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Camembert und Kekse

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey alle zusammen,
ich weiß der Cliffhanger in letzten Kapitel war mies, aber heute erfahrt ihr wies weiter geht. Ich hoffe es gefällt euch und wünsche viel Spaß beim lesen. Ich freue mich wie immer über eure Meinung oder Kritik!


//Betaleser:Imaginis// Komplett anzeigen

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So tief kann man fallen

Cat Noir versuchte zunächst aufmerksam das komplette Ausmaß und die Gesamtsituation zu erfassen. Das Bild, welches sich dem Helden bot, hatte er so nicht erwartet. Sie hatten in all der Zeit, in der sie schon zusammen kämpften, einiges gesehen. Aber Black Nurse`s Stil hatte es in sich. Sie stand aufrecht, geradezu erhaben und mit überschäumender Selbstsicherheit im Rahmen eines großen Fensters im dritten Stock des Hotels. Das schwarze Gitter, das normalerweise bei jedem der Zimmer als schmaler Balkon diente, war herausgerissen worden und lag achtlos auf der Straße. Die Schurkin balancierte leicht und geschmeidig, fast wie ein Akrobat, auf einem langen Brett - einer großen Tischplatte, wie Cat Noir vermutete. Diese war im Inneren des Zimmers mit einem riesigen, massiven Kleiderschrank beschwert, sodass eine Art Planke entstand, wie man sie in Piratenfilmen klischeehafterweise immer zu sehen bekam. Am anderen Ende der Planke, das in gefährlicher Höhe über der Straße leicht schwankte und bei jeder Bewegung der darauf befindlichen Person bebte, stand der Bürgermeister und zitterte selbst wie Espenlaub, wirkte stark desorientiert und lief Schlangenlinien.
 

Black Nurse kam hinter ihm langsam und bedrohlich näher, die Waffen unverwandt auf ihn gerichtet, ein triumphierendes Lächeln auf den dunklen Lippen. „Bürger von Paris, wo bleiben nun eure Helden? Ich glaube, lange schafft es Bürgermeister Bourgeois nicht mehr, sich zu halten.“ Sie lachte ausgelassen und machte eine dramatische Pause bevor sie düsterer, aber wesentlich lauter mit schwindender Geduld weitersprach. „Ladybug und Cat Noir, wenn ihr mich hört, gebt mir eure Miraculous und ich lasse ihn gehen“, verkündete sie und blickte sich aufmerksam um, als rechnete sie jeden Moment mit einem Angriff.
 

Der Bürgermeister drehte und wendete sich währenddessen immer wieder verwirrt um und knickte auch des Öfteren ein. Offenbar wurde auch er von einem Pfeil getroffen. Es schien, als hätte er keinen Gleichgewichtssinn mehr. Mit seinen scharfen Katzenaugen erkannte Cat Noir, dass auch seine Haut seltsam verfärbt war, ebenso wie bei Chloé und teilweise bei seiner Lady. Seine leuchtete in einem unheimlichen Gelbton. Das bestätigte schließlich seinen Verdacht. Entweder mochte Black Nurse große, dramatische Auftritte oder es war eine Falle mit dem Bürgermeister als Köder. Doch er hatte noch keine wirkliche Vorstellung, wie diese genau aussehen sollte. Beunruhigt ließ Cat Noir den Blick schweifen. Sein Atem ging etwas rascher und er spannte jeden Muskel an.
 

Unten auf der Straße hatte sich derweil schon eine beachtliche Menschenmenge gebildet. Die Presse, allgegenwärtig und sensationslüstern, war in der ersten Reihe vertreten, ihre Kameras gespannt auf die Szene gerichtet. Aufgeregt rufende Feuerwehrleute und geschäftige Rettungssanitäter rannten, wie aufgescheuchte Ameisen, hin und her und versuchten zwischen all den Leuten ein Sprungtuch aufzubauen für den Fall, dass der Bürgermeister abstürzte. Abgeschirmt und ergänzt wurde das Geschehen nur noch durch ein paar Polizisten, die Absperrungen errichteten, um die Zivilisten und Reporter von den helfenden Instanzen fern zu halten. Damit hatten sie alle Hände voll zu tun.
 

