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Nur mit dir, für dich

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Der neue Dienst

Ein Tag eher als erforderlich kam Oscar in die Kaserne, um zu sehen, ob ihr André es geschafft hatte, der Söldnertruppe beizutreten. Der zugeteilte Adjutant Dagous war überrascht über ihr vorzeitiges Erscheinen, aber begrüßte sie ordnungsgemäß, trotzdem höflich. Auf ihren Wunsch, sie möchte mit den Quartieren der Soldaten beginnen, reagierte er vorerst verwundert. Dann aber geleitete er sie dorthin. Die Söldner waren allesamt chaotische Burschen und schafften es nicht einmal ihre Uniformen ordentlich anzuziehen, als der neue Kommandant eintrat. Bei manchen waren die dunkelblaue Uniformjacken falsch angezogen oder nicht zugeknöpft. Wenigstens aber standen sie alle in Reihe und salutierten vor ihr.

 

Oscar stellte sich ihnen laut vor und schielte in alle Richtungen. Sie war gereizt und missgelaunt, trotz sie sich in Disziplin und Beherrschtheit übte. Wo war nun André?! Die Soldaten sahen in ihren Uniformen fast alle gleich aus! Ah, da war er! In der hintersten Reihe! Oscar fühlte sich sogleich besser.

 

André sah sie unverwandt an, als kenne er sie nicht. In seinen grünen Augen jedoch, entdeckte sie einen freudigen Glanz. In ihrem herrischen Tonfall wandte sie sich wieder an den Adjutanten Dagout: „Die Neulinge, die höchstens vor zwei Tagen hier beigetreten sind, sollen sich unverzüglich bei mir im Offizierszimmer melden! Ich muss sie auf ihre Fähigkeiten prüfen!“

 

„Jawohl!“ Leutnant Dagout salutierte und Oscar marschierte hinaus. „Derjenige, der seit vorgestern hier neu ist, sofort vortreten!“, befahl er in die Runde und aus der hintersten Reihe schob sich nur ein einziger Mann hervor. „Du hast den neuen Befehlshaber gehört!“, meinte er zum Anschluss und ging ihm voraus.

 

André ging ihm gefasst nach und dachte dabei an Oscar. Sie hatte aufgebracht gewirkt. Also hatte ihr etwas nicht gepasst. Aber was genau? Das würde er gleich erfahren. Abgesehen von ihrer miesen Laune, hatte sie in ihrer neuen Uniform gut ausgesehen. Ganz in blau. Das machte sie noch schlanker und anziehender.

 

André erreichte ihr Offizierszimmer und der Leutnant Dagout meldete ihn dem neuen Befehlshaber. Auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin, ließ er André mit ihr alleine. Oscar stand am Fenster, die Hände hinter sich gefaltet und starrte auf den Hof hinaus. Sie sah weiterhin verärgert aus. Bedächtig kam André auf sie zu. „Was ist passiert, Oscar?“

 

„Es hat nicht geklappt...“, murmelte sie in das Fenster.

 

„Was genau?“, hackte er geduldig nach und blieb direkt hinter ihr stehen, so das ihre Schulterblätter seinen Brustkorb berührten. Das erzeugte einen wohligen Schauer bei allen beiden. André fasste sie sachte bei den Armen. „Oscar, was hat denn nun nicht geklappt?“

 

„Ein Kind“, hauchte sie kaum hörbar: „Ich habe mein Monatsfluss bekommen...“

 

Das war das also, was sie beschäftigte! Die Sache mit dem Kind war ihr also wirklich ernst! „Es wird schon...“, meinte er, um sie zu beruhigen und drehte sie zu sich um. „Wir versuchen es beim nächsten Mal...“

 

Das schien Oscar zu überzeugen und ihre Mundwinkel zogen sich leicht nach oben. „Ja, André, das werden wir bei der nächsten Gelegenheit wieder versuchen. Aber jetzt solltest du besser zu deinen Kameraden zurückkehren. Und ich komme morgen wieder.“

 

 

 

 

 

Auf seinem Quartier wurde André Zeuge einer abfälligen Diskussion über den neuen Befehlshaber. Von irgendwoher fanden die Söldner heraus, dass es dabei um eine Frau handelte und dass sie dem königlichen Garderegiment angehört hatte. Sofort erklangen empörte Proteste und Abneigungen gegen sie. André hielt sich raus und überlegte, wie er Oscar am besten schützen könnte.

 

Mitten in der Nacht weckte ihn Alain zum Wachwechsel. Sie patrouillierten auf der hohen Mauerwehr der Kaserne und nach ein paar Runden erlaubten sie sich eine kurze Pause. „Oh, man! Heute ist wohl nicht dein Tag.“ Alain stellte sein Gewehr neben sich und setzte sich auf den Boden.

 

André blieb vor ihm im Stehen und täuschte eine fragliche Miene. „Wieso?“

 

„Ich meine damit, du kommst hier ganz neu an und wirst von dem neuen Befehlshaber angefahren. Die ist doch reinste Furie! Was wollte sie überhaupt von dir?“

 

„Nichts Besonderes...“ André hob und senkte beiläufig mit seinen Schultern. „Sie hat mich nur ausgefragt, wie gut ich kämpfen kann, ob ich im Umgang mit Schusswaffen geübt bin und ob ich das Fechten auch beherrschen kann.“

 

„Nun gut.“ Alain stand auf und griff nach seinem Gewehr. „Sie hätte lieber in ihrem königlichen Garderegiment bleiben sollen. Es gibt hier nämlich genug Männer, die aristokratischen Frauen mehr hassen als ich.“

 

André wurde in dem Moment noch klarer, dass Oscar sich auf ein gefährliches Terrain einließ. Er schwor sich insgeheim, noch mehr auf sie achtzugeben.

