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Kalendertage

Der Tag, an ...
von

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4 – Der Tag, an dem der Trainingsplatz mein zweites Zuhause wurde

Heute war der beste Tag der Welt. Zumindest, wenn man es von einem Standpunkt aus betrachtete, der vor Sarkasmus nur so übersprühte. Da stand ich nun mit meinem Sohn mitten auf einer Wiese Schutz suchend unter einem vereinzelten Baum. Vor uns lag der idyllische Fluss, welcher in Konoha als kleine Quelle entsprang, auf seinem Wege mächtig anwuchs und einige Parks innerhalb der Stadtmauern landschaftlich dominierte. Im Rücken hatten wir ein bewaldetes Flecken Erde. Sicherlich ein schöner Ort zum Picknicken, Rasten oder Entspannen, hätte sich die Wettervorhersage einmal gründlich zuvor beim Wetter informiert, ob der angekündigte Sonnenschein auch in der Realität anwesend wäre. Es regnete aus Kübeln. Nein, es gallerte, pisste, schiffte … Mir fiel einfach keine exakte Beschreibung für einen Wolkenbruch ein, der uns trotz des Regenschirmes dermaßen erwischte, dass wir schon nach wenigen Minuten klatschnass bis auf die Haut waren. Das Wasser kam von überall. Oben, unten, mit Wind von rechts, ohne Wind von links. In dicken Tropfen, in Bindfäden am Stück. Ein heftiger, warmer Sommerguss wie aus dem Bilderbuch. Meine Laune sank mit jedem vollen Liter Himmelswasser weiter hinab in ein seelisches Tal voller Missmut, wie es so von meinem Regenschirm herab pladderte. Dazu erheiterte es mich keineswegs, dass mein werter Sohn nun auch noch ungeduldig und maulig wurde. Er trat nervös von einem Fuß auf den anderen und fragte mich im Sekundentakt laut und genervt, was wir denn verbrochen hätten, hier bei strömenden Regen ausharren zu müssen. Er wollte lieber jetzt als gleich zuhause sein und vor der Spielekonsole abhängen. Sein neustes Spiel war noch nicht ganz ausgespielt. Er stand kurz vor dem Endgegner und glühte nur darauf, endlich das Ending zu erfahren und einen Haufen sinnloser Sidequest freischalten zu können. Seit einer guten Woche gab es am Abendbrottisch kein anderes Thema mehr als dieses Videospiel, was man wohl als Elternteil niemals verstehen könnte. Dazu war man in den Augen der Jugend viel zu alt und viel zu uncool. Blieb nur zu hoffen, dass diese Aktion hier auf dem Trainingsplatz um einiges cooler ausfallen würde. Mehrmals hatte er schon den Wunsch geäußert, auch zur Ninja-Akademie zu dürfen. Zwei seiner Freunde waren auch dort. Vermutlich hatte er es sich von denen abgeschaut, wie man Chakra überhaupt nutzte. Die Diskussion endete häufig in Streit und Tränen. Vielleicht würde es heute zu einem gütlichen Kompromiss kommen.

Ich hatte ihm den Grund für unseren Spaziergang durch den Park wohlwissend verschwiegen, denn ich war immer strikt dagegen gewesen, seine Chakra-Fähigkeiten trainieren zu lassen. Hätte ich ihm nun erzählt, dass mich jemand heimgesucht hätte, der tatsächlich freie Zeit seines Lebens verschwenden und ihn unterrichten würde, so hätte er mir wohl nicht geglaubt. Und hätte ich ihm auch noch berichtet, dass es ein echter ANBU wäre, er hätte mich für verrückt erklärt. Außerdem hätte ich damit rechnen müssen, dass es für Yuuki eine riesengroße Enttäuschung gewesen wäre, würde Inu uns doch noch hier an Ort und Stelle versetzen. Und ich wäre letztendlich die Dumme, die ihm dann ein angebliches Märchen erzählt hätte. Diesem Streit und Stress war ich nun durch die selbst auferlegte Geheimhaltung ein wenig zuvorgekommen.

