mal ein Zimmer! Mein letztes Auge verätzt schon!“, fügte Zorro noch hinzu.

Nur wenige Meter waren sie gekommen und so ragte die Sunny mit ihrem Hauptmast noch in unglaublicher Nähe gen Himmel.

Sanji räusperte sich, als er sich von Nami löste, wieder ihre freie Hand nahm und weiterlief.

„Ist ja schon gut. Wir gehen schon, Idioten“, murmelte er neben ihr, doch die junge Frau bezweifelte, dass man ihn bemerkte.

„Das haben wir gehört!“, antworteten dennoch der Kapitän und der Schwertkämpfer. Nami hatte eindeutig deren Haki unterschätzt.

Ohne dass sie sich noch einmal umdrehten, gingen sie den Strand entlang. Die Füße der Navigatorin wanderten ab und an durch das angenehm warme Wasser des Meeres. Manchmal kam eine kühle Brise auf, welche sie mehr in die Nähe ihres Geliebten trieb, um seine Wärme zu suchen.

Sanji mied das Wasser. Schließlich wollte keiner von von beiden, dass er sich schlapp fühlte, wenn nicht sogar zusammenbrach. Ja, diese Teufelskraft bot nicht nur Vorteile.

Wie Nami diese Teufelsfrucht, die er aß, hasste. Er benutzte sie nur damals, auf Spiral Down Island im Kampf gegen seinen Vater. Und er konnte sie dadurch retten. Doch nun? Nun war sie wirklich unnütz und belastete den jungen Mann mehr, als er zugeben würde.

Irgendwie hoffte Nami, dass es eine Möglichkeit gab, ihn von dieser Last zu befreien. Schließlich sah sie manchen Tages, wie sehr er sich nach dem Meer sehnte und darin schwimmen wollte. Auch konnte er kein Crewmitglied mehr aus dem Wasser retten – schlimmer noch, nun musste man hinter ihn herspringen, wenn die nassen Fluten ihn an sich reißen wollten.

Nicht einmal Sanji wusste davon, aber Nami hatte sich geschworen einen Weg zu finden, ihn von der Teufelskraft zu befreien. Dafür würde sie sogar ihren letzten Berry ausgeben.

„Worüber denkst du nach, Nami?“, fragte Sanji und sah sie besorgt an.

Sie lächelte ihn sanft an.

„Ich habe mich nur gefragt, wo du mich hinführst...“ Ihre Stimme war leise, kaum hörbar durch die Wellen und den Wind.

Wieder hob er nur seine Augenbrauen, doch er antwortete nicht. Ob er erahnte, was in ihr vorging? Vielleicht, doch sie wollte nicht, dass er sich sorgte. Zudem log sie ihn nicht an, denn das fragte sie sich tatsächlich.

„Dort vorne ist es bereits.“

Nami riss ihren Blick von dem Gesicht des Blonden, blickte voran. Ihr Herz machte direkt einen Sprung, als sie die Überraschung sah, welche er für sie geplant hatte.

Im Sand standen ein Paar Stühle und ein dazugehöriger Tisch. Dieser war von einem weißen Tischtuch bedeckt und es standen Teller, Gläser, Besteck und sogar ein silberner Kerzenständer darauf. Auf den Stühlen ruhten weiche, rote Kissen, welche dazu einluden, sich zu setzen. Neben dem Tisch stand ein zweiter, kleiner. Hier fanden sich eine Flasche mit gutem Wein und, versteckt unter Servierschalen das Essen.

„Ich dachte mir, ein Candlelight Dinner an solch einem schönen Strand wäre einmal etwas Neues. Gefällt es dir?“, fragte Sanji etwas zögerlich.

Nami kam gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. Wie er nur immer wieder auf diese atemberaubenden Ideen kam, war ihr ein Rätsel.

„Das ist wundervoll“, flüsterte sie fast stimmlos und gerührt. Dass er sich jedes Mal aufs Neue solch eine Mühe gab war wirklich unglaublich. Sie konnte sich so glücklich schätzen, einen so romantischen Geliebten zu haben.

„Darf ich Sie an Ihren Tisch geleiten?“, fragte Sanji spaßend und verbeugte sich dabei leicht.

„Das dürfen Sie sehr wohl, mein Herr.“

Wie ein Gentleman, der er ja immer war, bereitete er ihr den Stuhl vor, ließ sie Platz nehmen und schob ihn dann heran. Dann zückte er sein goldenes Feuerzeug und zündete die Kerzen an.

„Ich serviere Ihnen heute ein zartes Filet vom Rind auf gedünstetem, saisonalem Gemüse und einem Bett aus Reis.“

„Das klingt vorzüglich. Und welchen Wein empfiehlt der Chef?“

Der Smutje grinste.

„Der Chef empfiehlt einen Rotwein aus Trauben der Spätlese. Sehr fruchtig.“

Auch Nami schmunzelte und tippte sich, als würde sie überlegen, auf ihre Lippe.

„Ich weiß nicht recht...Ich glaube ich sollte meinen Freund fragen, was er davon hält. Wissen Sie, er ist nämlich der beste Koch...“

Die Augenbrauen des blonden Mannes hoben sich.

„Ach? Der beste Koch dieser Insel?“

„Der ganzen Welt...“, hauchte Nami, als sich Sanji zu ihr hinabbeugte und während er sie küsste, den Wein in ihr Glas einschenkte.

„Du bist so wundervoll...“, flüsterte er, als er sich ihr wieder löste, sein Glas füllte und dann das Essen servierte.

In Ruhe aßen sie. Niemand stahl etwas von ihren Tellern und keiner diskutierte. Es gab hier keine Seele, die ihre liebenden Blicke kommentierte. Sie waren ganz ungestört, genossen die Nähe des anderen.

„Das ist vorzüglich, Sanji. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, dass mein Freund so ein guter Koch ist“, lobte sie ihn, nachdem sie einen Schluck aus ihrem Glas genommen hat, „..., und diese ganze Umgebung. Dieser Strand. Und wie du alles hier so aufgebaut hast. Es ist alles so perfekt. Manchmal weiß ich gar nicht, womit ich das alles verdient habe.“

„Ich will einfach, dass du die schönste Zeit deines Lebens hast. Nach all den Jahren, indem deine Heimat befreien wolltest. Nach all den Kämpfen, die du geschlagen hast. Nachdem ich dich fast verloren hätte, auf Spiral Down Island... Außerdem will ich, dass ich dir in guter Erinnerung bleibe, sollte ich-“

„Sanji!“

Nami schüttelte den Kopf. Sie wollte davon nichts hören. Natürlich waren die Kämpfe nach all der Zeit auf der Grand Line und der Neuen Welt immer härter und gefährlicher geworden. Dann gab es Mächte, deren Auswirkungen sie sich nicht ausmalen konnte. Oft war er verletzt. Doch sie konnte und wollte nicht darüber nachdenken, was wohl geschah, wenn er einmal nicht aus solch einer Schlacht wiederkam.

„...ich meine ja nur“, murmelte der Smutje kleinlaut und griff nach ihrer Hand.

„Es wird schon nicht so kommen. Die Crew ist stark – du bist stark! Bisher sind wir doch immer heil aus solchen Gefahren gekommen. Und die Zeiten sind gut. Nur die Marine scheinz uns zu suchen. Außerdem haben wir uns. Ich verstehe gar nicht, wie du auf solche Gedanken kommst.“

Offenbar musste irgendwas in seinen Gedanken umher geistern.

Nami griff nach Sanjis zweiter Hand und hielt sie fest.

„Du machst dir Gedanken wegen des Vorfalls heute in der Stadt.“

Er blickte sie besorgt an, nickte und seufzte dann.

„Jede Teufelsfrucht gibt es nur einmal. Wie kann es also sein, dass ein beliebiges Reh anscheinend eine Menschenfrucht gegessen hat, wenn unser Schiffsarzt diese Teufelskraft bereits besitzt? Das verstehe ich einfach nicht.“

Zuversichtlich versuchte die junge Frau zu lächeln. Doch irgendwie konnte sie ihre Mundwinkel nicht bewegen. Schließlich war dies ein Thema, welches sie alle beschäftigte.

„Wer weiß. Vielleicht war das alles nur ein Zufall und es gibt eine ganz einfache, plausible Erklärung.“

„Zufall? Wann war denn jemals etwas ein Zufall?“

Ein Moment der Stille kehrte ein und sie sahen sich an.

Sanji hatte recht. Nie gab es eine einfache Erklärung. Immer steckten hinter Ereignissen und Geschehnissen mehr, als sie erahnen konnten.

„Alles wird gut...“

„Das hoffe ich. Schließlich will ich nicht, dass dir irgendetwas zustößt.“

Nun schaffte es Nami, doch zu lächeln – ein warmes, aufrichtiges Lächeln, welches ihrem Gegenüber Trost und Zuversicht spenden sollte.

Schließlich rührte es sie schon ungemein, wie sehr solch ein kleines Ereignis ihn so aus der Bahn werfen konnte. Er wollte sie doch nur schützen. Das Gefühl des Verlustes, welches sie während ihrer kurzzeitigen Verwandlung zu einer goldenen Statue in ihn aufkommen ließ, musste hartnäckig von ihm Besitz ergriffen haben. Denn nun war er manchmal noch fürsorglicher, als er es zuvor, als sich noch nicht als Paar gefunden hatten, war.

„Mir wird schon nichts zustoßen. Das verspreche ich dir.“

Er nickte und drückte ihre Hände. Seine hatten all ihre Wärme verloren. Wirkten klamm. Seine Augen waren leer, noch immer war er zu tief in sich selbst versunken.

„Soll ich dich auf andere Gedanken bringen?“

Sanji sah sie sofort an, stimmte mit einer hastigen Bewegung seines Kopfes zu.

„Ja, bitte“, murmelte er leise.

Nami stand als erstes auf, zog an seinen Händen, bis auch er stand.

„Lass uns zum Wasser gehen und uns dort hinsetzen. Die Ruhe genießen. Möchtest du vielleicht eine Massage?“

Etwas erstaunt riss Nami ihre Augen auf, als er sie gegen sich zog, einen Kopf auf ihrer Schulter ruhend und sie fest in seine Arme schloss. Er antwortete nicht, atmete einfach ganz ruhig.

Sehnlichst hatte sie gehofft, dass sie so einfach diese trüben Gedanken aus seinem Kopf verbannen könnte. Sonst hatte es auch immer so gut funktioniert.

„Alles wird gut, Sanji“, hauchte sie, als ihre Arme unter sein Jackett wanderten und sich hinter seinem Rücken schlossen, „Niemand wird mir Leid zufügen. Und du wirst mich nicht verlieren. Und ich dich nicht...“

Sie schluckte.

Wie tief mussten die Narben sein, die der Aufenthalt auf seiner Heimatinsel hinterlassen hatten? Wie groß seine Angst, eines erneuten Verlustes?

Er seufzte, ließ all die Luft aus seinen Lungen strömen, die sich in ihnen befand, bevor er seinen Kopf von ihrer Schulter hob und ihr tief in die Augen blickte.

„Ich liebe dich, Nami...“, sagte er bedächtig, als sei dies die Antwort für all seine Sorgen und für seine Furcht. Und endlich, als er zu lächeln begann, kehrte das leichte, leidenschaftliche Glitzern in seinen Augen zurück.

„Und ich liebe dich...“

Auf ihre Zehenspitzen musste sich die junge Navigatorin stellen, um ihre Lippen auf seine zu pressen. Sie wollte ihm beweisen, wie viel er ihr wert war und wie sehr sie sich auch um ihn sorgte. Ihre Liebe wollte sie Sanji zeigen.

Glücklich machte ihr Herz einen Sprung, als er den Kuss erwiderte. Einen zweiten Satz macht es, als er es zuließ, dass sie sein Jackett von den Schultern streifen durfte und so begann die ersten Knöpfe seines Hemdes zu öffnen.

„Ich glaube, wie sollten die Rückenmassage fürs erste überspringen“, neckte sie zwischen Küssen, als sie den Stoff aus seiner Hose herauszog, um es weiter aufzuknöpfen.

„Da stimme ich dir liebend gerne zu.“

Eilig drängte er sie zur Tischkante. Die Gläser klirrten, als sie mit ihrem Gesäß dagegen stieß. Mit einer gekonnten Bewegung schob Sanji mit einer Hand all das zur Seite, was sie stören könnte, auch den Kerzenständer. Schnell fanden diese dann ihre Hüften, hoben sie, um sie auf den freien Platz auf den Tisch zu setzen.

Er zwang seinen Körper gegen ihren, während seine Lippen über den Hals der jungen Frau wanderten und er mit seinen Fingern den Reißverschluss auf ihrem Rücken suchte.

Leise keuchte sie, doch ihre Stimme wurde von einem lautem, nervigem Geräusch übertönt.

Sofort hielt Sanji inne. Seine Hände fielen zu seinen Seiten und beide stöhnten enttäuscht auf.

Diese verdammte Teleschnecke, die sie immer für Notfälle mit sich trugen!

Noch war ihr nervtötender Schrei gedämpft, denn sie war versteckt in der Tasche von Sanjis Jacke. Doch umso mehr Zeit verstrich, umso lauter wurde ihr Rufen.

Widerwillig löste er sich von seiner Geliebten, hinterließ eine enttäuschte Nami. Sofort drängte sich Kälte an die Stelle, wo zuvor Sanji noch gestanden hatte.

„Ich werde dann mal den Scherzanruf unterbinden“, sagte er mit einem aufgemuntertem Lächeln. Schließlich waren dass die Anrufe der anderen Strohhüte immer gewesen – nur blöde Witze. Nie gab es etwas Ernstes.

Nami nickte, als Sanji sich räusperte, damit man seine Erregung nicht einmal aus seiner Stimme heraushören konnte.

„Was ist?“, fragte er dann gekonnt verärgert und steckte eine Hand lässig in seine Hosentasche.

„Ehm...Sanji? Nami?“, fragte ein besorgt-klingender Chopper am anderen Ende und irritierte das Paar sehr. Schließlich klang das nicht nach irgendwelchen Späßen. Die nächsten Worte ließen erahnen, was der Grund für den Anruf war:

„Dieser maskierte Typ und die Reh-rehdame sind hier...“

Zorro – Neue Passagiere

Es war ein ganz normaler, ruhiger Abend gewesen. Das Paar des Grauens, wie Zorro immer so schön sagte, war ausgeflogen und tat Gott-weiß-was. Er wollte es sich nicht vorstellen.

So gab es an Bord der Sunny kein unnötiges herum geturdel, man musste niemanden sich küssen sehen und in der Nacht wurde nicht gestöhnt. Der blonde Gemüseraspler hatte genug Essen zurückgelassen, sodass sie alle, vielleicht sogar Ruffy, satt wurden. Er durfte den ganzen Abend in Ruhe trainieren und Zorro hatte freien Zugang zu Sake.

Besser konnte es doch gar nicht laufen!

Ruffy, Chopper und Lysop versuchten zu angeln. Eine bescheuerte Idee, wenn man nur den Schwertkämpfer fragte – das tat man aber nicht. Schließlich näherte sich doch kein einziger Fisch der Sunny, wenn dieser vor Anker stand. Aber so waren die drei aber zumindest ruhig und beschäftigt.

Robin las ein Buch. Was sollte sie auch anderes machen? Wie eine Aufseherin wirkte sie dabei, denn manchmal sah sie sich um und lächelte dabei ganz leicht. Bestimmt hatte die diebische Navigatorin sie beauftragt, hier alles im Auge zu behalten. Was sollte aber schon Schlimmes passieren?

Brook stand an der Reling – steuerbord. Seine Geige war dabei erhoben und er komponierte einmal wieder irgendwelche Lieder. Irgendetwas Romantisches. Hoffte er, tatsächlich eines Tages auf der Hochzeit von Sanji und Nami zu spielen, so, wie er es schon auf Spiral Down Island geplant hatte? Wenn dieser Tage wirklich käme, so hatte sich Zorro geschworen, kopfüber ins Wasser zu springen und nie wieder aufzutauchen. Denn das Resultat einer Hochzeit wäre doch gewiss, dass die beiden Nachwuchs zeugen würden. Und eine Kombination aus dem lebenden Glimmstängel und der Hexe wollte der Schwertkämpfer seinen Lebtag nicht erleben.

Franky grüßte ihn kurz mit dem Nicken seines Kopfes, als er mit mehreren Brettern auf den Schultern vorbeikam. Wieder einmal hatte der Schiffszimmermann eine Verbesserung am Schiff geplant, welche er nun in Ruhe ausführte.

Somit konnte man in allem wirklich sagen: Es war wirklich ein angenehmer, ruhiger Abend,

„...310, 311, 312...“, murmelte er unter seinem Atem, als sich der Grünhaarige wieder mit den Armen hoch stützte. 500 Liegestütze – das war heute sein Ziel. Sollte ja auch zu schaffen sein, ganz ohne jegliche Unterbrechung.

„Hol ihn rein, Hol ihn rein!“, riefen Chopper und Ruffy, doch kurz darauf stöhnten sie nur enttäuscht. Wieder nichts. Auch nicht schlimm, hatten sie doch aus ihren Fehlern gelernt und nun mehr als genug Nahrungsmittel eingelagert. Da brauchte man keine Fische und der Koch war auch nicht da, der den hätte ausnehmen können.

„Yohoho! Was sehen meine Augen da?“ Zorro hielt sofort inne und merkte sich 338. Was hatte das Skelett schon wieder gesehen? Konnte man sie nicht einmal in Ruhe lassen? War doch nervig!

„Was ist los, Brook?“, rief Chopper ihm zu und hüpfte von seinem Platz auf der Reling herunter und lief zu der Musikanten.

„Oh...“, murmelte das Rentier dann nur leise.

Das war für Zorro nun endlich Grund genug sich von seiner Position zu lösen, aufzustehen und, nachdem er eines seiner Schwerter gegriffen hatte, ging nun auch zu den beiden hinüber. So schnell wie eine Kanonenkugel folgte nun auch Ruffy.

„Hallöchen! Wir bitten um Erlaubnis, damit wir an Bord kommen dürfen!“, rief so ein komischer Typ mit langem, violettem Umhang und schwarzem, wuscheligem Haar. Neben ihm stand ein Reh, welches auf dem dem Rücken einen riesigen Sack mit sich trug.

„Das sind doch die beiden, die unser Geld gestohlen haben“, stellte Brook fest, als sich nun auch Franky und Lysop zu ihnen gesellten.

„Das sind die mit der zweiten Menschenfrucht...“, murmelte Chopper atemlos und versteckte sich etwas hinter Zorro, der ihn nur fragend ansah.

Gab es da irgendetwas, dass er verpasst hatte? Da verirrte man sich einmal in einer fremden Stadt, findet nach unzähligen Stunden den gesuchten Schwertladen – auch wenn sie nichts Brauchbares führten – und dann verpasste man irgendwelche Neuigkeiten? Zweite Menschenfrucht? Zorro war zwar kein Fachmann, wenn es um Teufelsfrüchte ging, aber so wusste er doch, dass es jede Frucht nur einmal auf dieser Welt gab.

„Hey! Wir wollen unser Geld wieder! Alles! Ihr elendigen Diebe!“, rief Lysop und seine Hand zuckte bereits, als wolle er nach seiner Schleuder greifen.

Ruffy kicherte.

„Die sehen ja lustig aus. Ihr habt doch die Stadt unterhalten, richtig? Die hätte ich auch verdammt gerne gesehen. Ihr da? Führt ihr mir auch noch einmal eure Kunststücke vor? Bitte!“

„Aber Ruffy...“, begann Franky flüsternd, doch das interessierte ihren Kapitän nur wenig – so wie es meistens war.

„Wenn der Kapitän es so will, dann lasst sie doch an Bord“, erklang Robins Stimme ruhig vom Hintergrund her. Zorro sah sie nur kurz an. Schließlich hatte sie recht – sie waren alle stark und könnten es gewiss mit diesen beiden Witzfiguren aufnehmen.

„Danke dass du mir zustimmst Robin!“, grinste der Schwarzhaarige und mit einer einladenden Bewegung an die beiden an Land gerichtet fügte er noch „Alles klar! Kommt an Bord!“, hinzu.

Die Beiden sahen sich kurz an, nickten und betraten dann dass Deck, wo sie teils mit Aufregung und teils mit Neugier gegrüßt wurden. Choppers Blick blieb dabei die ganze Zeit auf dem Reh. Lysop und Franky beäugten genau den Mann. Ruffy sprang freudig auf und ab.

„Ein wirklich großartiges Schiff. Es gefällt mir sehr. Ein Meister der Schiffskunst muss daran gearbeitet haben.“

„Danke. Mein Verdienst“, murmelte Franky, kaum wahrnehmbar.

„War auch nicht günstig“, fügte Lysop hinzu, als wolle er den Standpunkt des gestohlenen Geldes vertreten.

„Das kann ich mir vorstellen. Chica!“

Er schnipste und noch als sich das Reh in eine menschliche Gestalt verwandelte, warf sie dem Schützen den Sack zu.

„Reicht das, damit wir einige Inseln mitfahren dürfen?“, fragte der Mann, als er sich auf einen freien Stuhl, neben Robin setzte. Mit einer eleganten Handbewegung ließ er eine Rose erscheinen und hielt sie der Archäologin hin.

„Eine Rose für die schöne Frau?“

Lächelnd bedankte sich Robin und nahm die Blume entgegen, nur um dann ruhig weiterzulesen.

Zorro war das alles zu kurios. Was war er bitte? Ein Zauberer? Ein Teufelskraftnutzer? Und diese Rehdame? Die sah ja nun wirklich aus wie eine weibliche Form ihres Schiffsarztes.

Er traute ihnen nicht.

„Führt ihr jetzt irgendwas vor? Ich will Tricks sehen!“, aufgeregt hüpfte Ruffy auf und ab.

„Ich wäre eher dafür, wenn die Herrschaften sich erst einmal vorstellten. Ich würde sehr gerne wissen, mit wem wir es hier zu tun haben“, verlangte Brook vorher zu wissen und Zorro stimmte ihm stumm und nickend zu.

Im Hintergrund konnte er hören, wie erstaunt Franky und Lysop über den Inhalt des Sackes waren und so nahm er an, dass sich einige Berry darin befinden mussten. Na wenn das ihre Navigatorin wüsste!

„Sehr wohl, wo sind denn meine Manieren geblieben?“

Erneut stand der Schwarzhaarige Mann auf, verbeugte sich tief und elegant.

„Wenn ich mich vorstellen darf: Ezrathiel Rahwowu Emiri von den Fantominseln. Ihr könnt mich aber sehr gerne einfach nur Ezra nennen. Alle meine Freunde tun das. Und das ist – willst du dich vielleicht selber vorstellen?“, fragte Ezra an seine Begleitung gewandt, welche sich in den dritten, noch freien Stuhl fallen ließ, die Arme und Beine verschränkte und die Crew etwas skeptisch mit ihren unterschiedlich farbigen Augen ansah.

„Chica. LeRoy Chica“, sagte sie knapp, was Zorros Augenbrauen in die Höhe wandern ließ. So ein Benehmen hatte Zorro von einer Frau – oder wie auch immer man sie bezeichnen will – noch nie erlebt.

„Verzeiht sie. Sie ist kein Reh vieler Worte.“

Etwas erstaunt sah er Chopper an, als dieser sich nun auch verwandelte und sofort einige Köpfe größer war, als Zorro selbst. Schüchtern reichte er Chica die Hand – konnte man sogar so etwas wie Röte unter dem braunen Fell erkennen?

„Hallo. Mein Name ist Chopper...“

Etwas verwundert sah sie den Schiffsarzt an, bevor sie grinsend ihr Gesicht abwandte und „Süß...“, etwas herablassend murmelte.

Nun sah auch Robin interessiert von ihrem Buch auf und auch Lysop, Franky und Brook sahen verblüfft zwischen den beiden hin und her. Hatte ihr Freund tatsächlich gerade eine Abfuhr erhalten?

Chopper ließ einfach seine Hand etwas traurig zu seiner Seite fallen, verwandelte sich wieder in sein kleines Selbst zurück und schlürfte in die Richtung der Küche.

„...ich rufe mal Nami und Sanji an...“, konnte man nur noch leise wahrnehmen.

„Oh-oh! Dann zieht du den Zorn des Liebespaares auf dich! Hüte dich!“, scherzte Lysop noch, im Versuch ihn aufzumuntern. Doch das Rentier schloss bereits die Tür der Kajüte hinter sich.

„Wenn ihr mitwollt, dann müsst ihr aber jeden Tag ein paar Kunststücke vorführen“, unterbrach Ruffy die plötzlich unangenehme Stille, die darauf folgte.

„Und euch gut verhalten“, fügte Robin lächelnd zu.

„Und mit Hand anlegen, wenn es etwas zu tun gibt“, sagte Franky noch.

Ezra lachte.

„Alles kein Problem! Auch wir kennen uns etwas mit Schiffen aus. Aber, wer hätte je gedacht, dass ich einmal mit den großen Strohhüten segeln würde? Du, Chica?“

Die Angesprochenen schüttelte nur mit ihrem Kopf.

„Ihr kennt uns?“, fragte Brook erstaunt und setzte sich just im gleichen Augenblick wie Zorro, ins Gras.

„Natürlich. Ich bitte euch! Wer kennt denn diese große, edle Piratenbande nicht? Mit dem großen Monkey D. Ruffy, welcher einst der Piratenkönig wird. Oder dem stärksten aller Schwertkämpfer – Lorenor Zorro.“

Der Grünhaarige nickte nur kurz, während ihr Kapitän glücklich jubelte.

„Und dem mutigen Lysop. Ein wirklich großartiger Schütze – muss ich sagen. Oder-“, als der Angesprochene nur wie ein gelobtes Kind zu kichern begann, unterbrach ihn Franky gleich:

„Wir verstehen schon. Wir sind alle ganz super!“

„Es sind die besten Gerüchte über diese Piratencrew, die man so auf den Weiten des Meeres hören kann. Ich gebe nur mein Wissen wieder und drücke untertänigst meine Hochachtung eurer Taten aus.“

Sogar Chica musste deswegen ihre Augen verdrehen.

„Das sind ja alles ganz tolle Dinge, die man sich so über uns erzählt – doch sagt“, begann Robin gleich, noch bevor Ezra die Chance hatte noch etwas hinzuzufügen, „..., warum hat die werte LeRoy Chica denn bitte die Kraft der Menschenfrucht?“

Alle Blicke wandten sich zu der besagten Rehdame und sie zuckte gleich nur mit den Schultern.

„Ich habe die Menschfrucht gegessen. Ganz einfach.“

„Teufelsfrüchte gibt es aber nur einmal. Jede“, sagte Zorro, noch bevor ein anderer die Chance hatte.

„Genau. Also, sprecht – sonst werde ich, der große Lysop-“

„Okay, was ist hier los?“, unterbrach ein sichtlich genervter Sanji, der gemeinsam mit Nami das Schiff betrat. Seine Arme waren verschränkte, während die Navigatorin ihre Hände auf ihren Hüften abstützte. Man konnte Franky schlucken hören, denn sie alle wussten, dass ein unterbrochenes Date der beiden, Wut und Zorn für die ganze Crew bedeutete. Und Kringelbraue würde bestimmt über Nacht den Schrank für seinen geliebten Sake verschließen – na super!

„Da seid ihr ja endlich!“, erklang die Stimme eines sichtlich gekränkten Choppers, als dieser aus der Kajüte heraustrat und zu der Gruppe kam.

„Könnte uns bitte einer sagen, was hier vor sich geht?“, fragte nun Nami, als noch immer niemand etwas gesagt hatte.

„Das sind unsere Gäste! Ezrimil von Irgendwo und Chica“, strahlte Ruffy.

„Ähm, einfach Ezra“, brachte der Besagte nur schnell hervor.

„Und sie haben gut bezahlt“, fügte Brook hinzu, besonders an die Navigatorin gewandt. Natürlich kletterten bei diesen Worten direkt Namis Augenbrauen nach oben.

„Gerade wollten sie ein paar Details zu der doppelten Menschenfrucht mit uns teilen“, sagte Robin schließlich, wodurch sie nun eindeutig die Aufmerksamkeit des Smutjes bekommen hatte.

„Ach...“, begann Sanji langsam zu sprechen und zündete sich dann eine Zigarette an, „..., wollten sie das, ja? Also? Was gibt es Interessantes darüber zu wissen?“

„Schwarzmarkt“, murmelte Chica gleich, welche direkt durch Ezra, der hastig einen Finger auf seine Lippen legte, in die Schranken gewiesen werden sollte. Sie aber zuckte wieder mit ihren Schultern.

„Was denn? Wolltest du das nicht eh gerade sagen?“

„Ein Teufelsfruchtschwarzmarkt?“, fragte Lysop interessiert.

„Das ist vielleicht schön und gut, aber es erklärt nicht, warum es doppelte Teufelsfrüchte gibt“, bemerkte Nami gleich.

Ruffy – Vom Hören und Möhren

Ruffy freute sich, dass sie für kurze Zeit neue Passagiere an Bord mitführten. Er mochte neue Leute schon immer gerne – und diese beiden, Ezra und Chica, schienen wirklich freundlich zu sein. Vor allem Ezra. Denn ab und an, gerade und besonders wenn Ruffy es verlangte, so jonglierte er für die Kapitän der Thousand Sunny, oder führte lustige Zaubertricks vor.

Und Chica? Nun, sie war recht ruhig, doch ab und an unterhielt sie sich auch einmal mit dem Gummimensch. Zumindest antwortete sie. Mit Ein-Wort-Sätzen.

Auch die Crew schien langsam gegenüber den beiden Fremden aufzutauen. Mit jedem vergangenem Tag verloren sie ihre Skepsis mehr und mehr.

Lysop, Chopper, Franky und Brook fanden sich schon öfter beim Zusehen der Vorführungen wieder und erfreuten sich dieser. Der Musikant spielte sogar ab und an auf seiner Geige dazu. Ruffy hatte manchmal sogar gesehen, wie auch Robin in Ezras und Chicas Richtung schielte, als die Beiden besonders waghalsige Kunststückchen vorführten.

Zorro hingegen waren die neuen Passagiere ganz egal. Er wollte nur, dass man ihm beim Training nicht störte, als hatte sich für ihn nun wirklich wenig geändert. Aber Ruffy konnte schwören, dass sein Auge oft wachsam auf den beiden ruhte und irgendwie vertraute der Kapitän auch darauf. Schließlich war der Schwertkämpfer, auch wenn es nie jemand ausgesprochen hat, doch der Vize-Kapitän.

Sanji hingegen hatte nun noch mehr Arbeit, damit er ja die zwei neuen Mäuler stopfen konnte. Denn schon allein Ezra konnte jede Menge Essen vertragen, was auch die anderen Strohhüte unheimlich beeindruckte. Chica aß dagegen wirklich wenig.

Nami war währenddessen sehr darauf bedacht, immer das Geld im Auge zu behalten. Schließlich wollte sie nicht, dass die beiden Straßenkünstler sich noch einmal daran vergriffen.

Sie waren wohl die Einzigen, welche den Zwei nur wenig Vertrauen schenkten. Ruffy glaubte einfach, dass das Paar sauer waren, dass man ihre Verabredung unterbrochen hatte. Mal wieder – aber er beteuerte, dass es ganz und gar nicht seine Schuld war.

„Machst du dir denn keine Sorgen, dass die beiden etwas Böses im Schilde führen könnten?“, hatte Franky ihn einmal gefragt, als auch Robin anwesend war. Sie hatte zustimmend genickt.

„Selbst wenn sie böse sind. Wir können es sicher mit ihnen aufnehmen“, sagte Ruffy ihnen, „Das sollte für uns überhaupt kein Problem sein.“

Das war es nun wirklich nicht. Sie konnten es mit Marineadmirälen, starken Piraten und sogar Samurai der Meere aufnehmen. Selbst einem der 4 Kaiser, Big Mom, hatte er auf der Fischmenscheninsel gedroht. Da sorgte er sich doch herzlich wenig wegen zwei netter Passagiere. Zudem unterhielten die ihn doch sehr gut.

Damit war diese kleine Unterhaltung zwischen ihnen auch schon beendet.

Doch eines schönen Tages saß Ruffy ganz unbedenklich in der Küche – er hatte es gerade geschafft einen Reiskuchen hinter Sanjis Rücken zu stibitzen, als plötzlich Chopper hinein geschlürft kam. Seine Schultern hingen, genauso wie seine Mundwinkel und man konnte wirklich erkennen, dass irgendetwas ihren Schiffsarzt plagte.

„Hey, waf if lof, Wobfer?“, fragte er ihn mit vollgestopften Backen, als er hinter der Küchentheke hervor lugte. Er schluckte und fügte, dann deutlich sprechend noch hinzu: „Willst du auch einen? Die sind echt lecker!“

„Was fällt dir eigentlich ein?“, knurrte Sanji gleich, als er sich vom Abwasch wegdrehte und ihn direkt mit einem saftigen Tritt am Kopf traf. „Meinst du denn wirklich, ich hätte deinen kleinen Diebstahl nicht bemerkt? Hör auf immer alles in dich rein zu stopfen. Und, dass du die Kuchen noch verschenkst, ist doch nun wirklich die Höhe!“ Noch ein Tritt und der Schwarzhaarige hielt sich direkt den Kopf.

„Ich hatte doch nur Hunger, Sanji!“, beschwerte er sich.

„Du bist unersättlich, dass ist dein Problem.“

„Ich esse halt gerne. Und du kochst so gut. Es gibt wirklich keinen besseren Koch! Was würden wir nur ohne dich tun?“, flehte Ruffy, ohne dabei zu übertreiben. Schließlich sagte er die Wahrheit.

„Das weiß ich.“

„Heißt dass, ich kann mir noch einen nehmen?“

„Nein!“

„Darf sich Chopper dann noch einen nehmen?“

Chopper, der nicht so recht wusste, was er hätte in die Diskussion des Smutjes und des Kapitäns hätte einwerfen sollen, stand einfach nur da, während sein Blick immer hin und her geworfen wurde.

„Nein! Die sind für den Nachtisch gedacht.“

Ein Tritt folgte auf die Finger, als der Gummiarm sich langsam auf dem Weg zum doch nicht ganz so unbewachten Teller machte.

„Ich habe NEIN gesagt! Wenn du nicht gleich deine Griffel bei dir behältst, nutze ich meine Unnütz-Frucht und-“

„Och, Sanji... Nur einen halben?“

„Nein, verdammt! Hörst du mir überhaupt zu? Hätten wir nicht zwei weitere Mäuler zu stopfen, so müsste ich nicht alles genau rationieren. Wer weiß denn bitte schon, wann wir die nächste Insel betreten.“

„Also laut Nami in weniger als drei Tagen. Die Luft und die Winde haben sich wohl verändert“, murmelte Chopper hastig, als er anscheinend den richtigen Augenblick abgefasst hatte.

Sofort grinste Ruffy. Das waren doch gute Neuigkeiten! Dann konnte er bald eine neue Insel erkunden, neue Menschen kennen lernen und vielleicht jemand Neues anheuern. Das klang wirklich nach neuen Abenteuern!

Außerdem hieße das dann doch auch, dass es neue Vorräte geben würde!.

„Siehst du. In drei Tagen sind Ezra und Chica wieder weg! Also, kann ich jetzt noch einen Reiskuchen haben?“

Sanji seufzte und ohne dass er noch ein weiteres Wort verlor, schnappte er sich den Teller mit besagter Leckerei, öffnete den Kühlschrank und als schließlich das Zahlenschloss bedrohlich knackte, wusste der Kapitän, dass er garantiert bis zum Abendessen warten musste. Das war ärgerlich! Er war doch nicht einmal annähernd satt.

Als der Koch ihn noch immer ansah, zündete er sich nebenbei eine Zigarette an und ließ seine freie Hand in eine Hosentasche wandern.

„Och Sanji...“, murmelte der Schwarzhaarige sich geschlagen gebend, sah dann Chopper gleich wieder breit grinsend an. „Was gibt es neues?“

Das Rentier murmelte nur etwas Unverständliches unter seinem Atem, bevor er sich an den Tisch setzte und den Kopf nachdenklich auf den Hufen abstützte.

Die sichtbare Augenbraue des Smutjes kletterte nach oben und blies lässig den Rauch zwischen seinen Zähnen aus.

„Kann man dir irgendwie helfen?“, fragte dieser dann, bevor er die Glimmstängel wieder an seine Lippen führte.

Auch Ruffy bemerkte, dass den Schiffsarzt irgendetwas bedrückte. Sein normales, glückliches und freundliches Auftreten war komplett verschwunden. Oft grübelte er, beobachtete nun die Neuankömmlinge.

Natürlich hatte sich der Schwarzhaarige sich ab und an darüber schon Gedanken gemacht – Chopper war schließlich sein Freund. Doch irgendwie fand er keine Lösung für das unbekannte Problem. Höchstens, dass das Rentier sich mal ordentlich satt essen musste. Mit einer ordentlich Mahlzeit ließen sich schließlich allerhand Sorgen beseitigen. Sanji würde dies bestimmt bestätigen können.

Chopper aber zuckte einfach nur seine Schultern, auf die gestellte Frage und blickte auf die Holzdielen, welche auf dem Boden verlegt waren.

„Du musst reden Chopper...“, schmollte Ruffy.

„Da gebe ich unserem Kapitän ausnahmsweise einmal Recht. Du bläst seit Tagen schon Trübsal und erzählst niemanden woran es liegt. Ja - nicht einmal Lysop weiß Bescheid!“

„Was soll ich denn bitte schon sagen?“, murmelte das Rentier nun wesentlich deutlicher.

„Naja...“, begann Ruffy und verschränkte die Arme, während er zu seinem Freund hinüber sah, „..., wie wäre es damit, warum es dir so schlecht geht? Dann könnten wir dir endlich helfen.“

„Idiot!“, knurrte Sanji und trat den Schwarzhaarigen erneut gegen seinen Kopf, „Das hatte er doch auch gerade vor!“

Choppers schwarze Augen sahen die Beiden nur abwechselnd betrübt an, dann zuckte er nur mit den Schultern.

„Was soll ich nur machen? So ratlos war ich noch nie...“

„Weswegen denn? Wegen eines Medikaments?“, fragte Ruffy.

„Wegen einer unbekannten Krankheit?“, erkundigte Sanji sich weiter.

„Wegen des Wetters?“

„Wegen meines Essens?“

Mehr und mehr fragten die beiden Männer das nun irritierte Rentier, welches nur noch blinzeln konnte. Chopper kam gar nicht mehr dazu, etwas zu erwidern.

„Wegen einer Frau?“, fragte der Kapitän schließlich. Sanji schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.

„Wie kommst du denn ausgerechnet darauf?“

„Warum denn nicht? Es kann doch alles möglich sein!“, beschwerte sich der Schwarzhaarige, nachdem er einen erneuten Tritt kassiert hatte.

Chopper flüsterte etwas, kaum verständlich.

„Wenn es keiner von den Möglichkeiten ist, was soll es denn dann bitte sein?“

„Streng doch mal dein Hirn an! Für alles gibt es plausible Erklärungen.“ Sanji zog erneut an seiner Zigarette und lehnte sich lässig gegen den Tresen.

„Also, Chopper..., würdest du jetzt bitte so freundlich sein, und uns erzählen, was dich so plagt? Nur so kann man dir helfen“, forderte Sanji nun bestimmend.

„Ruffy h-hat Recht“, stotterte das Rentier nun vorsichtig und Ruffy hatte das Gefühl, dass ihr Schiffsarzt noch mehr in sich zusammensank, als es vielleicht möglich gewesen wäre.

