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Yu-Gi-Oh! The Last Asylum

von

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Turn 99 - Left Undone

Turn 99 – Left Undone

 

 

Wie ein Pfeil schoss der leblose Körper durch die Ecksäule des Gebäudes in eine Seitengasse, die aufgrund des ganzen Sandes kaum als solche zu erkennen war. Einige Meter entfernt stand Nick mit ausgestreckter Hand. Sein Opfer, ein grünhaariger Bursche, war bereits dahingeschieden.

Alles um sie herum war verfallen. Was einst eine moderne Großstadt gewesen schien, war jetzt nichts weiter als Ruinen, bedeckt von Sand, Sand und noch mehr Sand. Der Himmel war dunkel, fast schwarz.

 

Nick betrachtete seine Hand. Ein starker Luftzug ging durch die Straße. Dabei flog ein längst vergilbtes Blatt Papier auf Nick zu. Er sah es nur an. Es blieb in der Luft kurz vor seinem Gesicht hängen. Dann, eine halbe Sekunde später, flog es knapp an seiner Nase vorbei.

„Interessant“, murmelte er vor sich hin.

„Und?“; fragte die blonde Alexandra, die hinter ihm mit verschränkten Armen stand. „Hat es diesmal geklappt?“

„Anscheinend. Aber der Effekt ist viel schwächer als bei dem“, meinte der zerzauste, groß gewachsene Mann und nickte zu der Leiche in der Seitengasse.

Seine Begleiterin straffte ihren Trenchcoat. „Wenigstens hat sich die Mühe gelohnt. Anders als in den meisten anderen Welten, die wir bisher besucht haben. Die kleine Pause auf der Erde tat eigentlich ganz gut, rückwirkend betrachtet. Egal, können wir jetzt gehen?“

„Ja.“ Es gab nichts mehr in dieser sterbenden Welt für sie zu erledigen, erkannte Nick.

 

Zusammen wandten sie sich dem Hochhaus zu, das sich direkt neben ihnen befand. Das Eingangstor war längst fort, ebenso die Fensterscheiben. Vermutlich war es einst ein Bürogebäude oder ähnliches gewesen, zumindest gab es am Ende der Lobby einen Tresen und Schächte für Aufzüge.

Nick stapfte durch den Sand mit Alexandra im Schlepptau. Jene überlegte laut: „Wenn ich so darüber nachdenke ist es erstaunlich, wie viele der Welten, die wir besucht haben, doch zerstört oder zumindest in schlechtem Zustand sind.“

Darauf erwiderte Nick nichts.

„Könnte das Werk dieses ominösen 'wahren Feindes' sein“, schlussfolgerte die schöne Schatzjägerin.

Kaum hatten sie das dunkle Gebäude betreten, kam es von der Seite: „Du irrst dich, Alexandra Russo.“

„Der 'wahre Feind' lässt nichts von den Welten übrig, die er heimsucht“, rezitierte Nick das, was Kyon ihnen vor nicht allzu langer Zeit beigebracht hatte.
 

Jener lehnte mit ausgestreckten Beinen an der Wand neben dem fehlenden Tor. Sein Kopf hing leicht nach unten, aber die Sonnenbrille und das schwarze, lange Haar saßen perfekt.

„Immer noch außer Gefecht?“, fragte Alexandra ihn, während Nick an den beiden vorbei zu dem Tresen schritt und dabei den Rucksack abstreifte, den er geschultert hatte.

„Das Reisen zwischen den Welten ist ziemlich anstrengend. Wir haben Glück, dass ihre Tore geöffnet sind. Aber es kostet mich viel Kraft, sie für euch zu aktivieren.“

Die Blonde seufzte. „Wer hätte gedacht, dass du, als du damals sagtest, all das würde einen hohen Preis fordern, dich selbst gemeint hast.“

„Es ist nicht zu ändern“, erwiderte der Immaterielle in Alessandro Montinaris Körper emotionslos und richtete den Kopf auf. „Um das Tor Eden eurer Welt zu öffnen, musste ich es zunächst finden. Nach der Zerstörung des Turms war es verloren zwischen den Welten, aber dank eines Freundes konnte ich es bergen. Um es zu reaktivieren war viel meiner Kraft als Gründer notwendig. Ein hoher Preis.“

„Dein Leben.“ Alexandra seufzte niedergeschlagen. „Danke. Dafür, dass du uns hilfst, meine ich.“

„Ich muss euch danken. Ihr seid möglicherweise die Einzigen, die den Sammler aufhalten könnt.“

Die Schatzjägerin lachte bitter. „Du hast nicht viel Vertrauen in die Undying.“

„Ihre Verbindung zum Sammler hält sie zurück.“

„Wo wir gerade von denen sprechen. Ich schätze, wir hatten wirklich Glück, dass sie nicht bemerkt haben, wie wir das Tor geöffnet haben.“

Nick rief vom anderen Ende der Lobby: „Selbst wenn sie es bemerkt hätten, hätten sie uns erst finden müssen. Ihre Augen sind nicht überall.“

Ganz so gelassen sah die junge Frau das nicht. „Aber sie verfügen über Mittel und Wege, uns aufzuspüren und zu verfolgen. Unterschätze sie nicht, Nick.“

Mehr wollte er anscheinend nicht zum Thema beitragen, denn er schwieg und beschäftigte sich mit etwas auf dem Tresen. Alexandra erhob sich.

„Gebt mir noch ein paar Minuten, dann können wir weiterreisen“; bat Kyon und sie nickte freundlich lächelnd.

 

Von der Neugier getrieben zog es sie zu Nick, den sie schließlich dabei beobachten konnte, wie er auf einem Laptop in hohem Tempo herumtippte.

„Was machst du da?“, fragte sie.

„Nichts von Bedeutung.“

Sie konnte einen Blick auf ein Textdokument erhaschen. Eine Beschreibung der Welt, in der sie sich befanden, die Nick #7 nannte. Als er ihre Blicke bemerkte, klappte er den Laptop zu und wandte sich zu ihr um.

„Du hältst unsere Erlebnisse fest?“, fragte sie überrascht. „Wofür?“

„Das geht dich nichts an.“

„Herzlich wie immer“, mokierte sie sich ob seines eisigen Charmes. „Darf ich einen Vorschlag machen? Wir sollten nochmal zurück in unsere Welt. Du kannst die Kräfte deiner Conqueror's Soul anscheinend nur vollständig entfalten, wenn du dich duellierst.“

Der brünette, junge Mann sah sie an, als hätte sie etwas Verbotenes ausgesprochen. Aber sie blieb standhaft. „Wie oft hat es funktioniert, die Kräfte der Bewohner der anderen Welten zu absorbieren? Einmal, zweimal?“

Er antwortete nicht. Weil er genau wusste, dass sie Recht hatte.

„Warum auch immer, scheint es nur im Duell zuverlässig zu funktionieren. Und in den meisten Welten gibt es Duel Monsters. Oder hat es zumindest irgendwann mal gegeben.“

„Ich befürworte diesen Vorschlag“, meinte auch Kyon hinter ihnen. Er erhob sich langsam. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass du dir ein neues Deck besorgst, Nick Harper.“

Jener gab sich schließlich geschlagen. „Meinetwegen. Ehe ich noch mehr Zeit verschwende.“

„Duel Monsters ist der Schlüssel zu allem“, sprach der Immaterielle geheimnisvoll. Aber wann immer er das sagte, gab er keine Antwort auf etwaige Fragen.

 

~-~-~

 

Anya kniete mit ungläubigem Blick und betrachtete Matt, der vor dem in Trümmern liegenden Waisenhaus am Boden lag. Dabei war sie es doch gewesen, die beinahe gegrillt worden wäre. Hinter ihr zog sich eine Schneise der Zerstörung durch den Wald, im wahrsten Sinne des Wortes erstreckte sich eine etwa fünf Meter breite Narbe durch jenen, in der es nur noch dampfende Erde gab.

 

[Anya: 850LP / Matt: 3650LP]

 

Ursache des Chaos war die riesige, schwarze Gestalt, die über Matt verharrte. Ihr Unterleib bestand aus neun Drachenköpfen, die allesamt aufgebäumt auf das Mädchen schielten. Ab dort ging es in einen schwarz-violetten Oberkörper über, der in einem gesichtslosen Kopf endete. Die Arme hatte die Kreatur weit ausgebreitet.

 

Primalswarm Yggdrasil [ATK/3050 DEF/1650 {12} OLU: 0]

 

Anya ihrerseits kontrollierte die beiden Ritter [Gem-Knight Tiger's Eye] und [Gem-Knight Pyrite], welche in ihrem Pendelbereich als Zauberkarten lagen und entsprechend in hellblauen Lichtsäulen weit über ihr schwebten. Dazu lag eine Karte zu ihren Füßen verdeckt.

 

<2> Anyas Pendelbereich <8>

 

Handkarten hatte sie keine mehr und wenn, wären diese vor lauter Aufregung völlig zerdrückt, so wie sie die Faust ballte. Langsam erhob sich das Mädchen. „Summers … ist alles okay bei dir?“

Jener stützte sich mit beiden Händen von der Erde ab und richtete ebenfalls langsam auf. Eher schlecht als recht stand er schließlich wieder auf den Beinen. „Natürlich. Noch ein bisschen mehr und ich kann meine Familie endlich rächen …“

„Ich weiß, dass du mich dafür verantwortlich machst! Und indirekt bin ich das auch! Aber ich wollte nie, dass so etwas geschieht. Das war Stoltz, nicht ich! Wir müssen-“, versuchte sie auf ihn einzureden, aber er schwang wütend den Arm aus.

