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Camembert und Kekse

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey,

an dieser Stelle möchte ich gern wieder Danke sagen für die Kommentare und die Favos. Da freu ich mich sehr drüber.

Ich wünsche wie immer viel Spaß


//Betaleser:Imaginis// Komplett anzeigen

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Black Nurse

Von ihrem Aussichtspunkt aus sah Ladybug eine Limousine auf der Straße stehen. Sie kam ihr vage bekannt vor. Die Person, die breitbeinig auf ihrem Dach stand, konnte sie allerdings nicht erkennen, denn dafür war es zu dunkel. Auf der gegenüberliegenden Seite, unter dem Balkon auf dem sie saß, direkt unter dem Schein einer Laterne, sah sie einen riesenhaften Kerl, gebaut wie ein Schrank, der eine seltsame Hautfarbe angenommen hatte, ein ziemlich grelles violett, der sich auf dem Boden krümmte und den Bauch hielt, als hätte er schreckliche Krämpfe. Unmittelbar daneben stand ein Auto, dass sie sofort erkannte. Mit diesem Wagen wurde Adrien immer chauffiert. Auf der anderen Seite des Autos entdeckte sie eine verstörte Chloé, die am Boden lag und abwehrend die Hände hob, während sie versuchte von der Angreiferin weg zu robben und Schutz in der Nähe der Hauswand zu finden. Alya und Nino klammerten sich eng aneinander und drückten sich geduckt in den Hauseingang. Das Szenario war so abstrus, dass sie nur den Kopf schütteln konnte. Die Puzzelteile wollten einfach noch nicht an ihren Platz fallen. Aber eines wusste sie sicher. Hier wurde sie gebraucht. Ladybug ahnte, dass es sich bei dem Unruhestifter auf dem Autodach erneut um eine akumatisierte Person handelte, die höchstwahrscheinlich wegen Chloé verwandelt worden war. Sie wäre ja nicht die Erste, die Rache an ihr nehmen wollte, um ein Unrecht zu sühnen, welches sie oder ihr Vater ihr angetan hatten. Sie seufzte tief. Anders ließ sich die Szene vor ihr wirklich nicht interpretieren.
 

Die Unbekannte sprang nun von dem Dach, überquerte die Straße und lief langsam auf die verängstigte Chloé zu. Nun konnte Ladybug mehr von ihr erkennen. Es war eine Frau. Durch ihre überwiegend schwarzen Haare zogen sich violette Strähnen und sie standen spitz in alle Richtungen ab. Sie trug eine schwarze Kopfbedeckung, die einer Haube glich, wie es Krankenhauspersonal normalerweise trug. Ihre Haut schimmerte in einem ungesunden grün, die Augen und der Mund waren dramatisch und dunkel verfärbt. Der zierliche Körper steckte in einem ärmellosen schwarzen Kittel, der knapp oberhalb der Knie endete. Um den Hals schlang sich ein dünner Strick, eine Kette vielleicht? Es war schwer zu erkennen, da es sich farblich kaum von ihrer Kleidung abhob. Es war nur etwas Silbriges an den Enden zu erahnen, die auf ihrer Brust ruhten. Sie trug schwarze Stiefel und lange schwarze Handschuhe, die bis über die Ellenbogen reichten. Aber anstelle von Händen hatte sie pistolenartige Gebilde, geladen mit langen, spitzen Nadeln, mehrere Zentimeter lang und bedrohlich, die sie auf Chloé gerichtet hielt. Gerade als Ladybug herunterspringen wollte um einzugreifen, bemerkte sie jemanden, der hinter ihr die Balkontür öffnete. Ihr Herz machte einen Satz, als sie erkannte, wer es war. Mit geweiteten Augen trat Adrien heraus auf den Balkon. Ladybug hielt inne und ihr stockte erschrocken der Atem, als sie den Blick unverwandt auf ihn gerichtet hielt. Unbewusst klammerten sich ihre Finger fester um die Kante des Balkongeländers auf dem sie hockte, als fürchtete ihr Körper das Gleichgewicht zu verlieren.
 

