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Miraculous - New York

von

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Müde, aber glücklich und zufrieden lehnte Marinette sich zwei Stunden später mit dem Rücken gegen die Haustür, welche sie eben abgeschlossen hatte. Niemals hätte sie gedacht, dass sie mit Adrien einen solch schönen Abend verbringen könnte. Ohne Stottern, Wortverwechslungen oder gross Nervös zu sein. Einfach unfassbar. Ein erleichtertes Lächeln zeigte sich auf den Lippen der Halbasiatin. Sie war froh zu wissen, dass sie ihre Schüchternheit bis zu einem gewissen Grad überwunden hatte.

 

 

„Und, wie war’s?“, wurde Marinette am nächsten Morgen von Sophie am Frühstückstisch zur Rede gestellt, wie sie die Küche betrat. Das Gute Morgen hatte sie anscheinend vergessen. Die Brünette biss gerade genüsslich in ein Stück Toast mit Butter und Erdbeermarmelade. Neugierig blickte sie ihre Kumpanin an.

„Erstmal guten Morgen.“, grüsste Marinette ihre Kameradin. Sie lief zum Kühlschrank, wo sie die Milch und den Orangensaft hervornahm. Beides stellte sie auf dem Küchentisch ab. Ein weiterer Gang führte sie zu den Geschirrschränken. Dort schnappte sie sich ein Glas und eine Tasse, welche sie ebenso zum Tisch trug. Sophies gespannte Blicke ignorierte sie geflissentlich.

„Jetzt sag schon!“, forderte Sophie die Halbasiatin auf. Sie war gespannt wie ein Flitzebogen und schon seit einer halben Ewigkeit auf weil sie unbedingt wissen wollte, ob es zwischen den beiden gefunkt hatte.

„Ganz gut. Eigentlich.“, murmelte Marinette leise, während sie das Glas vor sich mit Saft füllte.

„Ganz gut? Willst du mich veräppeln? So wie Adrien dich gestern angeschaut hat. Ich bitte dich. Da wird ja wohl etwas mehr gelaufen sein.“, herausfordernd blickte Sophie die Halbasiatin an. Sie glaubte ihr nicht. Marinette, welche zu den Toastscheiben griff, dachte nach.

„Da ist nichts gelaufen.“, meinte sie. Dabei versuchte sie so gleichgültig wie nur möglich zu klingen. Was ihr nicht gelang. Eine leichte Enttäuschung schwang in ihrer Stimme mit. Zeigte, dass sie sich etwas anderes gewünscht hatte.

„Aber du wünscht dir wohl, da wäre was gelaufen.“, mutmasste die Brünette ihr gegenüber mit einem breiten Grinsen.

„Wie kommst du denn darauf?“, prompt lief Marinette knallrot an.

„Du bist so durchschaubar. Unglaublich.“, feixte die Amerikanerin.

„Es ist mehr als offensichtlich, dass du mit deinen Gedanken nicht hier bist. Ich vermute mal, dass du zum gestrigen Abend abgeschweift bist. Du kannst mir gerne erzählen, dass dir das egal ist. Aber die Enttäuschung in deiner Stimme vorhin war unüberhörbar.“, klärte Sophie die Situation auf. Marinette schluckte leer. Sie hatte den Abend mit Adrien genossen. Doch war sie auch an ihren Partner erinnert worden. Eben genau durch Adrien, was ihre Stimmung – nach der ersten Euphorie – in den Keller sinken liess.

„Jetzt sei mal ehrlich! Was ist gelaufen?“

„Nichts.“, gab sie stur von sich.

„Vergiss es! Das kaufe ich dir nicht ab! Seit ihr etwa ausversehen im Bett gelandet, oder was?“

„Hast du sie noch alle?! Wir haben uns drei Jahre nicht gesehen. Glaubst du wirklich, dass wir da miteinander ins Bett steigen? Auf was für Ideen kommst du eigentlich?“, gab Marinette bestürzt von sich. Ihr Gesicht, welches bereits durch einen Rotschimmer geprägt war, wurde nur noch röter. Die Halbasiatin fühlte, wie ihr bei diesem Gedanken das Blut in den Kopf schoss. Sie musste aussehen wie eine überreife Tomate, dessen war sie sich sicher.

„So rot wie du gerade bist, stellst es dir aber wohl gerade vor.“, grinste Sophie.

„Also lag ich richtig mit meiner Vermutung.“, zufrieden stopfte sich die Brünette den Rest ihres Toastbrotes in den Mund.

„Ich…ich weiss es nicht.“, murmelte Marinette nach einer geraumen Weile, als die Röte in ihrem Gesicht wieder abgeklungen war. Sie wünschte sich mehr Zeit mit Adrien und eine aktive Beziehung mit ihm. Aber sie war niemand, der beim ersten Date gleich mit jemandem ins Bett hüpfte. Sicherlich hatte sie früher davon geträumt ihn zu heiraten und mit ihm eine Familie zu gründen. Doch von dieser Vorstellung hatte sie sich in den letzten Jahren ein wenig gelöst, selbst wenn sie es sich manchmal wünschte, so hatte sie im Moment andere Prioritäten.

„Habt ihr euch verabredet?“, Marinette schüttelt den Kopf. Adrien hatte ihr gesagt, dass er heute in der Bar arbeitete und am Sonntag ebenfalls. Die Woche durch hatte er auch keine Zeit aufgrund des Colleges und an den Abenden half er in der Bar aus, wenn er nicht lernte. Was sie doch ein wenig betrübte. Sie hatte ihn einmal gesehen und bis sie ihn wieder sah würde mindestens eine Woche vergehen. Sie selbst ging einen Tag in der Woche auf das Brooklyn College, welches Adrien ebenfalls besuchte und belegte dort einige der Kunstkurse und die Englischklasse. Die restlichen eineinhalb bis zwei Schultage verbrachte sie an der Parsons School of Design, welche spezifisch Kurse für angehende Designer anbot. Da diese Schule auch eine Fakultät in Paris besitzt würde es ihr später möglich sein, das Studium in Frankreich direkt fortzusetzen. In ihre Gedanken versunken griff Marinette nach der Kaffeekanne. Sie füllte die Tasse vor sich mit der bitteren, schwarzen Flüssigkeit bis zur Hälfe. Die andere Hälfte füllte sie mit der kalten Milch auf. Sie gönnte sich einen Schluck von dem Wachmacher, ehe sie ihren Blick auf Sophie lenkte.

