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Kalendertage

Der Tag, an ...
von

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2 - Der Tag, an dem ein ANBU meine Küche besetzte

Die letzte Nacht war wirklich hart gewesen. Kein Auge hatte ich schließen können, so aufgekratzt war ich. Dementsprechend zierten am nächsten Morgen Augenringe mein Gesicht, die selbst die erfahrensten Maskenbilder der Welt nicht hätten kaschieren können. Mit imaginären Streichhölzern in den Augen und gegen die Übermüdung ankämpfend brachte ich Yuuki zur Schule. Man wüsste ja nie, wer einem nach dem gestrigen Vorfall alles hinter dem nächstbesten Busch auflauern würde. Mein werter Sohn fand das aber alles reichlich übertrieben und schämte sich, mit seiner Mutter im Schlepptau vor der Schule aufkreuzen zu müssen.

Die nächsten Tage und Nächte verstrichen, in denen nichts geschah. Mein Gemütszustand beruhigte sich äußerlich, obgleich ich die Illusion nicht loswurde, dass noch etwas in der Luft lag, was ich akut nicht greifen konnte. Etwas Unheilvolles formierte sich zu einer merkwürdigen Aura. Es machte mir gelegentliches Herzrasen und Atemnot. Bei der Arbeit konnte ich mich kaum auf die Kassenbücher und die ganzen Prüfstücke konzentrieren. Die Zahlen in den Bestelllisten schwammen vor meinen Augen. Stets begann ich, die Rechnungen neu zu addieren. Meine Finger hatten in den Spitzen kaum Gefühl. Der Stoff glitt durch meine Hände ohne meine prüfenden Qualitätsansprüche zu erdulden. Ich hatte sehr selten in meinem Leben Vorahnungen, die mich um den Verstand brachten.

So ging es nicht weiter. Ich brauchte eine Auszeit. Also trommelte ich mein gutes Dutzend an Mitarbeitern zusammen und log, dass sich die Balken bogen. Eine Sommergrippe hätte mich heimgesucht und ich würde nun nur noch das Notwendigste erledigen, damit ich für die kommende Dienstreise in ein paar Tagen wieder fit wäre. Das hatte mein Team kommentarlos zu schlucken, auch wenn es einen Haufen Mehrarbeit für sie bedeutete. Und raus war ich aus dem Büro. Nachdem ich Yuuki tagtäglich bei der Schule abgeliefert hatte, verbrachte ich viel Zeit im Bett und holte verpassten Schlaf nach. Dann fiel mir alsbald die Decke auf den Kopf. Also ließ ich mich von der Flimmerkiste beschallen oder surfte sinnlos durchs halbe Internet. Nichts wollte mich so recht auf andere Gedanken bringen.

Der Weg von der Schule im alten Teil von Konoha wieder den steilen Weg hinauf zum Kontor führte über den Marktplatz. Den Ort der Schande. Bedächtig langsam schlurfte ich über das Kopfsteinpflaster und warf einen Blick auf das Gebäude, welches Yuuki in Schutt und Asche gelegt hatte. Zu meiner Verwunderung wurde es gerade aufgebaut. Ich kam nicht umhin, mich bei den Bauarbeiter nach dem Hauseigentümer zu erkundigen. Immerhin hatte ich eine Rechnung in meinem Briefkasten über den Sachschaden erwartet und mir schon viele Ausreden zurechtgelegt, wie ich die Haftpflichtversicherung überzeugen könnte, den Trümmerhaufen zu finanzieren. Doch man winkte nur müde ab. Der Schaden wäre längst von Amts wegen beglichen worden. Wenn Kinder mit ihren Jutsus noch nicht zurecht kämen, dann wäre eine Zahlung aus der Kriegskasse die übliche Option. Zum zweiten Mal staunte ich, wie gelassen man hier doch mit solchen Dingen umging. Genau das war nun unser Glück. Ich atmete einmal tief durch. Diese Sorge war ich also los. Langsam wandte ich mich zum Gehen und merkte gar nicht, wie ich vom Wege abkam, weil ich so in meinen Gedanken verfangen war. Als ich meinen Irrgang feststellte, war ich schon drei, wenn nicht gar vier Häuserblocks weitergezogen und stand nun unmittelbar neben dem Hokageturm. Prüfend hangelten meine Augen an der Fassade entlang. Ob es das Gewissen erleichtern würde, wenn man sich einfach entschuldigte? Ach, vollkommen absurde Idee. Vergessenen Taten sollte man nicht wieder hervorkramen, sondern ruhen lassen. Und wie sah das denn überhaupt aus, wenn ich da nun demütig Kreuze kriechen würde? Absolut ausgeschlossen. Vielleicht war Kakashi noch nicht einmal da in seinem Büro. Oder er wäre total genervt von mir. Oder würde sich über mich lustig machen. Oder, oder, oder...