„Ladybug“, hauchte er überrascht und ein zartes Lächeln umspielte seine Lippen. Sie war hier? Er spürte, wie ihm die Knie weich wurden und wie das Blut in seinen Ohren rauschte. Seine Wangen brannten und selbst ohne einen Spiegel vor sich, war ihm klar, dass er errötete. Als Cat Noir, konnte er seine Gefühle hinter flotten Sprüchen verstecken, aber als Adrien gelang ihm das nicht so gut. Ihm war ganz flau im Magen und er wusste nicht so Recht, was er sagen sollte.
 

„Tut mir leid“, sagte Ladybug aufrichtig bedauernd. Ihr Atem ging rasch vor Aufregung und dem Adrenalin, das ihr Körper, in Aussicht auf den Kampf, bereits durch ihre Adern pumpte. Ihren Wangen glühten. „Ich hab jetzt keine Zeit. Geh bitte zurück und sag den Bewohnern in diesem Haus, ich kümmere mich um die Unruhe auf der Straße. Sie sollen alle drin bleiben!“, schloss sie nervös aber bestimmt und sprang vom Balkon. Adrien stürzte ein paar Schritte nach vorn und starrte mit leuchtenden Augen auf die Stelle, wo sie eben noch gestanden hatte.
 

Plagg schlüpfte aus seinem Hemd und sah ihn erwartungsvoll an. „Was wird denn das?“
 

„Woher wusste sie, dass genau hier Gefahr im Verzug war?“ Adrien schien ihn gar nicht zu beachten. Sein Blick war leicht glasig und er schien abwesend.
 

„Was ist los mit dir? Helfen wir ihr nicht?“ Normalerweise hatte Plagg wenig Lust zu kämpfen, aber heute musste er Adrien zur Abwechslung mal in den Hintern treten. Dieser dachte nach und beschloss unsicher und mit zittriger Stimme: „Wir tun was sie gesagt hat und kümmern uns erst um die anderen, dann stoßen wir zu ihr.“
 

Plagg war nicht wohl bei dem Gedanken. Jede Minute war meist kostbar, wenn es darum ging einen Bösewicht zu bekämpfen und konnte somit das Zünglein auf der Waage für Erfolg oder Misserfolg sein. Aber er wusste auch, dass er nichts tun konnte, solange Adrien die Verwandlung nicht beschwor.
 

Während Adrien in die Wohnung zurückkehrte, war Ladybug auf der Straße gelandet, direkt zwischen den Kontrahenten. Sie richtete sich auf und sprach den neuen Bösewicht sofort drohend an. „Halt! Keinen Schritt weiter!“
 

„Ladybug, endlich!“, rief Alya glücklich und zückte wie immer ihr Handy, um ja nichts zu verpassen und neues Material für ihren Blog zu gewinnen.
 

„Oh, du willst der kleinen Göre wohl helfen? Ich würde mir die Mühe sparen. Sie hat es nicht verdient!“ Gehässig blickte die neue Schurkin zu Chloé, die Waffen nach wie vor auf sie gerichtet. Und auf einmal, ohne Vorwarnung, feuerte sie los. Die Pfeile, die sie abschoss, hatten entfernt Ähnlichkeit mit Blasrohrpfeilen. Sie bestanden aus einer Nadel, einem schmalen Zylinder, der Flüssigkeiten in verschiedenen Farben enthielt und einem federbesetzten Ende. Ladybug wich ihnen mit ein paar gekonnten Sprüngen aus, schlug ein Rad mit nur einem Arm, mit dem anderen packte sie Chloé mitten in der Bewegung und verfrachtete sie hinter das Auto, das am Straßenrand parkte. Die immer im Wechsel ihrer Hände abgefeuerten Pfeile blieben zitternd im Asphalt der Straße stecken.
 

„Rette mich Ladybug! Ich habe ihr nichts getan.“ Chloé rüttelte ungeduldig am Arm ihrer Retterin herum und sah sie panisch an. Die blanke Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. Dass sie unschuldig sein sollte, bezweifelte Ladybug doch stark, auch wenn sie noch nicht wusste, was genau zwischen ihnen vorgefallen war. „Darüber reden wir nachher. Bleib hier!“ Die Heldin streckte sich ein wenig, um durch die Scheiben des Autos zu spähen, es war gefährlich den Gegner länger aus den Augen zu lassen. Doch die akumatisierte Frau war verschwunden und das konnte nichts Gutes bedeuten.
 

