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Die Welt am Rande des Abgrunds

von

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Ein Sommernachtstraum

Das Wetter auf der einsamen Insel, auf welcher die Hauptstelle der Duel Akademia befand, wirkte wie aus einem Bilderbuch. Die Sonne schien grell und heiß auf die üppigen Wälder nieder und die unerträglich feuchte Hitze hing sämtlichen Schülern bereits zum Halse heraus. Die Zikaden sangen in einem ohrenbetäubenden Chor ihre Mii-Mii-Lieder und verliehen dem Inselstaat Japan seinen einzigartigen Charakter.

Juudai ruhte außerhalb des Schulgebäudes. Mit seiner Hand weitete er den Kragen seines schwarzen T-Shirts ein wenig, dessen Ärmel zwar weit waren, ihm jedoch keinerlei Erleichterung verschafften. Für gewöhnlich bevorzugte der Brünette sonnige Tage, doch diese extremen Temperaturen wollte er nicht einmal geschenkt bekommen. Juudai glaubte mittlerweile seit vielen Wochen keinen einzigen Tag erlebt zu haben, an dem sich Wolken am Himmel sammelten und ihm mit Regen drohten. Eigentlich konnte er sich kaum mehr an Wolken erinnern.

„Verflucht ist das heiß heute! Wer soll diese Hitze denn noch aushalten! Lässt sich dagegen denn gar nichts unternehmen…!?“, brach es nun mit jammernder Stimme aus Juudai hervor.

„Ausgeschlossen, Aniki! Im Winter ist es nun mal kalt und im Sommer heiß. Mein Bruder Ryou sagt immer, dass es zwei Dinge gibt an dem der Mensch nichts ändern kann, zum einen ist es das Alter und zum anderen das Wetter. Wir müssen uns wohl oder übel mit den Naturgesetzen abfinden. Das Einzige, was uns noch helfen könnte wäre eine Klimaanlage, aber so einen Luxus können wir Erstklässler in den Osiris Red Unterkünften nicht erwarten. Ich glaube nicht mal bei Rah Yellow gibt es welche die viel nützen“, entgegnete Shou vor Hitze keuchend. Juudai nickte heftig, so dass sein buschiger Haarschopf sich mitbewegte: „Das weiß ich doch, aber im Ernst! Wenn es nun mal heiß ist, dann ist es heiß! Es ist zum verrückt werden!!“

Mit einer raschen Bewegung als holte er aus, schleuderte Juudai seine Jacke von sich, so dass diese auf Shou hinabfiel und mit zu Boden riss. „Aniki!“, protestierte der viel kleine Jungere, „Pass doch auf, sonst machst du sie nur unnötig knittrig.“ Diese Beschwerde klang ganz nach Shou, doch für Juudai spielte so etwas keine Rolle. Der kleinere Blauhaarige legte das abgeworfene Kleidungsstück fein säuberlich zusammen und bemerkte schon den schwitzigen Geruch, welcher von ihm ausging. In der Tat hatte ihre Kleidung generell die ein oder andere Wäsche bitter nötig. Juudai zuckte mit den Achseln, jetzt da er befreit war, brauchte er sich nicht mehr so viel beschweren. Schließlich wandte er sich dem Fenster zu um in die weite Ferne zu blicken.

Durch das etwas alt und klapprig gewordene Fenster der Osiris Red Unterkunft, strahlten die gleißenden Sonnenstrahlen. Sie waren viel zu hell und unermüdlich, so dass man den Eindruck bekam, sie wollte ihre Stärke vor allem den Schülern auf dieser Insel vor Augen führen. Damit ließ sie auch weißen Wölkchen keine Chance am azurblauen Firmament. Der Blick aus dem Fenster zeigte Juudai lediglich die altbekannte Wildnis und das Meer, ansonsten war überhaupt nichts los.

„In letzter Zeit ist überhaupt nichts mehr los, hm?“, murmelte er leise, streckte sich herzhaft wobei er gelangweilt gähnte. Für Juudai waren ereignislose Tage eine Qual. Vor nur ein paar Tagen sprudelte es vor Energie und frohgesinntem Übermut in der Schule, doch jetzt nachdem das Schulfest vorbei und Wahnsinnduell zwischen Marufuji „Kaiser“ Ryou und ihm Yuuki Juudai in einem Unentschieden endete, reisten die meisten Schüler und Lehrer wieder auf das Festland um entweder bei ihren Familien zu verbringen oder irgendwohin in den Urlaub zu reisen. Im Augenblick gab es nur alltägliche Dinge zu erleben und die waren nichts für den immer abenteuerlustigen Burschen Yuuki Juudai.

„Müssen wir uns nicht Morgen auch vorerst voneinander verabschieden?“, harkte Juudai noch einmal nach, wobei er insgeheim hoffte sich im Datum geirrt zu haben. Zu seiner Enttäuschung nickte Shou: „Das stimmt. Mein großer Bruder hat schließlich auch seinen Abschluss gemacht und deshalb kehren wir zuerst einmal gemeinsam nach Hause zurück bevor er von der Pro-League unter Vertrag genommen wird.“

Juudai nickte nachdenklich. Für ihn bedeutete dies, dass er die ganzen Sommerferien über allein zu sein. Wäre Daitokuji-sensei noch am Leben so würde es dem jungen Wildfang weit weniger ausmachen. Shou fuhr daraufhin weiter fort: „Und du Aniki? Bleibst du wirklich die gesamten Sommerferien über hier?“

„Jepp, ganz genau“, antwortete er mit einem leichten Lächeln.

„Sind denn alle damit einverstanden dass du nicht nach Hause fährst, so wie die meisten anderen Schüler es tun?“, harkte Shou nach und erntete ein Nicken seitens seines Freundes.

„Na klar, ist das okay. Eigentlich möchte ich auch nicht wirklich nach Hause“, entgegnete er, „Ich bin meinen Eltern wirklich dankbar, dass sie es mir ermöglichen hier zur Schule zu gehen, aber sie arbeiten wirklich ständig und kommen kaum nach Hause. Es spielt also keine Rolle ob ich hier zurückbleibe oder nach Hause fahre, letzten Endes bin ich doch allein. Es ist einfach hier zu bleiben anstatt die Insel zu verlassen, weißt du?“

Während Juudai seine Erläuterung einerseits monoton, andererseits aber mit einem Lächeln vortrug, sah er unentwegt aus dem alten Fenster hinaus. Danach wandte er sich wieder zu seinem kleinen Freund um, welcher gerade seine Brille zurechtrückte.

„Aber bis auf Samejima-sensei bleibt doch kaum noch jemand hier. Glaubst du echt, dass du hier überleben kannst?“, wollte Shou wissen, musste sich aber mit Juudais Schulterzucken zufrieden geben. Den letzten Abend zusammen wollten die beiden Freunde in Ruhe zusammen verbringen und so ließ Juudai sich erzählen, wie es normalerweise im Hause Marufuji zuging wenn sich die ganze Familie beieinander befand. Insgeheim hätte er auch gern eine lebhaftere Familie gehabt, aber leider konnte man sich die eigenen Finanzen nicht aussuchen.
 

Sobald die Sonne im Horizont versank, zeigte die Duel Akademia ihr Gesicht von einer ganz anderen Seite. Jegliche strahlende Farbe verlor sie gänzlich und wurde vollkommen düster. Der Wald und die wildgebliebene Natur, welche die Schule umgab beherbergte eine reiche Fauna und somit erklang ein Konzert aus befremdlichen Lauten. Wildlebende Tiere sprangen jeder Zeit aus ihren Nestern oder Dickichten, wenn man es am wenigsten erwartete. Manchmal konnte einem die Außenanlage der Duel Akademia vorkommen wie ein Tierpark der Natur, allerdings war so eine natürliche Einrichtung um einiges gefährlicher als ein gewöhnlicher Tierpark. Juudai aber vertraute darauf, dass er diesen Bewohnern des Waldes nur mit einer guten Gesinnung gegenübertreten musste, damit sie verstanden, dass er ihnen nichts Böses antun wollte. Wenn er ihnen keinen Grund gab ihn anzugreifen, dann konnten sie wie alle anderen Menschen ebenso bei einander leben und hier auf dieser Insel gab es kein schlechtgesinntes Tier.

So stand der in rotgekleidete Junge mitten in der Dunkelheit des Waldes und fragte sich, was er mit dem angebrochenen Abend und seinem knurrenden Magen anfangen sollte. Gäbe es Daitokuji-sensei noch, dann hätte er sich nicht über die Menge des Essens beklagen können. Augenblicklich befanden sich außer ihm und der Direktor Samejima nur eine handvoll Leute auf dem Campus. Darunter waren Tome-san und einige Assistenten, die sich um die Gerätschaften der Schule kümmerten. Tome-san kochte während der Ferien selbst für alle, aber sie konnte kaum berechnen wie viel ein junger Mann in seiner Wachstumsphase vertilgen konnte. Aus diesem Grunde ging Juudai zwar nicht mehr ausgehungert aus dem gemeinsamen Speisesaal heraus, stand nach wenigen Stunden aber schon wieder mächtig hungrig da. So wie eben auch in diesem Moment, als er an einem kleinen Fluss stand und sich nachdenklich am Hinterkopf kratzte.

„Ich sollte mich nicht beschweren“, dachte er ein wenig verstimmt bei sich, denn ein leerer Magen machte grimmig, „Tome-san tut was sie kann… aber ein bisschen mehr hätte wirklich nicht schaden können. Jetzt muss ich mir meine Malzeiten wohl selbst organisieren. Fischen kann ich immerhin!“ Stolz auf seine Pfadfinderfähigkeiten tapste er in der völligen Dunkelheit umher, denn nun war auch der letzte helle Lichtstrahl der Sonne von der Nacht verschlungen worden und Juudais Augen gewöhnten sich eher sachte an die ärmlichen Lichtverhältnisse. Letztendlich hatte ihn das Leben an der Akademie doch an das künstliche Licht gewöhnt, so dass ihm in diesem Augenblick die Sterne keine besonders hilfreiche Quelle waren obwohl sie ihm vor dem Semesterschluss ausgereicht hatten. Juudai seufzte leise ob seiner eigenen Verwöhntheit. Der Weg war von Wildwuchs überwuchert, so dass Juudai auf jeden Schritt achten musste.

„Wenn ich heute viele Fische erwische, dann kann ich sie ausnehmen und ins Gefrierfach liegen. Ich hoffe nur dass ich ohne mich zu-…“, murmelte er zu sich selbst und indes er die Worte ausgesprochen hatte, stolperte er etwas unglücklich über eine Wurzel, doch fing Juudai seine Balance wieder bevor er auf den Boden fiel, „Zumindest hoffe ich, dass ich es hierbei belassen kann.“ Mit Vorsicht im Schlepptau und leichten Füßen hopste er an das Flussufer heran, wobei ihm der dezente Duft von Wasserpflanzen gepaart mit lebendem Fisch und feuchter Erde in die Nase stieg. Der Wald, welcher die Schule umgab war wirklich sehr eigenartig. Egal wie heiß es auf dem Campus wurde oder die wie sehr sich die Luft auch erhitzte so blieb dennoch genug Feuchtigkeit im Boden um die Umgebung gesund zu halten. Juudai kümmerte sich nicht um das Wieso oder Weshalb. Ganz im Gegenteil, er bediente sich nun am Buffet der Natur indem er seinen selbstgebastelten aber gut bewährten Angelstock mit einem Regenwurm als Köder in den Fluss hielt. Es dauerte in der Tat nicht lange bis Juudai sich einen Fisch nach dem anderen herausangelte und am Ende mit einer biegsamen Schlingpflanze zusammenband. Frohen Mutes schulterte der Jugendliche seinen gewichtigen Fang und schlenderte nichtsahnend weiter. Seine Vorsicht hatte er wohl am Flussufer verlegt, denn mit den nächsten paar Schritten verfing der Osiris Red Schüler sich letztendlich doch noch einmal in einer großen, hervorstehenden Wurzel und fiel bäuchlings nach vorn. Zumindest meinte Juudai, dass man sich nur in einer wirklich großen Wurzel verfangen konnte. Beim Aufprall auf dem ungewöhnlich weichen Erdboden gab es ein dumpfes, plumpsendes Geräusch welches viel schwerer klang, als sein Körper war. Irgendwie hatte Juudai das Gefühl, dass er etwas umgestoßen und nun unter sich begraben hatte.

„Oh Mann, was soll das denn!?“, fluchte er und sah sich um. Immer noch konnte der Junge kaum erkennen was vor oder hinter ihm vor sich ging. Das einzige, was ihm wohl ins Bewusstsein kam, war das Etwas unter ihm. In der nächtlichen Dunkelheit konnte er kaum erkennen um was es sich handelte, obwohl er es direkt vor der Nase sitzen hatte, konnte er lediglich die Gestalt erkennen. Juudai gab sich nicht die Blöße sich zu erschrecken oder ein Zeichen von Furcht hervorzubringen – in der Tat gab empfand er auch keine Furcht, stattdessen streckte er seine Hand aus um zu ertasten was fort unter ihm saß. Ein leichtes Zusammenzucken verursachte die undefinierbare, zottige Gefühl in seinen Händen trotzdem und er fragte sich, was es wohl sein könnte. Vielleicht erkannte er es besser, wenn er etwas stärker an diesem Etwas zog. Wobei sich Juudai andererseits nicht sicher war, ob es sich um etwas Lebendiges handelte und er die Wut einer bisher unbekannten Kreatur auf sich zog.

„Neugierig bin ich aber trotzdem…“, ein breites Grinsen formte sich auf seinem Gesicht und so versuchte er den Fellball aufzuheben, doch da bemerkte der Brünette, dass es sich um ein weit größeres Wesen handelte, als er bisher angenommen hatte. Verblüfft über diese Erkenntnis entfleuchte ihm ein Murmeln: „Kaum zu glauben wie groß und schwer das Tier ist…“

Bei einem weiteren Versuch das außer Gefecht gesetzte Tier irgendwie zu schultern, gerade als Juudai versuchte seinen Griff ein wenig zu berichtigen, erschrak er da die Fesseln der Dunkelheit hier von dem Körper abgefallen waren.

„Ach du meine Güte!“, entfuhr es ihm ein wenig überraschter, „Das ist ja gar kein Tier! Das ist ein Mensch!“ Er legte diesen Anderen vorsichtig auf den Boden zurück und fragte sich ob ihr Zusammenstoß wirklich so heftig gewesen war, dass man das Bewusstsein verlieren musste. Mit einer kleinen Anstrengung zog er die ohnmächtige Person aus den Büschen hervor um einen besseren Blick durch das fahle Sternenlicht zu bekommen. Juudai verzog das Gesicht zu einer fraglichen Miene. Es war zweifelsohne ein anderer Junge, vielleicht in seinem Alter, aber er sah vollkommen anders aus als er selbst. Natürlich unterschied sich nicht nur die Schuluniform, welche zwar blau war, aber nicht zur Obelisk Blue Uniform dieser Schule gehörte. Juudai dachte kurz nach. Nein, das musste wohl jemand aus dem Ausland sein, denn er glich keinem Asiaten und wie jemand aus arabischen oder afrikanischen Ländern wirkte er auch nicht. Außerdem glänzte sein Haar in einem bläulichen Grün sobald das Sternenlicht sie berührten.

Juudai zuckte mit den Schultern. Wie dem auch war, Asiate oder nicht, er musste wohl irgendetwas mit dieser Schule zu tun haben denn er sich in den Wäldern befand. Dennoch nahm Juudai nicht an, dass er ein Angestellter war oder Daitokuji-senseis Stelle bekommen sollte, denn dieser Junge war auf keinen Fall viel älter als er selbst. Vielleicht aber trug er die Uniform, welche vor ein paar Jahren aktuell war und er ging ganz normal hier zur Schule. Wenn Juudai es sich richtig überlegte, dann wirkte dieser Gedanke recht plausibel, immerhin verirrte man sich sehr leicht in diesen Gefilden und wenn man nicht gerade über Abenteuerliche Fähigkeiten verfügte, dann verhungerte man leicht. Trotzdem konnte er ihn nicht nach den Beweggründen fragen und so musste Juudai sich mit seinen eigenen Spekulationen zufrieden geben.

"Wenn dieser Kerl nicht gerade bewusstlos wäre hätte ich ihn fragen können was er hier tut. Hmm... was soll man da nur machen?", murmelte er vor sich hin, "Es ist noch ein ziemliches Stück Weg bis zur Osiris Red Unterkunft, aber ich kann ihn natürlich auch nicht hier liegen lassen... Heh, Hanekuribou!"

Aus dem Nichts heraus meldete sich eine piepsige Stimme mit einem neugierigen "Kurikurii" welches sich zu einigen Strophen gesungener "kurii"-Laute formte und Juudai intuitiv eine Nachricht übermittelte. Der Osiris Red Schüler nickte zunächst still und entgegnete der kleinen Seele: "Du hast schon Recht, wir können ihn hier nicht liegen lassen. Also los, bevor ich zu hungrig werde um ihn bis zur Unterkunft zu bringen."

Als er diesen Plan gefasst hatte, machte er sich sofort ans Werk und schulterte sowohl den ohnmächtigen Jungen als auch den gefangenen Fisch, obwohl das in der Tat eine schwere Last bedeutete. Dennoch strengte Juudai sich an und hievte und schleppte das gesamte Gepäck die gesamten eineinhalb Kilometer bis zum roten Wohnheim. Vor seinem Vierbettzimmer, welches er nach den Sommerferien wahrscheinlich nur noch mit Shou teilen musste, machte er Halt und legte den Jungen erst in seinem Zimmer ab und zwar in Shous Bett.

"Hm. Aber wenn wir uns das Abendessen teilen sollen, bedeutet das eine ziemlich strenge Diät für uns, mein Lieber", fügte Juudai eher zu sich selbst hinzu und trotzdem fand der Jugendliche, dass es ein segenreicher Zufall war, diesen Jemanden gefunden zu haben. Ansonsten wäre er sicher einer Derjenigen gewesen, die man verhungert im Wald aufgefunden hätte - wenn überhaupt.
 

Als er seine Augen öffnete, sah er zunächst etwas Angegrautes und Fusseliges, welches hier und da auch gelblich gefärbt war. In regelmäßigen Abständen zogen sich dürre holzdielen durch die Struktur dieser merkwürdigen Zimmerdecke. Denn eine Zimmerdecke musste dies doch schließlich sein. Da war er sich ziemlich sicher. Eine solch heruntergekommene Decke, hatte er wohl noch nie in seinem Leben gesehen, auch dies war ihm ziemlich gewiss. Erst nach einem kurzen Moment, der sich in seinem Körper hinzog als handelte es sich um viele Stunden, schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass es sich um keine Zimmerdecke handeln konnte, sondern um etwas anderes. Ganz plötzlich erkannte er die Tatsache, so als ob seine Augen endlich die richtigen Informationen an sein Gehirn senden konnten. Er lag eindeutig in einem Bett, noch dazu in einem Doppelstockbett und aus diesem Grunde erschien ihm diese Zimmerdecke auch fusselig. Immer noch fühlte sich sein Körper sehr schlapp an, irgendwie taten ihm auch die Hüften etwas weh und er nahm an, dass er irgendwo auf dem Boden geschlafen haben musste bevor er hierher gelangt war.

Genau.

Wo war er eigentlich?

Und seit wann hatte er überhaupt geschlafen?

Das letzte woran er sich erinnerte war seine Schule und dass er sich irgendwo in den Korridoren der Arctic Duel Akademia befand. Ihm wurde kurz darauf furchtbar schwindlig und nachdem ihm genau dies zu Bewusstsein kam erkannte er nur noch Dunkelheit und Schwärze. Ihm schwante schon was wohl passiert sein musste. Er war bestimmt zusammengebrochen sein und man hatte ihn ins Krankenzimmer verlegt, in dem er bisher noch nie gewesen war. Aber gab es auf der Arctic überhaupt solche Betten? Soweit er sich erinnern konnte, gab es keine so heruntergekommenen Matratzen, die man besser auf die Müllhalde warf. Auf jeden Fall kam ihm zunächst nichts bekannt vor und immerhin ging er schon seit zwei Jahren auf die Arctic. Ob die Lehrer über ein geheimes Forschungslabor verfügten in dem sie in schäbigen Betten schliefen und nun hatte man ihn notgedrungen hierher verlegt, damit er sich wieder erholen konnte? Er seufzte leicht aus, diese wagen Gedanken ergaben keinen Sinn und die Wahrscheinlichkeit, dass er einfach nicht mehr bei sich zu Hause befand, kam ihm Augenblicklich erschreckend hoch vor. Die Wahrscheinlichkeit lag nahe, denn wenn er es sich recht überlegte kam es ihm vor als schwitzte er schon die ganze Zeit. Es fühlte sich anders an, als bei einer Erkältung, bei der ein Fieber im Inneren wütete. Nein, so fühlte sich kein Leiden an. Diese Hitze gehörte zu einem waschechten, ausgewachsenen Hochsommer. Als er diesen Gedanken zu Ende geführt hatte, schoss ihm die Wahrheit ins Bewusstsein und diese ließ ihn mit einem Mal aufrecht im Bett sitzen – wobei er sich außerdem fast den Kopf am oberen Bett stieß. Er wohnte in einem Land das selbst im Sommer so manches Jahr nicht über die zwanzig Gradgrenze hinausging. Normalerweise musste er sich nicht mit einer Wand aus hoher Luftfeuchtigkeit auseinandersetzen.

„Was zur-… Wo zum Teufel bin ich hier eigentlich?“, murmelte er leise vor sich hin, wobei er nicht wusste, dass man ihn belauschte. „Oh, bist du aufgewacht?“, fragte Juudais heitere Stimme von oben her. Er erkannte sofort, dass sich bei Juudais Worten nicht um dieselbe Sprache hielt, die er selbst sprach. Es handelte sich um Japanisch. Wer hatte ihn nur hierher gebracht und nahm nun an, dass auch er diese Sprache verstand? Vielleicht wusste dieser Jemand, dass sie Japanisch als Pflichtfach belegen mussten um in der Lage zu sein ein Austauchjahr zu absolvieren und jetzt wollte man ihn aus irgendeinem Grund testen. Er schüttelte den Kopf. Konnte dies hier wirklich Japan sein obwohl er sich gerade noch auf Svalbard befunden hatte? War es wirklich möglich, dass Johan nun auf der anderen Seite der Welt war? Zumindest gab es in der Nähe von Svalbard kein Land, das ähnliche Klimaeigenschaften hatte wie Japan – auch wenn diese Tatsache keinerlei Logik in sich barg.

„Hmm… `tschuldige aber ich bin noch `n bisschen müde. Ich steh in drei Minuten auf, also gedulde dich noch `n wenig, ok?“

„Ok“, entgegnete er, denn er verstand Juudai gut und nun sammelte er all seine Sprachkenntnisse zusammen um die eine Frage zu stellen, welche ihm auf der Seele brannte, „Ah… sag Mal, bin ich hier in Japan?“ Seine Aussprache klang noch etwas gebrochen, so als wiederholte er einen auswendiggelernten Text aus seinem Lehrbuch. Noch war Japanisch nicht sein allerstärkstes Fach, aber um sich mit Juudai zu verständigen würde es sicher reichen. Zumindest nahm er das an.

„Ob das hier Japan ist?“, wiederholte die Stimme des Japaners noch ein wenig verschlafen, dennoch wurde es deutlich, dass er die Frage wunderlich fand, denn er kaute noch ein wenig auf den Worten herum, „Natürlich ist hier Japan, komische Sachen fragst du. Wir befinden uns auf dem Hauptsitz der Duell Akademia und die ist wiederum in Japan.“

„Hauptsitz?“, nun ließ er sich dieses fremdartige Wort auf der Zunge zergehen, bis ihm der Sinn plötzlich ins Bewusstsein drang, rief er in seiner eigenen Sprache aus: „Hauptsitz, natürlich! Ich verstehe, wir sind also wirklich in Japan!“

„Hm? Was plapperst du denn da… Kann es sein, dass du ein Ausländer bist?“, entgegnete die etwas klarer gewordene Stimme des anderen Jungen. Während der andere sich noch nicht ganz sicher war, wie er wohl antworten sollte, kam schließlich der Träger der Stimme, Juudai herunter gesaust und landete auf dem Bett in dem er selbst lag. Vor ihm saß nun ein heiterer Junge, dessen Pose und Glieder den Eindruck eines kleinen Äffchens. Breit grinsend meinte dieser Junge: „Scheint wohl so! Wenn man dich so bei Tageslicht ansieht, dann machst du einen ganz anderen Eindruck. Aber dein Haar ist wirklich Türkisfarben und deine Augen sind sogar smaragdgrün!“

„Ist das besonders? Auf der Arctic ist es nicht so. Mein Name ist Johan. Johan Andersen und ich komme aus Norwegen“, entgegnete er nun, wobei er Juudai zum Lachen brachte:

„Du klingst als hättest du ein ganzes Lehrbuch auswendig gelernt. Ganz nach dem Muster wie man sich hier in Japan vorstellt. Ich heiße Yuuki Juudai. Also, ist es okay wenn ich dich einfach Johan nenne? Auf jeden Fall wär’s ein riesen Vorteil wenn du zumindest ein paar Bruchstücke Japanisch kannst, ich kann nämlich kein Englisch oder so.“

„Ah, klingt mein Japanisch merkwürdig? Ich spreche noch nicht sehr gut“, erklärte Johan ein wenig unsicher.

„Tja, ich kann dich ohne Probleme verstehen, also ist alles in Ordnung. Vielleicht ist deine Wortwahl etwas formell, du klingst fast wie ein Mädchen“, entgegnete Juudai mit einem Schulterzucken. Diese Aussage trieb Johan ein wenig die Schamesröte ins Gesicht. So etwas hatte er bisher noch nicht gehört, aber vielleicht unterschied sich das Klassenzimmerjapanisch eben doch vom alltäglich gesprochenem. Mit einem verschlagenen Lachen meinte der Europäer: „Herrje! Dann werde ich jetzt versuchen so zu reden wie du es tust, Juudai. Sag mal, weißt du wieso ich hier bin?“

„Das würde ich dich gern fragen. Ich hab dich gestern im Wald gefunden, als ich wieder zurück in die Osirisunterkunft wollte. Bin regelrecht über dich gestolpert und dann hab ich dich aus dem Wald bis hierher geschleppt. Ich denk mal, dass du irgendwo im Wald umgekippt bist, aber von wo bist du eigentlich gekommen? Wir sind auf `ner Insel, da kommt man normalerweise nicht ungesehen hierher. Außerdem, wo kommst du eigentlich genau her?“, redete Juudai drauf los ohne darauf Rücksicht zu nehmen ob sein Gegenüber ihn wirklich verstand und ohne abzuwarten ob Johan nun eine Frage beantworten konnte oder nicht. In Johans Gesicht stand deutlich erkennbar in unsichtbaren Buchstaben geschrieben, dass er überfordert war, denn anstatt gut verständlicher Audio CD eines Lehrbuches musste der Junge sich mit wilden Fluten eines Muttersprachlers herumschlagen. Ein deutlicher Unterschied, den die Schüler normalerweise erst auf einem höheren Sprachniveau begegneten. Nun, wenn Johan sich an die Satzfetzen erinnerte, dann wollte auch Juudai gern wissen wieso er sich hier befand und wie er wohl in den Wald hineingeraten war. Zu guter Letzt wollte er auch wissen woher Johan nun eigentlich stammte und so rang sich der Europäer zu einer Antwort durch: „Ich weiß leider auch nichts Genaues. Ich bin aufgewacht und ich bin hier. Nur das weiß ich. Als es schwarz wurde war ich noch auf der Arctic – also auf der Duell Akademia Arctic.“

„Wiebitte du kommst von der Arctic!? Aber ich habe gehört, dass diese Zweigschule in einem ganz kalten Land liegt“, brach es mit Erstaunen aus Juudai heraus.

Johan nickte stumm: „Ich glaube ja. Im Winter ist die Arctic bitterkalt. Wir haben vier Monate lang eine Polarnacht. Jetzt haben wir auch Sommer – aber kälter – vielleicht zehn Grad.“

„Hmm… das heißt wohl bei euch ist das Klima ganz anders, huh?“, brachte Juudai hervor wobei er seine Züge zu einer verwunderten Miene zog, „Ich habe gar nicht gehört, dass jemand von so weither kommen soll. Oder seid ihr in irgendwelche Schwierigkeiten geraten? Und wenn nicht, dann ist bestimmt schon großer Wirbel bei euch weil du so plötzlich verschwunden bist.“

Nun war es Johan, der ein Gesicht machte als habe man ihn eine Grube voller Kreuzottern geworfen: „Wenn es so ist, bin ich in Schwierigkeiten. Bei uns ist es nicht gut, wenn man Probleme macht.“

So war es wohl in jeder Schule. Auch wenn Johan nicht besonders viele enge Freunde hatte, so bereitete es einer Schule doch Riesenprobleme sobald ein Schüler spurlos verschwand. In einem solchen Fall rückte sicherlich bereits die gesamte Schule aus um nach ihm zu suchen. Wenn es etwas Grundlegendes über Johan zu wissen gab, dann seine disziplinierte Strenge gegenüber sich selbst. Er fehlte einen einzigen Tag, nicht einmal eine einzige Unterrichtsstunde unentschuldigt und da auch er in einem Studentenwohnheim untergekommen war, bekam man bestimmt schnell mit wer sich nicht mehr auf dem Schulgelände befand. Man hielte es auch für merkwürdig, erschien er nicht zu allen drei Mahlzeiten die man ihnen täglich servierte und von denen er große Mengen verschlang. Zumindest würde es die ältliche Frau bemerken, die ihnen die Portionen auftrug, da war sich Johan sehr sicher.

„Ist zwar wirklich blöd, weil wir wirklich fast gänzlich allein auf dieser Insel sind und kaum eine Möglichkeit haben jemanden in einem anderen Land eine Nachricht zu senden. Schlimmer ist vielleicht für dich, dass wir uns auch größtenteils selbst versorgen müssen. Also ein bisschen bekommen wir schon, aber der normale Betrieb ist es wirklich nicht. Deshalb können wir nicht einfach so zum Kühlschrank gehen und Essen herausholen sondern müssen in den Wald rausgehen und Fische fangen oder Früchte und Nüsse sammeln. Tja… wo wir schon dabei sind, denke ich dass es gut wäre wenn ich uns gleich ein bisschen Frühstück besorge“, erklärte Juudai und sprang auf.

„Was mache ich?“, erkundigte sich Johan.

„Du wartest hier auf mich, Johan. Wenn man sich in dem Wald verirrt, dann macht das nichts als Ärger“, entgegnete der Osiris Red Schüler sofort mit einer nervösen Miene, denn Johan sollte nicht glauben, dass er ihn unterschätzte oder Ähnliches, „Um ehrlich zu sein ich hab mich selbst schon mal im Wald verlaufen und irrte dann drei Tage lang dort herum.“

Noch bevor Johan etwas dazu sagen konnte, hatte Juudai auch schon die Tür aufgeschoben und daraus entschwunden. Johan sah diesem quirligen Braunschopf nach, wobei er tief in seinem Herzen eine bisher noch unbekannte Erleichterung spürte, die nur durch Juudais Rücksichtnahme, vielleicht auch Sorge um ihn ausgelöst wurde. Johan fragte sich ob er jemals wieder aus solch einem Wald herausfände sobald er einen Fuß hineinsetzte. Dieser Gedanke jagte ihm Angst ein.
 

„Ich hab ganze drei Fische gefangen… Weiß schon was du sagen willst, normalerweise ess ich drei auch ganz allein“, meinte Juudai als er nach weniger als zwei Stunden wieder in die Unterkunft zurückkehrte und seinen fetten Fang vorzeigte. Nun, auch wenn es der Anzahl nach kein großer Fang war, es handelte sich hierbei um prachtvolle Exemplare ihrer Art. Juudai nahm seinen Gast mit in den spärlichen Speisesaal der Osiris Red Unterkunft und machte sich daran den mit Gas betriebenen Grill anzufeuern um die Beute zu grillen. Johan setzte sich zu ihm an einen kleinen, schon beschädigten Tisch der gefährlich wackelte während sie den Fisch gar machten. Juudai störte sich nicht an der maroden Aussteuer der Unterkunft, eine Tatsache die Johan beruhigte. Im Augenblick noch kam es ihm vor, als behandelte man die Schüler in Japan nicht unbedingt gut. Jedenfalls wenn man sich dieses Haus ansah.

Nach einer Weile erfüllte endlich der Duft der gegrillten Frische den Speisesaal und Johan erinnerte sich daran, dass er eigentlich hungrig war. Der Grünhaarige wunderte sich darüber, denn normalerweise begann sein Magen schon eine Stunde vor der Essenszeit zu knurren. Vermutlich lag es daran, dass Johan nicht an diesen Ort gewöhnt war und plötzlich hier aufgetaucht war. Dazu kam auch das feuchtheiße Klima, welches ihm zu Kopfe stieg und ermüden ließ.

„Juudai, tut mir leid. Ich mache Umstände.“

„Hah!?“, entfuhr es dem Braunschopf auf diese plötzliche Entschuldigung hin, „Warum entschuldigst du dich? Du kannst doch nichts dafür. …Nebenbei bemerkt, willst du dich nicht umziehen? Ich hatte dir deine Jacke schon abgenommen weil das Teil echt vor Dreck schon selbst stand, aber ich hab lieber die Finger von deinen anderen Klamotten gelassen. Wenn du magst können wir sie waschen, ich leih dir’n paar von meinen.“

Johan betrachtete sich nun selbst von oben bis unten: „Ah, stimmt. Das ist alles dreckig. Tut mir leid. Das ist bestimmt unangenehm.“

„Mich stört’s nicht, aber du siehst mir recht schmuck aus, deshalb dachte ich, dass es vielmehr dich stört“, entgegnete Juudai nachdenklich.

„Schmuck? Was meinst du damit?“

„Ach du weißt schon… reinlich und hübsch. Du machst den Eindruck aus gutem Hause zu sein, deshalb“, fügte Juudai mit einem breiten Grinsen hinzu, in der Ahnung damit richtig zu liegen.

„Hmm… ich weiß nicht recht ob man das von mir behaupten kann.“

Juudai unterstützte seine Aussage mit einem raschen Nicken: „Doch, doch, sicher. Ich meine, schau dir die feinen Rüschen an!“

Schließlich löschte Juudai das Feuer des transportablen Grills und verkündete voller Stolz, dass der Fisch nun gänzlich durch war. Sofort zog er sie auf lange Spieße und reichte einen zu Johan herüber. Der Nordeuropäer nahm das Essen dankend entgegen, wobei er Juudai nicht eine Sekunde aus seinem Blick entließ. Der braunhaarige Wuschelkopf machte einen sehr lebhaften und beinahe zu großherzigen Eindruck auf ihn und dennoch empfand Johan dies nicht als eine Schwäche oder einen Nachteil. Auch seine überschwänglich dynamischen Bewegungen erinnerten Johan daran, dass es doch seine Vorteile hatte ein junger Bursche zu sein. Seine Schule, die Arctic war in eine Jungen- und eine Mädchenschule aufgeteilt. Der Direktor der Zweigschule hatte diese Entscheidung getroffen, da Schulen welche nach Geschlechter unterteilt wurden gang und gebe in Japan war, auch auf Svalbard die beste Lösung sei. Es hatte tatsächlich Jahre gebraucht um dies in der norwegischen Politik durchzuboxen. Wie dem auch war, Johan dachte sich, dass es völlig normal war, dass auf einer reinen Jungenschule auch eher feminine Gestalten auftraten. Von der Mädchenschule der Arctic, welche in der Hauptstadt Svalbards lag, wusste er dass es dort Mädchen gab die genau solchen Mut aufwiesen wie gleichaltrige Jungen. Ebenso kam es ihm ganz natürlich vor, wenn es zierliche, modebedachte Jungen auf seiner Schule gab. Vielleicht erschien sogar Johan als einer von der zierlichen Sorte in Juudais Augen, doch das konnte er nicht genau wissen.

„Mit leerem Magen lässt’s sich nicht gut kämpfen, also lass uns lieber nach dem Essen nachdenken. Im Augenblick zählt nur eines und das ist unser Frühstück!“, meinte Juudai breit grinsend bevor er seine Zähne in den gegrillten Fisch hineinstieß. Der Norweger nickte und tat es seinem neuen Freund gleich nachdem er ihm mit einem „Ja, jetzt essen wir Fisch!“ zugestimmt hatte. Eine Weile hörte man nur das geräuschvolle Beißen in weißes Fischfleisch und genüssliche Schmatzen der hungrigen Jungen. Johan musste zugeben, dass die Platzierung des Hauptsitzes der Duel Akademia ziemlich gut gewählt war, obwohl es sich hierbei um eine einsame Insel handelte. Trotz allem bot sich hier ein natürliches Buffet an, wenn man darauf angewiesen war. Im Meer gab es Fisch zum Angeln und der Wald fuhr eine reiche Auswahl an Kleintieren, essbaren Pflanzen oder auch Früchten auf. Er musste dem Besitzer der Duel Akademia, Kaiba Seto wohl großen Dank erweisen, denn seine Wahl ausgerechnet dieses Grundstück zu kaufen stellte sich als Glücksgriff heraus. Dagegen befand sich seine eigene Schule auf einer kargen Insel, die zwar vom Meer umgeben, doch für die Selbstversorgung ziemlich unpraktisch. Im Winter plagten sie sich mit Eisbären herum, die man nur mit Warnschüssen zu verschrecken vermochte und ständig musste ein Lehrer in der Nähe sein, der ein Gewehr gebrauchen konnte. In seltenen Fällen musste ein Eisbär erschossen werden. Für Johan zählte in diesem Moment eigentlich nur der gegrillte Fisch. Ob es nun die gesegnete Platzierung der Schule, oder nur durch seinen überaus leeren Magen ausgelöst wurde, der Fisch schmeckte ihm besonders gut. Für jeden von ihnen blieben somit anderthalb Fische und als sie diese vertilgt hatten rieben sie sich die Bäuche. Zwar füllte der Fang nicht gänzlich ihre Mägen, doch beschweren durften sie sich auch nicht. Stattdessen streckten sich die beiden Jungen beinahe synchron und gähnten aus. Ein Blick zur Uhr an der Wand des Speisesaals verriet den beiden, dass die zehnte Stunde am Vormittag schlug. Das Licht der Lampen war bereits erloschen und es hätte ihnen sowieso nichts bei dem grellen Sonnenlicht genützt, so dass es bis zu den Abendstunden ausgeschaltet blieb.

„Hm, schätze wir sollten ins Bad gehen. Es gibt nicht mehr viel Gas zum Heizen, aber wir haben hier heiße Quellen, weißt du. Dauert ungefähr eine Stunde bis die in Sichtweite kommen, aber es ist ein schöner Spaziergang. Danach können wir in der Nähe auch gleich deine Klamotten waschen und ich schätze danach ist es wieder Zeit sich um etwas Nahrung zu kümmern… Oder gibt es etwas, das du gern machen möchtest, Johan?“, erneut brach ein Redeschwall aus Juudais Munde. Der Andere aber schüttelte den Kopf, einen Urlaub hatte er eigentlich nicht eingeplant: „Nein, nichts Besonderes. Ich folge dir einfach, Juudai.“

„Na dann, lass uns gehen!“, Juudai erhob sich mit diesen Worten, schnappte sich Johans Handgelenk und nahm ihn mit sich ins Freie. Der feste Griff um das Handgelenk des anderen Jungen schien eine Maßnahme zu sein, die Juudai nahm um zu verhindern dass Johan sich in den Untiefen des Waldes verirrte. Der Europäer bemerkte die unglaubliche Hohe und dennoch angenehme Temperatur, die von Juudais Händen ausging. Sie schien der eines energiegeladenen Kleinkindes gleichzukommen. Eine Wärme, nach der Johan schon lange unbewusst gesucht und nun endlich gefunden hatte – zumindest bekam er das Gefühl.

„Dann folgen wir unserem Plan und wenn wir alles erledigt haben, dann gibt es sicher noch vieles über das wir reden können. Schade dass du dein Deck nicht dabei hast, aber über’s Duellieren lässt es sich auch problemlos ohne Deck reden, nicht wahr?“, kam es schließlich von Juudai.

„Natürlich. Was für ein Deck spielst du?“, erkundigte sich Johan sogleich.

„Ich? Ich spiele das Hero-Deck! Meine Helden sind echt supercool, ich zeig sie dir nachher!“, antwortete der Brünette heiter lächelnd und brachte Johan dazu aufgeregt vor Enthusiasmus zu nicken.
 

Bis zu diesem Zeitpunkt hingen seine Erinnerungen an den Tag noch klar und deutlich in seinem Kopf. Im Augenblick jedoch zerbrach sich Johan über einige Dinge den Kopf. Nicht etwa, dass er selbst plötzlich vom abgeschiedensten Ort Norwegens zum einsamsten Ort Japans befördert wurde. Damit hatte er sich bereits abgefunden. Im Moment fragte sich Johan, wieso er wieder in der Unterkunft von Osiris Red war. Es handelte sich zweifelsohne um die heruntergekommene Zimmerdecke dieser Unterkunft und er selbst stand neben dem Doppelstockbett im Mondeslicht, welches zum Fenster hereinschien. Juudai lag laut und tief durchatmend in seinem Bett, nicht weit von dem Punkt auf dem Johan gerade stand – gekleidet in seine frisch gereinigten Schulunform der Arctic.

Die Erinnerungen an von Mittag bis zu den Abendstunden schmolzen dahin wie Butter in blanker Sommerhitze. Alles war glasklar bis zu dem Zeitpunkt als sie die dreckige Kleidung im Fluss reinigten und Juudai begann ihm sein Deck zu zeigen. Die Tatsache dass Juudai ihm seine Monster zeigte, wusste Johan, doch um welche Monster es sich genau handelte vermochte er nicht mehr zu sagen. Kein Name steckte in seinem Gedächtnis und auch keine Angriffs- oder Defensivkraft. Johan stand neben Juudais Bett, wobei er dessen schlafendes Gesicht betrachtete. Es erschien ihm beinahe so, als habe der Japaner ihn vollkommen vergessen und wüsste nicht einmal mehr, dass Johan bei ihm war. In diesem Moment, flüsterte ihm eine Stimme ins Ohr, so als ob es sich um eine innere Eingebung handelte, dass Johan vielleicht doch nicht hier war, an dem Ort wo er glaubte zu sein.

„Was zur Hölle soll das bedeuten!?“, fragte er sich leise selbst. Es erschloss sich kein Sinn in seinen eigenen Gedanken. Der Junge mit den grünen Haaren blieb geistesabwesend stehen und lauschte aufmerksam, bis plötzlich die schemenhafte Gestalt einer weiteren Person sein Blickfeld durchquerte.

„Hab ich dich endlich gefunden. Zweifelsohne, da ist er. Der Mensch, den ich meine ewige Liebe schenkte.“ Zunächst war Johan sich nicht sicher, ob er diese Stimme wirklich wahrnahm, aber die Worte kamen ihm deutlich vor. Das Gesichtsfeld des Jungen veränderte sich erneut, es hatte Ähnlichkeit mit der Schwärze bevor er in der Arctic das Bewusstsein verlor. Bevor ihm der Gedanke kam, dass er sich vielleicht nicht mehr an dem Ort aufhielt, an welchem er glaubte gewesen zu sein, nahm der Schatten eine durchsichtige Gestalt an. Es musste ein Geist sein, ähnlich wie die Seelen der Monster die Johan wahrnahm. Doch dieser Geist erschien als ein junger Mann vor ihm, der ungefähr genauso groß und ihm im Körperbau ähnelte. Das Haar ebenso grün, vielleicht eine Nuance dunkler als Johans. Die Gestalt stand gänzlich in weiß gekleidet vor ihm, aber dennoch wollte diese fremde Präsenz Johan wohl ignorieren, denn sie Sprach Worte, welche überhaupt nichts mit ihm zu tun hatten:

„Noch erinnerst du dich an nichts, habe ich Recht? Das… gilt ebenso für mich, wie es noch den Anschein hat. Doch keine Sorge, Haou, egal wie oft du mich zurückweist, wir treffen uns wieder und wieder. Hörst du mich, Haou? Auf diese Weise begegnen wir uns immer wieder aufs Neue. Deine süße Dunkelheit kann nicht ohne mein grelles Licht existieren. Außerdem verlöre ich jeglichen Sinn mein Dasein zu fristen gäbe es deine Dunkelheit nicht.

…Früher und zuvor schon, ja vor Urzeiten schon bin ich darum bestrebt dich für mich zu gewinnen. Dieses Mal mache ich dich zu meinem Eigen, du wirst schon sehen.“

Der Geist sprach die Worte in einem Singsang der sich beinahe wie ein Lied anhörte. Für Johan aber ergaben diese Verse keinen Sinn. Was bedeuteten bloß dieses Licht und diese Dunkelheit? Vokabeln wie Ablehnung, Liebe und Begierde erinnerten ihn an einen amerikanischen Comic und in einem solchen Zusammenhang mochten sie perfekt harmonieren, aber sie aus dem Munde dieses Geistes zu hören wirkte auf Johan als habe er es mit einem Wahnsinnigen zutun. Vor allem fragte er sich nun, warum dieses schemenhafte Wesen solche Worte an Juudai richtete. Außerdem machte es ihm Angst, dass sie sich dermaßen ähnelten.

Diese Tatsache drang nun endlich in den Schädel des Norwegers vor. Wie sehr er auch versuchte die Ähnlichkeiten zu ignorieren, sie glichen bis auf ein paar kleine Details wie ein Ei dem anderen. Zum einen gab es da die etwas dunklere Haarfarbe, die etwas andere Tonlage seiner Stimme, die so viel in sich barg. Selbst wenn ihr Träger versuchte es zu verbergen, er klang als herrschte in seinem inneren große Erregung und Antizipation, doch in dem Singsang lag auch eine tiefe Liebe, starke Begierde und ein kaum zu zügelndes Gelüst nach etwas – oder jemandem. Alles in Allem klang dieses Lied sehr sonderbar.

Die Sprechweise des Geistes vermittelte Johan, dass er Juudai wohl schon von früher kannte oder zumindest sehr lange; vielleicht aber auch noch viel länger. Was sollte die Bemerkung, der Geist habe Juudai gefunden? Seit wann kannten sie sich? Wie hatten sie sich kennengelernt? Aber das machte doch keinen Sinn, dieser Geist existierte doch nur im Inneren seines eigenen Kopfes, oder etwa nicht?

Ehe Johan es sich versah bemerkte er, dass der Geist ihn nun direkt ansah. Als ihre Blicke sich trafen, fuhr es Johan kalt den Rücken entlang. Ein Schauer, der ihn gänzlich zum Zittern und Erbeben brachte, so als habe ein Erwachsener ein verängstigtes Kleinkind gefunden, welches sich in eine Ecke kauerte. Irgendwie gefiel Johan diese Sache überhaupt nicht. Trotz allem gelang es dem Jugendlichen nicht seinen Blick abzuwenden.

„Was soll das?“, murmelte er aus und es kam ihm so vor als schrie er diese Worte. Eigentlich hatte er Lust gehabt zu fragen, was der Geist wohl vorhatte. Aber seine Stimme strauchelte und erschien weniger entschlossen als Johan es hoffte. Eine unbekannte Angst ergriff seinen Körper instinktiv, so als ob ihm ein rotes Warnsignal entgegenstrahlte. Dieser Geist trieb nichts Gutes im Schilde, so viel sagte ihm seine Intuition jedenfalls.

Der Geist erwiderte den Blick des Anderen und lächelte kaum erkennbar. Es sah so aus, als lächelte ihn sein Selbst, aus längst vergangenen Tagen entgegen.

„Du schaust aus als verstündest du kein Wort, Johan. Im Augenblick kann man da nichts machen und es sollte auch so bleiben. Es ist noch zu früh, aber der passende Zeitpunkt um zu verstehen wird sich schon noch offenbaren. Bis dahin aber ist es in Ordnung wenn du glaubst dass alles was heute passiert ist ein Traum ist. Am besten du behältst all dies als einen vagen Traum im Gedächtnis, an den du dich nur noch dunkel erinnern kannst. Du warst sowieso noch nie auf dieser Insel und u hast weder Juudai noch irgendeinen anderen Menschen getroffen. So muss es sein.“

„Wiebitte?!“, brachte Johan verwirrt hervor, denn langsam zweifelte er an sich selbst. Auch dieses Mal fiel es ihm sehr schwer zu sprechen und er fragte sich ob seine Aussage überhaupt die Ohren des Geistes erreichten. Gerade als dieser versuchte ihn mit einer Bewegung davon abzuhalten nach Juudai zu suchen, erstarb seine Stimme gänzlich.

„Im Augenblick habt ihr nichts zu befürchten, Johan, bleibe ganz ruhig. Sobald du aufwachst befindest du dich im Krankenzimmer der Arctic und stöhnst wahrscheinlich vor Fieberträumen. Was siehst du mich so an, findest du es etwa bedauerlich von Juudai Abschied nehmen zu müssen? Mach dir nichts draus. Uns verbindet mehr. Viel mehr, Johan. Wir, das Licht und die Dunkelheit, sind vom Schicksal miteinander verbunden. Ich denke du und Juudai werdet euch in naher Zukunft begegnen. Dann jedoch, wird es in der Wirklichkeit geschehen.“

„Wer bist du!?“, entfuhr es Johan endlich und dieses Mal blieb seine Stimme resolut.

„Wer ich bin? ...Bleibt mein Geheimnis“, antwortete der Geist mit einem leisen Kichern, doch fuhr gleich darauf fort als habe er sich einen Spaß mit Johan erlaubt, „Wenn dies hier kein Traum wäre, den du sowieso vergisst, dann müsste ich es wohl für mich behalten. Lass es mich dir erzählen, das könnte die Situation vielleicht ein wenig interessanter gestalten. Also lass es mich so ausdrücken ich bin du. Du bist das Gefäß für das Licht der Zerstörung und ich bin die Wesensart des Lichtes der Zerstörung. Aber das tut momentan nichts zur Sache, also vergiss es schnell wieder.“

Wiebitte!? Was für einen Unsinn redest du da? Wer zum Teufel bist du? All das wollte Johan aufgebracht fragen, aber alles wozu er in der Lage war, bestand darin sich bedrohlich zu bewegen. Dabei spürte er wie sein Bewusstsein schwammiger erschien und auch der Geist verblich zu einem undeutlichen Wesen. Johan vermochte nicht mehr klar zu denken und nur noch leise drangen die Worte des Geistes an sein Ohr: „Gute Nacht Johan. Früher oder später wirst du mich verstehen. Immerhin bin ich schon immer; und werde bis in alle Ewigkeit ein Teil von dir sein.“

Als der Geist ihm zum Abschied winkte, begann die Welt sich drehen als rührte jemand in einem Topf voll klarer Suppe herum, in dessen Mitte sich der Hauptsitz der Duel Akademia befand. Die Unterkunft der Osiris Red Schüler verschwand in einem undeutlichen Strudel aus Farben, bis er sich auflöste und wieder eine neue Zimmerdecke erschien.

Eine Decke, die Johan sehr bekannt vorkam. Aus soliden, kühlen Stein war sie gefertigt worden und machte den Eindruck von Stärke. Die Wände schimmerten in einem sanften, hellen Orange und so wusste Johan sofort, dass er sich im Krankenzimmer befand, das er bisher nur vom Vorbeigehen her kannte. Dennoch gelang es ihm nicht sich wach zu halten obwohl er sich eigentlich noch bei Juudai bedanken wollt, an den er sich im Moment noch erinnerte. Stattdessen versank sein Bewusstsein langsam im Nichts der Dunkelheit nachdem er seine Augen geschlossen hatte. Tief in dieser Finsternis wurden die Erinnerungen an den brünetten Jugendlich vollkommen begraben, so dass sich Johan auch an dessen Namen nicht mehr erinnern konnte.
 

Fortsetzung folgt.

Schicksalhafte Begegnungen

„Ach Mutter, komm schon ich bin jetzt in der Oberschule. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen um mich zu machen!“, empörte sich eine zierliche Gestalt im Flur. Augenscheinlich ein jugendlicher Junge, gekleidet in eine Schuluniform, rückte die marineblaue Krawatte zurecht und zog sich sogleich einen roten Blazer über das dunkle Hemd. Auf der Krawatte war gut zusehen ein Wappen aus Silberfaden gestickt und zeigte das Emblem der Duel Akademia. Der Jugendliche strich sich eine der dicken Haarsträhnen hinter das Ohr, dessen vollmilch- und bitterschokoladenfarbenes Haar voll und wuschelig mit jeder Bewegung die getan wurde sich mitbewegte. Schließlich schulterte die jugendliche Gestalt die Schultasche mit einer eleganten Bewegung, worauf sie nun mit stolz hervorgehobener Brust zur Tür gewandt stand. Das heitere Gesicht des Jugendlichen signalisierte, dass er sich schon unheimlich auf den ersten Schultag auf der Oberschule freute. Am Küchentisch aber saß eine vielmehr gestresste junge Frau, deren blondes Haar sich in seidigen Kaskaden, glänzend über ihre Schultern kringelte. Ihr Haar war keineswegs kraus, aber dennoch hatten sie einen dynamischen Schwung welcher sie lebhaft und kräftig erscheinen ließen. Asuka hielt ihre Tasse, welche mit schwarzem Kaffee gefüllt war, fest mit beiden Händen umklammert. Dabei sahen ihre Augen noch immer bekümmert aus: „Ich weiß ja, aber trotzdem…“

„Juudai hat Recht, es wird alles gut gehen. Obwohl ich sagen muss, dass Asuka in deinem Alter…“, von seiner Morgenzeitung aufblickend sprach der Herr des Hauses dies an den Jugendlichen gewandt. Die dunkelgrünen Augen des großgewachsenen, kräftigen Mannes durchbohrten jeden Menschen, der nicht darauf vorbereitet war von ihm angesehen zu werden. Gleichzeitig strahlten diese intensiven Augen auch eine schreckliche Ruhe und Besonnenheit aus. Asuka hatte ihren Kopf gehoben und sich zu ihrem Manne umgewandt, die Wangen liefen ihr puterrot an während sie ihn anstarrte.

„Hör auf, Ryou“, ermahnte sie schließlich das kühle Gemüt, „Erzähl Juudai nicht diese peinlichen Dinge aus meiner Vergangenheit.“

„Aus unserer Vergangenheit“, berichtigte Ryou die Aussage trocken und nahm noch einen Schluck Kaffee aus seiner eigenen Tasse. Juudai wusste genau worauf der Mann, den er als Vater sah hinaus wollte. Im Geheimen hatte Ryou ihm davon erzählt, dass Asuka im zweiten Jahr an der Duel Akademia auf Abwege geraten war und dass auch er selbst, sich ebenfalls nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert hatte. Auf Details war er nicht eingegangen, doch er wollte Juudai wissen lassen, dass es für jeden Menschen gute und schlechte Zeiten gab. Auch ohne diese Rede damals, dachte Juudai nie ans Aufgeben oder Verlieren. Zwar kannte er sein genaues Ziel noch nicht, aber es werde sich sicher bald zeigen. Bis jetzt fand wohl noch jeder Mensch in dieser Welt seine Bestimmung. Sobald sich der frischgebackene Oberschüler die liebevolle Mutter ansah, traute er ihr die Erzählungen seines Vaters kaum zu. Vielmehr waren die Ereignisse, die sich angeblich zugetragen, eher Ryou zu. Nicht weil sein Vater in irgendeiner Weiser bösartig erschien, sondern weil ihn eine mysteriöse Aura umgab, welche sich in einer unheimlichen Ruhe niederschlug.

