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Das Böse im Reich der Elfen

Viridis
von

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Tiefer Wald

Maik

Eine Weile liefen wir schweigend und nachdenklich nebeneinander her. Das Zwitschern der Vögel begleitete uns. Die Gesänge waren mir unbekannt und ich konnte es keinem, mir bekannten Vogel zu ordnen. Trotzdem waren sie angenehm. Ich betrachtete die Bäume, auch hier standen vereinzelt Ginkgos. Natürlich waren diese hier weitaus jünger, als der Baum, durch den wir kamen. Andere Bäume erinnerten an Ahorn, doch waren die Blätter weitaus schmaler. Wieder andere an Eichen, nur waren die Blätter weitaus länger. Ich war fasziniert davon, wie sehr sich unsere Welten gleichen und doch unterschieden.

Die Reise verlief ruhig. Der Boden war teilweise sehr uneben, teilweise von Moos oder kleinen Sträuchern bewachsen und wir mussten aufpassen wohin wir gingen. Hin und wieder sollten wir anhalten und Darragh ging voraus, um den Weg zu überprüfen oder Ausschau nach wilden Tieren zu halten. Angetroffen haben wir jedoch kein einziges.

„Normalerweise würden wir viele verschiedene Tiere sehen. Von scheuen Königshirschen bis hin zu kleinen Füchsen. Aber ihr beide seid einfach zu laut.“ Meinte Darragh, als er wieder zu uns kam. Am Abend suchten wir uns einen guten Platz für eine Feuerstelle. Eine sehr kleine Lichtung im dichten Wald. So konnte das Feuer keinen Schaden anrichten. Darragh schickte Tom und mich los, um Feuerholz zu suchen, währenddessen er ein Feuer mit Stöckern, Feuersteinen und trocknen Gras machen wollte. Wir liefen ein wenig umher und sammelten große und kleine Zweige ein.

„Sag mal Tom, kann es sein, dass de uns im Baumhaus was sagen wolltest?“ Fragte ich, als ich glaubte weit genug von Darragh entfernt zu sein. Tom, der sich gerade bückte, um einige Äste aufzusammeln sah auf. Erst schien er nichts sagen zu wollen, dann begann er langsam.

„Die Elfe…die heißt Eleanor. Ich habe sie letzte Nacht im Traum getroffen. Sie zeigte mir, das ich Magie in mir habe…“ Er sah weg und schien leicht rot zu werden. Ich grinste.

„Die hübsche Elfe mal wieder? Und? Kannste jetzt zaubern? Hätteste doch sagen können, dann müsste sich Darragh nicht so mit dem Feuer abmühen.“ Lachte ich.

„Ich weiß nicht recht. Also anwenden kann ich sie noch nicht. Vielleicht lerne ich es ja diese Nacht? Aber ich bin mir unsicher….“

„Ach papperlapapp, wenn sie es dir zeigt ist doch cool. Dann kannste auch kämpfen und se retten. Wenn wir am Feuerchen sitzen erzählste uns einfach alles.“ Ich grinste. Wir sammelten noch etwas Holz und gingen zurück. Darragh saß an einem kleinen Feuerchen, neben ihm lagen zwei kleine Hasen. Anscheinend war er bereits jagen. Er sah auf und grinste.

„Ihr macht einen Krach. Man kann euch ja von weiten hören. Ich habe uns schon Abendessen besorgt. Schmeißt am besten schon etwas von dem Holz ins Feuer. Den Rest solltet ihr aber ein Stückchen weg legen. Es hat lange nicht geregnet und das Holz dürfte sehr trocken sein.“ Dann nahm er eines der beiden Tiere, einen Dolch und begann ihnen das Fell abzuziehen und sie auszunehmen.

„Naja wir müssen in unserer Welt nicht durch Wälder schleichen. Wir kaufen uns unser Essen einfach.“ Sagte ich und setzt mich ans Feuer. Tom schmiss einen Schwung Holz ins Feuer.

„Ihr lasst also andere jagen, wie die Elfen in den Städten. Wir brauchen noch Wasser.“ Darragh zeigte in eine Richtung. „Dort ist ein kleiner See, Er wird aus einer unterirdischen Quelle gespeist“

„Ich mach das.“ Meinte Tom und schnappt sich die Wasserschläuche. Da wir beide solche Märsche nicht gewöhnt waren, waren wir zwischendurch ziemlich aus der Puste. Bei einer kleinen Pause haben wir unsere Schläuche fast komplett gelehrt. Als Tom weg war, beobachtete ich Darragh. Er nahm geschickt die beiden Hasen aus und spießte sie auf zwei lange Stöcker.

„Maik….Als wir unsere Kleidung wechselten sah ich auf Toms Arm ein Symbol. Es war das der Mondzwillinge. Das heilige Symbol der Elfen. Wo hat er das her?“ Ich sah von dem Hasen auf und direkt in Darraghs Augen.

„Ich habs auch gesehen. Tom erzählte mir vorhin, dass er von der Elfe geträumt hat. Sie heißt wohl Elenora oder so.“

„Eleanora…..Wie bitte? Er soll Eleanora retten?“ Darragh sprang erschrocken auf. „Ich dachte es geht um eine normale Elfe, vielleicht eine Adlige oder Hofdame… Aber die Königin höchst persönlich?“ Er fiel stöhnend zurück auf seinen Platz und schüttelte den Kopf.

„Sie ist die Königin? Oh….Okay….“ Ich fuhr mir in der Hand durch das Gesicht. „Sie wird sicherlich besonders gut bewacht. Das wird sehr hart.“ Er hat also die Königin entführt….Ich erinnerte mich an meinen kurzen Traum. Was meinte er damit, dass sie sich weigert….Da muss doch mehr dahinter stecken. Ich sah mich kurz um, ob Tom zurück kommt. Da ich ihn noch nicht sah, drehte ich mich zu Darragh um.

„Kann ich dich etwas fragen? Also etwas, das Tom nicht wissen darf?“ Er sah mich verwundert an, nickte jedoch.

„Nun, wer ist Risk und in welchem Zusammenhang steht er mit ihr?“ Darragh sah mich verwundert an.

