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Schlaflos

Wenn deine Träume beginnen dich umzubringen
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hach ja... ich denke mal, dass ich nicht sagen muss, dass ich Suizid in irgendeiner Form befürworte und es nur als kreative Ausdrucksform genutzt habe. EInfach als Warnung, da mit diesem Thema wirklich nicht zu Spaßen ist! Solltet ihr also jemanden kennen, der sich in solch oder solch einer ähnlichen Situation befindet - sucht professionelle Hilfe! Es gibt schließlich andere Wege!


Trotzdem hoffe ich, dass das Kapitel (gut) ankam. Komplett anzeigen

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Gute Nacht

14. Gute Nacht

 

„Alles wird uns Genuss, so schön ist das Leben gerundet, / selbst der Tod; denn der Schlaf ist der genossene Tod.“


 

~ Christian Friedrich Hebbel ~

 

 

Leise rauschten die Wellen.

 

Ganz sachte.

 

Ganz leise.
 

Sie schaukelten das Schiff und dessen Bewohner, sanft im Schlaf, frühst am Morgen dieses wundervollen Tags.
 

Die Sonne wagte es gerade am Horizont aufzugehen, wagte es vorsichtig, aus ihrem Versteck aufzuerstehen.
 

Sie war die erste, welche die junge Frau am Heck des Schiffes grüßte.

 

Und solle die Letzte sein, die sie je lebend zu Gesicht bekam.
 

Nami hatte lange gewartet, bis all ihre Freunde sich zurück in ihr Bett begeben hatten. Bis keiner mehr versucht hatte, nach ihr zu suchen, sie zu fragen, wie es ihr den ginge.
 

Nein, sie hatte sie alle weggestoßen. Wollte allein sein. Sich Gedanken machen.
 

Wollte planen, wie es denn mit ihr weitergehen sollte.
 

Es musste wohl gegen drei Uhr morgens gewesen sein, dass sie zu ihrem Entschluss gelangt war. Diesen schier endgültigen…
 

Ja und nun…und nun…nun sollte es keinen Weg zurück mehr geben.
 

War es denn nicht für alle so besser?
 

Betreten blickte sie hinter sich, um zum Krähennest zu sehen, um zu prüfen, dass auch ja niemand sie beobachten würde. Doch – nein – dass Lysop schliefe, das hatte sie gerade erst überprüft.
 

Noch einmal blickte sie zum Horizont, schluckend, bevor eine Träne über ihr Gesicht kullert und hinabfiel, ins kühle Nass.
 

Sie schluchzte.
 

Eigentlich wollte sie doch nicht, dass es so enden würde! Und doch…und doch…war es doch das Richtige und der einzige Ausweg, der ihr blieb.
 

Vorsichtig kletterte sie auf die Reling und setzte sich auf das Geländer. Der Saum ihres Lieblingskleides wehte sanft im kalten Morgenwind und umspielte ihre Beine.
 

Das Herz bebte ihr in der Brust und sie legte ihre Hände auf den Schoß und öffnete die Faust, die sie so lange geschlossen hielt.
 

Sie offenbarte sich selbst ein kleines, braunglasiges Fläschchen und erneut las sie die Aufschrift, zum wohl fünften Mal, seitdem sie diese aus dem Schrank genommen hatte. Gestohlen. Schließlich war dieser doch verschlossen und für niemanden, außer dem Schiffsarzt, zugänglich gewesen.
 

Und doch war es so leicht gewesen.
 

Ein Wimmern entkam ihren Lippen, als sie die letzten Worte der Aufschrift las, und ihre freie Hand schnellte zu ihrem Mund.
 

‚Bei erhöhter Dosis – sofort tödlich.‘
 

Nein…eigentlich hätte sie gern noch weiterleben wollen. Viele, viele Jahre. Sie wäre gern alt geworden. Hätte ihren Traum erfüllt. Ja, vielleicht wäre sie auch bereit gewesen, einmal zu heiraten und Kinder zu bekommen.
 

