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Secrets

von

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Unloved

Da standen wir, vor den Türen der Arena von Marmoria-City. Auf Greens Gesicht zeichnete sich ein ziemlich selbstgefälliges Grinsen, als ob er in Wahrheit seinen Orden schon längst in der Tasche hätte. Mir war bisher noch nie ein Mensch mit einem so großen Ego begegnet. Auf den Kampf war ich jedenfalls gespannt.

"Na dann", sagte Green und lehnte seine Hände gegen die Flügeltüren. "Dann wollen wir doch mal sehen, was der gute Rocko so drauf hat!"

Mit einem Schwung stieß er die Tür auf. Sie standen vor einem riesigen Raum, der wohl die ganze Fläche der Arena ausfüllte. Er war recht simpel gestaltet, die einzige Dekoration, wenn man es denn so nennen konnte, bestand aus großen Felsen, die sich an den Wänden und vereinzelt in der Mitte der Arena vorbeizogen. Tatsächlich erinnerte dieser Aufbau ein klein wenig an einen japanischen Steingarten.

Green ging voran, ich folgte ihm und sah mich um. Ich konnte hinter einem der Felsen einen Trainer stehen sehen. Green schien davon nicht sonderlich viel Notiz zu nehmen. Er stolzierte los, direkt auf Rocko, den Arenaleiter, zu, der am Ende des Raumes wartete und nun bei unserem Erscheinen den Kopf hob. Doch er sagte nichts.

Wie eine amüsierte, ansonsten teilnahmslose Zuschauerin mit hinter dem Rücken verschränkten Händen folgte ich Green durch die Arena. Doch er kam nicht weit. Er war tatsächlich so fixiert auf Rocko, dass er den Trainer zwischen den Felsen nicht bemerkte.

"Bleib stehen, wo du bist, Kleiner!", schrie der Trainer plötzlich und sprang zwischen den Felsen hervor. "Es dauert noch Lichtjahre, bis du gegen Rocko antreten kannst!"

Green hatte sich so erschrocken, dass er mit einem Satz zur Seite gesprungen war und den Trainer so irritiert musterte, als ob er ein gerade aus dem Boden gewachsenes Unkraut wäre. Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Doch Green fasste sich schnell wieder und setzte wieder sein selbstgefälliges Grinsen auf. "Na gut, wenn du meinst. Dann fang ich eben mit dir an."

Und kaum waren seine Worte ausgesprochen, begann bereits der Kampf. Der Trainer schien ein Pfadfinder zu sein, der interessanterweise lediglich Boden-Typen verwendete, obwohl wir uns doch angeblich in einer Gestein-Arena befanden. Doch das sollte nicht meine Sorge sein.

Der Pfadfinder startete mit einem Digda. Doch es hatte nicht den Hauch einer Chance. Green setzte natürlich Schiggy ein, eine Aquaknarre reichte völlig aus, um Digda zu besiegen. Das Gleiche geschah auch mit dem zweiten Pokémon des Pfadfinders, einem Sandan. Eine Aquaknarre und der Gegner fiel zu Boden. Deprimiert zog sich der Pfadfinder nach diesem Kampf zurück und verfolgte Green mit ehrfürchtigem Blick, als er erneut auf Rocko zuging.

"Na sieh mal einer an, ein Herausforderer", sagte Rocko, der bloß verschränkten Armen dastand und ihn abschätzend musterte. "Interessant. An Selbstvertrauen scheint es dir jedenfalls nicht zu mangeln."

Green verzog keine Miene. "Ich bin hier, um mir meinen ersten Orden abzuholen."

Rocko ließ die Arme sinken, doch sein Blick blieb weiterhin ernst. "Dann bin ich wohl dein Gegner, denn ich bin Rocko, der Arenaleiter von Marmoria City. Du willst also einen Kampf, dann soll es so sein. Meine Devise ist eine steinharte Verteidigung und felsenfeste Entschlossenheit! Deshalb trainiere ich Gestein-Pokémon. Ich sehe in deinen Augen beinahe dieselbe Entschlossenheit, die auch mich antreibt. Aber das bedeutet nicht, dass es deshalb einfacher für dich wird. Willst du es immer noch mit mir aufnehmen?"

"Natürlich", sagte Green und schritt auf ihn zu. "Deshalb bin ich doch überhaupt hergekommen. Wie erbärmlich wäre ich denn, gleich wieder zu gehen?"

"Wie ist dein Name?"

"Green."

Rocko nickte. "In Ordnung, Green. Dann zeige mir, wie gut du bist!"