„Was hast du eigentlich noch gemacht gestern Abend?“, war es nun die Halbasiatin, welche ihrer Freundin auf den Zahn fühlte, die Kaffeetasse zwischen den Händen.

„Ich bin noch eine Weile in der Bar geblieben und habe mit meinen Freunden gequatscht. Also nichts Interessantes.“

„Ich dachte, du wärst auf Männerfang?“, mit zweifelndem Blick über den Rand der Kaffeetasse hinweg, betrachtete Marinette ihre Studienkollegin.

„Eigentlich schon. Aber gestern fand ich es einfach interessanter dich und Adrien zu beobachten. Zumindest bis ihr aus dem Park verschwunden seid.“

„Ich wusste doch, dass du uns hinterher spionierst.“

„Was erwartest du? Ich kenne unseren französischen Einwanderer schon das eine oder andere Jahr und er hat bisher an keinem Mädchen, das er kennen gelernt hat, richtiges Interesse gezeigt. Sogar mich hat er abgewiesen!“, sie nahm sich einen Schluck von ihrem Orangensaft, ehe sie weiter sprach.

„Wir haben uns alle gefragt, ob er vielleicht vom anderen Ufer ist.“ Marinette glaubte sich zu verhören. Sie selbst konnte sich so etwas bei Adrien beim besten Willen nicht vorstellen. Klar, er konnte Chloé nicht leiden und das zeigte er ihr immer wieder. Aber Marinette konnte nicht sagen, dass Mädchen Adrien nicht interessierten. Ganz im Gegenteil. Augenblicklich verdrehte die einstige Superheldin die Augen, stützte den Kopf auf ihre Hand ab. Die Tasse hatte sie zwischenzeitlich abgestellt.

„Jetzt sag bloss, dass meine Vermutung stimmt.“

„Nein. Das ist es nicht. Mir ist da nur gerade eine alte Klassenkameradin in den Sinn gekommen. Sie hat sich ziemlich an ihn rangemacht. Damals, in der Mittelstufe.“

„Und?“

„Und? Ich war tierisch eifersüchtig. Sie log ihn in einer Tortur an und er bemerkte es noch nicht einmal. Er sprang sogar noch darauf an.“, meinte Marinette sauer, als sie sich wieder an die Lügen von Lila erinnerte.

„Naja. Zurück zum Thema: Du hättest Adriens Blick gestern Abend sehen sollen. Wie er dich angesehen hat. Als wäre er hypnotisiert. Er hatte nur noch Augen für dich.“

„Wirklich?“, ungläubig blickte Marinette zu der Brünetten. Diese nickte bekräftigend, um ihre Worte zu unterstreichen.

„Es ist gut möglich, dass du seine erste offizielle Freundin wirst. Das darf ich mir doch nicht entgehen lassen.“, zwinkerte sie der Schwarzhaarigen aufmunternd zu.

Marinette verschluckte sich vor Schreck prompt an ihrem Kaffee. Adrien hatte bisher noch keine feste Freundin gehabt. Auf diese Idee war sie noch gar nicht gekommen.

„Du meintest gestern doch, dass er bei den Mädchen ziemlich beliebt ist. Kannst du mir sagen, wie die so drauf sind?“, fragte die Halbasiatin aus Neugierde.

„Hm…“, Sophie überlegte einen Moment.

„Die meisten sind ziemlich reich, wohlhabend und so weiter. Es gibt auch solche, die ihn nur aufgrund seiner Modelkarriere vom Teenageralter her kennen. Aber vom Modelbusiness hält er sich sowieso fern. Auch wenn ich das nicht so ganz kapiere.“ Marinette nickte. Es tat gut das zu hören. Sie wusste, dass Adrien die Modelarbeit bei seinem Vater nie besonders gefallen hatte. Auch hasste er es Autogramme zu geben. So war es für sie kein Wunder, dass er sich aus diesem Gebiet komplett zurückzog.

„Die meisten Mädels, die an ihm Interesse zeigen, laufen rum wie übertünchte Puderquasten. Den Grossteil von ihnen ignoriert er aber. Das Beste an der ganzen Geschichte ist ja, dass sie glauben, ihn mit ihrem Aussehen beeindrucken zu können. Einfach nur unglaublich.“, lachte die Studentin.

„Gibt es auch solche, die aufdringlich sind und ihn trotz der Ignoranz verfolgen?“, Marinette stellte diese Frage nicht gerne. Aber sie wollte wissen, ob es hier solche Frauen wie Chloé gab, die einfach nicht locker lassen wollten.

„Ein paar wenige. Den meisten hat er aber sofort direkt eine Abfuhr erteilt.“, plauderte Sophie munter.

„Warum fragst du? Gibt es denn jemanden in eurem bisherigen Leben?“

„Dummerweise. Sie ist von klein auf mit Adrien befreundet. Ich war sechs Jahre lang mit ihr in einer Klasse.“

 „Künstlerpech, was?“

„Du sagst es. Sie hat sich immer aufgespielt, als ob sie die einzige für Adrien wäre und hat dabei noch nicht einmal gemerkt, wie sehr sie ihm auf die Nerven gegangen ist.“, seufzte Marinette.

