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Das Böse im Reich der Elfen

Viridis
von

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Ankunft in Viridis

Plötzlich standen wir mitten im Wald. Ziemlich verblüfft sahen wir uns um und dann gegenseitig an.

„Also irgendwie hab ichs mir spektakulärer vorgestellt. So mit Licht und schweben oder so.“ Maik sah mich bei diesen Worten kurz an und begann zu grinsen. „Naja zumindest wissen wir, dass wir nicht verrückt sind.“

„Ja, es scheint wirklich wahr zu sein. Und nun?“ Ich sah ihn fragend an. Als er antworten wollte, hörten wir ein knacken und jemand rief:

„Wer seid ihr? Wie seid ihr an den Wachen vorbeigekommen?“ Dabei sprang plötzlich jemand aus einem der Bäume und landete etwas entfernt von uns auf dem Boden. Mit gespannten Bogen kam er langsam näher. Dabei musterte er uns mit seinen braunen Augen genau. Der Fremde trug ein grünes Hemd, eine braune Hose und schwarze Stiefel. Darüber eine Art Lederrüstung, die einen Teil seines Oberkörpers bedeckte. Ein paar Blätter hingen in seinen kurzen schwarzen Haaren, die rausfielen, als er den Kopf leicht schief legte.

Da wir vor Schreck wie angewurzelt dastanden und nichts sagten, wiederholte er seine Fragen noch einmal.

„Also wir…äh…“ Begann ich langsam und überlegte fieberhaft, wie ich es erklären sollte. Schließlich begriff ich es ja selbst kaum. Ich wollte es gerade vorsichtig versuchen, da fing Maik gleich direkt an.

„Sind aus dem Baum da gekommen.“ Dabei zeigte er auf den großen alten Baum, der direkt hinter uns stand und ein riesiges altes Astloch zu haben scheint. Ich sah erst ihn ziemlich entsetzt an und dann vorsichtig zu dem Fremden. Er muss uns doch für verrückt halten. Doch widererwarten ließ er langsam den Bogen sinken und sah und nachdenklich an.

„Wie seid ihr aus dem Baum gekommen und von woher?“ Der Fremde hielt den Boden weiterhin gesenkt, aber noch immer gespannt.

„Wie? Keine Ahnung. Hab den Anhänger meiner Mutter rangehalten und plötzlich konnten wir durchlaufen. Und wir kommen von zuhause.“ Maik grinste und hielt den Anhänger hoch.

„Also es hat sich anscheinend ein Tor geöffnet. Wir kommen von Berlin…oder je nachdem wo wir hier sind, von der Erde.“ Fügte ich noch schnell hinzu, ehe der Fremde etwas sagen konnte.

„Ihr kamt mir Hilfe eines Amuletts in unsere Welt und kommt aus der Menschenwelt. Hm…ich habe die starke Magie des Baumes gespürt, als das Tor geöffnet wurde.“ Er betrachtet uns noch einmal ganz genau, ließ dann den Bogen locker und steckte den Pfeil in einen Köcher am Rücken. Dann legte er zwei Finger an den Mund und ein lauter langer Pfiff war zu hören. Einige Vögel flogen aufgeschreckt aus den Bäumen in alle Himmelsrichtungen. Als der Pfiff verklang wurde es kurzzeitig still, bis die Bäume um uns herum zu rascheln begannen. Nach und nach sprangen weitere Menschen aus den Bäumen um uns herum und kreisten uns ein. Die Männer trugen ähnliche Kleidung wie der Fremde vor uns. Die Hemden hatten lediglich verschiedene Grüntöne. Von einem sehr hellen Gelbgrün bis hin zu dunkleren Tönen. Einige von ihnen trugen anstatt der Lederrüstung braune Westen mit Stickereien, die an Ranken, Blumen und teilweise auch an Bäume erinnerten. Die Frauen trugen enganliegende, lange Oberteile, ebenfalls in verschiedenen Grüntönen. Um die Taille waren braune, breite Gürtel gebunden, die ebenfalls Stickereien auswiesen. Die meisten hatten braunes Haar, die Männer sehr kurz und die Frauen fest zu einem Dutt gebunden. Nur zwei weitere Personen hatten ebenfalls schwarzes Haar, wie der Fremde vor uns. Als wir komplett umkreist waren und wir somit nicht mehr fliehen konnten, lächelt der Fremde.

„Mein Name ist Darragh und ich bin einer der Beobachter. Wir schützen das Dorf und den alten Ginkgo.“ Ich sah ihn verständnislos an. Ich verstand kein Wort. Maik schien die anderen genau zu betrachten und sah danach wieder zu Darragh.

„Hallo, ich bin Maik und der hier neben mir heißt Tom. Was sind ‘n Beobachter? Ginkgo ist nen Baum oder?“ Darragh stutzte bei Maiks Worten kurz und musste daraufhin laut loslachen.

„Na, ihr seid mir ja gut. Der alte Ginkgo ist der Baum, aus dem ihr rausgekommen seid. Wir Beobachter beobachten, wie der Name schon sagt, den Wald. Ich glaube in anderen Kulturen nennt man uns Wachen. Wir wachen über das Dorf.“ Er lächelte. „Das scheint es bei euch nicht zu geben.“

Eine große, schlanke Frau mit braunem Haar und hellgrünem Oberteil und ein großer kräftiger Mann mit hellbraunem Haar und ebenfalls hellgrünem Hemd traten vor und stellten sich links und rechts neben uns. Sie sahen uns ernst, ja eher grimmig an und griffen nach unseren Oberarmen. Die Frau stand neben mir und hielt mich fest.

„Das sind Bosca und Gurgan. Sie begleiten euch nun zu eurer Unterkunft. Ich werde die Ältesten in Kenntnis setzen. Sobald sie euch sehen wollen, holen wir euch ab.“ Er lächelte und ging los. Unsere beiden Begleiter folgten ihm schweigend und zogen uns mit sich.

„Hey, wartet mal…“ Begann Maik, doch keiner reagierte. Wir liefen einige Minuten durch den Wald, bis eine große Schutzmauer aus Holz vor uns auftauchte. Genau vor uns war ein geschlossenes Tor zu sehen. Es war so hoch wie die Mauer, doch besaß es zusätzlich verschiedene Querbalken mit eingravierten Symbolen. Sie ähnelten teilweise Jagdszenen oder Tierportraits. Am Tor angekommen verließen uns die meisten unserer Begleiter wieder. Sie gingen zurück oder kletterten flink und elegant auf die nächsten Bäume. Lediglich Darragh, Bosca und Gurgan blieben bei uns. Darragh gab einen weiteren Pfiff ab, diesmal ähnelte er eher dem Laut eines Vogels. Danach wurde es für eine kurze Zeit ganz still. Ich sah mich um. Maik sah vollkommen gebannt auf das Tor und betrachtete wohl die Gravur. Um uns herum konnte ich außer der Mauer und dem Tor nur dichten Wald erkennen. Es war mitten am Tag und hie und da drängten sich dünne Sonnenstrahlen durch die Blätter. Vogelgesang war kaum zu hören. Ich sah die Frau an, sie war ein klein wenig größer als ich und starrte ebenfalls gerade aus. Ihre dunklen Lippen waren zu einem Spalt zusammengepresst und zwischen ihren Augen zeigte sich eine schmale Falte.

„Bosca…ähm…können Sie mir vielleicht sagen, wie spät es ist?“ Bosca wandte sich zu mir um und sah mich verwirrt um.

„Du hast eine merkwürdige Aussprache Kleiner. Die Sonne hat vor einiger Zeit den Zenit überschritten und wird bald verschwinden. Dann gehen die Monde auf.“ Sie drehte sich um, da genau zu der Zeit, als sie mit mir sprach das Tor geöffnet wurde. Dann ist es wahrscheinlich am späten Nachmittag, was meint die mit Monde? Gibt es hier mehrere? Wir setzten uns wieder in Bewegung. Die Innenseite des Tores enthielt ebenfalls Gravuren mit verschiedenen Bildern. Hierbei handelte es sich jedoch um Bilder von Familien, Menschen bei der Arbeit und dergleichen. Beim durchgehen fragte Maik:

„Sagt ma, warum habt ihr eigentlich diese ganzen Bilder ins Tor geritzt?“ Darragh, und dadurch auch wir anderen, blieb stehen und drehte sich um. Er sah Maik verständnislos an.

„Wie bitte? Was ist geritzt?“ Maik tippte an das Tor.

„Na diese Bilder hier.“

„Du meinst die Gravuren? Das sind Schutzsymbole und Bitten an den Waldgott. Die äußeren sollen uns vor fremden Eindringlingen schützen und eine gute Jagd versprechen. Die Inneren bieten uns und unseren Familien Schutz.“

„Oh, verstehe. Ein Waldgott also. Und? Funktioniert es?“ Maik grinste. Manchmal frage ich mich, ob er überhaupt vorher nachdenkt. Doch Darragh lachte und meinte:

„Nun bisher ist uns noch nichts Schlimmes wiederfahren. Die schwarzen Wölfe und die roten Bären blieben uns bisher fern.“ Er drehte sich wieder um und ging weiter. Bären? Wölfe? Ich drehte mich um, doch das Tor wurde bereits wieder geschlossen. Nun sah ich auch von innen, dass dies über eine Art Flaschenzug geschah. Zwei Leute betätigten Kurbeln, was einen Mechanismus in Gang setzte. Wir gingen Richtung Dorfmitte. Das Dorf schien in einen Kreis aufgebaut. Die meisten Häuser standen auf dem Boden und erinnerten mich an Blockhütten, in verschiedenen Größen. Die kleinsten davon waren gerade mal so groß wie ein normales Zimmer, die größten wie ein großes zweistöckiges Haus. Diese standen eher am Rand, nahe der Mauer. Durch ein großes Loch im Dach stiegen bei einigen, vorrangig den größeren Häusern, Rauchschwaden auf. In der Mitte stand ein großer Baum, in dessen Krone ein großes Baumhaus gemaut war. Sowohl der Baum, als auch das Haus waren reich mit verschiedenen Motiven und Verschnörkelungen verziert. Eine dicke Strickleiter führt am Stamm des Baumes nach oben. Sie ist fest im Boden verankert. Überall war reges Treiben, Frauen und Männer, die Tiere ausnahmen, Fell spannten, nähten oder Werkzeuge herstellten. Kinder liefen umher, halfen ihren Eltern oder spielten. Mir fiel auf, dass die Erwachsenen alle mindestens 2m groß sein müssten. Die meisten ähnelten unseren Begleitern. Es gab jedoch auch Frauen in langen braunen Röcken und Männer mit reich verzierten Westen. Doch langsam hielten sie inne und immer mehr von ihnen wurden auf uns aufmerksam. Die betrachteten uns und fingen an zu flüstern. Ich konnte Worte wie „merkwürdige Kleidung“, „der alte Ginkgo erstrahlte“, „vielleicht Magier“ und „Menschen“ heraushören. Maik schien das auch zu bemerken, er lauschte angestrengt und versuchte anscheinend sich einen Reim aus dem Geflüster zu machen. Wir kamen an eine der kleineren Hütten nahe dem Baumhaus an und Darragh öffnete die Tür

