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It's about to be legendary

Von Legenden und Helden
von
Koautor:  rotes_pluesch

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Der Zuckerweg

Aaron
 

Leider verlief der Morgen nicht so ruhig wie die Nacht. Direkt nachdem der Mond verzogen war, die Sonne begann, über den Horizont zu kriechen und den Nebel einzudämmen, versammelten sich vor dem Gasthaus an der Kapelle die Männer des Dorfes. Sie trugen Waffen, allerdings waren das ihre Arbeitsmaterialien, die sie als solche missbrauchten: Heugabeln, Schmiedehämmer, Schafscheren wurden in die Lüfte gerissen und mit lautem Gebrüll angekündigt, diejenigen endgültig zu bestrafen, die für das Verschwinden der Kinder verantwortlich waren. Aaron wurde von den lauten Rufen wach, doch sein erster Blick galt Merthin. Allerdings konnte sich Aaron nicht daran erfreuen so aufgewacht zu sein, denn die Rufe von draußen drangen bis zu ihnen durch. Die Männer verlangten Strafen für die beiden Fremden, die ihr Dorf 'heimsuchten' und drohten auch an, es selbst in die Hand zu nehmen, wenn ihre Geistlichen nichts unternähmen. Dabei brüllten die Männer so sehr, das keiner mehr den anderen verstand und somit auch keine leisen Gegenstimmen gehört wurden, welche leider nicht sonderlich zahlreich waren.
 

Merthin
 

Ganz automatisch hatte er sich in der Nacht gedreht, hatte sich der Quelle für diese Wärme, für diese Wohltat zugedreht und seine Arme fest um den Körper neben sich geschlungen. Ganz autmatisch hatte er den schlafenden Aaron an sich gezogen und vollkommend selig geschlafen – nun, zumindest bis laute Stimmen zu ihm durchdrangen und seine Alarmglocken ihn aufschrecken ließen. Irritiert, da er sooo tief geschlafen hatte, blickte er sich um, einen Moment nicht wissend, wo sie waren – bis er begriff, dass er sich wohl getäuscht hatte. Sein Blick glitt zu Aaron und ihm wurde erst jetzt bewusst, dass jener sich in sein Bett geschlichen hatte. Fragend blickte er ihn an. „Wäre uns etwas mehr Romantik bestimmt, würde ich deinen nächtlichen Besuch mit einem morgentlichen Kuscheln belohnen… Aber ich fürchte, der Mop, der sich aufgrund von Unwissen und Furcht gegen uns erhebt, sollte uns nicht auch noch so sehen…“ Er grinste leicht, fühlte sich wieder ausgeruhter, gestärkter, auch wenn er später im Rückblick merken würde, dass mit seinem Aufstehen bereits die Wirkung nachließ und sich das Gefühl von Erschöpfung alsbald wieder in seinem Körper breit machen sollte. Aber noch war dem nicht so und er zog sich schnell etwas an.
 

Aaron
 

Dem fragenden Blick von Merthin begegnete Aaron mit einem kleinen Lächeln. Klar dass der Blonde sich wunderte, war Aaron doch ohne dessen Wissen einfach in dessen Bett gekrabbelt. Aber es war schön so direkt bei Merthin wach zu werden und das Wissen im Hinterkopf zu haben, so umarmt geschlafen zu haben, auch wenn er es leider nicht bewusst gemerkt hatte. Aber sein guter Schlaf sprach bereits Bände. "Dann schuldest du mir jetzt ein morgendliches Kuscheln“, antwortete Aaron ebenfalls mit einem Grinsen. Schön dass Merthin nicht böse auf ihn war, sondern im Gegenteil eine Belohnung vergeben wollte, doch natürlich hatte er Recht, sie sollten so nicht gefunden werden. Es gab bereits genug, was diese Leute gegen sie hatten, da musste nicht auch noch dieses Thema dazukommen. Aber der Prinz hoffte, dass sie vielleicht an einem günstigeren Morgen das nun verschobene Kuscheln nachholen könnten. Die Aussicht darauf bescherte Aaron Energie, welche das Negative dieses Dörfchens ein kleines Stück weit aus seinen Gedanken vertrieb. Zumindest solange, bis sich die wütenden Menschen eindrucksvoll in sein Gedächtnis zurückriefen.
 

