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Uncertain Heart

von

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Fehler


 

„We all eat lies when our hearts are hungry.“

-unknown-
 

Er hatte mir die ganze Zeit aufmerksam zugehört und mich nicht einmal unterbrochen, während ich ihm erzählte, wie Hayato und ich uns kennengelernt hatten. Unsicher sah ich ihn an.

„Jetzt sag doch was.“

Tai seufzte und wich meinem Blick aus. „Das war ziemlich dumm von dir, Mimi.“

Er hatte recht. Natürlich war es dumm von mir.

„Du hättest dich nicht auf einen älteren Typen einlassen sollen. Was hast du dir nur dabei gedacht?“

Vorwurf schwang in seiner Stimme mit, was mir sofort ein schlechtes Gewissen bereitete.

„Nichts“, antwortete ich kleinlaut, denn genau so war es. Ich hatte mir nichts dabei gedacht. „Es war total dumm und naiv von mir. Das weiß ich jetzt auch.“

Tai nickte und sah mich an. „Und aus dieser einen Nacht ist dann Hope entstanden, verstehe.“

Ich runzelte die Stirn und zuckte unschuldig mit den Schultern. „Ja… ja, ich denke schon, nur…“, stammelte ich.

„Mimi!“, rief er erschrocken. „Du willst mir doch nicht ernsthaft sagen, dass es mehr als dieses eine Mal zwischen euch gab!“

Fassungslos sah er mich an. Aber er wollte die Wahrheit. Und das war sie nun mal. Wenn ich ihm schon alles erzählte, dann auch gnadenlos ehrlich. Also nickte ich.

„Meine Eltern wussten nichts davon. Niemand wusste etwas davon. Wir trafen uns immer heimlich. Oft log ich zu Hause und erzählte, ich würde bei einer Freundin übernachten. In Wahrheit war ich immer bei ihm. Anfangs war es nur eine Affäre, aber dann…“
 

Ich öffnete die Augen und die weiße Decke seines Schlafzimmers strahlte mich an. Ich hielt die Hand hoch, um nicht noch mehr geblendet zu werden.

„Guten Morgen, Schönheit.“

Ich drehte mich auf die Seite. Er kam gerade aus dem Badezimmer, nur mit einer Hose bekleidet und trocknete sich die Haare ab. Ich grinste. „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du verdammt sexy bist?“

Er grinste, ging zum Schreibtisch und legte seine Armbanduhr an. „Schon mehrmals.“

Ich zog eine Schnute. Hayato kam zu mir rüber, kniete sich neben das Bett und sah mich an. „Aber aus deinem Mund höre ich es am liebsten.“

Ich lächelte und er gab mir einen Kuss auf die Stirn, ehe er sich wieder erhob. Ich streckte mich genüsslich. „Oh man, ich liebe dein Bett. Am liebsten würde ich den ganzen Tag darin liegen bleiben.“

„Tu dir keinen Zwang an.“

Ich setzte mich auf und sah ihn erwartungsvoll an. „Was machen wir heute?“

„Wie, was machen wir heute?“, fragte er überrascht.

„Na ja, es ist Samstag und meine Eltern sind nicht zu Hause. Das heißt, ich kann so lang wegbleiben, wie ich will.“

Er holte ein frischgebügeltes Hemd aus seinem Schrank und zog es sich über. „Ich muss gleich noch zu einem Geschäftstermin.“

„Was? Am Samstag?“

„Es dauert nicht lang“, sagte er beiläufig, wandte sich zu mir um und sah mich an, während er sein Hemd zuknöpfte. „Ich komme in ein paar Stunden wieder und dann können wir gerne etwas machen. Und so lange…“ Er kam auf mich zu, beugte sich über mich und strich mir sanft über die Beine. „…kannst du gerne in meinem Bett liegen bleiben.“

Ich grinste. „Wie langweilig, so ganz alleine, ohne dich. Ich denke, ich werde lieber etwas schwimmen gehen.“ Ich stand auf, sprang vom Bett und zog das Hemd aus, welches ich mir letzte Nacht von ihm ausgeliehen hatte, bis ich splitterfasernackt vor ihm stand. Seine Augen funkelten auf, was mir eine gewisse Art von Genugtuung verschaffte. Immer wieder, wenn er mich so ansah. Ich genoss es, dass er mich auf diese Art und Weise begehrte. Seit unserer ersten Begegnung war ich ihm restlos verfallen. Dass das, was wir taten verboten war, reizte uns umso mehr. Wir liebten beide den Nervenkitzel, wenn wir uns heimlich trafen.

