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Fliegen

Alles für die Freiheit
von

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Aufpassen – auf mich oder auf das Schiff?

Lachend lehnten sich Killer, Heat, Wire und die Anderen zurück. Ich hatte soeben probiert mit Flügeln aus Stoff zu fliegen. Doch mein Hintern hatte hart den Holzboden des Schiffes geküsst.

Heute Morgen hatten wir abgelegt und waren zur nächsten Insel unterwegs. Eine Sommerinsel, soweit es Kid gesagt hatte. Er stand vorn an Deck und behielt den Kurs im Auge, aber musterte auch uns. Er gab es zwar nicht zu, doch auch er fand es amüsant.
 

„Gut, als nächstes Blumen“, schlug Heat vor.

„Blumen?“, verwirrt sah ich ihn an, „wieso?“

„Nicht fragen, machen“, gab er nur zurück.

Seufzend stand ich auf und konzentrierte mich. Bunte Blumen wuchsen mir aus dem Rücken, damit sie hielten rankten sich grüne Pflanzen darum, aus denen sie sprießen. Mit großer Mühe erhob ich mich in die Lüfte, sank aber gleich wieder auf den Boden zurück und die Blumen verstreuten sich in alle Richtungen.

Lachend richtete sich Heat auf und holte tief Luft. Wenig später fingen die Blumen Feuer und sanken verbrannt zurück aufs Schiff oder auch ins Wasser. Erschrocken wich ich von einigen zurück, bevor sie mich trafen.

„Es sieht einfach schön aus, wenn etwas in Flammen aufgeht“, war seine einzige Erklärung.
 

Flammen. Flammen waren eine gute Angriffsmöglichkeit. Doch damit konnte ich nicht fliegen. Aber wenn ich mit normalen Flügeln in die Luft aufstieg, meine Flügel umwandelte, angriff und sofort wieder wechselte könnte es gehen.
 

„Hey, Su“, holten mich die Jungs aus meinen Gedanken.

„Mh?“

„Was ist los?“

„Ich hatte gerade nur eine Idee“, grinste ich.

„Und die wäre?“, interessiert beugte sich Heat vor.

„Auf dem offenen Meer viel zu gefährlich“, frech streckte ich ihm die Zunge raus.

„Gut, übermorgen erreichen wir die nächste Insel, zeig es dann“, meinte Kid und widmete sich wieder dem Kurs, „ach ja, Surebi“, er drehte nur etwas den Kopf in meine Richtung, „du passt heute Nacht hier auf.“

Aufpassen? Wie geht das denn?
 

Gähnend strich ich mir die Haare aus dem Gesicht. Keine Ahnung wie spät es war, doch ich wollte eigentlich nur ins Bett. Ich spitzte über den Rand des Krähennestes und erkannte … Nichts. Es war eine langweilige Nacht in der überhaupt gar nichts passierte. Wieso musste ich das überhaupt machen?

Ich war eine Frau. Noch gar nicht so lange in der Mannschaft. Und von meiner Kampfkunst wollte ich schon gar nicht reden. Seufzend wickelte ich mich enger in die Decke. Ich sah nicht runter, also spitz dein Gehör, ermahnte ich mich. Ich horchte auf das Rauschen des Meeres, Vögel, welche kreischend übers Meer zogen. Das Schiff, wie es schneidend die Wellen durchbrach. Eine Tür, welche leise ins Schloss fiel. Eine Tür?

Erschrocken stand ich auf und musste mich erst sammeln. Schwindelig klammerte ich mich an das Geländer. Blöder Kreislauf.

Ich hielt mich auf den Beinen und sah auf das Deck runter. Das Holz schimmerte weiß in dem fahlen Licht des Mondes. Langsam wanderte ein Schatten über das Schiff. Neugierig beobachtete ich ihn weiter. Was machte Kid da? Konnte er etwa nicht schlafen?

„Träum nicht vor dich hin“, knurrte er.

Erschrocken lief es mir eiskalt über den Rücken. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich meinen Kopf auf meinen Arm abgestützt hatte.

„Aye“, murmelte ich schnell, aber konnte meinen Blick nur sehr widerstrebend von ihm nehmen.

„War alles ruhig bisher?“

Verwirrt darüber, dass er erneut eine Frage stellte und dann auch noch so eine, nickte ich. Wenn etwas passieren würde, würde ich doch sofort zu ihm oder einem der anderen rennen. Als ob er das nicht wüsste.

„Also?“

Er klang auffordernd. Hatte mein Nicken in der Dunkelheit wohl nicht gesehen.

„Ich habe dein Nicken nicht gehört.“

Erstaunt lief ich rot an. Wie machte der Mann das?

„Nein, nichts.“

„Dacht ich mir schon. Braves Mädchen. Was sollte hier auch passieren.“

Sein freches Grinsen – welches er der Gallionsfigur schenkte – war nicht zu übersehen oder zu überhören.

Verärgerung keimte in mir auf. Also hatte er mich hier ganz umsonst aufpassen lassen? Völlig umsonst?
 