„Um den kümmere ich mich danach!“

„Idiot! Du kannst kaum stehen! Und dabei bin ich deine Gegnerin! Was glaubst du, alleine gegen den ausrichten zu können!?“

Matt knurrte: „Das lass mal meine Sorge sein!“

Wieso klammerte er so verbittert an seinen Rachegedanken an sie fest, fragte sich Anya getroffen. Er musste doch wissen, dass sie niemals so etwas zugelassen hätte. „Summers, noch haben wir keine Anhaltspunkte gefunden, was mit ihnen geschehen ist! Bitte, hör auf mich! Lass uns mit Ricther sprechen, er wird-!“

„Als ob ich noch einmal einem Undying vertrauen würde! Langsam durchschaue ich dich, Anya“, sprach er manisch mit erhobenem Zeigefinger, „das ist alles ein abgekartetes Spiel. Du willst mich zerstören.“

„N-nein, wie kommst du darauf!?“

„Seit ich dich kenne ist mein Leben die Hölle. Du bist schuld! An allem!“ Er nahm eine seiner drei Karten und rammte sie in sein D-Pad. „Diese hier verdeckt. Mach deinen letzten Zug, Anya!“

Während die Falle zu seinen Füßen neben seiner anderen gesetzten Karte erschien, schluckte das Mädchen. Das hatte ja prima funktioniert. Wo war der elende Flohpelz, wenn man ihn mal brauchte!? Er war sicher besser im Vermitteln als sie!

 

Ihr blieb nichts anderes übrig, als weiterzuspielen. „Draw!“

Vielleicht konnte sie noch ein wenig Zeit schinden, bis Zanthe wiederkam. [Primalswarm Yggdrasil] hatte all seine Overlay Units verbraten, also würde es eine Weile dauern, ehe er noch so einen vernichtenden Effekt entfesseln konnte. Andererseits hatte sie kaum noch Lebenspunkte, was den Prozess wiederum beschleunigte. Verdammter Kackmist!

Das Mädchen betrachtete ihre gezogene Karte, wodurch sich ihre Miene sofort aufhellte. „Yes!“

Sie streckte die Hand in die Höhe. „Schwinge bis in alle Ewigkeit, Pendulum!“

Über ihr öffnete sich zwischen den Lichtsäulen ein riesiges, buntes Loch. „Von meiner Hand rufe ich den Stufe 7-[Gem-Eyes Value Dragon]! Pendulum Summon!“

Ein einzelner, roter Lichtstrahl schoss aus dem Pendelportal und schlug vor ihr ein. Brüllend erhob sich vor ihr ein Drache, gänzlich mit goldener Panzerung bedeckt. Von seinem Rücken ragten in jede Richtung drei Tragflächen.

 

Gem-Eyes Value Dragon [ATK/2400 DEF/2000 (7) PSC: <5/5>]

 

„Und ich nutze sofort seinen Effekt! Sight Transition!“

Am Helm des Monstrums befanden sich zwei Scheiben, eingeteilt in vier gleichgroße, farbige Segmente. Jene begannen sich schneller und schneller zu drehen.

„Damit kann ich einmal pro Zug den Typen von Gem-Eyes auf Pyro, Aqua, Donner oder Fels ändern.“ Anya schwang den Arm aus. „Ich wähle Aqua!“

Als sie das sagte, stoppten die Drehungen der Scheiben ruckartig und die blauen, transparenten Segmente legten sich vor die Augen des Drachen wie ein Visor.

„Und jetzt löse ich den Effekt aus, den Gem-Eyes hat, wenn er vom Typ Aqua ist! Sapphire Gift!“, tönte die Blonde lautstark.

Die goldenen Tragflächen des Value Dragons wurden von einer deckenden Eisschicht überzogen, die eine ganz neue Version von Flügeln erschuf. Blaue Linien zogen sich in der Rüstung entlang, als der Drache sich aufbäumte und heulte. Um Anya ihrerseits entstand eine blaue Aura.

„Damit heile ich 1000 Lebenspunkte auf!“

 

[Anya: 850LP → 1850LP / Matt: 3650LP]

 

„Der Tropfen auf dem heißen Stein“, meinte Matt abfällig.

„Ich bin noch nicht fertig! Ich verbanne [Gem-Knight Iolite] von meinem Friedhof, um [Gem-Knight Fusion] zurückzuerhalten. Und ich werfe diese auch gleich wieder durch den Effekt von [Gem-Knight Tiger's Eye] in meiner Pendelzone ab, um mir ein normales Monster von meinem Deck ins Blatt zu nehmen!“

Der schwarz-gelb gestreifte Ritter in der linken Lichtsäule strahlte kurz auf. „Ich wähle [Gem-Knight Sapphire]!“

Dessen Karte schob sich aus Anyas schwarzer Duel Disk. „Und jetzt verbanne ich [Gem-Knight Garnet], um [Gem-Knight Fusion] erneut zu recyclen!“

Anya holte beide Karten aus ihrem Friedhof und schob den gelb-umrahmten Ritter in den Schlitz unterhalb des Ablagestapels.

„Und was wird das, wenn es fertig ist?“

„Ein Problem für dich! Denn ich aktiviere jetzt [Gem-Knight Fusion]!“ Das Mädchen streckte ihren Arm aus. Vor ihr öffnete sich ein Edelsteinwirbel. „Gem-Eyes wird immer als Gem-Knight behandelt, weshalb er ebenfalls fusioniert werden kann. [Gem-Knight Sapphire], du bist das Herz, [Gem-Eyes Value Dragon], du die Rüstung! Vereint euch!“

Zuerst erschien vor ihr ein hellblauer Ritter, der in den Sog gezogen wurde. Danach verschwand auch ihr goldener Drache in jenem, doch kurz darauf schoss ein roter Blitze aus dem Wirbel in den Himmel. „Fusion Summon! Erscheine, [Gem-Knight Aquamarine]!“

Ein Lichtblitz blendete Matt kurzzeitig. Da kniete ihr neuer Krieger bereits vor ihr nieder, bei dem es sich um einen dunkelblauen Ritter in violettem Umhang handelte, an dessen Arm ein Rundschild mit einer breiten, schmalen Eisklinge befestigt war.

 

Gem-Knight Aquamarine [ATK/1400 DEF/2600 (6)]

 

„Das reicht nicht, um [Primalswarm Yggdrasil] abzuwehren“, zeigte sich Matt zuversichtlich.

Ebenso wie Anya. „Lass dich überraschen. Zug beendet!“
 

„Draw!“, rief ihr angeschlagener Gegner und zog seine Karte. Unmittelbar danach nahm er eine andere aus seinem Drei-Karten-Blatt. „Ich spiele [Evilswarm Thunderbird]!“

Ein riesiger, leicht untersetzter, schwarzer Vogel tauchte vor ihm auf. An seiner Stirn hingen fünf lange, dornenbesetzte Tentakel.

 

Evilswarm Thunderbird [ATK/1650 DEF/1050 (4)]

 

„[Primalswarm Yggdrasil], Angriff auf [Gem-Knight Aquamarine]!“, befahl Matt mit ausgestrecktem Zeigefinger.

Am gesichtslosen Kopf des riesigen Ungetüms öffnete sich ein roter Schlund, der einen vernichtenden Laserstrahl gegen Anyas knienden Ritter entfesselte. Welcher anschließend in einer mächtigen Explosion, die allerlei Erde aufwirbelte, unterging. Anya schützte sich mit erhobenen Armen.

Dabei grinste sie hinter diesen und lugte hervor. „Sehr schön, Summers. Du hast gerade den Effekt von [Gem-Knight Aquamarine] ausgelöst. Wird er zerstört, schicke ich eine deiner Karten auf die Hand zurück. Ihn!“

Sie schwang den Arm aus und zeigte auf [Primalswarm Yggdrasil].

„Das glaube ich nicht“, erwiderte Matt tonlos, als eine seiner gesetzten Karten aufsprang, „verdeckte permanente Falle, [Xyz Wrath]! Solange ich ein Xyz-Monster kontrolliere und eines deiner Stufe 5 oder höher-Monster einen Effekt aktiviert, kann ich eine Handkarte abwerfen und diesen annullieren. Außerdem wird das Monster zerstört! Aber das wurde es in diesem Fall ohnehin …“

Aus dem Himmel schoss ein Blitz auf Anya herab, der direkt in ihre Duel Disk einschlug. Das Mädchen fluchte erschrocken: „Oh shit!“

Matt derweil schob eine Karte in seinen Friedhofsschlitz und sah auf. „Ich kenne dich lange genug um zu wissen, wie du dich gegen stärkere Feinde versuchst zur Wehr zu setzen. Und wie du dabei ohne Hilfe meistens versagst.“

Der Seitenhieb saß. Anya sah getroffen zur Seite. „Kch!“

„Direkter Angriff auf ihre Lebenspunkte, [Evilswarm Thunderbird]!“

Sofort richtete das Mädchen ihre Aufmerksamkeit auf den riesigen Vogel, der sich bereits im Anflug befand. Zwar hatte sie damit gerechnet, einen direkten Angriff kassieren zu müssen, aber nicht durch dutzende Tentakelhiebe! Denn genau diese bekam sie ab, wurde regelrecht ausgepeitscht.

„Argh!“, schrie sie und sank nach der Tortur auf die Knie. Matts Angriffe verursachten realen Schaden, woran dieser elende Immaterielle Schuld war! „So ein Dreck!“

 

[Anya: 1850LP → 200LP / Matt: 3650LP]

 

„Bevor ich den Zug beende, aktiviere ich noch [Primalswarm Yggdrasils] Effekt. Er macht [Evilswarm Salamandra] in meinem Deck zu einer Overlay Unit.“

Seine Kreatur streckte die Hand vor sich aus und ließ eine schwarze Sphäre über ihr erscheinen, die um die Drachenköpfe an seinem Unterleib zu kreisen begann.

 

Primalswarm Yggdrasil [ATK/3050 DEF/1650 {12} OLU: 0 → 1]

 

Anya hielt sich den rechten Oberarm. Die schwarze Totenkopf-Jeansjacke, die sie trug, war an einer Stelle aufgerissen und sie blutete. Sie kniff die Augen zusammen. Pah! Es tat nicht weh! Und tatsächlich ließ der Schmerz merklich nach. Ging doch!

 

Trotzdem zitterte ihr ganzer Arm, als sie nach ihrem Deck reichte. Wenn sie Yggdrasil nicht bald loswürde, wird er stark genug für eine weitere Ladung seines Zerstörungseffekts sein. Und das würde sie nicht überleben.