„So, hier ist euer Quartier. Ich werde gleich mit den Ältesten sprechen, doch ich denke sie werden euch nicht vor morgen sehen wollen.“ Wir traten ein, die Hütte enthielt zwei Holzbetten mit einfachen Decken, eine kleine Feuerstelle in der Mitte und an der Seite ein kleiner Tisch mit einer Wasserschale. Über der Feuerstelle gab es ein Loch im Dach, wodurch man den Himmel sehen konnte.

„Ruht euch aus. Bosca und Gurgan werden vor eurer Tür bleiben. Bitte bleibt in der Hütte. Die Leute sind skeptisch gegenüber Fremden. Bei Bedürfnissen oder fragen, sprecht einfach mit den beiden.“ Darragh lächelt fröhlich. „Wir hatten lange keine Menschen mehr hier.“

„Moment.“ Nun wurde s mir doch zu viel. „Was seid ihr, wenn ihr keine Menschen seid?“ Maik stand neben mir und verschränkte die Arme.

„Genau, die Leute da draußen hab’n auch so komisch geflüstert.“ Darragh sah uns nachdenklich an.

„Na, wir sind Waldläufer. Was sonst? Gibt es in eurer Welt keine?“

„Waldläufer…aber ihr seht uns ziemlich ähnlich muss ich ma sagen.“ Ich sah zuerst zu Maik und dann zu Darragh, gespannt auf dessen Antwort zu Maiks Bemerkung.

„Ihr kennt wirklich keine Waldläufer. Hm…Waldläufer stammen ursprünglich von Menschen ab, ja. Unsere Vorfahren sind vor tausenden von Sommern in den Wald gegangen. Im Laufe der Zeit haben wir uns komplett den Bedingungen des Waldes angepasst.“

„Oh, Cool.“ Maik grinst. Ich muss über Darraghs verwirrten Gesichtsausdruck lächeln. Dann verlässt er uns und wir setzten uns auf die Betten. Draußen wurde es langsam dunkel. Hin und wieder hörten wir draußen Gespräche. Anscheinend versuchten die anderen Waldläufer mal einen Blick auf uns zu werfen. Doch sie wurden immer wieder abgeblockt. Maik und ich unterhielten uns noch eine Weile über diesen Tag und das fremde Land. Zwischendurch bekamen wir mehrere Kerzen und die Feuerstelle wurde von Bosca angezündet. Nachdem es schon ein Weilchen dunkel war kam Gurgan mit zwei Schalen Suppe und etwas, das wie Brot aussah.

„Hier, Menschen, ich soll euch essen bringen.“ Er reichte sie uns und verschwand ohne ein weiteres Wort.

„Der Typ scheint uns irgendwie nich zu mögen.“ Meinte Maik und betrachtete die Suppe. Ich roch kurz dran und verzog das Gesicht.

„Naja, zum Glück hatten wir vor unserer Reise was gegessen.“ Maik bis von dem Brot ab und schien ehrlich erstaunt.

„Boah, koste mal dieses Brot hier. Ist das lecker. Hat was von Frischgebackenem mit…weiß nich…Minze oder so?“ Ich sah erst Maik und dann das Brot an. Dann biss ich ebenfalls hinein. Es war sehr weich, obwohl der Kanten etwas Anderes vermuten ließ. Der Kanten war jedoch nicht hart, sondern dünn und knusprig, wie frisch aus dem Ofen. In dem Brotteig wurden offenbar verschiedene Kräuter eingebacken, welche es frisch und saftig wirken ließen. Neben den unbekannten Geschmack konnte ich eine leichte Note Menthol oder Eukalyptus ausmachen. Es war sehr ungewohnt und doch schmeckte es richtig gut. Nun probierte ich auch vorsichtig die Suppe. Diese war lediglich eine heiße Fleischbrühe, die Fleischstücken schmeckten stark nach Wild und sie enthielt Kräuter und ein bisschen Gemüse. Ich denke sie sollte uns eher für die Nacht aufwärmen als zu schmecken. Wir aßen beide die Suppe sowie das Brot. Unsere Vorräte aus den Rucksäcken fassten wir nicht an, wer weiß was noch vor uns steht. Danach legten wir uns hin. Ich vermutete, dass es nach unserer Zeitrechnung bereits weit nach Mitternacht sein müsste. Kurze Zeit später schliefen wir auch schon ein.
 

Maik

Ich schlug die Augen auf. In den letzten Minuten hatte ich nur noch von Wasser geträumt. Meine Blase drückte. Ich sah kurz rüber zu Tom, der tief und fest zu schlafen scheint. Zumindest was ich von ihm erkennen konnte. Es war stockfinster. Lediglich ein paar Sterne und der schwache Schein von ein…nein zwei Monden schien durch die Öffnung im Dach. Ich betrachtete sie kurz genauer. Sie schienen aneinander zu hängen. Einer der beiden lag halb hinter dem anderen. Sie ähnelten beide in gewisser Weise unserem Mond, doch war das Bild der Krater anders, diese schienen auch tiefer und Größer, als bei unserem. Trotz der Gedanken musste ich nun wirklich dringend auf Toilette. Ich stand leise auf und ging zur Tür. Sie war unverschlossen, als ich dagegen drückte. Doch saßen draußen gleich daneben unsere beiden Begleiter. Bosca schien zu schlafen und Gurgan hielt Wache. Er sah mich finster an, also sagte ich leise.

„Ich muss mal dringend wohin…also wo kann ich mich hier erleichtern?“ Ich versuche es extra eleganter auszudrücken, da ich denke mit ‚Ich muss mal pinkeln.‘ würde ich ihn nur verwirren. Er nickte und stand auf. Dann nahm er meinen Arm und zog mich zu einem hinteren Winkel der Mauer.

„Hier lang.“ Wir liefen an einigen Hütten vorbei. Es war ruhig, die meisten schienen zu schlafen. Nur ein paar Waldläufer liefen uns einmal über den Weg. Sie trugen ihre Waffen griffbereit und schienen hier Patrouille zu laufen. Als wir anhielten, standen wir an einer, etwas vorgesetzten hölzernen Wand.

„Dahinter und dann links. Denk an das Stroh, wir sind schließlich keine Wilden.“ Ich nickte und ging um die Wand herum. Dahinter befand sich ein größeres Waldstück, welches noch immer von der Mauer eingekreist war. Direkt hinter der Wand war ein großer Haufen Stroh aufgehäuft und ein kleiner Brunnen. Ich nahm eine Hand voll und ging mich erleichtern. Als ich wiederkam wusch ich mir meine Hände. Man, die sind hier ja echt vornehm. Stroh und dann Wasser zum Hände waschen. Ob die schon sowas wie Bakterien kennen? Oder ist das einfach ihre Kultur? Als ich wieder zu Gurgan trat, traute ich mich dann doch nicht meinen Mund aufzumachen. Er sah ziemlich grimmig aus und schien und nicht leiden zu können. Sofort zog er mich zu unserer Hütte zurück, öffnete dort angekommen die Tür und stieß mich hinein. Dann schloss er die Tür wieder. Ich seufzte kurz und legte mich wieder hin.
 

Am nächsten Morgen wurden wir durch lautes klopfen an der Tür aus dem Schlaf gerissen. Wir schreckten hoch und sahen uns erst einmal verwirrt an. Dann dämmerte es mir. Doch bevor wir irgendetwas sagen konnten wurde die Tür aufgerissen und Bosca brachte und Brot und Wasser. Sie lächelte uns kurz an, wurde dann aber wieder ernst.

„Esst und macht euch fertig.“ Sie warf uns Kleidung hin. „Eure merkwürdige Kleidung und die Taschen bleiben hier. Ihr macht den meisten Leuten hier Angst. Sie vermuten, ihr seid gekommen um unser Land zu nehmen.“

„Nee.“ Begann ich sofort, wieder ohne nachzudenken. „Das brauchen wir nicht, haben nen eigenes. Das reicht uns völlig.“ Bosca musste sich nun doch ein kichern verkneifen.

„Gut, Gurgan wollte euch schon fesseln damit ihr nichts Falsches tut.“ Dann meldete sich Tom, er müsse mal dringend wohin. Also gingen er und Bosca raus. Derweil begann ich zu essen. Als Tom mit verwirrter Miene zurück kam sah ich ihn fragend an.

„Sie haben Stroh und Wasser…ich habe sie gefragt, wie sie von den Bakterien wissen. Sie hat mich ausgelacht und meinte, dass das Ritual der Reinigung wichtig wäre.“ Ich grinste ihn an.

„Ich musste letzte Nacht auch mal, aber Gurgan wollte ich nicht deswegen fragen. Fehlt nur noch ne warme Dusche, oda?“

„Na das wäre super, aber ich denke so reinlich sind sie hier nicht.“ Tom aß nun auch schnell und wir zogen uns um. Die alten Sachen stopften wir in unsere Rücksäcke. Zum Glück hatte uns Bosca noch Ledertaschen, die wir schräg über den Rücken binden konnten, dazu gelegt. Dort hinein steckten wir unseren Knabberkram, die kleinen Wasserflaschen, die Taschenlampen und unsere Notizen. Dann hieß es warten. Nach einer Weile wurde die Tür geöffnet und Darragh kam grinsend rein.

