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Der Puppenspieler

von

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Alter Freund

Es zogen einige Tage ins Land hinein. Ich blieb noch für eine Woche und half Mutter, beim gesund werden. Ami assistierte mir dabei. In den freien Stunden die wir zusammen, vor dem Gitterzaun saßen und einfach ins nichts starrten, fragte Ami mich oftmals aus, wie es dort außerhalb des Gitterzauns war.
 

Sie war so begeistert, von der Welt da draußen. Ami wollte, dass ich ihr noch mehr Geschichten darüber erzählte. Das tat ich auch, doch alle konnte ich ihr nicht erzählen. Dafür hatten wir zu wenig Zeit.
 

Nach fünf Tagen ging es Mutter schon viel besser. Als sie wieder sicher auf den Beinen stand und auch etwas zugenommen hatte und aufs Normalgewicht kam, erzählte ich ihr von dem Ring, den ich aus einem Schmuckladen in der Innenstadt hatte.
 

„Wie bitte? Du hast einen Rubinring, im Wert von achtzigtausend Euro gestohlen?“, fragte mich meine Mutter verunsichert.

„Ja. Wieso?“, gab ich stolz zurück.
 

Meine Mutter hatte gerade erst ihre Farbe in ihrem Gesicht wiederbekommen, doch als sie meine Verkündung von dem Rubinring hörte, entwich ihr diese wieder.
 

„Mein Sohn… Bring ihn wieder zurück!“, forderte sie mich dazu auf. Ich konnte nicht wirklich verstehen, wieso sie dies sagte. Schließlich war dieser Ring die Freikarte in ein besseres Leben. Nicht nur für sie, auch für andere Leute die hier in diesem, wie ich es immer so schön nannte, Drecksloch lebten.
 

„Nein! Wieso sollte ich. Mit diesem Ring, könnt ihr euch ein besseres Leben aufbauen. Zwar reicht das nicht für alle Bewohner hier, aber ich kann ja mal schauen, ob ich etwas anderes, in die Finger kriege.“, erwiderte ich mit fester Stimme.
 

Meine Mutter sah ziemlich gequält aus. Sie wollte wohl kein besseres Leben haben. Wieso würde sie diesen Ring sonst ablehnen.

„Mutter! Wenn du den nicht annimmst, gebe ich ihnen unseren Nachbarn und die werden sich dann, um das bessere Leben hier in den Slums kümmern. Wieso also willst du ihn nicht annehmen?“, fragte ich sie, mit angespanntem Kiefer.
 

Meine Mutter seufzte. Sie umschlang ihren Oberkörper mit ihren Armen, als ob ihr kalt wäre.

„Ganz einfach. Wenn ich den annehme und du ihn nicht zurück bringst, werden sie dich verfolgen, bis sie dich haben.“, antwortete meine Mutter mit getränkter Miene.
 

Aha. Darum ging es also. Sie hatte Angst um mich und verzichtet wegen mir, auf ein besseres Leben. Aber dies würde ich nicht zulassen. Ich fing an, mit ruhiger Stimme zu sprechen: „Mutter! Ich werde sowieso schon gesucht. Mein Kopfgeld ist jetzt sowieso schon enorm Gestiegen, wegen des Rubinringes. Wenn ich da also noch mal auftauche, um den Ring zurück zu geben, schnappt sich der nächstbeste meinen Kopf und übergibt ihn der Polizei.“
 

Ich spürte, wie Mutters Augen mich durchdringend musterten und erst nach gefühlten fünf Minuten, von mir abließen. Sie seufzte nun klaglos. „Na gut. Ich kann dich wohl eh nicht mehr davon abhalten, weiter zu stehlen. Aber tu mir einen Gefallen und pass auch weiterhin auf dich auf, ja?“, ergab sie sich.
 

Ich nickte mit einer fröhlichen Mine, meiner Mutter zu. „Ja. Ich pass auf. Keine Sorge!“, beruhigte ich meine sorgenvolle Mutter.
 