Mit einer ausladenden Armbewegung eröffnete Rocko seinem Gegner das Kampffeld. Ich setzte mich auf einen Stein, um ihnen zuzusehen, während die beiden sich einander gegenüberstellten und sich zum Kampf bereitmachten. Ich konnte eine gewisse Energie spüren. Etwas, das nicht mit einem gewöhnlichen Trainer-Kampf zu vergleichen war. Green wandte den Kopf und sah mir mit seinem selbstgefälligen Grinsen in die Augen. "Tja, Rei, ich würde dir ja so gern mein Talent zeigen, aber dieser Kampf ist dafür viel zu einfach."

Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, wie sich Rockos Augen verengten. Er nahm den ersten Pokéball. "Gut. Fangen wir an. Los, Kleinstein!"

Rocko warf Kleinstein in den Kampf. Ein Pokémon vom Typ Gestein und Boden. Ich konnte mir schon denken, was Green tun würde. Sein Gesicht verriet, dass er mit so etwas gerechnet hatte. Er warf seinen Pokéball und wie erwartet erschien Schiggy. Es strotzte nur so vor Energie.

Ein leichtes Lächeln zog sich über Rockos Gesicht. "Eine gute Wahl. Aber so einfach gebe ich mich nicht geschlagen, nur weil du im Vorteil bist. Los, Kleinstein, Tackle!"

Kleinstein setzte zum Angriff an. Doch Green zuckte nicht einmal. Er sagte bloß: "Auqaknarre."

Schiggy gehorchte. Es griff an, und Kleinstein wurde von dem Wasserstrahl direkt ins Gesicht getroffen. Es stoppte, und fiel dann zu Boden. Es war besiegt.

Rocko blinzelte, wohl ein wenig schockiert. Mit halb geöffneten Mund stand er einige Sekunden nur da, dann rief er Kleinstein zurück und zog den nächsten Pokéball. "Nun gut. Kleinstein hast du locker geschlagen. Aber wie steht es mit diesem hier?"

Und er warf sein zweites Pokémon in den Kampf. Ein riesiges Onix türmte sich vor ihnen auf. Es wirkte im ersten Moment ein wenig bedrohlich, doch ich wusste genau, was passieren würde. Denn auch Onix war wie Kleinstein ein Pokémon vom Typ Gestein und Boden. Die doppelte Wasserschwäche würde es genauso zu Boden zwingen.

"Los, Onix! Kreideschrei!"

Onix stieß einen hohen Schrei aus, der in den Ohren wehtat. Ich schlug mir sofort die Hände davor, um keine Kopfschmerzen zu kriegen. Schiggy hielt einen Moment inne und auch Green wich einen kurzen Moment zurück, dann rief er: "Aquaknarre, Schiggy!"

Schiggy bewahrte die Fassung und stürzte los. Es geschah so schnell, dass kaum Zeit zur Reaktion blieb. Onix wurde seitlich von der Aquaknarre getroffen und wandte den Kopf ab. Doch es stand noch. Rocko nutzte die Gelegenheit für einen Angriff. "Setz Tackle ein!"

Onix stürzte vor. Doch Green befahl Schiggy erneut die Aquaknarre und Onix konnte nicht einmal ausweichen. Es wurde erneut vom Wasserstrahl getroffen und sackte mit einem lauten Krachen zusammen, das den Boden unter uns erzittern ließ. Einen Moment danach herrschte Stille.

Rocko rief Onix zurück und holte tief Luft. Er sah Green an und schritt langsam auf ihn zu. "Ich habe dich falsch eingeschätzt, Green. Nimm den Felsorden als Zeichen meiner Ehrerbietung!"

Ich beobachtete, wie Rocko ihm etwas in die ausgestreckte Hand legte. "Das ist ein offizieller Orden der Pokémon-Liga! Die Pokémon der Person, die den Orden trägt, werden stärker. Von nun an können deine Pokémon jederzeit Blitz einsetzen!"

"Hm", machte Green und betrachtete den Orden im Licht. "Na mal sehen, ob ich das brauche."

Er war schon halb auf dem Weg davon, da rief Rocko ihm nach: "Warte! Nimm das hier mit."

Green hielt inne und wandte sich erneut dem Arenaleiter zu. Er zog etwas aus der Tasche, das aussah wie eine gewöhnliche CD. Sie trug die Nummer 34.

