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Der Magier

In Dunkelheit gehüllt
von

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Kapitel 2

Als er wieder zu sich kam, fand er sich mit Händen und seinen blanken Füßen an eine steinerne Wand festgekettet. Es war ziemlich dunkel. Zumindest nahm er es so war, konnte er, mit dem Tuch vor Augen, schließlich kaum mehr als verschiedene Graustufen erkennen, solange es nicht sehr hell war. An den Wänden seitlich von ihm, nahm er je einen flackernden Lichtschein war. Er vermutete, dass es Fackeln waren. Ruhig atmend saß er vor der Wand. Still versuchte er sich aus den Fesseln zu befreien. Doch er hatte keine Chance, sie waren aus Eisen. Und er hatte seinen Stab nicht bei sich. Selbst wenn… Warum hat es nicht funktioniert? Wenn der Zauber funktioniert hätte, wäre ich jetzt gar nicht hier!

Während er seinen Gedanken nachhing, hörte er wie Schritte sich ihm näherten. Aufmerksam blickte er in die Richtung aus der sie kamen. Bald konnte er einen schemenhaften, sich bewegenden Schatten sehen. „Ah, du bist aufgewacht“, hörte er eine bekannte Stimme sagen. „Ja“, gab er finster zurück, „und mich interessiert wirklich brennend, was du bezweckst – Kendra.“  Sie lachte. Es hörte sich ein wenig bitter an.

„Ich will Rache nehmen. An den Menschen“, sagte sie geradeheraus. „Sie haben einen Großteil meiner Rasse einfach ausgerottet. Anderen erging es auch nicht besser. Sukkubi, Incubi und auch Werwölfe wurden in ihrer Zahl stark dezimiert. Aber das werden die Menschen noch bitter bereuen! Wir haben uns zusammengeschlossen und werden sie unseren Zorn spüren lassen! Alle miteinander sollen sie von diesem Planeten verschwinden und das zeitliche segnen! Wo sie ja schon so gerne segnen…“ Sie schüttelte sich angewidert.

„Und warum lebe ich dann noch? Ich bin schließlich auch ein Mensch“, erwiderte  Laice das Offensichtliche.

„Ja“, stimmte sie zu, „aber du bist auch ein Magier. Und ihr Magier seit genauso betroffen wie wir. Anstatt dich als Menschen zu töten, könntest du uns als Magier behilflich sein.“ 

„Und wenn ich nicht mag? Du musst verstehen“, er lehnte sich nach vorne, bis er voll in seinen Ketten hang, „ich bevorzuge die Freiheit.“

„Dann“, antwortete sie mit einem hörbaren Grinsen, „dann haben wir keine Verwendung für dich und dir bleibt nur der Tod.“ Sie leckte sich die Lippen. „Aber das hätte auch was. Du hast sehr delikates Blut. Ich muss zugeben, ich  hab bisher noch nie so leckeres Blut getrunken und du kannst mir glauben, ich hab schon sehr viel unterschiedliches Blut probiert.“

„Ist das nicht ohnehin die Konsequenz?“, entgegnete er desinteressiert, „entweder ich arbeite für euch und sterbe dann oder ich sterbe sofort. Versuch nicht mich für dumm zu verkaufen.“  Sie lachte. „Du bist wirklich nicht auf den Kopf gefallen. Aber was soll man auch anderes von einem Magier erwarten? Aber, wenn du uns hilfst, erwecken wir dich als Vampir wieder. Dann bist du einer von uns.“ „Und absolut nichts wert. Nochmal, verkaufe mich nicht für dumm. Mir ist durchaus bekannt, dass aus Menschen gemachte Vampire rangniedrige Wesen sind, die von euch reinrassigen verachtet werden und lediglich als Sklaven erschaffen werden. Außerdem bevorzuge ich mein sterbliches Leben.“

„Jetzt lügst du aber! Was bitte soll so toll daran sein, nach ein paar Jahren einfach abzukratzen. Davon ab sind wir auch sterblich, wir haben nur eine höhere Lebensspanne, deswegen halten uns wohl viele Menschen für unsterblich. Wir altern zehnmal so langsam wie ihr, das ist alles. Und sonst lass dich halt von  nem Werwolf beißen. Die haben ja noch gruselig viel Menschliches an sich…“

„Richtig, ihr Vampire seht ja  NIEMALS wie Menschen aus“, gab er ironisch zurück.

