Zum Inhalt der Seite

Das Böse im Reich der Elfen

Viridis
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Calles - Die Handelsstadt

Wir betraten die Stadt durch das große Haupttor und ich blieb direkt dahinterstehen. Ich war völlig überwältigt. So hatte ich eine Stadt in dieser Welt nicht erwartet. Ich wurde von hinten geschubst, da ich im Weg stand. Darragh zog Tom und mich zu Seite, damit wir uns umsehen konnten.

Vor uns erstreckte sich eine breite, mit hellgrauem Stein gepflasterte Straße. Bei uns wäre es, bei der Breite wohl eine große Hauptstraße mitten in Berlin. Sie schien lang zu sein und führte immer weiter gerade aus. Leider konnte ich nicht genau erkennen wohin. Es herrschte ein reger Verkehr der unterschiedlichsten Wesen. Elfen, Zwerge und Menschen schoben Wagen vor sich her oder trugen abgedeckte Körbe oder Krüge. Einige hatten auch Zugtiere vor ihre Wagen gespannt. Nur waren es hier keine Pferde. Die Elfen nutzten meistens kleine, weiße Einhörner, sie erinnerten mich sehr stark an Ponys. Zwerge nutzten, mir unbekannte Tiere. Sie hatten Ähnlichkeiten mit Steinböcken, nur war ihr Körperbau weitaus muskulöser, die Hufe waren breit und abgeflacht und das Geweih war nur ein kurzer Kringel. Die Menschen hingegen nutzten einfache Ochsen. Meist hatten sie nur ein Tier vorgespannt. Wahrscheinlich um sie besser durch die Menge navigieren zu können. Am Rand der Straße standen hie und da kleinere Grüppchen, welche sich unterhielten oder Handel betrieben.

Tom stieß mich irgendwann an und zeigte auf die Häuser am Rande der Straße. Als ich meinen Blick hob, staunte ich nicht schlecht.

„Oh man…“ war das einzige, was ich sagen konnte. Wir standen links vom Eingangstor. Auf unserer Seite erhoben sich elegante Häuser. In den verschiedensten Farben und gefühlt wild durcheinander gewürfelt. Einige mit kleinen Türmchen oder anliegenden, mit bunten Blumen übersäten Gärten. Andere wiederum eher schlicht gehalten mit Malereien und Schnitzereien an den Fassaden, Fenstern und Giebeln. Sie erinnerten mich an exotische Wälder, Blumen und Tiere. Aber einige Dinge hatten sie jedoch trotzdem gleich, was eine dem Ganzen eine eigenartige Zusammengehörigkeit gab. Die Dächer erstrahlten in einem hellen Himmelblau in deren Ziegel sich vereinzelt die Sonne spiegelte. Die Fenster waren Hoch und schmal gehalten und die Rahmen in einem tiefen Braun gestrichen.

Dagegen waren auf der anderen Seite einfache, in braun oder grau verputzte Häuser. Wie die Bauernhäuser damals in den Dörfern. Die Dächer waren dunkelrot und in den wenigen Gärten schien eher Gemüse zu wachsen. Teilweise schienen sie sehr alt und leicht verfallen. Doch man erkannte, dass sie bewohnt waren. Wäsche hing aus den Fenstern. Bei einem flatterte eine weiße Gardine im Wind. Es war dieser Kontrast, der mich am meisten irritierte. Ich sah Darragh fragend an, er zuckte nur mit den Schultern.

„Ich kann dir nicht viel dazu sagen. Nur das hier links das Stadtgebiet der Elfen war und drüben das der Menschen. Nach dem die Elfen die Stadt einnahmen, haben die wohl alles in Bezirke eingeteilt.“ Als wir uns langsam beruhigten, gingen wir die Straße weiter in Richtung Innenstadt. Nach einer gefühlten Ewigkeit, die Straße ging mehrere Kilometer nur geradeaus, kamen wir endlich an einem riesigen Markt an. Wir schlossen uns dem Strom an und schlenderten umher. Überall wurden die verschiedensten Waren angeboten. Von frischem Fisch bis hin zu Kleidung, Töpfen und sogar Teppichen. Wir machten uns einen Treffpunkt aus, da wir noch ein Gasthaus suchen mussten und teilten uns daraufhin auf. Darragh nahm uns die Felle ab und wollte sie, einige Kräuter und ein paar der Beeren verkaufen. Da ich selbst noch kein Geld aus dieser Zeit hier besaß, schlenderte ich einfach nur quer durch die Gegend und betrachtete die ungewöhnlichen Stände. Ich blieb an einem großen Holztisch stehen, auf dem die verschiedensten Messer, Scheren und kleine Äxte lagen. Hinter dem Tisch stand ein kleiner Mann mit Glatze und langem, roten, geflochtenen Bart. Neben ihm stand ein Schleifstein. Der Mann betrachtete gerade ausgiebig ein großes Fleischermesser. Und begann es dann zu Schleifen. In eleganten Bewegungen schwang er das Messer leicht hin und her, bevor er es drehte und seine Arbeit wiederholte. Ich konnte nur staunend zuschauen.

„Ja, Darhig ist einer der Besten seines Fachs. Nur wenige Zwerge haben hier feste Stände.“ Ich drehte mich nach links. Dort stand ein großer breitschultriger Mann und sah mich grinsend an. Die fleckige graue Schürze spannte sich um einen auslandenden Bauch. Seine Beine steckten in grauen weiten Hosen, die sich kaum von der Schürze abhob. Das grüne Hemd, das er trug, war an den Armen hochgekrempelt. Seine kurzen blonden Haare standen in allen Richtungen ab, der raue Dreitagebart schien die gleiche Farbe zu haben. „Nur dank ihm kann ich die Knochen der Eisenböcke durchtrennen.“ Ich sah ihn fragend an. Da lachte der Mann los. „Du bist neu hier, oder? Ich habe schon gehört, dass seit kurzem wieder Schiffe im Hafen Lejanias anlegen. Castrum soll ja auch nur einfache Steinböck in den Bergen haben. Nun, unsere Eisenböcke haben Knochen aus Stahl, damit sie sich nicht so schnell etwas brechen.“ Er reichte mir freundlich seine große fleischige Hand. Ich reichte ihm meine und kam mir ziemlich schmächtig vor. „Ich bin Macello, der beste Fleischer der Stadt.“ Ich vernahm ein kurzes Schnauben aus der Richtung von Darhig.

„Hi, ich bin Maik.“ Grinste ich ihn an. „Nur ein einfacher Verk…Händler. Hab aber leider nix anzubieten.“ Macello sah mich kurz verwirrt an, als ihm wohl selbst eine Erklärung einfiel. „Ja, immer die Lage überprüfen. Du hast sich sicherlich in Rosis Stübchen einquartiert. Koste mal ihren Eintopf. Sie holt ihr Fleisch immer von mir.“ Bevor er weiter Sprechen konnte brummte Dahrig kurz. „Macht 12 Silberlinge.“ Macello sah zu ihm und zahlte. Dann nahm er sein Messer und prüfte die Schärfe an seinem haarigen Arm. Die feinen Härchen schienen wie von selbst abzufallen.

