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Uncertain Heart

von

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Wahrheitssuche

„Also… Ich warte“, sagte Yuuko und durchbohrte uns mit ihren Blicken. Mir wurde ganz flau im Magen. Früher als erwartet saßen wir uns jetzt gegenüber und nun mussten Taichi und ich ehrlich sein. Da führte kein Weg dran vorbei.

„Kannst du mir mal erklären, warum ich einen Anruf von der Schulleitung bekomme, dass mein Sohn sich bis zu den Prüfungen selbst krankgemeldet hat?“, fragte sie Tai streng. Natürlich war sie nicht gerade erfreut über diese Nachricht.

„M-Mein Fuß… Es war wieder schlimmer geworden. I-Ich soll zu Hause bleiben und mich schonen, hat der Arzt gesagt“, stammelte Tai, doch das stellte Yuuko noch nicht zufrieden. Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

„Und warum rufst du mich dann nicht an? Oder deinen Vater? Weißt du, was ich mir für Sorgen gemacht habe, als der Anruf kam?“

Ich schielte zu Tai und sah, dass er beschämt den Tisch fixierte. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen. Und das verstand ich. Es war nun an mir, diese Sache zu klären. Das war ich ihm schuldig.

„Bitte seien Sie nicht böse auf Tai“, bat ich seine Mutter, woraufhin sie mich fragend musterte. „Das hat er alles nur wegen mir gemacht.“

„Wegen dir? Das verstehe ich nicht, Mimi.“

Ich holte tief Luft und stand auf, um Hope zu holen, doch Tai hielt mich am Handgelenk fest. Bittend sah ich ihm in die Augen. Sie musste es jetzt erfahren. Wir hatten vorher keine Zeit mehr gehabt, genau darüber zu reden, aber… eine weitere Lüge würde ich nicht verkraften. Das Ganze musste ein Ende haben.

Tai verstand, was ich ihm mit meinen Blicken sagen wollte und nickte stumm. Wortlos ging ich in sein Zimmer und kam mit Hope auf dem Arm wieder raus. Sie fing an zu lachen und strahlte erst Tai, dann Yuuko an. Diese jedoch sah aus, als hätte sie eben der Schlag getroffen. Man konnte förmlich sehen, wie sie in ihrem Kopf nach Antworten suchte.

„Ist das… eine Cousine von dir, Mimi? O-Oder eine Nichte?“

Ich schüttelte den Kopf, als ich mich wieder neben Tai setzte und Hope auf meinen Schoß nahm.

„Nein, ich habe keine Geschwister, das wissen Sie, Yuuko. Und eine Cousine ist sie auch nicht. Sie gehört zu mir.“ Ich sah kurz zu Tai und lächelte ihm zuversichtlich an. „Zu uns, meine ich.“

Yuuko bekam Schnappatmung. Sie hielt sich die Brust und für einen kurzen Moment dachte ich, sie würde in Ohnmacht fallen.

„Keine Sorge“, fügte ich deswegen schnell hinzu. „Tai ist nicht der Vater. Aber sie ist meine Tochter.“

Seine Mutter schluckte schwer und auch Tai standen die Schweißperlen auf der Stirn. Selbst mir war mulmig zumute und alles in meinem Magen drehte sich um. Doch ich versuchte mich zusammenzureißen und ihre Reaktion abzuwarten.

„Und…“, begann Yuuko, die schließlich ihre Sprache wiedergefunden hatte. „Wer ist dann der Vater?“

Ich seufzte schwer. „Das kann ich leider nicht sagen. Aber er möchte nicht, dass ich Hope behalte.“

„Hope“, widerholte sie vorsichtig. „Das ist ein schöner Name.“

Hope strahlte sie an, als hätte sie es verstanden. Und auch ich lächelte. „Den hat Tai ausgesucht.“

Yuuko sah ihren Sohn an und ihr standen 1000 Fragen ins Gesicht geschrieben und ich war fest entschlossen, ihr jede einzelne zu beantworten. Das Versteckspiel musste ein Ende haben und das hier war der erste Schritt in die richtige Richtung.

„Bist du deshalb von zu Hause ausgezogen?“, fragte sie mich schließlich und ich nickte.

