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Kalendertage

Der Tag, an ...
von

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3 - Der Tag, an dem der Mond voll wurde

Manche schauen ständig auf den Kalender, weil sie sich ein schönes Datum herbeisehnen. Einen Geburtstag vielleicht. Oder ein nettes Essen mit Freunden, einen Kinobesuch oder den lang verdienten Urlaub. Ich hingegen war nun voll auf das Beobachten der Mondphasensymbole auf den Kalenderblättern übergegangen. Und ob das Anstarren des geduldigen Papiers nicht schon genug wäre, hing ich jede Nacht an der Fensterscheibe und heulte den Mond an, der unvermeidlich immer dicker und runder wurde. Bald würde er so voll und kreisrund sein wie eine Silbermünze und dann...

Dann würde ich wieder heimgesucht werden. Von einem vermummten Typen, der mir den kalten Angstschweiß auf die Haut trieb. Dabei war meine Angst, wenn man sich unser erstes Treffen durch den Kopf gehen ließ, eigentlich unbegründet. Er war im Großen und Ganzen höflich und nett geblieben, hatte lediglich mit mir reden wollen, sogar Hilfe angeboten, wusste aber ganz genau, wie er meinen Argwohn und meine Angst gegen mich selbst ausspielen konnte. Eine Tatsache, die mir ganz und gar nicht behagte. Immerhin leitete ich ein Kontor, war alleinerziehend und somit gewohnt, stets das Zepter in der Hand zu halten. Es passte nicht in mein Weltbild, dass ich in der Nacht mit ANBU-Kontakt nicht die Kontrolle über eine Situation hatte, sondern die Zügel an den ANBU hatte abgeben müssen. Herrje, was hätte ich ihm auch entgegensetzen können? Nichts! Trotzdem konnte ich mich an die Niederlage nicht gewöhnen. Außerdem war er nicht allein, sondern zu zweit. So redete ich es mir als Trost ein, weshalb nur ein Versagen auf ganzer Linie hatte herauskommen können.

Eine Entscheidung, wie meine Antwort aussehen könnte, hatte ich mir noch nicht abgerungen. Zu viele Fragezeichen spukten da noch umher, die ich unbedingt bereinigt wissen wollte, wenn ich einem Training zustimmen sollte. Mit dieser Unwissenheit reiste ich mit Kind und Kegel übers Wochenende zu den Stoffmärkten in der Hafenregion. Stoffe aus Übersee waren gefragt wie nie. Ich war voll in meinem Element, machte einige sehr gute Geschäfte, die meinem Warenlager gut taten und den Verkäufern fast finanziell Schmerzen bereiteten. Aber dafür war ich mittlerweile verschrien: Jibek-chan führte knallharte Verhandlungen und zog ihre Verhandlungspartner regelrecht über den Tisch. Mich störte es wenig, weidete ich mich doch in meinem beruflichem Erfolg.

Mein Sohn und ich kamen erst spät abends mit dem letzten Zug wieder in Konoha an. Den Großteil der Stoffe ließ ich mir nachschicken, aber die edelsten Stücke schleppte ich schon mal unter dem Arm durch den halben Ort und hoch ins Büro. Ich war beladen wie ein Packesel und heilfroh, meine Schätze endlich ohne Schäden in Sicherheit zu haben. Nachdem ich Yuuki ins Bett geschickt hatte, saß ich noch lange am Schreibtisch, prüfte Rechnungen, arbeite die ganzen Mails und Messenger-Einträge ab und wartete auf das, was da auch immer noch des Nächtens kommen möge. Heute war die Vollmondnacht. Ich hatte noch immer keine Entscheidung gefällt. Doch wenigstens wollte ich nicht so verschlafen und in Nachtwäsche wie beim letzten Mal meinen unliebsamen Gast empfangen. Warum eigentlich Vollmond? Er hätte doch genauso gut beispielsweise an einem Montag oder Mittwoch aufschlagen können. Oder am Monatsende. Ich seufzte, blickte auf den kleinen Wecker auf meinem Schreibtisch und rieb mir die pochende Schläfe. Mein Bett rief nach mir, die Augen waren schwer und meine Arbeit erledigt. Die letzten eintrudelnden Nachrichten auf DropIn ignorierte ich einfach. Wer hatte eigentlich diesen Messenger-Fluch erfunden und ausgesprochen? Manchmal ging mir diese ständige Erreichbarkeit tierisch auf die Nerven.