Juudai schüttelte jeden dieser Gedanken ab, er musste sich beeilen und so streckte er die rechte Hand nach Ryou aus und zielte mit sowohl Zeige- als auch Mittelfinger auf ihn. „Gotya!“, brachte der Braunschopf hervor. Ein merkwürdiges Gehabe, das er bereits als kleiner Junge angewandt hatte. Jedes Mal wenn er Spaß hatte oder sich an etwas erfreute. Dieses Wort stellte mittlerweile eine Art Zauberformel oder Beschwörung für den Jugendlichen dar. Manchmal wirkte sie so nostalgisch auf ihn, dass Juudai meinte es vielleicht als kleines Kind schon irgendwo aufgeschnappt zu haben. Vielleicht bei einem Pro-Duellanten, den er selbst bewunderte.

„Juudai, geh besser sonst verspätest du dich wirklich noch. Du kannst deine Mutter mir überlassen, ich sorge schon dafür, dass sie auch rechtzeitig zur Arbeit kommt“, meinte Ryou mit einer leichten Bewegung mit dem Kopf zur Haustür. Damit wollte er Juudai mitteilen dass er endlich losgehen durfte.

„Thank you, Vater!“, entgegnete Juudais helle Stimme und ging nun den Flur entlang bis zur Haustür, „Streng dich aber auch auf der Arbeit an, alles klar?“

„Natürlich“, antwortete ihm die ruhige Stimme des Mannes. Die zierliche Gestalt schnappte sich seine Jacke und sprang sogleich aus der Tür hinaus nachdem er sich die Turnschuhe angezogen hatte.

„Ich bin dann weg, bis später!“, rief er in die Wohnung hinein bevor er sie geräuschvoll ins Schloss knallen ließ. Somit verschwand Juudai in den sonnigen Morgen hinein um den ersten Schultag nach der Einschulungszeremonie am Vortag erfolgreich hinter sich zu bringen.
 

Die Haustür fiel krachend in den Rahmen zurück und ließ Asuka heftig zusammenzucken. Zunächst schüttelte die junge Frau noch mit dem Kopf. „Dieses Kind ist unmöglich“, bemerkte sie. Ryou lachte leise auf und faltete die Morgenzeitung wieder zusammen um sie fein säuberlich in einen Korb im Flur zu legen. In diesem hatten sich die Morgenzeitungen des letzten Monats bereits wieder angesammelt.

„So wie wir Juudai kennengelernt haben. Einiges ändert sich eben nie“, entgegenete Ryou gelassen.

„Aber ich verstehe es nicht, Ryou. Warum hat er ihn uns überlassen. Ausgerechnet uns beiden?“, dachte sie laut, als sie sich an die Kücheneinrichtung lehnte. Dabei hatte sie ihr Kinn auf die Hand gestützt und sah aus dem Fenster. Ryou schmunzelte leicht: „Das fragst du nach fünfzehn Jahren?“

„Ich habe es mich schon oft gefragt, aber vorher habe ich mich nie getraut die Wahl in fragezustellen. Damit ich nicht undankbar erscheine. Um ehrlich zu sein, Ryou, ich habe diesen Tag immer gefürchtet. Der Tag an dem Juudai wieder zur Duel Akademia geht“, erklärte Asuka und beobachtete ein paar fröhliche Spatzen im Baum. Der Morgenhimmel strahlte in einem freundlichen Azurblau. Er machte denselben Eindruck wie früher, als sie noch auf der Duellinsel lebten und der Hauptsitz der Duel Akademia dort lag. Anders als auf der Duellinsel aber, brannte die Sonne an diesem Ort nicht ganz so intensiv und unbarmherzig. Im Gegenteil so erschienen Sonnentage in dieser Stadt so als geschehe nie ein Unheil. Selbstverständlich geschahen in ihrem jetzigen Wohnort, der Orimpia genannt wird, genauso viele Verbrechen wie in jeder anderen Großstadt auch.

„Wenn wir Daitokuji-sensei vertrauen können-…“ „Kann man jemandem wie Daitokuji-sensei vertrauen?“ „Asuka!“, ermahnte Ryou die Frau und schüttelte den Kopf. Die Erinnerung an die Nacht als Asuka nach vielen Jahren erneut auf ihren toten Lehrer getroffen war, erwachte wieder zum Leben. Obwohl bereits fünfzehn Jahre ins Land gezogen, erinnerte sie sich noch an jedes Detail aus jener Nacht.

Daitokuji, einer der Seven Stars. Einer der stärksten unter ihnen, den man Amnael nannte, war ganz plötzlich vor ihr erschienen. Viele Jahre nachdem Darkness und das Licht der Zerstörung vernichtet waren. Frieden und der Fortbestand der Menschheit sollten gesichert gewesen sein. Yuuki Juudai streifte irgendwo durch die Lande, so viel ihr damals bewusst war, noch immer auf der Suche nach einem tieferen Sinn im Leben. Sehr viel hatten sie nicht mehr miteinander zu tun gehabt. Manchmal drang noch einmal Kunde über ihre alten Kameraden und Freunde durch Fubuki zu ihr. Diese Momente wurden allerdings mit der Zeit immer seltener. Asuka hingegen hatte sich ihren Traum erfüllt Lehrerin an der Duel Akademia zu werden. Ryou dagegen war stets darauf bedacht gewesen sich auf ewig bedeckt und im Hintergrund allem zu halten. Vor allem das Duellieren hatte er hinter sich gelassen und schleunigst aufgegeben. Damals wollte es auch nie wieder beginnen. Stattdessen widmete er sich eingehenden Forschungen und studierte selbst noch einmal an höheren Institutionen um hinter die Geschehnisse zu kommen, die sich in der Isekai zugetragen hatten. Die Tatsache, dass es noch andere Dimensionen parallel zu der ihren gab, brachte ihn dazu mehr Nachforschungen anzustellen, wobei ihm viele Dinge über das Licht der Zerstörung bekannt wurden. Auf diese Weise wurde Marufuji Ryou auf einem anderen Gebiet als dem Duellieren bekannt. Er wurde zum Professor. Kontakt pflegten Asuka und Ryou zu jener Zeit nicht mehr. Die beiden verband lediglich eine gemeinsame Vergangenheit an der Duel Akademia und die Tatsache, dass Asuka nichts weiter als zusehen konnte, wie Ryou vom hohen Sitz der Pro-League stürzte um in der Hölle zu landen. Vielleicht hatte Daitokuji sie aus diesem Grunde aufgesucht. Weil sie beide nichts vom jeweils anderen wussten und wahrscheinlich empfänglicher für einen Auftrag waren. Für einen Auftrag, der womöglich wichtig für den weiteren Fortbestand der Menschheit war. Vielleicht hatte Daitokuji auch darauf gesetzt, dass beide ihn erhöhten, wenn sie auf jemanden trafen, den sie von früher kannten.

In einer stürmischen Oktobernacht im Jahre 2015, schien das Wetter in ganz Japan plötzlich verrückt zu spielen. Obwohl Taifune um diese Jahreszeit zur vollkommenen Routine gehörten, fielen diese in genau diesem Jahr zorniger aus als gewöhnlich. Insbesondere suchten sie die Duellinsel heim. Die Winde zwangen meterhohe Wellen dazu, sich brüllend an der Küste zu brechen. Das reißende Wasser überspülte immer wieder das angelegte Betonufer des Anlegestegs. Der peitschende Wind schleuderte grobe Regentropfen durch die Luft und knallte sie krachend gegen die Fenster der Behausungen an der Duel Akademia.

Asuka schlief nun mehr in der Lehrerunterkunft auf dem Schulgelände. Die Lehrerschaft war seit dem Winter des Jahres 2008 in einem separaten Gebäude untergebracht worden. Dabei sich die Lehrer wöchentlich die Nachtwachen teilten. Dabei zog jede Woche eine ruhende und eine wachende Nachtwache in eine der Schülerunterkünfte begab. Diese Maßnahme wurde getroffen, nachdem man darüber beriet ob die Lehrerschaft nun selbst Unterkünfte brauchte, oder ob diese zusammen mit den Schülern in den Wohnheimen bleiben sollte.

Als Lehrerin genoss Asuka großes Ansehen bei den meisten Schülerinnen und Schülern. Im Gegensatz zu einer Reihe anderer Neuzugänge im Personal, machte sie sich weiterhin nichts aus den Einteilungen nach Leistung, in die Unterkünfte Osiris Red, Rah Yellow und Obelisk Blue. Es blieb allerdings kein Geheimnis, dass die Mehrheit der Pädagogen das Elitedenken beibehalten wollte. Vielleicht verlangte die Änderung einer alteingesessenen Denkweise einfach mehr Zeit als wenige Jahre Studium. Zumindest vermutete Asuka dies. Aus diesem Grunde hielt Asuka es für das Beste, die Leistungsschwächeren mit Extrakursen und ähnlichen Angeboten zu unterstützen. Dies galt selbstverständlich nicht nur den Mädchen, sondern sämtlichen Schülern. Außerdem eröffnete sie zusammen mit Momoe und Junkos Hilfe eine Forschungsbibliothek an der Duel Akademia. Obwohl Asuka es nicht wusste, oder vielleicht auch gerade weil sie es nicht wusste, befand sich von Zeit zu Zeit Marufuji Ryou in eben dieser Forschungsbibliothek um relevante Literatur zu suchen. Über die Jahre entwickelte sich das Gelände der Duel Akademia zu einem reicheren und innovativeren Ort des Lernens, jedoch trug dies keineswegs zur Besänftigung des gnadenlosen Wetters bei.

Der Schlaf der jungen Frau blieb trotz des Unwetters tief, jedoch nicht ruhig. Träume belästigten ihr Unterbewusstsein. Obwohl es sich bei diesen Träumen vielmehr um beinahe vergessene Erinnerungen an ihre Schulzeit handelte. Von weit her rief eine Stimme ihren Namen. Sie war nicht laut, aber ignorieren konnte Asuka die Stimme auch nicht. Immer wieder wiederholte sie ihren Namen: ‚Asuka. Tenjouin Asuka! Tenjouin Asuka, Ihr müsst erwachen.‘

Langsam öffnete die junge Frau ihre Augen. Die Lider noch schwer vom Schlaf, sah Asuka in die dunkle Leere ihres Zimmers hinein. Auf dem ersten Blick fing nichts und niemand ihre Aufmerksamkeit. Die Stimme konnte sie allerdings immer noch vernehmen. Jetzt da Asuka bei Bewusstsein war, klang das Fremde so viel klarer als in ihren Träumen.

„Tenjouin Asuka-sensei, Ihr müsst jetzt aufwachen.“

Verwirrt durch die unerwarteten Zusprüche, setzte sich die junge Frau auf. Ihr erster Gedanke huschte zu ihren Schülern. Vielleicht brauchte jemand dringend Hilfe. Vielleicht befand sich jemand in großer Gefahr, doch dann fiel ihr ein, dass die gefahrvollen Zeiten eigentlich vorüber waren. Eigentlich, sollte das schlimmste Übel ihrer Gegenwart ein Schüler sein, der dringend Hilfe für eine Prüfung brauchte. Aber gab es in den nächsten Tagen überhaupt irgendwelche Arbeiten? Verwirrt setzte Asuka sich auf und blickte sich noch immer sehr müde um. Der Wunsch schlafen zu wollen stand ihr ins Gesicht geschrieben als sie sich umsah. Endlich erfassten ihre Augen eine Ungewöhnlichkeit. In einer Ecke, in welcher eigentlich ihr ganz gewöhnlicher Spiegel an der Wand hängen sollte, brannte es plötzlich. Oder, viel mehr brannte nur der Rahmen des Spiegels in giftgrün flackernden Flammen. Falls ein Metallrahmen überhaupt feuerfangen konnte. Diese Tatsache brauchte einen Moment um in ihren Kopf zu dringen. Glücklicherweise reagierte sie dann doch schnell und kam auf ihre Beine um sich geschwind zu ihrem Spiegel zu begeben.

„Habt keine Furcht, diese Flammen bringen keinen Schaden.“ Es wäre eine glatte Übertreibung zu behaupten, dass Asuka sich in jener Nacht auch nur das kleinste Bisschen beruhigt fühlte, als ihr der Träger der Stimme mitteilte, dass ihr kein Leid zugefügt wurde. Man konnte es drehen und wenden wie man wollte, die Stimme eines unsichtbaren Jemands zu hören, konnte nicht normal, geschweige denn gesund sein. Dennoch glaubte sie dem Nachdruck der in diesen Worten lag deutlich zu bemerken. Als sich ihre Augen gänzlich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte sie, dass sich im Spiegel eine Gestalt befand. Dabei handelte es sich nicht um ihr eigenes Spiegelbild, welches viel kleiner hätte sein können. Asuka selbst trug ein hellblaues Nachthemd, doch im Gegensatz zu einer zierlichen hellen Gestalt, stand dort ein kräftiger Mann. Dieser trug lange, weite Kleidung, die ihn beinahe vollkommen verhüllte. Das lange, weiße Haar wehte nicht, doch stand es ihm weit ab, so als gäbe es längst verstummte Böen. Hätte sie ihren Besucher nicht beinahe so schnell erkannt, wie sie ihre eigene Reflektion erkannte, dann hätte Asuka darauf getippt, dass dieser Mann aus einer warmen Wüstenregion kam. Sie aber erkannte wer er war. Sie kannte diesen Mann gut. Sehr gut sogar, denn er selbst war einst ihr Lehrer gewesen.

„Daitokuji-sensei!?“, brach es verwirrt und erschrocken aus ihr hervor. Der ihr Gegenüber lächelte ein mildes, kaum erkennbares Lächeln, welches ihr aufgrund des umgewickelten Kapuzenmantels hauptsächlich verborgen blieb. Asuka meinte erkennen zu können, dass er seicht nickte. „Sensei, Sie sind doch…“

„Ich, der Mensch Daitokuji bin in Eurer Zeit schon lange tot, Tenjouin Asuka-sensei. Doch mein selbst als Amnael existiert weiter. Bis in alle Ewigkeit“, entgegnete der Mann. So leicht ließ Asuka sich mit einer solchen Rede nicht zufriedenstellen. Am liebsten hätte sie um lange Erklärungen gebeten, doch bevor sie ihrem Wunsch aussprechen konnte, fuhr Amnael fort: „Es bleibt uns keine Zeit für lange Erklärungen. Das Feuer der Vergangenheit brennt nicht ewig. Ihr seid meine einzige Hoffnung um die Dunkelheit der Gerechtigkeit zu beschützen.“ Die junge Lehrerin sah den ehemaligen Seven Star verwundert an. Er klang notgedrungen und gedrängt darauf, die Angelegenheit schnell hinter sich zu bringen. Asuka glaubte diese Bezeichnung bereits gehört zu haben. Die Dunkelheit der Gerechtigkeit klang wie eine göttliche Entität aus einer langen, defusen Vergangenheit. Tatsächlich erinnerte sie sich an die Geschichte, die sie vor Jahren einmal in einem finsteren See gesehen hatte, oder wo auch immer sie sich damals befand. Eingeschlossen und versiegelt von einem liebeskranken und nicht zuletzt völlig besessenen Monster. Haou, die freundliche Dunkelheit die rechtschaffend war und die Menschheit und alles Leben im Universum gedeihen ließ.

„Daitokuji-sensei ich-…“

„Asuka-sensei Ihr müsst zu mir kommen. Berührt den Spiegel mit Euren Händen, dann könnt Ihr eintreten. Fürchtet Euch nicht, denn es wird Euch kein Leid geschehen.“

Weitere Wiederworte fielen der Frau nicht ein. Sie hörte auf ihr Inneres und entschied sich nach kurzem Abwiegen der Situation auf ihren ehemaligen Lehrer zu hören. Sie erinnerte sich noch an etwas, das Juudai vor einigen Jahren beiläufig erwähnt hatte – dass Daitokuji-sensei nie ein schlechter Kerl war und nur auf der Suche nach Perfektion in seinem Fachgebiet den richtigen Weg verlor. Irgendwo in ihrem Hinterkopf musste Asuka sich eingestehen, dass jeder rechtschaffende Mensch einmal vom Weg abgleiten konnte. Hatte sie selbst nicht auch versucht an Marufuji Ryou zu appellieren, als sie sich teilweise freiwillig der Hikari no Kessha zuwandte? Außerdem meinte sie sich auch daran erinnern zu können, dass Juudai erwähnte, dass der gute Daitokuji-sensei immer noch irgendwo bei ihnen war.

Ehe Asuka es sich versah umhüllte sie das Dunkel der Spiegelwelt. Nun trennte sie nichts mehr von dem alten Feind namens Amnael.

„Daitokuji-sensei, ich verstehe das alles nicht. Ich dachte Sie wären schon-…“ „Schon lange tot?“, beendete der Lehrer mit seinem altbekannten, breiten Lächeln, welches Asuka dieses Mal sogar erkennen konnte, denn die Kapuze hatte er nun abgenommen. Schon früher hatte er ihnen dieses unschuldige Lächeln gezeigt. Asuka nickte stumm. Amnael ließ ein leises Lachen verlauten. Natürlich war er in dieser Zeit bereits verstorben.

„Das bin ich. In Eurer Welt und Zeit ist der Mann namens Daitokuji schon lange nicht mehr. Aber in einer Parallele bin ich immer noch existent. Es gibt viele Welten und auch wenn ich körperlich nicht mehr bin, so lebt die Seele dennoch weiter. Tenjouin Asuka-sensei, gerade Ihr müsstet doch eigentlich am besten wissen, dass die Erde nicht die absolute Wirklichkeit ist. Wart Ihr nicht eine derjenigen, die in der Isekai von Yuberu-sama versiegelt wurden, um in eine andere Zeit zu blicken?“ Asuka verstand zwar immer noch nicht was dies alles bedeutete, aber Amnael wollte es ihr sogleich erklären: „Tenjouin Asuka-sensei, es ist von außerordentlicher Wichtigkeit, dass Ihr mir jetzt Euer Gehör schenkt. Die Gefahr, die der rote Held Yuuki Juudai zu bannen schien, ist nicht das Übel hinter der Wahren Bedrohung. Das Licht der Zerstörung ist immer noch auf der Jagd nach der rechtschaffenen Dunkelheit. Aber dieses Mal wird die Dunkelheit sie sich nicht wehren können. Dazu reicht ihre Kraft noch nicht aus.“

„Die rechtschaffene Dunkelheit, die sanfte Dunkelheit, meinen Sie das?“, erkundigte sich Asuka kurzerhand doch noch einmal, um den Fakt richtig verstehen zu können. Es brachte ihr allerdings nicht viel, denn egal wie sie es drehte und wendete, diese Sache war nicht zu verstehen. Amnael antwortete erneut mit einem Nicken: „Es ist eben diese unschuldige Dunkelheit, die bis zu ihrer Reife behütet werden muss. Da das Gefäß der Dunkelheit vor wenigen Nächten aus dieser Zeit verschwunden ist, muss dafür gesorgt werden, dass ihre Wiedergeburt unter allen Umständen in einer Zeit aufwächst, in der es das Licht der Zerstörung nicht gibt.“

Ein Paar verwirrte, bernsteinfarbene Augen blickten dem Anderen in die roten Augen. In dem Moment, als Amnael mit seiner Erklärung fortfahren wollte, harkte Asuka nach: „Wenn Sie sagen, dass das Gefäß der sanften Dunkelheit in dieser Zeit nicht mehr existiert… bedeutet dass, das Juudai-kun…“

„Yuuki Juudai ist tot“, antwortete Amnael wobei seine Stimme bedauerlich klang, auch seine Miene wirkte betrübt, „Die genauen Umstände sind mir nicht bekannt. Soviel mir bekannt ist, verlor auch das Licht der Zerstörung sein Geföß und nun sucht es der neuen Dunkelheit. Deshalb möchte ich seinen Nachfahren, das neue Gefäß der Dunkelheit so lange wie möglich von hier wegbringen.“

„Ein Nachfahre!?“, wiederholte Asuka beinahe geschockt. Beide Hände vor ihren Mund geschlagen schnappte sie tonlos nach Luft. Was dies bedeutete musste ihr niemand erzählen. Mit einer leichten Handbewegung beschwor Amnael ein silberfarbenes Licht herauf, das die Gestalt eines Bündels annahm, welches sich in seine großen Arme platzierte. Ungefragt ertönten die klagenden, unzufriedenen Laute eines Säuglings.

„Daitokuji-sensei!?“, entfuhr es Asuka beinahe noch geschockter als zuvor, „Soll das bedeuten, dies ist Juudais Kind?“

„Fast. Dieses Kind ist kein direkter Nachfahre von Yuuki Juudai. Allerdings ist es ohne Eltern schutzlos dem Licht der Zerstörung ausgeliefert. Tenjouin Asuka-sensei Ihr müsst dieses Kind nehmen und in eine Zeit bringen wo das Licht, die Dunkelheit nicht so leicht finden kann. In der Zeit, in die es geboren wurde hat es keinerlei Schutz, denn weder Ihr noch irgendein anderer aus seinem Umfeld wurde wiedergeboren“, erklärte Amnael und gab der jungen Frau ein Zeichen näher zu kommen, damit sie sich das Kind ansehen konnte. Asuka verwirrte der Gedanke, dass solch ein Wahnsinn überhaupt möglich war. Wie sollte sie in einer anderen Zeit leben und vor allem, was würde aus ihrer Position hier in ihrem eigentlichen Leben werden? In ihrem Moment des Zweifelns und Abwiegens der Möglichkeiten, legte Amnael ihr das kleine Kind in den Arm, welches die junge Frau mit wachen Augen anblickte. Anscheinend hatte es sich schnell wieder beruhigt, obwohl es eben noch ziemlich unzufrieden gewirkt hatte. Als sich die Bernsteine mit den heterochromen Blicken trafen, hellte die Miene des Säuglings weiter auf und er begann quietschfidel zu lachen. Ein ansteckendes Lachen, über welches nur Neugeborene verfügten. Dies war der Moment, da Asuka sich entschieden hatte. So als habe das Kind sie mit seinen großen orange-grünen Augen in den Bann gezogen. Überrascht über dieses Merkmal, warf sie Amnael einen alarmierten Blick zu: „Daitokuji-sensei, dieses Kind… Juudai… er…“

„Habt keine Angst, in diesem Kind schlummert nicht nur eine Seele. Yuberu ist bei ihm. Es gibt einiges über dieses Kind zu wissen, dass man zuvor an Yuuki Juudai nicht kannte. Doch nun Asuka-sensei, überlasst mir alles Weitere. Ich werde Euch in die neue Zeit schicken und den gewöhnlichen Verlauf dieser Welt in die richtigen Bahnen lenken“, erklärte Amnael, „Ihr müsst durch diesen Gang gehen. Am anderen Ende trefft Ihr jemanden, der Euch bei Eurem unterfangen unterstützen wird. Euer Partner wird. Wir arbeiten seit geraumer Zeit zusammen und er hat schon große Vorarbeit geleistet. Gebt gut auf dieses Wesen Acht, von dieser Inkarnation der Dunkelheit wird das Schicksal dieser Welt abhängen.“

Asuka nickte stumm. Ihr ging in diesem Moment vieles durch den Kopf, was sie verwirrte. Es machte ihrer Meinung nach augenblicklich keinen Sinn viel darüber nachzudenken. Es gab keinen Sinn. Asuka hatte zu viel erlebt und zu viel über die sonderbaren Mächte dieses Universums erfahren um diese Aufgabe zu ignorieren oder sie nicht ernst zu nehmen. Dieses Kind hier in ihren Armen brauchte sie und so schritt sie den ewigdunklen Gang entlang bis ein Lichtschein in Sicht kam.

Am Ende dieses Pfades, der so dunkel und unendlich erschien wie das All, befand sich eine robuste Silhouette. Dort stand eine Gestalt, die ihr beim Voranschreiten immer bekannter vorkam. Ihr Herz machte einen kleinen Sprung als ihr die Vorahnung bestätigt wurde. Ein hochgewachsener, schlanker, junger Mann gekleidet in Weiß und Königsblau wartete mit verschränkten Armen darauf dass etwas geschehen sollte. Asuka blieb abrupt stehen, wobei sich ihre Augen leicht mit Tränen der Wiedersehensfreude füllten.

„Ryou!?“, rief sie aus und der junge Mann wandte sich zu ihr um. Auf seinem Gesicht war ein seichtes, kaum bemerkbares Lächeln zu sehen, so als hätte es Hell Kaiser Ryou niemals gegeben.

So kam es, dass sich die königlichen Ikonen von Obelisk Blue, Marufuji Ryou und Tenjouin Asuka um einen Säugling kümmerten, obwohl sie gar kein Paar waren. Dennoch bemerkten beide das tiefe Band der Freundschaft, neu gestärkt. Beide erkannten, dass es auch durch die bitteren Ereignisse nach dem gemeinsamen, ersten Schuljahr nicht gänzlich gerissen war.

Es war ein Neuanfang für sie beide.
 

Juudai rannte die breiten, offenen Straßen der Stadt Orimpia entlang. Das Wetter stimmte den Jugendlichen besonders gut, denn durch die Sonne bekam er noch viel mehr Energie. Das Haus in dem der Braunschopf lebte war im Stadtteil Aratoron, welchen man auch als Luxusviertel der Stadt bezeichnete. Allerdings befand sich dieses Gebiet etwas außerhalb vom Stadtzentrum, so dass es ungefähr vierzig Minuten dauerte um es mit dem Zug zu erreichen. Obwohl es auch in der Stadtmitte keine engen, dunklen Gassen gab – und wenn, dann betrat er sie nie - machte sich Asuka stets Sorgen um ihr Kind. Obwohl es Juudais Meinung nach keinen Grund dazu gab. Mit Sicherheit befanden sich auch in dieser Stadt Verbrecher und Triebtäter, auch wenn Juudai glücklicherweise noch nie einem zwielichtigen Menschen begegnet war. Selbst wenn sich der Braunschopf sich bemühte die Mutter zu beruhigen, sein Vater behauptete stets: „Dies ist etwas woran Eltern nichts ändern können. Sie machen sich nun Mal Sorgen um ihr einziges Kind. Vor allem um ein Kind wie dich.“ Dem Jugendlichen kam es allerdings immer so vor als ob sich Asuka immer zu viele Sorgen darum machte wie es ihrem Kind geht. Juudai erklärte es sich damit, dass sie selbst irgendwann in ihrer Vergangenheit auf Abwege geraten war.

Der Schulweg hatte sich bei Juudai noch nicht richtig eingeprägt und trotzdem rannte er die ganze Strecke bis zur Schule hin ohne eine einzige Pause. Am Vortag hatten seine Eltern ihn direkt nach der Einschulungszeremonie mit in ein Restaurant genommen, so dass Juudai keine Zeit hatte andere Leute oder Freunde kennen zu lernen. Doch der heutige Tag war für eben das gedacht. Heute wollte er andere aus seinem Jahrgang und der Klasse treffen. Sofort wollte er mit ihnen sprechen und nicht zuletzt um ein Duell bitten mit anderen duellbegeisterten Gleichaltrigen bitten.

Da Juudai der Meinung war in eine Familie hineingeboren zu sein, die aus einem Haufen duellbegeisterter Menschen bestand, liebten sie das Spiel alle gemeinsam. Sowohl Juudais Vater als auch Mutter waren ziemlich begabt sowie geschickt, so dass er darauf schwor, dass sie die stärksten waren. Juudai selbst nahm in der Vergangenheit bereits an Duellkursen teil in denen sich das Talent des Jugendlichen bereits deutlich zeigte. Auch im Junior Cup schnitt Juudai nicht unbedingt schlecht ab. Obwohl Juudai schon längst nicht mehr zu den schwachen Duellanten zählte, machten seine Erziehungsberechtigten keinen Rummel darum.

Nicht anders zu erwarten von dem Manne, der den Cyber End Dragon ohne Probleme beschwor; oder seine Mutter, die den Cyber Angel Benten kontrollierte. Ritualmonster ließen Juudai stets erschaudern, aber wenn Juudai richtig nachdachte, dann musste er zustimmen, dass er nie gegen die beiden ein Duell gewonnen hatte.

Als Juudai auf die Duellgrundschule ging, lernte er schließlich auch wie man das Internet vernünftig benutzte und die ersten paar Nachforschungen die er anstellte, war die Namen seiner Eltern in einer Suchmaschine einzugeben. Marufuji Ryou und Marufuji Asuka ergaben zunächst die erwarteten Resultate – nämlich die Webseiten ihrer Arbeitsplätze. Marufuji Ryou arbeitete bei der Kaiba Corporation als Forscher für Dimensionskunde – was immer dies auch bedeuten mochte. Seine Mutter, Marufuji Asuka hingegen arbeitete an einer anderen Zweigstelle der Duel Akademia. Beim Scrollen hatte Juudai bemerkt, dass es ansonsten ein paar andere augenöffnende Tatsachen zu wissen gab. Zum Beispiel dass sein Vater einst die Nummer Eins an der Duel Akademia war. Zu jener Zeit, als man die Schüler noch anhand ihres Niveaus in die verschiedenen Unterkünfte Osiris Red, Rah Yellow und Obelisk Blue einteilte. Heutzutage gab es diese Niveaueinteilungen nicht mehr. Alle Erstklässler wurden in gleichgroße Gruppen geteilt, die Mädchen durften zwischen einer roten Schuluniform bestehend aus einer Bluse, einem Blazer und wahlweise einem ebenfalls roten Rock oder Hose sowie wahlweise marineblauer Krawatte oder Schleife wählend. Die Jungen hingegen mussten sich mit einer königsblauen Schuluniform bestehend aus einem dunklen Shirt- beziehungsweise Pullover im Winter und einer ebenso königsblauen Hose und Krawatte begnügen. Soweit Juudai sich erinnerte, gab es das Rangsystem schon länger nicht mehr und er musste sich fragen wie alt seine Eltern eigentlich genau waren. Wie dem auch war, seine Mutter wurde als eine der Duellgrößen gefeiert, wenn auch nicht so sehr wie Marufuji Ryou der einst als Hell Kaiser bekannt und in der Pro-League gespielt hatte. Ansonsten aber spuckte die Suchmaschine nicht viel aus. Es blieb bei einer Treffliste, die man an einer Hand abzählen konnte. Vermutlich lag es daran, dass die Eltern sich ganz der Erziehung ihres einzigen Kindes widmen wollten. Außerdem blieb ihnen aufgrund eines hektischen Arbeitsverhältnisses vermutlich keine Zeit sich mit Wettkämpfen abzulenken. Dennoch empfand Juudai es als unheimlich cool, dass er seinen Vater schon mal auf einer DVD-Aufnahme duellieren gesehen hatte. Eigentlich hatte er damals den Eindruck auf Juudai gemacht, als könne er es nicht lange ohne ein Duell aushalten.
 

„U-uwa-…!?“

„Eeeeh!?“
 

Zu tief in die eigenen Gedanken versunken, hatte Juudai nicht mehr auf die Umwelt geachtet. Er stieß plötzlich mit einem großen Rums mit einem anderen Körper zusammen. Kurz darauf wurde nach hinten gedrängt und landete wenige Sekunden darauf mit dem Hintern auf dem harten Steinboden. Während Juudai sich noch die schmerzenden Stellen des Körpers rieb, wandte er den Blick nach vorn. Derjenige, mit dem er zusammengestoßen war, trug augenscheinlich dieselbe Schuluniform. Gleichwohl sah der Andere sich nicht in der Lage sich auf den Beinen zu halten. Es war wohl so, dass sie sich gegenseitig um- und weggestoßen hatten.

„‘schuldige, ich war ganz in Gedanken und hab nicht aufgepasst. Hast du dich verletzt?“, erkundigte sich Juudai.

„Ich bin in Ordnung. Sieht eher aus als wärst du ganz schön hart gelandet. Hast du dir sehr wehgetan?“, wollte der Andere wissen, „Ich hab ehrlich gesagt auch nicht aufgepasst, ich war nämlich in Eile.“ Während die beiden besorgte Floskeln austauschten, kam Juudai wieder auf die Beine und wandte sich an den anderen Jungen.

„Wir tragen die gleiche Schuluniform! Ich bin gestern erst auf der Duel Akademia Oberschule eingeschult worden“, bemerkte Juudai sogleich mit einem breiten Grinsen.

„Ah, ich auch…“, entgegnete der andere während er sich grinsend aber dennoch verlegen am Hinterkopf kratzte.

„Oh, aber haben wir dann nicht gemeinsam Unterricht? Wo wolltest du denn hin?“, fragte Juudai weiter. Der andere Junge, augenscheinlich im gleichen Alter wie der Braunschopf blickte ihm verwirrt entgegen: „Was für ein Zufall dass wir aufeinandertreffen, aber ist es nicht klar wo ich hin will? Zur Schule natürlich, ich dachte du bist auch auf dem Weg dorthin? Oder willst du den ersten Tag schon schwänzen?“

„Ach Quatsch, wo denkst du hin!? Aber… ich dachte die Schule ist genau gerade aus…“, entgegnete Juudai wobei er mit dem Zeigefinger nach rechts zeigte. Der andere Junge schüttelte ebenso den Kopf und zeigte in die entgegengesetzte Richtung: „Ich dachte es wäre von mir aus gesehen geradeaus! Ich meinte eigentlich man könnte den Sendeturm sehen…“ Juudai schüttelte verwirrt den Kopf. In der Tat hatte er den Weg am Vortag schon einmal zurückgelegt und da er angekommen war, wo er hinwollte musste es eigentlich um die richtige Richtung handeln. Obwohl Juudai zugeben musste, dass er sich beim näheren Umsehen, an nichts Bekanntes orientieren konnte und sogleich zum Schluss kam, dass es vielleicht wirklich nicht richtig war. Auch musste Juudai gestehen, dass er den Weg mit seinen Eltern gegangen war und sich auch nicht wirklich auf die Umgebung konzentriert hatte.

„Sag mal, kann es sein dass du einen miserablen Orientierungssinn hast?“, fragte der Junge mit dem Juudai zusammengestoßen war und half ihm schließlich auf die Beine. Juudai grinste ihn belustigt an, wobei er peinlich berührt seine Zunge rausstreckte: „Wenn ich ganz ehrlich bin: jepp.“

Als hätte Juudai es bereits geahnt seufzte er aus, aber lächelte dabei.

„Also bin ich tatsächlich in die falsche Richtung gelaufen? Oh Mann!“, der Braunschopf schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Der andere Junge erwiderte das Lächeln und nickte: „So sieht es wohl aus.“ Irgendwie war dieser Junge merkwürdig, aber er wirkte keineswegs wie ein Schelm.

„Na ja was soll‘s. Ich denke dass wir trotzdem noch rechtzeitig zur Stunde kommen, wenn wir zügig gehen. Also lass uns einfach zusammen hingehen, meinst du nicht? Ich bin übrigens Marufuji Juudai. Wie heißt du?“

„Ich bin Johan. Mit vollem Namen Yuuki Johan Andersen. Freut mich dich kennenzulernen, Juudai“, antwortete der Jugendliche und streckte Juudai eine Hand aus um ihn zu begrüßen. Juudai erwiderte die Geste mit einem Lächeln und in dem Moment, als sich ihre Hände trafen, überfiel sie beide eine merkwürdige Welle von verschiedenen Emotionen. Sie sahen sich selbst nicht in der Lage diese genau zu benennen. Die beiden sahen sich einen Moment lang an während dieses Déjà-vu-Erlebnisses in die funkelnden Augen. Sowohl Juudai als auch Johan hatten das Gefühl, dass die jeweils andere Hand eine unerträgliche Nostalgie ausstrahlte.

„Merkwürdig…“, murmelte Juudai leise, „Ich habe das Gefühl, dass es nicht unser erstes Treffen ist.“

Johan nickte zustimmend: „Ich weiß, ich habe es auch bemerkt. Ich habe das Gefühl, dass ich schon seit Ewigkeiten auf dich warte.“

Seit langer, langer Zeit. Schon seit Jahren.

So standen die beiden Jugendlichen noch einen Moment Hand in Hand am Straßenrand und sahen einander an. So lange bis plötzlich ein kleines, haariges Tierchen auftauchte, welches geisterhaft erschien und sich auf Juudais Kopf setzte. Es wirkte so als wollte es Juudai ermahnen nicht weiter herumzustehen, sondern sich langsam in die Schule zu begeben, denn der Verkehr würde sie bestimmt zusätzlich aufhalten. Als dies geschah, setzte sich eine kleine, durchlässige Gestalt ebenfalls auf Johans Schulter. Sie sah aus wie eine kleine Katze, die auch ein wenig Ähnlichkeit mit einem Eichhörnchen hatte. Ein wundersames, lila Fell schmückte dieses merkwürdige Tier.

„Oh, wie ist sein Name?“, wollte Juudai sofort wissen.

„Hah? Kannst du Ruby etwa sehen? Wow, du bist der Erste, der nicht zu meiner Familie gehört und Ruby sehen kann!“, antwortete Johan sofort begeistert.

„Ruby? Es heißt also Ruby?“, wiederholte der Braunschopf begeistert. Johan nickte mit einem stolzen Lächeln: „Oh ja. Ruby ist ein Rubinkarfunkel und ein legendäres Lebewesen.“

„Legendär?“, wiederholte Juudai interessiert. Johan nickte noch einmal, doch fiel ihm auch das braune Fellkneul auf dem Kopf des Anderen auf.

„Und bei dir sitzt ein Hanekurbiou?“

„Eh? Ah, ja klar. Du kennst Hanekuribou also?“, fragte Juudai ohne wirklich eine Antwort zu erwarten.

„Ja klar!“, antwortete Johan begeistert während er hastig nickte.

„Und seitwann ist Ruby bei dir?“, wollte Juudai weitter wissen, wobei er Johan zum kurzem Grübeln brachte. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und sah gen Himmel als er zunächst langsam zu antworten begann: „Wenn ich es recht bedenke, dann schon immer! Ich glaube man hat mir Mal gesagt, dass Ruby im Augenblick meiner Geburt erschienen ist… Mein Ur-…. Oder Ur-ur-großvater hatte wohl immer eines bei sich. Oder vielleicht war es doch mein Ur-ur-ur-… na ja, egal, ich hab den Großvater auf jeden Fall noch nie persönlich getroffen, so lange ist das schon her.“

Ein freches Grinsen umspielte Johans Lippen und ein keckes Zwinkern in Juudais Richtung unterstützte seine wilde Art. Mittlerweile hatten sich die beiden Schüler wieder in Bewegung gesetzt, denn Hanekuribou ließ nicht locker, sondern ermahnte die beiden immer wieder zum Weitergehen. Juudai sah nach oben um die kleine Duellmonsterseele wenigstens ein wenig erkennen zu können. Wenn es stimmte, was Johan da sagte, dann meinte er wohl den, der stets mit einem Ruby durch die Gegend zog. Sein eigener Vater hatte beiläufig mal etwas erwähnt, als die Seele dieses Hanekuribou zum ersten Mal in ihrem Haus auftauchte. Aus irgendeinem Grunde konnte allerdings nur Juudai die Duellgeister wahrnehmen, aber Ryou und Asuka glaubten ihm die Geschichte sofort und erzählten ihm von einem legendären Helden. Dem Roten Helden, den es mal gegeben haben soll. Damals meinte Ryou, dass es nur diesen Duellgeist von Hanekuribou gab. Wenn es sich nun wirklich um dieses eine Hanekuribou handelte, dann musste es der größte Zufall auf dem Erdenrund sein. Ryou selbst hatte die Existenz von Duellgeistern zwar nicht erforscht und war selbst auch nicht in der Lage sie zu sehen, aber es gab andere in ihrem Bekanntenkreis welche diese Fähigkeit besaßen. Ryou hatte mal erwähnt, das es kaum Menschen gab die über diese Fähigkeit verfügten. Der Rote Held hatte einen besten Freund, der ebenfalls einen Duellgeist bei sich hatte und auch ein paar seiner jüngeren Schulkameraden konnten sie sehen. Dennoch schien es nun der größte Zufall zu sein, der je in Juudais Leben eingetreten war, denn wie es momentan aussah, traf er nun auf jemanden der ebenfalls in der Lage war die Seelen der Karten zu sehen. Oder wie man es auch immer bezeichnen wollte.

„Hmm so ist das also. Verstehe! Und weißt du, wie er war? Dein Ur-ur-großvater meine ich“, wollte Juudai enthusiastisch wissen. Auf einmal meinte Juudai, dass er seinen Vater besser verstehen konnte. Dieses Thema war unheimlich interessant und mitreißend.

„Tja… nach allem was ich gehört habe muss er wohl ein richtig guter Duellant gewesen sein. Seine Persönlichkeit war angeblich etwas merkwürdig. Außerdem konnte er Duellgeister sehen… aber na ja, in meiner Familie kann jeder Duellgeister sehen. Normalerweise ist das eher etwas ungewöhnliches, richtig?“

Juudai nickte stumm. Wenn er es recht bedachte so war Hanekuribou von der anhänglichen Sorte und sobald es zu Menschen hinüberging die es nicht sehen konnten, schien es besonders langweilig für den Duellgeist.

„Na ja, in meiner Familie weiß jeder dass es Duellgeister gibt, aber ich denke, nur ich kann das“, meinte Juudai, „Und weißt du, ich glaube, dass die Leute, die keine Duellgeister wahrnehmen können, einen erheblichen Nachteil haben. Ich meine, denk nur mal wie viel Spaß wir mit diesen kleinen Kerlchen haben und man hat immer jemanden zum Reden.“

„Ich weiß schon, ich weiß schon! Ziemlich schade, die Duellgeister sind immerhin alle gute Kameraden.“

Die beiden Jugendlichen begannen herzhaft an zu lachen. Sie beide bemerkten dass sie den jeweils anderen interessant fanden. Vor allem waren die beiden erleichtert zu wissen, dass sie auf dieselbe Schule gingen und auch noch im selben Jahrgang und aus diesem Grunde bekamen beide das Gefühl sie könnten gute Freunde würden.

„In welche Klasse gehst du eigentlich?“, fragte Juudai an den anderen gewandt.

„Ich bin in der A. Und du?“

„Ich auch! Das fängt ja gut an! Wir sind auch noch in derselben Klasse!“, jubelte Juudai und sein Gang bekam etwas beschwingtes. Johan nickte: „Dann auf eine gute Zeit!“ Auch der andere Junge lachte erfreut. Schließlich schlug Juudai erneut die falsche Richtung ein, so dass Johan ihn zurückziehen musste.

„Du gehst schon wieder in die falsche Richtung. Eigentlich ist das gar nicht so schwer, bei der Station macht man einfach eine Biegung nach links und dann ist man auf dem richtigen Weg, wenn du dort lang gehst, dann würde es mich nicht wundern wenn du wieder mit dem nächsten Zug nach Hause fährst.“

„Ah… sorry, ich hab wirklich gar keinen Orientierungssinn“, entgegnete Juudai etwas peinlich berührt. „Was du nicht sagst“, scherzte Johan sofort. Juudai war verblüfft darüber, dass Johan keine Probleme damit hatte das zu sagen, was er gerade dachte. Wahrscheinlich hatte es aber auch mit seiner teilweise europäischen Abstammung zu tun. Zumindest ließ Johans Nachname sehr auf ausländische Wurzeln deuten. Trotz Allem gefiel dem Jugendlichen diese Tatsache an Johan ungemein und so machte es ihm gleich doppelt so viel Spaß mit ihm durch die Straßen zu laufen. Schnell ergriff Juudai, Johans Handgelenk und zerrte ihn hinter sich her. Natürlich rannten sie dieses Mal in die richtige Richtung.
 

Der Unterricht langweilte Juudai und mindestens die Hälfte fiel nicht in den Geschmack. Die Eltern hingegen machten den Eindruck als seien sie stets mit Ernst und Konzentration bei der Sache gewesen. Ganz gleich wie unnötig ihnen ein Fach erschien so würden sie jede Vorlesung besuchen und an jedem Unterricht teilnehmen.

Bevor die Schule begann, ermahnte Asuka ihr Kind: „Hör mal Juudai, während des Unterrichts wird nicht mit einer Maske geschlafen, auf die du ein Gesicht gemalt hast, verstanden?“ Als Juudai nach dem Grund fragte, was genau Asuka damit meinte, erzählte sie ihm vom Roten Helden, der dies wohl stets in der Duel Akademia getan hatte. Für die Eltern war es sicher nicht möglich gewesen ein solches Verhalten an den Tag zu legen und Juudai wollte sich daran zumindest ein Beispiel nehmen.

Beide Elternteile hatten sich einst an der Spitze der Duel Akademia befunden. Dabei tat sich Asuka allem Anschein nach als beste Schülerin und Ryou als bester Schüler hervor. Das königliche Paar von Obelisk Blue war angeblich in allen Fächern, auch in denen die nichts mit dem Duellieren zutun hatten sehr gut. Juudai bewunderte die beiden selbstverständlich sehr, doch konnte Juudai sich kaum vorstellen, dass er wirklich das Kind dieser beiden bewundernswerten Menschen war. Die Intelligenz befand sich eher im oberen Mittelmaß, das Talent im Duellieren aber ward ihm in die Wiege gelegt worden. Manchmal erwachte diese große Frage in Juudais Hinterkopf und sobald er sie aussprach mussten die beiden ein wenig Lachen. Natürlich sei Juudai ihr Kind, da gäbe es keinen Zweifel und in Zeiten wie diesen erzählten sie dem Sprössling wie es in den frühen Säuglingstagen zugegangen war.

„Du wurdest geboren, nachdem wir ungefähr ein Jahr hier gewohnt haben. Dein Vater hat sich darum bemüht eine Anstellung an der Duel Akademia Universität zu bekommen und nach viel Streben und Kämpfen war es ihm gelungen die Gesellschaft davon zu überzeugen, dass mehr als nur eine Welt gibt und darunter gibt es auch eine, die von Duellgeistern bewohnt wird“, erklärte Asuka jedes Mal voll Stolz. Juudai meinte dann immer in den Augen der jungen Frau etwas Schmerz zu sehen und doch wirkte sie jedes Mal erleichtert und froh, dass alles überstanden war. Juudai konnte nicht wissen welche Ereignisse sie meinte. Ryou hingegen setzte Asukas Rede stets folgendermaßen fort: „Der Moment an dem ich Asuka mit dir im Arm zum ersten Mal sah werde ich nie vergessen. Es hat sie viel Kraft auf einmal gekostet, aber du als kleines Bündel in ihren Armen hast uns beide mit Freude erfüllt. Vor allem mich. Vor allem weil ich jegliches Vertrauen in das Schicksal verloren hatte, glaubte ich kaum dass wir so zu einem wunderschönen, gesunden Kind kommen.“

Auf diese für Juudais Empfinden kitschigen Worte hin, gab es keinen grund mehr zum Zweifeln. Immer wenn Juudai sich selbst an diese Erzählungen erinnerte, spürte der jugendliche Körper Freude. Es führt sogar dazu, dass Juudai auch in einem ungeliebten Fach nicht nur mit einem halben Ohr hinhörte, sondern sich bemühte. Wenn seine Eltern es durch die Schule geschafft hatten, dann schaffte Juudai es auch. Außerdem nahm er sich vor, aus jeder Unterrichtsstunde wenigstens etwas Positives zu nennen. Auch wenn es noch so langatmig wurde. So wie eben jetzt.
 

„Im Jahre 1996 erfreute sich durch die Battle City, welche unter der Schirmherrschaft der Kaiba Corporation stand, das Kartenspiel Duel Monsters eine explosionsartige Beliebtheit. Das alles ereignete sich also vor etwa fünfhundert Jahren“, berichtete ein etwas ältlicher Lehrer, dessen schlohweißes Haar kurzgeschnitten aber dennoch in alle Richtungen abstand. Die Stunde handelte sich um die Geschichte des Duel Monsters Kartenspiel und während der Lehrer mit den Schülern sprach, stand er mit dem Rücken zu ihnen, um ihnen das Gesicht des ersten Königs der Spiele zu präsentieren. Juudai fand, dass der Lehrer zumindest sehr gut zeichnen konnte, auch wenn Juudai den Unterricht selbst nicht als besonders interessant empfand. Außerdem fanden am ersten Schultag noch die ersten Einführungen, Orientierungen und Rundführungen statt, so dass man wohl kaum den spannendsten Schultag erwarten durfte. So erfuhr jeder Schüler, der es bis Dato eventuell noch nicht mitbekommen hatte, dass Pegasus J. Crawford, der Chef von Industrial Illustions das antike Kartenspiel namens Duel Monsters mit nach Japan brachte. Durch eine Reihe von merkwürdiger und nicht wenig okkulter Begebenheiten, nachdem das geheimnisvolle Spiel der neuen Welt vorgestellt wurde. Folglich erblickte nach einigen Jahren der erste legendäre Duellant das Licht der Welt: Mutou Yuugi ging in die Geschichte ein als die Wiedergeburt eines alten Pharao. Wie viel von den zahlreichen Legenden nach über fünfhundert Jahren der Wahrheit entsprach, wusste niemand mehr. Juudai hielt es jedenfalls für Unsinn, dass die Seele eines uralten Pharaos in einem jungen Japaner wiedergeboren wurde.
 

Die Geschichtsstunde rückte weiter vor. Das Thema ging über zu den Jahren, in dem Duellgeister als das Topthema der Geschichte galten. Als Vorreiter der zu erforschenden Seelen gilt Professor Andersen. Johan Andersen entdeckte, dass es Menschen gibt, die auch ohne die Solid Vision dazu in der Lage sind die Duellgeister wahrzunehmen. Auch bekannt über solche Duellanten ist heute, dass sie ebenfalls in der Lage sein sollen gewöhnliche Gespräche mit ihnen zu führen, so als seien Duellgeister wie alle anderen Menschen. Heutzutage nennt man diese Duellanten Teleki-Duellanten, da man ihnen noch immer telekinetische Fähigkeiten zuschreibt. Die Anerkennung der Existenz von Duellgeistern trat ebenfalls vor ungefähr fünfhundert Jahren ein, als die ursprüngliche Duel Akademia in eine anderen Dimension transportiert wurde und in dieser sämtliche Schüler die Seelen der Monster als materialisierte Wesen erkennen konnten. Auch gab es genügend Aufnahmen die ihre Existenz bestätigten.

Schließlich fügte der Lehrer hinzu: „Wer weiß, vielleicht gibt es unter euch einige, die irgendwann auch in der Lage sein werden Duellgeister zu sehen und mit ihnen zu sprechen. Vielleicht gibt es auch eine Möglichkeit sie irgendwann anzufassen.“

Ein von ‚tja‘ und ‚ja‘ untermaltes Raunen, gefolgt von einem leichten Nicken aller Schüler kehrte eine leichte Verwirrung ein. Ein Teil der Schülerschaft stützte die Wange auf die Hand und sah gelangweilt zur Decke. Teleki-Duellanten existierten für diese lediglich in alten Märchen und Sagen. Ein Schüler inmitten des Jahrgangs erwachte allerdings bei den Worten des Lehrers, Juudai sah sich um und suchte sofort die Gestalt Johans. Zu seinem Überraschen war unter genau jenen, die sich besonders langweilten auch dieser Junge und das, obwohl er doch eigentlich auch in der Lage war Duellgeister zu sehen. Es hätte anders sein müssen. Johans Reaktion entsprach dem glatten Gegenteil von dem, was Juudai eigentlich dachte.

„Damit ist der heute Unterricht vorbei. Morgen nehmen wir dann den Stoff über die Umstrukturierung der Duel Akademia durch, welche durch den Einschlag der Gevurah hervorgerufen wurde. Also bereitet euch gut darauf vor und lest das Pensum“, lauteten die abschließenden Worte des Lehrers und genau diesem Augenblick klingelte die Schulglocke. Augenblicklich erhoben sich die Schüler, verbeugten sich kurz bevor sie in die Pause stürmten. Juudai sah sich um und erblickte gleich das kleine katzenähnliche Tier, welches gleich wieder auf Johans Schulter kletterte und damit die Aufmerksamkeit zu Juudai lenkte.

„Ah, Juudai! Was ist los?“, wollte er wissen.

„Na was soll schon los sein, der Unterricht ist aus“, entgegnete Juudai mit einem leicht gelangweilten Gähnen, „Aber sag mal Johan, was war das gerade für ein Verhalten? Du kannst doch Duellseelen sehen, richtig? Wieso sahst du dann aus als wär’s superlangweilig?“

„Ach das meinst du…“, entgegnete Johan, wobei er Juudais Aussage als leichten Tadel empfand und nun zuckte er mit den Schultern, „Es war nur die Art und Weise wie er das alles vorbetet. Außerdem bin ich doch mit Professor Andersen verwandt, da ist also nichts interessantes mehr dran. Es ist mir ehrlich gesagt auch ein bisschen peinlich, das alles über meine Familie zu hören. So was soll doch eigentlich in der Familie bleiben, oder nicht?“

Juudai nickte etwas nachdenklich: „Wenn man es so sieht, ist es bestimmt ein bisschen peinlich glorreiche Taten seiner Vorfahren anhören zu müssen. Auf der anderen Seite, ist das doch schon so viele Jahre her! Eigentlich müsste es dich ein bisschen stolz machen, oder nicht, Johan?“

„Na ja… von dem Standpunkt aus betrachtet… aber irgendwie…“, stammelte Johan vor sich hin, wobei Juudai sogleich hinzufügte während eines genüsslichen Streckens: „Dagegen wird’s für mich sicher in der nächsten Geschichtsstunde peinlich! Immerhin wird er über Gevurah reden.“

„Hm? Wie jetzt, hast du auch einen berühmten in der Familie?“, harkte Johan mit neugieriger Stimme nach. Die heterochromen Augen zur Decke gerichtet, dachte Juudai kurz nach wobei er dann drucksend hervorbrachte: „Also… ich würd‘ jetzt nicht sagen, dass er eine Berühmtheit ist. Mein Vater ist Marufuji Ryou, er hat den Gevurah Vorfall studiert und ist ein ganz normaler Forscher halt…du weißt schon, mit dem ganzen Dimensionskram den ich nicht ganz kapiere…“

„Wiebitte!? Marufuji Ryou!? Der Marufuji Ryou, der ein Nachfahre des Ex-Hell Kaiser Marufuji Ryou und einer der berühmtesten Duellanten die aus der Duel Akademia graduiert sind? Von deinem Vater wollen wir erst gar nicht anfangen, der war doch zentral daran beteiligt dass Gevurah verhindert wurde!“, brach es ungläubig aus Johan hervor, „Meinst du das im Ernst? Dass er keine Berühmtheit sein soll?!“

Juudai zuckte zunächst mit den Schultern als Antwort, so als sei dies nun wirklich kein Grund um in Euphorie zu verfallen. Johan hingegen legte seine Hand auf Juudais Stirn um zu sehen, ob der neugewonnene Kamerad vielleicht Fieber habe. Dabei legte Johan seine eigene Stirn in Falten und verzog das Gesicht zu einer rätselnden Miene als könne er die Gelassenheit nicht nachvollziehen.

„‘Türlich ist es mein Ernst. Es ist ja nicht so als ob mein Vater ein erfolgreicher Pro-Duellant ist. Er hatte eben mal einen strahlenden Moment…“, gab Juudai weiter zur Antwort.

„Aber das erklärt eigentlich warum du auch so merkwürdig bist. In meiner Familie gibt es auch nur verschrobene Leute, also glaub nicht dass du in der Hinsicht gewinnst. Trotzdem ändert es nichts daran, dass Marufuji Ryou ein Held ist! Vor einundzwanzig Jahren hat er die ‚Apocalyptische Kriese zur Vernichtung der Menschheit‘ abgewendet und damit als Rädelsführer die ganze Welt gerettet. Zusammen mit seinen Kameraden und seinem Dark Cyber-End Dragon ist er durch die Hölle gegangen und nun ist er eine lebende Legende! Bis heute steht nicht viel darüber in den Schulbüchern, weil er selbst es angeblich verabscheut als Legende behandelt zu werden. Meiner Meinung nach ist es aber nur noch eine Frage der Zeit bis man mehr über ihn lernen und erfahren muss! Im Internet steht aber trotzdem sicher irgendetwas!“

„Hmm… ich bin nicht so oft im Internet, ich denke ich brauche das nicht. Aber steht da wirklich so viel Ungewöhnliches über meinen Vater?“, sinnierte Juudai wie in den eigenen Gedanken versunken.

