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Uncertain Heart

von

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Hayato

Ich war eingeschlafen. Nachdem wir Hope ins Bett gebracht hatten, schauten wir die Filme, die ich aus der Videothek ausgeliehen hatte. Doch wir waren beide so müde, dass wir beide ziemlich schnell einschliefen. Ein Schreien ließ mich jedoch hochschrecken. Der Fernseher lief immer noch. Ich sah neben mich. Tai schlief tief und fest. Und der Schrei, den ich eben gehört hatte, kam nicht aus dem Fernseher, wie ich zunächst dachte. Es kam aus Tais Zimmer. Ich schlug die Decke zur Seite, in die wir uns eingewickelt hatten und ging zu Hope.

„Hey, was hast du denn?“, sagte ich ruhig und beugte mich über sie, um sie hochzuheben. Ich wog sie in meinen Armen, ging mit ihr im Zimmer auf und ab, doch es half alles nichts. Sie ließ sich einfach nicht beruhigen.

„Was machst du denn da?“ Tai stand in der Tür und rieb sich müde die Augen.

„Sie hört einfach nicht auf zu weinen“, sagte ich verzweifelt und musste gleichzeitig feststellen, dass ich absolut keine Ahnung von Babys hatte. Es hatte mich nie jemand auf so eine Situation vorbereitet. Ich bekam Panik.

„Was ist, wenn es ihr nicht gut geht?“

„Ganz ruhig“, meinte Tai einfühlsam und kam zu mir. „Sie hat sicher nur Hunger.“

„Nein, du verstehst nicht was ich meine“, sagte ich panisch, während sie immer lauter schrie. Wenn es ihr nun wirklich nicht gut ging? Woher sollte ich wissen, ob sie Hunger oder Schmerzen hatte. Tai sah mich fragend an. „Was meinst du?“

Mir fiel ein, dass er nichts davon wusste.

„Hope hat einen Herzfehler, Tai.“

„Was?“, fragte er schockiert. „Warum hast du mir das nicht eher gesagt?“

Ich fühlte mich furchtbar. Hope schrie und weinte und ich hatte es nicht mal für nötig gehalten, Tai über ihre Krankheit aufzuklären. Obwohl er bereit war, so viel für mich aufzugeben. Ich hätte verstanden, wenn er das jetzt anders sehen würde.

„Gib sie mir mal“, meinte er plötzlich und hielt die Arme auf. Ich zögerte kurz, doch dann gab ich sie ihm. Während er sie hin und her wog, kaute ich nervös auf meiner Lippe rum und hüpfte von einem Bein aufs andere. „Was meinst du? Sollen wir ins Krankenhaus fahren? Eigentlich hat sie die letzte OP gut überstanden und die Ärzte meinten, es wäre alles gut, aber… es kann immer zu Komplikationen kommen oder? Ich meine, sie ist schließlich noch klein und nicht so stark. Und oh Gott, ich habe einfach absolut keine Ahnung, was ich machen soll. Tai? Tai, jetzt sag doch was!“

„Psst!“, machte dieser jedoch nur und legte einen Finger an die Lippen, damit ich ruhig war. Vielleicht reagierte ich etwas panisch. Aber ich war auf diese Situation nicht vorbereitet gewesen. Auf ein: was, wenn?

Vor lauter Panik bemerkte ich gar nicht, dass Hope sich schon deutlich ruhiger verhielt und nicht mehr so stark weinte. Ungläubig sah ich Tai an, der immer wieder mit zwei Fingern über ihren Bauch strich.

„Wie hast du das gemacht?“, fragte ich verblüfft. Was machte er da? Und woher konnte er das?

„Kari hat früher auch oft geweint in der Nacht“, erklärte er mir leise, während Hope sich immer weiter beruhigte. „Ich weiß noch genau, wie meine Mutter früher immer aufgestanden ist und ihr so über den Bauch gestrichen hat, bis sie sich beruhigt hatte. Ich glaube, sie hatte einfach Bauchschmerzen oder so.“

Mir klappte der Mund auf. Stand er hier gerade ernsthaft vor mir und erklärte mir die Welt? Plötzlich kam ich mir total dämlich vor, dass ich da nicht selbst draufgekommen bin. Andererseits war ich auch sehr erleichtert, denn Hope war inzwischen wieder tief und fest eingeschlafen.

