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Nur mit dir, für dich

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Mit diesem Kapitel wünsche ich euch schon mal fröhliche Weihnachten, frohes Fest und besinnliche Weihnachtszeit. :-*

Liebe Grüße,
Saph_ira Komplett anzeigen

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Glückgehabt

In der Kaserne herrschte weiterhin Missgunst und Abneigung gegenüber Oscar. Das hatten die Männer ihr deutlich zu Verstehen gegeben als sie ihnen eines Abends auf Patrouille befahl, etwas über eine feige Ermordung an einem Marquise herauszufinden. „Es ist die Aufgabe der Polizei“, sagte einer und die anderen stimmten ihm zu.

 

„Wenn Ihr wollt, könnt Ihr Euch selbst dorthin aufmachen, aber wir bleiben hier“, fügte der Bärenmann mit der grässlichen Narbe im Gesicht hinzu.

 

Oscar blieb nichts anderes übrig, als in die Kaserne zurückzukehren und dort lieber einige Dokumente zu überprüfen. Sie hatte wieder einmal die Nacht nicht geschlafen und da am nächsten Tag dienstfrei war, ritt sie beim Morgengrauen nachhause. Ohne ihren André. Sie wollte nicht, dass er ihretwegen unter seinen Kameraden in Verruf geriet. Wieder empfing sie Sophie mit einer Neuigkeit: Ihr Vater war da und wartete in seinem Arbeitszimmer auf sie. Für Oscar war das sogar sehr passend und die leichte Müdigkeit, die sie verspürte, war wie weggeblasen.

 

„Vater! Ich bitte Euch den Antrag abzulehnen!“, bat sie aufrecht, kaum dass sie den Raum betreten hatte.

 

Der General saß am Tisch und rauchte gemütlich eine Pfeife. Er lud sie mit einer Handgeste ein, ihm gegenüber Platz zu nehmen. „Setze dich hin, meine Tochter. Wir können über alles normal reden.“

 

Oscar folgte wie ihr geheißen. Auf dem Tisch stand eine Vase mit weißen Rosen. Reynier fing mit den Problemen in der Kaserne an. Oscar winkte darauf nur ab. „Das ist normal, wenn man eine neue Truppe übernimmt und es dort deswegen zu Unstimmigkeiten kommt. Aber gerade der Widerstand übt auf mich einen gewissen Reiz.“

 

Der General legte auf einmal seine Pfeife beiseite und bedeckte seine Augen mit einer Hand. „Vergib deinem Vater, Oscar... Ich hätte dich nie wie einen Knaben erziehen dürfen...“ Er sprach weiter, dass er diese Erziehung bereute und wünschte mit dieser Heirat seine Tochter glücklich zu sehen.

 

Oscar nahm derweilen eine Rose aus der Vase und zupfte die Blütenblätter sich auf die Handfläche. „Ihr habt nichts Falsches getan, Vater“, offenbarte sie ihm gelassen: „Nicht einen Hauch des Vorwurfes trage ich Euch gegenüber in mir. Mit Eurer Erziehung habt Ihr mir das Beste gegeben. Aber trotzdem habe ich mich schon immer wie eine Frau gefühlt. Und sogar die leidenschaftliche Liebe zu einem Mann habe ich schon...“ An dieser Stelle zuckten ihre Mundwinkel und sie pustete die Blütenblätter von ihrer Handfläche.

 

Reynier schoss entsetzt in die Höhe. „Ich würde dazu sagen, es ist nicht wahr, du willst mich nur beruhigen. Wenn du Graf de Girodel nicht magst, werden wir dir einen anderen Gemahl aussuchen.“ Er glaubte ihr nicht!

 

Oscar behielt ihre kühle Beherrschtheit. Sie hatte ihrem Vater gerade die Wahrheit offenbart, aber dieser war anscheinend so darauf versessen, sie zu verheiraten, dass er ihr Geständnis für eine Ausrede hielt! Reynier wollte sie in einem Kleid bei einer Veranstaltung sehen, wo nur adlige Herren anwesend waren. Damit sie dort einen von ihnen als Bräutigam aussuchen konnte. Aber Oscar hatte doch schon längst die Wahl getroffen! Nur wie könnte man dies bloß ihrem Vater begreiflich machen?! Ihr würde schon etwas einfallen, ohne ihren André in Gefahr zu bringen!