„Hier bin ich.“ Eine dunkle Gestalt stand plötzlich auf dem Dach des Autos, hinter dem sie sich versteckten und schaute zu ihnen hinunter. Ladybug stieß im Bruchteil einer Sekunde intuitiv und unsanft die Tochter des Bürgermeisters unter das Auto und sprang selbst in die entgegengesetzte Richtung, um mit dem dadurch gewonnen Abstand ihr Jojo abfeuern zu können. Ihre Gegnerin war damit erst mal von ihrem Opfer abgelenkt, blickte jedoch grimmig zu ihrer Gegnerin und feuerte gnadenlos weiter. Aber Ladybug blieb, solange sie diese beschäftigte, keine Zeit mehr über sie herauszufinden. Sie hatte auch noch keine Ahnung wer sie war und vor allem wo der Akuma stecken könnte. Wo blieb dieser verdammte Cat Noir? Es würde schwer, sie alleine zu besiegen.
 

„Gib auf Ladybug. Ich bin Black Nurse und in mir wirst du deine Meisterin finden.“ Die Frau grinste böse und attackierte sie unbarmherzig.
 

„Träum weiter.“ Entschlossen wich Ladybug den Angriffen aus und wehrte sich verbissen. Langsam aber stetig versuchte sie die Gefahrenquelle von den anderen wegzulocken. Aber immer wieder wandte sich der Feind um und beschoss das Auto, unter dem ein leises Wimmern zu vernehmen war. Und wieder musste Ladybug zurückkehren, um mit Hilfe des schnell kreisenden Jojos als Schutzschild, die Pfeile abzuwehren. Es war ein Teufelskreis, aus dem sie nicht wusste, wie sie herauskommen sollte. Sie kam nicht nah genug heran, um sie aus dem Verkehr zu ziehen, geschweige denn ihre Freunde und Chloé aus der Gefahrenzone zu bringen.
 

Adrien, der sich kurz nach Ladybugs Absprung dazu entschlossen hatte, als Cat Noir erst mal die anderen in Sicherheit zu bringen, trat nun aus der Haustür. Direkt neben ihm hockten Alya und Nino und dann sah er erst bedauernd zu seinem Bodyguard, der sich immer noch über den Boden rollte und erkannte dann geschockt in welcher Notlage seine Lady war. Mist, er hatte zu viel Zeit vergeudet.
 

„Gott sei Dank, da bist du ja. Ladybug braucht deine Hilfe!“, sagte Nino ängstlich und hielt leicht aus der Puste Ayla fest, damit sie sich nicht zu weit ins Getümmel stürzte.
 

Wurde aber auch Zeit, dass ihr Partner auftauchte, dachte sie erleichtert. Ladybug hatte gehört was Nino gesagt hatte und war nur einen Moment abgelenkt. Ihr Jojo wurde dabei nur geringfügig langsamer. Black Nurse bemerkte das allerdings sofort und erhöhte augenblicklich, mit einem fiesen Lächeln im Gesicht, die Frequenz ihrer Angriffe.
 

Und dann passierte es. Zwei der Pfeile trafen. Zuerst ein Querschläger der Chloés Bein erwischte, das unter dem Auto hervor geschaut hatte. Augenblicklich entleerte sich der Inhalt des Pfeils und es breitete sich von der Einstichstelle eine grässliche, grüne Farbe langsam über ihren ganzen Körper aus. Zu hören war auf einmal ein entsetzliches Würgen und Stöhnen. Mit einem unmissverständlichen Platschen hörte man, wie sich das Mädchen geräuschvoll erbrach. Angewidert verzogen die anderen Anwesenden das Gesicht. Die Angreiferin aber war überglücklich. „Siehst du? So fühlt es sich an, wenn man richtig Krank ist.“ Sie genoss sichtlich Chloés Leiden.
 