„Sehr gut. Also dann, besuch mich mal Junge.“ Damit drehte er sich um und verschwand in der Menge. Ich strich mir kurz durch die Haare, na das war ja mal eine Begegnung.

„Macello redet zu viel.“ Brummte der Zwerg und widmete sich dann anderen Messern. Ich ging weiter und sah mich um. Ich muss heute Abend ma dringend mit Darragh quatschen. Eisenböcke…was das wohl für Tiere sind? Meine Überlegungen wurden plötzlich von einer lauten Diskussion unterbrochen. War das nicht Darragh? Mit wem streitet er da. Ich drängelte mich so schnell es ging durch die Menschenmenge immer in Richtung von Darraghs Stimme.
 

Tom

Wir hatten uns aufgeteilt. Anscheinend wollte Darragh lieber allein Handeln. Wahrscheinlich wären wir ihm beim Feilschen im Weg gewesen. Ich ließ mich eine Weile mit der Menge mittreiben und betrachtete die vielen Stände. Ohne Geld konnte ich sowieso nichts kaufen. Nach einer Weile merkte ich, dass der Markt anscheinend nach Themen sortiert war. Auch wenn ich ihn, dank der Größe, niemals an einem Tag komplett ablaufen konnte. Ich schien in einem Bereich für verschiedene Möbel und Einrichtungsgegenstände gelandet zu sein. Links von mir pries ein Mann seine Kunstfertigkeiten im Reparieren von Dächern an und zeigte dabei viele verschiedene Materialien zum Dachdecken. Daneben reparierte ein anderer gerade einen großen Eichentisch. Bei ihm standen zwei muskelbepackte Kerle, die sich gerade ausruhten. Ich vermutete, dass sie den Transport der Möbel vornehmen. Denn sie beobachtet den Tischler ganz genau bei seiner Arbeit. Dieser versuchte angestrengt eine tiefe Kerbe mitten auf dem Tisch zu entfernen. Ich blieb kurz stehen, doch der bedrohliche Blick des einen Transporteurs ließ mich schnell weitergehen. Ich lief weiterhin umher. Der Bereich für dieses Handwerk schien zu enden und ich näherte mich wohl dem Lebensmittelbereich. Verschiedenste Gerüche umfingen mich, als ich ihn durchquerte.

Nach einer Weile näherte ich mich einem großen Auflauf verschiedenster Wesen, die sich um einen Stand herum drängten. Vom Stand her hörte ich eine recht helle Männerstimme. Ich ging um die Leute rum und entdeckte an der Seite eine kleine Lücke, durch die ich mich nach vorn drängte. Vor mir erstreckte sich ein breiter, mit bunten Tüchern bedeckter Tisch auf dem mehrere, verschieden große Teller standen. Auf jedem der Teller lagen getrocknete Pflanzen oder verschiedene Mischungen aus Pflanzen, Früchten und ähnlichem. Die Teller waren mit Glaskuppeln abgedeckt, die in der Sonne kristallin glänzten.

„…die neuesten Mischungen aus Fragancia, die große Stadt des Tees in Varuun. Nur dort werden seit Jahrhunderten Pflanzen und deren Wirkung studiert und Teesorten mit den verschiedensten Wirkungen produziert.“ Er nahm einen der Teller mit großen, getrockneten Blättern und dunkelroten kleinen getrockneten Blüten hoch, nahm die Glaskuppel ab und zeigte ihn rum. Durch die Bewegung verteilte sich ein aromatischer Duft nach Rosamarin, glaube ich, und Minze. „Ein Tee, gebrüht aus diesen wundersamen Kräutern löst Verkrampfungen im Magen. Nach einer großen, deftigen Mahlzeit getrunken, sind unangenehmes Völlegefühl schnell verschwunden.“ Er legte die Glaskuppel wieder drauf und nahm den nächsten Teller. Hier erklärte, das der Tee gegen Muskelschmerzen half, der Nächste half gegen Unruhe bei Nacht. So ging er jeden, der Teller durch. Verschiedenste Düfte vermischten sich dabei, sodass eine merkwürdige Mischung übrigblieb. Zu Letzt betonte er, dass es die erste Lieferung sei, seit das Handelsverbot aus den Kontinenten aufgehoben wurde und er nur wenige Säcke bei sich hätte. Sofort sprangen die Leute darauf an und überboten sich gegenseitig. Nun wurde es mir zu viel. Ich drängte mich mit aller Kraft zurück. Weg von dem Stand und ging weiter. Als der Lärm abebbte, hörte ich eine laute Diskussion und erkannte sofort Darraghs Stimme. Sofort lief ich in die Richtung, so schnell es die Menschenmenge zuließ.

Da entdeckte ich ihn an einem kleinen Holzstand, der fest zwischen den Anderen eingebaut zu sein scheint. Hinter ihm stand eine Frau, die erbost auf Darragh einredete und die Hände in die Hüfte stemmte. Als ich näher kam hielt Maik mich grinsend fest.

„Hi, na? Wie war dein Ausflug. Echt interessant hier, oder?“ Ich grinste ihn an und erzählte kurz von meiner Erkundung. Dann berichtete Maik von einem Fleischer und einem Stand. Er wollte gerade weiter ausholen als…

„Nein!“ Es war die Frau, die sich gerade über ihren kleinen Holztresen beugte, auf dem das Bärenfleisch und Kräuter lagen, und ihn wegzuschieben versuchte. „Darragh, vergiss es! Wenn die Wachen mich mit diesem Fleisch erwischen ist es aus.“ Dann fuchtelte sie wild mit den Händen. „Ich habe schon zu oft Waren von dir gekauft. Die Elfen werden Misstrauisch. Weiß dein Stamm eigentlich von deinen Ausflügen?“ Darragh grinste sie an und strich über das Fleisch.

„Nein, natürlich nicht. Die Ältesten würden nie zulassen, dass ich diesen gefährlichen Weg auf mich nehme. Und nun sei mal nicht so, Macello nimmt es dir sicher gern ab. Er prahlt doch gern mit den seltensten Fleischsorten aus allen Ländern.“ Wir lauschten dem Gespräch. Anscheinend kannten sich die beiden. Maik flüsterte mir kurz ins Ohr, dass er genau diesen Fleischer getroffen hatte. Die Frau atmete tief durch und schien sich geschlagen zu geben. Also gingen wir nun auch zu den beiden. Sie sah auf uns musterte uns kurz. Darragh erkannte uns und stellte uns dann vor.