„Tss… Wir haben trotzdem weniger Ähnlichkeit. Und du solltest dir wirklich gut überlegen, was du tust. Ich weiß, dass du eine Adoption durchzubekommen versuchst…“, ihre Stimme enthielt einen warnenden Unterton. Laice biss die Zähne aufeinander. Woher wusste sie so viel über ihn? Unabhängig davon, konnte er nicht riskieren, dass Kouhei irgendwas passierte. „Schön…“, meinte er zögernd, „was willst du von mir?“

„Deine magischen Fähigkeiten. Wenn unser Plan aufgeht, können wir alle Menschen auf einmal ausradieren.“ 

„Wie sieht der Plan aus?“

„Das verrate ich dir, wenn es soweit ist. Noch fehlen uns Komponenten.“

Laice atmete innerlich auf. Offensichtlich war sie noch nicht in der Lage den Plan auszuführen. Was auch immer das für ein Plan war, er hatte immerhin noch Zeit sich seinen eigenen Plan zu überlegen.

„Und wie soll ich helfen, wenn ich gar nicht weiß, worum es geht?“

„Bis dahin kannst du uns die Quyrtha vom Hals halten.“

„Die – wer?“ 

Kendra seufzte. „Die Typen hinter denen du eh her bist. Die nennen sich Quyrtha, wie kannst du das nicht wissen?“

„Ich schalte sie normalerweise aus, ohne vorher nach dem Namen ihrer Organisation zu fragen“, antwortete er gelassen.

„Tss“, entgegnete sie Kopfschüttelnd. „Du willst die gesamte Menschheit nicht einfach auslöschen. Aber über die Organisation, die du auslöschen willst, weißt du im Prinzip gar nichts. Woher weißt du, dass sie alle den Tod Wert sind. Oder umgekehrt, was sagt dir, dass nicht alle Menschen den Tod verdient haben?“

„Die … -  Quyrtha haben ihr Tattoo. Wer das trägt ist selbst schuld“, antwortete er knapp.

Sie seufzte. „Naja kann mir ja auch egal sein. Hauptsache, du machst den Job und kümmerst dich um die Quyrtha.“

Er zog nochmal an seinen Fesseln. „Damit wohl kaum. Außerdem hat meine Magie zuletzt nicht funktioniert.“

„Ach so, ja das. Das war das Gift, durch meinen Biss. Das sollte bald wieder gehen. Vielleicht tut es das schon“ , erklärte sie seelenruhig, „und du sollst sie ja auch nicht so vernichten. Wenn wir ihre Fährte aufgenommen haben, befrei ich dich von den Fesseln.“

„Wie nett“, sagte er kühl mit ironischem Unterton.

„Ach, bitte, bitte. Kein Problem. Viel Spaß noch. Lass dir nicht zu langweilig werden.“

Damit entfernte sie sich aus seinem Sichtfeld. Laice seufzte. Er robbte ein wenig hin und her, bis er eine einigermaßen gemütliche Position gefunden hatte. Die Fesseln schnitten in seine Hand- und Fußgelenke. Und nun? Während er seien Gedanken nachhing näherten sich erneut Schritte.

Die Person blieb kurz vor ihm stehen und Laice fühlte sich förmlich von oben bis unten betrachtet. „Oh“, ertönte nach einem Moment eine recht hohe, männliche Stimme. „Da hat Kendra aber einen guten Fang gemacht.“

„Hat sie das?“, gab  Laice desinteressiert zurück.