„Risk ist der Sohn von Nigrum, Herrscher des nördlichen Reiches. Ein Dämon. Als die Elfen kamen, haben sie den Weg dahin versperren lassen. Die Dämonen weigerten sich, sich den Elfen unterzuordnen und verloren dadurch die Möglichkeit des Handels in Calles und anderen südlichen Städten. Sie dürften auch keine Schiffe mehr in Lejania nehmen. Du musst verstehen, Dämonen haben in dieser Welt nur diese Heimat hier. In den anderen Reichen sind sie Vagabunden. Sie reisen durch die Lande und bieten ihre Dienste an. Ich kenne ihn nur aus Geschichten. Es gibt keinen Kontakt seitdem mehr zu den Dämonen. Warum fragst du das?“

„Nun, er hat mich ebenfalls in einem Traum besucht. Mir kommt da etwas merkwürdig vor. Bitte erzähle Tom nichts davon.“ Darragh nickte und meinte dann.

„Also hat es Tom geschafft die Elfe zu treffen. Also die Königin. Von ihr wird er das Symbol haben, ihre Magie ist sehr stark. Auch über Träume hinweg. Er sollte es in Calles gut verstecken. Nicht jeder ist ein Freund von Eleanora. Viele sind unzufrieden mit ihrer Herrschaft.“ Ich nickte. Da kam bereits Tom zurück, er schien den letzten Satz gehört zu haben.

„Eleanora ist gutmütig und freundlich.“ Er gab mir meinen Trinkschlauch und setzte sich zu uns. „Sie hat die Magie in mir erweckt und möchte mir den Umgang damit zeigen. Ich verstehe es nur noch nicht ganz.“ Er sah Darragh an.

„Tut mir leid, ich kann keine Magie verwenden. Also kann ich dir dabei nicht helfen. Aber es ist gut, dass du uns bald im Kampf unterstützen kannst. Hat sie was zu den Elfenjägern gesagt?“ Tom nickte.

„Sie hat mir versprochen, euch den Wald zurückzugeben. Sie wird die Elfen aus dem Wald zurückziehen.“ Darragh atmete tief aus und ich spürte seine Erleichterung.

„Wenn das so ist, werde ich mein bestes tun, um eure Elfe zu retten.“

Wir unterhielten uns noch einige Zeit und teilten uns die beiden Hasen. Darragh hatte die Tiere anscheinend mit einigen Kräutern gefüllt, denn als ich abbiss schmeckte ich eine Art Pfeffer und einige unbekannte Kräuter. Das Fleisch war außen knusprig und innen zart und saftig. Das hätte ich nicht erwartet. Danach bereiteten wir unser Nachtlager aus. Darragh wollte wach bleiben und Wache schieben. Nach ein paar Stunden würde ich ihn ablösen.
 

Tom

Ich legte mich nah ans wärmende Feuer und schlang den Mantel um mich. Hier auf dem Boden zu schlafen, war etwas völlig ungewohntes. Er war sehr hart und ich hatte Schwierigkeiten einzuschlafen. Nun vermisste ich mein Zuhause und mein, doch sehr weiches und warmes, Bett. Nur der Gedanke an Eleanora ließ mich irgendwann doch Einschlafen.
 

Ich lief wieder durch den Wald und kam an der Blumenwiese an. Dort saß sie und lächelte mir entgegen. Ich setzte mich schnell zu ihr. Ihr Duft hüllte mich wieder ein und ich konnte sie nur ansehen. Mein Herz klopfte wie wild.

„Es freut mich, dass du wieder hier bist. Ich möchte dir heute zeigen, wie du deine Magie einsetzen kannst. Ich erwecke sie in dir, zeige dir, wie du die Kraft des Landes nutzt und den Zauber verwendest.“ Ich atmete tief durch, wollte sie nach der Kraft des Landes fragen, was deren Benutzung bedeutet. Doch es fiel mir schwer. Ich wollte die Magie erlernen und hatte Angst meine Fragen würden sie davon abhalten. Ich spürte die Macht in mir und wollte sie nutzen. Eleanor stand auf und ich mit ihr. Sie nahm meine Hände. Ihre waren kleiner als meine, warm und sehr weich.

„Schließ die Augen und spüre deine Magie. Dann versuch die Kraft des Landes zu spüren. Sobald du das tust, versuch sie zu vereinigen.“ Sie sprach sanft. In einem wunderschönen Singsang wiederholte sie ihre Worte. Ich weiß nicht mehr wie lange wir da standen und ich versuchte das zu tun, was sie wollte. Meine Magie fand ich schnell, die des Landes lange Zeit nicht. Ihre Hände wurden irgendwann wärmer und dann spürte ich es. Meine Magie nahm ich als blaue Energie war. Sie schimmerte und erinnerte mich an den Himmel. Die Kraft des Landes war grün. Ein sattes dunkles Grün, wie in der Sommerzeit. Als wüsste Eleanora, das ich es geschafft habe, sprach sie nun.

„Dieses Gefühl solltest du dir immer behalten. So kannst du die Energien der Lebewesen um dich herum sehen und für deine Magie verwenden.“

„Wenn ich die Energie anderer verwende, schade ich ihnen dann nicht?“ Bedenken kamen in mir hoch. War es wirklich richtig? Ich spürte einen warmen Atem an meinem Hals und Eleanora hauchte mir ihre Worte ins Ohr, sodass ich Gänsehaut bekam.

„Nein, denn du nimmst nur so viel, dass es für deinen Zauber ausreicht. Bei stärkeren Zaubern nutzt du einfach mehrere Energien. Nun versuche deine Magie mit der Kraft des Landes zu vereinen.“ Sie ließ mich langsam los. Ich spürte sofort, wie sie sich von mir entfernte. Ich spürte die Kälte, die ihr Fehlen auslöste. Doch ich versuchte ihren Worten Folge zu leisten und die Magien zu vereinen. Es fiel mir schwer beides im Geiste zu greifen und zusammen zu bringen.

„Tom, hebe nun langsam die Hände und führe die Magie in diese, dann öffne langsam die Augen.“ Ich griff nach der Kraft des Landes, doch zu Beginn entglitt sie mir wieder und wieder. Mit einem tiefen Atemzug nutzte ich all meine Konzentration und griff danach. Nun klappte es endlich. Die vereinte Magie schickte ich nun, wie geheißen, in meine Hände und öffnete langsam die Augen. Ich konnte mein Staunen nicht verbergen. Meine Hände leuchteten blau mit einer feinen grünen Nuance. Es war, als würden sie von innen her leuchten. Wie eine Lampe. Kein guter Vergleich, aber mir fiel in dem Moment nichts anderes ein.