„Wo war deine Tochter… ich meine Hope währenddessen? War sie bei deinen Eltern? Wissen deine Eltern überhaupt davon?“

„Ja, sie wissen es. Und sie möchten, dass ich sie zur Adoption freigebe. Sie war die ganze Zeit nach ihrer Geburt, bis vor ein paar Tagen, im Krankenhaus, wegen eines Herzfehlers. Hopes leiblicher Vater hat viel Einfluss auf meine Familie und hat sie die letzten Monate unter Druck gesetzt. Deswegen soll sie aus dem Weg geschafft werden.“

Yuuko nickte kurz und sah angestrengt zwischen uns dreien hin und her.

„Verstehe. Das ist eine ziemlich üble Geschichte. Das tut mir sehr leid für dich, Mimi.“

Ein kleiner Stein fiel mir vom Herzen. Zumindest hatte sie uns noch nicht die Köpfe abgerissen. Das war schon mal ein guter Anfang, aber ich hatte das Gefühl, dass dieses Gespräch noch lange nicht vorbei war.

„Was hast du damit zu tun?“, wandte sie sich schließlich an ihren Sohn, der erschrocken aufsah.

„Nun ja, i-ich…“

„Tai hat mir geholfen“, sprach ich für ihn. „Er war als Einziger für mich da. Für mich und für Hope. Wir wissen noch nicht, wie es weitergeht, aber wir versuchen einen Weg zu finden…“

„Ich möchte sie adoptieren“, fiel Tai mir plötzlich ins Wort und sprach schließlich das aus, was ich eh schon befürchtet hatte. Frau Yagami sah ihn schockiert an.

„Du willst… was?“

Mein Magen drehte sich noch mehr um und mir wurde übel. Warum musste er das ausgerechnet jetzt sagen?

„TAI“, schrie seine Mutter plötzlich, was uns beide zusammenfahren ließ. „Hast du den Verstand verloren?“

Das war’s. Das Gespräch hatte so gut begonnen und nun geriet alles aus den Fugen. Und das nur, weil Tai mal wieder zu vorschnell gehandelt hatte.

„Auf keinen Fall adoptierst du sie! Sie ist nicht deine Tochter, Tai. So schlimm das auch alles für Mimi ist, DU hast damit nichts zu tun! Das lasse ich auf keinen Fall zu!“

Die Tür hinter Yuuko öffnete sich und Kari kam verschlafen aus ihrem Zimmer und rieb sich die Augen.

„Mama? Wieso bist du schon zurück? Und was schreit ihr hier so rum?“

Yuuko beachtete sie nicht weiter, sondern fixierte ihren Sohn, dessen Miene jedoch immer entschlossener wurde.

„Wenn ich es nicht tue, wird es jemand anders tun und dann verliert Mimi ihre Tochter. Willst du das? Du kannst es mir nicht verbieten, hörst du? Ich bin bald 18 und wenn ich sie adoptieren möchte, dann tue ich das!“

Typisch Tai. Wenn er sich einmal was in den Kopf gesetzt hatte… Und wenn andere dann noch dagegen waren, bestärkte ihn das umso mehr in seinem Vorhaben. Trotzdem, mit so viel Sturheit würde er rein gar nichts bei seiner Mutter erreichen, das war mir klar. Die Lawine rollte und drohte, uns unter sich zu begraben.

„Schluss jetzt, Tai!“, schrie seine Mutter ihn aufgebracht an und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Du wirfst auf keinen Fall für irgendein Mädchen deine Zukunft weg! Hör auf mit diesen Hirngespinsten!“

Diese Aussage traf mich wie ein Schlag ins Gesicht, doch gleichzeitig verstand ich sie auch. Es war genau das, was ich erwartet hatte.

„Hirngespinste?“, rief Tai plötzlich und sprang von seinem Stuhl auf. „Irgendein Mädchen? Ich liebe dieses Mädchen, Mama!“

Mein Herz blieb stehen und Yuuko, Kari und ich sahen ihn geschockt an, während Hope anfing zu weinen.