Der zweite Pfeil hatte Ladybug am linken Oberarm getroffen. Von dem Stich ausgehend spürte sie ein widerliches Gefühl, das vergleichbar damit war, wenn einem von zu langen Sitzen das Bein einschlief. Ihre Augen wurden groß und plötzlich verschwamm ihre Sicht. Erst das linke, dann das rechte Auge. Alles um sie herum wurde langsam aber stetig immer unschärfer. Sie erschrak und versuchte standhaft ihre Abwehr aufrecht zu erhalten.
 

Cat Noir hätte sich am liebsten geohrfeigt. Das war allein seine Schuld. „Ich komme My Lady“, presste er panisch hervor. Er sprang ihr bei und mit seinem wild kreisenden Stab gelang es ihm, die heransausenden Pfeile in Schach zu halten. Ladybug, die verzweifelt erkannte, dass der Pfeil in ihrem Arm im Begriff war ihr das Augenlicht zu nehmen, ließ nun im Schutz von Cat Noir, ihr Jojo sinken und zog mit der unversehrten rechten Hand schnell den Pfeil heraus. Sie untersuchte kurz mit den Fingerkuppen den Einstich. Zum Glück hatte sie den Auslöser entfernt, denn augenblicklich stoppte die Verwandlung. Sie war nicht vollkommen erblindet, sondern erkannte schemenhafte Umrisse und verschwommene Farben. Trotzdem hätte sie am liebsten vor Wut laut geschrien, das durfte doch jetzt nicht wahr sein.
 

„Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, um mich mit euch zu beschäftigen. Es gibt da noch jemanden, den ich besuchen möchte. Hier bin ich erst mal fertig.“ Mit einem zufriedenen Blick auf die giftgrün angelaufene Chloé, die sich unter dem Auto hervor gekämpft hatte und immer noch widerliche Geräusche von sich gab, beendete Black Nurse den Angriff und sprang mit großen Sätzen davon.
 

Sie hatte sich noch nicht weit entfernt, da hörte sie in ihrem Kopf eine Stimme, die ungehalten brüllte: „Was soll das werden? Ich will ihre Miraculous! Kehr sofort um!“ Sie hatte sie erst einmal gehört, wusste aber, wem sie gehörte.
 

Auch wenn ihr der Befehl einen Schauer über den Rücken jagte, antwortete sie gelassen: „Keine Sorge, ich habe einen Plan. Sie werden zu mir kommen.“ Black Nurse war zuversichtlich, dass sie ihre Aufgabe zur vollen Zufriedenheit ausführen würde. Ladybug war getroffen, das waren gute Voraussetzungen.
 

„Das will ich dir auch geraten haben.“, erwiderte die Stimme düster. Ein stechender Schmerz durchfuhr Black Nurse Körper. Das war eine Warnung… eine Warnung die ihr bedeuten sollte, bloß nicht zu versagen.
 

***
 

„Wo warst du so lange?“, fragte Ladybug etwas unwirsch und blickte in die Richtung, von der sie annahm, das dort Cat Noir stand. Mit seinem schwarzen Outfit hob er sich nicht wirklich in der Dunkelheit ab. Sie war wütend auf sich selbst, weil sie nicht aufgepasst hatte. Cat Noir, totenbleich und schuldbewusst, stand mit gesenktem Kopf da. „Verzeih mir“, krächzte er mit brüchiger Stimme. Selbst seine schwarzen Katzenohren hingen etwas herab.
 

„Ladybug, geht es dir gut?“ Alya stürzte, nun da die Gefahr vorbei war, besorgt auf sie zu, Nino im Schlepptau.
 

„Es geht schon.“ Sie antwortete schon etwas freundlicher auf die Frage des Mädchens, das fiel Cat Noir sofort auf und er schämte sich. Warum war er nicht sofort zu ihr gegangen? Dann wäre das alles nicht passiert. Aber er hatte gezögert …viel zu lange gezögert, weil er nicht wusste, wie er ihr gegenübertreten sollte, nachdem er erfahren hatte, dass sie ihn mit einem Kuss von Dark Cupids Bann befreit hatte. Und jetzt war sie wütend auf ihn. Den Blick gesenkt, stand er einfach da und wusste nicht, was er tun oder sagen sollte. Hätte ihm doch Plagg bloß nie erzählt, was damals in Kampf gegen Dark Cupid geschehen war. Dann hätte es heute kein Problem gegeben und er wäre sofort zur Stelle gewesen. Andererseits, wollte er wirklich auf dieses Wissen verzichten? War es denn nicht der einzige Strohhalm, an den er sich im Moment klammern konnte?
 