"Was ist das?", fragte Green skeptisch, als ob er es eigentlich schon gar nicht haben wollte. Doch er nahm sie dennoch entgegen, während Rocko erklärte: "Das ist eine TM. Eine TM enthält Attacken, die Pokémon erlernen können. Man kann sie allerdings nur ein einziges Mal verwenden. Wähle also sorgfältig jenes Pokémon aus, dem du eine TM geben möchtest! TM 34 ist Geduld. Dein Pokémon absorbiert die gegnerischen Attacken und kontert mit doppelter Kraft. Ich kam leider nicht dazu, dir diese Attacke vorzuführen. Schließlich hast du meine Pokémon vorher bereits besiegt."

Green sah irritiert und gereizt auf. "Was ist das für eine sinnlose Attacke? Was bringt es, wenn man mit zweifacher Stärke kontern kann aber der Gegner die Zeit ausstallt, indem er wechselt oder Statusattacken nutzt?! Sowas sinnloses … tse ..."

Ich hatte zwar zu dem Punkt noch keine Ahnung, was er damit meinte, doch es tat seine Wirkung. Vollkommen schockiert über seine Respektlosigkeit sah Rocko zu, wie Green die TM lieblos in seine Tasche stopfte. Ich konnte nicht abstreiten, dass er tatsächlich verdammt arrogant und unverschämt war. Mit mir hätte er so nicht reden können, wäre ich Arenaleiter gewesen. Aber das war ich ja schließlich nicht. Also sollte es mir egal sein.

"So, Rei", sagte Green plötzlich und ließ sich amüsiert auf einen Stein zur anderen Seite fallen. "Jetzt bleibst noch du. Zeig, was du drauf hast."

Ich ballte die Hände zu Fäusten und sprang abrupt auf. Das war meine Chance. Ich würde es vielleicht nicht so einfach haben wie Green, doch das zerrte nicht an meinem Willen. Schließlich hatte ich außerdem einen zuverlässigen Partner.

"Noch ein Herausforderer", sagte Rocko und musterte mich abschätzend. "Du willst also auch gegen mich kämpfen?"

"Das war der Plan", erwiderte ich bloß. "Wann können wir anfangen?"

"Jetzt sofort." Rocko zog zwei weitere Pokébälle hervor und hielt sie hoch. "Was wäre ich denn für ein Arenaleiter, wenn ich bloß zwei noch nicht mal besonders starke Pokémon bei mir hätte? Man muss schließlich auf alles vorbereitet sein."

"Gut", sagte ich und nahm ohne eine weitere Aufforderung Greens Platz in der Arena ein. Es war wirklich ein ganz anderes Gefühl, als gegen einen beliebigen, lausigen Trainer zu kämpfen. Ich war ziemlich angespannt. Eigentlich ging es mir gar nicht um diesen verdammten Orden, sondern bloß um die Herausforderung. Eine Herausforderung, die ich mir wohl selbst gestellt hatte.

Rocko stellte sich wider auf seinen Platz, mir gegenüber, und sah mich erwartungsvoll an. "Und? Können wir anfangen?"

"Und ob wir das können."

Der Kampf begann.

Rocko startete erneut mit einem Kleinstein. Ich natürlich mit Fukano.

Beide standen sich gegenüber und starrten einander an. Fukano fletschte die Zähne und knurrte. Ich war deutlich im Nachteil. Es blieb mir nur übrig, meinem Partner zu vertrauen.

"Los, Fukano! Biss!"

Fukano bellte und rannte los.

"Einigler", rief Rocko seinem Pokémon zu.

Fukano biss zu und versenkte seine Zähne in Kleinstein. Doch das kümmerte es kaum. Ich sah, wie Fukano zurücksprang und Kleinstein sich einkugelte, um seine Verteidigung zu heben. Schaden hatte es wohl kaum genommen.

"Noch einmal Biss!"

Was blieb mir auch anderes übrig? Ich hatte bloß eine einzige andere Attacke, die mir womöglich kaum helfen würde.

"Tackle, Kleinstein!"

Fukano biss erneut zu, und wurde dann von Kleinsteins Tackle getroffen. Er wurde zurückgestoßen, stand jedoch weiterhin aufrecht. In diesem Moment wurde mir bewusst, wie aussichtslos der Kampf eigentlich war. Aber ich wollte doch nicht gegen ein einfaches Kleinstein verlieren!

"Brüller!"

"Einigler."

Fukano ließ sein Brüllen hören, doch Kleinstein blieb unversehrt und kugelte sich erneut ein. Doch so schnell gab ich nicht auf. Es ging weiter. Fukano attackierte weiter mit Biss, da Brüller Kleinstein zum einen nichts ausmachte, und zum anderen Onix kein besserer Gegner sein würde, sollte er wieder das gleiche Team benutzen wie im Kampf gegen Green. So oder so, ich müsste sie beide besiegen.