Während der Schwarzhaarige zu Grinsen begann, verschluckte der Smutje sich an dem Rauch seiner Zigarette und musste heftig husten.

„Versteh mich nicht falsch...“, sagte er mit rauer Stimme, räusperte sich, bevor er fortfuhr: „..., aber so als natürlich geborenes Rentier...verspürst du da eigentlich Liebe? Ist nicht alles durch eure Instinkte gesteuert?“

Ruffy kicherte freudig.

„Also, ich finde das toll.“

Und das tat er wirklich. Schließlich hatte die Beziehung zwischen Nami und Sanji der ganzen Crew doch nur Vorteile beschert: Mehr Essen, bessere Laune, weniger Tritte und Schläge. Wenn es nach den Kapitän ging, so könnten sich seine Freunde doch alle verlieben. Schließlich mochte er es, sie alle glücklich zu sehen. Und er liebte die Vorteile, welche diese Verliebtheiten mit sich brachten.

„Es ist Chica, nicht wahr?“, fragte er weiter, denn der Koch war noch immer zu beschäftigt damit, seine Gedanken zu sammeln.

„Ich bin nicht verliebt!“, schrie Chopper Ruffy an. Und doch konnte man eine leichte Röte unter seinem Fell, auf den Wangen erkennen.

„Jedenfalls glaube ich das...“

„Es ist ganz einfach. Also lass mich dich dir eine Frage stellen: Was empfindest du, wenn an Chica denkst?“

„Weiß nicht...Was empfindest du denn, wenn du an Nami denkst? Ist das dann das Gleiche?“, fragte Chopper gleich zurück.

Der Smutje schüttelte gleich den Kopf, drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, zündete sich dann aber direkt eine Neue an.

„Hier geht es nicht um mich. Ich liebe diese wundervolle Frau und sie mich. Bei uns ist alles geklärt. Ich habe dich ganz allein gefragt, denn nur du kannst mir auch eine Antwort geben. Also?“

„Wenn du willst, frage ich Chica, ob sie ein Teil der Crew werden will? Ich kann sie wirklich leiden und so bleibt sie immer bei uns.“

Das Grinsen des Kapitäns verbreiterte sich sehnlichst. Er selbst wusste bereits, dass es beschlossene Sache war. Wenn sie schließlich die gleiche Teufelsfrucht gegessen hatte, so war sie unheimlich stark – eben so stark wie Chopper selbst. Und wenn es ihren Schiffsarzt glücklich machen sollte...ja warum dann eigentlich nicht?

„Wir wollen ja erst einmal nicht übertreiben“, versuchte Sanji die Ideen ihres Kapitäns gleich zu zügeln, sah dabei aber die ganze Zeit das Rentier an. Ganz langsam wanderten seine Augenbrauen dabei nach oben.

Als der Angestarrte leicht zu zittern begann, Ruffy wusste nicht, ob es aus Ärger oder doch eher Furcht vor dem Smutje war, erahnte man doch aber genau, dass die folgenden Worte im nächsten Moment aus ihm herausplatzen würden.

„Also gut!“, knurrte Chopper endlich, „Ich sag's ja schon! Aber jetzt hör endlich auf, mich einfach so anzustarren.“

Sanji nickte, ging zurück zu der Arbeitsfläche, wo noch ein halb filetiertes Hähnchen lag und murmelte etwas, das wie 'Ich höre' klang. Laut Ruffy hätte es aber auch 'Die Möhre' sein können. So dehnte er seinen linken Arm, schnappte sich mit einer Hand einige der orangenen Wurzeln aus dem bereitstehenden Korb und ließ sie neben Sanji fallen. Als er ihn verwirrt ansah, wusste der Schwarzhaarige, dass er doch dem Rentier nur Gehör schenken wollte.

„Es ist auf jeden Fall ganz komisch, sag ich euch. Ich mag zum Beispiel ihren Geruch ganz gern. Und die Art wie sie läuft. Und spricht. Sie ist manchmal wirklich lustig. Außerdem hat sie Ahnung von Medizin.“

„Ach, hat sie das?“, fragten Ruffy und Sanji gemeinsam und erstaunt.

Chopper nickte.

„Gestern sah ich sie an Deck lesen. Eines meiner Medizinbücher...“

„Wie cool! Dann kann sie ja unsere Krankenschwester werden!“, strahlte Ruffy.

Er hörte den Koch nur leise seufzen.

„Auf jeden Fall bin ich total irritiert. Denn ich weiß, dass Tiere nie solche Gefühle entwickeln könnten und würden. Aber...“

„Aber wegen deinen Menschen-Teufelskräften kannst du diese menschlichen Emotionen spüren, richtig?“, fragte Sanji ruhig, als er eine Pfanne herausholte.

„Ich weiß es nicht?“

In der Tat war es eine Frage. Bisher hatte Ruffy alles genau verstanden. Aber bei diesem Problem begann sein Hirn wirklich zu pochen. Denn, dass Tiere nicht liebten, wusste er. Dass Menschen es taten, wusste er natürlich auch. Wie es nun aber war, wenn ein Lebewesen Eigenschaften beider Spezies besaß, wusste er nicht.

„Auf jeden Fall weiß ich nicht, was ich machen soll, denn sie lässt mich immer und immer wieder abblitzen.“

„Du muscht ganf du self sein“, mampfte Ruffy, denn er hatte einen günstigen Moment abgepasst und sich einige der Möhren geschnappt. Schließlich hatte er verdammten Hunger und die leckeren Reiskuchen waren ja nun im Kühlschrank eingesperrt.

Zwar merkte es Sanji, aber entweder wollte er partout nicht mehr aufregen – Ruffy meinte Nami sagen gehört zu haben, wie sie den Blutdruck des Kochs an solch einer ähnlichen Stelle erwähnte – oder er war zu tief in Gedanken versunken und suchte nach einer Lösung, wie man ihren Freund hätte helfen können.

„Weißt du was – da hat unser werter Kapitän einmal recht!“

„Hat er das?“

„Haf if daf?“, fragten die Beiden erstaunt.

„Ja...“, sagte der Koch selbstsicher, fügte dann aber murmelnd noch hinzu: „...ich kann selber kaum glauben, dass ich das bei der Thematik der Liebe einmal sagen würde.“

Seine zweite Zigarette drückte er aus und stellte die Temperatur am Herd ein.

„Aber du wirst ein wenig Hilfe brauchen. Ein kleiner Schubs in die richtige Richtung. Fangen wir einmal damit an, dass sie mehr als Mensch hier rumläuft, als du.“

„Diese Form hier mag aber jeder! Die ist niedlich!“

„Außerdem kennen wir ihn so“, sagte Ruffy, als er runter geschluckt hatte.

„Aber für die werte Chica wird er nicht mehr sein, als ein Kind...bei der Größe. Weißt du was, ich leihe dir nachher einen Anzug...oder eher zwei. Denn deine Schultern müssen da irgendwie rein passen. Wir nähen das schon irgendwie zusammen. Nami wird uns da bestimmt behilflich sein.“

Ruffy grinste und auch Chopper begann allmählich zu lächeln.

„Das klingt toll! Danke, Sanji!“

„Doch nicht dafür. Denn im Gegensatz zu unserem geschätzten Vielfraß hier, kenne ich mich tatsächlich mit Liebe aus.“

Der Smutje goss irgendetwas zu dem bereits vorhandenen Pfanneninhalt und sofort lief Ruffy das Wasser im Mund zusammen. Man! Sie hatten ja auch ein Glück, dass sie den besten Koch der Meere an Bord hatten! Was würden sie nur ohne ihn machen?

„Ach, und Ruffy?“

Gleich spitzte er die Ohren. Durfte er sich etwa doch noch einen Reiskuchen nehmen? Oder vielleicht sogar alle? Bestimmt schmeckten sie jetzt besonders gut, schließlich waren sie nun doch gekühlt. Das wäre toll!

„Pack sofort die Möhren dahin zurück, wo du sie her hast, sonst stopfe ich sie dir in die Lauscher!“

Sanji – Anzüge und gestellte Uhren

Kaum hatte der junge Koch das Abendessen serviert, so kamen sie auch gleich alle, wollten die Delikatessen verspeisen, welche er einmal wieder kreiert hatte. Natürlich wurde alles, bis auf den letzten Krümel gegessen und so fand Sanji sich recht schnell beim Abwasch. Natürlich half ihm Nami dabei – es war immer eine einfache Möglichkeit für beide, allein und ungestört zu sein. Die anderen Crewmitglieder wussten dies auch und so störten sie nur selten. Höchstens kam mal einer von ihnen, wenn eine komische Wolke sich am Horizont breit machte, oder man sich so laut stritt, was man in jedem Winkel der Sunny gehört hätte.

Dieses Mal konnte Sanji diese Zeit auch nutzen, um Nami in das Gespräch mit Ruffy und Chopper einzuweihen. Gespannt hörte sie dabei zu, fragte dann, als er ihr alles geschildert hatte:

„Und du bist dir sicher, dass es so leicht sein wird?“

Grinsend nickte er und reichte ihr einen Teller zum abtrocknen. Die Navigatorin aber seufzte, während sie ihrer Aufgabe nachging.

„Du weißt, dass man Liebe nicht erzwingen kann. Das hat bei mir auch nicht funktioniert.“

„Wie kommst du denn da drauf?“

„Eine erzwungene Verlobung, ein Monster als Vater und unzählige Geheimnisse, tief versteckt unter der Oberfläche einer Insel waren nicht gerade charmante Flirtversuche.“

Sie seufzte leise, fuhr dann noch fort:

„Du weißt genau wie ich das meine, Sanji“

Er nickte. Natürlich wusste er das und er war auch sehr glücklich, dass die Gefühle, welche die junge Frau für ihn hegte, nicht erzwungen waren. Das wollte er auch gar nicht. Und dass sie ihn aus freien Stücken liebte, genau so wie er war, so glaubte Sanji, war das schönste Gefühl, welches er kannte.

„Aber ein wenig dem Glück zweier...Menschen? Rentiere? - du weißt was ich meine - Wenn wir ihnen ein wenig helfen, wird es uns gewiss nicht schaden.“

„Und wenn es nicht klappt, so haben wir einen zu tiefst betrübten Schiffsarzt...“

Wieder reichte Sanji der jungen Frau einen Teller, welchen sie zu gleich abtrocknen begann.

„Das Problem haben wir auch, wenn wir Chopper nicht helfen, meinst du nicht auch? Und so können wir zumindest sagen, dass wir es versucht haben.“

Noch ein Teller und sie seufzte.

„Ich sehe ihn einfach so ungern leiden.“

Sanji nickte. Er wusste, dass Nami das Rentier als einen kleinen Bruder betrachtete. Das taten sie alle und doch schätzte er das sehr an ihr.

„Glaub mir, das kann ich auch nicht. Hast du aber vielleicht eine bessere Idee?“

Nami schüttelte leicht ihren Kopf, nachdem sie kurz nachgedacht hatte, senkte dann den Blick, als sie den letzten Teller schließlich auf einen Stapel legte. Sanji verstaute ihn schließlich im Schrank über ihren Köpfen.

„Hey, Nami...“, murmelte der junge Mann und schloss seine Liebste in seine Arme, drückte sie fest gegen sich, während ihr Kopf auf seiner Schulter ruhen konnte, „..., lass doch den Kopf nicht hängen! Wir werden Chopper schon helfen können. Schließlich sind wir doch die Profis an Bord – zumindest wenn es um die Liebe geht.“

„Mal abgesehen davon, dass unsere Liebesgeschichte alles andere, als klassisch war“, murmelte sie und Sanji spürte, wie sie sich endlich entspannte.

„Wenn du so viele Bedenken hast, dann können wir ja noch einmal nachdenken. Vielleicht fällt uns ja eine bessere Lösung ein.“

Er spürte, wie sie ihren Kopf schüttelte.

„Dann wird Chopper enttäuscht sein. Nein – du hast Recht. Nur wer versucht, der wird klug.“

„Genau. Und nur wer die Initiative ergreift, wird auch belohnt.“

Die junge Frau musste bei dieser Aussage schmunzeln und löste sich nur so leicht von ihrem Geliebten, bis sie ihn ohne Probleme ins Gesicht blicken konnte. Auch der junge Mann begann nun zuversichtlich zu lächeln, blinzelte dann aber verdutzt bei ihren nächsten Worten:

„Aha. Wer hat denn bei uns bitte die meiste Initiative ergriffen?“

Ihre Augenbrauen wanderten dabei so keck nach oben – genau so, wie Sanji es liebte. Außerdem machte ihn dieser herausfordernde, schlaue und ein wenig verführerische Gesichtsausdruck der Navigatorin unheimlich an.

„Mhm...“, flüsterte er anreizend, bevor er einmal ihre Stirn, dann Wange und schließlich ihr Kinn sanft küsste, „...ich weiß jetzt zumindest, dass ich sie jetzt ergreifen werde...“

Nach dem letzten Wort zog der junge Koch die junge Frau in einen leidenschaftlichen Kuss, zurück gegen sich und zu seiner Freude spürte er, wie gleich mit ihren langen, schlanken Fingern in den Stoff seines Hemdes krallte, um sich festzuhalten. Auch dies liebte er unheimlich.

Direkt fühlte es sich an, als würde die Kajüte gleich mehrere hundert Grad erhitzt werden und plötzlich fühlten sich seine Krawatte, das Hemd und sein Jackett – auch eigentlich alles, was er trug, viel zu eng und einzwängend an.

Während er Nami mit einer Hand am Rücken weiterhin gegen sich gedrückt hielt, wanderte seine zweite zwischen sie und löste den Knoten des verdammten Luftabschneiders, bevor er seine Finger unter den Rock ihres Kleides wandern ließ.

„Du weißt, dass wir vielleicht nur 5 Minuten haben?“, hauchte Nami, als sie sich von ihm löste, während er sie auf die Theke hob.

„5 Minuten? Ich brauche nur 3!“

Er wünschte sich so sehr, dass man sie einmal allein ließ. Seit mehreren Tagen, konnte er schon keine wirklich ruhige Minute mit Nami verbringen. Schließlich war die Strohhutbande zu aufgedreht, seitdem Ezra und Chica an Bord waren. Und bei ihrem letzten Date wurden sie auch unterbrochen. Das wollte er nun nachholen. Jede einzelne Sekunde war dabei kostbarer, als er hätte beschreiben können. Er wollte die Zeit gründlich nutzen. Er brauchte sie und diese wundervolle Frau vor ihm auch.

Und derjenige, der sie unterbrach, würde er schon gehörig in den Arsch treten.

Als seine Lippen über diesen schmalen Hals wanderten, spürte er etwas. Nur eine kleine Unebenheit. Erst wollte er nicht, dass es ihn störte – zu erregend waren die Geräusche, welche Nami von sich gab, während ihre Hände sanft durch sein Haar glitten. Doch da er dies immer und immer wieder bemerkte, blieb ihm nichts Anderes übrig, als nachzusehen, was denn da diese zarte Haut bedeckte.

Da sah er es: Ein Einstich am Hals. Nicht gerade groß und auch nicht besonders gerötet. Doch er war da. Sofort erinnerte sich Sanji daran zurück, als Nami von einer Zecke auf

Little Garden gestochen wurde und danach fast durch das 5-Tage-Fieber gestorben wäre. Alle Arlarmglocken begannen sofort in dem jungen Koch zu läuten.

„Wurdest du gebissen?“, fragte der junge Mann seine Geliebte besorgt.

Etwas erstaunt hielt sie inne, sah ihn kurz ungläubig an, bevor sie dann mit einer Hand nun auch die besagte Stelle abtastete.

„Anscheinend. Scheint aber nur ein Mückenstich zu sein.“

„Bist du dir da sicher? Ich erinnere dich nur an das letzte mal, als irgend so ein dämliches Insekt dachte, es müsse dich verletzen und vergiften. Auch wenn wir einen Schiffsarzt an Bord haben – so möchte ich nicht, dass das wieder passiert.“

„Mir geht es gut! Wirklich!“

Sanji sah ihr tief in die braunen Augen.

Ging es ihr wirklich so gut, wie sie angab? Musste es ja – so zuversichtlich, wie sie ihn anlächelte. Und doch ließ ihn der Gedanke keine Ruhe, dass mehr hinter diesem kleinen, fast unwichtigen Stich steckte, als er vielleicht zu Beginn denken würde.

„Würde es dich beruhigen, wenn ich Chopper frage, dass er es sich einmal ansieht?“

Er lächelte.

„Du würdest mir damit einen unheimlichen Gefallen tun.“

Nami küsste ihn, ganz sanft, leicht und nicht mehr als ein Hauchen auf seinen Lippen.

„Dann sollten wir nun wir uns jetzt zu den anderen gesellen. Oder zumindest zu Chopper. Er wartet doch bestimmt schon sehnlichst auf uns“, flüsterte Nami und streichelte noch einmal seine Wange, bevor sie von der Theke herunter sprang, seine Hand nahm und sie dann gemeinsam die Küche verließen.

Er war ein wenig enttäuscht über diese Unterbrechung ihrer kleinen Tätigkeit und doch ahnten Beide, dass dem Smutje diese kleine Auffälligkeit nicht mehr loslassen würde. Schließlich sorgte er sich doch um das Wohl dieser Frau.

Draußen konnten sie Gelächter hören und nur nach wenigen Schritten konnte man fast jeden, bis auf ihren Schiffsarzt, den Klingenrassler, wie Sanji Zorro immer nannte und Ezra sehen. Nun gut, das Rentier hatte die ganze Zeit vor der Küche gewartet, beobachtete selbst die Szenerie, welche sie vor ihnen abspielte. Denn Chica schien angeregt etwas zu erzählen, was die anderen schon sehr belustigen musste. So munter erzählen hatte man sie nur selten gesehen.

Der Grünhaarige hingegen – Sanji meinte einen Moment seinen Schopf durch die Fenster des Krähennests erspäht zu haben – war wohl gerade dabei zu trainieren.

Wo aber ihr schwarzhaariger Passagier war, wussten weder er, noch Nami zu benennen.

„Da seid ihr ja!“, erklang Choppers Stimme gleich, als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel. „Ich habe schon auf euch gewartet. Können wir jetzt?“

„Bist du auch wirklich sicher, ob du das auch wirklich machen möchtest, Chopper?“, erkundigte sich Nami, „..., es gibt viele andere Möglichkeiten, dich interessanter in Chicas Augen darzustellen. Sich mit ihr unterhalten, wäre zum Beispiel eine Möglichkeit.“

Das Rentier nickte und die junge Frau musste deswegen seufzen. Sanji drückte leicht ihre Hand.

„Lasst uns gehen...“

Gemeinsam gingen er und Chopper schon einmal vor, zu den Männer Unterkünften. Nami besorgte noch Nadel und Faden, kam dann aber nach.

In Stille erreichten sie den Raum, doch als Sanji seine Garderobe zeigte, brach es nur so aus dem Schiffsarzt heraus:

„Wow! Du hast aber viele Anzüge! Das habe ich nie gemerkt!“, kam es von dem Rentier ganz erstaunt, als Sanji seinen Schrank öffnete.

„Schon Wahnsinn, nicht?“, fragte Nami belustigend, welche sich auf die Koje des Smutjes gesetzt hatte und die Beiden beobachtete.

„Manchmal glaube ich sogar, dass mein werter Freund mir Konkurrenz macht, wenn es um die Vielzahl der Kleidungsstücke geht.“

Der junge Koch musste Grinsen und verschränkte, gespielt verärgert, die Arme vor der Brust. Nami musste deswegen leise kichern und nur kurz darauf wanderte diese anreizende Augenbraue wieder nach oben – und Sanji musste sich wirklich zusammenreißen, sich nicht auf sie zu stürzen, um sich ihr hinzugeben.

Wie sehr er doch hoffte, einmal wieder Zeit mir ihr allein verbringen zu dürfen.

„Da weiß man ja gar nicht, wo man anfangen soll zu suchen. Wie viele schwarze Anzüge hast du eigentlich?“, fragte der Schiffsarzt und begann die Sachen auf der Kleiderstange hin und her zu schieben.

Sanji liebte es, sich schick anzuziehen. Ihm war es dabei ganz gleich, was andere von ihm dachten. Es gefiel ihm und es gab ja so unendlich viele verschiedene Schnittmuster, welche mit ebenso vielen Stoffen kombiniert werden konnten. Und dann noch mit ebenso vielen Hemden und Krawatten – die Möglichkeiten waren schier unendlich!

„Ich schlage klassisch, schwarz vor. Was denkst du, Sanji? Du bist schließlich der Fachmann.“

Diese wundervolle Frau – sie kannte ihn wirklich am Besten! Denn genau das Gleiche hatte er auch gedacht.

Er legte zwei farblich passende, aus dem gleichen Stoff gefertigte Modelle neben Nami auf das Bett. Dann – schließlich war er der Profi auf dem Fachgebiet der Männerbekleidung – suchte er auch noch ein farblich, passendes Hemd heraus und eine Krawatte. Nami hatte bereits begonnen, die Nähte des einen Anzuges zu öffnen.

Währenddessen hatte Sanji dem Rentier schon befohlen, sich in seine menschliche Form zu verwandeln – was er nach einigen Diskussionen auch tat. So stand sein pelziger Freund nun, einige Köpfe größer, neben ihm und betrachtete sich selbst im Spiegel.

Das gelbliche Hemd stand ihm dabei gut, auch wenn es ein wenig den Anschein hatte, als würden die Muskeln des Rentieres etwas eingeengt sein. Sowie sein Fell. Aber wie sollte es auch anders sein? Sanji besaß nicht so viele Muskeln in Armen und Oberkörper. Für ihn war es ausreichend: Die Anzüge passten ihm so perfekt und Nami war seinem Körper auch sehr zugewandt. Doch in einem Vergleich mit den anderen Männern der Strohhüte, würde er gewiss nicht gut abschneiden.

„Wie funktioniert das mit der Krawatte? Wie kannst du dir jeden Tag so ein Ding umbinden? Da bekommt man ja keine Luft mehr!“, fragte Chopper verwirrt, als die Bindung an seiner Kehle eher einem Kunstwerk, als einem Schlips entsprach.

Sanji musste schmunzeln. Damals, als er seine erste Krawatte von Jeff geschenkt bekam, musste es ihm wohl nicht anders ergangen sein. Da er seinem Freund wirklich von Herzen helfen wollte, sagte der Smutje:

„Beuge dich mal runter zu mir.“

Und das tat das Rentier dann auch und so konnte der junge Mann seiner Aufgabe nachgehen.

„Sitzt die auch nicht zu eng?“, fragte der Größere von Beiden und zog nervös an dem Binder.

„Nein natürlich nicht. Du bekommst Luft. Der Knoten muss aber genau über der Knopfleiste sitzen. So! Genau so.“ Der Blonde hatte das Problem mit nur einem Handgriff gelöst und grinste nun sicher.

Genau da kam Nami zu ihnen und reichte Chopper den Anzug.

„Probier' ihn gleich an!“, strahlte die junge Frau, bevor sie an Sanjis Hand zog, damit er ihr folgte. „Wir warten vor der Tür.“

„Du bist wirklich schon fertig?“

Sanji merkte sofort, wie sich Chopper zierte, die Kleidung anzuprobieren. Doch Nami ließ sich von dem Zögern nicht beeindrucken und verschloss schnell und mit den Worten 'Zieh ihn einfach an!' die Tür.

„Bist du sicher, dass er den jetzt auch anziehen wird? Ich habe schließlich bessere Dinge zu tun, als hier zu warten. Und außerdem-“

Mehr sagen konnte der junge Mann nicht, denn die Navigatorin hatte bereits ihre Lippen auf die seinen gedrückt und ihn so in einen heißen Kuss gezogen. Ihre Arme schlangen sich dabei fest um seinen Hals und sie drückte ihren Körper gegen seinen. Der Schwung, welchen sie durch die Aktion erhalten hatten, war so heftig, dass Sanji gegen die Wand stolperte.

Es dauerte einige Augenblicke, bis er sich gefangen hatte und verstand, was da gerade mit ihm passierte. Doch dann legte auch er einen seiner Arme um ihren Körper, während er seine freie Hand zu ihrer langen Mähne hinauf wandern ließ.

Wie lange sie so ineinander verfangen standen, wusste er nicht. Und auch kannte er den Auslöser für diese wunderbare, leidenschaftlich-feurige Zweisamkeit nicht. Doch er genoss es sehr und wollte dies Nami auch spüren lassen.

Und doch räusperte sich plötzlich jemand neben ihnen und erschrocken sprangen sie beinahe auseinander. Doch es war nicht Chopper, der sie da so plötzlich unterbrach – es war Ezra.

„Ich wollte gar nicht stören“, sagte er so beiläufig, dass man es ihm fast abgekauft hätte. Sanji musste ihn einfach finster anblicken. Wie konnte er es schließlich wagen, sie hier zu unterbrechen?

Etwas widerwillig ließ er Nami los, als er merkte, wie sie sich von ihm löste. War aber vielleicht auch besser so, denn die ganze Zeit sah der Schwarzhaarige sie an. Seinen Blick konnte Sanji einfach nicht deuten. War es Neugier? Oder doch Scharm? Konnte es vielleicht sogar etwas wie Belustigung sein?

„Jetzt ist es ja eh egal...“, murmelte Sanji, während Nami ihre Arme verschränkte.

„Aber wo warst du bitte, wenn ich einmal fragen darf?“, erkundigte sich die junge Navigatorin.

„Ich?“ Die Stimme des Mannes klang so unschuldig, wie die eines Kindes, das heimlich ein Stück Schokolade gegessen hatte, wobei noch immer Schmierspuren am Mund zu erkennen waren. Der Smutje merkte, dass sie Ezra bei irgendetwas ertappt hatten, doch was es war, da konnte er nicht genau mit dem Finger drauf zeigen.

Sie beide starren so lange den Passagier an, bis dieser, einen Schritt vor ihren Blicken ausweichend, sagte:

„Ich habe nur die Uhren auf dem ganzen Schiff richtig eingestellt. Sie gehen nun alle genau gleich, so wie meine. Die richtet sich nach der Sonne.“ Dabei zog er eine antik aussehende Taschenuhr aus seiner Hosentasche und öffnete sie, sodass die beiden die Uhrzeit sehen konnten.

„Warum ist das denn bitte so wichtig?“, frage Sanji.

„Für mich ist das wichtig“, murmelte er. „Und für euch wird es auch einmal wichtig sein. Glaubt mir.“

Mit diesen Worten lief er weiter in Richtung Deck.

„Bis dann – ach und Süße? Du solltest den Schiffsarzt wirklich einmal über den Stich schauen lassen. Sieht echt nicht schön aus.“

Sofort schnellte eine Hand zu Namis Hals und als Ezra verschwunden war, sah sie ihren Geliebten fragend an. Aber eine richtige Antwort wusste er nicht. Doch zum Nachdenken kam Sanji nicht mehr, denn die Tür zu den Schlafräumen der Männer öffnete sich und sie hörten Chopper vorsichtig fragen:

„Ist das so in Ordnung?“

Lysop – Die beste Navigatorin

Lysop mochte die beiden Neuankömmlinge sehr. Ezra war ein lustiger Zeitgenosse und verstand es genau, selbst die langweiligsten Stunden zu einem unterhaltsamen Spektakel werden zu lassen. Er kannte Zaubertricks, die der Schütze in der Welt noch nie so gesehen hatte und das mit den einfachsten und gewöhnlichsten Dingen, die er finden konnte. Allerdings gab es an Bord der Thousand Sunny mehr ungewöhnliche Dinge. Doch ganz gleich, mit was der Mann zauberte, er bestand dabei immer auf seinem Motto:

'Wenn das Publikum richtig abgelenkt ist, so klappt der Rest schon wie von selbst!'

Und das stimmte auch.

Doch, wie sehr sich der Schütze auch anstrengte, er konnte nicht herausfinden, wie diese Tricks funktionierten. Dabei erschienen dem Mann mit der langen Nase doch manche als besonders nützlich und er wollte sie in verschiedene Waffen einbauen. Ezras Geheimnisse lüften konnte er einfach nicht, egal wie sehr der junge Mann mit der langen Nase sich anstrengte.

Und Chica? Nun, ihm war bereits aufgefallen, dass Chopper etwas Interesse an ihr hegte. Doch sein Freund sagte nichts deswegen und sprach mit ihm darüber nicht ein einziges Wort. Wie solle er dem Rentier denn dann helfen? Das erschien dem Schützen schier unmöglich – auch wenn er sich noch so oft den Kopf darüber zerbrach.

Dennoch war Lysop sehr erstaunt, als eines Abends der Schiffsarzt das Deck betrat und sich vorher in seine Menschenform verwandelt hatte. Außerdem trug er einen wirklich gut sitzenden Anzug. Ihm selbst war gleich bewusst, dass dieser von Sanji sein musste. Schließlich war der blonde Koch der einzige der Strohhüte, der so etwas in seinem Schrank aufbewahrte. Außerdem bezweifelte Lysop einmal stark, dass Chopper sich den selbst auf der letzten Insel gekauft hatte. Jedenfalls hatte er davon nichts mitbekommen.

Etwas irritiert sahen sie alle das Rentier an, verstanden nicht, was dessen plötzliches neues Erscheinungsbild mit sich brachte, bis Robin plötzlich von ihrem Platz am Tisch aufstand, ihre Kaffeetasse und ihr Buch nahm und, mit einem leichten Lächeln, ging.

Franky folgte ihr gleich. Dann Brook. Und schließlich auch Ruffy und er selbst.

Chica blieb noch, doch Lysop konnte ihren Blick nicht erkennen. Aber, nicht wie sonst, war es zumindest keine Belustigung, wenn sie Chopper sah.

„Was soll denn das?“, fragte Franky verwundert, als sie die Treppe hinaufgegangen waren und sich nun alle, auch Sanji und Nami, einen Platz vor der Tür zur Kombüse einen suchten.

Ruffy lachte leise.

„Das ist der Plan, den Chopper, Sanji und ich heute geschmiedet haben.“

„Wir drei? Und wie viel Anteil hattest du dabei?“, fragte Sanji, der einen Arm um die Schultern der Navigatorin gelegt hatte, während er in der freien Hand eine Zigarette hielt.

„Recht viel, oder?“ Der Kapitän schaute fragend, als er dies sagte.

„Das wäre mir neu, dass du dich mit solchen Sachen, wie Flirten, Liebe und Romantik auskennst“, meinte Lysop und verschränkte seine Arme vor der Brust, während er kurz zu dem Schwarzhaarigen hinüber sah. Dann betrachtete er wieder das Schauspiel vor sich.

Chica lachte – das musste doch ein gutes Zeichen sein!

„Liebe liegt in der Luft! Sie ist zum Greifen nah!“, schluchzte Franky bereits wieder und verdeckte mit seinem gewaltigen Arm seine Augen.

„Yohohoho, da muss ich dir recht geben. Sie ist überall! Fehlt nur noch ein holdes Paar, welches sich noch finden muss und welches meine Augen sehen. Und dabei habe ich nicht einmal Augen!“

„Und doch ist es eine recht makabere Vorstellungen, dass die Liebe genauso endlich ist, wie das Leben selbst“

Entsetzt sah Lysop Robin an. Schließlich konnte solch eine düstere Aussage nur von der Archäologin stammen.

„Makaber? Du und deine schrecklichen Ideen sind makaber! Nichts anderes!“, rief er entsetzt und schritt etwas gegruselt von der Frau weg.

„Was macht Ezra da eigentlich?“

Sie alle wurden plötzlich ganz still und die vielen Augenpaare wanden sich zu der Löwenköpfigen Galionsfigur vor ihnen. Denn dort stand der Mann. Sein Umhang wehte leicht mit dem Wind und er schien auf etwas in seiner Hand zu starren.

„Ein komischer Kauz. Wirklich mysteriös“, stellte Brook fest.

„Ich mag den nicht“, Sanji zog an seiner Zigarette, blies den Rauch aus, bevor er fortfuhr: „..., der hat an all unseren Uhren herum gespielt.“

„Warum denn das?“, fragte Ruffy den Schiffskoch.

Der Smutje und die Navigatorin zuckten beide gleichzeitig mit ihren Schultern und somit war dieses Thema auch schon wieder beendet.

„Er kennt sich mit mit Medizin verdammt gut aus, wisst ihr?“

Alle Augen blickten nun wieder zu Robin, als sie sprach.

„Ich dachte nur Chica? Hat das nicht Chopper erzählt? Richtig, Sanji?“

Der Gefragte nickte und man konnte erkennen, wie stolz Ruffy war, als man gestand, dass er sich etwas gut gemerkt hatte.

„Nein, auch er. In der Zeitung stehen doch ab und an einmal nette, unterhaltsame Artikel über Medizin und deren Fortschritte. In einigen Gesprächen fand ich heraus, dass er sich perfekt auskennt. Mindestens so sehr wie unser werter Herr Schiffsarzt.“

„Vielleicht ist er ja ein reisender Arzt - mit seltsamen, zauberhaften Hobbys?“, fragte Franky.

Lysop sah den Cyborg an, wollte irgendetwas erwidern, doch er konnte es einfach nicht, denn irgendwie schien es auch ihm die plausibelste Erklärung zu sein. So nickte der Schütze einfach, um seine Zustimmung auszudrücken.

„Das bezweifle ich“, flüsterte Nami, die Ezra noch immer beobachtete. Dann hielt die junge Frau kurz inne, sah zum Himmel und Lysop konnte förmlich sehen, wie sie schluckte. Offenbar musste sich das Wetter einmal wieder in der nächsten Zeit ändern. Irgendwie war es schon gespenstisch, dass Nami dies so gut bemerkte.

„Macht euch bereit. In weniger als 10 Minuten wird es beginnen zu regnen. Vielleicht sogar stürmen.“

„Wenn ich dich nicht jetzt schon einige Zeit kennen würde, so müsste ich behaupten, dass du spinnst“, bei diesen Worten wurde Lysop finster von Sanji angesehen. Schließlich mochte dieser es nicht gerade, wenn man eine Beleidigung gegen Nami auch nur andeutete.

Doch, wie sollte es auch anders sein, hatte sie Recht:

Gerade noch schien die Sonne noch am Horizont, bereit sich endlich mit der Unendlichkeit des Meeres zu vereinigen. Keine Wolke war am Himmel. Die Wellen wiegten die Sunny dabei ganz sanft hin und her und die leichte Brise war wirklich angenehm auf der Haut. Hätte nicht so auch der Abend verlaufen können?

„Holt Zorro herunter. Ich glaube, dass wir jeden Mann hier unten gebrauchen können. Und zieht eure Regenmäntel an.“

Gesagt – Getan.

Nur Augenblicke darauf hatten sie alle sich in die besagten Jacken und mit passenden Stiefeln gekleidet. Auch Zorro, welcher zähneknirschend sein Training mit Krähennest unterbrechen musste. Selbst Chopper, Chica und Ezra standen bereit, von der Navigatorin Anweisungen zu erhalten.

Der Schiffsarzt wirkte dabei glücklicher, als er es die letzten Tage gewesen war. So musste doch zumindest die Unterhaltung mit der Reh-Dame gut verlaufen sein.

Doch ihr männlicher Mitreisende war es am Ende, der die Wettervorhersagen von Nami in Frage stellte.

„Schlechtes Wetter? 100 Berry, wenn sich das bewahrheitet!“

Natürlich war sie damit einverstanden.

Etwas belustigend hatte Lysop dabei Sanji angesehen, denn dieser sah aus, als würde er dem Jongleur jeden Augenblick an die Gurgel springen. Wahrscheinlich hatte er diese Aussage als irgendeinen Flirtversuch gewertet.

„Holt schon einmal die Segel ein!“, rief Nami ihm, Franky und Chopper zu und dann konnte er sie noch flüstern hören: „..., das fühlt sich schlimmer an, als ich zu Beginn angenommen habe. Und ich brauche einen Mann am Steuer! Sanji?“

„Aye, Aye! Dass du das fragst...“

Als der Blonde ging, warf er seiner Angebeteten noch einen Kuss zu.

„Und ihr...“, konnte Lysop die junge Frau sagen hören, als er gemeinsam mit dem Cyborg und dem Rentier den ihnen zugeteilten Auftrag erfüllte, „..., ihr macht euch nützlich, wo es möglich ist.“

Ezra und Chica nickten eifrig.

Dann – es dauerte wirklich nicht einmal neun Minuten – hatte sich Namis Prophezeiung als war herausgestellt:

Der Himmel begann langsam sich zu verändern, wurde schwarz wie in tiefster Nacht, durch die dicke Wolkendecke, die sich dort breit machte. Auch der Wind wurde beißender und reißender. Die Wellen begannen an die Schiffswände zu schlagen, peitschten, während das Holz ab und zu knarzen begann.

Sie alle waren froh, dass die Segel bereits abgenommen wurden, denn sonst wären sie gewiss schon vom Kurs abgekommen oder sogar gekentert. Ein Glück – und da waren sie sich wirklich alle einig – hatten sie Nami an Bord, die ihr Handwerk als Navigatorin wirklich verstand.

„Hart Steuerbord! Weicht mir dieser verdammten Welle aus!“, rief die junge Frau quer über das Deck. Und, als der Schütze bemerkte, dass die Sunny sich nur langsam in die angegebene Richtung bewegte, lief er sofort zu Sanji und half ihm bei seiner Aufgabe.

Gemeinsam rissen sie das Steuer herum.

„Franky! Mach dich bereit – wenn ich es dir sage, fliegen wir hier mit einem Coup de Burst raus. Verstanden?“

„Aye, Aye!“, rief der Cyborg und machte sich bereit.

Hier rannte einer wild über das Deck, befolgte diese Anweisung. Dort wurden das Schiff stabilisiert.Chopper und Brook wurden beauftragt, die Ladung zu sichern. Chica und Robin fassten gemeinsam ein Seil an und zogen daran.

Wie immer war in solchen stürmischen Situationen ein wahres Chaos auf der Thousand Sunny ausgebrochen. Zumindest schien es so, denn Nami hatte alles, wie immer, im Griff.

Als der Smutje das Steuer wieder unter Kontrolle hatte und sie gerade auf den Rücken einer gewaltigen Welle eine Ruhephase genießen konnte, hörte Lysop den Jongleur in Richtung der orangehaarigen Navigatorin rufen hören:

„Ich würde mich nicht so anstrengen, wenn ich du, wäre!“

Doch Nami schien es über das Tosen des Meeres nicht gehört zu haben und allem Anschein nach auch kein anderer. Lysop blieb nur nicht lange Zeit darüber nachzudenken, denn das Meer bäumte sich vor ihnen zu einem gewaltigen Berg auf. Brook gab dabei ein kleinlautes 'Oh-oh' vor sich. Der Schütze selbst war kurz davor aufzuschreien, dass nun alles vorbei war und sie alle geliefert seien.

„Franky!“, erklangen endlich die erlösenden Worte der Navigatorin. Sie musste sich auch nicht weiter erklären, denn sofort konnte man das wohlbekannte Zischen wahrnehmen, während die Maschinen des Schiffes sich bereit machten.

Irgendwer sagte noch: „Gut festhalten!“, bevor sich die Sunny dann auch schon vom Wasser erhob und über die Welle hinweg flog.

Der Weg führte das Schiff durch die niedrig hängenden, dunklen Wolken. Sie sahen nichts und keiner sagte ein Wort. Denn alle waren sie zu beschäftigt, sich richtig festzuhalten. Nur der sonst so gelassenen Chica wurde ein kleiner Aufschrei entlockt.

Es dauert nicht lang, bevor sich die Sunny wieder zu Landung senkte und auf dem Meer aufkam. Das Wasser spritzte dabei weit und laut und wer vorher noch trocken geblieben war, musste spätestens jetzt wegen der Nässe sich umziehen gehen.