"Merthin, ich glaube-", wollte Aaron gerade anmerken, dass sie vielleicht erstmal das Dorf verlassen sollten und im Wald nach der Ursache suchen sollten, als es plötzlich an ihrer Tür rüttelte. Es war gut, dass Merthin den Stuhl unter die Klinke gestellt hatte, denn dieser sicherte die Tür gerade gut ab. War nur die Frage, wie sie jetzt aus dem Zimmer hinaus gelangen sollten, immerhin gab es keine weitere Tür zu ihrem Zimmer. Zumindest waren alle Männer vom Platz vor dem Gasthaus hineingelaufen und polterten nun gegen ihre Tür, wobei sie die Fremden dazu aufriefen, die Kinder wieder rauszurücken und sich ihre Bestrafung abzuholen. Es würde gewiss nichts bringen, mit den Leuten reden zu wollen, zu aufgebracht waren die Männer, zu versteift waren sie in der Idee, dass Aaron und Merthin die Schuldigen waren. Sie wollten unbedingt ihre Kinder wieder haben, wollten sie am Leben wissen und beschützen, doch der unbändige Zorn, der das Dorf heimgesucht hatte, ließ sie völlig aus der Bahn geraten. Als die Meute vor der Tür gar anfing, Versuche anzustellen, die Tür gewaltsam einzutreten, stand endgültig fest, dass sie hier nicht bleiben konnten.

Aaron schnappte sich sofort seine Sachen und blickte sich gehetzt im Raum um. Es blieb nur das Fenster zur Flucht. Aber war das nicht zu hoch? Aaron war sich nicht sicher, ob er über das Dach klettern könnte, unter dem sie hier unmittelbar hausten. "Was machen wir jetzt?", fragte Aaron ein bisschen hilflos. Ihre Magie würde wohl auch nicht weiterhelfen, konnten sie doch die Leute nicht einfach angreifen, auch nicht zur Verteidigung. Und ihnen zu zeigen, dass sie Magie beherrschten, würde gewiss nicht dazu beitragen ihre Unschuld zu beweisen.
 

Merthin
 

Der Gedanke, dem anderen ein „Kuscheln“ zu schulden, gefiel ihm und er musste schmunzeln. Zu gerne würde er mit ihm kuscheln… Und vielleicht hätten sie irgendwann auch mal wirklich die Zeit dazu. Jetzt aber gewiss nicht.

Er zuckte etwas zusammen und ergriff sein Schwert, als er die dumpfen Faustschläge gegen die Tür hörte. Dann blickte er zu Aaron. Einen Moment überlegte er. Sicher waren diese Menschen nur deshalb so aufgebracht, weil sie manipuliert wurden. Sie mussten den ausmachen, der das tat. Und dazu mussten sie ohnehin am besten nach oben, um einen Überblick zu erlangen. „Wir müssen nach oben aufs Dach und die Menge ansehen. Der Dämon wird sich unter den Menschen befinden und ihren Hass genießen. Sicher ernährt er sich von ihnen. Wir müssen uns beeilen, sonst wird es immer schwieriger, ihn zu besiegen. Er stärkt sich von dem Hass, der Wut, der Missgunst.“ Mertin war an das Fenster getreten, hatte es nach oben geschoben und den Kopf hinausgestreckt, um nach oben zu blicken, wie sie hier verschwinden könnten. Ihr Zimmer ging zum Hinterhof, in dem sie niemanden erblicken konnten. Nun kehrte er ins Zimmer zurück. „Da ist ein Fenstervorsprung. Auf den müssen wir steigen, um dann die Leiter zum Schornstein hinauf nehmen zu können.“ Er sah Aaron an. „Geh du zuerst. Ich kann die Meute noch aufhalten, falls sie durchbrechen. Wir sollten dann auf den Dächern Richtung Süden laufen. Ich wette, der Dämon hat sich unter das Volk gemischt, um so viel Energie abzusaugen, wie möglich.“ Das Klopfen und Schlagen gegen die Tür wurde immer lauter. „Beeil dich...“, drängte nun Merthin und hielt noch immer das Schwert in der Hand, das er nun fester umgriff, während Aaron hinausstieg und bald darauf fort war. Merthin band ein Seil am Bettpfosten fest und ließ es dann aus dem Fenster. Dann trat er an dieses und kletterte Aaron hinterher. Sie hatten die Pferde noch im Stall. Aber wenn sie den Dämon besiegten, würden sie diese auch wieder abholen können… Aaron war bis zum Dachfirst geklettert und hatte dort gewartet. Unten hörte man nun, wie die Tür barst. Eilig hechtete Merthin vor, packte Aaron und duckte sich mit ihm hinter den Schornstein. So würde sein Plan, die Meute vom Dach abzulenken, hoffentlich funktionieren.