Nein, ich würde mich da vor allen nur lächerlich machen, wenn ich einfach so aus dem Nichts ins Büro platzen und dumm herum stammeln würde. Entschuldigen war nicht meine Stärke. Und es verstieß gegen meine selbsterfundenen Prinzipien, mich generell bei einem Ninja zu entschuldigen. Also zog ich schleunigst weiter nach Hause noch bevor jemand beobachten könnte, dass ich schon viel zu lange vor dem Turm verweilt hätte. Ich ärgerte mich den ganzen Rückweg, dass es in meinem Kopf schon wieder mehr kreiste, als es mir beliebte. Aber hatte ich die letzten Tage nur über die Zukunft des Kontors gegrübelt. Und nun mischte sich wieder ein neues Bild darunter. Kakashi, wie er vor mir hockte und mich durchdringend musterte. Mann, dieser Typ nervte mich echt tierisch. Und schon wieder hatte er mir den Tag verdorben, obwohl er weder davon wusste, noch etwas dafür konnte. Dafür ging es mir außerordentlich besser, wenn ich ein personifiziertes Feinbild hatte, welchem ich jegliche nur erdenklich Schuld zuschustern konnte. Kakashi war an allem Schuld. Und ich nicht! So einfach ging das. Super! Das war zwar naiv, aber passte mir aktuell doch sehr in den Kram! Beschwingt erklomm ich die Bergstraße zum Hochplateau und freute, dass sich meine Laune zum Guten gewendet hatte.
 

Die langen Sommerabende bescherten uns tropische Nächte. Es war viel zu hell und viel zu heiß, um einschlafen zu können. Besonders Kindern machten diese Nächte zu schaffen. Auch mein Sohn bildete da keine Ausnahme. Erst zu einer sehr vorgerückten Stunde schlief er endlich friedlich in seinem Zimmer. Ich hatte mich ebenfalls schon bettfertig gemacht und wollte noch bei den letzten Strahlen der Abendsonne etwas lesen.

Dass ich vor Müdigkeit nicht weit mit dem Lesen gekommen war, merkte ich, als eine innere Eingebung mich weckte und mein Gesicht die aufgeschlagenen Seiten an der Stelle küsste, wo ich begonnen hatte zu lesen. Was war das, was mich erschreckt hatte? Beinah hätte ich vermutet, die Erde hätte kurz gewackelt. Erdbeben war in dieser Gegend nicht selten. Pfeilschnell setzte ich mich auf und lauschte in die Dunkelheit. Die Straßenlampen unten in der Gasse reichten mit ihrem Licht nicht hier oben herauf. Nur der Vollmond spendete in wolkenlosen Nächten etwas Helligkeit. Zur aktuell brenzligen Situation arrangierte sich jedoch eine Neumondnacht und somit war es stockfinster in den Zimmern. Leise schlüpfte ich aus dem Bett und streifte dabei eine Wasserflasche, die ich immer parat an meinem Schlafplatz stehen hatte. Polternd fiel sie um. Na toll. Ich verdrehte die Augen über soviel unnützen Lärm. Einbrecher wären nun alarmiert. Weiter vorwärts schlich ich zähneknirschend über mein Missgeschick und wurde das dumpfe Gefühl nicht los, ich wäre, mal abgesehen von meinem Kind, nicht allein in meiner Wohnung.