„Was ist los?“, frage Ladybug, die sich noch auf Cat Noirs Rücken befand und dessen Hals umklammert hielt, etwas unsicher. So sehr sich anfangs alles in ihr gesträubt hatte, sich von ihm tragen zu lassen, einfach weil sie sich an eine gewisse Unabhängigkeit gewöhnt hatte, so sehr wollte sie sich jetzt nicht von ihm entfernen. Als fürchtete sie ihn gänzlich zu verlieren, sobald sie losließ. Die Ereignisse des Abends verunsicherten sie gerade auf mehreren Ebenen. Das Gefühl nur eingeschränkt sehen und entsprechend handeln zu können, war ärgerlich und vordergründig hinderlich, würde aber hoffentlich nur von kurzer Dauer sein und wieder behoben, sobald der Kampf vorbei war. Das frostige Verhältnis zwischen ihr und ihrem Partner war da ein anderes Kaliber und diese Sorge fraß sich tiefer hinter ihre Fassade, als sie es je für möglich gehalten hätte. Geschweige denn, dass sie sich das je in diesem Maß eingestanden hätte. Sie musste sich stark konzentrieren um den Schauer zu unterdrücken, der ihren Körper durchfahren wollte. Unbewusst krallten sich ihre Finger dabei in Cat Noirs Brust. Sie war Ladybug, die kampferprobte Heldin von Paris und durfte jetzt nicht die Nerven verlieren. Nach wie vor war es die Hoffnung, dass nach dem Kampf alles wieder gut sein würde, das, was sie aufrecht hielt.
 

Angestrengt kniff sie die Augen etwas zusammen, um möglichst genau sehen zu können, aber das nützte nicht viel. Die Fenster des Hotelzimmers leuchteten zwar hell, aber sie konnte auf diese Entfernung die dunklen Silhouetten der zwei Gestalten im Fensterrahmen nur erahnen. Erneut verfluchte sie gedanklich ihren aktuellen Zustand. Das würde eine ihrer größten Herausforderungen werden.
 

„Sie hat den Bürgermeister in ihrer Gewalt und lässt ihn wortwörtlich über die Planke gehen“, erklärte Cat Noir leise und knapp, den Blick unverwandt auf das Geschehen gerichtet. Sein Tonfall war trotz der aktuell ziemlich ungünstigen Lage neutral und gefasst. Was war nur los mit ihm? Wenn ihr Cat Noir auf dem Weg zum Hotel schon seltsam kalt vorgekommen war, dann setzte er dem nun immer weiter die Krone auf.
 

„Oh nein“, entfuhr es Ladybug. Und damit meinte sie einerseits das Szenario vor sich, andererseits passte das auch ziemlich gut zu dem Gefühlschaos und der Verwirrung in ihrem inneren. Konzentrier dich, Marinette. Erst die Mission beenden, danach alles andere auf die Reihe bekommen. Sie seufzte kaum hörbar. Auch wenn sie nicht alle Entscheidungen des Bürgermeisters guthieß, hatte das, was Black Nurse mit ihm vorhatte, niemand verdient. „Und nun?“, fragte sie besorgt und vorsichtig, um beim Thema zu bleiben, während es in ihrem Gehirn bereits arbeitete.
 

„Wir brauchen einen Plan“, sagte Cat Noir ernst und schaute sie nun an. Sie war es meist, die die rettenden Ideen hatte. „Und zwar schnell.“ Seine Augen, die bei jedem bisherigen Kampf erwartungsvoll geglüht hatten und Ladybug normalerweise aufmerksam und frech verfolgten, waren heute matt, glanzlos und die Augenlieder schwerer als sonst. Sein Mund, nicht zu einem überheblichen und spöttischen Lächeln verzogen, war schmallippig und zusammengepresst. Panisch versuchte Ladybug, die vor ihr liegende Situation zu analysieren und eine Lösung zu finden, aber ihr fiel nichts ein. Es war auch nicht sehr hilfreich, dass Cat Noir stumm wie eine Statue blieb und sie beobachtete. Sie konnte sich nicht konzentrieren, zu sehr drehte sich alles in ihrem Kopf.
 