Er spürte, wie sein Herz gegen seine Brust schlug. Und er spürte, wie ihn nur diese kleine Aktion bereits wieder zu ermüden schien.
 

Aaron
 

"Aufs Dach? Aus diesem Fenster?!", wiederholte Aaron in der kleinen Hoffnung, das falsch verstanden zu haben. Doch eigentlich war ihm ja selbst bewusst das es keine andere Möglichkeit mehr gab. Aaron war nicht wie andere Jungs als Kind über Bäume geklettert, hatte somit absolut keine Erfahrung und befürchtete daher hinunterzufallen. Merthins Aufruf zur Eile brachte schließlich Bewegung in ihn. Anstatt hier zu zweifeln, ob er das schaffen könnte, sollte er lieber Merthins Beispiel folgen und es einfach so gut er konnte machen. Es musste einfach irgendwie gehen, eine andere Wahl gab es nicht.

So nickte Aaron entschlossen und kletterte vorsichtig aus dem Fenster, nur um sich dann weiter hinauf auf das Dach zu ziehen. Es war anstrengend und Aaron merkte, dass ihm körperliche Kraft fehlte, die er vielleicht anfangen sollte aufzubauen. Dennoch schaffte er es unter Anstrengung auch das letzte Stück hinauf und wartete oben angespannt und etwas schwerer atmend auf Merthin. Man hörte, wie die Leute drängend gegen das Holz der Tür schlugen, es würde gewiss nicht mehr lange standhalten. Schließlich sah Aaron Merthin ebenfalls hochkommen, während das passierte, was passieren musste; die Tür zu ihrem Zimmer gab nach und ließ die wütenden Einwohner ins nun leere Zimmer stürmen. Aaron folgte überrascht dem Zug von Merthin, hockte sich mit ihm hinter den Schornstein und versuchte dabei so eng wie möglich bei diesem zu sein, einfach aus Sorge, das die Männer ihnen auch hierher folgen würden. Doch war nur zu hören, wie die Männer das Zimmer auseinander nahmen und riefen, dass sie aus dem Fenster geflüchtet wären, doch keiner kam hier herauf. Da Aaron so nahe bei Merthin hockte, spürte er dessen schnellen Herzschlag und legte ihm daher kurz die Hand auf die Brust. Aaron war nicht minder aufgewühlt, aber ein kurzer Moment zum Luft holen ohne Worte war nötig.
 

Merthin
 

Dass Aaron Angst hatte, als er ihn bat, aus dem Fenster zu klettern, um aufs Dach zu klettern, irritierte Merthin erst, dann aber schalt er sich innerlich selbst einen Dummkopf. Aaron war in einer Welt aufgewachsen, in der man solcherlei Dinge nicht tat. Und fast rührte sich wieder sein schlechtes Gewissen, dass er ihm solcherlei Dinge zumutete. Aber sie hatten nun mal keine andere Wahl, so dass er ihn zur Eile rief, damit jener sich bewegte. Es gab gewiss schwierigere Aufgänge, als diesen. Aber Merthin war auch bewusst, dass es für jemanden, der es nicht gewohnt war, in luftiger Höhe herumzuklettern, auch wirklich nicht einfach war. Dennoch begleitete ihn Sorge, als er Aaron verschwinden sah und er war erleichtert, als er oben ankam und jener wohlbehalten auf dem Dachfirst angekommen war. Und umso lieber hielt er ihn fest an sich, während sie sich vor den Blicken der Meute duckten, um Aaron die Zuversicht zu geben, die jener brauchte, um das hier gut zu überstehen. Dass er selbst es war, der eigentlich Energie brauchte, begriff er erst viel später…