„Iluvia, das sind die beiden Magier. Sie kamen aus dem Baum. Ihre Namen sind Tom und Maik.“ Er zeigte abwechselnd auf uns beiden, danach zeigte er zu der Frau. „Und das hier ist Iluvia, sie stammt vom Himmelsberg und lebt und handelt nun hier in Calles.“ Sie nickte kurz und wir betrachteten sie genau. Iluvias lange blonde Haare sind hinten zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden und liegen aktuell teilweise über ihre Schulter. Ihre strahlend blauen Augen blickten uns fröhlich entgegen und die Mundwinkel sind leicht nach oben gezogen. Sie ist recht klein, so ca. 1,60m würde ich vermuten. Das dunkelblaue Kleid steht im starken Gegensatz zu ihrer hellen Hautfarbe. Über den Ausschnitt hatte sie ein hellblaues Tuch gelegt, welches sich ebenfalls um ihre Schultern spannt.

„Ihr wollt also die Elfe retten…Pardon, die Elfenkönigin. Warum wollt ihr das tun? Ohne sie und ihre Herrschaft ginge es uns allen besser.“ Sie legte den Kopf leicht schräg und sah uns an.

„Psst…Iluvia nicht so laut.“ Darragh sah sich kurz erschrocken um, aber die Frauen an den Ständen links und rechts sind in Kundengespräche vertieft. Links pries eine kräftige ältere Frau gerade die besten Brote in ganz Viridis an. Es waren dunkle, große Kastenbrote. Rechts diskutierte eine kleine blonde Elfe gerade mit einer Zwergin, welches Fleisch wohl das Beste für eine gute Suppe sei. Darragh seufzte kurz. „Okay, wir erklären es dir. Aber nicht hier. Komm später einfach in Rosis Stübchen, ich werde uns jetzt dort einquartieren. Wir treffen uns im Schankraum. Bring am besten Azul mit.“ Iluvia seufzte, schmiss Darragh einen Beutel Münzen entgegen und nahm die Ware vom Tresen.

„In Ordnung, der Markt macht bald zu.“ Sie sah kurz zum Himmel. „Ich denke, wenn der Mond am Himmel steht werden wird zum Gasthaus kommen. So habt ihr genug Zeit euch einzuquartieren und Rosis leckere Suppen zu essen.“ Darragh nickte und wir gingen davon.
 

Rosies Stübchen sah von außen ziemlich unspektakulär aus. Ein graues großes Haus mit roten Ziegeln gedeckt. Die schiefen, grünen Fenster waren im Erdgeschoss ungefähr doppelt so groß, wie sie in den oberen beiden Stockwerken. Hinter den leicht verschmutzten und teilweise ziemlich blinden Scheiben hingen rote Vorhänge, die ordentlich an den Seiten zusammengebunden waren. An der Tür in der Mitte des Hauses blätterte langsam die Grüne Farbe an einigen Stellen ab, was wahrscheinlich durch die ständige Nutzung herrührt. Darragh ging vor und öffnete die Tür. Als wir das Gasthaus betraten, dauerte es einige Zeit, bis wir uns an das schummrige Licht gewöhnt hatten. Der Schankraum nahm fast die gesamte untere Etage ein. Die linke Seite wurde komplett von einem breiten Tresen umschlossen, hinter dem ein großer kräftiger Mann mit grauem kurzem Haar und dichtem grauen Vollbart stand, Bier von einem Zapfhahn vor sich in Krüge füllte und sich mit einigen Männern, die am Tresen standen, unterhielt. Hinter ihm an der Wand waren unzählige Regale befestigt, auf denen Krüge, verschiedene Flaschen, Geschirr und unzählige Kerzen standen. An der hinteren Wand neben dem Tresen schwang gerade eine Tür auf und eine ältere Frau, vielleicht Anfang 50, trat hinaus. Mit einem kräftigen Schwung ihrer runden Hüften schmiss sie die Tür wieder zu. Sie trug mehrere Suppenschüsseln elegant wie eine Kellnerin zu den Tischen und verteilte sie an die hungrigen Männer. Ihr kastanienbraunes Haar hatte sie im Nacken locker zu einem Knoten gebunden, einige vorwitzige Strähnen hatten sich gelöst und umrahmten ihr Gesicht. Sie wischte kurz mit den Händen über ihre weiße Schürze, die sie über den braunen Rock gebunden hat. Die weiße Bluse wies bereits einige Flecken der Suppe auf, die sie hier anscheinend an jeden verteilte.

Hinter uns fiel die Tür ins Schloss und wir gingen zu einem Tisch im hinteren Teil des Raumes. Als wir uns setzten kam sie auf uns zu. Trotz ihrer korpulenten Figur bewegte sie sich elegant und schnell zwischen den einzelnen Tischen und blieb vor uns stehen.

„Guten Abend die Herren, was darf es denn für euch sein? Sicherlich ein Bier für jeden.“ Sie lachte kurz, ihre recht tiefe Stimme passte zu ihr. „Heute gibt es eine kräftige Suppe mit ordentlich Fleisch und Kartoffeln.“ Sie begutachtete uns genau. „Die wird euch guttun.“ Noch ehe wir etwas erwidern konnten, war sie schon wieder davon gerauscht und rief. „Johann! Drei Bier für die Neuankömmlinge.“ Der Wirt hinter dem Tresen grunzte kurz laut und begann die Krüge zu füllen. Wir mussten ziemlich verdutzt dreingeschaut haben, denn Darragh fing an zu lachen.

„Rosie war schon immer sehr schnell. Sie sieht, wenn jemand Hunger und Durst hat. Und keine Sorge, sie weiß auch sofort, wenn hier jemand übernachten möchte.“ Wir sahen zu ihm.

„Du warst schon öfter hier?“ Fragte ich ihn. Darragh nickte grinsend. Johann, der Wirt kam und stellte jedem einen großen Krug vor die Nase.

„Hier, frisch aus der Zwergengrotte geliefert.“ Johanns Stimme glich mehr einem lauten tiefen Grummeln. „Hast endlich nen paar Leute mitgebracht, Darragh? Dachte die Waldläufer sind sich zu fein für uns.“ Darragh schüttelte grinsend den Kopf und sah sich kurz um, dann meinte er leise.

„Das sind Magier, sie kamen aus dem alten Gingko. Aber psst.“ Er hielt sich kurz einen Finger an den Mund. Der Wirt nickte kurz und legte 2 Schlüssel auf den Tisch.

„Habt Glück, zwei Zimmer ham wa noch. Treppe hoch, rechts. Seit Lejania wieder offen is, kommen immer mehr Händler her. Wollen die Insel wohl wieder als Knotenpunkt zwischen den Kontinenten aufbauen.“

„Ach, der Hafen ist offen?“ Darragh sah den Wirt verwundert an und dieser nickte. „Werden Rosie und du wieder nach Castrum zurückkehren?“ Johann schüttelte kurz den Kopf.