„Matt“, versuchte sie abermals, zu ihm durchzudringen, „willst du das wirklich durchziehen?“

„Ich will Gerechtigkeit!“

„Ach ja!? Und was hast du dann davon!?“, überschlug sie sich. „Du wirst zu einem Mörder, genau wie Stoltz!“

„Was schert mich das noch?“, fragte er ruhig. „Diese Welt ist doch sowieso verdorben bis in ihre Grundfeste. Wenn -andere- ihr Gewissen abstellen können, muss ich das eben auch.“

Anya irritierte diese Betonung. „Was soll das heißen?“

„Du weißt es natürlich nicht.“ Er griff nach seinem Extradeck und zog eine Karte daraus hervor. Es war [Evilswarm Ouroboros]. „Im Zug, als ich abgehauen bin, habe ich mir angesehen, was diese Karte alles in Nicks Händen angerichtet hat.“

„H-huh?“

Matts ohnehin finsterer Ausdruck verzog sich derart, dass Anya eine Gänsehaut bekam. „Er hat ihn unzählige Male eingesetzt. Gegen andere Menschen. Beziehungsweise Dämonen. Viele sind dabei gestorben.“

„W-was?“

„Anders ausgedrückt: Er ist ein Mörder, Anya. Er tötet andere Lebewesen. Und warum? Weil er ihre Kräfte absorbieren will. Daher konnte er all die Sachen, die er gestern zur Schau gestellt hat.“ Matt lachte finster. „Er will selbst zum Dämonen werden. Und soll ich dir noch etwas verraten? Selbst deinen Vater wollte er ermorden!“

 

Dem Mädchen klappte die Kinnlade hinunter. Das konnte unmöglich stimmen. Nick war nicht gerade einfach, wie sie letztlich hatte einsehen müssen, aber das? Er musste sich irren. Zu so etwas wäre er nicht in der Lage, allein weil er intelligent genug war, um seine Ziele anders zu erreichen.

Und doch! Schon vor etlichen Jahren hatte Nick eine Falschaussage gemacht, um ihren Dad ins Gefängnis zu bringen. Auch wenn er dazu von irgendwelchen Typen, die sie hassten und heute nicht mehr gerade gehen konnten, gezwungen worden war. Das konnte Matt allerdings unmöglich wissen.

Anya schluckte. Nein. Sie wollte darüber nicht nachdenken. Nicht hinterfragen. Nick war nicht so, er war ihr immer freundlich gesinnt gewesen!
 

Das Mädchen lachte, wenn auch etwas heiser. „Oh Summers, glaubst du das wirklich? Idiot! Merkst du nicht, dass dein Immaterieller dich manipuliert!?“

„Ich habe keinen Grund ihm zu misstrauen.“

„Oh natürlich, weil sie immer nur das Beste für uns im Sinn hatten.“ Anya breitete die Arme aus. „Mach die Augen auf! Du wirst benutzt! Wer sagt denn eigentlich, dass es nicht er war, der das hier angerichtet hat? Vielleicht war es gar nicht Stoltz?“

Matt schüttelte den Kopf. „Thoras hat nichts damit zu tun.“

„Sicher?“ Sie schnaubte. „Ich könnte schwören, dass du mir mal erzählt hast, Another hätte es genauso mit Big Al gemacht, als dieser noch ein Windelscheißer war. So machen sie das, Summers! Sie fingieren Ereignisse im Leben ihrer Gefäße, um sich als ihre Freunde zu präsentieren.“

Er sah sie für einen kurzen Moment irritiert an. „Und lass mich raten: Er ist es, der dir ins Ohr flüstert, mich zu töten!“

Und in diesem Augenblick weitete er die Augen. „… ja, aber aus nachvollziehbaren Gründen.“

 

Ich bitte dich, Anya Bauer. Ich habe dich nie belogen.

 

„L-Levrier! Geht es dir gut!?“ Es war, als fiele ihr der Mount Everest vom Herzen, als sie seine Stimme in ihrem Kopf vernahm.
 

Einigermaßen. Wie ich sehe, hast du dich bisher verteidigen können. Aber [Primalswarm Yggdrasil] bist du nicht losgeworden.

 

„Ist hartnäckiger als Abby bei ihren Moralapostel-Ansprachen.“ Anya atmete tief durch. „Matt wird von seinem Immateriellen manipuliert. Wir müssen was dagegen tun!“

„Soll ich dir was sagen? Es ist mir mittlerweile egal. Ich habe keine Zukunft mehr. Soll mich doch kontrollieren wer will“, zischte Matt verbittert zurück.

„Das stimmt doch gar nicht! Du hast noch uns!“ Anya legte sich dabei die Hand auf die Brust. „Es geht immer weiter.“

„Pah …“

 

Ich möchte deinen Appell ungern unterbrechen, aber Matthew Summers Zustand bereitet mir große Sorgen. Sein Energiefluss ist ein einziges Chaos, seit er seine Inkarnation aufs Feld gebracht hat.

 

„Du meinst seinen, uh, wie hieß das noch?“
 

Äther, wie Matthew Summers uns schon mehrfach erklärt hat. Anscheinend zehrt [Primalswarm Yggdrasil] davon und vergiftet ihn dabei. Wir sollten es so schnell wie möglich zerstören, andernfalls könnte unser Freund sterben.

 

Wieder lachte Matt. „Und wenn schon. Aber bevor das passiert, nehme ich euch beide mit. Sollte ich dann noch stehen, schnappe ich mir Stoltz.“

„Du kapierst es nicht, huh? Gut, wenn du die Nachricht nicht verstehst, muss ich sie eben in dich hineinprügeln!“, drohte Anya und griff endlich nach ihrem Deck. „Draw!“

Erwartungsvoll sah sie sich die gezogene Karte an. Und als ihre Mundwinkel derart zufrieden hochzuckten, dass Leute, die sie aus frühen Zeiten kannten, sofort die Flucht ergriffen hätten, sagte sie: „Yeah baby!“

Folglich wurde der gezogene Zauber unmittelbar ausgespielt. „Ich aktiviere [Gem-Trade]! Wenn eine Karte auf meinem Friedhof liegt, die Gem-Knights fusionieren kann, darf ich einen Fusionsritter verbannen und für jede dritte Stufe eine Karte ziehen.“

Anya nahm persönlich ihren Friedhof aus dem Schacht, durchsuchte ihn und zeigte grinsend drei Karten vor. „[Gem-Knight Lady Brilliant Diamond] ist Stufe 10, also sind das drei Karten für mich. Außerdem verbanne ich auch gleich [Gem-Knight Turquoise], um [Gem-Knight Fusion] zu recyclen, wenn wir sowieso grad' dabei sind.“

Doch zuerst musste sie die drei Karten ziehen. Nachdem das getan war, landete mit Turquoise der nächste Ritter in der Verbannungszone. Ganze vier Karten hielt Anya damit auf der Hand.

 

Bitte vergiss nicht, dass du dadurch für die nächsten drei Züge die Draw Phase überspringen musst.

 

„Als ob!“ Wahrscheinlich würde das Duell ohnehin nicht mehr lange gehen, überlegte Anya beim Anblick der Karten. Sie reckte das Kinn hoch. „Summers, bevor ich dich jetzt unangespitzt in den Boden ramme, sollst du eins wissen. Ich werde dich nicht aufgeben, kapiert? Niemals.“

Matt sah sie einen Moment an völlig verunsichert an, bevor er wieder zu seiner grimmigen Ader zurückfand. Immerhin tat er Anya einen Gefallen damit, diese Worte, die sie bereits Sekunden später zutiefst bereute, nicht zu kommentieren. Seit wann war sie so kitschig!? Bah!

Um gar nicht erst darüber nachdenken zu müssen, streckte sie den Arm gen Himmel. „Schwinge bis in alle Ewigkeit, Pendulum! Aus meinem Extradeck der Stufe 7-[Gem-Eyes Value Dragon]! Pendulum Summon!“

Über ihr öffnete sich das bunte Pendelportal und spie einen roten Lichtstrahl aus, der vor ihr einschlug und die Form des gepanzerten, goldenen Drachen annahm.

 

Gem-Eyes Value Dragon [ATK/2400 DEF/2000 (7) PSC: <5/5>]
 

„Dein [Primalswarm Yggdrasil] kann nur durch Xyz-Monster besiegt werden, richtig?“ Anya grinste. „Aber was passiert wohl, wenn man diesen Effekt unterbindet? Das wirst du gleich herausfinden! Sight Transition!“

Wie angekündigt begannen sich die vierfarbigen Scheiben am Helm des Drachen zu drehen. „Ich ändere seinen Typen auf Donner!“

Schließlich hielten sie bei den gelben Segmenten, die umklappten und einen Sichtschutz bildeten. Gelbe Linien zogen sich durch seine Rüstung, violette Blitze begannen um die Tragflächen zu schlagen. Anya zeigte auf Yggdrasil. „Mit diesem Effekt wählt Gem-Eyes ein Ziel und die Karte kann ihren Effekt nicht aktivieren, solange es die Ladung kassiert! Topaz Jammer!“

Einige der Blitze begannen sich von ihrem Golddrachen zu lösen, doch noch bevor dieser seinen Feind damit bombardieren konnte, rief Matt: „Nichts da! Du hast wohl vergessen, dass ich [Xyz Wraths] immer wieder nutzen kann!“

Er nahm seine letzte Handkarte und schob sie in den Friedhofsschlitz. Kurz darauf schlug ein Blitz aus heiterem Himmel in Gem-Eyes ein und brachte ihn zum Explodieren. Ein roter Lichtstrahl huschte aus der Rauchwolke nach oben, wo sich das Pendelportal kurz öffnete und ihn absorbierte.

