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Uncertain Heart

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi, ihr Lieben :) Diesmal musstet ihr nicht so lang auf ein neues Kapitel warten ;) Heute wird es endlich eine Aussprache zwischen Sora und Mimi geben und ich bin gespannt, was ihr dazu sagt.
Ich hab noch einen richtig schönen Cover Song für euch, der mir total gut gefällt und der mit dem Titel Stay auch ganz gut zum Kapitel passt ;)
Viel Spaß beim lesen!
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Aussprache

„Soll ich dich wirklich nicht begleiten?“, fragte Tai besorgt, während ich meine Tasche aus seinem Zimmer holte.

„Nein, wirklich nicht. Ich schaff das schon“, antwortete ich entschlossen, doch in Wahrheit wurden mir die Knie weich. In mir sträubte sich einfach alles dagegen, wieder nach Hause zu gehen. Aber ich musste. Ob ich nun wollte oder nicht. Also blieb mir nichts anderes übrig, als stark zu sein.

„Tut mir leid, dass du gehen musst“, sagte Tai und zog mich an sich, doch ich schüttelte den Kopf und lächelte ihn an.

„Ist schon in Ordnung. Ich bin einfach nur froh, dass Hope noch für eine Weile bei euch bleiben kann.“

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und umarmte ihn innig. Ich hoffte, er konnte spüren, wie dankbar ich ihm war.

„Melde dich, wenn du zu Hause bist“, flüsterte er, als ich ihn losließ.

„Bis bald, Mimi“, sagte Kari, die hinter Tai stand und jetzt auch auf mich zukam und mich umarmte. Von Hope hatte ich mich bereits vor ein paar Minuten verabschiedet. Dieser Abschied fiel mir am schwersten. Aber ich wusste, dass sie hier gut aufgehoben war und ich sie sehen konnte, wann ich wollte. Das erleichterte mich etwas.

„Tut mir leid, Mimi“, sagte Yuuko plötzlich und sah mich mitleidig an. Offensichtlich hatte sie den ersten Schock verdaut.

„Es ist in Ordnung. Danke für alles, Frau Yagami“, bedankte ich mich aufrichtig bei ihr und verabschiedete mich höflich.

Ich nahm meine Tasche vom Boden und wandte mich um, als Tai mich plötzlich am Handgelenk packte und zu sich umdrehte. Unerwartet zog er mich noch einmal an sich und hauchte mir einen Kuss auf die Wange, was mich unaufhaltsam erröten ließ.

„Bis später“, grinste er und ich konnte merken, wie schwer es ihm tatsächlich fiel, mich gehen zu lassen.

„Bis später“, meinte ich schüchtern und warf seiner Mutter noch einen letzten Blick zu, die peinlich berührt an die Wand starrte.

Ich ging zur Tür und sah noch, wie Kari ihrem Bruder in die Seite stieß. „Casanova.“

„Lass mich in Ruhe“, maulte Tai und ging in sein Zimmer. Ich musste schmunzeln. Ich würde diese Familie wirklich vermissen.
 

Zu Hause angekommen war ich erst mal froh, dass nur meine Mutter zu Hause war. Als ich reinkam, fiel sie mir um den Hals und weinte sogar, so erleichtert war sie, dass ich wieder da war. Für sie war es ein Traum. Für mich war es ein Albtraum. Aber was hatte ich erwartet? Ich konnte nicht ewig davonlaufen.

Sie wollte mich in ein Gespräch verwickeln, hatte sogar Essen vorbereitet, doch ich meinte, dass ich keinen Hunger hätte und ging direkt in mein Zimmer.

Es war merkwürdig, wieder hier zu sein. Mein Bett. Mein Kleiderschrank. Mein Schreibtisch. Mein altes Leben. Es machte mir Angst.

Ich ging zu meinem Bett und fing an, meine Tasche auszuräumen. Dann ließ ich mich gedankenverloren aufs Bett sinken und überlegte, was ich als nächstes tun sollte. Noch nie war ich so fehl am Platze, wie in diesem Moment. Seufzend ließ ich mich fallen und starrte zur Decke. Mir fiel ein, dass ich mich ja bei Tai melden sollte. Also kramte ich mein Handy aus meiner Hosentasche und tippte eine SMS.
 

„Bin in meinem alten Zimmer und liege auf dem Bett. Vermisse euch schon jetzt.“
 

Es dauerte nicht lange, bis eine Antwort kam. Als hätte er auf diese Nachricht gewartet.
 