„Tom….Tom!“ Ich war so gebannt, das ich ihre Stimme erst nicht hörte, aber der scharfe Ton ließ mich erschrocken aufblicken. Doch sie lächelte nur freundlich und sprach sanft. „Nun versuche diesen Stein weg zu schleudern. Du musst es nur wollen.“ Neben ihr stand ein großer Felsbrocken. Wo hatte sie ihn her? Ich konnte mich nicht an Steine auf dieser Lichtung erinnern. Doch ich tat wie geheißen. Ich streckte meine Hände aus, als wolle ich ihn packen und fort schleudern. Ich dachte daran und versuchte mit aller Kraft meine Magie wirken zu lassen. Eleanora schüttelte langsam den Kopf.

„Nein. Du darfst es nicht erzwingen, sondern musst es von ganzen Herzen wollen.“ Sie kam langsam auf mich zu und strich mit einer Hand über meine Schulter. Dann über meinen Rücken und sagte.

„Atme tief durch. Konzentriere dich auf den Stein. Du möchtest nichts anderes, als ihn wegschleudern. Er stört dich an dieser Stelle. Er steht dir im Weg.“

So übte ich noch einige Zeit. Die Konzentration ließ langsam nach und meine ausgestreckten Arme wurden schwer. Ich wollte schon aufgeben und machte dabei eine wegwerfende Handbewegung. Dabei wollte ich gerade sagen, dass es keinen Sinn mache. Als der Stein plötzlich davon geschleudert wurde.

„Ja, Tom. Genau! Nun hast du es.“ Sie lachte dabei fröhlich und umarmte mich. Ich war so verwirrt, das ich es erst nicht wahrnahm. Dann legte ich doch meine Arme um sie. Ich wollte etwas sagen und sah sie an, als ich einen Schrei vernahm. Rufe, die von weit her kamen. Eleanora versteifte sich kurz und ließ mich dann los. Sie da mich ernst an.

„Deine Freunde. Sie werden angegriffen. Du musst ihnen helfen.“ Dabei schubste sie mich mit einer Kraft, die ich nicht von ihr erwartet hatte.
 

Maik

Ich war gerade tief eingeschlafen, als Darragh mich wach rüttelte.

„Hey Maik, du bist dran.“ Verschlafen sah ich auf. Er grinste mich an. „Nun brauche ich auch ein wenig Schlaf.“ Ich setzte mich auf und gähnte einmal kräftig.

„Nen Kaffee oder Mate wär jetzt echt gut.“ Dabei streckte ich mich und sah danach in Darraghs verwirrtes Gesicht. Ich lachte.

„Sind Getränke bei uns das Wach machen. Haben koffein. Schmecken beide echt widerlich, aber helfen. Die meisten trinken Kaffee jeden Morgen. Mate ist eher war für Studenten.“

„Ihr habt merkwürdige Bräuche. Schrecklich schmeckende Getränke und das jeden Morgen.“ Er schüttelte den Kopf und legte sich langsam hin. „Setz dich am besten ans Feuer und leg dein Schwert griffbereit neben dir. Pass auf, dass das Feuer nicht erlischt. Wenn etwas ist, weck uns schnell.“ Ich nickte und tat wie geheißen. Es war ruhig, hin und wieder konnte ich kurz den Schrei einer Eule oder eines Wolfes hören und ich blickte mich dabei um. Um nicht wieder einzuschlafen, begann ich mit einem Stock ein wenig im Feuer herum zu stochern und hin und wieder Holz nach zu legen. Ein leichter Wind zog auf und es raschelte hie und da. Ich hatte mich nach einer Weile an die Geräusche gewöhnt und lehnte mich zurück. Ich muss kurz eingenickt sein, denn als ich wieder aufwachte war das Feuer fast nieder gebrannt. Ich legte schnell ein Schwung Holz nach und blickte auf. Ich erstarrte, denn ich blickte in die tiefschwarzen Augen eines riesigen Bären. Er stand auf allen vieren und sah mich über das Feuer hinweg an. Er maß schon so mindestens zwei Meter Höhe. Sein Fell glänzte im Schein des Feuers. Irrte ich mich oder war es ebenso rot? Als würde es selbst brennen. Ich wollte nach meinem Schwert greifen, nach Darragh rufen, irgendwas, doch ich konnte mich vor Angst nicht rühren. Ich zitterte und hoffte, dass der Bär wieder verschwinden würde, wenn ich mich nicht bewegte. Doch das war nicht der Fall. Er kam langsam auf mich zu und fletschte dabei die Zähne. Er schien mich ins Auge gefasst zu haben, als seine nächste Beute, als seine nächste Mahlzeit. Dabei beachtete er wohl das, im Vergleich zu ihm, winzige Feuer nicht und trat mit seiner linken Vorderpfote genau mitten rein. Er brüllte laut auf und stellte sich auf die Hinterläufe. Der Lärm hatte Darragh geweckt. Dieser sprang sofort auf, schnappte ich den Bogen und einen Pfeil, welche neben ihm lagen und spannte ihn.

„Was….“ Dann erstarrte er und sah den Bären. „Bei Natura und Solaris. Helft uns.“ Er richtete den Bogen und kam langsam zu mir. Der Bär hatte sich derweil die Pfote geleckt und wieder auf alle viere gestellt. Er sah das Feuer an, holte mit der rechten Pranke aus und vergrub es unter einer dicken Schicht Erde.

„Maik! Schnell nimm dein Schwert!“ Darraghs Schrei holte mich aus meiner Erstarrung. Ich griff nach dem Schwert und sah zu Tom. Er lag, immer noch schlafend, nahe der Stelle an der das Feuer war. Mit einem Sprung war ich bei ihm und versuchte ihn zu wecken. Derweil versuchte Darragh die Aufmerksamkeit des Bären auf sich zu lenken, in dem er Pfeile auf ihn abschoss. Beim Schießen bewegte er sich langsam weg von uns. Der Bär brüllte auf und sah zu ihm. Ein paar der Pfeile steckten nun in der Schulter und Seite des Bären. Tom war nicht wach zu kriegen. Ich versuchte nun ihn aus der Gefahrenzone zu ziehen und verlor dabei mein Schwert. Es fiel ausgerechnet auf einen Stein und klirrte laut. Ich hielt den Atem an und sah zum Bären. Schnell ließ ich Tom los, schnappte das Schwert und wollte mich vor ihn stellen, da holte der Bär aus und schleuderte mich beiseite. Ich schlug auf den Boden auf und konnte mich vor Schmerzen kaum bewegen. Ich blinzelte den Grauschleier weg und drehte mich langsam in Toms Richtung. Der Bär wollte sich gerade auf ihn stürzen, als Darragh angerannt kam und Tom mit großem Schwung weg schleuderte. Nun lag Darragh unter dem Bären. Ich versuchte aufzustehen und ihm zu helfen, beim Aufstehen wurde mir schwindelig und ich kippte wieder zurück. Das einzige, was ich noch sah, war ein Blau-Grüner Blitz. Dann wurde mir schwarz vor Augen.
 