„Siehst du? Es ist alles gut“, sagte Tai zufrieden und legte sie zurück in ihr Bettchen. „Wahrscheinlich hatte sie einfach nur Bauchschmerzen.“

Ich riskierte einen Blick auf das schlafende Baby und war völlig von den Socken. „Beeindruckend.“

Tai lachte leise. „Komm, gehen wir wieder schlafen.“

Ich runzelte die Stirn, folgte ihm jedoch zurück ins Wohnzimmer. Wollte er etwa, dass wir beide hier schliefen?

„Ich denke nicht, dass ich jetzt noch mal einschlafen kann“, gestand ich, setzte mich hin und schlang die Arme um meine Beine.

„Mimi, was war das eben?“, fragte er ernst, setzte sich neben mich und sah mich eindringlich an. „Du warst eben total hysterisch und meintest, Hope hätte einen Herzfehler.“

Schuldbewusst sah ich ihn an. Ich hatte wirklich ein schlechtes Gewissen, dass ich ihm nicht eher davon erzählt hatte. Was, wenn wirklich etwas Schlimmes mit ihr passiert wäre?

„Es tut mir so leid, dass ich dir nichts davon erzählt habe“, entschuldigte ich mich ehrlich, doch Tai seufzte.

„Mimi, das kannst du nicht machen! Wenn wir glaubhaft als Paar rüberkommen wollen, dann musst du mir solche Dinge erzählen. So etwas Wichtiges muss ich wissen!“

Er hatte recht. Wie leichtsinnig von mir, es zu verschweigen.

„Du hast recht, Tai“, gab ich reumütig zu und senkte den Blick. „Du hast mich heute Nachmittag gefragt, ob es wichtig wäre, wer Hopes Vater ist.“

Tai warf einen unsicheren Blick in Richtung ihres Zimmers.

„Ich denke, ich sollte dir alles erzählen. Von Anfang an…“
 

Rückblick

_________________________

Ich hatte überhaupt keine Lust auf dieses Geschäftsessen. Ich fühlte mich lächerlich in diesem schwarzen Kleid, den hohen Schuhen, der schicken Frisur. Ich sah viel älter aus, als ich eigentlich war. Schick machen, ja. Aussehen, wie eine Erwachsene, nein. Das musste nicht sein. Allerdings sah mein Vater dies anders. Er hatte mich und meine Mutter heute extra zum Friseur gefahren und uns seine Kreditkarte für neue Kleider gegeben. Heute Abend stand ihm ein wichtiges Geschäftsessen bevor und weil sein neuer Chef „ganz besonders nett“ war, lud er sogar seine Familie dazu ein. Wenn alles gut lief, würde mein Vater so was wie seine rechte Hand werden. Das bedeutete zwar mehr Verantwortung und mehr Geschäftsreisen, aber auch mehr Geld. Und dem wollte ich natürlich nicht im Wege stehen. Also hatte ich mich so richtig herausgeputzt, um einen besonders guten Eindruck zu hinterlassen. Heute Abend würde ich mich nach allen Regeln der Norm benehmen.

Oh Gott, hoffentlich gab es da auch Alkohol. Eine kleine Bar, an der ich mich heimlich betrinken und dann abhauen konnte. Meine guten Vorsätze in allen Ehren, aber den ganzen Abend einen auf feine Dame machen, war echt nicht mein Ding. Mein Vater hatte mich bereits ermahnt, diesmal erst nachzudenken, bevor ich den Mund aufmachte. Er kannte mich eben. Oft sprach ich frei heraus und immer das aus, was mir gerade in den Sinn kam. Eine Charaktereigenschaft, mit der viele nicht klarkamen.

„Bist du soweit?“

Meine Mutter lugte durch die Zimmertür, sah mich vor dem Spiegel stehen und bekam große Augen. „Mimi… wie hübsch du aussiehst.“

„Werd nicht sentimental“, entgegnete ich unbeeindruckt und schnappte meine Handtasche. „Ist schließlich nur ein Essen, nicht meine Hochzeit.“

„Mimi“, sagte mein Vater, als ich aus dem Zimmer kam und musterte mich. „Sehr schön. Dann können wir ja gehen.“

„Jap“, sagte ich und verdrehte die Augen. „Bringen wir es hinter uns.“

Er warf mir einen bösen Seitenblick zu und ich legte schweigend einen Zeigefinger auf meine Lippen. „Schon verstanden. Erst überlegen, dann reden. Alles klar. Können wir jetzt endlich gehen?“
 

Noch nie in meinem Leben wurde ich in so ein schickes Restaurant eingeladen. Es war beeindruckend.