Tai: „Geht uns genauso. Hope geht es gut. Sie hat gerade gegessen und schläft jetzt. Ich glaube, sie hat das Herz meiner Mutter schon jetzt im Sturm erobert ;)“
 

Ich lächelte. Wenigstens etwas. Solange es Hope gut ging, ging es mir auch gut. Aber was sollte ich jetzt tun? Auf keinen Fall würde ich jetzt rausgehen, mich mit meiner Mutter an den Esstisch setzen und Smalltalk führen. Also starrte ich weiter an die weiße Decke meines Zimmers, Stunde um Stunde, bis sie erst grau und dann schwarz wurde. Draußen war es dunkel geworden und ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren.

Plötzlich hörte ich die Wohnungstür und wie mein Vater „Bin zu Hause“ rief.

Ich hörte wie meine Mutter durch die Wohnung ging und anfing mit ihm zu flüstern. Die Wände hier waren wirklich sehr dünn.

„Mimi ist da.“

„Das ist gut.“

„Willst du sie nicht begrüßen?“

Ein eindeutiges Seufzen war zu vernehmen.

„Jetzt geh schon zu ihr!“, forderte meine Mutter und kurze Zeit später klopfte es an meiner Tür.

„Darf ich reinkommen?“

Ich verdrehte die Augen.

„Nein?“

Er kam trotzdem rein. Was sonst. Aber er betrat mein Zimmer nicht richtig, sondern stand lediglich in der Tür, als würde meine Türschwelle eine Art Schutzzauber umgeben. Vielleicht wusste er aber auch, dass es ihm nicht zustand, mein Zimmer zu betreten.

„Hallo, Mimi. Wie geht’s dir?“

Ich antwortete nicht, setzte mich jedoch auf und sah ihn an.

„Warum ist es hier so dunkel?“, fragte er, denn er konnte mein Gesicht nicht richtig erkennen, was wohl auch besser für ihn war. Auch ich konnte ihn nicht eindeutig sehen.

„Ich bin nur hier, weil ich hier sein muss. Nur, dass das klar ist“, sagte ich bitter und presste angestrengt die Lippen aufeinander.

„Ich weiß“, sagte er kühl. „Trotzdem schön, dass du wieder da bist.“

Er schloss die Tür hinter sich.

Das konnte er sich sparen. Ich fand es alles andere als schön, wieder hier zu sein.

Mein Handy vibrierte.
 

Tai: „Gute Nacht, Prinzessin.“
 

Es folgte ein Foto von der schlafenden Hope, die unglaublich friedlich und unbeschwert aussah. Immer wieder, wenn ich sie sah, erwärmte sie mein Herz. Es gab eine Zeit, da hätte ich es niemals für möglich gehalten, aber sie machte mich wirklich glücklich. Und Tai auch. Ich wollte ihm antworten und scrollte durch meine Kontakte. Direkt vor seinem Namen stand ihrer und kurz blieb ich an ihrer Nummer hängen. Sollte ich sie anrufen? Sollte ich ihr schreiben? Ich hatte keine Ahnung, was ich tun konnte, um mich wieder mit ihr zu versöhnen, aber so konnte es auf keinen Fall weitergehen. Egal, was passiert war – Sora war mir immer noch wichtig. Sehr wichtig sogar. Ich wollte nicht, dass sie mich in dem Licht sah, wie sie es gerade tat. Und ich wusste nicht, was in ihrem Kopf vorging. Zu gerne hätte ich es verstanden. Die Sache mit Tai ließ mir keine Ruhe. Sie schrieb ihm, dass sie auch leiden würde. Was hatte sie damit gemeint?

Ich öffnete ein neues Nachrichtenfenster.
 

„Können wir uns treffen? Und reden?“
 

Ich drückte auf senden und wartete ab. Es kam keine Antwort. Ich hatte es befürchtet.

Ich ließ mich wieder zurückfallen und atmete schwer aus. Wie sollte das nur alles weitergehen? Weitere lange Minuten verstrichen und irgendwann holte mich der Hunger doch ein. Ich öffnete meine Zimmertür und sah, dass meine Eltern beide noch wach waren und vor dem Fernseher ihren Abend ausklingen ließen. Ein vertrautes Bild. Früher hatten wir oft zusammen dort gesessen. Wortlos ging ich in die Küche und als ich den Kühlschrank öffnete, drehte meine Mutter sich um.

„Hast du Hunger, Liebes? Ich kann dir was machen.“

Sofort sprang sie auf und eilte in die Küche.

„Es geht schon. Ich mach mir selbst was.“

Ich holte einen Joghurt aus dem Kühlschrank, ohne sie weiter zu beachten und wollte eigentlich direkt wieder in mein Zimmer verschwinden, als mein Vater mich zu sich rief.

„Komm mal kurz, Mimi.“

Ich stöhnte leise auf und warf den Kopf in den Nacken. Konnte er mich nicht in Ruhe lassen?