Tom

Ein Schlag weckte mich aus meinem Traum. Ich schlug die Augen auf und sah Darragh, wie er versuchte den Angriff eines riesigen, roten Bären abzuwehren. Lediglich der Bogen hielt den Bären davon ab zuzuschnappen. In dem Moment handelte ich Instinktiv. Als wäre die Übung aus meinem Traum real gewesen griff ich sofort nach meiner Magie und der der Natur. Dann schleuderte ich einen hellen, leuchtenden grün-blauen Blitz dem Bären entgegen. Er traf ihn und hüllte den Bären kurz ein. Als das Licht erlosch lag der Bär leblos neben Darragh. Dieser setzte sich keuchend auf, Blut floss über seine Schläfe aus einer großen Schnittwunde. Sein Hemd war schmutzig und an einigen Stellen gerissen. Etwas entfernt von ihm lag Maik. Er bewegte sich nicht. Ich stand schnell auf und ging zu ihm.

„Maik“ Ich schüttelte ihn leicht. Er hatte am Arm eine große Schnittwunde und bekam langsam eine dicke Beule an der Stirn, ansonsten war er anscheinend unverletzt. Er blinzelte kurz, grinste mich an und wurde jedoch gleich wieder bewusstlos. Ich atmete trotzdem erleichtert auf und sah zu Darragh. Dieser ließ sich neben mich auf den Boden nieder und wischte über seine Wunde.

„Das war gerade sehr knapp. Vielen Dank für deine Hilfe. Ich wusste nicht, das du ein Magier bist.“

„Eleanora hat es mir gezeigt. Im Traum brachte sie es mir bei. Sie lehrt mich bei und verstärkt meine Magie.“ Ich sah Darragh an. „Du solltest die Wunde reinigen, sie sieht ziemlich schlimm aus.“ Darragh winkte ab.

„Sie sieht schlimmer aus als es ist.“ Dann stand er auf. „Ich entzünde kurz ein kleines Feuer, dann gehe ich mich am See waschen und bringe frisches Wasser mit. Du solltest Holz nachlegen, damit das Feuer größer wird und Maik danebenlegen. Ich denke er wird eine Weile bewusstlos bleiben. Die Beule ist ziemlich groß.“ Damit stand er auf und häufte etwas Holz an der alten Feuerstelle auf. Ich beobachtete ihn beim Entzünden, dann ging er und ich zog Maik näher an das kleine Feuer. Ich packte seinen Lederbeutel unter seinen Kopf und hoffte, dass es so bequemer sei. Dann legte ich Holz ins Feuer, es wurde größer und wärmer. Ich betrachtete den toten Bären und sah mich dann um. An der Stelle, wo ich aufgewacht bin, war ein kleiner Busch, dessen trockene Blätter langsam von ihm abfielen. Ich dachte mir zu dem Zeitpunkt nichts dabei und wärmte mich am Feuer. Als Darragh wieder kam, sah er bereits viel besser aus. Auf der Schnittwunde an seiner Schläfe klebte ein grüner Matsch und verdeckte diese damit. Er hockte sich neben Maik und behandelte dessen Wunden. Ich beobachtete ihn erstaunt, wie er ein Bündel grün-gelber Blätter und ein paar gelbe Blumen in seinen Händen mit etwas Wasser verrieb bis ein grünlicher Matsch entstand. Diesen schmierte er auf die Wunde und die Beule.

„Diese Kräuter nennen wir Sonnengrün. Sie wachsen nur an Stellen, an denen die Sonne besonders oft scheint und viel Wasser vorhanden ist. Ich habe sie am See entdeckt. Sie lindern sie schmerzen, stoppen die Blutung und kühlen.“ Erklärte er mir. Ich nickte. Danach setzte er sich zu mir ans Feuer. Schlafen konnten wir nun beide nicht.

„Was machen wir mit dem Bären?“ fragte ich ihn.

„Nun, sein Fell und sein Fleisch würden uns eine Menge Geld einbringen. Leider weiß ich nicht, wie wir ihn transportieren sollten. Lass uns morgen darüber nachdenken.“ Darragh seufzte und lehnte sich zurück. Er schien noch Schmerzen zu haben. Er schloss die Augen.

„Erzähl mir von deiner Welt.“ Bat er. Ich sah ihn an und überlegt, dann begann ich vorsichtig zu erzählen, woher ich kam und wie die Stadt aussah. Es war schwierig, da Darragh nichts von all dem Modernen kannte. So unterhielten wir uns noch die restliche Nacht. Hin und wieder wechselten wir die Kräuter auf den Wunden von Darragh und Maik. Irgendwann in den frühen Morgenstunden muss ich dann doch eingenickt sein, denn als ich erwachte schien die Sonne bereits hoch am Himmel. Ich sah zu Maik, doch er war bereits verschwunden. Dann sah ich mich um und entdeckte Darragh, wie er dem Bären das Fell abzog. Er hatte das Tier an einen Baum geschleift und davor eine kleine Grube ausgehoben, an der sich das Blut gesammelt hatte. Anscheinend hatte Darragh den Bären erst ausbluten lassen. Nun zog er langsam mit einem scharfen Messer das Fell samt Haut ab. Als er meine Blicke bemerkte grinste er.

„Na? Auch endlich wach? Maik ist am See, um sich zu waschen.“ Er arbeitete weiter. „Ich werde das Fell später auswaschen, dann nehmen wir es mit nach Calles. Maik meinte, wenn jeder was nimmt, werden wir es schon mitnehmen können.“ Ich nickte.

„In Ordnung, aber ich folge ihm besser und wasch mich auch mal.“ Ich stand auf und lief zum See. Ich fühlte mich müde und ausgelaugt. Ich hoffte, dass das frische Wasser helfen könnte, schließlich hatten wir noch einen weiten Weg vor uns. Am See angekommen entdeckte ich Maik, wie er entspannt im See badete. Ich grinste.

