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Kastanienrot

von

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Blonder Wildfang [04.12.2016 - 2. Advent]

Hallo ihr Lieben ♥
 

Nun geht es weiter mit Killian, Colin und ??? ;) lasst euch überraschen.
 

Einen schönen 2. Advent wünsche ich euch und wir sehen uns am Dienstag wieder!
 

[#2 - Blonder Wildfang]
 

Gedankenverloren wende ich die abgekühlten Vanillekirpfl in dem Zuckergemisch und sortiere sie separiert in eine meiner Dosen ein. Wenn man meine Küche sehen würde, könnte man meinen ich bin ein Helfer der Weihnachtselfen. Unmengen von verschiedenen Plätzchen türmen sich auf meinem Holzküchentisch, der Arbeitsplatte und in den verschiedenen Weihnachtsdosen. Ich bin ein echter Fan vom Backen, aber das hier übertrifft selbst meinen eigenen Rekord. Um die alle zu vernichten werde ich wohl Hilfe benötigen!
 

„Kiliiiiii!“ wenn man vom Teufel spricht steht er auch schon vor der Tür! Lächelnd flitze ich aus der Küche in den Flur, um meinem Besuch schleunigst die Türe aufzumachen. Ich weiß ja wie ungeduldig sie sein kann. Eine hübsche Blondine mit polangen, glatten Haaren steht vor mir. Ich bin immer wieder fasziniert wie sie diese Mähne zu bändigen weiß. Ich habe ja schon öfters Probleme mit meinen paar Locken. In einer Hand hält sie eine Flasche Wein und in der anderen tippt sie wie wild auf den Tasten ihres Smartphones herum. Erst als ich mich kurz räuspere schaut sie auf und ein strahlen breitet sich auf ihren Gesicht aus. „Kili!“ mit einer Kraft die ihr wohl niemand zutrauen würde, springt sie mir um den Hals. Mit meinen 1,91m kommt sie da natürlich nicht weit und so umklammert sie lediglich meinen Thorax. „Ich habe dich auch vermisst Lana!“ lachend drehe ich mich um meine eigene Achse und begebe mich mit ihr als Anhängsel zurück in den Flur. Der Tür gebe ich mit meinem Fuß einen gekonnten Stoß, bevor sie lautstark ins Schloss fällt.
 

„Ach du heilige Scheiße! Willst du beim Weihnachtsmann als Aushilfe arbeiten?“ mit offenem Mund starrt sie auf das heillose Durcheinander in meiner Küche. „Wie willst du die denn alle alleine essen? Davon kriegst du nur wieder Bauchweh!“ demonstrativ dreht sie sich zu mir um und streichelt besagten Bauch einmal mit ihrer Handfläche. Ich muss schmunzeln und halte ihre Hand fest „Du weißt doch, dass ich kitzelig bin!“ – „Ja, darum macht es auch so Spaß dich zu ärgern“ grinsend wedelt sie mir mit der Weinflasche vor der Nase herum. „Ich hol die Gläser und du gehst schon einmal ins Wohnzimmer“ ohne mit der Wimper zu zucken ist sie schon im angrenzenden Raum verschwunden. Ohne ihren geliebten Rotwein geht einfach nichts!
 

„Hier noch ein paar Plätzchen!“ lächelnd stelle ich eine kleine Schale mit meinen selbstgebackenen Weihnachtsplätzchen auf den Tisch, bevor ich ihr das bauchige Glas mit dem Wein überreiche. Ich selbst möchte erst einmal keinen Wein trinken. „Möchtest du nicht?“ überrascht blicken mich ihre braunen Bambiaugen an, bevor sie etwas auf die Seite rutscht und mich mit auf die Couch setzen lässt. „Nein, gerade nicht“ ich kann einen kellertiefen Seufzer nicht unterdrücken und das ist das Zeichen für Lana mich auszuquetschen. „Hey Großer, was ist los? Du klangst schon am Telefon so komisch. So kenne ich dich gar nicht“ der erste Schluck Wein folgt und sie leckt sich vereinzelte Tropfen von der Oberlippe. Wäre ich nicht 100% auf Männer fixiert, würde ich das tierisch scharf finden. „Nun ja… es kommt etwas plötzlich und ich weiß auch nicht, ob es nicht zu weit hergeholt ist. Immerhin habe ich ihm erst einmal gegen-übergestanden… und das auch sehr kurz“ ein kurzes Prusten lässt mich aufschrecken und ich starre zu Lana hinüber. Etwas Wein fließt von ihrem Mundwinkel zurück in das Glas und ich weiß, dass ich sie mit meinen Worten überrascht habe.
 