Ein Raunen ging plötzlich durch die Menge unten auf der Straße und Rufe wurden laut. Sofort war Cat Noir alarmiert. „Mist, sie haben uns entdeckt. Das wars mit dem Überraschungseffekt“, stellte der Kater nüchtern fest. Nun kniete er sich vorsichtig auf den Boden, damit seine Partnerin von seinem Rücken absteigen konnte. Ladybug vermochte nicht zu sagen warum, aber die Beunruhigung und Sorge über sein Verhalten an diesem Abend, wich langsam aber stetig einem aufsteigenden Unbehagen, einer seltsamen Ungeduld und gewissermaßen war sie auch langsam genervt. Alles was sie im Moment wollte, war das hier schnell und erfolgreich hinter sich bringen, um Schwester Lucie von dem Akuma zu befreien und selbst wieder die Alte zu werden. War das zu viel verlangt? Wenn er so weitermachte wie bisher, würde sie ihn hierlassen. Das war ja nicht zum Aushalten. In den bisherigen Kämpfen war sie es gewohnt, dass sie sich zum Teil Wortlos verständigen konnten und er sich aktiv beteiligte. Sie konnten sich normalerweise auch zusammen beratschlagen und er brachte sich ebenso sehr ein wie sie. Heute wirkte er steif und kalt, wie eine Marionette. Sie erwischte sich dabei, wie sie in ihren Gedanken das Wort -distanziert- verwendete und sie bekam eine Gänsehaut dabei.
 

Mit einem gequälten Blick in die Richtung ihres Partners beschloss Ladybug, dass es keinen Sinn hatte hier herumzustehen und abzuwarten, bis womöglich der Bürgermeister noch in die Tiefe stürzte. Und so sagte sie etwas ruppiger als sie eigentlich wollte: „Los jetzt, der Plan muss dann eben von selbst kommen. Wir können nicht länger warten. Ich greife sie an und lenke sie ab, während du den Bürgermeister rettest.“ Sie trat einen Schritt näher an die Kante und blickte angestrengt hinüber zu dem weit geöffneten Fenster. Ungeschickt warf sie das Jojo aus, aber nicht weit genug. Die Heldin fluchte genervt und stampfte wütend mit dem Fuß auf. Mit Schmackes und angestautem Zorn schleuderte sie das Jojo erneut und es wickelte sich um das steinerne Geländer, welches die Dachterrasse des Hotels umlief. Zufrieden aber vorsichtig prüfte sie, ob es sicher verankert war, indem sie daran zog und bevor Cat Noir noch etwas sagen oder sie gar aufhalten konnte, stürzte sie los. Mit einem Anflug von Panik schwang sie sich hinüber und landete glücklicherweise auf einem Sims direkt oberhalb des Fensters. Sie schwankte ein wenig, war aber erleichtert ohne nennenswerte Blessuren angekommen zu sein. Nur ihre Hände waren, beim Versuch den Schwung abzufangen, etwas heftiger an der Hauswand aufgeschlagen. Augenblicklich zog sich das Seil wieder zusammen. Sie löste es aber noch nicht von dem Geländer, sondern stieß sich mit den Füßen an der Wand ab, gab wieder mehr Seil dazu und schwang sich durch das unter ihr liegende Fenster herein um Black Nurse wie ein Pendel in das Innere des Zimmers zu kicken. Aber die Gegnerin war verschwunden und der Stoß ging ins Leere.
 

Ladybug stand, das Jojo griffbereit in der Hand, unschlüssig im Rahmen des weit geöffneten Fensters. Jeder Muskel ihres Körpers war angespannt und kampfbereit. Die Arme hatte sie ein wenig abgespreizt und versuchte den verängstigten Mann hinter ihr mit ihrem Körper so gut es ging abzuschirmen. Suchend blickte sie sich um. Im hellen Licht, das mehrere Lampen warfen, hoffte sie, dass sie die dunkel gekleidete Black Nurse würde erkennen können. Sie spürte die Vibrationen auf der Tischplatte, die von den zittrigen Stehversuchen des Bürgermeisters herrührten, an ihren Füßen. Das verstärkte das mulmige Gefühl, das in ihrem Bauch herrschte. „Wir helfen ihnen Monsieur le Maire, halten sie noch einen Moment durch.“, raunte sie ihm so laut sie sich traute zu. Es war ihr Suspekt, dass die Gegnerin ihr einfach so das Feld überlies und verschwand. Nun da Chloés Vater seinen Pfeil kassiert hatte, ebenso wie seine Tochter, war sie da doch noch aufgebrochen um den Schuldirektor zur Rechenschaft zu ziehen? Oder versteckte sie sich im Zimmer und wartete nur darauf, dass sie hereinkam?
 