So langsam wurde es ungemütlich. Das Wasser lief in die Schuhe und durchdrang nun auch noch die dünnen Sommerjacken. Es regnet sehr selten in Konoha. Gerade der Juli war für seine Trockenzeit bekannt. Wieso regnete es ausgerechnet heute? Es fröstelte mich und auch Yuuki schien keine Minute mehr bereit zu sein, hier herumstehen zu müssen. Ich tadelte mich selbst eine dumme Nuss, dass ich auf die Zeitangabe „nachmittags“ eingegangen war. Je nach eigens-persönlicher Definition begann der Nachmittag so gegen 14 Uhr und endete kurz vor 18 Uhr. Wenn Inu es mit den Zeitangaben ebenso genau nahm wie bei seinem Besuch in der Vollmondnacht, dann würde der vielleicht erst aufkreuzen, wenn der Nachmittag fast vorbei wäre. Ein regennasses Schaudern kroch meinen Rücken hinunter und erinnert mich, wie die nasse Kleidung nur so auf der Haut klebte. Nein, so viele lange Stunden voller Füßeplattsteherei wollte ich hier garantiert nicht verbringen. Wütend kramte ich mein Handy hervor, zimmerte mit dem Zeigefinger auf das Icon der DropIn-App und sprach ihm eine Nachricht auf. Ich sollte mich wohl besser korrigieren: Ich brüllte ihm eine Nachricht. Wenn er die abrief, hätte er mindestens einen Tinnitus sicher. Das wäre die gerechte Strafe, mich hier unter einem Baum zu vergessen, nass bis auf die Knochen mit einem quengeligen Kind an der Hand. Den Nachmittag hätte man bei weitem besser verbringen können. Vermutlich hätten wir uns am nächsten Tag zur Krönung des Ganzen noch eine dicke Erkältung eingefangen.

Nach einer gute Viertelstunde checkte ich nochmal den Messenger. Neben meiner verschickten Sprachbombe hatte sich noch kein grünes Kreuz abgebildet. Das hieß, dass Inu sein Postfach noch nicht geöffnet hatte. Dafür wurden wir beide plötzlich aus heiterem Himmel von der Seite her angesprochen. Ein ANBU trat um den Baum herum und grüßte kurz, aber höflich. Ich selbst hatte mich vom Schreckmoment schnell erholt, erkannte ich doch die Katzenmaske wieder. Yuuki hingegen war von dem Auftritt des Maskierten total geplättet und lugte verschreckt hinter meinem Rücken hervor.

„Ich sollte dazukommen, weil er meine Meinung hören wollte“, erklärte die Katzenmaske etwas unsicher und stand dann recht verloren neben uns.

Die Katzenmaske war wenigstens so clever gewesen und hatte sich in einen weißen Regenponcho gehüllt. Interessanter Weise hatte er wohl gar nicht erwartet, seinen Kollegen vor Ort anzutreffen, denn er nahm dessen Abwesenheit stumm zur Kenntnis und fragte noch nicht einmal nach, ob dieser überhaupt schon hier gewesen wäre. Ihm entging jedoch keineswegs, dass sich Yuuki und ich wie zwei begossenen Pudel doch recht unwohl in unserer nassen Kleidung fühlten. Schnelle Fingerzeichen folgten und für Normalsterbliche, wie ich und mein Sohn es waren, tat sich ein halbes Weltwunder auf. Aus der Erde wuchsen rasend schnell kleine Zweige zu Ästen, dann zu Stämmen. Sie verflochten und und verformten sich. Kein Wimpernschlag später stand an Ort und Stelle ein kleiner Holzunterstand mit Bank. Alle Achtung. Zum ersten mal in meinem Leben war ich Zeuge eines nützlichen Jutsus. All das, was ich zuvor miterleben durfte, hatte zumeist etwas mit Gewalt zu tun. Zu dritt nahmen wir nebeneinander auf der Holzbank Platz. Wie Hühner auf der Stange hockten wir da und sahen aus der Ferne aus wie Leute, die in einem Wartehäuschen auf den Bus wartete. Nur, dass hier niemals ein Bus halten würde. Wir wechselten kein Wort. ANBUs im Dienst erzählten sowieso grundsätzlich nie etwas. Ich selbst hatte auch keine Idee, wie ich ein Gespräch anleiern könnte, welches nicht in einem Fettnäpfchen gipfeln würde. Und mein Kind saß da recht verwirrt und traute sich gar nicht, auch nur ein Wort zu verlieren. Man musste dazu sagen, dass er seit dem Horrortag auf dem Marktplatz ein halbes Trauma beibehalten hatte und vor jeder weißen Holzmaske Reißaus nahm. Dafür hielt er sich hier eben in dieser Situation geradezu wacker. Da nun die Katzenmaske unseren Wartekreis erweitert hatte, weihte ich Yuuki endlich in die Pläne ein. Plötzlich war er gar nicht mehr so zurückhaltend und war sehr aufgeregt. Ein fröhliches Strahlen legte sich über seine Wangen, wie ich es lange nicht mehr gesehen hatte. Seine Augen leuchteten, als wäre es der Morgen seines Geburtstags. Es verpasste mir ein tiefen Stich ins Herz, dass ich als Mutter nicht richtig eingeschätzt hatte, wie sehr es ihm etwas bedeutete, mehr über sein Chakrapotential zu erfahren. Ich musste ihn bremsen, den ANBU nicht schon vor dem Training mit seinen vielen, vielen Fragen zu durchlöchern. Aber der ANBU nahm es doch sehr locker und bat ihn, einfach noch ein wenig abzuwarten. Es kehrte wieder Ruhe ein in unserem Wartehäuschen. In die Schweigerunde platzte unerwartet das Piepen meines Handys. Es klang so ungewöhnlich laut gegen das Prasseln des Regens auf dem Dach an, dass ich kurz zusammenzuckte. Inu hatte tatsächlich eine Antwort geschickt, die mich zur Weißglut brachte.