„Du… Du redest doch nicht gerade von einem Mann, oder?“ das Glas Wein stellt sie vorsichtshalber auf dem Tisch ab, bevor sie sich einen der Vanillekirpfl schnappt. „Nein, ich bin eigentlich Bi und liebe dich Lana! Bitte verlasse diesen Jason und werde meine Frau!“ theatralisch greife ich ihre rechte Hand, in welchem sie das Vanillekirpfl hält, und beiße genüsslich ab. „Idiot!“ lachend wirft sie mir das restliche Stück Kirpfl in den Mund, bevor sie sich die Krümel von den Fingern leckt. „Natürlich meine ich einen Mann. Unseren Nachbarn um genau zu sein“ ein verzücktes Quietschen ihrerseits lässt mich die Augen verdrehen. Sie ist wirklich eine der wenigen Frauen, wenn nicht sogar die Einzige, die es klasse findet das ich schwul bin. Ein Fangirl sozusagen. „Der Nachbar… soso…“ grinsend bettet Lana ihren Kopf in der Handfläche, bevor sie mich ungeduldig anstarrt. Das hat sie echt gut drauf! „Viel kann ich dir nicht über ihn erzählen. Er heißt Jansen mit Nachnamen, hat einen kleinen, kastanienroten Cairn Terrier namens Benji. Ich würde ihn auf 24 – 25 Jahre schätzen. Er scheint alleine zu wohnen, jedenfalls habe ich noch niemanden bei ihm ein und ausgehen sehen und…“ ich verfalle vollends in meiner Aufzählung, sodass ich gar nicht merke wie Lana plötzlich aufsteht und in den Flur verschwindet.
 

„Zusammengefasst stehst du also auf kleine, pummelige Männer!“ woher weiß sie denn auf einmal wie seine Statur aussieht? Soweit war ich doch noch gar nicht! Wo ist Lana überhaupt? „Der ist aber süß, wäre auch mein Fall!“ M… Moment mal! Sie wird doch nicht etwa?! Hastig springe ich von meiner Couch auf und eile in den Flur. Tatsache! „Würdest du bitte aufhören meinen Nachbarn durch den Türspion hinweg zu beobachten? Das gehört sich nicht!“ das sagt gerade der Richtige! Die wenigen Details die ich über ihn weiß, weiß ich auch nur daher, weil ich bei jedem kleinen Geräusch zur Tür stürme und nachsehe. So gesehen bin ich kein Stück besser wie sie. „Lana!“ nun presst sie ihre eine Gesichtshälfte regelrecht an meine Tür und ich schlage mir hoffnungslos mit der Hand gegen die Stirn. Was hat sie eben noch einmal gesagt? Er wäre süß und auch ihr Fall? „Nur damit wir uns richtig verstehen, du hast Jason!“ spiele ich da etwa gerade den Eifersüchtigen? Als ob die Blondine meine Gedanken lesen kann, das kann sie definitiv, dreht sie sich zu mir herum und grinst breit. „Ist da etwa jemand eifersüchtig? Willst du auch mal durchs Lochen gucken? Ist gerade wirklich spannend. Eben hat er sich zügellos über die Lippen geleckt, das war vielleicht ein heißer Anblick“ zwinkernd tritt sie von der Tür weg, läuft fröhlich pfeifend an mir vorbei. Erst als ich sie nicht mehr sehen kann laufe ich zügig zum Türspion. Zu meinem Pech ist er scheinbar schon weg. „Ach übrigens…“ ertappt zucke ich zusammen, wage jedoch nicht mich umzudrehen. „…ich meinte die ganze Zeit eigentlich den Hund, nicht ihn“. Oh dieses kleine ****!
 