Nachdem ich dieses Gespräch mit ihr beendet hatte, packte ich schon meine Sachen zusammen und machte mich abreisefertig. Ich wollte schnell abhauen, da ich wusste, dass Ami bald von ihren Freunden zurückkehrte. Ich wollte nicht, dass sie dabei war, wenn ich gehen würde, da sie mich sonst nicht gehen lassen würde. Außerdem hätte ich es nicht verkraften können sie jetzt wieder alleine hierzu lassen.
 

Irgendwas in mir drin sagte mir, dass mein Weg nun weiter und beschwerlicher sein würde. Das wiederum hieß, ich würde länger nicht mehr zu Hause sein. Als ich vor das Haus trat, hielt ich kurz inne. Ich ließ meine Umgebung noch mal richtig auf mich wirken. Dann setzte ich mein Weg fort und wank noch meiner Mutter zum Abschied zu.
 

Diese brach sekundenschnelle in Tränen aus und wedelte mit einem kleinen Stofftuch, wie in diesen Schnulzenfilmen, herum. Das vermisste ich jetzt schon.
 

Als ich an dem Gitterzaum ankam, blickte ich noch mal nach links und rechts. Ich wollte sicher gehen, dass sich auch wirklich kein Polizist in meiner nähe befand und mich mit seiner Knarre abknallen würde, wie man es auch bei meinem Vater gemacht hatte.
 

Niemand war zu sehen. Das war gut! Ich nahm Anlauf und sprang etwas weiter in die Höhe. Dann hielt ich mich am oberen Ende des Zaunes fest und zog mich gekonnt hoch. Auch wenn der Zaun hoch und stabil war, ich war das schon gewöhnt. Nach mehreren Üben, hatte man den Dreh schon irgendwann raus.
 

Auf der anderen Seite angekommen, richtete ich meine große Tasche und machte mich auf dem Weg in die Innenstadt. Das würde aber noch etwas länger dauern. Ich hatte zu Hause noch schnell ein dunkelblaues Adidas Sweatshirt, eine sehr eng anliegende Jeans und dazu bequeme, ebenso Adidas Sneakers angezogen. -Jedes einzelne Kleidungsstück, was ich trug war geklaut-
 

In der Innenstadt angekommen, zog ich mir die Kapuze tiefer ins Gesicht. Ich wollte ja nicht, dass man mich erkante. Gezielt ging ich auf ein Hochhaus zu. Ich wollte zu einer ganz bestimmten Person. Die würde mir Helfen und mich auch bei sich aufnehmen. Ich hab ihn mal, vor ungefähr drei oder vier Jahren getroffen. Wir waren ein super Team zusammen. Außerdem hatten wir da auch etwas am laufen. Doch dann wurden wir, durch einen dieser besserwisserischen Detektive getrennt.
 

Bei einer Verfolgungsjagd, sind wir, unbeabsichtigt in zwei verschiedene Richtungen gelaufen. Das dumme war, dass dieser Schnüffelhund mich verfolgte und nicht ihn. Ich bin dann, in der Hoffnung, ihn abzuhängen in den verdammt kalten Fluss gesprungen, der durch unsere Stadt floss. Er hatte gedacht, ich würde das nicht überleben, da in dieser Nacht, ziemlich viele Schiffe fuhren. Da ich aber gut schwimmen konnte und auch wieder schnell am Ufa war, hatte sich das auch gelohnt. Doch leider verlor ich dabei, mein Handy und somit alle meine Daten.
 

Am nächsten Tag, als ich ihn in seiner Wohnung besuchen wollte, viel mir wieder ein, dass die Polizei ja wusste, wo er wohnte. Ich hatte es dann einfach gelassen, da mir sowieso klar war, dass er sich schon längst verpisst hatte. Aber wie der Zufall wohl wollte, hatte uns das Schicksal, wieder zusammengeführt.
 

Wir haben wieder die Nummern ausgetauscht und blieben per Handy im Kontakt. Er hatte eine neue Identität und weilte nun als Drogendealer unter all den Menschen. Ich war ja schon ziemlich verkorkst. Dass gab ich selber zu, aber manchmal fragte ich mich, wie es sein konnte das der Kerl damals voll auf mich abfuhr.
 