Ich war unfähig irgendetwas zu tun. Oder irgendetwas zu denken. Sein Geständnis traf mich schneller als der Blitz und ging mir direkt unter die Haut. Stille legte sich über alle Beteiligten, bis Kari als Erste wieder zu sich kam und auf mich zuging. Behutsam nahm sie mir die weinende Hope vom Schoß und sah ihre Mutter und ihren Bruder böse an.

„Danke. Jetzt weint sie wieder. Habt ihr gut hingekriegt.“

Sie verschwand mit ihr in ihrem Zimmer, um sie zu beruhigen und ich war mehr als dankbar dafür, denn ich war außer Stande mich zu bewegen.

Yuuko richtete ihren Blick angestrengt nach unten und biss sich auf die Unterlippe.

„Du… du liebst sie also.“

Tai setzte sich wieder hin, gab ihr jedoch keine Antwort darauf.

Weitere endlose Sekunden der Stille verstrichen, in denen keiner von uns wusste, was er als nächstes sagen oder tun sollte. Die ganze Situation war völlig eskaliert und das war das, was ich eigentlich vermeiden wollte. Ich fühlte mich schuldig, dass Tai seine Mutter angeschrien hatte. Was mochte sie jetzt wohl von uns denken? Und Tai… er konnte doch nicht einfach sagen, dass er mich liebte. Dafür war ich definitiv noch nicht bereit. Und seine Mutter auch nicht.

Irgendwann holte Yuuko tief Luft und sah uns beide an. Es schien, als hätte sie sich wieder einigermaßen gesammelt.

„Heute Abend kommt dein Vater nach Hause, Tai. Wir werden das die nächsten Tage sacken lassen und dann in Ruhe über alles reden.“

„In Ordnung“, antwortete Tai ruhig.

„Mimi, was dich betrifft“, sprach sie weiter und sah mir nun in die Augen. Ihre Stimme war ruhig, aber bestimmt.

„Mir tut sehr leid, in welche Situation du da geraten bist und ich möchte dir und deiner Tochter gerne helfen. Wenn du nicht weißt, wohin mit ihr, kann sie vorerst bei uns bleiben. Aber für uns alle wird es hier dann einfach viel zu eng. Ich schlage vor, dass du vorerst zu deinen Eltern zurückziehst.“

Ich hatte es befürchtet. Ich musste gehen. Stumm nickte ich, doch innerlich zerriss es mich erneut, bei der Vorstellung mich meinen Albträumen erneut stellen zu müssen.

„Sie gehört da nicht hin, Mama“, meinte Tai und sah seine Mutter flehend an.

„Wir finden eine Lösung für sie, Tai. Ich werde das mit deinem Vater bereden und wir werden gemeinsam überlegen, was wir für euch tun können.“

Tränen stiegen mir in die Augen, doch ich hielt sie zurück. Ich durfte jetzt nicht schwach werden.

„Ist es für dich okay Mimi, wenn Hope hierbleibt? So, wie ich das verstanden habe, kannst du sie nicht mit nach Hause nehmen, richtig?“

„J-Ja… das ist völlig okay für mich“, entgegnete ich mit bebender Stimme und krallte meine Finger in meinen Rock, um mich selbst zu beherrschen. „Ich wüsste nicht, wo sie besser aufgehoben wäre. Kari ist zauberhaft zu ihr und Tai…“ Ich sah ihn an und lächelte wehmütig, als Tai nach meiner Hand griff und seine Finger mit meinen verschränkte.

„Du kannst gerne diese Nacht noch hierbleiben“, sagte Yuuko und stand auf. „Aber ruf deine Eltern an und sag, dass du morgen nach Hause kommen wirst.“

Ich nickte und bedankte mich bei ihr. Irgendwie hatte ich es ja erwartet und doch traf es mich völlig unvorbereitet. Das neue zu Hause, welches ich für mich gefunden hatte, war nicht mein zu Hause und das musste ich endlich einsehen. Tai und seine Familie taten jetzt bereits mehr für mich, als sie tun müssten und dafür war ich ihnen sehr dankbar.
 

Später am Abend kam Tais Vater nach Hause und die drei saßen lange im Wohnzimmer, um ihm die Situation zu erklären, während ich meine Mutter anrief. So wenig, wie Tais Vater von dem Ganzen beeindruckt war, umso mehr freute sich meine Mutter, dass ich am nächsten Tag nach Hause kommen würde.