„Also, beeil dich mit deinem Geschäftstermin. Ich warte hier auf dich“, sagte ich und schlenderte vom Schlafzimmer hinaus in seinen Garten, in dem sich ein riesiger Pool befand. Ich spürte seine Blicke in meinem Rücken und ich wusste, dass mir das irgendwann nicht mehr genügen würde. Diese oberflächliche Beziehung, die wir führten war abenteuerlich, allerdings reichte mir das schon längst nicht mehr. Wir verbrachten so viel Zeit miteinander, dass ich drauf und dran war, mich in ihn zu verlieben, obwohl ich wusste, dass ich es nicht durfte. Das wussten wir beide. Was wir taten würde niemals von irgendwem toleriert werden. Weder von meiner Familie, noch von seiner. Dessen war ich mir bewusst. Und trotzdem wollte ich das, was ich am wenigsten haben konnte. Ich wollte ihn, voll und ganz.

Die verbotenen Früchte schmecken doch immer besonders gut.
 

Nachdem ich ein paar Runden geschwommen war, zog ich mir dann doch einen Bikini an und legte mich auf einen Liegestuhl in die Sonne. Gedankenverloren sah ich mich um. Dieses Anwesen war viel zu groß, für ihn alleine. Es war der blanke Wahnsinn, dass er so jung und doch schon so erfolgreich war. Eine Sache, die mich extrem beeindruckte. Es faszinierte mich, dass er immer genau wusste, was er wollte und auch genau wusste, wie er es bekommen konnte. In jeglicher Hinsicht.

Wo sollte das nur hinführen?

Wir konnten schließlich nicht ewig so weitermachen. Es dauerte einfach noch zu lang, bis ich auch Volljährig sein würde und so lang würde er niemals auf mich warten. Nicht Hayato. Aber ich wollte nicht zu viel darüber nachdenken. Ich schloss die Augen.

Als ich sie wieder öffnete, stand die Sonne bereits etwas tiefer. Ich war wohl eingeschlafen. Ich hörte, dass die Tür sich öffnete. Anscheinend war er schon von seinem Termin zurückgekehrt.

Ich stand auf und ging in Richtung Schlafzimmer, wo ich mich an die Tür lehnte. Hayato kam herein und lockerte seine Krawatte, als er mich entdeckte. Er musterte mich von oben bis unten und warf mir einen verführerischen Blick zu.

„Kannst du mich bitte immer so empfangen, wenn ich nach Hause komme?“

Ich grinste, denn ich hatte einen strahlend gelben Bikini an, der ziemlich knapp war und von dem ich wusste, er würde ihm gefallen.

„Wie war dein Termin?“, fragte ich.

„Lästig.“ Er zog sich aus, hängte seine Sachen fein säuberlich weg und zog sich eine Badehose an. Dann kam er zu mir rüber und zog mich mit einem Ruck an sich. „Ich konnte mich überhaupt nicht konzentrieren, weil ich wusste, du würdest nackt in meinem Pool schwimmen.“

„Das war Absicht“, säuselte ich und sah ihn verliebt an. „Damit du schnell wiederkommst.“

„Hat funktioniert.“

Er ging an mir vorbei und sprang in den Pool, um sich ein wenig abzukühlen. Ich setzte mich an den Rand, ließ die Beine ins kühle Wasser baumeln und sah ihm dabei zu. Nach ein paar Runden, schwamm er zu mir rüber, umfasste meine Beine und fing an zuerst diese und dann meinen Bauch zu küssen. Ein kurzes Stöhnen entfuhr mir, doch wir wurden unterbrochen. Sein Handy klingelte.

Er ließ von mir ab und stieg aus dem Wasser.

„Was ist denn?“, ging er unfreundlich ans Telefon.