„Ne, die Rosie will nicht weg. Wir sind hier doch nun schon 30 Jahre hier. Wer soll sich denn um das Stübchen kümmern. Außerdem ist da doch ständig Krieg.“ Nun setzte sich der Wirt zu uns. „Hab von einem Zwerg gehört, dass der alte Zwergenkönig gierig auf Nigrum Montis ist. Dort soll es Onyx in Hülle und Fülle geben.“ Er schüttelte den Kopf. „Krieg wegen nen paar Steine.“ Während der Erzählung kam Rosie wieder und stellte jedem eine große Schüssel Suppe vor die Nase und einen Laib Brot in die Mitte. Sie legte kurz eine Hand auf Johanns Schulter und meinte.

„Wir flohen in diesem kleinen Ruderboot hierher um meinen Johann heiraten zu können, da gehe ich doch nicht zurück.“ Sie lachte fröhlich, als wir sie ansahen. „Ich bin die Schwester der Königin und mein Johann hier war nur ein armer Bauer.“ Sie schüttelte den Kopf und strich ihrem Mann kurz über den Rücken. Am Tresen riefen einige Männer nach Bier, also stand er auf und ging zu ihnen. Ich wusste zuerst nichts zu antworten, da sprach Maik mal wieder ohne nachzudenken.

„Ihr seid also heimlich nachts abgehauen und habt nen Boot geklaut? Sind sie euch nicht gefolgt?“ Rosie lachte laut auf und stemmte sie Hände in die Seiten.

„Mein lieber Johann war da viel...spontaner…. Der König wollte, dass ich mich von Johann verabschiede, ich sollte einen Adligen im Süden des Landes heiraten. Aber nicht mit Johann, er hat die beiden Leibwächter einfach mit seiner Schaufel erschlagen, mich über die Schulter geschmissen und ist zum Hafen gerannt. Hat einem Fischer einen Sack Silber gegeben und ist mit dem Boot des Fischers los gerudert.“ Sie lachte über unsere verdutzten Gesichter. Ich versuchte mir das Ganze vorzustellen und betrachtete Johann. Dann schüttelte ich den Kopf.

„Sind sie euch gefolgt? Musstet ihr euch hier verstecken?“ fragte Maik. Ihm schien die Geschichte wirklich zu gefallen und er grinste.

„Ehe der König davon erfuhr waren wir auf hoher See. Wir kamen direkt an der Küste vom Lichtwald an. Wir hatten Glück. Die Waldläufer zogen uns aus dem Wasser und versteckten uns eine Weile. Dann brachte Fea uns nach Calles.“ Sie zwinkerte Darragh zu. „Sie war damals noch genauso wild wie ihr Sohn.“ Darragh sah sie seufzend an.

„Das erzählst du mir ständig, trotzdem kann ich es mir nie vorstellen. Sie hasst die Menschen und Elfen und würde den Wald nie verlassen. Das erzählte sie mir damals zumindest immer, wenn man mich erwischt hatte.“ Rosie lachte. „Nun gut, ich werde euch nun mal in Ruhe die Suppe essen lassen, bevor sie kalt wird.“ Sie drehte sich um uns ging wieder zur Tür, durch die sie nach Hinten verschwand. Ich vermutete, dass dort die Küche und die privaten Räume sind. Ich nahm den Holzlöffel, der in der Schüssel lag und kostete Vorsichtig die Suppe. Sie schmeckte hervorragend. Der kräftige Geschmack nach würzigem Fleisch erinnerten mich an die Rindfleischsuppe zuhause bei meinen Eltern und die fast zerfallenen Kartoffeln gaben der Suppe etwas Festigkeit. Ich risse mir ein Stück von dem Brot ab. Es war frisches, noch warmes Schwarzbrot mit einer dunklen Kruste. Ich war mittlerweile so Hungrig, dass ich die riesige Portion trotzdem vollständig aufaß und mich danach gesättigt zurücklehnte. Maik und Darragh erging es ebenso. Wir stießen mit unseren Bierkrügen an und tranken einen kräftigen Schluck. Eine Weile saßen wir schweigend da und beobachteten die Leute. Sie kamen und gingen. Eine Gruppe Elfen kamen herein und begaben sich sofort zur Treppe und schienen diese nach oben zu schweben, so elegant sah es aus. Drei Zwerge unterhielten sich nun mit den Männern am Tresen. Sie schienen über etwas zu streiten. Der Ton wurde lauter und die Gesten unbändiger. Doch bevor auch nur einer mit den Fäusten ausholen konnte, knallte etwas Schweres auf den Tresen und der Wirt brüllte.

„Kloppen könnt ihr euch draußen. In diesem Gasthaus wird sich gefälligst benommen. Da versteht die Rosie keinen Spaß.“ Und es wurde wieder ruhiger.

Kurze Zeit später ging die Tür auf und Iluvia trat schwungvoll ein. Ein dunkelblauer Umhang umwehte sie dabei. Sie blieb mitten im Raum stehen und sah sich um. Als sie uns entdeckte kam sie zu uns. Durch ihre einnehmende Präsenz, das fröhliche lächeln, dem Rufen unserer Namen und den forschen Schritt, hätte ich ihr Begleitung fast übersehen. Ein, doch recht großer Mann in dunklem Umhang folgte ihr. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und mit lautlosem Schritt. Fast wie ein Schatten. Beide setzten sich zu uns an den Tisch und der Wirt kam bereits mit einem Krug Bier für den Mann und einem Becher Wein für Iluvia.

„Guten Abend Johann.“ Begrüßte sie ihn. Dieser nickte und verschwand wieder. Iluvia und der Fremde legten ihre Umhänge ab.

„Darf ich euch meinen Mann Azul vorstellen?“ sie deutete lächelnd auf den Mann. Er betrachtete uns grimmig, schwieg jedoch. Er fuhr mit der Hand durch sein schwarzes Haar und versuchte es zu bändigen. In seinen dunkelbraunen Augen schienen helle Punkte zu leuchten. Dazu noch das dunkelgraue Hemd, die schwarze Hose und Stiefel verliehen ihm das Aussehen eines gefährlichen Mannes, den man eher weit umgehen sollte. Doch als sie sich setzten legte er besitzergreifend eine Hand auf ihr Bein.

„Also erzählt, was macht ihr hier? Wollt ihr die Königin wirklich befreien“ Sie betrachtete er mich und dann Maik.

„Nun ja...“ Begann ich. „Eleanora hat mich gebeten ihr zu helfen. Dieser Dämon…Risk…er hält sie gefangen. Er will sie zwingen ihm ihr Reich zu geben. Anscheinend hasst er sein eigenes. Noch konnte sie sich wehren.“

„Risk wird sein Reich niemals verlassen.“ Ich zuckte zusammen. Diese tiefe Stimme kam von Azul. Er sah mich finster an. „Er wird seine Gründe haben, warum er diese verfluchte Elfe geholt hat.“ Wir schwiegen.