Ich sprang mit einem sicheren Griff über das Geländer und fing mich mit den Flügeln ab.

„Warum sollte ich dann hier aufpassen?“

Ich schwor, wenn ich nicht immer noch Angst vor ihm hätte und ich meine Sense sicher führen könnte, dann …

„Weil ich es kann“, er beugte sich immer noch grinsend zu mir runter, „Gänseblümchen.“

„Bitte was?“, ich wich einen Schritt zurück.

Ich versuchte seinen Augen standzuhalten, doch mein Blick wanderte gen Boden. Oft bemerkte ich, dass ich mich stark verändert hatte. Ich war nicht mehr so unterwürfig wie früher. Doch ab und an brach die Sklavin in mir noch durch.

„Du bist Piratin, also wehr dich“, knurrte er.

„Aber wie“, ich klang wie ein verletztes Kind.

„Was dir einfällt“, er zuckte mit den Schultern.

Ich ballte meine zitternden Hände zu Fäusten und schluckte jegliche Furcht runter. Zögernd hob ich Hände und Kopf und schubste Kid mit aller Kraft nach hinten.

„Sag so etwas nochmal und meine Faust ziert dein Gesicht“, meine Stimme klang weniger wie ein Kind, aber auch nicht wie ein gefürchteter Pirat.

„Naja fast“, lachte er über mich, aber es verschwand kurz darauf, „und jetzt ab über die Planke mit dir. Niemand schubst den Käpt´n“, knurrte er.
 

„Was?“, meine Augen weiteten sich, „nein“, ich sank auf die Knie.

Doch er packte mich nicht. Er kniete sich vor mich.

„So machte man jemandem Angst“, meinte er und klopfte mir auf die Schulter.

Den Schmerz – der doch kraftvollen Bewegung – ignorierend, verarbeitete ich seinen Scherz. Arschloch.

„Wo ist die Selbstsichere hin? Die, die letztens den Kerl in der Bar flachgelegt hat? Such die raus und hol sie nach vorn. Von hier nach hier“, er tippte mir auf den Kopf und …

„Nimm deine Hand da weg“, zischte ich.

„Mein Bonus“, grinste er frech.

„Nimm sie weg oder ich schneid sie dir ab“, ich schlug seine Hand von meiner Brust, stand auf und ging ein paar Schritte rückwärts.

„Jetzt hast dus“, auch er erhob sich, „trotzdem mag ich es nicht herumgeschubst oder angeschnauzt zu werden also machst du die nächsten zwei Tage Nachtwache“, er drängte mich zum Mast, „Schätzchen“, er umfasste mein Kinn und drückte mir seine Lippen auf, „viel Spaß.“

Der Käpt´n drehte sich um und verschwand wieder im Inneren des Schiffes.
 

„Hey, Morgen“, grüßte mich Killer und spähte ins Krähennest.

Müde sah ich nach oben. Ich war fertig. Nervlich und körperlich. Aber ich hatte durchgehalten.

„Kann ich ins Bett?“, krächzte ich.

Er lachte und nickte, „willst du nicht noch was essen?“

„Nein“, ich schüttelte den Kopf, „nichts und niemand kann sich zwischen mich und mein Bett stellen.“

Ich hievte mich hoch und landete mit einem eleganten Sprung unten. Kurz nach mir fand auch Killer runter.

„Gute Nacht“, ich winkte ihm kurz zu schlurfte dann zu meinem Geliebten.
 

Murrend setzte ich mich auf. Welches Arschloch von Idiot war so laut? Grummelnd schlug ich die Decke zurück und stand auf. Ich schnappte mir Shorts und Top und zog sie an. Dabei lief ich zur Tür und verfluchte denjenigen, der auch immer dort oben so laut auf Deck war.

Der Stand der Sonne verriet zwar, dass es bereits Mittag war, womit ich in etwa 5 Stunden geschlafen hatte, aber ich hatte es mir – mehr oder weniger – angewöhnt verärgert zu sein, sollte ich nicht genug schlafen.

Wütend schlug ich die Tür auf und trat ins Freie.

„Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“, scherzte Heat und musterte mich.

„Hat dich ein Blitz getroffen?“, machte Wire weiter.

„Schnauze“, giftete ich und lief an ihnen vorbei.

Ich wusste bereits, wer Schuld an dem Lärm war. Denn er versteckte sich nicht sonderlich. Grinsend stand Kid an Deck, kratzte weiter mit Metall über den Boden und freute sich seines Lebens – wie es schien.
 

„Willst du eine Typveränderung machen?“, lachte Killer leise.

Finster funkelte ich ihn an und schritt weiter. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und knurrte leise, während ich den Käpt´n von oben bis unten musterte.

„Dein neuer Look steht dir“, grinste er.