Es folgte ein geschäftliches Gespräch, von dem ich mal wieder weniger als die Hälfte verstand. Ich sah nur, dass er offensichtlich sauer war. Da ich so oft bei ihm war, wie ich konnte, bekam ich mehr mit als ich sollte. Hayato hatte in der Firma fast den gleichen Stand wie sein Vater und ließ dies nur zu gern raushängen. Oft lernte ich ihn dann von einer Seite kennen, die ich so noch nicht kannte. Aber eins hatte ich bereits herausgefunden: wenn Hayato etwas wollte, dann tat er alles dafür, um es zu bekommen. Egal, was dafür nötig war. Ehrlichgesagt machte mir diese Seite manchmal sogar Angst. Doch solche Gedanken schob ich nur allzu gern beiseite, um ihn weiter in dem rosaroten Licht zu sehen.

„Dann entlasse ich ihn eben. Was interessiert mich das?“, rief er wütend, was mich erschrocken aufsehen ließ. Entlassen? Etwa einen Mitarbeiter von ihm?

„Das ist mir egal. Wir hören uns.“ Er legte auf und kam wieder zu mir nach draußen.

„Nie können Sie etwas alleine regeln“, beschwerte er sich.

„Du hast eben von entlassen gesprochen, meintest du damit…?“

„Das geht dich nichts an, Mimi! Halt dich aus meinen Angelegenheiten raus!“, ermahnte er mich forsch, was mich zusammenzucken ließ. Es wunderte mich nicht. Er hatte ja recht. Es ging mich wirklich nichts an. Und diese Seite an ihm kannte ich. Ich wusste, dass sie da war. Auch, wenn ich in diesem Moment noch nicht wahrhaben wollte, wie stark diese Seite wirklich war.

Ich nickte und er setzte sich neben mich.

„Ich habe mir etwas überlegt“, sagte er plötzlich und schien wie ausgewechselt. Plötzlich war er charmant wie immer. Als hätte er die Maske wieder für mich aufgesetzt. Gespannt sah ich ihn an. Dieser Blick brachte mich irgendwann noch um den Verstand.

„Wenn du volljährig und mit der Schule fertig bist“, begann er und nahm meine Hand. Mein Herz begann zu rasen. „Dann will ich, dass du zu mir ziehst.“

Was? War das sein Ernst? Meine Gefühle überschlugen sich augenblicklich.

Völlig perplex sah ich ihn an.

„Meinst du das ernst? Aber meine Eltern, sie würden…“

„Sie können es dir nicht verbieten, wenn du volljährig bist“, unterbrach er mich. „Uns kann niemand etwas verbieten. Weder jetzt, noch später. Wenn ich etwas haben möchte, dann nehme ich es mir. Verstehst du, Mimi? So läuft das nun mal. Und ich habe mich entschieden, dass ich dich will. Und zwar immer.“

Sein Blick war so entschlossen, dass ich nie darauf gekommen wäre, er würde es nicht ernst meinen. Es war, als könnte er meine Gedanken lesen. Als würde er wissen, dass mir eine Affäre auf Dauer nicht genügte. Dass ich mehr von ihm wollte. Nie hätte ich gedacht, dass es ihm genauso ging.

Anstatt ihm eine Antwort zu geben, nickte ich nur. Ein wenig unsicher war ich zwar schon, wenn ich an meine Eltern und ihre Reaktion dachte, doch… nie im Leben hätte ich ihm etwas abschlagen können. So naiv war ich…
 

Ein paar Tage später war ich auf dem Weg von der Schule nach Hause. Seit Tagen konnte ich an nichts anderes denken, als an das, was er zu mir gesagt hatte. Er wollte mit mir zusammen sein. So richtig. Das war unglaublich und grenzte an ein Wunder, wenn man bedachte, welchen gesellschaftlichen Status er hatte, dass er viel älter war als ich und dass ich nichts, als eine kleine Schülerin war. Vielleicht ließ ich mich zu sehr von seinem Äußeren blenden, doch das wollte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wahrhaben. Meine Gefühle spielten einfach völlig verrückt, wenn ich in seiner Nähe war.

Heute war Freitag, das bedeutete, wir konnten uns endlich wiedersehen.