„Vermisst du mich, Nina-chan? (grins-Smiley)

Vermissen?!? Nina-chan? Ich war binnen von Sekunden kurz vor dem Ausrasten. Da war es wieder. Dieses arrogante Amüsieren über meine Person. Das war doch garantiert Absicht, dass der uns hatte so durchregnen lassen. Und dann immer dieses Flirten auf billigstem Niveau. Boah, mein Blut war nicht in Wallung. Nein, es kochte über. Wenn ich den noch einmal allein antreffen würde, dann gäbe es einen Satz heiße Ohren. Es musste soviel Erregung in mich gekommen sein, dass ich nicht gemerkt hatte, wie ich aufsprang und mit der bloßen Faust mein Handy fast zerdrückt hätte. Dafür erntete ich erstaunte Blicke und brockte mir Erklärungsnot ein, der ich nur entging, da sich unvermutet die Ursache meiner Wut locker-lässig an den Pfosten des Unterstands lehnte. Er trug denselben Regenponcho wie sein Mitstreiter, aber im Gegensatz zu diesem die bereits bekannte Hundemaske. Mich hingegen nervte es total, dass diese Ninja-Bande immer so lautlos aufkreuzte, dass man sich augenblicklich zu Tode erschreckte.

„Können wir starten?“ fragte Inu, als hätte er mir niemals auch nur einen einzigen Buchstaben über DropIn übermittelt.

Er klang recht müde und sah mich durch seine Holzschlitzaugen nicht ein einziges Mal an, sondern wich meinem wütenden Blick sogar noch aus. Kein Rückgrat, der Idiot. Stattdessen warf er einen prüfenden Blick zum Himmel, stellte ein Aufklaren des Regenwetters fest und kam dann gleich zur Sache. Dabei redete er direkt zu Yuuki und tat so, als wäre ich aus Luft.

„Du hast neulich einen ziemlichen Wirbel veranstaltet.“, begann er freundlich und beobachtete ganz genau, wie mein Sohn, vom schlechten Gewissen gezeichnet, sofort auf der Bank zusammensackte.

„Ich möchte gerne, dass du genau noch einmal dasselbe machst, wie neulich auf dem Marktplatz. Wir beide möchten zu gerne sehen, wie das funktioniert.“

Inus Stimme war so ruhig und entspannt, fast einschläfernd, dass man gar keine Sorgen haben dürfte, etwas Falsches zu tun. Als wäre es das normalste der Welt, mal eben die Umgebung in einen Trümmerhaufen zu verwandeln. Dennoch warf mir Yuuki einen angsterfüllt Blick zu, um meine zustimmende Erlaubnis zu erbitten. Das entging auch Inu nicht, der noch ergänzte:

„Keine Angst. Auf diesem Platz hier ist das alles erlaubt. Und wir beide sind schon Kummer gewohnt.“

Dabei deutete er ein Kopfnicken hinüber zu seinem Kollegen an. Man konnte ganz klar ein Lächeln aus seiner Stimme heraushören, dass ihm ein sehr eindringlicher Erinnerunsgfetzen vor Augen geraten war.

„Oh jaaaaa...!“ zischte da ein trockener Kommentar mehr als unerwartet von der Bank hinter mir.