„Wow! Bombastisch, ist ja der Hammer!“, entfuhr es mir, als ich mich begeistert umsah. Ich grinste schief. „Nur so schickimicki Leute hier, ist ja abgefahren.“

Mein Vater räusperte sich und stieß mir mit dem Ellenbogen in die Seite. „Mimi!“

„Ja ja, schon gut.“ Ich straffte meine Schultern und wischte mir das Grinsen aus dem Gesicht. Ich musste mich wenigstens ein bisschen anpassen.

„Oh, Herr Kido“, rief mein Vater freudig, als der Kellner uns an unseren Tisch geleitete. „Vielen Dank, für die Einladung. Wir fühlen uns sehr geehrt.“

Geehrt? Na ja…

Ich dachte, mein Vater würde gleich einen Hofknicks machen, doch höflich wie er war, stellte er zuerst uns vor. „Das ist meine Frau, Satoe. Und das…“ Er zeigte auf mich. „Das ist meine Tochter, Mimi.“

Meine Mutter und ich begrüßten den Chef meines Vaters höflich, der sofort einen merkwürdigen Eindruck auf mich machte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, in seiner Gegenwart würde alles zu Eis gefrieren. Mein Blick wanderte zu dem jungen Mann, der neben ihm saß. Mir stockte der Atem. Seine Augen waren so durchdringend, dass es sich anfühlte, als würde er mit diesen Augen direkt in meine Seele blicken können.

Einschüchternd.

Und gleichzeitig faszinierend.

Er sah gut aus – unglaublich gut. Und er war deutlich älter als ich, so viel stand fest. Er trug einen schicken Anzug und sah ganz geschäftlich aus, wie der Mann neben ihm.

„Freut mich sehr! Darf ich Ihnen meinen Sohn vorstellen? Das ist Hayato. Mein Nachfolger.“

Er begrüßte meinen Vater und meine Mutter freundlich, grinste mich jedoch nur an. Ich setzte mich ihm gegenüber und es begann das langweiligste Gespräch, welchem ich je versucht hatte zu folgen. Geschäfte hier, Investoren da, Verträge dort. Keine Ahnung, wovon sie da sprachen. Ich war gelangweilt und fuhr mit dem Zeigefinger den Rand meines Glases entlang, während mir Hayato immer wieder verstohlene Seitenblicke zuwarf. Was mir natürlich nicht entging. Ich versuchte zuzuhören. Er sprach wie ein erwachsener Geschäftsmann, drückte sich gewählt aus und sah dabei so unglaublich gut und souverän aus, was mich ernsthaft beeindruckte. Er konnte kaum älter als 20 sein und doch benahm er sich so überaus förmlich. Ich war mir sicher, dass ich niemals so förmlich sein würde, wenn ich erst mal 20 war.

Bei dem Gedanken daran musste ich grinsen.

„Warum lachen Sie, Fräulein Mimi? Woran denken Sie gerade?“, fragte Herr Kido plötzlich und sah mich vielsagend an. Ach herje. Er erwartete doch nicht ernsthaft eine Antwort? Und er hatte mich nicht mal geduzt.

„Ja“, sagte Hayato und warf mir diesen Blick zu, mit dem er mich schon die ganze Zeit heimlich beobachtete. „Lassen Sie uns an Ihren Gedanken teilhaben.“

An meinen Gedanken teilhaben lassen?

Oh man, dieser Typ überforderte mich komplett. Was wollten sie denn von mir hören? Ich musste hier weg.

„Nun“, sagte ich und räusperte mich. „Ich habe gerade gedacht, wie köstlich dieses Essen ist.“

Wie köstlich dieses Essen ist? Was schwafelte ich hier?

„Und nun, entschuldigt mich kurz. Ich gehe mich etwas frisch machen.“

Keine Ahnung, ob man das so sagte. Ich kannte diesen Satz nur aus Filmen. Mein Vater nickte mir zu und ich stand auf, um auf die Damentoilette zu verschwinden. Ich musste mal tief durchatmen. Dieser Blick. So durchdringend.