„Aber der Pfeil!“, rief Alya bestürzt und begann die Wunde an ihrem Arm zu untersuchen. „Ich hab gesehen, dass du getroffen wurdest.“ Eine graue Färbung hatte sich über die linke Gesichtshälfte der Heldin ausgebreitet. Dort wo der Kampfanzug die Haut bedeckte, sah man davon nichts, aber in ihrem Gesicht wurde es deutlich. Selbst ihre Augen wurden von einem schwachen grauen Schleier überlagert. Sie blickte Alya auch nicht direkt an, wie man es normalerweise tat, wenn man sich mit jemandem unterhielt, sondern ihren Kopf hielt sie unbestimmt in eine Richtung und neigte ihr eher das Ohr zu, um zu hören, was sie sagte. Da erkannte das Mädchen was mit ihr passiert war. „Oh Gott Ladybug, hat sie dich geblendet?“
 

„Nicht ganz“, gab sie kleinlaut zu und bemühte sich Alya direkt anzuschauen und zu verbergen wie es um sie stand, sie durfte keine Schwäche zeigen. „Es ist nicht schlimm. Mir geht es gut. Wenn wir den Akuma haben, ist alles wieder normal. Das hat jetzt oberste Priorität.“
 

„Oh mein Gott, Chloé!“ Ein Mädchen stürmte aus dem Auto, auf dem Black Nurse zu Beginn gestanden hatte und eilte auf die Gruppe zu. Sie hob das grün-verfärbte Mädchen auf und versuchte etwas angeekelt ihr Gesicht nicht zu berühren, hielt ihr aber treu den Oberkörper aufrecht und die Haare aus dem Weg, wenn eine neue Übelkeitswelle sie überkam.
 

„Sabrina!“, riefen Alya und Nino im Chor.
 

„Was habt ihr hier überhaupt gemacht?“, fragte nun Alya vorwurfsvoll und schaute misstrauisch zu den beiden Mädchen, die Hände in die Hüften gestemmt.
 

„Das würde mich auch interessieren. Warum war Black Nurse hinter euch her?“, ergänze Ladybug in einem ziemlich barschen Tonfall.
 

Chloé konnte nicht antworten, aber Sabrina gestand von Ladybugs Anwesenheit eingeschüchtert und verlegen: „Wir hatten gehört, dass hier eine Party ohne uns stattfinden soll und Adrien hier sein würde. Chloé konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er den Abend allein mit euch verbringen muss und wollte ihn abholen.“
 

Ladybug rollte genervt mit den Augen. So war das also.
 

„Wie bitte?“ Alya stand fassungslos da, die Kinnlade heruntergeklappt, Nino knapp hinter ihr, den Kopf ungläubig schüttelnd. Nur Cat Noirs Miene war undurchdringlich, steif stand er da und bewegte sich nicht. Seine Gedanken waren ganz woanders.
 

„Das erklärt aber nicht, warum sie dich angegriffen hat“, sagte Ladybug ungeduldig. Sie wollte die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen. „Was ist heute passiert? Und lasst nichts aus!“
 

Sabrina begann zu erzählen. Von ihrem Schultag, Chloés Sportunfall und das sie beschlossen hatten her zu fahren, nachdem sie von der Party erfahren hatten. Im ersten Moment war nichts Ungewöhnliches dabei gewesen, was eine Verwandlung durch einen Akuma erklärt hätte. Ladybug überlegte Fieberhaft. Sie nannte sich selbst Black Nurse und ihr Outfit erst …eine Ärztin oder eine Schwester? Dann fiel der Groschen. „War Chloé nach dem Unfall bei der Schulkrankenschwester gewesen?“, fragte Ladybug, obwohl sie die Antwort schon zu kennen fürchtete.
 

„Ja“, antwortete Sabrina etwas abschätzig. Plötzlich regte sich Chloés Körper und sie versuchte zwischen dem Würgen etwas herauszubringen. Aus dem undeutlichen und unverständlichen Genuschel, stetig unterbrochen von gequältem Stöhnen, destillierte Ladybug das Wort: „Inkompetent“. Irgendetwas musste zwischen ihr und Schwester Lucie passiert sein.
 