„Ich habe keinen Grund irgendwas zu erfinden, oder?“, entgegnete Johan wobei Juudai nickte.

„Schätze nicht“, entgegnete Juudai etwas wirsch und schob die Hand des anderen von der eigenen Stirn. Johans Miene veränderte sich zusehends und sah auf seine Handfläche hinunter und tatsächlich musste der blauhaarige zugeben, dass er es ziemlich bedauerlich fand.

„Was ist denn mit dir los? Was schaust du deine Hand so merkwürdig an?“, wollte Juudai verwundert wissen. Die Gemütsregung wäre wohl niemandem entgangen, der sich den Jungen so ansah.

„Irgendwie… fühlte es sich merkwürdig an. Fast als ob meine Hand es schade findet nicht mehr deine Stirn zu berühren“, antwortete Johan umgehend.

„Wie bitte, deine Hand? Du bist echt ein komischer Vogel, Johan“, scherzte Juudai.

Johan stieß ein leichtes Lachen aus: „Du aber auch. Trotzdem, irgendwie fühlt sich diese Verrücktheit beruhigend an. Obwohl wir uns gerade erst kennen gelernt haben, glaube ich dich schon ewig als besten Freund zu kennen. Ich weiß auch nicht wieso.“

„Das hast du heute Morgen doch schon einmal gesagt“, meinte Juudai mit einem breiten, aber ehrlichen Lächeln, „Ich glaube, so fühle ich auch. Ich finde deine Stimme unheimlich beruhigend.“ Darauf kicherte Johan verlegen und kratzte sich am Hinterkopf.
 

Der Abend war noch nicht weit fortgeschritten, als sich die Familie Marufuji zu Tisch begab um das Abendessen einzunehmen. Jetzt wo Juudai die Hausaufgaben hinter sich ließ, stürmte der Spross der Marufujis aus dem Zimmer die Treppen hinunter und setzte sich nach einer regelrechten Vollbremsung auf einen der sechs Stühle.

„Vater, sag mal, stimmt es dass du ein Held bist?“, wollte Juudai prompt bitte. Asuka ließ beinahe den mit dampfendem Reis gefüllten Topf auf den Tisch plumpsen. Beide Elternteile blickten Juudai gleichermaßen perplex an.

„Wie kommst du denn jetzt auf so etwas, Juudai?“, wollte Ryou nüchtern wissen, als er seine Fassung wiedererlangte.

„Das hat heute ein Schulfreund von dir behauptet!“, entgegnete Juudai aufgeregt.

„Oh, du hast schon einen Freund gefunden, das ist gut“, kommentierte Asuka lächelnd, doch brachte Juudai mit dieser Aussage dazu die Wangen aufzublasen und etwas beleidigt zu entgegnen: „Jetzt lenkt nicht ab!“ Ryou und Asuka wechselten rasche Blicke aus und schließlich nickte der Mann. Obwohl er ein wenig nachdenklich gestimmt war und Juudais Alter abwog, meinte Ryou dass es vielleicht an der Zeit war mehr zu erzählen. Immerhin war Juudai nun fünfzehn Jahre alt. Auch wenn dies ein eher ein gern gemiedenes Thema war, es gab keinen Grund die Geschehnisse zu verheimlichen. Schließlich ergriff Asuka die Initiative und begann zu erzählen: „Tja… ich würde es anders nennen. In der Vergangenheit haben wir uns alle dem Schicksal der Welt ein paar Mal stellen müssen. Als Heldentaten möchte ich das aber nicht bezeichnen. Dein Vater hatte immer mehr als nur einen Kameraden an seiner Seite der ihn angetrieben und wieder aufgerichtet hat. Wenn es Helden gibt, dann waren wir es alle gemeinsam. Ich glaube dein Schulfreund überschätzt deinen Vater ein wenig.“

„Meinst du?“

Ryou nickte mit Nachdruck: „Ganz genau. Das Wort Held beschreibt einen Menschen wie mich nur sehr schwer. Ich bin kein Held, Juudai, selbst wenn ich es gern so wäre. Es gibt jemand anderen, der die Bezeichnung Held viel mehr verdient hat.“

Juudai seufzte enttäuscht aus. Ryou war im Begriff schon wieder von dem Kerl zu reden. Es war ein Mann, den Juudais Vater immer wieder erwähnte.

„Fängst du schon wieder von dem an!? Was für ein Kerl war das bloß, dass du dem so nachhängst? Mensch, Vater, du hättest ihn heiraten sollen und nicht Mutter…“, bemerkte Juudai halb scherzend und halb ernsthaft.

„Das sage ich dir doch jedes Mal“, entgegnete Ryou ebenso trocken wie immer, „Er war ein Held und ich denke, ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass er deinen Elementarhelden ähnelt. Ich würde sagen, dass er auch der Neo Spezies ähnlich ist. Aber jetzt erzähl du mal, Juudai, wie ist dein neuer Freund?“

„Tja… was für einer ist das? Er ist ein bisschen merkwürdig. Er kann genauso wie ich Duellgeister sehen und sein Name ist Johan. Yuuki, Johan Andersen“, entgegnete Juudai sofort mit einem breiten Grinsen.

„Yuuki!?“, wiederholten Ryou und Asuka wie aus einem Munde. Die beiden äußerten diesen Namen mit solch einem Verblüffen, dass Juudai meinte, sie sagten Johans Nachnamen noch ein paar Mal bevor sie ihn fassen konnten.
 

Fortsetzung folgt.

Yuuki Johan Andersen

Ryou wiederholte die Worte seines Schützlings noch einmal langsam in seinem Kopf. Juudais Lächeln hatte dabei so heiter und glücklich gewirkt. ‚Sein Name ist Johan! Yuuki Johan Andersen!‘ Johan also. Dessen zweiter Nachname war also Yuuki. Allem nach zu urteilen wies er Verwandtschaftsmerkmale einer westilchen und einer japanischen Familie auf. Ryou kannte diese beiden Namen wie keine zweiten. Er erinnerte sich zurück, wie damals alles begonnen hatte. Yuuki Juudai war ein energiegeladener, immer heiterer Hitzkopf gewesen, der absolut jede Herausforderung annahm. Je begabter sein Gegenüber, desto mehr Spaß hatte Juudai an dem Duell. Juudai konnte es wagen gegen jeden der ihn herausforderte anzutreten. Selbst wenn es ihm an theoretischen Wissen mangelte, hatte er doch genügend Talent besessen um sich durchzuschlagen. Dies hatte er in vielen Duellen unter Beweis gestellt, vor allem im Abschlussduell an dem Ryou als Schulbester teilgenommen hatte. Jenes Abschlussduell hatte Yuuki Juudai mit Bravour bestritten und endete damals in einem Unentschieden. Unentschiedene Duelle kamen äußerst selten vor und traten sie ein, dann meistens erst in der Pro-League. Dieses unglaubliche Naturtalent in der scharlachrote Schuluniform des Hauses Osiris Red ließ sich nie beirren und war sich zumeist treu geblieben. Dagegen hatte Ryou erst als Pro-Duellant seine Herausforderungen und Hürden zu bewältigen. Die bittere Wahrheit, dass das Schulleben deutlich andere Anforderungen an die eigenen körperlichen und psychischen Leistungen stellte, schockierte Kaiser Ryou damals sehr. In der Zeit nach der Duel Akademia kam ihm erst zu Bewusstsein, dass er naiv gewesen war und sein gesamtes Weltbild einem Ideal anlehnte, welches er sich in Kinderjahren eingeprägt hatte. Die Realität aber sah vollkommen anders aus und verlagte von Kaiser Ryou sich zu entscheiden, ob er wie Juudai dem harten Pfad vorerst treu blieb und sich auf lange, harte Jahre am Boden einstellte oder ob er sich den Gepflogenheiten der Profiliga anpasste. Aus dem respektablen Kaiser Marufuji Ryou wurde der gefürchtete und brutale Hell Kaiser Ryou. Jedes Mittel war Hell Kaiser recht um an sein Ziel zu gelangen, er wollte nie wieder dermaßen gedemütigt werden.

 

 

Dennoch eilte eine Zeit für Yuuki Juudai heran, die ihn vor eine ähnliche Entscheidung stellte. Denn als Johan Andersen in dessen dritten Schuljahr als Austauschschüler die Akademie besuchte, wuchs zwischen den beiden Duellbegeisterten eine innige Freundschaft mit einer ganz eigenen Dynamik heran. Die beiden Jungen waren sich so ähnlich gewesen, man hätte sie für Zwillinge halten können. Johan nahm schnell den Platz als Juudais bester Freund ein, wenn er nicht sogar sein Seelenverwandter war. Als Johan Andersen in der Isekai verschwand und von Yuberu eingenommen und in die Dunkelheit gezogen wurde, folgte auch Juudai einem dunkleren Weg und lernte auf die harte Tour was es bedeutete Erwachsen zu werden. Ryou hatte oft das Gefühl gehabt, dass mehr zwischen den beiden Jungen vorging, als eine reine sehr gute Jungenfreundschaft.

Johan. Johan Andersen… das wäre nun wirklich zu viel für einen Zufall.“ Dies ging Ryou durch den Kopf als er sich von einem Küchenstuhl erhob und in sein Büro ging um zu sehen, welche Informatoinen es noch über Johan Andersen im Internet gab. Die Ernte seiner Suche fiel eher dürftig aus. Viele der Informationen wurden kurz gehalten oder wurden gar zu einem dürftigen Text gekürzt. Meistens handelte es sich hierbei um die Dinge, die Ryou selbst noch ganz genau in Erinnerung hatte. In seinem jetzigen zu Hause lagen diese Ereignisse immerhin schon hundert Jahre zurück. So stand in kurzen Punkten aufgelistet, dass Johan Andersen zur Duellakademiet, det arktiske Campus gegangen und dort auch graduierte. Der Campus Arctic war die nördlichste Zweigstelle der Duellakademie, welche vor vielen Jahren schon expandierte. Auf dem arktischen Campus galt Johan Andersen als Toppschüler, ebenso wie Ryou einmal das Ass und der Stolz der Hauptstelle gewesen war. Nachdem Johan die Schule abgeschlossen hatte, ging er zur Pro-League. Johans mächtigste Karte war der Kyuukyoku Hougyoku-shin Rainbow Dragon. Außerdem stand dieser junge Mann zur selben Zeit wie Edo Phoenix und mit ihm selbst auf der Bühne. Johan erwirtschaftete hervorragende Ergebnisse und hätte es noch sehr weit bringen könnten. Im Jahre 2016, als Johan Andersen achtundzwanzig Jahre alt gewesen war, verließ dieser die Profiliga um die Duellgeister, die Seelen der Karten zu erforschen. Nichts von alledem empfand Ryou als besonders wissenswerte Informationen, denn er war mit seiner eigenen Geschichte durchaus vertraut. Doch wie viel Ryou noch nicht aus der Geschichte wusste, das wollte er unbedingt in Erfahrung bringen. Irgendwann, daran erinnerte Ryou sich noch, verließ Juudai die Duellakademie, aber er trat nie wie Johan als Profi in die Liga ein. Dennoch war Ryou sich ziemlich sicher, dass die beiden jungen Männer auch noch Kontakt zueinander gehabt hatten, nachdem sie die Schule beendeten. Johan Andersen und Yuuki Juudai waren auch zu dem Zeitpunkt vermutlich noch immer Freunde und hatten sich gut miteinander verstanden. Jedenfalls konnte sich Ryou dies gut vorstellen. Der hochgewachsene Wissenschaftler stieß einen leisen Seufzer aus. Amnael hätte ihnen wenigstens einen Geschichtsband der letzten hundert Jahre überlassen können. So etwas hätte ihnen zur Orientierung äußerst nützlich sein können. Die Untiefen des Internets waren ihm also nicht sehr behilflich. Ein Gefühl beschlich ihn, dass vielleicht jemand gewisse Informationen einfach nicht mehr publik waren. Ein weiterer angestrengter Seufzer entfuhr ihm.
 

„Also sollen wir nichts darüber wissen.“ Ryou versetzte den Computer wieder in den Energiesparmodus. „Egal was geschehen ist, Spekulationen helfen mir nicht weiter. In diesem Jahrhundert sind Johan-kun und auch Juudai-kun schon lange nicht mehr da.“ Dennoch bekam Ryou das ungute Gefühl, dass Amnael ihnen lange nicht die ganze Wahrheit über ihre Mission erzählt hatte. Sowohl Asuka als auch Ryou hatten auf einen Neuanfang gehofft und sich nur auf diese zweite Chance versteift und sich bereiterklärt irgendeine irrwitzige Mission zu erfüllen.

„Es muss einen Grund geben, dass Daitokuji-sensei von uns wollte, so weit in die Zukunft zu gehen. So viel steht fest...“ Ryous Blick wanderte über den Schreibtisch und blieb auf zwei eingerahmten Bildern hängen. Das eine Foto zeigte eine Gruppe von Jugendlichen. Es wurde auf seiner Abschlussfeier abgelichtet und auf diesem waren sowohl Asukas älterer Bruder Fubuki, Asuka selbst, der grimmige Manjoume und auch sein eigener kleiner Bruder zu sehen. Zwischen ihnen allen war auch Juudai in seiner knallroten Tracht. Ein breites Grinsen schmückte dessen Gesicht und es brachte Ryou selbst beinahe zum Lächeln. Dieses entschlossene Lächeln konnte auch sein Zögling manchmal zeigen. Neben diesem Bild, auf der rechten Seite war ein kleines Familienfoto zu sehen, auf dem Juudai ungefähr zwölf Jahre alt war. Ihre kleine Familie wirkte absolut perfekt. Asuka lächelte glücklich in die Kamera und auch das braunhaarige Kind wirkte wie jedes andere, welches noch nie großes Leid erfahren musste. Ryou schüttelte den Kopf leicht. Yuuki Juudai und sein Kind, Juudai, glichen sich wie ein Ei dem anderen. Natürlich, denn Amnael hatte ihnen anvertraut, dass die rechtschaffene Dunkelheit eine neue Inkarnation bekam. Die beiden Juudais unterschieden sich zwar im Geschlecht, trotzdem hätte man die beiden sofort für Zwillinge halten können. Trotzdem waren sich die beiden Juudais fremd und so weit wie sie sich in der Geschichte voneinander entfernt hatten, sollte ihre Blutlinie ziemlich ausgedünnt worden sein. Amnael hatte ihnen ein reines Rätsel aufgegen. Glücklicherweise existierten Rätsel einzig und allein um gelöst zu werden und das hatte Ryou vor. Am besten sogar früher als später, denn was auch immer vor sich ging, die Zeit für Aufklärung war gekommen. Die Begegnung von Marufuji Juudai und Yuuki Johan Andersen war zweifelsohne schicksalsträchtig. So griff Ryou nach seinem Smartphone und wählte eine der eingespeicherten Nummern.

Nii-san?“, ertönte eine kräftige Männerstimme am anderen Ende der Leitung.

„Ja, ich bin es“, antwortete der junge Mann, worauf ihn der jüngere Bruder nicht weitersprechen ließ: „Meine Güte ist das lange her! Wenn man sich selbst nicht bei euch meldet, dann erfährt man nichts. Wie geht es Ani-… ich meine Juudai-chan?

„Allen geht es gut, danke. Aber hör zu, Shou, ich habe eigentlich nicht angerufen um Smalltalk zu halten“, erklärte Ryou sofort.

Du klingst aber ernst. Hast du etwa vor uns alle einzuberufen?“, fragte Shou.

„Ja, gern. Heute Nachmittag bevor Juudai aus der Schule kommt. Ich denke, wir haben einiges zu besprechen, vor allem wir Sechs. Es ist etwas interessantes passiert“, bemerkte der ältere der Marufuji-Brüder.

Etwas ist passiert? Nii-san, warum sprichst du in Rätseln?“, erkundigte sich Shou.

„Ich würde das gern persönlich mit euch allen besprechen. Kannst du mir einen Gefallen tun und Fubuki, Manjoume und Tyranno kontaktieren?“, bat Ryou und ignorierte jedes weitere Betteln seines Bruders, „Ich sage sofort Asuka bescheid.“

In Ordnung, Nii-san. Bis heute Nachmittag. Ich hoffe ich bekomme alle anderen dazu so kurzfristig zu kommen. A-aber verlass dich ruhig auf mich, Nii-san. Bis jetzt wollten alle immer Juudai-chan sehen wenn es eine Gelegenheit gibt. So ein kleiner Sonnenschein“, hörte Ryou die Stimme seines kleinen Bruders sagen. Er konnte das sanfte Lächeln auf seinen Lippen nicht verhindern und nickte leicht, so als ob Shou es sehen könnte. Ryou bedankte sich bei Shou und wünschte ihm noch einen schönen Tag bevor er das Gespräch beendete. Falls Juudai sofort zurück nach Hause kam und nicht irgendwo in der Stadt mit Freunden bummelte, dann gab es sicher eine große Wiedersehensfreude. Nur bis dahin mussten alle wirklich wichtigen Angelegenheiten bereits besprochen sein.
 

 

„Heh, Juudai! Ich wollte dich eigentlich gestern noch um einen kleinen Gefallen bitten! Hab ich voll vergessen...“, Johan kam schleunigst an Juudais Pult herangeeilt und blieb daneben stehen.

„Oh? Worum geht‘s? Wolltest du meinem Vater irgendeine Botschaft überbringen?“, wollte Juudai etwas gleichgültig wissen. Johan nickte darauf rasch und erklärte sich erklärte: „Ja genau! Da liegst du goldrichtig! Also, Juudai, meinst du es wäre möglich von deinem Vater ein Autogramm zu bekommen? Weißt du, als ich klein war habe ich alle Videoclips von ihm gesehen. Damals als er noch in der Pro-League war und auch bei den Olympischen Spielen! Ich bin wirklich ein riesensiger Fan von ihm!“

„Okay, okay“, erklärte sich Juudai etwas genervt bereit, denn je länger Johan sprach desto näher kam dieser Juudai, „Ich hab‘ mir schon gedacht, dass du hinter Vater her bist. Könntest du jetzt so freundlich sein und mir nicht so auf die Pelle rücken?“

Diese schlechte Angewohnheit hatte Johan bereits am Vortag gezeigt. Dieses wilde Gestikulieren und immer wieder Näherrücken hielt Juudai für etwas übertrieben und aufdringlic. Wahrscheinlich hatte man Johan die japanische Zurückhaltung nicht beigebracht. Er wirkte für japanische Mitmenschen etwas zu aufdringlich und kannte nicht das sichere Gefühl von Abstand. Auf jeden Fall betrachtete Juudai diesen Jungen noch nicht als so guten Freund, dass er sich so schnell so annähern durfte. Wahrscheinlich war dieses Verhalten für Ausländer gewöhnlicher. Nach Johans Namen zu urteilen war er ein Halbblut, oder zumindest wenigstens zu einem Viertel ein Ausländer.

„Sag mal Johan, also nicht dass es eine große Rolle spielt, aber bist du nur Halbjapaner oder nur zu einem Viertel vielleicht?“, wollte Juudai schließlich wissen. Johan ließ ein nachdenkliches Geräusch verlauten: „Na ja eigentlich keins von beidem.“

„Hah, wirklich nicht? Wenn man dich ansieht könnte man denken dass du aus Nordeuropa stammst!“, meinte Juudai ein wenig empört über den vermeintlichen Schwindel.

„Ich stamme ja auch von Nordeuropäern ab. Mein Ur-ur-großvater oder Ur-ur-ur-großvater kam aus Norwegen, hab ich dir doch gestern schon erzählt. Also… ich bin vielleicht zu einem achtel oder so Skandinavier. Mein Ur-ur-großvater oder Ur-ur-ur-großvater war Johan der die Kristallbiester beherrschte.“ Johan erklärte mit Händen und Füßen die Blutsverwandtschaft zu Johan Andersen. Dabei sah er ein wenig unzufrieden und missgelaunt aus, denn es ärgerte ihn immer noch, dass er sich nie merken konnte ob Johan Andersen nun sein Ur-ur-großvater war oder noch älter. Juudais braune Augen beobachteten den Jungen genau und aufmerksam. Die Miene des energischen Jungen wirkte ein wenig bitter und unerfreut und so fragte sich Juudai ob die ganze Abstammungsgeschichte für Johan ein Fettnäpfchen war.

„Johan, hör mal, wenn ich etwas gesagt haben sollte, was dir unangenehm ist, dann tut es mir leid.“

„Ach Quatsch, ist schon in Ordnung. Weißt du, es ist auch nicht so, dass ich meinen Ur-ur-großvater absolut nicht leiden kann. Aber es gibt da Dinge, die kann ich nicht leiden, besonders wenn die Leute beginnen mich mit ihm zu vergleichen. Wir sehen uns wirklich zum Verwechseln ähnlich, weißt du. Da fangen die Leute an Vergleiche zu ziehen. Dabei hab ich nur ein Achtel oder so was von seinem Blut in mir“, erklärte Johan, wobei sein Gesicht sehnsüchtig gen Himmel gerichtet war. Dabei wirkte der Junge nicht mehr so verärgert, sondern so als bewunderte er seine Ahnen. Juudai kannte das Gefühl ab und zu im Schatten der Eltern zu stehen. In diesem Augenblick tauchte etwas an Johans Hüfte auf, an der er seine Decktasche befestigt hatte. Aus eben dieser kam ein Tier hervorgeblitzt. Es war katzenähnlich und hatte ein recht rosafarbenes Fell. Um seinem Hals lag eine Kette fest angelegt, in welche ein blasslila Edelstein gefasst war. Juudai grinste es an, denn dieser Duellgeist sah doch einem Rubinkarfunkel Ruby sehr ähnlich, nur war diese Katze viel größer als das kleine Ruby.

Johan hasst es einfach mit seinem Vorfahren verglichen zu werden. Aber Johan ist Johan, ganz gleich wie sehr sich die Gesichter der beiden ähneln – oder ob sie den gleichen Namen haben. Johan, der die Kristallbiester beherrscht, und Yuuki Johan Andersen sind zwei verschiedene Personen. Vergleicht man die beiden miteinander muss man wohl schnell feststellen, dass wirklich nur ihr Name gleich ist.

„Heh, Amethyst du brauchst mich nicht verteidigen“, beschwichtigte Johan seinen Begleiter.

Ja aber, Juudai sah so erstaunt aus und du erklärst die Situation ja nie. Also muss ich das für dich erledigen.Sonst kapiert Juudai doch gar nichts mehr.“, erklärte das Monster.

„Tja aber...“

„Ach dann bist du auch eins von Johans Monstern?“, wollte Juudai wissen, „Wie heißt du?“

Ich bin Amethyst Cat. Genau wie Ruby bin ich eines der sieben Kristallbiester“, antwortete die große Katze sofort. Die Amethyst Cat machte eine kleine Kopfbewegung als sie Juudai begrüßte. Dabei wiederholte Juudai das Wort Kristallbiest noch einmal und kaute ein wenig darauf herum. Sie sagten es doch eigentlich schon die ganze Zeit. ‚Johan der die Kristallbiester beherrscht“. Langsam verstand Juudai das Problem. Johan befand sich natürlich direkt vor ihm. Selbstverständlich konnte man die Ähnlichkeit zwischen ihm und Johan Andersen nicht ignorieren, doch eben weil Johan es selbst erwähnte hatte er kalt gewirkt. Auch Amethyst Cat betonte, dass sich die beiden bis aufs Haar glichen obwohl sie zwei verschiedene Menschen sind. Kein Wunder, das man da wütend wurde, aber eine Frage drängte sich Juudai dennoch auf:

„ Aber wenn du Johan Andersen so ähnlich siehst und ihr auch noch den gleichen Namen habt und es nicht leiden kannst, wenn du mit ihm verglichen wirst… Das liegt doch sicher daran, dass du das gleiche Deck hast?“

Ganz richtig“, bestätigte Amethyst Cat mit einem kleinen Nicken.

„Ich bin aber nicht mein Ur-ur-großvater. Ich bin nicht Johan Andersen sondern Yuuki Johan Andersen. Obwohl ich ein ganz anderer Mensch bin, sagen sogar mein Opa und mein Vater, dass es so aussieht als sei Johan Andersen wiedergeboren. Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Lasst ihn uns Johan nennen, so haben sie es beschlossen. So was doofes, wirklich.Wenn man deinen Namen aus so einem blöden Grund gewählt hätte, dann wäre es dir doch sicher auch etwas unangenehm, oder? Deshalb finde ich alles was mit meinem Ur-ur-großvater zu tun hat nicht unbedingt toll“, erklärte Johan sich selbst in eine leichte Rage.

Du bist ganz schön kindisch“, stellte Amethyst Cat leicht belustigt fest.

„Na hör mal, ich bin fünfzehn Jahre alt, da steht mir doch Kindsein noch zu!“, verteidigte sich der Junge. Juudai beobachtete die Szene mit einem leichten Lächeln. Juudai fing an es nun besser zu verstehen und konnte Johans Gefühlswelt auch besser nachvollziehen.

„Heißt das, dass du deinen Namen hasst?“, harkte Juudai nach. In einem solchen Falle musste man sich doch einen Spitznamen oder Ähnliches einfallen lassen. Johans beleidigte Schnute löste sich und ging in eine fragende Miene über als Juudai die Frage ausgesprochen hatte. Juudai verstand natürlich, dass Johan nicht sehr gut auf seinen Vorfahren Johan zu sprechen war. Dennoch kam es Juudai so vor, als präsentierte Johan sich mit einer gewissen Portion Stolz in der Stimme wann auch immer sich selbst vorstellen musste. So war es gestern Morgen als sie sich zum ersten Mal getroffen hatten und auch vor der Klasse wirkte er selbstbewusst und stolz und so was tat man nicht, wenn man den eigenen Namen hasste.

„Wie kommst du denn darauf? Natürlich habe ich nichts gegen meinen eigenen Namen. Yuuki Johan Andersen ist doch eine super Kombination. Es ist mein eigener Name, gegen den kann ich doch nichts haben.“, entgegnete Johan ein wenig verblüfft. „Ach so, das hatte ich mir schon gedacht“, meinte Juudai leicht nickend. Also hatte das Gefühl Juudai nicht im Stich gelassen. Amethyst Cat sah ebenfalls zwischen den beiden Schülern hin und her, wobei es ein bitteres Lächeln zeigte. Es war ein ungewöhnlicher Paradox, den Johan hier hervorbrachte, aber es passte zu ihm. Juudai hatte das Gefühl, dass es typisch für Johan war, auch wenn Juudai es genaugenommen nicht beurteilen konnte.

„Juudai, was ziehst du denn für ein Gesicht?“

„Mach ich denn ein Merkwürdiges?“

„Ja, allerdings! So als ob du… ich weiß auch nicht, als ob du dir wegen irgendetwas Vorwürfe machst“, entgegnete Johan, wobei sein Gesicht so entspannt wie immer wirkte. Damit war das leidliche Thema Vorfahren wohl abgeschlossen. Johan ging auf Juudai zu und stupste leicht dessen Wange an. Juudai war zu perplex gewesen um ihn aufzuhalten, doch als Johan es zum zweiten Mal versuchte, hielt Juudai die Hand des Anderen auf. Mit einem frechen Grinsen umfasste Juudai Johans Hand und hielt sie ein wenig fester.

„Autsch, autsch, autsch ich hör ja schon auf!“, versprach der Junge und fuhr fort als Juudai ihn wieder losließ, „Also es hat zwar nichts mit unserem vorherigen Gesprächsthema zu tun, aber, sag mal wieso trägst du eigentlich keinen blauen Blazer?“

Juudai starrte Johan für einen kurzen Moment verwirrt an. Warum Johan wohl gerade jetzt danach fragte? „Also, Rot steht dir schon, aber...“

„Ich mag die blaue Uniform eigentlich nicht so gern. Damit würde ich meinem Vater irgendwie zu sehr ins gemachte Image folgen. Außerdem liebe ich Rot! Aber… warum fragst du danach?“, wollte Juudai nun neugierig wissen. Es erschien Juudai vollkommen irrelevant so eine Frage zu stellen. Johan ging ein Mal nachdenklich um die zierliche Gestalt herum und betrachtete Juudai genau von oben bis unten. Natürlich trug Juudai Hosen und nicht aus Jucks und Tollerei Röcke und dessen Gestalt sagte ganz klar, dass Johan einen Jungen vor sich hatte. Trotzdem hatte Johan es während des Sportunterrichts merkwürdig gefunden, dass Juudai nicht mit in der Umkleide gewesen war. Oder aber er hatte sich ganz einfach versteckt. Dennoch bestand innerhalb der Klasse nicht der geringste Zweifel, dass Juudai ein Junge war. Normalerweise musste Juudai doch die blaue Schuluniform wählen, wie es sich für alle anderen Jungen gehörte. Johan ließ sich von Juudais einfacher Frage aus dem Konzept bringen.

„Tja warum… es ist eigentlich nicht wichtig, aber es hat mich beschäftigt. Du findest Rot also einfach viel besser, hm? Verstehe! Hmm… lass mal sehen...“, antwortete Johan und murmelte ein wenig vor sich hin. Juudai warf ihm einen fragenden Blick zu, so dass Johan aus seinem Gemurmel geweckt wurde. Dieser grinste Keck: „Vielleicht kaufe ich mir auch einen roten Blazer… Obwohl nein, Rot passt eigentlich nicht zu mir.“

„Wie bitte?“ Wieder war Juudai ein bisschen verwirrt durch Johans Aussage und legte seinen Kopf ein wenig schief. Wie sollte denn Johan, der ein Junge war die rote Mädchenunifrom in die Finger kriegen?
 

 

Die Unterrichtsstunde lief schon seit einiger Zeit und der Klassenraum war erfüllt von einer konzentrierten Stille. Eine Theoriestunde der besten Sorte, denn in diesem Falle handelte es sich um ein Selbststudium.

„So, ich bin fertig mit meinem Deck“, sagte Juudai als ob er mit jemandem sprach, „Es ist zwar nicht perfekt, aber trotzdem gut genug.“

Kurii?“, ertönte eine piepsende Stimme, die zum Duellgeist von Hanekuribou gehörte. Juudai kicherte: „Mach dir keine Sorgen, Partner. Dich nehme ich niemals aus meinem Deck!“ Schließlich ergänzte Juudai die Karte Transcendental Wings in den Stapel von Karten, der ein wenig höher geworden war. Juudai besaß zwar auch ein Sidedeck, welches so gut wie nie eine Erweiterung oder Veränderung bekam, aber es kam kaum während eines Duells zum Einsatz. Ein Extradeck war natürlich auch mit in dem großen Haufen dabei, mit welchem Juudai sich besondere Mühe gegeben hatte. Für gewöhnlich hieß es, dass man die Persönlichkeit eines Duellanten anhand der Monster erahnen konnte. Ein Fremder hätte gut in den Karten dieses Duellanten lesen können.

Schon seit Juudai denken konnte, waren die Monster der Kategori „HERO“ dabei. Die Basis des Decks bildeten die E・HERO, was für Elementarhelden stand. Dazu kamen die NeoSpecian – die Neo Spezien und auch Hanekuribou und das mysteriöse Monster Yuberu waren mit unter die Helden gemischt. Die meisten Leute, die sich Juudais Deck ansahen fragten immer wieder warum dieses Monster dabei war, denn es sah nicht mal nützlich oder stark aus. Das einzige und vor allem trifftigste Argument das Juudai stets benutzte war, dass er Yuberu brauchte damit das Deck genug Karten aufwies.

Dennoch gab es noch ein paar andere Karten, die Juudai ins Sidedeck einbezog, die im Grunde überhaupt nicht nutzbar waren. Trotzdem fühlte Juudai, dass diese Monster dazugehörten. Zum Beispiel Rainbow Neos befand sich im Deck, weil es ein erschreckend großes Potential hatte. Um aber Rainbow Neos zu beschwören, brauchte Juudai weit mehr Materialkarten, die noch nicht ergattert waren. Zum Beispiel den Kyuukyoku Hougyokujuu Rainbow Dragon von dem Juudai noch nie etwas gesehen oder gehört hatte. Dieses Monster, Rainbow Neos, konnte Juudai zwar nicht beschwören, aber es herauszunehmen fühlte sich falsch an.

„Tja, ohne den hier ist das eben nicht mein Deck“, murmelte Juudai und steckte die Karten wieder in die Hülle zurück. Damit wurde Juudai mit der Überarbeitung des Deckes früher fertig als alle anderen. Es hätten noch viele Dinge verändert werden können, aber Juudai konnte oder wollte sich einfach nicht dazu aufraffen. Anstatt die Aufgabe des verantwortlichen Lehrers mit viel Hingabe zu erledigen, spielte Juudai den Rest der Stunde mit Hanekuribou. Wie kamen die Lehrer darauf ihnen eine so langweilige Aufgabe aufzugeben, so etwas konnten sie doch auch zu Hause tun. „Für heute wird es genug sein eure Decks zu überarbeiten“. Das hatte man ihnen gesagt, aber Juudai war viel mehr daran interessiert seine Fähigkeiten in einem richtigen Duell zu zeigen. Außerdem konnte man das wirkliche Potential eines Deckes erst dann erkennen, wenn man es in der Praxis benutzte. Für Juudai galt stehts sich so viel Mühe mit einem Deck zu geben, wie es ging,

In dem Deck befanden sich um die vierzig Monster und wenn Juudai es sich richtig überlegte, dann hatte jedes von ihnen sich bereits in einem Duell gezeigt. Bis auf vielleicht die Fusionsmonster, dessen Materialien Juudai noch nicht besaß. Und noch einem.

„Tja so wie es aussieht hat nur Yuberu keinen Duellgeist“, sagte Juudai an Hanekuribou gewandt.

Kurii. Kurikurii“, antwortete dar kleine Duellgeist.

„Ich denke schon, dass auch jede Karte so seine Eigenarten hat, aber schließlich hat sich doch jeder von euch wenigstens ein Mal gezeigt. Irgendwie macht mir Yuberu Sorgen...“ Wieder zog Juudai die Karte hervor und starrte sie an. Yuberu hatte das Attribut Dunkel und gehörte zur Familie der Dämonen. Es war ein Level Zehn Monster und konnte nur mit Tributen beschworen werden. Die Gestalt des Monsters erinnerte stark an eine Frau. Allerdings wirkte die linke Hälfte des Körpers wie Männerkörper, während die rechte Hälfte eindeutig die einer Frau war.

Bis jetzt hatte Juudai Yuberu noch nie heraufbeschworen. Man musste zwei Monster opfern um es auf das Spielfeld zu rufen. Wenn Juudai Yuberu erst mal gezogen hatte, wurde es dafür verwendet um es mit Neos zu Neos Wiseman zu fusionieren. Vielleicht war auch gerade dies der Grund warum Yuberus Geist sich noch nie bei Juudai gemeldet hatte. Obwohl es wohl falsch war zu sagen, dass Yuberu sich noch nie vor Juudai gezeigt hatte, denn im Kampf war Yuberu noch nie verwendet worden. An ein Erlebnis erinnerte sich Juudai allerdings doch. Vor vielen, vielen Jahren gab es mal ein Duell, in dem Yuberu auf dem Feld war. Dieses Duell war allerdings in dem Moment beendet als die Karte gelegt worden war. Damals duellierte sich Juudais mit ein paar unbekannten Erwachsenen, die kurz darauf bewusstlos auf dem Boden lagen. Aus welchem Grund sie das Bewusstsein verloren hatten, oder was danach geschehen war, daran konnte sich Juudai überhaupt nicht mehr erinnern. Es war wirklich zu lange her. Nur während der Fusionen zu Neos Wiseman konnte Juudai einen kurzen Augenblick Yuberu sehen. Immer wieder verschwand es nach einem Bruchteil einer Sekunde. Bei dieser Karte verhielt es sich so wie bei Leuten die nur die Hologramme der Monster sehen konnten – Yuberu war leer und emotionslos.

Kurii?

„Tja, so ist Yuberu nun mal. Ich denke aber, dass ich es schon bemerken werde, wenn ich es brauche. Deshalb ist es in Ordnung“, meinte Juudai heiter.

„Was ist in Ordnung? Bist du auch schon damit fertig dein Deck zu überarbeiten?“, fragte eine menschliche Stimme hinter Juudai. Der Braunschopf wandte sich zur Stimme um. Eben so wie Juudai es erwartet hatte kam Johan herüber und er wirkte ebenfalls ziemlich unbeschäftigt. „Ich hab‘s aufgegeben. Ich denke so was braucht man nicht im Unterricht machen. Findest du nicht auch?“

Juudai nickte: „Johan! Kommst du deshalb extra zu mir rüber? Denkst du nicht, dass der Lehrer das etwas fraglich findet? Ich meine, ist ja nicht so, dass keiner hier wäre...“

„Oh? Du bist aber ernsthaft bei der Sache, Juudai, hätte ich gar nicht von dir erwartet. Wirf mal einen gezielten Blick an die Tafel“, antwortete Johan giggelnd.Juudais Blick folgte dem des Klassenkameraden und tatsächlich stand dort in der Mitte der Tafel in großen weißen Kreidezeichen: Schüler die bis 14 Uhr die Überarbeitung fertiggestellt haben, können ins leete Klassenzimmer neben an gehen um sich einen Duellpartner zu suchen. Nur durch Praxis könnt ihr sehen ob sich euer Deck gut schlägt. Erst jetzt fiel Juudai auf, dass bereits ein paar Schüler den Klassenraum gewechselt hatten.

„Wenn du schon fertig bist, kannst du dich doch auch mit mir duellieren, oder nicht? Ich möchte gern dein Deck sehen“, erklärte Johan sofort.

„Klar! Ich bin neugierig auf deine Kristallbiester!“, stimmte Juudai zu. Außerdem gab es einen Grund die Herausforderung des anderen nicht anzunehmen. Außerdem war Juudai auch ziemlich gespannt und neugierig. Ohne lange abzuwarten hatten die beiden jungen Duellanten ihre Decks in der Hand und verließen den Raum. Die eigentliche praktische Duellstunde fing erst in einer Stunde an. Wenn die beiden Glück hatten, schafften sie bereits ein Duell, bevor der praktische Unterricht begann. Vielleicht gab es in den folgenden paar Duellen die Möglichkeit Yuberus Karte einmal richtig kennen zu lernen.
 

 

Das volle Leben herrschte bereits in der Küche als Asuka nach Hause kam um sich in die Gesellschaft zu mischen. Sie wusste dass Ryou einen ernsten Grund hatte um mit ihnen allein zu reden, aber die Wiedersehensfreude war einfach viel größer als jedes Unheil, das ihnen bevorstehen könnte.

„Fräulein Lehrerin ist wieder zu Hause“, begrüßte Fubuki seine jüngere Schwester frech. „Pass auf, Fubuki Nii-san, sonst musst du nachsitzen“, ermahnte Asuka lachend.

Ihr Bruder hatte sich kaum verändert. Sein Haar war etwas länger gewachsen und sein Gesicht hatte an Reife gewonnen. Ryous kleiner Bruder Shou dagegen hatte sich ziemlich gemausert. Das Haar hatte er in einen langen Pferdeschwanz nach hinten zusammengebunden und er war nun fast so groß wie Ryou. Ein Dreitagebart zierte von Zeit zu Zeit immer wieder dessen Gesicht, aber dieses Mal hatte Shou sich um ein gutes Erscheinungsbild bemüht und sich rasiert. Er war noch immer, genau wie Fubuki ein erfolgreicher Bestreiter der Pro-League.

„Wo ist Aniki?“, erkundigte sich Shou sofort, worauf er sich gleich die Handfläche gegen die Stirn schlug, „Wirklich, ich sollte mir endlich abgewöhnen Juudai noch als Juudai zu sehen. Was macht Juudai-chan?“

„Es ist schwer alte Gewohnheiten abzulegen“, meinte Asuka und wartete darauf, dass Ryou ihnen allen Kaffee einschenkte, „Juudai ist in der Schule. Ich schätze heute haben sie erst um fünfzehn Uhr aus. Aber das ist gut so, da haben wir noch genug Zeit um zu hören was Ryou zu sagen hat.“

„Genau, Bruder, was geht da eigentlich ab? Du meldest dich seit Monaten schon nicht mehr und plötzlich ist gleich ne halbe Kriese“, wollte Kenzan ein wenig empört wissen. Auch er hatte sich kein bisschen verändert. Nur das Alter hatte ein paar leichte Spuren hinterlassen. Kenzan besaß nun einen Fachhandel für Duellanten. Alles mögliche was man an Utensilien brauchte verkaufte er. Einschließlich natürlich der Karten, Duel Discs und einige Seltenheiten. Manjoume Jun hingegen schwieg still und wartete ab, was ihm jeden Moment erzählt wurde. Wie üblich war dieser junge Mann wortkarg und wirkte etwas grimmig. Ryou sah einem nach dem anderen an. Sie waren ihnen bis in die Zeit gefolgt. Jeder von ihnen war damals bereit gewesen ihr individuelles, perfektes Leben gegen ein vollkommen neues und ungewisses einzutauschen. Immer wieder kamen diese vier zu ihnen als bezahlte man sie dafpr. Einen kleinen Augenblick zögerte Ryou noch bevor er entgegnete: „Yuuki Johan Andersen. Er ist der Grund warum ich euch zusammentrommeln wollte.“

Ein Raunen ging durch die kleine Gruppe. Sie sahen sich untereinander verwirrt an, denn dieser Name rief in allen Erinnerungen hervor die sowohl guter als auch schlechter Natur waren. Ein bitteres Lächeln schlich sich auf Ryous Lippen: „Ihr denkt also dasselbe, hm?“

„Warte Mal Nii-san. Du sagtest Yuuki Johan Andersen? Wie in Yuuki Juudai und Johan Andersen, nur in der gleichen Person?“, harkte Shou nach. Ryou nickte schweigend. Manjoume hingegen konnte nicht anders als ein belustigtes Schnauben verlauten lassen: „Klingt wie ein schlecht ausgedachter Charakter eines RPGs.“

„Jun!“, ermahnte Asuka.

„Ist ja gut… Aber ehrlich, das muss doch ein ausgedachter Name sein. Wie kann...“

„Genau das ist der Grund warum ich euch gerufen habe. Ich finde es äußerst merkwürdig, dass Juudai nach der Einschulung ausgerechnet auf einen Jungen trifft dessen Name Yuuki und auch Andersen ist. Was wisst ihr über Johan Andersen und Yuuki Juudai was wir nicht wissen können, weil wir vor euch gegangen sind?“, wollte Ryou wissen. Eine Stille breitete sich in der Gruppe aus. Besonders Shou und Manjoume sahen auf den Boden, so als ob sie sich einer Straftat bewusst wurden. Fubuki dachte kurz nach, so als ob er versuchte sich an ein lange vergangenes Geschehnis zu erinnern. Shou war es schließlich, der das Wort ergriff: „Nachdem Darkness ausgelöscht wurde ging Aniki auf eine Reise. Auf eine sehr langen Reise und seither haben wir ihn nie wieder gesehen. Das weißt du doch, Nii-san.“

„Johan Andersen war ein Produellant und begann Duellgeister zu erforschen“, fing Manjoume plötzlich an zu reden, so als rezitierte er einen alten Text, den er irgendwann in der Vergangenheit auswendig gelernt hatte, „Zumindest ist es das was wir alle denken sollte. Oder was die Welt von ihm denken sollte, weil er eigentlich nicht mit vollem Herzen bei seinen Forschungen war sondern nur den einen Kerl suchte, um den es bei ihm immer ging.“

„Yuuki Juudai!?“, sprachen die anderen im Chor.

„Richtig. Johan Andersen hat nach Yuuki Juudai gesucht. So wie Yuuki Juudai einmal alles daran gesetzt hatte um Johan Andersen zu finden. Irgendwann verschwand Johan von der Bildfläche und dann, mein lieber Ryou-san, wurden wir hierher gerufen damit wir alle gemeinsam Gevurah abwenden“, fuhr Jun vor und nippte an seinem Kaffee. Fubuki nickte, Shou hatte ihm diese Geschichte einmal berichtet.

„Dann ist es wohl wenigier ein Zufall, hm?“, sagte Kenzan ein wenig beunruhigt.

„So viel Zufall auf ein Mal gibt es nicht“, meinte Fubuki, „Yuuki Johan Andersen… den Knaben müssen wir uns mal genauer ansehen, wenn ihr mich fragt. Er ist ein Schulkamerad von Juudai-chan?“

„Das ist er und Juudai hat sich mit ihm angefreundet“, antwortete Ryou.

„Aber wir kennen den Jungen doch gar nicht. Wir können ihn doch nicht wegen seines Namens verdächtigen. Wir kennen noch nicht mal die Kanji seines Namens“, meinte Asuka mit einem leichten Lächeln, „Wir sollten Ruhe bewahren.“

„Schon. Trotzdem sollten wir wachsam sein. Du weißt was Daitokuji-sensei uns gesagt hat. Juudai wird ein sicheres Leben haben“, entgegnete Ryou, „Kurz nachdem wir hier ankamen, da war Juudai was, ein knappes Jahr alt, da haben wir Gevurah abwenden müssen. Jetzt taucht Yuuki Johan Andersen auf und wir haben keine Ahnung was er möchte.“

„Und Marufuji Ryou wittert hinter jedem Stein eine Bedrohung“, scherzte Fubuki.

„Ja. Ich bin misstrauisch“, antwortete Ryou, „Deshalb möchte ich wissen was ihr denkt.“

„Wir sollten ihn zum Essen einladen, Ryou. Damit wir ihn uns ansehen können, vielleicht ist nichts mysteriöses an ihm. Und wenn doch, dann finden wir es heraus“, sagte Asuka bestimmt und schenkte jedem noch etwas Kaffee nach.

„Es wäre nur schön, wenn jeder von uns ein Auge auf diesen Jungen wirft. Da können wir uns doch einig sein, nicht?“, wollte Ryou wissen und erhielt sofortige Zustimmung. Auch wenn den Gästen der Marufujis dieses Mysterium nun im Hinterkopf lag, wendeten sie sich nun fröhlicheren Dingen zu und warteten darauf, dass Juudai zurückkam.
 

 
 

 

Fortsetzung folgt.

Ferne Rufe

„Ich finde, dass die Elementarhelden wirklich gut zu dir passen, Marufuji Juudai!“
 


 

Viele Jahre zurvor...

Als der Himmel sich nicht mehr beruhigen wollte und Blitze im Sekundentakt auf die Erde niedergingen, verfinsterte sich der Tag. Es kam nicht dieselbe Dunkelheit auf, als sei es Nacht gewesen, aber es erschien den Menschen dunkler als jedes Regenwetter. Die Bewohner der Stadt Orimpia suchten Unterschlupf in ihren Häusern und vermieden es auch nur einen Schritt nach draußen zu gehen. Für die Jahreszeit war solch ein wildes und unstetes Wetter nichts Ungewöhnliches. Daher dachte niemand ernsthaft darüber nach ob es mit rechten Dingen zuging oder nicht. Als der Regen zahlreiche Straßen unterspült hatte und nicht mehr aufhören wollte, der Wind wütend brüllte als habe man ihm das Liebste genommen, wurde es zumindest Ryou und Asuka klar: irgendetwas stimmte nicht.

Über die Stadt wachend und aufmerksam beobachtend, befand sich Amnaels Seele. Seine Seele hatte eine Form angenommen, die nicht gänzlich fest, doch auch kein gewöhnlicher Geist mehr war. Wie er zu solch einem merkwürdigen Körper gekommen war, konnte er sich nicht erklären. Der Mann, der nach ewigem Leben gestrebt hatte und es nun auf eine merkwürdige Weise auch erhalten hatte, sah gen Himmel. Die tosenden Wolkenformationen entsprachen nicht der Natur, sie wollten sich zu einem Wirbelsturm zusammenbrauen, so viel Stand fest. Etwas an ihm begann zu leuchten. Er trug es in seinem Umhang, doch das Strahlen war so intensiv, dass er seine Augen davor schützen musste. Amnael zog die Quelle des Lichtes hervor. Es war ein Stapel voller kleiner Karten. Ein Deck des populären Spiels Duel Monsters. Amnaels Blick verfinsterte sich schlagartig. Es schien als könne er mit dem Deck kommunizieren. Er nickte ihm zu.

‚Ich habe verstanden, Yuberu, Neos. Es ist also an der Zeit die guten, alten Zeiten wieder aufleben zu lassen. Aber vorher, muss noch etwas getan werden, sonst steht die Welt früher am Abgrund, als es uns allen lieb ist.’ Mit den Worten verschwand Amnaels Gestalt spurlos, so als hätte es ihn zu dieser Zeit nie gegeben.
 

Der Gedanke, dass etwas nicht mit rechten Dingen zu ging bestätigte sich, am Nachmittag des Tages als der unnatürliche Sturm seinen Höhepunkt zu erreichen schien. Asuka und Ryou stellten Nachforschungen im Internet an. Irgendetwas kam ihnen deutlich bekannt vor und es hatte mit der Duellakademie zu tun. Allerdings waren die Informationen aus ihrer Zeit in dieser bereits verloren gegangen. So mussten sie sich auf ihre Gedächtnisse verlassen um zu erkennen, dass es mit den drei Ungeheuern zu tun hatte. Damals trat ein ähnlich verheerendes Unwetter auf. Dieses jedoch war noch erbarmungsloser. Asuka erhob sich vom Wohnzimmertisch auf dem ihr Laptop platziert war: „Ich hole uns noch etwas Kaffee.” Ryou nickte und folgte ihr aus einem merkwürdigen Instinkt heraus. Als die beiden Duellanten die Küche betraten, tauchte aus dem Nichts plötzlich Amnael wieder auf. Wie gewöhnlich ohne eine Anmeldung.

„Daitokuji-sensei!?”, beide Obelisk Blue Schüler sprachen den Namen ihres ehemaligen Lehrers aus, so als hätte jemand ihnen den Befehl dazu gegeben. Einen Grund ihren ehemaligen Lehrer als Amnael zu betiteln gab es für die beiden nicht, so dass sie wohl ewig dabei blieben.

‚Tenjouin Asuka-sensei, Marufuji Ryou-sama, bin ich froh euch so schnell gefunden zu haben.’ Asuka warf dem vermummten Mann einen etwas entgeisterten Blick zu: „Ich dachte Sie beobachten uns und haben ein Auge auf Juudai?!”

‚Um ehrlich zu sein, war mein drittes Auge ein wenig durch die treibenden Mächte verhindert’, gab Amnael etwas hilflos zu und wandte den Blick zur Zimmerdecke, so als könne er hindurchsehen, ‚Ihr dürftet es bereits bemerkt haben, aber man hat es auf die Rechtschaffene Dunkelheit abgesehen. Das Wetter ist dieses Mal betroffen, aber es wird nicht beim Wetter bleiben. Man versucht Orimpia zu zerstören und die Auswrikungen wären verherend, wenn man bedenkt, dass…’

„Daitokuji-sensei, reden Sie Klartext mit uns. Warum sind wir hier?”, wollte Ryou schließlich wissen, dem diese überaus vielschichtige Stadt und ihre Ungleichheit überaus merkwürdig vorkam.

‚Marufuji-sama, Ihr könnt es unmöglich übersehen haben. Diese Stadt ist zum Schutz der Dunkelheit errichtet worden. Doch im Augenblick herrscht eine andere Macht hier. Gevurah versucht die Rechtschaffene Dunkelheit in seine Fänge zu bekommen’, erklärte Amnel, dessen rote Augen besorgt erschienen.

„Gevurah!?”, wiederholten sowohl Asuka als auch Ryou wie aus einem Munde.

‚Es bleibt keine Zeit mehr um es näher zu erklären. Ihr müsst gehen. Jetzt! ’, warnte der stärkste der Seven Stars. Natürlich galt jedes Drängen und Bitten ihres Lehrers als Gesetz, dennoch blieb Ryou ruhig und ergriff das Wort: „Haben wir es mit einem menschlichen Duellanten zu tun oder mit einer fremden Macht?” Asuka erstarrte daraufhin. Auf diese Frage war sie bisher nicht gekommen. Amnael zeigte ihnen ein bekümmertes Lächeln, welches beide Duellanten ein wenig verunsicherte.

‚Ich fürchte, dass der Angreifer einmal menschlich gewesen ist und nun leider etwas anders. Ihr könnt es vielleicht mit Saiou Takuma vergleichen, auch wenn dieses Wesen noch lange nicht so gefährlich ist und noch nicht dieselbe Heimtücke besitzt’, erklärte Amnael nun, wobei er die beiden Duellanten noch mals am Aufbrechen hinderte, ‚Marufuji Ryou-sama! Ehe ich es vergesse. Dieses Deck möchte zu Euch.’

„Welches Deck?”, wollte Ryou überrascht wissen und betrachtete, den Stapel in Amnaels Hand. Das Oberste Monster darauf war eines, dass er wohl nie in seinem Leben wieder vergessen könnte.

Yuberu. Ein Wesen das sowohl männliche als auch weibliche Züge in sich vereinte. Sein Blick wurde finster. „Juudai-kun’s Deck?” Amnael nickte stumm.

‚Nur dieses eine Mal werden wir unter deiner Führung erscheinen’, die Stimme des Monsters erfüllte die Atmosphäre. Asuka lief es kalt den Rücken hinunter und genau dies schien Yuberu zu bemerken: ‚Ich verstehe dich, Asuka, aber du vergisst, dass ich geschworen habe Juudai, nein, die Sanfte Dunkelheit unter dem Einsatz meines Lebens zu beschützen. Ich fürchte Neos wird im Moment eine größere Hilfe sein, Ryou. Meine Seele wird sich für einen Moment von der Karte lösen.’ Ohne auf Yuberus Aussage einzugehen, nickte Ryou und nahm das Deck nun an sich. Eines Tages musste er es sicher seinem Kind wieder übergeben, aber im Augenblick musste er sich darauf konzentrieren die Gefahr abzuwenden. Anscheinend sollte er Neos Kräfte ebenso verwenden, also beschloss er auf eigene Gefahr hin die beiden Decks miteinander zu mischen.

‚Beeilt euch nun!’, drängte Amnael und auf dieses Drängen hin, machten sich die beiden Duellanten auf den Weg in die Stadt. Ausgestattet mit ihren Decks, Duel Discs und dem HERO-Deck, waren die beiden entschlossen sich in einen Kampf zu stürzen, der ihnen sogar körperliche Schmerzen zufügen konnte. Asuka schüttelte entnervt den Kopf. Jetzt war es bereits das zweite Mal, dass Amnael einfach aufgetaucht war und ihnen einen Auftrag gab der gefährlich war oder ihnen ein großes Opfer abverlangte. Asuka hatte das Gefühl, dass sie sich nie so leichtsinnig auf seine Aufträge hätten einlassen sollen. Ryou hingegen hatte eine andere Meinung, die er sich allerdings selbst kaum erklären konnte. Er vertraute diesem listigen Duellanten.
 

Asuka behielt Recht. Als sie an den Schauplatz des Geschehens kamen, befand sich eine menschliche Gestalt in der Stadt und wütete. Eine Duel Disc trug er an seinem linken Arm und schaute in den tosenden Wolkenhimmel hinauf während er brüllte. Immer wieder schrie er nach einem Licht, welches er verzweifelt suchte. Somit entfachte ein hartes Tag Duel. Ihr Gegner verhielt sich geistesgestört und verwirrt. Ein Duellant wie kein zweiter, mit einem überaus mächtigen Deck, gestützt durch heimtückische Fallen und nützlichen Magiekarten. Hier halfen weder Ryous Fusionsmonster noch Asukas Ritualmonster allein aus. Immer wieder krakehlte der verrückte Duellant, dessen Haar schneeweiß gefärbt war und ein wenig an ein zerzaustes Stachelschwein erinnerten. Die Iris seiner Augen hatten eine goldene Farbe.