Nur der ANBU wollte einfach nicht aufkreuzen. Dabei zeigten die Zeiger schon halb zwei in der Nacht. Ich fluchte, dass ich mich hatte wohl veräppeln lassen. Da machte ich mir geschlagenen zwei Wochen lang große Sorgen und Gedanken und dann tauchte der Idiot nicht auf. Frechheit! Wütend schaltete ich die Lichter aus und stapfte nach oben. Ein Lichtschein empfing mich aus der Wohnung, denn ich hatte die Korridortür nur angelehnt. Saß der Typ etwa schon wieder in der Küche und wartete bereits? Mit einem unruhigem Gefühl stürzte ich die Treppe hinauf. Die letzten Stufen nahm ich sogar paarweise. Doch ich konnte beruhigt wieder aufatmen. Yuuki hatte wohl Durst bekommen, in der Küche etwas getrunken, aber anschließend vergessen, das Licht wieder auszuschalten. Sein Lieblingsbecher stand noch auf der Tischplatte. Kein ANBU weit und breit. Ich konnte nicht anders, als mir ein Glas Rotwein einzuschenken und es in einem Zuge leerzutrinken. Dieses Wechselbad der Gefühle in der letzten Zeit machte mich nervlich fertig, fast hysterisch. Selbst meine Belegschaft erkundigte sich schon sorgenvoll, ob mit mir wirklich alles in Ordnung wäre. Doch ich konnte nur peinlich berührt abwinken, wusste ich doch selbst nicht, was mit mir los war und ich von allem halten sollte. Die Küchenuhr schlug dreimal hintereinander. Ein zweites Glas Rotwein rauschte meine Speiseröhre hinab. Ich sollte auf Sake umsteigen. Oder noch besser Schnaps aus meiner Heimat. Es war wirklich höchste Zeit, einem gesunden Schlaf nachzugehen. Und der ANBU könnte mich mal kreuzweise.

Im Eiltempo hatte ich meinen Hosenanzug gegen mein Lieblingsnachthemd getauscht und die Zähne geputzt. Ich öffnete noch einmal das Fenster weit. Frische Luft strömte herein. Der Nachthimmel war wolkenlos. Ein großer, runder Pfannkuchen namens Mond strahlte von oben herab und beleuchtete den ganzen Ort. Es sah gespenstisch schön aus, wie Konoha dort unten so in aller Eintracht schlief. Obwohl man schon lange nicht mehr von einem Dorf reden konnte, wie Konoha in den letzten Jahren sich ausgebreitet hatte. Trotzdem gab es noch viele dörfliche Züge in seinem Dasein. Nachts waren, mal abgesehen von den Vergnügungsvierteln, die Bürgersteige hochgeklappt. Eine angenehme Ruhe hing wie eine große Glocke über dem Ort. Ich konnte mich nicht lange an dem schönen Ausblick sattsehen. Übermüdet rollte ich mich in meine Bettdecke, versteckte mein Gesicht im Kissen und warte auf das Einschlafen, was nicht so schnell passieren sollte, wie ich es mir wünschte. Unruhig drehte ich mich einige Male hin und her, rupfte an meiner Decke und zerknüllte das Kissen.

Als ich mich wieder zum Fenster drehte, starb ich. Natürlich nicht wirklich. Aber mein Herz setzte vor Panik aus. Und schlug erst nach einer halben Ewigkeit weiter. Dann saß ich wie von der Tarantel gestochen kerzengerade in meinem Bett, rutschte an das Kopfende und zog die Decke bis zur Nasenspitze. Wie zu einem Paket geschnürt, hatte ich alle Gliedmaßen an mich herangezogen. Ich kann mich dunkel entsinnen, dass ich dabei kurz erschrocken aufgeschrien hatte. Nun war er also doch noch hergekommen. Gewohnt lässig hockte er im offenen Fenster auf dem schmalen Rahmen, hatte die Unterarme zum Ruhen auf den Knien liegen und hob dann doch eine Hand zu einem kurzen lautlosen Gruß, als unsere Blickrichtungen übereinstimmten. Da er den Vollmondschein im Rücken hatte, war seine vordere Körperhälfte in einem dunklen Schatten verhüllt. Er wirkte nun im Gegensatz zum letzten Besuch weit aus bedrohlicher und war sich seiner Wirkung vollends bewusst. Langsam zog er seine Holzmaske vom Gesicht. Sehen konnte ich es dennoch nicht, denn die Kapuze war wie beim letzten Mal weit über den Kopf gezogen und der Schatten auf seinem Antlitz tat sein übriges.