"Du weißt, dass das so nichts wird, Rei", hörte ich Greens Stimme vom Rande des Kampffeldes. Es versetzte mir einen Stich. Ja, ich wusste es. Doch ich wollte es nicht einsehen. Ich konnte nicht einfach so aufgeben. Niemals!

"Tackle!", befahl Rocko und Kleinstein griff ein letztes Mal an. Fukano wollte sich noch mit einem Biss wehren, doch es war bereits zu angeschlagen und Kleinsteins Attacke traf ihn mit voller Wucht. Er stürzte zu Boden. Er lag da, die Augen geschlossen. Besiegt. Dieser Anblick ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Mir war nun alles gleich.

"Fukano!" Ich rannte aufs Kampffeld und schloss die Arme um meinen Partner. Er war verletzt und brauchte dringend Hilfe. Und zwar schnell.

"Hast du noch ein weiteres Pokémon?", fragte Rocko. Ich sah auf. Ich fing auch Greens Blick, der mich durchdringend ansah. Und ich wusste genau, worauf er hinauswollte. Doch das wollte ich nicht.

"Nein", sagte ich und stand auf. "Nein, ich habe kein weiteres Pokémon."

"Rei", sagte Green scharf, doch ich ignorierte ihn. "Ich muss meinem Partner helfen. Entschuldige mich, aber das hat oberste Priorität."

Und ohne einen weiteren Blick auf Green und Rocko stürmte ich aus der Arena. Fukano musste so schnell es ging ins Pokémon-Center, der Kampf hatte ihm so hart zugesetzt, dass er nicht einmal mehr die Augen offenhalten konnte. Ich musste ihm helfen.

"Rei!"

Draußen angekommen wandte ich mich um. Es war Green. Er war mir offenbar gleich gefolgt. Sein Blick war immer noch durchdringend. "Warum hast du das gemacht?"

"Mein Partner hat Vorrang."

"Das habe ich nicht gemeint." Er kam näher, ließ mich aber keine Sekunde aus den Augen. "Wieso hast du behauptet, du hättest kein weiteres Pokémon?"

"Weil ich nun mal nur einen Partner habe!", antwortete ich und strich Fukano über den Kopf. Es war viel zu erschöpft, um sich überhaupt irgendwie aufrecht zu halten.

"Wieso benutzt du Bisasam nicht?", fragte Green in scharfem Ton. "Glaubst du ehrlich, dass du mit nur einem Pokémon durch die ganze Welt reisen kannst?"

"Was kümmert es dich?!", schrie ich los, und bereute es im nächsten Moment fast. Natürlich konnte Green das niemals verstehen. Genauso, wie er nichts dafür konnte. Gar nichts.

Ich wollte loslaufen, doch Green packte mich am Handgelenk und zog mich zurück. Seine Augen schienen mich durchbohren zu wollen.

"Du hast gegen mich verloren. Warum? Weil ich ein Wasser-Pokémon habe. Du hast gegen Rocko verloren. Warum? Weil er Gestein-Pokémon benutzt. Du warst in beiden Fällen im Nachteil, weil Fukano ein Feuer-Pokémon ist. Siehst du denn nicht, wie wichtig eine Typenvielfalt ist? Das ist auch der Grund, warum ich mir schon direkt ein zweites Pokémon dazu gefangen habe. Man muss die Schwächen seines Pokémon durch ein anderes wieder ausgleichen. Und du hast ein Pokémon, das Fukanos Typschwäche ausgleicht. Benutze es, verdammt nochmal! Dann gewinnst du auch und kommst weiter. Sonst kannst du gleich nach Hause zurück, mit so einer Einstellung kommst du nicht weit."

Ich wandte mit zusammengebissenen Zähnen den Blick ab. Es waren mehrere Stiche ins Herz. Ein Moment, in dem ich, die eigentlich sehr stark war, mit den Tränen kämpfte. Ich wusste, dass er Recht hatte. Und dennoch wollte ich es nicht zugeben. Denn ich wollte keinen anderen Partner als Fukano. Und das würde Green wohl niemals verstehen…

"Was tust du da?!", fuhr ich Green schließlich an, als er meinen Rucksack packte, den ich nur über die eine Schulter geworfen hatte, und ihn zu Boden riss. Ich drehte mich gerade um, da hatte Green sich schon hingehockt und ihn schon geöffnet. Er begann, darin herumzuwühlen. Wütend starrte ich ihn an. "Was fällt dir eigentlich ein?!"

