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Der Puppenspieler

von

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Meine Familie

„Da drüben! Er ist hier lang!“ schrie eine heisere Stimme hinter mir. Es war ein Polizeibeamter des Bezirks Kami. Hinter ihm sprinteten zwei weitere Polizisten. Alle drei waren in blaue Klamotten eingehüllt.
 

Total fertig rannte ich durch die Straßen Kamis. Ich hoffte, dass ich diese nervigen Grünschnäbel Bullen endlich los werden würde, doch so einfach war das nicht. Obwohl die neu in ihrem Job waren, konnten sie mit mir mithalten. Das konnte nur eins heißen… Die von der Polizei, mussten endlich gecheckt haben, dass sie mit ihrem bisherigen Training nicht weiter kommen können.
 

Ich bog in eine Seitengasse ein. So circa 300 Meter weiter, blieb ich stehen. „Oh… Mist eine Sackgasse! Wie soll ich denn hier wieder raus kommen.“ Ich drehte mich rum. Da hörte ich schon die Stimmen der fluchenden Polizisten. Ruckartig wandte ich mich um und suchte hektisch nach einem Versteck.
 

Nichts.
 

Weder eine Mülltonne, die eh nicht viel nützen würde, da die Polizisten direkt hinein schauen, ob ich mich dort drin versteckt hielt, noch ein offenes Fenster, wo ich mich in eine der Wohnungen retten konnte. „Dann muss ich eben über die Mauer.“ dachte ich mir. Die Mauer war fast fünf Meter hoch. „Wie soll ich da so leicht drauf kommen?“
 

Ich stellte mich vor die Mauer und untersuchte sie hastig. Mit meiner rechten Hand, fuhr ich immer wieder an dieser endlang. Da entdeckte ich, dass an einigen stellen der Mörtel abgebröselt war. Das war’s! Ich war doch noch gerettet. Was hatte ich nur für ein Glück heute.
 

Es reichte, um mühsam die Mauer hoch zu kommen. Einen nach dem anderen platzierte ich meine Hände und meine Füße, an den schmalen Fugen der Mauer und steuerte die Steile Wand nach oben. Als die drei Polizisten in der Seitengasse ankamen, war ich schon fast über der Mauer verschwunden. Triumphierend streckte ich ihnen frech die Zunge heraus und zeigte ihnen den Stinkefinger.
 

„Schnappt ihn euch!!!“ rief einer von ihnen. Ein zweiter sprach in ein neu modisches Walkie-Talkie. Ich konnte es aber leider nicht mehr verstehen, da ich schon auf der anderen Seite der Mauer war. Ich schnaufte auf. Gott, das war ja mal knapp.
 

„Grade noch mal geschafft…Die sind ziemlich schnell geworden.“ Ich lehnte mich gegen die Mauer und rutschte sie mit dem Rücken hinunter. Genervt fuhr ich mir durchs verschwitzte, durcheinender geratene, braune Haar und wischte mir mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn ab. Wieso mussten die auch noch zu dritt sein! Irgendwie hatte ich heute Glück im Unglück.
 

Bei dem Gedanken fing ich an zu schmunzeln. Doch dies blieb nicht gerade lange, da ich mit schmerzverzerrtem Gesicht, auf einmal wahr nahm, dass meine Hände vom klettern ziemlich ramponiert waren. Bei dieser Hektik hatte ich nicht mal darauf geachtet, als ich öfters durch die lockeren Backsteine fast den halt verlor und drohte abzustürzen, dass meine Hände, sich schwere Aufschürfungen dabei beschafften.
 

„Verdammt noch mal! Ah… das brennt höllisch!“, murrte ich gereizt vor mich hin. „Noch so eine Aktion und ich kann mir neue Hände kaufen.“, scherzte ich ein bisschen, um mich selber ein wenig aufzuheitern. Ich versuchte immer in allem, das Gute zu sehen. Selbst in solchen verzwickten Situationen.
 

Mit meiner linken, zitternden Hand kramte ich in meinem Rucksack herum, doch immer wenn ich mit dieser irgendwo gegen kam, zuckte ich durch den schrecklichen Schmerz, heftig zusammen. Als ich ein kleineres Täschchen hervorzog, öffnete ich diese und nahm eine von den elastischen Mullbinden heraus.
 

Mit meiner immer noch schmerzenden und zitternden linken Hand, verband ich mir schnell die rechte. Es sah zwar nicht gerade schön und ordentlich aus, aber es würde fürs erste reichen. Ich hatte ja eh nichts anderes dabei, da ich dachte, dass diese Kerle von der Polizei, wie immer ihr Kaffeekränzchen hielten. Doch natürlich musste ich mich ja irren.
 