Sie warteten, bis es wieder ruhig wurde, dann gingen sie vorsichtig den First entlang, stiegen von Dach zu Dach, den Schreien und Rufen lauschend, die die Dorfbewohner von sich gaben. Offenbar glaubten jene, dass sie sich in Luft aufgelöst hätten, dass sie Zauberer waren, die ihre Kinder auffraßen. Aus allen Informationen, die sie darüber hinaus belauschen konnten, bekamen sie noch eine, die Merthin erschrocken innehalten ließ: in dieser Nacht war noch ein Kind verschwunden – ausgerechnet jenes Mädchen, das mit ihnen gesprochen hatte. Vielleicht hatten die Leute recht und sie hatten Schuld… Seine Zähne knirschten, als sich sein Kiefer wütend schloss. Was war da nur los?!

„Da!“, hörte man ein Rufen. „Da sind sie…“, schrie jemand und Merthin erschrak so, dass er daneben trat und abrutschte. Im Reflex versuchte er sich an irgendwas festzuhalten, bekam aber nichts zu fassen, so dass er die Ziegel des Daches hinabrutschte, bis seine Füße die Regenrinne erreichten und er endlich zum Stillstand kam. Unter ihm liefen die Menschen zusammen. „Nun, so versammeln sich wenigstens mal alle“, dachte er noch, während er überlegte, wie er wieder hinauf zu Aaron käme. In diesem Moment hörte er neben sich auf den Ziegeln etwas aufprallen und blickte hinüber, sah einen Ast, einen Prügel, der kurz auf den Ziegeln tanzte, bevor er wieder hinunterkullerte. Ein Glück, dass der ihn nicht getroffen hatte…

Langsam begann er mit den Fingern zu tasten, ob er irgendetwas greifen könnte. „Aaron!“, rief er, ohne jenen anzusehen, um keine falsche Bewegung zu machen. „Schau, ob du jemanden ausmachen kannst, der sich auffällig verhält…“, wies er ihn an und hielt einen Moment inne, als er etwas hörte, was nicht gut war. „Ihr Bastarde! Gebt mir meine kleine Lisbeth wieder!“ Merthin schloss einen Moment die Augen – zumindest bis knapp neben ihm, wieder etwas gegen das Dach prallte. Die Mutter und der Vater des Mädchens schienen hier zu sein. „Wieso nehmt ihr uns beide Kinder weg? Warum lockt ihr sie mit Süßem? Sind sie im Zuckerwald? Gebt sie uns zurück!!!“ Offenbar hatte die Kleine ihren Eltern auch von jenem Weg erzählt. Merthin blickte nach unten und sah, dass das Vordach eines Ladens nicht weit war. Vielleicht sollten sie sich trennen?
 

Aaron
 

Sie setzten ihren Weg über das Dach langsam fort und Aaron hatte gerade vorsichtig den Gedanken zugelassen, das alles nochmal gut gegangen zu sein schien, als er plötzlich den lauten Ruf hörte, der deutlich machte, das sie entdeckt worden waren. Der Prinz wandte soch zu Merthin um, sah dabei, wie dieser am abrutschen war. Sofort beugte er sich vor und angelte nach Merthin, bekam ihn aber nicht mehr zu fassen. "Merthin, nein!", rief Aaron dabei erschrocken und musste zusehen, wie Merthin fast gänzlich vom Dach rutschte. Zum Glück bekam er gerade noch Halt, was Aaron aber nur bedingt erleichterte. Sogleich ging er vorsichtig in die Hocke und blickte besorgt zu Merthin. Dabei huschte sein Blick über das Dach direkt bei Merthin, um vielleicht etwas zu entdecken, was dem Blonden helfen könnte, wieder hoch zu klettern. Aaron konnte ihn von hier oben nicht erreichen und machte deshalb einen vorsichtigen Schritt die Schräge hinab, versuchte dabei möglichst nicht zum Boden zu gucken. Nicht nur, weil er sonst Angst wegen der Höhe bekäme, sondern weil dort auch die vielen Leute versammelt standen, die ihnen an den Kragen wolllten. Fast einen Augenblick später schlug etwas neben Merthin auf das Dach. Die Leute begannen Merthin zu bewerfen, was Aaron doch sehr besorgte und er mehr versucht war, zu Merthin zu gelangen. Das nun noch ausgerechnet das Mädchen von gestern verschwunden war, erschreckte auch Aaron. Aber das war nicht ihre Schuld...! Hoffentlich stimmte Merthins Vermutung und der Weg führte zu jemanden, der helfen wollte und nicht direkt in die Falle dieses Dämonen, der das Dorf bereits vollständig unter seiner Kontrolle hatte. Was war eigentlich mit dieser besagten Kräuterhexe...? Wie passte sie ins Bild?