„Was gibt’s denn?“, fragte ich gereizt und stellte mich vor ihn.

„Es ist so“, begann er und ich fragte mich, was jetzt wohl kommen würde. „Da wir wussten, dass du zurück nach Hause kommen würdest, haben wir für nächste Woche die Frau vom Jugendamt eingeladen.“

„Du hast was?“ Fassungslos sah ich ihn an.

„Wir müssen eine Lösung für diese Sache finden, Mimi.“

„Diese Sache heißt Hope und ist meine Tochter“, entgegnete ich wütend und funkelte ihn an. „Und falls du immer noch denkst, ich würde sie zu irgendeiner fremden Familie geben, dann bist du schief gewickelt.“

Mein Vater stöhnte auf und fuhr sich gestresst durch die Haare.

„Lass uns einfach dann in Ruhe darüber reden, okay? Alle zusammen.“

Ich zischte und ließ ihn sitzen. „Na, das sind ja rosige Aussichten“, schnaufte ich und schmiss die Tür hinter mir zu.

Innerlich war ich total in Rage und hätte am liebsten alles in diesem Raum zusammengeschlagen. Ich wusste, dass ich mich früher oder später mit dem Jugendamt auseinandersetzen musste, aber dass mein Vater schon wieder die Initiative ergriff, ärgerte mich zutiefst. Er hatte einfach schon wieder die Zügel in die Hand genommen und für mich entschieden, ohne mich zu fragen. Aber diesmal hatte er die Rechnung ohne mich gemacht.

Entschlossen griff ich zu meinem Handy und tippte wütend eine SMS an Tai, um ihm von dem Treffen zu erzählen.
 

„Das Jugendamt kommt nächste Woche für ein Gespräch zu uns nach Hause. Ich werde ihnen Hope auf keinen Fall überlassen!“
 

Tai: „Das musst du auch nicht, dafür werde ich sorgen! Mach dir keine Gedanken. Alles wird gut.“
 

Ich legte mein Handy zur Seite und biss mir schmerzlich auf die Unterlippe. Auf keinen Fall würde ich sie hergeben! Nicht noch ein Mal. Diesmal würde ich um meine Tochter kämpfen. Und wenn es sein musste, dann auch vor Gericht.
 

Die nächsten Tage vergingen eher schleichend. Ich ging zur Schule. Ich war zu Hause. Ich ging zur Schule. Ich war bei Tai und Hope. Ich war wieder zu Hause.

Es war furchtbar.

Am liebsten wäre ich jedes Mal dageblieben, wenn ich meine Tochter und Tai besuchte.

Tais Mutter hatte die nächsten zwei Wochen Urlaub, sodass sie sich ein wenig intensiver um Hope kümmern konnte – wofür ich ihr überaus dankbar war. Und auch Tais Fuß ging es langsam besser, während er weiter versuchte sich auf die Prüfungen vorzubereiten.

„Siehst du? Ich schaff das mit links“, prahlte er, während er ein Physikbuch in der Hand hielt und nebenbei einbeinig einen Fußball balancierte.

„Du solltest es nicht gleich übertreiben“, schmunzelte ich und lehnte mich auf seinem Bett zurück. „Ich habe wirklich keine Lust, noch mal deine Krankenschwester spielen zu müssen.“

„Du warst meine Krankenschwester? Das hab ich gar nicht bemerkt“, grinste Tai frech und fing den Ball gekonnt mit seinem anderen Fuß auf.

„Frechheit. Kaum kann er wieder laufen, hat er die große Klappe“, erwiderte ich und zog eine Schnute.

„Irgendwann verletz ich mich vielleicht noch mal“, sagte er und stolperte auf mich zu, woraufhin ich reflexartig zurückwich, er jedoch meinem Gesicht gefährlich nah kam. „Und dann kannst du gerne noch mal deine pflegerischen Künste unter Beweis stellen.“

„W-Wenn d-du so weitermachst, g-geht das schneller als du denkst“, stotterte ich schüchtern und wurde rot um die Nase, was Tai nur mit einem kecken Grinsen quittierte. Gott, wenn er so weitermachte, würde ich ihm nicht mehr lang wiederstehen können.

„I-Ich glaube, ich muss jetzt nach Hause“, sagte ich deshalb schnell, ehe ich mich nicht mehr im Griff hatte.

„Schade.“

Nach einigen weiteren, langen Sekunden, in denen er mir intensiv in die Augen sah und mein Herz zum Rasen brachte, ließ er von mir ab und stellte sich aufrecht hin, um mir die Hand hinzuhalten.