„Bist du irre? Ich habe einen Herzinfarkt bekommen!“, keifte ich drauf los, denn mein Herz schlug mir jetzt bis zum Hals. Das konnte keine Ader aushalten, so sehr pumpte es.

„Entschuldigung. Das war nicht meine Absicht...“ kam es da doch ein wenig überrascht vom Fenster.

Wie machte er das bloß, dort einfach auf dem Fensterrahmen zu hocken? Es gab dort noch nicht einmal einen Hausvorsprung wie beim Küchenfenster, sondern es ging direkt gute fünf Stockwerke in den Abgrund. Der Rahmen maß gerade mal eine Breite von höchstens zehn Zentimetern. Es bedurfte einer guten Balance, sich dort halten zu können. Ich musste das wissen, kämpfte ich bei jedem Fensterputz mit den großen Glasfronten und wäre auch schon beinah mal abgestürzt. Absturz war ein gutes Stichwort. Vielleicht sollte ich ihm einfach das Fenster vor der Nase zuknallen. Dann könnte er unten die Pflastersteine anstelle meiner besuchen und ich hätte ein Problem weniger. Meine Chancen, den Plan erfolgreich umzusetzen, standen gar nicht mal so schlecht.

„Normale Menschen klingeln an der Haustür und benutzen diese auch. Aber DU bist komplett durchgeknallt!“ schimpfte ich weiter.

„Ja, das hat mir ein Freund auch schon mal bescheinigt“, war die trockene Antwort.

„Jemand wie du hat Freunde? Kann ich mir nicht vorstellen“, wollte ich den Strom an Beleidigungen nicht abreißen lassen. Der sollte schon noch wissen, was ich von ihm halte. Kommt nachts erst unangemeldet in meine Küche und nun hockt der schon halb im Schlafzimmer. Mal ehrlich, im Schlafzimmer! Den Raum, den man Besuchern für gewöhnlich nie zeigte. Geht's noch?

„Doch so fantasielos? Ich dachte, bei deinem Job würde man übersprudeln vor Kreativität“, kam es postwendend zurück.

Sieh an, der Herr war nicht auf den Mund gefallen und obendrein noch frech. Er sah mich weiterhin aufmerksam an und wippte dabei etwas auf und ab wie ein Vogel auf dem Drahtseil.

„Boah, nun komm endlich rein. Was sollen denn die Leute denken, wenn du da so bei mir im Schlafzimmerfenster hockst?“, grummelte ich und hatte plötzlich arge Bedenken, diese Peinlichkeiten könnte noch jemand beobachten.

Ich hatte meine Worte kaum ausgesprochen, da hielt er auch schon seine Stiefel in der Hand und stand etwas unschlüssig neben meinem Bett. Wieder einmal war betretendes Schweigen zwischen uns. Ich mochte plötzlich gar nicht mehr so unfreundlich zu ihm sein, denn er nahm mir mit seiner deeskalierenden Art den Wind aus den Segeln. Man kann schlecht auf jemanden Herumhacken, der keine Angriffsfläche bot. Wenn es tatsächlich zu einer Zusammenarbeit zwischen und beiden kommen sollte, dann mussten wir uns eh irgendwie arrangieren. Verlegen sah ich ihn an und schweifte trotzdem immer wieder zum Fenster ab. Das blieb nicht unbemerkt, und ich war froh, dass er die Stille durchbrach:

„Keine Sorge, ich bin heute allein. Wie hast du dich entschieden?“

Seine Stimme klang so ruhig und vertrauensvoll, dass ich aus meiner verkrampften Haltung erwachte, die Decke sinken ließ und meine Beine wieder lang ausstreckte. Es fröstelte mich gar nicht, obwohl sie nun unten aus der Decke herausschauten. Ich wollte wahnsinnig sauer sein und konnte es einfach nicht. Obendrein machte sich der Schlafmangel bemerkbar.