Aaron hielt erst in seiner Bewegung und Gedanken inne, als Merthin ihn ansprach. Sollte Aaron nicht lieber zusehen, dass er Merthin half? Danach konnten sie immernoch nach dem Übeltäter Ausschau halten, welcher gewiss nicht so schnell verschwinden würde, wo der Zorn der Leute doch gerade überlief und er damit ziemlich viel Nahrung von ihnen bekam. Dabei ließ Aaron außer Acht, dass dies gleichzeitig bedeutete, dass der Dämon immer stärker wurde, mit jedem bisschen mehr Wut, die er sich von den Dörflern zog. Aber das alles wäre eh nichtig, wenn Merthin jetzt abstürzen und sich schlimm verletzen würde.

Wieder wurde etwas gegen das Dach geworfen, weswegen Aaron vor Schreck fast ebenfalls das Gleichgewicht verloren hätte. Aaron konnte sich einfach nicht darauf konzentrieren, den Dämon zu suchen, wenn er die ganze Zeit um Merthin besorgt war. Es brauchte eine schnelle Lösung und Aaron wurde gerade klar, das er Zeit damit verschwendete hier zu hocken und sich zu überlegen, was er machen sollte. Es brachte jedenfalls nichts, Merthin brauchte magische Hilfe, zumindest sah Aaron keine andere Möglichkeit mehr. Nicht weit von ihm stand das nächste Haus, dessen Vordach für Merthin vielleicht erreichbar war, aber bekam Merthin wirklich genug Schwung, um es dort rüber zu schaffen? Mit Aarons Hilfe hoffentlich schon. So legte Aaron seine Hand auf die Dachziegel und ließ Magie fließen, welche ihm anstandslos gehorchte. Blitzschnell stob eine Eisfläche von Aarons Hand ausgehend das Dach entlang, an Merthin vorbei und als schmaler Eispfad rüber zum Dach des Geschäftes. Das Dach des anderen Hauses lag etwas abschüßig, sodass Merthin sich nur am Eissteg festhalten müsste, um hinab zu rutschen und dann hoffentlich sicher auf dem Vordach zu landen, um von dort ganz hinab zum Boden gelangen zu können.

Im nächsten Moment wurden die Stimmen in der Meute lauter und Aaron blickte kurz zu diesen hin. Zwei Mütter waren augenscheinlich ohnmächtig umgekippt, vor Erschöpfung und fehlender Energie, die sich der Dämon bereits einverleibt hatte. Als sie die Magie von Aaron gesehen hatten, hatte sich ihre Wut vergrößert, ihre Angst um die Kinder verstärkt, für einige zartere Gemüter scheinbar zu viel, sog der Dämon doch immer gieriger die Energie der Leute ab. Jetzt wurde es langsam wirklich dringend, weshalb Aaron sich nun wieder erhob und damit einen guten Überblick über alle hatte. Da Merthins Lage für Aaron nicht mehr so aussichtslos schien wie eben noch, konnte er seine Gedanken besser auf das Finden des Übeltäters fokussieren.