Meine Eltern waren nicht da, als ich nach Hause kam. Also würde ich ihnen später einfach einen Zettel hinterlassen, dass ich bei Sora übernachtete. Ich ging in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Danach packte ich einige Sachen zusammen. Gerade, als ich gehen wollte klingelte das Haustelefon. Sora.

„Hallo, Sora“, begrüßte ich meine beste Freundin.

„Hey, Mimi. Tut mir leid, dass ich dich störe. Kannst du mal in deinen Terminkalender nachschauen, wann Izzy Geburtstag hat? Tai und Yamato hatten die Idee eine Party für ihn zu schmeißen. Ich bin mir nur nicht mehr so sicher, welcher Tag das war.“

Ich lachte auf. „Grandiose Idee. Izzy und eine Party. Warte, ich schaue mal nach“, sagte ich belustigt und kramte in meiner Schultasche nach meinem Kalender. Ich klemmte den Hörer unter meine linke Schulter, während ich darin rumblätterte. „Warte, ich habs gleich, das war am…“ Ich stockte und ging einige Seiten zurück. Nachdenklich betrachtete ich die letzten Wochen. Ein Tag war mit einem roten Kreuz gekennzeichnet. Stutzig runzelte ich die Stirn.

„Sora… kann ich dich wieder anrufen?“

„Ja, natürlich“, sagte sie und ich legte auf. Ich blätterte noch weiter zurück. Zu dem Tag, an dem ich Hayato kennengelernt hatte. Ich schlug die nächsten Seiten auf, bis ich wieder bei dem Tag mit dem roten Kreuz angelangt war. Dieser Tag war über zwei Wochen her.

„Das… das kann nicht sein“, stammelte ich geistesabwesend, während ich in meinem Kopf hin und her rechnete.

Ich hätte längst meine Regel bekommen müssen. Wieso war mir das nicht früher aufgefallen?

Ein kurzer Schreck ließ mich zusammenzucken. Ich stürmte aus meinem Zimmer und ohne groß darüber nachzudenken, rannte ich zur nächsten Drogerie. Wenn mein Gefühl richtig war, war das die schlimmste Katastrophe, die überhaupt passieren konnte.

Ich nahm den Schwangerschaftstest mit nach Hause und stürzte ins Bad.

Ein paar Minuten später hatte ich das Ergebnis.

Wie konnte ich nur so dumm sein?
 

Ich ging an diesem Abend nicht mehr zu Hayato. Der Schock saß zu tief. Wie konnte ich ihm nur unter die Augen treten?

Er rief mich ein paar Mal an, gab es dann jedoch auf, als ich nicht ans Telefon ging. Früher oder später musste ich mit ihm reden, das war mir klar. Also nahm ich am nächsten Tag all meinen Mut zusammen und ging zu ihm. Er würde mir schon nicht den Kopf abreisen. Schließlich war es nicht nur meine Schuld. Schon in unserer ersten Nacht hatten wir nicht verhütete, weil wir den Gefühlen völlig erlegen waren und keiner von uns einen kühlen Kopf bewahren konnte. Ein fataler Fehler.

Aber immerhin hatte er mir gesagt, dass er mich wollte. Ja, er wollte mich und er wollte, dass ich zu ihm zog. Hoffnung machte sich in mir breit. Vielleicht freute er sich sogar über die Nachricht, wenn der erste Schock überwunden war. Er war schließlich schon um einiges älter und Vater zu werden, war in dem Alter nichts Ungewöhnliches. Im Gegensatz zu mir. Gott, ich war doch noch viel zu jung für ein Kind. Was hatte ich mir da nur eingebrockt?

Mit schwitzigen Händen stand ich vor seiner Tür und klingelte. Da musste ich jetzt durch, ob ich wollte oder nicht.

Er öffnete mir die Tür, verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich fragend an.

„Du bist 24 Stunden zu spät“, meinte er kühl.

„Tut mir leid, dass ich dich versetzt habe“, entschuldigte ich mich und drängte mich an ihm vorbei. Irgendwie hatte ich das Gefühl, es war ihm nicht ganz recht, dass ich hier unangemeldet auftauchte.