„So, ihr beiden. Die Ältesten möchten euch nun sehen. Da ihr anscheinend nicht aus diesem Land stammt möchte ich euch kurz etwas erklären.“ Er schloss die Tür und setzte sich zu uns.

„Menschen sind nicht wirklich hier willkommen. Die großen Magier sind damals einfach durch das Tor verschwunden und haben uns unserem Schicksal überlassen. Bleibt einfach in meiner Nähe. Ich bin der einzige, neben Bosca, der den Legenden glaubt.“ Wir sahen ihn fragend an.

„Hab mich schon gefragt, warum Gurgan uns nicht leiden kann.“ Meinte ich kurz, Tom zur selben Zeit:

„Was für Legenden?“

„Darin wurde von der Rückkehr der Magier gesprochen, die dem Land ihren alten Glanz zurückgeben. Ich weiß nicht, ob ihr es seid. Doch ich hoffe es einfach und deshalb konnte ich die Ältesten überreden euch zu treffen. Gurgan glaubt den Legenden nicht, doch er respektiert den Wunsch seiner Gemahlin.“ Ich musste grinsen, also sind unsere beiden Begleiter da draußen Partner. Darragh fuhr nach einer kurzen Pause fort.

„Tretet mit Respekt und Ehrfurcht vor ihnen. Nachdem ihr die Leiter erklommen habt, zieht eure Schuhe aus und kniet nieder. Dann wird der Vorhand erhoben und ihr begebt euch vorsichtig auf Knien hinein. Ich werde es euch vormachen. Sprecht nicht, wenn ihr nicht gefragt werdet.“ Er sah mich ernst an.

„Besonders du solltest deine Zunge hüten. Respektlosigkeit wird bei uns hart bestraft.“ Ich sah ihn überrascht an, nickt dann jedoch. Ich sollte mich wirklich zusammenreißen. Dann stand Darragh auf und bedeutete uns zu folgen. Wir standen ebenfalls auf und traten mit ihm aus der Hütte. Sofort flankierten uns Bosca und Gurgan, während wir auf den großen Baum in der Mitte des Dorfes zugingen. Vor der Leite blieben wir stehen. Darragh drehte sich zu uns um.

„Ich klettere hoch und gebe den Wächtern Bescheid. Dann gebe ich euch ein Zeichen und ihr folgt mir. Bosca und Gurgan ihr folgt als letzte.“ Wir alle nickten und Darragh begann flink hoch zu steigen.

„Also so schnell wird’s bei uns wohl nich. War schon immer ne Niete im Klettern.“ Sprach ich leise zu Tom. Dieser nickte.

„Zumindest ist sie im Boden verankert.“ Kurz darauf kam ein kurzer Pfiff von oben und Bosca stieß uns an.

„Hoch mit euch.“ Dann begannen wir zu klettern. Erst Tom, dann ich, darunter folgte uns Bosca und Gurgan gab das Schlusslicht. Ich hörte von unten immer wieder ein Grummeln und Wortfetzen. „langsame Schnecken“, „sollten sich beeilen“, „selbst die Ältesten sind schneller“. Ich grinste, ja, wir waren wirklich langsam. Oben angekommen wartete Darragh schon unruhig. Wir standen auf eine Art große Terrasse. Hier hätten locker zwanzig Leute eine Party feiern können. Die Wände des Baumhauses waren mit verschiedenen Motiven von Tiere, Bäumen und Ranken verziert. Die Brüstung bestand aus ca. 1 m hohen Holzpfählen. Diese waren rund, dunkelbraun gebeizt und mit Efeuranken verziert. Auf dem Großteil des Bodens lagen Felle in verschiedenen Braun- und Rottönen. Mit Ausnahme des Teils, auf dem wir geradestanden. Dieser ähnelte Dielenboden. Lange breite Bretter waren aneinandergelegt. Vor dem ersten Teppich standen die Schuhe. Der Eingang zum Baumhaus wurde von zwei Waldläufern bewacht. Sie trugen, neben Pfeil und Boden auch je ein Kurzschwert bei sich. Sie beobachteten uns aufmerksam. Eine falsche Bewegung und sie würden uns wahrscheinlich angreifen. Sie trugen enganliegende Lederrüstungen, die ihnen wohl viel Bewegungsfreiheit boten, braune Hosen und hohe Stiefel. Ihre Haare waren braun und kurzgeschoren, wie die der meisten anderen.

Wir zogen unsere Schuhe aus, stellten sie zu den anderen und gingen dann zu Darragh.

„Das hat ja gedauert.“ Er verzog das Gesicht. „Kniet euch bitte vor den Eingang, wenn ich euch rein bitte.“ Er selbst ging ganz normal durch die Tür. Das gab mir im ersten Moment zu denken. Doch als er seinen Kopf kurz durch die Tür steckte und uns rein bat, knieten wir uns nieder und gingen auf Knien in den Raum. Darragh bedeutete uns bis zum Tisch vor zu gehen und uns dann richtig hinzusetzen. Wir taten wie geheißen. Wohl auch aus Furcht. Der gesamte Raum war sehr groß und hoch. Es gab nur wenige Fenster, die das Tageslicht hineinließen. Dadurch und durch die vielen Kerzen im gesamten Raum, erhielt dieser ein Dämmerlicht. An den Wänden befanden sich Felle und verschiedene Zeichnungen. Der Tisch vor uns war niedrig, jedoch sehr groß und rund. Um den Tisch herum saßen die sechs ältesten und dahinter jeweils ein jüngerer Waldläufer. Darragh stellte sich ganz links hinter eine ältere Frau. Neben ihm stand hinter einem älteren Mann ein fremder Waldläufer. Bosca und Gurgan stellten sich ebenfalls hinter zwei der Ältesten. So standen von links nach rechts Darragh, ein Fremder Mann, Bosca, Gurgan und noch zwei weitere fremde Frauen. Vor ihnen saßen die Ältesten, ebenfalls drei Frauen und drei Männer. Diese saßen jedoch abwechseln eine Frau und ein Mann. Hier trugen die Männer, sowie die Frauen ihr weißes langes Haar zu einem festen Knoten am Hinterkopf. Ihr faltiges Gesicht war gezeichnet von fremden unbekannten Symbolen. Sie erinnerten mich an Blätter oder dergleichen. Die Bärte der Männer waren lang, weiß und geflochten, mit dunklen Bartperlen. Sie trugen weite grüne Hemden, braune Hosen und einen weiten hellgrünen Mantel mit rankenähnlichen Stickereien. Die Frauen trugen weite hellgrüne Kleider mit einem dicken braunen Gürtel um die Taille. Ihre Kleider waren ebenfalls reich bestickt. Außerdem trugen alle verschiedenen Schmuck, von Ohrringen, Armreifen bis hin zu Ketten. Alles samt aus Holz angefertigt und verziert. Die fremden Frauen und Männer trugen in Gegensatz zu unseren Begleitern ebenfalls langes Haar, welches Hochgebunden wurde und ähnliche Kleidung und Schmuck. Nur waren die Verzierungen und der Schmuck weitaus weniger und filigraner. Nachdem ich die Waldläufer gemustert hatte, die allesamt ruhig und schweigsam dasaßen und sich ebenfalls ein Bild von und zu machen schienen, fiel mir hinter ihnen eine große Karte auf. Sie schien alt zu sein und war auf Leder gezeichnet worden. Unten stand in großen Buchstaben das Wort „Viridis“. Das schien eine Karte des Landes zu sein. Ich betrachtete sie genauer.
 

(Hier Bild der Karte)
 

„Menschen…“ Die unerwartet kräftige und ausdrucksstarke Stimme ließ mich aufschrecken. Ich sah zu der Ältesten, die vor Darragh saß. Die musterte uns genau und mit einem grimmigen Ausdruck. „Ich wollte es erst nicht glauben, als Darragh mir davon erzählte.“

„Die Geschichten sind also wahr.“ Diese verwunderten Worte kamen von der Frau ganz rechts von uns. „Die Magier kehren zurück und neue Zeiten brechen an.“

„Unsinn! Das hier sind wahrscheinlich ein paar ganz gewöhnliche Bauern.“ Gab die Älteste vor Darragh verächtlich zurück.

„Fea, bitte. Sie kamen aus dem Baum. Darragh hat es gesehen. Lass uns die beiden Menschen anhören, was sie zu sagen haben.“ Der Älteste neben Fea sah erst sie und dann Darragh hinter ihr an. Er lächelte gutmütig. Fea schnaubte kurz und sah uns nun abwartend an. Ich sah kurz zu Tom, der links neben mir saß. Er schien vollkommen in die Gravur auf dem Tisch vertieft zu sein. Diese zeigte einen riesigen Weltenbaum, der sich über den gesamten Tisch erstreckte. Hat Tom Angst vor ihnen? Also war es wohl an mir ihnen alles zu erzählen. Ich erzählte ihnen kurz von Toms Traum und unserer Idee es einfach zu versuchen. Meinen Traum ließ ich, einer Eingebung folgend, aus. Weiß auch nicht warum. Dann beschrieb ich ihnen die Versuche durch den Baum zu gehen und wie es erst mit dem Anhänger funktionierte. Da ich ihn um den Hals trug, nahm ich ihn ab und hielt das Amulett hoch. Dabei öffnete ich es und präsentierte die Feder. Sie schimmerte leicht. Es war mir schon letzte Nacht aufgefallen. Ein Raunen ging von den Ältesten aus. Bosca schnappte kurz nach Luft und sah uns erstaunt an.

„Die Feder eines Engels. Normalerweise zerfallen sie zu Staub, wenn sie sie verlieren.“ Kam es von der zweiten stehenden Frau rechts.

„Stammt sie vielleicht von Luneta?“ fragte die, ihr Nebenstehende ganz leise.