„Na? Ist das Wasser angenehm.“ Meik drehte sich lächelt zu mir.

„Kla, los spring rein. Das ist das Beste, was man hier kriegen kann. Heiße Duschen kennen die hier nich.“ Ich lachte, zog mir meine Kleidung aus und ging ebenfalls ins Wasser. Wir wuschen uns, so gut es ging und genossen noch etwas das kühle Nass. Irgendwann wurde es uns aber dann zu kalt und kamen wieder raus.

„So, und wie trocknen wa uns nun?“ fragte Maik mich. Ich zuckte die Schultern.

„In die Sonne stellen? Schütteln?“ Er lachte. Die Beule am Kopf ist mittlerweile Blau und er hat leichte Kopfschmerzen und die Blutung am Arm war gestoppt. Maik ging zu seinen Sachen und zog ein Band aus langen, dunkelgrünen Blättern hervor.

„Schau mal, hatte Darragh mir vorhin gebastelt. Damit soll ich mir den Arm verbinden, diese Blätter, aus denen er das gemacht hat, sind wohl sehr stabil.“ Er gab es mir und hielt seinen verletzten Arm hin. Ich verband ihn so gut ich konnte.

„Tuts eigentlich noch sehr weh? Sah letzte Nacht ja echt schlimm aus.“ Maik schüttelte den Kopf.

„Im Wasser hats nen bissl gebrannt, nun geht’s aber.“ Danach zogen wir uns an. Gerade als wir fertig waren, kam Darragh zu uns mit mehreren großen Stücken Fell und unseren Sachen.

„Der See wird sicherer sein, bald werden sicherlich die Aasfresser auf den Bären aufmerksam werden. Dann will ich nicht dabei sein.“ Er ließ sie neben den Fluss fallen. Wir halfen ihm beim auswaschen und legten alles zum Trocknen in die Sonne. Dann setzten wir uns daneben, Darragh baute sich eine Art Angel aus einem Stock, weichte ein kleines Stückchen Brot aus seinen Vorräten auf und klebte den entstandenen Teig ans Ende einer Schnur, die er an den Stock geknotet hatte. Die Schnur war eine Bogensehne, die er Ersatzweise mitgenommen hatte. Dann schmiss er das Ende mit dem Teig ins Wasser und wir warteten.

„Ich denke wir sollten später noch ein Stück laufen. Morgen werden wir wohl sowieso nicht ankommen, also erwarten uns noch zwei Nächte hier im Wald. Wir sollten unsere Vorräte besser erst mal nicht anfassen.“ Meinte Darragh dabei. Ich nickte und stand auf.

„Ich sammle uns etwas Feuerholz.“ Maik wollte mir helfen, doch ich lehnte ab, schließlich sollte er sich besser noch etwas ausruhen. Beim Sammeln blieb ich besser nah am See. Hin und wieder betrachtete ich ihn, aber er ähnelte dem der Elfe in keinster Weise. Er war auch viel zu klein. Ich dachte an Eleanora. Sie hatte mich diese Nacht nicht noch einmal besucht. Mein kurzer Schlaf verlief ruhig und traumlos. Ich hielt kurz inne und schloss die Augen. Da, tief in mir spürte ich meine Magie. Ich öffnete die Augen, da ich langsam auf dem Rückweg war, konnte ich Maik und Darragh am Ufer sitzen sehen. Ich konzentrierte mich ganz genau. Erst geschah nichts, doch dann sah ich sie. Auch die beiden besaßen Energien oder war es ebenfalls Magie? Maik seine war schneeweiß, sie umrahmte ihn regelrecht und ein Auswuchs am Rücken erinnerte mich an Flügel. Darraghs hingegen war sehr klein, kaum zu erkennen und sehr schwach. Sie war in einem hellen grün, wie bei den ersten Blättern im Frühling. Sie durchlief ihn wie ein Fluss. Ich wollte die beiden Energien weiter erkunden, als Darragh aufsprang und die Angel nach oben riss. Ich erschrak und verlor dabei meine Konzentration. Die Energien wurden wieder unsichtbar. Darragh hielt stolz einen großen Fisch hoch und grinste uns an, als ich zu ihnen ging. Er legte den Fisch beiseite und wiederholte seinen Vorgang von vorhin. Diesmal drückte er die Angel Maik in die Hand, als das Schnurende im Wasser versank. Dieser schaute ziemlich ratlos und Darragh grinste.

„Ich muss das Feuer machen. Wenn einer zieht, dann lass ihn ein wenig zappeln und hol ihn dann mit Schwung raus.“ Dann machte er sich daran, das von mir mitgebrachte Holz mit meiner Hilfe zu stapeln und ein Feuer zu entzünden. Danach begann er den ersten Fisch auszunehmen. Maik hielt die Angel fest und starrte konzentriert auf das Wasser. Wir sprachen nicht, um die Fische nicht zu verschrecken. Dann begann etwas an der Angel zu ziehen, Maik schaute flehend zu Darragh. Dieser lachte und nahm ihm dann die Angel wieder ab. Am Ende steckten zwei große Fische auf Stöckern über dem Feuer. Mittlerweile war ich richtig ausgehungert und fragte mich, ob das für uns drei reicht. Wir teilten uns den fertigen Fisch auf und holten dann doch jeder noch ein Stück Brot aus den Beuteln. Am späten Nachmittag machten wir uns wieder auf den Weg. Die Fellstücke wickelten wir zusammen, so konnten wir sie besser auf unsere Rücken binden und sie behinderten uns nicht.

Als es dunkel wurde, blieben wir stehen und Darragh überlegt fieberhaft, wie wir diese Nacht unbeschadet überstehen könnten. Er sah uns an und meinte dann.

„Wartet kurz hier, ich habe vielleicht eine Idee.“ Wir nickten und er kletterte elegant einen der Bäume hoch. Es dauerte ziemlich lange, bis er wieder nach unten kam. Wir dachten schon er wolle abhauen und unterhielten uns, wie wir ohne ihn aus dem Wald finden würden. Da sprang er wieder runter und grinste.

„Ein Stück in diese Richtung.“ Er zeigte in die Richtung, in die wir gegangen waren. „Gibt es ein verlassenes Nest der Phönixfalken.“ Wir sahen ihn an und Maik meinte.

„Glaub kaum, das wa in nen Nest von nem Falken passen.“ Darragh lachte.