Die linke Hand verband ich mir auch noch schnell, dann packte ich den übrigen Rest der Mullbinde zurück in meine Tasche.
 

Ich war so fertig. Wie lange war ich schon durch die Gegend gesprintet, um diesen Arschlöchern zu entkommen? Sicherlich eine geschlagene Stunde, oder wenn ich mich nicht irrte, dann sogar länger. Und das alles nur für diesen beschissen geilen Rubinring.
 

Mit meiner verbundenen Hand, griff ich schnell in meine Hosentasche. Den Schmerz, der mir durch meinen ganzen Arm huschte, versuchte ich zu unterdrücken und fischte einen silbernen Ring mit einem großen Rubin verziert, aus dieser heraus.
 

Ich hielt ihn, in die strahlende Nachmittagssonne und betrachtete ihn mit Freuden. Super, nun war ich um einiges reicher! Circa achtzigtausend, war das glänzende Ding hier wert.
 

Mit einem strahlenden Lächeln stand ich auf und machte mich auf den Weg zurück nach Hause. Ich musste mich später unbedingt mal ausruhen. Meine Hände sollten auch so schnell es geht, wieder verheilt sein, sonst könnte ich nicht mahl mehr mein Essen zubereiten, ohne das etwas zu Boden fallen würde.
 

Ich nahm noch schnell meinen Kapuzenpulli, aus meiner großen und überfüllten Tasche und stopfte die graue Joggingjacke, die ich geschwind auszog, in den Rucksack. Dann streifte ich mir den schwarzen Kapuzenpulli, über meinen leicht gebräunten Oberkörper. Den Ring verstaute ich wieder in meiner Hosentasche.
 

Jetzt konnte ich nur hoffen, das ich diesen Bulle mich nicht finden würden. In dieser Verfassung konnte ich nicht so gut kämpfen, da ich meine Fäuste nicht benutzen könnte.
 

Leise und unauffällig, huschte ich an mehreren Straßenpolizisten, die grundlos in der Gegend herum standen und einfach nur mit einander quatschten, vorbei und kam meinem Ziel immer näher.
 

Gott war ich froh, gleich zu Hause zu sein. Dann würde ich endlich meine Füße hochlegen können und mich über diese dummen, hilflosen Polizisten lustig machen. Vielleicht, wenn meine Hände dann nicht mehr so doll schmerzen und aufgehört haben zu bluten, würde ich wieder ein keines bisschen an meinem Boxsack üben.
 

Schließlich musste ich immer schön fitt bleiben, sonst würde mir das, was heute geschah noch mal passieren und das wollte ich ja nicht. Ich schüttelte heftig meinen Kopf.
 

Total Gedankenversunke, bog ich in eine kleine Gasse, die direkt zu einem Gitterzaun führte, welcher Slums und die große Innenstadt trennte. Ja… hier lebte ich. Abgetrennt, von den reichen Schnöseln und den geizigen Sesselfurzern.
 

Das Leben hier, war echt hart. Man konnte sich, wenn man hier aufgewachsen war, wie ich, nie vorstellen wie es da draußen wohl war. Ich bin einer der wenigen hier, der es geschafft hat, den großen Gitterzaun zu ’besteigen’.
 

Andere waren nicht wirklich in der Lage, dort hoch zu kommen. Zumal sie zu wenig Kraft und kaum Selbstvertrauen in sich hatten. Hier fühlte man sich, wie in einem Gefängnis. Das hatte ich am eigenen Leibe gespürt.
 

Früher standen mindestens fünf Polizisten, pro Meter, an dem Zaun und hinderten die Leute beim rüberklettern. Heutzutage wahren nicht mal drei am ganzen Zaun. Sie hielten es für sinnlos, da sie wussten, dass die Leute hier in den Slums, eh zu wenig Kraft hatten, um überhaupt einen Fuß auf diesen Gitterzaun zu setzen.
 

Kurz gesagt, überließen sie, über tausend Menschen die hier lebten, ihrem Schicksal. Sie hatten hier nicht viel zu Essen und zu Trinken. Das Wasser welches sie Tag für Tag tranken, kam aus dem Abwasserrohren und wurde mühsam von vielen hundert Bewohner des Slums gereinigt. Nun ja. Sie versuchten es zumindest.
 