„Nun anscheinend steht der Träger unter dem Schutz des Engels. Ich habe Legenden darüber gehört, dass eine geschenkte Feder für immer erhalten bleibt und den Beschenkten schützt.“ Es kam von dem freundlichen Ältesten neben Fea. Er sah uns kurz nachdenklich an und begann nun zu lächeln.

„Nun, denn. Wir sollten uns vielleicht einmal vorstellen. Schließlich sind diese Menschen zu Besuch bei uns. Mein Name ist Friseal und hinter mir steht Crann. Darragh kennt ihr ja bereits, vor ihm sitzt Fea.“ Nachdem er kurz den Arm gehoben und nach rechts ausgeschwenkt hat, zeigt er kurz auf die Personen links von ihm. „Vor Bosca sitzt meine liebe Ivy und daneben ihr Mann Mallow und uns gegenüber sitzen Lilac und Aol. Die beiden Damen dahinter sind Jacenty und Leilani. Und wie dürfen wir euch ansprechen?“ Nun sahen wieder alle abwartend zu uns. Vorher hatten einige von ihnen kurz gelächelt oder genickt, während ihre Namen genannt wurden.

„Ich bin der Maik…naja eigentlich Michael, aber die meisten bin ich einfach nur Maik. Der hier neben mir ist Tom.“ Ich stieß ihn kurz in die Seite. Er schreckte auf und sah kurz in die Runde. Anscheinend war er vollkommen in Gedanken gewesen

„Hi, ich bin Tom.“

„Nun, ihr wollt also die Elfe retten? Wie wollt ihr das anstellen?“ Fea sah uns fragend an. Ich sah sie völlig perplex an und mir wurde klar, dass ich mir nie einen Kopf darübergemacht hatte. Ich bin einfach Tom gefolgt, also sah ich ihn an.

„Sie wird uns leiten.“ Tom starrte wieder auf den Tisch „Ich spüre sie, doch irgendetwas hält sie von einem Kontakt mit mir ab.“

„Das liegt an der Barriere, die unser Dorf umgibt. Hier oben ist sie dünn, daher kannst du die Magie der Elfe spüren. Unten im Dorf dürftest du sie überhaupt nicht spüren.“ Tom und ich sahen nach rechts. Lilac sprach, ihre Stimme klang sanft und glatt. Sie wollte überhaupt nicht zu der älteren Frau passen, die wir vor uns sahen. Sie lächelte leicht.

„Ich habe diese Barriere mit Hilfe von Mallow erschaffen. Sie schützt uns vor den Gefahren von außen.“

„Also müssen wir nur das Dorf verlassen und sie kann mit mir sprechen.“ Tom wollte aufspringen, doch ich hielt ihn zurück. Während des Gespräches kam mir ein Gedanke.

„Wir müssen irgendwie zu diesem Gefängnis hin. Wisst ihr den Weg?“ Ich sah mich einmal in der Runde um. Als Darragh sprach.

„Der Wald da draußen ist gefährlich. Wenn die Rettung der Elfe auch unsere Rettung ist, führe ich euch gern nach Calles. Dies ist eine Handelsstadt, dort werden wir sicherlich weitere Informationen erhalten.“ Nun drehten sich alle zu ihm um.

„Der Weg würde zwei Tage in Anspruch nehmen und führt quer durch den Wald. Das kann ich nicht zulassen.“ Fea sah ihn grimmig an, doch ich konnte auch Angst erkennen.

„Mutter…ich meine Älteste…“ Er legte die Hände auf ihre Schulter. „Ich bin der beste Bogenschütze des Dorfes. Ich werde gut auf sie achten und dafür sorgen, dass die Geschichte sich erfüllt. Der Wald wird bald wieder uns gehören und wir können frei Jagen.“

„Glaubst du wirklich die Rettung einer Elfe würde sie dazu bringen uns unseren Wald zurück zu bringen?“

„Wenn es stimmt, was die Elfenjäger im Wald erzählen, dann ist die Gefangene ihre Königin.“

„Darragh, du warst wieder im Norden des Waldes? Wenn die Elfen dich erwischt hätten.“ Donnerte Fea nun wütend los.

„Beruhige dich, sie achten nie darauf, wer in den Bäumen sitzt. Sie sind nur auf die Jagd am Boden konzentriert. Nun, ich werde sie begleiten. Es ist der einzige Weg den Wald zurück zu bekommen. “

Fea sah sich um, keiner schien ihm zu wiedersprechen.

Dann seufzte sie resigniert. „Nun gut. Doch ihr müsst euch gut auf die Reise vorbereiten. Der Weg führt direkt durch das Gebiet der roten Bären. Dort jagen die Elfen besonders gern. Sie lieben das Fell der Bären. Wenn sie euch erwischen…“ Darragh nickte.

„Gut, dann ist die Besprechung hiermit beendet. Darragh, nimm diese Menschen bitte mit und bereitet euch auf die Reise vor.“ Darragh nickte und wir verließen mit ihm das Baumhaus. Draußen musste ich mich erst einmal strecken. Mein linker Fuß ist eingeschlafen, also hüpfte ich hin und her und versuchte das Kribbeln zu beseitigen. Darragh betrachtete mich verwirrt, sah dann aber zu Tom. Dieser stand nur da und sah zum Wald, als hoffte er, dass sie Elfe plötzlich auftaucht. Als das Kribbeln langsam nachließ zog ich meine Schuhe an. Tom kam ebenfalls wieder zu sich und tat es mir gleich. Dann folgten wir Darragh vom Baumhaus hinunter und er brachte uns zu unserer Hütte.

„Nehmt eure Sachen. Wir bringen sie bei mir unter. Mit diesen außergewöhnlichen Taschen würdet ihr nur auffallen.“ Also nahmen wir unsere Rücksäcke und folgten Darragh zu seiner Hütte. Die Waldläufer im Dorf gingen ihren Arbeiten nach, sahen aber hin und wieder verstohlen zu uns rüber und hielten einen sicheren Abstand. Als ein Kind unseren Weg kreuzte, kam die Mutter sofort angerannt und zog es weg. Als wir in Darraghs Hütte ankamen, bat er uns Platz zu nehmen. Er entzündete ein Feuer, stellte einen Kessel darauf und begann dann Kleidung und verschiedene Gegenstände in einen Beutel zu packen. Tom schien wieder normal zu werden, denn er fragte.

„Warum nanntet ihr uns Magier und was sind diese Elfenjäger?“ Darragh hielt inne und sah Tom an. Kurz schien er über seine Antwort nachzudenken. Ich selbst war überrascht, dass Tom das Gespräch bei den Ältesten doch mitbekommen hatte. Dann sah ich ebenfalls zu Darragh, ebenfalls neugierig über dessen Antwort. Darragh seufzte kurz.

„Das ist eine längere Geschichte.“ Er legte seinen Beutel beiseite, goss das heiße Wasser in Becher mit Kräutern und reichte uns zwei. Es roch nach Kräutertee. Er holte noch drei von diesen Kräuterbroten aus einem Lederbeutel und reichte jeden von uns ein. Dann setzte er sich mit seinem eigenen Becher zu uns.

„Nun wo fange ich an…“

„Na am Anfang.“ Rutschte es mir raus. Darragh sah mich kurz verwirrt an, musste dann jedoch grinsen.

„Eine gute Idee. Am Anfang…. Nun ich kenne die Geschichten nur durch Erzählungen und Legenden. Vor ungefähr 800 Jahren sah unser Land noch anders aus. Es gab keine Elfen in Viridis. Die Städte hier im Süden besaßen noch ihre ursprünglichen Namen.“ Darragh stellte seinen Becher auf einen niedrigen Tisch und stand auf. Im hinteren Teil seiner Hütte stand ein Regal, in welchem einige Schriftrollen lagen. Eine davon holte er raus. Er entrollte sie vor uns. Sie zeige das südliche Land. Es schien eine Kohlezeichnung zu sein.
 

(hier Kartenausschnitt mit alten Namen)
 

Wir betrachteten die Karte. Neben den jetzigen Namen der Städte und des Sees wurden die anscheinend alten Namen hinzugefügt.

„Ich habe diese Namen von alten Schriftrollen im Baumhaus abgeschrieben. Ich hoffe Fea findet nicht heraus, dass ich die angeschaut habe. Eigentlich ist der Zugriff nur den ältesten erlaubt.“ Meinte Darragh ein wenig verlegen.

„Wie wird man hier eigentlich so ‘n Ältester? Gibt’s da nen Ritual oder sowas?“ Ich musste es einfach Fragen. Meine Neugier ließ mir keine Ruhe.

„Naja…“ Darragh lächelte. „Grundlegend wie man wohl auch ein König wird. Man wird hinein geboren. Die ersten Kinder der Ältesten werden ihre Nachfolger, sobald diese Sterben.“

„Oh…na das is ja einfach.“ Ich grinste. „Is aber auch irgendwie wieder schlecht. Man kann es sich nicht aussuchen und die Leute sind ja nicht immer geeignet dafür.“ Darragh nickte und sah mich nachdenklich an.

„Genau das ist mein Problem…aber lassen wir das. Ihr wolltet etwas über die Magier und die Elfenjäger wissen.“ Er tippte auf die Karte und wir sahen uns sie genauer an.

„Warum die Elfen in unser Land kamen ist nur zum Teil bekannt. Sie kamen wohl aus dem Reich Varuun. Das Reich liegt auf einem der beiden großen Kontinente und ist hauptsächlich von Elfen bevölkert. Damals bestanden sie aus einem Zirkel und sind wohl vor einer Strafe geflohen. Unser Land war zu der Zeit friedlich, wir besaßen kaum Waffen und die Magier waren nicht im Kampf ausgebildet. Und…“
 

Vor ca. 800 Jahren.
 

Im letzten Licht der untergehenden Sonne kam das rege Treiben am Hafen von Afstand langsam zum Erliegen. Hafenarbeiter begannen ihre Arbeit nieder zu legen und sich auf den Weg in die naheliegenden Wirtshäuser und auf den Heimweg zu machen. Ein letztes Schiff verließ gerade den Hafen, es enthielt Waren und auch eine Gruppe Magier begann ihre Reise zum nächsten großen Kontinent. Sie haben vor kurzem ihre Prüfungen abgelegt und waren nun auf der Suche nach einer Anstellung. Einige erhofften sich Stellungen in großen Bibliotheken oder am Hofe eines der vier großen Reiche.