„Das war lustig!“, rief Ruffy grinsend und streckte dabei die Arme hoch in die Luft.

„Macht das nie wieder!“, beschwerte sich Chica, die sich an die Brust fasste und nun einen sehr geschockten, beinahe traumatisierten Gesichtsausdruck barg. „Mein Herz ist mir fast stehen geblieben!“

„Ich muss gestehen...“, begann Ezra, als er seinen Regenmantel auszog, „..., dass ich von dieser Fähigkeit dieses Schiffes gehört habe. Dass ich aber in der Tat einmal mit der sagenumwobenen Thousand Sunny fliegen würde, hätte ich mir nie zu Träumen kommen lassen. Ein wirklich fabelhaftes Schiff, werter Herr Zimmermann!“

Franky wurde sofort leicht rot und lachte verlegen.

„Das ist nun einmal meine Aufgabe“, winkte er ab.

„Und die schöne Nami muss wohl die beste Navigatorin auf den Weiten der Weltmeere sein. Ich verbeuge für mich vor deinem Talent und hoffe, dass es um eure Gesundheit auf ewig gut bestellt sei.“

Und das tat der Schwarzhaarige dann auch wirklich.

„Ja, das ist sie wirklich. Und wir passen schon auf sie auf. Du brauchst das nicht unnötig sagen“, erklang sofort Sanjis Stimme, als er aus dem Steuerraum kam. Selbst ihn hatte das Wasser nicht verschont und so klebte sein sonst so gut sitzender Anzug an seinem Körper und die Haare hingen ihm nur noch mehr im Gesicht und vor den Augen.

Sofort richtete sich Ezra wieder auf, sah nun den jungen Koch verwundert an.

„So darf man einer Meisterin auf ihrem Gebiet kein Kompliment mehr machen?“, fragte er erstaunt.

„So lang wie ich da bin und sie meine Freundin ist – Nein!“

Lysop konnte sofort spüren, wie sich Spannung zwischen den Beiden aufbaute, während die zwei Männer begannen sich einander böse anzufunkeln. Zumindest der Smutje. Ezras Blick hingegen konnte Lysop nicht deuten. Der blonde Koch hatte sich dabei schützend vor Nami gestellt, welche leise versuchte auf ihn einzureden. Doch er hörte nicht, sondern sagte:

„Ich kenne Typen wie dich! Meinen, ihnen könnte jemand die falsche Fassade abkaufen, während sie ein Messer bereits versteckt hinter dem Rücken halten. Ich durchschaue dich. Du hast irgendetwas zu verbergen.“

„Sanji...“, versuchte Ruffy ruhig ihren Schiffskoch zu besänftigen, doch dieses Mal unterbrach ihn Ezra, der seine Unschuld zu beteuern begann.

„Ich weiß nicht, womit ich deinen Unmut erweckt habe, aber ich versichere dir, dass ich nichts im Schilde führe. Ich bin nur ein armer Reisender. Wem solle ich denn bitte ein Haar krümmen wollen?“

„Sag du es mir!“, forderte Sanji ihn heraus. „Warum hast du denn bitte die Uhren verstellt?“

„Das reicht!“, rief Chica und stellte sich zwischen die beiden Männer.

„Wir versichern, dass wir nichts im Schilde führen. Versprochen! Es war einfach nur ein langer Tag auf See, den wir nicht gewohnt sind. Da erhitzen sich nun einmal die Gemüter und man sucht nach Beschäftigungen, um sich die Zeit zu vertreiben.“

„Chica hat Recht!“, bestätigte nun Nami, welche Sanjis Arm fasste, und ihn somit zu sich zog.

„Es ist doch alles gut, nicht?“

„Verteidigst du ihn etwa?“

Nami lächelte vorsichtig, bevor sie sanft seine Wange berührte.

„Nein. Ich gebe einfach nur zu, dass es ein langer und anstrengender Tag war.“

„Oh Kitsch... Ich geh wieder auf meinen Posten“, murmelte Zorro, der sich nicht einmal darum scherte, dass seine Sachen nass waren.

Lysop sah, wie Sanji den Hals der Navigatorin für einen Moment taxierte, bevor er laut seufzte und sich von ihr abwandte.

„Ich muss erst mal eine rauchen. Oder eher zehn.“

Nami nickte, bevor sie ihm noch einen sanften Kuss auf die Wange drückte.

Dann begann endlich Robin zu sprechen, welche, wie sie alle, die ganze Zeit still geblieben ist.

„Seht nur...die Sonne ist schon längst untergegangen.“

Es war so eine banale Aussage, deren Inhalt sie erst alle verstanden, als sie zum Himmel blickten. Denn dass die Zeit so schnell vergangen war, hatten sie nicht mitbekommen.

„Und seht nur dort!“, rief Ruffy, der sofort zum Löwenkopf sprang.

„Endlich!“, riefen Franky und Lysop gleichzeitig.

„Land in Sicht...“, hauchte Brook.

Brook - Der Tag, als der Pestdoktor kam

„Ah! Riecht ihr das? Diesen Geruch, wenn wir kurz davor sind, in einem Hafen einzulaufen! Der Geruch eines neuen, unbekannten Ufers! Neue Menschen, neue Abenteuer! Ich liebe es!“, rief Franky, bevor sich an die Arbeit machte, um den Anker auszuwerfen.

„Das riecht aber irgendwie anders...“, murmelte Chopper besorgt und hielt sich seine blaue Nase mit seinen Händen. „... und es riecht überhaupt nicht gut.“

„Ach..., wenn ich nur eine Nase hätte...“, sagte Brook bedächtig, als er sich an die Reling lehnte, um die kleine Insel vor ihnen genau zu betrachten. Die Anderen taten es ihm gleich.

Das Eiland war wirklich nicht besonders groß. Es gab einen kleinen Hafen in dem höchstens zwei Schiffe mit der Größe der Thousand Sunny Platz hatten. Mächtige Kähne der Marine hätten hier Probleme vor Anker zu gehen. Außerdem lagen noch mehrere kleine Fischerboote an. Hätte man es gewollt, so hätte man die Häuser, welche diese Insel bedeckten, zählen können – denn es waren wirklich nicht viele. Sie waren alle gräulich angestrichen und irgendwie ließen sie diese Insel trüber wirken, als sie es vielleicht sogar war.

Nur ein Haus stach, vielleicht durch die leuchtend weiße Farbe, heraus. Denn an einem Fahnenmast auf dessen Dach wurde eine Flagge befestigt, welche ruhig im Wind wehte.

„Eine Piratenflagge?“, fragte Nami erstaunt und sah dabei Ezra und Chica an. „Ihr wolltet zu einer Insel, die unter dem Schutz eines Piraten steht?“

„Wir wussten davon nichts“, beteuerte Ezra, als Chica nur mit ihren Schultern zuckte.

„Erkennst du irgendetwas, Lysop?“, fragte Brook an den Schützen gewandt, der aus seiner Tasche bereits ein selbst gebautes Teleskop holte, es auszog und die Insel besser einsehen konnte, als sie alle zusammen.

In Stille warteten die Strohhüte und ihre Passagiere, bis der junge Mann etwas sagte.

„Sicher, dass wir dort anlegen wollen?“, kam es nach wenigen Augenblicken von dem Angesprochenen und alle, die noch anwesend waren, sahen sich fragend an. Deutlich konnte man sehen, wie seine Beine zu schlottern begannen.

Alle waren gespannt, bis er endlich sagte:

„Ich erkenne vielleicht nicht, von wem die Flagge ist, aber sie verheißt wirklich nichts Gutes! Glaubt mir! Lasst uns umdrehen.“

Als sie näher kamen, verstanden sie, was der Schütze meinte: Auf dem Jolly Roger war ein typisch-weißer Totenschädel abgebildet, komplett mit den weißen, blanken Zähnen und Gesichtszügen, aber auch den tiefschwarzen Augenhöhlen. Irgendwie fühlte sich das Skelett schon geschmeichelt, dass viele der Darstellungen ihm so ähnlich sahen. Doch auf dieser Flagge zierte den Kopf nicht nur ein langer, geflochtener, bläulich wirkender Bart, sondern auch noch zwei, aus Knochen dargestellte Hände, deren Fingerspitzen blutig angedeutet waren. Irgendwie hofften sie alle, dass dies nicht sogar echtes Blut war. Sofort schauderte es dem Skelett bei dem Gedanken und er bekam eine Gänsehaut – dabei hatte er nicht einmal eine Haut mehr!

„Diese Insel steht unter die Aufsicht des Piraten Bluebeard. Er soll ein finsterer und grausamer Geselle sein. Die Geschichten, die man über ihn hört beinhalten alle samt Blut, Mord und Totschlag“, begann Ezra zu erzählen und Chica fügte noch hinzu:

„Er wird nicht von der Marine gesucht, da er bekannt dafür ist, auch Jagd auf Piraten zu machen. Das Verschwinden vieler wird ihm nachgeschrieben.“

„Klingt faszinierend, wenn ihr mich fragt“, murmelte Robin leise.

„Und ihr wollt wirklich auf diese Insel? Ganz sicher?“, fragte Lysop noch einmal nach, seine Stimme wirkte zittrig. Dann hielt der Schütze noch einmal inne und sagte:

„Woher wisst ihr das eigentlich? Habt ihr nicht gesagt, ihr wüsstet nicht, dass diese Insel überhaupt unter dem Schutz eines Piraten steht?“

Die Beiden zuckten wieder nur kurz mit den Schultern.

„Allgemeinbildung“, murmelte die Rehdame schließlich.

An die Archäologin gewandt sagte Lysop noch: „Und du hörst gefälligst auf, solche düsteren Aussagen zu bringen, Verstanden?!“

Sie alle sahen gespannt zu ihrem Kapitän, der schon hibbelig bei der Galionsfigur stand und freudig auf und ab sprang. Dann seufzten alle, denn dass sie diese Insel betreten würden, schien bereits beschlossene Sache zu sein.

Schon wenige Augenblicke später setzten sie den Anker und gingen über Bord. Es war ungewöhnlich still, denn kein Mensch war weit und breit zu sehen.

Wenn Brook sein Herz noch gehabt hätte, so hätte es ihm bis zum Hals geschlagen. Definitiv. Denn ganz geheuer war es ihnen wirklich nicht. Lysop, Chopper und Nami wollten sogar auf der Stelle kehrt machen – das Skelett hätte sich den dreien dann angeschlossen.

Doch, was sie wohl alle am Meisten beunruhigte war es, dass ihr Schiffsarzt immer und immer wieder beteuerte, dass es hier unheimlich nach Krankheit roch. Wie Fieber, Menschen, die in Betten lagen und Medizin zu deren Heilung.

„Die Insel ist ja fast noch mehr ausgestorben, als damals die Thriller Bark“, murmelte Zorro und Brook meinte gesehen zu haben, wie seine Hände bereits zu seinen Schwertern zuckten. Doch auch der Musikant selbst hielt seinen Gehstock fest umklammert, bereit, anzugreifen oder sich zu verteidigen, wenn man es verlangte.

„Und ich dachte immer, das wäre schon unmöglich gewesen“, stimmte Nami zu. Sanji und Chopper bejahten dies durch ein Nicken.

Dann ganz plötzlich – manch einer erschrak heftig – sagte Robin:

„Seht nur! Ein Gasthaus!“

„Eine gute Möglichkeit etwas über diese Insel zu erfahren“ Franky nickte.

„Und um etwas zu essen!“, Ruffy grinste breit und war auch der Erste, der durch die blau bemalte Tür trat.

Innen war es ebenso still gewesen, wie auch sonst überall in der Stadt. Bis auf ein trüb drein blickender Barmann war die Gaststädte leer. An den meisten der Tische waren sogar die Stühle hochgestellt wurden und kleine Staubmäuse sammelten sich am Boden. Doch der Staub sammelte sich auch Tonnenweise auf den Regalen, der Theke und, so hatte es dem Anschein, auch auf dem Angestellten selbst.

„Gäste...?“, sagte dieser plötzlich – teils fragend, teils erstaunt, aber auch etwas beschwörend und mit einer flinken Bewegung eines Wischlappens, glänzte zumindest die Theke wieder.

„Was darf ich für Sie tun? Was darf Ihnen bringen? Ich habe vorzüglichen Wein in meinem Keller. Erlesene Tropfen! Auch habe ich noch einige eingefrorene Steaks, die ich Ihnen zubereiten kann. Gemüse dazu lässt sich schon finden.“

Da der Mann sie so hoffnungsvoll ansah, wagte es keiner von ihnen, etwas zu erwidern. So setzten sie sich alle – Platz für die elf Personen war allemal – und ließen sich bedienen. Brook wollte sich auch gar nicht beschweren. Natürlich liebte er die Mahlzeiten, welche Sanji ihnen wie kein anderer zubereitete, doch er mochte es auch ab und an einmal auswärts zu essen. Schließlich boten solche Möglichkeiten neue, kulinarische Erfahrungen und das Skelett schätzte die Gesellschaft eines jeden Menschen – auch wenn die meisten erst einmal schockiert davon liefen. Wer dann aber noch übrig war, den erfreute er gerne mit einigen Stücken auf seiner Geige. Wenn nicht irgendwo sogar ein Klavier vorhanden, denn darauf spielte er mindestens genauso gerne.

Als die besagten, aufgewärmten Steaks, mit einer komischen Pampe aus irgendeinem grünlichem Gemüse kam, besah der blonde Smutje dies erst kritisch, doch sagen tat er nichts. Schließlich und das wussten sie alle, hasste er doch Verschwendung. Wahrscheinlich erkundigte sich der junge Koch so einfach nach der Technik, wie dieses Essen zubereitet wurde.

Denn, er war nach Ruffy der Zweite, der ein Stück des Fleisches aß, er verzog keine Miene und sagte auch nichts. Das war ein Zeichen für die Strohhüte, Ezra und Chica, dass alles zumindest genießbar sein musste. Und Brook musste wirklich zugeben: Auch wenn er keine Zunge hatte, so schmeckte der seltsame, grünliche Brei sehr gut.

Irgendwann, ihr Kapitän verlangte bereits einen Nachschlag, begann der Barmann wieder zu erzählen:

„Ich bin so glücklich, nach so vielen Monaten endlich einmal wieder Gäste zu haben! Seitdem unsere Insel unter dem schrecklichen Piraten Bluebeard steht und sein untergebener Pestdoktor uns einige Besuche abgestattet hat, kann diese Insel wirklich nicht mehr von einem hohen Besucheransturm reden!“

„Der Pestdoktor?“, fragte Brook neugierig nach und die meisten der Strohhüte begannen nun auch angeregt zuzuhören.

Der Mann seufzte und setzte sich auf einen Hocker, hinter dem Tresen. Betrübt blickte er zum Boden und ließ die Hände schlaff in seinen Schoß fallen.

„Sein wohl treuster Untergebener. Das muss er wohl sein, dieser Pestdoktor. Man nennt ihn so, da er statt Heilung nur Krankheit über die Menschen bringt. So auch über unsere Insel.“

„So ein Scheusal!“, knurrte Chopper gleich, schlug mit seiner riesigen Hand auf den Tisch und der Musikant konnte sich vorstellen, dass das Rentier sich als Schiffsarzt in der Ehre seines Berufes gekränkt fühlte.

Der Mann nickte nur.

„Die meisten Inselbewohner sind krank und liegen zu Hause in ihren Betten. Sie klagen von einem mäßigem Fieber, Gliederschmerzen und schwarzen Flecken auf der ganzen Haut. Außerdem kam zu Beginn der Krankheit Blut aus ihren Augen. Wie Tränen. So stellt euch das nur vor: blutige Tränen!“

Nun hatte auch Ruffy sein Besteck nieder gelegt, lauschte jedes Wort des Mannes.

„Das klingt ganz schrecklich! Gibt es denn gar keine Heilung?“, fragte Robin und sah den Mann genau an.

Dieses Mal schüttelte er seinen Kopf.

„Die Marine hat einige Ärzte geschickt, doch sie alle zogen wieder davon. Sie kannten diese Krankheit nicht, sorgten sich, dass sie ansteckend sei und eine Epidemie über diese ganze Welt ausbrechen könnte. So kehrte man unserer Insel den Rücken und verhängte ein Einreiseverbot. Ihr seht – die wenigen Menschen, die nicht erkrankt sind, müssen versuchen, diese Insel am Leben zu erhalten. Sie fischen, versuchen ihr Glück mit Gemüse und Getreideanbau. Es ist hart, doch wir kommen irgendwie über die Runden“

„Und die Krankheit ist wirklich nicht ansteckend?“, fragte Sanji nach.

„Wie kam es dann überhaupt zu einem solchen Ausbruch?“, kam es schließlich noch von Franky.

„Nun ja...“, begann der Mann wieder zu erzählen und senkte, nachdem er sie alle kurz angesehen hatte, wieder den Blick, „..., sie war zu dem Zeitpunkt ansteckend, als das Blut aus den Augen kam. Wessen Haut es berührte, der wurde auch krank. Nach wenigen Stunden hörte das aber auf, so weit, wie ich weiß. Wisst ihr, ich war nämlich mehrere Tage und genau als diese Krankheit ausbrach, auf dem Meer, Fische fangen. Somit habe ich nichts mitbekommen und wurde wahrscheinlich auch nicht krank. Im Gegensatz zu meiner Frau und meinen Söhnen.“

Er seufzte schwer, schluckte und als er weitersprach, bemerkte Brook förmlich, wie ihm ein Kloß in der Kehle stecken musste:

„Wie es überhaupt zu einem Ausbruch kam, weiß ich nur vom Hören. Der Pestdoktor, eine seltsame, vermummte Gestalt kam mit seinen Gefolgsleuten. Sie forderten Freiwillige, für irgendwelche Experimente. Als sich keiner meldete, hatte man einfach einige Männer und Frauen gefangen und ihnen einfach in Spritzen komische Sachen injiziert. Dann gingen sie, kamen aber ab und an wieder, um zu sehen, was aus ihren Opfern geworden ist. Ich kann mir nur vorstellen, welche Euphorie sie verspürt haben müssen, als sie sahen, dass fast alle Bewohner erkrankt waren. Ach, wenn es doch nur Hilfe gäbe!“

„Wir helfen!“, meinte Ruffy grinsend und sprang sofort auf. Dann sah er sofort Chopper an, welcher eifrig nickte und dann noch sagte:

„Ich kenne die Krankheit leider nicht, aber das wird mich nicht daran hindern, ein Heilmittel zu finden.“

„Ein...Elch?“, fragte der Mann verblüfft und rieb sich die Augen. „Ich dachte, Ihr seid ein Haustier.“

„Das denken die Meisten...“, murmelte Zorro und auch Brook musste an den Steckbrief ihres Freundes denken und das lächerlich winzige Kopfgeld. Dass hinter Chopper mehr steckte, als die Welt vielleicht sah, würden die Menschen doch bestimmt noch bemerken. Schließlich gab es für das Skelett keinen besseren Arzt, als eben diesen, der hier zwischen ihnen saß

„Ich bin ein Rentier und der Schiffsarzt! Chopper - zu Diensten.“

„Bei den Göttern. Wunder gibt’s, die gibt es nicht...“

Brook fragte sich, ob der Mann sie jetzt erst alle richtig ansah, denn auch bei Chica und ihm selbst kam es zu erstaunten Reaktionen. Der arme Mann! Was wohl alles in seinem Hirn gerade vor sich ging.

„Ich hätte verstanden, wenn ihr wieder gefahren wärt! Bei dieser Gefahr! Doch, dass uns doch noch Hilfe geboten wird, ist für uns wie ein Geschenk des Himmels.“

„Wir doch nicht! Wir freuen uns, wenn wir helfen können“, strahlte Ruffy breit, wie es für ihn in solchen Situationen üblich war.

Dann schlug ihr Kapitän eine Faust in die leere Hand, sein Blick wurde finster.

„Und wenn wir gleich dabei sind, werden wir diesen Bluebeard und seinen Freund, diesen komischen Doktor, von der Insel vertreiben!“

Zorro grinste.

„Endlich eine Aufgabe, die mir auch gefällt.“

„Seid ihr sicher...“, begann Ezra vorsichtig, nachdem er einmal wieder seine Taschenuhr raus geholt hatte, um nach der Zeit zu sehen, „..., dass ihr es mit denen aufnehmen könnt? Ihr wisst doch gar nichts von ihnen: Wie stark sie sind. Welche Teufelskräfte sie besitzen. Wie viele Crewmitglieder hinter Bluebeard stehen. Wollt ihr dieses Wagnis tatsächlich eingehen?“

Chica nickte zustimmend und verschränkte die Arme.

„Weißt du, Ezra...“, kam es von Franky als erstes, „..., unsere Crew hat etwas gegen chronische Ungerechtigkeit.“

„..., und Menschen, die meinen, sie müssen die unschuldigen, wehrlosen Bewohner einer Insel terrorisieren“, fügte Nami noch hinzu. Dabei sah sie kurz den Smutje an, welcher nur stumm nickte.

„Wir können diese Leute hier nicht leiden sehen! Konnten wir noch nie“

„Außerdem sind wir dafür bekannt, für den kleinen Mann einzustehen!“, sagten erst Chopper, dann Lysop.

„Yohoho! Wir bekommen das schon hin! Und dann, wird gefeiert. Ich werde die Musik besteuern“

Ruffy lachte leise und verschränkte dabei die Arme.

„Glaubt mir, Ezra und Chica – dafür sind wir doch bekannt!“

Franky – Tick Tack

Es dauerte nicht lange – zu Ruffys Freude und ihr Schiffsarzt hatte nicht einmal alles aufgegessen – da holte Chopper schon alles herbei, was er für Untersuchungen, Herstellung von Medizin und zur Heilung der Kranken benötigte. Wer wollte, bekam einen Mundschutz und konnte mithelfen. Auf die ein oder andere Art taten sie das alle:

Ruffy erkundigte sich bei den Gesunden nach diesem Bluebeard und seinen Untergebenen, hörte zu und versuchte Anhaltspunkte zu finden, wie man ihn besiegen könnte. Zorro folgte ihm. Sanji hingegen sorgte sich um das leibliche Wohl der Bewohner dieser Insel und schmiss, als er wieder an Bord der Sunny war, sofort den Herd an, um eine stärkende Hühnersuppe zu kochen. Er schwor schließlich darauf. Nami, Robin und Brook halfen dem Rentier bei der Versorgung der Kranken. Das Skelett bestand dabei sogar darauf, dass er keinen Mundschutz trug – schließlich könne er sich nicht anstecken und er wollte nicht angsteinflößender sein, als er es ohnehin schon war. Franky musste noch immer schmunzeln, denn als die vier das erste Haus eines Kranken betraten, hörten sie jemanden angsterfüllt schreien, gefolgt von den Worten:

„Es ist vorbei! Der Sensenmann ist gekommen um mich zu holen!“

Ezra und Chica meinten, gleich als alle das Gasthaus verließen, sie würden auch etwas finden, um den Inselbewohnern zu helfen und verschwanden schnell. So fehlte von ihnen bald schneller eine Spur, als Franky 'Super!' rufen konnte.

Lysop und Franky selbst waren damit beschäftigt, nachzuforschen, warum es mit der Selbstversorgung der Insel von Gemüse und Obst nicht so funktionierte, wie es die Menschen wollten. Schon bald fanden sie heraus, dass die Erde, auf welcher sie die Felder angelegt hatten, nicht für solche Vorhaben geeignet war. Schnell sammelten sie dann Pläne und Ideen, wie man den Menschen helfen konnte.

„Ich hab's!“, rief Lysop plötzlich, während er mit gesenktem Kopf noch immer über einer Liste mit verschiedenen Vorschlägen saß. „Wir nehmen einfach Erde von der Sunny und legen damit ein Feld an. Der Boden dort ist unglaublich fruchtbar und sollte den Wetterbedingungen auf dieser Insel hier entsprechen.“

Klang leichter, als es in Wirklichkeit war, denn:

„Und was meinst du, wer den größeren Aufstand machen wird? Das werte Fräulein Navigatorin, weil wir ihre werten Orangenbäume anrühren müssen, oder doch ihr Freund, genau aus dem gleichen Grund?“, fragte der Cyborg an den Schützen gewandt, während der Schwarzhaarige sich dann irritiert am Kopf kratzte.

„Das ist wirklich eine gute Frage. Aber du darfst nicht vergessen, dass Beide irgendwie Menschenfreunde sind. Und was würde denn schon ein wenig Erde schaden? Hast du dir außerdem einmal deine Konstruktion genau angesehen?“

Lysop hielt dabei den Zettel vor Frankys Augen, auf welchen der Schiffszimmermann eine komplizierte Skizze eines Apparats gezeichnet hatte welcher die Pflanzen selbst säte, bewässerte und erntete. Eine Maschine über mehreren Ebenen, unzähligen Zahnrädern und Riemen, Schrauben und Muttern – und, ach verdammt! - ihm fehlten eine bestimmte Art von Bolzen für den Bau dieses Vorhabens. Dann mussten sie wohl diesen Plan wieder vergessen.

„Ich finde meine Idee gut“, murmelte Franky, nahm die Zeichnung in die Hand und betrachtete sie erneut genau. Dann seufzte der Cyborg. Er wollte schließlich nicht zugeben, dass man sie so nicht hätte ausführen können. Jedenfalls nicht, ohne irgendwo her das gesamte Material zu bekommen.

„Aber dein Vorschlag könnte schneller auszuführen sein. Ich frage aber nicht!“

Sofort sah ihn der langnasige Mann erschrocken an und hob die Hände zum Schutz.

„Ich soll Nami und Sanji fragen? B-bist du dir da wirklich sicher?“

Franky musste sich regelrecht das Lachen verkneifen, denn Lysop sah wirklich so aus, als fürchtete er, die beiden könnten ihn mit Haut und Haar fressen.

Der Cyborg nickte und stand aus dem Schneidersitz auf.

„Wir sollten erst mal den Koch fragen. Vielleicht könnte er uns treten, aber er reagiert weniger gruselig, als seine Geliebte“ Lysop nickte und war einverstanden.

Somit gingen Beide zurück zur Thousand Sunny, während sie weiterhin ihr vorhaben diskutierten.

Als sie an Bord gingen, sahen sie Ezra an der Reling gelehnt stehen, welcher, wie in der letzten Zeit üblich, seine Uhr genau zu beobachten schien. Doch auf was, fragte sich Franky insgeheim, wartete dieser komische Vogel überhaupt?

„Dem traue ich keine zehn Zentimeter mehr“, flüsterte der Schütze, kurz bevor sie die Kombüse erreichten, „..., ich glaube, dass der irgendwas im Schilde führt. Wenn es nach mir geht, könnten der und seine komische Freundin auf dieser Insel bleiben! Ist mir schließlich nicht geheuer, wie viel die über diesen Bluebeard wissen!“

Franky nickte.

„Wollten sie das nicht auch? Hier bleiben?“

„Ich hoffe doch, dass sie ihr Vorhaben beibehalten!“

Plötzlich hielt der langnasige Mann inne, doch sein Mund blieb offen stehen, bereit etwas Neues zu sagen. Doch irgendetwas hatte seine ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen und verdutzt blickte nun auch in die Richtung des offenen Meeres.

Denn dort, ganz klein und nahe des Horizonts konnten sie Lichter auf dem dunklen Gefilden erkennen. Franky hörten seinen Freund schlucken, während er nur seinen Kopf schief legte.

„Ich dachte, dass Einreiseverbot für diese Insel herrscht. Es kommen ja doch einige Besucher“, murmelte der Cyborg bedenklich.

„Das ist bestimmt dieser Bluebeard! Ich habe es im Blut! Wir sollten sie schnell wie möglich den Anker lichten!“

Franky winkte ab.

„Jetzt mal mir mal den Teufel nicht an die Wand! Das wäre doch ein zu großer Zufall! Dass ausgerechnet der jetzt hier auf diese Insel kommt, das wäre doch gelacht - meinst du nicht auch? Also lass uns hier nicht länger die Zeit vertrödeln und lieber mit Sanji sprechen! Jetzt komm, Langnase!“

Mit dieser Aussage zog Franky an der langen Nase des noch immer zögernden und bereits heftig zitternden Schützen und ihn so durch die Tür der Küche.

Der arme Smutje wusste nicht recht wie ihm geschah und so sah er die Beiden, wild diskutierenden Crewmitglieder an, während er weiterhin riesige Mengen an Gemüse zurechtschnitt.

„Was wollt ihr beiden Idioten denn hier? Habt ihr denn nicht irgendeine andere Aufgabe bekommen, als mir hier nur wieder auf die Nerven zu gehen? Seht ihr denn nicht, dass ich zu tun habe, so wie ihr eigentlich auch?“

„Ähm, wir...“, begann erst Lysop.

„Wir wollten nur...“, fügte Franky noch hinzu, doch die beiden wussten nicht so wirklich ihre Worte zu ordnen.

„Was?“, fragte der Smutje mit Druck in der Stimme, denn so wirklich wollte kein vernünftiges Wort über deren Lippen kommen.

„Wir wollten nur fragen...“, sagte Franky schließlich, als er seine Angst, der Koch könne ihn bis zum East Blue treten, bekämpft hatte, „..., ob wir etwas Erde haben könnten. Von Namis Bäu-“

Der arme Cyborg kam nicht einmal dazu, seine Frage komplett auszusprechen, denn schon wurde er von Sanji unterbrochen:

„Namis Bäume sind für euch tabu! Wenn ihr es wagt, auch nur in deren Nähe zu kommen – so schwöre ich – werdet ihr euch auf dem Mond wiederfinden!“ Sanji knurrte wütend und verengte dabei seine Augen.

„Wir brauchen doch nur die Erde! Die Bäume fassen wir gar nicht an!“, rief Lysop voller Furcht und hob seine Hände zum Schutz. „Nur ein bisschen! Wirklich! Die Bäume bleiben vollkommen unversehrt. Es ist doch nur für die Menschen – damit sie fruchtbaren Boden für ihr Pflanzen bekommen und sie sich so selbst ernähren können. Weißt du? Für Essen.“

Sanji sah die Beiden länger an, als es Franky wahrscheinlich lieb gewesen wäre. Irgendetwas musste in ihm vorgehen – ein Kampf von Entscheidungen und Überlegungen. Der Schütze musste wohl einen ganz empfindlichen Nerv bei dem jungen Koch getroffen haben. Dass Franky da aber nicht selbst drauf gekommen war! Sobald es mit der Nahrung von Menschen zu tun hatte, war der Smutje doch für wirklich die verrückteste Idee zu haben.

„Fragt sie selbst“, murmelte der Blonde und innerlich begann der Cyborg bereits zu jubeln, denn diese Aussage klang stark nach Zustimmung.

Auch Lysop konnte sein breites Lächeln nicht verbergen und schielte zu seinem größeren Freund.

„Nun...“, begann der Mann mit der langen Nase zu fragen.

„..., uns wäre es ganz lieb, wenn du deine Herzensdame fragen würdest. Du kannst dich besser ausdrücken, wenn du verstehst, was ich meine“, beendete Franky den Satz und zwinkerte dem Smutje am Ende zu.

Sofort versteinerte sich Sanjis Miene, doch dann stimmte er mit einem fast beiläufigen 'Fein' zu.

„Ihr werdet es nicht bereuen!“, rief Lysop gleich freudig.

Der Angesprochene schüttelte nur seinen Kopf, widmete sich dann weiter den Unmengen an Gemüse, vor ihm.

Franky und Lysop nutzten die nicht mehr vorhandene Aufmerksamkeit des Kochs und klatschten sich, natürlich breit grinsend, ab. Der Cyborg wischte sich noch den Schweiß von der Stirn, welcher sich dort aus lauter Angst gesammelt hatte.

Das hatte ja besser funktioniert, als zu Beginn angenommen! Jetzt mussten sie nur noch die Navigatorin ausfindig machen, sagen, dass ihr Geliebter bereits für den Plan seine Zustimmung gegeben hatte und dann war es nur noch eine Sache der Ausführung, wie sie die Erde von der Thousand Sunny zum Feld bringen würden.

„Still!“, befahl Sanji plötzlich mit einer so donnernden Stimme, dass sie tief ins Mark, Bein und sogar Metall des Cyborgs eindrang. Sofort legte der Blonde sein Messer zurück zum Tresen und starrte, mit einem Ausdruck, welchen Franky nicht deuten konnte, zur Tür.

„Wir haben doch-“ Auch der Blauhaarige konnte, noch bevor der Schütze sein Wort ergriffen hatte, etwas höre: Es waren Stimmen, Schritte und dann war da dieses knackende Geräusch, als eine Pistole entsichert wurde. Chopper – dessen Gruppe musste wohl zurück zur Sunny gekommen sein – stieß ein erschrockenes 'Hey!' aus. So hatte der Cyborg schleunigst eine riesige Metallpranke auf den Mund seines Freundes geschlagen, bevor er seinen Satz hätte beenden können.

Sofort läuteten alle Alarmglocken bei Franky – sie wurden angegriffen!

Er hörte, wie Lysop schluckte. Dann folgte Stille.

Doch das Nächste geschah so schnell:

Sanji stieß sich mit den Händen so schnell vom Tresen ab, dass er regelrecht durch die Tür stürzte und „Verdammte Scheiße!“, dabei rief. Die Tür wurde durch den Schwung und die Kraft des Kochs fast aus den Angeln gehoben und knallte gefährlich laut gegen die Wand der Kombüse. Jemand rief sofort „Stehen bleiben!“ Eine zweite Stimme drang gefährlich laut mit „Wir schießen!“ an Frankys Ohren.

Lysop, dessen Beine einmal mehr zu zittern begonnen hatten, hatte seine Schleuder dennoch schneller griffbereit, als Franky gucken konnte und kam hinter den Cyborg selbst her.

Da standen sie dann – der Schiffszimmermann hatte gar keine Zeit, sie alle zu zählen, geschweige denn alles zu begreifen, was hier vor sich ging.

Das Schiff, welches sie aus der Ferne gesehen hatten, ankerte in einige Entfernung von der Sunny und zu diesem Zeitpunkt verstand er auf nicht, wie sie alle an Deck gekommen waren. Doch, diese finster dreinblickenden Gestalten, mit gezückten Säbeln und Pistolen umzingelten sie, die Strohhüte, welche bereits wieder zurückgekehrt waren. Alle, bis auf Ruffy und Zorro und der Schiffszimmermann wusste bereits, dass ihr Kapitän dieses Schauspiel nie dulden würde. Außerdem war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Beiden zurückkamen.

Und doch schien für ihre Gegner das Schicksal mitzuspielen, denn sie hatten es geschafft Robin auf die Knie zu zwingen und die besagte, entsicherte Pistole an den Kopf zudrücken.

„Waffen weg und die Teufelskraft-Nutzer halten sich schön brav zurück, wenn ihr das Hirn eurer kleinen Archäologin nicht von den Wänden wischen wollt!“, rief einer von ihnen und drückte die Waffe mehr gegen die Schläfen der Frau, sodass sie keuchte.

Sie alle zögerten und Franky sah kurz in die Runde seiner Freunde. Er hatte das Gefühl, dass Chopper, Nami, Brook und Robin selbst es gerade bereuten, schon so früh wieder an Bord gekommen zu sein. Wohl musste ihr Schiffsarzt ein Heilmittel gegen diese Krankheit gefunden haben, sonst, so kannte der Cyborg sie alle, hätten sie noch spät in der Nacht den Infizierten geholfen und an einer Heilung gearbeitet.

Auch Sanji und Lysop standen neben ihm, wie angewurzelt und wussten nicht recht, was zu tun war. Normalerweise, da war sich Franky sicher, hätten sie diesen Haufen komischer Gauner sofort besiegt. Besonders stark sahen sie nicht aus. Aber da bei einer falschen Bewegung das Leben ihrer Freundin in Gefahr schwebte, traute sich niemand, etwas zu tun.

„Ich sage es euch nicht noch einmal! Wagt es nicht, uns anzugreifen, oder die Süße wird dran glauben! Also – Waffen weg!“

So war es Nami, welche als erste ihren Klima-Taktstock zu Boden warf, gefolgt von Lysops Schleuder. Auch Brook steckte erst sein Schwert wieder in die Scheide zurück, legte es dann zu den Waffen der anderen.

„Hände so, dass wir sie sehen können!“, schrie einer zu Frankys Linken und dieser fuchtelte mit seinen Waffen so lange hin und her, bis die Strohhüte alle seinem Befehl Folge geleistet hatten.

„Was wollt ihr?“, kam es schließlich von Sanji, welcher als letzter seine Hände gehoben hatte.

„Wir haben nichts“, stimmte Nami zu.

Der Mann, welcher die Pistole an Robins Kopf gedrückt hielt, lachte als erster hämisch, die anderen stimmten nach und nach ein.

„Da wäre ich mir nicht so sicher...“, flüsterte eine weibliche Stimme hinter ihnen und Franky brauchte seinen Kopf kaum drehen, bevor er schon die Chicas haarige Hand sah, welche ebenfalls sie mit einer Pistole zu bedrohen schien. Über ihrer Schulter trug sie einen riesigen, gefüllten Sack. Der Inhalt war für sie alle ein Geheimnis.

„Chica?“, fragte Chopper erstaunt und sah sie mit großen Augen an, während die Rehdame langsam sich ihren Weg an den Strohhüten vorbei bahnte und sich dann neben den scheinbaren Anführer stellte.

„Hätte ich es mir doch denken können!“, rief Sanji, „Und lass mich raten: Ezra ist mit von der Partie?“

„Nicht ganz“, antwortete der Angesprochene gleich und gesellte sich ebenfalls zu den Fremden, „..., ich bin hier der Befehlshaber – erster Offizier des Bluebeard. Denn ich bin es, den sie Pestdoktor nennen. Zu euren Diensten.“

Auf eine für die Strohhüte beschämende Art verbeugte Ezra sich und seine Gefolgsleute begannen wieder zu feixen. Wenn nicht das Leben ihrer Freundin davon abhängen würde, so hätte Franky diesem Typen direkt eine verpasst – genau in sein vorlautes Maul.

„Großartige Waffen, diese Seestein-Pistolen, nicht?“, fragte der Schwarzhaarige, „Nicht nur die Kugeln, sondern auch der gesamte Lauf lässt jeden Teufelsfruchtnutzer sofort auf die Knie gehen. Ich bin ein riesiger Fan dieser Erfindung, das muss ich schon sagen“, erklärt der junge Mann und nun verstanden sie, warum Robin sich nicht wehren konnte.

„Was willst du von uns?“, kam es aus Schiffszimmermann herausgeplatzt, bevor er sich hätte halten können.

Abfällig zuckte ihr Gegenüber mit den Schultern.

„Gerade will ich nur etwas Zeit schinden. Denn nun sind es nicht mehr als fünf Minuten, bis Phase 2 eingeleitet wird. Und dann noch einmal zehn bis zur Dritten. Aber was ich will ist ganz einfach: Ihr besorgt mir etwas.“

Frankys Kopf begann bereits zu schmerzen von dem, was Ezra von sich gab, tat aber einfach so, als würde es ihn nicht stören, versuchte daher nachzudenken, worum es ihm ging. Von welchen Phasen sprach er denn schließlich? Was hatte es mit dieser Zeit auf sich? Und was, um Himmels Willen brauchte er so dringend?

„Wir werden einen Scheiß für dich tun! Warte nur ab, bis Ruffy und Zorro hier sind-“

„Die habe ich in etwa acht Minuten hier eingeplant. Keine Sorge, Sanji, alles läuft hier genau nach Plan. Sieh nur“, unterbrach Ezra den Koch und zückte wieder seine Uhr.