„Aber ja! Ok, die Augenbinde  is jetz nich so meins, aber sonst… Mir gefällt, was ich seh…“

Laice ließ seufzend seinen Kopf nach vorne fallen. Erst sollte er Menschen töten und jetzt wurde er auch noch angemacht. Dann auch noch, von einem Gegenüber, dass er nicht sehen konnte, aber so klang, als ob er sich damit strafbar machen würde.

„Tut mir leid, wenn ich deine Träume zerstöre, aber ich bin nicht zum Flirten hier“, sagte er trocken.

„Jaja, schon klar. Den Gefallen dafür jemanden zu fangen würde Kendra mir eh nie erfüllen. Ich bin hier nur der Depp vom Dienst und soll dir Essen bringen“, erklärte der Fremde. Dann ließ er sich direkt vor Laice im Schneidersitz nieder. „Sag aaaah!““ „Bitte wa-“ Der Fremde schob ihm eine Gabel voll Spaghetti in den Mund. Irritiert verschluckte sich Laice zunächst und es gelang ihm nur mit Mühe das Essen runterzuschlucken. Der Fremde hielt im Anschließend ein Strohhalm an den Mund, das heißt er schob ihn ihm mehr oder weniger mit Gewalt in den Mund. „Hier trink was, das hilft.“ Vollkommen irritiert und überfordert mit der Situation machte Laice einfach, was ihm gesagt wurde und zog an dem Strohhalm. Er spürte das Kribbeln von Mineralwasser auf seiner Zunge. „Ich hoffe Mineralwasser ist richtig. Ich war mir nicht sicher, ob du welches mit Kohlensäure oder ohne willst. Ich wollte dich eigentlich fragen, aber Kendra hat gesagt, Gefangene bekommen keine Sonderwünsche erfüllt und ich soll dir einfach irgendwas geben… Ach ja, ich vergaß!“, er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn, „ich Trottel hab mich ja noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Tjelvar. Aber alle nennen mich nur Tjalf. Wie heißt du eigentlich?“

Den Strohhalm wieder ausspuckend, antwortete er knapp: „Laice.“

„Laice… Das ist ein echt schöner Name.“ Tjalf stellte das Wasserglas wieder weg und wickelte eine weitere Gabel voll Nudeln auf. Er bewegte sie in Richtung von Laices Mund. „Aaaah.“ Diesmal besser vorbereitet, machte Laice einfach nur den Mund auf. Er empfand es zwar als merkwürdig von einem vermeintlichen Kind gefüttert zu werden, aber er hatte wirklich Kohldampf. Und die Nudeln schmeckten ausgezeichnet. So fütterte Tjalf ihn, bis der Teller leer war. Dann hielt er ihm nochmal den Strohhalm hin und Laice trank den Rest aus.

„So, das war’s dann. Ich bin dann mal wieder weg.“ 

„Warte“, hielt Laice ihn auf.

„Was gibt’s? Magste jetz doch flirten?“, kam eine hoffnungsvolle Antwort zurück.

„Nein. Ich flirte nicht mit Kindern.“

Darauf vernahm er ein empörtes Zungenschnalzen. „Ich bitte dich! Ich bin doch kein Kind! Ich bin neunzehn!“

„Trotzdem nicht.“ Laice ließ sich nicht anmerken, dass ihn das Alter wirklich irritierte. Er hatte vermutet, dass kein Kind hier arbeiten würde, doch er dachte sein Gegenüber wäre ein Jugendlicher. Vielleicht vierzehn oder fünfzehn.

„Was dann?“, fragte Tjalf genervt und merkbar weniger interessiert.