„Darf ich dich heute wenigstens nach Hause bringen?“

Ich lächelte dankend, schüttelte jedoch den Kopf. Ich nahm seine Hand und ließ mir von ihm aufhelfen.

„Ich denke, das ist keine gute Idee. Meine Eltern wissen noch nichts von dir. Also ich meine, sie wissen nicht, na ja… dass du… dass wir. Du weißt schon.“

„Schon klar, Prinzessin. Du schämst dich für mich.“

„Was?“, polterte ich los und sah ihn fassungslos an. „So ein Unsinn! Wie kommst du denn darauf?“

„War doch nur ein Spaß. Reg dich nicht auf!“, lachte er.

Schmollend stemmte ich die Hände in die Hüften. „Sehr witzig, Yagami.“

„Ich fand es lustig. Vor allem dein Gesicht“, grinste Tai mich frech an, während ich nur stöhnte.

„Jaah, innerlich zerreißt es mich vor Lachen!“

Ich schnappte meine Schultasche und ging an ihm vorbei, drehte mich dann jedoch noch mal um und machte einen großen Schritt auf ihn zu. Sein Lachen erstarb, als ich direkt vor ihm stehen blieb und mich auf die Zehenspitzen stellte.

„Bis morgen“, flüsterte ich verführerisch und hauchte ihm einen sanften und doch leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen, der nach so viel mehr verlangte. Völlig perplex sah er mich an. Das war das erste Mal, dass nicht er mich, sondern ich ihn küsste. Und es gefiel mir.

„Dein Gesicht ist unbezahlbar“, grinste nun ich frech und freute mich über meine Retourkutsche.

„Schon klar“, schmunzelte Tai, da er mich direkt durchschaut hatte. „Aber das war’s wert.“

Breit grinsend verließ ich sein Zimmer.

Seine Mutter saß mit Hope auf dem Arm am Esstisch und schnitt ihr Grimassen, woraufhin die Kleine immer wieder lauthals anfing zu lachen. Es freute mich wirklich, dass sie meine Tochter so aktiv in ihr Familienleben integrierte, obwohl sie ja eigentlich gar nicht dazu gehörte. Ich ging zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, als sie mich anlächelte.

„Es geht ihr wirklich gut hier.“

„Allerdings. Ich hätte es nicht gedacht, aber… sie ist zauberhaft, Mimi. Ich hab sie schon richtig lieb gewonnen“, sagte Yuuko.

„Danke, das macht mich wirklich glücklich“, sagte ich aufrichtig.

„Tai hat mir erzählt, dass es bald ein Gespräch mit dem Jugendamt geben wird. Hast du dir schon überlegt, wie es weitergehen soll, Mimi?“, fragte sie mich plötzlich und die Freude, die ich eben noch empfunden hatte, wich dem dumpfen Gefühl der Realität, die mich nur allzu oft einholte. Traurig schüttelte ich den Kopf.

„Na ja, so gerne ich Hope auch habe. Immer kann sie nicht hierbleiben“, meinte Yuuko und vervollständigte damit meine Verzweiflung.

„Ich weiß“, antwortete ich geknickt.

„Uns fällt noch was ein, Mimi. Wir überlegen uns gemeinsam eine Lösung für dich und die Kleine.“

„Danke!“, seufzte ich und warf meiner glücklichen Tochter einen Blick zu. Wenigstens ging es einer von uns beiden gut. „Ich muss jetzt nach Hause. Ich komme dann morgen nach der Schule wieder.“

„Ist gut. Tschüss, Mimi“, verabschiedete Yuuko sich von mir und ich ging in den Flur, um meine Schuhe anzuziehen. Als ich die Tür öffnete, schreckte ich zurück.

„So-Sora…“

Überrascht sah ich sie an. Was machte sie hier?

An ihrer Haltung konnte ich erkennen, dass sie gerade klingeln wollte.

„Ha-Hallo, Mimi“, sagte sie kleinlaut und wich meinem Blick aus.

Sprachlos sah ich sie an. Dieses plötzliche Aufeinandertreffen überforderte mich gänzlich und ich war ganz und gar nicht darauf vorbereitet. Aber wahrscheinlich war das auch gar nicht nötig, denn sie stand ja schließlich nicht vor meiner Tür, sondern vor Tais.

Nach einer Weile des Schweigens, trat ich unvermittelt zur Seite.

„Tai ist in seinem Zimmer.“

Fragend sah sie mich an.

„Na, deswegen bist du doch hier oder?“, fragte ich trocken.

Sora schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin wegen dir gekommen.“

Ich stutzte. „Wegen mir?“

„Ja“, sagte sie und sah schüchtern zur Seite. „Ich dachte mir, dass du vielleicht hier bist.“

Ich trat hinaus und schloss die Tür hinter mir.