„Das nennt sich wohl blind vor Liebe.“

„Wenn du mich fragst war sie vor Liebe nicht nur blind, sondern auch taub. Oder besser gesagt ohne jeglichen Verstand, zumindest in dem Bereich. Zum Glück muss ich nicht mehr mit ihr in die Schule.“

„Kann es sein, dass du sie als Konkurrentin angesehen hast in Bezug auf Adrien?“

„Gut möglich. Aber auch nur, weil sich die beiden schon seit Ewigkeiten kennen. Und weil sie sich andauernd an ihn rangeschmissen hat.“

„Obwohl er nichts von ihr will. Der kann einem leidtun. In solch jungen Jahren schon von solch einem Ruhm überhäuft, inklusive hirnloser Freundinnen.“, sinnierte Sophie, was Marinette zum Kichern verleitete.

„Er hat es nie besonders gemocht. Er hat sich immer dagegen gesträubt, dass er zuhause unterrichtet wurde. Auch das Modeln nicht. Sein Vater hatte da ein extrem strenges Regiment.“

„Durch die eigenen Eltern zum Modeln gezwungen…das muss doch grossartig sein.“, mutmasste Sophie. Sie selbst wünschte sich oft Model zu sein. Wie viele junge Mädchen in ihrem Alter, welche auf den Werbetafeln in teuren Kleidern auf die Stadt hinunterstrahlen wollten. Marinette schüttelte traurig den Kopf. Sie kannte die Hintergründe besser als ihr lieb war.

„Ich weiss nur, dass er darunter litt. Nicht nur das Regiment seines Vaters machte ihm zu schaffen. Sondern auch, dass seine Mutter vom einen auf den anderen Tag verschwunden war. Niemand wusste, was mit ihr geschehen war. Das zerriss die Familie.“, erzählte Marinette, den Kopf auf ihrer linken Hand aufgestützt. In der Rechten hielt sie den kleinen Löffel, mit dem sie nachdenklich im Kaffee herumrührte. Sie fragte sich, weshalb sie es nicht früher bemerkt hatte. Doch hatte Adrien sich in der Schule oder bei Treffen mit Freunden nie traurig oder bedrückt gezeigt. Er war immer fröhlich und gelassen gewesen. Vielleicht weil er das Image aufrechterhalten musste. Weil es von ihm erwartet wurde. Ganz im Gegensatz zu Cat Noir, welcher sich einfach so gab wie er war. Aber auch mal ausrastete. So wie damals, nach dem Endkampf. Als er offensichtlich keine Energie mehr hatte. Marinette liess ihren Blick zu der Decke schweifen als sie bemerkte, dass ihre Gedanken schon wieder zu ihrem Partner geschweift waren. Sie fragte sich, wie es dem Kater wohl gehen mochte. Welchen Unsinn er gerade trieb. Ein Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen. Es ging ihm sicher gut. Er wusste, wie er sich durchs Leben schlagen konnte. Er hatte sich sicherlich einfacher damit abgefunden, nicht mehr ein Superheld zu sein. Ihm war so vieles einfacher gefallen ihr. Insbesondere das Kämpfen am Anfang. Ohne gross nachzufragen hatte er sich in den Kampf gestürzt, die Bewohner vor Stoneheart beschützt. Während sie noch mit sich gerungen hatte, ehe sie den ersten Schritt gewagt hatte.

„Du kannst ganz beruhigt sein.“, holte Sophie die Halbasiatin unbeabsichtigt aus ihren Gedanken.

„Soweit ich weiss ist er momentan nicht sonderlich an einer Beziehung interessiert. Entweder arbeitet er im Café oder steckt seine Nase in eines seiner Physikbücher.“, Marinette lächelte. Adrien und Physik, das war so typisch. Er hatte ihr das eine oder andere Mal Nachhilfe gegeben, weil sie selbst mit dem Thema überhaupt nicht klar kam.

„Aber so wie er dich gestern Abend angestarrt hat. Das war einfach nur bezaubernd. Der Junge hat ein Auge auf die geworfen.“

„Bist du sicher?“, zaghaft blickte Marinette zu Sophie, welche ihr aufmunternd zunickte.

„Ich kenne ihn schon seit einer geraumen Weile. Du kannst mir vertrauen.“ Sie machte eine kurze Pause.

„Wenn ihr nicht zusammen kommt, kriegst du Ärger mit mir!“, raunte die Brünette ihrer Kameradin spielerisch zu, ehe sie sich wieder dem Frühstück zuwandte.

 

-

 

Einige Stunden später sass Marinette mitsamt ihrem Skizzenblock im Central Park. Sie hatte es sich auf einer Parkbank beim See bequem gemacht und genoss die warmen Strahlen der Sommersonne. Ursprünglich hatte sie zuhause an ihren Designs arbeiten wollen. Aber die Muse war ihr heute einfach nicht hold. Also hatte sie kurzerhand ihre Tasche gepackt und hatte sich in den Park begeben. Doch war heute einfach nicht ihr Tag. Wo sie auch hinsah, immerzu musste sie an Adrien denken. Vielleicht war es ja doch eine dumme Idee gewesen, den vorhergehenden Abend mit ihm zu verbringen. Oder vielleicht nur schon die Tatsache, dass sie sich von Sophie hatte überreden und mitschleifen lassen. In der Hoffnung auch etwas andere Gedanken zu kommen, setzte sich die Schwarzhaarige ihre Kopfhörer auf. Keine Sekunde später erklang die Musik von Jagged Stone aus den Kopfhörern. Ganz auf die Musik konzentriert liess Marinette ihren Blick durch die Parkanlage schweifen. Doch war es nun nicht mehr Adrien, welcher sie ablenkte. Nein. Es war Cat Noir, der durch ihre Gedanken streifte.

 

„Marinette? Du hier?“, es war Adrien, welcher gerade bei der Bank vorbei schlenderte und seine Kameradin entdeckt hatte.

„Adrien? Ich dachte du arbeitest heute?“, verwundert blickte sie ihn an, zog die Kopfhörer aus.