„Warum arbeitest du hier? Du wirkst mir ein wenig zu fröhlich für einen Menschenmordenden Verein.“

„Ach, das ist kein Problem. Das Morden überlasse ich anderen. Ich bin, wie gesagt, nur der Trottel vom Dienst. Halte die Truppe bei Laune und erfülle Sonderaufgaben wie das Füttern so schöner Burschen wie dich.“

„Ja, ja, schon klar“, erwiderte  Laice ungeduldig, „„aber warum bist du ÜBERHAUPT dabei? Du wirkst nicht wie jemand, der ernsthaften Groll gegen jemand anderen hat und ihm Schaden möchte.“

Tjalf lachte. „Das is nich meine Aufgabe. Meine Ma wurde wohl kurz nach meiner Geburt von den Quyrtha umgebracht. Einen Großteil unserer Rasse muss es damals erwischt haben. Aber ich war natürlich noch zu klein, um mich da jetz noch dran zu erinnern. Mein Pa hat sich letztlich Kendra angeschlossen, als sie anfing diesen Verein hier zu Gründen. Er ist quasi Mitgründer. Und ich als braver Sohnemann bin natürlich mit“, erklärte er, „Frage beantwortet?“

„Ja“,  Laice nickte, „aber wieso tangiert dich das überhaupt nicht, obwohl du weißt, dass nicht nur ein Großteil deiner Rasse, sondern auch deine Mutter ermordet wurden?“

„Wie gesagt. Ich war damals ein Baby. Ich kann mich nich dran erinnern. Für mich is es nich… ähm – real. Es is einfach nur ne Erzählung. So wie wenn man nen Geschichtsbuch liest. Wegen der Dinge die da irgendwann mal vor weiß ich nich wie vielen Jahren vorgefallen sind, übt man doch auch keine Rache mehr aus. Juckt doch keinen mehr, was meinetwegen die Ägypter für ne Sklavenhaltung betrieben haben. Da fällt keiner ein und will die Ägypter fertigmachen. Keine Ahnung. Is halt doof gelaufen. Aber ich glaub nich, dass Rache das Problem löst.“

„Aber, wenn wir nichts tun, werden die Quyrtha uns weiter ausmerzen.“

„Schon klar. Sagen Pa und Kendra auch. Die Menschen müssen sterben, bevor wir es tun. Aber is das nich egoistisch?“, fragte er. „Nur meine Meinung“, setzte er hinzu, als Laice durch seinen Gesichtsausdruck zu verstehen gab, dass er diese Ansicht nicht unbedingt teilte. Damit verschwand er dann endgültig aus dem Raum und überließ Laice wieder seinen Gedanken. In seinem Kopf hallten wieder und wieder die letzten Worte Tjalfs.

Ich glaube nicht, dass Rache das Problem löst. Wenn nicht Rache, was dann? Wir müssen uns doch schließlich zur Wehr setzen. Wir haben keine andere Wahl. Klar, ich stimme ihm zu, dass es falsch ist, alle Menschen zu ermorden. Schließlich haben nicht alle Menschen etwas mit den Quyrtha zu tun. Aber alle Quyrtha haben es nicht anders verdient. Sie waren es, die UNS angegriffen haben. Wir wehren uns nur. Es ist bloß zu unserem Schutze und dem unserer Nachfahren. Soll das wirklich verwerflich sein?

Ihn plagten noch eine Weile Gewissensbisse, während er sich immer aufs Neue klarmachte, dass seine Denkweise die Richtige war und Tjalf ihm wohl zustimmen würde, wenn er mit eigenen Augen das Elend gesehen hätte. Schließlich schlief er, überzeugt, dass Tjalf dann sicher nicht so fröhlich und naiv wäre, vollkommen übermüdet ein.

Nach einer Weile, er selbst war davon überzeugt, dass es sich nur um wenige Minuten handelte, wurde er aus dem Schlaf gerissen. Es war Tjalf, der sanft an seiner Schulter rüttelte. „Nu werd schon wach, du Schlafmütze. Wir ham fast Mittag. Kendra hat gesagt, du musst jetz frühstücken, sonst soll ich dir erst heut Abend was geben.““

„Ist ja gut. Ich bin ja wach“, antwortete er seufzend. 