„Wo ist das Licht? Das Licht??”, schrie er immer wieder mitten in seinen Zügen. Asuka und Ryou tauschten einige Blicke aus. Sie ahnten welches Licht er meinte. Das gleiche Licht, dem sie einmal gefolgt war. Das Licht der Zerstörung, das meinte er ganz sicher damit.

„Ryou…”, sagte Asuka ernst.

„Ich weiß. Wir haben wohl keine andere Wahl als ihn umzubringen”, meinte Ryou kühl.

„Wie du das sagst, Ryou. Man könnte glauben, dass…”

„Wir haben schon oft Fehler gemacht, Asuka. Dieses Mal nicht”, meinte Ryou gefasst und beschwor seine Trumpfkarten soweit es ihm möglich war. Die Karten im Halter der Duel Disc leuchteten golden auf und die Stimme von Neos erklang: ‚Da hast du vollkommen Recht. Dieser Mensch ist im Herzen kein Mensch mehr. Es ist beinahe so wie bei Saiou damals. Während der nächsten paar Züge, wirst du mich auf die Hand bekommen, Marufuji Ryou. Dieses eine Mal sollen dir die Elementarhelden gehorchen. Du musst mich beschwören wenn der Zeitpunkt gekommen ist.’ Ryou nickte Stumm. Er wusste nicht genau ob auch Asuka die Worte des Duellgeistes gehört hatte. Zum Glück wusste er von Shou und Manjoume, dass sie die Gabe hatten mit Monstern zu kommunizieren. Ihm selbst blieb diese Gabe nicht weiter vergönnt. Ryou zog eine Karte und rüstete seine Magie- und Fallenzone auf. Asuka folgte dem Beispiel, worauf der Verrückte eine Magiekarte hervorzog.

„GEVURAH!”, schrie er, „DAS LICHT!!!”

Der Boden unter ihnen begann zu vibrieren. So sehr, dass er sich mit einem Brüllen auftat, bis man einen roten Abgrund erkennen konnte. Weder Asuka noch Ryou konnten ihr Gleichgewicht halten und versuchten sich irgendwo festzuhalten. Glücklicherweise konnte sich die blonde Frau an einem umgestürzten Laternenpfahl festklammern, jedoch hing sie mit den Füßen über den Abgrund. Ein roter Strom aus fließendem Feuer brach aus den Felswänden, die sich viele hundert Meter unter ihnen aufgetan hatten hervor, ohne dass es aufgehalten werden konnte. Asuka schrie vor Panik, denn durch die glühendheiße Lava aus der Erde, erhitzte sich auch der Laternenpfahl. Ryou hingegen war voll und ganz mit dem Gegner beschäftigt, so dass auch sein Herz die absolute Angst ergriff. Er musste Asuka helfen, nur konnte er seine Konzentration schlecht von seinem Gegner lassen.

‚Marufuji Ryou, der Gegner lässt die Monster einen Körper haben. Du hast es zum Glück noch nicht bemerkt. Aber wenn du mich jetzt beschwörst, kann ich Tenjouin Asuka helfen!’, behauptete Neos Stimme aus dem Deck heraus. Ryou tat wie ihm geheißen und beschwor Neos, welches er gerade aus dem Deck gezogen hatte. Das Monster machte sich auf um die junge Frau zu retten, die nun auch in der Lage war Neos zu erkennen. Sie war furchtbar verwirrt, als sie sich an dem merkwürdigen Wesen festklammerte.

„Vielen Dank”, brachte sie verblüfft hervor als sie wieder auf die eigenen Beine kam. Neos hatte keine direkten Gesichtszüge, allerdings konnte die junge Frau erahnen, dass es freundlich war. „Gern geschehen”, entgegnete es und trat wieder an Ryous Seite auf das Spiel- oder nun viel mehr Schlachtfeld.
 

Asuka sah zu Ryou auf, der im Feuerschein und der Zerstörung fast Hell Kaiser ein bisschen ähnlich sah. Das Lächeln auf seinem Gesicht spiegelte diese Entschlossenheit wieder, die Hell Kaiser damals zeigte, wenn er unter allen Umständen siegen wollte.

„Was tun wir jetzt?”, fragte sie etwas verzweifelt. Wie konnte sie jemals glauben, dass Amnael etwas Gutes im Schilde führte. Oder dass sie genug Kraft besäßen um zu zweit die Welt retten zu können. Für einen Moment dachte Asuka an das kleine Kind zu Hause. An Juudai, xier noch schutzlos in xiesem Bett lag und nicht mehr tun konnte als mit tapsigen Schritten xiese Welt zu erkunden. Dieser Gedanke erfüllte Asuka mit Traurigkeit. Eine alte, bekannte Traurigkeit, die sie schon einmal gespürt hatte - in der Isekai, der anderen Dimension in der sie sich einmal verirrt hatten um Johan Andersen zu retten.

„Asuka! Dein Arm!”, bemerkte Ryou ein wenig erschrocken. Auf ihrem Oberarm leuchtete ein Schriftzeichen 悲 auf, von dem sie glaubte, dass es schon lange nicht mehr in ihr war. Die Traurigkeit breitete sich in ihrem Herzen aus, so als wäre sie nie verschwunden gewesen. „Warum passiert es immer wieder?! Wieso müssen immer wir-...” Die Rune löste sich aus ihrem Arm und manifestierte sich vor ihren Augen als ein runder Stein.

‚Jashin Kyougi - Hi, die Rune der Traurigkeit ist wiedererschienen, Tenjouin Asuka-sensei. Doch sie bedeutet nicht den Untergang. Diesmal nicht.’ Sie hörte Amnaels Stimme in ihrem Kopf donnern. ‚In der Alchemie haben viele Dinge noch einen anderen Sinn. Es gibt viele Emotionen, die man auf zwei verschiedene Weisen verstehen kann. Wisst Ihr das nicht mehr aus meinem Unterricht?’

„Vieles… hat eine zweite Bedeutung!?”, wiederholte Asuka nachdenklich und starrte auf den leuchtenden Stein, der sich in ihre ausgebreiteten Hände legte. Prompt erlosch das Leuchten und es machte eher den Eindruck eines merkwürdigen Abzeichens oder Ordens.

„Asurin!” Eine bekannte Stimme tauchte hinter ihr auf. Auch Ryous Blick machte den Eindruck als habe er einen Geist vor sich gesehen.

„FUBUKI!?”, brach es sowohl aus Asuka als auch aus Ryou hervor. Der kesse junge Mann mit dem glänzenden, braunen Haar zwinkerte den beiden lässig zu: „Ja was habt ihr denn erwartet? Dass ihr den ganzen Spaß für euch allein habt?”

„Vergesst nicht, wir haben alle mit ‘dem ewigen Kampf’ zutun. Nii-san hat wohl am wenigsten damit zu tun und trotzdem ist er hier”; meinte eine andere bekannte Stimme, die sich nun nicht mehr so kindlich anhörte.

„Shou!?”

„Und wieder mal müssen wir Juudai den Arsch retten. Die Zeiten könnten sich Mal etwas Neues einfallen lassen”, nörgelte Manjoume Jun, der sich anscheinend kein bisschen verändert hatte. “Manjoume-senpai, hör auf zu quatschen, wir müssen jetzt Taten walten lassen”, fügte Tyranno Kenzan hinzu und gemeinsam, als hätten sie diesen Auftritt schon Jahre im Voraus geplant, hielten sie ihre Runenabzeichen empor und aktivierten sie ihre Duell Discs um sich mit in den Kampf zu stürzen.
 

“DAS LICHT!!! DAAAS LIIIIICHT”, jaulte die verwirrte Seele vor ihnen während die Stadt weiter aufbrach und die Erdbeben stärker wurden. Die Magiekarte Gevurah, welche der Verrückte aktivieren wollte, konnte nicht zerstört und die unterschiedlichen Effekte nicht gänzlich abgewendet werden, aber der grausamste Effekt wurde einige Male durch das Können der sechs Duellanten verhindert. Gevurah war unter anderem eine Feldmagiekarte, welche das Spielfeld in etwas verwandelte, das der Hölle glich. Doch das verheerendste war die K.O.-Runde nach fünf Zügen. Sollten die Duellanten diese nicht überstehen, dann würde durch Gevurah die gesamte Stadt und vermutlich auch die Erde vernichtet.

Nun geriet auch die Bevölkerung der Stadt immer mehr in den Ausnahmezustand. Immer mehr panische Menschen trauten sich aus ihren Häusern heraus um zu fliehen. Gleichzeitig wurden sie allerdings auf das Duell aufmerksam. Sie sahen den jungen Marufuji Ryou im Zentrum der Gruppe immer wieder taktisch Angreifen um den Verrückten zu schlagen.

„Wieso seid ihr eigentlich hier?!”, wollte Asuka wissen.

„Ist nicht wichtig, Asurin. Erst mal müssen wir die Welt retten, richtig?”, meinte Fubuki und erneut zwinkerte er ihr keck zu. Er war der perfekte Entertainer während der Duelle.

„Daitokuji-sensei hat euch hergebracht, keinen Zweifel”, meinte Ryou mit einem leichten Grinsen, „Beenden wir es, Fubuki!”, kündigte Ryou den alles entscheidenden Zug an, welcher ihm von Duellgeistern angeleitet wurden, „Ich opfere Elemental Hero Neos und Yuberu auf meinem Feld um Neos Wiseman spezialzubeschwören!“

Die Monster hatten zu Ryou gesprochen und ihm genau beschrieben was er tun sollte. Bisher hatte er ein mächtiges Deck spüren können, doch mit einzelnen Monstern hatte er noch nie sprechen können. Bevor Neos Wiseman erschien, blitzte das Schlachtfeld auf. Es bestand für kurze Zeit aus reinster Energie. Zunächst griff Neos Wiseman das letzte verbliebene Monster des Gegners auf dem Schlachtfeld an, welches durch den Effekt der Feldmagiekarte Gevurah verstärkt wurde. Glücklicherweise hatten derart Effekte keine Wirkung auf Neos Wiseman und so griff dieses Monster ohne Hindernisse an. Letztlich griffen auch Asuka und Fubuki neu gestärkt an und vereinten ihre Kräfte mit Ryous Schlagkraft. Der schräge Duellant, der Urplötzlich aufgetaucht war, fiel zu Boden und wachte nicht wieder auf. Dennoch wirkte der Körper so, als hätte er noch Leben sich gehabt. Ein breites, verrücktes Grinsen war auf seinen Lippen zurückgeblieben. Das Licht der Zerstörung hatte sie gefunden.
 

‘Schlaf! Schlafe nun. Wir werden uns bald wiedersehen.’
 

‘Yuuki Juudai. Johan Andersen. Eure Zeit wird kommen.’
 

‘Der Kreislauf wird durchbrochen..’
 

‘Das Licht darf ihn niemals finden. Schützt die Dunkelheit.’
 

‘Das Licht der Zerstörung. Ihr müsst das Licht finden.’
 

‘Das Rad des Schicksals. Es wurde erneut in Gang gesetzt.’
 


 

„Es scheint als bräuchte man uns um Juudai-kun zu beschützen. Daitokuji-sensei dachte eigentlich, dass ihr beiden das auch allein schaffen könnt”, erklärte Fubuki und setzte sich auf einen Stuhl in der Küche. Glücklicherweise konnten sich die sechs aus dem Trubel der Stadt zurückziehen, nachdem sie das Duell für sich gewonnen hatten. Keiner zweifelte daran irgendwann in den nächsten Wochen von Reportern belästigt zu werden und sicher mussten sie sich für die Rettung der Stadt verantwortlich sehen, aber im Augenblick gab es für Ryou und Asuka einfach Wichtigeres. Zum beispiel ihre alten Freunde auszufragen warum sie hier waren und wie es wohl sein konnte, dass ein alter Feind wiederauftauchte. Fubukis Kommentar erfüllte Asuka allerdings mit Unmut.

„Sehr rücksichtsvoll von ihm euch aus dem Spiel lassen zu wollen”, bemerkte sie mit einem recht sarkastischen Unterton.

„Wie es aber aussieht müssen zufällig wir alle auf Aniki aufpassen”, erklärte Shou weiter und betrachtete den Runenstein in seiner Hand, „Weil wir alle die Opfer waren, die eine Verbindung zu Yuberu gebildet haben. Warum das dieses Mal helfen soll, weiß ich nicht.” Ryou legte eine Hand auf die Schulter seines Bruders und meinte: „Ich denke das finden wir früher oder später gemeinsam heraus. Womit du aber dringend auhören solltest ist, Juudai ‚Aniki‘ zu nennen. Xier ist knapp drei Jahre alt und eignet sich wohl kaum zum großen Bruder.”

„Xier!?”, wiederholte Shou ein wenig überrascht.

Asuka nickte und holte ihren Schützling aus dem Bett. Juudai war noch im Kleinkindalter und hatte gerade so angefangen die ersten einfachen Sätze zu sprechen. „Wisst ihr, Juudai ist nicht der Juudai-kun wie ihr ihn gekannt habt. Nun, Juudai ist kein Junge mehr.”

„Aneki?”, ward Kenzan belustigt ein.

„Wohl kaum…”, meinte Fubuki und stupste eine der kleinen Pausbacken des kleinen Kindes an, „Wir werden uns wohl an so einiges gewöhnen müssen, mit dir.”

„Vor allem… wieso seid ihr hier? Ihr könnt doch nicht alle so verrückt sein und auf Daitokuji-sensei hören”, meinte Asuka ein wenig besorgt. Fubuki hingegen zuckte mit den Schultern.

„Wenn ihr euer gemütliches Leben hinter euch lassen könnt, dann können wir es schon lange, Asurin”, entgegnete Fubuki und lehnte sich zurück. Amnael hatte auch ihnen versichert, dass sie ihm alles Weitere überlassen sollten. Die Zukunft der Welt war immerhin wichtiger als die liniere Zeitgeschichte. Somit hatten auch Fubuki, Shou, Kenzan und Manjoume die Reise von hundert Jahren hinter sich gebracht.
 


 

In dem Klassenzimmer. welches für die praktischen Duellübungen vorgesehen war, standen mehrere Tische fein und ordentlich nebeneinander aufgereiht. Es befanden sich mittlerweile vier Teams die sich an einem Duell mit ihren überarbeiteten Decks versuchten. Jedes Paar stand sich gegenüber und hatten einen Tisch zwischen sich, auf dem eine Duellmatte gelegt worden war. Keiner von ihnen verwendete eine Duel Disc um sich in einem solch einfachen Duell zu schlagen. Der eigentliche Grund für dieses Verfahren hatte mit der Solid Vision zu tun, denn die Hologramme brauchten unheimlich viel Platz und der Stromverbrauch schnellte rapide in die Höhe. Damit so viele Schüler wie möglich gleichzeitig an ihren Fähigkeiten feilen konnten, hielten die Lehrer es für die beste Methode die Schüler auf die sogenannte langweilige Art duellieren zu lassen. Juudai und Johan mussten zugeben, dass es zwar langweiliger war, aber sie mussten sich nun mal an das halten was die Lehrer angeordnet hatten. Außerdem erschien es so, dass die Duellanten sich bemühten so leise wie möglich zu spielen, denn je mehr Gruppen sich in diesem Raum befanden, desto mehr Chaos war vorprogrammiert.

„Ja, was soll‘s, immerhin können wir die Duellgeister sehen. Sie kommen sowieso hervor, also brauchen wir keine Solid Vision. Für uns ändert sich kaum was”, bemerkte Juudai.

„Aber wir dürfen bloß nicht so laut sein, sonst stören wir noch die anderen”, fügte Johan ein wenig bekümmert hinzu. Johan wollte auf die anderen Mitschüler Rücksicht nehmen, die sich im Nachbarraum alle Mühe mit ihren Decks gegeben hatten.

“Die anderen können die Duellgeister auch nicht hören, da sollten wir uns bemühen und so still wie möglich sein, richtig?”, stimmte Juudai zu und erhielt ein nicken vom Anderen: “Ganz genau. Dann lass uns anfangen.”
 

Die beiden Jugendlichen nahmen ihre Decks zur Hand und bereiteten das Duell vor indem sie ihre Karten sorgfältig sortierten und das per Hand. Normalerweise übernahm das bereits die Duel Disc und irgendwie fühlte es sich für die beiden ziemlich ungewohnt an diesen Schritt selbst zu tun. Danach warfen sie eine Münze um sehen wer von beiden den ersten Zug bekam.

„Ich fange an”, bemerkte Johan und nahm eine Karte vom Stapel, „Mein Zug, draw!” Er sortierte die Karte fein bei den anderen auf seiner Hand ein. „Ich lege ein Monster verdeckt und beende meinen Zug.”

„Alles klar, mein Zug!”, Juudai tat es ihm gleich und ging sofort zum Ernst über, „Ich beschwöre Elemental Hero Airman im Angriffsmodus und aktiviere seinen Effekt. Ich suche in meinem Deck nach einem Monster mit dem Namen HERO und füge es meiner Hand hinzu, danach mische ich mein Deck erneut. Ich wähle Elemental Hero Neos aus. Außerdem eröffne ich den Angriff, los, Airman! Greife Johans Monster an!”

„Eh?! Neos? Ich aktiviere Ruby Carbuncles Monstereffekt. Dieser Effekt erlaubt es mir Ruby als Edelstein in die Magie- und Fallenkartenzone zu setzen ohne es auf den Friedhof zu senden”, erklärte Johan und verschob die Karte in den richtigen Bereich.

„Ich setze eine Karte und beende meinen Zug”, bemerkte Juudai. Auf der Spielmatte befanden sich nun drei Karten als Juudai den Zug für beendet erklärt hatte. Den Blick auf die Karte von Ruby gerichtet, auf die man ganz hauchdünn erkennen konnte, dass sich ein kleiner Edelstein gesetzt hatte. Ganz wie es die beiden geahnt hatten, konnten sie noch immer die Duellgeister sehen.

„Das ist jetzt also Ruby!?”, bemerkte Juudai begeistert, als er den scheinbar unbearbeiteten Edelstein sah. Wäre dies kein Übungsduell gewesen, dann hätte Juudai dies gar nicht fragen dürfen. Da sie allerdings ganz informell miteinander spielten, ging es wohl in Ordnung wenn Juudai diesen kleinen Regelverstoß vornahm. Außerdem wirkte Johan so, als wolle er unbedingt alle seine Monster sofort präsentieren. Allein deshalb antwortete Johan mit einem leichten Lächeln: „Ja genau. Es sieht zwar etwas merkwürdig aus, wenn die Kristallbiester zu Rohedelsteinen werden, aber das ist ganz klar Ruby. Die Kristallbiester haben mehr als einen Effekt, aber meine Strategie ist einfach alle so lange wie möglich auf dem Feld zu behalten.”

„Das bedeutet aber auch, dass du nicht viel Platz für Magie und Fallen hast, das kann zu weilen auch ganz schön brenzlig werden, oder nicht?”, fragte Juudai.

„Nein, nein, das geht schon klar. Ich sag doch, das ist meine Strategie und du hast noch nicht das ganze Potential bemerkt. Die Kristallbiester sind sehr vielseitig einzusetzen”, erklärte Johan, „Aber Juudai, dein HERO-Deck ist auch beeindruckend. Du magst Helden sehr, oder?”

„Klar! Vater hat erwähnt, dass er sie mir gab, als ich ungefähr drei Jahre alt war. Mein Vater hat mir gerade beigebracht wie man sich duelliert und dazu braucht man nun mal ein Deck. Er sagte mir, dass er es noch nie benutzt hat, aber ganz sicher zu mir passt. Ich denke, dass er die Karten doch irgendwie mögen muss, wenn er sie an mich weitergeben wollte. Seitdem er mir das Deck übergeben hat, benutze ich es auch”, erklärte Juudai sofort, wobei die Augen ebenso begeistert leuchteten wie Johans, wenn es ums Duellieren ging.

„Na so was, da haben wir wieder etwas gemeinsam! Mein Vater hat mir nämlich auch mein Deck übergeben als ich noch klein war. Na ja, wenn wir mal ganz ehrlich sind, dann ist es das Deck meines Ur-ur-großvaters und es wurde von Generation zu Generation weitergegeben, aber soviel ich weiß bin ich seit Jahren der einzige, der es wirklich einsetzt. Die Kristallbiester hatten sich also seit vielen Jahren im Deck verkrochen und waren nicht weiter hervorgekommen. Sie haben sich erst wieder dazu entschlossen sich zu zeigen, als ich ins Alter gekommen bin um Duel Monsters zu spielen”, erklärte nun auch Johan.

„Sie haben sich im Deck versteckt?”, harkte Juudai erstaunt nach.

„Ja. Als mein Ur-ur-Großvater starb, wollten sie sich wohl nicht weiter zeigen und danach hat sie niemand mehr beschworen. Niemand von den anderen wusste so richtig, wie man sie wohl verwenden soll…”, antwortete Johan sofort, worauf Juudai ein nachdenkliches Geräusch verlauten ließ.
 

Die Miniatur des Duellgeistes von Airman gab den Beiden ein kleines Zeichen, welches darauf hinweisen sollte, dass es bald weitermachen wollte. So als ob die anderen Monster im Deck es auch mitbekämen, erschien auch Hanekuribou plötzlich auf und quietschte Juudai ins Gesicht.

„Johan, ich glaube, dass die Monster gern weitermachen wollen. Ich glaube du bist am Zug”, meinte Juudai schließlich.

„Ist gut. Also dann, mein Zug! Ich beschwöre Hougyokujuu Sapphire Pegasus! Ich aktiviere Sapphire Pegasus’ Monstereffekt, der es mir erlaubt ein Monster, welches Hougyokujuu im Namen trägt aus meinem Deck, von meiner Hand oder vom Friedhof auszuwählen und in die Magie- und Fallenzone zu legen”, begann Johan seinen Zug, „Ich wähle Cobald Eagle aus meinem Deck aus! Los Sapphire Pegasus, Sapphire Calling!” Das geflügelte Pferd folgte dem Befehl des jungen Duellanten. Die Miniatur des Duellgeistes stieß einen für nicht gesegnete Duellanten unhörbaren Ruf aus und ein dunkelblauer Edelstein wurde in der entsprechenden Zone platziert. Nun lagen zwei Edelsteine in Reih und Glied, so wie es sich gehörte. Doch Johans Zug war noch nicht beendet: „Außerdem aktiviere ich die Magiekarte Kristallleuchtfeuer von meiner Hand. Sobald sich zwei Kristallbiester in meiner Magie- und Fallenzone befinden, kann ich mithilfe von Kristallleuchtfeuer ein Monster, welches Hougyokujuu im Namen trägt spezialbeschwören. Komm hervor, Topas Tiger!”

„Oh, jetzt verstehe ich was du meintest!”, bestätigte Juudai begeistert.

„Aber das ist noch nicht alles, weißt du? Du hast eigentlich keinen Grund so ruhig und ziellos dazustehen. Ich greife an! Los, Topas Tiger, greife Airman an!”, kündigte Johan seinen nächsten Schritt an. Auf diesen konnte Juudai tatsächlich mit kaum mehr als einem entgeisterten Blick reagieren, denn Airmans Angriffspunkte überstiegen die des anderen Monsters. Topas Tiger aber sprach zu seinem Gegner: „Ich weiß wie das aussieht, Juudai-kun. Ich denke du wirst verstehen, dass ich nicht einfach einen heldenhaften Tod für Johan sterbe.”

So kam es auch, denn anstatt dass die Differenz zwischen den Angriffspunkten auf Johans Konto ging, nahm Juudai Schaden.

„Häh, wieso denn das!?”, fragte sich Juudai laut woraufhin Johan zu erklären begann: „Das ist einer von Topas Tigers Effekten: wenn Topas Tiger angreift, dann steigt sein Angriffswert um vierhundert Punkte. Damit hat Topas mehr Punkte als Airman. Aber ich bin noch nicht fertig, Sapphire Pegasus, greife Juudai direkt an!”

„So ist das also…”, murmelte Juudai und verlor in diesem einen Zug bereits die Hälfte der Lebenspunkte. Damit war Johans Zug nun endlich beendet. Juudai zog eine kleine Schnute, allerdings sah es mehr gespielt aus, als wirklich beleidigt. Schnell zog xier eine weitere Karte vom Stapel.

„Nur, weil du mir in diesem Zug zuvorgekommen bist, heißt das nicht, dass ich dich einfach davonkommen lasse. Ich fusioniere Elemenal Hero Featherman und Elemental Hero Burst Lady! Erscheine, Elemental Hero Flame Wingman!”, befahl Juudais Stimme streng und der kleine Duellgeist tat wie ihm geheißen. Johans Augen strahlten als er das Monster sah: „Das ist also Flame Wingman?”

„Desweiteren aktiviere ich Miracle Fusion von meiner Hand. Die Karte erlaubt es mir die beiden Monster Burst Lady und Featherman aus dem Friedhof zu entfernen und Elemental Hero Nova Master zu beschwören”, fuhr xier unbeirrt fort, „Als nächstes greife ich mit Flame Wingman Sapphire Pegasus an. Dann greife ich mit Nova Master deinen Topas Tiger an! Und durch Flame Wingmans Effekt erhältst du insgesamt 1400 Punkte schaden. Außerdem darf ich noch eine Karte ziehen, weil das Nova Masters Effekt besagt.”

Die kleinen Duellgeister, welche über den Karten schwebten führten ihre Attacken aus, so als ob es sich um ein Duell mit richtiger Solid Vision handelte. Topas Tiger verwandelte sich in einen Edelstein und wurde in die Magie- und Trapzone gelegt während Sapphire Pegasus auf den Friendhof geschickt wurde. Nur die Schadensberechnung erledigten die beiden Duellanten manuell auf dem Papier. Damit behielt Johan nur noch siebenhundert Lebenspunkte, während Juudai noch zweitausend hatte. „Mein Zug ist beendet.”
 

Johan begann seinen nächsten Zug und spielte sogleich die Magiekarte Goldene Regel aus seiner Hand. Sie erlaubte es ihm zwei Kristallbiester aus der Magie- und Fallenzone zurückzuholen: „Ich wähle Emerald Turtle und Amber Mammoth! Außerdem beschwöre ich Amethyst Cat!”

Die rosafarbene, große Katze, mit der sich Juudai am Vortag unterhalten hatte erschien und blitzte Juudai mit funkelenden Augen an, worauf sie kurz Johan ein Lächeln zuwarf. „Ich muss zugeben, dass Amethyst manchmal ganz schön unheimlich sein kann, aber jetzt zeige ich dir noch etwas viel, viel Furchterregenderes!” Johan wirkte immer noch kühn und wollte sich einfach nicht aus der Ruhe bringen lassen. Der Junge ließ seine Finger über die Karten auf seiner Hand gleiten. Alles deutete darauf hin, dass Johan vorhatte, dass ein weiteres Monster spezialzubeschwören. „Hiermit befinden sich alle sieben Kristallbiester auf dem Feld und auf dem Friedhof und das ermöglicht mir diese Karte von der Hand spezialzubeschwören: Sie dir meine Trumpfkarte an! Komm hervor, Kyuukyoku Hougyoku-shin! Rainbow Dragon!!”

Mit einem kraftvollen Donnern schmetterte Johan geradezu die Karte auf die Spielmatte. Mit dieser Aktion erschien die kleine Miniatur des Duellgeistes Rainbow Dragon. Für Juudai und Johan war dieser Duellgeist vollkommen echt und dessen Kraft war auch ohne Solid Vision zu spüren. Auch die Größe und Erscheinungskraft des Drachen war Respekteinflößend. Der Regenbogendrache erstrahlte im strahlenden Weiß und gleißendem Gold. Die sieben verschiedenen Juwelen der Kristallbiester zierten die großen, mit Federn besetzten Flügel des Drachen.

„Der ultimative Gott der Kristallbiester, Regenbogendrache!?”, murmelte Juudai, den die imposante Gestalt weniger durch die farbenvollen Edelsteine Eindruck einflößte, sondern dessen Name. Dieses Monster war Juudai noch überhaupt nicht bekannt und gesehen hatte xier es ebenfalls noch nie - jedenfalls soweit xier sich daran erinnern konnte,. denn vor nur ein paar Minuten hatte Juudai den Namen tatsächlich bereits gelesen. Beim Überarbeiten des Deckes, stand dieser Name Kyuukyoku Hougyoku-shin Rainbow Dragon auf einer anderen Karte, die xier in xiesem Extradeck hinzugefügt hatte. Es fiel Juudai beinahe wie Schuppen von den Augen, wenn dies hier ein Tag-Duel wäre, dann hätte xier zum ersten Mal Rainbow Neos beschwören können. Sollte aber Juudai großes Glück xies Eigenen nennen durfte, dann hätte xier die Chance dieses Monster trotz Allem zu rufen. Xier brauchte für diesen einen Angriff allerdings einen Lückenbüßer. Rainbow Dragon war nämlich unheimlich mächtig. Juudai durchstöberte die Karten auf der Hand erneut. Elemental Hero Neos, der Elementarheld aus einer anderen Dimension war Material für unzählige Fusionen. Xier konnte Neos auf jeden Fall beschwören. Aber selbst wenn Juudai diesen Zug ausführte, hatte Neos keine Chance um gegen Rainbow Dragon zu bestehen. Als Juudai sich über diese Tatsache klar wurde, hielt xier kurz den Atem an. Dann atmete xier tief durch. Es nützte nichts die Situation zu übereilen und panisch zu werden. Xier musste sich auf das Glück verlassen, das xiem stets treu war. Johan verstand die Situation ebenso und dies war genau seine Kriegsführung. Juudai hatte momentan keine Chance.

„Rainbow Dragon hat eine Angriffskraft von vier tausend! Mit diesem Angriff gewinne ich!”, meinte Johan und befahl die Attacke auszuführen, „Auf Flame Wingman! Over the Rainbow!”

„Du glaubst wohl, ich lasse das zu! Ich aktiviere meine Falle, Hero Barrier! Sobald sich ein Monster mit dem Namen Elemental Hero auf dem Feld befindet, kann ich den Angriff eines Monsters vollständig negieren!”, hielt Juudai den Angriff xieses Freundes ab.

„Haah”, machte Johan ein wenig erleichtert, „Du hast dich wie erwartet gut vorbereitet. Dann werde ich nun Amethyst Cats Effekt anwenden. Einmal per Zug, so lange Amethyst Cat noch nicht angegriffen hat, kann ich meinen Gegner direkt angreifen - zwar nur mit halben Angriffspunkten, aber es wird ein direkter Angriff…”

Damit griff die Katze Juudai mitihren Amethystklauen an. Glücklicherweise spürte Juudai dieses Mal nichts. Hätten sie mit der Solid Vision gespielt, dann fühlte sich dieser Angriff sicher sehr viel schmerzhafter an. Damit beendete Johan seinen Zug und überließ Juudai erneut die Bühne.
 

Für Juudai sah es nicht gut aus in diesem Duell. Xier wusste es genau und machte sich keine Illustionen. Xier wäre allerdings nicht Juudai gewesen, wenn xier einfach ohne Gegenwehr aufgäbe. So legte xier beide Hände aneinander und dachte daran, was xier sich so sehr wünschte. Alles hing von dieser einen Karte ab. Glück beim Ziehen hatte Juudai ständig und konnte sich in der Regel stets darauf verlassen. Wenn xiem es nur gelänge diese Karte zu ziehen, dann war es möglich Rainbow Neos aufs Feld zu rufen. Ein Monster, dass Juudai schon so lange einmal in Aktion sehen wollte und in dieser Situation bedeutete es auch eine weitere Kehrtwende für das Duell. Trotzdem war Juudai noch viel wichtiger endlich das Monster zu sehen, welches so viele Jahre in seinem Side-Deck geschlummert hatte.

„Da ist sie!!”, brach es aus xiem heraus. Es war genau die Karte, auf die Juudai so sehr gehofft hatte. Es war genau die Karte, von der dieses ganze Duell abhing. Juudai las sich noch einmal die Bedingungen durch und es schien so, als musste man eine Karte des Gegners auf dem Feld auswählen. Ein ziemlich merkwürdiger Regelverstoß und während Juudai diese Karte in xieser Hand hielt, ströhme diese eine mysteriöse Energie aus - Es war Chouyuugou, die Superfusionskarte.

„Ich spiele die Fallenkarte Ijigen kara no Kikan - Rückkehr aus einer anderen Dimension! Ich muss zwar die Hälfte meiner Lebenspunkte zahlen, aber das ist mir die Spezialbeschwörung von Burst Lady und Featherman wert! Außerdem opfere ich sie wieder um Elemental Hero Neos zu beschwören!” So leitete Juudai den nächsten Zug ein. Wieder erschien Neos’ Miniaturgeist über den Karten und posierte cool. Vor lauter Aufregung bemerkte Juudai gar nicht, wie toll Johan es fand, dass in all den Karten Duellgeister lebten. Juudais Ohren begannen leicht vor Extase zu piepen. Es dauerte nicht mehr lange und xier konnte Superfusion zum ersten Mal anwenden. Xiese Finger griffen nach der Karte. In dem Moment, als sie auf Superfusion lagen, entfernte sich Juudais Bewusstsein.
 

‘Nein, Juudai. Die Zeit um diese Karte zu verwenden ist noch nicht gekommen. Diese Karte ist das Symbol unserer Vereinigung und auch Haous Sünden. … Es ist noch zu früh.’
 

Eine mysteriöse Stimme hallte in Juudais Kopf wider. Ein unheimlich starker Kopfschmerz breitete sich aus und schlug unaufhørlich gegen xies Schädel und nahm xien vollkommen ein. Sowohl Johan als auch die kleinen Duellgeister, die sonst niemand erkennen konnte bemerkten den wundersamen Zustand und riefen wie aus einem Munde: „Juudai!”

Für den jungen Duellenten hörten sich die Stimmen um xien herum sehr weit entfernt an. Juudai wollte nach sich zu ihnen bewegen, doch xies vermochte es nicht, so sehr xier sich auch bemühte.

“W-wer…?”, murmelte Juudai bevor xier das Bewusstsein gänzlich verlor. Die fremde Stimme, die mit xiem sprach, erlosch schließlich gänzlich. Juudai war in einen tiefen Schlaf gefallen und von absoluter Dunkelheit umgeben. Das Gefühl diese Stimme bereits sehr gut zu kennen umschlang xies Herz. Aber wem gehörte diese Stimme?
 


 

„Du bist wieder wach?”

Obwohl Juudai sich noch ziemlich schlapp fühlte und er noch nicht ganz bei sich war, konnte xier eine bekannte, freundliche Stimme gut hören. Sie hatte einen tiefen, aber angenehmen Ton, obwohl sie augenblicklich den Eindruck machte ziemlich besorgt zu sein, denn sie hörte sich noch weicher an als sonst. Natürlich war es die Stimme von Juudais geliebten Vater.

„Vater?... Wo…?”

„Du bist im Allgemeinenkrankenhaus. Deine Mutter hat dich so schnell es ging hierhergebracht als sie hörte, was passiert ist. Ich habe sie wieder auf die Arbeit geschickt, aber ich werde ihr gleich Bescheid sagen, dass du wieder zu dir gekommen bist. Wir haben uns Sorgen um dich gemacht, Juudai”, antwortete Ryou, wobei er sichtlich erleichtert ausatmete. Vorsichtig strich er Juudai durch das braune, buschige Haar. Juudai mochte die große Hand xieses Vaters, die xiem jedes Mal Trost spendete, wenn etwas Trauriges geschah oder xier wütend oder enttäuscht war.

„Ich habe gehört, dass du mitten in einem Duell umgekippt bist. Zum Glück geht es dir besser, aber ich schlage vor, dass du dich doch noch eine Weile ausruhst und ruhig schläfst”, meinte Ryou schließlich.

„Aber was ist mit dir, musst du nicht arbeiten?”, wollte Juudai wissen. Ryou schüttelte den Kopf: „Es ist in Ordnung, ich bleibe bei meinem Kind. Meine Forschungen können warten. Du bist doch viel wichtiger.”

„Tut mir wirklich leid, Vater”, bemerkte Juudai.

„Es gibt doch nichts zu entschuldigen. So lange es dir gut geht, ist alles in bester Ordnung”, entgegnete Ryou in seiner bekannten, ruhigen Stimmlage. Während er so sprach, streichelte er immer wieder durch Juudais Haar. Für Außenstehende mag es so aussehen als ob Ryou seinen Schützling verhätschelte, doch die beiden wussten es besser. Juudai hielt Ryous Hand fest und lächelte leicht.

„Ich glaube, ich möchte lieber aufstehen. Mir geht es gut und… na ja ich weiß gar nicht mehr, warum ich eigentlich umgekippt bin.Ich meine… ich weiß noch, dass Johan den Rainbow Dragon beschworen hat… und dann… wo wir schon bei Johan sind, wo ist er eigentlich?”, wollte Juudai sofort wissen.

„Ich habe ihn vorhin ganz kurz getroffen. Er hat mir dein Deck übergeben und ist dann ist er auch schon nach Hause geeilt. Er scheint ein gescheiter Bursche zu sein”, antwortete Ryou. „Oh? Ich finde ihn eigentlich ganz lustig…”, bemerkte Juudai.

„Ja das ist er wahrscheinlich auch. Er hat mich über einiges Nachdenken lassen während du ohnmächtig warst”, meinte Juudais Ziehvater, worauf sein Kind ein nachdenkliches Geräusch von sich gab.
 

Johan verfügte ohne Zweifel über ein frohes Gemüt und nahm so schnell nichts schwer. Ob er so gescheit war, wie Ryou annahm, konnte Juudai noch nicht sagen. Natürlich hatte Johan im Duell bewiesen, dass er sich einer neuen Situation ziemlich schnell anpasste und darauf reagieren konnte. Dennoch gab es sicher noch viele Seiten an diesem Jungen, die für Juudai noch vollkommen unbekannt waren. Sie kannten sich knapp zwei Tage, also musste Juudai davon ausgehen, dass es Seiten an Johan gab, die xier erst kennen lernen musste. Vermutlich hatte xies Vater Recht und so ließ sich Juudai zu einem leichten Nicken hinreißen.

„Ah, sag mal Vater, worüber hast du denn nachgedacht?”, erkundigte sich Juudai.

„Über dich”, antwortete Ryou ohne Zögern.

„Über mich!? Obwohl du mit Johan geredet hast?”, harkte xier nach.

„Ja, er hat mir immerhin Fragen über dich gestellt, weißt du?”, erklärte Ryou und erinnerte sich an das Gesicht des Jungen, das immer näher kam je schneller er plapperte. Es schien so als war die Jugend in dieser Zeit so, oder es lag daran, dass Ryou langsam auch älter wurde. Immerhin kümmerte er sich schon seit fünfzehn Jahren um dieses Kind. Es war noch viel länger her, als er das letzte Mal als Hell Kaiser Ryou bekannt war und sein Deck präsentiert hatte und nun war er mehr oder weniger mit seinem Familienleben beschäftigt.

„Tja… mir ging durch den Kopf, dass wohl der Tag kommen wird an dem wir unsere Decks kreuzen werden,….”

„Hah? ich glaube, dass was du sagst macht in meinem Kopf noch keinen richtigen Sinn…”, meinte Juudai und versuchte sich über die Bedeutung dieser Aussage klar zu werden.
 


 

Als Ryou die Nachricht erhalten hatte, dass Juudai ins Krankenhaus gebracht worden war, verließ er fluchtartig sein Büro. Asuka hatte bereits gewartet als er ankam und ein Arzt befand sich noch mitten in der Behandlung um in Erfahrung zu bringen was mit xiem los war. Eine Krankenschwester versuchte die Eltern zu beruhigen und versicherte, dass sie sicher gleich zu Juudai konnten, denn es sei wohl alles halb so schlimm und so saßen die beiden eine Weile auf einer Bank vor dem Krankenzimmer. Ryou versuchte Asuka zu beruhigen: “Deine nächste Stunde fängt in Kürze an, du weißt doch wie sehr dich die Schüler brauchen.”

„Aber Juudai-...”

„Ich bin doch hier und Juudai wird es verstehen, dass einer von uns seiner Arbeid nachgehen muss. Ich gebe dir Bescheid sobald ich mehr weiß”, meinte Ryou mit einem leichten Lächeln, „Na los Asuka. Es ist alles gut, du brauchst dich nicht so zu sorgen. Auch wenn es einfacher ist das zu sagen.” Nur ungern ließ Asuka sich dazu überreden wieder in die Schule zu gehen.

„Aber sag mir wirklich bescheid”, ermahnte Asuka und machte sich nur schweren Herzens davon. Als Asukas Gestalt in den Gängen des Krankenhauses verschwunden war, kam plötzlich ein Junge in Juudais Alter angetrabt.

„Sind Sie Juudais Vater?”, fragte er sofort. Dies war das erste, was er zu Ryou sagte. Es war eine engelsgleiche,unentwickelte Stimme, die noch vor dem Erwachsenwerden stand. Irgendwann würde sie sicher umschlagen und cool klingen. Der Junge sah Ryou kurz an, woraufhin er sogleich in seine Tasche griff und ein Deck hervorholte.

„Das ist Juudais Deck”, erklärte Johan und gab es ihm in die Hand, „Als er umgekippt ist, sind sie in alle Richtungen verstreut worden. Ich hab sie aufgesammelt und wieder zusammengestellt.”

„Ah, Danke für deine Müh-...”

„Sagen Sie… die hier..., wie ist Juudai an die hier rangekommen?”, wollte Johan interessiert wissen. In dem er Ryou das Deck überreichte, wies er mit dem Finger auf eine der Karten, die seine Aufmerksamkeit erregt hatte, „In diesem Deck sind Neos und Hanekuribou und ein paar andere… die eigentlich nicht in Juudais Besitz sein dürften, denn sie gehören jemandem, der schon lange tot ist. Zuerst dachte ich, dass es vielleicht eine Replik sein könnte. Aber als Juudai Neos beschworen hat, da hatten die Karten Duellgeister in sich. Die Duellgeister in Yuuki Juudais Karten sind nach dessen Tod eingeschlafen und seither nicht mehr gesehen worden. Wie… sind Sie an das Originaldeck von Yuuki Juudai herangekommen? Ich bin ein großer Fan von Ihnen und habe mir Duelle aus der Pro-League angesehen und hatte eigentlich nicht den Eindruck, dass sie Karten fälschen… Also, wie?”

Der Jugendliche namens Johan Während er sprach hatte er Ryou von oben bis unten gemustert und es schien Ryou so als gefiele es dem Jungen überhaupt nicht jemanden zu verdächtigen, den er eigentlich sehr bewunderte. Dennoch konnte Johan nicht anders als Ryou diese Frage zu stellen. Ryou verstand, dass dieses Deck sehr viel für Johan bedeutete. Oder vielleicht war es auch nur Yuuki Juudai, der ihm am Herzen lag? Ryou atmete tief durch und nahm das Deck vorsichtig aus Johans hat. Tatsächlich hatte dieses Deck einmal Yuuki Juudai gehört. Es handelte sich ganz und gar nicht um eine Replik des Deckes, sondern das Originale. Johan musste wohl auch vieles über Yuuki Juudai erfahren, denn es bestand kein Zweifel daran, dass er ein Nachfahre von Johan Andersen war. Kein Wunder, dass er nicht so einfach Juudai das Deck eines so bekannten Duellanten überlassen konnte.

„So einfach habe ich das Deck natürlich nicht bekommen. Juudai-kun hat es mir direkt hinterlassen. Es ist eine etwas traurige Geschichte, aber das Deck war zwischen seinen Hinterlassenschaften”, erklärte Ryou und biss sich dabei auf die Lippen. Das Lügen gelang ihm nicht richtig, außerdem hatte Johan ihn schon erwischt: „Hinterlassenschaften!? Aber Yuuki Juudai ist seit über… na ja schon sehr lange tot, wie kann also-...”

Ryou lachte: „Es kam mit einem Brief. Es war natürlich bei einem Notar. Juudai-kun selbst hat eine Nachricht darin hinterlassen, die direkt an Kaiser Ryou gerichtet war, meinen Vater. Diese Nachricht besagte, dass Ryou es an jemanden weitergeben soll, der das Deck verdient hat, oder an jemanden, den er absolut vertraut. So gelang es an mich als Erbe von Kaiser Ryou und ich habe es Juudai übergeben, denn ich glaube, dass Juudai dafür geboren wurde.”

„Dann… woher… ich meine wie kommt es, dass Sie sich so gut kennen?”, wollte Johan wissen und er machte einen sehr verwirrten Eindruck. Es war auch kein Wunder, dass er so durch den Wind war. Teilweise hatte sich Ryou die Geschichte ausgedacht, denn Amnael hatte keine Anstalten gemacht ihnen genug Informationen über diese Zeit zu geben. Für Ryou war die Information, dass Yuuki Juudai vor vielen Jahren wirklich gestorben war vollkommen neu. Außerdem galt Yuuki Juudai niemals als so berühmt wie Mutou Yuugi. Seine Tage auf der Duel Akademia sind zwar aufregend gewesen, aber mit den Jahren durften seine Erzählungen ebenfalls in Vergessenheit geraten sein. Egal wie sehr Ryou sich auch bemühte, richtige Informationen über Juudais Leben nach der Pro-League bekäme er bestimmt nicht mehr.
 

Ryou konnte schlecht die Wahrheit sagen. Wer würde ihnen glauben, dass sie aus der Vergangenheit kamen um die Rechtschaffene Dunkelheit vor einer unbekannten Macht zu beschützen. So was schrie doch glatt nach einem Psychiater. Johan dagegen gehörte in die Zeit und er kannte vermutlich alle historischen Ereignisse was die Pro-League und die berühmten Duellanten anging. Schließlich fuhr er fort: „Woher Yuuki Juudai ahnen konnte, dass das Deck irgendwann bei mir oder bei meinem Kind landet, weiß ich auch nicht. Aber weißt du, es gibt noch eine Verbindung zu Yuuki Juudai. Ob du mir glauben willst, bleibt dir überlassen, aber es gab mal eine Zeit, da habe ich Juudai-kun getroffen. Natürlich war ich noch sehr jung und ich an seiner Seite gekämpft.”

Für einen winzigen Augenblick blieb Johan still, so als ob er sich die ganze Sache durch den Kopf gehen ließ. Es blieb ungefähr eine halbe Minute still zwischen ihnen, dann nickte Johan stumm zu sich selbst, so als ob er die ganze Geschichte noch mal durchging und abwog ob es die Wahrheit sein könnte.

„Ich glaube Ihnen! Ich habe versucht die Duellgeister im Deck zu fragen, aber sie wollten mir keine Antworten geben. Aber sie schienen während des Duells so als würden sie sich freien dass Juudai sie verwendet. Ich denke, sie hätten sich anders verhalten, wenn Juudai nicht dazu bestimmt wäre, sie zu verwenden. Ich bin mir sicher, dass das Deck nicht gestohlen ist und so wie es jetzt ist, ist es viel aufregender, oder nicht?”, plapperte Johan so heiter wie es bisher seine Art gewesen war, „Bitte übergeben Sie Juudai das Deck wieder. Es hat ihn ausgewählt. Richten Sie ihm bitte aus, dass ich noch eine Revance möchte, ich mag es nicht auf diese Art zu gewinnen. Ach und außerdem finde ich, dass die Helden ihm wirklich gutstehen.”

Ein charmanter Junge war er, dieser Johan, das musste Ryou zugeben. Für sein Alter war er wirklich noch sehr niedlich und wirkte ebenso wie Juudai noch vollkommen unbeschwert.

„Ich verstehe. Ich werde es Juudai geben und xien von dir grüßen. Yuuki Johan Andersen-kun”, sagte Ryou stolz wie immer.

„Was ist denn?”, fragte der Junge neugierig. Es geschah selten, dass man ihm beim vollen Namen nannte.

„Ich dachte gerade daran, dass es gut sein kann, dass wir eines Tages unsere Decks kreuzen”, antwortete Ryou ohne Zögern.

„I-ich?! Und Sie Marufuji-san?!”, wiederholte Johan verblüfft und ein Hauch Panik lag in seiner Stimme. Vielleicht lag es daran, dass man Johans vollen Namen so selten nannte, doch er fühlte sich ziemlich erschrocken. Ryou hingegen vermutete, dass er sich nur etwas schlecht ausdrücken konnte. Seine Intention war eigentlich nicht etwas Merkwürdiges zu sagen.

„Sei ganz beruhigt, ich habe nur im Gefühl, dass irgendwann die Zeit kommen wird, dass wir duellieren. Es gibt keinen tieferen Sinn dahinter, Johan-kun.” Ryou lachte leise und versuchte so gut es ging diese schicksalsträchtige Aussage wieder zu beschwichtigen. Er wuschelte dem Jungen kurz durch das türkisfarbene Haar: „Es ist wirklich nichts weiter.”
 


 

Fortsetzung folgt.

Erinnerungen an längst vergessene Träume

„Du bist zu gutmütig. Eigentlich bist du ein naiver Trottel.”

„Ja, ich weiß.”
 

Es geschieht immer und immer wieder. Als ob sich die Zeit im Kreise dreht. Wie eine Platte, die an derselben Stelle hängen bleibt und zurückspringt, so dass sie denselben Titel wiederholt. Genau so wird dieser ewige Kampf wiederholt.

Jedes Mal werden zwei Schwerter gegeneinander erhoben. Schwertklingen, die umeinander tanzten und diejenigen, welche die Klingen zu führen wussten, gaben nicht auf. Sie kämpften so lange, bis sich eine der Klingen in den gegenüberstehenden Körper bohrte und Blut floss. Bis der Feind sein Blut spuckte. Ganz langsam wollte einer dem anderen die Lebenskraft Stück für Stück austreiben. Doch wer auch immer zuerst fiel, der wahre Verlierer des Kampfes blieb jedes Mal der Überlebende. Wer auch immer zuerst erlosch, hinterließ ein dunkles Loch im Ganzen. So ging es seit vielen Jahrzehnten, Jahrhunderten und auch schon seit Jahrtausenden. Unermüdlich kämpften sie gegeneinander um sich gegenseitig umzubringen. Hatte der Eine den Anderen endlich ausgelöscht, konnten sie ihr Verhältnis nicht einfach als abgeschlossen erklären. Sie konnten einander niemals entfliehen. Denn sie verband das Schicksal, dem jeweils anderen in den Tod zu folgen. Aus diesem Grund nahm dieser Kampf nie ein Ende, denn das Gleichgewicht dieser beiden Kräfte musste erhalten bleiben. Deshalb wurden die Mächte stets wiedergeboren. Schon viele Male besaßen diese zwei Seiten einen physischen Körper. Sobald eine der Mächte ihren weltlichen Körper verlassen hatte, zogen sie alsbald oder manches Mal erst nach Jahrzehnten, in eine Neue ein und begannen einander zu jagen und zu töten. Alles begann von vorne. Mal trafen sie sich früher, mal später.
 

„Das ist nun Mal unsere Bestimmung.” Aus diesem Grund suchten sie immer wieder den jeweils anderen um diesen sinnlosen Kampf weiterzuführen. Bisher hatte sich ihr Schicksal nie geändert. Es sollte sich auch niemals ändern und bis in alle Ewigkeit fortgesetzt werden. Jedenfalls waren die beiden mit diesem Gedanken aufgewachsen. Noch nie war einer von ihnen auf den Gedanken gekommen, den ewigen Kreislauf zu unterbrechen.

„Bist du schon verrückt geworden? Licht der Zerstörung?!”, fragte der Andere vollkommen außer Atem. Der Wüstensand um sie herum wirbelte mit dem heißen Wind herum. Die Kontrahenten ignorierten die durch den Sand gereizten Augen und gingen von Neuem aufeinander los. Wieder prallte das Metall aufeinander und erzeugte einen ohrenbetäubenden Lärm.

„Verrückt? Ich? Keine Spur”, spottete das Licht der Zerstörung, „Ich bin die Ruhe selbst. Was ist mit dir, Dunkelheit? Bist ein ziemlich ordentlicher Mann geworden, stimmt’s nicht? Du Sanfte Dunkelheit?”

Die Rechtschaffene Dunkelheit lachte spöttisch: „Du bist wirklich ganz schön unaufrichtig.”

„Das sollte ich wohl als Kompliment nehmen… Wenn man bedenkt, dass ich mein wahres Gesicht nur dir zu offenbaren vermag”, entgegnete das Licht der Zerstörung.

„Pah, so ein Unsinn. Nur mir, dein wahres Naturell zeigen? Das ist jawohl ganz klar! Aber es nervt mich langsam. Seit wir den Moment des Erwachens erlebt haben um uns ‘zu erinnern’ haben wir nichts Anderes getan als halbherzig unsere Schwerter zu kreuzen”, entgegnete die Dunkelheit.

„Halbherzig?”, stichelte das Licht, „Was du nicht sagst. Unsere Brutalität kannst auch nur du als halbherzig abtun. Auch etwas, das ich an dir mag.”

Da sprach das Licht der Zerstörung die Wahrheit. In dem Moment als sie sich an ihre wahren Seelen erinnerten, hatte die Rechtschaffene Dunkelheit seine Niere aufgrund eines Kampfes verloren. Das Licht der Zerstörung blieb während einer weiteren Auseinandersetzung in einer Grotte gefangen und wäre beinahe verdurstet. Für das Licht und die Dunkelheit wäre diese Art von Abschluss ziemlich ungünstig gewesen. Geradezu langweilig. Trotz Allem was bereits geschehen war, das Licht der Zerstörung hätte sich gern des Schwertes entledigt um den Feind fest zu umarmen. Zwar wusste die Zerstörung, dass seine Vorstellung der eines träumerischen Mädchens entsprach, aber er wollte trotzdem daran festhalten. Die Rechtschaffene Dunkelheit hingegen starrte das Licht der Zerstörung hasserfüllt an:

„Deine Tricks werden nicht besser. Du glaubst doch nicht, dass ich mich auf so etwas einlasse, wenn ich weiß, dass wir uns einfach nur zerstören sollen. Immer und immer wieder.”

„Ich meine es ernst. Ich möchte dich umarmen und wie früher mit dir zusammen sein. Das haben sich unsere Wirte so sehr gewünscht. Die ewige Freundschaft und Kameradschaft... Also, komm und spring in meine Arme”, sagte das Licht der Zerstörung und breitete symbolisch seine Arme aus.

„Danke, ich verzichte. Ich, für meinen Teil jedenfalls, hasse dich nämlich, Licht der Zerstörung!”, entgegnete die Dunkelheit und festigte seinen Griff um das lange Schwert.

„Wie langweilig... Aber auch das ist liebenswert an dir. So nobel, stolz und wunderschön. Selbst Schmerzen, die du mir zufügst fühlen sich an wie Liebeserklärungen. Du kannst nichts an meinen Gefühlen ändern”, meinte das Licht der Zerstörung überlegen.

„Du bist ein Perversling…”, brachte die Dunkelheit zwischen zusammengepressten Zähnen. Er glaubte nicht, dass das Licht der Zerstörung seine Liebesbeteuerungen Ernst meinte. Die Rechtschaffene Dunkelheit hasste sein Gegenüber und er selbst vermochte es nicht mehr seinen Ekel zu verstecken. Wie auch immer das Licht es sich ausmalte, die Dunkelheit konnte sich nicht vorstellen wie sie zueinander passen sollten. Er mochte zwar Recht haben, dass er nichts an den Gefühlen des Anderen etwas ändern konnte und sollte das Licht der Zerstörung die Wahrheit sprechen, dann war es in diesem Falle haushoch überlegen. Dieser perverse, abartige Kerl bedeutete der Rechtschaffenen Dunkelheit nichts, außer dass er sein Schicksal erfüllen wollte. Der liebestolle Blick, den das Licht der Zerstörung der Sanften Dunkelheit zuwarf, brachte die Dunkelheit beinahe zum Würgen, so schlecht wurde ihm davon. Die Dunkelheit blieb stets beherrscht und cool, aber das Licht verhielt sich zu aufbrausend, es war zu aufdringlich und viel zu heiß. Sie erleuchtete die frische Dunkelheit immerhin. Die Dunkelheit schüttelte angewidert den Kopf. Oh nein, diese Art von Blicken wollte er einfach nicht auf sich ruhen haben. Er wollte sich über diese Art von Gefühlen nichts wissen und er wollte auch nicht, dass jemand anderes so über ihn dachte. Ob dieser endlose Walzer des Todes, den sie hier miteinander tanzten um dem Schicksal zu zuspielen.
 