„Es ist kurz nach Fünf. Ich hab seit ein paar Minuten Feierabend.“ Sein Blick fiel auf das unberührte Skizzenbuch auf Marinettes Schoss. Ungefragt setzte er sich neben die Halbasiatin, welche ein wenig verloren aussah.

„Kommst du voran mit deinen Projekten?“

„Leider nicht. Heute ist irgendwie der Wurm drin.“, gab sie missmutig von sich, während sie den Blick auf den See lenkte.

„Darf ich mal reinsehen?“, ohne gross nachzudenken händigte Marinette ihm das Buch aus. Neugierig öffnete Adrien den Skizzenblock, wo ihm einige sehr gelungene Designs entgegen schlugen. Aufmerksam beobachtete sie, wie Adrien das Skizzenbuch Seite für Seite durchblätterte. Einige der Skizzen betrachtete er länger, andere wiederum kürzer.

„Die Skizzen sind doch gelungen. Ich fand schon immer, dass du sehr begabt bist.“

 „Schon aber…irgendwie fehlt das gewisse Etwas und ich komme nicht weiter.“, meinte sie missmutig. Adrien gab ihr das Buch zurück.

„Lass dich davon nicht unterkriegen. Vielleicht brauchst du einfach mal eine Pause. Oder einen anderen Blickwinkel.“, versuchte er sie auf andere Gedanken zu bringen. Automatisch dachte Marinette an die Zeit, als sie noch Ladybug war. Als sie über die Dächer Paris sprang und die französische Hauptstadt beschützte. Aber auch an das Nachtpanorama New Yorks vom Vorabend, welches in ihrer Erinnerung heller denn je erstrahlte und sie beflügelte. Sie schnappte sich den Bleistift, öffnete das Skizzenbuch auf einer leeren Seite und war Sekunden später wieder ins Zeichnen vertieft. Adrien lächelte. Das war die Marinette, die er kannte. Sie hatte wirklich andauernd irgendeine neue Idee. Das bewunderte er an ihr.

„Ich wollte eigentlich noch etwas für mein Referat machen. Ich gehe dann mal wieder.“, meinte Adrien nach einer Weile, als er Marinette beim Zeichnen beobachtete.

„Du kannst ruhig hier bleiben.“

„Stört dich das denn nicht?“, sie schüttelte den Kopf.

„Überhaupt nicht.“

„Sag mal…Wollen wir zusammen in einem Café etwas trinken gehen?“ Marinette nickte erfreut. Sie packte den Block und das Bleistift weg.  

„Willst du das nicht zuerst noch fertig machen?“, er deutete auf den Skizzenblock, welchen sie soeben wegräumte.

„Nein. Das ist schon ok. Das soll mir als Inspiration dienen.“, lächelte sie.

„Was schleppst du eigentlich mit dir rum?“, der Blick der Schwarzhaarigen wanderte auf die dick gepackte Tasche von Adrien.

„Nur meinen Laptop und ein Schulbuch. Das Wissenschaftsreferat gibt mir einiges an Arbeit, da bin ich froh wenn ich auch mal ausser Haus daran arbeiten kann.“

„Irgendwie fällt es mir immer noch schwer zu glauben, dass du Wissenschaft studierst.“

„Es ist hundert Mal besser als alles, was mein Vater mir aufzwingen wollte. Die ganzen Fotoshootings sind mir mit der Zeit ziemlich auf die Nerven gegangen. Also bin ich ziemlich zufrieden damit, diese Richtung eingeschlagen zu haben.“, wusste Adrien zu berichten, was ihm die Halbasiatin bei seinem Lächeln sofort abkaufte.

„Hier in der Nähe hat es ein französisches Café. Ich wollte sowieso dorthin. Ich lad dich ein.“, meinte der Blonde zuversichtlich, als er sich erhob. Warum eigentlich nicht, schoss es Marinette durch den Kopf. Der Gedanke gemütlich mit Adrien in einem Café zu sitzen hatte schon was Besonderes an sich. Denn in Paris waren sie jeweils nur mit Alya und Nino im Viererteam unterwegs gewesen. Sie erhob sich und schlenderte gemütlich neben dem Grünäugigen her. Sie hatte bereits am Vorabend bemerkt, dass er lockerer war als früher. Sicherlich war er noch der gleiche, aber trotzdem wirkte er nicht mehr ganz so verkrampft. Diese eine Tatsache liess Marinette den Blonden einige Sekunden länger anschauen, als sie eigentlich wollte.

„Stimmt was nicht?“, Adrien bemerkte, dass sie ihn unermüdlich zu beobachtete. „Hab ich was in den Haaren, oder…“, er wollte weiterfahren, doch war von Marinette nur ein herzhaftes Kichern zu hören. Ohne es zu wollen lief der Blonde leicht rot an. Er mochte ihr Lachen. Nicht nur das. Er genoss es, das sie da war. Dass er sie endlich wieder sehen durfte. Nach so vielen Jahren.

„Nein. Entschuldige. Mir ist nur gerade durch den Kopf, dass du anders wirkst als früher.“, erklärte sie ihren Gedankengang.

„Anders als früher? Muss ich das jetzt negativ auffassen?“, seine linke Augenbraue wanderte nach oben. Die Halbasiatin schüttelte den Kopf.

„Überhaupt nicht. Es ist mir einfach aufgefallen. Aber es gefällt mir. Ich finde es sogar ganz gut, dass du nicht mehr so angespannt bist wie früher.“, der Blonde blieb für einen Moment stehen.

„Ich und angespannt?“, erstaunt blickte er die Halbasiatin an. Der war gut. Er war nur froh, dass sie nichts über sein Leben als Cat Noir wusste. Ansonsten hätte sie ihn wahrscheinlich schon längst links liegen lassen.

„Naja, bei deinem Vater, welcher immer den perfekten Vorzeigesohn haben wollte, ist das ja auch kein Wunder.“, ein schelmisches Lachen trat in ihre Augen. Adrien wusste sofort worauf sie hinaus wollte.