An dem Hochhaus angekommen, klingelte ich unter Sutsuko. Eine genervte Stimme ertönte aus dem Lautsprecher und fauchte mich aggressiv an: „Was! Wer stört mich mitten in meinem Schönheitsschlaf, verdammt!“
 

Ich zog leicht amüsiert meine rechte Augenbraue in die Höhe. „Ich bin’s. Wenn du kein bock auf mich hast, dann sag’s richtig, und zwar ohne diese Ausrede, mit deinem ach so wichtigen Schönheitsschlaf!“, murrte ich gespielt bedrückt.
 

Eine Zeit lang war nichts zu hören. Ich dachte, er währe einfach zurück in sein Bett gegangen und hätte mich hier unten stehen lassen. Ein leiser Seufzer entwich meiner Kehle. Ich wollte mich gerade fertig machen, um wieder aufzubrechen und mir ein anderen Unterschlupf zu suchen, da kam auf einmal jemand die Treppen hinunter gesaust und sprang mich von hinten an.
 

Ich verlor mein Gleichgewicht und fiel zu Boden. Yuichiro Sutsuka, wie er jetzt hieß, hatte sich auf mich geschmissen und mich dabei total durch geknuddelt. Seine blonden, gelockten, kurzen Haare, kitzelten mich im Gesicht und seine meeresblauen Augen, wanderten dabei meinen ganzen Körper endlang und checkten mich von oben bis unten gut ab. „Gott. Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen, Akito! Verdammt! Du hast dich voll verändert.“
 

Ziemlich überrumpelt, lag ich nun auf dem eisigen Boden. Auf mir, der halbnackte Yuichiro -Er hatte tatsächlich geschlafen und war nur mit seiner Boxershorts, die Treppe runtergelaufen-, mein, wie sollte ich es sagen. Um ehrlich zu sein, war er meine erste wahre Liebe. Nun ja. Jetzt aber war er, nur mein total durchgeknallter, bester Kumpel, wir waren kein Paar mehr. Trotzdem traf sich das ja bestens. Verkorkst und durchgeknallt treffe aufeinender.
 

Ich fing auf einmal an zu lachen. Irgendwie war das amüsant. Ich versuchte Yuichiro von mir wegzudrücken, doch so einfach war das nicht. Er war schon immer, viel stärker als ich gewesen. „Na, wie wäre es, wenn wir erst mal rein gehen. Es ist ziemlich ungemütlich hier auf dem kalten Boden.“, erklärte ich ihm.
 

Er nickte zustimmend und ging vor. Die ganzen Treppen, bis nach oben. Seine nackten Füße tapsten auf den eisigen Boden, doch trotz der Kälte fror er nicht.
 

In seiner Wohnung angekommen, fragte er mich etwas: „Hey, sag mal, Akito. Möchtest du etwas trinken? Ich hab noch ein wenig Bier hier.“ Auf seine Frage hin, nickte ich freudig. Ich hatte mich auf seine Couch gesetzt und entspannte mich. Das hatte ich nun wirklich nötig, mir taten die Füße weh. Mensch. Seit neustem war ich ein totales Weichei, wenn ich selbst bei einer so kurzen Tour schon Fußschmerzen bekam.
 

Also, an den Schuhen lag das wohl nicht, dafür waren die viel zu teuer. Auch wenn ich diese nicht bezahlt hatte. Wieso auch. Ich war einer der besten Diebe und hätte eigentlich alles was ich wollte, stehlen können. Doch mein einziger Grund, warum ich stehle, ist meine Familie. Ich will ihnen helfen und sie nicht einfach in der Hölle leben lassen. Dafür hatte ich sie viel zu dolle lieb. Ich würde alles tun, um sie aus diesem Loch zu befreien.
 