„Sag bloß, sie ist wegen der da suspendiert worden?“, fragte Alya und deutete wütend mit einer Handbewegung auf die sich windende Blondine am Boden. „Uncool!“, ergänzte Nino mit verschränkten Armen.
 

Ladybug spitzte die Ohren und redete leise, mehr zu sich selbst als zu den anderen. „Suspendiert soso. Da haben wir Motiv und Täterin gefunden. Das heißt unter Garantie, das auch der Bürgermeister in Gefahr ist.“ Das war so typisch. Sie konnte langsam nicht mehr zählen in wie viele Fälle Chloé oder ihr Vater verwickelt gewesen waren. Besser gesagt, an wie vielen Akumatisierungen die beiden schuld waren.
 

Chat Noir, der dem Gespräch mehr abwesend als aktiv gelauscht hatte, fügte tonlos nun doch etwas hinzu: „Und der Schuldirektor wahrscheinlich auch.“
 

„Das macht es nicht einfacher, denn wir haben nicht viel Zeit herauszufinden, wo sie zuerst hingeht“, überlegte seine Partnerin angestrengt. „Wir sollten uns aufteilen“, beschloss sie an Cat Noir gewandt.
 

„Nein!“, sagte dieser bestimmt, fuhr herum, packte sie an den Schultern und schaute sie aus traurigen, grünen Katzenaugen an. „Ich lasse nicht zu, dass du allein gegen sie kämpfst.“
 

„Aber wenn wir uns falsch entscheiden …“, begann sie.
 

„Aber nur gemeinsam können wir es schaffen. Wir müssen das Risiko eingehen. Mal davon abgesehen, dass du nicht gerade in der Lage bist, allein gegen sie zu kämpfen“, unterbrach er Ladybug, fest entschlossen sie zu beschützen.
 

Sie nickte wiederwillig, der Gedanke behagte ihr nicht sehr. „Ihr kümmert euch um die Beiden“, sagte sie zu Nino und Alya. „Geht rein und bleibt da. Keiner verlässt die Wohnung. Wir müssen los.“
 

„Viel Glück“, wünschten ihnen die Freunde und verschwanden mit der kränkelnden Chloé im Hauseingang, dicht gefolgt von Sabrina.
 

Ladybug wandte sich an Cat Noir und fragte: „Wohin?“
 

Er überlegte einen Moment: „Der Bürgermeister. Er hat den Direktor dazu gedrängt. Zu ihm wird sie als Nächstes gehen.“
 

„Wie du meinst. Hoffen wir, dass wir nicht zu spät kommen“, sagte Ladybug und nahm ihr Jojo in die Hand um damit über die Dächer davon zu fliegen, wie sie es sonst immer tat. Ungeschickt warf sie es aus. Es flog ein paar Meter und fiel dann klappernd zu Boden. Unschlüssig stand sie da und überlegte, wie sie es am besten anstellen sollte. Im Licht der Laterne hatte sie weitestgehend sehen können, was sie tat, aber außerhalb des Lichtes, sah sie so gut wie nichts.
 

„Warte, lass mich dir helfen.“ Cat Noir zückte seinen Stab, bückte sich vor sie und bot ihr seinen Rücken an.
 

„Muss das sein?“, fragte sie mit wehleidiger Stimme. Sie fand es furchtbar so hilflos zu sein. Mit einem leisen Stöhnen kletterte sie schließlich ungeschickt auf seinen Rücken, umklammerte ihn mit beiden Armen und verschränkte die Hände vor seiner Brust. Dabei klingelte sacht das Glöckchen an seiner Jacke, als sie es streifte. Augenblicklich fuhr der silberne Stab aus, hob sie in die Lüfte und sie flogen durch die Nacht.
 