„Also dann, bis morgen“, seufzte ich schwer ins Telefon.

„Bis dann, mein Schatz. Ich freue mich, dass du nach Hause kommst“, sagte sie noch, ehe ich kommentarlos auflegte. Ich wusste, wie schwer es ihr gefallen war, mich gehen zu lassen. Doch sie schien immer noch nicht zu verstehen, wie schwer es für mich sein würde, meinem Vater erneut unter die Augen zu treten.

Ich ließ mich rücklinks auf Tais Bett fallen und wischte mir über meine verquollenen Augen, als endlich die Tür aufging.

„Und…?“, fragte ich vorsichtig nach, als er sich neben mich setzte und den Kopf in die Hände stützte.

„Es war nicht einfach. Aber mein Vater hat cool reagiert, viel besonnener als meine Mutter. Er sagt, wir werden überlegen, was wir tun können.“

„Es ist so nett von deiner Familie, mir zu helfen. Das hätte keiner von euch tun müssen.“

Tai ließ sich zurückfallen und wandte sich mir zu, sodass wir uns anschauen konnten.

„Du gehörst jetzt zu mir, Mimi. Und wir stehen für die ein, die zu uns gehören.“

Ein ungutes Gefühl beschlich mich und ich wich seinem Blick aus.

„Tai, was du da vorhin gesagt hast… Hast du das ernst gemeint?“

„Habe ich“, antwortete er entschlossen.

Seufzend sah ich zur Decke. Ich musste ehrlich zu ihm sein.

„Ich mag dich, Tai. Sehr sogar, das weißt du. Aber…“ Ich versuchte die richtigen Worte zu finden. „Ich denke nicht, dass ich für so was schon bereit bin.“

Plötzlich spürte ich, wie er eine Hand auf meinen Bauch legte und sich mit der anderen abstützte, um mich von oben anzusehen. Er grinste.

„Ich weiß. Und das ist nicht schlimm. Ich werde dich auf keinen Fall zu etwas drängen, wozu du noch nicht bereit bist. Ich will nur…, dass du weißt, was ich fühle. Und dass ich auf dich warten werde.“

Ich war froh, dass er das so sah. Es erleichterte mich und erwärmte mein Herz. Er wusste, dass ich Gefühle für ihn hatte, das konnte ich nun selbst nicht mehr leugnen. Dafür waren sie bereits zu präsent. Aber würde ich jemals sagen können, dass ich ihn liebte? Würde ich je für so etwas tiefes bereit sein? Nach all dem, was ich mit Hayato erlebt hatte…? Würde ich mich da jemals wieder voll und ganz einem anderen Menschen hingeben können, ohne Angst zu haben, erneut verletzt zu werden? Darauf gab es momentan keine Antwort für mich. Aber ich wollte es versuchen, Tai zuliebe. Weil er es Wert war, dass ich es versuchte.

„Lass es uns einfach ganz langsam angehen, ja?“, sagte ich und berührte seine Wange mit meiner Hand.

„Was immer du willst“, grinste er verschmitzt und beugte sich zu mir herunter, um mir einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen.

Es war, als würden Schmetterlinge in meinem Bauch tanzen und ich genoss das Gefühl, solange es da war.
 

In dieser Nacht durfte ich in Tais Zimmer schlafen. Anscheinend hatte Tais Vater seiner Frau ins Gewissen geredet oder aber sie war von Tais plötzlichem Liebesgeständnis so überrascht, dass sie nichts mehr dagegen einwenden konnte. Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ich es unglaublich genoss in seinen Armen einschlafen zu können. In dieser Nacht träumte ich das erste Mal wieder von der Vergangenheit…
 

„Mimi, was soll das? Hör auf, mein Essen wegzuessen!“, beschwerte sich Izzy, dem ich gerade das dritte Stück Fleisch vom Teller geklaut hatte.

„Was denn?“, entgegnete ich mit vollem Mund und kaute dabei genüsslich weiter. „Ich habe eben gerade einen Wachstumsschub. Da muss man essen, essen und nochmals essen.“

„Oder du bist einfach ein Vielfraß“, sagte Tai nüchtern, woraufhin er einen wütenden Seitenblick von mir kassierte. Und meinen Ellenbogen.