Die Schwertspitzen wurden müder. Immer langsamer und dumpfer prallten sie aufeinander, so dass nicht mal ihr Klirren enthusiastisch klang. Sollten sie doch die ewigen Mörder bleiben, die sie waren, auch wenn es an sich keinen Sinn machte. Das Licht der Zerstörung grinste breit ob der wutentbrannten Augen der Dunkelheit.

„Ich hasse dich. Ich hasse dich so sehr, du solltest endlich sterben!!”, fuhr die Dunkelheit das Licht an, während er zum nächsten Streich ausholte.

„Ist das wirklich eine Genugtuung für dich? Entweder tötest du mich, oder ich töte dich, so sind die Regeln, richtig? Aber findest du nicht, dass es langsam an der Zeit ist, eine dritte Möglichkeit in Betracht zu ziehen? Ich finde schon. Aber ist das verboten, so zu denken? Wäre das denn wirklich keine Möglichkeit, die dir zusagt?”, fragte das Licht, während er den Schlag abwehrte. Der andere Krieger schüttelte erbost den Kopf: „Oh nein, die einzige intime Beziehung die ich mit dir will, ist der Moment unseres Todes! Ich will mich gar nicht mit dir auf andere Weise einigen!! Diese Nähe ist vollkommen unnatürlich!!”

Das Licht der Zerstörung wurde sichtlich wütender auf die Dunkelheit.

Wieso wollte er es einfach nicht verstehen?

Das Licht überbrückte den Abstand, der zwischen ihnen lag. Es handelte sich lediglich um eine Schwertlänge. Es war seine ganz eigene Entscheidung, deshalb tat es nur halb so weh, als sich das blanke Metall in seine Brust bohrte. Das Licht der Zerstörung ging ihm freiwillig in die Klinge hinein. Einen Arm um die Taille des feindlichen Kriegers gelegt, zog er ihn ein wenig näher an seinen eigenen Körper, der nun kälter und kälter wurde. Alles nur um die Chance zu bekommen mit den Fingern durch des Feindes Haar zu fahren. Das Licht der Zerstörung lächelte, ein warmherziger Ausdruck lag in den verrückten Augen während er hingebungsvoll das Haar des Anderen streichelte. Aus dem Mund des Lichtes floss bereits Blut, ein Zeichen dafür, dass das Schwert irreparablen Schaden angerichtet hatte. Doch in diesem Falle, blieb es die Entscheidung des Lichtes diesen Kampf auf seine Weise zu beenden. Die Sanfte Dunkelheit begegnete dieser Situation mit Verwirrung und vollkommenen Unverständnis. Die Rechtschaffene Dunkelheit begann am ganzen Körper zu zittern, ohne es sich erklären zu können. Seinen Feind so zu sehen machte die Dunkelheit entsetzt und es breitete sich ein unbekannter Schmerz in ihm aus. Nicht, weil auch sein Leben sich schon bald dem Ende zuneigte. Es war eine unbekannte Art von Schmerz. Viel intensiver und peinigender als jede Wunde, die ihm mit dem Schwert zugefügt wurde. Die Rechtschaffene Dunkelheit schnappte erschrocken nach Luft, als er sich im Wüstensand wiederfand und den beinahe leblosen Körper des Lichtes in seinen Armen hielt. Einen beinahe leblosen Körper in den Armen zu halten gestaltete sich schwieriger, als die Dunkelheit es sich jemals vorgestellt hatte. Ein bitteres Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Ich habe diese Gefühle nie gewollt…”
 


 

„Heh du, ich hab dich hier noch nie gesehen, bist du einer von den Neuen?”

„Hm? … Aah, wenn du es so ausdrücken willst, dann könnte man das schon sagen.”

„Wirklich? Meine Güte, willkommen auf der Duel Academia.”

„Danke.”

„...Ist das nicht merkwürdig? Ich meine, dieses Gefühl, als ob…”

„Ja, ich habe es auch bemerkt. Es ist als treffen wir uns nicht zum ersten Mal.”
 

Dies war das erste Gespräch, dass Johan Andersen mit Yuuki Juudai geführt hatte, noch bevor das neue Schuljahr eingeläutet worden war. Dieser Moment lag schon einige Jahre zurück, aber Johan erinnerte sich so gut an diesen Tag, als sei er gerade erst geschehen.

Damals schon fühlten die beiden Jungen eine merkwürdige Zuneigung zu einander. Es handelte sich zweifelsohne um eine tiefe, ehrliche Burschenfreundschaft. Aber hinzu kam noch, dass das Gefühl hatten schon ewigkeiten miteinander befreundet zu sein, dabei war das Treffen, an welches sich Johan in diesem Moment erinnerte, keine zehn Tage nach ihrer ersten Begegnung.

„Es ist doch merkwürdig, findest du nicht? Ich glaube dich schon seit Ewigkeiten zu kennen, als ob du schon immer mein bester Freund bist”, meinte Juudai mit strahlender Miene. Er war eben nicht der Typ sich unnötig Sorgen über solche Vorahnungen zu machen. Zumindest damals noch nicht. Für den leichtherzigen Johan galt natürlich dasselbe. Dieser stimmte Juudai mit einem Nicken zu: „Es geht mir genauso! Wenn mir jemand sagen würde, dass unser Treffen Schicksal ist, dann überraschte es mich überhaupt nicht. Wenn ich so drüber nachdenke… ist schon ziemlich romantisch, oder?”

Juudai brach in ein lautes Lachen aus, wobei er seinen besten Freund gleich mitriss: „Gott, Johan, bist du denn wirklich ein solcher Romantiker?! Aber es passt zu dir und schlimm ist so‘was auch nicht.”

„Ich finde dieses Gesprächsthema ganz und gar nicht gut, Aniki!”, mischte sich Shou ein, der ebenfalls zu Besuch im Osiris Red Wohnheim war, „Ganz egal wie weibisch Johan sich verhält oder Rüschen und Spitze er trägt, er ist und bleibt ein Kerl!”

„Das stimmt allerdings. Außerdem ist die Luft in diesem Zimmer ziemlich verdächtig. Seit eben fliegen hier zartrosa Herzchen durch die Gegend”, scherzte Kenzan ein wenig mit, wobei dessen Stimme klar zum Ausdruck brachte, dass er seine Aussage nicht ernst meinte. Shou hingegen gab seiner Abneigung gegenüber jeglichen normativen Haltungen freien Ausdruck.

„Wartet Mal Leute, eure Phantasien sind viel schlimmer! Juudai und ich erleben gerade nur soetwas wie ein schicksalsträchtiges Treffen und nichts weiter…”, verteidigte sich Johan ein wenig unbeholfen.

„E.b.e.n.d! Darum geht es ja! Allein schon, dass du so ein schwulstiges Wort wie Schicksal in den Mund nimmst, ist schon komisch! Aniki ist mein Aniki, verstanden? Ich überlasse ihn dir nicht so einfach!”, nörgelte Shou mit verschränkten Armen um die Besitzansprüche gleich zu klären. Dabe wirkte eri wie eine schmollende kleine Schwester, die ihren großen Bruder mit dessen langjährigen Freunden teilen musste.

„Himmel noch eins, Marufuji-senpai, du hast wirklich Talent um die Stimmung total kaputtzumachen.”

Shou benahm sich vollkommen erhitzt und knallte seine Fäuster auf einen der alten Schreibtische, die in Juudais Zimmer platziert standen. Kenzan geriet dadurch ein wenig ins Schwitzen, denn Shou war selten dermaßen verstimmt. Aus irgendeinem Grunde verhielt er sich besonders Johan gegenüber äußerst feindselig. Diese feindliche Haltung kam von Herzen, es wäre wohl besser, wenn man diese beiden Schüler nie allein miteinander ließ.

„Juudai, gerätst du eigentlich nie in peinliche Situationen, wenn du mit diesem anhänglichen Kerl unterwegs bist?”, wollte Johan ein wenig gestresst wissen.

„Hah?!”, fuhr es überrascht aus Juudai heraus, „Warum denn? Shou ist doch mehr als in Ordnung!”

„Na, solange es dir nichts ausmacht, ist ja alles okay”, stimmte Johan nickend zu. Daraufhin versuchte Shou den anderen Jungen wütend anzugehen, aber Kenzan hielt ihn auf um die Situation zu beschwichtigen.
 

„Meine Güte, wie hält Aniki dass nur aus. Marufuji-senpai du solltest nicht so überreagieren. Außerdem möchte ich eigentlich nicht, dass du oder Johan-senpai unserem guten Aniki irgendwelche Flausen in den Kopf legt”, meinte Kenzan ein wenig entgeistert über die Situation. Manchmal brachte es ihn zum Verzweifeln, wenn sich diese beiden Jungen in nächster Nähe befanden. Streit war eigentlich schon vorprogrammiert.

„Wie?! Das habe ich doch gar nicht vor! Ich springe nicht jedem an den Kragen Ich finde Shou könnte sich etwas beruhigen. Wenn er sein Temperament ein wenig zügelt, dann könnten wir sogar besser miteinander auskommen”, entgegnete Johan ein wenig verzweifelt. Juudai streckte seine Arme gen Himmel bevor er sie hinter seinem Kopf verschränkte. Für ihn sah es eher so aus als mochten sich die beiden, aber konnten es nicht so gut zeigen. Beinahe so wie bei Manjoume Jun, der meist auch alles mies gelaunt sagte.

„Ich weiß gar nicht was ihr alle habt”, meinte Juudai ein wenig verwirrt. So viel Aufregung wegen ihm konnte es doch eigentlich gar nicht geben.

„Du solltest ein bisschen mehr lernen, Aniki. Johan-senpai ist nicht mal Japaner aber manchmal ist er noch besser in unserer Sprache als wir”, meinte Kenzan.

„Findest du?”

„Auf jeden Fall. Woher kommt das?”, wollte Kenzan wissen und bedachte Johan dabei mit einem neugierigen Blick. Johan zuckte mit den Schultern: „Hmm… also ehrlich gesagt dürfen wir uns auf der Arctic ziemlich früh entscheiden Japanisch zu lernen, weil die Hauptstelle eben hier in Japan liegt. So ziemlich jeder möchte die Chance bekommen hier unterrichtet zu werden, wisst ihr… Aber ich konnte nie wirklich viel auf Japanisch kommunizieren, bevor entschieden wurde dass ich her sollte.”

„Im Ernst? Aber… das ist doch ganz verrückt wie kann man so schnell eine Sprache lernen?”, fragten Kenzan und Juudai wie aus einem Munde.

„Na ja früher hab ich mein Japanischlehrbuch nicht sonderlich gemocht, wenn ich ehrlich bin. Deshalb hab ich eher, nur wenn ich Zeit totschlagen wollte ein bisschen was gelernt und behalten. Bevor es beschlossen wurde, dass ich hier zur Schule gehen werde, konnte ich eher nur Bruchstücke sprechen. Man kann es mit dem Englisch eines japanischen Oberschülers vergleichen”, erklärte Johan etwas verlegen und streckte ihnen frech die Zunge raus.

„Klingt eigentlich ganz logisch. Also ist bei dir der Knoten geplatzt als du herkommen solltest?”, wollte Kenzan. Johan musste lachen.

„Nein, denn das wäre wirklich viel zu wenig Zeit. Das hätte ich niemals innerhalb eines halben Jahres geschafft… Aber hmm... “, erklärte Johan und begann genauer zu überlegen. Seit wann beherrschte er diese Sprache eigentlich so gut? Auch wenn Johan nicht der schlechteste darin war sich Worte zu merken, aber sich so viel innerhalb von nur ein paar Wochen zu merken erschien ihm doch unmöglich. Nicht die Grammatik oder die Worte waren schwer, die Schriftsprache mit ihren drei Alphabeten Kanji, Hiragana und auch Katakana gestaltete sich als große Hürde. Vor allem wenn man kaum Zeit hatte um sich vorzubereiten. Zwar fand Johan die japanische Sprache von der Grammatik her sehr einleuchtend und einfach. Dennoch konnte er sich beim besten Willen nicht daran erinnern, wie er sich verbessert hatte.

„Ich denke… es war im Sommer vor zwei Jahren. Da war Juudai sicher schon hier, als Erstklässler. Ich kann mich an einen sonderbaren Traum erinnern… glaube ich jedenfalls. An den Inhalt erinnere ich mich eigentlich so gut wie gar nicht mehr, aber als ich aus diesem Traum aufwachte, hatte ich das Gefühl ich müsste mich noch viel mehr hineinhängen. Ich dachte mir, wenn ich irgendwann in Japan bin und dann nur solche Kindersätze reden könnte dann stecke ich ziemlich schnell und ziemlich oft in Schwierigkeiten. Wahrscheinlich war, dass irgendeine göttliche Eingebung”, lachte Johan ziemlich verlegen.

“Du hattest eine göttliche Eingebung im Traum!? Du bist definitiv ein Romantiker”, meinte Kenzan.

„Für mich klingt es viel mehr nach einer schlechten Liebesschnulze”, motzte Shou genervt. Johan dagegen kicherte und ging auf diese Vorlage ein: „Also ich bin eigentlich jemand, der solchen Schnulzen nachlächzt. Sie sind immerhin alles andere als Realität.”

„Während du ihr nachsabberst könnte dich irgendwann eine verschlingen”, warnte ihn Shou wobei er seine Brille etwas zu arrogant seine Nase höher schob, „Na ja, wenigstens kann ich deine Bemühungen dann aus der Ferne beobachten und darüber lachen.”

„Marufuji-senpai, es wäre wirklich schöner, wenn du ein bisschen auf Johan zugingest…”, meinte Kenzan ein wenig bekümmert über die schlechte Stimmung. Shou hingegen hörte nicht auf spitze Kommentare zu äußern, die sonst jeden bereits zur Weißglut brächten: „Was ist los Kenzan-kun, hast du immer noch nicht mitbekommen, dass der da und ich überhaupt nicht miteinander kompatibel sind? Wir werden uns wahrscheinlich nie verstehen.”

„Aber ich möchte mich auch gern besser mit dir verstehen, Shou”, warf Johan ein, der ihm ein bitteres Lächeln zuwarf. Manchmal konnte man es eben nicht jedem Recht machen, aber es gab Momente da Johan sich dabei erwischte den Wunsch zu verspüren, dass Shou besser nicht wieder aus Yuberus Versiegelung befreit worden wäre. Juudai hingegen streckte sich und lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf etwas Anderes um die Stimmung wieder etwas zu heben: „Im Sommer unseres ersten Schuljahres und im zweiten Schuljahr auch, bin ich in den Ferien auf der Insel geblieben und habe draußen geschlafen. Ich finde aber, dass es im ersten Jahr mehr Spaß gemacht hat und weniger einsam war. In beiden Sommerferien war ich vollkommen allein, aber… ich habe das Gefühl, dass ich mich gut mit jemandem unterhalten habe… oder auch nicht, weil ich immerhin alleine war. Wer weiß, vielleicht hab ich ja auch geträumt!”

„Du-... hast vielleicht auch geträumt, Aniki?”, fragte Kenzan ein wenig ungläubig.

„Naah, wie soll ich sagen, ich weiß es überhaupt nichts mehr sicher. Eigentlich so gut wie gar nichts. Als ich auf der Suche nach was Essbarem war da bin ich über jemanden gestolpert, der ganz allein war. Na ja und dann haben wir viel zusammen geredet - glaube ich jedenfalls”, erklärte Juudai ein wenig nachdenklich. Ein eben solches Raunen ging durch die kleine Gruppe. Sie klangen alle ein wenig ernst, so als versuchte jeder sich einen Reim auf die beiden Geschichten von den Träumen zu machen. Juudai gefiel diese ausgesprochen ernste Stimmung überhaupt nicht, so dass er ernst schaute und schließlich sagte. „Gut, lassen wir das. Hört mal, vorhin hat Tome-san gesagt, dass sie neue Booster Packs in den Laden bekommen hat!”

„Was wirklich!? Sind es neue Auflagen von bestimmten Monstern?”, wollte Kenzan wissen.

„Also Tome-san sagte, dass es neue Fusionsmonster geben wird und auch ein paar, die wieder neu gedruckt wurden da sie schon lange vergriffen sind”, antwortete Juudai grinsend.

„Gibt’s nicht, da müssen wir doch gleich hin! Hat Tome-san gesagt, welche Karten wieder aufgelegt werden?”, wollte Johan wissen, der sich schon die Finger nach neuen Karten leckte. Juudai zwinkerte keck: „Das soll wohl ihr Geheimnis bleiben, bis wir den Laden ausgeräumt haben.”

„Tse, tse, typisch”, meinte Johan verschmitzt grinsend und klopfte Juudai auf die Schulter, „Sollen wir gehen und welche kaufen?” Juudai nickte aufgeregt. Natürlich wollte auch er sich neue Karten kaufen. Sein Ziel hatte er also erreicht, denn es schien so als scherte sich plötzlich niemand mehr um den Vorfall des merkwürdigen Traumes. Danach dachte auch niemand mehr daran dieses mysteriöse Thema weiter zu behandeln.
 


 

Johan erinnerte sich nicht mehr bewusst an die längst vergangenen Ereignisse, nachdem er Juudai auf der Duellinsel getroffen hatte - oder auch nicht getroffen hatte. Das Schülerwohnheim der Arctic machte stets einen etwas schlichten, wenn nicht sogar heruntergekommenen Eindruck. Allerdings konnte man es nicht, mit den Unterkünften der Osiris Red Schüler vergleichen, denn das Wohnheim der Zweigstelle im hohen Norden, war in einer alten Festung untergebracht. Natürlich wies ein so altes Gebäude einige Mängel und niedrigen Standard auf. Zum Beispiel gab es immer wieder Probleme mit den Wärmepumpen und allgemeinen Heizanlagen in der Festung. Im Sommer war noch alles erträglich, auch wenn die ungewöhnlich heißen Sommer die alle paar Jahre in Norwegen vorkamen, gestalteten sich dementsprechend höllisch. Deshalb zitterten die Schüler im Winter vor bitterer Kälte und schwitzten so manches Jahr im Sommer. Johan, der schon seit seiner Einschulung auf die Arctic ging, wunderte sich Jahr für Jahr wie er wohl im Winter nicht zu einem Eisklotz erstarrt war. Die Unterkünfte hatten ihre Eigenheiten und ziemlich viele Nachteile, doch Johan arrangierte sich mit ihnen. Wobei er in letzter Zeit zugeben musste, dass irgendetwas mehr an seinen Kräften zehrte.

Wenn er sich des Nachts zur Ruhe legte, schien es keinen erholsamen Schlaf mehr für ihn zu geben. Es fühlte sich eher so an, als begäbe er sich des Nachts auf lange Reisen. Sobald Johan nach wenigen Stunden wieder erwachte, fühlte er sich so gerädert, als habe er überhaupt nicht geschlafen.

Zunächst vermutete Johan, dass er vielleicht Alpträume gehabt hätte. Gleichzeitig wunderte er sich, dass er sich an fast gar nichts mehr erinnern konnte. So etwas sprach einfach nicht für Alpträume, denn normalerweise spürte man die Nachwirkungen eines solchen. Herzrasen nach einem anstrengenden Alptraum spürte er überhaupt nicht. Nur die Illusion von einem blendenden, weißen Licht blieb in seinem Kopf. Es glitzerte und schillerte und tat von Zeit zu Zeit in den Augen weh. Dennoch handelte es sich nicht um einen Alptraum im eigentlichen Sinne. Er konnte es selbst nicht erklären.

„Also, nicht dass mich das irgendwie einschränkt aber…”, murmelte Johan wie zu sich selbst.

„Ruby?”, brachte der kleine Duellgeist hervor.

„Ja also… ich weiß auch nicht, aber es macht mir irgendwie ein unbehagliches Gefühl”, erklärte der Norweger schließlich. Für andere Schüler sah es immer so aus als führte Johan leise Selbstgespräche, aber es handelte sich um Johans neue Familie. Ruby hatte sich aus der Karte gewagt und machte sich nun auf Johans Bett breit. Johan kleidete sich an und machte sich schnell auf den Weg um zum Unterricht zu gelangen. Es war ein Schultag wie jeder andere auch und sollte er zu spät kommen, dann blühte ihm eine Strafe. In letzter Zeit hing Johan also diesen Träumen öfter in Gedanken nach und Ruby erinnerte ihn daran, dass er eigentlich keine Zeit zum Trödeln hatte.

„Danke, dass du mich immer aufweckst und rechtzeitig zum Unterricht kriegst”, sagte Johan und streichelte dem Duellgeist über den Kopf.

“Ruby Rubyy!”, brachte das kleine Tier hervor und machte ein freudiges Gesicht. Johan liebte es, wenn Ruby ihn auf diese Weise ansah. Es war noch nicht so lange her, dass Johan das Deck der Kristallbiester erhalten hatte. Der Firmenchef von Industrial Illusions, Pegasus J. Crawford war zu ihm gekommen um ihm persönlich dieses Deck zu überreichen. Die Worte, dass dieses Deck unbedingt zu Johan wollte, überraschten den Jungen überhaupt nicht. Pegasus wusste damals nicht, dass Johan schon lange auf ein solches Deck gewartet hatte. Wie lange die Kristallbiester schon in ihren Karten geschlummert hatten wusste Johan zwar nicht, aber er war überglücklich als sie sich ihm zeigen und zu seiner Familie wurden.

„Also dann, Ruby, zeig mir den Weg”, bat Johan und wartete darauf, dass Ruby ihm den schnellsten Weg zu einem noch unbekannten Klassenzimmer zeigte. Während Johan dem Duellgeist folgte, fragte er sich, ob er auch in dieser Nacht diesen merkwürdigen Traum haben würde.
 

Weiß.

Alles war weiß. Hinter dem Weiß lag noch mehr Weiß. Unter hinter diesem Weiß befand sich nichts. Zu hell war es in diesem Raum als dass es sich um etwas Natürliches handeln konnte. Es wirkte überall, wo man auch hinsah steril, schneeweiß so hell…

Es brannte ihm beinahe in den Augen. Genau in diesem Moment, als Johan am liebsten zu schreien begonnen hätte, tauchte endlich eine Farbe auf. Ein Karmesinrot versuchte die glänzende Schönheit des weiß zu besudeln. Die rote Farbe trug ein schwarzes Etwas mit sich. Es verbreitete sich im hellen Raum, so als befänden sich in einem Schachspiel.

‚Was hast du denn vor!? Was willst du tun? Eine Schule einfach in ein schnödes Weiß zu verwandeln ist doch nicht genug!’, sprach das Rot, welches eine ziemlich junge Stimme hatte.

‚Stimmt. Aber die Welt, das All, alles soll wieder auf Null zurückgestellt werden. Aber jemand wie du, kann ein solch nobles Unterfangen nicht begreifen’, antwortete das Weiß.

Ein nobles Unterfangen?

Johan legte seinen Kopf etwas schief.

Was sollte das bedeuten?

‚Juudai! Saious Körper wurde vom Licht der Zerstörung eingenommen.’

„D-Das ist doch die Stimme von Neos!?”

Das Karmesinrot, welches zwischen zusammengebissenen Zähnen murmelte, sprach mit noch einer dritten Entität. Das Schwarz nickte bestätigend.

‚Genau. Alle bisherigen Duelle haben mit dem Kampf zwischen Licht und Dunkelheit zu tun. Die Sanfte Dunkelheit die dem Leben Geborgenheit spendet, ist durch das Licht der Zerstörung nun sehr geschwächt und fällt langsam auseinander. Du aber hast die Macht der Rechtschaffenen Dunkelheit in der und kannst gegen dieses Licht der Zerstörung kämpfen.’

„Die Macht der Rechtschaffene Dunkelheit? Du meinst die Kraft von der die Neo-Spezien gesprochen haben, die dazu gebraucht wird um das Licht aufzuhalten, die das Universum vernichten will?”

„Die Kraft, die das Universum vernichten will?”, wiederholte Johan verwirrt. Das Schwarz hingegen nickte der zweiten Entität zu, worauf Johan erneut den Kopf ein wenig schief legte. Hatte dieses strahlende Weiß wirklich so etwas Dramatisches vorgehabt?

Wenn Johan es sich genau überlegte, dann fühlte sich diese Kraft tatsächlich gigantisch an, als ob sie zu viel für einen einzigen Menschen war. Johan würde nicht versuchen wollen sie zu kontrollieren. Sie war wild und nichts konnte dieses Weiß zähmen.

„...Warum denke ich diese Dinge?”, fragte er sich laut. Woher konnte er sich eine Meinung zu dieser merkwürdigen Kraft bilden? Was war dieses grelle Weiß? Wer wollte die Welt und das Universum wieder auf null zurücksetzen? Das alles klang für Johan wie ein lächerlicher Witz.

„Warum kommt mir das alles so bekannt vor?”, fragte er sich laut.

„Saiou!! Nein, Licht der Zerstörung!!”, brüllte der die rote Farbe.

„Licht der Zerstörung?”

Das Schwarz brüllte ebenfalls dem Weiß entgegen und Johan wurde klar, dass das Weiß tatsächlich das Licht der Zerstörung war.

Ja, das Licht der Zerstörung.

Er kannte es.
 

‚Es ist okay. Wir sind Licht und Dunkelheit. Unsere Schicksale sind miteinander verbunden. Wir ziehen uns an wie Motten vom Licht gelockt werden. In einer nicht allzu fernen Zukunft werdet ihr euch wohl begegnen, Johan. Du wirst Juudai das nächste Mal tatsächlich im realen Leben begegnen.’
 

‚Gute Nacht, Johan. Bald wirst du meine Existenz wohl verstehen lernen. Der Grund dafür ist, dass ich stets in dir bin. Wir werden uns sicher wiedertreffen.’
 

„Johan des Lichtes.”

„Juudai der Dunkelheit.”
 

An dieser Stelle endete der Traum. Das grelle Weiß verschwand und vor Johans Augen erschien eine leicht vergilbte Zimmerdecke aus Beton. Johan rieb sich geschwind die Augen. Wieder so ein merkwürdiger Traum, dachte er sich und spürte noch die unbehagliche Atmosphäre. Von dem Inhalt des Traumes aber wusste Johan überhaupt nichts mehr. Er konnte sich auch nach einigen Wochen nicht mehr daran erinnern solche Träume gehabt zu haben. Jedenfalls nicht bevor Johan seinen Freunden von seinem Sommernachtstraum erzählt hatte.
 


 

Juudai saß auf einer hohen Klippe. Irgendwo im Nirgendwo schaute er auf die Weiten eines unbekannten Landes und schwelgte in Erinnerungen. Yuberu saß neben ihm.

„Es… ist wirklich viel passiert, oder nicht? Die Seven Stars, die Gesellschaft des Lichtes und dann noch die Isekai… Seit ich in an die Akademie kam, sind total viele merkwürdige Dinge passiert. Ich hab mir oft gedacht, dass dort viele gefährliche Dinge vor sich gehen...”, meinte er heiter, “Aber ich lag total falsch. Die ganzen Gefahren haben sich um die Duel Akademia gesammelt, weil ich dort war. So einfach ist das.”

‚Juudai, du tust es schon wieder. Du lastest alle Schuld auf dich. So warst du schon im vorigen Leben. Der Prinz liebte mich sehr, aber am Ende hast du mir nicht vertraut’, behauptete Yuberu.

„Das stimmt so nicht. Ich habe dich nicht im Stich gelassen, du hast dein Selbst als wunderschönen Jungen für mich geopfert nur um mich zu beschützen. Ich habe dir schon immer vertraut. Mehr als jedem anderen”, entgegnete Juudai.

‚Aber du-...’

„Trotzdem… ich musste es tun. So lauten nun Mal die Gesetze, Yuberu, ich habe sie nicht gemacht. Sobald wir beide erwachen, ist das Schicksal unumgänglich. Das Wichtigste ist aber, dass du niemals denkst, dass mein Vertrauen oder meine Liebe irgendetwas mit den verschiedenen Dimensionen zu tun haben. Tut mir leid.”

Die Seele des Monsters schwieg daraufhin.

„Das Licht der Zerstörung und die Sanfte Dunkelheit zerstören einander. Sobald der eine Stirbt, wird der andere schwächer und folgt ihm. Egal wie lange ich gewartet hätte, mein Tod war nicht zu verhindern. Von daher...tut es mir leid. Ich konnte aber nur diese eine Entscheidung treffen”, erklärte Juudai weiter, der seine Erinnerungen an die Zeit als Haou zurückerlangt hatte. Diese Zeit lag einige hundert Jahre zurück. Juudais Alterego, Haou hatte sein Schwert mit dem Licht der Zerstörung gekreuzt, doch anstatt dem Licht der Zerstörung das Herz zu durchbohren, entschloss der Prinz sich die eigene Brust zu durchstoßen.

‚Du bist unfair, Juudai’, sagte Yuberu leise.

„Ja, ich weiß”, entgegnete Juudai.

‚Aber weil du genauso bist und weil der Prinz so war, habe ich dich sehr geliebt. Ich weiß genau, solltest du rebellieren, dann würdest du zu einem unbarmherzigen König werden. Ich wusste es schon immer, die ganze Zeit. Trotzdem wollte ich, dass du glücklich wirst.’ Yuberu wandte xiesen Blick nicht von Juudai ab. DIe Heterochromen Augen des Duellgeistes schimmerten in der Abendsonne. Juudai nickte: „Ich weiß.”

‚Aber mein Wunsch hat sich nicht erfüllt. Ich habe auch noch nie geglaubt, dass der Schlag damals ein doppelter Freitod aus Liebe war. Es war deine Art eine Rebellion gegen das Schicksal anzuzetteln’, meinte Yuberu etwas bohrend, so als ob es eine Frage war. Juudai nickte: „Das kann man so sagen.”

‚Aber warum warst ausgerechnet du Haou? Warum musstest du ausgerechnet deine Fröhlichkeit opfern um erwachsen zu werden’, fragte sich Yuberu laut, ‚Einen gütigeren Prinzen als dich, hatte die Isekai nie gehabt. Durch diese Liebenswürdigkeit und Güte, ist das Land vernichtet worden. Soll ich dir sagen, was der Beweis dafür ist, Juudai? Nachdem Prinz Haou starb, ging das Land unter. Du als König wärst zu freundlich gewesen. Haou hat sich selbst für sein Volk vergessen und geopfert!’

Haou war auf seine eigene Weise ein sehr guter Prinz und wäre später sicher auch ein wundervoller König geworden. Er dachte stets an sein Volk und brachte ihm Zärtlichkeit und Zuneigung entgegen. Er hatte sein Reich und die Bewohner darin über alles geliebt. Er selbst hatte auf alles verzichtet, damit ist der Bevölkerung gut ging und er legte all seine Energie in die Führung des Landes. Daher erlangte das Reich mehr Wohlstand und den Leuten ging es gut, das ganze Land breitete sich mehr und mehr in alle Richtungen aus. Doch eines Tages war die Glückseligkeit plötzlich vorbei. Haou hatte sich dem Licht der Zerstörung selbstlos entgegengestellt und sich geopfert. Das Land, so führungslos wie es damals gewesen war, ging in seiner Verwirrung dem sicheren Ende entgegen. Der dunkle Haou, den Juudai in seiner Verzweiflung entstehen ließ, der vernichtete alles was Haou, der unter dem Einfluss der Sanften Dunkelheit geboren worden war. Yuberus Lächeln verwandelte sich in ein Bitteres: ‚Haou, der zunächst in deinem Bewusstsein war, der war ein Taugenichts als König.’

„Ich weiß”, entgenete Juudai ernst. Ein König der sein Volk unterdrückte und abschlachtete konnte man wohl kaum als einen guten König bezeichnen.

‚Du… bist zu gutmütig. Eigentlich bist du ein naiver Idiot’, stellte Yuberu fest.

„Ja, ich weiß”, sagte Juudai erneut.

‚Trotzdem liebe ich dich auch deswegen. Du hattest dich einfach so für ihn geopfert und gleichzeitig, hast du mich immer noch geliebt. Sag Juudai, was wirst du dieses Mal tun? Wirst du alles wiederholen, was du schon einmal getan hast? Lässt du mich allein und stirbst?’, fragte Yuberu, wobei xiese Stimme verriet wie traurig xiese Erinnerungen an die Vergangenheit waren. Auf Juudais Gesicht hingegen zeichnete sich ein ganz leichtes, kaum sichtbares Lächeln ab, als er seine Hand an Yuberus Wange legte und dem Monster eine Träne wegwischte.

‚Hast du vor dich wieder selbst zu opfern?’, hakte Yuberu nach.

„Nö”, entgegnete Juudai schließlich mit einem seiner heiteren Grinsen, „Damit hab ich wohl beim letzten Mal aufgehört. Ist doch langweilig immer und immer wieder dasselbe zu machen. Außerdem…” Juudai sah hoch in den sterbenden Sonnenuntergang hinein. Es wurde Zwielichtig draußen, irgendetwas zwischen Tag und Nacht. Schließlich fuhr Juudai fort: „Außerdem habe ich Shou versprochen, dass ich so lange auf Reisen gehe, bis ich wirklich erwachsen bin. Das heißt, ich sollte auch so fair sein und ihm sagen, dass alles in Ordnung ist, ich bin schon viel reifer geworden als ich früher war. Wenn du mich fragst, jedenfalls. Und außerdem gibt es noch jemanden dort drüben in Shous Nähe, den ich suche.”

‚Jemanden den du suchst? Doch nicht dieses scheußliche Licht der Zerstörung!?’, wollte Yuberu sogleich wissen.

„Genau.” Das Monster war erschrocken über Juudais Aussage, welcher diese mit seinem Schweigen bestätigte. Es wunderte Yuberu kein bisschen, dass Juudai, der die Kraft der Sanften Dunkelheit in sich angenommen und akzeptiert hatte, die Anwesenheit seines Erzfeindes spürte. Daher fühlte sich Juudai vielleicht zum Licht der Zerstörung hingezogen.

„Das Licht der Zerstörung ist in Johan. Es ist aber zum Glück noch nicht erwacht”, erklärte Juudai mit einer Trauermiene, „Deshalb beenden wir es, bevor es beginnt!” Yuberu erschrak so heftig, dass es xiem die Sprache verschlug.
 


 

„Heh sag mal, ich hab dich hier noch nie gesehen, bist du einer von den Neuen?”

„Hm? … Aah, wenn du es so ausdrücken willst, dann könnte man das schon sagen.”

„Wirklich? Meine güte, willkommen auf der Duel Academia.”

„Danke.”

„...Ist das nicht merkwürdig? Ich meine, dieses Gefühl, als ob…”

„Ja, ich habe es auch bemerkt. Es ist als treffen wir uns nicht zum ersten Mal.”
 

Juudai rief sich die Erinnerungen wieder ins Gedächtnis. Zu diesem Zeitpunkt waren es eineinhalb Jahre seit sie sich an der Duellakademie getroffen hatten. Juudai, der aus einem unheimlichen Alptraum hochgeschreckt war, bemerkte plötzlich, dass sich der Duellgeist von Ruby Carbuncle zu ihm verirrt hatte. Diesem Monster folgend lernten sie sich endlich in dieser Dimension kennen, der Austauschschüler Johan Andersen von der Zweigstelle Arctic.

Eben, es war in seiner Zeit und in dieser Dimension.
 

„Es ist, als ob wir uns nicht zum ersten Mal treffen? Natürlich nicht… weil es auch nicht unsere erste Begegnung war…”, murmelte Juudai in einem sarkastischen Unterton des Selbsthohns. Er sah in seine Arme hinunter, in denen Johan ruhig lag und schlief. Er bemerkte nichts, kein bisschen und es er sollte auch in den nächsten paar Stunden nicht aufwachen. Juudai wollte es so und sorgte dafür, dass niemand etwas mitbekam. Juudai streichelte durch das türkisblaue Haar und atmete erleichtert aus. Yuberu hatte ihm dabei geholfen eine Versiegelung über ihn zu legen. Natürlich protestierte Yuberu heftig dagegen, dass Juudai xiese Kräfte an diesen Jungen verschwendete und es sicher gefährlich werden würde, aber Yuuki Juudai setzte sich doch durch. Yuberu hatte diese Kräfte damals angewandt um Juudais Freunde in eine andere Dimension zu verbannen um ihm das Gefühl zu geben allein auf der Welt zu sein. Doch dort lag das Problem nicht. Noch nie hatte jemand versucht das Licht der Zerstörung in seinen Wirt einzusperren. Nur widerwillig erklärte sich das Monster bereit dazu. Damit sollte die Angelegenheit in dieser Dimension und in dieser Zeit erledigt sein. Hier sollte es nicht mehr nötig sein, dass sich dieser sinnlose Kampf wiederholt. Juudai war sich allerdings auch bewusst, dass es die eigentliche Lösung des Problems nur hinauszögerte.

‚Sag mal, Juudai, ist das nun wirklich okay für dich? Mir ist es völlig egal was mit diesem Kerl passiert, aber was ist mit dir? Du weißt, dass es anstrengend wird die Versiegelung ständig aufrecht zu erhalten und selbst wenn sie viele Jahre unbeschadet bestehen bleibt, dann ist die Gefahr für einen späteren Zusammenstoß möglich. Oder was ist deine Absicht damit?’, wollte Yuberu wissen.

„Es geht schon, Yuberu, auch wenn es mich selbst schwächt. Ich will es so. Weißt du, wenn ich mir vorstelle, dass Johan als Licht der Zerstörung erwacht… das wäre für mich einfach unerträglich”, erklärte er seinem Gefährten.

‚Kommt es daher, weil du auch das Bewusstsein der Sanften Dunkelheit in dir hast, oder daher weil du nicht gegen deinen besten Freund kämpfen möchtest?’, fragte das Monster weiter.

„Beides, natürlich. Aber es gibt noch einen Grund, weißt du? Ich bin es einfach unglaublich leid, dass wir uns bis aufs Blut bekämpfen müssen. Dazu noch diese Sinnlosigkeit, dass der eine dem anderen in den Tod folgen muss, sobald der jeweils andere gestorben ist. Natürlich möchte ich genauso wenig, dass mein bester Freund mein Todfeind wird. Trotzdem fände ich es auch vollkommen verrückt, wenn Johan mit Liebesbekundungen machte. Er ist schließlich mein bester Freund! So etwas von ihm zu hören, sollte es seine Stimme sein, die mir sagt, dass er mich liebt… das fühlt sich falsch an. Verstehst du?”, entgegnete Juudai. Dabei sah er Yuberu nicht in die Augen und antwortete so kurzgefasst wie möglich. Das Licht der Zerstörung, oder vielmehr das Bewusstsein des Lichtes der Zerstörung schien mit jeder Reinkarnation stärker zu werden. Juudai hingegen hatte sowohl das Bewusstsein der Rechtschaffenen Dunkelheit, den dunklen König Haou, seinen guten alten Lehrer Daitokuji und Yuberu in seiner Seele verschmolzen. Vielleicht entsprach Juudais Macht deshalb nicht der Ursprünglichen Sanften Dunkelheit. Vielleicht lag es auch daran, dass Juuudai einen funktionstüchtigen Körper besaß, während das Licht der Zerstörung sich erst einen Körper suchte den es kontrollieren konnte. So wie es einst Saiou Takuma manipuliert hatte. Damit nicht genug, es hatte auch geschafft Yuberu zu beschmutzen, dier dazu bestimmt war die Sanfte Dunkelheit zu beschützen. Damit nutzte das Licht der Zerstörung das Monster, um die zwölf dutzend Dimensionen des Universums miteinander zu verschmelzen um es wieder an den Ursprung zurückzuversetzen.
 

Johan war gewiss nicht stark genug um sich gegen das Licht der Zerstörung zu wehren. Sobald das Bewusstsein des Lichtes der Zerstörung erneut erwachte, erinnerte es sich zwangsläufig an die wahnwitzige Liebe zur Sanften Dunkelheit. Ein absolut unvorstellbarer Gedanke war es für Juudai.

„Also ich möchte einfach nicht mit Johan auf diese Weise zusammenkommen, er ist ein unersetzbarer Mensch für mich. Aber mehr als mein bester Freund, soll er nicht sein. Das möchte ich einfach nicht. Deshalb ist das hier die beste Lösung für mich”, fügte Juudai noch hinzu. Dabei spürte er, dass er dieses Thema langsam leid war. Er wollte auch Johan mit dieser Sache nicht behelligen. Er hatte ein Recht darauf ein ganz gewöhnliches Leben zu leben. Selbst wenn er als etwas speziell galt, Johan war ein ganz gewöhnlicher Mensch und als solcher sollte er auch irgendwann sterben sobald seine Zeit gekommen war.

‚Das sagst du jetzt’, bemerkte Yuberu ein wenig skeptisch.

„Ja, ja, ich weiß. Aber ich habe mich dazu entschlossen”, versicherte Juudai. Yuberu hätte gern noch etwas dazu sagen wollen, doch der junge Duellant blockte es ab. Im nächsten Moment tauchte der Duellgeist Ruby auf Johans Schulter auf und begrüßte sowohl Juudai als auch Yuberu freundlich: ‚Ruby?’ Juudai lachte leise und kraulte das kleine Tier am Kinn, dabei brachte das kleine Tier den jungen Mann nun dazu sein ernstes Gesicht ein wenig zu lockern. Wenn man es recht bedachte, dann begleitete Ruby Johan schon eine lange Zeit. Der Kyuukyoku Hougyoku-shin Rainbow Dragon und die anderen Kristallbiester kämpften schon so lange an seiner Seite, dass es beinahe undenkbar war, dass sie ihn irgendwann verließen. Juudai selbst hatte sich ein oder zwei Mal Johan gegenübergesehen. Doch bevor sie als die geboren wurden, die sie heute waren, hatten die Duellgeister ihn bereits begleitet. Es gab eine Zeit, bevor die Kristallungeheuer zu Karten gemacht worden waren. Trotzdem hatten sie schon zu jener Zeit dem Licht der Zerstörung zur Seite gestanden. Die Kristallbiester waren Juudai dennoch nicht feindlich gesinnt, ganz im Gegenteil. Doch sollte der bittere Todeskampf wieder ausbrechen, mussten sie Feinde werden.

„Ruby, kannst du dich vielleicht an früher erinnern? Bevor ihr Duellgeister wart, meine ich...”, fragte Juudai an das kleine katzenartige Tier gewandt.

‚Rubyy. Ruby’, antwortete es ihm.

„Hmm… sehr gut, aber du verstehst doch, dass das was in Johan schläft, erst erwacht nachdem er sein Leben beendet hat, oder? Hast du dazu irgendeine Frage? Ich versuche dir zu antworten, wenn ich kann”, meinte Juudai leise.

‚Ruby, Ruby. Ruby!”, entgegnete das kleine Monster sogleich.

„Keine Frage? Na dann ist ja alles gut”, Juudai stand auf um Johan wieder zurück nach Hause zu bringen. Johan bemerkte nichts von all dem. Er schlief ruhig und machte nicht die kleinste Bewegung. Juudai betrachtete dessen entspanntes Gesicht schweigend und meinte: „Ich weiß nicht genau, was du von meinen Worten hören wirst, aber bitte merke dir nichts davon. Der Grund warum wir voneinander angezogen und fasziniert werden, ist ein ganz einfacher: Wir treffen einander ein ums andere Mal aber es endet immer wieder in unserem Tod. Wir werden geboren um einander zu töten. Es war schon immer so. Du hast mich so viele Male getötet, wie auch ich dich unzählige Male getötet habe… aber…”

Johan antwortete ihm nicht. Ab und zu bewegte er sich ein wenig unkontrolliert in seinem Schlaf. Vielleicht verstand er auch unterbewusst ein paar seiner Worte. Juudai fuhr fort: „Wie lange ist es jetzt her… vielleicht eintausend und fünfhundert Jahre? Da hattest du mir plötzlich gesagt, dass du mich liebtest. Ich war vollkommen erschrocken darüber. Ich habe befürchtet, dass du vollkommen den Verstand verloren hattest. Wenn ich heute so drüber nachdenke, dann ist es gar nicht mehr so merkwürdig, glaube ich.”

Yuberu zog die Augenbrauen zusammen. Xier glaubte nicht an die angeblichen Gefühle, die das Licht der Zerstörung für die Sanfte Dunkelheit hegte. Natürlich nicht, denn das Licht Zerstörung versuchte immerhin wieder und wieder die Sanfte Dunkelheit zu töten. Juudai erklärte Yuberu allerdings: „Wann immer wir unsere Begegnung wiederholen, kehren auch die Gefühle des Lichtes der Zerstörung zurück. Wir kennen diese Gefühle nicht und sie sind unheimlich gefährlich. Anstatt einander zu umarmen, kreuzen wir unsere Schwerter oder duellieren gegeneinander, denke ich. Vielleicht ist das ganze Problem, dass weder das Licht der Zerstörung noch die Sanfte Dunkelheit wissen wie man jemand anderen liebt.”
 

Fortsetzung folgt.

Nur eine Nacht in München

„Unser Schicksal wird sich bis in alle Ewigkeit wiederholen. Das ‚Jetzt’ ist in Wahrheit nur das Leuchten eines sterbenden Sterns.”
 


 

„W-w-wie bitte was?!”, dröhnte es durch die gesamte Cafeteria der International University of Duel Academy in Japan, „Du wirst heiraten!?”

Der braunhaarige junge Mann und die schwarzhaarige junge Frau nickten gleichzeitig als Antwort auf Manjoume Juns entsetzte Frage. Beide grinsten ihren Freunden teils frech, teils verlegen entgegen.

„Du wirst Saotome Rei heiraten!?”

Die Überraschung stand Jun ins Gesicht geschrieben. Er erblasste sogar noch ein wenig mehr, so dass sein Gesicht weißer Kreide ähnelte. Sein Gegenüber kicherte verlegen und nickte erneut: „Ja, das werden wir, wir heiraten schon bald. Ich werde die Einladungen für die Feier bald abschicken.”

„Hmm…. Das ist so was wie vom Schicksal bestimmt, findet ihr nicht? Aniki und Saotome-kun passen super zusammen und bei den beiden sollte es auch keine Probleme geben. Obwohl sie ihre Eltern nicht mehr einladen kann…”, bemerkte Shou als sei er ein wenig in Gedanken versunken. Ein wenig unsensibel erschien die Aussage des jüngeren Marufuji, denn der frühe Tod ihrer Eltern in ihrem abschließenden Schuljahr steckte Rei noch immer in den Knochen.

„Dafür hat sie sowas wie einen großen Bruder gewonnen und der hat nichts dagegen”, kommentierte Fubuki mit einem breiten Grinsen im Gesicht, „Also Juudai-kun sieh zu dass du sie auch glücklich machst.”

„Meister!”, widersprach Jun den Älteren gewandt. Jun nannte Fubuki noch immer ‚Meister’ obwohl die Tage auf der Akademie schon länger hinter ihnen lagen und Fubuki ihm auch keine Ratschläge mehr gab wie man am besten an Asukas, oder überhaupt das Herz eines Mädchens eroberte.

„Juudai passt doch eigentlich zu niemandem! Wie soll man mit so einem Duellverrückten lange aushalten können?”, motzte Jun in gewohnter Manier. Nun war es Rei die kicherte und nicht mehr verbergen konnte, dass sie die Situation sehr lustig fand. Fubuki sah einen nach dem anderen genau an. Dann betrachtete er die beiden Liebenden, die demnächst ihre Heiratspläne in die Tat umsetzen wollten. Rei hatte ihren Abschluss an der Duel Academy ebenfalls in der Tasche und nahm ihr Studium an dieser Universität bereits auf. Ihr Wunschberuf ähnelte Asukas Berufswahl, doch wollte sie es zu noch weit mehr bringen. Die Pro-League aber gleichzeitig wollte sie sich auf Duellstrategien spezialisieren und irgendwann promovieren. Rei dachte nicht ganz so negativ über die von Männern dominierten Branche. Irgendwann musste jemand den Mut aufbringen dies zu verändern.

Juudai hingegen hatte sich nicht weiter um irgendeine Form von Ausbildung gekümmert. Stattdessen reiste er als ein Vagabund durch das ganze Land, mal verschlug es ihn in wärmere Gefilde, mal suchte er das Abenteuer in gefährlichen Landen. Selbst wenn sie sich in Schulzeiten einmal ähnlich gewesen sind, im Augenblick unterschieden sich sowohl ihre Lebensstile als auch ihre Persönlichkeiten von Grund auf. Sie entsprachen dem Gegenteil des jeweils anderen. Rei glänzte mit ihren formellen Leistungen und liebte es in der Gesellschaft von anderen Menschen zu sein. Juudai aber hasste Regeln und sich ständig sagen lassen zu müssen, was er tun sollte und was nicht. Ein richtiger Kindskopf eben.

„Ich habe nachgedacht, dass es schon überraschend kommt, dass du alles über Bord wirfst, was dir Mal wichtiger war, als andere, Juudai-kun. Du hast jeglichen Egoismus abgelegt und willst jetzt eine Familie gründen, das ist wirklich beeindruckend”, meinte Fubuki und sein Gesicht sprach Bände darüber wie zufrieden er mit der Entscheidung seines Kumpels war. Juudai nickte mit einem Lächeln auf den Lippen: „Ich weiß, für mich kommt es aber genauso unerwartet, wie für euch. Also, Fubuki-san hat meine Ansichten schon richtig beim Namen genannt und erkannt. Aber wenn ich immer nur das täte, wozu ich Lust habe, würde Rei-chan irgendwann anfangen zu weinen.”

„Juudai!”, ermahnte eben diese ihren Verlobten, wobei sie sichtbar errötete. Weinen, so etwas käme überhaupt nicht in Frage.

„Ich habe mir überlegt, vor allem durch meine vielen Reisen, dass es auch ganz toll ist, einen festen Wohnsitz zu haben. Besonders eine Reise ist mir in Erinnerung geblieben, die zwar auch gefährlich war, aber ich habe da jemanden kennen gelernt der mir gezeigt hat wie wichtig eine Familie neben den Freunden ist. Sein Name ist Fudou Yuusei und mit ihm musste ich gegen einen merkwürdigen Verrückten duellieren… und genau dieser Kerl hat mir die Augen geöffnet. Es hat auch seinen Reiz, wenn man sich sesshaft macht, also, wenn ihr versteht. Eine Familie gründen und so leben wie die meisten anderen auch, das würde ich gern ausprobieren”, erklärte Juudai die Situation weiter und brachte Rei nun an den Rand der Rührung. Sie versuchte ihre Tränen zu unterdrücken und bloß niemandem zu zeigen, dass sie in diesem Moment sehr froh war. Juudai strich ihr leicht durch das schwarzblau glänzende Haar und grinste ihr keck zu, damit sie sich wieder beruhigte. In allem was er sagte lag die pure Wahrheit und tatsächlich tat Juudai nichts anderes als seinem Herzen zu folgen. Aus diesem Grunde fand er es auch nicht schwer so ernst zu erscheinen wie es die Situation verlangte, so dass auch Fubuki zufrieden und überzeugt war.

Dieser Ergriff das Wort nickend: „So lange du es bist, kann ich beruhigt sein. Gut dass du von jetzt an auf Rei aufpasst, sie ist immerhin fast so viel kleine Schwester wie Asurin und mindestens genauso niedlich.”

Er fing sich von seiner ebenfalls anwesenden Schwester einen strengen Blick ein, während Rei sich verlegen am Hinterkopf kratzte. Fubuki ignorierte allerdings Asukas Reaktion und ergriff Juudais Hände mit ernstem Blick. Dieselbe Ernsthaftigkeit lag auch in Juudais Miene und dies war der Augenblick als sich eine wunderbare familiäre Atmosphäre im Raum ausbreitete. Die Verbindung, die Asuka, Fubuki und Rei über die Jahre zueinander aufgebaut hatten, wirkte auf Juudai noch etwas befremdlich. Seine eigene Familie war ihm beinahe fremd geworden und das bereits als er ein kleiner Junge gewesen war. Von nun an aber, wollte Juudai das Abenteuer Familie auf seine Art kennenlernen und genauer erkunden. Mit Sicherheit brauchte es keine lange Zeit bis Fubuki es mit Juudai genauso tat wie mit Rei und ihn quasi adoptierte und in die Familie Tenjouin aufnahm. Auch ohne Blutsverwandtschaft, denn das Band der Freundschaft zählte mindestens genauso viel. Zunächst ersehnte Juudai sich den Moment, wenn er Rei heiratete und vielleicht, wenn das Schicksal es gut mit ihnen meinte, bekämen sie auch ein neues Leben geschenkt. Ein Leben, dass zumindest die Familien Yuuki und Saotome miteinander verband. Juudai empfand diesen Gedanken als äußerst wundersam. Obwohl ein solcher Plan für die Zukunft den meisten Menschen völlig normal vorkäme und diese Art von Glück auch vollkommen durchschnittlich war, musste Juudai zugeben, dass es für ihn etwas ganz anders war. Zum einen, weil diese Art von Leben und natürlichen Ereignisse ziemlich furchterregend erschienen und zum anderen, da er selbst schon lange kein gewöhnlicher Mensch mehr war.
 

Juudai unterschied sich vom Organismus wenig von gewöhnlichen Menschen. Erlitt er Verletzungen, dann empfand er Schmerzen und sein Körper wurde schwächer. Mit jedem Jahr wurde er Älter und Gott sei Dank entwickelte er sich damit auch weiter. Der springende Punkt war der Inhalt seines Körpers und dessen Anzahl von verschiedenen Seelen. Einst verschmolz er seine eigene Seele mit der eines recht verrückten Monsters. Durch diese Fusion waren die mysteriösen Fähigkeiten Yuberus auf Juudai übergegangen. Deshalb färbten sich die Augen des jungen Mannes manchmal orange und grün, es waren vorübergehend heterochrome Augen. Durch das Licht der Heterochromie kam die außergewöhnliche Fähigkeit zur Erscheinung, dass das Duel Monsters Kartenspiel in die Wirklichkeit hineinmaterialisiert wurde. In den falschen Händen käme es in ihrer Dimension zu gefährlichen Ereignissen. Beispielsweise könnte die Aktivierung der Fallenkarte Gekiryuusou - Reißender Tribut das Verhängnis mit sich führen, dass die Geburt eines Säuglings die gesamte Menschheit ausgelöscht würde. Mit der Menschheit zerbrach ganz sicher auch ihre gemeinsame Welt. Wenn man den Einsatz von Juudais außergewöhnliche Fähigkeiten in Gedanken zu Ende führte, dann konnte man sich ausmalen wie verrückt und verheerend die Ausmaße sein konnte, sollte er einmal diese Kräfte aus den falschen Beweggründen einsetzen. Genau genommen war dies schon einmal geschehen. Vor vielen Jahren als sie sich in der Isekai verirrt hatten kam diese Macht zum ersten Mal zum Ausdruck. Diese Macht entsprach auch der des Haou und als dessen Wiedergeburt, besaß auch Juudai einen Teil davon, doch mit Yuberu perfektionierte sich seine Kraft.

Als Juudai um Reis Hand anhielt, hatte er es in aller Höflichkeit getan und nicht zuletzt darum gebeten, ihm zuzuhören, bevor sie auf seine Frage antwortete. Wenigstens ihr wollte er alles erklären, und hoffte, dass sie diese Fähigkeiten verstand. Juudai erklärte ihr bis ins kleinste Detail, dass er ein Monster sei. Rei lächelte aber daraufhin undentgegnete ihm diese wohlüberlegten Worten:

„Schon damals, als ich Ryou-senpai nachgelaufen bin, habe ich erkannt, dass du schon immer ein wenig anders warst. Deshalb ist es mir auch ebenso lange bewusst! Ich hab schon immer gewusst, dass du anders bist, das ist auch einer der Gründe, warum ich dich mag, Juudai. Einer der Gründe, warum ich dich am allermeisten auf dieser Welt liebe!”