Früher als ich noch ein kleines Kind war, gehörte ich auch zu der Partie. Ich musste früh am Morgen, um fünf aufstehen und mich dann arbeitsbereit machen. Aber jetzt, wo ich meine Freiheit hatte und in beiden Gebieten, sowohl Slums als auch wunderschöne, reiche Innenstadt, leben konnte, entschied ich mich dazu mein Geld anders zu verdienen.
 

Ich musste jetzt zwar noch früher aufstehen als damals, aber dies lohnte sich ja auch. All das Geld, was ich schon gestohlen hatte, gab ich meiner Familie und den anderen in den Slum, um sich richtiges Essen und Trinken zu kaufen.
 

Es gab hier nämlich auch frisches Wasser und Essen. Das kostete aber dann, dass doppelte und niemand hier konnte sich dies leisten. Diese Händler kamen von außerhalb und verkauften es hier sozusagen, ohne Erlaubnis. So was wie ein Schwarzmarkt.
 

Ich trottete lustlos zum Gitterzaun zu. Meine Hände in der Hosentasche. Immer noch in Gedanken, nahm ich kaum meine Umgebung wahr und bekam auch so nicht mit, wie sich jemand von hinten, an mich anschlich. Ganz langsam und unauffällig. Ich wollte gerade meine bandagierten Hände, an das kühle Eisen legen als mich jemand unerwartet von hinten ansprang.
 

„Akitooo-san!“, brüllte mir eine jüngere Stimme ins Ohr. Ich schrak auf und stolperte fast nach hinten, doch im letzten Moment konnte ich mich noch fangen.
 

„Ami! Lass doch den armen Akito verschnaufen.“, hörte ich eine tiefere Jungenstimme.

„Genau! Nori hat recht. Sicherlich ist er im Kampf, gegen diese bösen Menschen da draußen, jetzt ziemlich geschwächt.“, ertönte eine andere Jungenstimme.
 

Ich drehte meinen Kopf leicht zur Seite und erkannte die kleine Ami, die sich an meinem Rücken festkrallte. Hinter mir standen noch ihre beiden besten Freunde Nori und Toyo. „Ami! Was hast du hier zu suchen! Hier ist es gefährlich, wenn man euch hier findet, dann werden sie euch dem Erdboden gleich machen!“, schimpfte ich lautstark.
 

Ami zuckte ein kleines bisschen zusammen, dann holte sie schon für eine antwort aus: „Nori, Toyo und ich, waren auf der Suchen nach etwas zum Essen, weil es Mama nicht gut geht. Sie hat seit Tagen nichts mehr gegessen… Dürfen wir jetzt nicht mal mehr Mama helfen?“

Genervt stöhnte ich auf. „Och Mensch! Ihr meint es vielleicht gut, aber überlasst das demnächst einfach mir, ja?“
 

Ami nickte mich bezwungen an. Sie sah ein bisschen traurig aus. Als währe sie den Tränen nah und dies gefiel mir ganz und gar nicht. Sie war schließlich meine kleine Schwester und ich möchte nicht, dass sie noch mehr leidet, als sie es sonst schon tat.
 

Tröstend blickte ich zu ihr. Sie vergrub ihr Gesicht, tief in meinen Nacken und schluchzte leise vor sich hin. Ich wusste sofort, wieso sie weinte. Nori und Toyo sahen ja auch ganz schön mitgenommen aus. Sie hatte alle, in der Zeit, wo ich nicht da war, viel durchmachen müssen.
 

Ich war ja auch ganz schön lange weg. Circa zwei Wochen, in denen ich genügend zusammen bekommen habe, für ungefähr fünf Wochen. Es würde aber leider nicht für alle hier reichen. Das war klar! Es würde für, gerade mal für ein viertel der Slums Bewohner reichen. Wenigstens könnte ich damit meine Familie versorgen.
 

„Ist es so schlimm?“, fragte ich Ami. Ami konnte nicht erwidern. Sie war viel zu fertig um mir zu antworten. Würde mich nicht wunder, wenn sie mich, durch ihr Geschluchze, nichtmal richtig verstanden hatte.
 

Nori und Toyo antworteten anstelle von Ami. „Nun ja. Miharu-sama liegt mit schwerem Fieber im Bett. Sie hat, seit du gegangen bist nichts mehr gegessen, da der Vorrat nicht wirklich für uns alle reichte. Stattdessen hat sie es uns gegeben, statt es selber zu essen.“, antwortete mir Nori.
 

Toyo war auch schon den Tränen nah. Sein zierlicher, dünner und großer Körper zitterte heftig. „Es tut uns so leid… Wären wir nicht gewesen, würde es eurer Mutter jetzt nicht so schlecht gehen.“, jammerte Toyo mit brüchiger Stimme.
 