Ich wandte meinen Kopf und war erstaunt. Da ich mich nur auf Inu konzentriert hatte, war die Katzenmaske glatt in Vergessenheit geraten. Die Katze hielt wohl nicht so sehr viel von Geheimniskrämerei. Der Poncho hing zum Trocknen über einem herausgewachsenen Ast, ebenso wie die Holzmaske. Darunter zeigte sich nun bei Tageslicht eine vollständige sichtbare Person hab. Kurze braune Haare, große schwarze Augen, den Rollkragen bis über Kinnspitze gezogen und ein Stirnband, dessen Metallprotektoren sein Gesicht umschlossen. Ich schätze ihn ungefähr im gleichen Alter wie meines ein. An was auch immer ihn Inus Aussage erinnert hatte, man sah ihm ebenfalls ein kurzes Kopfkino glasklar an. Mit einer Mimik von tausend Fragezeichen sah er Inu und Yuuki hinterher, wie die beiden sich auf der Wiese in sicherem Abstand zu uns aufstellten, kurze Worte wechselten und Yuuki seine Handflächen wie zu einem Gebet faltete. So lax, wie die Katzenmaske neben mir stand, so hinterließ er bei mir den Eindruck, dass er weniger aus Interesse und freiwilliger Bereitschaft, sonder unter Einschränkung seiner Freizeit hierher bestellt worden war.

Zwischen Yuukis Händen flammte es orange auf. Es wurde größer und plastischer, bis eine Kugel ungefähr so groß wie ein Handball seine Handflächen auseinander drückte. Dann warf er die Kugel auf ein Zeichen Inus hin in Richtung Fluss, wo sie an dessen Ufer mit dem lauten Knall einer Explosion die ganze Erde aufriss.

Ich war mächtig geschockt, doch die Katzenmaske neben mir kommentierte monoton:

„Ranton! Ziemlich sicher, aber die Chakrafarbe ist ungewöhnlich.“

„Ist das jetzt gut oder schlecht?“, hakte ich unsicher nach, war ich innerlich doch nun gespannt wie ein Flitzebogen.

Keine Antwort. Wäre ja auch zu viel des Guten gewesen. Also schaute ich verstummt wie der ANBU neben mir wieder hinaus aufs Feld. Der Regen hatte nachgelassen. Es tröpfelte nur noch hier und da. Die Sonne brach durch und brachte die sommerliche Gluthitze zurück. Die Wiese dampfte. Die hohe Luftfeuchtigkeit erschwerte das Atmen. Dennoch tat es der Motivation meines Kindes keinen Abbruch. Klitschnass stand es dort, schnappte wie ein Fisch auf dem Trocknen nach Luft und formte schon zum zweiten Male eine orangene Kugel aus purem Licht. Aber es gelang nicht mehr so leicht von der Hand wie zuvor, sondern sah um einiges gequälter aus. Aber vielleicht täuschte das auch nur, weil das Wetter umschlug. Mein Kind, dass sonst so unleidlich war, wenn ihm das Wetter nicht passte. Oder wenn er sich mal länger an einer Sache die Zähne ausbeißen sollte, aber stattdessen lieber die Flinte ins Korn schmiss. Nun stand es da und strahlte mit der Sonne um die Wette.

Dann aber wurde die Übung aus nicht ersichtlichen Gründen abgebrochen. Vielleicht hatte Inu genug gesehen. Jedenfalls kehrten die beiden zum Bushäuschen zurück. Die beiden Ninjas tauschten sich wortlos aus. Dann nickten sie kurz und schien sich sehr einig zu sein. Was hatten die beiden eigentlich besprochen? Man kam sich so uneingeweiht sehr blöde und nutzlos vor.

„Wir beide sind uns im Grunde einig, ...“, kam es von der Hundemaske.

Wie einig? Wie habt ihr denn miteinander gesprochen? Gedankenübertragung? Telepathie?