Auf dem Flur ergriff ich im Vorbeihuschen instinktiv den Wischmopp, den ich hatte vergessen wegzuräumen. Im Falle eines Falles wäre mir der Mopp sicherlich eine gute Waffe gegen Einbrecher. Wohin sollte ich nun gehen? Es schien alles idyllisch und normal wie immer. Der nächstgelegene Raum war die Küche. Also zog ich weiter dahin. Ein Lufthauch streifte meine Wange. War das Fenster etwa offen? Mit hundertprozentiger Sicherheit hätte ich schwören könne, dass ich alle Fenster trotz Hitze geschlossen hatte, weil ich die Mücken nicht mochte, die sich sonst im Schlaf über einen hermachten.

Angriff ist die beste Verteidigung! Ich riss die Tür auf, dass sie beinah aus den Angeln geflogen wäre und schaltete reflexartig das Deckenlicht ein. Die erste Sekunde war ich geblendet, die zweite entsetzt. Das Fenster war tatsächlich geöffnet. Genau dort auf dem Fensterbrett hockte eine Gestalt und jagte mir einen Mordsschrecken ein. Schwarze Kluft. Nur eine graue Sicherheitsweste hob sich farblich ab. Die Haare steckten unter einer schwarzen Kapuze. Aus schmalen Schlitzen einer weißen Tierkopfmaske wurde ich als Zielobjekt angepeilt. Die Oberarme waren entblößt und gaben auf dem linken Oberarm eine Tätowierung frei. Zwei rote in sich geschwungene Linien, schwarz umrandet. Ein ANBU.

Und da war es wieder, dieses ungute Gefühl, was mich schon die ganzen Tage verfolgte. Wer hockte da auf meinem Fensterbrett und was waren seine Absichten? Wollten er Yuuki mitnehmen? Ganz bestimmt wollte er das! Yuukis Fähigkeit hatten wir vor der Welt verschwiegen, doch wenn sie tatsächlich so einmalig selten und besonders wäre, so würden sich alle fünf Ninja-Reiche danach die Finger lecken. Hier geboren, hätte Konoha ebenso Anspruch auf ihn wie mein Heimatland, aber auch das Blitz-Reich, aus welchem sein Vater stammte. Die Lage war ziemlich verworren. Auf jeden Fall würde ich verhindern, dass mir auch nur irgendjemand mein Kind wegnahm. Dafür würde ich sterben.

Und ich sah nicht minder gruselig aus, wie der Shinobi am Fenster. Ich war kreidebleich im Gesicht, hatte schwarze Augenringen, und meine braune Naturkrause stand wie ein Afro in alle Himmelsrichtungen ab. Sie hatte sehr viel Ähnlichkeit mit meinem Wischmopp in der Hand. Wenn das mal nicht zum Fürchten wäre.

„Wer bist du? Was willst du?“, fragte ich mit gebrochener Stimme und versuchte, dass Zittern zu unterdrücken.

Dabei begab ich mich in eine Art von Kampfposition, so wie die Schauspieler das im Fernsehen auch immer taten. Beide Hände krallten sich in das Holz des Stiels, während ich das Stielende auf den Eindringling zeigen ließ. Hätte ich ein Bein über den Stiel geschwungen, ich hätte wie eine Hexe davonfliegen können.