Zur selben Zeit hörte sie hinter sich, wie Cat Noirs Stab aufschlug und der Kater mit einem kaum vernehmbaren Keuchen landete. Er packte den Bürgermeister, der einen erleichtert klingenden Laut von sich gab und wollte wieder mit ihm verschwinden. Doch bevor er abspringen konnte, spürten er und Ladybug, wie sie langsam den Halt verloren. Die Platte auf der sie standen, begann zu kippen. Nun hörte Ladybug auch das Geräusch von Holz, das auf Holz rieb. Der Kleiderschrank, der vorher den Tisch beschwert hatte, rutschte seitlich von diesem herunter und ehe es sich die beiden Helden versahen, glitten sie auf der entstehenden Schräge aus. Ladybug versuchte noch mit den Armen zu rudern um das Gleichgewicht wiederzubekommen. Aber es war unmöglich sich auf der polierten Tischplatte festzuhalten. So fielen sie in die Tiefe. Ein ebenso höhnisches wie triumphierendes Lachen begleitete ihren Sturz und mit einem letzten Blick nach oben sah Ladybug die Silhouette eines Kopfes aus dem Fenster schauen. Black Nurse musste sich tatsächlich versteckt gehalten haben, um sie in diese Falle zu locken. Nun streckte sie beide Arme über die Kante und Ladybug nahm entfernt wahr, wie Black Nurse erneut aus ihren Waffen mit leisen Klickgeräuschen ihre gefahrbringenden Pfeile abfeuerte. Verzweifelt und aus Angst erneut getroffen zu werden, warf sie das Jojo hinauf zu dem Tisch, der kurz nach ihnen über den Fensterrahmen geglitten war und senkrecht durch die Luft rauschte. Die Schnur umschloss die Tischplatte und mit einem Ruck daran, drehte sie ihn so, dass er in die Waagerechte ging und als Schutzschild fungierte. Die Pfeile kamen ploppend in dem Holz auf, während die Gegnerin einen wütenden Schrei ausstieß, der zwischen den Gebäuden wiederhallte.
 

***
 

„Ist sie Wahnsinnig?“ Nino blickte fassungslos auf Rose und Juleka, die ihm gerade offenbart hatten, dass Alya verschwunden war. Er brauchte nicht fragen, warum oder wohin. Das war offensichtlich. Aber konnte man denn nicht einmal für fünf Minuten auf die Toilette gehen, ohne dass sie sich gleich wieder in Lebensgefahr brachte?
 

Rose schaute etwas eingeschüchtert nach Ninos Ausbruch und Juleka, die wie immer ein wenig unbeteiligt wirkte, antwortete nicht sofort. „Was hätten wir denn bitte machen sollen?“, mischte sich Alix plötzlich ein. Diese lümmelte mit verschränkten Armen auf dem Sofa und schaute ihn leicht vorwurfsvoll an. Sie würde die Schuld dafür nicht auf sich nehmen, genauso wenig wie die beiden anderen. „Du weißt doch am besten wie sie drauf ist. Hättest sie halt nicht allein lassen dürfen.“ Frech grinsend zwinkerte sie ihm zu.
 

An Ninos rechtem Augenwinkel zuckte es einen Moment, als er mit heruntergeklappter Kinnlade seine Klassenkameradin anstarrte. Seine Arme hatte er leicht ausgebreitet. Mit den Fingerkuppen fuhr er mehrmals rasch über Daumen und Handballen, als wolle er jeden Moment etwas sagen, blieb aber stattdessen für ein paar Sekunden stumm.
 

„Bin ich ihr Babysitter?“, platzte er nun doch heraus. Er hatte die Anspielung von Alix durchaus verstanden. Da aber zwischen ihm und Alya offiziell nichts lief, -noch nicht- wie er in Gedanken gern und auch etwas sehnsüchtig hinzufügte, wollte er, auch in Alyas Interesse, die Gerüchteküche ein wenig im Zaum halten.
 