„Tick Tack, die Zeit läuft nämlich ab.“

Robin – Die Geiseln

Robin fühlte sich so entkräftet und als Ezra begonnen hatte sein wahres Ich zu offenbaren, hatte sie begonnen ihre Schwäche zu verstehen. Seestein – wie konnte sie da nicht von selbst drauf gekommen sein!

Wie man sie überrumpeln konnte, war ihr noch immer ein Rätsel. War sie denn wirklich so unachtsam gewesen? Musste sie.

Sie selbst, Brook, Nami und Chopper hatten den ganzen Abend die Kranken behandelt, bis ihr geschätzter Herr Schiffsarzt irgendwann die Erkenntnis hatte, dass sie alle von einer veränderten Form des normalen Grippevirus' infiziert waren. Mit diesem Wissen wollte er sofort ein Heilmittel herstellen, beteuerte, dass er auch schon genau wusste, wie er dies anstellen wollte. Doch als sie die Thousand Sunny betraten, wurden die Vier bereits von dieser Meute überrascht. Man hatte ihr die Pistole erst sehr brutal zwischen die Schulterblätter gerammt, dann, bis zu diesem Augenblick, gegen die Schläfe mit solch einer Wucht gepresst, sodass, sollte sie das unbeschadet überstehen, gewiss ein Bluterguss an dieser Stelle bleiben würde. Die Anderen hatten gar keine Möglichkeit, ihr zu helfen. Und nun waren sie direkt in diese Situation geschlittert und wie es aussah, begann die Zeit zwischen ihren Fingern davonzulaufen.

„Wisst ihr...“, begann der Pestdoktor zu erzählen und wanderte dabei, mit seinen Händen den Worten heftigen Unterdruck verleihend, auf und ab, „..., seitdem ich denken kann, interessiert mich nichts Geringeres, als die Medizin. Bakterien, Viren, Pilze. Was macht einen Menschen gesund – aber noch wichtiger – was macht ihn krank? Auf meiner langen Reise und meinen Stunden zehrenden Studien habe ich eine Möglichkeit gefunden, die Medizin so zu meistern, damit ich es bin, der Krankheiten erschaffen und beseitigen kann. Viele der Erkrankungen dieser Welt stammen von mir, so auch die Schwarzgrippe. Bestimmt hast du das bereits herausgefunden, nicht Chopper? So einfach und doch so effektiv, dass man eine ganze Insel ausrotten lassen kann, wenn man keine Heilung findet. Und doch so heimtückisch, denn es dauert Monate, bis die Menschen einfach dahinsiechen.

Ich bin übrigens einmal gespannt, wie du ohne jegliche, medizinische Utensilien diesen Menschen hier helfen willst. Die Krankheit ist nämlich noch in einer Probephase und ich möchte nicht, dass du dazwischen fuschst. Chica hat sich um deine Sachen für mich gekümmert.“

Nun verstanden sie, was die Rehdame in dem Sack mit sich führte.

„Warum erzählst du uns das?“, fragte Brook ernst, ohne einen Totenwitz zu machen. Man konnte sogar schwören, dass er grimmig drein blickte – auch ohne jeden Merkmales eines normalen Gesichts.

Das Grinsen des Schwarzhaarigen verbreitete sich, wirkte mehr wie die Fratze eines Monsters, als das Gesicht eines gutaussehenden Mannes.

„Krankheiten sind etwas Tückisches. Manchmal können sie laut sein, zeigen sich am ersten Tag ihrer Infektion. Sprießen all ihren hässlichen Erscheinungen, wie Pusteln, Flecken, Fieber, Schmerzen. Doch manchmal kommen sie ganz heimlich. Breiten sich im ganzen Körper aus, ohne jede Vorwarnung. Dann gibt es nur noch wenig Heilung. Oder es ist einfach zu spät.“

Erneut sah er auf seine Uhr.

„Zeit spielt da ganz und gar auf meiner Seite, wisst ihr? Ich liebe gestellte Uhren: ihr Ticken und vor allem dieser Augenblick, wenn eine meiner Krankheiten auf die Sekunde genau ausbricht, genau so, wie ich es geplant habe. Ich habe schon viel probiert – Tröpfcheninfektion, Übertragung durch die Luft und einige mehr. Und doch hat sich die Erstverbreitung durch einen einfach, kleinen Stich am Wirksamsten erwiesen. Kaum sichtbar und oft wird es nur als der Biss eines Insekts gedeutet. Besonders bei Nacht, wenn alles schläft, lassen sich feine Spritzen doch so kinderleicht anwenden.“

Endlich blieb er stehen. Wenn es Robin nicht schon so schlecht gegangen wäre, so hätte sie durch Ezras ständiges Bewegen mächtige Kopfschmerzen bekommen. Außerdem hasste sie es, wenn irgendwelche großkotzigen Bösewichte stundenlang von ihren Plänen erzählten – Sir Crocodile war da keine Ausnahme.

Der Blick des Schwarzhaarigen wurde starr, als wartete er auf etwas. So war es auch ganz still an Deck geworden, denn keiner von den Strohhüten - und Robin bezweifelte auch, dass ihre Feinde den Pestdoktor verstanden hatten - konnte ihm so recht folgen.

Und doch waren es dann Sanjis Augen, die sich weiteten und sein Blick wandte sich von Ezra ab, galt nun ihrer Navigatorin.

„Nami!“, konnte man den Blonden noch Keuchen hören, bevor die besagte junge Frau verdutzt zu ihrer eigenen Nase hinaufreichte. Denn Blut hatte begonnen langsam und stetig hinauszutropfen.

„Was ist das?“, fragte die Nami schockiert und in ihren Augen spiegelte sich die Angst der Unwissenheit wieder. Denn das Bluten wurde immer schlimmer, immer intensiver, begann auf ihr Kleid zu rieseln, rann über die Haut ihrer Hand und ihres Armes.

Besorgt wollte sich der Smutje gerade auf seine Freundin stürzen. Sie beschützen. Zur Hilfe eilen. Doch Nami selbst war es, die mit ihrer freien Hand ihn abhielt.

„Nein! Was ist, wenn das ansteckend ist?“

Ezra leichte leise.

„Sehr klug von dir. Ja, sag mir, Sanji. Was ist, wenn die Frau, die du so sehr liebst dich mit einer vielleicht unheilbaren Krankheit anstecken könnte? Oder was wäre, wenn die Krankheit sie töten wird? Oder gar euch beide?“ Wieder sah Ezra auf seine Uhr. „Sagen wir, so in genau einer Stunde ab jetzt? Wenn all ihre Organe sich verflüssigt haben und ihr Herz aufgehört hat zu schlagen?“

„Du bist kein Doktor! Du bist ein Monster!“, schrie Chopper, der nun der Erste war, der an Namis Seite geeilt war, als sie auf die Knie ging, sich mit einem schmerzverzerrtem Gesicht die Seite hielt. Robin wusste nicht, ob das Rentier es tat, weil es seine Berufung war, oder ob er hoffte, dass er, auf Grund seiner anderen, tierischen Gene nicht angesteckt werden konnte. Vielleicht war es dem Schiffsarzt aber auch einfach egal und er wollte der jungen Frau helfen.

Auch Sanji, der die Worte seiner Geliebten für einen Augenblick abgewogen hatte, brachte sich dazu, sich neben sie zu hocken, eine Hand auf ihren Rücken gelehnt.

„Ich will mal euren werten Arzt sehen, wie er eurer Navigatorin ohne jegliche Hilfsmittel behandeln kann. Das wird doch fast unmöglich sein. Oder hat einer von euch Anderen vielleicht medizinisches Wissen, von dem ich nichts weiß? Brook? Franky? Nein? Wie tragisch.“

Ein erneuter Blick auf den Chronometer folgte, bevor der Schwarzhaarige sich zum Hafen wandte und ein lautes, beinahe erwartendes 'Ah!' von sich gab.

„Da sind sie ja! Pünktlich wie die Uhr! Ruffy und Zorro - kommt doch an Bord! Ihr verpasst noch das Beste! Und lass deine Schwerter gleich stecken, sonst ergeht es Robin schlecht!“

Robin hasste die Art dieses Mannes. Er wirkte weiterhin so freundlich und charmant, als wüsste er nicht, was er hier gerade alles bewirkte.

„Was geht hier vor sich?!“, hörte die Archäologin ihren Kapitän laut rufen, als seine und die Schritte des Schwertkämpfers näher kamen.

„Wir sind die Bösen und folgen Bluebeard. Ich bin der Pestdoktor. Ich bedrohe eines deiner Crewmitglieder mit einer Seestein-Pistole und eurer Navigatorin geht’s auch nicht Besonders gut. Habe ich etwas vergessen oder gibt es noch Fragen?“

Zorro betrachtete alles nur mit grimmigen Blick und doch konnte Robin erkennen, wie ab und an seine Hand doch zu seinen Schwertern zuckte. Ruffy hingegen war wirklich ganz und gar nicht von der ganzen Situation begeistert und ballte seine Hände zu Fäusten. Er musste auf den richtigen Moment warten, um zurückschlagen zu können, wollte er doch die beiden Frau nicht in größere Gefahr bringen, als sie es bereits waren.

„Was willst du?“, fragte der Käpt'n mit bedrohlichem Unterton in seiner Stimme, seine Augen verengt.

„Was ich will?“, fragte Ezra belustigend, „Was ich will ist diese Welt vor dem Untergang zu bewahren. Und wage es dir, dein Haki zu benutzen, oder Nami wird den morgigen Tag nicht überleben!“

Ein wenig lockerten sich Ruffys Hände, als er zu der jungen Frau sah, welche Schreckliches unter ihrer Krankheit erleiden musste. So nickte er stumm.

„Ich will sie doch gar nicht töten, keine der beiden hinreißenden Damen. Das wäre wahrlich ein Verlust für diese Welt. Alles was ich will, ist den Menschen zu helfen. Doch bedauerlicherweise benötige ich dafür eure Hilfe.“

Wieder lachte Ezra auf, suchte etwas in der Tasche seines Umhangs. Dann hielt er drei kleine Fläschchen hoch in die Luft. Zwei von ihnen waren gefüllt mit einer violetten Flüssigkeit. Der Inhalt der dritten Phiole wirkte schwarz wie die Nacht.

„Wie dumm von mir – deswegen kann eure schöne Navigatorin gar nicht draufgehen! Ich brauche sie nämlich. Denn nur jemand, der sein Werk so beherrscht, wie sie, kann mir bei meiner Besorgung helfen.“

Chopper war es, der erkannt haben musste, dass es sich bei der Flüssigkeit, welche sich in den drei Behältnissen befand, um ein Heilmittel für Namis Krankheit handeln musste. Sofort hatte er sich verwandelt, wurde groß, seine Gestalt menschlich. Franky hielt ihn zurück, berührte seine Schulter und Robin konnte ihn flüstern hören:

„Halte dich zurück, oder willst du, dass sie Robin abknallen?“

So verweilte das Rentier nur an Ort und Stelle, wendete seinen Blick aber ab. Die Archäologin konnte sich vorstellen, wie er sich fühlen musste: Verraten von jemanden, der ihm glich. Schließlich hatte er doch begonnen für Chica Gefühle der menschlichsten Natur zu hegen. Und dann konnte er auch einfach nur zusehen, wie jemand, der anmaßte sich Doktor zu nennen, ihm jede Chance zu Helfen untersagte.

„Genau, lieber Chopper. Höre dem Herrn Schiffszimmermann genau zu. Da fällt mir ein, dass ihr das werte Fräulein Robin auch bei eurer Besorgung benötigen könntet. Damit ihr dann vielleicht die Dringlichkeit eurer Mission versteht. Was machen wir denn da?“

Etwas irritiert sahen sich seine Gefolgsleute an. Wahrscheinlich hatten sie die Änderung dieses Planes so nicht erwartet.

„Denn nehmen wir eben eine andere Geisel“, sagte Chica ruhig und sah in Ezras Richtung. „Schließlich haben wir hier doch eine breite Auswahl an Crewmitgliedern. Wir sollten uns einfach nur einen aussuchen.“

Zorro ließ einen abfälligen Laut von sich und verschränkte nur die Arme.

„Das ist wirklich eine sehr gute Idee, meine liebe Chica. Dann bleibt uns nur die Frage – wen wir nehmen. Nun lass mich einmal überlegen...“

Im Gedanken versunken legte er eine Hand an sein Kinn. Einen Moment später, als sei er ein kleines Kind, zählte er die Strohhüte nach einander ab, schüttelte dann mit dem Kopf.

„Ich hatte erst überlegt, den fabelhaften Musikanten mitzunehmen. Aber ein untodes Skelett ist dann wohl nicht die beste Wahl für eine Geisel. Nicht wahr, Brook?“

Hätte der angesprochene Augen gehabt, so hätten sich diese gewiss in diesen Moment verengt.

„Aber nein! Ich habe eine viel bessere Idee: Um zu gewährleisten, dass die Navigatorin auch ihre Arbeit gut verrichtet, sollten wir auch diejenige Person als Geisel nehmen, welche ihr von der Crew wohl am Meisten am Herzen liegt. Nicht wahr, Sanji?“

Sofort richtete die Rehdame ihre Waffe auf den Kopf des jungen Mannes. Dieser presste seine Lippen in eine schmale Linie und machte keine Anstalten, auch nur einen Zentimeter von Namis Seite zu weichen.

„Ich würde mich mal hier rüber bewegen, denn die Uhr tickt. Und ich denke nicht, dass du deine Geliebte so untätig verlieren möchtest, nicht? Also?“

Der Smutje überlegte kein zweites Mal. Erst drückte er einen liebevollen Kuss auf die Stirn der Navigatorin, bevor er ihr etwas ins Ohr flüsterte. Ungläubig sah sie ihn an, griff nach seinem Jackettärmel, als er aufstand, wollte ihm folgen. Doch Chopper hielt sie sofort zurück. Als er sich zwischen Chica und Ezra stellte, kam schon einer ihrer Gefolgsleute – ein kleiner Mann mit Glatze und legte dem Koch als Zeichen der Gefangenschaft Handschellen an. Doch – es musste Glück sein – sie schienen nicht aus Seestein zu bestehen. Sonst wäre der Koch aufgrund seiner erworbenen Teufelskräfte gewiss zusammengesackt.

„Ist das so in Ordnung, oh zukünftiger König der Piraten? Lasst die Archäologin frei!“

Der Mann, der die Schwarzhaarige die ganze Zeit bedrohte ließ endlich mit seiner Pistole locker. Sofort spürte Robin ihre Kräfte wieder zurückkommen. Doch noch bevor sie etwas hätte tun können, stieß dieser Grobian sie zu ihren Freunden. Franky half ihr sofort auf.

Noch im halb gebücktem Zustand kam der Archäologin aber ein gescheiter Gedanke, den sie auch gleich aussprach:

„Wie können wir sicher gehen, dass ihr unseren Koch wieder gesund zurück zu uns bringt?“

„Sie hat Recht“, knurrte Zorro und auch Ruffy nickte sofort.

„Wir brauchen ebenfalls eine Sicherheit“

„Vertraut ihr etwas nicht meinem Wort?“, fragte Ezra so unschuldig, dass man es ihm fast geglaubt hätte.

„Kein Stück“, murrte Brook.

So seufzte der Pestdoktor und ließ seine Hände zu seinen Seiten fallen.

„Nun muss ich zugeben, dass das nicht so eingeplant war. Aber gut – dann will ich euer kleines Spiel einmal mitspielen. Chica-“ Erstaunt sah ihn die Rehdame an und blinzelte.

„Du gehst mit denen, verstanden?“

„Aber, Ezra? Du wirst mich doch nicht hier zurücklassen?“

„Ich finde, dass Chica ebenfalls eine sehr gute Wahl ist. Schließlich kennen wir uns ja schon, nicht?“, sagte Robin abfällig.

„Sie hat Recht, Chica. Schließlich brauchen sie doch einen gleichwertigen Kredit. Jetzt geh!“

Noch einmal sah die Rehdame Ezra mit einem unerkennbaren Blick an, bevor sie den Sack mit den medizinischen Utensilien und Zutaten, sowie ihre Pistole an einen anderen weiterreichte und sich auf die Seite der Strohhüte stellte.

„Wir wissen aber noch nicht, wo wir hin müssen!“, beschwerte Ruffy sich.

„Stimmt. Das hätte ich fast vergessen. Hier-“ Damit warf Ezra dem Kapitän einen Enternal-Port zu.

„Die Insel liegt nur wenige Seemeilen von hier entfernt. Macht euch erst einmal einen Plan. Lasst eure Navigatorin ausruhen. Wenn ihr bei Morgendämmerung los segelt, solltet ihr die Insel binnen eines Tages erreicht haben. Sagen wir einfach, dass wir uns dann, am Morgen des dritten Tages im Hafen dieser Insel treffen. Zur Übergabe des verlangten Gegenstandes und zum Austausch der Geiseln“

Dann warf er Chopper zwei der Phiolen in seiner Hand zu: Eine mit der violetten Flüssigkeit und eine mit der Schwarzen.

„Violett für Nami und die Schwarze dient als Heilmittelprobe für das Schwarzfieber. Dann könnt ihr die Insel hier auch hinter euch lassen. Ach wisst ihr, ich bin großzügig – damit du für jeden Kranken dieser Insel das Medikament herstellen kannst, lasse ich deine Sachen hier.“ Ezra schnipste und man ließ den Sack polternd fallen. Dinge zerbrachen, das konnte man sofort hören.

„Bei eurer Navigatorin ist das Heilmittel am besten im Bauch zu injizieren. Mit einer Spritze. Bestimmt sind einige noch ganz geblieben. Die Inselbewohner trinken das Mittelchen, verstanden. Verdammt! Jetzt sind wir schon viel zu spät! Da habe ich mich total verplant! Phase 3 – unser Verschwinden ist schon längst überfällig! Und Chopper?“

Ezra hielt das letzte Fläschchen hoch in die Luft.

„Dieses hier solltest du in etwa einer Stunde eurer Navigatorin geben, damit die Krankheit nicht noch einmal ausbricht. Und die Süße vielleicht an einen Tropf hängen, damit ihr sie wieder schnell aufpäppeln könnt!“

Robin musste feststellen, dass der Abgang des Pestdoktors geplant sein musste:

Erst warf er die Phiole weit über die Reling, sodass sie mit einem kleinen 'Platsch' auf dem Wasser aufkam. Sofort sprang Zorro hinterher, schließlich war er von ihnen der beste und schnellste Schwimmer. Chopper und Lysop eilten hingegen zum Sack, suchten nach einer noch heilen Spritze, denn Nami schien es mit jedem Moment schlechter zu gehen. Franky war es nun, der an ihre Seite kniete, was durch seine hünenhafte Größe noch immer etwas bizarr aussah. Auch Robin kniete sich neben die junge Frau, welche vor Schmerzen einmal aufschrie. Brook hingegen hatte schnell sein Schwert gegriffen und als Chica einen Schritt hinter ihren Kameraden hermachen wollte, hielt er die Klinge an ihre Kehle. Sofort blieb sie stehen, beobachtete nur das Schauspiel, welches sich vor ihr bot.

Denn einer der Gefolgsleute hatte – zu ihrer aller Erstaunen – seine Arme gedehnt und ergriff die Reling des feindlichen Schiffes, genau so, wie es auch ihr Kapitän machen würde. Schleunigst nutzten die anderen diese so entstandene Brücke, um das Deck zu wechseln. Ezra war der letzte, sagte nur belustigend:

„Die Gum-Gum-Frucht hat auf dem Schwarzmarkt mich schon ein kleines Vermögen gekostet. Aber sie war die Berry vollkommen wert, findest du nicht auch, Ruffy?“

Dann verschwand auch er.

Das Schiff drehte ab und als Robin zu ihrem Kapitän sah, ahnte sie, dass er noch immer nicht begreifen wollte, was gerade alles geschehen war.

Den Enternal-Port ihres nächsten Ziels hielt er noch immer fest umklammert.

Nami – Gefangen

Kurz bevor Chopper ihr das erste Mal die Nadel in die Haut gestoßen hatte, war auch schon alles schwarz geworden. Schließlich schmerzte ihr gesamter Körper, besonders ihr Magen und ihre Lunge, bei jedem Atemzug. Aber auch ihr Herz.

Verflüssigten sich ihre Organe tatsächlich - genau so, wie Ezra es gesagt hatte?

Es fühlte sich alles an, wie der Beginn eines unglaublichen Albtraumes. Doch, wenn sie ehrlich zu sich selbst war, so war es das tatsächlich auch.

Als sie aus dieser Schwärze erwacht war, befand sie sich auf der Krankenkoje, in Choppers Arztzimmer. Eine Decke lag über ihren Beinen und eine Nadel stach in ihrem Arm, genau an jener Stelle, wie schon damals auf Spiral Down Island. Nur dieses Mal riss sie diese nicht gleich aus ihrer Haut heraus, mit dem Wissen, dass es schmerzen würde und wie sie dann wieder blutete. Mit leicht verschleiertem Blick sah sie nur zu dem Beutel am anderen Ende des langen Schlauches.

Ihr Kopf schmerzte, ihre Glieder fühlten sich schwer. Zumindest tat ihr Innerstes nicht mehr weh – nur ihr Herz. Es machte einen schweren Sprung, als sie sich an alles, was zuvor geschehen war, zurückerinnerte.

Ihre erste, größte und einzige Sorge galt sofort Sanji. Schließlich wusste sie nicht, wie es ihm erging.

Es dauerte einige Augenblicke, bis sie sich von den Gedanken befreien konnte und feststellte, dass sie hier nicht allein war. Ihr Schiffsarzt leistete ihr Gesellschaft, saß am Tisch und schrieb etwas mit kratzender Feder nieder.

„Chopper?“, fragte sie vorsichtig und mit rauer Stimme. Sie brauchte sofort etwas zu Trinken.

Der Angesprochene drehte sich zu ihr um und Nami sah gleich die unglaubliche Traurigkeit, die tief verborgen in seinem Blick lag.

„Du bist wach! Das ist sehr gut. Gibt es irgendwelche Beschwerden? Kann ich dir irgendwas bringen?“

„Wasser...“, hauchte die junge Frau nur stimmlos.

Sofort sprang das kleine Rentier auf, eilte zur benachbarten Küche. Nami konnte Stimmen wahrnehmen, als die Tür auf und schließlich wieder zuging. Doch wer da sprach und den Inhalt der Worte konnte sie nicht klar ausmachen.

Nach nur wenigen Augenblicken kam Chopper wieder zurückgetippelt, reichte ihr ein Glas gefüllt mit der klaren Flüssigkeit, welches sie sofort dankend nahm.

Als sie das wohltuende Getränk zu sich nahm, begann der Arzt weiter zu erzählen:

„Das war wirklich haarscharf gewesen, Nami! Warum hattest du mir nichts von dem Stich erzählt? Bestimmt hätte ich dir eher helfen können. So etwas schimpft sich auch Doktor! Erfindet einfach Krankheiten, welche einen Menschen töten können. Dann impft er einem diese Erreger auch noch bei Nacht! In den Hals. Wenn ich das Doc Bader oder Doktor Kuleha erzählen würde – die würden mich glatt für verrückt halten!“

„Und wie geht es dir?“, fragte sie besorgt, wechselte somit schlagartig das Thema und umklammerte das Glas mit ihren Händen.

Sofort ließ Chopper seinen Kopf und die Schultern hängen und sah bedächtig zu Boden.

„Wie soll es mir denn schon gehen?“, murmelte er kaum verständlich, dann schüttelte er den Kopf und als seien all seine schlechten Gedanken davon geblasen, fügte er noch zuversichtlich hinzu:

„Wir schaffen das schon! Wir retten Sanji und dann segeln wir weiter auf der Grand Line dem Horizont entgegen. Vielleicht hat Ezra viel Unsinn erzählt, doch bei einem hatte er vollkommen Recht: Du gehörst zu den Besten Navigatoren dieser Welt – wohl möglich bist du sogar die Beste, die es gibt. Du wirst diese Insel schon finden und das, was dieser Möchtegerndokor von uns verlangt! Dann wird auch alles wieder gut.“

Nami sah stumm zu ihren Händen.

Die beste Navigatorin? War sie das wirklich? Zumindest legte der Pestdoktor viel Wert darauf, dass sie ihr Werk verstand. Und das tat sie schließlich auch. Doch war sie gut genug, um diese Bürde, die ihr mit der Gefangenschaft ihres Geliebten auferlegt wurde, zu bewältigen? Was war, wenn sie es nicht schafften? Was sollte dann mit dem Koch geschehen? Würden sie ihn dann-

Nein! Nami wagte es nicht, weitere Gedanken an mögliche Tragödien zu verschwenden. Sie musste jetzt einen klaren Kopf bewahren! Sie musste das tun, was ihr am Besten lag – navigieren. Und zwar schnell! Wie lange hatte sie Zeit bekommen? Nicht einmal drei volle Tage.

„Wo ist der Enternal-Port?“, fragte sie an das Rentier gewandt und machte sich daran, aufzustehen.

„Moment! Wo willst du hin? Bleib gefälligst liegen! Ich, als der Arzt dieses Schiffes, verlange, dass du deine Bettruhe einhältst! Bis morgen früh! Es reicht auch, bis die Sonne aufgeht. Nur bleibe bitte liegen!“

Nami griff hinauf zu dem Ständer, an welchem ihr Tropf hing und griff nach dem besagten Beutel mit der Flüssigkeit. Dann stand sie, mit wackeligen, schwachen Beinen, auf.

„Wo ich hin will? Ich navigiere dieses Schiff zur nächsten Insel! Wir müssen Sanji helfen!“ Etwas leiser fügte sie noch hinzu: „Ich muss ihn retten. So wie er mich immer gerettet hat.“

Zittrig bahnte sich die junge Frau den Weg zur Tür, doch das Rentier hatte sich in seine menschliche Gestalt verwandelt und fasste um die Taille der jungen Frau. Sofort verlor sie den Boden unter ihren Füßen, denn er hob sie hoch in die Luft.

„Hey! Lass mich sofort runter! Chopper!“, schrie sie und begann sich in seinem Griff hin und her zu winden, wie ein Fisch am Land. Treten und Schlagen wollte sie ihn nicht – denn ihre Kraft würde auch nicht dafür reichen.

„Du musst dich schonen! Leg dich sofort zurück ins Bett! Ich befehle es dir!“

„Befehlen? Du hast mir hier gar nichts zu befehlen! Jetzt lass mich gefälligst runter!“

Genau in dem Moment, als die Tür aufging, hatte Chopper sie auf das Bett zurück gekämpft und gesetzt. Bevor sie ihren zweiten Fluchtversuch starten würde, verschränkte Nami erst einmal die Arme und überschlug die Beine, den Beutel noch immer in ihrer Hand. Trotzig sah sie dabei zum Schiffsarzt hinauf. Nun hieß es abwarten, bis sich ein geeigneter Moment auftat.

„Was geht denn hier vor sich?“, fragte Robin verwundert und schloss die Tür wieder hinter sich.

„Sie...“, keuchte Chopper, komplett außer Atem und verwandelte sich wieder zurück in sein kleines Ich, „..., hat einen Aufstand gemacht!“

„Weil wir sofort los müssen! Robin – sag es ihm!“

Seufzend setzte sich die Archäologin neben ihre Freundin auf die Koje und sah sie lange und stumm an. Dann blickte sie zu Chopper hinauf.

„Dass sie sich ausruhen sollte, hast du ihr doch gesagt, richtig?“

Chopper nickte stumm und ein wenig grimmig schnaubte er dabei.

„Nami...“, begann Robin dann gelassen zu erzählen, wie sie es so oft tat, „..., die Krankheit, mit welcher dich Ezra angesteckt hatte, ist niemanden bekannt. Chopper kennt sie nicht. In keinem Buch steht etwas darüber. Sie besitzt bis jetzt nicht einmal einen Namen.“

Die ältere der zwei Frauen machte eine kurze Pause, damit Nami das Handeln des Schiffsarztes einsehen konnte. Doch das tat sie nicht.

„Was wir damit sagen wollen: Wir wissen nicht, was für Auswirkungen diese Erkrankung noch haben könnte. Ob sie ansteckend ist. Deshalb sollst du dich ausruhen.“

„Am besten bis morgen früh! Du stehst dabei unter meiner Beobachtung. Für die Zukunft muss ich jede Erkenntnis festhalten“

Nami verengte die Augen und sah die Beiden an.

„Was noch?“, erkundigte sie sich ungeduldig, denn sie hatte das Gefühl, dass ihr die Zeit davon lief.

„Wie? Was meinst du?“, fragte Chopper verdattert.

„Welchen Grund hat es noch, dass ich diesen Raum nicht verlassen darf?“

Dann erhielt sie, als die Zwei zu lange zögerten, eine unglaubliche Erkenntnis, die sie sofort aussprach:

„Sie ist in der Küche, nicht? Chica?“

„Wir wissen nur nicht, wo wir sie unterbringen sollen“, antwortete Robin ruhig – zu ruhig für Namis Geschmack.

„Es passiert ja nicht täglich, dass wir jemanden gefangen nehmen. Wir gehören nicht zu solch einer Art von Piraten. Unser Schiff ist dafür auch nicht wirklich ausgelegt“, fügte das Rentier noch hinzu, im Versuch sie zu besänftigen. Doch es war bereits zu spät.

Schneller als die Beiden es hätten erahnen können, war Nami vom Bett aufgesprungen, glitt erst unter Robins Händen hinweg, dann wich sie noch Choppers neu verwandelten Pranken aus. Hastig stürzte sie durch die Tür und ihr blieb beinahe der Atem in der Kehle stecken, als sie das Schauspiel vor sich sah.

Dort saßen sie, die verbliebenen fünf Mitglieder der Strohhutbande und diese elendige Verräterin. Alle an einem Tisch, gefüllte Schüsseln mit einer komisch riechenden Brühe vor ihnen. Lysop musste an Sanjis Stelle den Kochlöffel geschwungen haben, wie er es schon früher einmal tat. Und der Schütze war wirklich kein begnadeter Koch. Wahrscheinlich musste dies der Grund sein, warum anscheinend niemand, nicht einmal Ruffy, das Essen bis jetzt angerührt hatte.

„Was macht sie hier?“, fauchte Nami mit schriller Stimme und machte bereits einen Schritt auf Chica zu. „Sie hat keine Berechtigung, hier zu sein! In dieser Küche! An diesem Tisch! Auf seinen Stuhl!“

Es war nicht unbedingt Sanjis Stuhl, auf welchem die Rehdame da saß, denn es standen nicht alle der Sitzmöbel an den Tisch gerückt. Nami ging es aber einfach um das Prinzip. Sie wollte Chica einfach nicht hier haben.

„Nami..., beruhig' dich“ versuchte Franky, noch vor Robin oder Chopper sie zu beschwichtigen.

Sie tat noch einen Schritt, doch beim Nächsten spürte sie schon mehrere Hände um ihre Fußgelenke. Sie brauchte gar nicht nach unten zu sehen, um zu wissen, dass Robin ihre Teufelskraft im Spiel hatte.

„Franky hat Recht! Und wenn du ihr etwas antust – was ich bei all deinen Gefühlschaos vollkommen verstehen würde – könnte es bei dem Geiselaustausch einige Probleme geben“, hörte Nami ihre Freundin sagen.

„Da stimme ich Robin zu. Also fahre deine Krallen wieder ein, Hexe“, murrte Zorro und er war der Erste, der es wagte, von dem undefinierbarem Gebräu aus den Schüsseln zu essen.

Außer Fassung blickte sich Nami um, sah in die Gesichter ihrer Freunde. Den Blick ihrer Feindin ignorierte sie gekonnte. Dann drehte sie die Navigatorin ruckartig zu Ruffy um.

„Was hast du dazu zu sagen? Du bist hier schließlich der Kapitän!“

Ruffy blieb ungewöhnlich still, sah nur stumm zu Chica.

„Yohoho, Nami hat allerdings recht. Schon seitdem es Piraten gibt, werden deren Gefangenen eingesperrt“

„Danke Brook! Endlich jemand, der mich versteht! Meint ihr denn, dass sie mit Sanji zimperlich umgehen werden? Glaubt irgendjemand von euch, dass sie ihn nicht einsperren? Gott – wer weiß schon, was sie ihm alles antun werden!“

„Nami-“, versuchte er nun Lysop mit besänftigender Stimme, stand sogar auf, doch die junge Frau unterbrach ihn sofort:

„Sie ist nicht mehr unser Gast! Den Status hat sie verloren. Habt ihr das etwa vergessen?“

Alle sahen die Frau mit den orangenen Haaren an. Alle dachten nach. Denn jedes Wort traf einen gezielten, wunden Punkt.

Diese Stille wurde von einem abfälligen Laut von Chica selbst unterbrochen. Wie auch der Schütze stand sie auf, schritt aber auf Nami zu, bis sie nicht einmal mehr ein Meter trennte. Mit ihren unterschiedlichen Augen blickte sie die junge Frau genau an. Doch Nami wich nicht aus und nicht zurück. Natürlich hatte sie Angst. Mit keinem Teufelskraftnutzer war es weise, zu scherzen und bestimmt auch nicht mit jenen, welche eine der besagten Früchte vom Schwarzmarkt erworben hatte. Und doch würde die junge Frau nicht weichen. Wie sollte sie sonst ihren Standpunkt vertreten? Wie sollte sie sonst zeigen, dass sie für jemand anderen, als sich selbst, einstand?

Für Sanji.

„Was bildest du dir denn eigentlich ein, wer du bist? Du bist nicht der Kapitän dieses Schiffes!“

„Ich bin ein gleichwertiges Mitglied dieser Crew, genau wie jeder andere hier. Jeder darf hier seine Meinung äußern. Wenn du mit deinem geschätzten Ezra auf einer Stufe gestanden hättest, so wärst du doch nicht hier. Oder war es doch eine Anweisung eures werten Kapitän Bluebeards?“

Etwas Undefinierbares war in Chicas Augen zu erkennen. Nami, so hatte die junge Frau zumindest das Gefühl, musste einen guten Punkt erwischt haben.

So wich die Rehdame einen Schritt zurück und wendete ihren Blick von Nami ab.

„Dann legt mir doch gefälligst Handschellen an, wenn es das ist, was ihr unbedingt wollt! Dann seid eben so, wie all die anderen Piraten, die auf diesen verdammten Meeren umherschippern. Am Ende wird es euch auch nicht helfen – ihr werdet schon sehen!“

Chica hielt bereits ihre Hände hoch und Nami hatte das Gefühl, dass sie nur weiter provozieren wollte. Doch die junge Frau blickte an ihr vorbei, hin zum Schützen.

„Es ist dein Glück, das ich weiß, dass Lysop ein Paar aus Seestein auf Lager hat. Nicht wahr?“

Der Angesprochene nickte zaghaft.

„Alles was ich noch brauche, ist die Zustimmung unseres Kapitäns. Also - Ruffy?“

Nun wanderten alle Blicke zu dem Schwarzhaarigen, der bisher als einziger noch kein Wort von sich verlauten ließ. Tonlos hatte er das ganze Geschehen von seinem Platz aus beobachtet, musste die gesamten Argumente abgewogen haben. Dann, beinahe in Zeitlupe, nickte er.

„Ich stelle mich auf Namis Seite“, sagte er, so steif, dass man meinen könnte, er sei ein Roboter. „Vorerst sollte Chica in Gewahrsam genommen werden. Bis wir mehr wissen. Mit Sanji tun sie es schließlich nicht anders. Lysop..., hol die Handschellen“

Chicas Mund tat sich auf. Irgendetwas wollte sie erwidern, konnte es aber nicht. So sah sie einfach nur zu, wie der Schütze hinaus eilte und nach einiger Zeit zurückkehrte.

Die Handschellen klickten und als Chica auf Grund ihrer schwindenden Kräfte zu Boden sackte, spürte Nami das erste Mal an diesem Tag so etwas wie Besänftigung.

„Im Lager sollte erst einmal ein guter Platz sein. Wir schieben hier Wache und wechseln uns dabei ab“

„Dann fange ich an. Habe eh nichts Besseres gerade zu tun. Den Fraß hier rühre nicht einmal ich an“, knurrte Zorro, stand auf und gemeinsam mit Franky brachte er Chica zum besagten Raum. Ein beleidigtes 'Hey' kam nur von Lysop, doch als er die Schüsseln besah, daran auch schnupperte, musste er seine mangelnden Kochkünste einsehen.

Doch noch bevor sie hinter der Tür verschwunden war, wollte die Navigatorin sicher gehen, dass sie ihre Worte hörte:

„Ich schwöre dir eins: Wenn Sanji irgendetwas zustößt, dann will ich nicht in deiner pelzigen Haut stecken wollen!“

Nun endlich verschwanden die Hände an Namis Fußgelenken und Chopper war es, der ihr hastig einen Stuhl hinschob. Diesen benötigte sie nun auch dringend. Sie spürte wirklich, wie ihre Kräfte durch diese Krankheit verschwunden waren und all die Anspannung der letzten Minuten war von ihr abgefallen.

„Nami?“, fragte Ruffy vorsichtig und sie sah ihn gleich an. „Wir kriegen Sanji da schon raus, keine Sorge. Ich werde nicht zulassen, dass sie ihm etwas antun. Das verspreche ich dir!“

Dankend nickte die junge Frau. Sie wusste, wie persönlich Ruffy diese Angelegenheit nahm. Schließlich ging es hier um eines seiner Crewmitglieder. Ihren Koch. Einen Freund. Und er wollte nicht, dass diesen das selbe Schicksal, wie einst seinen Bruder, Ace, ereilte. Das hatte Nami im Gefühl.

„Ich hoffe es...“, flüsterte sie und sah, dass der Beutel in ihren Händen nun leer war. Sofort eilte der Schiffsarzt in seinen Raum zurück und holte einen neuen.

„Chopper?“, fragte ihr Käpt'n noch und endlich begann sich dieses zuversichtliche Lächeln auf den Lippen seines Gesichts auszubreiten. Eben jenes Lächeln, was sie alle, die gesamte Crew, schon immer Hoffen und Glauben ließ.

„Ich glaube, dass Nami sehr wohl in der Lage ist und jetzt zu navigieren.“

Mit diesen Worten legte er den Enternal-Port in die Mitte des Tisches, sodass sie alle ihn gut sehen konnten.

Die Nadel zeigte nach Norden.

Sanji – An Bord der Sankt Freud

11. Sanji – An Bord der Sankt Freud
 

Noch lange stand der junge Koch in mitten dieses ungehobelten Packs, als sie die Thousand Sunny am Horizont verschwinden sahen. Wie die Lichter im Dunkeln immer kleiner und schwacher wurden, bis dieses wundervolle, heimatliche Schiff nicht mehr als ein winziger Schatten am Horizont war.

„Willkommen auf der Sankt Freud“, begrüßte Ezra ihn irgendwann offiziell mit einer leicht provozierenden Verbeugung. Dessen Gefolgsleute lachten nur hämisch, oder flüsterten sich untereinander etwas zu.

Sanji blieb stumm, versuchte keinen Anflug von Emotion zu zeigen. Denn das hatten sie nicht verdient. Sie sollten nicht sehen, wie er sich ärgerte, dass sie die Strohhüte so einfach überrumpeln konnten.

Dass sie seine Freunde so leicht hätten austricksen können, war wahrlich eine Schmach.