„Hey! Das sagt genau der Richtige!“

Wir saßen alle in der Schulmensa und nahmen unser Mittagessen ein. Bald würde ich meinen Freunden sagen müssen, dass ich vorhatte wegzuziehen. Doch bis dahin wollte ich dieses unbeschwerte Beisammensein so lang wie möglich genießen.

„Was denn?“, beschwerte sich Tai. „Ich bin schließlich auch Leistungssportler und was machst du noch mal? Ach ja, shoppen und Geld ausgeben. Wirklich sehr kräftezehrend.“

„Ich bin Leistungssportler, bla bla“, äffte ich ihn nach und zog dabei alberne Grimassen, während Tai nur einen großen Schluck Wasser nahm und sich beleidigt wegdrehte.

Sora, die mir gegenübersaß, fing an zu lachen.

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen: was sich liebt, das neckt sich.“

Tai prustete den gesamten Inhalt seines Mundes über den Tisch, was Yamato einen riesen Wasserfleck auf seiner Schuluniform bescherte.

„Ey, man! Bist du bescheuert?“, rief er und sah entsetzt an sich hinab.

„Du hast sie doch nicht alle!“, blaffte Tai stattdessen Sora an.

Ich beobachtete diese Szene recht gelangweilt, während ich mir ein weiteres Stück Fleisch von Izzys Teller klaute, der dies inzwischen murrend hinnahm.

„Das ist doch total lächerlich, Sora. Ich bitte dich. Ich stehe überhaupt nicht auf verwöhnte Mädchen. So viel Taschengeld bekomme ich gar nicht, wie sie im Monat für Klamotten ausgibt.“

Ich begann eifrig zu nicken. Wo er recht hatte…

„Außerdem mag ich eher kluge, sportliche Mädchen, die ein wenig zurückhaltender sind und wissen, wie sie sich in der Öffentlichkeit zu benehmen haben“, setzte er fort, wobei Sora auf einmal rot um die Nase wurde.

„Heeey!“, schrie ich ihn an und holte mir somit erneut seine Aufmerksamkeit. „Soll das heißen, dass ich mich in der Öffentlichkeit nicht benehmen kann?“

„Genau“, bestätigte Tai nickend. „Du hast überhaupt keine Manieren.“

Wütend sah ich ihn an.

„Boah, du hast wohl neulich bei dem Spiel einen Ball zu viel an den Kopf bekommen.“

„Ach du meine Güte“, mischte sich plötzlich auch Yamato ein, während er sich immer noch mit einer Serviette über sein Hemd wischte. „Wenn ihr beide nicht irgendwann mal heiratet, dann weiß ich auch nicht.“

Tai und ich zuckten zurück und sahen uns überrascht an. Mir entging nicht, dass nun er derjenige war, der rot wurde. Räuspernd stand er auf und schob mir dabei seinen Teller rüber. „Hier, Vielfraß. Das kannst du haben, ich bin satt.“

Stutzig betrachtete ich seinen Teller. Frühlingsrollen? Und die wollte er nicht mehr?

Ohne weiter zu überlegen stopfte ich mir eine in den Mund, während ich ihm „Wir sind noch nicht miteinander fertig, Yagami“ hinterherrief.

„Gott, ist das gut“, schwärmte ich dennoch, als ich meine beste Freundin ansah, die immer noch peinlich berührt zu sein schien. „Alles okay bei dir, Sora?“

„Ja… ähm… ja“, entgegnete sie und aß weiter, während ich darüber nachdachte, wie ich Tai am besten eins für seine Frechheit auswischen konnte… Dieser Tai…
 

Ein fieses Klingeln riss mich aus meinem Traum. Erst dachte ich, es wäre der Wecker und es wäre schon Morgen. Doch dann merkte ich, dass etwas neben Tais Bett leuchtete. Sein Handy lag auf seinem Nachttisch und klingelte. Kurz sah ich zu Tai, der tief und fest schlief. Ich runzelte die Stirn. Unfassbar, dass er bei diesem durchdringenden Geräusch schlafen konnte. Ich griff nach seinem Handy, um nachzusehen, wer es war und schrak zurück.