Die Insel Viridis liegt genau zwischen den beiden Kontinenten und ist somit ein zentraler Handelspunkt. Auf dem westlichen Kontinent liegen die Reiche der Zwerge und der Menschen, auf dem Östlichen, die der Elfen und der Drachen.

Nur wenige befanden sich noch am Hafen, als ein riesiges Segelschiff einlief, auf welchem eine Mannschaft von über hundert Leuten Platz hätte. Das ankommende Schiff besaß einen bauchigen Rumpf, doch durch die geschwungene Form der Holzplanken und der Schnitzereien wirkte es trotzdem elegant. Leichte Wellen schlugen gegen das Schiff und die Möwen kreisten über ihm. Als erhofften sie sich Fisch und andere Ware, die die üblichen Handelsschiffe an den Hafen brachten.

Das große, weiße Segel wurde langsam von mehreren Gestalten eingeholt, welche Flink über die Takelagen kletterten. Es herrschte ein reges Treiben auf dem Schiff. Doch durch weite Mäntel und Kapuzen sind die Personen nicht genau zu identifizieren. Als das Schiff langsam in Position gedreht wurde erschien eine Gestalt am Hauptdeck. Mehrere Hafenarbeiter begannen sich in Position zu stellen.

„Klar zum Anlegen!“ Kam in tiefer kräftiger Stimme von der Person an Deck und das Treiben auf dem Schiff begann sich entsprechend anzupassen. Auf verschiedenen Positionen riefen Männer ein „Ist klar“. Nach einigen weiteren Kommandos wurden die Leinen zu den Hafenarbeitern geworfen und von ihnen Befestigt. Durch das Vertäuen der schweren Seile an den Steinpollern waren die Hafenarbeiter geschafft und erhofften sich nun eine Belohnung, als die Rampe hinabgelassen wurde.

Mehrere Personen verließen das Schiff über die schwankende Rampe und eine davon näherte sich den Arbeitern. Die anderen blieben an der Rampe stehen und warteten Sie trugen lange Mäntel und hatten ihre Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Mittlerweile waren sie die einzigen am Hafen, die Sonne war untergegangen und Gaslampen gaben ein spärliches Licht von sich. Die Person hielt in etwas Entfernung an und hielt kurz einen kleinen Stoffbeutel hoch, bevor sie sie den Hafenarbeitern vor die Füße warf. Der Beutel öffnete sich und es vielen einige goldene Münzen raus.

„Elfengold…“ stieß einer der Arbeiter hervor und kniete sich nieder. Die anderen taten es ihm gleich.

„Es ist selten hier zu sehen und sehr wertvoll.“ Kam es von einem anderen.

„Ihr könnt es behalten, wenn ihr niemandem von unserer Ankunft erzählt.“ Kam es in tiefer befehlender Stimme von der Person. Es schien der Mann zu sein, der vorher auf dem Schiff die Befehle gab. „Geht Heim oder ins Wirtshaus, aber schweigt über uns.“ Die Hafenarbeiter nickten, nahmen das Geld und verschwanden so schnell sie konnten. Als sie außer Sichtweite waren, drehte sich der Mann zu den anderen Personen um.

„Wir können nun ausladen. Nehmt alles weitestgehend mit. Beladet die Karren und spannt sie hinter den Ochsen. Thaleia, meine Liebste, führe sie nach Alwetend. Sobald wir hier fertig sind holen wir euch auf.“ Als er mit einer der Personen, Thaleia, sprach, wurde seine Stimmte sanfter. Die angesprochene Person verneigte sich kurz und kehrte wieder auf das Schiff zurück. Nun standen noch drei Personen vor ihm. Kurz sah er sich um, schien die Umgebung genau zu betrachten und nahm dann seine Kapuze ab.

„Ich kann keinen Menschen in der Nähe spüren.“ Zum Vorschein kam ein schmales Gesicht mit hohen Wangenknochen und schmalen Augen. Die Pupillen glänzten im Schein der Laternen silbern. Das Hellblonde, fast weiß wirkende Haar war zu einem kurzen Knoten am Hinterkopf zusammengebunden. Die Ohren waren geschwunden und liefen spitz am Ende aus. Er war ein elf. Seine Begleiter legten ebenfalls die Kapuzen ab. Auch sie waren Elfen, zwei von ihnen männlich, ähnlich dem Mann vor ihm, nur mit dunklerem Haar und grünen Augen. Die dritte Person war eine Frau, sie hielt demütig den Kopf gesenkt. Ihr Haar war ebenfalls von einem dunkleren Blond, jedoch lang und geflochten.

„Prinz Serdar…“ begann sie. „Ich sollte Thaleia helfen.“

„Nein meine liebe Cyra. Deine Dienste in Varuun haben eine hohe Belohnung verdient. Ich möchte, dass ihr den Kriegern helft die Einhörner zu satteln und mit ihnen das Schiff zu verlassen. Die Berittenen sollen mit euch voranschreiten und Thaleia den Weg freihalten. Niemand darf vorher von uns in Alwetend berichten. Der Angriff muss überraschend sein.“ Er begann zu grinsen. Cyra nickte und lief schnell über die Rampe, um die Anweisungen ihres Herrschers weiter zu tragen. Serdar sah die beiden Männer vor ihm an.

„Sobald wir entladen haben, müssen wir alle Schiffe im Hafen niederbrennen. Niemand darf entkommen. Dieses Land wird unsere neue Heimat und wir werden herrschen.“ Ein kurzes Krachen ließ alle drei herumfahren. Sie sahen sich um. An der Straße, die vom Hafen in die Stadt führt war ein Stapel Kisten umgekippt. Skeptisch machte Serdar einen Schritt darauf zu, als plötzlich eine Katze aus dem Haufen sprang und die Straße hinunterrannte. Er blieb stehen und drehte sich wieder zu den anderen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Der Brand solle wie ein Unfall aussehen. So sind die Bewohner der Stadt beschäftigt und sie können unbemerkt nach Alwetend reisen und das Land erobern.

„Laut meinen Forschungen herrscht der Meistermagier Jocseus über das Menschenvolk. Er lebt in der großen Universität.“ Begann der Linke, der beiden Männer. Er begann dunkel zu grinsen. „Das Land ist friedlich. Die Magier lernen kaum Kriegszauber. Es wird uns ein leichtes sein.“ Serdar nickt.

„Gut, Selenio. Die Überraschung wird uns nützen.“ Während des Gespräches wurde eifrig Material, Wagen, Ochsen und Einhörner ausgeladen. Männer folgten, beluden die Wagen und sattelten die Einhörner. Der zweite Mann vor Serdar sah sich um, es lief alles so leise und schnell wie möglich ab.

„Ich muss zu meinen Männern, Prinz. Die Berittenen müssen eingewiesen werden und wir benötigen einen Treffpunkt, bevor wir zur Universität aufbrechen.“

„In Ordnung Kimon.“ Kimon verbeugte sich kurz, wandte sich danach um und ging zu seinen Männern um den Marsch zu koordinieren. Mittlerweile begann Thaleia ihren Weg nach Alwetend mit mehren, von Ochsen gezogenen Karren. Sie hatte sich eine Truppe von Fußsoldaten zusammengesammelt, welche die Ochsen führten. Sie nahmen die Hauptstraße und ähnelten, durch ihre weiten Mäntel, einer Händlergruppe.
 

Dabei kamen sie an den umgekippten Kisten vorbei. Die zusammengekauerte Gestalt hinter den Kisten bemerkten sie jedoch nicht. Nachdem sie vorbeigezogen sind, sah die Gestalt kurz zum Schiff. Serdar schritt bereits den Hafen hinunter, um die richtigen Stellen für die Feuer auszukundschaften, begleitet von Cyra. Kimon und Selenio waren vertieft in der Planung zum Vormarsch. Schnell huschte die Gestalt die Straße hinunter und schien dabei mit den Schatten zu verschmelzen. An einem Gasthaus schlüpfte sie durch einen schmalen Türspalt. Erst im Haus atmete sie wieder durch. Monere konnte kaum glauben, von was sie gerade zufällig Zeugin wurde. Aus einem Impuls heraus nutzte sie ihre Magie, um ihre Aura zu verbergen und versteckte sich hinter einigen Kisten. Diese dumme Katze hätte sie beinahe verraten. Eigentlich wollte sie den Hafen entlang spazieren, da sie sich für Schiffe interessierte. Morgen sollte ihr Schiff nach Kretania auslaufen, dem Reich der Drachen auf dem östlichen Kontinent, um mit den Drachen zu verhandeln. Vor kurzem haben sich einige von ihnen auf einem der Berge in Viridis niedergelassen. Da die Insel ein Verbindungspunkt der beiden Kontinente ist. Drachen sind das älteste Volk dieses Landes und achten das Gleichgewicht. Doch haben viele Händler nun Angst den Weg nach Corundo einzuschlagen. Er führt nun genau zwischen dem Himmelsberg und dem Drachenfels hin durch. Monere sollte einen garantierten Friedensvertrag mit Pendragon auszuhandeln. Doch nun wird es keine Reise geben. Schnell warf sie ihren dunklen Umhang über einen Haken und rannte hinauf zu ihrem Zimmer. Dabei musste sie ihren grünen Rock raffen, um nicht über ihn zu fallen. Der strenge Zopf, der ihre langen roten Locken zusammenhielt, hatte sich gelöst. Nun fielen sie ihr bei jedem Schritt in ihr sommersprossiges Gesicht. Mit ihren 28 Jahren ist sie eine der Jüngsten im großen Rat der Magier. Doch ihre Talente und ihre Sprachgewandtheit in der Politik ließen sie schnell aufsteigen und den Posten als Außenpolitikerin besetzen. Im Zimmer angekommen verschloss sie die Tür und sah sich um. Ihr fiel nur eine Möglichkeit ein. Also setzte sie sich an den Tisch, steckte sie Feder ins Tintenfass und verfasst schnell einen Brief an ihre Schwester. Diese war Botanikerin in der Universität und beschäftigte sich in der Magie mit Hilfe der Pflanzen und Tiere. Sie hatte Monere vieles beigebracht. Mit einem kurzen Zauber Richtung Fenster flog nach wenigen Minuten ein Falke durch eben dieses und landete auf dem Schreibtisch. Monere band den Brief an den Fuß des Falken und sah ihn genau an, dabei begannen ihre braunen Augen golden zu leuchten.