Ich ging zur Toilette und zog meinen Lippenstift nach. Prüfend betrachtete ich mich im Spiegel. „Okay, auf in die zweite Runde.“ Danach holte ich tief Luft, richtete mein kurzes Kleid und ging hinaus. Auf den Weg zurück zum Tisch kam ich an einer Bar vorbei, die ich vorher nicht bemerkt hatte. Natürlich hätte ich nicht dorthin gehen sollen, aber… vielleicht nur ein Gläschen Wein, um den restlichen Abend in diesem Aufzug zu überstehen? Quasi ein Motivationswein. Kurzentschlossen schlenderte ich zur Bar und setzte mich auf einen Hocker.

„Einen Wein, bitte. Trocken“, sagte ich dem Barkeeper. „Ach, nein. Vielleicht doch lieber ein Martini.“ Etwas mehr konnte schließlich nicht schaden.

„Für mich dasselbe, bitte.“

Ich schrak zusammen und wandte mich um. Neben mir stand Hayato.

Oh nein. Er hatte mitbekommen, wie ich mir Alkohol bestellt hatte. Sicher würde er mich an meinen Vater verpfeifen, da ich noch nicht volljährig war und eigentlich gar keinen Alkohol trinken durfte.

„So, wie es aussieht, sind Sie der Gespräche müde geworden“, sagte er leicht lächelnd, während der Barkeeper unsere Drinks brachte. Ich traute mich kaum daran zu nippen, doch eigentlich war es jetzt eh egal. Er hatte es ja sowieso schon mitbekommen. Also nahm ich einen großzügigen Schluck. „Sie auch, so wie es aussieht.“

„Vielleicht ein bisschen“, antwortete er grinsend und sah mich an. „Langweile ich Sie?“

Ich musste schmunzeln. Was für eine Frage…

„Ihr müsst mich nicht so förmlich anreden. Ich bin Mimi. Einfach nur Mimi.“

„Na gut“, sagte er leichtfindig und zuckte mit den Schultern. „Dann bin ich Hayato. Einfach nur Hayato.“

Ich war erstaunt, wie nett dieser souveräne Typ plötzlich sein konnte und sprach dies auch frei heraus aus. „Wow. Und ich dachte, du wärst stocksteif, wie ein Besenstiel.“

Er lachte auf und allein sein Lachen war atemberaubend. „Darf ich dich vielleicht vom Gegenteil überzeugen?“

Ich runzelte die Stirn und sah ihn fragend an. „Von welchem Gegenteil?“

Er rückte etwas näher und sah mir direkt in die Augen, was mich irgendwie nervös machte. Noch nie hatte ich solche Augen gesehen.

„Dass ich nicht so stocksteif bin, wie du vielleicht denkst. Man kann mit mir…“ Er nahm meine Hand und drückte mir einen sanften Handkuss darauf. „…auch sehr viel Spaß haben.“

Mamma Mia, mir wurde heiß. Versuchte er gerade mich nach allen Regeln der Kunst zu verführen?

Ich sah ihn vielsagend an. „Flirtest du gerade mit mir?“ Er grinste süffisant. „Vielleicht.“
 

Es folgte ein langes Gespräch. Viele Drinks. Und etliche Blicke. Eindeutige Blicke.

Ehe ich mich versah, war ich ihm fast schon verfallen. Er hatte eine Art an sich, die ich nicht in Worte fassen konnte. Hayato übte eine gewisse Faszination auf mich aus, wie ich es vorher bei noch keinem erlebt hatte. Er weckte etwas in mir, was ich noch nicht kannte.

Verlangen.

Dieses Gefühl war mir neu und völlig fremd und verunsicherte mich. Ich wollte mir jedoch nichts anmerken lassen, also spielte ich das Spiel einfach mit. So, wie er es tat.

Immer wieder berührten sich unsere Finger rein zufällig, während wir ausgelassen tranken und miteinander lachten. Er war wirklich charmant.

„Mimi? Was macht ihr denn da?“, fragte mein Vater, der plötzlich hinter uns stand.

Oh nein! Ich sah auf die Uhr. Wir hatten völlig die Zeit vergessen. Schnell schob ich mein Glas zur Seite und hoffte, er würde nicht bemerken, dass ich getrunken hatte.

„Es tut mir leid, Herr Tachikawa. Ich habe Mimi aufgehalten und wir haben uns verquatscht“, antwortete Hayato statt meiner höflich. Mein Vater sah ihn misstrauisch an, als Herr Kido hinter ihm auftauchte, der anscheinend auch schon zu viel Sake getrunken hatte.