Keiner von diesen Piraten sollte sehen, wie sehr es ihn störte, dass er nun ihr Gefangener war. Vor allem aber wollte er aber Ezra nicht die Genugtuung bieten, dass dieser es genau richtig gemacht hatte, den Smutje als Geisel auszuwählen. Schließlich, dass wusste Sanji genau, liebte Nami ihn sehr und bestimmt würde sie, wie natürlich auch der Rest der Crew, alles dafür geben, dass sie ihn wieder heil zurückbekamen. Und er selbst würde auch alles tun, dass er zurückkehren konnte – was nicht hieße, dass er nicht noch etwas Unruhe auf diesem Schiff hinterlassen würde. Das hatte sich der Blonde geschworen und er war es Ezra schließlich schuldig.

„Wir werden schon dafür sorgen, dass dein Aufenthalt hier so angenehm wie möglich wird. Als ein ehemaliges Lazarettschiff der Marine bieten wir dir Einiges an Komfortmöglichkeiten an. Unter anderem ein eigenes Zimmer – leider ohne Meeresblick.“

„Und das du dir mit ein paar anderen Leuten teilen wirst“, fügte schnell einer von Ezras Gefolgsleuten hinzu.

„Es wird dir hier bestimmt gefallen, werter Herr Sanji!“

Der Schwarzhaarige grinste breit, bevor er schnipste. Sofort packten ihn zwei dieser Kerle grob an den Armen und folgten dem Pestdoktor, der voran schritt.

„Darf ich jetzt etwa deinen Boss, diesen Bluebeard, kennenlernen?“, fragte Sanji frech und ließ sich von den Männern ziehen. Ersteinmal wollte er schließlich sehen, was da auf ihn warten sollte. Denn etwas neugierig, wie denn ihr neuer Feind aussah, war er schon und jede Information würde sich im Kampf als nützlich erweisen.

Besonders interessiert war er, seitdem sie von ihm so viel gehört hatten. Wie schaffte es schließlich ein Mann von Piraten so gefürchtet zu sein und gleichzeitig ließ ihn die Marine frei auf den Meeren gewähren?

„Nein“, antwortete Ezra erst knapp, doch, es musste der fragende Blick des Smutjes gewesen sein, dann fügte er noch hinzu: „Ich glaube nicht, dass sich Bluebeard mit jemanden wie dir abgeben will. Zwar jagt er alles, auf was ein offizielles Kopfgeld ausgesetzt ist, doch das heißt nicht, dass er sich gerne mit einfachen Piraten unterhält. Auf ein Gespräch würde unser Kapitän sich erst ab einer Summe von mindestens 500 Millionen Berry einlassen. Und laut meiner Informationen, bist du noch Etwas davon entfernt, nicht?“

Sie durchschritten eine Tür und erreichten einen langen, schmalen Flur, welchen sie durchschritten.

Sanji hatte dennoch die alte Tür bemerkt, hinter welcher er kurz das Surren von Fliegen hören konnte und es leicht nach Tod und Verwesung roch. Schluckend fragte er sich, was sich hinter jener verbarg, doch würde er wohl jetzt eine Antwort nicht bekommen.

Nachdem sie am Ende des Ganges angekommen hatten und Sanji sich schwor, diese Tür nicht zu vergessen, erreichten sie eine Treppe, die sie hinab führte, in den Rumpf des Schiffes.

Hier war es dunkel und der saure Geruch nach uraltem Schweiß, Erbrochenem und mangelnder Luft biss in Sanjis Nase und Augen. Es ließ ihn schwer schlucken. Außerdem war es hier so düster, dass er beinahe nichts sah, denn kein Fenster war an der Wand angebracht. Nur ein paar spärlich befestigte Fackeln verbreiteten einen düsteren, orangefarbenen Schein. Wie man das nur länger als eine Minute aushalten konnte, war dem jungen Mann ein Rätsel. Doch irgendwie beschlich ihn das Gefühl, dass er einige Zeit hier bleiben musste.

Ezra zückte einen Bund mit Eisenschlüsseln und führte einen von diesen in das Eisentor am Fuße der Treppe. Knarrend ging das Gitter auf, doch der Pestdoktor verweilte neben der Öffnung. Einer seiner Gefolgsleute eilte stattdessen hindurch, um an einer an der Wand befestigten Glocke zu läuten.

„Das ist einst der Schwerkrankentrakt gewesen. Ich würde mich daran gewöhnen, wenn ich du wäre“, erklärte Ezra kurz, doch Sanji hörte nur halbherzig zu. Denn er hatte beobachtet, wie sich durch das Läuten mehrere Gestalten am anderen Ende des Gitters zusammengefunden hatten. Wie während eines Morgenappells standen sie, Seite an Seite nebeneinander, in einer langen Reihe. Wie viele dieser Gestalten es waren, konnte der junge Koch nicht erkennen, doch er schätzte, dass es um die 30 sein mussten.

Nach einigen Augenblicken ging Ezra weiter und, wie es wohl für ihn üblich war, begann er wieder eine große Rede zu schwingen:

„Guten Abend, meine lieben Gefangenen. Es tut mir leid, dass ich Sie noch einmal zu dieser späten Stunde wecken ließ. Doch voller Stolz darf ich Ihnen einen neuen Gast in Eurer geschätzten Runde vorstellen. Der ein oder andere wird vielleicht schon einmal etwas von ihm gehört haben. Zumindest von seinem großartigen Kapitän – der einzig wahre Strohhut und zukünftige König der Piraten – Monkey D. Ruffy. Exklusiv für unsere, kleine Gemeinschaft, war es mir möglich gewesen, seinen Koch, Schwarzfuß Sanji in Gefangenschaft zu nehmen. Heißt ihn doch alle mal herzlich willkommen!“

Ein müdes Raunen ging durch die Reihen. Entweder lag es an der späten Stunde oder daran, dass sie wussten wer sein Käpt'n war, doch wirklich begeistert waren sie nicht. Aber Sanji konnte es ihnen nicht verdenken. Er freute sich auch nicht sonderlich, hier zu sein und bleiben zu müssen.

Ezra begann zu schmollen.

„Freut ihr euch denn nicht? Etwas mehr Enthusiasmus hätte ich schon erwartet. Wie dem auch sei: Ich hoffe, dass ihr ihn gut behandelt. Denn er wird nicht lange in unseren Reihen verweil-“

Mitten im Satz stockte er. Denn in eben jenem Moment war er an einer Lücke in der Aufstellung vorbeigekommen. Irgendjemand schien zu fehlen und das behagte dem Pestdoktor nicht gerade.

„Wo ist Patient 666?“, fragte er teils verwundert, teils verärgert und deutete auf den freien Platz zwischen zwei der Insassen. Keiner antwortete. Sie alle starrten nur stur gerade aus, genau die gegenüberliegende Wand an, oder zu ihren Füßen.

Einige Schritte ging Ezra noch einmal zurück, wandte sich dann an einen kleinen Mann, dem ein Auge fehlte.

„Wo ist Patient 666? Hast du ihn gesehen?“ Der Angesprochenen schüttelte seinen Kopf und ein anderer wurde gefragt.

„Nein, Sir!“, antwortete dieser bestimmend.

Hin und her ging der Pestdoktor, fragte immer mehr Leute, wo denn dieser besagte Patient 666 denn war. Doch keiner wusste es. Zumindest behaupteten sie dies.

„Da ist er!“, rief plötzlich einer von Ezras Gefolgsleuten. Sie hatten begonnen die Zimmer abzusuchen und irgendwie wirkte der Schwarzhaarige sehr erleichtert, als sie dies sagten. Irgendwie beschlich Sanji ihn das Gefühl, dass hinter dem Gesuchten mehr steckte, als man erahnen konnte. Zumindest sagte ihm das der leicht panische Gesichtsausdruck des Pestdoktors und der junge Koch zwang sich, diese Information genau zu merken. Vielleicht würde sie ihm eines Tages nützlich sein.

Patient 666, der von zwei Männern aus einer der Zellen geschliffen wurde, war ein Mann mittleren Alters. So wie er roch, nicht rasiert war und seine langen, hellen Haare ihm fettig über das Gesicht hingen, konnte der Smutje erahnen, dass er schon einige Zeit hier gefangen war. Er blickte Ezra genau und provozierend in die Augen, während ein belustigendes, sogar unverschämtes Grinsen seine Lippen zierte.

Und doch hatte Sanji erwartet, dass er etwas sagen würde – etwas, was diesem herausfordernden Gesichtsausdruck gleich. Doch er blieb stumm. Selbst als einer dieser Grobiane ihn einen Hieb genau in die Magengrube verpasste. Sogar der junge Koch war etwas zusammengefahren, genau wie manch einer der Gefangenen. Denn sie alle mussten wissen, wie unangenehm sich das anfühlte.

„Wenn die Glocke erklingt, wissen doch alle, dass sie sich, in Reih und Glied aufzustellen haben. Auch du, Patient 666. Das macht dann eine Extra-Behandlung und zehn Peitschenhiebe für dich. Und ich denke, dass ich dich im Sondertrakt zum Einzelhaft einkerkern lasse. Da kannst du dir ja überlegen, ob du es noch einmal wagst, meine Befehle nicht zu befolgen. Jetzt schafft ihn mir aus den Augen.“

Das taten sie dann auch und Ezra fuhr sich kurz über das Gesicht, bevor er wieder zu Sanji sah.

„Ich hoffe, dass wir dich jetzt nicht verschreckt haben. Das sind nur ein paar keine Vorsichtsmaßnahmen. Nennen wir es einfach ein paar Benimmregeln, an du dich halten solltest, wenn dein Aufenthalt hier so angenehm wie möglich sein soll. Und ich garantiere dir – wenn du dich an alles hältst, dann wird dir auch nichts zustoßen und du kannst heil zu deinen kleinen Freunden zurückkehren. Sofern sie meine kleine Aufgabe erfüllen, versteht sich.“

Gerade wollte sich der Pestdoktor von ihm abwenden, wahrscheinlich um weiter irgendwelche unnötigen Worte zu verlieren, als Sanji die Fragen aussprach, die ihn die ganze Zeit schon so sehr auf der Zunge brannten:

„Was sollen sie dir besorgen? Und warum brauchst du Nami so dringend dafür?“

Das zweite Detail wurmte den Smutje am Meisten. Doch gleichzeitig erfüllte es ihn auch mit einer unglaublichen Angst. Schließlich wusste er nicht, auf was die Strohhüte sich da eingelassen hatten. Allen Anschein nach, schließlich wollte Ezra diese Aufgabe nicht selbst bewältigen, schien es sich um etwas sehr Gefährliches handeln. Sanji schluckte. Vielleicht sogar tödlich. Und er war nicht bei seinen Freunden und konnte ihnen auch nicht helfen. Er konnte nicht einmal seine Nami retten, wenn die Situation es verlangte.

Etwas verwundert über Sanjis Fragen blinzelte Ezra.

Dann schritt er etwas näher an Sanji heran und mit einem Finger deutete er dem jungen Mann an, sich zu ihm zu lehnen. Der Blonde hasste normalerweise solche Spielchen. Aber, da er gerade, mit unzähligen dieser Typen in der Überzahl, gefesselt, auf einem fremden Schiff und weit weg von seinen Freunden war, wollte er einfach einmal mitmachen und so war er dem Pestdoktor ganz Ohr.

„Uranos“, flüsterte Ezra einfach, richtete sich dann wieder gänzlich auf und sah ihn erwartungsvoll an. Doch Sanji verstand nicht ganz. Natürlich wusste er, dass es sich dabei um eine der 3 Antiken Waffen handelte. Doch dieser Verrückte hier vor ihm konnte doch wohl kaum verlangen, dass sich seine Crew auf die Suche danach machten. Oder etwa doch?

Der Schwarzhaarige seufzte, bevor er erneut mit gedämpfter Stimme zu dem jungen Koch sprach:

„Glaub mir – ich habe Informationen, dass diese schöne, heile Welt, wie wir sie kennen nicht mehr lange existieren wird, bei all diesen Kämpfen von Piraten, der Weltregierung, Marine und den Revolutionären. Indem ich Uranos in meine Gewalt bringe, kann ich mir ein paar gute Karten selbst zustecken. Du verstehst schon – die Würfel rollen gerade und ich möchte einfach gut bei der Sache bei rauskommen.“

„Und warum Nami?“, wollte Sanji noch wissen.

Gerade in dem Moment pöbelte einer der Gefolgsleute einen der Gefangenen an und diese kleine Störung sah sich der Smutje sicher, dass ihm auch diese Frage beantwortet werden würde.

„Es gibt alte Aufzeichnungen“

„Porneglyphen? Deswegen auch Robin?“

„Richtig. Ich habe Informationen darüber, dass nur die besten Navigatoren mit Uranos umgehen können. Und – seien wir jetzt doch einmal ehrlich zu einander– Nami ist eine dieser Navigatoren.“

„Was ist mit dem Navigator diesen Schiffes?“

Ein seltsam verzerrtes Grinsen kam über Ezras Lippen und er legte, wie ein unschuldiges Kind den Kopf schief.

„Du siehst – Chica ist nicht mit uns an Bord. Und ihr Talent reicht nicht einmal annähernd an jenes, deiner kleinen Freundin. Irgendwann hätte ich sie sowieso austauschen müssen. Glaub mir: Es wird sich genau gleich anfühlen, zur nächsten Insel zu kommen, als würde sie uns begleiten.“

Sanji, wie auch der Rest der Strohhüte, kannte das gar nicht, dass man von 'Einfachem Austauschen eines Crewmitglieds' sprach. Denn sie waren alle gleich unter der Flagge, auch wenn es ab und an Streitigkeiten gab. Aber mit gutem Gewissen konnte der Smutje sagen, dass sie alle Freunde waren und, was auch immer geschah, immer bleiben würden.

Eine letzte Frage wollte Sanji noch loswerden:

„Und wir willst du dann diese Waffe handhaben?“

„Das lass mal ganz allein meine Sorge sein“

Beide Männer stellten sich wieder richtig hin und sahen sich an. Warum der Schwarzhaarige ihm das alles erzählt hatte, wusste er nicht genau. Wahrscheinlich eben aus dem Grund, dass er sich überlegen gegenüber Sanji fühlte.

'Sollte er das doch', dachte sich der Blonde. Denn nur so hatte er ein paar ganz wichtige Informationen bekommen. Doch nach all seinen Worten schmerzte auch irgendwie sein Bauch.

Stimmte schließlich das, was er sagte? Warum genau würde die Welt nicht mehr existieren? So etwas Ähnliches hatte er bereits auf der Thousand Sunny erwähnt. Es war so beiläufig gewesen, dass wahrscheinlich nur Sanji es bemerkt hatte – zumindest hat keiner seiner Freunde etwas darauf verlauten lassen.

„Ich denke, dass es dir hier gefallen wird. Schließlich ist die Gesellschaft wirklich reizend. Das Essen, welches wir dir bieten werden, ist zwar kein 5-Sterne Menü, aber es entspricht immerhin dem Talent unseres Kochs – der junge Herr mit den Schwarzmarkt-Gummi-Kräften. Du siehst – was die Teufelskräfte angeht, so können wir dir Ähnliches bieten, wie deine Crew. Jetzt gebt ihn die Sachen, welche er die nächsten Tage tragen soll. Ich hoffe doch, dass du deine schicken Designeranzüge nicht vermissen wirst. Doch, damit es keine Streitereien unter meinen Patienten gibt, soll jeder gleich gekleidet sein.“

Einer der Gefolgsleute drückte ihm ein Bündel aus Leinen in die Hand. Etwas angeekelt musste der junge Mann feststellen, dass sie sich bereits getragen anfühlten.

„Löst ihm jetzt die Handschellen“

Jemand tat auch das.

„Hiermit heiße ich dich nun wirklich herzlich willkommen - An Bord der Sankt Freud! Bei jeglichen Problemen oder Anregungen stehen wir dir gerne zur Verfügung!“

Chopper – Ein Gespräch in Ketten

Wie das Rentier diese aufgekommene Stimmung an Bord der Thousand Sunny beschreiben sollte, wusste er nicht. Nur selten wagte jemand, etwas zu sagen. Niemand erwähnte, selbst wenn Nami sie nicht umgab, den jungen Koch. Zumindest versuchten sie es.

Auch Ruffy tat sich einmal gut darin, nicht allzu viele Worte zu verlieren. Und doch war dies ein unbehagliches Gefühl, welches sie alle umgab. Schließlich wussten sie alle, dass das Leben eines ihrer Crewmitglieder in Gefahr schwebte und dass jede Sekunde, in welcher sie nicht den benötigten Gegenstand gefunden hatten, eine verschwendete Sekunde war. Und ausgerechnet jetzt spielte das Wetter nicht so mit, wie sie es alle gern gewollt hätten.

Kühl war es geworden, ein fast eisiger Wind wehte über das Deck, während eine gemeine Strömung versuchte, sie immer weiter von ihrem Ziel zu entfernen. So verstanden sie alle allmählich, dass es wirklich eine gute Navigatorin benötigte, um zur nächsten Insel zu gelangen.

Und doch mochte Chopper als einziger dieses Wetter. Die Temperaturen erinnerten in an seine Heimat und die Freunde, die er dort zurückließ. Außerdem fühlte er sich bei der Kühle wirklich wohl, sodass er der Einzige war, der noch immer leicht begleitet war.

Natürlich hatten sie die Kranken von der vom Pestdoktor besuchten Insel geheilt – Chopper ist auf Nummer sicher gegangen und hat selbst wirklich jeden seiner Patienten besucht. So gehörte sich das und es war für ihr aller Gewissen das Beste. Auch Nami verstand das, wirkte dennoch bei der Verteilung des Heilmittels etwas ungeduldig, doch dass es verschwendete Zeit sein könnte, würde selbst sie nicht denken.

„Warum schlittern wir immer wieder in solche misslichen Lagen?“, fragte Lysop ihn, als dieser eine seltsame, gräuliche Masse in einem Topf zusammenrührte. Hätte das Rentier es nicht besser gewusst, hätte man meinen können, dass er diese Pampe für eine neu erfundene Waffe bräuchte. Doch der Schiffsarzt wusste es besser und, mit Tränen in den Augen, wegen des bitteren Gestanks, musste feststellen, dass dies ihr Abendessen sein sollte.

Ja , ein ganzer Tag war bereits vergangen. Da war es kein Wunder, dass sie mit voller Geschwindigkeit segelten. Denn sie mussten die Zeit, die sie verloren hatten, einholen.

„Was meinst du?“, fragte Chopper vorsichtig, ahnte aber, dass er vielleicht nicht hätte eine Antwort verlangen brauchen – denn er wusste genau, was der Schütze meinte.

„Hier ein Kampf. Da einer der Sieben Samurai, der in den Hintern von uns getreten werden will. Hier eine Insel, die von uns gerettet werden soll. Und am Ende ist es einer von uns, der fast ins Gras beißt. Ich sage dir – wir sind verflucht!“

Es war zwar kein Fluch, von welchem sie auszugehen hatten und doch verstand er seinen besten Freund genau. Am Ende war es schließlich immer das Gleiche und einer der Strohhüte blieb dabei beinahe auf der Strecke.

„Wir bekommen das schon wieder hin. Wie immer, Lysop!“

Der langnasige Mann seufzte, bevor er scher keuchend versuchte den Holzlöffel aus der zähen Masse zu ziehen. Sofort wanderte der Magen des Rentiers in den Boden, denn er wusste nicht, wie sie das essen sollten – und die Materialien, um mehrere Mägen auszupumpen hatte er nun wirklich nicht an Bord.

„Weißt du...“, knurrte er, als der Löffel sich verbog, „..., ich sorge mich einfach nur darum, dass wir Sanji da nicht heil rausbekommen. Irgendwas muss einfach mal schiefgehen! Bisher sind wir immer mit einem blauen Auge davon gekommen. Manchmal auch zwei, oder eben so verprügelt, dass du uns erst einmal aufpäppeln musstest. Was ist, wenn unsere Glückssträhne einfach vorbei ist? Ich sage es dir – irgendwann verlieren wir einen aus unseren Reihen!“

Dass Lysop immer alles so schwarz malen musste! Bestimmt würden sie Sanji retten können! Sie hatten schließlich auch eine Geisel und wenn sie das besorgen, was dieser Ezra brauchte, dann würde schon alles glatt laufen. Und doch, ohne selbst ein Pessimist zu sein, wie es ja sein bester Freund immer war, sorgte er sich auch manchmal um das Leben jedes einzelnen an Bord dieses Schiffes. Schließlich hatte er schon viel erlebt – viel gesehen und viele Menschen geheilt. Leider auch viele Seelen verloren, da er nicht rechtzeitig zugegen war. Ja, damals, als seine geliebte Heimatinsel noch Drumm hieß und von Wapol regiert wurde, musste er auch ab und an den Tod feststellen. Doch nun wollte er das nicht – nicht bei seinen Freunden! Und, vielleicht würde man es ihm nicht glauben, da er ja sonst oft so ängstlich war, er würde alles dafür geben, dass es nie dazu käme.

„Das wird schon nicht passieren“, murmelte das Rentier etwas kleinlaut und sah dabei zu Boden.

„Naja. Hoffen wir es einfach mal für alle. Aber verleugnen, dass die Gegner immer schwieriger und die Kämpfe immer gefährlicher werden, können wir einfach nicht. Glaub mir! Ich weiß, wovon ich spreche“

Chopper verstand ihn vollkommen und nickte leicht. Trotzdem sah er ihn nicht an.

„Ah – Gut! Essen ist endlich fertig. Glaube ich. Also, ich weiß nicht, wie Sanji es jeden Tag schafft, in der Küche zu stehen. Es ist einfach nur anstrengend! Aber ich schätze, dass das Essen ganz gut geworden ist...Was auch immer es ist. Dieses Mal schmeckt es auch ganz bestimmt!“

Lysop schob dem Schiffsarzt einen Teller mit der undefinierbaren Masse zu und das Rentier hatte schon Angst, dass es davon kosten solle. Ihm krümmte sich bereits bei dem Gestank, welcher davon ausging, der Magen.

„Das ist für Chica...“, flüsterte der Schütze seinem Freund hinter vorgehaltener Hand zu und hoffte, dass niemand – vor allem nicht ihre Navigatorin – ihn hörte. „Bring' du es ihr. Du scheinst den besten Draht zu ihr zu haben. Ich gebe dir Deckung und verschaffe dir Zeit, bevor die anderen kommen. Schließlich habe ich hier doch Aufsicht.“

Fragend sah Chopper den Mann an, legte dabei sogar seinen Kopf leicht zur Seite. Lysop schien seinen Ausdruck zu verstehen und antwortete direkt:

„Ich nehme schließlich auch den Posten unseres geschätzten Schiffskochs sein. Das heißt auch, dass ich, der edle Lysop, niemanden verhungern lassen werde! Auch nicht die Gefangenen unseres Schiffs. Also, husch dich und bring ihr das Essen!“

Chopper musste nicht zweimal gebeten werden.

Hastig stand er von seinem Platz an der Küchentheke auf und nahm den Teller. Noch bevor er die Tür zum Lager, Chicas vorläufiges Gefängnis, öffnete, überlegte er, in welcher Gestalt er ihr begegnen sollte. Sie selbst schien ja die menschliche Form aus irgendeinem Grund zu bevorzugen. Das würde dem Rentier den Vorteil verschaffen, da er einige Köpfe größer, als sie, sein würde und natürlich auch stärker. Und doch hatte er diese Gestalt die letzte Zeit immer nur angenommen, um ihr zu gefallen, was er zur Zeit nicht mehr wollte. So wirklich...

Er könne sich auch in das Rentier verwandeln, was er nun einmal ist und den Teller auf seinem Rücken zu ihr transportieren. So könne er ihr zeigen, dass es okay war, das zu sein, was sie nun einmal waren.

Doch irgendwie wollte er ganz er selbst sein. Nicht nur Mensch, nicht nur Tier. Er war nun einmal ein Rentier, welches die Mensch-Frucht gegessen hatte und so müsse sein kleines Ich für diese wenigen Minuten herhalten müssen. Zumindest sah so erst einmal der Plan aus. Verwandeln könne er sich später noch immer.

Tief holte er Luft.

Dann stieß er die Tür auf und war froh, Augenblicke später dahinter verschwunden zu sein, denn Lysops fragende Blicke hatten sich tief in seinen Rücken gebohrt.

Im Lagerraum, so hatte Chopper das Gefühl, herrschte schon während des Betretens dicke Luft und eine unangenehme, in den Ohren dröhnende Stille dazu.

Mit seinen Hufen umklammerte er den Teller, so gut es möglich war, schritt dann an Fässern und Kisten, Säcken und Krügen mit allerlei Lebensmitteln vorbei. Und irgendwann, hinter scheinbar mehr Biegungen, als er zählen konnte, hatte er die Rehdame schließlich gefunden.

In Ketten gelegt saß sie unter einem Fenster. Ihre langen, menschenartigen Beine waren zu einem Schneidersitz verbogen. Die Schultern und ihr Kopf hingen, während ihr Rücken gegen die kalte Schiffswand gelehnt war. Man erkannte sofort, dass sie sich geschwächt fühlte, woran die Seestein-Handschellen wohl die meiste Schuld hatten.

Erst meinte das Rentier, dass sie ihn womöglich nicht bemerkt hatte, dass sie schliefe, doch als sie sprach, wurde jeder Zweifel beseitigt:

„Ist es nicht ein Wunder, dass überhaupt einer von euch sich dazu herablässt, um zu mir zu kommen?“

Zwar klang ihre Stimme nicht wütend, aber ein Anflug von Verachtung schwang in ihr mit.

Choppers Plan war es eigentlich gewesen, ihr den Teller einfach hinzustellen, um dann schnell wieder zu gehen. Doch nach Chicas Aussage konnte er einfach nicht anders, als etwas darauf zu antworten.

„Ich wollte dir doch nur etwas zu Essen bringen! Ich hatte nichts Böses im Sinn...“

„Ach ja?“ Mit zittrigen Armen hielt sie ihm die Handschellen hin. „Dann befreie mich. Zeig mir, dass du nicht so bist, wie die anderen Piraten. Nicht so, wie deine Crew.“

Stumm blickte er diese schweren Ketten an ihren Handgelenken an, dann blickte er zu Boden. Jeglichen Augenkontakt versuchte er einfach nur zu vermeiden. Auch wollte er nicht die Befehle seines Kapitäns hinterfragen. Er selbst war zwar kein Befürworter dieser Maßnahme, aber vielleicht war es am Ende einfach am Besten. Denn wer wusste schon, was diese Rehdame so alles im Schilde führte?

Ein abfälliges Geräusch kam von ihren Lippen und sie ließ ihre Arme wieder sinken.

„War doch klar. Warum hättest ausgerechnet du anders sein sollen, als der Rest dieser...“

Sie machte eine Pause. Überlegte sie nach dem letzten Wort, oder fehlte ihr einfach jede Beschreibung? Chopper wusste es nicht, doch im Gedanken überlegte er bereits über die Vollendung ihres Satzes.

Monster – so hatte man Piraten doch oft genannt. Und wenn er so manche seiner Berufsgenossen beschaute, dann konnte er diesem nur zustimmen. Feuerlegende, raubende und mordende Gesellen waren einige von ihnen. Und so konnte er dieser Beschreibung nur zustimmen. Bei den anderen. Nicht bei seinen Freunden – versteht sich.

Freaks – wenn er so die bunt durchgewürfelte Gruppe, welche sie nun einmal waren, besah, dann gab es wohl selten eine passendere Beschreibung. Welche Piratenbande konnte denn sonst mit stolz behaupten, dass ihr Arzt ein Rentier ist, der Musikant ein Skelett und ihr Kapitän ein Gummimensch, der seine Crew wegen seiner Kindereien manchmal nicht ganz so unter Kontrolle hatte. Und wie hätte er den Schiffszimmermann, welcher ein Cyborg war, vergessen können? Oder ihre Archäologin, die eine Zeit lang mal als Assassine gearbeitet hatte und schon als Kind von der Weltregierung wie verrückt gesucht wurde. Von dem ängstlichen Schützen, der zickigen Navigatorin, dem einäugigen Schwerkämpfer oder dem immerwährend verliebten Smutje wollte er erst gar nicht anfangen.

Wäre dies nicht eine unheimlich ernste Situation gewesen, so hätte Chopper bestimmt grinsen müssen.

Endlich sah er sie an, denn noch immer hatte sie seinen Satz nicht vollendet. Da Chopper auch dieses unangenehme Gefühl, länger bei ihr zu bleiben, nicht weiter ertragen konnte und wollte, beschloss er, dass es das Beste war, einfach zu gehen.

Gerade als er sich umgedreht hatte und wenige Schritte gegangen war, kam das erlösende Wort:

„..., Menschen...“

Nun hielt er inne.

Menschen? Damit hatte er keine Sekunde lang gerechnet. Hatte er da richtig gehört?

„Ja, du hast mich richtig gehört!“, antwortete Chica, als hätte sie seine Gedanken lesen können. „Genau das bist du doch! Weniger Rentier, als alles andere. Ist es das, was auch mir blühen wird, wenn die Kraft der Menschen-Frucht mir zu lange innewohnt? Dass ich all meine Instinkte verliere - mich nur noch auf meine Gefühle vertrauen kann? Dass ich immer einsam sein werde, weil es keinen weiter von unserer Sorte gibt?“

Noch immer hatte Chopper sich nicht zu ihr umgedreht. Wollte sie darauf tatsächlich eine Antwort haben? Auf diese Fragen, auf welche er selbst nicht einmal etwas erwidern konnte.

„Wir beide wissen es doch genau. Für immer werden wir einsam sein. Es gibt nur uns, so wie wir sind. Verunstaltet, verachtet und gefürchtet, bis ans Ende unserer Zeit.“

„Wir sind das Beste von Beidem“, murmelte Chopper, als diese Stille ihn eingeholt hatte und ihm nichts übrig blieb, als auch endlich etwas zu sagen.

„Du kannst mir aber nicht erklären, dass du stolz darauf bist, Das zu sein! Sieh doch nur einmal ein, wenn sie alle weg sind, sich alle einen Partner gefunden haben und Kinder bekommen, was wirst du dann sein? Der pelzige Onkel – oder doch mehr das sprechende Haustier. Wenn sie alle weg sind, an wen wirst du dich dann wenden? Sieh doch nur ein – du bist nicht der kleine Bruder eurer werten Navigatorin, noch bist du ihr kleines Kuscheltier, welches gerade so von ihrem Geliebten geduldet wird. Auch Lysop, dein sogenannter bester Freund wird doch bestimmt irgendwann eine Familie wollen, meinst du, dass dessen Frau dann noch Platz zwischen ihnen und ihren Kindern sehen wird?“

Chopper hörte sie seufzen und er wagte es, einmal über seine Schulter zu schauen. Doch fragte er sich, warum sie ihm diese Dinge erzählte. Schlimmer noch – er fragte sich, warum ihre Worte ein unangenehmes Gefühl in seiner Magengegend hinterließen.

„Weißt du, ich hätte einmal gerne Kinder gehabt. Sofern ein Reh, wie ich es ja damals war, es sich hätte denken können. Es waren einfach meine Instinkte. Doch nun...“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin das letzte meiner Art. Ein Rotmähnen-Wüsten-Reh. So nennt man meine Rasse. Nannte... Denn meine Heimat wurde damals von Stürmen und Unwettern zerstört. Ich konnte mich noch retten, indem ich, entgegen meiner Instinkte auf ein Schiff geflohen war. Die Sankt Freud...wo ich Ezra traf.“

In Chicas Stimme, welche mittlerweile etwas Melancholisches angenommen hatte, schwang etwas mit, was Chopper nun wirklich hellhörig werden ließ. Etwas, was ihre Blicke erklärte. Etwas, worüber er sich schon oft den Kopf zermartert hatte.

Da er nun auch neugierig geworden war und das Gefühl hatte, dass es das Richtige war, wenn er ihr Gehör schenkte, lief er zu ihr zurück und setzte sich vor Chica.

Irritiert blinzelte, als sie das sah und kurz überflog ein leichtes Lächeln ihre Lippen. Offenbar hatte sie damit nicht gerechnet.

„Weißt du, damals war ich noch ein Reh. Ohne jegliche Kraft. Doch ich weiß, dass er schon damals begonnen hatte, davon zu sprechen.“

„Wovon?“, hakte das Rentier nach, denn sie wollte schon fortfahren, ihm ihre Geschichte zu erzählen. „Wovon hat dir Ezra erzählt?“

Nun war es etwas anderes, was er tief in ihren Augen finden konnte. Ein Gefühl, welches ihn beinahe mitriss. Angst.

„Davon, dass die Welt untergehen wird, wenn niemand etwas dagegen tat. Immer wieder sagte er dies und irgendwann hatte er sogar beschlossen, etwas dagegen zu unternehmen. Das musste auch der Zeitpunkt gewesen sein, als er für mich diese verdammte Frucht auf dem Schwarzmarkt gekauft hatte“

„Und da hattest du begonnen, für ihn zu arbeiten?“

„Für ihn und Bluebeard. Was lustig ist, denn den habe ich bis heute nicht gesehen“

„Oh“

Chica nickte, fuhr dann fort:

„Du kennst das doch sicher, dass man als Tier eine leichte Vorahnung hat, wie das Wetter wird und wo die Himmelsrichtungen liegen. So ist es zumindest bei mir. Und da der ehemalige Navigator wegen Ezras ewigen Predigten des Weltuntergangs sich irgendwann das Leben genommen hatte, sollte ich dessen Platz einnehmen.“

Chopper runzelte die Stirn. Chica war also die Navigatorin gewesen.

„Warum braucht er dann Nami? Warum erpresst er sie? Unsere Crew? Meine Freunde? Er hat doch dich!“

„Ich bin schlichtweg nicht gut genug. Das hat er mir immer gesagt. Schließlich kann ich weder einen Log-Port richtig deuten, noch Karten lesen. Ich wollte einfach nur ihm helfen. Krankenschwester sein. Mehr nicht. Als er schließlich den Plan entwickelt hat, sich bei eurer Crew einzuschleichen, wollte ich ihm zeigen, was ich alles kann. Doch nun...du siehst, nun bin ich hier.“

Wieder seufzte sie und griff vorsichtig nach dem Teller bei ihren Füßen. Sie rümpfte die Nase, als sie diese Masse sah und schob das Geschirr wieder weg. Das Rentier konnte es ihr nicht verdenken.

Doch die ganze Zeit hatte er sie genau beobachtet. Ihre Bewegungen, ihre Gesichtsausdrücke und vor allem ihre Augen genau studiert, um zu einem Entschluss zu kommen:

„Du liebst ihn – diesen Ezra?“

„Habe geliebt“, murmelte sie knapp, sah dann Chopper wieder an, „Ich habe es ihm erzählt, doch er hatte nur gelacht. Schließlich könnte er nie etwas wie mich lieben und das Liebe in Zeiten wie diesen eh nur ein erbärmlicher Ballast ist.“

„Warum hast du mir das alles überhaupt erzählt?“, fragte er schließlich noch. Denn ihren Worten wollte der Schiffsarzt nicht glauben. Konnte er auch nicht.

„Damit wenigstens einer von euch versteht, dass ich nicht so ein Monster bin, wie man denken könnte. Dass wenigstens einer weiß, wie schwer mein Leben war und es noch immer ist! Wenigstens du müsstest das verstehen. Wir sind schließlich gleich.“

„Wenigstens ich...“, wiederholte er, bevor er sich in sein großes, menschlicheres Selbst verwandelte. So hatte er zumindest das Gefühl, dass sie ihn dann mehr ernst nehmen würde.

„Da kennst du meine Freunde wirklich wenig. Weißt nichts über sie. Wir alle haben schlimme Dinge in unserer Vergangenheit erlebt.“

Wieder kam dieses abfällige Geräusch von ihren Lippen, nur dieses Mal mit weniger Druck. Schließlich war all ihre Coolness und diese Härte von ihr abgeschmolzen und hatte den weichen Kern, der sich tatsächlich in ihr verbarg, preisgegeben.

„Ich wurde von meinem Rudel verstoßen, während der Mann, der mich aufgenommen hat an einem Pilz gestorben ist, der sich als giftig herausstellte. Ich zerstörte damals auch in einer meiner Formen einen Teil meiner Heimatinsel. Die Insel, auf der Robin lebte wurde komplett zerstört und alle Menschen, die sie kannte sind so gestorben. Sie wurde seither immer von der Marine gesucht. Da war sie nur ein Kind! Der Körper von Franky war komplett zerstört, während er von seinen Eltern in jüngster Kindheit verlassen wurde. Die gesamte, ehemalige Crew von Brook starb vor seinen Augen. Unser Schütze Lysop wurde nie ernst genommen, nachdem seine Mutter starb und sein Vater die Insel verlassen hat, um Pirat zu sein. Namis Ziehmutter wurde von einem tyrannischen Fischmensch getötet und um ihr Dorf zu retten, erlitt sie ein jahrelanges Martyrium, von welchem nur wenige wussten. Unser Koch Sanji wäre fast verhungert und sein Vater war ein so skrupelloser Mann, der seines Gleichen suchte. Zorro versucht sich und seiner verstorbenen besten Freundin zu beweisen, dass er der stärkste Schwertkämpfer der Welt ist. Und von unserem Käpt'n, der, wie du vielleicht weißt, seinen Bruder durch diese verdammten Kämpfe verloren hat, will ich erst gar nicht anfangen! Und du meinst dein Leben sei schwer? Meine Freunde stehen genauso jeden Tag mit den Gedanken an ihre Familien und Freunde auf, die sie zurückließen. Auch sie haben Kämpfe bestreiten müssen, die ausweglos erschienen. Und auch sie haben Gefühle, welche sie antreiben, jeden Tag das Richtige zu tun, um ihren Traum zu erfüllen. Du willst Krankenschwester sein? Dann beginn alles dafür zu tun, dass dein Wunsch wahr wird! Du willst hier raus? Dann zeig uns, dass wir dir trauen können! Du willst nicht als Monster betitelt werden? Dann höre auf, die letzte zu sein, die das so sieht! Vielleicht sind wir Piraten und vielleicht war das Leben nicht immer gerecht zu uns – aber trotzdem wollen wir niemanden unfair behandeln. Und wir wollen verdammt noch mal unseren Koch wiederhaben!“

Chopper stand auf, sodass die Rehdame zu ihm hinauf sehen musste. Kein Wort kam mehr über ihre Lippen und das Rentier hatte auch nicht das Gefühl, dass noch etwas kommen würde.

So wendete er sich von ihr ab, doch noch bevor er hinter einer der Kisten verschwunden war, sagte er ihr:

„Ich werde versuchen, ein gutes Wort für dich einzulegen, damit du aus diesen Ketten rauskommst.“

Franky – Die Bürgschaft

Schon als Lysop und Chopper am frühen Abend in die Küche verschwunden waren, roch es nach Ärger. Extrem verbrannt einige Minuten später auch, aber vor allem nach Ärger. Solang wie diese Chica unter ihrer Flagge segelte, auf dem von ihm erbauten Schiff, bei diesen absolut eisigen Temperaturen, würde sich diese Stimmung auch nicht bessern. Franky wusste das genau.

Schließlich waren sie alle schon durch das miserable Essen schlecht gelaunt und dann fehlte auch noch ihr Koch. Der Cyborg war vielleicht kein Experte, was solche Sachen anging, aber die Gefühle waren eindeutig am brodeln. Vor allem die Negativen. Normalerweise wollte er sich da raus halten. Gerade in der Nähe ihrer Navigatorin war es das Beste, was er hätte tun können. Doch es ging nicht. Schließlich war Sanji, der als Geisel genommen wurde, ja nicht nur ihr Geliebter sondern auch einer seiner Freunde. Und der Grund, warum Essen eine eigene Art von Philosophie und Kunst war.