„Ihr habt noch nie einen gesehen, richtig? In ein solches Nest passen fünf Waldläufer. Phönixfalken sind riesige Greifvögel. Kommt, dann zeige ich es euch.“ Er ging los und wir folgten ihm.

„Meinst du wir reden hier von einem echten Phönix? Vielleicht sehen sie hier wie Falken aus.“ Flüsterte ich Maik zu.

„Vielleicht nen Falke der aus der Asche entsteht?“ mutmaßte Maik. Wir blieben an einem der Bäume stehen und Darragh zeigte nach oben. Wir schauten hoch, doch ich konnte nicht wirklich etwas erkennen. Also gut, die Baumkrone schien an einer Stelle weitaus dichter zu sein, als anderswo. Aber sonst nichts. Darragh begann hochzuklettern. Wir folgten ihm. Natürlich weitaus langsamer. Es war sehr mühsam. Die Rinde war sehr rau und bot und Möglichkeiten zum Greifen und Abstützen.

„Is fast wie Free-Climbing. Nur das e shier nen Baum und kein Fels is.“ Keuchte Maik. Ich sagte nichts und konzentrierte mich darauf, nicht herunterzufallen. Oben, an der Stelle mit dem dichten Blätterwerk zog Darragh uns nacheinander hindurch und wir fanden uns in einem riesigen Nest wieder. Es hatte ungefähr einen Durchmesser von 4-5 Metern und war komplett aus Blättern, Ästen und großen roten Federn erbaut worden. Wir machten es uns gemütlich und wickelten uns in die Umhänge. Hier oben konnten wir kein wärmendes Feuer entfachen. Es wäre zu gefährlich geworden.

„Zumindest sind wa hier sicher, oder?“ Maik sah Darragh an. „Diese Phönix kommen die Nacht doch nicht wieder um uns zu fressen, oder?“ Darragh, der sich aus einigen Federn und Blättern ein Kopfkissen baute, sah Maik an.

„Nein, zu dieser Zeit sind sie in Castrum. Unser Land nutzen sie als Zwischenstation, bevor sie nach Varuun fliegen, weil in Castrum der Winter einbricht.“

„Sind es richtige Phönix?“ Ich hob eine Feder hoch bei meiner Frage. Sie war Feuerrot und am unteren Bereich ging sie in ein helles Orange über. „Steigen sie zur Wiedergeburt aus der Asche?“ Darragh lachte.

„Nein, wir nennen sie lediglich wegen der Farbe ihrer Federn so. Sie erinnern an einen Phönix. Echte Phönixe sind längst ausgestorben. Die Zwerge jagten sie vor Jahrhunderten, weil das Feuer, aus dem sie entstiegen angeblich kaum zu Löschen sei. Also perfekt für die riesigen Schmieden in Mòr Forgings.“ Ich lauschte gespannt Darraghs Erzählungen, die zu Fantastisch klangen.

„Sag ma, wie groß is eure Welt? Elfen, Zwerge…leben die alle zusammen?“ Darragh schüttelte den Kopf auf Maiks Frage.

„Nein. Unsere Welt ist in zwei große Kontinente und mehreren kleinen Inseln aufgeteilt. Nordwestlich von hier liegt der Kontinent Vestur mit den beiden Reichen Mòr Forgings, das Reich der Zwerge und Castrum, das Reich der Menschen. Südöstlich von hier liegt der Kontinent Austur mit den beiden Reichen Varuun, das Reich der Elfen und Kretania, das Reich der Drachen. Auf den anderen Inseln gibt es teilweise kein Leben, zumindest ist mir nichts bekannt. Die einzige befahrbare Route, die die beiden Kontinente verbindet, führt an Viridis vorbei. Den Legenden nach lebten vor Jahrtausenden oder länger alle friedlich zusammen. Doch die Menschen und die Elfen wollten mehr. Nach einem großen Krieg teilten sich die Reiche. Dämonen verloren ihre Heimat, Engel zogen sich auf die höchsten Gipfel zurück. Die Drachen beanspruchten das riesige Gebirge in Austur für sich, da die Pässe zu Fuß zu gefährlich sind und sie dadurch ihre Ruhe haben. Die Machtspiele der Elfen interessiert sie nicht, von daher bleiben die Grenzen dort ziemlich fest. Zwerge und Menschen sollen sich sehr oft bekriegen. Die Zwerge sind auf die Bodenschätze in Castrum aus, die Menschen hingegen wollen die Zwerge unterwerfen und deren Schmiedefähigkeiten nur für sich nutzen.“ Wir hörten gespannt zu. Es klang wie ein Fantasyroman. Naja eigentlich scheinen wir selbst in einem zu stecken. Ich lächelte innerlich. Darragh gähnte nach seiner Erzählung kräftig.

„Wir sollten nun schlafen. Es wird morgen ein langer und anstrengender Marsch, wenn wir vor dem Abend noch in Calles ankommen wollen.“ Also legten wir uns hin und ich schlief auch sehr schnell ein.
 

Ich lief über die Blumenwiese und blieb an der Stelle stehen, an der wir uns das letzte Mal trafen. Doch ich konnte Eleanora nirgends entdecken. Mein Herz klopfte wie wild. Wo war sie? Ich sah mich um und ließ mich dann auf die Erde fallen. Ich wartete und strich dabei über das Mal auf meinem Arm. Ich dachte an sie und versuchte sie zu mir zu rufen. Plötzlich strich etwas sanft über meine Schulter. Als ich danach greifen wollte, war es weg. Ich drehte mich um und sah Eleanora hinter mir stehen. Sie lächelte.

„Es tut mir leid, dass ich so spät bin. Risk war lange bei mir und ich konnte mich nicht in meine Träume flüchten. Ich glaube er ahnt etwas.“ Sie sah mich betrübt an, setzte sich zu mir uns lehnte sich an mich. Ich legte vorsichtig meinen Arm um sie.

„Glaubst du, er wird es herausfinden und dir diesen Weg versperren?“ Sie sah mich an.

„Ich weiß es nicht. Seine Magie ist in der Hinsicht nicht besonders stark. Er müsste einen seiner Magier damit beauftragen.“ Ich nickte und hoffte dabei inständig, dass er es nicht tat. Sie lächelte und bat mich aufzustehen. Als ich stand nahm sie meine Hände.