„Ja, ich war gerade zufällig da.“

„Zufällig?“

„Ja, ich wohne jetzt wieder zu Hause“, erklärte ich ihr beiläufig, als wäre es keine große Sache.

„Und deine Tochter?“, fragte Sora, doch ich sah sie nur verständnislos an. Wieso interessierte sie das plötzlich?

„Warum bist du hier, Sora?“, fragte ich gerade heraus und ignorierte somit ihre Frage nach meiner Tochter.

Sora seufzte schwer. „Ich dachte, wir könnten reden. Hast du vielleicht Lust auf einen Spaziergang?“

Ich war sichtlich überrascht darüber, dass ausgerechnet sie jetzt den ersten Schritt machte, doch ich nickte. Wenn sie endlich eine Aussprache wollte, dann war ich bereit dafür.
 

Wir gingen eine Weile durch den Park. Schweigend. Keine von uns beiden wusste, wie sie anfangen sollte. Und ich wollte sie nicht bedrängen.

„Wollen wir uns setzen?“, fragte Sora schließlich und wir ließen uns auf die nächste Bank nieder.

„Du hast mir geschrieben, ob wir reden können“, begann sie schüchtern. „Und ich glaube, ich bin jetzt bereit dafür.“

„Das freut mich“, sagte ich ehrlich, doch ich wurde auch nervös. Was hatte sie mir zu sagen?

„Du hast dich sicher gefragt, was mit mir los war. Warum ich dir nicht zuhören konnte.“

Ich nickte. Und ich hoffte, dass sie nun endlich bereit war, mir zuzuhören. Aber erst würde ich ihr zuhören.

„Ich war einfach völlig überrumpelt von dieser plötzlichen Situation, Mimi. Verstehst du? Erst bist du Monate lang weg. Dann kommst du mir nichts, dir nichts wieder und bist plötzlich so verändert. Ich habe mir wirklich ernsthaft Sorgen um dich gemacht. Ich wollte für dich da sein, die ganze Zeit über. Ich wusste, es musste irgendetwas vorgefallen sein, aber ich wollte dich auch nicht bedrängen. Dass du dich dann ausgerechnet Tai anvertraut hast, hat mich verletzt. Ich dachte immer, wir könnten über alles reden, Mimi. Als ich dann herausgefunden habe, dass du eine Tochter hast und Tai offensichtlich der Vater ist, war ich geschockt.“

„Nein, Sora. So ist das nicht!“, fiel ich ihr schnell ins Wort, doch sie schüttelte nur den Kopf. „Ich weiß. Ich weiß, dass Tai nicht der Vater ist.“

Verwirrt sah ich sie an. „Woher?“

„Er hat es mir gesagt“, entgegnete sie leicht lächelnd.

„Achso…“, meinte ich betrübt und sah zu Boden. Er hatte also inzwischen mit Sora darüber gesprochen. Warum hatte er nicht erzählt, dass sie sich ausgesprochen hatten?

„Ich kam mir einfach so hintergangen vor“, setzte Sora unbeirrt fort. „Du hast uns alle die ganze Zeit angelogen. Bis auf Tai wusste einfach niemand, was wirklich mit dir passiert ist. Und dass er es selbst mir nicht sagen wollte, kränkte mich noch mehr. Es war ein komisches Gefühl für mich, euch beide plötzlich so vertraut miteinander zu erleben. Früher hast du immer deine Sorgen mit mir geteilt und auch Tai hat das. Er war ja auch mein bester Freund. Doch plötzlich teiltest du deine Sorgen mit ihm und er mit dir.“

„Sora“, sagte ich verständnisvoll und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Als sie mich ansah, konnte ich erkennen, dass sie Tränen in den Augen hatte.

„Wenn du Angst hast, dass ich dir deinen besten Freund wegnehme oder dass ich nicht mehr deine beste Freundin bin… dann kann ich dich beruhigen. Das wird nicht passieren.“

Doch Sora schüttelte wieder den Kopf und wischte sich dabei eine Träne weg.

„Nein, das ist es gar nicht. Ich weiß selbst nicht, was mit mir los ist. Ich denke, ich war einfach nur gekränkt, dass ich nicht in dein Geheimnis einbezogen wurde. Ja, das ist sicher alles“, sagte sie, als müsse sie sich von dieser Tatsache erst einmal selbst überzeugen. Doch für mich klang es verständlich. Ihre Gefühle waren nachvollziehbar.

„Du hast wirklich eine süße Tochter, Mimi. Auch, wenn ich nie gedacht hätte, dass sie hinter deinem Geheimnis steckt“, meinte Sora plötzlich und lächelte mich an.