 

 

 

- - -

 

 

 

Am Nachmittag bekam André eine Überraschung. Er putzte sein Gewehr, als einer seiner Kameraden zu ihm kam und einen Besuch für ihn meldete. André ging nach draußen auf den Hof und war sichtlich erstaunt, seine Großmutter zu sehen. „Wie geht es dir, mein Junge?“, sprach sie ihn beinahe mütterlich an und reichte ihm einen zugeschnürten Stoffbeutel. „Ich habe dir frische Wäsche mitgebracht. Wann hast du vor nach Hause zu kommen? Eigentlich muss ich dir böse sein, weil du der Kaserne beigetreten bist, aber Schwamm drüber.“

 

„Es geht mir gut, Großmutter.“ André nahm den Beutel an sich und lächelte freundlich. „Ich werde schon irgendwann nach Hause kommen. Ich vermisse Eure Kochkünste. Das Essen hier schmeckt abscheulich.“

 

„Das glaube ich dir gern, mein Junge.“ Sophie lachte kurz auf und wurde wieder ernst. Sie rückte ihre Brille auf dem Nasenrücken zurecht und inspizierte ihren Enkel flüchtig. Sollte sie es ihm sagen oder lieber nicht? Vielleicht würde er dabei endlich verstehen, wie aussichtslos seine heimliche Schwärmerei war?! Dann würde er davon ablassen und vernünftigerweise sich ein passendes Mädchen suchen! Sophie ahnte, dass sie ihn dadurch verletzen könnte, aber ihr Enkel musste es einfach begreifen und einsehen! Also sammelte sie ihren Mut zusammen und fasste sich ans Herz. „Ich weiß nicht, ob du davon schon gehört hast, aber es sieht danach aus, als würde unsere Lady Oscar bald heiraten.“

 

Das traf André wie ein Schlag in die Magengrube. Er bemühte sich krampfhaft unbeeindruckt zu wirken. „Was sagt Ihr da? Oscar und heiraten? Niemals!“

 

„Doch, doch, mein Junge. Ihr Vater hat auch schon zugestimmt.“, beharrte seine Großmutter aufrecht und krauste die Stirn, weil er ihr nicht glauben wollte.

 

André wollte wissen, mit wem würde Oscar denn vermählt, aber die Frage verwarf er gleich. Wenn der General dieser Heirat zugestimmt hatte, dann war der Bräutigam ihrem Stand und ihres Ranges angemessen. Ihm war so, als schwinde ihm der Boden unter seinen Füßen weg und er fiele in einen Abgrund.

 

Zu seinem Glück verabschiedete sich seine Großmutter schon kurz darauf und er konnte in seine verzweifelnden Grübeleien versinken. Er wollte es nicht glauben, aber seine Großmutter würde ihn doch nicht anlügen! Und weshalb der plötzliche Sinneswandel des Generals?! Das verstand er nicht, aber eines war ihm gewiss: Oscar würde sich ihrem Vater nicht widersetzen können und ob sie wollte oder nicht, sie würde sich fügen müssen! Und die inoffizielle Verlobung zwischen ihr und ihm, André, hatte dann auch nichts mehr zu bedeuten! Sie würde systematisch im Hintergrund aufgelöst, sobald das neue Verlöbnis stattfinden würde!

 

André schnürte sich die Kehle zu – er musste sofort mit Oscar sprechen! Überstürzt rannte er zu ihrem Offiziersbüro und stieß unterwegs mit seinen Kameraden zusammen. Vorneweg der Bärenmann mit der Narbe im Gesicht. Alle grinsten hämisch und böse. André begriff, dass sie nichts Gutes im Schilde führten, aber das war ihm egal. Er war verzweifelt und wütend.

 

„Du wirst uns ins Lagerhaus begleiten, Freundchen!“, sagte der Bärenmann grimmig und André wurde sogleich von allen Seiten grob angepackt. Im Lagerhaus hatte man ihn zusammengeschlagen und übel zugerichtet, weil die Söldner von irgendwoher herausfanden, dass er früher ihrem neuen Befehlshaber gedient hatte. Sie dachten, er sei ein Spion und das machte sie umso wütender.

 

André jedoch ließ sich das nicht gefallen und wehrte sich mit allen Kräften. Er verpasste einigen der Söldnern heftige Fausthiebe und stellte sich dabei vor, er schlüge auf den arrangierten Bräutigam von Oscar ein. Diese Vorstellung spornte ihn mehr an und mit Elan nahm er es mit allen seinen Angreifer auf. Nur aber waren sie zahlenmäßig überlegen und er alleine gegen sie. In dem Moment war es ihm aber egal. Nicht lange und sie schlugen ihn zu Boden. Triumphierend stolzierten sie allesamt hinaus und er hörte gedämpft Alains drohende Stimme. André verstand nicht alles, aber einiges erreichte schon sein Gehör. Alain war auf seiner Seite und ermahnte die Söldner, dass jeder Neuling unter seinem Schutz stand. Er ging danach in das Lagerhaus herein und hockte sich vor André. „Die haben dich ganz schön zugerichtet. Das wird schon wieder“, sagte Alain auf seine raue Art und legte ihm die Hand auf die Schulter.

 

André spürte es kaum. Alles an ihm schmerzte, aber der größte Schmerz fraß sich in sein Herz. „Oscar...“, murmelte er erstickt und in seiner Verzweiflung benommen: „...du darfst nicht heiraten ...bitte tue mir das nicht an... wir sind doch schon verlobt.“

 

„Hä?“ verblüfft starrte Alain auf ihn herab und nahm beiläufig eine Bewegung an der Türschwelle wahr. Der neue Befehlshaber stürmte herein und warf sich vor André auf die Knie. „André!“

 

Alain ging dabei ein Licht auf. „Jetzt wird mir einiges klar! Er scheint unsterblich in Euch verliebt zu sein!“

 

„Das geht Euch nichts an!“, knurrte Oscar und rüttelte André sanft an den Schultern. Dieser stöhnte und versuchte seine Gliedmaßen zu bewegen.