„Wir müssen üben, damit du lernst die Magie intuitiv anzuwenden. Momentan musst du dich immer wieder aufs neue Konzentrieren, deine Magie und andere Energien suchen und verbinden.“ Ich nickte und sah sie an. Ich spürte ich Hände in meinen und ihr Duft lag in meiner Nase. „Schließ deine Augen. Suche deine Magie. Fühle sie. Lass sie durch deinen gesamten Körper strömen und halte sie dort fest.“ Ich schloss die Augen und konzentrierte mich. Die Magie in mir zu finden war leicht. Sie durch meinen Körper zu leiten schon schwieriger. Immer wenn ich sie in einem Bereich hatte, z.B. meiner Arme, verlor ich sie anderswo. So wechselte sie zwischen einzelnen Körperteilen, blieb jedoch nie dort bestehen.

„Tom, du nimmst sie immer im Ganzen. Du musst sie aufteilen. Kleinere Teile bilden und verteilen.“ Ich öffnete die Augen und sah sie verständnislos an. Sie lächelte und ließ mich los. „Komm mit, ich zeige es dir.“ Der Verlust ihrer Berührung traf mich plötzlich, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Wir gingen gemeinsam über die Wiese zum Weg, welcher zum See führte und dann auf dem Weg zum See. Ich genoss ihre Nähe und diese schöne Landschaft.

„Wie ist es dort im Kerker. Ist es schlimm? Tut er dir etwas an?“ Fragte ich nun doch. Ich war einfach zu neugierig.

„Im Kerker ist es ruhig. Es gibt nur wenige weitere Gefangene, diese sind jedoch weiter weg. Meine Zelle ist klein, aber sauber. Ein kleines Fenster lässt mich nach draußen schauen.“ Sie lächelte traurig. „Ich vermisse meine Heimat. Es ist schwer auf dem harten Bett zu schlafen und er holt mich täglich zu sich, um mit mir zu sprechen. Bisher bleibe ich hart. Ich vermute, dass er mein Reich will. Er spricht immer von seinem toten Land und den leidenden Dämonen.“ Sie lachte kurz auf. „Dämonen, die in einem Land voller Steinen, toten Wäldern und Düsternis leiden. Ich denke doch, Dämonen lieben so etwas. Den Legenden nach sind sie doch aus den Tiefen der Erde gekommen. Aus der Hitze des Kerns um Unheil zu verbreiten.“ Am See blieben wir stehen und sie sah mich an. „Tom, er will mein Land. Er will es vernichten und sein Reich vergrößern. Bitte lass es nicht zu.“ Sie fiel in meine Arme und weinte. Ich strich ihr über den Kopf. Ihre Trauer und Ängste taten weh. Ich musste ihr helfen. Ich musste sie Retten koste es, was es wolle. Wir blieben eine Weile so stehen und ich versprach ihr beruhigend alle zu tun, was nötig ist. Sie versprach mir im Gegenzug meine Wünsche und alle von denen, die mir halfen, zu erfüllen. Als es ihr langsam besser ging, löste sie sich langsam von mir und sah mich an. Sie lächelte und ich strich ihr eine Träne von der Wange.

„Wir werden dich Retten. Übermorgen kommen wir in Calles an. Dann versuchen wir ins Dämonenreich zu gelangen.“ Sie nickte und löste sich langsam von mir.

„Dazu sollten wir nun deine Magie stärken. Die Nacht ist bald vorüber. Ich erkläre dir besser nun die Aufteilung, damit wir in der nächsten Nacht weiter machen können.“ Sie nahm meine Hand und wir gingen ein Stück am See entlang. An einer Stelle tauchte ein kleiner Sandstrand auf. Bei den letzten besuchen war er mir noch nicht aufgefallen. Wir gingen darauf zu und sie ließ mich wieder los. Dann kniete sie sich in den weißen Sand und begann formen in den Sand zu zeichnen. Sie skizzierte grob einen Menschen und zeigte mir die Position, an der meine Magie saß. Ich sollte sie nun wieder in mir greifen und dann in meine Hände leiten.

„Nun lass einen kleinen Energieball in deiner rechten Hand entstehen.“ Begann sie und ich versuchte es. Es dauerte ein bisschen, doch ich konnte langsam einen formen. „Sehr gut, nun versuche mit deiner linken Hand einen Teil davon wegzunehmen.“ Ich versuchte einen Teil des Balls mit der linken Hand zu greifen, griff aber durch ihn hindurch. Ich versuchte es mehrmals, mit denselben Ergebnissen. Ich seufzte und sah sie an. Sie lächelte.

„Konzentriere dich.“ Ich versuchte es weiterhin vergeblich. Dann sagte sie. „Du musst nun gehen, der Tag beginnt.“ Und ging langsam fort.

„Warte…“ Doch da verschwand die Landschaft bereits vor meinen Augen und die Elfe mit ihr.
 

Maik

Die Nacht verlief ruhig und durch unser sicheres Lager konnten wir alle wirklich durchschlafen. Das große Nest bot erstaunlichen Schutz von dem Wind und die Federn und Blätter hielten einen richtig warm, wenn man sich damit bedeckte. Als die Sonne langsam über den Rand des Nestes schien kitzelte sie in meiner Nase. Ich wollte mich umdrehen und weiter schlafen, doch auch meine Blase achte sich ebenfalls bemerkbar. So war an schlafen nicht mehr zu denken und ich schlug die Augen auf. Seufzend setzte ich mich auf und sah mich um. Darragh und Tom schliefen noch tief und fest. Also stand ich auf und überlegte, wie ich mich nun erleichtern könnte. Mein erster Gedanke: An den Rand des Nestes stellen. Aber könnte doch peinlich werden, wenn die anderen das mitbekommen. Also ging ich an den Rand und begann langsam mit dem Abstieg. Es war echt schwer und ich hatte Angst herunter zu fallen. Irgendwie war mir der Aufstieg gestern leichter gefallen. Irgendwie kam ich aber dann doch heil an und ging in die Büsche. Als ich wieder raus kam, fühlte ich mich erleichtert. Ich sah den Baum an und überlegte nun, wie ich da eigentlich wieder hochkommen sollte. War wohl doch keine so gute Idee. Ich umkreiste den Baum um eine Möglichst gute Stelle zu finden. An einer Stelle am Baum entdeckte ich auf dem Boden einen Strauch Himbeeren. Ich pflückte sofort alle und packte sie in die Tasche. Hoffentlich zerdrücke ich sie jetzt nicht beim Hochklettern. Dann begann ich langsam mit dem Aufstieg. Kurz unter dem Nest stoppte ich und überlegte. Letzte Nacht hatte Darragh uns hoch geholfen, aber irgendwie musste er es ja schon allein geschafft haben. Ich atmete tief durch, fasste all meinen Mut zusammen und versuchte es allein. Ich griff nach dem Nest und erwischte einen losen Ast. Ich zog ihn raus und kippte dabei nach hinten. Vor Schreck schrie ich kurz auf, aber da griffen schon zwei Hände meinen Arm und zogen mich hoch. Im Nest angekommen kniete ich mich vor meinem Retter und atmete erst einmal tief durch.