„Azul war Risks erster Berater…bevor…“ Versuchte Iluvia.

„Bevor ich mich entschied meinen eigenen Weg zu gehen.“ Beendete Azul ihren Satz und strich ihr liebevoll über die Schulter. Diese Geste war so sanft, dass sie im krassen Gegenteil zu diesem finsteren Mann stand. Iluvia seufzte und nahm seine Hand.

„Ihr haltet wohl nicht viel von ihr?“ fragte Maik. Iluvia schüttelte den Kopf.

„Sie bringt dem Land Probleme. Sie hört nur auf ihren Berater Damianos. Ich glaube sie ist sehr leichtgläubig.“

„Als die Elfen herkamen haben sie sich alles genommen und jeder sollte sich ihnen unterwerfen.“ Meinte Azul und schüttelte den Kopf. „Als ob Dämonen sich unterwerfen. Weil wir das nicht wollten, haben sie kurzerhand die Route zwischen den Bergen verschlossen und die Dämonen von allem abgeschottet. Ohne Iluvia und dem Himmelsberg wäre ich nicht hier.“ Ich sah beide an. Zu gern würde ich ihre Geschichte erfahren, doch das kann warten.

„Eleanora scheint vielleicht doch nicht so leichtgläubig. Sie versprach, wenn ich sie befreie, hilft sie uns und allen die mir helfen. Ich glaube daran. Sie will die Elfen aus dem Lichtwald holen und ihr den Waldläufern zurückgeben.“

„Klingt fast schon zu gut. Aber ich glaube nicht an die Worte dieser Hochnäsigen kein Wort.“ Azul verschränkte die Arme und sah grimmig und entschlossen aus. „Risk wird wissen, was er tut.“ Währenddessen schien Iluvia zu überlegen.

„Vielleicht hat Risk ihr nun doch die Augen geöffnet. Aber warum hält er sie fest?“ Sie sah auf und mir direkt in die Augen.

„Du weißt mit Sicherheit, dass sie die Wahrheit spricht? Ich kenne nur die Geschichten der Königin. Dementsprechend kenne ich sie nicht.“ Sie sah zu Azul. „Vielleicht merkt sie nun, da sie aus dem Schloss ist, was wirklich los ist? Ich glaube wir sollten zu ihr.“ Azul blickte finster drein. Sagte jedoch vorerst nicht. Wir schwiegen eine Weile und Darragh fing herzhaft an zu gähnen.

„Also ich denke, wir sollten eine Nacht darüber schlafen. Dann treffen wir uns morgen früh wieder hier. Was haltet ihr davon?“ Er sah uns alle fragend an und wir nickten. Darragh legte einige Münzen auf den Tisch und wir drei gingen nach oben. Iluvia und Azul wollten noch eine Weile sitzen bleiben.

Die obere Etage war ein dunkler, schwach mit Kerzen beleuchteter Flur. Links und rechts gingen dunkle Holztüren ab. An jeder Tür stand eine Nummer. Darragh betrachtete unsere Schlüssel und drückte mir dann einen davon in die Hand. Unsere Zimmer lagen genau am Ende des Flurs und einander gegenüber. Wir verabschiedeten uns für die Nacht und betraten die Zimmer. Darragh für sich allein und ich teilte meins mit Maik. Das Zimmer war eher spartanisch eingerichtet. Zwei einzelne Betten links und rechts. Dazwischen stand ein Tisch direkt vor dem Fenster mit einem Stuhl. Links neben der Tür stand ein alter Kleiderschrank aus dunklem Holz und rechts von der Tür ein alter Sessel. Die Betten waren mit weißen Laken bezogen. Alles war sehr sauber und auf dem Tisch stand ein frischer Blumenstrauß und eine Kerze, die ich mit den danebenliegenden Zündhölzern entzündete, bevor ich die Tür schloss. Maik schmiss sich währenddessen auf das rechte Bett, verschränkte die Arme hinter den Kopf und betrachtete die Decke. Seinen Beutel hatte er einfach neben dem Bett fallen lassen. Ich setzte mich auf mein Bett und legte den Beutel ebenfalls daneben. Es klopfte und Darragh trat ein.

„Es tut mir leid, dass ich nochmal störe.“ Er schloss die Tür und setzte ich neben mich. „So wie ich Iluvia kenne, werden beide uns begleiten wollen. Ich finde, wir sollten sie mitnehmen.“ Er grinste mich an. „Iluvia könnte uns vielleicht über den Himmelsberg bringen und Azul ist ein Krieger.“ Ich nickte. Die Idee war sehr gut.

„Azul hält nichts von der Elfe. Auch wenn er Iluvia nicht widersprochen hat. Und ich denke, seine Zweifel sind auch berechtigt.“ Warf Maik plötzlich ein. Ich sah ich verwirrt an.

„Wie meinst du das? Eleanora ist eine freundliche Elfe und sie versprach mir zu helfen.“

„Das mag sein. Versprechen kann sie viel. Aber wenn die Geschichten stimmen, nahmen die Elfen sich das Land und alle mussten sich ergeben.“

„Das war früher. Das war auch nicht sie. Sie ist nun einmal jetzt die Königin. Vielleicht wusste sie wirklich nichts von den Missständen.“ Maik setzte sich auf und sah mich prüfend an.

„Darragh, was meinst du? Stimmt es, was Tom sagt und die Elfe hilft uns?“ Darragh sah uns beiden nachdenkend an und stand dann auf.

„Ob sie uns hilft oder nicht werden wir sehen. Ich bin Müde und lege mich nun ins Bett.“ Schulterzuckend verabschiedete er sich und verschwand in sein Zimmer.

„Maik, du hast sie nicht gesehen. Du kennst sie nicht. Ich habe sie getroffen. Mehrfach. Sie ist liebevoll und wird von einem bösen Dämon festgehalten.“ Ich legte mich ins Bett. „Und diese Nacht werde ich sie wiedersehen. Sie wird ihre Versprechen halten.“ Maik seufzte und schüttelte den Kopf.

„Ich denke auch Risk wird seine Gründe haben. Ich wüsste nur gern welche.“ Ich sah Maik überrascht an.

„Na wahrscheinlich will er ihr Land. Vielleicht ist er neidisch auf die Größe und Schönheit ihres Reiches. Er ist ein Dämon!“ Maik stand auf.

„Ist das alles? ‚Er ist ein Dämon‘? Ist es für dich so einfach? Gut und Böse?“ Er tigerte kurz auf und ab und blieb an der Tür stehen.

„Zumindest ist die Elfe gut und liebevoll. Ich vertrau ihr.“ Maik schüttelte den Kopf und verließ das Zimmer. Ich betrachtete kurz verwundert die Tür. Was war nur los? Er wollte ihr doch auch helfen? Dann drehte ich mich um und hoffte schnell einschlafen zu können. Ich wollte sie wiedersehen.
 