 

„Eine verrückte Welt, wo die Diener adlige Mannsweiber lieben...“, meinte Alain geringschätzig beim Aufstehen und ging zur Tür.

 

Oscar achtete nicht mehr auf ihn. Ihre Aufmerksamkeit galt nur ihrem Geliebten. Woher wusste er denn über die Heiratspläne ihres Vaters Bescheid?! Ach ja, seine Großmutter wollte ihn doch heute besuchen! Oscar verstand seine Verzweiflung und die hilflose Wut am besten. Sie hatte es vermasselt, ihn davor zu bewahren und Gewissensbisse plagten sie deswegen. „André, bitte, sage doch etwas!“, flehte sie ihn beinahe weinerlich. André bewegte sich. Quälend langsam stützte er auf seine Arme und versuchte sich hochzurappeln. Oscar half ihm dabei und als er aufsaß, beschaute sie besorgt sein Gesicht. An manchen Stellen waren schon rot angelaufene Anschwellungen zu sehen. „Du musst sofort zum Arzt!“

 

„Es geht schon...“, nuschelte André, ohne Oscar anzusehen: „Mach dir um mich keine Sorgen... Ich werde ohne dich schon irgendwie auskommen...“ Er log sie an! Er würde ohne sie keinen einzigen Tag überleben!

 

Oscar legte ihm ein Finger unter dem Kinn und bewegte sein Gesicht zu sich hoch. „Sieh mich an, André.“

 

Er tat es, weil ihm keine andere Wahl blieb und was er sah, zerriss ihm noch mehr das Herz. Der sanfte Blick ihren blauen Augen, die feinen Linien ihres Gesichtes und kaum merkliches Lächeln auf ihren blutroten Lippen. „Warum tust du das, Oscar?“ Ihm kamen beinahe die Tränen. „Wieso musst du heiraten?“

 

„Aber ich heirate doch gar nicht!“, beruhigte ihn Oscar zuversichtlich und sah ihm dabei direkt in die Augen. „Außer dir werde ich doch niemanden heiraten wollen! Du bist der einzige Mann in meinem Leben! Nur mit dir, für dich lebe ich doch...“

 

Wie schön und tröstend ihre Worte klangen! Wie ein wohltuender Balsam für seine Wunde oder wie eine liebliche Melodie ihres Klaviers für seine Ohren! Und dennoch heiterte das sein Gemüt nicht auf. „Aber das ist doch der Wunsch deines Vaters, Oscar. Du kannst dich ihm doch nicht widersetzen...“

 

„Mir wird schon etwas einfallen! Ich gebe mich doch nicht so leicht hin!“

 

„Du willst deinem Vater die Stirn bieten?“ André war überrascht und skeptisch.

 

Oscar entfernte ihre Finger von seinem Kinn, ihre feine Gesichtszüge verhärteten sich wieder, aber der warme Glanz in ihren Augen löste sich nicht auf. „Überlasse das bitte mir und reite lieber nach Hause. Ich stelle dich für ein paar Tage frei. Du sollst deine Wunden vom Arzt behandeln lassen und dich erholen. Um alles andere kümmere ich mich schon.“ Der bestimmender Ton in ihrer Stimme ermahnte ihn, ihr nicht zu widersprechen.

 

Ihr zu liebe und weil er ihr vertraute, gehorchte er. Nun gut, Widerwille war auch dabei, aber was soll´s. Oscar hatte ihm indirekt erneut ihre Liebe versichert und dass sie darum kämpfen würde. Aber gegen den Willen ihres eigenen Vaters? Wie wollte sie das denn anstellen? Die einzige Möglichkeit war, ihm die Wahrheit zu sagen, aber Oscar war noch nicht bereit dazu. Und dann wurde ihr Vater angeschossen! Der Täter hatte ihn mit einem anderen General verwechselt. Zum Glück verfehlte die Kugel sein Herz und die Wunde war für ihn nicht lebensbedrohlich.

 

General de Jarjayes wünschte aber seine Tochter in einem Brautkleid zu sehen, anstelle dass sie diesen Kerl nachjagte. Dem Wunsch eines Kranken konnte sich Oscar erst recht nicht entziehen.

 

André hatte sich derweilen schon erholt und stand ihr zur Seite. Auf die Anweisung ihres Vaters, sollte er sie auf diese Veranstaltung begleiten. Als der Zeitpunkt kam, entschied sich Oscar anders. Sie erschien nicht in einem Kleid, sondern in ihrer Uniform. Ihr Vater verstand somit, dass seine Tochter das Leben eines Mannes niemals aufgeben würde und akzeptierte daher ihre Entscheidung. Aus diesem Grund gab er ihrem Willen nach und ließ von den Heiratsplänen ab.



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