„Bring den Brief so schnell du kannst zu Mentha.“ Der Falke verbeugte sich kurz, stieß sich ab und verschwand durch das Fenster. Als sie aufstand und ihm nachsah brannte der Hafen bereits lichterloh. Sie hörte die Schreie der Bewohner und seufzte. Es hatte begonnen…
 

In Alwetend schliefen die Menschen friedlich in ihren Betten, unwissend was in Afstand vor sich ging. Auch der nachfolgende Tag verlief ruhig. Die Prüfungszeit war vorüber und die Schüler begannen sich für die Heimreise fertig zu machen. Die Ersten waren bereits vor Tagen mit den Kutschen zum Hafen gefahren. Die Abschlussprüfungen fanden immer zuerst statt. Erst nachdem sie abgereist sind, folgen die Prüfungen der unteren Jahrgänge. In den nächsten Tagen fahren weiter Kutschen in alle Teile des Landes und bringen die Schüler heim. An diesem Abend fand das letzte große Abendessen statt, bei dem bestandene Prüfungen gefeiert und Durchgefallene betrauert wurden.

Am frühen Morgen des darauffolgenden Tages wurde plötzlich und sehr Laut die Alarmglocke im Turm geschlagen. Lehrer, sowie Schüler sprangen aus ihren Betten, warfen sich ihre Mäntel um und rannten auf den großen Hof der Universität. Ein älterer Mann mit kurzem weißen Haar und wehendem blauen Mantel bahnte sich einen Weg durch die Schüler und stieg durch ein leicht erhöhtes Podest. Auf dem gesamten Hof herrschte reges Durcheinander und alle sprachen sie durcheinander. Erst als eine Frau mit schwarzem, fest zusammen geknotetem Haar ebenfalls auf das Podest stieg und der Absatz ihrer Schuhe ein lautes „Klock“ von sich gab, wurde es nach und nach still.

„Was ist hier los?“ Ihr strenger Blick schweifte durch die Schülerschaft. Sie trug einen roten bodenlangen Mantel, den sie fest um ihre Taille geschnürt hatte. Niemand antwortete.

„Wer hat die Glocke geschlagen?“ Im hinteren Bereich, in der Nähe des Turms wurde es unruhig. Die sah in die Richtung.

„Was ist da hinten los?“ Die Schüler und Lehrer drehten sich um und begannen Platz zu machen. Durch den entstandenen Weg rannte eine junge Frau mit wehenden glatten roten Haaren hindurch. Ihr grüner Mantel war offen und gab den Blick auf ein flattriges weißes Nachthemd frei. Einige Schüler begannen zu kichern. Verstummten jedoch schnell, als sie zu sprechen begann. Sie schob ihre Brille beiseite und ihre braunen Augen leuchteten vor Schrecken.

„Professor Aliana! Es ist von meiner Schwester…“ Keuchend stolperte sie auf das Podest. Der ältere Mann stützte sie ab.

„Meine Liebe Mentha, was ist passiert? Was ist mit ihrer Schwester?“ Sie sah ihn an, dann atmete sie kurz durch.

„Meister Jocseus…es ist schrecklich…Elfen…“

„Mentha, jetzt setzen sie sich endlich. Valor, bringen sie einen Stuhl.“ Prof. Aliana sah einen Mann in grauem Anzug hinter dem Podest an. Dieser nickte und brachte schnell einen Stuhl. Mentha setzte sich und hielt den Brief hoch.

„Monere, sie ist in Afstand. Es kamen Elfen…in der Nacht. Sie sind auf dem Weg hierher. Sie wollen das Land.“

„Aber Mentha, Elfen leben in Varuun. Was wollen sie denn hier?“ Begann Jocseus, als sich ein Mann mittleren Alters aus der Lehrerschaft meldete.

„Meister Jocseus, ich habe eine schlimme Vorahnung.“ Nun sahen alle gebannt auf ihn.

„An was denkst du, Lucjan?“

„Nun, es gab Krieg in Varuun. Der rote König ist gefallen. Sein Sohn geflohen. Ich denke es ist Serdar. Er sucht ein neues Reich. Wenn ich meinen Quellen bei den Drachen glauben darf, sind es gut hundert Mann, schwer bewaffnet. Sowohl beritten, als auch Fußsoldaten.“ Eine eiskalte Stille befiel den gesamten Hof. Jeder musste diese Neuigkeit erst einmal verdauen. Dann wurde es sehr laut, Schüler verfielen in Panik, andere wollten kämpfen. Mit einem lauten Pfiff brachte Prof. Aliana Ruhe in die Menge.

„Liebe Schülerschaft…“ begann sie laut und durch dringlich. „bitte begebt euch nun in eure Zimmer. Die Lehrmeister Lucjan und Aralia bringen euch in eure jeweiligen Flügel. Ruht euch aus und kommt, wie immer, zum Frühstück. Wir werden uns beraten und euch das Vorgehen später mitteilen.“ Mit diesen Worten wurde die Versammlung aufgelöst und jeder verschwand in die entsprechende Richtung. Valor half Mentha auf die Beine und half ihr hinein in den privaten Bereich von Jocseus. Der Meistermagier besaß einen kleinen Wohnbereich in der Universität, von dem er auch über das südl. Land herrschte. Dort setzten sie sich alle vor den Kamin auf Sessel und Sofas und diskutierten über das weitere Vorgehen. Schnell wurde klar, dass sie den Elfen nichts entgegen zu setzen hatten. Lucjan sprang auf und sah Meister Jocseus und Aliana erschrocken an.

„Ihr wollt fliehen? Was ist mit den Menschen im Dorf?“ Meister Jocseus seufzte und sah Lucjan an.

„Die Elfen werden bald hier sein. Unser Volk ist seit Jahrtausenden friedlich, wir können diesen Kampf nicht gewinnen.“

„Wir müssen es zumindest versuchen. Lieber sterbe ich, als feige weg zu rennen. Sie benötigen bestimmt noch mindestens einen Tag.“

„Lucjan bitte versteh es doch…“

„Nein! Geht, wenn ihr es wollt. Ich bereite mich nun auf einen Kampf vor und jeder, der mir hilft ist gern willkommen.“ Damit verließ er den Raum.

„Lucjan läuft in den Tod. Was können wir nur tun?“ Aralia da den Meister und die Schulleiterin Prof. Aliana ängstlich an. Diese sah nachdenklich in die Runde.

„Wir können diesen Krieg nicht gewinnen. Wir müssen fliehen oder wir sterben. Doch wohin sollen wir gehen? Die Schiffe wurden niedergebrannt, die Dämonen und die Waldläufer werden lediglich ihr eigenes Volk retten.“ Da sprang Mentha auf.

„Ich habe vielleicht eine Lösung.“ Sie lächelte in die Runde. „Bei meinen Forschungen bei den Waldläufern fand ich ein Portal.“ Nun richteten sich alle Blicke auf sie. Meister Jocseus wirkte skeptisch.

„Ein Portal? Wo? Und wohin führt es?“

„Im alten Ginkgo. Es führt in eine andere Welt, besiedelt von Menschen! Dort gibt es bestimmt Magier, die uns helfen könnten.“

„Du meinst, dass wir von dort Hilfe holen könnten? Es gibt einige Zauber, die das Dorf und die Universität sicherlich ein paar Tage schützen könnten. Doch wie können wir zu dem Baum gelangen? Die Waldläufer werden es nicht zu lassen.“ Gab Prof. Aliana zu bedenken.

„Ich denke, wir könnten ihnen eine Kopie des Schutzzaubers überlassen. Einige Schüler haben Zauber von alten Schriftrollen und Büchern auf neue übertragen.“ Bei Aralias Worten nickten alle.

„Gut, dann ist es beschlossen. Aralia suche Lucjan und berichte ihm unseren Entschluss. Nach dem Frühstück wählen wir die begabtesten Schüler aus. Sie werden uns begleiten. Der Rest hält den Schutzzauber aufrecht und verteidigt das Dorf. Wenn wir die Pferde nehmen, werden wir die Waldläufer in gut zwei Tagen erreichen. Heute Mittag machen wir uns auf den Weg.“

„Oje.“ Begann Mentha. „Morgen sollten doch zwei Vertreter der Engel hier ankommen, um die Probleme mit den Dämonen zu klären.“ Meister Josceus sah sie an.

„Schick einen Falken, sie sollen die Reise abbrechen und zurückkehren.“ Mentha nickte und lief los. Damit löste sich die Versammlung auf. Lucjan wurde in den Plan eingeweiht und stimmte ihm zu. Als die Schüler nach dem Frühstück informiert wurden wählten die Lehrmeister Lucjan und Aralia zehn der begabtesten Schüler für die Reise aus. Nach dem Mittagessen stiegen Aralia, Meister Jocseus, Prof. Aliana und Mentha auf die Pferde und ritten los. Im Gepäck hatten sie neben Verpflegung mehrere Schriftrollen und magische Utensilien um das Portal zu öffnen. Lucjan und Valor bereiteten den Schutzzauber vor und setzten ihn, mit Hilfe einiger Schüler, frei. Der Falke kam jedoch nie an und so kamen die beiden Engel mitten in der Schlacht zwischen den Elfen und der Menschen an.
 

Am Ende des zweiten Tages kamen die Magier am Dorf der Waldläufer an. Sie erklärten ihnen die Lage und gaben die Schriftrolle einem der zukünftigen Ältesten. Dieser machte sich sofort auf den Weg zu den Ältesten. Nach seiner Rückkehr dürften die Magier zum alten Ginkgo und ihre Reise durch das Portal vorbereiten. Bevor sie eben durch dieses gingen, versprachen sie bald mit Verstärkung zurück zu kehren. Doch das taten sie nicht. Die Waldläufer wachten lange am Baum und warteten.