Maik

Nach der Diskussion mit Tom verließ ich unser Zimmer. Ich konnte es kaum glauben. War er von der Elfe so stark verzaubert worden? Ich verstehe es nicht. Und Darragh hat sich vollkommen rausgehalten und aufs Ohr gehauen. Ich seufzte genervt und stieg die Stufen des Gasthauses nach unten. Im Schankraum angekommen sah ich Iluvia und Azul noch am Tisch sitzen. Gerade wollte ich mich zu ihnen begeben, als Azul aufstand. Sie schienen zu streiten. Da sie mich nicht bemerkten blieb ich stehen. Zum Glück war der Gastraum um diese Zeit schon leer, selbst der Wirt war bereits verschwunden.

„Iluvia, das lasse ich nicht zu.“ Kam es leise und bedrohlich von Azul. Schon beim ersten Treffen bekam ich eine Gänsehaut in seiner Nähe. Äußerlich wirkt er so menschlich, doch seine Aura schien sehr düster zu sein. Neben dem fröhlichen Engel wirkt er fast deplatziert, wenn ihn vorhin nicht das kleine Lächeln bemerkt hätte, als Iluvia seine Hand nahm. Iluvia schnaubte kurz.

„Pah, das lasse ich mir doch nicht verbieten. Wenn du zu Risk willst, werde ich dich begleiten und basta.“ Sie verschränkte die Arme und sah ihn wütend an. Azul strich sich mit einer Hand seine Haare und seufzte.

„Es ist viel zu Gefährlich. Der Weg nach Norden ist gesperrt. Ich muss über den Drachenfels. Alleine werde ich nicht auffallen, aber mit dir…deine Aura ist einfach zu stark. Sie würden dich sofort spüren.“

„Ach quatsch. Das wird schon irgendwie gehen.“ Iluvia versuchte weiterhin wütend zu sein, doch ich sah ihre Fassade bereits bröckeln. Natürlich hatte Azul Angst um seine Frau.

„Iluvia…Liebste. Es wäre besser du würdest die anderen über den Himmelsberg führen. Auch wenn du eine Gefallene bist, können sie dir dort den Weg nach Norden gewiss nicht verbieten.“ Da Iluvia ihre Arme lockerte, griff Azul sofort nach ihrer Hand, hockte sich neben sie und sah sie nun eher ängstlich an.

„Nein, das wird nicht funktionieren. Sie haben mich verbannt. Dazu müsste mich schon ein anderer Engel begleiten.“ Plötzlich rumpelte es kräftig hinter dem Tresen und der Kopf des Wirts war zu sehen.

„Wenn ihr ‘n Engel braucht, geht nach Duende. Irgendwo tief im Kerker soll einer sein. Ist wohl schon ewig da. Total vergessen. Einer der Soldaten hat das hier mal erzählt.“ Wir sahen ihn alle erschrocken an. Der Wirt grinste und verschwand mit einem Fass, das er wohl über eine Luke aus dem Keller geholt hatte, durch die Tür nach hinten.

„Das wäre eine Idee.“ Iluvia wirkte nachdenklich und sah Azul dann an. „Wir könnten den Engel befreien und ich bringe ihn als Retterin nach Hause.“ Nun lachte sie fröhlich. Azul stand währenddessen auf und wirkte eher skeptisch.

„Das ist sehr gefährlich. Nun ich denke Darragh könnte dir gut helfen, aber die beiden Menschen?“

„Azul, du willst alleine nach Norden und hältst meine Idee für gefährlich?“ Beim Geräusch des Wirtes war ich einen Schritt zurückgegangen. Nun wollte ich wieder auf sie zu gehen und stieß dabei gegen einen Stuhl. Beide drehten sich zu mir um.

„Ähm…ja…“ Ich lachte kurz verlegen. „Sorry, wollt nich lauschen. Hab gerade mit Tom gestritten.“

„Nun, dann weißt du ja, was wir vorhaben.“ Meinte Iluvia lächelnd. Ich ging nun zu ihnen und setze mich an den Tisch. Auch Azul setzte sich wieder, erleichtert über den Ausgang des Gesprächs.

„Worüber habt ihr gestritten?“ fragte er nun. Er schien mir etwas offener als vorhin. Ob es daran lag, dass wir nun allein waren? Wenn ich das gewusst hätte, hätten wir besser das gesamte Gespräch verschoben. Ich sah zu ihm und seufzte.

„Er is wie verzaubert von der Elfe. Für ihn is sie die Gute. Fertig.“

„Und du bist dir dabei nicht so sicher?“ Fragte Azul überrascht und schien nun echtes Interesse an meiner Antwort zu haben. Ich schüttelte den Kopf.

„Woher wissen wir, ob sie die Wahrheit spricht? Weil Tom sich mit ihr in seinen Träumen trifft und sie hübsch ist? Weil sie Tom alles verspricht?“ Ich seufzte und überlegte, ob ich ihnen on meinem Traum erzählen sollte. „Ich frage mich, ob dieser Risk nicht vielleicht einen Grund hat.“ Nun nickte Azul.

„Deshalb werde ich mich auf dem Weg zu ihm machen. Aber der Pfad ist gefährlich und die Gruppe wäre zu auffällig. Ich kenne diesen Pfad, kann jedoch nicht die ganze Zeit auf weitere Personen achten. Ich werde mit Risk sprechen und hoffe es vor eurer Ankunft zu klären.“ Ich nickte.

„Also sollen wir die Route, wie ich verstanden habe, über diesen Berg nehmen und du willst allein einen anderen Pfad folgen?“

„So hoffe ich, schneller dort zu sein.“

„Kann zumindest einer von uns sich anschließen? Ich will mitkommen.“ Azul sah mich an und schüttelte den Kopf.

„Zu gefährlich. Ich müsste ständig auf dich achten und dich beschützen Mensch.“ Ich stand auf und da ihn ernst an.

„Nen bissl kann ich kämpfen. Zumindest habe ich schon nen Schwert geschwungen. Wenn auch nich in nem echten Kampf. Ich achte genau auf dich und werde dir nicht zur Last fallen. Aber ich will es von ihm wissen. Was hat er vor. Ich weiß nicht, ob ich die Gelegenheit dazu bekomme, wenn ich mit den anderen ankomme. Doch wenn ich mit dir gehe, wird er mich anhören, oder?“ Ich war aufgeregt, hoffte auf seine Zustimmung. Ich atmete einmal tief durch und setzte mich wieder. Azul sah mich an und schien zu überlegen. Iluvia beobachtete uns beide und kaute kurz auf der Unterlippe. Dann schien sie eine Entscheidung getroffen zu haben.

„Liebster? Maik begleitet dich. So bist du zumindest nicht ganz allein und ich wenigstens ein wenig beruhigt. Zu zweit fallt ihr sicher auch nicht aus.“ Er sah zu ihr auf, es schien als wollte er widersprechen. Doch dann seufzte er kurz und gab sich wohl geschlagen. Er stand auf und Iluvia mit ihm.