Anstatt aber erschrocken zu sein, grinste Anya breit. „Braver Summers.“

„Was soll das heißen?“

„Das wirst du bald merken. Ich habe nicht gesagt, dass ich dich sofort fertig mache.“ Sie zückte eine Zauberkarte aus ihrem Blatt. „Wenn ich erst dein Mistvieh da los bin, kann ich mir dafür alle Zeit der Welt lassen.“

„Versuch es.“

„Gerne! Ich aktiviere [D.D.R. – Different Dimension Reincarnation]!“ Vor ihr richtete sich neben ihrer gesetzten Karte eine grün-umrandete auf, auf der ein dunkelblauer, nackter Mann abgebildet war, der aus einem Dimensionsriss drang. „Zwar kostet das mich eine Handkarte, aber dafür kann ich ein verbanntes Monster zurück aufs Feld rufen. Der Zauber hält es dabei solange, bis er zerstört wird.“

Anya entledigte sich ihrer [Gem-Knight Fusion] und rief: „Zeit für dich, deine Ehre zu retten! Ich beschwöre [Gem-Knight Pearl]!“

 

Gute Wahl! Damit kannst du [Primalwarm Yggdrasil] vernichten. Moment, was!?

 

Vor Anya öffnete sich derselbe Dimensionsriss, der wie ein kaputtes Gitter aussah. Aus ihm drang der weiße Ritter Pearl, den Levriers Essenz bewohnte. Und der Immaterielle war alles andere als begeistert.

 

Gem-Knight Pearl [ATK/2600 DEF/1900 {4} OLU: 0]

 

Bist du verrückt geworden!?

 

„Hey, sei dankbar“, gab sich Anya ahnungslos schulterzuckend, „du bist der Star dieses Zugs!“

Ihr Ritter verschränkte wütend die Arme und positionierte sich vor dem Mädchen, wobei seine sieben Perlen sich ebenfalls dazugesellten.

„Jetzt hör' auf zu schmollen. Alles wird gut.“ Sie zeigte eine Zauberkarte vor. „Denn ich rüste dich mit [Gem-Knight Power Bracelet] aus, was dich um 800 Angriffspunkte stärker macht!“

Levrier hob eine Faust, an dessen Handgelenk sich ein goldener, juwelenbesetzter Reif materialisierte, der ein gleißendes Licht von sich gab.

 

Gem-Knight Pearl [ATK/2600 → 3400 DEF/1900 {4} OLU: 0]

 

Matt weitete die Augen. Was Anya nicht entging. „Ja, Summers! Genau -das-! Angriff auf dieses hässliche Drecksstück! Blessed Spheres of Purity!“

Mit einem Nicken gab Levrier sein Kommando. Wie ein Wespenschwarm flogen seine Riesenperlen auf [Primalswarm Yggdrasil] zu. Eine nach der anderen schlug in seinem Torso, den Armen, den Drachenköpfen ein, bis ein Feuer entfacht wurde. Brennend fiel die Kreatur zu Boden unter Matts panischem Schrei: „Nein!“

Dann folgte eine letzte, mächtige Explosion.

 

[Anya: 200LP / Matt: 3650LP → 3300LP]

 

„Ich hoffe, du hast ihn nicht verletzt“, murmelte Anya grimmig.
 

Als ob ich deinen Freunden so etwas antun würde!

 

Als der Rauch sich legte, stand Matt in gebeugter Haltung da. Dabei hielt er eine Gesichtshälfte mit seiner Hand, das sichtbare Auge war weit aufgerissen vor Entsetzen. Er keuchte schwer.

„Das dürfte es gewesen sein“, war sich Anya sicher. „Zug beendet …“

 

Matt richtete sich auf. Er starrte Anya an, aber es fühlte sich an, als sähe er durch sie hindurch in die Leere. Dann ließ er die Hand von seinem Auge sinken. Die rote, unterstrichene Zahl „1“ darin war fort.

„Tja, Summers. Mit dem Piepmatz allein wirst du mich nicht besiegen können. Und du hast deine letzte Handkarte weggeworfen“, erklärte Anya ernst, „viel kannst du nicht mehr tun. Nur auf die nächste Karte vertrauen, die du ziehst. Vielleicht hilft dir ja dein Immaterieller dabei.“

Matt lachte eisig. „Bestimmt nicht.“

Er griff nach seinem Deck. „Du musst wissen: Wir haben keinen Pakt geschlossen, ich und Thoras.“

Das überraschte das Mädchen sichtbar, sie schrak zurück. „H-huh!? Wie hast du dann inkarnieren können!?“

„Das konnte ich schon, seit ich wegen -dir- von Urila befallen wurde“, erwiderte er gehässig, „was Thoras angeht, ist der genau dasselbe wie Levrier: Der Abkömmling eines Immateriellen, eingesperrt in einer Karte.“

„Wenn wir hier fertig sind, wirst du mir eine Menge erklären müssen“, knurrte Anya.

„Ich bin dir gegenüber keine Rechenschaft schuldig. Und wenn das Duell vorbei ist, würde einer von uns sowieso nicht mehr an der hypothetischen Konversation teilnehmen können.“ Matt schloss die Augen. „Denn es endet hiermit! Draw!“

Schwungvoll riss er die Karte von seinem Deck, aber Anya spürte kein Stechen in der Brust oder etwas Ähnliches. Also kein Cheat Draw, wie sie es so gerne formulierte.

Matt betrachtete seine Zauberkarte und begann leise, dann immer lauter in hysterisches Gelächter überzugehen. Völlig untypisch für ihn, und zwischen den Zeilen mehr gequält als alles andere.

„Oh Anya, all deine Mühen umsonst“, sprach er überschwänglich und drehte die Zauberkarte zwischen seinen Fingern um, „siehst du das hier? [Monster Reborn]!“

Sofort gab die Blonde einen entsetzten Luftzug von sich.
 

Kein Grund zur Sorge, Anya Bauer. Selbst wenn er [Primalswarm Yggdrasil] reanimiert, kann dieser uns nicht schaden! Er wäre weder in der Lage, genug Kraft für seinen Effekt anzusammeln, noch uns mit seiner Angriffskraft zu bedrohen!

 

„Y-yeah. Und ich hab -das- noch in der Hinterhand“, meinte sie geheimnisvoll.

 

Korrekt.

 

„Du hast vollkommen Recht. Yggdrassil kann dir nicht gefährlich werden“, sprach Matt und schluckte, „aber mir. Noch einmal und ich-“

Er verstummte schlagartig, blieb reglos stehen.

„Was passiert da?“, fragte Anya verwirrt. „W-warte! Sag nicht, er will sich-!?“
 

Ich befürchte es! Anscheinend ist er jedoch in sein Elysion gezogen worden.

 

~-~-~

 

„Bist du verrückt geworden!?“, wurde Matt angeschrien.

Er stand am Ende des kreisrunden Elysions, auf dem zahlreiche, ineinander verflochtene Zahnräder abgebildet waren. Um die Plattform herum existierte nur Dunkelheit.

Auf der anderen Seite stand Thoras in der Form des schwarz-goldenen Schabenritters [Steelswarm Roach] – der Paktkarte, die Another einst geschaffen hatte und die er nun bewohnte.

Thoras konnte seine Wut nicht beherrschen. „Du siehst keinen anderen Ausweg und willst [Primalswarm Yggdrasil] beschwören, um dich selbst zu richten!? Ist es das!?“

Matt, der den Kopf gesenkt hielt, antwortete nicht.

„Was ist mit deiner Rache!? Der Gerechtigkeit für die Kinder und deine Freunde!?“

Nichts.

Wild gestikulierend schritt Thoras auf seinen Partner zu. „Und was ist mit unserem Versprechen, Urilas Erinnerungen zu finden? Ist dir das Schicksal dieser Welt auf einmal egal geworden!?“

„Ich habe dir nie etwas versprochen“, erwiderte Matt tonlos.

„Aber dir selbst!“ Als die humanoide Kakerlake im goldenen Umhang ihn erreichte, fasste sie ihn mit beiden Händen auf die Schultern. „Aufgeben war nie eine Option!“

„Wenn ich sterbe, wird es aufhören. Dieses unendliche Leiden. Die Verluste.“

Thoras schüttelte ihn. „Ach ja!? Dann hast du noch etwas zu verlieren! Deine Freunde!“

 

Als Matts Kopf in den Nacken fiel und er nach oben starrte, sein Mund halb offen stand, fühlte er sich wie in Trance. So hatte er sich sein Ende nicht vorgestellt. Thoras hatte Recht, es gab noch etwas zu verlieren. Aber das waren nicht seine falschen Freunde. Es war seine Würde.

Ruckartig nahm er Haltung an und sah Thoras in die menschlichen Augen. „Wenn ich dir etwas bedeute, dann hilf mir.“

Der wusste sofort, was gemeint war. „Nein. Nicht so!“

„Muss ich jetzt noch darum bitten!? Tu es!“

Matt war es nun, der die Schultern des Immateriellen griff. Eine schwarze Aura begann um ihn herum aufzuflammen. „Tu es! Schließe einen Pakt mit mir!“

„Das würde dein trauriges Schicksal endgültig besiegeln.“ Thoras schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht verantworten!“

„Ich verspreche, dich zu Urilas Vermächtnis zu führen!“, schrie Matt und drückte den schwarzen Ritter langsam mit unmenschlicher Kraft nieder. „Und du im Gegenzug, mir deine Macht zu verleihen!“

Unter einem Schrei wollte Thoras sich losreißen, da begann ein grelles Licht von ihnen beiden auszugehen und erfüllte das Elysion.

 

~-~-~

 

Anya sah gespannt zu, als Matt sich rührte. Der hob seine Hand und betrachtete sie. Ein pechschwarzes Symbol bildete sich darauf: Eine Schachfigur, genauer gesagt der König, in einem Zahnrad eingeschlossen.
 

Sie haben einen Pakt geschlossen!
 

„Großartig. Gerade als ich dachte, er sei doch nicht so dämlich“, war Anya fassungslos, „sorry, mein Fehler.“

Matt sah zu ihr auf. „Ich bin so dämlich. Tut mir leid, dich zu enttäuschen.“

Er lächelte und sagte plötzlich: „Schön, dass zur Abwechslung mal ich derjenige war, der die Hosen anhatte. Tut mir leid. Aber ich bin mir sicher, es ist dir am Ende nur recht gewesen. Egal? Ich weiß es nicht. Alles was ich im Moment will …“

Er funkelte Anya plötzlich mit einem Hass an, der sie wieder einmal zusammenzucken ließ. „… ist zu zerstören.“

„S-Summers!?“

„Ich habe noch kein Ziel für den Effekt von [Monster Reborn] bestimmt.“ Matt schwang den Arm aus. „Das Monster, das vom Friedhof reanimiert wird und das ich im letzten Zug abgeworfen habe, ist [Evilswarm Dullahan]!“

Neben [Evilswarm Thunderbird] setzte sich eine kopf- und beinlose Kreatur zusammen, die aus grauem Metall mit schwarzen Streifen gemacht war. Zwei gewaltige, goldene Arme machten das Wesen regelrecht furchteinflößend.
 