Ich grinste verlegen. „Na ja, darauf wäre sicher auch keiner gekommen. Und ich wusste einfach nicht, wie ich es euch sagen sollte. Außerdem… wurde mir verboten, darüber zu sprechen.“

Es war an der Zeit, dass auch ich ehrlich zu Sora war. Sie musste nicht weiter nachfragen. Ich erzählte ihr alles. Wie ich Hayato kennengelernt und mit ihm eine heimliche Liebesbeziehung geführt hatte. Wie er mich und meine Familie unter Druck gesetzt hatte. Wie sehr ich ihn dafür hasste, dass er mir meine Tochter nicht gönnte. Und auch, wie aufopferungsvoll Tai mir geholfen hatte. Ich erzählte ihr einfach alles. Und sie hörte einfach nur zu, bis ich fertig war.

„So ist das also“, sagte sie schließlich und sah mich mitleidig an. „Es tut mir leid, dass dir das alles passiert ist.“

„Muss es nicht“, schüttelte ich den Kopf. „Wenn das alles nicht passiert wäre, hätte ich niemals erfahren, wie glücklich mich Hope macht. Weißt du, alles schlechte was passiert, hat auch irgendwo etwas Gutes. Man muss es nur sehen können.“

Sora nickte und griff nach meiner Hand.

„Du bist wirklich stark, Mimi. Du solltest es nicht länger geheim halten. Wenn du es den anderen erzählst, werden sie dir sicher auch beistehen. Wie ich.“

Dankbar lächelte ich sie an. „Das heißt, du bist nicht mehr böse auf mich?“

„Ich war nie wirklich böse auf dich, Mimi. Ich habe es nur nicht verstanden. Aber jetzt verstehe ich es. Und wenn du meine Hilfe brauchst, bin ich für dich da.“

Tränen stiegen mir in die Augen und am liebsten wäre ich ihr um den Hals gefallen. Es fühlte sich unglaublich erleichternd an, sich endlich mit ihr ausgesprochen zu haben. Und doch war da noch eine Sache, die mir noch immer auf der Seele brannte und die ich endlich loswerden musste.

„Sora, kann ich dich noch etwas fragen?“

„Ja, was denn?“

Es wollte mir kaum über die Lippen kommen. Aber ich musste es wissen…

„Bist du… Bist du glücklich? Ich meine, mit Yamato?“, stammelte ich und Sora sah mich verdutzt an. „Wie meinst du das?“

„Ich meine, macht er dich glücklich? Liebst du ihn, von ganzem Herzen?“

Sora überlegte kurz, als müsste sie intensiv über meine Frage nachdenken. Dabei war es eine ganz einfache Frage, auf die es nur zwei Antworten gab.

„Ja… Ja, ich denke schon“, lächelte sie schließlich. „Yamato ist wirklich toll. Ja, er macht mich wirklich glücklich. So sehr, dass ich manchmal denke, ich hätte ihn gar nicht verdient.“

Das war die Antwort, die ich brauchte. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich war so froh, dass sie diese Frage mit Ja beantwortet hatte. Aber vor allem war ich froh, dass sie anscheinend doch keine tieferen Gefühle für Tai zu haben schien. Auch, wenn sie das nicht direkt gesagt hatte, aber ich hatte ja auch nicht direkt danach gefragt.

„Danke, dass du so ehrlich zu mir warst, Sora.“

Sora blickte verlegen zur Seite und räusperte sich.

„Und du? Was ist mit dir?“, fragte sie kleinlaut.

„Was meinst du?“, hakte ich nach, da ich keine Ahnung hatte, worauf sie hinauswollte.

„Bist du… also, bist du glücklich mit Tai?“

Das wollte sie also wissen. Doch was sollte ich ihr darauf antworten?

„Er ist der Grund, warum es mir besser geht, also… würde ich schon sagen, dass er mich glücklich macht“, sagte ich.

Ich hatte ihr nicht genau erzählt, was inzwischen alles zwischen mir und Tai passiert war und auch nicht, dass er gesagt hatte, dass er mich liebte. Doch Sora war nicht dumm. Natürlich konnte sie sich ihren Teil denken.

„Verstehe“, sagte sie leise und senkte den Blick. „Das ist gut. Tai ist toll. Er hat es verdient, dass du bei ihm bist.“

Fragend sah ich sie an, als sie aufstand. Ich verstand nicht, was genau sie mir damit sagen wollte, doch ich wollte auch nicht weiter nachfragen. Irgendwie sagte mir mein Gefühl, dass es fürs erste besser war, das Thema Tai nicht weiter zu vertiefen. Wir hatten uns endlich ausgesprochen und das war im Moment alles, was zählte.