Neugierig blickte ich um mich. Yuichiros Wohnung war klein, aber wie auch damals, schön aufgeräumt. Ich war so froh, dass er mich rein lies und nicht draußen alleine stehen gelassen hatte. Dafür war ich ihm dankbar. Es war schließlich schon ziemlich lange her, dass wir uns zum letzten mal wieder gesehen hatten. Wir waren einfach zu sehr auf uns selber fokussiert, dass wir den anderen fast vergessen hatten. Doch eigentlich, würde ich ihn nie vergessen können. Nicht einmal im Traum. Er war mir sehr wichtig. Wie meine Familie. Zwar haben wir uns in den letzten Monaten, oder vielleicht Jahren, nicht sehen können, doch trotzdem dachte ich ab und zu an ihn. Fragte mich, ob er mich vielleicht vergessen hatte.
 

Ich nahm die Zeitung, die auf dem Wohnzimmertisch lag und blätterte darin gelangweilt herum. Es gab sehr viele Seiten, über den neusten Klatsch und Tratsch. Vieles über irgendwelche berühmten Sänger, Schauspieler oder andere Prominente. Dies weckte leider, nicht im Geringsten meine Interessen, also übersprang ich diesen Teil. Ich hielt, an der circa sechsten Seite inne. Mein Blick fiel auf ein Bild, von einem großen, Vogelförmigen Diamanten.
 

Ich pfiff anerkennend, als ich die Überschrift, die über dem Bild stand las. Großer Grabstätten Fund in Ägypten, lautete diese. Wow. Für diesen schicke Vogel, würde man echt ein Haufen Kohle einkassieren. Ich las mir die dazugehörigen Zeilen durch. Mir stockte der Atem, als ich von diesem erfuhr, dass dieser Prachtvogel hier zu uns, in das städtische Museum kommen würde.
 

„Wow…!“, entfuhr es mir. Yuichiro, der gerade mit zwei Bierdosen zurückkam, sah mir hellhörig, über die Schulter und entdeckte den Zeitungsartikel. Er nahm leicht Anlauf und sprang gekonnt über die Rückenlehne, der Schwarzen Couch. Als er neben mir Platz nahm, überreichte er mir, eine der beiden Bierdosen.
 

„Dieses Ding hat auch meine Aufmerksamkeit geweckt. Nun ja. Wie heißt es so schön? Zwei Dumme, ein Gedanke!“, scherzte er belustigt. Ohne von der Zeitung aufzuschauen, antwortete ich etwas abwesend, vom Geschehen. „Ja, ja… Hast recht!“
 

Leicht verdattert sah Yuichiro zu mir hinüber. Er stupste mich leicht an, doch ich reagierte nicht drauf. Stattdessen sabberte ich die Zeitung an und stellte mir vor, wie es sein müsste, wenn ich dieses hübsch Vögelchen erst in meinen Händen halten würde. Ich wollte es unbedingt haben. Mit diesem großen Piepmatz, könnte ich endlich meine Familie retten. Ich würde es dann endlich schaffen, sie aus diesem elenden Loch zu befreien und wenn ich erst Milliardär wäre, würde ich all die leidenden Leute freikaufen.
 

Ich träumte schön vor mich hin. Ach, wie schön wäre nur diese Welt, wenn ich diesen Diamanten hätte. Auf einmal schlich sich der Gedanke in meinen Kopf, ihn einfach an zu stehlen. Wie es hier in dem Bericht stand, würden sie nächste Woche Sonntag, um achtzehn Uhr, so eine art Einweihungsfeier, für den ’Umzug’, des Diamanten, ins Museum, veranstalten werden. Doch würden nur die höchsten Tiere der Stadt eingeladen sein. So jemand wie ich, würde es nie schaffen, dort rein zu kommen. Nun ja. Wer weiß…
 

Immer noch sabbernd, starrte ich, mit einem schiefen Grinsen, die Zeitung an. Yuichiro gab es auf, mich nur mit dem erwähnen meines Namens, auf ihn aufmerksam zu machen. Er stieß mir seinen Ellebogen ziemlich unsanft in die Seiten. „Verdammt! Hörst du mir überhaupt zu? Arg… jetzt sag doch was und hör auf die Zeitung voll zu sabbern! “
 

Ich wurde sofort wieder wach. „Ach ja. Ähm… Sorry. War gerade viel zu vertieft, in meine Gedanken. Was hast du noch mal gesagt?“, endschuldige ich mich schnell. Yuichiro seufzte hörbar aus. Ich rieb mir verlegen den Nacken. Mist, ich sollte mir das mal abgewöhnen.
 