„So ist das also. Wie darf ich denn die Tatsache verstehen, dass du in meiner Gegenwart früher andauernd gestottert hast?“, der Schalk in den Augen des Blonden war unübersehbar. Aber nicht für Marinette. Welche wieder in ihre alten Muster zurück fiel.

„Das…nein…Ich…Wann bitte soll ich denn gestottert haben?“, gab sie krebsrot von sich und wandte ihren Blick peinlich berührt von ihm ab. Sie hatte es schon wieder getan. Konnte sie es denn nicht einmal sein lassen?

„Erwischt! Gerade eben!“, grinste der Blonde, weil er sie erneut bei ihren alten Gewohnheiten erwischt hatte. Dabei hatte sie am Vorabend ernsthaft gedacht, dass sie das endlich überwunden hatte. Anscheinend war dem doch nicht so, wie sie gerade wieder feststellten musste.

„Das muss dir doch nicht peinlich sein.“, sie blickte zu Adrien, welcher wie immer ein fröhliches Lächeln auf den Lippen hatte.

„Ich fand das damals immer ein wenig merkwürdig an dir…aber irgendwie auch ziemlich niedlich.“ Marinette hatte das Gefühl, ihr Kopf würde explodieren. Adrien fand sie, den damaligen Tollpatsch der ganzen Klasse, niedlich? Mit hochrotem Kopf starrte sie auf den See und achtete darauf, bloss nicht Adrien anzuschauen. Sie wollte nicht, dass er ihr rotes Gesicht sah. Der Blonde konnte sich denken, weshalb sie sich abwandte. Kannte er sie doch schon einige Jahre und wusste, dass ihr Kopf gerade einer Tomate gleichen musste. Aber gerade diese Schüchternheit gefiel ihm.

„Der See wird dein rotes Gesicht nicht gerade besser machen.“, hänselte er sie absichtlich, womit er ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich zog. Die Schwarzhaarige blickte ihn wütend an, wobei sie einen Schmollmund zog und keine Minute später im Stechschritt in die entgegengesetzte Richtung voranging.

„Hey, du weisst doch gar nicht, wo wir hin müssen!“ Doch Marinette lief stur einfach gerade aus.

„So warte doch!“, eilte Adrien ihr hinterher. Nicht damit sie sich verlief und holte sie schliesslich ein. Er stellte sich direkt vor sie.

„Das war nicht so gemeint, Mari!“, versuchte er sie zu beschwichtigen, doch sie war immer noch sauer wegen seiner vorhergehenden Bemerkung. Statt etwas zu sagen, wandte sie sich stur ab und stapfte weiter den Gehweg entlang. Adrien folgte ihr mit einigem Abstand.

„Könntest du bitte aufhören mir nachzulaufen?“, gab sie nach einigen Minuten von sich. Ihr Ärger war noch nicht ganz verraucht.    

„Soweit ich weiss, wollte ich dich auf einen Café einladen.“, meinte der Blonde. Die Hände locker in seinen Hosentaschen vergraben, ein entschuldigendes Lächeln auf den Lippen, sah er sie bittend an. Aufgrund ihrer Empörung über seinen Scherz hatte sie das komplett vergessen. Sogleich war der Grund ihrer Aufregung vergessen. Adrien schritt auf sie zu, bis er direkt vor ihr stand.

„Entschuldige. Ich wollte nicht so aufbrausend sein.“, meinte sie leise. Schliesslich hatte er sie um Vergebung gebeten. Ihm war bewusst, dass er sich einen ziemlich dummen Spruch mit ihr erlaubt hatte. Also war ihr Empören darüber mehr als gerechtfertigt. Marinette blickte zu Adrien hinauf, auf dessen Lippen wiederum ein selbstzufriedenes Grinsen klebte. Fragend zog sie eine Augenbraue nach oben.

„Ich sage es nur ungern, aber irgendwie gefällt mir deine aufbrausende Art.“, diese Worte liessen die Halbasiatin wiederum knallrot anlaufen. Sofort blickte sie auf den Boden.

„Lass uns weitergehen.“, meinte sie, rot wie noch eben, und wollte den Weg zum Café fortsetzten. Adrien packte sie sanft am Handgelenk.

„Dir ist schon klar, dass wir in die andere Richtung müssen?“, deutete er mit dem Daumen in die Richtung, aus der sie eben gekommen waren. Marinette, welche erst jetzt realisierte, dass sie den komplett falschen Weg eingeschlagen hatte, liess ihren Blick zu Boden sinken. Sie war vorhin so wütend gewesen, dass sie seine Worte ignoriert hatte. Adrien bemerkte ihren niedergeschlagenen Blick sogleich.

„Ist alles in Ordnung?“, flüsterte er, machte einen Schritt auf die Schwarzhaarige zu. Ihr Handgelenk liess er dabei nicht los. Marinette nickte.

„Ja. Tut mir leid, dass ich vorhin nicht auf dich gehört habe. Du kennst dich hier besser aus als ich. Entschuldige bitte.“

„Schon in Ordnung. Im Endeffekt hab ich mir das selbst zuzuschreiben.“, grinste er sie zufrieden an.

„Hätte ich dich nicht geärgert, wären wir schon längstens auf dem Weg ins Café.“, meinte er schliesslich. Ein Lächeln schlich sich auf Marinettes Lippen. Sie fragte sich, weshalb sie sich von ihm hatte ärgern lassen. Dabei war es früher immer Cat Noir gewesen, ab dessen Sprüchen sie sich genervt hatte. Dass es nun teilweise Adrien war, kam ihr reichlich komisch vor.

„Wollen wir weiter oder sollen wir hier Wurzeln schlagen?“, fragend blickte er die Schwarzhaarige an. Denn er selbst hatte keine Lust dazu, noch länger mitten im Park herumzustehen. „Lass uns gehen.“, stimmte sie ihm zu.

„Na dann.“, grinste er und zog Marinette sanft hinter sich her.