„Ach, lass die jungen Leute in Ruhe, Tachikawa. Wir sollten jetzt wirklich gehen. Hayato wird sich schon um sie kümmern.“

„Aber…“, setzte mein Vater an, doch Hayato unterbrach ihn. „Richtig, ich werde Mimi wohlbehalten wieder zurück nach Hause bringen.“

„Aber sie…“, versuchte er es erneut, doch Hayatos Vater zog ihm am Arm weg. Meine Mutter wartete bereits am Ausgang. Anscheinend hatten wir das gesamte restliche Essen verpasst. Ehe mein Vater noch irgendetwas einwenden konnte, hatte Herr Kido ihn auch schon weggezogen, während Hayato sich wieder mir zuwandte.

„So“, sagte er und grinste mich schief an. „Zu mir oder zu dir?“

Bitte was? Ich verschluckte mich beinahe an meinem Drink und sah ihn entsetzt an. „Du gehst aber ganz schön ran.“

Er lachte auf. „Ich wollte nur sehen, wie du darauf reagierst.“

Ein Stein fiel mir vom Herzen. Auch, wenn wir hier den ganzen Abend schon miteinander flirteten und uns gewisse Blicke zuwarfen, hieß das doch noch lange nicht, dass ich mit ihm nach Hause gehen würde. Oder?

„Warum?“, fragte ich irritiert.

Er zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck. „Um herauszufinden, ob ich eine Chance bei dir hätte.“

Wow. Er war verdammt ehrlich. Das gefiel mir.

„Wer weiß“, antwortete ich neckend und rutschte vom Hocker.

Ich ging zur Toilette, um mich wieder zu sammeln. Er brachte mich völlig aus der Fassung. Als ich wieder rauskam, stand er mir plötzlich gegenüber. Vor lauter Schreck ließ ich meine Handtasche fallen. Wir bückten uns gleichzeitig danach. Unsere Hände berührten sich. Unsere Blicke trafen sich. Und es geschah, was nie hätte geschehen dürfen…

Er legte die Hand in meinen Nacken und küsste mich.
 

Stolpernd stürzten wir in seine Wohnung. Oder eher gesagt, in sein Haus. Dieser Typ besaß tatsächlich schon ein eigenes Haus und das mit… keine Ahnung, Anfang 20? Ich wusste nicht wie alt er wirklich war und es war mir auch egal. Seit dem Augenblick, als ich ihn das erste Mal sah, war ich so fasziniert von ihm, dass ich sämtliche Regeln über Bord warf. Ich war wie in einem Bann. Eine Art Rausch, der mich fesselte und Besitz von mir ergriff, noch ehe ich begreifen konnte, was hier gerade geschah. In der Bar hatte er mich geküsst. Seitdem fiel es uns schwer voneinander abzulassen und irgendwohin zu kommen, wo wir ungestört waren. Ich hatte zwar schon den ein oder anderen festen Freund gehabt, aber so etwas wie mit Hayato hatte ich noch nie zuvor erlebt. Es war wie ein Abenteuer. ER war wie ein Abenteuer. Schon im Flur öffnete er mein Kleid am Rücken, während ich sein Hemd aufknüpfte und es ihm auszog.

Er ließ kurz von mir ab, um die Tür hinter sich abzuschließen. Dann wandte er sich zu mir um und drückte mich gegen die Wand. Er fuhr mit der Hand in meinen Nacken, küsste mich. Seine andere Hand streifte meine Taille und meinen Po. Sein Griff verfestigte sich und ehe ich mich versah, hob er mich hoch. Mein Rücken wurde gegen die Wand gepresst und unsere Körper waren sich so nah, dass ich spüren konnte, wie erregt er war. Ich versuchte keinen Wiederstand zu leisten. Ich wollte, was er wollte. Wie leichtsinnig das war, wusste ich, aber es war mir in diesem Moment egal. Mit seinen Blicken hatte er solch einen Besitz von mir ergriffen, dass selbst, wenn ich mich dagegen wehren wollte, es nicht geschafft hätte. Ich legte meine Arme um seinen Nacken und wir verschmolzen in einen innigen Kuss, der schnell immer leidenschaftlicher wurde. Mein Atem beschleunigte sich, genauso wie seiner. Ich spürte, wie mir schwindlig wurde. Der Alkohol hatte meine Sinne vernebelt. Und seine Blicke.

Er löste sich kurz von mir und sah mich sehnsüchtig an. „Ist es okay für dich?“

Ich nickte.