 

 

 

 

 

Oscar dagegen machte sich nichts daraus. Sie nahm das widerspenstige Verhalten der Söldner als Herausforderung an. Und sie mochte es, sich den Herausforderungen zu stellen. Noch am ersten Tag ihres neuen Dienstes zeigte sie der Söldnertruppe, dass sie aus einem härteren Holz geschnitzt war. Weil die Soldaten sich weigerten zum Appell anzutreten und ihr deutlich unter der Nase rieben, dass sie sich keineswegs von einer adligen Frau befehligen lassen würden, schlug Oscar ihnen einen Duell vor. Ob Degen oder Pistole, war ihr gleich. Ein breitschultriger Mann mit einer grässlichen Narbe im Gesicht meldete sich in Bereitschaft dazu und stellte sich ihr. Er hatte den Degen gewählt und das Duell begann unter einer Bedingung: Wenn Oscar gewinnen würde, dann würde die Inspizierung stattfinden und wenn er gewinnt, würde sie als Befehlshaber wegtreten. Dieses Angebot klang überaus vernünftig und spornte den Söldner noch mehr an. Aber er verlor trotzdem gegen sie. Sie war einfach zu flink und zu wendig für ihn.

 

Dass Oscar gewonnen hatte, milderte dennoch die Abneigung der Söldner gegen sie keineswegs. Das rührte Oscar selbst allerdings nicht im Mindesten. Sie brachte sogar Verständnis dafür auf. Die Soldaten traten zum Appell an, der erste Tag ging zuneige und Oscar kam einigermaßen zufrieden nachhause.

 

Es war eigenartig und ungewöhnlich, André nicht an ihrer Seite zu wissen, aber damit musste sie sich arrangieren. Sophie empfing sie und meldete ihr sogleich Besuch. Oscar ging in den Gemeinschaftssalon im unteren Stockwerk und war überrascht Graf de Girodel, der jetzt das Kommando in der königlichen Garde führte, zu sehen. „Was denn, Ihr seid der Besuch?“ Sie wollte nach Sophie rufen, damit sie Wein brachte, aber Victor lehnte nur freundlich ab: „Das ist nicht nötig, Lady Oscar. Ich war nur froh, Euch zu sehen.“ Er verneigte sich knapp und verabschiedete sich.

 

Oscar starrte ihm verdattert nach. „Was wollte er denn hier?“, fragte sie beiläufig die angelaufene Sophie.

 

Diese senkte ihr Haupt und faltete ihre schrumpligen Hände vor sich. „Graf de Girodel war heute bei Eurem Vater. Er hat um Eure Hand angehalten und Euer Vater hat dem Antrag zugestimmt.“ Sie schielte flüchtig zu Oscar, um ihre Reaktion zu sehen. Die alte Dame wusste, dass es ihren Schützling hart treffen würde, aber sie konnte ihr genau so wenig die Wahrheit vorenthalten.

 

Oscar fühlte sich, als hätte man sie von der Klippe gestoßen und sie in einer endlosen Tiefe fiel. Nein, Sophie musste sich verhört haben! Sie würde niemanden außer André heiraten! Sie hatte sich doch schon mit ihm verlobt!

 

Auf ihrem Zimmer dachte Oscar darüber nach. Es ging ihr nicht mehr aus dem Kopf und stach ihr wie ein kleiner Messerstich, der nicht tödlich aber schmerzlich war. Sie musste diese Sache unbedingt regeln und mit ihrem Vater sprechen! Leider war er schon außer Haus. Also würde sie ihn ein anderes Mal abpassen müssen! Und André sollte nichts davon erfahren! Es würde ihm das Herz brechen, trotz er sich ihrer Liebe sicher war. Diesbezüglich war er sehr empfindsam und daher war es besser, wenn sie das selbst regeln würde!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  MilchMaedchen
2016-12-22T21:47:23+00:00 22.12.2016 22:47
Oh man, jetzt kann ich Oscars miese Laune bei der Szene auch endlich nachvollziehen. Wenn sie so drauf ist wie ich in dieser gewissen Zeit, dann sind die Söldner echt noch gut weg gekommen.

Aber schade, dass es nicht geklappt hat mit dem Baby, dann wäre Girodels Antrag schneller kein Thema mehr, als im Anime. Mal schauen, wie es weiter geht.
Antwort von:  Saph_ira
23.12.2016 16:37
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar. :-)
Mal schauen, was sich mit dem Kind und dem Antrag von Girodel machen lässt, aber da es kein Drama ist, wird schon irgendwie und irgendwann gut gehen. :-)
Von:  Tina86
2016-12-22T17:36:21+00:00 22.12.2016 18:36
Du machst es richtig spannend. Bin neugierig wie Oscar aus der Situation mit dem Antrag rauskommt. Hoffe das es mit Oscars Kinderwunsch bald klappt.
Lg Tina86
Antwort von:  Saph_ira
23.12.2016 16:35
Irgendwann wird es schon mit dem Kinderwunsch klappen und mit dem Antrag mal schauen, was daraus wird. ;-)
Dankeschön für deinen Kommentar. :-)
Liebe Grüße,
Ira


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