„Wirst du es den anderen sagen?“, fragte Sora mich, als sie mich noch ein Stück nach Hause begleitete.

Ich seufzte schwer und zuckte mit den Schultern. „Ich bin mir nicht sicher. Sie werden nicht begeistert sein, dass ich sie angelogen habe.“

„Ich finde, du solltest es ihnen sagen. Erleichtere dein Gewissen, Mimi. Sonst frisst es dich früher oder später auf. Sei einfach aufrichtig zu ihnen. Sie werden es verstehen“, ermutigte mich Sora und ich nickte.

In Wahrheit hatte ich Angst davor. Auch jetzt noch, nach allem was geschehen war. Ich war schon so weit gekommen und doch hatte ich immer noch Angst davor, ehrlich zu mir selbst und zu anderen zu sein. Doch jedes Geheimnis musste einmal sterben. Oder?



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Linchen-86
2017-10-04T19:28:22+00:00 04.10.2017 21:28
Hi Liebes,

Irgendwie habe ich nur zufällig gesehen, dass du ein neues Kapitel hochgeladen hattest -.- Hmm... Dabei warte ich doch immer voller Spannung auf ein neues Kapitel ;)

Mimi ist also wirklich wieder aus - und bei sich zuhause eingezogen. Ach ja, es war so schlimm zu lesen, dass sie Hope nicht mitnehmen konnte :( Aber schön, dass die Kleine die ganze Familie Yagami so um den kleinen Finger gewickelt hat :)

Ihre Mutter versucht ja wirklich, einiges gut zu machen. Aber ich kann auch Mimi verstehen, dass sie nicht einfach so tun kann, als ob nichts gewesen wäre...
Und ihr Vater ist echt die Krönung. Direkt mal das Jugendamt auf sie gehetzt. Er hat auch nichts verstanden, in der ganzen Zeit :(

Tai ist wirklich Zucker und Mimi fällt es wohl immer schwerer, sich zurückzuhalten... verständlich. :)

Und dann Sora... Hmm... Auch wenn sie sich ausgesprochen haben, sind für mich noch viele Fragen offen... Aber es war gut, dass Mimi Sora jetzt eingeweiht hat. Das hatte sie verdient. Dennoch steht die Geschichte rund um Tai noch im Raum.

So... das kann ja dann im nächsten Kapitel etwas werden.

Liebe Grüße und bis dann :):*
Antwort von:  Khaleesi26
08.10.2017 19:59
Hallöchen meine Liebe :)

Na so was :D Das ist ja komisch! Vllt klappt es beim nächsten besser. Wenn ich es heute noch schaffe, Korrektur zu lesen, kommt es dann noch on ;)

Mir war auch nicht wohl dabei, als ich das geschrieben habe :( Mir tat sie auch richtig leid... Aber keine Sorge: es wird nicht für lange sein ;)

Ach ja, die Beziehung ist während ihrer Abwesenheit natürlich auch nicht besser geworden und jetzt, wo Mimi sich völlig querstellt, wird es wohl auch erst mal nicht besser werden ;/

Hehe, das stimmt ;) An ihrer Stelle könnte ich nicht so standhaft bleiben :D

Da hast du recht! Aber ich denke, deine Fragen werden bald beantwortet werden. Dazu gibt es dann im kommenden Kapitel noch eine Ankündigung von mir :)

Danke für dein Kommi, Liebes :* Und noch einen schönen Sonntag!
Liebe Grüße <3
Von:  Mestchen
2017-10-03T18:03:47+00:00 03.10.2017 20:03
Hallo Khalessi,

jetzt habe ich von Dir die erste FF gelesen - wenn ich mal von den Drabble mit Dattelpalme wegsehe.
Die Geschichte gefällt und auch Dein Schreibstil gefällt mir sehr gut. In Mimis Leben geht es gerade drunter und drüber. Da kommt ihr Taichi als Fels in der Brandung echt gut. Wie toll er sie unterstützt. <3 Auch spannend ist es zu lesen, welche Geheimnisse die anderen Charaktere haben. Besonders als Takari Fan bin ich gespannt, was zwischen den beiden abgeht. Ich hoffe auf eine sofortige Lösung. :P
Ich hoffe auch, dass es für Mimi, Taichi und Hope ein Happy End gibt. Auf das Kapitel mit dem Jugendamt bin ich sehr gespannt. Ob Taichi dann auch anwesend sein wird?
Ach herrje. Ich werde wohl doch noch Michi Fan. Wer hätte das gedacht ^^

Dein aktuelles Kapitel ist auch sehr schön. Es freut mich, dass Mimi sich nun Sora offenbart hat. Nun wissen es ja bereits der Freunde. Es fehlen also nur noch vier. Die Hälfte ist also fast geschafft!
Mit Soras, Hikaris und Taichis Unterstützung wird das sicherlich ganz einfach werden. Sie erstarren einfach zur Salzsäule und gut ist.