Sora.

Ihr Name und ihr Foto strahlten mich an und kurz überlegte ich, sie wegzudrücken. Doch dann ließ ich es einfach klingeln und die Mailbox rangehen. Warum rief sie mitten in der Nacht bei ihm an? Was sollte das?

Auf dem Display erleuchtete eine neue Nachricht. Sollte ich sie abhören?

Nein, das würde Tai sofort merken.

Allerdings wurmte es mich, dass sie ihn mitten in der Nacht kontaktierte. Was ging nur in ihrem Kopf vor? Was wollte sie von ihm?

Ich biss mir auf die Unterlippe und ohne weiter darüber nachzudenken, öffnete ich seinen letzten Nachrichtenverlauf.

Natürlich waren die letzten zehn Nachrichten von ihr. Was auch sonst. Ich hatte nichts anderes erwartet und es sogar befürchtet. Ich hätte sie nicht lesen sollen, doch der Zweifel nagte an mir. Das Gefühl, dass beide etwas zu verbergen hatten, ließ mich einfach nicht los. Ich scrollte mich durch die Nachrichten, die sie ihm geschrieben hatte.
 

Sora: „Was soll das, Tai? Was ist hier los? Du und Mimi? Dein Ernst?“
 

Nächste Nachricht.
 

Sora: „Warum antwortest du nicht?“
 

Nächste Nachricht.
 

Sora: „Bist du wirklich der Vater, Tai? Sag’s mir, ich muss es wissen.“
 

Nächste Nachricht.
 

Sora: „Hör auf, mich zu ignorieren, Taichi. Du bist mir eine Antwort schuldig! Wie lang läuft das schon zwischen euch beiden?“
 

Das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich konnte nicht fassen, was ich da las…
 

Tai: „Hör du erst mal auf, dich so aufzuregen. Es ist, wie es ist.“
 

Sora: „Das ist alles, was du dazu zu sagen hast? Du bist so unfair!“
 

Tai: „Wieso bin ich unfair? Ich habe keine Ahnung, was du meinst.“
 

Sora: „Spiel nicht den Unwissenden. Sei einfach ehrlich!“
 

Mit pochendem Herzen scrollte ich weiter…
 

Tai: „Ich bin ehrlich. Es tut mir leid, dass du es auf diese Weise erfahren musstest, aber Mimi bedeutet mir sehr viel und das weißt du. Du wusstest es immer. Ich kann nichts dafür, wenn du jetzt nicht damit klarkommst.“
 

Tai: „Tut mir leid. Bitte vertrag dich wieder mit ihr. Sie leidet sehr unter eurem Streit.“
 

Sora: „Ich leide auch…“
 

Ende der Nachrichten.

Behutsam legte ich das Handy wieder auf den Nachttisch und ignorierte somit die Nachricht auf der Mailbox. Ich wollte sie nicht hören. Sora war nicht sie selbst. So hatte ich sie noch nie erlebt. Und Tai… Er sagte, er habe keine Ahnung, was sie von ihm wolle. Vielleicht stimmte das ja sogar. Vielleicht wusste auch er nicht, was mit Sora los war… was sie ihm eigentlich sagen wollte.

Plötzlich drehte Tai sich zu mir um und legte einen Arm um mich.

„Bist du wach?“, murmelte er.

„Ja… Ich hatte einen Traum“, antwortete ich, als er sich an mich kuschelte.

„Was hast du denn geträumt?“

Ich grinste, als ich daran zurückdachte.