Fest biss sich Aaron auf die Lippen, als er schließlich den Blick von Merthin abwandte und durch die Menschenmenge blickte. Aufgeregt liefen sie durcheinander, warfen noch immer Sachen zum Dach, schimpften und schienen nun fast gänzlich außer Rand und Band. Schließlich entdeckte Aaron einen Mann, welcher ein Stück Abseits der Meute stand und von dem keiner Notiz zu nehmen schien. Um ihn herum schien es dunkel zu wabern und sein Grinsen war unnatürlich verzerrt. "Hab ihn!", rief Aaron automatisch, deutete zu ihm hin und sogleich richtete sich die Fratze des Dämons auf ihn, was Aaron ganz schön schaudern ließ. Der Dämon hatte sich voll gesogen mit Bosheit und war offensichtlich noch nicht satt. Der Dämon zuckte nur einmal mit dem Kopf und im nächsten Moment entstand eine gewaltige dunkle Energiewelle, welche auf Aaron auf dem Dach zuflog. Sie war praktisch nicht zu sehen, einzig dunkle Nebelschwaden flogen durch die Luft und alles in deren Weg wurde fort geschleudert. Einige Dachziegel flogen vom Dach, als die Energiewelle über dieses hinter den Schornstein flüchten können. Auch er musste vom Dach runter, wenn er nicht am Ende selbst hinunter fallen wollte.

Der Dämon hatte inzwischen aber auch Merthin entdeckt und warf ihm mit seiner dämonischen Fratze einen herausfordernden Blick zu, dabei noch immer voller Überlegenheit grinsend.

"Habt ihr mich endlich gefunden? Ihr seid viel zu spät dran!", flüsterte der Dämon zwar bloß, aber dennoch gelangten diese Worte bishin zu Merthin und auch zu Aaron auf dem Dach. Der Dämon schien eine immense Kontrolle über die vom Nebel in der Luft liegenden Wassertröpfchen zu haben, dass sie gar Töne über weite Strecken transportieren konnten. Das könnte jedenfalls eine Erklärung für viele der Dinge sein, die ihnen der Händler erzählt hatte, was hier Gruseliges vor sich ging. "Ihr könnt mich nicht mehr aufhalten!", rief der Dämon nun laut, was die Tröpfchen in der Luft vibrieren ließ und es daher schon ziemlich in den Ohren weh tat. "Aber versucht es ruhig, ihr unterhaltet mich bisher so exellent. Bestimmt wollen auch die Kinder eine kleine Show sehen", fügte er wieder leise und herausfordernd hinzu. Dann verschwand der Dämon in einem dichten Nebel, den er um den Platz hervorbrachte.

Hatte Aaron das gerade richtig verstanden? War der Dämon auf den Weg zu den verschwundenen Kindern? Dieser Dämon war durchgedreht und machte das alles nur aus Spaß, umso wichtiger war es, ihn aufzuhalten. Zumindest wussten sie nun, wo sie den dämonischen Übeltäter suchen mussten; im Wald, hinter dem Zuckerweg. Und das so schnell wie möglich.

Kurzentschlossen ließ sich Aaron über seine eigene Eisspur hinab rutschen, wobei er schon ordentlich Herzklopfen hatte vor Angst zu fallen. Doch das Eis unter seinen Füßen gab ihm Halt, sodass er es unbeschadet rüber schaffte und auf das Vordach hinabsprang. Zum Boden war es aber noch ein Stück weiter hinab, was Aaron wieder stocken ließ. Er schloß die Augen, zählte innerlich bis drei und hüpfte dann auch hier hinunter in der Hoffnung, gut zu landen.
 

Merthin
 

Jetzt begriff er, dass er Energie bräuchte, Aarons Energie - aber da hing er bereits am Dach, kurz davor, hinab zu stürzen, wenn er eine falsche Bewegung machte. Er sah, dass Aaron Angst hatte und hoffte inständig, dass jener keine Dummheiten machte, nur um ihn zu retten. Der Prinz schien besorgt, aber auch verwirrt. Die ganze Situation war noch immer undurchsichtig. Ob hier wirklich jener Dämon war, war fraglich. Auch ihre Vermutung, die Kinder seien verschwunden, um sie vor dem Zorn der Eltern zu schützen, war noch lange nicht bestätigt. Umso wichtiger war es, dass sie weiterkämen, dass Aaron zusah, denjenigen zu finden, den sie bekämpfen mussten. Allerdings schien Aaron das anders zu sehen. Merthins Blick verdüsterte sich. Wieso musste er ihn retten, wenn es doch wahrlich Wichtigeres gab? Er sah, wie Aaron die Energie fließen ließ, wie das Eis sich seinen Weg bahnte, spürte als bald dass er dadurch stabiler stand, dass er leicht angefroren war an der Stelle, an der seine Füße standen und sich die Brücke festigte. Und doch merkte er auch etwas anderes: er spürte selbst nichts. Normalerweise spürte er innerlich immer, wenn Aaron Magie verwendete. Aber diesmal? Nichts! Merthin war vollkommen irritiert und blickte schließlich fragend auf, als Aaron endete. Dieser schien sich aber nun endlich der Aufgabe zu widmen, die entscheidender war.