„Hat dich jemand gesehen?“, fragte er plötzlich. „Du kannst doch nicht einfach unangemeldet hier auftauchen, Mimi. Was, wenn ich Besuch gehabt und man dich gesehen hätte?“

„Was?“ Ich sah ihn irritiert an. „Beruhige dich, es hat mich niemand gesehen!“

Für so was hatte ich jetzt wirklich keinen Gedanken übrig.

„Gut“, sagte er und kam auf mich zu, um mich unvermittelt an sich zu ziehen und zu küssen.

Als ich den Kuss nur zögerlich erwiderte, ließ er mich los und sah mich verwundert an. „Was ist? Darum bist du doch hier oder?“

Ich entfernte mich einige Schritte von ihm und wich seinem Blick aus. Das war das schwierigste Gespräch, welches ich je führen würde, da war ich mir sicher. „Eigentlich nicht“, sagte ich kleinlaut. „Eigentlich wollte ich mit dir über etwas reden.“ Misstrauisch sah er mich an. „Es ist besser, wenn du dich setzt, Hayato.“
 

Eine gefühlte Ewigkeit später hatte ich ihm erzählt, was los war. Ich war schwanger von ihm. Und er sagte nichts. Einfach gar nichts.

Schweigend saßen wir da, während er zu Boden starrte.

„Sag doch was, Hayato“, flehte ich ihn an. Ich musste wissen, wie er darüber dachte. „Bist du sauer auf mich?“

Er stand auf und fing an unruhig im Raum auf und ab zu gehen. „Wie konntest du das tun, Mimi?“

Wie bitte?

„Ich?“, fragte ich fassungslos. „Wenn ich mich recht erinnere, habe ich mich nicht allein geschwängert.“

„Ich wusste, es war ein Fehler.“ Er sah wütend aus. Und er war völlig aufgebracht. Aber ein Fehler?

„Was war ein Fehler?“

„Die Sache mit dir. Ich hätte mich niemals mit dir einlassen dürfen. Du bist viel zu jung.“

Ich sprang auf. „Sag mal, hast du sie noch alle? ICH bin zu jung? Was ist mit dir? Du wusstest es doch und hast trotzdem mit mir geschlafen!“ Ich wurde wütend. Wie er gerade reagierte war total unfair, selbst für seine Verhältnisse.

„Verdammt, Mimi!“, schrie er mich nun an. „Weißt du eigentlich, was das bedeutet?“

Was sollte ich dazu sagen? Natürlich wusste ich um die Konsequenzen.

„Du bist noch nicht mal volljährig. Ich habe mich strafbar gemacht. Wenn das rauskommt, werde ich alles verlieren. Meine Stellung in der Firma, meinen Job, mein ganzes Leben.“

Schuldbewusst sah ich zu Boden. Soweit hatte ich allerdings noch nicht gedacht. Aber er hatte recht. Würde er der offizielle Vater des Kindes sein, käme raus, dass er eine Affäre mit einer Minderjährigen gehabt hatte und das wäre definitiv sein beruflicher und gesellschaftlicher Untergang.

Er ging auf mich zu und hob mein Kinn an, sodass ich ihn ansehen musste.

„Willst du mit mir zusammenbleiben, Mimi?“, fragte er plötzlich und darauf gab es für mich nur eine Antwort. „Das ist alles, was ich will.“

Er sah mich todernst an. „Dann darfst du dieses Kind niemals behalten! Verstehst du das, Mimi? Es würde alles kaputt machen! Alles, was wir haben. Das lasse ich nicht zu!“ Wie er es sagte, klang es beinahe wie eine Drohung und inzwischen denke ich, dass es auch eine war.

Ich dachte an unsere erste Begegnung, die nur ein paar Wochen zurücklag und an den ersten Eindruck, den ich von ihm hatte. Ich fand ihn faszinierend und einschüchternd zugleich. Die Faszination war schlagartig verschwunden. In der Zwischenzeit hatte ich viele Gesichter von ihm zu sehen bekommen, doch noch nie eins, welches mir wirklich Angst machte. Ich hätte auf meine erste Intuition hören sollen. Dass ich es nicht getan hatte, war ein fataler Fehler.
 

Früher hatte ich immer angefangen zu weinen, wenn ich an diesen Tag zurückdachte. Jetzt nicht mehr. Tai sagte nichts.