„Ich habe davon geträumt, dass du mich früher in der Schule immer geärgert hast. Und ich glaube, du hattest recht.“

Ich spürte, dass er grinste. „Womit?“

„Du warst früher schon in mich verknallt. Konntest es nur nicht zugeben.“

„Könntest recht haben“, meinte er schläfrig und ich merkte, dass er bereits wieder wegdämmerte. Ich hingegen lag die ganze restliche Nacht wach…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend :) Ich weiß, ihr hört in letzter Zeit nicht sonderlich viel von mir. Aber das liegt einfach daran, dass ich so viele Projekte gleichzeitig laufen habe :D Wie zum Beispiel das neue Drabble Projekt zur Koumi Woche, welches ich mit der lieben dattelpalme11 gestartet habe. Zu finden auf ihrem Account. Ich weiß, Michi Fans werden uns jetzt steinigen wollen, aber wer trotzdem über seinen Schatten springen und mal reinlesen mag, kann das gerne tun :) Uns hat es Spaß gemacht, es zu schreiben.
Ich hoffe, das neue Kapitel hat euch gefallen :-*
Bis bald <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Linchen-86
2017-09-26T10:13:27+00:00 26.09.2017 12:13
Hallo meine Liebe :)

So bin (leider) aus meinem Urlaub zurück und bin schneller im Alltag angekommen, als es mir lieb ist :)
Aber über ein neues Kapitel hatte ich mich hier sehr gefreut ;) Immerhin ist sie derzeit hier meine Lieblingsstory ;)

Yuuko muss ganz schön viel erfahren. Ich glaube ich als Mutter wäre auch erst einmal ziemlich überfordert. Ich finde es gut, dass sie ihnen zugehört hat und zunächst ganz ruhig war, bis na ja bis Tai eben loslegte :D Yuuko hat sehr nachvollziehbar reagiert. Klar war das in dem Moment hart für Mimi, aber in Yuukos Lage würde ich in erster Linie auch an mein Kind denken und es nicht zulassen. Ich denke auch es wird nicht so einfach sein für Taichi mit 18 Jahren mal eben so ein Kind zu adoptieren... auch wenn es ihn sehr ehrt, dass er das Mimi zuliebe machen wird.

Puh, also soll Mimi zurück nach Hause und ihr Baby bei den Yagamis lassen? Oh man... Horror... ich könnte es nicht und würde wohl nur heulen... Die Hormone schießen eh über und nach allem was sie durch gemacht hat, ist sie noch lange nicht am ende angekommen.

Tai legt sich zu Mimi *-* Das war süß, auch sein Liebesgeständniss war sehr niedlich, aber ich kann auch Mimi verstehen, dass sie nach alldem was sie erlebt hat, nicht einfach so es erwidern kann und Zeit braucht.
Die Rückblende oder der Traum von Mimi, war sehr interessant...
Ich denke Träume verraten sehr viel und sicher hat es einen grund dass sie sich an diese kleinen Momente zwischen Tai und Sora erinnert hat und dann puh... macht Mimi wirklich etwas, was man nicht tun sollte. Sie geht an Taichis Handy... Puh, finde ich gar nicht gut. Natürlich ist die Neugierde unendlich groß, aber ich denke bei den SMS macht sie sich nur noch bekloppter und ob sie so herausfindet was Sache ist, bezweifle ich.

Jetzt kann man mal gespannt sein, wie Mimis Zusammenleben mit ihren Eltern läuft, auch wenn ich nicht glaube, dass sie sich dort besonders wohl fühlen wird.

Freue mich.
Liebe Grüße :):*
Antwort von:  Khaleesi26
26.09.2017 16:19
Hallo Liebes :)

Hach ja, wer kennt es nicht.. das ernüchternde Gefühl nach dem Urlaub :'D Aber nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub ;)
Erst mal danke für dein liebes Kommi und ich freue mich, wenn du dich freust :) Vor allem weil sie deine Lieblingsstory hier ist <3 Ich schreib aber auch gerade am liebsten an dieser hier :D

Ich finde das auch krass... da ist Tai ganz schön mit der Tür ins Haus geplatzt. Das kann er ihr doch nicht einfach so vor den Kopf knallen *:D Ich denke, jede Mutter wäre erst mal an die Decke gegangen. Und ich denke auch, dass Tai sich das ziemlich rosig und einfach vorstellt. Aber vllt holen ihn seine Eltern ja wieder zurück auf den Boden der Tatsachen und haben eine bessere Idee...