 

Einige Zeit darauf öffnete Adrien ihr, Gentlemen wie er war, die Tür zu einem kleinen Café, am anderen Ende des Parks. Eine kleine Glocke erklang über dem Haupt der Halbasiatin. Neugierig trat Marinette durch die Glastür in die Gaststube ein. Ein kleiner Gastraum erstreckte sich vor ihr. Die Tische waren gut belegt. Marinette erblickte im Eingangsbereich eine Theke mit frisch gebackenen Torten, Brötchen und diverser anderer Leckereien. Adrien steuerte gezielt einen Tisch an der Fensterfront an. Marinette folgte ihm. Sie bestellten ihre Kaffees, als Marinette wenige Sekunden später wieder ihren Skizzenblock auspackte und weiter zeichnete.

„Was bist du da eigentlich am Kritzeln?“, neugierig blickte Adrien zu Marinette, als Minuten später die Getränke serviert wurden. Adrien hatte in der Zwischenzeit seinen Laptop ausgepackt und ihn an der Ladestation angeschlossen, als sein Blick auf Marinette fiel, die immer noch mit Zeichnen beschäftigt war. Er hatte sie schon damals beim Derbywettbewerb für ihre Entwürfe bewundert. Auch wenn er es zu Beginn fälschlicherweise für Alyas Skizzenbuch gehalten hatte. Ein Missverständnis, welches die Dunkelhäutige sofort aufgeklärt hatte. Adrien wollte wissen, von was für einer Inspiration sie vorhin gesprochen hatte.

„Du meintest doch vorhin, dass das deiner Inspiration dienen soll.“

„Ja. Deswegen muss es perfekt sein.“ Prüfend hielt Marinette das Skizzenbuch eine Armlänge von sich entfernt, ehe sie, zufrieden lächelnd, nickte.

„Darf ich mal sehen?“, Adrien war neugierig, von was für einer Inspiration Marinette gesprochen hatte. Die Halbasiatin reichte ihm das Buch mit der geöffneten Seite. Was er dort erblickte, verschlug ihm beinahe die Sprache. Die Schwarzhaarige hatte das Panorama New Yorks im Nachthimmel gezeichnet. Obwohl sie es nur einmal gesehen hatte, so hatte sie es perfekt abgebildet. Doch erblickte er auch etwas, was definitiv nicht nach New York gehörte. Denn es war Ladybug, welche sich auf das Dach des Empire State Building geschwungen hatte. Jedoch ohne ihren Partner. Was ihn leicht betrübte.

„Wie kommst du denn auf diese Idee?“, mit neugierigem Blick beobachtete er die Reaktion der Schwarzhaarigen, als er ihr das Buch zurück reichte. Diese wurde prompt ein wenig rot.

„Du meintest vorhin, dass ich einen neuen Blickwinkel brauche. Da ist mir spontan Ladybug in den Sinn gekommen. Ich habe mich gefragt, was für einen Ausblick sie von den Dächern der Stadt haben muss.“, log Marinette notgedrungen. Am liebsten hätte sie sich in diesem Augenblick selbst über die Dächer der Stadt geschwungen und dort die Aussicht genossen. So wie sie es in Paris getan hatte.

„Aber sie ist nicht hier.“

„Ja. Schon klar. Deswegen meinte ich auch, dass das Bild perfekt sein muss.“

„Wenn du willst, dass das Bild perfekt ist…hast du nicht jemanden vergessen?“, kritisch beäugte er sein Gegenüber. Marinette blickte auf die Skizze in ihrem Buch, wobei sie skeptisch eine Augenbraue nach oben zog. Sie betrachtete das Bild nochmals, doch sah sie den Fehler nicht.

„Was meinst du damit?“

„Was ist mit Cat Noir? Ich finde, wenn du schon Ladybug über New York wachen lässt, dann darf ihr Partner auf keinen Fall fehlen.“, erinnerte Adrien sie an den Partner der Superheldin. Wie Schuppen fiel es ihr von den Augen. Sie hatte es nicht gesehen. Cat Noir und sie waren so lange Partner gewesen und trotzdem war sie nicht auf die Idee gekommen, dass er auf dem Bild fehlte. Ihre Gedanken wanderten sogleich zu ihrem einstigen Partner. Sie fragte sich, wie er wohl inzwischen aussah, als sie versuchte, ihn auf dem Papier zu verewigen. Was sich als schwerer erwies, als sie dachte. Adrien bemerkte ihren angestrengten Blick sofort.

„Warum zeichnest du ihn nicht einfach auf die andere Seite des Daches? Ladybug hängt doch an der linken Seite. Da wäre es doch passend, wenn Cat Noir die andere Seite der Stadt im Auge hätte. Meinst du nicht auch?“, mit unschuldigem Blick schaute er die Schwarzhaarige an. Diese nickte nur, ehe sie Cat Noir Strich für Strich dem Bild hinzufügte. Adrien hatte Recht. Sie und Cat Noir waren nach wie vor Partner. Wenn sie die eine Seite der Stadt im Blick hatte, dann musste Cat Noir die andere Seite übernehmen. Während Marinette mit dem fertigstellen ihrer Inspiration beschäftigt war, setzte Adrien sich an das Wissenschaftsreferat. Der Blonde war so in seine Arbeit vertieft, dass er nicht bemerkte, wie Marinette ihm beim Recherchieren beobachtete. Die Schwarzhaarige lächelte, als sie den konzentrierten Blick ihres Kameraden erblickte. Wie er unermüdlich die verschiedensten Informationen aus seinem Buch zusammentrug und schliesslich auf dem Laptop zusammenfasste. Marinette blickte erneut auf das Bild, welches ihr für die Zukunft als Inspiration dienen sollte. Wieder war es ihr Partner, welcher sich in ihre Gedanken schlich. Wie es ihm wohl gehen mochte, ganz alleine in Paris? Ehe sie sich versah, hatte sie auf einer leeren Seite eine Skizze für einen schwarzen Hoodie mit Katzenohren angefertigt.