Nori schüttelte zustimmend sein Kopf. Der abgemagerte Junge drehte seinen Kopf leicht zur Seite und versuchte meinen Blicken auszuweichen. Ich konnte kaum glauben, wie elend sie aussahen. Und dies meinte ich nicht böse. Vor zwei Wochen, waren sie mir noch jubelnd hinterher gelaufen und hatten mich gefragt, ob sie mit mir nach draußen durften. Sie waren damals noch so energiegeladen und jetzt gaben sie sich sogar selber die Schuld dafür, dass Mutter krank im Bett lag.
 

Nein! Das war nicht deren Schuld. Mutter hatte das richtige getan. Sie hatte dafür gesorgt, dass die Zukunft dieser Familien nicht verhungern würde. Die Schuld lag ganz eindeutig, bei denen die uns hier festhielten.
 

Ich ballte meine verbundenen Hände zu Fäusten. Es tat schrecklich weh. Nicht nur meine Hände, nein! Es tat weh, meine geliebte Familie so leidvoll zu sehen.
 

„Na kommt schon. Hört auf zu weinen! Es ist ja nicht eure Schuld! Ich bin ja jetzt da und werde mich um Mutter kümmern. Aber dafür müsst ihr mir was Versprechen, ja?“, versuchte ich die drei kleinen Aufzumuntern.
 

Alle drei sahen mich nun fieberhaft an. „Ihr müsst mir versprechen nicht mehr zu weinen! Es gibt keinen Sinn für so etwas Tränen zu vergießen. Es ist wie gesagt, nicht eure Schuld. Also Hand drauf, ja?“
 

Ich konnte es nicht länger ertragen. Ami sprang nun, nachdem sie dies gehört hatte, etwas selbstbewusster von meinem Rücken. Die beiden anderen gingen ein paar Schritte auf mich zu. Sie streckten alle drei ihre rechte Hand in die Höhe und riefen gemeinsam: „Ja! Hand drauf!“
 

Ich schmunzelte und sah ihnen zu, wie sie nun glücklicher wirkten als vorher. Ja! So sollten Kinder sein. Voller Elan und immer schön positiv.
 

~ ~ ~
 

Eine halbe Stunde Fußmarsch später, kamen wir an unserem Haus an. Es war klein und aus altem, morschem Holz gebaut. Währe man dieses Haus nicht gewöhnt, würde man sich, nicht mal in die nähe davon trauen, ohne zu befürchten, im nächsten Moment von einer eingestürzten Decke erschlagen zu werden.
 

So sahen alle Häuser hier aus. Klein, alt, morsch und unbequem. Eine nach dem anderen reihten sich diese Häuser immer weiter aneinander. Man könnte sogar denken, dass diese Aneinanderreihung von Häusern, nie ein Ende geben würde. So viele Häuser waren das.
 

Vor der Tür, am Eingang zog ich mir die Straßenschuhe aus und schlüpfte in meine, von Ami aufbewahrten Hausschuhe. Ami tat es mir gleich. Nori und Toyo hatten wir davor, noch schnell zurück nach Hause gebracht, bevor es noch später und dunkler wurde. Die wohnten ja eh nur ein paar Häuser weiter.
 

„Komm.“, forderte mich Ami auf. Ich ging ihr gehorsam hinterher, in Mutters Schlafzimmer. Nun ja. Schlafzimmer konnte man dies nicht nennen. Es war eher, eine Abstellkammer mit einem ausgebreitetem, schmalen Futon und einer kleinen, schwachen Nachttischlampe.
 

Mutter lag schweißgebadet auf dem Futon und keuchte vor sich hin. Daraufhin bückte sich Ami zu ihr hinab und wischte, mit einem feuchten Stofffetzen, ihr den Schweiß von der Stirn.

„Mama, du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen. Aniki ist wieder da und wird uns helfen!“, sprach Ami mit hoffnungsvoller Stimme.
 

Nun bückte ich mich ebenso zu Mutter hinunter. Ich hielt meine Hand prüfend auf ihre Stirn. Diese glühte unnormal. Meine Mutter öffnete mühevoll die Augen. „Akito… du bist… wieder… hier…“, entkam es schwach aus Mutters Kehle.
 

„Nein! Du darfst dich nicht so überanstrengen. Ich werde mich schon um alles kümmern. Mach dir keine Sorgen. Bald bist du wieder wie neu.“, versprach ich ihr im beruhigenden Tonfall.
 