„Na? Das solltest du vielleicht nicht noch einmal versuchen.“ Lachte Darragh. „Es bedarf viel Übung die richtigen Stellen am Nest zu finden um hochzuklettern.“ Ich sah zu Darragh auf, dann ließ ich mich auf den Rücken fallen.

„Danke. Ich dachte schon nu is es aus.“

„Maik! Blutest du?“ rief Tom etwas entfernt. Erschrocken setze ich mich auf und tastete mich ab. Ich merkte etwas Nasses und sah hinab.

„Verdammt, die Beeren. Nu sind se doch Matsch.“ Seufzte ich und holte die kläglichen Reste aus meiner Tasche. Die meisten sind zerquetscht worden.

„Maik, wo hast du die denn her?“ fragte Darragh. „Diese Beeren sind ganz selten.“ Er griff sich eine und steckte sich in den Mund. „Süßbeeren sind köstlich. Angeblich werden sie in Calles hoch gehandelt.“ Auch ich nahm eine und kostete. Tom kam zu uns rüber und tat es mir gleich. Sie erinnerten auch geschmacklich stark an Himbeeren, nur weitaus süßer und ohne Kerne.

„Sie wuchsen unten am Baumstamm. Hatte echt gehofft sie heil hochzubringen.“ Darragh nickte und packte zusammen.

„Lasst uns runter klettern. Vielleicht finden wir noch ein paar.“ Tom und ich nickten und packten ebenfalls zusammen. Darragh packte auch einige besonders schöne Federn aus dem Nest in unsere Taschen. Dann machten wir uns an den Abstieg. Während Tom und ich uns noch abmühten, lief Darragh bereits um den Baum herum. Tatsächlich fand er in der Nähe noch weitere Beeren. Er pflückte die vorsichtig und wickelte sie in große Blätter. Als wir es ebenfalls endlich geschafft haben, sammelten Tom und ich wieder Holz und Darragh verschwand im Wald, um zu jagen. Das Frühstück viel sehr gut aus. Er hatte einen recht großen Fuchs geschossen. Nach dem enthäuten und ausnehmen, briet Darragh ihn mit vielen Kräutern. Trotz der großen Portion aßen wir alles, was essbar war, auf. Gut gesättigt machten wir uns wieder auf den Weg. Trotz des vielen Gepäcks kamen wir sehr gut und schnell voran. Mittlerweile konnten wir immer mehr auf kleinen schmalen Pfaden laufen, die eben durch den Wald führten.

„Diese Pfade sind von den Elfenjägern. Die Einhörner der Elfen können nicht so gut auf unebenen Waldboden laufen, darum haben die Elfen Wege geschaffen.“

„Es gibt hier Einhörner?“ fiel mir darauf nur ein. Darragh sah mich an.

„Naja, ursprünglich nicht. Die Elfen haben sie damals mitgebracht. Ich glaube die Einhörner in Varuun sind auch weitaus größer und schlanker. Hier gibt es keine großen Wiesen und weiten Flächen, auf der sie rennen können. Von daher sind sie hier eher klein und plump. Aber das Horn auf der Stirn haben sie behalten, obwohl sie wohl auch viel kleiner geworden sind.“ Tom lachte.

„Also ein Pony mit Horn. Stell ich mir witzig vor. Ein großer eleganter Elf auf einem Pony.“ Nun musste ich auch lachen. Darragh sah uns verständnislos an und Tom erklärte ihm, was Ponys sind. Danach nickte er und lachte ebenfalls.

„Ein guter Name. Ich werde ihn weitertragen. Einhorn-Ponys. Oder, da es sonst keine gibt, nur Ponys. Edle Elfenkrieger auf Ponys“ Wir mussten alle schallend zu lachen bei der Vorstellung.

Durch diese Pfade kamen wir weitaus schneller voran als gedacht. Sie waren sehr festgetreten und schienen oft benutzt. Wir einigten uns, ohne Pause durchzulaufen und zwischendurch beim Laufen unser Brot zu essen. An einem kleinen Wasserloch am Rande des Pfades hielten wir kurz an und füllten unsere Wasserschläuche. Am frühen Abend lichtete sich der Wald und wir erkannten in einiger Entfernung eine Steinmauer.

„Calles, wir haben es fast geschafft. Wir kamen am Ende schneller durch, als ich dachte.“ Meinte Darragh und schien sich regelrecht zu freuen. Ich konnte ihm nach empfinden. Endlich waren wir aus dem Wald mit seinen Gefahren raus. Vielleicht etwas vernünftiges Essen und ein Bett für die Nacht finden. Obwohl…

„Sag ma Darragh, wie is das hier so mit bezahlen? Ich meine, Tom und ich haben keen Geld.“ Darragh lachte.

„Na darum habe ich doch die Felle und die Beeren mitgenommen. Außerdem haben mir die Ältesten ein paar Messer auf Beerenklauen eingepackt. Ein paar Münzen besitze ich noch, aber das würde nicht reichen. Wir sollten uns beeilen und hoffen, dass der Markt noch geöffnet hat.“

„Also gibt es hier auch richtiges Geld, ja?“ fragte Tom ungläubig. Darragh sah ihn an.

„Natürlich. Die Zwerge haben Gold, Silber und Kupfer zu Münzen gepresst, so konnten wir unseren Handel vereinfachen.“

„Ah okay, ich verstehe.“ Tom lächelte. „Dann hoffe ich, dass die Unterkunft nicht zu teuer ist.“ Darragh nickte und wir gingen über eine Wiese zu einem großen, mit Kies befestigten Weg, der direkt zum Haupttor der Stadt führte. Die Straße scheint viel befahren zu sein, aber zu dieser Tageszeit sind nur wenige unterwegs. Wir sahen hauptsächlich Menschen und Elfen. Als wir die Stadt betraten sah ich mich um und war völlig überwältigt. So hatte ich eine Stadt in dieser Welt nicht erwartet.



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