Evilswarm Dullahan [ATK/1150 DEF/1550 (4)]

 

„Zeig mir, was du geschaffen hast!“, rief Matt und streckte den Arm aus. „Ich erschaffe das Overlay Network!“

Vor ihm öffnete sich ein Schwarzes Loch. „Aus meinen beiden Stufe 4-Monstern wird ein Rang 4-Schwärmer!“

Anya verkrampfte, als Matts Kreaturen sich in violetten Lichtstrahlen verwandelten und in den Vortex gezogen wurden.
 

Mach dich bereit!
 

„Keine Sorge“, murmelte sie zuversichtlich, „ich hab alles im Griff!“

„Xyz Summon!“, brüllte Matt förmlich. In dem Moment explodierte das Overlay Network in goldenem Licht, welches Anya einen Moment blendete. „Gib alles, [Evilswarm Exciton Knight]!“

Das Mädchen kniff die Augen zusammen und erblickte in dem Licht eine Schattengestalt, etwa genauso groß wie ein Mensch. Als sie besser sehen konnte, weitete sie die Augen. Der Körper war schwarz, das Cape um seine Schultern dagegen weiß, verziert mit goldenen Ornamenten.

„Moment mal“, stammelte die Blonde irritiert. „Das Ding kommt mir doch bekannt vor!“

In der Hand hielt der Schabenritter, dessen runde Facettenaugen rot leuchteten, einen gezackten Degen.
 

Das ist [Steelswarm Roach]! Matthew Summers altes Paktmonster.

 

Anya nickte. „Yeah. Das Ding, das noch schwächer war als du. Und wie's aussieht, hat sich nichts verändert.“

Sie schielte den Kakerlakenritter grimmig an, um den zwei Lichtkugeln kreisten.

 

Evilswarm Exciton Knight [ATK/1900 DEF/0 {4} OLU: 2]

 

Plötzlich zuckte der mit den Schultern. „Ach kommt schon, ich habe mir extra Mühe gegeben und dieses lahme Ding auf Vordermann gebracht. Etwas mehr Anerkennung, bitte!“

„W-whoa!“ Anya weitete die Augen. „Wieso spricht das Teil?“

„Wieso spricht -dein- Teil?“

 

Er ist wie ich.

 

„Und wie heißt du?“, wollte das Mädchen abfällig wissen. „Ich brauch die Info für deinen Grabstein.“

„Thoras. Und der Spruch war lahm.“

Anya blinzelte genau einmal. Dann sagte sie eisig: „Levrier, tu es.“

 

Nett, deine Bekanntschaft gemacht zu haben, Thoras. Unglücklicherweise wirst du nun Opfer des Effekts meines [Gem-Knight Power Bracelets]. Da du spezialbeschworen wurdest, kann ich den Ausrüstungszauber ablegen und dich zerstören.

 

Levrier richtete dabei die Faust mit dem Armband auf seinen Konkurrenten.

„Aw, come on, ich bin gerade erst erschienen!“

„Keine Sorge“, intervenierte Matt mit einem bösen Lächeln auf den Lippen. „Die beiden haben etwas vergessen. Meine gesetzte Karte, [Infestation Pandemic]!“

Was völlig korrekt war, wie Anya feststellen durfte, als jener Schnellzauber hochklappte. Als Levrier das Ebenbild seiner Faust auf Thoras abfeuerte und das Schmuckstück dabei zerbrach, umgab den schlagartig eine weiße Aura. Und der Angriff prallte ab.

 

Gem-Knight Pearl [ATK/3400 → 2600 DEF/1900 {4} OLU: 0]
 

„Du erinnerst dich sicher. [Infestation Pandemic] immunisiert alle offenen Schwärmer für einen Zug lang gegen Zauber und Fallen“, erklärte Matt.

Und Thoras giftete: „Ich wette, die erinnert sich nicht mal an ihr Frühstück im Zug. Geschweige denn, dass du noch eine gesetzte Karte hattest.“

Rote Äderchen traten dabei aus Anyas weit geöffneten Augen hervor. Sie hauchte: „Levrier, ich will, dass du ihn kalt machst. Jetzt!“

„Ich fürchte, ich bin immer noch am Zug.“ Matt grinste noch böser. „Und leider wird das Gegenteil eintreten. Thoras macht Levrier kalt. Effekt!“

Er zog eines der Monster unter der Karte seines Immateriellen hervor und hielt sie in die Höhe, während Thoras mit seinem Degen eine der Lichtsphären absorbierte. „Extinction Blow!“

„Oh shit!“ Das klang übel, wie auch Anya einsehen musste.

 

Evilswarm Exciton Knight [ATK/1900 DEF/0 {4} OLU: 2 → 1]
 

Als Thoras sein Schwert erhob, lachte Matt auf. „Tja, das hast du nun von deiner Überheblichkeit. Thoras' besondere Fähigkeit vernichtet sämtliche Karten auf dem Feld, außer ihn selbst. Das war's!“

„Huh!?“

„Muahahahaha!“, gackerte der Immaterielle und riss die Waffe in seiner Hand hinab.

Darauf entstand vor ihm ein Riss im Raum-Zeit-Gefüge, aus dem dutzende blaue Lichtstrahlen in alle Himmelsrichtungen schlugen. Sie schossen links und rechts an der erschrockenen Anya vorbei, ebenso an Matt. Und sie trafen die beiden Ritter in den Lichtsäulen neben dem Mädchen, ihre gesetzte Karte, Matts offen stehende Falle [Xyz Wrath] und nicht zuletzt Levrier. Jener schüttelte fassungslos den Kopf.
 

Nicht schon wieder!

 

Dann explodierte er lautstark. Anya schrie: „Levrier! Nein!“

Die Spalte schloss sich wieder, womit Thoras in Form von [Evilswarm Exciton Knight] die einzig verbliebene Karte auf dem Feld war.

Anya interessierte das gar nicht. „Levrier!“
 

Mir geht es gut. Er hat sich zurückgehalten.

 

„Warum!?“, polterte Matt aufgebracht. „Er ist maßgeblich mitverantwortlich für alles! Wie konntest du ihn verschonen!?“

„Hey“, beschwerte sich Thoras und sah über seine Schulter, „ich bin großartig, aber kein Mörder!“

„Das wirst du sein“, versprach der Dämonenjäger düster, als eine dünne, schwarze Aura um ihn aufzuflackern begann, „und wenn ich dich dazu zwingen muss! Direkter Angriff! Gallant Execution! Besiegle Anyas Schicksal!“

Thoras richtete sich an das Mädchen. „Tut mir leid. Ich muss mich an die Anweisungen halten.“

Jenem stand der Schweiß auf der Stirn. Sie war vollkommen schutzlos. Sie würde-!

Schon schoss der Schabenritter wie ein Pfeil auf sie zu, schwebte dabei elegant über der Erde. Er hob seinen Degen an und holte nach ihr aus. Anya schloss die Augen. Es geschah. Sie wurde direkt an der Stirn getroffen. Der Treffer war … auszuhalten!?

Sie öffnete perplex die Augen. Thoras stand vor ihr, hatte ihr den Degen gegen den Kopf geklatscht, wo er noch immer verharrte. Beide starrten sich an. Bis er sagte: „Yoinks! War nur Spaß!“

Wie ein Blitz zog er sich zu Matt zurück.

 

[Anya: 200LP / Matt: 3300LP]

 

„Was zur Hölle“, flüsterte Anya leise.

„Ja!“, betonte Matt besonders stark seine Irritation. „Was sie sagte!“

Der Immaterielle drehte sich wieder zu ihm um. „Wenn doch nur irgendjemand mal Kartentexte lesen würde. Dann wüsste dieser jemand, dass er keinen Kampfschaden in einem Zug zufügen kann, in dem -ich- meine Macht entfalte!“

Anya verfiel in bösartiges, immer lauter werdendes Gelächter. „Yeah Summers! Dumm gelaufen!“

Woraufhin Thoras trocken entgegnete: „Du bist genauso dumm!“

Schlagartig war die Blonde wieder still.

Matt schnaubte, schüttelte den Kopf. „Großartig. Warum ist das Glück nie auf meiner Seite …? Pah! Ich setze eine Karte verdeckt. Zug beendet.“

Jene tauchte zischend vor ihm auf. Und bei Anya schrillten alle Alarmglocken. Sie formte mit den Händen ein T. „Auszeit! Woher kommt die!? Du hattest keine Handkarten mehr! Betrügst du etwa?“

„Nein. Ich habe nur den Effekt von [Evilswarm Morgana] auf meinem Friedhof benutzt“, erklärte Matt steif, „von dort oder meiner Hand kann ich sie verbannen, wenn meine Karten unter Anwesenheit eines Schwärmers zerstört werden. Eine von ihnen erhalte ich dann zurück.“

Aus seiner gesetzten Karte stieg der Geist einer blonden Frau mit schwarzen Haarsträhnen auf, die in einer schwarzen Zwangsjacke mit grauen Ärmeln steckte, die übereinander liegend ein graues X bildeten. Ihre Kettenpeitsche führte sie mit dem Mund.

„W-warte mal, die kenn' ich doch auch“, stammelte Anya. „D-das ist doch ein Monster von dieser dreckigen Reporterin. Wie hieß die noch?“

 

Nina Placatelli. Und das ist wohl die korrumpierte Form von [X-Saber Anu Piranha]. Aber das ist irrelevant. Wenn er eine Falle gesetzt hat, kann das nur eins bedeuten.