Nur um es mir zu demonstrieren, hielt er ein Stück Blech in die Höhe. Meine Haare waren – nicht anders zu erwarten – völlig durcheinander und standen teilweise von meinem Kopf. Das Top war noch nicht ganz runtergezogen. Meine Augen waren gerötet und die Schuhe hatte ich komplett vergessen. Erneut knurrte ich. Er war so ein Arsch.

„Ach Kleines. Hab dich nicht so. Ich würde zwar noch ein paar Verbesserungen vornehmen, aber bald schon kommst du an eine gefürchtete Piratin ran, Gänseblümchen.“

„Nenn mich nicht so“, schrie ich ihn an.

„Oh, du hast wieder Mumm. Verschwindet er gleich wieder?“, grinsend beugte er sich vor.

Erschrocken wich ich kurz zurück, fing mich aber gleich und funkelte ihn erneut finster an. Er war so ein blöder Sack. Wusste genau wie er mich aus der Fassung bringen konnte und nutzte das natürlich schamlos aus, egal wie oft, jedes Mal klappte es. Das musste ich ändern.

„Du weißt ganz genau, dass ich müde bin und meinen Schlaf brauch.“

„Ich halte dich doch nicht davon ab“, kam es unschuldig zurück.

Genervt kreischte ich auf und drehte mich um. Soll er doch zur Hölle fahren. Aber für ihn war das vielleicht sogar der Himmel. Ach er soll einfach nur verrecken. Ich würde auf jeden Fall wieder ins Bett gehen.
 

Erst als ich vor meinem Zimmer stand, beruhigte ich mich wieder und atmete tief durch.

„Ich könnte mich natürlich auch zu dir ins Bett legen und damit könnte ich dich vom Schlafen abhalten. Oder du fesselst mich, dann wärst du sicher“, flüsterte mir das Arschloch ins Ohr.

Doch dumm wie ich war, erschreckte ich mich und landete mit einem dumpfen Aufprall an der Tür. Mit einem genervten Seufzen rutschte ich an ihr runter und blieb – mit der Stirn an die Tür gelehnt – sitzen.

Ich spürte wie auch er auf die Knie ging. Sanft fuhr seine Zunge von meiner linken Schulter zu meinem Hals entlang und jagte mir einen eiskalten Schauer über den Rücken. An meinem Hals angekommen knabberte er vorsichtig daran.

„Wieso machst du das?“, wollte ich mit zitternder Stimme wissen, aber rührte mich nicht oder hielt ihn davon ab.

„Es macht Spaß dich zu ärgern, außerdem will ich keinen von meinen Männern flachlegen. Bin nicht so drauf“, lachte er leise und biss in meinen Hals, die Stelle küsste er sofort, schob meine Haare zur Seite und knabberte weiter, „außerdem schmeckt deine Haut so süßlich. Das macht süchtig.“

„Was?“, verwirrt drehte ich mich um, knallte aber mit dem Kopf gegen seinen, „autsch“, jammerte ich und hielt mir die Stirn.

„Du bist echt schrecklich“, er lehnte sich zurück.

Ich musterte ihn, „danke, aber das hätte ich eher über dich gesagt“, ich versuchte nach oben zu sehen, ob es bluten würde.

Er lachte und strubbelte mir durch die Haare, „was bist du nur für eine?“

„Was?“

„Ach nichts“, er stand auf und hielt mir die Hand hin.

Dankend nahm ich sie an und er zog mich hoch

„Gut, ich geh schlafen“, murmelte ich und drehte mich um.

„Wirklich?“

„Willst du mich etwa immer noch davon abhalten?“, wieder genervt sah ich die Tür an und wartete auf seine – höchstwahrscheinlich – zynische Antwort.

„Du kannst dir nur sicher sein, dass ich dich nicht davon abhalte, wenn ich mit dir in diesem Raum bin“, lachte er leise, „entweder unter dir, über dir oder vielleicht sogar gefesselt, aber selbst dann kann ich gefährlich sein“, raunte er mir ins Ohr.

„Lass mich schlafen“, grummelte ich und schlurfte zu den weichen Wolken, die mich im Traum erwarteten.

Ohne ihn weiter zu beachten ließ ich mich ins Bett fallen und kuschelte mich in die Decke, sollte er doch machen was er wollte, mich ärgern durfte er nicht!

Aber wenn man sich zu früh freute, passierte das Gegenteil. Die Tür flog zu und die Luft wurde mir aus den Lungen gequetscht, während ich weiter im Bett versank.

„Rrrunter“, brummte ich.

„Wie?“

„D-du bist zu sch-schwer“, ich bäumte mich mit aller Gewalt auf und er rutschte von mir runter.

Erschöpft sackte ich zusammen. Zu müde. Zu verärgert. Zu schläfrig. Ich bekam schon gar nichts mehr mit. Ob er ging oder nicht. Mir war es egal. Die Müdigkeit überfiel mich und ich ließ mich einfach nur noch fallen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Rinnava
2017-02-16T13:57:33+00:00 16.02.2017 14:57
gutes kapi
Antwort von:  phean
20.02.2017 15:33
danke dir :)


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