Tjalf hielt ihm ein Sandwich hin, dass er abbeißen konnte. „Sag mal…“, fing Laice, plötzlich eine Idee habend an, „Es ist nicht zufällig möglich, meine Handfesseln zu lösen, damit ich selbstständig essen kann?“

„Nein, sorry. Hat Kendra ausdrücklich verboten. Macht aber auch nix“, meinte er leichtfertig, „ich füttere dich gerne.“

Laice seufzte leise. So naiv der Andere war, so befehlstreu war er wohl auch.

„Ach, komm schon!  Jetz tu nich so, als ob das was schlechtes wär. Is doch toll gefüttert zu werden!“

„Nicht wirklich“, entgegnete er trocken. Letztendes biss er aber doch von dem Brot ab. Auch das Wasser trank er. „Ich wollte dir eigentlich Kaffee machen, aber ich dachte, is vielleicht nich so gut, was Heißes mit nem Strohhalm zu trinken“, entschuldigte Tjalf sich.

„Ich mag ohnehin keinen Kaffee“, gab er knapp zurück, fragte sich aber durchaus, warum der Andere sich darüber solche Gedanken machte, schließlich war er nur ein Gefangener. Außerdem klang es so, als ob Tjalf alles selbst zubereiten würde. Sowohl den Spaghetti am Abend zuvor, als auch dem Sandwich konnte man deutlich anmerken, dass da Arbeit und Liebe zum Detail drinsteckte. Das Sandwich war nicht einfach ein Toast mit etwas Belag vollgeklatscht und ein weiterer Toast obenauf. Er schmeckte frischen Salat, Gurke, Tomate, Käse und Hähnchenfleisch. Aber richtige Hähnchenfleischstücke und nicht nur einen Aufschnitt. Zumindest vermutete er, dass es Hähnchenfleisch war, es hatte einen etwas eigenartigen, aber interessanten Geschmack. Vermutlich hatte Tjalf die Stücke selbst gewürzt. Saftig wurde das ganze durch eine leichte Mayonnaise. Sie schmeckte besser, als alle Mayonnaisen, die er bisher gegessen hatte.

„Das schmeckt interessant“, gab er schließlich zu. 

„Danke. Hab ich selbst gemacht.“

„Das dachte ich mir bereits. Aber warum machst du dir die Mühe?“

„Ich koch gern. Und ich experimentier gern. Aber normal isst keiner was ich mach. Du bist der erste. Dann macht es gleich mehr Spaß.“

Nun war Laice irritiert. „Warum ist das keiner? Das ist wirklich lecker.“

„Ja, aber das  is vegan. Is in unseren Kreisen nich so beliebt wie bei euch Menschen. Für Wölfe gehört Fleisch quasi dazu. Mein Pa sagt, wir sind Fleischesser, wir brauchen das. Bla, bla… Halte ich für Bullshit. Sind ja keine reinen Wölfe, haben schließlich auch Menschen Gene in uns als Werwölfe“, erklärte er schulterzuckend.

„Es gibt auch genug Menschen, die dem abgeneigt sind. Aber ich finde das gut. Und dein Essen zeigt eigentlich sehr deutlich, dass es durchaus lecker sein kann“, ließ er sich zu einem weiteren Lob hinreißen.

„Hehe“, er grinste leicht errötend. „Nett von dir.“

Schritte ertönten und die Tür öffnete sich. Tjalf drehte sich um. „Hallo, Kendra“, begrüßte er die Person in der Tür. Sie hielt den Stab von Laice in ihrer Hand, sowie seinen Umhang und seine Stiefel.

„Laice findet mein Essen lecker“, verkündete er fröhlich.

„So? Tut er das?“, fragte sie skeptisch nach.

„Ja, tu ich“, antwortete nun  Laice, seine Stimme jetzt deutlich kühler.