Irgendwann hatte jemand gerufen, dass es Essen gab. Doch so wirklich wollte keiner wissen, was der Schütze wieder zusammen gerührt hatte. Nur widerwillig waren Zorro, Brook und Ruffy in die Kombüse gegangen.

Franky und Robin aber verweilten noch etwas länger, beobachten mit leisem Austausch von Gedanken, wie die junge Navigatorin die See vor ihnen anstarrte und sich nur selten bewegte.

„Verrate es keinem, doch ich habe das Gefühl, dass es nicht gut enden wird“, hörte er Robins Worte und verwundert sah der Cyborg zu der schwarzhaarigen Frau hinüber.

„Wie kommst du denn darauf?“

Natürlich war die Archäologin eine Meisterin der makaberen und düsteren Vorstellungen, doch dieses Mal erschütterte ihre Aussage Franky mehr, als sonst üblich und wesentlich mehr, als er zugeben würde.

Robin zog ihren Mantel enger um ihren Körper und ein Schwall ausgeatmeter Luft flog langsam gen Himmel und verschwand da. Mit ihren eisig blauen Augen sah sie ihn genau an.

„Kennst du dieses Gefühl, wenn du eine Geschichte liest und nur ein, kleines Wort unbeschreibliche Dinge vorhersagt? Solch ein kleiner Hinweis, der dir tausende Theorien in den Kopf schießen lässt, welche nur gelöst werden können, wenn du diese besagte Geschichte weiter verfolgst. Diese Vorahnung, dass etwas Schreckliches geschehen wird. Und genau so ein Gefühl habe ich. Du musst wissen, seitdem Nami unserem werten Herrn Koch von der ersten Begegnung mit Chica erzählt hat, muss er sich wohl oft darüber Gedanken gemacht haben, dass man in Gefahr sei. Sie. Er. Die gesamte Crew. Und dass er sich sorgt, dass er sie nicht retten kann. Es sind eben diese kleinen Hinweise, welche mich erahnen lassen, dass wir Sanji nicht heil aus dieser Geschichte herausbekommen.“

Franky war nicht wirklich jemand, der viel las. Er hatte wirklich selten ein Buch in die Hand genommen. Fast nie, wenn er ehrlich war. Hier mal eines über den Schiffsbau oder dort eines über verschiedene Materialien. Doch sonst hatte wirklich wenig mit Büchern am Hut. Er konnte sich noch genau daran erinnern, dass Eisberg es war, der ihn darauf hingewiesen hatte, dass eine Bibliothek an Bord der Sunny sehr wichtig war. Er selbst hätte sie tatsächlich fast vergessen. Nur hatte er es nie jemandem erzählt.

Und doch verstand er die Frau, wie sie ihre Gedanken beschrieb, genau.

So nickte er.

„Wir werden es aber schaffen. Komme was wolle. Alle ziehen schließlich dabei am gleichen Strang.“

Robin nickte, seufzte und sah wieder zu Nami hinüber.

„Ich hoffe einfach, dass wir unseren Herrn Koch retten können. Etwas Anderes habe ich auch nicht behauptet.“

Plötzlich schaute sie ihn wieder an, dann an ihm vorbei zur Küchentür und wieder zu Nami.

„Wir sollten gehen. Die Anderen warten bestimmt schon sehnsüchtig darauf, die Speise, die unser werter Schütze zubereitet hat, zu essen. Ich bin gespannt, was es heute Abend geben wird.“

Franky schluckte. Eigentlich wäre es ihm lieber, es nicht zu erfahren. So würde er bestimmt seine Gesundheit und einige Jahre seines Lebens behalten können. Es schauderte ihm regelrecht vor dem Essen.

Am liebsten hätte er sich geweigert und Robin überredet, das Abendessen zu boykottieren, aber schon war ihre Archäologin aufgestanden und zu der jungen Frau an der Reling gegangen, um auch sie zu holen.

Es dauerte einige Zeit und wohl auch einiges an Überredungskünsten, bis Nami mit einem Nicken einwilligte und als die beiden Damen zu ihm geschritten kamen. Da fragte sich Franky, was die Ältere der beiden wohl als Argumente für das Mitkommen gebracht hatte. Wahrscheinlich, dass Sanji es gewollt hätte, dass sie etwas aß, oder dass sie etwas Gesellschaft bräuchte. Vielleicht hatte sie Nami auch einfach gesagt, dass sie sich sonst schlichtweg den Tod geholt hätte, bei diesem Wetter.

„Guten Abend, Nami“, grüßte er die Navigatorin, als sie ihn passierten und er aufstand, um zu folgen. Sie nickte nur langsam und Franky meinte gesehen zu haben, dass sie den Enternal-Port in ihrer Manteltasche versteckte. Die Hand behielt sie weiterhin versteckt.

Als sie die Kombüse betraten, wollte der Cyborg gleich wieder gehen. Es stank schrecklich und auch die anderen Crewmitglieder sahen nicht wirklich glücklich darüber aus, in der Küche zu sein.

„Es riecht nach irgendetwas mit Ingwer. Könnte schmecken!“, sagte Robin mit ihrem gewöhnlich ruhigen, fast beiläufigem Ton und der Schiffszimmermann wusste, dass sie es sogar ernst meinte.

„Ingwer? Yohoho! Das würde ich gerne riechen! Hätte ich doch nur eine Nase!“

Frankys Augenbrauen kletterten nach oben, als Brook das rief, aber ihm kam nur Sekunden später der Gedanke, dass er wohl der einzige Glückliche war, der nichts wirklich schmecken würde. Schließlich hatte er keine Zunge.

„Ingwer?“, fragte nun auch Lysop verwundert und hob die besagte, bräunliche Wurzel in die Höhe. „Das ist also Ingwer! Dann wird es euch bestimmt schmecken, denn in meinem Gericht sind zehn, riesige Dinger davon!“

Zorros Gesichtszüge entgleisten sofort, während Nami entsetzt die Anzahl wiederholte.

„Und wie heißt dein Gericht?“, fragte Robin lächelnd, als sie sich zu den anderen setzten.

„Lysops Spezial! Und es wird euch schmecken – ich verspreche es euch.“

„So hieß es auch gestern...“, murmelte Zorro.

„Und dass es uns schmecken würde, hast du auch behauptet!“, fügte Franky hinzu.

„Egal! Ich habe Hunger! Gib schon her, Lysop!“, beschwerte sich nun endlich ihr Kapitän, der wirklich sehr ungeduldig wirkte. Und hungrig und bestimmt würde er es auch bleiben, denn sie alle bezweifelten, dass er dieses Lysop Spezial anrühren würde.

Gerade als der Schütze den Topf holen wollte, fragte Nami verwundert:

„Wo ist Chopper eigentlich?“

Es war just in diesem Moment, als sich die Tür zum Lagerraum öffnete und der noch eben benannte Schiffsarzt in seiner menschlichen Form hinaus geschritten kam. Sie alle waren sofort verwundert. Irritiert, wenn man es genau nahm. Lysop war der einzige, der nervös wirkte und jeglichen Blickkontakt mied, indem er die Teller mit seinem Gericht versuchte zu befüllen. Franky sah sich irritiert um, blickte in die Gesichter seiner Crew. Schließlich wollte er doch nicht der Erste sein, der etwas sagte.

Doch zum Glück, übernahm Ruffy, nach einigen Momenten der Stille, diese Aufgabe:

„He, Chopper! Du warst ja bei Chica!“

Dies löste eine unglaubliche Welle der Entrüstung aus – ein jeder begann etwas darauf zu äußern, seine Meinung dazu zu sagen, dass ausgerechnet ihr Schiffsarzt zu der Rehdame gegangen war. Selbst Franky hatte etwas gesagt. Zwischen all dem Trubel und dem lauten Rufen hatte er schlichtweg nur vergessen, was es denn war.

Es war nur Nami, die leise blieb und die ganze Situation abschätzend beobachtete. Der Cyborg wusste nicht, was ihm lieber war – eine Navigatorin, welche wütend wurde, fragte, was das Rentier denn bei der Gefangenen zu suchen hatte, oder doch eher diese stille Variante ihres Gemüts. Gewiss überlegte sie sich bereits eine Millionen Argumente, warum Chopper nicht mehr zu Chica gehen sollte. Außerdem presste sie ihre Lippen viel zu fest aufeinander, was nie ein gutes Zeichen war.

Als allmählich Ruhe einkehrte, bat Robin ihren Schiffsarzt einfach an, sich zu setzen, als sei nie etwas gewesen.

Der Schiffszimmermann bewunderte diese eloquente Art, welche die schwarzhaarige Frau so oft zeigte. Diesen kühlen, klugen Kopf, welchen sie in diesen Situationen immer bewahren konnte. Sie war ganz anders, als ihre Freundin und dafür schätzte Franky sie sehr.

„Nein“, sagte Chopper in einer solch seltsamen Art, dass ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken wanderte. Damit hatte er nicht gerechnet und, wenn Franky so die Gesichter seiner Freunde besah, auch die anderen nicht. Sogar Zorro wirkte leicht irritiert.

„Ich möchte erst ein paar Dinge geklärt haben.“

„Kann das nicht bis nach dem Essen warten. Es wird sonst kalt – oder könnte explodieren. Also setz dich jetzt bitte hin. Wir wollen doch schließlich keine schlafenden Hunde wecken“, bemerkte Lysop gleich und stellte die Teller vor den jeweiligen Crewkameraden auf dem Tisch.

Sie alle mussten diesen ängstlichen Blick gesehen haben, den er Nami zuwarf. Franky schaffte er gerade einmal zu schlucken, bevor Nami von ihrem Stuhl aufsprang und fauchte:

„Was hat dir Chica denn bitte erzählt? Was könnte es denn so Wichtiges geben? Das war doch der wahre Grund, warum du bei ihr warst? Oder habt ihr doch ein paar schöne Stunden zu zweit verbracht?“

Chopper wich einen Schritt zurück. Man konnte es ihm einfach nicht verdenken. Diese Art der jungen Frau, alles erfahren zu wollen, war wirklich furchterregend und ließ sogar Franky auf seinem Stuhl etwas nervös hin und her rutschen.

„Ich will, dass sie nicht weiter dort unten bleibt“, brachte ihr Schiffsarzt nach einigen Augenblicken der Stille mit fester Stimme hervor. Es war ein seltsames Gefühl, den Jüngsten der Strohhutbande in solch einer fordernden Position zu sehen. Schließlich war er es sonst selten, der diese Art von Konfrontationen suchte. Doch seine menschliche Form schien unterstreichen zu wollen, dass sein Anliegen dieses Mal wichtig war und dass er nicht vorhatte, sich einschüchtern lassen zu wollen. Wenn man aber zu ihrer Navigatorin sah, dann konnte man erahnen, dass sie das Gleiche dachte.

„Ich will eine Bürgschaft für sie übernehmen“, fuhr Chopper fort, als noch immer niemand etwas dazu geäußert hatte, „..., wir sind schließlich nicht diese Art von Piraten, die einfach irgendwelche Leute gefangen nehmen, als wollten wir sie der Marine ausliefern. Wir nehmen eigentlich keine Geiseln. Das sind wir nicht und ich bezweifle auch, dass du – Ruffy – so sein wolltest. Lasst sie von ihren Fesseln befreien. Wo soll sie denn bitte hin? Schwimmend dieses Schiff verlassen? Dürfte mit einer Teufelskraft schwer werden, denkt ihr nicht auch?“

„Falls du es vergessen haben solltest“, begann nun Nami, kaum das Chopper seinen Mund geschlossen hatte, „..., ihr kleiner Freund hat Sanji gefangen genommen.“

„Und gäbe es dich nicht, so wäre es gar nicht erst passiert“, kommentierte Zorro nun knapp vom anderen Ende des Tisches her.

„Du hältst dich da verdammt noch eins raus, verstanden?!“, fauchte sie Navigatorin den Schwertkämpfer an.

„Nami, verstehst du nicht – wenn wir Chica nicht länger als Gefangene betrachten, wir sie frei hier verkehren lassen, so könnte sie uns vielleicht behilflich sein. Uns verraten, wonach wir denn eigentlich zu suchen haben! Uns sagen, was es mit dieser ganzen Weltuntergangsmasche auf sich hat. Wir hätten ihr Vertrauen.“

„Die Gedanken von Chopper sind nicht einmal schlecht“

„Danke, Lysop...“, murmelte der Schiffsarzt, sah dabei aber weiterhin die junge Frau an. Diese begann nur wütend zu schnauben.

Franky hatte das Gefühl, dass während der gesamten, hitzigen Diskussion die Temperatur im Raum um einiges gestiegen war. Vielleicht waren es die Argumente der beiden, oder die Angst, dass diese Unterhaltung der Beiden nicht gut enden würde. Außerdem war es ungewöhnlich, dass sich Nami mit Chopper stritt. Er konnte sich nicht erinnern, wann es das das letzte Mal gegeben hatte – oder überhaupt.

„Ruffy, was ist mit dir? Warum sagst du nichts dazu? Du bist der Kapitän!“

Alle Augen wanden sich nun dem Angesprochenen zu, als die junge Frau dies sagte. Ungewöhnlich ruhig hatte er die ganze Zeit zugehört. Sein Gesicht wirkte dabei konzentriert und angespannt.

„Ihr habt beide Recht“, stimmte er seinen den zwei Crewmitgliedern zu. Anhand ihrer ungeduldigen Reaktionen konnte man erkennen, dass es nicht das gewesen war, was sie gehofft hatten zu hören.

„Deshalb will ich das auch nicht allein entscheiden. Wenn Chica hier frei rumlaufen soll, dann wird das uns alle betreffen. Genauso, als wenn sie weiterhin angekettet im Lagerraum bleibt. Wer ist also dafür, dass wir Chica weiterhin dort unten lassen?“

Nami war die Erste und Schnellste, die ihren Arm hoch in die Luft hob. Es dauerte einige Augenblicke, bis ihr es ihr Zorro und Brook gleichtaten.

Etwas Zeit ließ der junge Mann mit dem Strohhut verstreichen, bis er erneut seine Stimme erhob:

„Und wer ist dafür, dass Chica freigelassen wird?“

Chopper hob seinen Arm sofort. Dann Lysop und schließlich Robin. Zu ihrer aller Erstaunen schließlich ihr Kapitän selbst.

Nur Franky ließ seine Hand unten.

Chopper wirkte bereits sehr triumphierend, was die junge Frau nur umso mehr erzürnte. So trat sie dicht an den Cyborg heran und schaute zu seinem Gesicht hinauf, blickte dabei genau in die Augen.

„Nun?“, fragte sie und es lag ein Ton in ihrer Stimme, welcher Franky Angst einjagte. „Auf welche Seite stellst du dich? Willst du, dass Chica frei ist, oder das sie weiterhin dort unten bleibt?“

Der Angesprochene schluckte. Natürlich würde es, sollte er sich auf die Seite der Navigatorin schlagen, nur zu einem Ausgleich kommen. Doch das wäre für Nami ein größerer Erfolg, als wenn er sich direkt für Choppers Standpunkt meldete. Dann wären sie in der klaren Überzahl.

„Also...ich...“, begann der Schiffszimmermann zu stammeln und wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Schließlich gab es für beide Seiten ein Für und ein Wieder. Außerdem hasste der Cyborg es, wenn alles von ihm abhing.

„Was denn nun?“, hakte die Frau noch ungeduldiger als zuvor aus und ballte ihre Fäuste.

„Ja, jetzt entscheide dich mal!“, kam es nun auch von Zorro, welcher dennoch am ruhigsten von den ganzen Beteiligten wirkte.

So horchte Franky tief in sich, wägte beide Seiten genau ab und schließlich sagte er mit fester Stimme:

„Ich bin dafür, dass Chica dort rauskommt.“

Der Schiffsarzt atmete erleichtert aus und schlug sogar mit Lysop ein. Ihr Kapitän rief über den Tumult, welcher aufkam, hinweg:

„Dann holt sie daraus!“ und der Schwarzhaarige grinste breit.

Sofort lief Chopper zurück in den Lagerraum, während man hören konnte, wie Brook zugab, dass es wohl doch das Beste war. Zorro blieb ruhig, während Robin nur sanft lächelte. Franky musste zugeben, dass er dieses Lächeln mochte, doch seine Gedanken wurden unterbrochen, als die Tür hinter ihm wieder ins Schloss fiel.

Nami war hinausgestürmt und erst in diesem Moment hatten sie alles es bemerkt.

„Oh verdammt...“, konnte der Schiffszimmermann die Frau neben sich flüstern hören und er sah Robin an. Sie blickte ihren Käpt'n an, welcher zu verstehen schien und knapp nickte.

„Gut, wir werden uns um sie kümmern.“

Erst verstand Franky nicht so recht, wen die Archäologin mit 'Wir' meinen könnte, doch als er bemerkte, dass dieses mysteriöse 'Wir' sich auf sie und ihn selbst bezog, wurde ihm ganz komisch.

„Jetzt komm! Du solltest dich ihr erklären.“

Natürlich fürchtete Franky den Zorn der Navigatorin, aber Robin hatte, leider, wie er zugeben musste, Recht.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, folgte er der schwarzhaarigen Frau hinaus in die eisige Nacht. Sofort konnten sie Nami sehen, welche an der Reling vor der Kombüse stand und über das Meer blickte. Sie atmete schwer und als Franky das Schluchzen hörte, wusste er, dass sie weinte.

Stumm blickte er Robin an.

Er wollte das nicht! Er wollte doch nur eine faire Entscheidung treffen. Das Richtige tun. Als er so die junge Frau sah, zweifelte er daran, ob es denn das Richtige gewesen war. Er wollte sie nicht ärgern. Nicht zum Weinen bringen.

„Was wollt ihr hier?“, fragte Nami plötzlich, als sie die Beiden bemerkt haben musste. Ihre Stimme brach dabei, noch bevor sie die Frage beenden konnte.

Ihre Tränen glitzerten im Schein der Sterne.

Nur kurz sah sie ihn an, doch wandte sie ihren Blick wieder ab, als sich ihre Augen trafen. Franky kam da ein schmerzlicher Gedanke: Hatte er sie etwa verraten?

„Nami, sei bitte vernünftig! Du musst zugeben, dass dich diese Sache zu sehr mitnimmt. Sanji ist stark. Er wird das schon durchhalten. Und wir bekommen ihn da definitiv raus. Versprochen“, versuchte Robin ihre Freundin zu beruhigen und legte dabei eine Hand auf die Schulter der Jüngeren. Nami schlug sie aber einfach weg.

„Ich soll vernünftig sein? Wir lassen es zu, dass einer unserer Feinde hier einfach frei umherlaufen kann! Sie hat freien Zugang zu allen Räumen. Kann damit jedes unserer Gespräche belauschen. So bekommt sie doch nur Informationen für ihren Ezra!“

„Nami, es tut mir leid...“, murmelte Franky und stellte sich nun auch neben die Frau an die Reling und sah zu ihr herab. „Ich wollte doch nicht, dass dich das so traurig macht. Ich wollte doch nur das Richtige tun“

Ihre Navigatorin blieb still, krallte sich mit ihren Händen nur am Holz des Zaunes vor ihr fest. Sagte nichts.

„Nami, vergiss nicht: Für alles, was sie anstellt, wird Chopper gerade stehen. Er muss also viel von Chica halten, meinst du nicht? Wann hat unser werter Herr Schiffsarzt jemals geirrt?“, fragte die Archäologin mit ruhiger Stimme.

„Genau! Denke nur an die Bürgschaft!“

„Bürgschaft? Pah! Ich pfeife auf diese scheiß Bürgschaft!“

Schneller als sie beide hätten reagieren können, wandte Nami sich ab und verschwand in ihren Raum.

Der Knall der Tür hallte noch lange nach.

Sanji – Das Ziel: Sondertrakt

Der Smutje hatte schon lange aufgegeben, sich zu überlegen, wie er denn am Besten von der Sankt Freud runterkommen könnte. Schließlich wusste er nicht, wo er war, wie weit seine Freunde weg waren und wie er die nächste Insel erreichen sollte - ohne die Fähigkeit zu Schwimmen, natürlich. Denn irgendwie bezweifelte er, dass es hier Rettungsboote gab. Und heil ans nächste Ufer kommen, würde er nicht, ohne auch nur die leiseste Ahnung zu haben, in welcher Richtung die nächste Insel lag.

Doch irgendwie hatte er auch nicht das Gefühl, dass er zu fliehen brauchte. Zumindest nicht so lange, bis sie in einem Hafen angelegt hatten. Außerdem wurde es immer kälter. Das konnte er auch unter Deck sehr gut spüren. Und mit diesen Fetzen, welche man ihm zum Anziehen gegeben hatte, würde er bei solchen Temperaturen auch nicht lange überleben, vor allem nicht auf dem offenen Meer.

So sollte für Sanji nichts anderes übrig bleiben, als abzuwarten und zu sehen, wohin dieses Schiff fuhr. Nur, dass er nicht abwarten konnte, sondern sich für seine Crew nützlich machen wollte.

Er wollte Etwas über Ezra herausfinden. Und dessen Plänen. Was hatte es denn mit dem Weltuntergang auf sich und damit, dass dieser selbsternannte Doktor sich nichts sehnlichster wünschte, als eine der drei Antiken Waffen in seinem Besitz zu wissen.

Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, in was die Strohhüte da einmal wieder hineingeraten waren und er sorgte sich um die Antwort, auf die Frage, wie sie da wohl wieder rauskommen sollten. Ob es überhaupt einen Ausweg gab.

Sanji saß in der Ecke seiner Zelle und spielte mit seinem goldenem Feuerzeug. Warum man ihm dieses kleine Objekt behalten ließ, war ihm echt ein Rätsel. Aber seine geliebten Zigaretten – die haben sie ihm genommen. Diese Bastarde!

Mit einem Klick schnippte er die Kappe auf, ließ den Daumen einmal über das Rädchen wandern, bis es leicht zischte. Mit einer kleinen, kunstvollen Bewegung schloss er den kleinen Feuermacher wieder, bevor das Schauspiel wieder von Vorne begann.

Kurz wurde sein Gesicht dabei beleuchtet, genau wie seine Umgebung und auch dieser schräge Typ, welcher beim Gitter in der gleichen Zelle saß. Dass der Patient 291 genannt wurde, war alles, was er über ihn erfahren hatte. Aber Sanji musste zugeben, dass keiner dieser Gefangenen hier wirklich gesprächig war. Und das war für seinen Plan nicht sonderlich förderlich.

„Du gehst mir auf die Nerven, Bursche!“, knurrte irgendwann endlich Patient 291, welcher dann nur in die Ecke spuckte. Sanji unterdrückte dabei seinen Würgereiz und zog seine Füße auf die Bank, auf welcher er saß. Schließlich wollte er nicht wissen, auf was er bereits alles getreten hat. Schließlich trug er keine Schuhe.

„Dann beantworte endlich meine Fragen!“, forderte der Smutje und fuhr mit der Tortur des ewigen Erfragens fort. „Also? Wer kann mir hier etwas über Ezra erzählen? Irgendetwas“.

Wieder murrte der Typ nur und Sanji hatte das Gefühl bald seine Nerven zu verlieren.

„Du bist doch schon lange genug hier. Du musst doch etwas wissen!“

Wieder dieses Geräusch, doch es wurde gefolgt von dem Läuten der Glocke.

„Essen!“, rief einer von Ezras Gefolgsleuten und sofort ging ein Raunen durch die Gefangenen. Sie mussten darauf gewartet haben.

Auch sein Zellengenosse stand auf, den Blick die ganze Zeit zum Gitter gerichtet.

„Wenn du wirklich ein paar Dinge über den Pestdoktor erfahren willst...“, murmelte der Mann hastig, ohne den Blonden nur einmal anzusehen, „..., dann solltest du in Einzelhaft in den Sondertrakt gehen.“

„Sondertrakt...“, wiederholte Sanji noch einmal ungläubig und runzelte die Stirn. Er verstand nicht recht – wie solle ihm das Helfen? Wenn er allein in irgendeinem Käfig saß, so würde ihm gewiss niemand helfen.

Doch dann erinnerte er sich. Diesen Patienten 666 hatten sie doch auch in den Sondertrakt gebracht und allem Anschein nach hielt Ezra ihm gegenüber eine Art von Respekt. Vielleicht sogar Angst. Deswegen sollte er vielleicht auch dort hin gelangen.

Die Frage war nur – wie?

Eilig steckte er sein Feuerzeug in die Hosentasche dieser Lumpen, welche er trug und ging auch zur Tür.

„Hier, für euch!“, bellte der Mann mit Glatze und den Schwarzmarkt-Gummi-Kräften. Dabei reichte er ihnen je einen Teller mit irgendeiner komischen Pampe, welche wie eine Mischung aus Käse und vergammeltem Fisch stank.

'Das muss es sein, was die anderen jetzt von Lysop vorgesetzt bekommen', dachte der Smutje mit einem schmerzhaften Sprung seines Herzens, als er an all die verschwendeten Lebensmittel dachte. Und daran, dass sie alle nicht wirklich satt würden. Und an seine Nami, die er so sehr vermisste.

„Mhm...riecht besser, als das von gestern Abend“, konnte er Patient 291 in voller Ernsthaftigkeit murmeln hören, welcher sich in die Ecke der Zelle setzte und den Fraß zu essen begann.

Sanji besah den Teller genau, während der Glatzen-Mann ungeduldig fragte:

„Stimmt etwas nicht, oh mächt'ger 10-Sterne Koch?“

Er wusste gar nicht, wie lächerlich er sich mit dieser Aussage machte, schließlich gab es so eine Kategorie nicht. Doch das sollte nicht das Anliegen des Smutjes sein.

„Willste 'nen Nachschlag, oder wie? Gibt's nicht, für Neuankömmlinge. Befehl vom Chef. Also setz dich auf 'n Arsch und friss!“, befahl er dem jungen Mann mit solch einer rüpelhaften Art, wie Sanji sie nur selten erlebt hat.

Und doch erwies sich dieser unwirsche Typ als genau das perfekte Mittel, um an sein Ziel – in den Sondertrakt, zu kommen.

„Wer soll denn bitte diesen Kram essen?“, fragte Sanji mit gespielt abwertender Stimme und ließ den Teller einfach aus seiner Hand fallen. Etwas schmerzlich. Schließlich wollte er doch keine Lebensmittel verschwenden. So versuchte er sich einfach im Gedanken einzureden, dass diese Masse nichts Essbares war.

„Was machst'n du da? Das waren 3 Stunden Arbeit unseren Kochs!“ Kurz schnaubte er durch, bevor der Mann seine Fäuste ballte. „Leider haben wir den Befehl, dir nichts anzutun, Keule! Sonst hättsch dich jetzt gebucht!“

Sanjis Augenbrauen kletterten die Stirn hinauf. Diese Aussage sollte sein Vorhaben dann doch etwas erschweren. Aber, mit dem Ziel seinen Freunden irgendwie behilflich zu sein vor den Augen, wollte er sich davon nicht abhalten lassen.

„Wenn euer Koch so lange daran gearbeitet hat, dann friss doch selbst!“, rief Sanji und erweckte nun die Aufmerksamkeit des nun wirklich letzten Mitgefangenem hier. Irgendwoher konnte er sogar jemanden rufen hören:

„Der weiß doch gar nicht, auf was er sich da einlässt!“

Als der Mann noch immer nichts erwidert hat, schwang Sanji seinen gesunden Fuß in einer solch perfekten Art, dass einiges der Pampe im Gesicht seines Gegenübers landete.

„Na warte! Wenn's nach mir ginge, würdest du dafür das Deck mit deiner Kauleiste putzen, du kleiner-“

Schon hatte der Typ seinen Arm erhoben, wollte den Blonden schlagen, doch ein zweiter von Ezras Leuten kam hinzu und hielt ihn davon ab. Er griff das Handgelenk des Ersten, hielt es fest und sagte:

„Nicht! Er soll unbeschädigt bleiben. Befehl von oben!“

„Pah! Ich pfeif' drauf!“

„Bleib ruhig...“

„Nur ein Schlag! Keiner erfährt was von!“

„Dass wird dem Pestdoktor nicht gefallen. Das weißt du genau.“

Sanji sah seine Chance:

„Genau – hör' auf deinen Liebhaber!“

Sofort hielten die Beiden inne und sahen ihn erzürnt an. Der Smutje spürte, dass er einen wunden Punkt erwischt hatte und begann siegessicher zu grinsen.

„Nehmt jetzt euren elendigen Fraß und verpisst euch! Lasst mich in Ruhe – irgendwas antun dürft ihr mir ja eh nicht. Ihr Feiglinge“

Das nächste geschah so schnell und Sanji hatte nicht einmal mehr Zeit, sich zu fragen, ob er sich nicht doch irgendwo blind hineingestürzt hatte.

Sie rissen die Tür zu seiner Zelle auf und jeder von ihnen griff Sanji an einem Arm, schliffen ihn den Korridor entlang. Patient 291 konnte er noch 'Viel Glück!', rufen hören, während all die anderen, müden und geschundenen Augen ihn stumm beobachteten.

Keiner wagte es, einzugreifen.

Es ging die Treppe hinauf und als sie das Deck erreichten, musste Sanji schockiert feststellen, wie kalt es war und das tiefste Nacht die gesamte Sankt Freud umgab. Wie lange war er denn dort unten gewesen?

Doch um eine Antwort zu verlangen, blieb nicht genug Zeit. Sie zogen ihn quer über die Planken, eine weitere Treppe hinauf, bis sie eine Tür erreichten und ohne zu klopfen eintraten.

Sofort erkannte der Smutje, dass dies Ezras Labor sein musste. Überall standen seltsame, medizinische Gerätschaften, Pulver und Tinkturen in beschrifteten Flaschen und Gläschen mit bunten Flüssigkeiten standen in extra dafür gefertigten Haltern. Es roch so steril, wie auch in Choppers Zimmer und kaltes, weißes Licht fiel von den Lampen, welche an der Decke befestigt waren, auf sie hinab.

Sanji konnte etwas auf dem Boden aus rollen hören und schon schob sich Ezra auf seinem Stuhl in sein Blickfeld. Er trug eine sonderbare Brille und Handschuhe, während seine schwarzen Haare in einem Zopf zurückgebunden waren. Sein Mund und seine Nase waren hinter einem Schutz versteckt. In einer Hand hielt er eine Spritze, während man in der anderen eine medizinische Zange fand. An deren Ende hing ein Stück Verband, welches durch Blut rot verfärbt war.

„Warum stört ihr zu dieser späten Stunde?“, fragte der Pestdoktor irritiert und Sanji konnte jemanden am anderen Ende des Raumes keuchen hören. Irgendwie bekam er bei diesem Geräusch ein unwohles Gefühl in seiner Magengegend.

„Der is' frech!“, sagte der Glatzen-Mann und drückte den Arm des jungen Mannes fest.

„Er hat uns beleidigt. Wollte sein Essen nicht annehmen. Hat es sogar auf dem Boden geschmissen“, erklärte der andere.

„Und mir ins Gesicht geschmiert!“

„Das ist der Grund für eure Störung?“, fragte Ezra ruhig und schüttelte den Kopf, um sich dann wieder mit dem Abstoßen seiner Beine zurückrollen zu lassen.

Die beiden Typen folgten Ezra, der Smutje musste weiterhin in ihrer Mitte verweilen.

Schließlich blieben sie zwischen einigen der Regale stehen und nun wusste der Blonde auch, woher das Keuchen kam.

Ezra hatte einen jungen Mann – er musste nicht viel älter als Sanji selbst sein und einer von Ezras 'Patienten' – an einen Stuhl gefesselt. Mit dicken Bändern aus Leder an den Handgelenken, den Oberarmen und auch an den Fußgelenken. Auch sein Kopf war an der Stirn fixiert, doch seine Augen blickten wild umher, während er die Zähne vor lauter Schmerzen auf ein Stück Holz presste. Somit konnte er seine eigene Zunge nicht abbeißen.

Schnell hatte Sanji auch verstanden, was ihm solche Schmerzen bereitete. Denn nur Augenblicke, nachdem Ezra ihm etwas gespritzt hatte, deckte der Pestdoktor die Brust des Mannes, vorher versteckt unter einem Tuch, auf.

All die Farbe musste aus Sanjis Gesicht verschwunden sein. All die Kraft aus seinem Körper, als hätte man ihm Handschellen aus Seestein angelegt.

Die Brust des Mannes stand offen. Das schlagende Herz sichtbar.

Ezra musste seinen Blick die ganze Zeit beobachtet haben.

„Faszinierend, nicht wahr, Sanji? Das schlagende Herz eines Menschen. So wertvoll. Der Mittelpunkt unseres Körpers. Anfällig für manch eine Krankheit. Für Stress. Gut geschützt. Es schlägt ebenso präzise, wie meine Uhren. Manchmal schneller. Manchmal langsamer. Der schönste Rhythmus, der Natur. Vor allem, wenn man das Herz eines anderen hört. Und noch schöner ist es, wenn man es sieht. Glaubst du nicht auch? Doch dir brauche ich es nicht sagen. Warum sollte ich auch? Wenn man jemanden so liebt, wie du eure Navigatorin.“

Wieder keuchte der gefesselte Mann, schrie auf. Sein Herz begann schneller zu schlagen, so schnell, wie es der Blonde nie für möglich hielt. Blut sammelte sich im Raum um das Herz. Und er kämpfte, riss sich in seinen Bändern hin und her. Ballte die Fäußte. Wollte raus, um sein Leben zu retten. Doch langsam verfärbte sich der lebenschenkende Muskel und wurde schwarz, bevor es im Blut ertrank und womöglich aufhörte zu schlagen.

Denn er hing nur noch still in seinen Bändern. Atmete nicht. Wehrte sich nicht. Sein Blick blieb auf der Decke hängen und er war einfach vor Sanjis Augen gestorben.

„So wäre es auch ihr ergangen. Nami. Dieser Virus hier war nur effektiver. Schneller. Tödlicher. Es war schon seit dem Beginn von mir geplant, dass du als meine Geisel dienen solltest, Sanji“ Ezra lachte leise, fuhr dann fort: „Liebende sind schließlich zu so vielem in der Lage, wenn sie den Anderen retten wollen. Daher bin ich sicher, dass deine kleine Freundin nichts unversucht lassen wird, Uranos zu mir zu bringen. Und ich hoffe, dass du nun dankbar bist, dass ich ein Heilmittel für sie hatte. Sonst wäre sie genauso qualvoll gestorben. Genauso...“

Ezra nahm seine Brille und den Mundschutz ab, behielt aber noch die Handschuhe an, seufzte dann.

„Ich hätte gedacht, dass du dich mehr benehmen würdest. Das wir in Symbiose hier beieinander auskommen würden, bis ich meine Antike Waffe habe und du wieder sicher an Bord der Thousand Sunny bist. Du musst verstehen, dass ich keine Maßnahmen gegen dich anbringen wollte. Und doch lässt du mir keine andere Wahl. Sonst glaubt man mir nicht. Denkt, ich sei schwach, könnte mich nicht durchsetzen.“

„Er soll auch 'ne Behandlung bekommen!“, forderte der Mann mit den Schwarzmarkt-Gummi-Kräften, während der andere stumm nickte.

Ezra seufzte erneut. Wahrscheinlich war das nicht sein Anliegen gewesen und Sanji war auch sehr froh darüber.

„10 Peitschenhiebe und ein unbegrenzter Aufenthalt im Sondertrakt. Solltest du noch einmal auffällig werden, werde ich mich gezwungen sehen, dich tatsächlich einer Behandlung unterziehen zu müssen. Jetzt geht...“

Genau in dem Moment, als man ihn von Ezra wegdrehte, konnte Sanji noch sehen, wie der Pestdoktor, wohl im stillen Gebet, die Augen des Toten schloss.

„Du 5 und ich 5, okay?“, begannen die beiden Kerle sich feixend zu unterhalten. Mit der Strafe schienen sie doch recht einverstanden zu.

„Abgemacht. Ich will'n aber zuerst peitschen!“

Erst da wurde sich der junge Mann bewusst, was ihm jetzt drohen würde. Und doch hatte er keine andere Wahl. Natürlich hätte er sich die beiden vornehmen können. Gewiss war er stärker – da zweifelte er keine Sekunde daran. Doch er wollte in den Sondertrakt, zu diesem ominösen Patienten 666. Der musste doch irgendetwas wissen!

Doch der Weg dorthin führte nur über das Auspeitschen.

Lysop – Der Freie Hafen von Flowerpot Island

Der Morgen graute. Es sollte ein eisiger und grauer Tag werden, irgendwie trostlos und ohne jede Hoffnung. Käpt'n Lysop spürte dies in seinen Eingeweiden und tief in den Knochen. Auch der Crew ging es nicht viel besser. Eine bedrückende Stimmung hatte sich unter ihnen breitgemacht. Wenig wurde gesagt. Vieles wurde nur gedacht, während müde Blicke umher geworfen wurden. Vor allem die holde Navigatorin – wohl fühlte sie sich hintergangen, vom Rest der Besatzung – schenkte jedem diese unschönen, gänsehautbringende Augenblicke, als man versuchte, in ihre Augen zu sehen. Denn ihre Feindin, die holde Rehdame mit dem Namen Chica, hatte es geschafft, sich unter die Freunde zu mischen, als sei sie schon immer ein Teil der Crew gewesen. Der werte Schiffsarzt wirkte ruhig und doch, so konnten es die Argusaugen des edlen und starken Lysops sehen, war er zwiegespalten in der Gegenwart dieser beiden Frauen. Für Ungeschulte, wie die beiden Schwertkämpfer oder den Cyborg wirkte er gelassen wie immer. Während der Andere, Ruffy, versuchte den Kühlschrank aus lauter Verzweiflung und Hunger heraus zu knacken, war die Archäologin wohl die Einzige, welche gemeinsam mit dem großen Käpt'n Lysop versuchte, die Lage unter Kontrolle zu halten. Das mussten sie auch, denn sonst würden sie alle komplett der Verstand verlieren und auf ewig in diesen düsteren Gefilden gefangen sein und verloren zwischen Inseln umher schippern, bis sie dahin sichten und ihre Körper verrottend erhalten blieben.

„He, Langnase! Was stehst du da wie ein Ölgötze? Kannst du noch nichts sehen, oder wie?“, rief Zorro von unten zum Krähennest herauf. Denn es war Lysops Aufgabe, im Ausguck zu stehen, um nach der nächsten Insel Ausschau zu halten. Wenn man den Worten von Nami glauben konnte, dann mussten sie diese bald erreichen. Gruselig war es schon, dass sie spürte, wie das Wetter sich in Ufernähe immer veränderte. Natürlich – der Schütze konnte es auch! Er prahlte nur nicht damit. Und hat es nie jemandem erzählt. Außerdem war ja auch gar keine Zeit, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen!

So zückte der Mann mit der langen Nase, welche durch dieses kalte Wetter leider schon lange zu tropfen begonnen hatte, geschwind sein Fernrohr und blickte damit gen Horizont.

„Nichts!“, antwortete er wahrheitsgemäß. Denn bis auf eine weiße, neblige Wand konnte Lysop tatsächlich nichts erkennen.

„Das ist unmöglich! Wir müssen bald da sein!“, hörte man die Frau mit die orangefarbenen Haaren rufen.

„Sind wir bestimmt“, beruhigte sie die Archäologin von irgendwoher. Immerhin blieb Chica ruhig, dachte sich der Schütze, sonst hätten ihre Worte nur wieder einen schrecklichen Streit entfacht.

„Moment mal...“, murmelte Lysop plötzlich, weiterhin durch das Fernrohr blickend. Denn langsam schienen sich Formen vor ihnen, in dem tiefen Weiß, zu bilden. Mächtige Gebilde, die aus dem Meer herausragten. Bedrohlich und leicht schwankend in der Brise des kalten Windes.