„Ich habe wirklich lange darüber nachgedacht“, begann ich zögerlich. „Und ich knüpfe es an zwei Bedingungen. Ich möchte beim Training am Anfang dabei sein. Und keine faulen Tricks. Keine Lügen, Pseudoprofile oder Schattendoppelgänger. Sonst ist die ganze Aktion gelaufen!“

Ich klang härter als ich es wollte, doch mein Groll auf Ninjas zwang mich dazu. In der Vergangenheit war zu viel vorgefallen, als dass ich es einfach so ad acta legen könnte. Es war ein tiefer Schmerz voller Angst und Tränen. Das wollte ich kein zweites Mal erleben. Es mochte sehr pathetisch und selbst bemitleidend klingen. Für mich war das Kapitel endgültig abgeschlossen, wollte ich nicht alles noch einmal durchmachen müssen. Wenn ich Yuuki ansah, so hatte der doch sehr viel von seinem Vater, der mir soviel bedeutet hatte und jetzt nur noch eine Erinnerung in meinen Träumen war. Es reichte einfach hin, sich weiter damit auseinandersetzen zu müssen.

Blieb nun abzuwarten, welche Gegenreaktion seitens des ANBU auf meinen Kriterienkatalog erfolgen würde. Dessen kompletter Beruf war ein einziges Pseudoprofil. Nun würde es sich zeigen, was ihm sein Angebot wert war und was er dafür zu opfern bereit wäre. Zudem erhoffte ich mir mehr über seine Ambitionen zu erfahren. Mir schien, dass das Training eine reine Privatangelegenheit war. Offiziell wurden solch unbekannte Talente, wie Yuuki es anscheinend war, dem zuständigen Kagen eines Reiches gemeldet, der dann wiederum entschied, was als nächster Schritt geschehen würde. Bei diesem ANBU hatte ich allerdings nicht den Eindruck, dass er seinem Chef irgendetwas mitzuteilen hätte, sondern anscheinend unkontrolliert von höherer Stelle einen eigenen Plan ausheckte. Mir war nicht wohl dabei, da ich nicht durchschaute, welche Rolle mein Kind und ich darin spielten.

„Gibt's heute keine Kaffee?“, fragte er keck vom Thema ablenkend.

„NEIN!“, antwortete ich erregt, hatte aber sofort wieder die Rattengiftidee im Hinterkopf.

„Auch keine Wischmopp-Attacke?“

Er lachte kurz auf, erwartete er sicherlich gar keine Antwort von mir. Schnell kam er wieder auf das ernstere Thema zurück.

„Wie stellst du dir das vor mit deiner zweiten Bedingung? Es gehört zu meinem Job, dass mich niemand kennt“, fragte er mit einer gewissen Neugier.

Dabei hatte er sich locker an die Wand neben dem Fenster gelehnt und die Hände in die Hosentasche gesteckt. Nach wie vor nutze er das Mondlicht in seinem Rücken aus. Nur die Holzmaske, welche halb aus seiner Westentasche hervorlugte, schimmerte weiß im Licht. Ich überlegte kurz, wie ich ihm meinen Befürchtungen gut verkaufen konnte.

„Dann sieh es doch mal von meiner Seite. Du schneist hier ungebeten rein und zeigst Interesse an meinem Kind. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, warum du das machst. Welches Ziel verfolgst du? Wer bist du überhaupt?“, sagte ich und nuschelte noch hinter drein. „Und im Grunde machst du mir echt Angst!“

Verlegen wich ich seinem Blick aus. Ein herzhaftes Gähnen entfuhr mir. Nur mit Mühe hielt ich die Augen offen und sah den Typen noch einmal an, der nur gute zwei Armlängen neben meinem Bett an der Wand lehnte. Ich kannte nichts von ihm, aber seine Körperhaltung, wie er dort so stand, war zum Niederknien. Ein Kerl, der einem feuchte Träume machen kommt. Aber so war die ganze Bande. Durchtrainiert bis zum Ende und lecker anzusehen. Sein Stimme wiegte mich in den Schlaf. Sonst war ich sehr impulsiv und aufbrausend. Ein wahres Energiebündel. Jetzt aber rächte sich mein Körper für den Raubbau der letzten Tage. Ich kapitulierte und schlief ein. Einfach so. Ohne mitzubekommen, ob mein Gast nun gegangen war oder nicht. Es fehlte mir an Kraft, mich darum zu kümmern. Vermutlich war das sogar sein Plan gewesen: Mich abzupassen, wenn ich vollkommen übermüdet und fertig sein würde. Da gab es keinen Konflikt zum Austragen mehr, weil ich sinnbildlich absolut am Boden lag. Ein Rascheln, dass er sich zu mir beugte, mir die Decke über die bloßen Beine zurecht zog und seine leise Stimme, war das Letzte, was ich von ihm hörte:

„Schlaf gut, Nina-chan.“
 

Es war ein Segen, dass das Kontor am nächsten Tag kein Publikumsverkehr hatte, sondern meine Mitarbeiter nur damit beschäftigt waren, die von mir eingekaufte Ware in Empfang zu nehmen, Qualität zu prüfen und Preise auszuzeichnen. So verschanzte ich mich mit einer großen Kanne Kaffee im Büro, mied den Kontakt zur Belegschaft und genehmigte mir eine doppelt solange Mittagspause wie sonst. Diese verbrachte ich auch nicht wie üblich in einem Restaurant, sondern schlurfte die Stufen nach oben und warf mich aufs Sofa. Erstaunlicherweise musste ich umgehend eingeschlafen sein, denn als ich wieder auf die Uhr sah, war bereits eine gute Stunde verstrichen. Ich fühlte mich ausgesprochen frisch und ausgeruht, und es verdarb auch nicht meine gute Laune, als ein Mitarbeiter nach mir rief, dass sie Hilfe benötigten. Meine Pause war vorüber. Schnell ordnete ich meine vom Mittagsschlaf zerrupften Haare, warf mir eine Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht und lief die Treppe viel zu fröhlich wieder hinunter. Die Fragen der Mitarbeiter waren schnell geklärt. Mit einer zweiten Kanne Kaffee zog ich mich wieder hinter den Schreibtisch zurück und überlegte, welchen Stapel an Papieren ich mir nun zuerst vornehmen würde. Plötzlich piepte es auf meinen Laptop und ein PopUp-Fenster verkündete den Eingang einer neuen Nachricht. Es war eine Messengernachricht von DropIn, doch die Accountnummer war mir unbekannt. Dennoch klickte ich darauf, konnte es ja ein neuer Kunde sein.

„Ausgeschlafen, Nina-chan?“

Nina-Chan? Dann hatte ich mir das gestern nicht eingebildet, sondern mein ANBU hatte mir einen Kosenamen verpasst. Sherenina war hier wegen des R ein schwer zu sprechender Name. Die Einheimischen rollte das R nicht, sondern machten daraus einen Mischlaut zwischen L und R. Es war mir gleich aufgefallen, dass mein ANBU sprachlich gewandt sein musste, hatte er Sherenina richtig ausgesprochen. Dennoch musste ihm „Nina“ wohl doch leichter von der Zungen gehen. Aber -chan fand ich dann doch etwas zu vertraut, fast schon anflirtend. Das war mir etwas unangenehm. Der letzte Mann an meiner Seite war Yuukis Vater. Seitdem lebte ich allein. Hatte ich eben eigentlich immer „mein“ ANBU gesagt? So weit hatte er sich nach zwei Begegnungen schon eingeschleimt. Und woher hatte er eigentlich meine Messenger-Nummer? Scheiß Spionagetruppe! Ich seufzte, konnte aber nichts gegen das aufkeimende Lächeln auf meinen Lippen tun. Die Sache weckte langsam, aber sicher meine Neugier. Es war spannend und aufregend.

„Ja bin ich.“ tippte ich schnell zurück, setzte aber einen verschlafenen Smiley hinter den Satz.

Wenigstens konnte ich jetzt mit ihm in Kontakt treten. Das war doch schon mal ein Anfang. Ich wollte seine Accountnummer speichern und kam ins Grübeln.

„Unter welchem Namen soll ich dich speichern?“, unternahm ich den plumpen Versuch, etwas mehr herauszubekommen.

„Das darfst du dir aussuchen. (Zwinker-Smiley)“

Wieder seufzte ich. Man konnte ihn einfach nicht reinlegen, und schon gar nicht so naiv. Letztendlich tippte ich dann „Inu“ in das Namensfeld. Weil Inu sich mit Hund übersetzen ließ und er eine Holzmaske mit einem Hundegesicht aufhatte. Es dauerte nur wenige Augenblicke, dann piepte es wieder. Inu hatte mir einen kleinen Kartenausschnitt geschickt. Ein Kreuz markierte den Treffpunkt für das erste Training. Übermorgen, Nachmittag. Da hatten wir nichts vor. Ich bestätigte den Terminvorschlag. Dann herrschte Funkstille.

Gespannt wie ein Flitzebogen musste ich nun bis übermorgen warten. Die Zeit würde sich wie ein Kaugummi ziehen. Yuuki ließ ich erstmal außen vor. Ihn würde ich erst am Tag der Tage einweihen. Wer weiß, was er sonst in der Schule und überall herumzählen würde.

Die Nervosität war kaum auszuhalten.



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