Die Schlacht in Alwetend nahm nach 23 Tagen ein blutiges Ende. Serdar nahm den Thron ein, neben ihn seine geliebte Thaleia. Die überlebenden Menschen wurden teils Versklavt und teils an harte Regeln gebunden, um weiter zu leben. Für die Elfen waren sie ein niederes Arbeitervolk. Die Engel wurden gefangen genommen und in den Kerker gesperrt. Serdar wollte von ihnen Informationen über ihr Volk. Nach außen hin sind die Engel im Krieg gefallen. Als Serdar versuchte sein Reich weiter auszubreiten, stieß er schnell an seine Grenzen. Der Weg ins Reich der Dämonen wurde geschlossen, die Drachen und die Engel schützten ihre Reiche und die Waldläufer erweiterten den Schutzzauber mit Hilfe ihrer eigenen Magie, die sie aus der Natur zogen. Trotzdem beanspruchte Serdar den größten Teil des Waldes für sich und ließ jeden Waldläufer töten, der sich dort aufhielt. So wuchs die Macht der Elfen in den nächsten Jahren stark an und ihre Gier nach einem reichen und bequemen Leben. Sie zogen, mit kleinen Kristallen aus ihrer alten Heimat, die Magie aus dem Land. Sie ließen die Menschen für sich arbeiten und gaben den Städten neue Namen, der ihrer Eleganz entsprachen.
 

Heute.
 

„Nun so konnte ich es aus den alten Schriften entnehmen.“ Darragh grinste. „Ich wusste, dass die Magier uns irgendwann unsere Retter schicken würden.“ Ich sah ihn unsicher an und versuchte dann mit einem Blick auf Tom dessen Hilfe zu bekommen. Doch Tom schien abwesend.

„Öhm…naja…Magier…also eigentlich.“ Verlegen strich ich mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Eigentlich gibt’s bei uns keine Magie. Und ich weiß auch nix von irgendwelchen Magiern.“ Nun entglitt Darragh sein Lächeln und er sah uns entgeistert an.

„Aber ihr kamt doch aus dem Baum und wollt die Elfe retten. Ich nahm an, dass ihr dadurch mit ihr Verhandelt und die Völker von ihnen befreit.“

„Ja schon…“ begann ich.

„Ich muss mit ihr diese Nacht sprechen.“ Als Tom mich unterbrach sah ich erschrocken zu ihm. Er sah uns abwechselnd an. „Bitte, gibt es hier einen Ort außerhalb der Magie? Ich möchte sie nach dieser Geschichte fragen.“ Darragh nickte langsam.

„Am Rande des Dorfes gibt es ein Baumhaus, es wird von Beobachtern genutzt. Es gibt dort auch Betten.“ Er stand auf und packte zusammen. „Wir werden dort übernachten und auch unsere Reise von dort aus beginnen.“ Während der Geschichte hatten wir den Tee getrunken und das Brot gegessen. Wir spülten die Becher ab. Darragh gab uns Lederbeutel, die alle für die Reise enthielten. Danach folgten wir ihm. Es war bereits dunkel geworden und die beiden Monde standen hoch am Himmel. Nun erkannte ich, dass einer von ihnen näher und größer war und der andere sich leicht hinter dem Ersten versteckte. Niemand war mehr zu sehen, die Dorfbewohner schienen in ihre Hütten gegangen zu sein. Hie und da konnte ich einen Feuerschein durch ein Fenster oder Rauch durch die Öffnung im Dach sehen. Wir kamen an das Tor, durch das wir das Dorf betreten hatten. Es war verschlossen. Doch links davon ging eine Leiter nach oben. Ich hatte sie beim ersten Vorbeigehen übersehen. Diese stiegen wir nun hinauf. Oben angekommen erkannten wir ein Baumhaus. Der Baum war unten von der Mauer umgeben und in seiner Krone befand sich das Baumhaus. Ein Flaschenzug ging von dort aus zum Tor, mit dem es wohl geöffnet wurde. Wir betraten das Haus und zwei Waldläufer standen schnell auf. Der Raum war nicht sehr groß und spartanisch eingerichtet.

„Darragh, was macht Ihr hier mit diesen…diesen Menschen.“ Begann der eine Vorsichtig.

„Wir werden hier übernachten. Tom wird von dem Schutzzauber blockiert.“ Die beiden Fremden nickten. Sie trugen die übliche Kleidung der Waldläufer. Ihre grünen Hemden und braune Hosen. Beides recht einfach und aus groben Material. Sie nickten und setzten sich wieder auf den Boden des Hauses. Neben ihnen lagen Bögen und Pfeile. Vor ihnen Wasserschalen und Reste eines Abendessens. Von ihren Plätzen aus konnten sie durch ein riesiges Fenster den Wald und den Bereich vor dem Tor überblicken. Darragh führte uns in einem Raum dahinter. Hier befanden sich zwei Schlaflager auf dem Boden.

„Hier sind wir außerhalb der Magie und können schlafen. Ich bin auch schon sehr Müde.“ Darragh gähnte, nahm sich ein paar Decken und legte sich neben die Schlaflager. Tom und ich legten sich drauf und deckten sich zu. Ich war ebenfalls sehr Müde und schlief schnell ein.
 

Tom

Darragh und Maik schienen schnell einzuschlafen. Ich legte mich ebenfalls hin und starrte zur Decke. Seit unserer Ankunft spürte ich sie. Es kribbelte schwach in meinem Körper, als versuchte die mich zu berühren. Hier, außerhalb des Schutzzaubers spürte ich sie, ihre Nähe. Ja, sie wird mich heute Nacht besuchen. Ich habe so viele Fragen. Ich schloss die Augen und hoffte schnell einzuschlafen. Zuerst wollte es mir nicht gelingen. Ich hörte die Geräusche der Nacht. Eine Eule rief durch den Wald, Blätter raschelten im Wind und ein Wolf heulte. Ich hörte das leise Gespräch der Beobachter, es ging um uns. Doch kurz darauf, als würde mich jemand davon reißen, schlief ich tief und fest ein.
 

„Tom, du bist hier.“ Ich stand am See. Es ähnelte den vorherigen Träumen und doch war es anders. Ich sah zuerst zum Baum mitten auf dem Wasser, doch erkannte ich, dass die Stimme nicht von dort kam. Links von mir führte diesmal ein Weg in den Wald.

„Tom, bitte komm zu mir.“ Die Stimme kam aus dem Wald. Ich folgte dem Weg und der Stimme. Nach einigen Minuten lichtete er sich und vor mir erstreckte sich eine große lichtdurchflutete Lichtung. Mitten auf der, mit Blumen übersäten Wiese saß sie auf einer Decke. Die Elfe. Sie war so wunderschön wie in den letzten Träumen und lächelte mich erfreut an. Ich ging langsam zu ihr und betrachtete sie.

„Setz dich doch zu mir. Hier ist meine Magie stark und wir können uns an diesem Ort in Ruhe unterhalten.“ Ich setzte mich neben sie und konnte meine Augen nicht von ihr lassen. Aus der Nähe war sie noch schöner. Ich Haut fast weiß und ebenmäßig, die vollen roten Lippen gaben einen guten Kontrast dazu. Einige Strähnen ihrer blonden Haare vielen ihr sanft über die Schultern. Sie schimmerten leicht rötlich in der Sonne. Ich musste mich zusammen reiße, um sie nicht zwischen meine Finger gleiten zu lassen. Durch ihren leicht schrägen Sitz hatte sich das Kleid verschoben und wunderschönes schneeweißes Bein schaute unter dem Schlitz an ihrem grünen seidenen Kleid hervor. Mein Blick blieb an ihrem Oberschenkel hängen und ich erschrak, als sie mich berührte.

„Tom…“ Ich sah in ihr Gesicht. Sie schlug ihre Augen nieder und sah leicht durch ihre langen, tiefschwarzen Wimpern. „Du wirst mich befreien, ich weiß es. Mein Name ist Eleanora und ich bin die Königin der Elfen.“ Mein Mund war wie ausgetrocknet. Ich konnte kaum sprechen. Ich räusperte mich kurz.

„Wie soll ich das tun? Ich bin nur ein Mensch. Darragh glaubt wir seien Magier, aber…“

Wer ist Darragh?“ unterbrach sie mich.

„Ähm…er ist ein Waldläufer. Er glaubt, wir würden mit deiner Rettung auch ihr Volk retten.“

„Waldläufer…sie leben doch tief im Wald. Dort ist ihr Reich. Was haben wir Elfen damit zu tun?“ auf ihren fragenden Blick hin erklärte ich ihr die Situation der Waldläufer und die Jagd der Elfen.

„Oje, ist das so?“ Sie war erstaunt. „Nun, dann werde ich mit Damianos sprechen. Wenn Darragh dich unterstützt und ihr mich rettet, werde ich im Gegenzug die Elfen aus dem Wald zurückrufen lassen.“ Ich war erstaunt über ihre schnelle Zusage. Meint sie es wirklich ernst? Ich sah sie an und sie lächelte so liebevoll und unschuldig, dass ich ihr einfach glauben musste. Sie strich mir sanft mit ihrer zarten warmen Hand über die Wange, sodass ich Gänsehaut bekam.

„Mein lieber Tom, in die steckt die Magie. Du musst es nur erkennen.“ Ihr Gesicht näherte sich dem meinem. „Ich erwecke sie. Du musst nur lernen sie einzusetzen.“ Und dann küsste sie mich. Mein Denken setzte aus. Ihre Lippen waren so weich, dass ich nichts Anderes mehr wahrnahm. Nach dem Kuss zog sie sich ein Stück zurück und sah mich an.

„Lerne die Magie zu nutzen, mein lieber Tom. Spüre sie. Befreie mich aus dem Kerker. Rette mich vor diesem bösartigen Dämon, bevor er mich foltern kann. Er ist grausam und versucht mir meine Macht und mein Reich zu stehlen.“ Ich nickte benommen und versuchte wieder klar zu denken. Es fiel mir sichtlich schwer. Ich versuchte mich an meine Fragen zu erinnern, doch keine einzige kam mir in den Sinn. Bis auf.