„Lass mich mal raten! Du willst dich an diesen Diamantenvogel ranmachen. Wenn das so ist, muss ich dich leider enttäuschen. Das Museum wird, an dem Tag, wo die Feier statt findet, von allen Seiten bewacht. Da kommst du eh nicht, ohne Einladung rein.“, verkündete mein blondhaariger Freund. Ja, so weit war ich auch schon. Das Museum wird an dem Tag, so gut wie ein Gefängnis bewacht, aber das hinderte mich nicht. Das war ja klar! Ich würde mir diesen Vogel noch holen.
 

„Keine Sorge. Ich hab da schon einen Plan. Nur brauche ich dich dazu. Würdest du mit machen?“, fragte ich ihn erwartungsvoll. Ich setzte sogar meinen zuckersüßen Welpenblick ein. Doch trotz des Welpenblicks, lehnte der Blondschopf ab.
 

„Wieso? Jetzt komm schon. Sei doch nicht so.“, versuchte ich ihn umzustimmen. Doch Yuichiro blieb hart. Er wollte nicht. Wieso nur? Er wusste doch, wie wichtig mir das war. Ich brauchte dieses Geld. Für meine Familie. Der Blonde schüttelte nur seinen Kopf und lehnte somit wieder ab. „Ich sag dir warum! Ich will nicht, dass du im Knast landest. Ich weiß ja wie viel dir deine Familie bedeutet, noch von damals und wie viel sie dort in den Slums, aushalten muss, doch wenn du da jetzt hingehst und versuchst den Diamanten zu stehlen, wirst du nicht mehr zurück kommen. Die werden dich einkerkern, egal wie gut du bist. Selbst zu zweit haben wir keine Chance. Die stehen an jeder Tür zu dritt und passen auf, dass nichts Schlimmes geschieht. Selbst an den Toiletten machen sie keine Ausnahme. Also schmink dir das schon mal ab!“
 

Verdammt! Der Kerl ist genau wie meine Mutter. Immer müssen sie etwas gegen meine Pläne haben. Ich will doch nur, dass es meiner Schwester und den anderen gut geht, doch wenn sie jeden verdammten Tag, Abwaschwasser trinken und alten Drecksfrass essen, wir es ihnen sicherlich nicht gut ergehen. Und daran sind nur diese scheiß Kerle von der Regierung schuld. Sie wollen ihnen nicht helfen. Denen ist egal, dass jeden Tag Kinder sterben, weil sie verhungern, oder durch das beschmutzte Wasser, sich irgendwelche schwere Krankheit einfangen.
 

Genervt legte ich die Zeitung beiseite. Yuichiro sah mich bedauernd an. Anscheinend ist ihn meine schlechte Laune nicht entgangen. Ich wollte nur noch, seinem Blick ausweichen. Doch nur ein paar Sekunden Unachtsamkeit und schon zog er mich in eine kräftige Umarmung. Dabei flüsterte er mir noch etwas ins Ohr. „Es tut mir leid. Doch ich kann dich da nicht hingehen lassen. Es würde dir nur schaden. Ich will aber nicht, dass dir geschadet wird. Ich will dich nicht noch einmal verlieren… Alter, du weißt ja nicht wie öde es ohne dich war. Also bitte, tu mir den Gefallen und erfüll meine egoistische Bitte und geh nicht da hin.“
 

Bei der plötzlichen Berührung, zuckte ich zusammen. Das hatte ich schon lange nicht mehr. Es fühlt sich komisch an, nach so langer Zeit, nun wieder in seinen Armen zu sein. Hat er mich so sehr vermisst? Wieso hat er sich dann nicht öfter gemeldet? Ich verstand ihn einfach nicht. Er hatte doch meine Handynummer, wieso dann? War es ihm peinlich, oder wie?
 