 

„[Xyz Wrath]“, schlussfolgerte auch Anya düster. „Ganz toll …“

„Aus dieser Nummer kommst du nicht mehr raus“, versprach Matt ihr selbstbewusst. „Zug beendet!“

 

Trotz dieser Wendung machte sich Anya keine Sorgen. Sie sah ihre einzige Handkarte an. Nicht damit. Trotzdem musste sie sichergehen. Sie tippte auf eine Taste neben der Deckhalterung, sodass vor ihr ein holografischer Spielplan erschien. Mit einem weiteren Tippen vergrößerte sie [Evilswarm Exciton Knights] Karte, las sie durch und wischte sie weg. „Hm. Fies …“

„Siehst du? Sie macht es richtig!“ Thoras zeigte mit der Hand auf das Mädchen. „Dass ich das mal sage.“

Matt schnaubte nur, während Anya rief: „Mein Zug!“

Sie wollte bereits nach ihrem Deck greifen, aber hielt inne. Sie konnte gar nicht ziehen, dank des Effekts von [Gem-Trade]. Und das für drei ganze Runden. Sie ließ die Hand sinken.

„Sieht schlecht für dich aus“, meinte Matt herausfordernd.

„Was auch immer. Ich verbanne Levrier von meinem Friedhof und erhalte [Gem-Knight Fusion] von meinem Friedhof zurück“, zeigte sie sich desinteressiert und schob [Gem-Knight Pearl] in die Verbannungszone, zeigte die Zauberkarte dagegen vor. Dann zückte sie ihre andere Handkarte. „Da meine Pendelzonen wieder leer sind, aktiviere ich [Gem-Knight Malachite] mit dem Pendelbereich 2!“

Links neben ihr schoss eine Lichtsäule aus dem Boden, in welcher ein Ritter in blau-grün-schimmernder Rüstung empor stieg. In seiner Hand hielt er einen langen Stab.

„Nur einmal während des Duells kann ich Malachites Effekt aktivieren. Ich muss [Gem-Knight Fusion] vorzeigen und erhalte einen Pendel-Gem-Knight von meinem Extradeck!“

Sie zeigte jenen bereits vor. „[Gem-Knight Pyrite]! Pendelbereich 8!“

Im selben Moment tauchte auch zu ihrer Rechten eine Lichtsäule auf, in der der weiße Ritter mit den Halbschilden an seinem Arm nach oben fuhr.

 

<2> Anyas Pendelbereich <8>

 

„Und -du- denkst besser gar nicht daran, deine Show nochmal abzuziehen“, richtete sie sich direkt an den Immateriellen, „solange [Gem-Knight Fusion] auf meiner Hand bleibt, können die Karten in meinen Pendelzonen nicht vernichtet werden.“

Thoras fuchtelte mit seinem Degen. „Du willst mir doch nur an die Wäsche!“

„An die Gurgel!“, korrigierte sie ihn grimmig und streckte den Arm in die Höhe. „Schwinge bis in alle Ewigkeit, Pendulum! Aus meinem Extradeck rufe ich den Stufe 7-[Gem-Eyes Value Dragon]! Pendulum Summon!“

Zwischen den beiden Kriegern in den Lichtsäulen öffnete sich das bunte Pendelportal und entließ einen roten Lichtstrahl, der vor Anya die Form des goldenen, gepanzerten Drachen annahm.

 

Gem-Eyes Value Dragon [ATK/2400 DEF/2000 (7) PSC: <5/5>]

 

„Sight Transition! Donner!“ Die Blonde schwang den Arm aus. Gleichzeitig begannen sich die Scheiben am Helm ihres Drachen wieder zu drehen. „Und denk diesmal gar nicht dran, mich daran hindern zu wollen. Du hast keine Handkarten, um für [Xyz Wrath] etwas abzuwerfen!“

Ihr Gegner verengte die Augen zu Schlitzen. Keine Sekunde später klappten sich die gelben Segmente der Scheiben um Gem-Eyes Augen wie eine Brille.

Anya richtete ihren Zeigefinger auf den weißen Schabenritter. „Ich weiß genau, was du kannst! Nämlich deinen Extinction Blow auch während meiner Battle Phase entfesseln! Aber das lasse ich nicht zu! Topaz Jammer! Damit wird dein Effekt negiert, Miststück!“

Gelbe Adern zogen sich durch die Rüstung ihres Drachen, von dessen Tragflächen zahlreiche Blitze entfesselt wurden. Einige davon richtete jener auf Thoras. Jener quiekte panisch, ehe er getroffen wurde und dabei sein Skelett offenbarte, das so gar nicht zur Anatomie einer Schabe passen wollte.

„Yiah!“, kreischte er vor Schmerz, ehe er dampfend auf einem Bein stehen blieb.

„Hab ich schon erwähnt, dass ich dich hasse?“, fragte Anya grimmig. „Nein? Gut. Ich lasse nämlich lieber Taten sprechen! Gem-Eyes, vernichte diese Pest! Spectral Burst Stream!“

Ihr Drache öffnete das Maul und feuerte einen kunterbunten, glitzernden Flammenodem auf Thoras ab, welcher ungläubig den Kopf zur Seite knickte. „Warum …?“

Dann ging er abermals schreiend in den Flammen unter. Jene zischten auch an Matt vorbei, der jedoch keine Miene verzog.

 

[Anya: 200LP / Matt: 3300LP → 2800LP]

 

„Hahahahaha“, lachte Matt eisig, als sich der Rauch verzog und sich ein dunkler Schatten auf dem Boden ausbreitete. „Mit so etwas habe ich gerechnet. [Evilswarm Dullahans] Effekt aktiviert sich! Wird das Monster zerstört, das ihn als Xyz-Material hat, wird es vom Friedhof reanimiert und erhält ihn obendrauf als Overlay Unit.“

Und schon kam der Schabenritter aus der Finsternis gesprungen und warf seinen Degen in die Luft, welchen er geschickt auffing. „Da bin ich wieder! Na, habt ihr mich vermisst?“

 

Evilswarm Exciton Knight [ATK/1900 DEF/0 {4} OLU: 1]

 

„Nein“, kam es einstimmig von Matt, Anya und Levrier.

„Oh!“ Thoras ließ den Kopf hängen, spielte mit dem Finger mit der Lichtkugel, die ihn umkreiste.

Derweil erklärte der Dämonenjäger: „Außerdem erhält das wiederbelebte Xyz-Monster den Effekt, in Zukunft im Kampf unzerstörbar zu sein.“

„Tch!“

Anya sah ihren Drachen an. Sie wusste bereits, wie sie noch ein wenig mehr aus ihm herausholte. Sie richtete den Arm in die Höhe. „Indem ich ein LICHT-Monster von meinem Deck auf den Friedhof sende, kann ich es als Empfänger behandeln und auf eines meiner Monster auf dem Feld abstimmen!“

Vor ihr tauchte ein braunes Fellknäuel auf, dessen Augen hinter einer Sonnenbrille versteckt lagen. Sein graues Cape flatterte unstet umher, obwohl es windstill war. „Mein LICHT-Monster ist übrigens bereits ein Empfänger! Stufe 1 [Kuriboss] auf Stufe 7 [Gem-Eyes Value Dragon!“

Der Anführer der Kuriboh-Familie stieg meterweit in die Höhe und zersprang in einen transparenten, grünen Lichtring, der wiederum als goldener feste Form annahm, Vier schneeweiße Engelsschwingen spreizten sich von diesem.

„From the light of a different world, the herald of starlight descends upon the ravaged land! By discarding a single star, I call upon you!“

Der gold-gepanzerte Drache zerplatzte in sieben grüne Lichtkugeln, die in einer Reihe durch die wässrige Oberfläche innerhalb des Rings schossen und verschwanden.

„Synchro Summon! Shine forth, [Angel Wing Dragon]!“

In dem Moment schoss ein greller Lichtblitz aus dem Gebilde hervor. Und im Anschluss zur Mitte des Feldes ein weißer, schlangenhafter Körper. Um den Kopf des Drachen befand sich ein goldenes Kragengestell, welches ihn wie eine Kobra aussehen ließ. Gleichzeitig verließ auch ein weißer Schweif nach hinten weg den Ring, bis die beiden Körperhälften perfekt aneinander passten. Kaum vollendet, stieß Angel Wing ein majestätisches Gebrüll aus.

Fast nebensächlich war da das Pendelportal, in das wieder ein roter Blitz einkehrte – Gem-Eyes Essenz.

 

Angel Wing Dragon [ATK/2700 DEF/2000 (8)]

 

Anya konnte es selbst nicht beschreiben, aber sie fühlte sich in Anwesenheit des majestätischen Drachen sicher. Als wäre sie nicht allein. Vielleicht weil es die Karte vom Flohpelz war? Egal! Wo blieb der überhaupt so lange!?

„Levrier, hast du etwas gespürt, als Zanthe abgehauen ist?“, fragte sie ihren Freund.
 

Nein. Aber seine körperlichen Sinne bemerken ganz andere Dinge als meine Fähigkeit, Äther zu spüren. Das 'Blaue', wie du es bezeichnen würdest.

 

Anya erinnerte sich. Damals, als sie nach Redfield in Ephemeria City nach Valerie Redfield gesucht hatte, hatte sie mit einem Mal eine Farbe gefühlt. Und ja, das Ganze ging erfolgreich aus. Oder auch nicht, danach ging die Beziehung zwischen ihrer Rivalin und Marc Butcher in die Brüche. Aber das war der falsche Zeitpunkt, um in Erinnerungen zu schwelgen!

„Mal sehen, wie du damit umgehen wirst“, meinte sie und nickte ihrem Drachen zu. „Du weißt, dass er sich am Ende eines Zuges reanimieren kann, indem ich zwei Stufe 4-Monster von meinem Friedhof verbanne. Also nützt dir -sein- Extinction Blow gegen ihn nichts.“

Ohne weitere Handkarte verkündete sie: „Zug beendet!“
 

„Wenn du meinst. Draw!“, schrie Matt und sah seine gezogene Karte an. Dann sah er auf, runzelte die Stirn. „Ich wechsle [Evilswarm Exciton Knight] in den Verteidigungsmodus und beende den Zug!“

Sein Schabenritter kniete vor ihm nieder.