„Jetzt weißt du alles“, sagte ich schließlich und biss mir auf die Unterlippe. Wie würde er auf die unverblümte Wahrheit reagieren? Es war das erste Mal, dass ich diese Geschichte überhaupt jemanden erzählte.

„Hayato hat alles verraten, woran ich geglaubt habe und das ohne mit der Wimper zu zucken. Inzwischen habe ich akzeptiert, dass er nie so war, wie ich ihn gesehen habe.“

Tai starrte mich an, aber er ließ mich nicht an seinen Gedanken teilhaben.

„Ich kann verstehen, wenn du mich jetzt dafür verachtest. Was ich getan habe… war absolut dämlich und zudem noch schrecklich naiv.“

„Ich verachte dich nicht, Mimi“, sagte er plötzlich ernst, was mich aufsehen ließ. „Ich verachte ihn!“

Tai stand auf und fuhr sich durch die Haare. „Dass er das von dir verlangt hat. Dafür könnte ich ihm eine reinhauen. Und das, obwohl ich ihn nicht mal kenne.“

Er war wütend. Ich hatte damit gerechnet, dass er schockiert gewesen wäre. Ich hätte verstanden, wenn er jeglichen Respekt vor mir verloren hätte. Aber dass er so wütend auf Hayato war, damit hatte ich nicht gerechnet.

„Als ich das Kind nicht abgetrieben habe und nicht da weitergemacht habe, wo wir aufgehört hatten, hat er sich gegen mich gewendet. Ich hatte mich für das Kind und gegen ihn entschieden und somit hatte er sich auch gegen mich entschieden. Er hat seinen Vater gegen mich aufgehetzt. Und dieser hat meinen so sehr unter Druck gesetzt, dass es schließlich zur Zwangsadoption kommen sollte. Ich habe ihm versprochen, dass ich den Vater als unbekannt angeben würde, doch das genügte ihm nicht. Er hatte zu viel Angst davor, dass ich ihm irgendwann einen Strick daraus drehen würde, dass er etwas mit einer Minderjährigen hatte und daraus auch noch ein Kind entstanden ist. Das war seine größte Sorge. Ich war ihm völlig egal. Sie haben alle so lang auf mich eingeredet, dass ich eine Zeit lang sogar dachte, es wäre wirklich das Beste so. Denn auch für meine Familie stand vieles auf dem Spiel. Keine Ahnung, wie ich mich so in ihm täuschen konnte“, erklärte ich betrübt und sah zu Boden. Tai setzte sich neben mich und griff nach meiner Hand. Er drückte sie fest und sah mir tief in die Augen.

„Kann ich dich was fragen, Mimi?“

Ich nickte.

„Liebst du ihn noch?“

Ich stutzte und sah ihn überrascht an. „Was?“

„Hast du noch Gefühle für ihn? Ich muss das wissen!“

Ich schüttelte den Kopf. „Wie könnte ich?“

„Gut.“ Er sah erleichtert aus. Und nachdenklich. „Denn sonst hätte ich dir nicht helfen können. Es ist gut, dass du mit ihm abgeschlossen hast. Denn nach allem was du mir erzählt hast, bin ich mir sicher, dass es ihm nicht gefallen wird, was wir vorhaben.“

Dieser Gedanke war mir tatsächlich auch schon gekommen. Er wollte Hope so weit wie möglich von mir fernhalten, damit niemals rauskommen kann, was er getan hat. Es wäre einfach ein zu großes Risiko für ihn, wenn sie bei mir bleiben würde. Egal, ob Tai irgendwann der Vater sein würde oder nicht.

„Du hast recht“, sagte ich einsichtig. „Hayato kann man nicht über den Weg trauen.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hui...also ein bisschen hat mich das Kapitel selbst geschockt :'D ich bin tierisch gespannt darauf, was ihr dazu sagt... Aber Fakt ist doch: Mimi und Tai steht noch einiges an Ärger bevor...oder? >.< Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  dattelpalme94
2017-07-31T17:35:40+00:00 31.07.2017 19:35
Hallo Liebes :)

Tai scheint ja nicht begeistert davon zu sein, dass Mimi etwas mit Hayato angefangen. Was ja auch verständlich ist, Mimi war wirklich arg naiv, sich auf ihn einzulassen. Aber vielleicht gefällt es ihm außerdem auch nicht, weil er Mimi nicht mit jemand anderem sehen möchte? wer weiß, wer weiß :D aber ich finde es gut, dass er Mimi keine Vorwürfe macht und in Hayato den Schuldigen sieht. Sie war vermutlich einfach blind vor Liebe und hat mehr in Hayato gesehen als eigentlich da ist.. und Hayato hätte wirklich die Reißleine ziehen müssen, immerhin ist Mimi erst sechszehn..