„Hast du Kondome dabei?“

Ich schüttelte den Kopf.

Er lachte. „Eine Frau, wie du hat keine Kondome dabei? Kaum zu glauben.“

Stirnrunzelnd sah ich ihn an. Eine FRAU, wie ich?

Sein Blick wurde skeptisch. „Warum schaust du so? Du bist doch…“

Ich wusste, worauf er hinauswollte.

„…volljährig?“

Es war vorbei. Keine Ahnung, warum ich so dumm war und es ihm nicht eher gesagt hatte, doch diese Gefühle hatten mich so übermannt, dass ich die Stimme der Vernunft völlig beiseiteschob. Natürlich war er älter als ich. Natürlich durfte er nichts mit mir machen, schon gar nicht mit mir schlafen. Natürlich wusste ich es vorher.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Bin ich nicht. Ich gehe noch zur Schule.“

Hayato wich einige Schritte zurück. Es war so dunkel in dem Flur seines Hauses, dass ich seine Miene nicht erkennen konnte. Gleich würde er mich rauswerfen, da war ich mir ganz sicher.

„Dafür, dass du eine Schülerin bist, siehst du ziemlich erwachsen aus“, sagte er mit ruhiger Stimme, was mich nur noch mehr verunsicherte. Warum war er nicht sauer?

Er näherte sich mir wieder und legte eine Hand an meine Wange. „Weißt du, wie alt ich bin?“

Ich sah zur Seite, denn ich hatte keine Ahnung. „Zu alt?“

Er grinste. „22. Bald 23. Das sind wie viel…?“

„Sechs Jahre“, erklärte ich ihm. Ich kam mir so albern vor. Ich hätte es ihm eher sagen müssen. Von Anfang an mit offenen Karten spielen sollen. Ich wartete darauf, dass er wütend wurde, doch nichts geschah. Er sah mich einfach nur an. Ich erwiderte seinen Blick, mit dem er mich sofort wieder in seinen Bann zog.

Plötzlich beugte er sich zu mir hinunter und küsste mich erneut. Verwickelte mich in denselben leidenschaftlichen Kuss, wie zuvor. Ich verstand es nicht.

Er löste sich von mir. „Wir müssen es niemandem sagen, Mimi“, hauchte er mir entgegen, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. „Es kann… unser Geheimnis sein.“ Verführerisch strich er mir mit dem Finger über die Wange, den Hals, bis hin zu meinem Dekolleté, was mein Herz unaufhaltsam zum rasen brachte.

Ich zog eine Augenbraue nach oben und grinste. Allein daran hätte ich schon merken sollen, wie skrupellos er war. Doch ich fühlte mich so sehr zu ihm hingezogen, dass ich nur noch sah, was ich unbedingt haben wollte – ihn.

Ich schlang meine Arme um ihn und er hob mich erneut hoch und drückte mich gegen die Wand. Und wir machten genau da weiter, wo wir aufgehört hatten und niemals hätten wieder anfangen sollen…

_________________________


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hui... jetzt wisst ihr also, wie Mimi und Hayato sich kennegelernt haben. Mal sehen, was Tai dazu sagt...
Bis bald <3
Achso: "Secret" von The Pierces hat mich ein wenig beim Schreiben inspiriert. Kennt ihr sicher aus Pretty Little Liars ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  dattelpalme94
2017-07-24T15:50:16+00:00 24.07.2017 17:50
Hello again ;D

Hier hab ich ja nicht so viel verpasst :D

Oh mein Gott *-* Tai ist einfach der süßeste, bezauberndste Mensch in diesem Kapitel! Der Ritter in weißer Rüstung, den Mimi gerade braucht *-*
Er gibt sich einfach als Vater aus. Ganz selbstlos, damit Mimis Tochter nicht zur Adoption freigegeben wird. Ich finde es auch schön, dass er sich so sehr mit dem Thema auseinandergesetzt hat.
Die Spannung in der Szene, in der sie dann noch darüber geredet haben, ob sie ein Paar sind und ob das Kind dann bei ihnen bleiben darf, war echt gut aufgebaut und ich hab mit ihnen mtigezittert, ob die Frau vom Jugendamt ihre Zustimmung gibt :)