Es waren die Masten von Schiffen. Unzählige.

Erst wollte der junge Mann entsetzt 'Marine!' schreien, doch schnell stellte er fest, dass es nicht nur die Schiffe ihrer Feinde waren. Nein. Einige der Schaluppen gehörten anderen Piratenbanden, wie man schnell durch die mit Totenköpfen bemalten Flaggen erkannte. Lysop wusste nicht, ob er sich freuen, oder sorgen sollte, da er keine der schurkischen Zeichen wiedererkannte.

Doch hier gab es auch Schiffe, ohne das Zeichen der Marine oder einer Piratenflagge. Alles, was den Mast dieser Wasserfahrzeuge kennzeichnete, war eine kleine, dreieckige, rote Fahne.

Doch viel Zeit über all das nachzudenken blieb dem Schützen nicht, denn sie kamen dieser Schiffstraube immer näher.

„Achtung!“, rief er daher schnell, doch schon hatte jemand das Steuer ergriffen und riss den Kahn nach links. Im Gedanken dankte er Franky, dass der Schiffszimmermann die Thousand Sunny so wendig gebaut hat.

„Reagiere das nächste Mal gefälligst schneller! Verstanden?“, rief der Cyborg auch schon, gerade als Lysop die Leiter hinabzusteigen begann. Auch Brook und Zorro erwiderten darauf etwas, doch der junge Mann entschied sich einfach, es auszublenden.

„Das scheint der Hafen zu sein...“, flüsterte Robin, als sie an den geankerten Schiffen vorbei segelten.

„Hier scheint es ja einen ein riesigen Andrang zu geben“, stellte Nami fest und verschränkte die Arme vor der Brust, „An dem Wetter kann es ja nicht liegen.“

Dem stimmte der Schütze zu. Schließlich war es hier so kalt, dass sie alle, bis auf Chopper, in dicke Mäntel, Hosen und Stiefel gepackt waren. Sogar Chica, was Lysop erst verwundert hatte. Doch er meinte von ihrem Schiffsarzt gehört zu haben, dass sie wohl aus der Wüste stammte und nicht an dieses Klima gewöhnt war. Robin hatte ihr ein paar ihrer Sachen geliehen, da sich Nami dagegen strikt geweigert hatte. Außerdem bildeten sich kleine Wölkchen vor ihren Gesichtern, als sie atmeten.

„Bestimmt gibt es hier etwas leckeres zu Essen!“, rief Ruffy sofort, der aus der Küche gekommen war. Seinen Magen konnte man laut knurren hören.

„Bestimmt gibt es hier überhaupt was Essbares. Nicht so wie der Fraß, den Lysop uns immer vorhält“, murrte Zorro zustimmend und der Schütze schielte dabei finster den Schwertkämpfer an. Doch was erwartete er? Er hatte doch nie eine kulinarische Ausbildung, wie Sanji genossen! Sie konnten froh sein, dass überhaupt irgendjemand kochte. Sollten sie doch verhungern. Lysop fand seine Mahlzeiten überaus gelungen, wenn man nur die Augen und Nase schloss. Die anderen hatten einfach sein Potential nicht erkannt.

Der junge Mann biss sich auf die Zunge. Er wollte Nichts sagen, was ihr fehlendes Crewmitglied anging. Das hätte nur wieder zu unangenehmen Reibungen zwischen seinen Freunden geführt. Und wenn einer das vermeiden wollte, dann war es zumindest er.

„Wie kommt es, dass hier alle so frei ankern. Pirat neben Marine, Marine neben Revolutionären?“, als Franky dies sagte, wusste Lysop endlich, was diese kleine rote Fahne bedeutete. Dabei schielte er zu Robin hinüber. Denn seitdem sie nach zwei Jahren wieder vereint waren, bekam sie immer einen sonderbaren, unerklärlichen Ausdruck auf ihrem Gesicht, wenn es um die Revolutionäre Armee ging. Niemanden schien sie etwas davon erzählt zu haben, denn auch Nami, die ja sonst vieles von ihrer Freundin weiß, musterte die ältere Frau nachdenklich.

„Das, meine lieben Freunde, ist ein Freier Hafen“, erklang plötzlich Brooks Stimme hinter ihm und er drehte sich mit einem fragendem Ausdruck auf dem Gesicht zu ihm um.

„Ein Freier Hafen?“

„Das heißt, dass die gesamte Insel von jedem, egal ob Marinesoldat, Pirat oder Anhänger der Revolutionären Armee betreten werden darf. Hier zählt nicht, ob man von der Weltregierung gesucht wird. Man darf sich frei bewegen, in die Tavernen gehen, ohne sich zu sorgen oder seine Vorräte ohne Probleme aufstocken. Jeder ist willkommen. Es gibt eine handvoll dieser Inseln auf der Grand Line. Die meisten sind winzig, nicht viel mehr als einige Stände für Lebensmittel und ein Pub. Aber diese hier scheint ein größeres Exemplar zu sein. Dass meine Augen das noch mal sehen dürfen! Yohohoho!“, erklärte der Musikant freudig.

„Die meisten dieser freien Häfen beherbergen ein Bordell. Aber ich muss dir bestimmt nicht erklären, warum“, erklang nun auch Robins Stimme. Und nein, warum auch dieses Gewerbe seinen Platz auf Inseln wie diesen findet, musste der Schütze sich nicht lange zusammenreimen.

„Wir sollten weniger erzählen und uns mehr nach einem Platz umsehen, wo wir unseren Anker setzen können. Die Uhr tickt, wie ihr wisst. Franky, geh du ans Steuer!“, befahl Nami, während sie den Enternal-Log weiterhin fest umklammert hielt.

„Keine Sorge. Ezra hat die Zeit genau so berechnet, dass ihr eure Aufgabe ohne Probleme bewältigen könnt! Auf ein paar Minuten mehr oder weniger kommt es hier nicht drauf an.“

Mit verengten Augen sah die Navigatorin Chica an und stemmte ihre Hände auf ihre Hüften.

„Halt du dich gefälligst daraus, verstanden! Es geht hier schließlich nicht um eines eurer Crewmitglieder, sondern um unseren Koch!“

„Nami...“, versuchte Chopper die junge Frau zu besänftigen und stellte sich zwischen die beiden Damen. Die Angesprochene sah nur zu dem Schiffsarzt hinauf und presste ihre Lippen aufeinander, bis sie nicht mehr als eine dünne Linie waren. Mit schüttelten Kopf wandte sie sich dann von beiden ab, verschränkte die Arme.

Lysop, dessen Beine wegen der drohenden Eskalation begonnen hatten zu schlottern, konnte seinen besten Freund nur seufzen hören und er verstand, dass es für Chopper nicht leicht sein musste, sich gegen Nami zu stellen. Schließlich war sie doch immer wie eine große Schwester für ihn gewesen.

Es dauerte nicht mehr lange, dann war ein ausreichender Platz für ihr Schiff gefunden. Genau zwischen zwei riesigen, mit Waffen beladenen Kähnen der Marine.

Warum nur hatte der Schütze das Gefühl, dass diese ganze Geschichte nicht gut für sie enden würde? Wenn es hier nicht um einen Freund gegangen wäre, hätte er vorgeschlagen, schnellstens wieder zu gehen.

„Wie einladend: Willkommen auf Flowerpot Island. Dem blumigsten, freundlichsten und einladensten Ort der Neuen Welt!“, las Robin das Schild vor, als von Deck gingen, während ihr Kapitän unterdes unermüdlich nach Essen rief. „Freundlich und einladend verstehe ich. Nur was die Blumen anbelangt, stehe ich nicht vollkommen hinter der Aussage.“

Lysop schielte die Frau mit schwarzen Haaren an. Er verstand sie und ihre makabere Art einfach nicht. Die Menschen hier wirkten weniger freundlich, denn sie sahen alle nur mit grummeligen Gesichtern an und einladend war diese Kälte erst recht nicht. Zu allem Überfluss begann es auch noch heftig zu schneien, als sie sich ihren Weg durch die Gassen der Insel bahnten.

„Also ich finde es angenehm!“, hörte man nur einen strahlenden Chopper sagen, doch sein Grinsen verschwand, als alle Beteiligten ihn mürrisch ansahen. Doch es war verständlich. Das Wetter glich genau dem, welches man auf seiner Heimatinsel, Drumm, vorfand.

„Dort vorne scheint ein Gasthaus zu sein! Lasst uns dort erst einmal einen Unterschlupf finden!“, schlug Franky vor, der in seinem pelzigen Mantel und seiner hünenhaften Größe wirklich wie ein Bär aussah.

„Und Essen!“, stimmte ihr Kapitän zu.

„Wärme auch...“, murmelte Chica und versteckte sich gleich hinter Chopper, als Nami zu ihr schielte, da sie etwas von sich verlauten ließ.

„Bestimmt können wir vielleicht auch ein paar Informationen erfragen, was unsere kleine Besorgung angeht. Und Ezra hat dir wirklich nicht verraten, wonach unser wertes Fräulein Navigatorin suchen darf?“, fragte Robin an die Rehdame gewandt.

Lysops Augenbrauen wanderten nach oben. Denn, in der Tat, wonach sie suchen mussten, konnte, vielleicht auch wollte, Chica nicht sagen. Sie hatte den Abend, als sie freigelassen wurde, nur immer und immer wieder beteuert, dass es etwas war, womit man den Weltuntergang aufhalten konnte und dass der Pestdoktor allein wusste, was dieses Etwas war. Sie sagte auch, dass sie ihnen gerne geholfen hätte, es nur nicht konnte.

Und auch dieses Mal schüttelte Chica ihren Kopf.

„Nein, ich weiß es wirklich nicht! Glaubt mir.“

Irgendwie musste der Schütze schmunzeln, wenn er sie so reden hörte. Schließlich war sie doch immer so cool und unnahbar gewesen, hatte nur selten mehr als ein Wort gesagt. Nun wirkte sie offener, ein ganz kleines wenig in ihrer Art wärmer. Ob das vielleicht Choppers Werk war?

Nami öffnete den Mund, wollte etwas auf das Gesagte erwidern, doch sie hielt sich zurück, als Robin ihren Kopf schüttelte. So schnaubte die junge Frau einfach nur und öffnete die Tür, um als erste in das Gasthaus zu gehen.

Sofort peitschte ihnen eine angenehme Wärme, die eines rauchigen Feuers in einem Kamin, entgegen. Lysop pellte gleich beim Betreten des Hauses all die Mäntel und Jacken von seinem Körper ab und seufzte wohlig.

„Das ist schon eher nach meinem Geschmack!“, freute sich auch Franky und streckte sich, als er von den Hüllen befreit war. „Und hier riecht es ganz super!“, fügte er noch hinzu und begann gleich darauf zu posieren.

„Lasst uns hier bloß nicht zu viel Zeit verschwenden, verstanden? Nur schnell etwas Essen, nach ein paar Informationen fragen und dann soll es schon weitergehen“, kommandierte Nami, als sie sich an einen großen, runden Tisch setzten.

Platzauswahl hatten sie überall. Denn bis auf einem alten Mann, der bei der Bar seinen Rausch auszuschlafen schien, war hier kein weiterer Gast.

„Was für Informationen?“, fragte eine Dame mittleren Alters, welche ein Tablett mit leeren Krügen trug und ihren Tisch gerade passierte.

Etwas verwundert sahen die Strohhüte und Chica die Frau an, denn die Worte waren noch nicht für fremde Ohren geeignet. Schließlich brauchten sie doch erst einmal einen Plan, wie man die Bewohner von Flowerpot Island ausfragte, ohne gleich mit der Tür ins Haus zu stürzen. So, wie sie es sonst immer taten.

Dieses Mal stand aber zu viel, das Leben ihres Freundes, auf dem Spiel.

Etwas verlegen fuhr die Frau sich mit ihrer freien Hand durch die Haare, bevor sie sagte:

„Wie ich sehe, seid ihr am frühen Morgen noch nicht so gesprächig. Auch gut. Dann möchtet ihr bestimmt erst ein kleines Frühstück, nicht? Was darf es denn sein?“

„Fleisch!“, rief Ruffy gleich, gefolgt von einem etwas leiserem 'Sake', welches von Zorro ausging.

Wieder war die Frau wegen des plötzlichen Befehls des Mannes mit Strohhut so irritiert, dass sie einfach sagte, dass sie mal schauen würde, was sie bringen kann und verschwand schnell in den nächsten Raum, welcher wohl die Küche sein musste. Noch als die Tür zu schwang, konnte man einen herrlichen Geruch wahrnehmen. Nach Schinken und Eiern. Im Chor brummten, knurrten und gurgelten die Bäuche der Piraten.

„Es ist nicht mal so schlecht, dass wir hier sind. In Gasthäusern kann man viel erfahren“, flüsterte der Schütze.

„Lysop hat Recht“, stimmte Zorro knapp zu, während er sich mit verschränkten Armen in seinem Stuhl zurücklehnte.

„Natürlich habe ich das! Ich bin doch schließlich der große Käpt'n Lysop!“

„Dass ich nicht lache...“, antwortete Franky grinsend und schlug dem Schützen mit seinem riesigen Metallhand so heftig auf die Schulter, sodass er diesen Hieb bestimmt noch Tage später spüren würde.

„Wir dürfen nur nicht zu forsch sein. Vorsichtig fragen und den Leuten etwas Zeit geben, damit sie uns diese Informationen auch anvertrauen. Am besten, ihr überlasst das Reden mi-“, doch Nami wurde von Ruffy unterbrochen. Genau in dem Moment, als die Frau mit unzähligen Tellern, Schüsseln und Bechern auf Tabletts wiederkam. Dieses Mal war sie nicht allein. Ein kleines Mädchen, nicht älter als 7 Jahre, folgte ihr und trug ebenfalls einige Schüsseln mit Reis und Nudeln mit sich.

„Wir brauchen etwas, um den Weltuntergang aufzuhalten. Wisst ihr was?“

Die Frau stolperte im Schock, als der junge Mann dies ausgesprochen hatte, während das Mädchen steif stehen blieb. Teller fielen zu Boden und zerbrachen. Wäre Sanji hier, dann wäre dies in einer größeren Katastrophe geendet, als sie nicht schon war. Denn Essen lag nun vergeudet vor ihren Füßen.

Die Mimik der Dame wurde wie versteinert.

„Du Idiot!“, zischte Nami, während sie, Robin und Brook sofort aufsprangen, um zu helfen.

„Nicht!“, knurrte die Frau böse und befahl ihnen allen, sitzen zu bleiben. Dann wandte sie sich zu dem Mädchen um und mit einem gespieltem Lächeln sagte sie:

„Liri, geh bitte wieder in die Küche. Ich glaube, wir brauchen noch einmal ein paar Portionen...“

Das Mädchen, welches Liri hieß, verzog ihr Gesicht nicht und blieb genauso kalt, wie das Wetter, um Flowerpot Island. Sie nickte einfach, stellte ihre Schüsseln auf dem Tisch der Strohhüte ab und verschwand wieder in der Küche.

Eine unangenehme Stille machte sich breit und verweilte auch noch, als die Frau einen Besen holte, um alles aufzukehren.

„Ich weiß, was ihr sucht, doch ihr werdet es hier nicht finden“, murmelte sie und mied immer den Blick der Piraten.

„Was suchen wir denn?“, fragte Brook gleich, doch er bekam keine Antwort. Sie fegte einfach weiter.

„Glaubt mir, keiner der Bewohner von Flowerpot Island kann euch helfen. Lasst unsere Insel einfach in Ruhe. Genießt das Essen, stockt wieder eure Vorräte auf und erfreut euch der Tatsache, als Piraten nicht von der Marine gejagt zu werden. Ich habe warme Betten, für wenig Geld und kann euch jeden Tag bekochen. Mehr Hilfe kann ich euch nicht bieten.“

„Ihr wisst aber, was wir suchen...“, fragte Robin vorsichtig und die Frau bejahte es durch ein Nicken.

„Aber ihr werdet es uns nicht sagen“, fügte Franky noch hinzu und auch das musste die Wahrheit sein.

„Wissen Sie...“, begann Nami vorsichtig, hielt inne und stand auf.

„Marya“, sagte die Frau knapp ihren Namen.

„Wissen Sie, Marya. Wir brauchen das, was auch immer wir suchen, um einen Freund zu retten. Sein Leben hängt davon ab.“

„Ich verstehe und doch kann ich euch nicht helfen. Es tut mir leid. Zu viele Leben hängen daran“

„Er ist unser Koch. Ein guter Mann“, sagte Ruffy und stand nun auch auf. „Und wenn du uns nicht helfen willst, dann finden wir schon allein heraus, nach was wir suchen. Aber ich werde nicht zulassen, dass sich irgendjemand uns in den Weg stellt. Wir werden es schaffen, ihn zu befreien – mit der Hilfe der Inselbewohner, aber auch ohne.“

Gerade hatte Marya alles zusammengekehrt und blickte sie nun endlich wieder an. Lysop meinte sogar Tränen in ihren Augen glitzern zu sehen.

„Ich weiß, Strohhut, dass ihr es schaffen könnt. Und doch habe ich Angst davor. Denn manchmal sollten Dinge nie das Angesicht unserer schönen Welt sehen und für immer vom Himmel verborgen bleiben. Mehr kann ich euch leider nicht sagen.“

Niemand wunderte es, dass man Ruffy erkannt hatte.

Wieder ging die Tür zur Küche auf und Liri rief, dass das Essen wieder fertig sei. Marya tupfte sich hastig die Tränen aus den Augen, begann wieder aufrichtig zu Lächeln.

„Jetzt genießt euer üppiges Frühstück!“

Sanji – Man nannte ihn Bluebeard

Sieben.

Noch Drei Peitschenhiebe.

Acht.

Sein Rücken war nur noch ein Meer der Schmerzen und Qualen.

Neun.

Dort besaß er keine Haut mehr.

Zehn.

Nur Blut und rohes Fleisch.

Vor Schmerzen und Erleichterung keuchte Sanji auf, als diesen beiden Kerle das letzte Mal die Peitsche auf seinen Körper nieder sausen ließen. Und doch versuchte er keinen Ausdruck auf sein Gesicht zu legen. Sie sollten nicht sehen, was sie mit ihrer Tat angestellt hatten. Nein, diesen Erfolg konnte und wollte der Smutje ihnen einfach nicht gönnen.

Die ganze Zeit hatte der junge Mann in seinem Kopf mitgezählt. Gehofft, dass sie schneller mit ihrer Tortur fortfuhren. Doch den Gefallen haben sie ihm nicht getan. Nein – zwischen jedem ihrer Schläge war eine quälend lange Pause und nie hatte es auch nur ein Anzeichen dafür gegeben, wann das nächste Mal die Peitsche auf seinen Rücken traf. Es hatte ihn beinahe wahnsinnig gemacht – diese Unwissenheit.

Dass seine Arme schmerzten, bemerkte Sanji erst jetzt. Denn an seinen Handgelenken waren dicke Eisenketten befestigt, welche von der Decke hingen. Er hielt sie fest – sonst läge er schon längst auf dem Boden, den Kräften beraubt.

Sie lachten und der Blonde musste sich zusammenreißen, nicht die Zähne aus Wut zu fletschen. Immerhin dachte er doch das Gleiche, wie sie über ihn: Dass die jeweils andere Partei Abschaum war.

Diese Idioten – wenn er hier rauskam, so war für sie definitiv eine Tracht Prügel fällig.

„Lass'n jetzt nach Unten bringen!“, kommandierte der Mann mit den Schwarzmarkt-Gummi-Kräften. „Ich kann'n nich mehr sehn!“

„Ja...“, feixte der Zweite, „Hoffentlich verreckt er da an seinen Wunden. Hörst du uns? Hoffentlich krepierst du dort im Sondertrakt!“

Sanji biss einfach die Zähne zusammen und starrte weiterhin den Fleck auf dem Boden an, welchen er schon die ganze Zeit fixiert hatte. Dieser sah aus, wie geronnenes Blut und die Form erinnerte ihn an die Sonne.

Sie lachten wieder, machten sich über ihn lustig, selbst als man die Ketten löste und seine Arme einfach nur schlaff an seine Seiten fielen.

Das musste sein Nachteil sein, dass er nie mit seinen Armen kämpfte. Ihn fehlten schlichtweg die Muskeln, mit welchen er sie hätte auffangen können.

Sie griffen ihn wieder, je links und rechts und zogen Sanji aus den Raum hinaus, quer über das Schiff. Erschrocken stellte Sanji fest, dass der Morgen bereits graute und er fragte sich, was seine Freunde wohl gerade taten. Ob sie schon weit bei ihrer Suche nach Uranos gekommen waren und wo sie sich wohl gerade befanden. Ob es ihnen gutging, auch wenn sie kein vernünftiges Essen bekamen. Wie es Nami wohl gerade ging?

Immer tiefer stiegen sie, während Sanji im Gedanken versunken war, in das Innere des Schiffs hinab.

Immer vermoderter roch es hier und es gab hier nur wenig frische Luft und Licht. Algen wuchsen hier an den Wänden, welche, genau wie der Boden und die Decke, nass waren. Es erinnerte hier etwas an die Unterirdische Stadt auf seiner Heimatinsel und irgendwie hatte er das üble Gefühl, dass er sich wohl erst einmal daran gewöhnen musste. Und tatsächlich begann er sich ein wenig um die Wunde, die nun seinen gesamten Rücken überzog, zu sorgen. Schließlich war dies nicht die geeignete Umgebung, wo eine Verletzung gut heilen konnte. Das wusste auch er und er besaß gerade Mal einen Bruchteil des medizinischen Wissens ihres werten Schiffsarztes.

„Ah! Da sind wir ja endlich!“, amüsierte sich der Glatzen-Mann und, hätte er nicht Sanji geschleppt, so hätte er sich bestimmt die Hände vor Freude gerieben.

Vor ihnen drohte eine Eisentür, welche wesentlich dicker und robuster, als jede andere Tür auf diesem Schiff aussah.

Der junge Mann schluckte, doch fragte sich bei seiner sich stetig wachsenden Sorge dann, was er sich wohl anderes unter 'Sondertrakt' hätte vorstellen können.

Einer von den beiden Männern schloss die Tür auf, während der andere Sanji schnell hineinschob. Er stolperte und fiel in etwas Schlammiges. Noch als die Tür mit einem Knall zuging, konnte er sie lachen hören.

Einige Zeit verging, während Sanji dort lag. Schließlich hatte er einiges an Schlafmangel und die Wunde brannte nun höllischer denn je. Doch auch als er die Augen öffnete, konnte er nur Finsternis sehen und bisher auch nur das tosende Meer hören, welches immer wieder gegen die Wände der Sankt Freud drückte. Alles knarrte, sogar seine eigenen Knochen, als er versuchte, sich aufzustemmen.

Der junge Mann konnte sich nicht helfen, als ein kleiner Aufschrei seinen Lippen entfuhr, während er sich aufsetzte.

Schwer atmend saß er dann dort, rieb sich die Handgelenke, welche sich auch aufgerieben anfühlten und der Smutje versuchte etwas zu sehen, oder zu hören.

Es war ein einziges Raunen, was ihn umgab: Diese Schwärze, an welche seine Augen sich einfach nicht gewöhnen konnten. Diese Leere, welche keinen Mux, keinen Ton, eines Zweiten preisgab. Dieser Gedanke, dass es doch ein Fehler war, sich in diesen Sondertrakt zu begeben. Und dann noch diese Kälte, welche langsam zwischen sein Fleisch und seine Knochen kroch und er jetzt schon das Gefühl, krank zu werden.

Mit zittrigen Händen tastete der junge Mann an seinem Hosenbein entlang, bis er, erleichtert, sein Feuerzeug in der Tasche wiederfand. Da es von guter Qualität war, brauchte Sanji sich keine Sorgen machen, dass es bei all dieser Faktoren nicht funktionieren würde.

Und doch brauchte es drei Versuche, bis eine kleine Flamme sich endlich entfachen ließ. Die Schwärze aber war so undurchdringlich, dass er selbst in diesem Schein nicht sonderlich viel sehen konnte.

„Mach das Licht wieder aus!“, knurrte dann doch plötzlich jemand am anderen Ende des Raumes. Sanji erschrak so heftig, dass er den kleinen Feuermacher fast fallen ließ und so ging das kleine Feuer schließlich doch aus.

„Wer ist da?“, fragte Sanji diese brummende, voller Bass schwingende Stimme.

„Ich?“, die Stimme begann schallend zu lachen. Es war ein warmes Lachen und wenn Sanji sich nicht an solch einem Ort gefunden hätte, so wäre in ihm ein heimatliches Gefühl aufgekommen. „Du fragst mich, wer ich bin? Nun, wer bist denn du, der es wagt, mich das wagt zu fragen?“

Allmählich verlor der Blonde all seine Geduld. Alle an Bord dieses vermaledeiten Schiffes sprachen in Rätseln und spielten irgendwelche Spielchen. Er war es satt. Schluss mit dem Schauspiel! Damit konnte er seinen Freunden nicht helfen.

Es brauchte nur wenige Augenblicke, bis sein Haki dann doch den Urheber dieser Stimme ausmachen konnte. Eiligst stand der Smutje auf, ging die wenigen Schritte und hob dann sein Bein und presste seinen Fuß an des Anderen Kehle.

„Hör zu – Ich hatte einen richtigen scheiß Tag! Und wenn du nicht gleich deine verfluchte Fresse aufmachst, werde ich dich durch die Decke jagen, bis du persönlich bei diesem elendigen Pestdoktor und diesem dämlichen Bluebeard ankommst! Verstehen wir uns?“

Ja, er brauchte eine Zigarette. Doch besser zehn und Nami, die ihn immer auf andere Gedanken bringen konnte.

„Also! Bist du Patient 666?“

Wieder lachte der Andere und Sanji konnte spüren, wie sich sein mächtiger Adamsapfel dabei bewegte.

„Sie nennen mich Bluebeard, mein Lieber!“, feixte er lautstark und er schlug sich in all seiner Fröhlichkeit auf den Oberschenkel.

Erschrocken wich Sanji zurück, blinzelte – zumindest meinte er es zu tun – und blickte zu der Ecke, aus welcher das Gelächter kam. In Angriffshaltung blieb er dennoch.

„Dein werter Patient 666, den man Orlando im wirklichen Leben nennt, wird dir aber wohl keine Antwort geben können. Er sitzt hier neben mir.“

Der Smutje versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass ihn die gesamte Situation etwas verwirrte und vielleicht sogar überforderte. Und doch bemerkte er nun auch die zweite Präsenz, dieses zweite, rasselnde Atmen, welches durch die Laute des Meeres komplett untergegangen war.

„Ohne Zunge wird es allerdings schwer sein, etwas zu sagen, nicht?“

Sanji schüttelte seinen Kopf.

Nein! Das war ganz falsch! So war es nicht geplant! Hier unten sollte doch Antworten auf Fragen bekommen! Erfahren, was es denn wirklich mit Ezra, Uranos und dem verdammten Weltuntergang auf sich hat. Doch – nein, verdammt, verflixt und verflucht noch eins – NEIN! Hier fand er nur einen zungenlosen Patienten 666, den er ja unbedingt ausfragen wollte und den Kapitän der Sankt Freud.

Seine Augen weiteten sich, weiter, als es wohl je möglich gewesen wäre, als er seine Gedanken noch einmal durch seinen Kopf jagen ließ.

Wahrscheinlich hatte ihn der Mann, Patient 291, deswegen diesen Tipp mit dem Sondertrakt gegeben. Der gefürchtete Bluebeard selbst befand sich hier. Der Kapitän. Ezras eigentlicher Vorgesetzter.

„Nun, da du uns nun kennst, wirst du doch bestimmt deinen Namen verraten. Richtig?“

„Sanji...“, murmelte knapp und der Smutje wollte sich nicht weiter erklären. Die Meisten Menschen der Neuen Welt hatten doch schließlich von ihm gehört, kannten die Namen zumindest von diesen schrecklichen Steckbriefen.

„Sagt mir leider nichts. Muss ich zugeben. Du musst verstehen, dass ich schon etwas länger hier unten einsitze. Deswegen will ich auch kein Licht – meine alten Augen würden das nicht mehr vertragen.“

Jedes Wort, dass Bluebeard sagte, klang nicht wie das eines gefürchteten, menschenmeuchelnden, piratenjagenden Mörders. Nein, es war kein grausames Monster, dass da sprach.

Er war ein ganz normaler Mensch.

Etwas Warmes schwang in der Stimme des Alten mit und unter Schmerzen setzte sich Sanji vorsichtig auf dem Boden. Er brauchte hier nicht kämpfen. Das spürte er.

„Ich gehöre den Strohhutpiraten an. Monkey D. Ruffy ist mein Kapitän.“

Ein langgezogener Laut des Verstehens entkam dem Alten und bestimmt nickte er gerade.

„Das wird doch nicht der Sohn des sagenumwobenen, mächtigen Revolutionärs Monkey D. Dragon sein. Sohn des Garp! Mensch, diese Namen habe ich ja schon seit einiger Zeit nicht mehr gehört!“

Patient 666, Orlando, machte einen kehligen Laut und Sanji runzelte die Stirn.

„Ja, ja. Ich weiß, ich weiß, dass du von ihm Aufträge hast, du alter Revolutions-Bruder. Beruhige dich!“

„Was für Aufträge?“, fragte Sanji gleich neugierig nach, wurde aber von Bluebeard abgewirkt:

„Kennt man denn deinen Vater auch, Bursche Sanji? Du musst verstehen – das letzte Mal, als ich die Sonne erblickt habe, ist schon einige Jährchen her. Mit der neuen Generation von Piraten und Marine bin ich nicht so sehr vertraut. Also?“

Sanji knirschte mit den Zähnen. Das war die häufigste Reaktion, wenn er an seinen Vater, König Mides, dachte, wie er das Leben seines gesamten Bevölkerung auf das Spiel gesetzt hat, nur um seine eigenen, egozentrischen Ziele zu verfolgen.

Da er nicht mit diesem Mann in Verbindung gebracht werden wollte, antwortete der Smutje stattdessen:

„Rotfuß Jeff ist mein Vater...Ziehvater zumindest.“

„Nein! Sag bloß, den alten Haudegen hat die Zeit auch noch nicht dahingerafft! Hat er immer noch diesen verwunschen Traum, den All Blue zu finden?“

Nun stand Sanjis Mund endgültig offen. Damit hatte er nicht gerechnet – nie! So nickte er, kurz vergessen, dass man ihn in dieser Dunkelheit nicht sehen konnte.

„Ja...“, antwortete er knapp, noch immer zu verblüfft.

Der Mann lachte schallend vor ihm.

„Ziehvater also! Hätte mich auch gewundert, wenn der alte Trottel eine Frau aufgerissen hätte. Nichts gegen ihn persönlich. Wir sind alte Freunde, da sagt man so etwas manchmal unter Männern. Was macht er denn? Metzelt er noch immer mit seinem Bein durch die Gegend, oder kam es doch zu einem Wunder und er hat sich irgendwo niedergelassen?“

Würde sein Rücken nicht brennen, als hätte man Säure darüber gekippt, hätte der Smutje sich gewiss mehr darüber gefreut, einen alten Bekannten des alten Sacks getroffen zu haben. Als er sich bewegte, um sein Feuerzeug zurück in seine Hosentasche zu packen, entfuhr ihm durch all die Schmerzen ein leiser Zischlaut.

Wieder raunte Orlando etwas ohne Zunge, woraufhin Bluebeard sich vorsichtig erkundigte:

„Du wurdest ausgepeitscht, nicht? So sind die Strafen von Ezra meistens. Aber glaub mir – es ist schöner, als hier unten im Einzelhaft zu sitzen, oder oben eine Behandlung zu bekommen. Das ist auch der Grund, warum Orlandos Zunge fehlt. Einfach abgefault, durch einen von Ezras seltsamer Krankheiten. Aber vielleicht hilft dir das.“

Irgendetwas begann zu Rascheln und Sekunden später roch es nach eine Mischung aus Bärlauch und Koriander.

„Nimm.“

Sanji reichte ganz vorsichtig seine Hand in die Dunkelheit, bis er auf etwas weiches traf. Etwas pflanzliches.

Es waren Blätter.

„Das ist Eisblatt. Eine alte Heilpflanze. Lege sie dir auf die Wunden, damit sie dich kühlen kann. Glaub mir – es hilft wirklich!“

Der Blonde kannte die Pflanze. Sie wuchs einst auch auf Spiral Down Island, bis sein Vater mit seinen Goldkräften alles zur Nichte gemacht hat. Seine Mutter war es, die ihm von deren heilenden Wirkung erzählte.

Sanji seufzte erleichtert, als er die Blätter auf seinen Rücken verteilte. Ein Glück waren diese groß und er selbst recht gelenkig, sodass er keine Hilfe brauchte.

„Du hast von der Hilfsfrucht gegessen, nicht?“, fragte Sanji gleich und erinnerte sich an das, was in dem Buch beim Teufelsbaum geschrieben stand: Derjenige, der von dieser Frucht gegessen hat, kann alles erschaffen lassen, was einem Selbst als hilfreich erscheint.

„Ein ganz schlauer Bursche bist du, Sanji. Manchmal aber eine unnütze Frucht, denn irgendwie habe ich es nicht so richtig raus, das zu erschaffen, was für andere genauso hilfreich erscheint, wie für mich.“

Sanji winkte ab.

„Erzähl mir nichts von Früchten ohne Nutzen!“, murmelte er und irgendwie war er froh, dass man sein Grinsen nicht sehen konnte. „Orlando hat doch bestimmt auch von einer Teufelsfrucht gegessen, oder? Ich habe gesehen, dass Ezra und seine Leute Angst hatten, als er sich gegen sie gestellt hat. Bestimmt nicht ohne Grund.“

„Es ist genau, wie du es sagst, nur genau andersherum.“

„Was meinst du, Bluebeard?“

„Er hat keine Teufelsfrucht. Er ist einfach nur ein treuer Anhänger der Revolutionären Armee. Einer der Gefolgsleute des Dragon. Ezra weiß das. Er weiß, dass er eher von ihnen, als von der Marine gesucht wird.“

„Warum?“

Sanji konnte hören, wie beide, Bluebeard und Orlando schluckten. Somit kam dem Smutje ein Gedanke, welchen er gleich aussprach:

„Wegen der Antiken Waffe. Uranos. Nicht? Dragon will ihn aufhalten. Warum aber die Marine nicht?“

„Weil die Marine, Bursche, ein Haufen von Idioten ist, der nicht in der Lage ist zu sehen, welche Bedrohungen vor uns, in nicht allzu ferner Zukunft liegen. Ezra hat doch bestimmt schon irgendwelche Reden über den Weltuntergang geschwungen, nicht?“

Sanji nickte und Bluebeard fuhr gleich fort:

„Ich glaube, dass der Marine das entweder egal ist, oder dass es Pläne gibt, bei welchen nur Menschen mit genügend Geld und Ansehen geholfen werden soll. Warum die Welt nicht von Piraten und der Revolutionären Armee befreien, wenn man selbst nicht einen Finger rühren muss? Ich glaube, dass wir alle in eine größere Verschwörung hineingeschlittert sind, als man ahnen kann.“

Bluebeard seufzte.

„Ich würde gerne sagen, dass Ezra nicht Recht hat. Doch auch ich befürchte, dass diese Welt geradewegs auf den Abgrund zu galoppiert. Es gibt aber Menschen, die sich dagegen stellen. Pläne, die schon vor Jahrzehnten geschmiedet wurden, sind nun wieder ausgegraben wurden. Das gehört zu Orlandos Auftrag und ich denke, dass es überaus in Ordnung sein wird, wenn wir dir davon erzählen. Nicht, Orlando?“

„Mhm“, stimmte der Angesprochene zu.

„Wir können dich vielleicht brauchen. Natürlich nur, wenn du bereit dazu bist, davon zu hören!“

Wieder musste Sanji grinsen. Schließlich war er ein alter Stratege. Pläne waren für ihn genau wie Rezepte: Wenn man jeden Schritt genau befolgte, konnte das Ergebnis einfach gut werden.

„Schieß los – doch vorher, sag mir noch eins!“

„Alles, was du willst!“

„Warum sitzt du hier unten im Sondertrakt, wenn du doch der Kapitän der Sankt Freud und Ezras Boss bist?“

„Das ist eine sehr gute Frage, Bursche Sanji. Aber da merkt man, dass du erst seit kurzem hier an Bord der Sankt Freud bist. Du musst wissen, dass Ezra, dieser Hund, das Schiff mit seinen Leuten überfallen konnte, nachdem er es schaffte, den Anhängern meiner Crew und mir eine gemeine Grippe anzuhängen. Geschwächt hatten wir gegen ihn und seinen Schwarzmarkt-Kumpanen keine wirkliche Chance. Und jetzt experimentiert er an meiner Mannschaft mit seinen komischen Krankheiten herum, während er dabei meinen Namen zerstört!“

Bluebeard seufzte.

„Ich bin nicht der, denn alle Leute unter 'Bluebeard' kennen. Ich weiß, was man dort draußen über mich sagt. Doch es sind schreckliche Lügen. Glaub mir...“

Sanji schluckte.

Alles Lügen? Das hoffte er doch sehr. Schließlich wollte er nichts mit Jemandem so schrecklichen zu tun hatte, wie Ezra es ihnen doch berichtet hatte.

„Warum bist du aber nicht geflohen. Mit deinen Kräften, wäre das durchaus möglich!“

„Ach, Bursche Sanji... Fast meine gesamte Crew ist von den Krankheiten dieses Pestdoktors nieder gerafft. Sie waren meine Freunde. Fast, wie eine Familie.“

Sanji machte jedes Wort wütend. Ruffy, ihr Käpt'n hätte alles getan, damit es nie soweit gekommen wäre. Doch nun wollte er diesen alten Mann, der da irgendwo in der Dunkelheit vor ihm schluchzte nicht verurteilen, denn immer wieder beteuerte er, dass es schon Jahre her war und dass er es nun besser wusste.

„Vor etwa 2 Jahren hatten sie Orlando gefangen. Bei seinem ersten Einzelhaft erzählte er mir von den Plänen der Revolutionären Armee. Seitdem habe ich wieder Hoffnung. Seitdem weiß ich, dass ich meine Kameraden rächen kann. Bursche Sanji, es wird nun Zeit, dass wir dir davon erzählen. Also höre gut zu!“

Und das tat er auch, während er die ganze Zeit in die Richtung des Mannes sah, welchen sie Bluebeard nannten und dessen Freund Orlando.

Brook – Für Sanji

Es war nun wirklich zum Vrzweifeln! Sie teilten sich auf, fragten wirklich jeden, den sie trafen – außer diejenigen, die eindeutig der Marine angehörten – und suchten einfach überall. Unter jedem Stein, auf jedem Baum, hinter jedem Haus und in jedem Garten. Bis auf Unfreundlichkeit der Bewohner von Flowerpot Island und noch mehr Schnee konnten sie nichts finden.

In drei kleinen Gruppen hatten sie sich aufgeteilt: Ruffy, Nami und Zorro war der erste Suchtrupp gewesen, der aufbrach, gefolgt von Chopper, Lysop und Chica. Franky, Robin und Brook selbst bildeten schließlich das Team, welches die Aufgabe hatte, im Süden der Insel nachzusehen. Sie waren es auch, welche als Erstes wieder zurück waren.

„Es kann doch nicht sein, dass wir wirklich nichts gefunden haben! Ezra hat uns doch nicht umsonst auf diese verdammte Insel geschickt! Er muss wissen, dass, was auch immer wir suchen, sich hier befindet!“, beschwerte sich Franky und ließ sich auf einen Stuhl fallen, der unter seinem Gewicht heftig knarrte.