Für Mimi wird das auch unglaublich schwer werden, aber für sie ist es erst mal die bessere Alternative. Und es wird auch nicht für lang sein ;)

Jaaaa *_* Die zwei sind echt toll zusammen ^^ <3 mochte diese Szene auch gerne. Ich denke, Mimis Reaktion ist auch mehr als normal, nach allem was sie erlebt hat. Das würde wohl bei jedem dann etwas dauern, bis er wieder sein Herz verschenken kann.
Der Traum sollte auch ein bisschen aufschlussreich sein und wer zwischen den Zeilen lesen kann (so wie du :D) der weiß, was Phase ist :D
War wohl wirklich nicht besonders schlau von ihr, an sein Handy zu gehen. Hoffentlich kriegt er das nicht raus. Und jetzt denkt sie nur noch mehr darüber nach...

Da könntest du recht haben :(

Das neue Kapitel ist nicht mehr weit :)
Bis dann :-*
Von:  Hallostern2014
2017-09-25T18:07:12+00:00 25.09.2017 20:07
Huhu Süße, man wie ich mich gefreut habe, dass es ein neues Kap gab 😍


Ohje jetzt ist die Katze aus den Sack. Und das Tais Mutter wenig begeistert ist, ist klar vorallem als sie die weiteren Plan seitens Tai erfährt. Aber sein Dad schien, dass etwas entspannter zu sehen. Bzw wird es nochmal in ruhe angehen.

Wegen den Platzes😂 da ist ne Wohbing frei😂

Uiiii wie süß es war. Als Tai sagte, dass er Mimi liebt 😍😍 auch wenn er es seine Mutter ins Gesicht gebrüllt hat.
Und als er es ihr nochmal sagte 😍😍 einfach toll. Und das er auf sie wartet, das glaube ich sofort.

Hmm. Es scheint mir immer mehr das eher Sora, in Tai verliebt ist schon vor dem sie mit Matt zusammen kam. Und da sie genau weiß das Tai mehr für Mimi empfindet als Freundschaft beschleicht mir immer mehr, dass sie deswegen mit Matt zusammeb kam weil sie wusste, dass Tai Mimi nicht vegessen kann oder sobald sie zurück kommt die Gefühle wieder hoch kommen. Was ja nun passiert ist. Vilt ist da ja doch was gelaufen bevor sie kam. Bin echt gespannt was da raus kommt. Aber, dass Mimi an Tais Handy geht ist nicht gut, aber sie war halt neugierig. Hoffe nur das , dass gut ausgeht und sie sich nicht deswegen verunsichern lässt. Sie sollte mit Tai nochmal in ruhe darüber reden. Denn je nachdem was raus kommt. Würde auf die Beziehung der beiden die gerade anfängt zu wachsen beeinflussen. Denke ich.

Freue mich schon auf das nächste kap 😍😍

Ganz liebe grüße 😍😘❤🌷
Antwort von:  Khaleesi26
26.09.2017 16:27
Hallo Liebes :) hui danke! Ich habe mich auch gefreut, endlich ein neues hochladen zu können. Das nächste dauert hoffentlich nicht so lange ;)

Ich denke auch, Tai hat Glück, dass sein Vater noch da ist :D Ich denke, wenn alle einen kühlen Kopf bewahren, könnten sie vllt eine Lösung finden, die sowohl für Mimi, als auch für Tai gut ist.

hahaha :D Jaaa, süß war es irgendwie, aber ich glaube, er hat sie damit auch ganz schön geschockt xD
Stimmt, er ist einfach zauberhaft zu Mimi <3

Könnte sein... der Rückblick, bzw. Mimis Traum hat da doch einiges verraten, was sie vorher vllt nicht so gesehen hat oder es ihr nicht aufgefallen ist. Also irgendwas wird schon vorgefallen sein... nur was ;D Das erfahrt ihr später und ich überlege gerade noch, wie ich die Bombe platzen lasse xD
Naja, mit Tai wollte sie ja bereits darüber reden, aber der hat ja nicht sonderlich gesprächig reagiert :/

Liebe Grüße :-*
Antwort von:  Hallostern2014
26.09.2017 19:25
Ohjeeee ich bin sehr gespannt. Auch wie es denn danach weiter geht in der ganze Gruppe weil ja Matt auch es wohl interessiert was zwischen Sora und Tai vorgefallen ist. Ohman 🙈

Liebe grüße zurück 😘


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