[*]
 

Leise pfeifend laufe ich gemeinsam mit meinem kleinen Cairn Terrier durch die verlassenen Straßen. Obwohl wir es erst 17:30Uhr haben, ist es schon zappenduster. Winterzeit eben. Viele fürchten sich in der Dunkelheit, doch ich finde sie sehr angenehm. So kann niemand sehen wenn ich traurig oder verletzt bin. Außer natürlich Benji. Er hat ein Gespür dafür wenn es mir nicht gut geht und jetzt ist genauso ein Fall. Er trottet eng an meinem linken Bein entlang, stupst es gelegentlich mit seiner kalten Schnauze an. Mild lächelnd halte ich immer mal wieder an, beuge mich zu ihm herab um ihn zu streicheln. Hechelnd lässt er es sich gefallen, leckt ab und an meine Hand ab. Er ist wirklich mein bester und einziger Freund. Warum ich auf einmal so traurig bin? So richtig kann ich es selbst nicht verstehen. Diese Phase kam erst, als ich diese schöne blonde Frau durch den Türspion gesehen habe. Denkt bitte nicht ich würde das immer machen! Es war ein Ausnahmefall. Ihr gequietschtes „Kiliii“ hat auch bestimmt Herr Müller aus dem 1 Stock gehört und der ist schwerhörig! Ich habe aus reiner Neugier durch den Spion geschaut. Ich wollte wissen mit welchen Menschen sich Kill… Herr Winter so befasst. Warum? Naja… er ist immerhin jetzt mein Nachbar und als guter Nachbar weiß man nun einmal immer über alles und jeden Bescheid!
 

„Na wen haben wir denn da? Colin Jansen höchstpersönlich!“ diese Stimme würde ich unter tausenden wiederkennen und das ist gerade das Schlimme! Was will er denn jetzt hier? „Steffen“ ich versuche meine Stimme möglichst monoton zu halten, er soll nicht merken dass ich gerade ziemlich gedankenverloren war. „Was machst du denn hier?“ Benji hat sich in der Zwischenzeit bedrohlich vor mir aufgestellt. Sein Gespür für Gefahr ist herausragend, ebenso sein Sinn zuerkennen welche Menschen mir schaden wollen und welche nicht. „Ich war nur ganz spontan hier unterwegs. Seit wann hältst du dir denn eine Töle?“ ich kann in Steffen seinem Gesicht Belustigung erkennen. Scheinbar nimmt er den Kleinen nicht ernst. Genauso wenig wie er mich je ernst genommen hat. „Das geht dich nichts an und jetzt endschuldige mich!“ ich pfeife einmal leise und mein Liebling versteht sofort. Ohne Steffen aus den Augen zu lassen trottet er an ihm vorbei und ich tue es ihm gleich. „Ich habe das Versprechen nicht vergessen, mein Lieber. Erwarte mich demnächst bei dir.“ meine Nackenhaare stellen sich bei seinen gehauchten Worten auf und ich blicke hektisch über meine rechte Schulter hinweg. Er ist verschwunden. Habe ich mir das alles etwa nur eingebildet? Scheinbar nicht, denn Benji beginnt wie wild zu bellen. Ich schüttle hektisch den Kopf und begebe mich vor ihm in die Hocke. Es dauert etwas, aber nach wenigen Minuten hat er sich durch meinen Zuspruch beruhigt. „Komm mein Junge, lass uns nach Hause gehen!“
 

[*]
 

„Du hast nicht wirklich den alten Zuckertrick angewendet?!“ belustigt klopft sich Lana auf ihren Oberschenkel, bevor sie sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln streicht. „Ich hätte auch nicht gedacht dass es klappt. Ich wollte ihn einfach nur mal sehen und da kam mir diese Idee in den Sinn!“ prustend lässt sich Lana nachhinten an die Couchlehne fallen „Du bist echt der Knaller! Wie hat er denn reagiert?“ sie wirft ihr langes Haar nachhinten, eh sie mich unverhohlen anblickt. „Sehr überrascht. Es hat ewig gedauert bis er die Türe aufgemacht hat. Er scheint sehr vorsichtig gegenüber anderen Menschen zu sein“ nachdenklich streiche ich mit Daumen und Zeigefinger über mein Kinn. „Ich konnte hören wie er einige Ketten und Schlösser gelöst hat. Er scheint wirklich sehr viel Vorsicht walten zu lassen“ – „Meinst du er hat vor irgendetwas Angst?“ ihre plötzliche Frage lässt mich aufhorchen. „Das weiß ich nicht. Dafür kenne ich ihn nicht gut genug. Ich weiß nur, dass er sehr süß ist. Als er mir seine grün-weiße Tupperdose entgegengehalten hat, hat seine Hand richtig gezittert. Sein Gesicht konnte ich nur kurz erhaschen. Er hat wunderbare blau-graue Augen, rabenschwarzes, kurzes Haar, ein paar vereinzelte Sommersprossen und ziemlich sinnliche Lippen“ bei dem Gedanken daran verfalle ich wieder ins Schwärmen. „Oh je, da hat es aber jemanden ziemlich erwischt!“ grinsend stupst mich Lana in die Seite und ich quicke mehr als unmännlich auf. „So ein Quatsch! Du weißt doch…“ „…du warst noch nie verliebt. Ja Ja, erzähl das deiner Mutter!“
 