„... wollen aber noch mal etwas testen...“

Testen? Vor meinem geistigen Auge tat sich ein ganzer Laboralptraum auf, wie mein Lieblingskind als Versuchsratte missbraucht an Schläuchen und Kabeln hing und endlose Test durchleben musste. Niemals! Was auch immer jetzt kommen würde, …

„... Das geht mit Papier.“

… es würde mich arg verwirren. Papier? Und schon wurden Yuuki in jede Hand jeweils ein Stücken Papier gedrückt, und er sollte noch einmal seine Kugel formen, aber bitte nur mit halber Kraft. Eine ganze Weile passiert gar nichts, bis die Katzenmaske kurz aufgluckste und dann Yuuki riet, sich doch nochmal an einer Kugel zu probieren. Kaum ausgesprochen, formte sich der Energieball. In just dem Augenblick wurde das eine Papierblättchen nass und das andere zerknitterte. Auch Inu lachte jetzt kurz auf:

„Ein „AN-oder-AUS-Jutsu“. Entweder volle Kraft oder gar nichts.“

Was war denn nun schon wieder so komisch? Ich hatte es aufgegeben, etwas zu fragen. Sie würden mich nur mit Missachtung strafen. Einer meiner Wutanfälle über diese Missachtung würde an ihnen abprallen wie Öl vom Wasser. Vermutlich hätten sie nicht einmal ein Problem damit, mich dumm sterben lassen. Ich musste wohl sehr traurig ausgesehen haben, weshalb ich vermutlich aus purem Mitleid eine Erklärung bekam.

„Erstaunlicher Weise hat sich Yuuki sehr viel selber beigebracht, allerdings recht unbrauchbar in der Handhabung. Sein Element ist Sturm. Das ergibt sich aus Wasser und Blitz. Es wundert mich sehr, wie er es schafft, durch ein eigens entwickeltes Jutsu, die Form und die Natur seines Chakras so zu manipulieren. Und da er das selbst auch nicht weiß, kann er es auch nicht dosieren. Entweder schmeißt er seine ganze Energie da hinein oder es passiert halt gar nichts. Darum habe ich auch den Witz gemacht, es wäre ein AN-oder-AUS-Jutsu. Ach, und seine Chakra-Reserve ist mittelmäßig bis gering. Daher sollte er seine Spielerei lieber lassen. Ein Chakraträger mit aufgebrauchtem Chakra verstirbt.“

Der letzte Satz war ein ziemlicher Tiefschlag in die Magengrube und etwas, was mir bis dato nicht im Geringsten bewusst war. Der Schock saß tief in den Gliedern und färbten mein Gesicht so weiß wie die Holzmasken der ANBUs. Ob es nun erneutes Mitleid oder doch offene Bestürzung war, sei dahingestellt. Die beiden versuchten in kurzen, aber warmherzigen, leisen Sätzen, mich zu beruhigen, dass alles nur halb so schlimm und alles durch ein paar Trainingsübungen zu beheben wäre. Meine Nerven zogen trotzdem blank. Selbstvorwürfe überschütteten mich. Das heimliche Training meines Kindes brachte nicht nur andere, sondern auch es selbst in Gefahr. War es also falsch gewesen, ihn nur auf eine normale Schule zu schicken? In diesem Augenblick fühlte ich mich wie die allerschlimmste Rabenmutter der Welt, die in sämtlichen Erziehungsfragen stets die falsche Antwort gewählt hatte. Alles hatte ich verkehrt gemacht. Es zog mir langsam den Boden unter den Füßen weg. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Doch ich wollte stark bleiben und mir keine Blöße vor den beiden Ninjas geben. Also unterdrückte ich die aufsteigende Angst und die Tränen. Wie ein geprügelter Hund starrte ich den Boden an, er solle sich einfach nur vor mir öffnen und mich verschlingen. Ich wollte einfach nur noch weg.

Das Schicksal kam mir unerwartet zur Hilfe, als es zweimal vibrierte, die beiden Ninjas zeitgleich in ihren Hosentaschen kramten und jeder auf sein Tablet starrte. Ich hatte es vor ein paar Jahren aus der Presse entnommen: Missionsschriftrollen waren out. Es lief alles nur noch online.

„Die Pflicht ruft.“ meinte die Katze unbeeindruckt.

„Wir müssen los.“, ergänzte im gleichen Tonfall der Hund.

Und weg waren die beiden genauso schnell, wie sie noch vor einer guten Stunde hier aufgetaucht waren. Dabei verschwanden auch ihre Spuren. Die kleine Bushaltestelle bildete sich zurück und die Äste verschwanden wieder im Erdreich. Auch ich war froh, nun endlich nach Hause gehen und die nasse Kleidung gegen trockene tauschen zu können.

Wir hatten nicht geklärt, wie es mit dem Training weitergehen würde, doch konnte ich mir vorstellen, relativ schnell wieder etwas von Inu zu hören. Man würde in Kontakt bleiben... müssen.



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