Juleka trat auf ihn zu, legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter und lächelte mild. „Sie macht das doch öfter, ihr passiert schon nichts.“, sagte sie mit ihrer ruhigen und sanften Stimme. Da musste er ihr Recht geben, aber Alya war auch gern nah dran, wenn es um ihre Heldin ging. Und das war noch untertrieben, am liebsten war sie mittendrin. Ihm war noch lebhaft in Erinnerung, wie sie einmal beinahe von einem Schurken geopfert worden wäre, um eine ägyptische Prinzessin wiederzuerwecken. Selbst als sie der Bösewicht über die Schulter geworfen hatte, filmte sie für ihren Blog, als würde sie das jeden Tag machen. Schicksalsergeben hob er die Hände und ließ sie sofort wieder sinken. Tun konnte er gerade sowieso nichts dagegen. In seinem Magen breitete sich ein seltsam flaues Gefühl aus. Auch war ihm ein bisschen schlecht bei dem Gedanken, was ihr alles zustoßen konnte. Er sorgte sich wirklich um sie und das zog seine Schultern herunter, als wären sie aus Blei. Die Arme schlang er schließlich um den Körper damit er sich selbst etwas beruhigen konnte.
 

Ein schauriges, würgendes Geräusch unterbrach die entstandene Stille. Es drang aus dem Badezimmer. „Ist schon gut Chloé, es ist bald vorbei.“ Gedämpft hörten sie Sabrinas Worte, die von dem charakteristischen Platschen ergänzt wurden, dass sie schon die ganze Zeit, mit mehr oder weniger kurzen Unterbrechungen, hörten.
 

Okay, vielleicht kam Ninos Übelkeit von dieser ununterbrochenen Geräuschkulisse aus dem Nebenraum. Er versuchte seinen Sorgen herunterzuschlucken und setzte sich auf das Sofa, den Kopf auf die Hände gestützt. Abwarten war angesagt, so schwer es ihm fiel. Plötzlich schlich sich ein Gedanke in sein Bewusstsein, verwirrt schaute er sich im Zimmer um. Wo war eigentlich Adrien abgeblieben? Seit sie in die Wohnung zurückgekehrt waren, hatte er ihn nicht mehr gesehen.
 

***
 

Alya sah schon von weitem, wo sich der Kampf abspielte. Erwartungsfroh und aufgeregt, trat sie noch etwas heftiger in die Pedale ihres Fahrrades, um nicht noch mehr zu verpassen. Schnell lehnte sie den Drahtesel an eine Hauswand und versuchte sich mit gezücktem Handy durch die Massen zu schieben. Teilweise ohne Rücksicht auf Verluste nahm sie auch Rempeln und Schubsen in Kauf, um einen besseren Platz zu ergattern und tatsächlich stand sie direkt an einer der Absperrungen, welche die Polizei errichtet hatte. Sie strahlte vor Freude. Das war genau ihr Ding. Sie öffnete die Videofunktion ihres Smartphone und begann, wie die anderen nach oben zu schauen. Dabei stockte ihr der Atem. Gerade noch sah sie wie Cat Noir, der noch eine weitere Person im Arm hielt und Ladybug von einer Art Brett abrutschten, das ihnen unmittelbar nachfolgte. Sie schloss sich den panischen Ausrufen der Zuschauer an und betete, dass die beiden schnell eine Lösung aus dem Hut zauberten.
 

Auf der Straße war mittlerweile reger Tumult ausgebrochen. Die bereitgehaltenen Sprungtücher wurden straff gespannt und die Polizisten hatten alle Hände voll zu tun, die Schaulustigen auf Abstand zu halten. Ungläubige „Ahs“ und „Ohs“ schwirrten durch die Luft, vermischt mit vereinzelten Schreien und Ausrufen einiger mitfiebernder Bürger von Paris. Einige hielten fassungslos die Hände vors Gesicht oder vor Schreck den Atem an. Ein kleines Mädchen schluchzte und weinte aus Angst um die beiden Helden.
 