Beide waren für einige Sekunden still, so dass Rei weiter fortfuhr: „Ich denke, der Teil von dir, der überhaupt nicht eigenartig ist, der ist wirklich ein sehr freundlicher und umgänglicher Mensch. Nur weil deine Augen manchmal die Farbe wechseln, bedeutet das nicht, dass du weniger Mensch bist, als alle anderen. Sollte das mal irgendjemand behaupten, dann sag es mir. Ich werde so’nem ungehobelten Kerl schon einen Denkzettel verpassen!”

Für Juudai kam diese Aussage sehr überraschend und wollte gern etwas passendes, aber keckes daraufhin sagen. Es blieb vorerst still. Seine eigenen, unbewussten Tränen hinderten ihn daran, die Bemerkung auszusprechen, denn diese Tränen kamen wie ein langersehnter Regenschauer aus seinen Augen hervor. Er war glücklich und freute sich so sehr, dass ihm das Herz mit Tränen überlief.

„Rei.”

„Was ist?”, antwortete die junge Frau lächelnd während sie Juudai dabei beobachtete wie er sich die Augen leicht wischte.

„Danke. Ich danke dir dafür, dass du mich immer noch als menschlich genug ansiehst, um mich zu heiraten und dass du mich liebst. Ich bin wirklich überglücklich und…”, Juudai unterbrach sich selbst, wobei er ziemlich verlegen wirkte, „Und ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich bin immer ziemlich ignorant gewesen. Dabei habe ich auch nicht bemerkt, dass du Gefühle für mich hattest. Es wird sicher auch nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich etwas Dummes tue oder so… und ich denke ich habe dich oft in Schwierigkeiten gebracht.”

Bevor Juudai die Schule verlassen hatte, war er nicht in der Lage gewesen zu erkennen, dass dieses Gefühl wirklich Liebe war. Er kannte es einfach nicht und deshalb konnte er Rei nicht folgen. Natürlich kannte er die Schriftzeichen des Wortes 恋 (koi/ren) und sah sich in der Lage es zu schreiben. Das Gefühl selbst kannte er allerdings nicht und somit verstand Juudai auch Reis Bemühungen nicht. Erst nachdem ein paar Jahre ins Land gingen, wurde er sich über seine eigenen Empfindungen und auch Reis bewusster. Erst als Juudai aus der Isekai zurückkehrte, konnte er die Bedeutung des Wortes Liebe verstehen. Dennoch entschied er sich dafür, so zu tun als sei alles beim Alten und er habe kein Interesse an menschlichen Beziehungen. Für ihn war es einfach viel zu früh gewesen zu akzeptieren, dass auch er Gefühle für einen ganz bestimmten Menschen hegen konnte. Juudai mangelte es in dieser Hinsicht an Selbstvertrauen. Dachte er heute an diese Zeit zurück, erinnerte er sich daran, dass er einfach nur davor weglaufen wollte. Nein, es war ein überwältigenderes Gefühl, als einfach nur weglaufen zu wollen. Juudai hatte Angst. Er hatte sich davor gefürchtet jemand anderen zu lieben, denn von seiner Seite aus konnte er mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass er diejenigen welche er liebte verletzen könnte.
 

„Ich war ein Idiot, deine Gefühle nicht zu bemerken”, erklärte Juudai weiter, „Aber endlich konnte ich es eben doch einsehen, ...vor zwei Jahren. Na ja, zugegeben, ich habe versucht es zu verstecken denn… weißt du, ich dachte eigentlich, dass jemand anderes, der eher zu dir passt an deiner Seite sein sollte. Außerdem hatte ich die Meinung, dass ich gern nicht mehr so eigenartig wäre, bis ich es dir sage. Ich dachte, wenn ich dieses Anderssein nicht abschütteln kann, dann sei ich nicht gut genug für dich. Am allermeisten habe ich mich aber davor gefürchtet dich zu verletzen. Am einfachsten wäre es gewesen, wenn du mich einfach vergessen hättest.”

„Du bist wirklich ein ganz großer Idiot, Yuuki Juudai. Wie hätte ich, oder irgendjemand sonst, in der Lage vergessen zu können. Niemand von deinen Freunden könnte das. Sobald man sich auf dich einlässt, kann man seinem Schicksal nicht mehr entkommen. Niemand kann das”, entgegnete Rei sofort etwas streng, „Aber ich war zu Weilen wirklich ein wenig lästig. Also habe ich dir die Zeit gegeben, die du brauchst um dich selbst zu verstehen. Und die Zeit deiner Abwesenheit ist für alle ziemlich schwer gewesen, vor allem für mich.”

„Ja. Ich denke ich hab das während der zwei Jahre auch kapiert”, stimmte Juudai zu. Er nahm erneut Reis Hände in seine eigenen. Nicht zu fest, aber doch stark genug, dass sie ihre gegenseitige Wärme spüren konnten. Juudai hatte auch in seinen Mannesjahren einen recht zierlichen Körper, dennoch überragte er Rei um einige Zentimeter an Körpergröße. Trotzdem war sie nicht unbedingt schmaler als ihr zukünftiger Ehemann. Nur anhand seiner Silhouette hätte man ihn leicht verwechseln können.

„Wenn es dir überhaupt nichts ausmacht, dann denke ich, kann ich es mir auch erlauben dich zu lieben. Nicht wahr?”, harkte Juudai nach worauf Rei ihm einen leichten Knuff verpasste und antwortete ihm: „Ist doch wohl klar!”

Sie umarmte ihn so fest sie konnte, denn eine lange Zeit der Unsicherheit und indirektes umeinander Werben lag hinter ihnen. Kurzzeitig hatte Rei versucht etwas mit Martin anzufangen, doch es passte einfach nicht. Sie hatte immer nur Juudai gesehen. „Weißt du, Juudai, du bist eben du. Niemand kann so sein wie du. In meinen Augen und in meinem Herzen bist du immer noch der gleiche unschuldige Junge von früher”, meinte sie. Eine haltlose Untertreibung, denn unschuldig war Juudai noch nie gewesen.
 

„Ich bin froh darüber, dass Rei-chan mich ausgewählt hat und dass ich endlich erkannt habe, dass auch ich reif genug für eine Familie bin. Natürlich müsst ihr beiden, Asuka, Fubuki-san mich nicht darauf hinweisen, dass ich gut auf sie aufpasse. Dessen bin ich mir wohl bewusst. Da müsst ihr euch absolut keine Sorgen machen”, versicherte Juudai schließlich und streckte sich ganz nach seinen Gewohnheiten.

„Du bist ganz schön sesshaft geworden. Nebenbei gesagt, ich möchte auch irgendwann eine “Nichte” oder einen “Neffen”! Damit das klar ist!”, erklärte Shou ein wenig fordernd.

„Hm. Das wird sicher ein wenig schwieriger… jedenfalls vorerst”, meinte Juudai, wissend, dass es durch die Umstände seiner ständigen Inkarnationen schwierig war, an Nachwuchs zu denken. Selbst nachdem er das Licht der Zerstörung für hoffentlich Johans gesamtes Leben in einem Schlaf versiegelt hatte. Fubuki kicherte leise, in einer neckenden Art und Weise: „Ist das so? Wie schade.”

Dabei zuckte er leicht mit den Schultern, so als ob er sich damit abfände: „Weißt du Juudai-kun, langsam wird mir klar warum du so bist, wie du eben bist. Wenn ich dich richtig verstehe, dann hattest du relativ viel Angst vor der Liebe an sich hattest. Kein Wunder bei deinen Familienverhältnissen. Aber glaub mir, jetzt wo du weißt, dass jeder Topf einen Deckel hat, wird sich der Rest schon ergeben. Du musst nur dein Herz öffnen, glaub mal jemandem dessen Philosophie besagt, dass Liebe zu einer gewaltigen Kraft werden kann.” Asuka nickte beeindruckt von der Rede ihres Bruders. Sie hatte vielleicht eine gewisse Skepsis gehabt, doch mittlerweile musste sie zugeben, dass es gar nicht so abwegig war, dass Juudai eine Familie gründete.

„Tenjouin-kun, Meister, jetzt seid doch mal ernst”, nörgelte Manjoume schroff wie eh und je, „Ihr wollt das doch nicht zulassen, oder? Ich meine, dass dieser Grünschnabel heiratet!?”

„Wir haben’s kapiert, Manjoume-kun, du bist und bleibst eifersüchtig”, neckte Shou den Anderen ein wenig. Mittlerweile hatte Shou dazugelernt und traute sich mittlerweile auch andere in seinem Umfeld verbal zu necken.

„Shou, du darfst Manjoume nicht so gemein foppen, sonst weint er noch”, ging nun auch Juudai auf das Wettnecken ein.

Shou winkte ab wobei er einen beleidigten zwischen Manjoume und Juudai gleiten ließ: „Lass mal, so ergeht es eben Leuten, die nicht damit klarkommen, dass Aniki glücklich wird.”

Shou stockte kurz: „Wo wir schon dabei sind…”

Plötzlich hatte Shou das ewige Gemecker seines Freundes vergessen und widmete sich einer anderen Frage: „Der Junge… mit den Rüschenärmeln ist gar nicht da. So eine Neuigkeit freut ihn doch ganz sicher. Wo er doch so auf… Kitsch und Happy Ends steht.”

„Ah… du meinst Johan?”, fragte Juudai und fühlte sich ein wenig ertappt. Shou das nie enden wollende Gestichel gegen Johan abzugewöhnen hatte Juudai schon lange aufgegeben. Wobei der Spitzname „die Rüschen” oder auch „der Rüschenjunge” oder etliche andere Variationen waren nicht die schlimmsten seiner Frechheiten. Zum Glück konnte Johan ihn nicht hören, denn es hätte ihn sicher traurig gestimmt, dass Shou ihn immer noch nicht leiden konnte.

„Johan ist gerade mit seinen Universitätsexamina beschäftigt. Sobald er die hinter sich hat, werden wir einen Abstecher nach Deutschland machen und ihn besuchen gehen”, antwortete Juudai schließlich.

„Um ihm von euren Hochzeitsplänen zu erzählen?”, wollte Shou wissen.

„Jepp.”

„Hmm…”, ließ Shou verlauten, wobei sein Blick sagte, dass er über Johan triumphieren wollte. Er ließ seiner Antipathie vollkommen freien Lauf. „Schade eigentlich, ich hätte sein Gesicht gern gesehen, bei dieser Neuigkeit. Ich wette er wäre total zusammengebrochen.”

„Zusammenbrechen? Johan? Wieso denn das?!”, wollte Juudai verwirrt wissen. Er verstand nicht, wie Shou darauf kam. Es wirkte befremdlich, wenn Johan niedergeschlagen wäre.

„Ist schon okay, du musst das nicht, verstehen Aniki”, entgegnete Shou sofort. Fubuki versuchte erst gar nicht Shou ein wenig zu beschwichtigen, sondern reagierte nur mit einem leichten Lächeln. Im Gegensatz zu Juudai wusste Fubuki genau was der Kleinere damit meinte und trotzdem wollte er es Juudai nicht erklären. In manchen Dingen veränderte sich Juudai einfach nicht.
 


 


 

Er hatte München seit über eineinhalb Jahren nicht mehr besucht. Zumindest meinte Juudai, dass es ungefähr so lange her war. Damals streifte Juudai noch ziellos in der Weltgeschichte herum und ohne Verpflichtungen war es ihm möglich Johan zu besuchen. Umgekehrt gestaltete sich alles etwas schwieriger, denn Johan musste sich seinem Studium widmen. Vor anderthalb Jahren kam Juudai leichtfüßig bei Johan vorbei und bestaunte auch die Universität von innen, in der nun immatrikuliert war. Damals hegte Juudai die Absicht das Problem mit dem Licht der Zerstörung sofort zu lösen. Er hatte die Absicht verfolgt, dass dieses zerstörerische zweite Ich in Johans Brust niemals erwacht. Hauptsächlich aus diesem Grund Johan einen Besuch abzustatten erfüllte Juudai zwar mit Bitterkeit, aber er wollte auf jeden Fall verhindern, dass Johan ihm noch einmal seine ganze Liebe beteuerte. Diese Worte sollten dem von Yuberu besessenen Johan in der Isekai vorbehalten werden. Es war einfach eine zu bittere Erfahrung für Juudai gewesen. Johan war sein bester Freund. Darüber hinaus sollte er nichts sein.
 

„Juudai!”, rief Johan ihm zu, als dieser zum Café gerannt kam an dem sie sich verabredet hatten. Zwar hatte Juudai ihn schon lange nicht mehr in der Studienheimat besucht, allerdings war es erst drei Monate her, dass sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Wie immer wirkte Johan heiter und erfreut seinen besten Freund wiederzusehen. Er winkte ihm gut gelaunt zu. Seine Laune war wohl kein Wunder, wenn man bedachte, dass er gerade erst ein paar Examen hinter sich gebracht hatte. Ein überraschter Ausdruck huschte über Johans Gesicht, denn normalerweise kam nun Mal er immer pünktlich und Juudai chronisch zu spät. Dies hing damit zusammen, dass Johan sowohl gute Einflüsse aus Japan als auch aus Deutschland bekommen hatte. Juudai hingegen verspätete sich stets, da es viel besser zu seinem lockeren und ungebundenen Lebensstil passte. Irgendetwas schien sehr ungewöhnlich zu sein.

„Johan!”, begrüßte er seinen besten Freund.

„Ist schon wieder ‘ne Weile her. Schön dass du gekommen bist”, antwortete Johan erfreut und stutzte kurz darauf noch einmal, „Nanu, Rei! Du bist ja auch hier!”

„Genau. Mit so einem Klassentreffen hast du wohl nicht gerechnet. Du siehst gut aus!”, begrüßte auch Rei ihren alten Schulkameraden. Johan grinste immer noch, denn mit solch einer Überraschung hatte er wirklich nicht gerechnet.

„Es ist wirklich ungewöhnlich, dass du außer Yuberu und diesen Daitokuji-sensei mitbringst. Ist irgendwas im Busch?”, wollte Johan wissen während er Rei den Stuhl bereitete. Sobald ein Mann und eine Frau zusammen ausgingen, deutete es bei sehr vielen Japanern darauf hin, dass sie sich in einer Liebesbeziehung befanden. Zu Juudai passte aber diese Art der Beziehung überhaupt nicht. Nach Johans Einschätzung blieb Juudai wohl ein ewiger Weltenbummler.

Juudai lachte etwas verlegen und eine Spur Unsicherheit lag in seinem Blick bevor er antwortete: „Na ja also. Um ehrlich zu sein, Rei-chan und ich werden bald heiraten.”

Im selben Augenblick streckte das Paar die Hände aus um die Verlobungsringe zu vorzuzeigen.

„Wie bitte?!”, entfuhr es Johan sichtlich überrascht.

„Wir heiraten bald! Ich werde Rei-chan heiraten. Die Eintragung ins Familienregister haben wir uns schon eintragen lassen”, erklärte Juudai mit ein wenig Nachdruck. Johan weitete die Augen vor Überraschung. Hätte er nicht gerade eben die beiden Ringe an den Fingern seiner Freunde gesehen, hätte Johan es immer noch für einen Scherz gehalten. Jeder, der Juudai ein wenig besser kannte, hielte diese Aussage zunächst für einen Witz, so lange man nicht solch einen aussagekräftigen Beweis erhielt. In diesem Fall blieb jedoch kein Zweifel an der Richtigkeit dieses Faktes. In seinem Herzen aber wünschte sich Johan ein wenig, dass die beiden lauthals loslachten und ihm erklärten, dass sie ihn nach Strich und Faden reingelegt hatten. Nein, nichts Dergleichen geschah. Dieses wundervolle Thema galt wohl auch für Juudai als absolut ungeeignet um damit zu scherzen. Verständlicherweise aber wollte auch Johans bester Freund sich langsam sesshafter machen und im Gegensatz zu Fubuki hatte er schon lange verstanden warum Juudai dieses langjährige Vagabundendasein gefristet hatte. Einerseits mit der Absicht endlich erwachsen zu werden und Shou auf keinen Fall zu enttäuschen, auf der anderen Seite machte dieses furchterregende Gefühl namens Liebe, ihm doch viel Angst. Nicht einmal seine guten alten Freunde während seiner Zeit auf der Akademie kamen vollkommen an ihn heran. Nur er selbst, Johan, verstand Juudai ohne verbal kommunizieren zu müssen.
 

Johan verzog das Gesicht zu einer niedergeschlageneren Miene, als es ihm eigentlich zustünde. Er fühlte sich einfach nicht glücklich bei dem Gedanken, dass Juudai sich an ein anderes Mädchen binden wollte. Dabei sprach nicht die mysteriöse, schlummernde Kraft, das Licht der Zerstörung aus ihm heraus. Nein, sein Herz mochte den Gedanken an das bevorstehende Ereignis wirklich nicht. Obwohl Juudai ihn so oft besucht hatte, eröffnete er ihm nicht vorher, dass er vorhatte Rei zu heiraten. Es war einfach in diesem Augenblick unglaublich. Johan wusste schließlich nicht, dass Juudai viele seiner Besuche als geheime Kontrolle machte um zu sehen, ob die Versiegelung welche er über das Licht der Zerstörung gelegt hatte noch bestand. Letztendlich blieb auch die Kraft als Haou so gering wie möglich, denn so lange Johan stärker blieb als das Licht der Zerstörung, hielt auch Juudai seine geheime Macht als Haou im Zaum. Glücklicherweise gab es auch noch die sieben Kristallbiester und deren Gott, den Rainbow Dragon, welche darauf achteten das Licht der Zerstörung im Auge zu behalten.

„Was ist plötzlich mit dir los, Johan? Hat es dir vor lauter Überraschung die Sprache verschlagen?”, fragte Juudai und in seiner Stimme lag noch immer ein heiteres Lächeln. Johan erwachte derweil aus seiner Schockstarre: „Ah-... jaah das kannst du wohl laut sagen. Ich bin ziemlich baff! Kaum zu glauben, dass du dich mal bindest, Juudai!”

„Oh du hast mir wohl nicht sofort geglaubt!”, winkte Juudai mit einem leichten Zwinkern ab, „Ist schon okay, die anderen wollten es auch nicht glauben.”

Johan wirkte allerdings nicht nur milde oder ziemlich überrascht, er wirkte geschockt und auch seine Stimme gehorchte ihm so wenig, dass man nichts anderes als einen Schicksalsschlag vermuten konnte.

Juudai und Rei tauschten heimlich rätselnde Blicke aus. Johans Reaktion fiel einfach zu irrational aus, sowie sein Körper, welcher ganz leicht zu zittern begann. Er hatte doch nicht selbst auch schon einen Blick auf Rei geworfen? Die junge Frau blickte den Norweger eindringlicher an, wobei sie sich selbst fragte, wieso er dermaßen enttäuscht erschien.

‚Es wird das typische sein, Johan! Torschlusspanik. Irgendwann tickt auch bei Jungs mal das Uhrwerk und Juudai fühlt sich sicherlich alt! Gib schon auf und such dir auch eine süße Braut’, bemerkte ein kleiner Duellgeist der neben dem Tisch erschien.

‚Topaz, wie redest du denn!? Das ist wirklich sehr, sehr unsensibel. Ich bin zwar auch deiner Meinung, aber man kann es anders ausdrücken. Ne, Johan ich denke, du solltest ihn dir aus den Kopf schlagen. Außerdem… du weißt schon… er ist…’, mischte sich nun auch Amethyst Cat ein.

‚Ruby. Rubyyy.’

„Woah, ihr Kristallbiester kommt ja wirklich alle hervor”, bemerkte Juudai noch immer heiter. „Tja, mach dir um die keine Gedanken. Sicher sind sie auch alle recht überrascht. Man hört so was nicht alle Tage. Aber sagt mal, ihr beiden, habt ihr denn schon ein Datum für die Hochzeitszeremonie gefunden? Ich hoffe davon berichtet ihr mir zeitiger und ladet mich ein. Ich werde mir garantiert den Tag freihalten damit ich kommen kann!”, forderte Johan mit strenger Stimme und versuchte nun so normal wie möglich zu erscheinen. So ganz glaubten seine beiden Freunde nicht an die Wiederherstellung seines Gemütszustandes. Ganz im Gegenteil, Johan erschien ihnen noch merkwürdiger, als er sich vom Tisch erhob und sich höflich entschuldigen ließ. Er habe noch etwas Dringendes zu erledigen, was er total vergessen habe. Wenn er es nicht täte, dann habe das große Konsequenzen für sein Studium.
 

Heiraten?

Yuuki Juudai wird Saotome Rei heiraten!

Warum zur Hölle wollte Juudai ausgerechnet Rei heiraten?!
 

Diese Fragen rasten Johan auf dem Heimweg immer wieder durch den Kopf. Jedes Mal redete er sich gut zu, denn es war überhaupt nichts Merkwürdiges daran, dass die beiden etwas füreinander empfanden. Immerhin kannten sie sich schon seit ihrer Schulzeit. Rei kannte Juudai sogar länger als Johan es tat. Außerdem hatte Rei nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie Juudai auch als Jungen gut fand.

Und Juudai?

Zumindest verstand er sich eben gut mit der Schülerin. Damals macht er zwar noch keine Unterschiede ob er sich nun gut mit Jungen oder Mädchen verstand und gab generell keinerlei Interesse an Liebesbeziehungen zum Ausdruck. Trotzdem gab es keinen Grund sich so über diese Heirat zu wundern, wenn man bedachte, dass sich die beiden schon über fünf Jahre kannten. Schon gar nicht, wenn sie ein paar Jahre zusammen waren, auch wenn es von Zeit zu Zeit in einer Fernbeziehung ausartete.

Aber warum war es nur für ihn ein inneres Disaster, dass Juudai heiratete? Warum schnürte sich seine Brust so unangenehm zu? Kam es daher, dass er dachte einen ganz besonderen Platz in Juudais Herzen zu haben?

Ja. Niemand sonst hatte ihn so gut verstanden, wie Johan es tat.

„Wie unschön… Was für ein unheimlich fieses Gefühl das gerade ist… Dabei… dabei ist es doch eine ganz gewöhnliche Entwicklung. Nichts daran ist abnormal… der einzige, der hier nicht normal ist, bin ich”, murmelte Johan wie zu sich selbst, als er die Wohnungstür hinter sich ins Schloss krachen ließ und sich an sie lehnte, „Aber… tja nach alledem… hab ich doch…”
 

Ich habe Juudai schon immer geliebt.
 

„Wie lächerlich… Natürlich wird mein Märchen nicht wahr. Aber… im Herzen habe ich doch darauf gehofft”, sprach Johan weiter als musste er sich eine eigens erstellte Abhandlung zu Gemüte führen damit er sich selbst verstand, „Ich hoffe immer noch, dass Juudai meine Gefühle auf die gleiche Weise erwidert. Aber das ist Quatsch. Ich weiß es doch schon so lange… dass es niemals sein wird. Das es nichts weiter als eine Phantasie bleiben wird.”

‚Johan!’, Sapphire Pegasus kam hervor. Das weiße, geflügelte Pferd bedachte den jungen Mann mit einer sorgenträchtigen Miene. Irgendetwas stimmte nicht ganz mit diesem bodenzerstörten Johan. Sein Gesicht erschien verzerrt, so sehr versuchte Johan seine Eifersucht zu verstecken und die damit verbundenen Schmerzen zu unterdrücken. Obwohl Sapphire Pegasus ahnte, dass Johan sich nicht sehr versuchte zu beherrschen und der Welle an Emotionen nachgeben wollte. Johans finstere Miene formte sich zu einem Lächeln um. Es war kein ehrliches Lächeln, sondern erinnerte an die Fratzen von Götzen, die kleinen Kindern Angst machen sollten.

„Wir sollten feiern! Alle miteinander sollten wir uns versammeln, denn so etwas muss einfach gefeiert werden! So was ist doch ein freudiges Ereignis! Erst heiraten sie und dann werden sie wahrscheinlich Kinder bekommen. …Mann bin ich neidisch. Am aller meisten beneide ich Rei…”, sagte er.

‚Johan… du bist-...’, begann Sapphire wieder zu sprechen, doch er wurde von Johan unterbrochen: „Keine Sorge, Sapphire. Ich weiß, was ich zutun hab. Im Moment fühlt sich das alles nur so… so… unglaublich giftig an. Bis ich Juudai das nächste Mal wiedersehe, muss ich dieses ekelhafte Gefühl loswerden. Ich muss dieses Gefühl einfach wieder bereinigen, aus mir herausschreien oder herausschneiden… Ich will wieder so werden, wie Juudai mich kennt!”

Bei Johans wilden Gestikulieren wurde es Sapphire Pegasus ein wenig unheimlich und es konnte nichts anderes tun als einen Seufzer auszustoßen. Für das Kristallbiest Sapphire Pegasus war die Situation klarer, als für Johan selbst, denn es wusste, dass das Licht der Zerstörung in ihm schlief. Und dieses Licht der Zerstörung liebte die Sanfte Dunkelheit schon seit vielen hunderten und tausenden von Jahren. So lange Johan lebte, sollte diese zweite Macht in ihm verweilen sollte es keine andere Lösung geben. Auch wenn das Licht der Zerstörung so lange es in Johan lebte nicht erwachte, bereitete es allen Kristallbiestern große Sorgen. Genau dieser Gedanke schoss Sapphire Pegasus durch den Kopf, denn wenn es in Johans Augen sah, dann konnte er erkennen, dass die Barriere immer dünner und dünner wurde. Sapphire Pegasus konnte es gut an der Farbe seiner Augen erkennen. Sie färbten sich trübe ein, wie in ein merkwürdiges Orange anstelle eines frischen smaragdgrüns. Sie hatten dieselbe Farbe wie damals, als Yuberu den Körper des Jungen besetzt hatte.

Es waren die Augen des Lichtes der Zerstörung.

‚Johan, es ist besser wenn du dich jetzt ausruhst und vielleicht sogar schlafen gehst. Ich denke du bist einfach nur müde. Kein Wunder, du hast in letzter Zeit viel Stress an der Uni gehabt mit all diesen Prüfungen... Sobald du so richtig ausgeschlafen bist, kannst du deinen Kopf wieder richtig ordnen und dich beruhigen’, meinte Sapphire Pegasus motivierend, auch wenn es zweifelte ob Johan noch so vernünftig genug war um rationale Dinge zu tun. Glücklicherweise nickte er, wobei sich sein Gesicht wieder etwas entspannte.

„Ja, du hast wohl Recht. Heute werde ich sicher keinen normalen Gedanken mehr fassen können. Irgendwie fühle ich mich auch etwas schlapp…”, entgegnete Johan und machte sich daran, den Tag ausläuten zu lassen.

‚Das wird das Beste sein’, stimmte der Duellgeist zu. Es folgte Johan so lange, bis dieser in seinen Pyjama geschlüpft war und sich zur Ruhe begab. Draußen schimmerte der Abendhimmel in wilden rötlichen Farben und schien in das Schlafzimmer des Studenten. Eine bizarre Stimmung, fand Sapphire Pegasus, dem es ohnehin bereits nervös machte, dass Johan sich schlapp fühlte.

‚Komm bloß nicht zum Vorschein, Licht der Zerstörung. Denn unser Meister wird-...’, ging es dem Duellgeist durch den Kopf, aber gleichzeitig wollte es seinen Gedanken nicht zu Ende spinnen. In dieser Nacht befanden sich das Licht der Zerstörung und die Sanfte Dunkelheit in der gleichen Stadt. Eine gefährliche Kombination, wenn man bedachte, dass Johan emotional geschwächt war. Wenn das Licht der Zerstörung heute Nacht erwachte, wüssten sie ganz genau, dass die Dunkelheit ebenfalls nah war. Letztendlich war die Dunkelheit, die Rechtschaffene Dunkelheit, die einzige Macht, die das Licht der Zerstörung unterdrücken konnte. Sapphire Pegasus war eines der Wächtergeister, die das Licht der Zerstörung bewachen sollten. Natürlich liebten die Kristallbiester auch Johan und wollten auf keinen Fall, dass dessen Persönlichkeit durch das Licht zerstört wurde. Haous Siegel, welches Juudai vor ein paar Jahren heraufbeschworen hatte, lag zwar auf Johans Körper und hielt die andere Seele im Zaum, doch der Zeitpunkt war denkbar schlecht um Johan zu erzählen, dass er Rei heiraten würde. Johans Eifersucht könnte das Siegel zum Schmelzen bringen und es ginge in diesem Fall mit Sicherheit auch für Rei nicht gut aus.
 

Ein unerklärlich beklemmendes Gefühl ergriff Juudais Herz als er mit offenen Augen im Bett lag. Eine merkwürdige Vorahnung ereilte ihn und es hatte schon begonnen als sie das Abendessen beendet hatten. Schon in der Badewanne fühlte sich Juudai nervös und rastlos. Rei schlief bereits seelig neben ihm. Das regelmäßige Ticken der Uhr auf dem Nachtisch, begleitete die gleichmäßigen, tiefen Atemzüge der jungen Frau. Ein Blick verriet Juudai, dass es ein Uhr in der Früh war. Allerdings konnte er sich nicht von der Uhrzeit beeinflussen lassen, denn die Erkenntnis fiel ihm wie Schuppen von den Augen.

„Verdammt...das kann doch nicht wahr sein!?”, flüsterte er aufgebracht, aber leise.

‚Kuri. … Kurikurii’, der kleine Duellgeist kam zum Vorschein um das ungute Gefühl des jungen Mannes zu bestätigen.

„Also doch?! Ist das wirklich wahr, Hanekuribou? Ist das Licht der Zerstörung dabei… ist Johan...!?”, Juudai ersparte sich seinen Satz zu beenden. Er brauchte nicht zu sagen, dass das Licht der Zerstörung dabei war langsam die Oberhand zu gewinnen. Aus welchen Gründen auch immer das Licht plötzlich die Kraft bekam. Ohne Rei zu wecken, schlich Juudai sich aus dem Bett heraus. Dabei machte er nicht einen Laut, sondern lief in den Flur um sich Schuhe und seine rote Jacke anzuziehen. Juudai konnte sich noch genau an Johans kleine Studentenwohnung erinnern und da er wohl kaum umgezogen war, musste Juudai sich selbst davon überzeugen, dass seine böse Vorahnung nur Unsinn war. Im Schlimmsten Falle, brauchte Juudai den Wohnort seines besten Freundes gar nicht zu kennen. Es wäre genug der ausströmenden Macht des Lichtes der Zerstörung zu folgen. Bevor Juudai das Hotel verließ, wandte er sich noch einmal zu seiner schlafenden Zukünftigen um: „Tut mir leid, Rei-chan, ich muss dich nochmal kurz weg. Ich versuche bis zum Morgengrauen wieder hier zu sein. Bis später.”

Doch eine Antwort erhielt Juudai nicht darauf und so brach er auf, ohne sich noch einmal umzudrehen.
 

Wie erwartet wohnte Johan noch immer in dem gleichen Haus. Es war ein mehrstöckiges Haus, mit vielen, hellen und vor allem geräumigen Wohnungen. In Japan wären solche Studentenbuden mindestens halb so groß gewesen und das Gebäude mit Sicherheit um zehn Stockwerke höher. Die kleine Wohnung, welche Johan mietete befand sich im zweiten Stock auf der linken Seite und war niedlich europäisch eingerichtet. Es sah ziemlich geordnet und geschmackvoll eingerichtet aus, auch wenn Johan stets behauptete, dass er kein Interesse an Inneneinrichtung hatte. Juudai sah sich in der Wohnung um, bis er zum Schlafzimmer gelang, in dem Johan vor seinem Bett stand und anscheinend schon auf Juudai wartete.

„Johan..”

„Juudai?”, mehr brachte Johan nicht hervor. Juudai fragte sich, ob Johan überhaupt richtig wach war. Eigentlich erwartete man bei so unerwarteten, nächtlichen Besuch, dass der Bewohner des Hauses fragte, warum man dort war und auch wieso man sich wohl einfach ins Schlafzimmer schlich. Juudais dunkle Vorahnung wurde noch stärker und so beschloss er etwas näher zu gehen um seinem besten Freund vernünftig in die Augen zu sehen. Juudai gelang es nicht, das Gesicht des Anderen näher zu betrachten, doch dieser stand mit dem Rücken zu ihm.

„Warum?”

„Johan?”

„Warum heiratest du Rei!? Das ist meine Frage. Dieser Körper…”, Johans Stimme murmelte lediglich. Dennoch wandte er sich langsam um, mit festen Schritten, so als habe er Angst, dass sein Körper vielleicht den Kontakt zum Boden verlassen konnte. Als Johan und Juudai sich endlich gegenüberstanden, erkannte Juudai, dass er Recht behielt. Sein Gefühl täuschte ihn nicht, denn die Augen seines Freundes starrten ihn aus einem orangen Licht an.

„Du?! Licht der Zerstörung!?”, Juudai schnappte nach Luft, „Warum!? Ich habe sollte dich eigentlich vollständig weggesperrt haben!”

„WIe schade. Willst du mich etwa nicht mehr Johan nennen? Deine Stimme ist stets erfüllt von Wärme, wenn du den Namen dieses rührseligen Trottels aussprichst. Es hilft wohl nichts”, Johan seufzte herablassend, als habe er mehr von Juudai erwartet, „Wie soll ich deine Frage beantworten… Am einfachsten lässt sich wohl behaupten, dass ich Johans Körper bewege, weil er es so möchte. Er hat es sich so stark gewünscht, dass er deine blöde Versiegelung einfach bei Seite gestoßen hat”

In Juudai kochte eine ungeahnte Wut hoch. Johan hatte keine Ahnung von ihrem Zwist und am liebsten hätte er ihn davon befreit. Juudai hasste es seinen besten Freund zu verheimlichen, dass er eine unheimliche Macht in sich verschlossen hielt und überhaupt nichts dagegen tun konnte. Am allermeisten hasste Juudai aber, dass das LIcht der Zerstörung ihm weismachen wollte, dass Johan sich wünschte, dass die Welt schon wieder in Gefahr geriet.

„Was soll das heißen, Johan wünscht sich das?! Seit wann hörst du darauf, was sich jemand anderes wünschst?! Du glaubst doch nicht wirklich, dass Johan sich wünscht, dass du erwachst, denn dann…”, schrie Juudai den anderen erzürnt an.

„Verstehst du nicht? Herrje, du bist echt ein unverbesserlicher Dummkopf. Du hast einfach keine Ahnung von der Liebe… aber das Witzigste daran ist, dass du dir auch noch ein Mädchen nimmst”, entgegnete das Licht der Zerstörung unverändert monoton, verfiel dann jedoch in ein ketzerisches Kichern, „Dein Siegel hätte weit besser gehalten, wenn dein Timing deiner kleinen Affäre nicht so beschissen gewesen wäre.”

Die beiden jungen Männer standen sich gegenüber. Jeder von ihnen hatte eine zweite Seele in sich und eins ums andere Mal endete ihr Zusammenstoß in einer Tragödie. Sobald eine der beiden Mächte in einem der Gefäße erwachte, war die andere dazu bestimmt ebenfalls zu erwachen und den jeweils anderen zu finden. Sie zogen sich gegenseitig an wie Motten vom Licht angelockt wurden. Sobald die beiden Mächte sich fanden, waren sie dazu bestimmt sich gegenseitig zu bekämpfen, bis zum Tod. Die beiden Mächte verließen ihr Gefäß erst, wenn der Körper starb. Deshalb hatten sie keine Zeit für Gefühlsduseleien wie Liebe. Juudais Heiratspläne und sein Vorhaben ein ganz gewöhnliches Leben zu führen passte nicht in das Schicksalsbild dieser beiden Kräfte. Schon aus diesem Grund hätte das Licht der Zerstörung keinen Grund gehabt zu erwachen.

„Reg dich ab und lehn dich zurück”, kam es plötzlich von Johan, dessen Miene zeigte wie missgelaunt er plötzlich war, „Meine Kraft wird bei Morgengrauen versiegen und ich muss wieder schlafen gehen. Deine Versiegelung zehrt an meinen Kräften und dagegen komme ich nicht gänzlich an. Selbst mit dir hier zu sprechen ist ziemlich anstrengend und braucht viel Energie. Deshalb habe ich vorerst nicht vor dir Ärger zu machen, Haou.”

„Deshalb frage ich dich nochmal: warum erwachst du gerade jetzt, und bringst unser Leben durcheinander!?”, brüllte Juudai durch die Wohnung, wobei ihm gerade noch klar wurde, dass man die Nachtruhe tunlichst einhalten sollte. Das Licht der Zerstörung zuckte mit den Schultern wobei es ein arrogantes Grinsen zeigte:

„Hab ich doch gesagt, um Johans Wunsch zu erfüllen. Warst du eigentlich schon immer so ein Begriffsstutziger Kerl?”

Das Licht der Zerstörung gekleidet in der Gestalt seines besten Freundes, ging mit kleinen Schritten auf ihn zu. Dann hielt er inne. Langsam streckte das Licht seine Hand aus um ein wenig mit Juudais braunem Haar zu spielen. So wie Johan es in ihrer gemeinsamen Schulzeit gern getan hatte und das Licht der Zerstörung hatte es sicher auch schon bei anderen Inkarnationen so getan. Manche Dinge übertrugen sich auf die neuen Verkörperungen. Juudai hingegen bewegte sich weder vor noch zurück. Er tat es nicht, weil er es nicht wollte. Juudai sah sich nicht in der Lage sich zu bewegen und gab dem Licht der Zerstörung damit die freie Hand für eine Weile zu tun was er wollte. Verärgert schnalzte Juudai abfällig mit der Zunge. Wieso fühlte sich sein eigener Körper so verkrampft und unbeweglich an?!

„Um dieses Siegel aufrecht zu erhalten nutzt du Yuberus Kraft, nicht? Der Haken ist nur, dass du auch davon beeinflusst wirst. Du kommst nicht an mich ran ohne Yuberus Kraft gegen Johan einzusetzen. Ich kann verstehen, dass du das nicht möchtest, aber leider musst du dann unter dieser dummen Nebenwirkung leiden, mein Lieber”, stichelte das Licht der Zerstörung weiter. Juudai kam es so vor als las das Licht der Zerstörung in seinen unausgesprochenen Gedanken. Bei der momentanen Macht des Lichtes, war es eine von vielen Möglichkeiten, die ihm zur Verfügung standen. Juudai verärgerte es immer noch, dass sein Geheimnis nun erkannt war. Noch mehr verstimmte es ihn, dass er sich augenblicklich nicht aus dieser Bredouille retten konnte.

„Hm. Oh ja, du bist wunderschön. So unglaublich schön, dass ich mich glatt in dich verliebe. Kein Wunder, dass Johan selbst sich schon in dich verliebt hat. Aber du hast ja mit Füßen auf seinen Gefühlen getreten…”, bemerkte das Licht der Zerstörung in einem melodischen Singsang, welcher Juudai einen furchtbaren Schauer über den Rücken jagte, „Soll ich dir die Wahrheit sagen, Juudai? Ich erkläre es dir. Der Grund warum ich heute Nacht erwacht bin ist, dass Johan sich Vorwürfe gemacht hat, dass er dich liebt. Mit Haut und Haar. Ist das nicht süß? Er liebt dich so sehr, dass sich selbst dafür angefangen hat zu hassen und zu verzweifeln.”

„Was für einen Mist erzählst du da? Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dir so einen Quatsch abnehme?”, entgegnete Juudai mit noch immer erhitzten Gemüt. Das Licht der Zerstörung aber antwortete darauf mit einem verträumten Kichern:

„Bist du wirklich noch so verpennt?! Bist wohl auf die friedlichen Tage hin ein bisschen senil geworden… Aber Yuberu scheint sich damit auch zufrieden zu geben wie es scheint. Du hast es doch sicher bemerkt?”

In aller Gemütlichkeit streckte das Licht der Zerstörung seine Hand nach Juudai aus. Die Hand gleitete unter dessen T-Shirt und im nächsten Moment bemerkte Juudai bereits, dass die kräftige Hand des Lichtes seine Haut versuchte aufzureißen. In Wahrheit war dies nur ein Gefühl, bis sich etwas aus ihm zu lösen schien, und endlich verstand Juudai. Es war Yuberu.

„Yuberu!!”, brachte er etwas gequält aus zusammengepressten Zähnen hervor.

‚Juudai-... mach dir keine Sorgen, ich bin okay. Aber wir sollten irgendetwas gegen ihn tun…’, warnte das Monster, welches nun neben Juudai zum Vorschein kam. Das Licht der Zerstörung verzog sein Gesicht zu einer leicht bekümmerten und gleichermaßen enttäuschten Miene: “Irgendetwas gegen mich tun? Mich? Dabei habe ich nicht mal mehr ein paar Stunden in diesem Körper. Kann man da nicht ein klein bisschen mehr Freundlichkeit erwarten? Ich bin doch für keinerlei Schäden verantwortlich… Wie auch in diesem Zustand?”

„Lügner!! Du bist ein verdammter Lügner!! Du missbrauchst Johans Körper um solchen Unsinn zu erzählen und…!”, schimpfte Juudai noch immer wütend auf seinen Gegner ein, welcher ihn noch immer in seiner Hand hatte.

„Ich lüge nicht, Juudai. Hab ich nicht Recht, Yuberu?”, fragte das Licht an das Monster gewandt. Das Grinsen auf dem Gesicht des Lichtes der Zerstörung kehrte in diesem Moment zurück und er tätschelte Juudais Kopf wie Eltern es bei einem enttäuschten Kleinkind taten um es zu trösten. Dabei tauschten Yuberu und das Licht kurze Blicke aus. Das Monster verblieb ein wenig unschlüssig bevor es dann doch zustimmend nickte.

‚Er sagt leider die Wahrheit. …. Johan hat… Johan hat dich schon immer mit anderen Augen gesehen. Ich habe nichts gegen deine Verbindung mit Rei-chan, weißt du doch sicher, nicht wahr? Ich musste nichts Grobes gegen eure Verbindung tun, weil sich die Verbindung zwischen Männern und Frauen irgendwann wieder legt. Aber Johan, er hat mir stets Sorgen bereitet. Er sieht dich mit dem gleichen Blick an wie dieser Dummkopf vor dir’, erklärte Yuberu ein wenig bekümmert, denn xier fühlte sich ein wenig unbehaglich bei diesem Thema. Juudai hingegen fiel es wie Schuppen von den Augen. Er begann langsam zu verstehen, dass nicht alles mit dem Licht der Zerstörung in Verbindung stand. Johan war doch aber sein allerbester Freund. Derjenige, dem er am allermeisten Vertaute-... So lange das Licht der Zerstörung in ihm nicht erwachte, dann…

War Johan etwa schon immer in ihn verliebt?!

„Wie kann sowas nur sein?”, fragte Juudai rhetorisch.

„Ich sag dir doch, dass ich dir immer die Wahrheit sage. Na ja, sagen wir Mal so, Johan ist zur Hälfte noch ein blauäugiger Grünschnabel und wird kein Chaos anrichten. So viel ist sicher, er wird dir sicherlich nicht so viele Probleme bereiten wie ich es täte. Nein, Johan hat ein großes, verständnisvolles Herz und wird dich und deine kleine, süße Freundin nicht weiter belästigen oder schädigen. Vielleicht wird er irgendwann auch eine Frau finden, die verständnisvoll genug ist um ihn zu heiraten. So einfach und gewöhnlich ist Johan”, erklärte das Licht der Zerstörung und legte beide Hände an Juudais Wangen, „Deshalb brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Er wird sich höchstens selbst im Weg stehen.”

Das Licht der Zerstörung kam Juudai gefährlich nahe und er spürte wie sich die kleinen Nackenhaare langsam aufstellten. Juudai hatte wieder eine böse Vorahnung. Diese war noch grausamer, als die, welche ihn vorher geplagt hatte. Trotzdem konnte Juudai sich nicht bewegen, egal was er versuchte und auch Yuberu konnte ihm in diesem Augenblick überhaupt nicht behilflich sein. Immerhin hatte xier überhaupt keinen eigenen Körper mehr.

„Natürlich ist er ganz gewöhnlich, Johan ist eben ein Mensch! Zugegeben, er ist speziell, aber immer noch ein Mensch! So psychopathisch besessen wie du könnte er niemals sein!”, meinte Juudai wobei er Gift und Galle spuckte. Das Licht der Zerstörung grinste überlegen: „Nun ja, wenn man so gewöhnlich ist, erreicht man seine Ziele nie.”

Juudai antwortete nichts darauf. Es hätte keinen Sinn gehabt sich mit dieser Macht zu unterhalten. Das Licht der Zerstörung aber sprach im gleichen süßlichen Singsang weiter: „Und weißt du, weil ich so ein netter Kumpel bin und vollkommen psychotisch, habe ich mir gedacht… bereite ich diesem einfachen Kerl, Johan, den einen Moment, auf den er so lange gehofft hat. Es ist auch wirklich ganz einfach, weißt du? Und vor allem, das einzige was ich noch tun kann. Also, halt still und weise mich nicht ab!”

Dies waren vermutlich die letzten Worte des Lichtes für diesen Abend. Er zog Juudai näher an sich heran, zog dessen Kopf am Kinn leicht hoch und küsste ihn. Ohne eine Vorwarnung drückte er ihm seine Lippen leidenschaftlich auf Juudais, sog an ihnen und leckte sanft darüber. Yuberu knirschte mit den Zähnen und brummte:

‚Verdammt noch Mal! Wenn ich mich nur bewegen könnte, dann…’

Für Juudai waren die Worte kaum noch hörbar. Sie verschwanden in der Ferne, denn er fühlte eine unbekannte Kälte in sich. Er war das Küssen allgemein nicht so gewöhnt, auch wenn es vielleicht nicht sein aller erster Kuss war. Juudais Körper fühlte sich ein wenig flatterhaft an. Da Juudai sich nicht wehren konnte, war er auch nicht in der Lage sich dagegen zu wehren. Dabei fühlte es sich so falsch an sich nicht dagegen zu wehren. Es fühlte sich beinahe wie ein Betrug an Johan an. Juudai empfand die ganze Situaton als äußerst ärgerlich.
 

Juudai wollte den ewigen Kreislauf des Wahnsinns durchbrechen und wollte dafür sorgen, dass das Licht der Dunkelheit nicht erwachte damit sie ein friedliches Leben führen konnten. Bis zum natürlichen Tode jedenfalls. Nun hatte diese merkwürdige Macht doch die Macht über Johans Körper ergriffen - wenn auch nur für kurze Zeit - und küsste ihn auch noch. Auch wenn der Kuss nur für ein paar Sekunden hielt, für Juudai fühlte es sich an wie eine Ewigkeit. Johans Lippen berührten ihn sanft und es fühlte sich nicht unbedingt schlecht an. Es war ein frischer Kuss, den Juudai lange nicht vergessen konnte oder auch wollte. Aber es war nichts, dass er wiederholen wollte.

„Und, Juudai? Was ist, willst du nicht endlich wieder zu meiner geliebten, der Sanften Dunkelheit werden und dich mit deinem besten Freund, Johan Andersen zusammentun?”, fragte das Licht der Zerstörung als es endlich von ihm abgelassen hatte, „Oder bist du nun desillusioniert? Du müsstest doch jetzt auch vollkommen erschöpft sein und… ich denke du musst jetzt wirklich angewidert von Johan sein, oder?”

„W-...was ...redest du da?”, brachte Juudai etwas atemlos hervor, „Johan hat nichts Böses getan, immerhin küsst du mich…” Juudai machte sich noch einmal bewusst, dass das Licht der Zerstörung eine ganz andere Persönlichkeit hatte als Johan. Sein bester Freund hätte sich niemals so aufgedrängt und ihn dazu gezwungen. Auch Johan hätte ein solch ungehobeltes Verhalten missbilligt. Selbst wenn Johan in Juudai verliebt war. Gerade weil die beiden so gut befreundet waren, erwiesen sie sich gegenseitig so viel Respekt, dass sie sich nicht bedrängten. Das Licht der Zerstörung machte erneut ein verärgertes Gesicht. Egal was er versuchte um Juudai zornig auf Johan zu machen, es schien ihm wohl auch dieses Mal nicht gelingen.

„Aber Juudai, meinst du nicht auch, dass Johan die Kraft gehabt hätte mich aufzuhalten? Wenn er gewollt hätte, dann wäre er im Stande gewesen aufzuwachen… So geschwächt ist er nämlich noch nicht, deshalb sage ich dir doch. Er wünscht es sich so sehr. Er will dich, Juudai. Und in einem solchen Falle… jeder würde sich von einem solchen Kerl abwenden... Und sag mal Juudai, hättest du mir so lange zugehört, wenn ich nicht zufällig aussehen würde wie er? Ich schätze… du empfindest auch etwas anders, als du es dir eingestehen möchtest.”

„Das-...!?”

„Ah… was für eine Realitätsflucht! Manchmal ist so ein Eskapismus notwendig um etwas Neues zu beginnen. Merk dir dieses Eine sehr gut, Juudai: Du magst in diesem einen Leben gewonnen haben. Dieses eine Leben magst du unter Kontrolle haben und die Tragödie unterbrechen. Aber siegen kannst du nicht. Wir beide, du und ich, wir sind dazu bestimmt unser Schicksal bis in alle Ewigkeit zu wiederholen. Das ‘Jetzt’ ist in Wahrheit nur das Leuchten eines sterbenden Sterns”, bemerkte das Licht der Zerstörung. Immer wieder sollten sie sich begegnen. In vielen hundert, in vielen tausend und in vielen hunderttausend Jahren wieder. Sie würden sich immer wieder begegnen und einander mit Ablehnung bestrafen.

„Wie dem auch sei, lass mich dir das eine noch sagen. Johan wird sich an diesen Tag nicht erinnern können. Das einzige woran er sich erinnern wird ist, dass er einen wunderschönen Traum hatte. Einen glücklichen Traum. Meinst du nicht auch, dass wir ihm diese eine Freude bereiten können?”, sagte das Licht etwas gelangweilt, beinahe schon gleichgültig. Er entließ Juudai allerdings noch immer nicht frei, sondern legte seine Lippen an Juudais Ohr und flüsterte kaum hörbar: „Es is so weit.”

Bei diesen Worten fühlte sich Juudai viel leichter und beinahe erleichtert. Es gingen ihm einige flotte Gedanken durch den Kopf, wie beispielsweise, dass das Licht der Zerstörung endlich vor seinen Augen verschwinden würde. Von jetzt an gäbe es ein Problem weniger um dass sich Juudai kümmern musste. Anstatt dem Licht der Zerstörung zu antworten schwieg er. Er wollte, dass es endlich vorüber war. Juudai erkannte dieses wunderbar leichte Gefühl, sobald das Licht der Zerstörung seinen Wirt verließ. Während Juudai sein Gegenüber weiter anstarrte, dachte er bei sich, dass er ihn nie wiedersehen wollte. Das Licht der Zerstörung grinste breit, so als wüsste er ganz genau, was er bei sich dachte. Wieder lachte er und sprach seinen letzten Satz aus: „Wir treffen uns im nächsten Leben wieder, meine große Liebe.”
 

Im selben Moment stieg die Sonne am Horizont empor und in der Ferne krähte ein einsamer Hahn. Durch das Schlafzimmerfenster drang ein wunderbar frisches Licht, welches mit den Gardinen spielte. Ein ganz gewöhnlicher, neuer Tag begann. Zu Juudai Füßen auf dem Boden lag ein ganz gewöhnlicher Johan. Nichts anderes als die Normalität blieb zurück.
 

Fortsetzung folgt.

Der hohle Drache

‚Er verschließt es nicht. Er hat tatsächlich kein Herz! Alles ist furchtbar weiß… So etwas Merkwürdiges habe ich noch nie gespürt! ’
 


 

‚Nein, Juudai. Die Zeit um diese Karte zu verwenden ist noch nicht gekommen. Diese Karte ist das Symbol unserer Vereinigung und auch von Haous Sünden. … Es ist noch zu früh. ’
 

Die mysteriöse Stimme, welche zu Juudai gesprochen hatte klang immer wieder in den Ohren des Jugendlichen wider. Mit jedem Mal aber verlor sie an Klarheit und auch die Worte erschienen vernebelt und kaum noch verständlich. Jeden Tag dachte Juudai angestrengt darüber nach, was es damit auf sich haben könnte. Egal an welchem Schultag, immer wieder saß xier in den Pausen am Pult und starrte aus dem Fenster um den Hergang des Duells vor kurzem, noch einmal zu rekonstruieren. Auch das Duell selbst verblasse langsam aus xieser Erinnerung.

„Was war das bloß für eine Stimme? Irgendwie ist sie mir unheimlich vertraut und gleichzeitig… kenne ich sie überhaupt nicht. Ich habe sie auch nicht wieder gehört. Also… das Duell ist nun schon zwei Wochen her. Hmm. Vielleicht sollte ich es einfach vergessen, oder was meinst du, Hanekuribou?”, fragte Juudai nachdenklich vor sich hin, wobei xier das Kinn auf einen Handrücken stützte. Trotzdem versuchte xier immer wieder, aber dennoch so unauffällig wie möglich, über das Vergangene zu sinnieren, so dass niemand xieser Klassenkameraden etwas davon hören konnte. Die Angewohnheit mit sich selbst zu sprechen galt bei anderen Leuten als eher eigenbrödlerisch und wenig ermutigend engeren Kontakt zu suchen. DIese Erfahrung musste Juudai bereits als Kind machen. Das kleine, fliegende Fellkneul antwortete mit einem tröstenden: ‚Kurii!’

Daraufhin nahm Juudai xiesen Partner in beide Hände und begann ein wenig an dem abstehenden, weichen Fell zu zupfen und aus reiner Nachdenklichkeit das kleine Wesen zu knuffen. Dazu waren nur xier und wahrscheinlich auch Johan in der Lage. Für die anderen anwesenden Schüler, die sich etwas hingebungsvoller mit dem Selbststudium beschäftigten als Juudai, sah es etwas merkwürdig aus wie xier sich anscheinend mit etwas Imaginären beschäftigte. Das Löcher-in-die-Wände-Starren hatte Juudai immerhin aufgegeben, obwohl xier zugeben musste, dass die Klassenräume recht ansprechende Wandbemalungen aufwiesen. Feine Ornamente zieren die Leisten der Wände. Diese Ornamente waren eher abstrakt und trotzdem erinnerten sie Juudai an berühmte Monster wie den Blue Eyes White Dragon. Das Wappen der Duel Akademia war ebenfalls in allen vier Ecken zu erkennen und es schlängelte sich das Motto der gesamten Institution um die Stützsäulen herum.
 

Bilde deinen Geist mit Wissen und Kunst um deine Zukunft an das Schicksal zu binden.
 

Was für ein wichtig klingender, aber doch nichtssagender Spruch für die meisten Oberschüler. Juudai starrte trotzdem immer wieder auf die geschwungenen Goldlettern, welche immer dann aufdringlich in xiese Augen stachen, sobald ein Sonnenstrahl durch eines der großen Fenster schien. Aus irgendeinem Grund lenkten diese Worte xiese Gedanken immer wieder zu der mysteriösen Stimme hin. Sobald Juudai an den merkwürdigen Zwischenfall im praktischen Übungsduell dachte, bekam xier das Gefühl je mehr Zeit verging desto schemenhafter und wage wurden die Erinnerungen an die mysteriöse Stimme. Vor drei Tagen noch konnte xier sich sogar noch daran erinnern, dass es xier nicht urteilen konnte ob die Stimme eher männlich oder weiblich klang. Die Tonart passte zu beiden üblichen Geschlechter und die Redeweise des Jemanden ließ hingegen darauf schließen, dass es sich um eine männliche Person handelte. Oder um jemanden, der einen recht burschikosen Sprachstil führte, so wie Juudai selbst. An all das konnte sich xier noch nun überhaupt nicht mehr klar entsinnen und so vermutete xier, dass es noch viel dunkler um dieses Geschehen wurde. Juudai war sich sogar ziemlich sicher, den Vorfall bald vollkommen vergessen zu haben. Allerdings schob Juudai nach diesem besagten Vorfall die Superfusionskarte ins Side Deck um sicher zu gehen, dass xier nicht mehr in Versuchung kam diese zu spielen. Bisher hatte es ohnehin kaum eine Gelegenheit gegeben sie zu spielen. Daher kam Juudai bisher noch nicht in diese prekäre Situation und in eine Ähnliche wollte xier auf gar keinen Fall wieder erleben. Außerdem sagte xiem die eigene, innere Stimme, dass es besser so war. Xier erinnerte sich nicht mehr genau daran, dass die Stimme xiem geradezu verboten hatte diese Karte zu aktivieren.