„Für den Winter ist der sicher ziemlich gemütlich.“, hörte sie Adriens Stimme, welcher aus Neugierde einen Blick über den Rand seines Laptops warf. Der Blonde lächelte.

„Das ist nur ein erster Entwurf.“, meinte die Schwarzhaarige, hochrot im Gesicht.

„Ich wusste nicht, dass du eine Vorliebe für den Superhelden von Paris hast.“, gab er erstaunt von sich und wechselte seinen Platz, damit er die Skizze genauer in Augenschein nehmen konnte. Anscheinend mochte sie Cat Noir doch mehr als sie zugab.

„Ach…das ist…kompliziert.“, brachte sie stotternd über die Lippen. Adrien zog eine Augenbraue nach oben. So hatte er die Beziehung zwischen Marinette und seinem Superhelden-Ich noch nie betrachtet.

„Warum denn das?“

„Ach…vergiss es einfach.“

„Ich würde das aber gerne wissen. Anscheinend geht er dir in den letzten Tagen des Öfteren durch den Kopf. Oder irre ich?“, mit undurchdringlichem Blick schaute Adrien Marinette in die Augen. Sie konnte ihn nicht anlügen. Adrien kannte die Wahrheit. Er hatte die Worte, welche sie am Vorabend leise geflüstert hatte, gehört. Sie wusste nicht, wie sie dem Blonden diese Frage beantworten sollte, ohne ihm etwas vorzumachen.

„Cat Noir ist… Er ist eine verdammte Nervensäge.“, gab sie schliesslich leise von sich. Adrien glaubte sich zu verhören. Marinette bezeichnete sein Alter Ego als Nervensäge? Dann hatte er wohl bei den Missionen, die sie zusammen bestritten hatten, zu dick aufgetragen.

„Du scheinst ihn aber ziemlich zu mögen, wenn du sowas entwirfst.“, meinte Adrien und deutete auf ihre Skizze. Marinette antwortete ihm nicht, sondern kritzelte weiter an ihrer Skizze.

„Entschuldige…“, murmelte sie plötzlich.

„Ich kann das hier nicht.“

„Wie meinst du das?“, perplex betrachtete Adrien die Schwarzhaarige.

„Es ist schon komisch…die letzten Monate über in Paris war alles…normal. Ich konnte arbeiten, mich auf das Studium und das Praktikum konzentrieren.“ Adrien schluckte leer. Sie betrachtete ihn als Störfaktor.

„Einfach…seit ich dich gestern Abend gesehen habe, muss ich andauernd an Cat Noir denken und ich weiss beim besten Willen nicht, warum das so ist.“ Marinette legte eine kurze Pause ein.

„Aber hier mit dir zu sitzen…das macht es im Moment nur schlimmer.“ Adrien erwiderte nichts darauf. Es war für ihn mehr als nur logisch, dass er sie an sein anderes Ich erinnerte. Selbst Alya hatte einmal im Chat geschrieben, er solle seine kindischen Witze lassen.

„Kann ich irgendetwas für dich tun?“, fragte er schliesslich. Er konnte nicht länger mitansehen, wie Marinette sich quälte. Die Schwarzhaarige schüttelte den Kopf.

„Sicher?“ Marinette rührte sich nicht. Am liebsten wäre sie davon gelaufen, nach Hause, um sich unter die nächstbeste Decke zu verkriechen. Oder zumindest so lange, wie ihr Herz sie diesen Gefühlen auszusetzen gedachte. Adrien überlegte nicht lange. Er packte seine Habseligkeiten in die Tasche, um keine Minute später an der Kasse die Getränke zu bezahlen.

„Pack deine Sachen. Ich hab eine Idee.“, Marinette nickte tonlos, ehe sie ihr Skizzenbuch in die Tasche steckte und gemeinsam mit dem Blonden das Café verliess.

 

„Hör mal…ich denke, es wäre besser, wenn ich nach Hause gehe. Ich finde es dir gegenüber nicht fair. Du nimmst dir Zeit für mich und ich bin mit meinen Gedanken nicht einmal hier.“, meinte Marinette, als die beiden eine geraume Weile nebeneinander her gingen. Sie wandelten wieder auf den Pfaden des Central Parks.

„Das macht mir nichts aus.“ Fragend blickte Marinette zu Adrien.

„Ich mag es, mit dir Zeit zu verbringen. Ganz egal ob du gedanklich hier bist oder nicht. Ich möchte die Zeit, die ich mit dir habe, nutzen. Was ich damals in Paris nicht getan habe.“

„Du hattest damals ja auch anderes im Kopf.“, schüchtern strich die Halbasiatin sich eine Haarsträhne hinter die Ohren. Sie konnte sich vorstellen, dass er mit dem Umzug mehr als genug zu tun hatte um sich überhaupt um eine Beziehung zu kümmern. Im Nachhinein hatte sie sich gewundert, dass er es irgendwie geschafft hatte, andauernd Zeit für seine Freunde zu finden. Egal wann sie sich getroffen hatten. Nach dem grossen Kampf war Adrien immer dabei gewesen und trotzdem hatte er niemandem von seinem Umzug erzählt. Bis zu seinem letzten Schultag.

„Ja. Aber das ist keine Entschuldigung.“, Marinette nickte. Da hatte er nicht Unrecht. Adrien blieb stehen, blickte zu dem See, an dem sie gerade vorbei kamen. Marinette drehte sich zu ihm. Sie war ihm einige Schritte voraus und konnte sehen, wie sehr er in seine Gedanken versunken war.

„Was war das für eine Idee?“, holte sie ihn unerwartet wieder in die Gegenwart. Adrien blinzelte kurz, als er Marinette neben sich erblickte, die ihn fragend anblickte.