Ich hatte gedacht, dass das zwischen Mimi und Hayato eine einmalige Sache gewesen wärre, aber die beiden hatten ja eine Affäre oder Beziehung, wie auch immer man das nennen mag. Und Mimi scheint sich vollkommen darauf einzulassen und sieht nur die guten Seiten, die er hat. Bis er dann sein wahres Gesicht rauslässt als sie ihm von der Schwangerschaft erzählt.. puh, das ist ganz schön hart, dass er von ihr verlangt, abzutreiben und sie dabei noch indirekt erpresst, dass er sie sonst verlässt.

Ich glaube, wenn er rausbekommt, dass Mimi die kleine Hope doch nicht zur Adoption freigegeben hat, wird er den beiden das Leben leider sehr schwer machen :( ich hoffe, sie stehen das zusammen durch!

Freu mich auf das nächste :)
Liebe Grüße :*
Antwort von:  Khaleesi26
06.08.2017 11:10
Hallo meine Liebe :)

Da hast du recht. Es war wirklich naiv von ihr. Aber da gehören ja auch immer zwei zu. Hayato war in dem Moment der Erwachsene und hätte handeln müssen, bzw. es unterbinden müssen.
Tai hat sehr verständnisvoll reagiert, auch wenn er ihr offen gesagt hat, wie dumm das ganze war. Aber sicher gefällt es ihm auch insgeheim nicht sonderlich gut, solche Dinge zu erfahren ;D

Ja, leider ist aus dem Ganzen dann doch mehr entstanden. Das erste Mal war ja schon ein Fehler, aber dann noch eine Affäre anzufangen... Er hat sie eben richtig um den Finger gewickelt. Naja bis zu dem Moment, als er sie das erste Mal erpresst. Was ihr ja dann schließlich auch die Augen öffnet.

Jap, da hast du recht. Und natürlich wird er es schneller erfahren, als Mimi lieb ist :< Da wird auch auf Tai noch so einiges zukommen.

Liebste Grüße und noch einen schönen Sonntag :) :*
Von:  Linchen-86
2017-07-31T08:13:24+00:00 31.07.2017 10:13
Hallo meine Liebe,

Ja so habe ich mir den guten oder eher schlechten Hayato voegestellt. Ein Mann mit vielen Gesichtern. Jemand der so feph, so erfolgreich ist, hat eben keine Seele. Das ist ein Haifischbecken und er ist quasi der weiße Hai.

In Hinblick auf das war er getan hätte, hätte Hayato mehr Verantwortung tragen müssen, als eine sechzehnjährige Schülerin. Er sollte wissen, wie schnell ein Kind entstehen kann und den kühleren Kopf wahren müssen. Gerade in der Situation in die er sich befand.
Natürlich sollte Mimi auch soweit sein, an Verhütung zu denken, aber Hayato sollte mit seinen Anfang 20 mehr Mann sein...

Eigentlich hat Mimi Hayato ziemlich in der Hand und eigentlich kann sie eine ganze Menge von ihm verlangen. Ich frage mich, ob ihr das überhaupt klar ist...
Sie könnte Hayato komplett ruinieren und wahrscheinlich sogar die ganze Firma.
Angst war Hayatos Druckmittel. So hat er immer alles bekommen, aber was wenn die Angst ins Gegenteil umschlägt. Ich glaube Hayato kennt das gar nicht, wenn man ihm ganz offen droht und ihn herausfirdert.
Ich bezweilfe, das er sich geschlagen gibt, aber ich glaube er wird auch bald erkennen, dass seine Methoden fragwürdig
sind.