„Es wird doch am Ende nicht alles ein Traum gewesen sein?”, flüsterte Juudai zu sich selbst, „Aber dann…”

„Ist dir etwa langweilig?”, fragte eine Stimme in Juudais Rücken hinein.

„Oh, hallo Johan!”, begrüßte Juudai den anderen, auch ohne sich umzudrehen oder dessen Gesicht zu sehen, denn xier wusste Johans Stimme unter tausenden wiederzuerkennen. Er hatte eine kräftige, wenn auch helle Jungenstimme und außerdem kam es Juudai stets so vor, als brauchte xier weder Worte noch die Anwesenheit xieses Freundes, um zu bemerken, dass er sich in der Nähe befand. Es reichte vollkommen dessen Energie in der Nähe zu spüren, falls es so etwas gab. Es wirkte so, als gäbe es einen unsichtbaren Fingerabdruck den Juudai bei manchen Leuten spürte, wobei es sich dabei um eine andere Sphäre handelte. Juudai nahm an, dass daher kam weil sie mittlerweile die besten Freunde geworden waren.

Genau genommen begann ihre innige Freundschaft bereits am Tag an dem sie sich zum ersten Mal begegneten und ineinander gerannt waren. Auf Anhieb verstanden sie sich viel zu gut und vor allem für diese zwei Wochen ihrer tatsächlicheren Bekanntschaft. Auch den meisten ihrer Klassenkameraden und Mitschülern kam es vor, als ginge es nicht mit rechten Dingen zu, denn nach allgemeiner Auffassung konnte man binnen so kurzer Zeit, nicht eine solche Freundschaft aufbauen. Inoffiziell stand bereits fest, dass sich Johan und Juudai schon vor der Einschulung in die Oberschule kennengelernt haben mussten. So versammelten sich zwei, drei Mädchen um Juudais Pult herum und betrachteten xien mit ernsten Blicken. Eine der Schülerinnen bohrte genau nach:

„Sag mal, Marufuji-san, du und Andersen-kun, seid ihr schon von kleinauf befreundet oder so? Unseres Wissens nach, ward ihr beide nicht auf unserer der Mittelschule, bist du vielleicht in einer anderen Stadt mit ihm auf derselben Mittelschule gewesen?”

Die Mädchen verfolgten keine bösen Absichten mit den Fragen. Sie wollten einfach ihre aufrichtige Neugier befriedigen indem sie das vermeintliche Mädchen, Marufuji Juudai mit direkten Fragen angriffen. Sie konnten schlecht wissen, wie ungern Juudai es hatte, wenn man xien mit Fragen löcherte. Es gab auch keinen Grund über die erste Begegnung mit Johan zu lügen, also erzählte xier xiesen Mitschülerinnen unverblümt von jenem Morgen, obwohl xier die Duellgeister aus Vorsicht außen vorhielt. Jedoch erblassten die Mädchen ein wenig und liefen aus unerklärlichen Gründen davon. Juudai blieb an xiesem Pult zurück und zuckte mit den Schultern, xier hatte ihnen keinen Grund gegeben davonzulaufen, also musste xier sich nicht weiter darum kümmern.
 

Nun herrschte wieder absolute Stille im Klassenzimmer, denn alle Schüler eilten am liebsten schnellstmöglich in die Pause. Also widmete sich Juudai wieder xiesem Freund, sah zu ihm auf und grinste breit: „Ich schätze wir sind die beiden absoluten Freaks auf dieser Schule.”

„Und es macht dir absolut nichts aus.”, fügte Johan ebenso breit grinsend hinzu, „Scheint so, als bräuchte man ein ganzes Leben um sich mit jemanden anzufreunden.”

„Tja… Aber mit einem haben sie Recht. Ist es nicht unheimlich? Ich weiß schon ein paar Momente bevor du auftauchst, dass du da bist. Und jetzt kommst du auch noch und fragst mich ob mir langweilig ist. Ich weiß nicht, ob man es langweilig nennen kann, aber mein Tag hat gerade an Qualität gewonnen.”

„Wenn man es so betrachtet, hast du Recht. Ich habe irgendwie auch bemerkt, dass du nicht ganz zufrieden bist. Hey, wer weiß, vielleicht sind unsere Köpfe ja miteinander verbunden!”, bemerkte Johan ebenfalls auf den Spaß eingehend. Juudai nickte daraufhin begeistert, sollten xien nun alle anderen Schüler für verrückt erklären, xiem machte es nicht so viel aus. So lange Johan sich in der Nähe befand, fühlte sich Juudai nicht einsam.

„Hmm wenn das so ist, dann denkst du auch zu allererst ans Duellieren! An zweiter Stelle kommt das Essen….”, behauptete Juudai und fuhr fort, “und an dritter Stelle steht-...”

„Familie!!”, sprachen beide Jugendlichen synchron aus. Ihre Stimmen waren so perfekt aufeinander abgestimmt, dass sie sich einen Moment lang ansahen und in ein albernes Gelächter verfielen, so ulkig fanden sie diese Situation.

„Natürlich gehört ihr auch dazu”, meinte Juudai an Hanekuribou gewandt und streichelte dem kleinen Monster durch das wuschelige Fell.

„Na klar gehören sie dazu. Ruby ist schließlich seit meiner Geburt an meiner Seite. Ruby und die anderen Kristallbiester gehören wie meine Mutter und mein Vater zu meiner Familie. Obwohl ich ganz ehrlich zugeben muss, dass ich mit keinem so schnell mein Essen teilen würde. Wenn ich hungrig bin, werde ich unausstehlich! Nein! Dann sterbe ich!”, bemerkte Johan in einer eher scherzenden Stimmlage. Juudai ließ ein lautes, sehr jungenhaftes Lachen verlauten: „Du bist echt unverbesserlich! Aber gerade wenn man isst, sollte man seine Kameraden um sich haben, findest du nicht? Sowohl Freunde als auch Familie, oder nicht? Sie alle sind unersetzbare Kameraden.”

Johan hielt Ruby auf seinen Arm, wie eine kleine Katze. Es wirkte zumindest so, als lächelte das kleine Monster und so schwebte Hanekuribou ein wenig unschlüssig umher, so als sei es von einem leichten Anflug Eifersucht geplagt.

„Nanu? Bettelst du mich etwa an? Das kommt wirklich nicht oft vor!”, meinte Juudai und fischte sich die pelzige Kugel aus der Luft heraus um die selbst in die Arme zu schließen. Es gab einige erfreute ‚kuri’ Laute von sich. Dann aber sah es in die heterochromen Augen und bewegte sich etwas aufgeregter. Juudai verstand sofort, dass Hanekuribou xiem etwas mitteilen wollte: ‚Kurii. Kurikurii!

„Was ist denn los, Hanekuribou? Kratzt meine Schuluniform?”, hakte Juudai etwas überrascht nach.

„Das geht doch gar nicht, Juudai! Hanekuribou hat sich doch gar nicht manifestiert. Egal wie begabt wir darin sind die Duellgeister zu sehen, solange sie eben Geister sind, haben sie können kein gewöhnliches Material aus dieser Welt spüren. Sie können uns spüren aber sonst...”, erklärte Johan, „Also, wenn wir keine Duel Discs haben dann…”

„Ah ich weiß schon… aber… Wie? Hab‘ ich was vergessen?”, fragte Juudai verwirrt weiter. Die kleine Fellkugel in xiesen Armen bewegte sich eifrig in der Absicht die Frage zu bejahen. Xier dachte angestrengt nach um herauszufinden was xiem entfallen war. Wenn Hanekuribou sogar versuchte xien daran zu erinnern, dann musste es sich um etwas Wichtiges handeln. Wieso sich Juudai dafür aber keine Notizen gemacht hatte, konnte xier sich nicht erklären. Es sollte ein gewöhnlicher Mittwoch sein…

„Ah! Mittwoch!”, brachte Juudai nun verblüfft hervor, denn das große Ereignis fiel xiem wie Schuppen von den Augen. Wie konnte xier dieses Ereignis nur vergessen?! Dabei war es xiem so wichtig. In der Tat so wichtig, dass es normalerweise nicht nötig wäre sich eine Notiz zu schreiben. Diesen Morgen noch hatte Asuka xien vorgewarnt, xier müsse sich nicht sehr beeilen, aber trödeln durfte Juudai auch nicht. Etwas hitzig sah xier auf die Uhr und musste feststellen, dass es bereits dreiviertel Vier war und Eile, in der Tat geboten.

„Ist es dir wieder eingefallen?”, wollte Johan wissen.

„Oh ja”, Juudai nickte und wandte sich suchend und leicht gestresst um, „Allerdings ja, das war knapp! Das war wirklich knapp und das nur, weil ich rumgeträumt habe…! Hier geht’s um Kameraden! Unsere Kameraden!”

„Was meinst du damit?”, hakte Johan verwirrt nach, der Juudai dabei beobachtete wie xier sich beeilte die Jacke auszuziehen und sich lose über die Schultern zu hängen, dann räumte xier xiese Schultasche beinahe achtlos ein und schulterte diese. Schließlich erklärte xier weiter: „Weißt du, die Kameraden meiner Eltern kommen heute zu Besuch! Alle! Denn heute ist Onkel Fubukis Nachfeier. Du weißt schon, er ist doch so ein großer Surfprofi und heute ist sein fünfjähriges Jubiläum als Profisurfer. Das wollten wir feiern und mit wir meine ich wirklich alle. Junniichan und Onkel Shou werden da sein, einfach die ganze Truppe. Ist schon verdammt lange her seit wir das hinbekommen haben.”

„Alle!?”, wollte Johan begeistert wissen.

„Ja. Absolut alle, deshalb hab‘ ich keine Zeit mehr herumzutrödeln. Nimm’s mir bitte nicht übel, Johan, aber ich werde jetzt nach Hause gehen”, erklärte Juudai und machte sich sofort auf den Weg zur Tür des Klassenzimmers. Es gelang Juudai allerdings nicht, sich einfach so aus dem Staub zu machen, denn Johan schnappte sich den Saum des roten Blazers und hielt xien fest.

„Juudai! Juudai, ich flehe dich an, nimm mich bitte mit!”, bettelte Johan sofort, „Ich würde so gern den Ojama-Meister Manjoume Jun kennenlernen und deinen Vater noch einmal treffen und eine ruhige Unterhaltung mit ihm führen und … und... dein begabter Onkel aus der Pro-League und… bitte, wenn es nur irgendwie klargeht, nimm mich bitte mit! Ich hab‘ zwar Kaiser Ryou-sama schon mal getroffen, aber die Gelegenheit um sich ein Autogramm zu holen wäre doch sicher gegeben… Und weißt du, selbst wenn ich mal ein Ticket für Turniere bekomme, dann kann ich ihnen doch nicht sagen, wie sehr ich sie bewundere. Und weißt du wie schwer es ist Eintrittskarten für ein Turnier zu kriegen!? Von einem Meet-and-Greet ganz zu schweigen! Abgesehen davon, ist dein Vater ja in den Pro-League-Ruhestand gegangen, also kann ich seine Duelle nur noch auf Band sehen...”, brabbelte Johan seinem Freund verzweifelt entgegen. Juudai hingegen bedachte xiesen Freund mit einem etwas verunsicherten Blick. Johan verfiel gänzlich in seinen Fanboy-Modus, den Juudai überhaupt nicht leiden konnte. Nach einem kurzen Kampf mit sich selbst, stieß xier einen schweren Seufzer aus. Natürlich hatte Juudai schon bemerkt, dass Johan ein ziemlich großer - um nicht zu sagen - extremer Fan von Kaiser Ryou war und am liebsten wollte xier Johan jedes Mal sagen, dass auch xien Vater ein ganz gewöhnlicher Duellant war. Vor allem weil er seine Karriere als Profiduellant noch vor xieser Geburt an den Nagel gehängt hatte und in die Forschung ging. Für Professor Marufujis Forschungsthema zeigte Johan hingegen gar kein Interesse - Dimensionskunde. Seiner Meinung nach durfte es unmöglich sein in fremde Dimensionen zu reisen, zumindest als Mensch. Darüber hinaus vergaß er, dass Duellgeister irgendwie zwischen zwei Dimensionen schwankten.

Juudai hingegen verstand Johans Begeisterung für ein mögliches Treffen, denn wer ergriff denn nicht gern die Gelegenheit seine großen Idole zu treffen, wenn man sie so nahe vor der Nase hatte. Juudai gab sich einen Ruck, auch wenn xier nicht vollkommen von der Idee überzeugt war, aber Johans leuchtende Augen taten ihr Übriges und xier konnte ihm nichts mehr abschlagen.

„Also gut”, erklärte sich Juudai schließlich bereit, „Ich denke niemand hat was dagegen, wenn ich einen Schulfreund mit nach Hause bringe. Wenn wir großes Glück haben, spielen wir vielleicht ein Tag-Duel.”

„W-was wirklich!?”, hakte Johan verblüfft nach, „Im Ernst!? Vielen Dank, Juudai, ich bin dir was schuldig!” Mitgerissen vor Dankbarkeit und der Vorfreude, umarmte Johan Juudai recht fest. Einige Blicke ruhten auf ihnen, doch die beiden machten sich überhaupt nichts daraus. Es machte xiem nicht einmal etwas aus, Johan beinahe an sich hängen zu haben, auch wenn dessen Körpergewicht eine unerwartete Last war. Juudai erklärte sich die plötzliche Toleranz, die xier für Johan aufbrachte damit, dass die Reaktion der Mädchen ziemlich übertrieben gewesen war und dass sie alle ruhig von ihnen halten durften was sie wollten. Manchmal gab es Freundschaften, die man nicht erklären konnte.
 


 

In der Küche schepperte jemand mit Geschirr. Es klang nicht aufgeregt und auch nicht wütend, wie die Teller aneinander klirrten und in einen kurzen Rhythmus verfielen, bevor sie wieder verstummten. Asuka hantierte mit den Küchenutensilien um die bevorstehende Gesellschaft vorzubereiten.

„Ryou? Kannst du mir bitte den großen Teller dort reichen? Und wenn Manjoume-kun endlich da ist, bitte ihn doch gleich darum den Tisch einzudecken”, bat sie an ihren Lebensgefährten gewandt, „Oh und Shou-kun, verzeih, dass es hier gerade drunter und drüber geht, aber bei allen Gästen brauche ich mehr als zwei Hände. Juudai ist auch noch nicht von der Schule zurück.”

Shou nickte: „Ist doch gar kein Problem. Mittlerweile bin ich es gewohnt euch die Feste zu organisieren, Asuka-san. Das heißt, wenn ihr euch regelmäßiger melden würdet, dann hättest du auch mehr Routine darin. Immerhin scheint sich das langsam zu ändern, ich habe mich fast erschrocken als du mich dieses Mal angerufen hast. Erst Niisan vor zwei Wochen, ganz plötzlich und dann du. Aber jetzt erzähl mal, ist alles in Ordnung mit Juudai-chan?”

Für gewöhnlich gab es nichts was Juudai aufhalten konnte rechtzeitig zu einer Versammlung ‚der alten Truppe’ zu erscheinen. Wenn Shou es sich richtig überlegte, kam es noch nie vor, dass Juudai einer solchen Zusammenkunft fernblieb und deshalb machte er sich etwas Sorgen. Vor allem weil man Juudai für ein recht süßes Mädchen halten konnte, wenn man xien auf offener Straße sah. Heutzutage musste man noch viel mehr auf sich Acht geben als damals, in ihren Tagen auf der Duel Akademia. Ryou allerdings beruhigte Shou wieder, denn er wusste genau, dass sein kleiner Bruder dazu neigte sich schnell die bizarrsten Szenarien im Kopf auszumalen.

„Außerdem hat Juudai in letzter Zeit einen richtig guten Kumpel gefunden. Kann sein, dass sie sich verquatscht haben. Es ist sogar ganz gut, wenn Juudai sich endlich ein paar gleichaltrige Freunde sucht, anstatt die ganze Zeit nur mit uns zusammen zu sein”, erklärte Ryou genauer.

„Im Ernst!? Stimmt es dein armes Vaterherz nicht traurig?!”, warf Manjoume ein, der gerade erst dazu gestoßen war und die ersten Gesprächsfetzen mitbekam. In seiner Stimme lag ein frecher, trietzender Unterton.

„Warum fragst du denn so was?”, hakte Ryou nach, der überhaupt nicht nachvollziehen konnte, was sein ehemaliger Mitschüler damit sagen wollte. Sowohl Shou als auch Asuka kicherten erheitert ob der lustigen Situation und schließlich traf auch Fubuki, begleitet von Kenzan, ein. Nach einer kurzen Begrüßung sinnierte Ryou allerdings immer noch darüber, wieso er wohl traurig sein sollte, dass Juudai einen guten Freund gefunden hatte. Wenn die Kinder genug Freiheiten haben und sich eines Tages von den Eltern lösen um ihre eigenen Wege zu gehen, konnte es kaum etwas Schlechtes sein. Natürlich machte sich Ryou hin und wieder Gedanken, sobald es draußen dunkel wurde und Juudai sich ohne Bescheid zu sagen verspätete. Im Augenblick war es allerdings noch nicht Abend, sondern nachmittags um Vier. Sollte xier sich also mit xiesem Freund beschäftigen, dann entsprach dies nur einer gesunden Jugend.

„Ich dachte nur, wenn der süße, kleine Spross von Papi-Ryou ein eigenes Leben beginnt, dann kann man sich darum sorgen, ob der Papi es auch verkraftet, oder nicht?”; entgegnete Manjoume schließlich, „Was für ein Kumpel denn eigentlich? Ein Mädel?”

„Nein, es ist ein Bursche in Juudais Alter, du würdest ihn ganz sicher auf offener Straße erkennen. Du kannst dich sicher noch daran erinnern, dass ich euch neulich davon erzählt habe, dass es jemanden gibt der mit Johan Andersen verwandt sein könnte, oder? Ich schätze mein Verdacht hat sich bestätigt, aber er wirkt ziemlich ordentlich, also mache ich mir um Juudais Umgang keine Sorgen. Aber worauf willst du eigentlich hinaus?”, antwortete Ryou wie immer in einem bedächtig ruhigen Tonfall, den die meisten, die ihn nicht kannten als beinahe emotionslos beschrieben. Manjoume, nun mehr alarmiert, bedachte seine Worte nun genau bevor er aussprach was er sagen wollte. Ryou konnte manchmal etwas nachtragend sein. Also entgegnete er schließlich: „Ich meinte ja nur, weil du Juudai gegenüber des Öfteren schon wie eine Glucke behütet hast. Ich bin davon ausgegangen, dass du wohl kaum so beherrscht und ruhig bist sobald sich vielleicht eine Romanze anbahnt.”

Während Manjoume sprach breitete sich sein Grinsen wieder aus. Ryou war noch nie einer der Personen gewesen, die sich leicht provozieren ließen und so blieb er auch jetzt gelassen: „Wofür hältst du mich eigentlich, Manjoume-kun? ...Aber eines muss ich zugeben, dass ich das Gefühl habe, dass sich Yuuki Johan Andersen und ich uns früher oder später duellieren werden. Vielleicht liegt es an der Ähnlichkeit zu genau dem Johan, den wir alle kennen, vielleicht ist es aber auch eine Vorahnung. Alles was ich mit Sicherheit sagen kann ist, dass wenn der Zeitpunkt für unser Duell gekommen ist, darf ich mir nicht den kleinsten Fehler erlauben und muss alles geben, was mein Deck zu bieten hat. Das ist eigentlich auch schon alles.”

„Ich nehme alles zurück”, brachte Manjoume leicht schockiert hervor, wobei ihm die letzte Gesichtsfarbe auch noch entschwand, „Du bist eine Glucke.” Dabei schüttelte der Schwarzhaarige kurz den Kopf als wolle er sagen, dass sich Ryou wie ein typischer Vater der „letzten Generation” benahm.

„Also wenn Juudai wirklich richtig Gas gibt, dann könnte xier dich locker schlagen, also keinen Grund xien so zu bemuttern”, behauptete er, „Mal ehrlich, Ryou du bist doch eigentlich ein Vater in seinen besten Jahren. Die Rolle hast du doch jetzt schon so seit… vierzehn Jahren und selbst bist du auch noch nicht mal an die vierzig Jahre alt, also wie kannst du da noch so uncool sein?” In Wahrheit hatte sich Ryou allerdings schon seit seinen jungen Jahren nicht geändert.

„Heh ihr beiden, wenn ihr Zeit zum Plaudern habt, dann beeilt euch und helft mir lieber. Es gibt noch einiges zu erledigen”, ermahnte Asuka die beiden jungen Männer.

„Achtung, Kaiser, deine Frau ist gerade im Modus der weißen Hexe”, scherzte Manjoume, wobei er sich auf dünnes Eis wagte, denn Asuka hatte es nicht gern, wenn man sie auf ihre Vergangenheit bei der Gesellschaft des Lichtes erinnerte. Damals betitelte man sie zwar allgemein als Eiskönigin, doch bei so manchem männlichen Vertreter der Gesellschaft des Lichtes wurde sie auch weiße Hexe genannt. Dies mag damals mit ihren unberechenbaren Launen im Zusammenhang gestanden haben. Asuka warf Manjoume einen scharfen Blick zu und mahnte: „Ich an deiner Stelle würde meinen Mund nicht so weit aufreißen, wenn ich mein Scheffelchen noch nicht im Trockenen hätte, Manjoume Jun.”

„Tut mir leid”, entgegnete Manjoume nun viel kleinlauter, denn Asukas Tonfall ließ keinen Zweifel offen, dass man sie nun besser nicht noch mehr provozierte.

„Manjoume-kun”, flüsterte Shou seinem Kameraden ebenso vorsichtig zu, „Bevor du deine Energie mit Worten verschwendest, lasse lieber deine Hände arbeiten. Du möchtest Asuka-sans Gewitterstürme nicht miterleben, glaube’s mir.”

Darüber waren sich wohl alle einig und packten nun tatkräftig mit an. Fubuki aber verzog seine Miene zu einem ernsten Ausdruck und meinte etwas nachdenklich: „Worüber ich mir allerdings Sorgen mache ist dieser Yuuki Johan Andersen. Es ist schon ein merkwürdiger Zufall, dass wir ausgerechnet in der Zeit landen, in der es jemanden gibt der ebenso wie Juu-chan aussieht wie eine Inkarnation. Nicht, dass es gleich Sodom und Gomorra bedeuten muss…”

„Nii-san, du vergisst, dass Daitokuji-sensei uns hierher gebracht hat”, kommentierte Asuka aufmerksam, „Von Zufall kann also keine Rede sein.”
 

Die Haustür fiel mit einem lauten Krachen ins Schloss zurück. „Ich bin wieder zu Hause!”, verkündete die bereits sehnsüchtig erwartete Stimme im Flur. Ein Blick auf die aneinander gereihten Schuhe, ließ Juudai etwas hektischer werden: „Ach du meine Güte, sind wirklich schon alle versammelt?”

„Jepp, sind schon alle da. Was ist eigentlich mit dir los, Juu-chan, du bist ja heute so spät dr-... Ah… wer ist denn der das neben dir?”, brachte Kenzan verblüfft hervor, denn wenn er sich den ungefähr gleichaltrigen Jungen neben Juudai ansah, verschlug es ihm beinahe die Sprache. Zwar hatte Ryou sie vor gut zwei Wochen vorgewarnt, aber niemand wollte es ganz glauben. Kenzan kannte diesen Jungen. Zumindest kannte er denjenigen, dem er bis aufs Haar glich. Juudais neuer guter Kumpel sah einem seiner ehemaligen Mitschülern furchtbar ähnlich. Yuuki Johan Andersen hatte ebenso große Ähnlichkeit mit sienem schon vor langer Zeit verstorbenen Vorfahren, wie auch Juudai seiner letzten Inkarnation glich. Noch bevor Kenzan ein aufgeregtes „Johan Andersen” ausstoßen konnte, flogen Juudais Straßenschuhe im hohen Bogen durch den Flur und xier machte sich auf in das Wohnzimmer. Vom Sofa aus winkte ihnen Fubuki bereits zu, worauf Juudai xiese Schultasche zu Boden plumpsen ließ. Als Johan seine Schuhe brav und ordentlich im Flur hinterließ und seinem Freund ins Wohnzimmer folgte, weiteten sich auch Fubukis Augen für einen kurzen Augenblick überrascht. Dieser mehr oder weniger geschockte Ausdruck verwandelte sich allerdings in ein heiteres Lächeln, denn nun verstand auch er was Ryou damit meinte, man erkannte diesen Schulfreund auf offener Straße wieder.

„Dann bist du also Johan?”, stellte Fubuki fest und erhob sich um Sofa. Juudai nickte auch wenn er es eigentlich hätte merkwürdig finden müssen, dass xies Onkel den Namen bereits kannte.

„Das ist ein Klassenkamerad von mir. Ich hab ihm erzählt, dass sich heute alle hier zu deiner Feier versammeln und da hat er mich angebettelt”, erklärte Juudai, „Also hab ich ihn einfach mitgenommen. Sein Name ist...”

„Ich bin Johan! Yuuki Johan Andersen, es ist mir eine Ehre Sie kennen zu lernen”, stellte sich der Junge nun selbst vor, wobei seine Wangen leicht vor Aufregung erröteten und seine Augen vor Begeisterung glitzerten. Langsam beruhigten sich auch die emsigen Küchenhelfer und versammelten sich um den Esstisch gegenüber der Wohnecke, die das Wohnzimmer optisch vom Esszimmer trennte. Johan ließ seinen Blick begeistert durch die Runde gleiten, wobei ihm die leicht überraschten Blicke der anderen vollkommen entgingen. Anders hingegen Juudai und beschloss dieser merkwürdigen Sache später auf den Grund zu gehen. Allerdings ahnte xien noch nichts davon, dass die weiteren Ereignisse des Abends daran hindern werden. Schließlich drang Johans begeistert zitternde Stimme an xies ohr: „Meine Güte, die sind ja alle echt! Hier sind alle meine großen Idole versammelt, die ich so bewundere! Juudai… ich bin so gerührt, ich könnte anfangen zu heulen!”

„Fang doch wegen sowas nicht an zu weinen… du bist doch ein Junge…”, ermahnte Juudai leise flüsternd.

„Oh Mann, das kannst du einfach nicht verstehen, weil du den lieben langen Tag von diesen genialen Leuten umgeben bist! All deine Gefühle diesbezüglich sind total abgestumpft.” Juudai rollte gespielt genervt mit den Augen, kicherte dann aber belustigt über die ganze Situation. So ließ xier Johan erst einmal im Wohnzimmer stehen um den Rest xieser Familie und Freunde zu begrüßen. Johan kämpfte derweil mit sich, ob es nicht langsam an der Zeit war sein Notizheft herauszuholen um die großen Vorbilder um Autogramme zu bitten. Er hörte, wie Juudai die anderen begrüßte und sofort in Smalltalk verfiel. Es vergingen sicher ein paar volle Minuten, bevor Johan sich endlich einen Ruck gab. Außerdem war es im bei dieser Gelegenheit gleich möglich jeden Einzelnen zu begrüßen. Der perfekte Plan für jemanden, der von heftigem Herzklopfen geplagt war. Normalerweise verhielt Johan nicht so übertrieben schüchtern, aber auf diese Leute wollte er unbedingt einen guten Eindruck machen. Die Gespräche, die Juudai allerdings mit xiesen Freunden und Verwandten begann, wollte er nur ungern stören und so harrte Johan vorerst noch ein wenig aus und lauschte ihnen aufmerksam.

„Junnichan, wie lief das Turnier neulich?”, erkundigte sich Juudai heiter, „Hast du deinen Rekord gebrochen?” Juudai spielte auf ein jährliches Turnier an, welches in der Pro-League abgehalten wurde. Der Anlass dieses eher unwichtigen Turniers war das beginnende, neue Schuljahr. Aus diesem Grund nahmen die meisten Profiduellanten dieses Ereignis nie so ganz ernst. Vor allem weil nur wenige Schulklassen es für wichtig und lehrreich erachteten, einen Ausflug dorthin zu machen. Dabei wäre dies das perfekte Ereignis um die Klassengemeinschaften gerade in den neuen ersten Jahrgängen zu fördern.

„Tse, nix. Das muss ich wohl auf das nächste Turnier verschieben, aber immerhin habe ich nicht schlecht abgeschnitten”, entgegnete Manjoume ein wenig beleidigt über seine eigenen Leistungen. Es irritierte ihn immer noch ein bisschen, dass Juudai ihn mit ‚Junnichan’ ansprach obwohl er sich bereits des Öfteren etwas mehr Respekt ausgebeten hatte. Manche Dinge an Juudai wollten sich wahrscheinlich nie ändern. Mittlerweile aber konnte er sich gar nicht mehr vorstellen, dass Juudai ihn auf irgendeine andere Weise ansprach.

„Vergiss nicht, bei wem du deinen Rekord brechen wolltest, Manjoume!”, ermahnte Kenzan den Schwarzhaarigen, „So einfach besiegst du mich nämlich nicht.” Juudai kommentierte dies mit einem weiteren mädchenhaften Kichern.

„Aber wo wir schon bei großen Leistungen sind, dieses Mal war es ziemlich knapp, oder Onkel Fubuki?”, erkundigte sich Juudai weiter, hierbei meinte xier vielmehr das Turnier und nicht das Surfen.

„Tja, das kommt davon, wenn man das alles nicht so eng sehen muss, man wird unachtsam. Gewonnen hab ich aber trotzdem nach zehn Zügen”, entgegnete Fubuki sogleich.

„Wie immer, Fubuking!”, fügte Juudai hinzu, „Deine Duelle sind sowieso am aufregendsten anzusehen! Ich glaube, gäbe es ein Unterrichtsfach im Entertainment Duellieren oder so was, dann wärst du der perfekte Lehrer!”

„Oh bloß nicht, Juudai, setz ihm keine Flausen in den Kopf”, bat Asuka ein wenig nervös bei dem Gedanken, dass Fubuki eine ganze Schulklasse unter Strom halten müsste. Fubuki hingegen schien diesem Gedanken gar nicht so abgeneigt zu sein und kommentierte:

„Wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann richtiges Entertainment Duelling. Manjoume-kun hat es auch Mal ausprobiert und wenn ich nicht ganz falsch liege, Asurin, dann hat es dir als kleines Mäd-...ist schon gut.”

Bevor Fubuki ausreden konnte, warf sie ihm einen stechenden Blick als Ermahnung zu. Jedoch wussten sie beide, dass die Situation natürlich nicht heikel war.

„Nebenbei, Onkelchen, warum bist du heute ganz allein gekommen? Ich dachte du hättest eine neue Freundin, die sogar eine Tochter hat?! Du hast mir doch Mal versprochen, dass ich irendwann einen Spielkameraden bekomme. Auf den warte ich nun schon seit mehr als zehn Jahren... ”, brachte Juudai zunächst überrascht hervor, worauf sich xies Miene in eine leicht enttäuschte wandelte.

„Ah, haha… das sowas auch schon wieder die Runde macht… Dabei haben wir beide uns doch bestimmt seit… drei Monaten nicht gesprochen”, Fubuki winkte ab und wollte schnellstmöglich wieder das Thema wechseln. Ungleich Ryou und Asuka befand sich Fubuki weder in einer Ehe, noch lebte er in einer festen Beziehung. Des Öfteren traf er sich mit interessanten Mädchen und vergnügte sich zuweilen auch körperlich mit ihnen wenn die Chemie stimmte. Bisher hatte er jedoch noch niemanden gefunden, der so richtig zu ihm passte. Juudai blieb deshalb das bislang einzige Kind in der Gruppe und da xier sich augenscheinlich oft mit Selbstgesprächen beschäftigte, mieden xien mögliche Freunde. Aus diesem Grund blieb das xier oft allein. Fubuki bemerkte die leichte Gemütsänderung und da er ein extraweiches Herz für Juudai hatte, wollte er xien sofort wieder aufheitern: „Ich könnte mit ihr sprechen, ich weiß nicht genau wie sehr sich ihre Tochter mit dem Duellieren beschäftigt, aber ich bin mir sicher, dass ihr doch einige Gesprächsthemen finden werdet.”

Juudai nickte zufrieden. Xier konnte eben jeden der Gruppe ganz leicht um den Finger wickeln. Es lag zum Teil daran, dass jeder von ihnen zu xies Familie gehörte, selbst wenn nicht alle - und in Wahrheit niemand - mit xiem dieselben Gene teilte. Trotzdem waren sie alle miteinander Verbunden und Juudai hatte das Gefühl, dass nicht xiese Eltern Asuka und Ryou der Ankerpunkt dieser Gruppe waren, sondern xier selbst, Marufuji Juudai. Woher diese leicht egozentrische Auffassung herrührte, konnte xier sich allerdings nicht erklärten. Juudai hatte in dieser Gruppe zwei Onkel und so etwas wie zwei Brüder. Fubuki und Shou nahmen die Stelle als xiese vermeintlichen Blutsverwandten und Kenzan sowie Manjoume als die engen Freunde, welches es einfach nicht lassen konnten sich brüderlich um xien zu kümmern. Deshalb nahmen die beiden die Position zweier ältere Brüder ein. Shou und Fubuki standen xiem allerdings am nahesten obwohl in den meisten Familien eher die Geschwister eine größere Rolle spielten.
 

Aus dem Nichts erschien ein kleiner schwarzer Drache, der sich an die Schale seines scheinbar gerade erst zerbrochenen Eis klammerte. Das Wesen erschien ebenso transparent wie Hanekuribou und Ruby. Es handelte sich bei diesem Drachenküken Fubukis neugewonnenen Freund in Form eines Duellgeistes, welcher ihm seit geraumer Zeit folgte. Fubuki hatte es sehr lange geheim gehalten, doch nach dem Zwischenfall Gevurah, hatte auch er die Gabe entwickelt Duellgeister zu sehen. Das Merkwürdige an dieser schwächer ausgeprägten Gabe war allerdings, dass er nicht absolut jeden Duellgeist wahrnahm, sondern lediglich Juudais treuen Begleiter Hanekuribou, dieses Drachenküken mit den schwarzglänzenden Schuppen und den scharlachrotleuchtenden Augen. So manches Mal verfiel auch er in Gespräche mit diesen beiden Wesen namens Kokuryuu no Hina. Es war das Küken eines Rotäugigen Schwarzen Drachens, das Assmonster Fubukis. Er und Juudai nannten es liebevoll Hina.

„Oh sieh mal wer auch mal wieder aus dem Stapel rauskommt. Ich schätze Hina-chan freut sich Hanekuribou wiederzusehen”, meinte Fubuki sofort, als er den kleinen Duellgeist bemerkte.

„Oh! Wie geht es Hina-chan?”, wollte Juudai sofort wissen. Hanekuribou kam kurzerhand angeschwebt und wenige Momente später spielten die beiden Duellgeister begeistert miteinander. Dieses heitere Spiel blieb einem weiteren Duellgeist nicht verborgen und so entschloss Ruby sich sofort mitzumachen. Das violette Pelztier mit dem Rubin an der Spitze des Schweifes, gehörte zur Gattung der Engels- und Lichtmonster. Es sprang aufgeregt zu Hanekuribou und Kokuryuu no Hina hinüber und begrüßte beide erfreut.

„Nanu!?”, kam es überrascht von Fubuki, der so ziemlich der Einzige in der Runde war, der überhaupt ohne weiteres Zutun die Duellgeister sehen konnte, „Wer ist denn das? Ein Duellgeist?” Seine Überraschung galt nicht unbedingt dem Duellgeist selbst, sondern dass er Ruby sehen konnte. Natürlich waren ihm Johans Kristallbiester bestens bekannt, vor allem das maskottchenähnliche Ruby. Für Fubuki war es keine Selbstverständlichkeit, aber wahrscheinlich hatte es einen Sinn, dass er Johans Monster sehen konnte. Schließlich fiel auch Juudai wieder ein, dass xier eigentlich speziellen Besuch hatte und er irgendwie immer noch leicht verloren durch die eigene Verlegenheit wie bestellt und nicht abgeholt am Tisch saß. Aus diesem Grund musste Juudai sich nun wirklich anstrengen und Johan mehr in das Geschehen einbinden. Eine etwas formelle Vorstellung xieses Freundes und auch Ruby war mehr als angebracht.

„Ruby gehört zu Johan! Johan besitzt ein Deck, dass es nur ein einziges Mal auf der Welt gibt, die Kristallbiester! Der Name dieses Monsters ist Hougyokujuu Ruby Carbuncle”, erklärte Juudai vollkommen begeistert.

„Verstehe. Das heißt also, dass dein neuer Freund auch Duellgeister wahrnehmen kann?”, hakte Fubuki nach, der sich noch lebhaft daran erinnern konnte, dass Johan Andersen damals gern mit für ihn unsichtbaren Kreaturen sprach.

„Ah, ja genau! Johans Familie ist einfach unglaublich! Anscheinend liegt diese Gabe in seinen Genen! Seine ganze Familie kann sie sehen!”, entgegnete xier in heller Begeisterung und wedelnden Armen. Selten konnte man Juudai begeistert von anderen Menschen reden hören, obwohl xier stets aufgeschlossen auftrat. Fubukis Blick kannte keine Überraschung mehr ob der unglaublichen Ähnlichkeiten zwischen den beiden Johans. Johan sah nicht nur haargenau so aus wie sein alter Schulkamerad, er trug auch noch genau denselben Namen und besaß die wundersame Gabe mit den Seelen in den Karten zu kommunizieren. Ein wenig befremdlich wirkte es, dass er nun einige Jahre älter sein sollte als jemand, der früher nur maximal zwei Jahre jünger war als er selbst. Fubuki suchte die Augen Asukas und Ryous, die ihm vielsagend zusahen. Sie mussten nichts aussprechen um ihm zu sagen, dass auch sie es verdächtig fanden. Shou, Manjoume und Kenzan tauschten ebenfalls Blicke aus, die sich gegenseitig bestätigten, dass sie einiges untereinander besprechen wollten, sobald sich eine passende Gelegenheit ergab. Für Fubuki allerdings gab es keinen Zweifel mehr daran, dass Johan etwas mit ihrer Gruppe zu tun hatte, denn die Gabe des Duellgeistsehens war keinesfalls eine weit verbreitete Gabe. Ganz im Gegenteil, denn nicht mal Ryou oder Asuka sahen sich dazu in der Lage. Solange sich die Karten nicht selbst dazu entschlossen sich die Mühe zu machen um all ihre Kraft aufzubringen um mit ihnen irgendwie zu kommunizieren.

Schließlich lockerte sich Fubuki wieder: „Das ist wirklich eine eigenartige Familie. Dein voller Name ist also Yuuki Johan Andersen, stimmt’s?” Johan nickte stumm. Er hatte die Blicke zwischen all seinen Idolen tatsächlich nicht wahrgenommen. Die überwältigende Präsenz dieser Leute machten ihn noch immer sprachlos. Sein Glück war es, dass ausgerechnet Fubuki nun das Eis brach. „So, dann nehme ich an, dass es mehr als nur im Bereich des Möglichen ist, dass du mit Professor Andersen verwandt bist?”, wollte Fubuki genauer wissen.

„Ah, ja genau. Mein Ur-ur-urgroßvater hat den Grundstein der Seelenforschung gelegt und mein Großvater und nun auch mein Vater setzen seine Arbeit fort”, erklärte Johan mit einer eher zurückhaltenden Begeisterung.

„Eine wirklich schwierige Sache, wenn man solch ein Erbe antreten muss, denke ich mal”, bemerkte Fubuki, „Jedenfalls wenn du ebenfalls vor hast in ihre Fußstapfen zu treten.”

„Ich glaube, ich möchte lieber Produellant werden”, antwortete Johan wahrheitsgemäß, „Ach, Fubuking, sagen Sie, hat Kokuryuu no Hina nicht genau die entgegengesetzten Attribute von Hanekuriibou und Ruby?” Etwas ungeschickt versuchte Johan ein vernünftiges Gespräch mit Fubuki zu beginnen und überreichte ihm als Ersten das kleine Notizbuch und so ging es rundum auf Wanderschaft, damit der Jugendliche endlich seine gewünschten Autogramme bekam. Fubuki nickte schließlich: „Das hast du gut erkannt.”

„Wusste ich’s doch. Man sieht diese Karten nicht mehr sehr oft. Sie stammen noch aus einem ganz anderen Jahrhundert und sind immer vergriffen und äußerst selten geworden, wissen Sie?”, erklärte Johan, „Deshalb trifft man auch nur noch selten auf Duellgeister dieser Monster. Mir fällt auf, dass viele Licht- und Engelsmonster sehr niedlich sind und Monster der Dunkelheit eher nicht. Wahrscheinlich haben sich die Kartendesigner etwas dabei gedacht.”

„Ich mag solche Monster total gern!”, stimmte Juudai mit in das Gespräch ein, „Ich würde gern mal in einem Zimmer voller Kuribou oder Hanekuribou und Ruby und sonstiger flauschiger Monster sitzen!”

Johan konnte sich ein Lachen nicht verkneifen: „Das wäre sicher ziemlich weich, wenn sie sich materialisieren könnten. Bis jetzt habe ich nur von Kuribou und Hanekuribou gehört. Vielleicht gibt es noch viele verschiedene andere Kuribou!”

„Wenn man nach ihnen sucht, vielleicht. Wir sollten Monsterentdecker werden, wenn wir schon Duellgeister sehen können, Johan!”, schlug Juudai scherzend vor und die beiden Schüler wirkten nun wie ganz gewöhnliche Kinder, die Spaß an ihrer Schulzeit hatten, „So eine Karriere hat bestimmt noch nie jemand gemacht!” Während sie die drei Duellgeister bei ihrem Spiel beobachteten, begannen die anderen sich auch über alles Mögliche zu unterhalten. Für eine Weile wollte keiner mehr rätseln, ob Amnael sie mit Absicht in diese Zeit befördert hatte. Für apokalyptische Probleme musste auch nach dem Essen noch Zeit sein. Mit leerem Magen ließ es sich ohnehin nicht gut nachdenken und sie wollten Juudai auch nicht die Freundschaft zu Johan sofort schlechtreden. Falls dies überhaupt nötig war.
 

„Jetzt verliert keine Zeit, sonst wird das Essen noch kalt”, ermahnte Asuka ihre Gäste freundlich. Immerhin hatte sie sich sehr viel Mühe mit dem Menü gegeben und letztendlich gelang es ihr alles rechtzeitig zu kredenzen weil Shou sich bereiterklärt hatte sie zu unterstützen. Asuka übertraf sich nahezu selbst mit dieser prächtigen und vor allem reichen Tafel. Allerdings berechnete sie auch mit ein, dass der großteil der Anwesenden junge Männer waren, welche ausgewachsenen Hunger mitbrachten. Die Sitzordnung hatte sich automatisch mit Johans Hinzukommen neu angepasst. Natürlich saß er nun zwischen Juudai und Ryou, was den armen Jungen ziemlich nervös stimmte. Juudai schaffte es glücklicherweise Johan von Neuem zu lockern. Immerhin kannte xier die Ausstrahlung xises Vaters sehr gut. Eine respekteinflößende Ausstrahlung ging stets von ihm aus und manchmal konnte sie auch Juudai ein wenig einschüchtern.

Auf dem Tisch stand reichlich Reis und um diesen herum waren genug Beilagen dazu. Gegrilltes Hühnchen, Gyouza und eingelegtes Gemüse wie Rettich gehörten unter vielen, vielen anderen dazu. Manjoume stürzte sich regelrecht auf die fleischlichen Beilagen und bemerkte entweder nicht, dass Shou und Ryou ihn etwas skeptisch beäugten, doch Kenzan tat es ihm schon bald gleich. Johan bediente sich ebenfalls hauptsächlich am Hühnchen und reichlich daran, obwohl er wesentlich gesitteter aß und auch einen Schluck von seiner Misosuppe nahm. Shou wandte sich neckend an Manjoume: „Du weißt schon, dass Frauen auf Männer stehen, die wissen wie man Gemüse isst?”

„Was?!”, nuschelte Manjoume mit vollem Mund, “Wieso sagst du mir das?”

„Uwargh, Manjoume-kun! Sprich lieber nachdem du runtergeschluckt hast!”, ermahnte Shou, während er beobachtete wie ein wenig zerkleinerter Reis an Manjoumes Wange kleben blieb.

„Ach komm schon, Marufuji-senpai… Es gibt wichtigeres als Frauen”, bemerkte Kenzan, der ebenso viel in sich hineinschlang ohne darüber nachzudenken, dass der langsame Genuss einer Mahlzeit vielleicht viel gesünder war. Shou wusste allerdings, dass es ziemlich wichtig für ihren gemeinsamen Kameraden war bei den Frauen gut anzukommen. Kenzan hingegen machte sich nichts aus irgendwelchen Verbindungen. Spaß stand bei ihm an oberster Stelle. Juudai und Johan hatten die Szene ebenfalls mit einem breiten Grinsen beobachtet. Juudai erklärte allerdings mit deutlichem Scherz in der Stimme: „Junniichan, was Onkel Shou meint bedeutet eben, dass Frauen auf Männer stehen die wissen wie man sich ernährt. Fleisch so hinunterzuschlingen und den Salat nicht mal anzusehen zeigt, dass du nicht noch nicht reif für eine Beziehung, geschweige denn eine Ehe bist.”

„Wie bitte!? Muss ich mir das echt von einer Halbwüchsigen sagen lassen?”, biss Manjoume zurück und verschränkte leicht verstimmt die Arme. Er verstand einfach keinen Spaß, aber Juudai tat es.

„Na ja, wie ich sehe sind sich da Manjoume-kun und Johan-kun ziemlich ähnlich. Aber trotzdem hat er bessere Manieren als du”, bemerkte Shou noch immer trietzend. Johan errötete leicht, doch er ließ sich nicht davon abhalten weiterzuessen. Ganz im Gegenteil, er meinte sogar die Atmosphäre in dieser leicht merkwürdig zusammengesetzten Familie zu verstehen. Erschienen einige Kommentare auch ein wenig bösartig, so überschritt trotzdem keiner der Anwesenden die unsichtbare Grenze von dem was akzeptabel war.

„Und Johan ist bei weitem cooler als Junniichan”, fügte Juudai noch hinzu, wobei xier Johan vollkommen aus dem Konzept brachte. „Aber Juudai-kun, das kannst du doch so nicht sagen. Manjoume-san ist doch Produellant und-...”

„Hat damit nichts zu tun!”, entgegnete Juudai und zwinkerte dem anderen keck zu, „Nur weil Junniichan schon erwachsen ist und Geld damit verdient sich zu duellieren, bedeutet es nicht gleichzeitig, dass er auch der ideale Erwachsene ist. Ich glaube es gab noch kein Jahr in dem Junniichan nicht in irgendwelchen Schwierigkeiten steckt.”

Auf den Wangen des schwarzhaarigen Mannes breitete sich ein dunkles Rot aus. Es geschah selten, dass er errötete, doch konnte Manjoume nicht abstreiten, dass er doch hin und wieder seine Probleme hatte seinen Weg als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu bestreiten. Auch Johans Wangen färbten sich tiefrot. Er war sich nicht so ganz sicher ob er dies nun als Kompliment sehen sollte oder nicht. Der sonst so aufgeweckte Junge verfiel eher in Schweigen und dies schien Juudai besonders zu gefallen. Um die seltsame Situation ein wenig aufzulockern schlug Shou schließlich vor sich zu duellieren: “Immerhin ist es selten, dass Juudai mal einen Freund mit nach Hause bringt. Also die perfekte Konstellation für ein Tag Duel! Wenn ich ehrlich bin, würde ich das gern mal wieder machen!”

„Ich bin dabei!”, stimmte Kenzan sofort zu.

„So lange uns Ryou und Asuka die Schiedsrichter machen, okay”, fügte Fubuki hinzu, der immer für ein inoffizielles Turnier zu haben war.

„Waas?! Warum duellieren meine Eltern schon wieder nicht mit uns?”, beschwerte sich Juudai ein wenig enttäuscht.

„Du weißt doch, dass wir schon lange keine Produellanten mehr sind. Diese Karriere haben wir beendet”, kommentierte Ryou trocken, dabei merkte er, dass seine Argumentation hinkte. Asuka pflichtete ihm mit einem simplen Nicken bei.

„Außerdem, Juu-chan, sind deine Eltern nun mal die begabtesten unter uns - vor allem, wenn sie ein Tag Team bilden. Außerdem schätze ich, dass es an der Zeit ist, dass du jemand anderen als Ryou als deinen Tag Duel Partner wählst. In diesem Falle denke ich, dass Johan-kun der perfekte Partner zum Tag Duel für dich ist. Ich schätze, dass Johan-kun auch noch lange nicht so weit ist sich mit Kaiser Ryou messen zu wollen”, erklärte Fubuki schließlich. Die noch jungen Seelen von Johan und Juudai zu schützen war allerdings nur ein Grund warum Fubuki umgehen wollte, dass sich Johan, Juudai und Ryou gegenüberstanden. Ryou hatte ihnen bereits erzählt, dass er das Gefühl habe, dass es später eine Zeit geben könnte, dass sie sich duellieren würden. Diese Vorahnung wollte Fubuki einfach nicht heraufbeschwören indem er Schicksal spielte.

„Aber wenn Juudai so gerne möchte?”, mischte sich Kenzan nun ein, „Ich meine, für unsere Chancen ist es natürlich besser, aber die beiden können doch immer gemeinsam ein Tag Team bilden…”

„Meine Güte bist du langsam, Kenzan-kun!”, ermahnte Shou, „Fubuki-san will die beiden auch so näher zusammenbringen, schätze ich. Du weißt doch, Johan-kun ist ein Junge und Juudai… eben keiner und außerdem was glaubst du was es mit Niisans Vatergefühlen macht, wenn er Johan gegenübersteht?” So ganz verstand Kenzan die Situation immer noch nicht, doch dies kommentierte Asuka locker mit einem: „Das verstehst du nicht, weil du weder verheiratet bist noch Kinder hast.”
 

Das Mini-Tag-Turnier wurde also im Hause Marufuji eingeläutet. Die Solid Vision gestaltete die Duelle lebendiger und aufregender, da sich die Monster tatsächlich für alle Zuschauer und Duellanten im Raum befanden. Den Anfang machten Juudai und Johan im Team gegen Shou und Kenzan, die in der Pro-League bereits einen guten Namen hatten. Zwar reichte ihr Ruf noch nicht an den von Ryou oder Fubuki heran, doch niemand konnte abstreiten, dass es eine unglaubliche Ehre war gegen die beiden zu spielen. DIe Frage ob Fubuki es sich zum Ziel machte eines Tages den berüchtigten Ruf des Hell Kaiser Ryou oder gar des Königs der Spiele Mutou Yuugi zu übersteigen, brannte Johan auf dem Herzen. Diese musste er auf später vertagen, denn das Duell begann rasant und er musste sich auf seine eigentlichen Gegner konzentrieren. Shou beschwor bereits innerhalb seiner ersten paar Züge eines seiner Ass-Fusionsmonster. Kenzan stand ihm in nichts nach, denn auch er spezialbeschwor eines seiner stärkeren Monster Riesen-Rex. Trotzdem unterschätzte niemand das jeweils andere Team und verhielt sich ebenso reserviert in Hinsicht auf Angriffe. Dennoch konnte man momentan lediglich darüber spekulieren, welches der beiden Teams den Sieg davon trug, denn das Duell hatte gerade erst begonnen.

Nun war Juudai am Zug: „Ich aktiviere den Effekt, Bubble Mischen! Ich opfere Bubbleman und beschwöre einen weiteren Helden! Komm hervor, Elemental Hero Neos!!”

„Wow, da ist es ja. Nicht schlecht, aber keine Bange, nicht mehr lange und ich werde dir tatkräftig zur Seite stehen”, meinte Johan beeindruckt, dass es Juudai so früh gelang dieses Monster zu rufen. Juudai nickte lediglich und ging sogleich zum Angriff über, denn Elementarheld Neos verfügte 500 Angriffspunkte mehr als die Verteidigung des Monsters Super Vehicroid Jumbo Drill.

„Nicht so schnell, Juudai!”, rief Shou im Eifer des Gefechts und aktivierte eine seiner Fallenkarten, „Ich spiele Angriff Annullieren und beende deine Angriffsphase ohne Schaden davonzutragen.”

„Haah, na gut da kann man nichts machen… Dann beende ich meinen Zug”, meinte Juudai ein wenig enttäuscht über den fehlgeschlagenen Angriff.

„Mein Zug”, kündigte Kenzan an und zog eine Karte, woraufhin er etwas leidlich aussah, „Nun ja… da mein Riesen-Rex die Kraft von Neos nicht übersteigt, überspringe ich die Angriffsphase und muss meinen Zug beenden.”

Selten kam es vor, dass Kenzan solche unspektakulären Züge spielte. Für den Augenblick blieb das Glück auf Juudais und Johans Seite. Der nächste Zug ging an Johan, der sogleich eine Karte zog und seine Hand genau erforschte. Er tauschte einen kurzen Blick mit Juudai aus und gab xiem ein kleines Nicken als Zeichen. Das Startsignal um xiem zu signalisieren, dass Johan nun so richtig loslegen wollte.

„So, ich bin jetzt endlich soweit! Vielen Dank, dass du die Stellung so lange gehalten hast. Ich werde nun meinen absoluten Favoriten hervorholen!!”, kündigte Johan mit Stolz hervorgestreckter Brust an.

„Wie jetzt, ehrlich!? Das ist super, komm schon zeig uns dein Ass im Ärmel, Johan! Rufe den Rainbow Dragon!”, brach es begeistert aus Juudai hervor.

Johan nickte: „Jepp. Ich aktiviere die Magiekarte Hougyoku no Michibiki – Kristallleuchtfeuer um alle Kristallbiester, die sich in der Magie- und Fallenzone befinden zu vereinen um ein weiteres Monster, welches mit dem Namen Kristallbiest gekennzeichnet ist spezialzubeschwören! Ich entscheide mich für Sapphire Pegasus und aktiviere dessen Effekt! Dieser Effekt erlaubt es mir ein weiteres Monster mit dem Namen Kristallbiest in die Magie- und Fallenzone zu platzieren. Sapphire Calling!!”

Das weiße Pferd mit dem spiralförmigen Horn und den mit blauen Juwelen besetzten Flügeln wieherte schrill auf, nachdem es auf dem Feld erschienen war, um ein weiteres Monster zu sich zu rufen. Ein roter Edelstein erschien und platzierte sich in der besagten Zone. Johan und Juudai nickten einander zu als habe sich in ihrer kurzen gemeinsamen Duellerfahrung bereits eine Rutine eingeschlichen.

„Ich aktiviere die Fallenkarte Niji no Inryoku - Rainbow Gravity! Sobald sich auf dem Feld und auf dem Friedhof insgesamt sieben verschiedene Kristallbiester befinden, erlaubt es mir diese Karte unabhängig von allen Voraussetzungen den Kyuukyoku Hougyokushin Rainbow Dragon vom Extradeck oder dem Friedhof spezialzubeschwören! Also zeige dich nun, Rainbow Dragon!!”