„Gut. Pack deine Sachen. Wir treffen uns kurz vor Sonnenaufgang vor dem Gebäude.“ Ich nickte und wir verabschiedeten uns. Aufgeregt lief ich nach oben. Sollte ich es Tom erzählen oder lieber schweigen? Als ich unser Zimmer betrat schlief er schon tief und fest. Ich sortierte unsere Sachen und packte meine Tasche zusammen. Als ich im Bett lag dachte ich über den Tag nach. Schlafen konnte ich kaum. Es war zu viel geschehen und nun würden sich Toms und mein Weg vorerst trennen. Ich rieb mir kurz über das Gesicht und sah nach draußen. Irgendwann schien mich der Schlaf doch übermannt zu haben. Doch nur kurz. Als ich aufwachte färbte sich der Himmel bereits violett. Ich stand schnell und so leise wie möglich auf, schnappte mir meine Sachen und ging. Auf der Treppe überlegte ich umzukehren und Tom doch noch zu wecken. Doch in dem Moment betrat Azul die Schenke. Also sprang ich die letzten Stufen runter und ging schnell zu ihm. Ich warf mir meinen Reisemantel um und wir gingen nach draußen. Auf dem Weg durch die Stadt beobachtete ich, wie diese langsam erwachte. Die Stände auf dem Markt wurden aufgebaut. Frauen liefen mit großen Körben durch die Gegend oder Fegten vor ihren Türen. Männer schoben Wagen oder hatten Werkzeug dabei. Vielleicht waren sie auf dem Weg zur Arbeit. Ich war wirklich fasziniert. Wir verließen die Stadt durch ein anderes Tor als wir herkamen. Azul meinte, wir würden nun Richtung Nord-West gehen um dort über die Berge zu gelangen. Der Weg direkt nach Norden sei durch eine schwerbewachte Mauer versperrt. Langsam ging hinter uns die Sonne auf, als wir dem Weg ein Stück folgten. Links und rechts von uns sah ich große grüne Felder. Ich vermutete eine Art Korn, wie bei uns Weizen und dergleichen. Hin und wieder konnte ich Menschen auf den Feldern arbeiten sehen. Wie sie per Hand das Unkraut entfernten oder eine Art Wasserschlauch zogen. Auch hier war ich fasziniert von den Arbeiten. Ich wäre zu gern geblieben und hätte diese Leute ausgefragt, doch Azul ging zügig weiter. Er wollte bis zum Einbruch der den Weg zwischen die Berge gefunden haben.

„Wir müssen einen ziemlich großen Bogen nehmen. Leider ist der einzige Weg in die Berge zwischen der Zwergengrotte und dem Dachenfels. Von dort aus müssen wir wieder ein Stück zurück Richtung Drachenfels. Es gibt eine verlassene Drachenhöhle. Sie ist zu beiden Richtungen offen. Die Elfen trauen sich nicht in die Nähe der Drachen.“ Ich nickte. Hatte jedoch keine Karte im Kopf. Er schien es zu merken und holte eine aus seiner Tasche. Er reichte mir die Rolle beim Gehen. Sie hatte ungefähr die Größe eines A4 Blattes und zeigte nur einen Teil der Insel.
 

(Karte Ausschnitt1)
 

Ich verfolgte den Weg auf der Karte mit den Augen. Leider war die obere Beschriftung abgeschnitten worden. Ich vermutete das dort „Zwergengrotte“ stand. Azul lief nun neben mir und zeigte auf der Karte auf eine Kurve Richtung Berge, bevor der Weg einen Bogen um einen hervorstehenden Berg macht.

„Dort führt ein schmaler verwachsener Pfad in die Berge.“ Meinte Azul dazu. Wir hatten also noch ein ganzes Stück weg vor uns. Der Tag wird wohl sehr anstrengend. Ich war trotzdem sehr gespannt auf das, was noch kommt.

Tom
 

Wir trafen uns auch diese Nacht wieder auf der Blumenwiese und sie zeigte mir, wie ich mit der Magie umgehen muss. Ich versuchte wieder einen Teil des Energieballs in die andere Hand zu nehmen. Leider gelang es mir auch heute nicht. Nach einigen Übungen und eher bescheidenen Fortschritten setzten wir uns auf die Wiese. Sie sah mich an.

„Du bist unkonzentriert. Was ist los?“ kam es scharf und ungeduldig von ihr und ich sah sie erschrocken an. Doch sie besann sich und seufzte kurz. „Es tut mir leid. Die Zeit im Kerker und die Gespräche mit Risk machen mir zu schaffen.“

„Was will er von dir? Will er wirklich dein Land?“ Sie sah mich auf diese Frage hin merkwürdig an und dann lächelte sie sanft und strich mir kurz über die Brust.

„Ja, so sieht es aus. Er vergleicht unsere Länder. Erklärt mir die Unterschiede und dass es früher wohl mal anders war und etwas geschehen muss. Aber das kann ich nicht beurteilen. Ich kenne es nur so. Ich sage ihm, dass er von mir nichts bekommt. Unser Land gehört uns.“ Ich betrachtete sie. Sie sah mich so ehrlich an. Wie konnte Maik nur an sie zweifeln. Ich verwarf meine Zweifel. Am nächsten Tag würde ich mit ihm reden und ihn überzeugen. Wenn ich sie ihm doch nur zeigen könnte. Wir unterhielten uns weiter und sie erzählte mir von ihrem Reich. Ich fragte sie hierbei, ob sie von der Ankunft der Elfen in diesem Land wusste und wie es so sei als Königin.

„Ja, da weiß jeder in diesem Land. Mein Vater König Serdar kam hierher, als das Volk meinen Großvater den roten König verriet und stürzte.“ Sie seufzte traurig. „Mein Vater suchte hier Zuflucht. Er baute ein neues Reich für die geflüchteten Elfen auf. Den Zauberern gefiel die nicht und sie verschwanden in eure Welt. Die Dämonen hassen uns und trennten unsere Länder mit einer Mauer. Unser Volk lebt im Einklang mit den anderen Völkern hier. Da die Menschen, die hierblieben keine Magie beherrschen, sind sie einfache Arbeiter.“ Sie lächelte kurz. „So hat jeder hier seine Aufgaben. Wir geben den einfachen Menschen Arbeit und sie kümmern sich darum, dass wir gut leben. Wir Elfen sind ein hochwohlgeborenes Volk. Adlige. Viele halten daher nicht viel von Menschen. Trotzdem leben wir miteinander und alle sind zufrieden. Ich herrsche über ein friedliches Land. Mit Hilfe meines Beraters Damianos versuche ich eine gute Königin zu sein. Mein Vater verstarb leider viel zu früh, so dass Damianos mir alles beibrachte und mich in das königliche Leben einwies. Von den Problemen mit den Waldläufern wusste er sicherlich auch nichts. Ich bin froh, dass du mir diese erzählst. So kann ich diese auch beheben.“ Sie schmiegte sich an mich.