„Oh. Hat da jemand nicht gut geschlafen?“, provozierte sie. Dann wendete sie sich an Tjalf: „Du kannst nun gehen.“

„Ich mag aber nicht.“

„Das war ein Befehl.“

„Ist ja gut“, erwiderte er eingeschnappt.

Dann nahm er sein Tablett und verließ den Raum.

Als die Tür ins Schloss fiel, wendete sich Kendra wieder an Laice.

„Wir haben eine Spur auf die Quyrtha.“

„Diesmal wirklich oder ist das wieder nur ein Köder für was weiß ich nicht was.“

„Ich habe dich schon gefangen. Was sollte ich diesmal tun?“, entgegnete sie flippig, „Natürlich haben wir diesmal wirklich eine Spur. “

„Schön. Was soll ich nun tun?“, wechselte er in einen Geschäftsmodus. Vielleicht bot sich ihm hier nun endlich eine Gelegenheit. Eine Gelegenheit zur Flucht.

„Dich um sie kümmern. Jetzt kannst du zeigen, dass du wirklich bereit bist, uns zu helfen. Wir haben sie in Kerun entdeckt.“

„Kerun? Das ist ein Stück von hier.“

„Das ist korrekt“, bestätigte sie, „darum wirst du jetzt losgehen. Ich weiß, dass du sie bevorzugt nachts jagst. Bis zur Nacht wirst du dort ankommen.“

„Ok. Wie du meinst“, antwortete er und bemühte sich mit aller Kraft um einen blanken Gesichtsausdruck und eine emotionslose Stimme. Das klang nach einem Freifahrtschein, der ihn hier endlich rausbrachte. Keine Kontrollen, nichts. Er schien einfach gehen zu können.

Als sie die Fesseln öffnete, biss er sich auf die Lippen, um ein Grinsen zu unterdrücken. Sie schien es dennoch wahrzunehmen, denn sogleich sagte sie: „Komm ja nicht auf dumme Gedanken, vergiss nicht, ich weiß von Kouhei. Ich weiß, wo ich ihn finde. Und dich, dich muss ich nur wieder beißen und deine Magie ist nutzlos! Verstanden?“

Laice schluckte kaum merkbar. „Natürlich. Verstanden.“

Er nahm dann seine Sachen entgegen und kleidete sich ein.

Anschließend ließ er sich von Kendra rausführen. Er hatte das Gefühl, dass es sich um eine Art unterirdische Höhle handelte. Sie liefen durch einen langen Gang. Die Wände schienen steinern und uneben. In gleichmäßigen Abständen sorgten Fackeln für ein wenig Licht. Fenster gab es keine. Zwischendurch konnte Laice gleichmäßige Vertiefungen in den Wänden erkennen. Er vermutete, dass sich dort Türen befanden. Am Ende des Ganges liefen sie eine Treppe hoch. Alle paar Stufen ging von der Treppe ein weiterer Gang ab. Die Treppe machte den Eindruck endlos lang zu sein.

Minuten später waren sie oben angekommen. Sie durchquerten einen weiteren Gang. Dieser war wesentlich heller als der Gang unten. Hier gab es Fenster, die Wände waren glatt und vermutlich aus Beton. Ganz normale Wandlampen leuchteten den Gang aus. Auch hier gab es mehrere Türen. Wieder liefen sie den kompletten Gang entlang. Am Ende öffnete Kendra eine Tür. Laice kam Tageslicht entgegen. Die Freiheit. Sie war so nah und doch so fern.

„Denke dran“, sprach ihm Kendra nochmal ins Gewissen, „ein Fehltritt von dir kann deinem kleinen Freund das Leben kosten. Mach nichts Unüberlegtes.“

„Ich hab es Verstanden“, presste Laice ungeduldig hervor. Damit trat er aus der Tür. Kurz danach fiel sie wieder ins Schloss.



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