Und doch wusste sie, dass ihre Zeit abgelaufen war. Was auch immer es war, dass sie da seit Tagen plagte – es hatte sie zermürbt und zerstört. Es hatte sie bereits, in gewisser Hinsicht…getötet.
 

Es gab einfach kein Heilmittel. Hatte wohl nie eines gegeben und Chopper…sie alle hatten es gewusst!
 

Sie hatten ihr Leiden einfach nur herauszögern wollen, um sich selbst die letzte Hoffnung zu waren.
 

Nami wollte ihren Freunden einfach nicht zur Last fallen.
 

So Großes hatten sie alle doch noch vor sich! Sie würden schon einen neuen, würdigen Navigator finden, waren sie doch in der Neuen Welt. Hier sollte es doch unzählige geben! Und dennoch blickte sie traurig auf ihr nacktes Handgelenk, wo sonst stolz der Logport saß und ihre die Richtung zum nächsten Abenteuer gezeigt hatte.
 

Ein Anderer solle dieses Werkzeug tragen und Nami würde ihnen einfach von einer anderen Stelle aus zusehen.
 

Sie blickte hinab in das Nass unter ihren Füßen und drückte das Mittelchen gegen ihre Brust.
 

Nein, keiner würde sie finden. Sie würde mithilfe der Schlafmedizin einfach – endlich – einschlafen und hinab ins Wasser fallen. Zu Boden sinken und einfach für immer schlafen.
 

Diesen Schlaf hatte sie sich schließlich wohl verdient.

 

Das Herz sprang ihr nun fast aus der Brust und der Atem kam stockend zwischen ihren Lippen hervor.
 

Es war Zeit.
 

Mit zittrigen Händen entkorkte sie das Fläschchen und ein bitterer Geruch drang an ihre Nase, ließ ihr schlecht werden, als wäre dies die letzte Warnung vor ihrem Vergehen.
 

Sie biss sich auf die Lippe.
 

Nein…kein Zurück! Schließlich hatte Chopper doch selbst gesagt, dass der Tod mit jeder schlaflosen Nacht ihr eh näher und näher rückte. Warum nicht gleich die Abkürzung nehmen?
 

Langsam hob sie die Phiole zu ihren Lippen.
 

Bilder aus ihrer Kindheit und von ihren Reisen wichen an ihren Augen vorbei. Von Nojiko, Genzo und Bellmere. Von Vivi und Karuh auf Alabasta. Der Welt der Wolken in Skypia und der Zeit der Trennung vor zwei Jahren. Von all den Menschen, die sie je trafen und von ihren so geliebten Freunden, die nun besser, ohne sie, dran sein mussten.
 

Tränen entwichen ihren Augen, während ihr Leben an ihr vorbeizog. Doch dieses Mal wischte sie diese nicht weg, ließ sie freilaufen und drückte die Öffnung gegen ihre Lippen.
 

‚Und wenn dies ein erneuter Albtraum war?‘, kam es ihr kurz im Gedanken. ‚Und es doch einen Ausweg gibt?‘.

 

Sie zögerte.
 

‚Egal… So ist es besser‘, dachte sie schließlich, bereit sich selbst eine Gute Nacht zu wünschen.
 

Sie kippte ihren Kopf, wartend, dass die Flüssigkeit ihre Zunge traf, während sie sich, in Erwartung, mit der freien Hand in die Reling krallte.
 

„NEIN!“, schrie plötzlich jemand und das Fläschchen wurde ihr von den Lippen gerissen, noch bevor sie die Flüssigkeit trinken konnte. Und noch im nächsten Moment hatten zwei Arme sie gepackt, vom Geländer gezogen und auf einen Schoß gezogen. Fest eingeschlossen.
 

Wer auch immer es gewesen ist – er hatte ihr plötzlich bewusst gemacht, was sie da beinahe getan hätte und Nami, wie auch die Person, fing tief und traurig an zu weinen.
 