Er zog den Pokéball aus der Tasche, den ich in Alabastia bereits einfach achtlos hineingeworfen hatte, und hob ihn hoch, um ihn mir zu zeigen. "Dein Bisasam. Seit du es besitzt, hast ihm eigentlich nur gezeigt, wie ungeliebt es ist. Was macht dich so kalt, dass du dich kein Stück darum kümmerst?"

Mein Magen verkrampfte sich. Green warf den Pokéball und Bisasam sprang heraus. In dem Moment war mir bewusst, was ich eigentlich getan hatte. Bisasam lag da, wandte verunsichert den Kopf und sah mich mit angsterfüllten Augen an, als ob es gleich weinen würde. Ich erstarrte vor Schreck.

Green richtete sich auf und griff in seine Tasche. "In den Bällen verbrauchen Pokémon deutlich weniger Energie. Sie verlieren ihr normales Gewicht, da sie sozusagen komprimiert werden. Und in dem Zustand sparen sie ihre Energie, deshalb können sie auch tagelang ohne Essen auskommen. Aber du kannst sie nicht ewig einsperren und erwarten, dass dadurch alles gut wird."

Wie gelähmt sah ich zu, wie Green sich bückte und dem Bisasam etwas zu Essen hinhielt. Doch das Pokémon wich verängstigt zurück.

"Hey, keine Angst. Ich tu dir nichts. Aber jetzt wird alles wieder gut, vertrau mir. Alles wird wieder gut."

Bisasam zögerte eine Weile. Doch dann schnupperte es an dem Futter in Greens Hand, und aß schließlich davon. Green schenkte ihm ein leichtes Lächeln. "Na siehst du. Es geht doch."

Er richtete sich wieder auf. "Rei. Ich will dir nicht vorschreiben, was du zu tun oder zu lassen hast. Ich weiß auch nicht, was dich antreibt. Das geht mich auch nichts an. Aber du solltest wissen, dass wir allein in dieser Welt machtlos sind. Unser Team, darauf müssen wir vertrauen, um in dieser Welt zu überleben. Einzelkämpfer überleben nicht lange. Bisasam ist ein Teil deines Teams. Entweder du nimmst es an dich, oder du lässt es, aber dann gib es jemandem, der sich wirklich darum kümmert! Die Entscheidung liegt bei dir. Ich werde noch ein wenig in der Stadt bleiben und etwas trainieren. Aber nicht mehr lange. Morgen früh werde ich weiterziehen, ob du dabei bist oder nicht. Überlege dir, was du tun willst. Und zwar gründlich."

Green versetzte mir einen letzten Blick, dann ging er davon und hielt nur noch einmal kurz inne, ohne sich rumzudrehen. "Und kümmere dich um Fukano. Es braucht wirklich dringend Hilfe."

Immer noch wie gelähmt starrte ich ihn an. Doch er verschwand um die Ecke und ließ mich allein. Allein mit einem verletzten Fukano und einem völlig verängstigten Bisasam. Ich fiel auf die Knie. Was hatte ich nur getan…

Ich konnte spüren, wie Bisasam mich erschrocken anstarrte, als ich wirklich zu weinen begann. Und ich hasste mich dafür. Es war nur ein Moment, in dem ich zusammenbrach, doch dieser reichte für mich, um mir für einen Moment den Boden unter den Füßen wegzureißen. Ich hatte versagt.

"Es tut mir leid…", sagte ich, umklammerte Fukano und streckte die freie Hand nach Bisasam aus. "Es tut mir wirklich leid…"

Und tatsächlich. Bisasam zögerte einen Augenblick, dann kroch es vorsichtig und langsam zu mir herüber und stupste mit dem Kopf an meine Hand. Ich schloss beide Pokémon fest in meine Arme und wünschte mir einfach nur, ich würde die Kraft haben, um mein Ziel zu erreichen. Denn dafür musste ich mehr als stark sein. Weit mehr…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  JustLikeHi
2017-07-25T12:23:03+00:00 25.07.2017 14:23
Das Ende war wirklich gut. Endlich hat Green Rai die Augen geöffnet. Das Bisasam hat mir dann schon etwas leid getan. Zum Glück gibt es jetzt doch ein kleines Happy End.
Das ist ein wirklich schönes Kapitel und ich freue mich schon auf das nächste.

Antwort von:  Lenya_C_Sharizardon
28.07.2017 22:10
Nächstes ist bereits in Arbeit :)
Es wird tatsächlich noch ein sehr schwieriger Weg, auf dem Rei, Green und red sich gegenseitig mal in den Hintern treten müssen, aber das wird die drei auch echt zusammenschweißen :3


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