 

Evilswarm Exciton Knight [ATK/1900 DEF/0 {4} OLU: 1]
 

Anya nickte. „Yeah, das dacht' ich mir, Summers. Hast du es geschnallt?“

„Möglich …“

„Oh doch, du weißt es. Dass ich dich in der Zange habe.“ Beim Erklären machte sie schwankende Handbewegungen. „Du weißt, dass du [Gem-Eyes Value Dragon] jede Runde aufhalten musst, sonst kostet es dich deinen [Evilswarm Exciton Knight]. Aber der Preis ist deine Handkarte, die du deswegen nicht ausspielen darfst.“

Sie nickte zu seiner verdeckten Karte, [Xyz Wrath]. „Sobald Gem-Eyes das Feld betritt und den Effekt dieses Miststücks annulliert, kann es auch wieder im Kampf zerstört werden. Zu schade.“

„Du denkst strategisch? Mal was Neues, was?“, erwiderte er spitzzüngig.

Was Anya erstaunlich ruhig überging. „Den Effekt von [Evilswarm Exciton Knight] während deines Zuges bringt dir auch nichts, da du meine Pendelkarten nicht zerstören kannst, solange ich noch [Gem-Knight Fusion] vorzeige. Besonders, da du mir in dem Zug auch keinen Schaden zufügen kannst. Das wäre also eher kontraproduktiv. Und Angel Wing kennst du ja.“
 

Ich bin sprachlos. Du kennst dieses Wort, Anya Bauer!

 

Auch ihn ignorierte sie dabei. Ihr einziger Fokus lag auf Matt. „Du bist also praktisch dazu gezwungen, nichts zu tun. Während ich nur noch zwei Züge warten muss, bis ich wieder regulär ziehen darf. Und selbst wenn du etwas Gutes ziehst, habe ich noch Angel Wing und [Kuriboss].“

Tatsächlich glänzte die Stirn des Dämonenjägers vor Schweiß in der Sonne. „Das hast du dir ja schön ausgedacht.“

„Wir können das Ganze auch abkürzen, indem du aufgibst“, bot Anya an, „und dann reden wir über alles.“

„Es gibt nichts zu bereden!“
 

„Tch! Fein. Ich bin am Zug!“ Sofort streckte Anya den Arm wieder in die Höhe. „Schwinge bis in alle Ewigkeit, Pendulum! Stufe 7-[Gem-Eyes Value Dragon] aus meinem Extradeck! Pendulum Summon!“

Abermals öffnete sich das Pendelportal über ihr und spie einen roten Strahl aus, der vor Anya die Gestalt des goldenen Drache annahm.

 

Gem-Eyes Value Dragon [ATK/2400 DEF/2000 (7) PSC: <5/5>]

 

„Sight Transition! Donner! Gefolgt von Topaz Jammer!“

Noch bevor sich die Scheiben am Helm des Drachen zu drehen begannen, schwang der Schwarzhaarige bereits seinen Arm aus. „Falle, [Xyz Wrath]! Solange ein Xyz-Monster auf meinem Feld verweilt, kann ich eine Handkarte abwerfen, die Effekte von hochstufigen Monstern annullieren und sie zerstören!“

Die permanente Falle klappte vor ihm auf. Matt entledigte sich seiner einzigen Handkarte und unmittelbar danach wurde [Gem-Eyes Value Dragon] von einem Blitz aus dem Nichts getroffen und in Fetzen gerissen. Seine rote Essenz wurde vom Pendelportal über Anya absorbiert, welches sich sofort wieder schloss.

„Genau wie erwartet“, sagte das Mädchen unterkühlt. „Tja, was nun?“

„Das frage ich dich“, erwiderte er mit einem heimtückischen Lächeln, „du kannst mir nicht schaden, solange Thoras sich im Verteidigungsmodus befindet. Er schützt solange meine Lebenspunkte, bis ich einen Ausweg finde.“

Anya nickte. Da hatte er Recht. Oder zumindest sollte er das fürs Erste glauben. „Yeah. Zug beendet!“

 

Matt zog schwungvoll. „Draw!“

Beim Anblick der gezogenen Karte verzog er grimmig das Gesicht. „Ich passe!“
 

„Mein Zug! Der letzte, in dem ich nicht ziehen darf!“, rief Anya und richtete den Arm mit gespreizten Fingern in die Höhe. „Schwinge, Pendulum! [Gem-Eyes Value Dragon] aus meinem Extradeck! Pendulum Summon!“

Zum wiederholten Mal öffnete sich das Pendelportal, schoss einen roten Lichtstrahl ab, aus dem am Ende der goldene Drache vor Anya erwachte. „Sight Transition!“

„[Xyz Wrath]!“ Matt schob seine Karte in den Friedhofsschlitz. Und Gem-Eyes fiel erneut einem Blitz zum Opfer.

Anyas Mundwinkel zuckte nach oben. „Wie lange hältst du das wohl noch durch? Zug beendet!“
 

„Du willst es wohl wirklich wissen, was? Na gut“, sprach Matt leise. Seine Stoßatmung zeugte davon, wie schlecht es ihm ging. Trotzdem stand er aufrecht. „Thoras! Tu es!“

Der drehte sich zu ihm um. „Schon mal was von 'Bitte lieber Thoras, hilf mir unwürdigem Wurm dabei, die Regeln auf den Kopf zu stellen!' gehört?“

„Ich werde mich nie wieder über dich beschweren“, murmelte eine verdrossene Anya leise an Levrier gewandt.

 

Das bezweifle ich.

 

„Spar' dir deine Kommentare und tu es!“, befahl Matt und legte Hand an sein Deck an.

„Na schön“, schmollte der und schnippte einmal mit dem Finger.

Dann zog Matt schwungvoll. Anya keuchte, spürte sie plötzlich einen heftigen Schmerz in ihrer Brust. Entgeistert sah sie die goldene Schliere, die die gezogene Karte dabei erzeugte.
 

Er hat dem Schicksal einen neuen Pfad hinzugefügt.

 

„War doch klar, dass das früher oder später passiert“, murrte das Mädchen, „hat ja ganz schön gedauert!“

Matt grinste. „Dafür ist es jetzt umso wirkungsvoller. Ich aktiviere [Pot Of Desires]! Erst werden zehn Karten von meinem Deck verdeckt verbannt, danach ziehe ich zwei neue Karten!“

„W-was!?“ Anya blinzelte verdutzt. „Hat Redfield die Karte nicht im Halbfinale des Legacy Cups benutzt? Ganz schön riskant! Du könntest deine besten Karten verlieren, Summers.“

Aber der Dämonenjäger blieb zuversichtlich. „Könnte. Aber dafür habe ich Thoras. Haha. Valerie hat mich inspiriert, diese Karte in mein Deck zu packen. Ich habe sie erst neulich aus einem Booster gezogen.“

Für einen kurzen Augenblick sah Anya ein melancholisches Lächeln auf seinen Lippen. Ihre Chance, wieder auf ihn einzureden. „Yeah. Ich kenn' das. Man kauft sich ein paar Packs, öffnet sie und … ist am Ende enttäuscht, weil man nur Müll gezogen hat. Aber manchmal. Manchmal hat man auch Glück. Und der Geruch frischer Karten ist einmalig.“

Matt wollte ihr zustimmen, doch kaum hatte der erste Laut seine Lippen verlassen, schnaubte er plötzlich. Anya aber sprach weiter, wurde ernst. „Summers, ich kann mir nicht mal vorstellen, wie es dir gerade geht. Es … es tut mir leid. Aber eines Tages, da … da wird es nicht mehr nur dunkle Erinnerungen geben. Auch fröhliche. Kleinigkeiten. Aber wenn du diesen Weg gehen willst, den du gerade einschlägst, wird dort nichts auf dich warten. Wirklich.“

„Was auch immer“, zeigte er sich jedoch abweisend und rief: „Thoras, auf ein Zweites!“

„Nochmal!? Du spinnst wohl!“

„Tu es!“ Matt griff nochmals nach seinem Deck, blätterte genau zehn Karten ab und ließ sie in seiner Verbannungszone verschwinden. Dann riss er zwei weitere von seinem Kartenstapel. Dabei schrie er lautstark, erzeugte eine doppelte, goldene Schliere.

Der Schmerz brachte nicht nur Anya dazu, in die Knie zu sinken. Auch Thoras keuchte diesmal lautstark und hielt sich die Brust. Dabei presste er vor: „Ich hoffe, das ist es wert!“

„Ist es!“, donnerte Matt und zeigte die erste Karte vor. „Zauber, [Xyz Energy]! Ich hängte [Evilswarm Exciton Knights] verbliebene Overlay Unit ab, um [Angel Wing Dragon] zu zerstören!“

Jener zückte seinen Degen und absorbierte die Lichtkugel damit, um sie im Anschluss als grellen Lichtstrahl auf den Drachen abzufeuern. Jener verging in einer mächtigen Explosion.

„Shit“, fluchte Anya.
 

Da er nicht den Effekt seines Monsters, sondern den einer Zauberkarte genutzt hat, kann er in diesem Zug Kampfschaden zufügen.

 

„Wie immer bist du Meister darin, das Offensichtliche festzustellen.“ Anya richtete sich auf. „So weit war ich auch schon.“

 

Tut mir leid. Es fällt mir schwer, deine Fortschritte einzuordnen. Ich gehe lieber auf Nummer Sicher.

 

„Ich wechsle Thoras in den Angriffsmodus!“, rief Matt aus und drehte dessen Karte auf seinem D-Pad in die Vertikale.

 

Evilswarm Exciton Knight [ATK/1900 DEF/0 {4} OLU: 0]

 

Im Anschluss schwang der Schwarzhaarige seinen Arm aus. „Und jetzt der Gnadenstoß! Direkter Angriff auf ihre Lebenspunkte! Gallant Execution!“

„Ach ja!?“, fauchte Anya und breitete ihre Arme aus. „Das ist es, was du willst!? Komm! Versuch es! Schmeiß alles weg, wofür du die letzten Jahre gearbeitet hast! Deine Identität, deine Wünsche, alles!“

„Halt den Mund!“

Anya aber weigerte sich. „Ich wette, du wirst versagen. Wie immer. Weil du immer versagst!“

„Halt den Mund!“, überschlug sich Matts Stimme förmlich.