„Bist du den verrückt…?“, fragte er, dicht an ihrem Ohr und sie erkannte Sanjis Stimme. „Bei allen göttlichen Existenzen, zum Glück…zum Glück habe ich dich rechtzeitig gefunden!“
 

Er klang so verzweifelt, so traurig und so wütend zu gleich und es brach ihr das Herz, so, wie sie wohl eben seines gebrochen haben musste.
 

„Es tut mir so leid!“, keuchte sie in seine Schulter, klammerte sich in sein Hemd, als wäre er alles, was sie noch am Leben behalten könnte.
 

Ein wenig lockerte er seinen Umklammerung um ihren Körper und sie sah, wie er auf das zerbrochene Fläschchen in seiner Hand blickte. Blut und das Schlafmittel benetzten die Planken des Schiffes, während er die Reste des Glases weit über die Reling warf, als wolle er verhindern, dass sie erneut solch einen dummen Versuch starten könne.
 

„Dieses Teufelszeug! Es sollte erst gar nicht hier an Bord sein! Ich glaube, ich sollte Chopper eine gewaltige Abreibung verpassen, dass er sowas überhaupt aufbewahrt und-“

 

„Nein, nein, nein! Lass Chopper aus dem Spiel! Er kann nichts dafür!“, schluchzte Nami tief und wischte dem jungen Mann die Tränen von der Wange. „E-es war alles meine Schuld!“
 

Mit seinen blauen Augen sah er sie voll Traurigkeit an, während sie seine verletzte Hand in ihre nahm und sie festdrückte.
 

„Es tut mir so leid…“, hauchte sie verzweifelt und wiederholte ihre Worte noch mehrmals, bevor er sie erneut fest in seine Arme schloss.
 

„Tu es nie wieder!“
 

Noch nie hatte Nami gehört, wie Sanji einen Befehl an eine Frau aussprach. Und dass sie die erste sein würde…, dass hätte sie nie erwartet.
 

Und doch verstand sie ihn. Verstand die Gefühle und verstand endlich, was sie da beinahe mit ihren Freunden angerichtet hätte.
 

„Tu es nie wieder! Verstehst du? Wenn dir etwas zustoßen würde…es ist schon alles schlimm genug, so, wie es um dich steht! Ich glaube…ich würde innerlich sterben, wenn du dir das L- Tu es einfach nie wieder, okay? Ich mach alles, was du willst, okay? Ich koche nur noch dein Lieblingsessen, ich treten den Kerlen regelmäßig in den Arsch, ich reise bis ans andere Ende der Grand Line für deine Heilung. Alles! Sag es mir einfach und ich tu es! Verstanden?“
 

„Verstanden“, presste sie zwischen ihren Lippen hervor.

 

Und dann sagte keiner mehr von ihnen etwas, weinten nur, während Nami halb auf Sanji saß und halb lag, in tiefster Umarmung und froh darüber, dass er sie gefunden und gefangen hatte, bevor sie die größte Dummheit ihres Lebens hätte tun können.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Neimount
2019-02-08T07:16:35+00:00 08.02.2019 08:16
Hey,
Deine Story ist der Hammer, konnte die Nacht nicht schlafen (gott sei dank keine Albträume, wohl eher der Kaffee :) ) und habe mir die komplette Geschichte durchgelesen, konnte einfach nicht aufhören. Auf jedenfall werde ich deine Story weiterverfolgen und hoffe das du schnell weiter schreibst.
Liebe Grüße
Von:  iz38evir
2018-11-12T22:59:09+00:00 12.11.2018 23:59
Bitte schreibe weiter. Ich kann nicht aufhören dein letztes Kapitel immer und immer wieder zu lesen. Es ist herzzerreisend und wunderschön zu gleich. Bitte mach weiter!
Antwort von:  _Supernaturalist_
14.11.2018 12:00
Hallöchen <3
Danke erst einmal für deine lieben Worte und ich hoffe, dass ich bald mal wieder die Zeit finde, daran zu schreiben^^" Zur Zeit arbeite ich an einem größeren, englischen Projekt, das aber bald beendet ist. Dann widme ich mir hier wieder den Sachen ;D


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