Merthin blickte sich nach hinten um, sah, wohin die Brücke führte. Mit aller Kraft rief er nun seine Magie, spürte, wie ihm ein wenig wärmer wurde, aber es dauerte etwas, bis seine Füße freikamen. Was war nur mit seiner Kraft los? Verlor er sie gerade? Irgendetwas stimmte hier doch nicht! Als Aaron rief, dass er den Dämon gefunden habe, blickte er wieder auf, folgte automatisch dem Blick des anderen. Und dann sah er ihn auch. Das hämische Grinsen des Dämons stach aus der Menge hervor. Aals sich ihre Blicke trafen, schien es Merthin, als würde ihm jegliche Energie ausgesaugt werden, die er besaß. Das Eis schien nicht weiter zu schmelzen, die Flamme in ihm schien, wie gelöscht. Merthin stutzte. Wieso hatte er nicht viel früher daran gedacht? „Kraft“, wisperte er leise, kraftlos. Da spürte er, wie Energie von Aaron wieder zu ihm drang, weniger als zuvor, aber immerhin. Etwas schien sie und ihre Verbindung zu blockieren. Oder war ihre Verbindung einfach nicht stark genug? War sie zu angreifbar? Sie waren zusammen, waren vereint… aber irgendwie schien diese Verbindung noch nicht so fest zu sein, dass sie nicht gestört oder unterbrochen werden konnte. Ob der Dämon dazwischenfunkte? Er blickte wieder auf, sah jenen an und duckte sich in der nächsten Sekunde weg, die Energie fühlend, die jener auf sie zuließ. Energie vollgefüllt mit Zorn und Hass, Wut und Gewalt. Merthin traf es heftig und erneut fühlte er sich kraftloser. Aarons Energie hielt ihn aber noch immer an den Füßen. Er musste hier herunter, dringend!!! Er erzitterte, als er die dämonische Stimme vernahm, spürte Hoffnungslosigkeit in ihm hinaufkriechen. Aber was der Dämon sagte, durfte nicht sein. Es war anders bestimmt. Der Blonde konzentrierte sich auf seine Energie, wärmte seine Füße und löste sich endlich von der Brücke aus Eis.

Dann rutschte er hinunter auf das Vordach des Ladens und hechtete von dort hinunter auf den Platz. Dort sah er, dass Aaron ihm kurze Zeit später gefolgt war. Die Meute würde nicht lange auf sich warten lassen. Er blickte sich kurz um, merkte, dass sie bereits am Rande der Stadt angekommen waren. Dann sah er hinauf. Gerade rechtzeitig, um Aaron aufzufangen, der blind hinabsprang. Merthin schüttelte grinsen den Kopf. „Schade, dass du dich immer nur in ungünstigen Situationen in meine Arme fallen lässt, mein Herzblatt“, sagte er mit einem Grinsen auf den Lippen. „Entweder, wenn ich selig schlafe oder eine Horde fremdgesteuerter Menschen hinter uns her ist…“ In diesem Moment hörte er Musik und drehte sich abrupt um. Jetzt begriff er endlich, was mit dem Zuckerweg gemeint sein könnte… Es war ein Brunnen, der am Wegesrand stand und dessen Becken mit Wasser gefüllt war. Zu jeder Stunde ergoss sich das Wasser und löste damit ein Glockenspiel aus. Gleichzeitig offenbarte die kippende Schale den Blick auf eine Skulptur, die einen Regenschirm darstellte, aber eigentlich eher aussah wie eine zu große Zuckerstange… In der Phantasie der Kinder konnten all diese Dinge eine andere Bedeutung haben, als die, die man selbst hatte. Merthin musste fast selbst lachen, als er endlich begriff. „Aaron!“, sagte er halblaut. „Sieh… Er zeigt in diesen Wald. Ich denke, dort sollten wir weitermachen…“ Er sah den Prinzen an, der seinem Blick gefolgt war und in diesem Moment sah er die Fratze des Dämons. Jener war auf den Platz gekommen, war vor der Meute hier und lockte sie sicher hinter ihnen her. „Ihr habt mir endlich verraten, wohin ich gehen muss…“, zischte er und rannte los. Merthins Augen weiteten sich panisch. Hatten sie gerade einen großen Fehler begangen? Wie konnte es sein, dass der Dämon den Weg nicht kannte. Hatte er also wirklich nichts mit dem Verschwinden der Kinder zu tun? Merthin schluckte. „Wir müssen hinterher! Schnell!“
 