Für Cat Noir schien in diesem Moment des freien Falls die Zeit langsamer zu vergehen. Das Blut rauschte in seinen Ohren und das Geräusch verschmolz mit dem Zischen der Luft um ihn herum, welche er rasch durchschnitt. Er hatte es geahnt. Das ungute Gefühl konnte er bis zum Schluss nicht abschütteln und dennoch waren sie mitten in die Falle getappt und Black Nurse auf den Leim gegangen. Was zum Teufel war heute nur los? Er war absolut nicht er selbst und alles lief so furchtbar schief. Grimmig ballte er die Fäuste, während seine Augen schmal wurden. Hochkonzentriert richtete er seine volle Aufmerksamkeit voll und ganz auf die Lösung des Problems. Langsam musste es bergauf gehen, noch tiefer konnten sie ja schließlich nicht sinken. Der Bürgermeister zitterte heftig in seinem Arm und hatte die Augen weit aufgerissen. „Halten sie sich an mir fest!“, rief er eilig Monsieur Bourgeois zu. Dieser gehorchte und umklammerte fest die Taille des Helden. Cat Noir nahm seinen silbernen Kampfstab in beide Hände und wirbelte ihn über seinem Kopf, wie beim Propeller eines Hubschraubers. Er verlangsamte so erheblich ihre Geschwindigkeit unmittelbar bevor sie auf einem der Sprungtücher landeten. Mit einem schnellen Blick wurde er gewahr, das Ladybug einen Sekundenbruchteil nach ihnen landen würde. Das Jojo hatte sich verheddert und hing immer noch an dem Tisch, der ebenfalls kurze Zeit später aufkommen würde und wahrscheinlich dabei seine Lady traf und auch die Menschen, die das Sprungtuch zu ihrer Rettung aufhielten. Er sprang, sobald er das Tuch berührt hatte, sofort wieder auf, den Schwung des Tuches dabei ausnutzend. Der Bürgermeister blieb verdutzt zurück, während Cat Noir mit einem Salto neben den Helfern auf dem Boden landete. Er rief ein barsches „Weg da!“ zu den Helfern, die das zweite Sprungtuch für seine Lady aufgespannt hatten und flog mit Hilfe des Stabes förmlich zu der Stelle, wo sie aufschlagen würde. Die Feuerwehrleute gehorchten ihm augenblicklich, als sie verstanden, dass ihnen durch den Tisch Gefahr drohte. Ladybug landete in den Armen ihres Partners und mit einem Satz war er schon wieder in der Luft, um dem massiven Holztisch auszuweichen, der auf dem Boden zerschellte. Um die entsprechende Geschwindigkeit zu erreichen, hatte er einen enormen Schwung aufgebracht, der ihn jetzt beim Aufkommen auf dem Boden von den Füßen riss und stürzten lies. Die beiden Helden rollten über den Boden und blieben schließlich ein paar Meter entfernt liegen, während Trümmer und Splitter des Tisches auf sie prasselten.
 

Bis auf ein paar Schrammen und Kratzer, waren beide unverletzt. Ladybug blinzelte überrascht, aber schaute Cat Noir dann doch dankbar an. Als ein Pfeil direkt neben ihr im Asphalt aufschlug, genau an der Stelle, an der ein Sekundenbruchteil vorher ihr Kopf gewesen war, zuckte sie erschrocken zusammen. Black Nurse versuchte offenbar immer noch, sie zu treffen. Sie rappelten sich auf und gingen nah an der Hauswand des Hotels in Deckung. Ein Glück, dass eine Markise sie davor schützte von Black Nurse gesehen zu werden, weswegen sie den Beschuss einstellte. „Das war eine Falle.“, fluchte Cat Noir schwer atmend und hatte Mühe seine Wut zurückzuhalten. Er schlug mit der Faust gegen die Wand, der er sein Gesicht zugewandt hatte. Ladybug, die sich schnell ein paar Holzsplitter vom Kampfanzug geklopft hatte, wollte ihm die Hand auf die Schulter legen, hielt aber kurz zu vor in der Bewegung inne. Das war wahrscheinlich keine gute Idee. „Das wird auch nicht die letzte gewesen sein.“, sagte sie schließlich leise, fast schon traurig und rollte dann ihr Jojo wieder auf, um kampfbereit zu sein. „Wir sind doch auch nur Menschen.“ Was auch immer heute mit dem sonst übermütigen und fröhlichen Kater los war, er war nicht hundert Prozent er selbst.
 

Sie spürten augenblicklich wie die Stimmung der Schaulustigen kippte und erleichterte Ausrufe ertönten, ebenso wie Applaus für die gelungene Rettung aus dieser brenzligen Situation. Die beiden Helden teilten dieses Aufatmen nicht mit den Bürgern, denn sie wussten, dass es gerade erst begonnen hatte. Die Polizisten hatten bereits angefangen den Radius der Gefahrenzone zu erweitern und die Leute zurückzudrängen. Ihnen war der Beschuss nicht entgangen und es sollte keine Zivilopfer geben.
 