Ich war auch richtig erleichtert als Mimis Mutter ihre Zustimmung gegeben hat! Wenigstens sie scheint ihre Tochter zu verstehen, dass sie ihr Kind nicht weggeben möchte. Aber was sagen sie denn Mimis Vater?
Und wie wird Tais Mutter reagieren, wenn sie erfährt, dass sie Oma ist :‘D bei ihr kann ich mir vorstellen, dass sie erst wütend auf Tai sein wird, dass er einfach so eine wichtige Entscheidung alleine getroffen hat. Aber ich glaube, wenn sie die Hintergründe erfährt, wird sich das legen und vllt ist sie auch ein bisschen stolz auf ihren Sohn :P

Der Name ist echt süß und passend! Und wie die beiden da liegen wenn Mimi vom Einkaufen zurückkommt ist einfach so süß :) fast wie eine kleine Familie :)

Puh, ich finde es voll verständlich, dass Mimi so verzweifelt als Hope anfängt zu schreien.. sie ist ja komplett auf sich alleine gestellt und hat keine Ahnung von Babys. Und dann noch die Sache mit dem Herzfehler. Gut, dass Tai so ruhig bleibt und sich der Kleinen annimmt <3 er wäre sicher ein super Papa ;)

Der Rückblick..endlich :D also endlich erfahren wir, wie es zu Hope kam und endlich öffnet sich Mimi :) auch wenn es sicher schwer für sie war, aber es ist besser so.. und Tai hat Recht: er muss wirklich alles wissen, damit er glaubhaft Mimis Freund darstellen kann.

Also ich kann mir nur anschließen – das Kennenlernen hab ich mir auch so vorgestellt. Und ich hab Hayato als jemanden eingeschätzt, der sich nimmt, was er möchte. Egal, was es kostet. Leider kommt er aus dieser Sache bisher billiger weg als er es verdient hätte – und auch als Hope es verdient hätte. Für Mimi und besonders die kleine Maus tut es mir leid, dass er so ein Idiot ist. Bei Mimi kann ich mir gut vorstellen, dass es der Reiz des Verbotenen war, der sie dazu gebracht hat, sich auf Hayato einzulassen. Wobei dieser, als der ältere der beiden, das Ganze hätte unterbinden müssen..

Bin wirklich gespannt auf Tais Reaktion! Vielleicht ist er es demnächst, der Hayatos Auto zerstört :D wobei ich ihm das nun wirklich nicht zutraue :D

Liebe Grüße :*
Antwort von:  Khaleesi26
30.07.2017 14:33
Hi Liebes :D

Mensch, endlich komme ich mal zum antworten. Ist ja echt 'n Ding :D
Erst mal danke, für dein liebes Kommi. Habe mich mal wieder sehr darüber gefreut, dass du dir immer so viel Zeit nimmst, um so ausführlich zu kommentieren :*

Oh wie schön, dass du Tai so siehst *_* Aber das ist er auch wirklich. Mimis Ritter :D Er ist wirklich drauf und dran alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit Mimi ihre Tochter behalten kann.
Toll, dass diese Anspannung im Raum so gut rüber gekommen ist! Die beiden standen da gerade wirklich auf dünnem Eis und die Chancen standen 50/50, dass sie das Kind mitnehmen dürfen.
Ja, also Mimis Mutter scheint wenigstens noch irgendetwas für ihre Tochter übrig zu haben. Wie der Vater reagieren wird, das bleibt abzuwarten. Aber man kann es sich ja denken... Erst mal müssen sie ja die Hürde mit Tais Eltern meistern, was schon schwer genug werden wird :'D die Armen!

Oooh, schön, dass dir der Name so gut gefällt :) Ich habe echt sooo lang überlegt, aber ein passenderer fiel mir nicht ein :P
Hast recht... schon wie eine kleine Familie :))

Oje, stelle mir das auch schwer vor. Mimi ist ja noch so jung und weiß ja gar nicht, was alles auf sie zukommt. Aber zum Glück hat sie noch Tai, der erstaunlicherweise immer einen kühlen Kopf bewahrt ;P
Ich denke auch, er wäre ein super Papa *_* Und Mimi weiß das sicher auch schon ;)

Der Rückblick war an dieser Stelle sehr wichtig für mich, da ich mir dachte, Tai und natürlich auch ihr Leser müsst ja endlich mal erfahren, was Hayato für ein Typ ist. Da er ja auch noch öfters in der Geschichte auftauchen wird. So kann Tai ihn schon mal ein bisschen einschätzen.
Da hast du Hayato auf jeden Fall richtig eingeschätzt. Genau so ist er und das wird er auch noch mal im nächsten Kapitel unter Beweis stellen. -.-

Haha, ich denke, es wäre fatal, wenn Tai so die Nerven verlieren würde :D Hayato wird es den beiden auch so schon schwer genug machen...