Aaron
 

Eigentlich hatte Aaron eine unsanfte Landung erwartet, doch spürte er bloß kräftige Arme, die ihn auffingen. Sogleich öffnete er seine Augen wieder und blickte direkt in die von Merthin. Kurz nutzte er die Gelegenheit seine Arme um dessen Nacken zu schlingen und sich seine Worte anzuhören. "Das macht doch erst den Reiz aus, findest du nicht?", antwortete Aaron scherzhaft mit einem Grinsen. Es hatte ihn verlegen gemacht, dass Merthin 'Herzblatt' gesagt hatte, auch wenn er es nur im Scherz gesagt hatte. Aber irgendwie klang es schön, derartige Spitznamen zu hören, fühlte er in diesem Moment doch wieder bewusst, dass sie eben mehr als Freundschaft verband. Die witzige Antwort sollte auch etwas über die Verlegenheit hinweg täuschen.

Das Gespräch aber konnten sie eh nicht weiter führen, da Merthin schließlich der entscheidende Hinweis auffiel. Aaron folgte der Deutung und erkannte den Zusammenhang fast im selben Moment. Aaron öffnete seine Lippen, um Merthin für seine Entdeckung zu loben, da mischte sich bereits wieder der Dämon ein, der auch erst jetzt zu begreifen schien. Hatte er nicht gewusst wo die Kinder waren? Dann war es doch wer anderes gewesen, der die Kinder fortgelockt hatte? Leider waren die Kinder jetzt nicht mehr sicher, da sie beide gerade ungewollt dieses Geheimnis des Zuckerwegs an den Dämonen verraten hatten. "Ja, schnell!", stimmte Aaron zu und lief mit Merthin los, griff sich seine Hand, um ihre Energien zu nutzen, vor dem Dämonen anzukommen. Aaron hatte keine Sorgen, dass sie sich verlaufen würden. Der Weg war für Kinder gemacht, durfte dementsprechend auch nicht zu kompliziert sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Fle
2018-05-18T22:03:09+00:00 19.05.2018 00:03
Am Anfang des Kapitels habe ich auch kurz überlegt, ob die Hexe nicht sogar gut sein könnte. Aber ich habe dachte das es klassisch kommt 🙈
Herzblatt ist übrigens mein Lieblingskosename 😍
Ich hoffe, hoffe, hoffe wirklich, dass das nächste Kapitel schnell rauskommt :/
Liebe Grüße ❤️
Antwort von:  rotes_pluesch
20.05.2018 02:13
❤️
Es ist gut das dich die Story zum überlegen und mitraten animiert hat :) Wir hören auch immer wieder gern Überlegungen und Gedankengänge, da uns das ein super Feedback vermittelt, wie wir die Story aufbauen^^~ Daher danke ich dir nochmal, das du uns deine Gedanken immer mitteilst <3
Bleib gerne gespannt wie sich das Ganze nun wirklich darstellen wird xD
Und das mit dem Kosenamen passte dann ja richtig xD Es werden noch verschiedene folgen, bin gespannt wie du diese dann finden wirst xD~

Wir bemühen uns nicht zu lange Wartezeiten entstehen zu lassen, wir wollen ja schließlich auch wissen, wie ihr die Storyentwicklung findet, die wir uns ersonnen haben x3

Ganz liebe Grüße retour <33
Antwort von:  -Amber-
20.05.2018 07:24
Na, da will ichmal nicht so sein ;)
Die nächsten drei Kapitel sind auch in Vorbereitung.
Bin jetzt aber im Urlaub und weiß noch nicht genau, wie ich dazukomme.

Danke für die lieben Kommentare! ❤️😘


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