„Das vorhin. Von was für einer Idee hast du da gesprochen?“

„Naja. Im Nachhinein denke ich, dass die Freiheitsstatue von Fern bei Nacht wohl nicht ganz so beeindruckend ist.“, meinte der Blonde lächelnd.

„Wenn du das von gestern Abend übertrumpfen willst, musst du schon was Besseres auffahren.“

„Stimmt.“, Der Blonde setzte sich in das Gras und streckte ihr seine Hand entgegen. Verdutzt blickte sie zu Adrien hinunter, der sie bittend ansah.

„Na komm schon. Oder hast du Angst davor im Gras zu sitzen?“ Schon wieder. Genau diese Sprüche waren es, die sie an ihren Partner erinnerten.

„Wie kommst du denn darauf?“, gab sie spitz von sich und platzierte sich neben ihm. Einige Minuten blieb es still.

„Schade, dass die Tage schon wieder kürzer geworden sind.“, meinte Marinette nach einer Weile, als sich der Himmel aufgrund des Sonnenuntergangs in verschiedenen Farben schmückte.

„Wenn du willst, können wir einfach nur hier sitzen und uns den Sternenhimmel ansehen.“

„Ich enttäusche dich nur ungern…aber wir sind inmitten in einer Stadt. Hier wird es wohl kaum möglich sein, denn …“, Marinette verstummte, als Adrien einen Arm um sie legte.

„Ich dachte, wir sind uns einig gewesen, dass ich mich hier besser auskenne.“ Die Halbasiatin nickte kurz. „Ist dir bekannt, dass der Central Park bei den Bewohnern und Touristen auch so beliebt ist, weil man hier den Sternenhimmel in aller Ruhe beobachten kann?“

„Nein. Das war mir nicht bekannt.“ Sie legte eine kurze Pause ein.

„Ich habe vor der Abreise noch versucht, so viel wie möglich über New York zu recherchieren. Aber ich glaube, das mit dem Nachthimmel, habe ich wirklich verpasst. Wahrscheinlich nicht nur das.“, meinte sie lächelnd.

„New York ist ziemlich gross. Da kannst du nicht alles innert kürzester Zeit recherchieren. Wenn, dann musst du dir die Stadt schon richtig ansehen.“

„Dann willst du für ein armes, französisches Mädchen wie mich den Fremdenführer spielen?“, mit unschuldigen Engelsaugen blickte sie ihn an.

„Also das mit dem armen, französischen Mädchen hast du jetzt ins Spiel gebracht.“, feixte er.

„Aber für euch, Mylady, spiele ich liebend gerne den Touristenführer.“, flüsterte er nahe an ihrem Ohr. Dieser Satz entlockte Marinette ein Kichern.

„Wie kommt es, dass du zu solch einem unverbesserlichen Charmeur geworden bist?“, brachte sie, leicht rot im Gesicht, einen kleinen Abstand zwischen sich und den Blonden. Ein freches Grinsen wanderte über Adriens Lippen.

„Vielleicht gibt es ja eine Seite an mir, die du nicht kennst.“

„Gut möglich. Aber da bist du nicht der einzige.“, verwegen drehte sich Marinette zu Adrien.  

„Dann gibt es nicht nur eine schüchterne Version von dir? Und ich dachte schon, ich bekomme die mutige Marinette nicht mehr zu Gesicht nach der Schulsprecherwahl.“

„Wenn du mich fragst, ist das eindeutig ein Beweis dafür, dass wir uns nicht gut genug kennen.“

„Was hältst du davon, wenn wir das nachholen?“

„Die Idee gefällt mir.“, flüsterte sie mit geschlossenen Augen lehnte sich gegen seine Brust. Adrien wurde leicht rot. Damit hatte er nicht gerechnet. Noch bevor er darüber nachdenken konnte, löste Marinette sich von ihm.

„Entschuldige bitte.“, schüchtern wandte sich die Schwarzhaarige ab. Perplex blickte Adrien zu der angehenden Designerin.

„Ich dachte, es wäre dir unangenehm, weil du nicht reagiert hast.“, erklärte sie ihr tun.

„Nein. Überhaupt nicht.“, er überlegte, wie er das wieder geradebiegen konnte.

„Komm her.“, seine ansonsten feste Stimme glich einem bittenden Flüstern. Er hatte seine Hand nach ihr ausgestreckt. Unsicher rutschte Marinette ein Stück näher zu dem Studenten, welcher erneut einen Arm um sie legte. Zaghaft lehnte sie sich an den Blonden, welcher sie noch ein wenig näher zu sich hinzog.

„Du hast mich vorhin in dem Café gefragt, ob du etwas für mich tun kannst.“ Adrien wusste sofort, was sie meinte.

„Ich möchte einfach gerne mit dir Zusammen die Sterne ansehen und dabei in deinen Armen liegen.“, ein schüchternes Lächeln zierte die Lippen der Schwarzhaarigen. Ohne gross nachzudenken erfüllte Adrien die Bitte der angehenden Designerin.

„Liebend gerne.“, flüsterte er ihr ins Ohr, ehe sich die Blicke der Verliebten dem sternenerfüllten Nachthimmel New Yorks widmeten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Nami88
2017-09-21T14:18:34+00:00 21.09.2017 16:18
Sophie ist ja genau so neugierig wie Alya und will alles wissen xD wenn Alya dann noch erfährt, dass Mari auf Adrien traf und beide sich öfters getroffen haben, dann ist ein Verhör fällig 😂
Und bei Mari kommt wieder der schüchterne Teenager hervor, den sie sich nicht ganz überwunden hatte bei ihrem Schwarm 😊
Aber Adrien scheint auch Interesse zu haben, wie Sophie es sagte, das er sie die ganze Zeit über beobachtet hatte und ab und zu wurde er immerhin auch rot, auch wenn es bei Mari deutlicher zu sehen war xD
Mal sehen wie es mit beiden weiter geht ^-^
Und was die anderen Mädels sagen, wenn sie die zwei zusammen sehen 😉


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