Ich kramte das ganzes Zeug aus meiner übergroßen Tasche. Ami schloss die Tür zu Mutters Schlafzimmer und bedeutete mir, das sie nun am schlafen war. Ami setzte sich nun neben mich und sah mir dabei zu, wie ich viele verschiedene Sachen auf den Boden legte. Unter anderem auch Essen und ein paar Wasserflaschen.
 

Wenn ich was konnte, dann war es stehlen. Auch wenn das, was ich immer tat mich schadete, tat ich es für meine Familie und dies war für mich ein guter Grund um zu stehlen. Ami staunte mal wieder drüber, was ich alles draußen ergattern konnte.
 

Das ganze Essen, was ich vorher in meinem Rucksack verstaut hatte, legte Ami nun in einen kleinen Korb. Die Wasserflaschen stellte sie in eine freie Ecke und den Rest sortierten wir schön aus und fanden dafür einen neuen Platz in unserem kleinen Haus. Als wir damit fertig waren, holte ich eine Tasse, aus der kleinen Schublade und kochte ein bisschen von dem Mineralwasser.
 

Ich bereitete Mutter einen heißen Tee vor und schälte ein paar leckere Orangen. Danach benutzte ich, das übrig gebliebene heiße Wasser, für eine kleine Gemüsesuppe. Ami wachte während dessen über Mutter und wischte ihr immer und immer wieder mit dem feuchten Stofffetzen den Schweiß ab.
 

Als auch die Suppe fertig war, stellte ich alles auf ein kleines Tablett, was ich in der Ecke fand und ging damit zu Mutter ins Zimmer. Ich stellte das Tablett auf dem Boden ab und legte meine Hand auf Amis Schulter.
 

„Na los. Du bist sicherlich auch schon müde. Geh schon schlafen. Ich kümmere mich um Mutter.“ Ami wollte nicht gehen. Das sah ich an ihrem Gesichtsausdruck. Doch dann spürte sie selber wie die Müdigkeit, sie schon fast übermannte und stand doch auf. Noch bevor sie raus ging und ich mich Mutter zu wandte, drückte sie mir einen Gutenachtkuss auf die Wange.
 

„Schlaf gut, aniki!“, flüsterte sie mir zu. Ich konnte nicht anders und schmunzelte. Ja, so gefiel mir meine kleine Ami lieber. Ich wandte mich wieder meiner Schlafenden Mutter zu. Leicht stupste ich sie an, um sie zu wecken.
 

„Kaa-san. Ich hab dir Tee und Suppe mitgebracht. Das wird dir helfen!“, informierte ich sie. Die wiederum schlug nur langsam die Augenlieder auf und blickte mich aus tiefen himmelsblauen Augen an. Ja. Sie waren genau so wie meine. Ich hatte wohl meine Augen von Mutter geerbt. Bei Ami war das aber anders. Sie hatte ihre großen, braunen Augen von unserem verstorbenen Vater.
 

Er ist damals, bei dem Versuch von hier zu verschwinden, um Essen für uns zu besorgen, von einem der Polizisten, erschossen worden. Das war gerade mal ein Jahr, nach Amis Geburt. Damals war ich fünf Jahre alt und musste noch schwerer, durch Vaters tot schuften.
 

Wenn ich daran zurück dachte, brodelte Hass und Abscheu in mir auf. Das bekam meine Mutter mit und sie hob ihre Hand, an meine Wange. „Mach dir keine Sorgen um mich. Du solltest dir lieber wirklich Gedanken um dich machen.“, sprach sie mit ihrer brüchigen Stimme.
 

Mutter setzte sich nun auf und nahm die heiße Suppe an sich. Sie nahm den glänzenden Löffel und tauchte ihn in die kräftige Suppe. Das Gemüse sah wirklich verlockend lecker aus. Mutter grinste. Ich tat es ihr gleich und lehnte mich etwas zurück an die Wand.
 

Nachdem Mutter die Suppe, den Tee und die Orangen verputze, legte sie sich wieder hin und ruhte sich weiter aus. Das hatte sie wirklich nötig. Sie sah aber nicht mehr so blass aus, wie vorhin als ich zu ihr reingekommen war, das war ja schon mal was. Die Suppe hatte ihr wieder die nötige Kraft gegeben und wenn sie Glück hatte, würde es ihr morgen auch schon besser gehen.
 

Ich legte mich nun auch aufs Ohr. Hoffentlich wird der morgige Tag etwas besser laufen als Heute.



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