Es war ihr unangenehm. Sie hasste diese Hilflosigkeit. Und etwas nahm sie es Chat Noir schon übel, dass er erst so spät aufgetaucht war. Andererseits war sie es ja von ihm gewöhnt. Aber Schuld war sie selbst an ihrer Situation, weil sie sich hatte ablenken lassen. Wie sie so durch das nächtliche Paris flogen, unterbrochen nur in regelmäßigen Abständen, in denen Cat Noir seinen Stab neu am Boden aufsetzte, wunderte sie sich, dass er so still war. Normalerweise wäre schon lange ein dummer Spruch, ein Katzenwitz, ein Flirtversuch oder dergleichen gekommen, aber nichts. Absolute Stille, bis auf das leise -Klonk-, wenn der Stab am Boden aufschlug. Das war unheimlich.
 

„Bist du sicher, dass du nichts abbekommen hast?“, fragte sie so beiläufig wie möglich. „Einen Pfeil, der dir den Humor genommen hat oder so.“ Sie versuche es etwas witzig rüber zu bringen, in der Hoffnung ihn damit aufzumuntern. Er verzog keine Miene und antwortete nur knapp: „Nein.“
 

Was war los mit ihm? Hatte sie ihn vorhin zu schroff angefahren? Schuldbewusst beschloss sie, dass es wahrscheinlich besser war, das vor dem Kampf auszudiskutieren. Andernfalls könnte es Probleme geben. „Kätzchen, was ist los?“, fragte sie vorsichtig.
 

„Es liegt nicht an dir“, sagte der Kater mit brüchiger Stimme. Obwohl… natürlich war er geknickt ihretwegen. Er war verwirrt wegen des Kusses, an den er sich nicht erinnern konnte, schuldbewusst wegen dem daraus resultierenden Zuspätkommen zum Kampf, weil er sich zu viele Gedanken gemacht hatte und der daraus folgenden Verwundung von Ladybug, der Frau, die er liebte und eigentlich beschützen wollte. Verdammtes Gefühlschaos. Früher hatte er mal geglaubt, das beträfe nur Frauen und keine Männer. Aber das alles konnte er ihr natürlich so nicht sagen. Er konnte sie nicht darauf ansprechen. Sie ging davon aus, dass er sich nicht erinnerte, was unter der Verwandlung von Dark Cupids Pfeil passiert war. Und sie empfand ja auch nichts für ihn. Warum interessierte es sie überhaupt wie es ihm ging? Wahrscheinlich war es nur eine Anstandsfrage gewesen, mutmaßte er traurig.
 

Die nachfolgende Stille war für Ladybug unerträglich. Der Tag versprach langsam eine Katastrophe zu werden. Schicksalsergeben hatte sie den Kopf auf seine Schulter gebettet und die Augen geschlossen, dabei spürte sie sein weiches Haar an ihrer Wange. Sie betete stumm, dass wenn das alles vorbei war, er wieder der Alte sein würde und seine üblichen Späße machte. Normalerweise nervte er sie damit, aber heute stellte sie fest, dass es ihr irgendwie fehlte. Mehr als sie je zugegeben hätte. Es gehörte zu ihren Kämpfen dazu, zu ihm. Es war ihr nie so bewusst gewesen wie jetzt, wie sehr sie ihn eigentlich brauchte und mochte.
 

„Wir sind da“, sagte er leise und drehte den Kopf leicht zu ihr. Sie blickte langsam auf. Er landete auf dem Rand eines Gebäudes gegenüber des Hotels, das Chloés Vater gehörte. Es war prunkvoll und hell erleuchtet, sowohl durch die großen Fenster, als auch durch zahlreiche Scheinwerfer, die die Fassade in Szene setzten. Und schon von ihrem Aussichtspunkt aus wussten die beiden Helden, dass sie zu spät waren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rinnava
2017-02-06T00:19:30+00:00 06.02.2017 01:19
gutes kapi
arme Ladybug, hoffe ihr geht es bald wieder besser
Lg Rin
Antwort von:  Bloonaa
06.02.2017 17:11
Hey, schön wenn es dir gefallen hat. :)
Naja, ich dachte sonst bekommt immer Cat Noir eins auf den Deckel. Ladybug ist meistens diejenige die Glück hat. (Ok vom Kampf gegen den Pixelator mal abgesehen. :P)
In der nächsten Folge gibts dann den Showdown. ^^
Danke für dein Kommi und viele Grüße
Bloonaa


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