„Die Leute hier wissen doch etwas. Es will nur keiner etwas sagen“, meinte Brook und setzte sich neben den Cyborg und seufzte erleichtert, als die Wärme seine alten Knochen aufzuwärmen begann.

„Du hast Recht, Brook. Die Frage ist nur, was sie vor uns verbergen wollen. Vielleicht hatten die anderen ja mehr Glück.“, stimmte Robin nickend zu und fragte Marya kurz darauf, ob sie einen Kaffee bekommen könnte.

„Natürlich! Alles für meine werten Gäste!“, säuselte sie und wie auf Zehenspitzen tänzelte sie in Richtung der Küche. Der Musikant fragte sich, ob sie sich überhaupt an das kleine Ereignis am Morgen erinnern konnte, so beschwingt, wie sie gerade war.

„Lasst uns einmal scharf überlegen – was könnte so schrecklich sein, dass man es verbergen will?“, flüsterte Robin und schielte immer wieder in Richtung der Tür, um sicher zu gehen, dass die Gastwirtin nicht so schnell wiederkam.

„Ihn hier zum Beispiel!“, sagte der Cyborg gleich und deutete auf das Skelett. Sofort klappte Brooks Kiefer nach unten und Ärger machte sich in seiner Brust breit.

„Wie kannst du es wagen?!“, rief er erzürnt und seine Fingerknochen zuckten bereits in die Richtung seines Degens. Noch bevor er ihn hätte ziehen können, tauchten schon mehrere Hände auf, hielten seinen Mund zu und griffen seinen Arm so fest, dass er ihn nicht mehr bewegen konnte.

„Ihr Beiden hört jetzt gefälligst auf zu streiten! Lasst uns einen kühlen Kopf bewahren. Oder wollt ihr auf ewig das essen, was uns der werte Herr Schütze vorsetzt? Schlimmer noch – wollt ihr, dass unser Fräulein Navigatorin immer so schlecht drauf ist?“

Brook schüttelte hastig den Kopf, während Franky sich noch knapp verteidigte:

„Ich meine ja nur, dass man ein lebendes Skelett nicht alle Tage sieht.“

Robin seufzte, wurde dann wieder stiller, denn Marya hatte ihr Getränk gebracht und verweilte dann in der Nähe der Bar und somit auch in ihrer Hörweite. Ein Glück, denn so verschwanden auch wieder die Hände, damit Brook sich wieder frei bewegen konnte.

„Sie weiß definitiv etwas!“, zischte er durch seine Zähne hindurch und tat so, als würde er zu den Flaschen schielen, welche hinter der Frau zusehen waren. Marya sollte schließlich nicht bemerken, dass man sie beobachtete. Doch, da fiel es dem Skelett ein – bei ihm konnte sie das ohnehin nicht, schließlich hatte er doch gar keine Augen, welche ihn verraten hätten können!

Die Tür zur Gaststube ging auf und ein komplett verstimmter Trupp, geführt von Chopper trat herein. Lysops Nase glich einem Eiszapfen, während sich der Schütze die Arme rieb, um warm zu werden. Seine Zähne klapperten so heftig aufeinander, dass man sich sorgen musste, ob sie denn ganz blieben.

Brook verwunderte es, dass sogar Chica etwas zerknirscht aussah. Was wohl der Grund dafür war? Ob sie Ezra und die Crew des Bluebeard vermisste? Oder sorgte sie sich tatsächlich um den blonden Koch? Dabei kannte sie ihn doch kaum.

Da stellte er fest, dass er es war, der von den Strohhüten als letztes in die Crew aufgenommen wurde. Somit konnte man doch behaupten, dass er Sanji ebenfalls nicht so gut kannte, wie die Anderen, oder nicht? Und doch machte es für ihn keinen Unterschied, ob er erst seit zehn Tagen unter Ruffys Flagge segelte, oder nun doch schon über zwei Jahre. Der Smutje war sein Freund und genau wie alle anderen, würde er alles geben, ja, sogar jeden Stein noch einmal umdrehen, bis sie das fanden, was Ezra von ihnen verlangte.

„Gar nichts! Null! Weder Anhaltspunkte, noch irgendwelche Hinweise. Keiner sagt was und keiner weiß etwas“, ärgerte sich Chopper, der einmal wieder in seiner menschlichen Form verwandelt war. Brook war sich dabei wirklich nicht sicher, was der genau Grund dafür war. Schließlich mochten sie doch alle diese Mischform aus Rentier und Mensch ganz gerne. Vielleicht wollte der Schiffsarzt der Rehdame nichtsdestotrotz gefallen. Oder er schüchterte sie eher in dieser Form ein, als in jeder anderen seiner Verwandlungen. Es war wohl das Rentier allein, welches diesen Grund kannte.

„Bei uns war es genauso. Wir können nur hoffen, dass die anderen drei bei der Suche weitergekommen sind. Es wäre zumindest halb-super“, brummte Franky verstimmt und machte dabei keine Anstalten, einmal aufzustehen, um wie üblich zu posieren. Dann gähnte der Cyborg. Lang und ausgiebig, sodass seine Sonnenbrille fast von seinem Kopf fiel. Warum der Schiffszimmermann sie bei solch einem Wetter trug, war Brook eh ein Rätsel.

„Ich brauche eine Cola. Marya?“

Sie eilte bereits.

Doch dann hörten sie alle schon von draußen ihre Stimme. Nami. Irgendetwas regte sie tierisch auf und sofort erlosch dieses kleine Fünkchen Hoffnung, welches nach Frankys Worten begonnen hatte zu leuchten.

Irgendetwas musste passiert sein, dass sie sich so ärgerte.

Robin umgriff mit ihren Händen die Tasse des dampfenden Kaffees und Franky schien zu bereuen, nun auch etwas bestellt zu haben. Schließlich könnte die Navigatorin dann denken, dass sie alle nur pausierten und sich gar nicht richtig auf das Suchen konzentrierten. Und doch hätte auch das Skelett gerne einen frisch aufgebrühten Tee – genau das richtige für solch eine winterliche Jahreszeit.

Noch bevor die Tür aufschwang, hatte Chica es geschafft, sich schnell zwischen Robin und Franky auf den freien Platz zu setzen. Offenbar wollte sie nicht das Aufsehen der jungen Frau erregen. Chopper hingegen blieb weiterhin ruhig stehen und man konnte ihm ansehen, dass die Wärme des Kaminfeuers nichts für ihn war. Lysop hingegen versuchte noch immer die Kälte aus seinen Knochen zu verbannen und ließ, während er einen bizarren, sich selbst heizenden Tanz aufführte, in Brook den Wunsch aufkommen, ein Liedchen anzustimmen.

„...dann lasst uns noch einmal suchen. Die wissen doch alle etwas! Verdammt noch eins, selbst die Marine wird mehr Kenntnisse über Was-auch-immer haben, während wir nur Nichts tuend dabei zusehen, wie man ein Mitglied unserer Crew von uns nimmt!“, hörten sie Nami wettern, genau in dem Moment, als die Tür aufging.

Zorro wirkte auf seine stille Art mürrisch wie immer, während man Ruffy ansah, dass auch ihn ein kleines Stück seiner Zuversicht verlassen hatte. Nami hingegen war außer sich, was in Brook die Frage aufkommen ließ, ob sie den dicken Mantel überhaupt benötigte, so sehr, wie sie vor Zorn bebte.

„Beruhig' dich Nami! Noch haben wir alle Zeit der Welt.“, versuchte ihr Kapitän sie aufzumuntern.

„Genau Hexe, sei endlich leise!“, brummte Zorro grimmig, aber Brook hatte das Gefühl, dass sogar der Schwertkämpfer sich ein wenig Sorgen machte. Schließlich war das Skelett alt und hatte viel gesehen. Er kannte diesen leichten grauen Schimmer in den Augen, wenn jemanden etwas bedrückte. Auch wenn sie sich oft stritten – und der Grünhaarige es bestimmt nie zugeben würde – er wollte mindestens genauso sehr, wie alle anderen der Strohhüte, dass sie ihren Smutje wiederbekamen.

„Wie kann ich leise sein, wenn wir keinen Schritt näher gekommen sind? Oder hat jemand von euch etwas herausfinden können?“

Alle schüttelten eifrig ihre Köpfe, blieben aber stumm.

Nami seufzte nur verzweifelt und fuhr sich durch die langen Haare.

„Uns muss doch irgendetwas entgangen sein! Wir müssen noch mal suchen. Wieder und wieder. Bis wir Sanji endlich dort raus bekommen können. Was sitzt ihr alle da noch so untätig herum! Steht auf, zieht euch an! Noch haben wir Zeit. Noch sind wir fit! Reißt euch endlich zusammen!“

„Nami...“, murmelte Robin, stand auf und nahm auf eine freundschaftliche Art und Weise die Hand der Navigatorin, um sie fest zu drücken. „Hör auf, dir solche Sorgen zu machen. Das ist nicht gut für dich. Denk daran, wir krank Ezra dich gemacht hat. Du solltest auch auf deine Gesundheit achten. Zieh den Mantel aus. Und setz dich. Ruh dich nur für einen Moment aus. Danach kann es immer noch weitergehen.“

„Morgen bricht der dritte Tag an. Dann will sich Ezra mit uns treffen. Und wir haben nichts. Ist euch Sanji denn so egal?“

„Nein“, sagten sie alle gleichzeitig und nur Chica blieb stumm.

„Wir fürchten einfach...“, begann Lysop, mit noch immer klappernden Zähnen, „..., dass du ein wenig bei der ganzen Sache überreagierst.“

Sofort zuckte der Schütze zurück. Wohl hatte er Angst, dass die junge Frau zum Schlag nach ihm ausholen könnte. Doch sie rührte sich nicht. Nein, sie starrte ihn einfach an, presste die Lippen aufeinander und ballte die in Handschuh gepackten Hände zu Fäusten.

„Ich habe nichts gesagt!“, rief Lysop zitternd und versteckte sich hinter Chopper.

„Ach...denkt ihr das...?“, fragte Nami mit einem so schneidendem Tonfall, dass Brook sofort Gänsehaut bekommen hätte – gäbe es noch Haut, die seinen Körper überzog.

Keiner wagte es sich zu rühren, oder auch nur einen Laut von sich zu geben.

Namis Brust hob und senkte sich heftig, die Wut schien langsam in ihr überzukochen.

Und dann geschah das, womit keiner gerechnet hatte:

Chica stand auf und wandte sich direkt an Nami.

„Die Frage ist, Nami, ob du den gleichen Einsatz bei jedem anderen deiner Crewmitglieder gezeigt hättest?“

Die Angesprochene verengte die Augen.

„Was fällt dir ein...“, begann Nami knurrend, doch Chica fiel ihr ins Wort:

„Also, hättest du für deine Freunde genauso viel getan, um sie zu retten, wie für den Mann, den du liebst? Die Anderen genauso gehetzt, damit sie weitersuchen? Dich selbst genauso an den Rande deines Wohlbefindens gebracht?“

„Natürlich“, sprach Nami, sah aber niemanden dabei an, „..., schließlich sind alle hier meine Freunde.“

„Und doch ist es bei dem Koch etwas anderes, nicht?“, hakte Chica nach.

Brook konnte sehen, wie Chopper das Handgelenk der Rehdame griff und zischte, dass sie aufhören sollte. Sie sollte leise sein. Erneut öffnete sie den Mund, doch als der Schiffsarzt den Kopf schüttelte, blieb sie tatsächlich still und senkte ihren Blick.

Nami ebenfalls.

„Wir alle hätten füreinander das Gleiche getan. Das steht außer Frage. Nami hat schließlich recht. Wir sind Piraten. Eine Crew. Aber auch Freunde. Und egal, wie oft wir uns streiten. Egal, ob einer von uns so schlecht kochen kann, dass selbst ich davon nicht wirklich essen will-“ „Hey!“ „-Egal, ob es zwei gibt, die sich untereinander lieben. Wir sind und bleiben alle Freunde und so bleibt auch das Maß der Anstrengung gleich, welches wir für jede Rettung aufbringen. Ich stimme Nami daher vollkommen zu. Wir können uns erst ausruhen, wenn wir das, was Ezra von uns verlangt, gefunden haben. Vorher wird niemand ruhen!“, sprach Ruffy mit selten ernster Stimme.

Franky und Brook waren nun auch aufgestanden. Es fühlte sich richtig an, auf dieser angemessenen Art und Weise den Worten ihres Kapitäns zu folgen und ihm so den nötigen Respekt zu zollen.

„Das ist ein Befehl!“, meinte er schließlich grinsend und auch wenn er es nicht ernst meinte, so war es doch das, was sie alle Folge zu leisten hatten.

„Für Sanji!“, riefen Lysop und Franky, welcher nun endlich seine Fäuste erhob und stolz posierte.

„Für Sanji“, sagte Robin auch ganz leise und lächelte dabei, drückte nun wieder die Hand ihrer Freundin fest, um ihr zu zeigen, dass sie nicht allein war.

„Genau! Für unseren Koch! Damit wir endlich wieder bessere Lebensqualitäten an Bord bekommen!“

„Hey!“, rief erst Chopper, während der Schütze sich kurz darauf beschwerte.

Auch Brook stimmte direkt in den Jubel ein. Ruffy hatte schließlich Recht. Für einen Strohhut würde ein jeder von ihnen es mit der gesamten Weltregierung aufnehmen.

„Für Sanji...“, flüsterte nun auch Nami, welche sichtlich von ihren Freunden gerührt war und sich sogar Tränen in ihren Augen sammelten. Sie alle hatten es sogar geschafft, das erste Mal seit Tagen ihr ein Lächeln zu entlocken. Zwar war es nur ein kleines, doch immerhin ein Aufrichtiges.

Für einen Moment hielten sie dann alle inne und sahen zu Zorro. Der hatte schließlich seit einiger Zeit schon nichts mehr gesagt, beobachtete sie alle nur still mit seinem Auge und hielt die Arme verschränkt.

Ruffy kicherte und stieß ihn mit den Ellenbogen in die Seite.

„Komm schon Zorro. Sogar du willst doch Sanji wieder an Bord haben, nicht?“

Der Schwertkämpfer schnaubte verächtlich, zuckte mit den Schultern und murrte dann:

„Fein! Für den Glimmstängel auf zwei Beinen!“

Manch einer lachte und es interessierte niemanden, dass sie, im Gegensatz zum Frühstück nicht allein im Wirtshaus waren. Und wer wusste schon, ob zwischen all den Menschen Marinesoldaten oder feindlich gesinnte Piraten saßen? Ihnen allen war es schlichtweg egal.

„Das ist aber toll, dass ihr euch so einig seit!“, freute sich auch Marya, welche ganz plötzlich zwei riesige Tabletts mit 9 Krügen brachte.

„Darauf solltet ihr anstoßen. Das geht auf's Haus. Wollt ihr eigentlich noch etwas essen?“, fragte sie fröhlich und teilte die Krüge aus, auch wenn niemand genau zu benennen wusste, was sich darin befand.

Doch die gute Laune der Wirtsdame wurde einmal mehr gestört, als das kleine Mädchen aus der Küche gelaufen kam und ihr am Ärmel zupfte.

„Da ist jemand Wichtiges an der Teleschnecke für dich...“, konnte Brook die kleine Liri flüstern hören. „ Es ist wegen der Gäste, die bald kommen.“

„Gut, gut“, sagte Marya hastig und legte, als Zeichen das die Kleine still war ihren Finger auf die Lippen.

„Kümmere du dich um unsere Gäste, für einen Moment. Ich werde gleich wiederkommen.“

Ohne ein weiteres Wort verschwand sie und ließ Liri mit den Strohhüten zurück.

Da die Kleine wohl etwas überfordert mit der gesamten Situation war und ihnen allen bekannt war, wie gut Nami mit Kindern umgehen konnte, beugte sich die Navigatorin zu ihr herab und fragte:

„Na Kleine? Du scheinst mir hier die Köchin zu sein. Das ist aber toll! Du kannst wirklich gut kochen, weißt du?“

Dann antwortete die Kleine etwas, was ihren Jubeln beinahe wieder entfachen ließ, aber sie alle, auch Chica und Zorro, vor allem aber die Navigatorin selbst, wundern und erschrecken ließ:

„Ich weiß, wonach ihr sucht und wo ihr es finden könnt!“

Zorro – Hinab, ins kühle, dunkle Nass

Der grünhaarige Schwertkämpfer hätte mit vielem gerechnet – schließlich war er vieles gewohnt, da er einiges gesehen und erlebt hatte. Außerdem befanden sie sich auf der Grand Line, wo so gut wie alles möglich war. Vielleicht war ja hier sogar alles möglich, aber das waren nur kleine Dinge, mit denen Zorro nur selten sich auseinandersetzte.

Er beobachtete dieses kleine Mädchen mit den braunen Haaren genau. Zwar kannte er sich nicht sonderlich gut aus, wenn es um Kinder ging, doch irgendwie war diese Liri schon sonderbar und auch ein wenig anders. Schließlich zeigte sie keinerlei Regung. Denn weder lachte sie, noch schien sich zu freuen, oder zeigte auch sonst irgendein Gefühl, dass andeuten ließ, wie sie sich denn fühlen musste, als sie zugab, etwas über das Geheimnis der Insel zu wissen. Sogar ihre grünen Augen wirkten komplett verlassen, von jeder menschenähnlichen Emotion.

Von Erwachsenen war Zorro solch eine Haltung gewohnt. Er konnte sich besonders gut an die Zeit als Piratenjäger erinnern, wo es viele seiner ehemaligen Mitstreiter gab, welche es beherrschten sich nicht das Geringste anmerken zu lassen. Doch denen war dieses Verhalten antrainiert und Liri war nun wirklich nicht alt genug, sich wie ein Erwachsener zu benehmen. Und doch hatte er das Gefühl, dass es antrainiert war.

Namis Mund stand seit einigen Augenblicken offen, während sie wohl versuchte zu begreifen, was die Kleine gerade gesagt hatte. Dann blinzelte sie mehrmals, bevor sie wieder zu sprechen begann:

„Und sagst du uns auch, was wir denn suchen und wo es ist? Das sind nämlich die Fragen, die uns schon ganz lange beschäftigen, weißt du? Schließlich bist du doch ein schlaues Mädchen und ahnst bestimmt, wie wichtig das für uns ist.“

„Hör auf mit mir, wie mit einem kleinen Kind zu sprechen“, murmelte Liri und für einen ganz kurzen Moment hätte man meinen können, das ssie schmollen wollte. Aber über den Gesichtsausdruck der Navigatorin musste Zorro einfach grinsen. Damit hatte sie wahrlich nicht gerechnet.

Bevor Liri antwortete schaute sie nervös in Richtung der Küche, um sicher zu gehen, dass Marya nicht kam, flüsterte dann:

„In weniger als einer Stunde muss ich schlafen gehen. Wir können uns dann aber hinterm Haus treffen. Ich werde versuchen mich raus zu schleichen.“

Sofort verstummte Liri wieder, denn Marya war nun wiedergekommen und strahlte alle breit an.

„Ach, ist es nicht wundervoll, wenn alles klappt, wie geplant? Da geht vollkommen mein Herz auf!“, freute sie sich, auch wenn niemandem bewusst war, worüber. Liri sah dies als Anlass, um wieder in der Küche zu verschwinden.

„Du kannst uns glauben – das wissen wir!“, sagte Lysop mit einem kleinen Grinsen, welches auch die anderen nicht verbergen konnten. Schließlich war nun wieder ihrer aller Zuversicht geweckt worden.

Auch Zorro kam nicht von dem Gedanken weg, dass diese kleine Information so etwas wie Befriedigung in ihn hervorrief. So konnte die Hexe zumindest nicht sagen, dass sie nichts gefunden hatten und ließ sie alle für einen Augenblick ruhen. Außerdem würde sie sich nun endlich besänftigen – denn er war bestimmt nicht der Einzige, den ihr ewigen Rumgezedere aufregte und somit tierisch auf die Nerven ging. Schon seit über 10 Stunden konnte Zorro so kein Nickerchen halten und ließ ihn langsam einen mürben Verstand bekommen. So hatte er sich geschworen, den nächsten, der ihn auch nur doof anschielte, würde er einen Kopf kürzer machen. Seine Schwerter hatte er schließlich griffbereit und ihn zuckte und kribbelte es bereits mächtig in den Fingern.

Außerdem sah dieser dämliche Marinesoldat, der am anderen Ende des Raumes sein Bier genoss, sie alle schon die ganze Zeit blöd an.

Freier Hafen von Flowerpot Island – vielleicht. Doch hieß es nicht, dass nicht fernab der Insel bereits eine ganze Marineflotte auf sie warten würde. Und irgendwie beschlich Zorro auch das Gefühl, dass es so sein würde.

Und dieser ganze Schlamassel kam nur, weil sich der elendige Gemüseschrubber einmal mehr als tollkühner Trottel in schimmernder Rüstung ausgeben musste.

Zorro setzte sich, wobei seine Schwerter klirrten. Er lehnte sich zurück, denn jetzt hieß es wohl, erst einmal zu warten. Gut so! Vielleicht gab es ja in diesem Wirtshaus ja etwas Vernünftiges zu trinken. Hochprozentig, damit er diese Nacht überstehen konnte.

„Ich will etwas essen!“, rief Ruffy Marya zu und auch Nami schien sich nun damit abgefunden zu haben, dass nun etwas Zeit vergehen musste, bevor sie sich ihrer Aufgabe wieder zuwenden konnten. Ihr Kapitän tat da genau das richtige, indem er seine Zeit weise nutzte, um etwas Energie zu tanken.

Vielleicht sollte er dann doch ein kleines Nickerchen vorziehen.

Sie aßen und tranken, sagten kaum ein Wort. Alle konzentrierten sich zu sehr darauf, was sie wohl erwarten würden und fragten sich was das 'Ding' wohl war, was sie suchten nun nur noch mehr.

Wenn der blonde Glimmstängel doch nur wusste, wie es ihnen hier erging, nur damit sie ihn befreien konnten! Bestimmt entspannte der sich irgendwo an Bord eines fremden Schiffes und wartete ab, bis sie kamen, um ihn zu holen. Solch ein wohltuendes Leben wollte der Schwertkämpfer auch einmal haben. Obwohl – er liebte doch das Trainieren und seiner Schwerter und so übel war sein Leben nun doch gar nicht, wie man vielleicht meinen könnte. Klar, die unzähligen Narben, die seinen Körper bedeckten juckten manchmal, aber einen ordentlichen Kampf würde Zorro einem Cocktail in einem Liegestuhl allemal vorziehen.

„He! Aufgewacht, Zorro!“, beschwerte sich Franky allzu plötzlich, sodass er erschrak und beinahe vom Stuhl fiel. Er gähnte, lang und ausgiebig, bevor er sich so lange streckte, bis auch wirklich jeder seiner Knochen einmal geknackt hat.

„Wie aufwachen?“, fragte der Schwertkämpfer noch halb verschlafen und rieb sich sein gesundes Auge. „Ich habe gar nicht geschlafen.“

Ruffy lachte irgendwo.

„Lasst ihn doch“, meinte er feixend, „..., er hat seinen Schlaf richtig verdient.“

„Elendiger Faulpelz! Los, hoch jetzt mir dir! Wir wollen los!“, fauchte nun auch Nami und Zorro sah sich einmal um. Alle hatten bereits wieder ihre Mäntel an und warteten nur auf ihn. Doch, am liebsten wäre er hier geblieben. Die Zeit könne man besser zum Trainieren nutzen, als für alles andere.

„Wir wollen doch Sanji retten!“, riefen Lysop und Chopper gemeinsam, während der Schütze vor lauter Aufregung wie ein Wiesel hin und her huschte. Ihn selbst machte das fast wuschig.

„Ja...“, knurrte er und stand langsam auf, nun auch seine Jacke greifend, „..., ich komme ja schon. Beruhigt euch gefälligst!“

Doch die Aufregung aller ließ sich einfach nicht kontrollieren und beinahe trällernd verließen sie das Gasthaus, während Brook der Wirtin zurief, dass sie erst einmal auf ihr Schiff gingen, um sich weitere Pläne zu machen.

'Wer's glaubt, wird selig', dachte sich der Grünhaarige und betrachtete seine Freunde stumm, wie sie sich verhielten wie ein Haufen Verrückter.

Gemeinsam durchschritten sie die kleine, schmale Gasse, welche hinter das Haus führte, dort, wo sich das Mädchen mit ihnen treffen wollte.

Irgendwie hoffte Zorro, dass die Kleine wirklich brauchbare Informationen für die Crew hatte – schließlich konnten sie solch einen Tiefschlag nicht gebrauchen. Vor allem nicht ihre Navigatorin, die dann wieder schlecht gelaunt und absolut nervig wäre. Das ließe sich doch hoffentlich vermeiden.

Still und leise stand die Kleine bei einem schmalen Loch beim Zaun, der das Grundstück wohl abgrenzen musste. Auch sie trug eine dicke Jacke und solch einen üppigen Schal, der ihren Mund und ihre Nase komplett verdeckte. Im matten Schein der Laterne, die sie mit einer Hand hielt, konnte man dennoch wunderbar ihre Augen sehen. Und so auch die Leere, welche sich dahinter versteckte.

Irgendwie war Zorro das kleine Mädchen nicht geheuer. Doch was sollte sie schon anstellen? Sie alle mit Puppen und Teddybären abwerfen? Mit ihrer Niedlichkeit in die Flucht jagen? Das würden sie alle doch zu verhindern wissen. Und solange konnte man ihr wohl trauen.

„Wo willst du uns hinführen, Liri?“, fragte Nami und lächelte das Mädchen, welche nur ihre Augenbrauen anhob.

„Nicht wie mit einem Kind reden...“, konnte Zorro die Archäologin ihrer Freundin zuflüstern hören. Er musste grinsen, als der den Ausdruck auf dem Gesicht der Navigatorin sah und er fragte sich, ob sie gemerkt hatte, wie hoch ihre Stimme geworden war.

Ruffy grinste.

„Wo auch immer du uns hinführen willst – wir kommen mit!“, meinte ihr Kapitän und sie alle nickten.

„Gut. Aber verhaltet euch unauffällig. Es darf niemand erfahren, verstanden?“ und wieder stimmten sie alle zu. Nur Zorro hob seine Augenbrauen etwas an. Schließlich war Unauffälligkeit nicht gerade das, wofür ihre Crew bekannt war. Und wie solle man unerkannt bleiben, wenn zwei Rentier-Menschen, ein Skelett, ein Cyborg und sowieso ein Haufen Piraten, auf deren Köpfe mehrere Hundert-Millionen Berry ausgesetzt waren, sich gemeinsam irgendwohin auf den Weg machten? Und die Zeiten waren vorbei, in welchen man sie nicht kannte. Einige Marinesoldaten wussten, dass sie hier auf der Insel waren und trotz aller Freiheiten würde man doch gewiss ein Auge auf sie haben.

Dennoch verhielten sich alle ganz ruhig, gingen ihren Geschäften nach und kümmerten sich nicht um die Belanglosigkeiten der Strohhüte und des kleinen Mädchens.

Der Weg führte sie hinab in den Hafen, sogar vorbei an der Thousand Sunny, welche friedlich unter einer Decke aus Schnee an ihrem alten Platz ruhte und sanft auf den Wellen hin und her schaukelte. Etwas wehmütig sah Zorro zum Schiff zurück, als sie dieses passierten. Schließlich würde er jetzt gerne trainieren. Durch all diese Aufregung der letzten Tage blieb ihm das leider verwehrt.

Eine Treppe führte sie unter die Piere. Hier war es nass, modrig und die alten Holzbalken schimmerten mit einem grünlichen Schein, als das Licht der Laterne diese trafen.

„Hier unten haben wir schon geguckt!“, beschwerte sich Lysop gleich und Chopper und Chica stimmten ihm knapp zu, während sie eine alte Tür erreichten, die ebenso vergammelte, wie der Rest.

„Dort drin ist nur eine alte Werft“, sagte der Schiffsarzt und er, Franky und Brook mussten sich ducken, damit sie nicht an die Planken über ihren Köpfen stießen.

Zorro sah das Rentier von der Seite her an und meinte knapp:

„Verwandle dich doch, damit du kleiner bist. Für dich ist das wirklich kein Problem!“

Chopper schüttelte nur den Kopf und der Schwerkämpfer wusste gleich, dass es irgendwie mit der Rehdame zu tun hatte.

„Dann habt ihr nicht richtig gesucht“, murmelte Liri und zog somit auch die Aufmerksamkeit des Grünhaarigen wieder auf sich, „..., dort findet ihr es. Glaubt mir!“

„Ja, und was ist 'Es' denn bitte jetzt? Hast du nicht gesagt, du wüsstest davon? Auch, wie dieses Ding heißt?“, knurrte Franky, der wohl mit seiner Geduld komplett am Ende war.

Liri blieb genau vor der Tür stehen und sah den Cyborg an. Zorro verdrehte nur die Augen – war ja klar, dass irgendeiner es hätte vermasseln müssen. Robin hingegen legte nur eine Hand auf den riesigen Arm des Schiffszimmermanns und lächelte sacht. Irgendwie musste dies eine besonders beruhigende Wirkung auf Franky haben, denn er schien sich gleich zu entspannen.

„Entschuldigung...“, murmelte er verlegen, „..., mit mir sind wohl gerade die Pferde durchgegangen. Entweder war das der Schlafmangel, oder deine Mutter hat mir eine komische Cola-Sorte angeboten. Da passieren solche Sachen manchmal.“

„Marya ist nicht meine Mutter... Meine Eltern wurden vor vielen Jahren von einem bösen Piraten getötet. Sie kümmert sich nur um mich“, erklärte Liri, ohne jegliche Emotion, ganz so, als wäre das etwas ganz Normales, was jedem Kind passiert.

„Das tut uns leid“, flüsterte Nami und manch einer von ihnen nickte, denn sie verstanden die Kleine genau.

„Ist das der Grund, warum du so komisch bist?“, fragte Ruffy neugierig, noch bevor einer ihn hätte aufhalten können.

Liri blinzelte irritiert, sagte aber dann, mit einem leichtem Kopfschütteln:

„Nein. Aber lasst das nur meine Sorge sein. Okay?“

Ruffy, dessen Mund von Lysop zugehalten wurde, nickte zustimmend und befreite sich dann von dem Griff des Schützen.

„Einverstanden. Aber Liri, eines will ich dir sagen-“, er grinste breit, „..., du bist schwer in Ordnung, für ein Mädchen ohne Gefühle! Ich mag dich“

Diese kleine Naivität ihres Käpt'ns hatte es geschafft, dass die Kleine das erste Mal lächelte. Ganz sanft und kaum mehr als ein Zucken ihrer Mundwinkel. Aber irgendwie fühlte sich alles gleich ein wenig wärmer an.

Wahrscheinlich war es nur Einbildung, denn Liri hatte just in jenem Augenblick die Tür geöffnet und sie alle traten nacheinander ein.

„Reizend...“, konnte man Robins Stimme hören, während das Licht der Laterne den Raum etwas erleuchtete.

Ein altes Boot stand auf dem Kopf im Zentrum. Ein riesiges Loch klaffte an dessen Boden und würde wohl nie repariert werden. Werkzeuge und allerhand Material stapelten sich auf dem Boden, bedeckt von einer dicken Staubschicht und unzähligen Spinnweben. Verschiedene Pläne und Anleitung, von denen Zorro wirklich nicht viel verstand, hingen an den Wänden. Ein großes Becken, verbunden mit einem Tor nach draußen, erregte seine Aufmerksamkeit. Das Wasser darin war schwarz und er fragte sich, wie tief es wohl hinab ging.

„Dass es dir hier gefällt, war klar!“, rief Lysop der Archäologin zu und rieb sich wieder die Arme, nur dieses Mal mehr vor Angst, als vor Kälte.

Franky hingegen atmete tief die Luft ein, bevor er sagte:

„Riecht ihr das? Dieser super Geruch kann nur von Arbeit, Leim und gutem Holz stammen! Der Geruch von Schiffszimmermännern!“ Er grinste dabei breit.

„Wohl eher der Geruch von altem Männerschweiß“, murmelte jemand, nur wusste Zorro nicht, wer.

Plötzlich ging das Licht an, und ein Generator hatte begonnen zu rattern. Lysop und Chopper schrien erschrocken auf.

Liri stand neben der Gerätschaft und sah sie alle reihum an.

„Ich muss euch nicht sagen, wie es denn heißt, was ihr sucht. Das werdet ihr schon selbst herausfinden“

„Und wie?“, fragte Brook und sah sich die Pläne an den Wänden genau an.

„Und vor allem wo? Wir haben hier schon gesucht“ Chopper kam auf Liri zu geschritten und sah sie mit seinen großen Augen an.

So, wie sie nun zu dem Rentier hinauf blickte, sah es etwas bizarr aus, denn Beide waren unterschiedlich groß. Doch auch wenn der Schiffsarzt vielleicht etwas bedrohlich auf sie wirken könnte, so blieb die Kleine ganz ruhig.

„Dort unten ist es – nicht wahr?“, konnte man Robins Stimme hören und alle blickten sich zu der Schwarzhaarigen um. „Wofür braucht man denn sonst Lichter in solch einem Becken? Außerdem wirkt es viel zu tief für ein normales Schiff.“

„Robin hat Recht!“, stimmte Franky zu, der ebenfalls über den Beckenrand sah.

„Nicht ins Wasser!“, beschwerte sich Ruffy sofort und ließ seine Schultern hängen. „Ich will doch mitkommen!“

„Mal abgesehen davon, dass wir uns doch den Tod holen werden, so kalt wie das Wasser ist“, zweifelte Nami, welche in die Hocke ging und ihre Hand in das Becken hielt. Sofort zog sie diese wieder hinaus und man konnte deutlich erkennen, wie ihre Haut wegen der Kälte leicht gerötet war. Die Navigatorin vertrug aber auch gar nichts, im Gegensatz zu dem Grünhaarigen.

„Ich gehe“, sagte Zorro knapp und machte sich schon bereit, indem er seinen Mantel, den Pullover und die Schuhe auszog. „..., sonst werde ich mir ewig anhören müssen, dass wir den Gemüseraspler nicht retten konnten. Darauf habe ich keine Lust.“

Da kam er dann wohl doch zu seinem Training. Abhärtung war schließlich schon immer etwas Feines gewesen.

„Das heißt nicht, dass ich nicht auch gehe!“, kommentierte die junge Frau gleich sein Verhalten, doch er konnte gleich ihren skeptischen Blick, zurück zum Wasser, sehen.

„Sicher?“, fragte er belustigend und drückte seine Sachen Brook in die Hand, der ihn nur verdattert ansah und dem Schwertkämpfer einfach am Nächsten stand.

„Ich gehe!“, sagte sie kurz, beide Wörter streng betonend.

„Ich auch...“, kam es schließlich von Robin und alle sahen sie verwundert an.

„Ähm..., Robin? Wasser?“, deutete Lysop an. Schließlich können Teufelskraftnutzer nicht schwimmen. Das war doch jedem bekannt.

„Wenn ihr euch doch einmal erinnert, was Ezra gesagt hat – er meinte, dass Nami dafür überaus wichtig sei. Doch warum ließ er mich auf der Sunny bleiben?“

„Das haben wir ja ganz vergessen! Yohohoho!“

„Stimmt!“, sagte Franky nickend, „..., er meinte, dass er dich nicht zur Geisel nimmt, weil du vielleicht auch wichtig sein könntest. Gut, wenn das so ist, komme ich eben auch mit! Ich kann dir beim Schwimmen helfen und Licht kann ich auch dann auch machen. Sollte welches gebraucht werden, versteht sich. Das wird super!“ Und er posierte.

Dankend lächelte Robin und auch Nami schien über diese Entwicklung wirklich erleichtert zu sein.

„Gut“, sagte die Navigatorin und zog ebenfalls den Mantel aus, „..., dann kümmert ihr anderen euch darum, dass Liri zurück zum Gasthaus kommt, damit Niemandem etwas auffällt. Und sorgt gefälligst für Handtücher und Decken, bis wir wieder da sind!“

„Aye, aye!“, riefen die, die zurückblieben und begannen Pläne über ihre Aufgabenverteilung zu schmieden.

Während sich die anderen drei auszogen, bis auch sie nicht mehr als die Unterwäsche anhatten – Brook gefiel besonders der Anblick der beiden Damen – betrachtete Zorro das kühle Nass, welches, trotz der vielen Lichter eine gewisse Dunkelheit am Ende beherbergte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen,
da gehts weiter :D
Ich will auch noch gar nicht so viel palabern - nur kurz sagen, dass nun die Sicht auf allen Strohhüten liegt. (Pairing wird aber beibehalten ;D und vielleicht kommen auch welche hinzu)
Ich wünsche einfach viel Spaß beim Lesen <3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hach ja...
Nach langer Zeit habe ich mal endlich 5 Minuten zum Upload gefunden x.x Eigentlich war ja schon letzten Freitag das Kapitel hochladen, aber aus vorangegangenen Anlässenen wollte und konnte ich einfach nicht. <.<

Ich hoffe denoch, dass es euch gefällt :D Endlich geht es los und ich hoffe, dass das nächste Kapitel bald folgen wird :D

<3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hach ja, und schon sind wir bei etwa der Hälfte der Geschichte angekommen ^^

Ich danke daher allen schon mal, die bis hierher gelesen haben *verbeug*
<3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Eh...ja...Hallöchen dann mal ^^
Nach langer Zeit mal wieder ein Update (und ich hoffe, dass bald das nächste folgen kann x.x)
Ich hoffe, ihr habt Spaß beim lesen und bedanken mich natürlich ganz doll bei allen, die sich bis hier her verirrt haben :D Komplett anzeigen

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Von:  Ju1989
2017-08-05T22:41:45+00:00 06.08.2017 00:41
Vielen vielen lieben Dank für das update, hab schon sehnsüchtig gewartet ^^
Antwort von:  _Supernaturalist_
12.08.2017 08:49
Vielen lieben Dank eher für den lieben Kommi :D Ich hoffe, dass ich bald mehr updaten kann T.T
Von:  Ju1989
2017-01-06T23:10:18+00:00 07.01.2017 00:10
Ahhh endlich geht's weiter , danke <3
Von:  Ju1989
2016-10-11T21:31:14+00:00 11.10.2016 23:31
Danke für das weiterschreiben! :)
Von:  Ju1989
2016-09-24T21:31:03+00:00 24.09.2016 23:31
<3
Von:  Ju1989
2016-08-28T16:38:18+00:00 28.08.2016 18:38
Geht es noch weiter?:)
Von:  Ju1989
2016-08-06T18:33:02+00:00 06.08.2016 20:33
<3
Von:  Ju1989
2016-07-27T07:20:01+00:00 27.07.2016 09:20
Danke für das neue Kapitel ! ,<3
Antwort von:  _Supernaturalist_
27.07.2016 09:23
Bitteschön :D
Ich hoffe, dass es gefällt :D
Von:  Ju1989
2016-07-06T21:39:57+00:00 06.07.2016 23:39
Huhu, schreibst du momentan noch weiter? :)
Von:  Dukka
2016-06-23T15:39:30+00:00 23.06.2016 17:39
du musst unbedingt weiter machen 👏🏻👏🏻
Von: abgemeldet
2016-06-03T19:36:56+00:00 03.06.2016 21:36
Wieder tolles Kapitel. Langsam kommt Spannung in die Sache.
Eine Frage hätte ich jedoch: Haben nun Ezra und Chica irgendwelche Hintergedanken und sind den Strohhüten böse gesinnt oder nicht?


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