„Und soll ich dir sagen warum!?“ Anya übertönte ihn. „Weil du nicht an dich glaubst! Schlappschwanz! Was willst du überhaupt erreichen!?“

„Ich … ich weiß nicht, was ich will“, schrie Matt das Mädchen an, „Rache! Gerechtigkeit! Frieden für mich selbst! Ich weiß es nicht! Ich will, dass die Leere in mir verschwindet!“

„Und deshalb formst du einen Pakt!?“ Anya fluchte laut. „Fuck!“

„Was sollte ich sonst tun!?“ Tränen flossen seine Wangen hinab. „Und dann ist da in mir die Dunkelheit, von der ich nicht weiß, ob sie meine eigene ist oder nicht. Sie will zerstören. Ich will zerstören!“

Die Blonde fasste sich an die Stirn. Auch sie rang langsam mit den Tränen, spürte sie, wie sich ihr Freund immer weiter von ihr zu entfernen schien. Wie konnte sie bloß sein Leiden lindern, ihn aus dieser Dunkelheit holen? Von so etwas hatte sie doch keine Ahnung! Sie war wie ohnmächtig!

„Ich muss weitermachen“, presste Matt kämpferisch hervor, „Verdammt! Thoras! Tu es!“

Wie ein Pfeil schoss der goldene Schabenritter über das Spielfeld auf die ungeschützte Anya zu und zückte sein Rapier. Die kniff die Augen fest zusammen, schwang den Arm aus und rief: „Das funktioniert nicht, Summers! Ich habe immer noch [Kuriboss] in meinem Friedhof, der den Schaden abwehrt!“

Vor ihr tauchte aus dem Nichts der kleine, braune Fellball mit kleinen Stummelärmchen und -beinchen auf, der jene heldenhaft mit wehendem Cape und Sonnenbrille ausstreckte. Thoras jedoch kicherte bloß bitterböse und rammte seine Klinge in das Wesen, spießte es auf und zischte weiter auf Anya zu, bis die Spitze seines Schwertes kurz vor ihrer Kehle Halt machte. Die Blonde zuckte nicht einmal, sondern sah grimmig auf den vorgebeugt stehenden Krieger herab.

Jener flötete: „Ach Mädchen, gib es endlich auf. Du kriechst doch schon auf dem Zahnfleisch.“

„Misch dich nicht ein, elender Mistkäfer“, knurrte sie ihm zu.

„Ich sag's ja bloß“, giftete der Immaterielle weiter.

„Er hat Recht, Anya!“ Matt keuchte schwer, als er weitersprach. „Es ist … nur eine Frage der Zeit ... ehe ich dir auch die letzten Lebenspunkte aushauche …“

 

In dem Moment platzte dem Mädchen endgültig der Kragen. Wütend schwang sie den Arm aus und verfehlte dabei nur knapp den erschrocken zurückweichenden Thoras.

„Ernsthaft!? Bist du so von deinem Rachefeldzug geblendet, dass du gar nicht mitbekommen hast, dass ich schon -vor Ewigkeiten- hätte gewinnen können!?“ Anya ließ Matt gar nicht erst zu Wort kommen, schrie weiter: „Fuck, Summers, sag mir was ich tun soll!?“

Matt stammelte: „W-wie …!?“

„Sie bezieht sich wahrscheinlich auf [Gem-Knight Tiger's Eye], der die ganze Zeit in ihrem Extradeck schläft“, erklärte Thoras, als er zu seinem Meister zurückkehrte, „du weißt schon, der, der bei einer Fusionsbeschwörung ein Monster killen kann.“

Er blieb auf halbem Wege abrupt stehen. „M-mich, fällt mir da gerade so ein.“

„U-unmöglich! Anya, du-!“

„Ja!“, bestätigte jene die Aussage zornig. „Ich habe -wirklich- lange gewartet und versucht, deinen Zorn so gut es geht zu ertragen! Auch wenn du es mir nicht glaubst, aber ich verstehe dich! Und du hast vollkommen Recht damit, mich dafür verantwortlich zu machen!“

Sie holte tief Luft, um mit einer nicht einmal mehr ansatzweise so röhrenden Stimme weiterzusprechen. Dabei senkte sie ihr Haupt. „Aber du hast Unrecht, wenn du denkst, dass es durch das hier erträglicher wird. Wird es nicht. Ich weiß es. Als ich … Marc …“

Zuversichtlich aufsehend, zeigte sie zwar keine Anzeichen eines Lächelns, doch ihre blauen Augen sahen wohlgesonnen in Matts graue. „Du bist keiner, der sowas durchzieht und ohne Gewissensbisse weiterleben kann. Und dir geht es schon schlecht genug. Die Kinder, Big Al und Alector kommen dadurch auch nicht wieder zurück.“

„Denkst du, das weiß ich nicht!?“, fauchte Matt und hielt sich im Anschluss die Hand vor den Mund, da ihn die Tränen zu überwältigen drohten.

„Klar weißt du das.“ Auch Anya musste wieder mit sich kämpfen. „Bist ja kein Dummer. Und deswegen sollten wir jetzt aufhören, 'kay?“

Da er nichts darauf erwiderte, versuchte die Blonde unbeholfen, ihm weiter gut zuzureden. „I-ich weiß auch nicht, was wir jetzt machen sollen. W-wir müssen sie irgendwie zurückbringen.“

Matt fuhr sich vom Mund zur Stirn. „Und … wie …? Wie soll das gehen?“

„Ich kenne mindestens einen, der das kann.“

„Niemals!“

„Ich weiß!“, schrie Anya zurück und streckte dabei beide Hände zu den Seiten aus. „Ich weiß! Aber er muss ja nicht der Einzige sein, oder? Wir finden einen anderen Weg, irgendwie!“
 

Es dauerte eine Weile, bis Matt etwas sagte. Anya ließ ihrem Freund die nötige Zeit, um erstmal einen klaren Gedanken zu fassen. Der junge Mann schwankte gefährlich rückwärts. Thoras, der noch immer zwischen ihnen beiden stand, sah seinen Meister an und sagte ebenfalls nichts.

„Bist du dir im Klaren“, begann jener schließlich leise, „wie hoch der Preis sein muss, so viele Menschen ins Leben zurückzuholen?“

Anya nickte knapp. „Yeah … und ich kann dir auch ganz genau sagen, -wer- ihn bezahlen wird.“

Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Es war nicht nötig, ihren Gedanken auszusprechen, wenn ihr Blick doch förmlich schrie, dass sie Stoltz dafür zur Rechenschaft ziehen würde.

„Lass uns das … ein anderes Mal besprechen …“ Matt lachte bitter und ließ die Hand von seiner Stirn sinken. Seine Mimik gewann etwas unglücklich Dankbares. „Ich denke, ich nehme dein Angebot an, das Duell zu beenden. Ich … sehe dich kaum noch …“

„W-was? Summers, ist alles okay?“

 

Die Hologramme verschwanden, einschließlich Thoras, der sich geschwind schulterzuckend zu Anya umdrehte.

„Mir ist“, stammelte Matt schwach, „etwas schwindelig …“

Prompt brach er auf der Stelle zusammen, fiel wie ein nasser Sack rücklings um.

„Scheiße, Summers!“

Anya klappte die Kinnlade hinunter. Dieser Idiot! Er hatte diese komischen Kräfte bis zum Maximum ausgereizt und sich völlig ausgepowert!

„Toller Racheengel bist du!“, schimpfte sie und machte sich bereit, ihm zuhilfe zu kommen. „Und wieder etwas, bei dem du hingebungsvoll versagst! Wenn ich das dem Flohpe-“

Weiter kam sie nicht, da ein harter Schlag gegen ihre Schläfe sie zum Schweigen brachte. Das Mädchen stürzte in schiere Dunkelheit.

 

„Das tut ja förmlich weh, euch zuzusehen“, schnarrte Kali, die hinter Anya gestanden und diese ausgeknockt hatte. Die Kuttenträgerin beugte sich hinab zum bewusstlosen Mädchen und sah dann hinter ihrer weißen Porzellanmaske herüber zu Matt. „Verdammt, wo ist dieser Idiot Zach, wenn man ihn mal braucht!?“

 

 

Turn 100 – Face To Face

Anya erwacht in einem dunklen Keller und findet sich Kali gegenüber, die ihren ganz eigenen Racheplan in die Tat umsetzen will. Die beiden beginnen ein Duell, das einen merkwürdigen Verlauf nimmt. Und in all dem wirft Kali ihren eigenen Vorsatz über Board und lässt endlich die Maske fallen …



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2019-05-08T15:59:11+00:00 08.05.2019 17:59
Hey

Oh man, da geht Matt echt aufs ganze und ich bin echt erstaunt, wie geschickt sich Anya im Duell anstellt. Ohne scheiß, das Duell hat zwar einen ziemlich traurigen Hintergrund und man möchte heulen, aber mit Levrier und Thoras ist das die reinste Comedy Nummer X'D

Anya hat sich also zurück gehalten und wenigstens konnte sie Matt wieder zur Vernunft bringen, auch wenn er mit seinen Kräften völlig am Ende ist. Armer Kerl...

Wie jetzt, Kali? Und was für eine Aktion jemandem von hinten eine über die Rummel zu ziehen. Das kann nur wieder in einer Katastrophe enden. Zanthe, wo steckst du, wenn Anya dich braucht?

Bin gespannt wie das weitergeht.

LG fubuki

PS ist es beabsichtigt, dass du einmal 'Gem Eyes Pendelum Dragon' geschrieben hast, der heißt doch 'Value Dragon'
Antwort von:  -Aska-
19.05.2019 18:57
Hallo,

tja, bei mir geben sich ernste und humorvolle Szenen die Klinke in die Hand. Man sagt mir nach, das wäre mein Markenzeichen? Ehe. XD
Ja, Anya ist weit gekommen seit dem Beginn der Serie. Mal sehen, ob sie sich gegen Kali diesmal zur Wehr setzen kann.

Danke übrigens für den Hinweis, habs inzwischen geändert. Es soll natürlich der Value Dragon sein.
Vielen Dank für deinen Kommi.

LG,
-Aska-


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