Ich erwiderte nun doch seine Umarmung. Es war wirklich schon lange her. Ein Jahr mindestens. Doch die Umarmung, fühlte sich immer noch so schön vertraut, angenehm und beruhigend an. Wieso musste dieser scheiß Detektiv, damals alles zerstören. Wenn ich so zurück denke. Damals hatte ich mich wirklich, wie ein schlapper Reissack gefühlt. Ohne ihn, war ich in dieser beschissenen Welt fast verreckt. Zum Glück hatte ich zu Hause, bei Ami und Mutter, mein Selbstbewusstsein stärken können.
 

Ich hatte zwei Ziele und die würde ich, noch vor meinem Tod erreichen. Das erste Ziel war, meine geliebte Familie aus diesem beschissenen Loch rauszubekommen. Am besten wäre es, wenn ich doch gleich die Slums zerstöre und für alle Familien die dort lebten, ein schöneres zu Hause finde. Mein zweites Ziel war die Rache an der Person, die mir meinen Freund und Kumpel weg genommen hatte. Ich hab ihn zwar wieder, doch trotzdem sollte man dem Kerl eine kleine Abreibung verpassen!
 

In Yuichiros Umarmung, könnte ich ewig bleiben. Einfach nur all den ganzen nervigen Stress abbauen, der sich über all die Jahre in mir aufstaute und nicht hinaus wollte. Mit ihm in meinem Leben, fühlte ich mich schon gleich besser. Wieso war ich nicht schon früher, auf die Idee gekommen, wieder zu ihm zu kommen.
 

Bis jetzt, hatte ich um ehrlich zu sein, kein zu Hause gehabt. Ich war ja nur durch die Gegend gereist und hatte mich an anderen Leuten Geld vergriffen. Ich war alleine. All die vielen Monate. Bei Ami und Mutter war ich nur, wenn ich gerade einen guten Fang hatte und ihnen diesen geben wollte. Ich war wie ein streunender Hund. Aber bei Yuichiro fühlte ich mich immer gleich viel besser. Er war mein Held und deswegen würde ich alles machen, um ihn ebenso glücklich zu machen. Nur heute konnte ich ihn seinen Wunsch nicht erfüllen.
 

Sanft drückte ich mich ein wenig von ihm weg, um in sein Gesicht blicken zu können. „Wir haben uns wirklich lange nicht mehr gesehen, was?“, fing ich an. Perplex starrte mich der Lockenkopf an. „Ja, wieso?“, erwiderte er, noch immer leicht verblüfft von meiner Aussage. Ich musste schmunzeln. „In der Zeit, wo wir uns nicht mehr gesehen haben, hast du dich echt megamäßig verändert!“ Ich sah schon förmlich, wie sich riesige Fragezeichen, über Yuichiros Kopf bildeten. Dann auf einmal, machte es ’Klick’, in seinem hübschen Köpfchen.
 

„Okay. Worum geht’s. Worauf willst du hinaus. Ich kenne dich. Wenn du schon so anfängst, dann willst du doch irgendwas von mir! So warst du schon immer, auch damals.“ Seine meeresblauen Augen, funkelten mürrisch auf. „Du willst doch nicht etwa, doch da hin gehen?!“
 

Seine aufblitzenden Augen, entgegneten meinen und ließen mich leicht erschaudern. „Du… du hast es wohl erfasst…, was?“ Meine Stimme zitterte leicht. Einer der wenigen Dinge, wovor ich wirklich Respekt hatte, war Yuichiro, wenn er wütend wird. Der blonde Lockenkopf konnte echt unangenehm werden. Das musste ich mal am eigenen Leibe spüren. Die Erinnerung an jenem Tag, wo ich ihm zum ersten Mal begegnet war, hinterließ eine ziemliche Narbe. Nun ja. Nicht nur seelisch, auch physisch und trotzdem war ich froh, das ich ihm begegnete.
 

Ich schluckte. Wollte mich einfach nicht an jenem Abend erinnern, wo er sturzbetrunken war und mich richtig kalt geprügelt hatte. Aber das war ja meine Schuld gewesen. Damals hatte ich ihn ziemlich provoziert. Kein Wunder, dass er mir mehrmals eine verpasst hatte.



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