„Darf ich reinkommen?“, kam eine Gegenfrage so ruhig aus seinem Munde, dass es mich irritierte. Die Stimme klang eindeutig männlich, konnte aber auch durch ein Jutsu total verstellt sein. Dann beobachtetet ich, wie der ANBU ein fast unmerkliches Handzeichen nach draußen gab. Zu zweit! Die waren zu zweit! Das Herz rutschte mir in die Hose, die ich gar nicht anhatte. Ich mollige Sofakartoffel gegen zwei ANBUs, die vermutlich fitter wie ein Turnschuh waren. Vermutlich lachten die sich eben unter ihren Masken über mich und meinen Mopp halb schlapp. Ich schluckte schwer. In den letzten Tagen hatte ich an zu vielen ANBU-Erlebnissen teilnehmen dürfen. Und wie schnell sie einen überwältigten konnten, hatte ich am eigenen Leibe erlebt. Aber keiner der beiden schien derjenige gewesen zu sein, der mir mit seinem Fuß ins Kreuz getreten hatte. Der, der mich als Fußabtreter benutzt hatte, trug eine Vogelmaske. Die beiden hier waren neu. Der eine draußen an der Hauswand trug eine Katzenmaske. Man sah es recht gut, weil der weiße Lack durch die Küchenlampe kurz reflektierte. Der andere hatte eine Hundemaske.

Meine Augen wurden groß wie Kuchenteller, denn die Hundemaske zog sich einfach die Schuhe aus, stellte sie ordentlich auf des Fensterbrett und landete lautlos von der Küchenzeile mit beiden Füßen auf dem Boden. Da war ich auf den athletischen Einsatz echt ein wenig neidisch, denn ich konnte nicht mal lautlos von einer Treppenstufe hüpfen. Hatte ich denn geantwortet, dass er hereindurfte? Nein, hatte ich nicht! Mir war nicht klar, was mich mehr durcheinanderbrachte: Seine Dreistigkeit, uneingeladen in meiner Küche zu stehen oder die Tatsache, dass er wohlerzogen die Schuhe auszog, um meinem Fußboden nicht zu beschmutzen.

Seufzend gab ich klein bei, stellte energisch den Wischmopp an die Wand und ließ mich entschuldigen. Immerhin hatte ich noch immer nur mein dünnes Nachthemd an. Also verzog ich mich wieder ins Schlafzimmer, warf mir einen Yukata über und bändigte meine lange Lockenpracht mit einem Haarband. So fühlte ich mich gleich angezogener als zuvor und stapfte wenig erfreut wieder zu meinem ungebetenen Gast. Er hatte wohl nicht die Absicht, mein Kind zu rauben und dann die Bude kurz und klein zuschlagen. Sonst hätte er es schon längst getan, ganz gleich ob ich da nun gestanden hätte oder nicht. Soviel war mal klar. Außerdem hätte er die Mission wohl eher so durchgezogen, dass ich morgens aufgewacht und Yuukis leeres Bett beweinen müsste. Ninjas sind immer leise. Und sie kamen meist durchs Fenster, so wie der da in meiner Küche. Mittlerweile kam es mir auch in den Sinn, dass er mich absichtlich geweckt haben musste. Das Mini-Erdbeben war wohl auch so ein komisches Jutsu, was ich nicht kapierte. Es blieb mir demnach nichts anderes übrig, mich mit ihm auseinanderzusetzen. Ob mir das nun passte oder nicht. Er würde wohl kaum gehen, auch wenn ich ihn darum bitten würde.

Es hatte keine Minute gedauert, als ich wieder durch die Küchentür trat.

Da saß er. Mitten in meiner Küche. Total tiefenentspannt lümmelte er auf einem Stuhl, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und die Beine lang ausgestreckt unter dem Tisch. Aufmerksam schaute er auf, wie ich da mich widerwillig zu ihm gesellen musste.

„Kaffee oder Tee?“, fragte ich zynisch, wollte ich ja nicht unhöflich erscheinen.

„Wenn es keine Umstände macht, Kaffee.“

Der trank Kaffee? Normalerweise suppelten die hier im Dorfe alle grünen, manchmal auch schwarzen Tee.