Auf seinen Ruf hin erschien der imposante Drache, der die sieben Kristallbiester in sich vereinte. Die ultimative Karte des Hauses Andersen, welche Johan von seinem Ur-ur-urgroßvater geerbt hatte. Ein Raunen ging durch das Wohnzimmer der Marufujis. Zwar blieb die schiere Begeisterung aus, denn jeder von ihnen kannte dieses beeindruckende Monster. Dennoch flößte ihnen dieser Anblick immer wieder Respekt ein und löste Bewunderung aufgrund des Drachens Schönheit aus. Zweifel an Johans Herkunft blieben nun überhaupt keine mehr. Allerdings hatten weder Shous Jumbo Drill noch Kenzans Riesen-Rex eine ausreichende Angriffskraft um die, des Rainbow Dragons etwas entgegenzusetzen. So lange nicht einer der beiden etwas an Fallen- oder Magiekarten entgegenzusteuern konnten, waren sie wohl vorerst schutzlos.

„Also los, genießt den Anblick meines Lieblings, hier kommt sein Angriff! Auf Kenzan-sans Riesen-Rex! Over the Rainbow!!”, befahl der Junge und sofort setzte sich der weiß-goldene Drache in Bewegung. Er öffnete sein gigantisches Maul und feuerte sieben kleine regenbogenfarbene Strahlen, welche sich in der Mitte trafen um sich zu einem großen, weißen Strahl zu vereinen. Der Angriff flog blitzartig auf den Riesen-Rex zu um ihn zu zerstören um Kenzan ein paar Lebenspunkte abzuziehen.
 

Durch die Solid Vision flog der Strahl wie erwartet durch das gesamte Zimmer und breitete sich wie ein leuchtender Regenbogen aus. Für gewöhnlich dauerte ein solcher Angriff nur ein paar Sekunden. Dieses Mal jedoch war etwas anders. Rainbow Dragons Angriff verschwand nicht, der Strahl begann sich um die sechs Erwachsenen zu schlingen und umhüllte sie wie ein dünner Membran. Das Licht spaltete sich zunächst wieder in seine sieben Spektren auf, bevor es von neuem zu einem hellen, weißen Schein wurde und zunächst Shou und Kenzan, dann Manjoume und Fubuki erreichte sowie zuletzt auch Ryou und Asuka bewegungsunfähig zu machen und zu verschlingen. Ein beklemmendes Gefühl befiel die kleine Gruppe, denn das weiße Licht schnürte sich fest um ihre Körper, so als wollte es ihre Seelen aus ihren fleischlichen Hüllen vertreiben. Ihnen blieb zunächst für einige Sekunden die Luft weg, worauf sich eine furchterregende Übelkeit breitete ausbreitete und nicht mehr losließ. Ryou wurde von einem altbekannten Schmerz in der Brust ereilt. Das Stechen der Dunkelheit in seiner Seele verursachte, dass sein Herz beinahe erstarrte. Auch Asuka, Shou und alle anderen spürten die Erinnerung an alte Wunden wieder aufbrechen. Wunden, die sie längst vergessen hatten und doch niemals vollends vergessen konnten. Die Runensteine aus der Isekai begannen zu leuchten. Der Beweis, dass sie damals alle Opfer des Kampfes zwischen Licht und Dunkelheit waren. Diese Runensteine waren eines der vielen Beweisstücke, dass sie miteinander verbunden waren und gegen das Schicksal rebellierten. Sie strahlten smaragdgrün und hell und die sechs erwachsenen spürten, dass ihnen das Atmen ein wenig leichter fiel.

„Wa-...warum?”, brachte Asuka unter zusammengebissenen Zähnen hervor, als sie ihren eigenen Runenstein fest umklammerte, “Kann sich irgendjemand bewegen?”

„Nein. Aber Sollten diese Steine nicht ruhen, bis wir Juudai wieder verteidigen müssen?”, keuchte Ryou, der sich unter den Schmerzen seines eigentlich längst kurrierten Herzens auf den Boden niedergelassen hatte, “Was…. hat das zu bedeuten?”

„Keine Ahnung, aber wenn unsere Steine leuchten, dann ist das kein gutes Omen”, behauptete Shou, dem bereits übles schwante und auch er machte sich keine Mühe sich auf den Beinen zu halten. Sie versagten unter ihm als sei die Schwerkraft um das Doppelte angestiegen.

„Blödsinn, das schaffen wir schon. So wie immer, wir haben schon größere Katastrophen überstanden und so können wir uns vielleicht bald wieder austoben”, entgegnete Manjoume, der damit bemüht war seine Pein zu verstecken, „So haben wir vielleicht bald wieder richtige Heldentaten zu erledigen.”

„Hör auf so zu tun als seist du abenteuerlustiger als du eigentlich bist, Manjoume-kun. Ich frage mich viel eher wieso Rainbow Dragon solch eine starke Reaktion triggert…”, brachte Fubuki nachdenklich hervor. Von Johan, dem der Rainbow Dragon gehörte, ging nichts Böses aus. Er äußerte sich zumindest bis jetzt kein einziges Mal abfällig und erschien wie ein vollkommen gewöhnlicher Jugendlicher. Johan war gutherzig und heiter, nun ebenso duellverrückt und begeistert wie Juudai.

„Wieso nur… Was haben Johan und dieser merkwürdige Schmerz miteinander zu tun? ...Immerhin…”, Fubuki war sich sicher, dass er zusätzlich zu seinen eigenen Schmerzen auch die des Rainbow Dragon gespürt hatte. Er konnte den Duellgeist dieses Monsters sehr gut sehen, ein Zeichen dafür, dass dies ein besonderes Wesen war. Fubuki fühlte deutlich, dass dieser Drache ebenfalls unter Schmerzen litt, die ihn unglaublich peinigten. Er wandte sich dem riesigen Drachen zu, der noch immer für ihn sichtbar im Wohnzimmer stand. Vermutlich wartete das Wesen auf weitere Befehle. Fubuki stutzte kurz, denn ein solches Monster war ihm noch nie begegnet, auch wenn er noch nicht halb so vielen begegnet war wie beispielsweise Juudai. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm.

„Das gibt es nicht… er hat kein Bewusstsein!? Dieser Drache hat keine Seele, aber das ist unmöglich!! Juudai sagt es auch immer wieder, jeder Duellgeist ist auch ein Lebewesen... aber… Dieser Drache hat kein Herz!! Er verschließt es nicht, oder versteckt seine Seele… er hat einfach nichts. Es ist furchtbar weiß und leer in ihm…”, erklärte Fubuki schließlich beinahe atemlos, „Aber Duellgeister sind Seelen. Er könnte so eigentlich gar nicht existierten?!”

„Wie bitte?”

„Das ist vollkommen unmöglich”, widersprach Ryou und betrachteten den Drachen ebenfalls. Vor ihnen hatte sich Rainbow Dragon materialisiert. Das Licht des Angriffes hatte sie in eine Art Zwischenwelt gebracht, die vermutlich Ähnlichkeit mit Yuberus Versiegelung in der Isekai hatte. Fubuki allein war allerdings in der Lage den Rainbow Dragon zu spüren und kommunizierte deshalb auf einer anderen Ebene mit ihm. Fubuki vermutete dass nur Johans sanfte Natur diesen Drachen in Bewegung hielt, ansonsten gab es nichts in ihm außer einem weißen, bösartigen Licht, welches sich immer weiter ausbreitete.

„Wie kann das sein?”, brachte Ryou perplex hervor.

„Ich weiß es nicht, Ryou. Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet, das weißt du. Vielleicht könnte es Juudai erklären. Ich finde es absolut merkwürdig. Dieser Drache ist eine hohle Hülle und in ihm befindet sich nichts weiter als ein brennendes Licht”, erklärte Fubuki ebenso ratlos.

„Ein Licht sagst du-...!?”, entfuhr es Ryou. Sein Blick blieb starr auf Rainbow Dragon ruhen, „Nein...das…”

Die anderen verblieben ebenso ratlos, doch versuchten immer wieder sich in Bewegung zu setzen. An ihrem bewegungslosen Zustand änderte sich erst etwas, als das Licht sich legte und sich eine neue Sicht vor ihnen ausbreitete, ähnlich eines Films, der ihnen etwas Klarheit bringen sollte.
 

Vor ihnen erstreckte sich die bekannte Welt. Eine unnatürliche Dukelheit umhüllte sie und der wolkenverhangene Himmel ließ keinen Sonnenstrahl auf die Erde hinunter. Für einen Augenblick sahen sie ein tosendes Unwetter ihre Welt heimsuchen. Eine unsagbar große Energie bündelte sich an einem Punkt im Himmel, so dass die Wolken den Eindruck erweckten jeden Moment zu zerbersten. Unter ihnen lag die Stadt in der sie momentan lebten in Trümmern. Orimpia gab es nicht mehr in seinen sieben, großräumigen Stadtteilen. Das Wahrzeichen, der hohe Sendeturm lag in alle Richtungen zerstreut und die Bewohner schienen nicht mehr existent. Ryou und Asuka traf der Anblick wie ein Stoß mit einem Messer. Orimpia in Schutt und Asche bedeutete, dass es auch keinen Schutzmechanismus für die sanfte Dunkelheit gab. Sobald dies geschah mussten die Duellanten darauf gefasst sein, dass sie selbst wieder zur Tat zu schreiten und Juudai aktiv beschützen mussten. Hoch über den letzten Resten des Sendeturms brodelte es gefährlich. Die angestaute Energie des Unwetters entlud sich mit einem ohrenbetäubenden Brüllen. Ein Lichtblitz schnellte auf die Erde nieder um die Welt mit einem gleißend und weiß einzunehmen. Dann gab es nichts mehr.
 

Die Welt unter ihnen und um sie herum verschwand spurlos.
 


 

Stille folgte.
 

Verschwunden im Nichts.
 

Das Ende der Welt.
 

Die Stunde „Null“ trat ein.
 

Das Licht der Zerstörung blieb siegreich.
 

„Verdammt, das darf einfach nicht sein!!”, brach es aus Ryou hervor, „Das kann nicht möglich sein!! Orimpia wurde über Neo Domino errichtet, um Juudai zu schützen!! Um die Sanfte Dunkelheit zu schützen!”

Seine Freunde blickten betroffen zu Boden. Auch Asuka wurde bleich und hatte Schwierigkeiten sich auf den Beinen zu halten. Sollte sich denn der Kampf gegen das Licht der Zerstörung wiederholen? Breitete sich deshalb dieser alte Schmerz wieder in ihr aus? Würde sie etwa Ryou verlieren, so wie früher? Trotzdem war sie sich darüber im Klaren, dass das Licht welches sie soeben mit eigenen Augen gesehen hatten das Licht der Zerstörung war. Sie selbst hatte es einst unterstützt.

„Das kann nicht wahr sein. Wiederholt sich denn alles!? Es muss eine Warnung für uns sein… nichts anderes, Ryou. Wir sollten aufmerksamer sein, ganz sicher!”, meinte Asuka schließlich um sich selbst zu beruhigen. Sogar Ryou lief der kalte Angstschweiß über die Stirn. Es fiel ihm schwer die richtigen Worte zu finden und konnte sich nicht dazu durchringen klare Aussagen zu machen. Vermutlich hatten sie diese Vision gesehen, damit sie vorbereitet waren. Vielleicht wollte sie jemand warnen. Was genau Johan und sein Rainbow Dragon mit dem Licht der Zerstörung zu tun hatten, konnten sie nicht wissen, aber dass es eine Verbindung geben musste, daran bestand kein Zweifel. Ryou wollte es herausfinden und das besser früher als später. Die Stunde Null musste abgewendet werden.

„Ryou-...”, Fubuki ergriff als erster das Wort, doch er schaffte es nicht weiterzusprechen. Ryou kam ihm zuvor: „Wir wissen, dass Orimpia noch existiert. So viel ist sicher, die Katastrophe ist noch abwendbar. Wir haben schon einmal ‚die apokalyptische Krise‘ zum Schutz der Menschheit abgewandt und damals waren Asuka und ich allein. Trotzem brauchen wir Zeit und ein Konzil.”

Sein Blick glitt durch die Runde. Fünf Augenpaare waren auf ihn gerichtet und wortlos wurden sie sich einig. Sie mussten allein einen Rat abhalten, so dass sie Juudai und Johan nicht unnötig in Sorge versetzten.
 

„Papa! Mama!”, ermahnte Juudai xiese Eltern streng, „Hey… alle miteinander…. was ist denn mit euch plötzlich los?” Nachdem Rainbow Dragon seinen Angriff ausgeführt hatte und die Solid Vision wieder zum Stillstand kam, erschien es den beiden Jugendlichen so als waren die anderen zu Salzsäulen erstarrt. Für Juudai und Johan blieb es unerklärlich was mit ihnen geschehen sein könnte. Für einen kurzen Moment war es ziemlich hell geworden, doch das blieb durch die Solid Vision nun mal nicht aus.

„Ich weiß auch nicht… Aber wenn es mit dem Duell zu tun hat, dann sollten wir es vielleicht beenden”, schlug Johan vor, dem der Zustand von Juudais Familie bedenklich vorkam. Um die Solid Vision abzuschalten und das Duell vorzeitig zu beenden, betätigte er die Option „Aufgeben”. Kurz darauf verschwanden sämtliche Monster im Raum und nur noch die nackte Realität blieb zurück. Lediglich Hanekuribou, Ruby und Kokuryuu no Hina blieben bei ihren menschlichen Freunden um zu sehen was geschah. Stille erfüllte das Wohnzimmer, sechs Menschen blieben wie versteinert stehen und starrten ins Leere. Dieser Anblick jagte den Jugendlichen bestialische Angst ein.

Papa!”, ermahnte Juudai xiesen Vater noch einmal. Johan versuchte ebenfalls die Aufmerksamkeit der anderen zu erlangen. Leichte Panik machte sich in beiden breit.

„Papa! Hey Papa, atmest du noch?”, drängte Juudai und rüttelte Ryou ein wenig.

Etwas rührte sich endlich.

„Juudai… Keine Sorge, selbst wenn ich ein wenig fertig aussehe, so leicht bleibt mir die Luft nicht weg”, entgegnete er mit einem milden Lächeln. Scherzen lag Ryou eigentlich überhaupt nicht.

„So ein Glück…”, erleichtert atmete Juudai aus und das leichte, ängstliche Zittern ließ nach. Ryou sah sich um und bemerkte, dass sich seine Freunde ebenfalls langsam wieder rührten. Sie alle hatten ausgesprochen blasse Gesichter, aber andere Verletzungen trug niemand davon.

„Papa, was war denn gerade los?”, wollte xier wissen.

„Tut mir leid, Juudai, aber darüber können wir noch nicht sprechen”, erklärte Ryou sogleich, „Entschuldige, meinst du es wäre möglich, wenn wir Erwachsenen eine Weile für uns bleiben können? Wir müssen etwas Wichtiges besprechen.”

„Eh? A-...aber…”, Juudai wollte protestieren, vor allem, weil xiem bisher niemand etwas verheimlichte. In diesem Hause gab es normalerweise keine Geheimnisse. Juudai verwirrte diese Bitte sehr, allerdings musste es sich um etwas von großer Wichtigkeit handeln. Ansonsten konnte man es xiem doch einfach erklären. Juudai versuchte immerhin Verständnis zu zeigen, trotzdem konnte xier nicht mit ganzem Herzen einwilligen.

„Ist das zuviel verlangt?”, hakte Ryou nach. Asuka machte eine leichte Bewegung nach vorn, doch Ryou gab ihr ein Zeichen sich nicht einzumischen. Juudai zeigte eines xieser bettelnden Trauermienen, die schon so oft dazu beigetragen hatten xiesen Willen durchzusetzen. Ryou wuschelte Juudai durch den braunen, wuscheligen Schopf: „Es ist nur dieses eine Mal. Das bedeutet nicht, dass wir dich nicht dabei haben wollen, es ist nur so, dass wir es euch beiden noch nicht zumuten können über so schwierige Sachen nachzudenken.”

„Ich weiß! Ich glaube nicht, dass du es böse meinst, Papa. Aber… Ja ich weiß auch, dass ich etwas egoistisch bin, aber ich möchte nicht einfach allein in meinem Zimmer bleiben und darüber rätseln was ihr so zu bereden habt. Vor allem wenn Johan nach Hause muss… Da fühlt man sich total schrecklich…”, quengelte Juudai weiter.

„Ah, wie wäre es denn, wenn du zu mir kommst, Juudai? Ich stelle dich meinen Eltern vor und du übernachtest einfach bei uns!”, schlug Johan mit einem heiteren Lächeln vor. Aus irgendeinem Grund tat es auch Johan weh seinen Kameraden so zu sehen. Für einen kurzen Moment sah es für Johan so aus als zögerte Juudai noch ein wenig. Daraufhin klopfte der Blauhaarige xiem ermutigend auf den Rücken: “Na komm schon.” Es nützte nichts. Sobald Juudai den Eltern erzählte was xier fühlte und es dennoch keinen Zweck hatte sie umzustimmen, dann musste xier sich einfach fügen. Also musste xier Johans Angebot annehmen. Außerdem klang Johans Vorschlag ziemlich zuvorkommend und aufregend, denn so konnten sie sicherlich noch eine Weile miteinander herumalbern. Damit gab Juudai nach und sah ein, dass die Erwachsenen sicherlich Dinge zu besprechen hatten, die eher für sie geeignet waren. So gab es schließlich auch Dinge, die man am besten mit Gleichaltrigen besprach. Somit stimmte xier zu.

„Mein Haus liegt im Viertel Besooru, also nicht so weit von hier weg. Außerdem ist doch selten genug, dass dein Vater Schwierigkeiten ist und dich um etwas bittet, oder? In diesem Falle sollten wir uns zurückziehen und die Erwachsenen tun lassen, was sie tun müssen”, meinte Johan in diesem Falle sehr viel erwachsener als Juudai.

„Ah… aber…”, versuchte es Juudai noch einmal.

„Kann ich dich denn um so etwas bitten?”, wollte Ryou ein wenig bekümmert wissen.

„Immerhin bist doch du heute bei uns eingeladen, Johan-kun…”, fügte Asuka besorgt hinzu.

„Macht nichts! Verlassen Sie sich bitte auf mich”, entgegnete Johan grinsend und verbeugte sich vor seinen neu gewonnenen Bekanntschaften.

Damit war es eine beschlossene Sache, dass Juudai den weiteren Verlauf des Tages bei den Yuuki Andersens verbrachte und sogleich trafen sie die nötigen Vorbereitungen. Johan überreichte Ryou die Telefonnummer seines Hauses und danach benachrichtigte Johan seine Eltern, dass er einen Übernachtungsgast mitbrachte. Während diese Formalitäten geklärt wurden, begab sich Juudai in xies Zimmer und packte ein paar Sachen für den kurzen Aufenthalt zusammen. Nach einer guten dreiviertel Stunde, begleitete Asuka die beiden Jugendlichen zur Tür.

„Juudai, du bist doch nicht böse auf deinen Vater, oder?”, wollte Asuka wissen und erhielt ein leichtes Kopfschütteln als Antwort, „Dann hab viel Spaß bei Johan-kun, okay?”

„Na klar!”, stimmte nun auch Juudai fröhlicher zu, „Danke Mama, und Papa natürlich! Ich bin morgen nach der Schule wieder da.”

„Außerdem möchte ich dich unbedingt meinen Eltern vorstellen, Juudai! Bei uns gibt es auch total viele Duellgeister, also wird es sicher lustig. Komm schon, Kopf hoch!”, ermutigte xien Johan heiter. Ein weiteres Nicken gab Juudai zur Antwort und somit verbeugte sich Johan erneut.
 

Bevor sich die beiden Oberschüler auf den Weg machten, trafen sich die Augenpaare von Ryou und Johan. Die dunkelgrünen Augen trafen auf die leuchtenden Smaragde des Jungen und schlugen wie eine raue Gischt in einer Brandung aneinander so als konkurrierten sie miteinander. Die beiden machten sich auf den Weg in das Wohnviertel mit dem Namen Besooru in dem Johan wohnte. Zwei Schatten, die nebeneinander im Zwiellicht verschwanden.
 

Fortsetzung folgt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
A/N:
Hallo liebe Leser, da bin ich auch schon mit einer neuen Geschichte zu GX und ich hoffe, dass sie euch gefallen wird. Ja, ich weiß ich habe eigentlich einige Fanfics in der Hinterhand, die danach schreien fortgesetzt zu werden. Jepp, ich arbeite auch an ihnen, aber im Moment brennt mir eben dieses Projekt auf der Seele.
Um eines gleich vorweg zu nehmen: sie ist ein bisschen kompliziert und ein bisschen Verwirrend, da sie sich über drei Zeitebenen streckt die nicht unbedingt chronologisch von Kapitel zu Kapitel verlaufen, sondern auch mal hier und dort eingeworfen werden, wenn es der Plot verlangt. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen sie folgendermaßen zu markieren: X = die ‚gewöhnliche‘ GX-timeline bzw. die gewöhnliche Zeitleiste fortgeführt
Y = die Zukunft (das versteht ihr dann ab Kapitel 1 ;3 ), Z = die Vergangenheit
Auf diese Weise erkennt ihr dann ob ich euch gerade durch die Zeit schmeiße oder nicht und wird euch helfen den Überblick zu behalten.
Ja, die Geschichte ist fertig durchkonstruiert und geplant, das habe ich dieses Mal gleich vorweg gemacht anstatt die Geschichte erst mal 2-3 Kapitel laufen zu lassen bevor ich was vernünftiges in der Richtung mache.
Diese Geschichte ist natürlich auch ein Spiritshipping. Mit auch meine ich, dass es sicher Andeutungen auf anderes hier und dort gibt. Es gibt auch ein paar Dinge die ich einstreue von denen ich nicht unbedingt Fan bin, aber zu Plotzwecken benutzt werden. In dieser Geschichte gibt es viele Eigeninterpretationen zu Charakteren, aber hoffentlich nichts das befremdlich oder OOC wirkt. Generell habe ich meiner Phantasie mehr Spielraum gelassen. Sollten Duelle beschrieben werden, werde ich das japanische YGO-Kartenwiki verwenden.
Lasst mich gern wissen wie ihr den Prolog gefunden habt. Lasst mich wissen wenn ihr Verbesserungsvorschläge oder sonstiges auf dem Herzen habt, das ihr mir mitteilen wollt. Wie auch immer, ich hoffe dass wir eine nette Zeit zusammen verbringen können. Wobei ich leider nicht genau sagen kann wie regelmäßig ich wirklich arbeiten kann (wegen Universität und Arbeit). Daher bitte ich auch um euer Verständnis bei Verzögerungen :)
Miburou Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe Leser! Es tut mir so leid, dass das erste Kapitel so lange auf sich warten ließ. Momentan ist es sehr hektisch bei mir, ich muss an drei Examina gleichzeitig arbeiten, muss mich auf ein gewöhnliches Examen vorbereiten und obendrein hatte meine Mutter einen Schlaganfall durch eine falsche Medikation bekommen. Dadurch hat sich alles ziemlich verzögert und ich komme erst jetzt dazu das Kapitel zu vervollständigen und hochzuladen. Leider kann ich nicht dafür garantieren, dass es nicht wieder zu solchen Verzögerungen kommt.
Okay, zunächst mal muss ich mich ganz herzlich für alle Klicks und Favoriteneinträge bedanken. Als ich neulich einen Blick auf die Fanfic geworfen habe, dachte ich nur „Ach du Scheiße, wie cool!“, da scheine ich ein paar zumindest mit dem Prolog neugierig gemacht zu haben. Ich hoffe, ich schaffe es auch mit dem ersten Kapitel eure Neugierde und Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten. Wahrscheinlich findet ihr das alles superkompliziert im Moment noch. Es gibt viele Details und ich hoffe ihr leidet jetzt nicht an einer Informationsüberflut ^-^
Ich liebe Amnael/Daitokuji-sensei, also konnte ich es mir nicht verkneifen ihm eine gewisse Schlüsselrolle zu geben. Auch Asuka und Ryou gehören zu meinen Lieblingscharakteren und auch wenn es hier wie ein Royalshipping erscheint, auch das wird nicht typisch, so wie es vielleicht ein paar von mir kennen. Generell möchte ich noch einmal warnen, dass es in dieser Fanfic viele Dinge geben wird, die einfach zu Plotzwecken eingeworfen werden. Manchmal muss man sich eben die Dinge „stimmig“ biegen. Habt auch bitte keine Angst, dass ich mich zu sehr auf irgendwelche Pairings verkrampfe, es gibt sie ja, aber es wird hier um Gottes Willen kein superkitschiges Seifenopfer-… na ja ihr wisst schon x’D Auch andere Charaktere werden hier zahlreiche Auftritte bekommen (unter anderem sogar Mutou Yuugi und Tenjouin Fubuki oder Manjoume… die tauchen alle auf).

Wie immer bin ich offen für konstruktive Kritik, jegliche Form von weiteren Kommentaren und eure Gedanken zur Geschichte selbst. Ich freue mich euch wieder in Kapitel 2 zu sehen ^.~
Eure Ruki Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo liebe Leserinnen und Leser. Ich bin nun wieder da mit dem nächsten Kapitel. Das vierte Kapitel ist übrigens schon in der Überarbeitungsphase und ihr braucht nicht wieder Jahre lang darauf zu warten. Tut mir leid, aber das letzte Jahr war einfach… viel zu anstrengend und zu wild als dass ich hätte mit Inhalt paratstehen können. Was soll ich sagen, im Augenblick habe ich es so vor, dass neue Kapitel freitags hochgeladen werden und hoffentlich nur 1-2 Wochen dazwischenliegen. Die Kapitel sind relativ lang also finde ich eine Zeitspanne von ein bis zwei Wochen ganz annehmbar. Es sei denn ihr habt Einwende.
So, dieses Kapitel ist geschafft und ich bin gespannt was ihr so darüber denkt. Ausgeschriebene Duelle dieser Art werden eher selten sein. Ich meine, ich werde es tunlichst vermeiden unnötig Duelle detailliert aufzuschreiben, so was würde mich langweilen und euch vermutlich auch. Also, wenn ein Duell, dann wirklich nur wenn es Sinn macht. Hier gehörten beide einerseits zum Plot, andererseits zum Unterstreichen der beiden Charaktere.
In diesem Kapitel konnte ich auch endlich ein bisschen mehr über Juudai in der regulären Zeitebene – also nicht in der Standard GX Zeitlinie schreiben. Falls einige verwirrt sind beim Lesen, ich habe mich des Gender-neutralen Pronomens „xier“ bedient, das von Hanna Haeger entwickelt wurde. Falls ihr euch darüber belesen wollt könnt ihr das auf ihrem Blog tun: https://annaheger.wordpress.com/pronomen/ . Den Grund für diese Entscheidung könnt ihr euch bestimmt schon denken, aber ganz konkrete Informationen folgen dann später noch. An dieser Stelle möchte ich mich auch noch mal ganz herzlich bei allen Bedanken, die diese Geschichte anklicken, lesen und favorisieren :) Bis zum nächsten Kapitel! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben. Wie schön, dass ihr bis hierher gelesen habt. Vielen Dank an alle, die diese Geschichte favorisiert haben und im Stillen lesen. Vielleicht meldet sich Mal jemand um mir zu sagen, wie ihr die Geschichte bisher findet. Mich würde schon interessieren was ihr denkt 
Dieses Kapitel mag ein wenig bizarr wirken, aber es ist dient um ein bisschen Foreshadowing zu betreiben. Einige der Ideen, die ich in der Fanfic „You are (not) alone“ einbringen wollte, verwende ich nun in dieser Geschichte. Aber eben ziemlich abgewandelt damit ich mir eventuell die Möglichkeit offen halte die andere Geschichte vielleicht doch noch zu schreiben XD Na mal sehen. Es hat Spaß gemacht sich teilweise in der GX Linie zu befinden. Es war stimmungsmäßig einfacher und heiterer. Besonders Shou ist in der dritten Staffel so gemein zu Johan. Das fand ich irgendwie immer traurig. Das nächste Kapitel spielt übrigens auch in der GX-Timeline. Und habt ihr am Ende des Kapitels einen kleinen Schrecken bekommen? Vielmehr habe ich noch nicht zu sagen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo alle zusammen. Hier ist also nun das fünfte Kapitel und ich hoffe es hat euch gefallen. Dies ist nun eines der Kapitel in dem ich Dinge umgesetzt habe, von denen ich nicht unbedingt der allergrößte Fan bin. Also, Juudai x Rei zum Beispiel, aber ich brauche dieses Detail eben zu Plotzwecken. Wer ebenfalls nicht unbedingt zu den Fans von Charmershipping gehören, da müssen wir durch, es wird auch nicht unbedingt großen Fokus darauf gelegt und es wird auch nicht so richtig in zukünftigen Kapiteln eingegangen. Auch dieses Kapitel befindet sich auf der gewöhnlichen GX-Zeitachse. Das folgende Kapitel wird wieder in der Zukunft spielen und ich hoffe Mal jeder weiß noch was sich zugetragen hat. Wieder möchte ich mich bei allen bedanken, die bis hierhin gelesen haben, die Geschichte klicken und favorisieren.
So, das war’s auf jeden Fall für die nächsten drei Wochen von mir :)
Eure Ruki. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
A/N:
Kapitel 6 ist das bislang längste Kapitel und ich hoffe, dass es euch Spaß gemacht hat. Aus diesem Grund habt ihr auch länger als sonst warten müssen. Ich wollte mir einfach genug Zeit nehmen und auch Zeit für das Kapitel lassen. Dabei muss ich aber auch zugeben, dass sich das Kapitel irgendwie verselbstständigt hat was die Länge angeht. Ich halte es trotzdem für richtig, wie es ausgeartet ist. Johans und Juudais Beziehung muss aufgebaut und weiter ergründet werden. Das gilt auch für Juudais Interaktionen mit den anderen in der Gruppe. Damit das Kapitel aber nicht vollkommen Slice-of-Life wird und überhaupt nichts Interessantes bietet was wichtig für die Handlung ist: die Stunde Null und die Krise sind erwähnt und ihr werdet im nächsten Teil mehr darüber erfahren. Im ersten Kapitel glaube ich hat Johan die Krise schon einmal erwähnt. Oder im zweiten, eines von beiden jedenfalls.
Im nächsten Kapitel werde ich dann noch ein wichtiges Detail über Juudai enthüllen. Freut euch schon mal drauf Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  Jitsch
2018-09-27T17:38:41+00:00 27.09.2018 19:38
So, jetzt konnte ich es auch endlich lesen ^^

Um ehrlich zu sein fand ich den Slice-of-Life Teil, wie du ihn nennst, relativ zäh zu lesen. Da waren so unglaublich viele Informationen drin - hier noch mal ein Halbsatz darüber wie Juudai charakterlich drauf ist, dann noch ein paar Gedanken eingestreut, Dialoge die möglichst deutlich machen was alle aus der Gruppe beruflich machen und so weiter und so fort. Es sind einerseits sehr viele interessante Informationen, aber sie sind irgendwie so dicht gepackt, dass man Mühe hat alles zu verarbeiten. Zumal ich beim Lesen ständig damit beschäftigt bin mich zu fragen, ob gewisse Punkte vielleicht unglaublich wichtig für die Handlung sind, z.B. dass Juudai die mysteriöse Stimme langsam wieder vergisst. Dadurch bin ich beim Lesen sehr konzentriert und so wirklich slice of live Gefühl kommt nicht auf. Vielleicht bin ich aber auch nur am Überinterpretieren. So zumindest mein Eindruck bis zu der Stelle wo es mit dem Duell losgeht.

Nichtsdestotrotz fand ich einige Aspekte interessant, zum Beispiel Juudais Außenseiterrolle unter Gleichaltrigen.
Oder dass Juudai sich manchmal eher jungenhaft und manchmal eher mädchenhaft verhält. Interessant fand ich die Bemerkung, ob es wohl irgendwann richtige Enterntainment-Duelle gibt (ein Seitenhieb auf Arc-V?), wobei das ein Beispiel für eine Sache ist wo ich mir nicht sicher bin ob man das unbedingt hätte reinbringen müssen. Auch das Gespräch beim Essen über Manjoumes Essverhalten und ob das bei Frauen ankommt war zwar ein wenig lustig, fühlte sich aber nicht besonders relevant an.

Nun ja, jetzt scheinen ja zumindest auch Ryou und Co. zu ahnen, dass Rainbow Dragon mit dem Licht der Zerstörung zusammenhängt. Seine Rolle ist meiner Erinnerung nach in der Story ja noch nicht so ganz klar geworden, vielleicht ist ja auch das Licht irgendwie auf ihn übergegangen, aber dass Johan (der von damals) etwas mit dem Licht zu tun hatte wissen wir als Leser ja längst, deshalb war es insgesamt kein großer Erkenntnisgewinn. Einzig wirklich interessant fand ich dass Orimpia am Standort des ehemaligen Neo Domino City steht, also das ganze zeitlich nach 5D's ist. Jetzt wäre nur noch die spannende Frage ob es auch nach der Zeit von Z-ONE spielt. Wobei in dessen Zeit ja Yusei anscheinend als großer Held galt und ihn hier niemand erwähnt - vielleicht denke ich auch schon wieder zu viel drüber nach wenn ich versuche das ganze auch noch mit den Informationen aus 5D's in Einklang zu bringen.

Ich bin auf jeden Fall gespannt was bei der Übernachtung noch passiert, wobei du ja auf Twitter schon ein bisschen angedeutet hast ;)

Liebe Grüße,

Jitsch

Antwort von:  YukimuraRuki
27.09.2018 20:31
Hei Jitsch! Mensch du liest aber fix! Gerade erst aus Norwegen zurück und schon am lesen hehe.

Zugegeben, das Kapitel ist schon ziemlich voll. Und es ist gut direkt vom Leser zu wissen wie es sich liest. Ich glaube, du musst dich nicht so verkrampfen. Du kriegst eigentlich immer alles mit :3

Das war eindeutig ein Seitenhieb an Arc-v weil ich die Entertainment-Duelle ganz lustig finde und Vrains hat das anscheinend irgendwie auch?
Ich weiß nicht mehr genau, ist es in einem vorigen Kapitel in einem Halbsatz oder taucht es tatsächlich erst in einem der drei nächsten Kapiteln auf, aber Juudai Senior hat Yuusei tatsächlich schon einmal erwähnt und daher ist die 5D's Zeit auch irgendwie ein Teil des ganzen - aber auch nur irgendwie.

Aahm ja ich habe momentan Spaß dabei Juudai und Johan bei einander übernachten zu lassen. Vielleicht gelingt es mir beim nächsten Mal flüssiger zu schreiben. X3 Ich werde es auf jeden Fall versuchen uuund garantiere etwas wichtigere Sachen zu behandeln. Aber leicht mache ich es den beiden wieder Mal nicht :)

Ich freu mich total, dass du dir immer so viel Zeit nimmst, vielen Dank!
Von:  Jitsch
2018-08-05T14:43:49+00:00 05.08.2018 16:43
Puh, wirklich leicht machst du es den Charakteren ja wirklich nicht. Johan tut mir leid und Judai tut mir ehrlich gesagt auch sehr leid weil ihn die Situation offenbar völlig überfordert. Und anscheinend wird das ganze ja auch in der Timeline kein gutes Ende nehmen wenn ich danach gehe dass Judai letzten Endes doch lange vor seiner Zeit gestorben ist und Johan vermutlich auch...

Daher freue ich mich irgendwie auf das nächste Kapitel weil zwischen Juudai und Johan aus der Zukunft bisher keinerlei Drama ist sondern die sich bisher einfach nur gut verstehen. Ich hoffe das bleibt so ó.ò

Mich verwirrt die Szene am Anfang aber trotzdem, weil es ja in einem früheren Kapitel von Sho hieß dass sie alle Judai nach seinem Weggang von der DA nicht wieder gesehen haben. Hat da wohl jemand an ihren Erinnerungen herummanipuliert?

Liebe Grüße,

Jitsch
Antwort von:  YukimuraRuki
10.08.2018 09:20
Was wäre eine Geschichte die ohne Schwierigkeiten x'D Meine Lieblinge haben bei mir nie was zu lachen, während Charaktere, die mir ziemlich egal sind nie schwierigkeiten bekommen, müssen meine Lieblinge wirklich leiden :D

Aber gut, dass du mich darauf hinweist, dass sich im früheren Kapitel noch eine Stelle befindet, in der Shou sagt Juudai habe nicht mehr seine alten Freunde besucht. Das wollte ich in der Planung anfangs wirklich so gestalten, aber es hätte so viel mehr Probleme bereiten und da wollte ich eigentlich drauf achten, dass ich es berichtige. Nope, niemand hat an Shous Erinnerungen gedreht, das war nur meine Schusseligkeit - leider XD Ich muss noch mal drübergehen :)

Ich kann dich beruhigen noch ist alles supercool zwsichen Johan jr. und Juudai jr. Vorerst weil die beiden werden noch sehr, sehr viel zu kämpfen haben. Leid wird sicherlich auch noch dabei sein, sonst wirds ja langweilig. Aber bevor ich Spoiler raushaue:

Noch mals vielen, vielen Dank für deien ganzen Kommentare! Ich bin irgendwie fasziniert, dass du es durchgehalten hast an einem Nachmittag diese Geschichte zu inhalieren :D Danke für deine Geduld mit mir! Und vielen Dank, dass du auch auf Details achtest, die mir dann helfen fragwürdige Fehler zu finden, damit ich die dann noch mal irgendwie raushauen kann :)
Danke für deine Mühne <3
Von:  Jitsch
2018-08-05T14:08:48+00:00 05.08.2018 16:08
Mit diesem Kapitel ist das ganze ja wahnsinnig tiefsinnig geworden. Und es ist irgendwie traurig dass Judai hier wieder alles auf sich nimmt. Andererseits ist das auch nichts was er mit Johan einfach so besprechen könnte. Trotzdem schade, denn eigentlich mag ich das Pairing weil sie so schön ehrlich miteinander umgehen. Ich finde es aber hier auch irgendwie folgerichtig, dass Judai Johan als Freund und sonst nichts behalten will, weil die Liebe anscheinend eher vom Licht ausgeht als von Johan selbst.

Oh, und der Teil am Anfang wo Licht und Dunkelheit kämpfen hat mir gut gefallen. Aber welcher Kampf war das denn nun? Der über den Yubel und Juudai später sprechen musst ja ein anderer sein, weil dort die Dunkelheit sich geopfert hat. Daher vermute ich eher den Kampf zwischen Judai und Johan weil das Licht in ihm doch irgendwann erwacht.
Nicht so ganz nachvollziehbar wurde es bei der Geschichte von Haou. Es machte teils den Eindruck als gäbe es noch einen guten und einen bösen Haou, die Frage ist nur wo letzter herkommt wenn der gute derjenige war der ein guter König war und sich im Kampf geopfert hat. Vielleicht kommt da aber ja auch noch was.

Ich muss zugeben, das Gespräch mit Juudai, Johan, Sho und Kenzan am Anfang hat mich auch verwirrt. An einer Stelle ist die Rede davon dass es 10 Tage nach der ersten Begegnung von Juudai und Johan ist, dann fällt plötzlich dass Shou besser nicht aus Yuberus Welt zurückgekommen wäre, damit würde es nach der 3. Staffel spielen.

Aber vom Schreibstil her weiterhin sehr spannend und flüssig zu lesen! Nur die Story verwirrt mich halt etwas, aber vielleicht denke ich auch nur zu viel drüber nach bzw. versuche zu sehr, es mit den Inhalten aus der Serie und meinem eigenen Headcanon zu verbinden.

Liebe Grüße,
Jitsch
Antwort von:  YukimuraRuki
10.08.2018 09:02
Ach ja, du bist bei meinem Stiefkind von einem Kapitel angekommen. Aus vielerlei Hinsicht, denn das Kapitel ist in kleine Episoden aufgeteilt die sich über unheimlich viele Jahre ziehen und deshalb kommen vor allem die Ereignisse in der GX-Timeline etwas merkwürdig rüber. Ich hätte noch besser signalisieren müssen, dass zwischen dem ersten und zweiten Teil der ereignisse mehrere Monate liegen. Es sei denn ich war wirklich so verpeilt und muss noch mal drüberlesen und verbessern. Gut, dass du da mal draufgezeigt hast, ich guck da bald noch mal genauer drauf, danke dir :) Ich wette so was kommt noch mal vor, vielleicht ist es sogar schon mal vorgekommen aber niemand hat's bemerkt xD

Das Kapitel öffnet mit einem random Kampf zwischen Licht und Dunkelheit. Yuberus "Haou" kam sehr viel später und davon erzählt sie Juudai nochmals, obwohl er sich irgendwie auch daran erinnern kann. Irgendwie tut mir Juudai leid, er muss ja ein wahnsinns Gedächtnis haben. Dass der nicht durch den Tüddel kommt, aber das könnte auch erklären, warum er sich sonst nix merken kann xD

Ich glaube die Sache mit Yubels Haou und Haou Juudai ist eine Art Headcanon, nehme ich an. Der Haou den wir in der Isekai gesehen haben... der war ja eher nicht so... nett. Und ich denke mal, jedenfalls klang das in meinem Kopf immer ganz plausiebel, kam dieser Zug durch Juudais Egoismus und die ganze Scheiße mit Johan und dann Yubel und Bumm. Ich denk daher hat Haou in neuerer Zeit doch so eine merkwürdige "fiesere" Seite bekommen.
Was an Haou in Yubels Zeit aber "das fiese" ist, war eigentlich, dass er mit seinem Opfer mehr schlecht als recht gemacht hat. Haou konnte gut führen, aber sobald er weg war, ging ihm das Land zu Grunde. Na ja, irgendwie so... ist das verständlich? Gosh ich glaub ich muss dieses Kapitel noch mal bearbeiten, das man erklären muss, ist ein schlechtes Zeichen :)

Aber, was mich auch unheimlich freut, ist dass das Kapitel einerseits den gewünschten Effekt gebracht hat und doch etwas tiefsinniger wirkt. Mir selbst ist das gar nicht so bewusst geworden, aber ich wollte dass es so ist. Wenn dir das auffällt, dann scheint mir wenigstens das gelungen zu sein :D
Trotzdem mag ich das Kapitel weil die GX-Timelien immer ganz spaßig zu schreiben ist.
Von:  Jitsch
2018-08-05T13:31:26+00:00 05.08.2018 15:31
Huhu :)
Also ich habe mich über das ausführlichere Duell doch irgendwie sehr gefreut. Duelle sind einfach ein Teil von Yu-Gi-Oh! und spätestens seit ich regelmäßig Duel Links spiele finde ich es auch sehr spannend, dabei mitzudenken. Von daher fand ich es schon etwas schade dass das Gevurah-Duell in der Hinsicht so schwammig gehalten war.

Die Pronomen die du für Juudai benutzt lesen sich vor allem erst mal ungewohnt. Da ich sonst hauptsächlich im Netz auf englisch unterwegs bin kannte ich das auch gar nicht. Ich denke mal ich werde mich daran gewöhnen. Wobei mir mindestens eine Stelle aufgefallen bist wo du vermutlich aus versehen noch mal ein "er" benutzt hast ;) Aber auf jeden Fall finde ich es schön dass du auf die Sprache achtest. Mich wundert nur dass Johan gar nicht darauf reagiert hat dass Ryou "xien" benutzt hat, aber möglicherweise ist dieses Pronomen auch in der Zukunft einfach viel normaler.

Johan scheint einiges mehr über den späteren Werdegang des "alten" Juudai zu wissen. Bin mal gespannt ob man ihm da noch mehr entlocken kann.
Und natürlich die Frage, wann wohl die Zeit gekommen sein wird dass Juudai Chouyuugou benutzen "darf". Ich bin ehrlich gesagt überrascht dass es die Karte noch gibt - tatsächlich hatte ich auf Basis der Serie immer angenommen dass sie bei der Verschmelzung von Yubel und Juudai verschwunden ist, da er sie danach nie wieder benutzt hat. Aber sie wird bestimmt noch wichtig.

Lese gleich weiter!
Antwort von:  YukimuraRuki
10.08.2018 08:34
Hallo :) Und wie genial dass du ein Fan von ausgeschriebenen Duellen bist. Ich finde das super zu wissen, vor allem weil es eben doch viele Gegner davon gibt. Ich persönlich, finde es anstrengend Duelle zu schreiben, wenn ich ehrlich bin xD Also nicht nur, dass alles so stimmig sein muss, sondern auch dass man es am besten so detailiert beschreibt wie möglich. Deshalb habe ich auch Gevurah eher im Hintergrund gehalten.

Die Pronomen verursachen bei mir immer noch eine reine Hirnakrobatik und ich hab immer meine Tabelle offen, wenn ich schreibe xD Aber ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Juudai-Gewohnheit dann doch manchmal durchsetzt und mich "er" hat schreiben lassen ugh. Aus reiner dämlicher Gewohnheit. Da muss ich wohl noch mal drüber gehen. Wobei am Anfang, die ersten beiden Kapitel ungefähr, da habe ich mit Absicht geschrieben als sei Juudai immer noch männlich. Alle sollten das Anfangs halt genau so denken obwohl ich auch versucht habe Personalpronomen zu vermeiden. Auf Englisch geht das eigentlich viel einfacher, they them und fertig. Wobei es auf Englisch wohl noch ein konstruiertes gibt "zet" aber ich hab es noch nie verwendet.
Das "xier" hat mir eine Freundin aus der LGBT+ Szene empfohlen und meinte auf meinen Kommentar "Gosh ich weiß nicht ob ich damit klarkommen werde...", dass es wohl mit allem am Anfang so ist. Es fühlt sich voll komisch an es zu verwenden, und dann geht es in den natürlichen Wortschatz über. Mal gucken wie lange es bei uns dauert :P
Ich denke Johan hat nicht darauf reagiert, weil er mit anderen Dingen zu beschäftigt ist oder nicht darauf geachtet hat. Ich habe mir irgendwie nicht so viele Gedanken darüber gemacht, was ihm auch vom Charakter her ähnlich sieht. Aber mehr dazu in Kapitel 7 bis 9 :3

Johan weiß viel mehr über Juudai, da sein Familienzweig die ganzen Generationen halt "mitgemacht" hat. Dagegen können Ryou und die anderen aus rein biologischen Gründen gar nicht durchgehalten haben und ihnen fehlt eben ziemlich viel. Von qualitativer Archivierung oder Bibliotheken hat dort wohl auch nicht so wirklich jemand gehört, weshalb Informationen eher rar sind. Johan weiß mehr, aber bei weitem nichht alles.
Chouyuugou bekommt auch noch eine weitere Rolle. Aber jetzt wo du es sagst... wurde jemals gesagt was aus der Karte wurde? Ich hab irgendwie angenommen, dass sie noch existiert, aber dass Juudai sie eben nie wieder angerührt hat. Ich glaube, hier gibt es bestimmt viele, viele Headcanons die in ziemlich verschiedene Richtungen gehen.
Von:  Jitsch
2018-08-05T12:57:10+00:00 05.08.2018 14:57
Ich hatte mich im letzten Kapitel schon gewundert, dass Juudai die rote Jacke trägt. Er ist also biologisch ein Mädchen aber identifiziert sich als Junge? Interessant, und passt irgendwie zu Yubel, da gibt es ja auch kein eindeutiges Geschlecht. Und Juuda ist ja tatsächlich kein besonders geschlechtsspezifischer Name.
A propos Yubel, dass sie immer noch (oder wieder?) Leute ins Koma fallen lassen ist auch interessant. Andererseits klingt die Konstellation Juudai als Kind gegen mehrere unbekannte Erwachsene nach Gefahr (die ihm selbst offenbar gar nicht bewusst war) und da war es wahrscheinlich sogar gerechtfertigt dass Yubel eingreift. Wer weiß.
Interessant finde ich, dass Juudai Jr. ein Problem mit Johans aufdringlier Art hat, das war ja bei seinem Vorfahren / früheren Ich nicht so. Also ich finde es gewissermaßen positiv, denn man merkt dadurch deutlich dass Juudai und Juudai eben doch nicht die gleiche Person sind (und verdammt ist das mit den Namen verwirrend aber das geht den Charakteren in der Story ja anscheinend auch so).

Oh, und erst habe ich mich sehr gewundert dass Sho und Co. auch in dieser Zeit sind, aber das wurde dann ja geklärt. Bin mal gespannt ob sie bei Johan tatsächlich Anhaltspunkte finden dass was nicht stimmt.

Antwort von:  YukimuraRuki
10.08.2018 07:55
Heiho~
Ja Juudai ist noch ein Kapitel für sich. Ich denke über die genauen Umstände werden Kapitel 8 und 9 noch vernünftig aufklären :D Aber ich sag mal so... du hast irgendwie Recht, irgendwie auch nicht. (No spoilers, right?) Wenn du es so nimmst, Yubel tut schon das übrige um Juudais Körper zu beeinflussen, aber ich denke unser etwas obsessives Monsterchen hat sich auch etwas weiterentwickelt. Nicht, dass Yubel nicht immer noch unberechenbar ist, aber ich denke die Beweggründe sind jedenfalls in dieser Zeit etwas "nachvollziehbarer".
Und ja, ich habe schon vorher gesagt, dass ich gern ein bisschen mehr Differenzierung zwischen den Wiedergeburten und ihren "originalen" einfließen lassen möchte. Ob mir das immer gut gelingt, weiß ich natürlich noch nicht, aber ich bemühe mich natürlich :) Und ich denke, wenn was komplett unstimmig ist, dann sagst du mir das schon >w< Und das ist auch etwas, worüber ich mich total freue.
Oh jah! Und von wegen der Schuluniformen :D Ich wollte gern "eigene" Schuluniformen designen die ein bisschen "hübscher" sind als die von GX (die fand ich nie sooo toll), dagegen fand ich die in 5D's (auch wenn ich die Serie an sich nicht soo super fand), Vrains ganz besonders hübsch. ZeXal und Arc-V gingen auch aber na ja xD Ich denke ich sollte mal ein paar Charakterbeschreibungen erstellen und vielleicht auch die Uniformen mal zeigen :3
Von:  Jitsch
2018-08-05T12:29:50+00:00 05.08.2018 14:29
Huhu :)

So langsam fesselt mich die Geschichte wirklich sehr. Allein in diesem Kapitel gibt es so viele Andeutungen auf Ereignisse in der Vergangenheit über die man gerne mehr erfahren würde. Angefangen mit Judais Tod (und Johan ist gleichzeitig gestorben?) und Gevurah.
Ich war dann doch überrascht über den großen Zeitsprung. 500 Jahre ist verdammt lang. Da sich die Beschreibung der Uniform ein wenig nach der aus 5D's anhört bin ich auch neugierig ob es da einen Zusammenhang gibt, andererseits spielt dieser Teil ja anscheinend nich in Neo Domino City und wahrscheinlich wäre es auch zu kompliziert da noch Überschneidungen zu haben.
Ein bisschen sehr schmunzeln musste ich über die Begegnung von Juudai und Johan (junior) weil der Dialog ja fast 1:1 zu dem von "damals" ist. Nur dass es hier noch mehr sinn macht dass sie das Gefühl haben sich schon zu kennen. Ach ja, und lächeln musste ich über Judais schlechten Orientierungssinn - wo hat er den denn her? In der Serie war es ja Johan dem ein schlechter Orientierungssinn nachgesagt wurde...

Auf jeden Fall bin ich super gespannt wie es weitergeht!
Antwort von:  YukimuraRuki
10.08.2018 07:43
Heiho, da bin ich wieder um zu antworten und mich ganz herzlich für einen weiteren Kommentar zu bedanken. Vielen Dank für das liebe Feedback :3 (GX-verse) Juudais Tod muss natürlich noch behandelt werden, aber das wird noch einige Zeit auf sich warten lassen. Johan ist wohl im näheren Zeitraum mit ihm gestorben, ja. Eher nicht haargenau am selben Tag, eher zeitnahe. Gevurah kommt natürlich auch noch öfter zur Sprache und alles was damit verbunden ist. Der Gedanke an Neo Domino ist eigentlich gar nicht sooo doof, nur ist das nach so vielen Jahren natürlich nicht mehr Neo Domino, sondern wurde vollkommen umbenannt und auch ganz anders gestaltet - aber ich möchte auch nicht viel Spoilern :D Ich verspreche, ich werde noch ganz viel aufklären - ich hab ja noch genügend Kapitel vor mir :P
Ich wollte natürlich ein paar Dinge von den Canon-verse Charakteren ändern. Die beiden können Wiedergeburten sein, wie sie wollen, sie sind immer noch in einer Hinsicht ganz andere Personen. Die Gefahr bei Wiedergeburtsgeschichten ist, sich nach hinten zu lehnen und den jeweiligen Charakter dann 1 zu 1 zu kopieren ohne dem Chara dann noch was eigenes zu geben. Wenn ich die beiden miteinander (oder die vier) vergleiche, denke ich dass die beiden Juudais die größten Unterschiede aufweisen. Obwohl ich bezüglich Johan noch nicht so viel vorweg nehmen möchte >w< Auch wenn ich mich bei so viel schönen Kommentaren dazu hingerissen fühle ein wenig zu spoilern xD Aber nein, ich reiße mich zusammen. Das ist sowieso viel spannender als alles gleich zu wissen.

Also dann, schaue ich mir mal den nächsten Kommentar an :)
Von:  Jitsch
2018-08-05T11:50:56+00:00 05.08.2018 13:50
Huhu!
Ich habe diese Geschichte gerade entdeckt weil die Freischalter sie verlinkt hatten und bin schon mal sehr fasziniert. Spiritshipping ist eh mein Ding, aber der Rest gefällt mir bisher auch sehr, sehr gut. Es kommen viele authentische Details vor und es gefällt mir, wie du die Insel und das Wetter und die Räumlichkeiten beschreibst, dadurch wirken sie deutlich realistischer als noch in der Serie.
Ich schätze mal dass die Begegnung in diesem Prolog unter anderem der Grund sein soll, warum Judai und Johan bei ihrer ersten Begegnung in der Serie das Gefühl haben, sich schon zu kennen? Ich lasse mich mal überraschen ob du bezüglich der Story von GX irgendwo von den Ereignissen aus der Serie abweichst, aber auf jeden Fall finde ich das schon mal sehr clever.
Und damit lese ich auch gleich mal weiter bevor ich weiter spekuliere.
Antwort von:  YukimuraRuki
09.08.2018 09:02
Sou ich fange jetzt einfach mal an :) Ich bin gerade ziemlich beleidigt auf Arbeit, also nehme ich mir jetzt die fünf Minuten, weil ich mich immer noch wie ein Keks freue, dass du dir die Zeit genommen hast so eine lange Geschichte zu lesen und auch dabei kommentierst. Das ist super :3
Wir haben ja gestern schon festgestellt, dass Spiritshipping irgendwie an uns klebt wie frischer Honig und wir werdens nicht wirklich los.
Die mysteriøse erste Begegnung ist eigentlich nur einer der Gründe warum die beiden das Gefühl haben sich schon zu kennen. Weil das aber die "jüngste" (will ich jetzt mal sagen) ihrer Begegnungen ist, denke ich, dass es am ehesten dazu beiträgt dass sie sich irgendwie erinnern. Aber es kommen noch ganz viele andere Komponenten hinzu, die dazu führen dass sie sich irgendwie vertraut vorkommen :)
Abweichungen wird es irgendwie schon geben, obwohl die grøssten Ânderungen doch eher nach der vierten Staffel eintreten und dann doch eher eigens erdacht sind? Wir haben immerhin kaum was über die Zukunft von anderen Charas erfahren, so viel ich mich erinnern kann. Wir wissen dass Asuka gern selbst Lehrerin werden wollte und Juudai ist halt irgendwie... verreist.
Aber ich freue mich total, dass es dir anscheinend Spass gemacht hat zu lesen :)


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