„Wie…wie finden wir dich? Was müssen wir tun?“

„Geht zuerst nach Calles. Du brauchst Waffen und Magie, vielleicht auch weitere Begleiter. Ich erfülle jedem Retter seine Wünsche.“ Sie nickte bekräftigend. „Ich werde versuchen dich jede Nacht zu besuchen, dich führen und dir die Wege zeigen.“ Sie nahm meinen Arm und schob den Ärmel meines Hemdes hoch. Dann legte sie ihre Hand darauf. Unter ihrer Hand wurde es am sehr warm. Ich wollte zurückzucken, doch sie hielt mich fest. Als sie los ließ befand sich ein Symbol auf meinem Arm. Es waren zwei leicht übereinander gelegte weiße Kreise, der Vordere war gefüllt mit vielen kleineren Kreisen. Der Hintere war komplett weiß.

„Dies ist das Symbol der Mondzwillinge Luna und Lunaris. Die Legenden sagen, wir sind die Kinder von Lunaris.“ Sie strich vorsichtig über das Symbol. „Hiermit kann ich dich überall finden und du mich jederzeit in deinen Träumen rufen. Leg dafür deine Finger auf das Symbol und sag laut meinen Namen.“ Ich betrachtete eine Weile die Monde und sah sie dann wieder auf.

„Ich kann nicht kämpfen. In unserer Welt war das bisher nicht nötig. Außerdem gibt es bei uns keine Magie. Ich wusste nicht einmal, dass so etwas möglich ist.“ Nun begann die Elfe zu lächeln.

„Für Kämpfe mit Waffen brauchst du Begleiter. Magie steckt in dir. Ich kann dir helfen sie zu erwecken und dir in den Nächten helfen sie zu benutzen.“

„Aber… Das hier ist doch nur ein Traum…“

„Trotzdem fühlt es sich hier echt an, oder? Du brauchst lediglich das Gefühl der Magie und das Wissen.“ Ich nickte darauf hin. Schließlich sollte ich mich bei der Reise ja nicht immer hinter Darragh verstecken müssen.

„Und wie willst du sie erwecken?“ Fragte ich noch, doch sie lächelte.

„Schließ deine Augen und konzentriere dich. Versuch etwas in dir zu spüren.“ Ich schloss die Augen und versuchte mich zu konzentrieren. Ich hörte meinen eigenen Herzschlag und meinen Atem. Ich versuchte beides zu beruhigen, aber es gelang mir nicht. Mit einem seufzen wollte ich schon aufgeben und die Augen öffnen. Doch da spürte ich bereits ihre Hand auf meiner Stirn. Ich genoss ihre Wärme und versank darin. Erst nach einiger Zeit bemerkte ich eine Veränderung in mir, als schien etwas zu erwachen. Die Wärme ihrer Hand weitete sich auf meinen gesamten Körper aus. Ich wurde sehr ruhig und etwas in meinem Unterbewusstsein schien sich zu bewegen. Mit einem Mal schlug ich die Augen auf. Es war so klar und offensichtlich. Ich spürte eine Art Energie in mir. Ein leiser Fluss, der durch meine Adern floss. Er war warm und leuchtend, so fühlte es sich zumindest an. Es war schwer zu beschreiben, wie ich mich in dem Moment fühlte. Machtvoll? Unbesiegbar? Doch ich merkte auch, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich diese Energie verwenden sollte. Ich sah zu Eleanora. Sie lächelte mich an.

„Du spürst sie. Habe ich recht? Es ist deine Magie. Die Energie deines Geistes. Um sie zu verwenden musst du die Energie des Landes spüren. Jedes Lebewesen hat sie und diese musst du nehmen und verwenden, um deine zu verstärken.“

„Die Energie des Landes? Kann ich sie do einfach nehmen? Schadet es dem Land nicht?“

„Es ist immer eingeben und ein nehmen.“ Sie kam mir näher und schmiegte sich leicht an mich. Mein Herz klopfte wie wild und ich legte vorsichtig einen Arm um sie. „Du nimmst etwas von dem Land und gibst ihm die Gerechtigkeit. Du rettest mich damit.“ Hauchte sie mir leise entgegen. Ich konnte kaum klar denken, ihr Duft umhüllte mich und ich versank darin. Sie roch nach Rosen und einen Hauch von Frühling. In diesem Moment hätte ich alles für sie getan. Wenn sie nur bei mir bliebe.

Wir saßen lange zusammen und unterhielten uns. Sie wollte mehr über meine Welt wissen, wie und wo ich lebe. Ich beschrieb ihr gerade das Leben in einer Großstadt als sie sich langsam von mir entfernte und sich elegant erhob.

„Mein lieber Tom.“ Sie reichte mir ihre Hand und ich stand ebenfalls auf. Ich sah sie verwirrt an, doch sie lächelte mich an. „Es wird Zeit aufzuwachen. Deine Begleiter sind bereits wach und warten auf dich.“ Ich wollte nicht gehen. Ich wollte hierbleiben. Bei ihr. Als wenn sie meine Gedanken erahnen konnte, schüttelte sie den Kopf. „Du musst gehen. Ihr müsst euren Weg fortsetzen, um mir zu helfen.“ Ich nickte leicht bedrückt.

„Und wie wache ich auf?“ Sie legte die Hände auf meine Schultern und begann mich zu schütteln. Als sie sprach hörte ich, anders als erwartet Maiks Stimme.

„Wach endlich auf du Schlafmütze.“
 

Ich schlug die Augen auf und sah Maik direkt ins Gesicht. Vollkommen verwirrt und noch schlaftrunken sah ich mich um. Wir waren im Baumhaus. Maik ließ mich los und grinste mich an.

„Man hast echt nen tiefen Schlaf, was? Wollten schon ohne dich Frühstücken und losziehen.“

„Was?“ Ich war hellwach und setzte mich auf. „Ihr geht nicht ohne mich!“ Ich sah Maik an und er begann los zu lachen. Darragh und Bosca tauchten in der Tür auf. Sie hatten Schüsseln mit Suppe und Brot mitgebracht.

„Oh, anscheinend habe ich etwas verpasst.“ Sagt Darragh und reichte uns die Schüsseln. Bosca musterte uns nur, reichte Darragh seine Schüssel und das Brot und verschwand wieder. Ich sah ihr nach und wollte etwas sagen. Doch mein Magen begann laut zu knurren. Nun musste auch Darragh lachen und ich begann schnell zu essen.

Nach dem Frühstück kam Bosca, brachte uns Reisekleidung und nahm unsere Schüsseln mit. Wir zogen uns um. Die Kleidung bestand aus einer groben sehr bequemen braunen Leinenhose, stabile Lederstiefel, ein dunkelgrünes weites Hemd, über das wir ein eng anliegendes ärmelloses Lederwams zogen und einem braunen Reisemantel. Darragh hob sich lediglich durch seinen grünen Reisemantel von uns ab. Wir nahmen unsere Ledertaschen und hängten sie über unsere Schultern. Darragh nahm den Köcher mit den Pfeilen und den Bogen und hängte sich beide um. Er betrachtete uns.

„Wie sieht es bei euch mit Waffen auf?“ Er musterte uns. „Ihr kamt unbewaffnet, doch die Reise wird gefährlich. Mit was könnt ihr umgehen?“ Er ging mit uns durch das Baumhaus in den ersten Raum, wo diesmal zwei andere Waldläufer saßen und uns beobachteten. Er öffnete eine unscheinbare Tür neben der zum Schlafgemach und zeigte uns verschiedene Waffen.

„Wir lagern hier immer eine Auswahl für den Notfall. Was braucht ihr?“ Maik und ich sahen uns an, dann begann Maik.

„Naja…also eigentlich…brauchen wir keine Waffen in unserer Welt. Wir sind keine Soldaten. Aber naja…ich kann nen bissl mit nem Schwert umgehen. Ich bin oft auf LARPs unterwegs.“ Er zeigte auf mich. „Mein lieber Tom hier auch, kann aber kaum kämpfen.“ Er grinste. Darragh sah uns verwirrt an.

„Was ist ein larb? Bezeichnet ihr eure Kriege oder? Oder ist das eine Art Turnier?“ Er reichte Maik ein Langschwert und mir grinsend einen Dolch.

„Nun Tom, dann wirst du wohl hinter uns bleiben müssen. Mit dem Dolch kannst du dich im Notfall verteidigen. Ich seufzte verlegen.
 

Maik

Ich nahm Darragh das Schwert ab und betrachtete es. Es war leichter als ich dachte. Ich hatte mit einem schweren Eisenschwert rechnet, das ich kaum hätte heben können. Aber dieses hier ist leicht. Ich schwenkte es vorsichtig. Im Licht, welches durch das Fenster fiel, schimmerte es leicht grün und ich fragte mich, aus welchem Material es war. Nachdem Tom verlegen den Dolch nahm, musste ich grinsen und sah zu Darragh.

„LARP ist sowas wie ein Spiel. Wir treffen uns und spielen Kämpfe nach. Aber wir verletzen uns dabei nicht. Unter den Leuten, mit denen ich das spiele, befindet sich ein Professor. Er studiert Geschichte und die Kampfpraktiken mit dem Schwert. Durch ihm habe ich einiges gelernt.“

„Ähm…“ Darragh schien es nicht ganz zu verstehen. „Also hast du von einem Meister in deiner Welt gelernt. Das ist wirklich sehr praktisch.“ Dann sah er zu Tom und dann wieder zu mir. „Nun, wir sollten aufpassen und wachsam sein. Wir müssen einmal im Wald übernachten. Wenn wir nur wenige Pausen einlegen sind wir übermorgen noch vor Sonnenuntergang in Calles.“ Ich nickte, steckte das Schwert in die Schwertscheide und band mir den Schwertgurt um. Tom knotete die Dolchscheide an seinen Gürtel. Er schien noch etwas sagen zu wollen, entschied sich jedoch anders und meinte nur.

„Dann können wir uns ja auf den Weg machen.“ Wir nickten und kletterten vom Baumhaus. Das Tor wurde geöffnet und wir gingen in den Wald in Richtung Calles.



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