„Cat?“, fragte Ladybug sachte. Der Angesprochene drehte sich zu ihr herum und schaute sie aus unendlich traurigen Augen an, sodass sie fast erschrak. So hatte er sie noch nie angeschaut. Sie biss sich auf die Unterlippe und sprach schließlich etwas steif aber bestimmt weiter. „Wir müssen wieder hinauf. Ich schlage vor wir versuchen es von zwei Seiten. Ich geh durch das Hotel, im Licht kann ich besser sehen. Du kommst von außen durch das Fenster und dann nehmen wir sie in die Zange.“ Nach diesem Fehlschlag war sie umso motivierter diesen Fall so schnell wie möglich abzuschließen, mittlerweile auch um dieser bedrückenden Stimmung zu entfliehen, die undurchdringlich wirkte und wie eine unsichtbare Wand zwischen ihnen stand. Cat Noir nickte ihr knapp zu und sammelte sich kurz. „Viel Glück.“, rief er, als er loslief. Er schlich leise wie ein Schatten an der Wand entlang. Ladybug vermutete, dass er die nächstgelegene Regenrinne erklimmen würde um sich in Position zu bringen. Auch sie wählte den Weg entlang an der Hauswand, nur in die entgegengesetzte Richtung. Sie durchschritt den Haupteingang und stürmte zu den Aufzügen im Foyer. Mittlerweile kannte sie sich in dem Hotel ziemlich gut aus und brauchte nicht lange um die richtige Tür zu finden. Sie begegnete niemandem unterwegs. Sicher hatte sich das Personal in den Zimmern eingeschlossen oder war auf die Straßen geflüchtet.
 

Sie lauschte einen Moment an der Tür, hinter der sie Black Nurse vermutete. Doch sie vernahm kein Geräusch und keine Stimme. Sie atmete einmal tief durch und ruckartig drückte sie die Klinke hinunter um in das Zimmer zu stürmen. Erschrocken verharrte sie im Rahmen der Tür, eine Hand noch am Griff. Selbst mit ihrer verschwommenen Sicht war die Szene eindeutig und ließ keinen Zweifel.
 

„Da ist sie ja endlich. Du hast zwar jetzt den Bürgermeister, aber ich habe schon mein erstes Miraculous. Und deins bekomme ich auch noch.“ Black Nurse stand mit einem breiten, gehässigen Lächeln vor dem nach wie vor geöffneten Fenster und hielt mit dem linken Arm Cat Noir im Schwitzkasten. Er war auf ein Knie hinab gesunken, den Kopf schuldbewusst gesenkt, während sie die Mündung der Waffe an ihrer anderen Hand an seine Schläfe presste.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Anbei, falls jemand Lust hat ein Cover für die Story zu entwerfen:
http://animexx.onlinewelten.com/wettbewerbe/wettbewerb.php?id=47541

Und ihr müsst euch unbedingt die Fanarts anschauen, die -KruemelKekschen- zu meiner FF gemacht hat. Sind verlinkt in der Beschreibung. :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  -KruemelKekschen-
2017-03-05T21:10:27+00:00 05.03.2017 22:10
Ohhh nein!!!
Jetzt hab ich soooo lange gewartet und du lässt es so enden.
Wie gemein ._.
Hast wieder ein total tolles Kapitel gezaubert :D
Dieses Mal ist es echt kniffelig für die zwei aber sie werden es packen *_*
Antwort von:  Bloonaa
05.03.2017 22:14
Oh mein Gott, ich habs grad erst hochgeladen xD Hast du auf der Lauer gelegen?
Ich geb zu der Cliffhanger ist sogar noch ein bisschen gemeiner. Aber es hat so gut gepasst ^^ Sorry.
Freu mich wenn es dir trotz frustrierendem Ende gefällt. ^^
Natürlich packen die beiden das. Die Frage ist nur wie. Sie stehen sich ja grad mehr selbst im weg ^^ Es bleibt spannend, hoff ich... :)
Danke für dein liebes Kommi ^^
Antwort von:  -KruemelKekschen-
05.03.2017 22:29
Haha kam gerade Heim. Meine Ma hat nochmal Rechtschreibtechnisch das erste Kapitel verbessert und ich überflige das Zweite nach Flüchtigkeitsfehlern und Ausbesserungen. Da hab ich gesehen dass dein Kapitel online ist. Klar musste ich das gleich lesen *_*


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