Liebe Grüße :-*
Von:  Linchen-86
2017-07-21T11:36:25+00:00 21.07.2017 13:36
Hallo meine Liebe :)

Hayato... Also irgendwie konnte ich mir ihr kennenlernen auch so in etwa vorstellen. Ich glaub in einem meiner anfänglichen Kommis hatte ich das auch mal geschrieben. Gerade junge Männer mit viel Macht und Erfolg, haben so eine gewissen Anziehungskraft und ich glaube das Hayato ein Mann ist der kriegt was er will...

Wahrscheinlich hatte sie eine kurze Zeit eine Affäre bis Mimi eben schwanger wurde und Hayato sein wahres Ich gezeigt hat. Es passt zu dieser etwas gutgläubigen Mimi, aber ich glaube auch sie wird durch die Erfahrung lernen, nicht jedem zu Vertrauen.
Ich bin gespannt wie Taichi reagiert, aber er wird wohl eh Hayato für alles die Schuld geben ;) War er doch der, der hätte Verantwortung für diese Situation tragen müssen.

Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal :)
Antwort von:  Khaleesi26
21.07.2017 15:34
Hey Liebes :)

Richtig, das hattest du schon mal erwähnt und genau so ist es auch. Mimi ist eben doch noch sehr jung und wenn dann so ein erfolgreicher, charmanter, junger Typ daher kommt, kann man schon mal schwach werden. Wer ist schon vernünftig in dem Alter...?!

Hmm ja genau, aber dazu im nächsten Kapitel mehr ;) Aber ich denke auch, so mies die Geschichte auch gelaufen sein mag, sicher hat sie einiges daraus gelernt. Taichi wird mal wieder sehr toll reagieren, was sonst :D Trotzdem wird er ehrlich zu ihr sein und ihr seine Meinung sagen. Aber das dann beim nächsten Mal ;)

Liebe Grüße & danke für dein Kommi :))
Von:  Hallostern2014
2017-07-18T04:28:08+00:00 18.07.2017 06:28
Huhu 😀

Ein Tolles Kap 😍

Mit hat es sehr gefalllen wie Mimi am durch drehen war und Tai die ruhe in Person war ubd schließlich Hope wieder zum einschlafen gebracht hatte....das war sooo süß 😍.

Aber Tai hat recht er muss alles über Hope wissen wenn sie sich als Paar ausgeben wollen ( später sind sie ja hoffentlich ein richtiges Paar😍)

Ich finde es gut das Mimi Tai endlich erzählt wie sie ihn kennengelernt hat...ich hoffe nur das er nicht all zu geschockt zu sein....aber das war ja bis jetzt nur das Kennenlernen mit einen Fehler das nie hätte passieren dürfe.
Das der Typ sie auch nicht einfach nach Hause gebracht hat, nein er musste eine Minderjährige verführen und denkt nicht mal ans verhüten. Auch wenn er daran gedacht hätte, hätte er es nicht machen sollen was für ein Arsch!😡

Bin gespannt wie es weiter geht uns was Tai darüber denkt und sagt.

Glg😊
Antwort von:  Khaleesi26
18.07.2017 11:00
Wow, du bist ja schnell :D
Jaaaa, ich habe lange überlegt, wann ich das Rückblick-Kapitel einbaue. Denn es ist ja schon ein wichtiger Teil von Mimis Vergangenheit, der einfach erzählt werden muss, um die Hintergründe zu verstehen. Und Tai muss das ja definitiv auch wissen. Es ist viel zu wichtig, um es zu verschweigen.
Ja, Hayato ist echt ganz schön mies. Wenn er etwas haben will, dann nimmt er es sich eben einfach, ohne Rücksicht auf Konsequenzen. Naja, das hat er nun davon. Die Sache wird ihm noch ordentlich Ärger bereiten.
Im nächsten Kapitel erfährst du dann mehr dazu, wie Tai reagiert ;)
Ganz liebe Grüße und danke für dein Kommi <3
Antwort von:  Hallostern2014
18.07.2017 11:09
Ja das hat er wirklich davon, ich bin gespannt was für Ärger er benommt 😂 das hat er sich auch richtig verdient.
Ich freue mich schon drauf.😊


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