Taichi hat die Sachen schon ganz gut zusammengefasst und ich könnte mir vorstellen, warum er das mit dem noch lieben gefragt hat. Allerdings frage ich mich, wie bereit Mimi ist zu gehen...

Wird spannend. Mal sehe, wie du es umsetzen wirst ;)
Liebe Grüße :*
Antwort von:  Khaleesi26
06.08.2017 11:05
Hallo Liebes :)

Danke, für dein Kommi :*
Der Vergleich ist ziemlich treffend. Hayato ist wirklich wie ein weißer Hai mit vielen Gesichtern, eben ein skrupelloser Typ.
Ja, da hast du definitiv recht. Er war ja der Erwachsene von den beiden und hätte es gar nicht erst so weit kommen lassen dürfen. Natürlich trägt Mimi auch schuld daran, dass es so weit gekommen ist, aber das kann man noch auf die jugendliche Naivität schieben. Bei Hayato eigentlicht nicht.

Das ist eine gute Frage. Ich denke nicht, dass ihr das momentan schon so klar ist. Aber keine Sorge, der Augenblick wird kommen, in dem sie erkennt, dass sich das Blatt auch ganz schnell wenden kann... Hayato sollte lieber vorsichtig sein. Aber da er bisher Mimi gut unter Druck setzen konnte, kommt er gar nicht auf den Gedanken, dass sie sich ihm die Stirn bieten könnte. Also da wird schon noch einiges passieren...

Ich denke, Mimi weiß selbst gerade noch gar nicht, wie weit sie gehen muss, um das zu erreichen, was sie möchte. Das ist ihr noch gar nicht bewusst. Nur wenn der Ball ein mal rollt... ;)

Dann noch ein schönes Wochenende für dich :)
Liebe Grüße <3
Von:  Hallostern2014
2017-07-30T05:28:15+00:00 30.07.2017 07:28
Ein wahnsinniges Kap.

Der ist echt ein Arsch von der Kerl, für seine Befriedigung ist sie gut genung und nicht zu jung, aber den ist sie schwanger und macht sich gedanken?
Tja zu spät dafür...dann verlang der, dass sie das Kind abtreiben soll damit sie ihr Sex-Beziehung weiterführen können weil er ja nur das will? Für solchr Menschen hat man keinen Verständnis.

Und klar ist das Tai sehr geschock ist...und natürlich das er ihn verachtet und nicht Mimi.Mimi liebt er ja.
Aber das er sich darüber Gedanken macht ob sie noch Gefühle für ihn hat ist richtig auch das er sie gleich darauf anspricht. Ich hoffe nur das sie es auch wirklich so meint und sich nicht wieder von diesen Idioten herrum kriegen lässt.

Und ich bin mir sehr sicher das dieser Typ alles versucht um Mimi und Tai schwierigkeiten zu machen..
Aber solange Mimi die Wahrheit sagte und sich nicht von irgendjemand umstimmen lässt, wird Tai wohl alles tun um Mimi und Hope zu beschützen.

Ich bin sehr aufs nächste Kapitel gespannt.😍

Ganz liebe grüße und bis später❤
Antwort von:  Khaleesi26
30.07.2017 14:37
Danke!!! <3

Ich hab lang überlegt, ob ich das Rückblick Kapitel, wie Mimi von der Schwangerschaft erfahren hat, wirklich mit einbaue, aber am Ende bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es ganz gut ist. Da man hier ja noch mal viel deutlicher erfährt, was für eine Art Mensch Hayato ist. Er wird in der Geschichte noch einige Male vorkommen und so kann man ihn schon mal besser einschätzen.
Also er ist echt sehr skrupellos, das muss man wirklich sagen. Bin selbst geschockt darüber, was für einen egoistischen OC ich hier erschaffen habe :'D
Da ist Tai definitiv die bessere Wahl <3 Und ich denke, das weiß Mimi auch. Auch, wenn sie jetzt ja gerade noch nicht einsieht, welche Gefühle sie wirklich für ihn hat. Dafür hat sie einfach zu viele andere Dinge im Kopf.

Also, es wird auf jeden Fall aufregend weiter gehen :D Habe noch so viel geplant, dass ich gar nicht sagen kann, wie lang die Geschichte noch werden soll...

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende für dich :)


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