„Milch oder Zucker?“

„Schwarz.“

Stille war zwischen uns. Eine Spannung lag in der Luft zwischen frostig, angespannt und neugierig. Nur das Klappern der Kaffeedose und das Eingießen des Wassers in die Kaffeemaschine war zu hören. Zeitweise überlegte ich, ob man nicht Rattengift untermischen sollte.

„Trinkt deine Wegbegleitung auch was?“

„Der trinkt meist lieber Tee...“

Ah, also doch. Teetrinker. Zwei Tassen Kaffee platzierten sich auf dem Tisch, eine weiter mit Tee auf der Fensterbank. Als ich mich wieder umdrehte, war die Kaffeetasse der Hundemaske schon halb geleert. Bitte was? Der war frisch aufgebrüht und demnach noch sehr heiß. Wann hatte er denn aus der Tasse getrunken? Und der saß dabei noch genau so wie zuvor. Ich für meinen Teil setzte mich in respektvollem Abstand genau in die gegenüberliegende Ecke meiner kleinen Küche, pustete die Kaffeehitze aus der Tasse und stierte mit wütenden Augen im Wechselspiel den Eindringling am Küchentisch und den Kumpanen auf dem Hausdach an. Von Letzterem sah man eigentlich gar nichts, hockte der doch in der Dunkelheit und trank wohl den Tee, denn die Tasse war vom Fensterbrett verschwunden. Die Stille rieb meinen Geduldsfaden unendlich auf. Mir kribbelte es vor Aufregung im ganzen Körper, als hätte ich tausende von Hummeln im Poscher.

„Ich habe den Vorfall auf dem Marktplatz mitbekommen...“, wollte er nun das Schweigen brechen, doch ich fuhr im ungeniert über den Mund.

„Wer hat das nicht?“, blaffte ich gereizt zurück.

Meine Aggression in der Stimme sollte unterstreichen, dass ich dieses Thema nicht weiter diskutieren wollte. Doch er zeigte sich davon unberührt. Durch meine Arbeit hatte ich in zähen Verhandlungen über Angebote und Warenpreise gelernt, auf die Körpersprache des Gegenübers zu achten. Mir entging nicht der leiseste Hauch einer Mimik oder einer Körperhaltung. Aus dem ANBU schlau zu werden, war jedoch eine Herausforderung, versteckte er doch jeglichen Gesichtsausdruck hinter der hölzernen Maske. Sicherlich war er auch darauf geschult worden, generell jegliche Art von Gefühlen zu unterdrücken. Mir blieb zur Deutung nur die Sitzhaltung und die sprach Bände. Obwohl er dort absolut passiv saß, sprühte er über vor Überlegenheit. Es hatte schon einen Hang zur Arroganz.

„... und du sagtest, dass dein Kind nicht in seinen Fähigkeiten geschult würde. Du wirst deine Gründe haben. Aber hältst du es nicht für gefährlich, dass er so unbedarft mit einem Kekkei Genkai durch die Gegend läuft?“

„Kekkei-WAS?“, fragte ich verdattert, hatte ich noch nie zuvor diesen Ausdruck gehört, und ich war mir auch nicht so sicher, ob ich die Erklärung dazu kennen lernen wollte.

„Ach, daher weht der Wind“, lachte er kurz auf und ich fühlte mich bis auf die Knochen blamiert, dass ich keine Ahnung vom Ninja-Unfug hatte. Seine Hände waren längst in die Hosentaschen gewandert. Nun zog er eine heraus und zeigte mir die fünf gespreizten Finger.