Augenrollend verschränke ich meine Arme vor der Brust. Total männlich! „In meinen bisherigen Beziehungen habe ich noch nie so etwas gefühlt“ es folgt ein empörtes Schnauben ihrerseits „Das, mein Lieber, waren keine Beziehungen sondern Bettgeschichten! Die waren, laut deiner Aussage, weder gut noch befriedigend für dich. Mal ganz ehrlich Killian!“ Oh je, wenn sie meinen vollen Namen benutzt ist sie meistens sauer. „Du benimmst dich wie ein kleiner Junge. Du bist 28 Jahre alt und brauchst endlich mal einen ordentlichen Mann!“ kopfschüttelnd steht sie nun von der Couch auf. „Wo willst du denn jetzt auf einmal hin?“ – „Zu Jason. Er will mit mir noch schick essen gehen. Du weißt doch heute ist der 2 Advent und wir…“ „… gehen jeden Advent woanders essen. Ja, ich weiß!“ die Tatsache das schon wieder eine Woche rum ist, lässt mich traurig aufseufzen. „Vielleicht solltest du deinem Glück etwas auf die Sprünge helfen, findest du nicht?“ lächelnd läuft sie noch einmal zu meinem Wohnzimmertisch, bevor sie mit der Plätzchenschale in der Hand zurückkommt. Misstrauisch ziehe ich beide Augenbrauen empor, als ich sie mir eben diese in die Hand drückt. „Mit deinen selbstgebackenen Plätzchen und Charme sollte das doch überhaupt kein Problem sein, oder?“ das meint sie doch nicht wirklich ernst! Ich soll meinen hübschen Nachbarn mit meiner Backkunst verführen?!
 

[*]
 

Mit zügigen Schritten eile ich durch das Treppenhaus meiner Platte, eh ich endlich an meinem Ziel angekommen bin. Ich werfe einen letzten Blick über meine Schulter, bin erleichtert dass ich niemanden sehe. Er ist mir also nicht, wie ich vermutet hatte, gefolgt. Vereinzelte Schweißperlen kullern mein Stirn herab und ich wische sie hastig mit meinem rechten Ärmel weg. Mein kleiner Liebling läuft hechelnd um meine Füße herum, bevor er mit einem einzelnen bellen meine Aufmerksamkeit bekommt. „Ach ja… endschuldige..“ mit zittriger Hand fische ich meinen Schlüssel aus der Jackentasche, schließe die Tür mit wenigen Handgriffen auf. Benji flitzt zuerst hinein und ich kann sehen wie er im Wohnzimmer verschwindet. Ein kurzes Lächeln huscht über mein Gesicht, was jedoch sofort wieder verblasst als ich die Nachbarstüre aufgehen sehe. „Denk an meine Worte Kili. Die Liebe geht durch den Magen“ weder die hübsche Blondine, noch Herr Winter scheinen mich bemerkt zu haben, denn sie verfallen in eine intensive Umarmung. Ein Stich durchzieht mein Herz und ich wende den Blick hastig ab. Neid, Eifersucht und Traurigkeit durchfluten meinen Körper und ich beeile mich in meine Wohnung zu kommen. „Hallo Herr Jansen!“ die freundliche Stimme von Herr Winter geht mir durch Mark und Bein. Ich drehe mich nicht zu ihm herum, schlucke jedoch den Kloß in meinem Hals herunter. „Guten Tag Herr Winter!“ meine Stimme ist brüchig und das Gefühl der inneren Leere nimmt überhand. „Ich wünsche Ihnen und ihrer Freundin einen schönen 2. Advent“ wenigstens das bekomme ich noch heraus, bevor ich meine Schuhe von den Füßen streife, sie nachlässig vor der Türe stehen lasse und im inneren meiner Wohnung verschwinde.



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