Dann bin ich gespannt auf das nächste Kapitel :)

Liebe Grüße
Isi
Antwort von:  Khaleesi26
08.10.2017 20:04
Halli hallo :)

Ich freue mich, dass du dich hierher verirrt hast und dass dir die Geschichte so gut gefällt :) Und das, obwohl du ja eigentlich Takari Fan bist ;)
Es ist so, dass nicht nur Mimis Geheimnis, sondern auch die der anderen eine zentrale Rolle in der Geschichte einnehmen. Irgendwie dreht sich doch alles darum und natürlich kommt jedes Geheimnis früher oder später mal ans Licht ;) Ob es dann für alle ein Happy End gibt, wird sich noch zeigen. Bin ja leider auch eine kleine Dramaqueen ;D Also, es bleibt sicher spannend...

Haha, das mit der Salzsäule ist eine gute Idee :D man sollte meinen, wenn sie es erst mal den anderen gesagt hat, sollte das Schlimmste überstanden sein, aber... so nett bin ich leider nicht :D

Ich hoffe, du hast weiterhin Spaß beim lesen (kleiner Michi Fan) ;*

Liebe Grüße & danke für dein Kommi <3
Von:  Hallostern2014
2017-10-02T20:27:28+00:00 02.10.2017 22:27
Huhu Maus 😘

Da hast du aber schnell ein tolles Kap gezaubert.

Arme Mimi, da muss sie zurück zu Hölle. Und denn macht ihr Vater auch noch gleich einen Termin beim Jugendamt. Zum Glück hat Mimi noch Tais Familie und vorallem hat sie Tai. Er ist ja sooo süß zur ihr. Da könnte man sich glatt gleich selbst ihn in verlieben. Ich bin sehr gespannt wie das Gespräch verläuft und was die Eltern von Tai für Ideen haben. Eins ist jedoch sicher. Tai wird auf jedenfall nicht zu lassen. Das die Hope wegnehmen. Da hat wohl jetzt schon einer Vatergefühle entwickelt. Was mich sehr gefreut hat, ist das Mimi Tai von sich aus geküsst hatte,dass was so arrr.

Ich bin zwar froh, dass Sora endlich auf Mimi zuging.
Auch, dass sie Mimi sagt, dass sie die anderen es sagen soll und sich entschuldigt für ihr Verhalten und ihr den Grund sagt warum sie so war, dennoch habe ich das Gefühl, dass es ebend nicht der Einzige Grund war warum sie so war. Wieso überlegt sie ob sie mit Matt glücklich ist und wieso sagt sie das Tai es verdient hat mit Mimi glücklich zu sein? Bzw er hat es verdient, dass sie bei ihm ist? Bin immer noch gespannt was da wohl war.
Und warum hat Tai, Mimi nicht gesagt, dass er mit Sora darüber gesprochen hat, dass er ebend nicht der Vater von Hope ist. Jedenfalls nicht der Biologischer. Mimi sollte ihn fragen und ihn natürlich vom Gespräch erzählen.

Bin sehr sehr sehr gespannt aufs nächste Kap.

Ganz liebe grüße 😘😍🌷😚❤
Antwort von:  Khaleesi26
08.10.2017 20:10
Huhuuu :-*

Danke für dein Kommi :3
Hach ja, das war schön, dass sie ihn geküsst hat, nicht ^^ Das musste einfach sein! Natürlich wird er es nicht zulassen, dass Mimi Hope wieder hergeben muss. Er lässt sich mit seiner Mutter was einfallen. Dazu dann mehr im nächsten Kapitel ;)

Hmm, vielleicht liegst du mit deinem Gefühl gar nicht mal so flasch. Natürlich ist es erst mal gut, dass sie sich ausgesprochen haben, aber... ob das wirklich alles war bleibt abzuwarten... Mimi ist da sehr feinfühlig, was das angeht. Vielleicht auch, weil sie so viel scheiße mit Hayato erlebt hat. Da ist man wohl automatisch etwas vorsichtiger und misstrauischer. Und ja, du hast recht... Sora hat teilweise recht auffällig auf ihre Fragen reagiert und auch komische Dinge gesagt.
Das stimmt, warum hat Tai ihr nicht gesagt, dass er sich auch mit Sora ausgesprochen hat? Also alles noch sehr fragwürdig...

Wenn ich es schaffe, heute noch Korrektur zu lesen, werde ich später noch hochladen ;)

Liebe Grüße <3
Antwort von:  Hallostern2014
08.10.2017 20:15
😍😍😍


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