„Kurz und knapp. Es gibt fünf Chakra-Hauptelemente. Feuer, Wind, Blitz, Erde und Wasser. Jeder Chakrabesitzer hat eine bestimmte Zuneigung zu einem dieser Elemente. Aber es gibt auch Menschen, die haben zwei Neigungen gleich stark ausgeprägt. Man nennt es Kekkei Genkai. Das wird entweder vererbt oder in seltenen Fällen implantiert. Mir scheint, dein Sohn hat es in die Wiege gelegt bekommen. Und da ich bei dir kein Chakra spüren kann, wird es von seinem Vater stammen.“

Andächtig kaute ich auf einem Brotknust herum, welchen ich von der Küchenzeile geangelt hatte. Um diese ganzen Informationen zu verarbeiten, brauchte ich definitiv Kohlenhydrate, und ich müsste lügen, wenn ich diese Informationen nicht hochinteressant gefunden hätte. Zweifelsfrei hatte mein ungebetener Gast Recht. Die Kraft, die hinter Yuukis Fähigkeit steckten, hatte ich völlig unterschätzt, weil ich unwissend war. Es könnte tatsächlich eine Gefahr sein, wenn er sie unkontrolliert benutzen würde. Das einstürzende Haus war nur ein böser Vorgeschmack. Nicht auszudenken, wenn Leute verletzt würden. Trotzdem kreuzte immer wieder die Frage in meinem Kopf auf, was nun die Besuchsabsichten meines Gastes waren.

„Das habe ich verstanden. Aber auf was willst du hinaus? Yuuki wird kein Ninja und Basta! Weder hier, noch im Erdreich oder im Blitzreich. Das kannst du ruhig bei deinem Chef petzen gehen, dass hier ein Keki-Dingsdabumms-Kind wohnt. NEIN!“

Ich wollte stark und unnachgiebig wirken. Innerlich rügte ich mich, mich verplappert zu haben. Der ANBU brauchte weder etwas über mich, Yuuki oder seinen Erzeuger wissen. Mit Leib und Seele würde ich Yuuki verteidigen. Jawohl!

Langsam richtete sich der ANBU auf, beugte sich eben so langsam vor und sah mich eindringlich an. Auch wenn er nur ganz wenig seine Position verändert hatte, kam es mir so unglaublich bedrohlich vor, als hätte mein letztes Stündlein geschlagen. Und als er dann noch mit dunkler Stimme hinzufügte:

„Yuuki heißt er. Und was würdest du tun, wenn ich Yuuki einfach mitnehmen würde, Sherenina Jibek?“

Er lehnte sich noch ein Stück weiter vor, dass er sich mit dem Unterarm auf den Tisch abstützen konnte. Eine sehr unangenehme Verkürzung der Distanz zwischen uns und mir persönlich viel zu Nahe.

Vorsicht Sherenina, der will dir nur Angst machen. Das ist wieder einer von diesen billigen Ninjatricks. Und meinen Namen herauszufinden, war nun wirklich nicht schwer, stand er doch unten auf dem Kontorschild. Der Lichtschein der Küchenlampe drang für einen kurzen Moment durch die Schlitze der Maske. Er traf auf amüsierte, dunkle Augen. Arschloch, mach dich man bloß lustig über mich. Die Angst in mir wich der Wut, die aufkeimte.

Er erhob sich von seinem Stuhl, zeitgleich schnellte ich von meinem auf: Bereit, die Küchentür und somit den Weg zum Kinderzimmer unter Einsatz meines Lebens zu verteidigen. Doch die Hundemaske hatte gar nicht vor, mich zu überwältigen. Er sprang lautlos auf das Fensterbrett, schlüpfte in seine Ninja-Stiefel und drehte sich in der Hockposition noch einmal zu mir.

„Ich biete dir meine Hilfe an, dein Kind zu unterrichten, bevor er das Dorf in Schutt und Asche legt. Überlege es dir bis zum nächsten Vollmond!“

Dann war er fort. Und sein Begleiter ebenso. Ich stürzte hinterher, kontrollierte den Außenbereich und schloss das Fenster. Dann sackte ich in mich zusammen. Niedergeschlagen kauerte ich auf dem Küchenfußboden. Meine Gedanken fuhren Achterbahn. Welch Horrornacht! Und bis Vollmond waren es nur zwei Wochen. Dann würde der gruselige Typ wieder bei mir auftauchen. Was sollte ich ihm bloß antworten?



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