„Wir wollen dich befreien, wissen jedoch nicht, wie wir dahin kommen. Wie du bereits sagtest, gibt es diese Mauer. Wie kommen wir rüber?“ fragte ich nachdenklich und sah zu ihr. Sie überlegte.

„Es gibt vielleicht eine Möglichkeit.“ Sie seufzte. „Ihr könntet über den Himmelsberg gehen. Aber die Engel würden euch nicht einfach durchgehen lassen. Sie sind sehr eitel und akzeptieren nur sich selbst.“

„Iluvia….sie ist ein Engel.“ Ich lächelte und sie sah mich fragend an.

„Wer?“

„Iluvia. Wir haben sie in Calles getroffen. Sie ist eine Freundin von Darragh und lebt mit ihrem Mann dort.“ Doch Eleanora schüttelte den Kopf.

„Wenn dieser Engel wirklich in Calles lebt wird es einen Grund geben. Sonst verlassen sie ihren Berg nie. Diese Wesen halten nicht von anderen.“ Sprach sie eher abfällig. Ich dachte kurz an Iluvia. Anscheinend haben die beiden Völker so ihre Differenzen.

„Doch es gibt eine Möglichkeit…“ begann sie. „Im Kerker von Duende ist einer von ihnen in Gefangenschaft. Damianos erzählte mir, dass sie meinen Vater umgebracht hätte.“ Sie seufzte traurig, und rang mit sich.

„Nun wen sie das tat ist es nur richtig.“ Sie nickte.

„Aber für meine Rettung würde ich sie freilassen und mit euch schicken. Mit ihr könntet ihr den Berg überwinden. Leider kann ich es nicht veranlassen. Duende ist gegen diese Art von Magie gesichert. Ich kann also nicht in Damianos Träume um ihm Bescheid zu geben. Ihr müsstet sie so befreien.“ Ich nickte.

„Das wird sicher schwierig und gefährlich.“ Sie nickte und meinte.

„Ja, man darf euch nicht sehen, nur Elfen dürfen das Schloss betreten. Aber ich kenne einen geheimen Gang. Ich habe mich früher oft dort versteckt.“ Sie lachte kurz auf und erklärte mir den schwierigen Weg. So saßen wir noch lang und redeten.
 

Ein Sonnenstrahl kitzelte auf meiner Nase und weckte mich dadurch. Ich blinzelte kurz und sah mich um. Ich war allein im Zimmer. Anscheinend war Maik bereits nach unten zum Frühstück gegangen. Also stand ich schnell auf, schmiss mir etwas kaltes Wasser aus einer Schüssel ins Gesicht, zog mich an und ging nach unten. Maiks fehlendes Gepäck fiel mir zu dem Zeitpunkt noch nicht auf. Ich sah Darragh, wie er sich über eine Schüssel Suppe beugte und aß, neben ihm saß Iluvia. Sie redete auf Darragh ein und dieser nickte nur hin und wieder. Maik und Azul konnte ich nirgends entdecken. Also ging ich zu ihnen.

„…sie befreien.“ Iluvia verstummt und sah mich an. Ich bekam nur noch das Ende des letzten Satzes mit

„Wo sind die anderen?“ Ich setzte mich zu ihnen und bestellte ebenfalls Suppe.

„Weg.“ Iluvia verschränkte die Arme. „Sie sind gegangen, um ihren eigenen Weg zu finden.“

„Wie meinst du das?“ Ich sah sie vollkommen verwirrt an.

„Sie sind auf den Weg nach Corundo und wollen mit Risk reden. Ich wollte sie aufhalten und bitten gemeinsam zu gehen, aber der Weg sei zu gefährlich.“ Sie seufzte und zuckte dann mit den Schultern. „Wir nehmen einen anderen Weg und treffen sie hoffentlich rechtzeitig an der roten Burg.“

„Die beiden sind völlig verrückt. Der Weg nach Norden ist geschlossen. Sie haben eine Mauer zwischen Drachenfels und Himmelsberg gebaut. Wie wollen sie da durch? Und wie kommen wir nach Corundo?“ Nun sah Darragh auf und Iluvia an. Er kaute noch auf seinem Brot. Mittlerweile kam meine Suppe, doch ich war viel zu gespannt auf Iluvias Antwort. Sie zögerte.

„Naja…Azul kennt einen geheimen Weg. Ich glaube in der Nähe von Drachenfels. Wir könnten über den Himmelsberg, doch ich wurde verbannt. Wir müssten vorher einen anderen Engel finden, der sich für mich bürgt.“ Sie sah uns beide verlegen an und ich fragte mich, was wohl passiert sei, dass man sie verbannte.

„Na kann man hier in Calles nicht einen anderen Engel fragen?“ Fragte Darragh und aß seine Suppe auf. Ich rührte in meiner und dachte an mein Gespräch mit Eleanora.

„Nein, hier gibt es keine, die nicht auch verbannt wurden.“ Iluvia seufzte.

„Es gibt einen in Duende…“ begann ich langsam und rührte in meiner Suppe. Beide sahen mich an. Dann fragte Iluvia.

„Der Wirt hatte so etwas auch angedeutet…doch woher weißt du es?“

„Du hast wieder von ihr geträumt, oder? Hat sie es dir erzählt.“ Auf Darraghs Frage hin nickte ich. Iluvia sah verwirrt zwischen uns hin und her.

„Eleanora, die Elfe besucht mich nachts in meinen Träumen.“ Begann ich erklärend zu Iluvia gewandt. „Sie erzählte mir letzte Nacht von einem Engel im Kerker des Schlosses in Duende und erklärte mir einen Weg hinein. Es ist schwierig und die Elfen halten nichts von Menschen. Sie meinte, dass Menschen hier im Lande nur einfache Arbeiter wären. Ich sei jedoch anders. Ein Magier.“ Ich zuckte mit den Schultern.

„Nun, wenn du Recht hast und sie wäre anders als die anderen Elfen. Nun, wir sollten es versuchen.“ Iluvia lächelte fröhlich und sprang auf. „Also wir treffen uns zur Mittagszeit hier und machen uns auf den Weg nach Duende. Ich muss vorher noch Sachen zusammenpacken.“ Darragh sah auf.

„Du willst uns begleiten? Ist das nicht zu gefährlich?“

„Ach papperlapapp, ich kann sehr gut auf mich aufpassen und kämpfen kann ich auch. Keine Wiederrede. Außerdem ist Azul ebenfalls auf dem Weg nach Corundo.“ Erklärte sie, als wäre es völlig klar. Wir sahen ihr hinterher, als sie den Schrankraum verließ und sahen uns dann an.

„Ob das gut geht?“ fragte ich. Darragh grinste nur.

„Es wird zumindest nicht langweilig.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück