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It's about to be legendary

Von Legenden und Helden
von
Koautor:  rotes_pluesch

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Die Kräuterhexe

Merthin
 

Der Wald war feucht und neblig, obwohl die Sonne bereits aufgegangen war. Merthin hustete, spürte wie er kraftlos war, aber er zwang sich, weiter zu rennen. Aaron ergriff irgendwann seine Hand, wodurch es besserging. Aber der Gedanke, dass etwas ihre Verbindung blockierte, blieb. Vorsichtshalber hatte Merthin sein Schwert gezückt und ihr Weg führte sie tiefer und tiefer in den Wald. Die kalte Spur des Dämons war deutlich zu spüren. Dennoch wusste Merthin nicht mehr, ob sie wirklich richtig waren. Gerade wollte er seine Unsicherheit aussprechen, als sich der Wald lichtete und sie auf eine Wiese kamen. Die Sonne schien, der Nebel lichtete sich und gab auf einen Ort der Ruhe den Blick frei. Denn auf der Lichtung stand ein großes altes Bauernhaus, in dessen Garten viele Spielsachen zu sehen waren.

Sie drosselten das Tempo, blieben schließlich stehen und blickten zu dem Haus. In diesem Moment hörte man ein gellendes Schreien. Das Schreien kleiner Kinder. Merthin schluckte. „Was will er mit den Kindern?“, fragte er wütend. „Wir müssen hinein! Er wird ihnen sonst etwas antun!“ Angst breitete sich in seiner Brust aus, Angst und große Wut. Der Gedanke allein an dieses Mädchen, das ihn mit Knopfaugen angesehen hatte, voll Hoffnung, sie könnten ihr helfen… Sie hatten es versprochen! Ohne weiter nachzudenken, ließ er Aarons Hand los, umfasste den Griff seines Schwertes fester und rannte wutentbrannt auf das Haus zu. Noch bevor er dort war, trat eine ältere Frau hinaus. War das die Kräuterfrau? Etwas Dunkles umgab sie, etwas Böses. Merthin hielt inne, blickte auf die Frau. Ob doch sie das Übel war? Im Moment sah es danach aus. Aber wieso hatte der Dämon dann vorhin nicht den Weg gewusst? Wie hing das alles miteinander zusammen? Wie konnte das sein? Mit einem Mal erklang ein höhnisches Lachen. Merthin atmete schwer, spürte wieder, wie die Kraft nachließ. Er würde sich beeilen müssen, wenn er effektiv kämpfen wollte. Lange würde er nicht mehr aushalten… Sein Feuer erlosch schon wieder. „Wenn ich die Kinder erst getötet habe, dann werde ich lange von dem Hass der Eltern leben können!“, lachte die Frau. Mit einem Aufschrei lief Merthin los, auf die Frau zu. Er hob das Schwert, wollte die Frau bekämpfen, als er mit einem Mal ein Gesicht am Fenster sah. Ein Gesicht, das ihm wohlbekannt vorkam, das ihn mit großen Rehaugen ansah und ihm deutlich machte, dass es nicht die Frau war, die er bekämpfen durfte. Er sah es gerade rechtzeitig, damit er die Bewegung stoppen konnte. Die Wut auf den Dämon, dass er sich an Kindern vergehen wollte, hatte ihn überrannt, hatte ihm den Blick auf das Wesentliche genommen. Er war dem Dämon geradewegs in die Falle gelaufen. „Na, kleiner Feuermagier? Bist du schon am Ende deiner Kräfte?“, hörte er die zischelnde Stimme. „Feuer schmeckt einem Wasserdämon wie mir besonders gut… Hass und Feuer ernähren mich am besten…. Und dein Feuer ist voll Wut und Verzweiflung… Einfach zu köstlich!“ Merthin blickte in das Gesicht der Frau und wusste nicht, was er tun sollte. Denn eines war ihm gerade mehr als sicher geworden: mit Magie würde er hier gar nichts erreichen – mit dem Schwert aber auch nicht.

Und diese Erkenntnis war es, die ihn mehr als angreifbar machte. Denn nun erhob der Dämon seine Hand, packte ihn am Hals und hob ihn spielend leicht in die Höhe.
 

Aaron
 

Trotzdessen, dass Aaron Merthins Hand hielt und mit ihm durch den Wald lief, wie sie es zuvor bereits getan hatten, fehlte ihm das Gefühl von Merthins Magie in sich. Die Wärme an der Hand war spärlicher als sonst, der Austausch ihrer Magie, der Fluß durch ihre beiden Körper verlief stockend. Aaron fühlte seine eigene Magie ganz deutlich in sich, fühlte, wie sie versucht war Merthin zu erreichen, aber nicht in dem Maße durchdrang, wie er es gewohnt war. Es steigerte Aarons Besorgnis, sie standen sich doch näher als je zuvor, wieso dann diese Blockade? Hatten sie etwas übersehen, oder falsch gedeutet? Sie würden das - nachdem die Kinder gerettet waren - zusammen herausfinden müssen. Eines stand aber schon fest: es würde schwieriger werden den Dämon zu besiegen. Dennoch war Aaron entschlossen und er wusste, dass auch Merthin sein Bestes gab.

Nur einen Augenblick später erreichten sie eine Lichtung, in deren Mitte die Sonnenstrahlen auf ein altes Bauernhaus schienen. Dennoch lag das Haus in einem dunklen Schatten. Hier müssten sie richtig sein. Ein Blick zu den Fenstern des Hauses bestätigte dies, dort blickten nämlich kleine Kinderaugen hinaus, ängstlich, aber auch neugierig was geschehen würde. Hinaus kam aber nicht der Mann von eben, den der Dämon magisch als Gefäß seines wahren Selbst geformt hatte, sondern eine ältere Dame. Sie war umgeben von ebenso dunklen Schatten, der sich wie ein Schleier um sie gelegt hatte. Sie stand unter der Kontrolle des Dämons, war aber nicht das Übel selbst. Merthin aber sah sich ganz offensichtlich genötigt zu handeln, ohne dass Aaron ihn davon hatte abhalten können. "Warte!", rief Aaron nur hinter Merthin her, folgte ihm einige Schirtte, doch Merthin hielt noch rechtzeitig von selbst an, stand nun aber gefährlich nahe vor der Frau. Nur weil sie nicht der Dämon selbst war, war sie nicht minder gefährlich. Sie wusste nicht mehr, was sie tat, war mit dem Dämon verbunden, der ihr Kraft verlieh. War sie ein Werkzeug für ihn? Dass es den Kindern aber soweit noch gut zu gehen schien, passte da jedoch nicht ins Bild. Oder war sie stark genug gewesen die Kinder vor den dämonischen Kräften zu schützen, die sie befallen hatten?
 

Erst als diese teuflische Gestalt durch die Frau preisgab, dass er ein Dämon des Wassers war, begann Aaron zu verstehen. Merthin wurde ebenso die Kraft geraubt wie den Menschen hier auch, nur dass der Dämon bei ihm seine Feuermagie entzog und damit begonnen hatte, auch bei ihm Zorn zu schüren. Zorn auf diejenigen, die die Kinder bedrohten. Merthin war als Feuermagier ein gefundenes Fressen und ein wütender, zorniger Feuermagier musste das Sahnehäubchen auf des Dämons Menüplan sein. Hinzu kam, dass dieser Dämon unbändige Freude daran hatte zu sehen, wie Menschen wüteten und schließlich hilflos ohne Kraft zu seinem Spielball wurden. Aaron ballte seine Hände zu Fäusten, wie schnell der Dämon die Schwächen eines jeden erkannte und diese ausnutzte war unverzeihlich.

Gerade hatte Aaron dies mit Schrecken gedacht, da packte der Dämon seinen Freund am Hals, was an sich schon unangenehm genug sein dürfte, doch dann hob er ihn zusätzlich in die Lüfte, demonstrierte damit, dass die Frau nicht nur unter dem Einfluss des Dämons stand, sondern komplett von diesem gesteuert wurde. Wie sonst sollte eine so zarte, ältere Frau genügend Kraft aufbringen, um einen kräftigen jungen Mann wie Merthin einzig mit einer Hand am Hals in die Lüfte zu heben und dort scheinbar ohne Probleme zu halten? Aber es war sicherlich nicht die Zeit, sich über diese Frage Gedanken zu machen.

Aaron dachte nicht mehr nach, er hob seine Hände, streckte sie der Frau entgegen und pustete kräftig gegen beide Handrücken. Die eisige Kälte, die sich um seine erhobenen Hände gebildet hatte, wurde nun mit hoher Geschwindigkeit zur Frau geweht, deren lange Haare und Kleidung im kalten Wind wehten. Aaron hoffte sie so dazu zu bringen, Merthin loszulassen, denn sie richtig anzugreifen wäre das letzte Mittel. Mit einem kleinen Schrecken stellte Aaron fest, dass er sehr wohl gewillt war, die Frau härter anzugreifen, wenn er Merthin damit beschützen könnte. Aber die Frau war nicht sie selbst, sie zu verletzen wäre der falsche Weg. Für Merthin aber....
 

Die besessene Waldbewohnerin ließ sich davon aber nicht beeindrucken, lachte bloß und verstärkte nur ihren Griff an Merthins Hals, grinste dabei und über ihrem Gesicht blitzte das dämonische Antlitz auf, das von ihr Besitz ergriffen hatte. "Oma!", war recht plötzlich leise von den Fenstern zu hören, die Kinder im Haus wollten auch, dass sie aufhörte. Für einen kurzen Moment verschwand das dämonische Grinsen und waberte dunkel um sie herum. Aaron nutzte die Gelegenheit auf den dunklen Wassernebel zuzulaufen, doch kämpfte sich der Dämon bereits in ihren Verstand zurück. "Nicht so schnell!", rief sie und schleuderte Merthin dann mit Wucht gegen Aaron, welcher den Blonden zwar fing, aber nicht genügend Kraft hatte, um auch die Wucht abzufangen. Aaron fiel, Merthin landete quer über ihm, doch bekam Aaron keine Gelegenheit, irgendwas zu machen, denn da war der Dämon bereits in seiner eigentlichen Form, einem verzerrten Bild eines Menschen, vor sie getreten. Er lachte, schnippte mit den Fingern und warf dann eine ganze Strömung Wasser direkt in Aarons und Merthins Richtung, wodurch sie mitgerissen wurden und ganz nach dem Willen des Dämons über den Boden geschwemmt wurden. Aaron versuchte Merthin festzuhalten, doch der Wasserstrahl war so immens stark, dass er den Halt komplett verlor. Sie wurden getrennt, da half es leider auch nichts, dass Aaron Merthins Namen rief. Sie rollten über den Boden, dann kam Aaron zum Liegen, aufstehen konnte er nicht. Es war, als würde das Wasser wie Tentakel um seine Beine fließen, ihn festhalten und ihn am sich bewegen hindern.

Während der Wasserstrahl Aaron einzig in Schach zu halten schien, wurde Merthin weiter vom Dämon mit Wasser befeuert. Von jedem weiteren Treffer mit dem Wasserstrahl wurde Merthin erneut umher geschleudert, über den Boden geschliffen und wie Spielzeug mitgerissen. "Stop!", rief Aaron verzweifelt und er merkte schon, wie seine Magie im Inneren anfing, sich zu sammeln. Aaron spürte sein Herz dabei immer schneller pochen. Nicht nur, weil sein Körper voller Adrenalin gepumpt war, sondern weil auch die Magie in ihm anstieg und er Angst um Merthin hatte. Aaron spürte es deutlich. Mit jedem Herzschlag stieg seine Magiekonzentration, während er auf Merthin blickte, dem er verzweifelt helfen wollte. Unbedingt. Jetzt.

Mit dem nächsten Wasserstrahl, der Merthin traf, zuckte Aaron zusammen und schlug mit der Hand gegen die Wasserschläuche, die ihn hielten, woraufhin diese sofort gefroren. "Du wirst Merthin nichts mehr antun und allen anderen Menschen auch nicht!", entkam es Aaron laut und klar. Das schien den Dämonen nicht zu passen, erst recht nicht, dass nicht alles genau nach seinem Plan verlief. Er verzog sein Gesicht dennoch zu einem amüsierten Grinsen, glaubte er doch trotzdem nicht daran, dass er aufgehalten werden könnte. "Dann halt mich doch auf, Anfänger", wisperte er belustigt und stürmte dann umgeben von Wasser auf den am Boden liegenden Merthin zu. Aarons Blick wurde erschrocken. Nicht wieder auf Merthin!! Sofort und ohne nachzudenken, sprang Aaron auf, hechtete zu Merthin und erreichte ihn knapp vor dem Dämon. Aaron stellte sich breitbeinig über Merthin, ein Fuß links von dessen Körper, der andere Fuß rechts vom Blonden, dann riß er bloß noch die Hände hoch, mit dem innigsten Wunsch Merthin zu beschützen. Einen Plan hatte Aaron überhaupt nicht und auch nicht mehr genug Zeit sich was zu überlegen. Der Dämon durfte Merthin einfach nicht weiter weh tun! Kurz bevor der Dämon sie beide erreichte, geschah doch noch etwas, das ohne Aarons bewusstes Zutun passierte. Mit Aarons nächstem Herzschlag pochte seine Eismagie ruckartig aus seinem Körper hervor, füllte die Umgebung mit so eisiger Kälte, dass sofort das Wasser gefror, das den Wasserdämonen umgab, was diesen kurz überraschte. Diesen Moment nutzte Aaron, indem er mit der Hand reflexartig direkt in den dunklen Nebel fasste, welcher daraufhin genauso zu gefrieren begann, wie sein magisch erzeugtes Wasser zuvor. Das Eis breitete sich von innen aus, erfasste schließlich den ganzen Nebel und ließ auch den Dämonen erbost und zornig schreiend komplett zu einer verzerrten Statue gefrieren.

Aaron stand noch einen Moment angespannt dar, als würde er erwarten, dass gleich doch noch was kam, doch einige Augenblicke passierte gar nichts, bis die Eisstatue vom nebligen Dämonen plötzlich zersplitterte. Überrascht schaute Aaron auf die schuldige Person; die befreite Kräuterfrau hatte sich eine Schaufel geschnappt und das Eis von hinten zerschlagen. Damit dürfte der Spuk endlich ein Ende haben.

Erschöpft ließ sich Aaron hinab sinken, nicht mehr dran denkend, wie seine Position gewesen war, weshalb er nun auf Merthins Beinen zum sitzen kam. Aber das zählte gerade nicht, Aaron sorgte sich noch immer um Merthin, über den er sich sogleich auch mit dem Oberkörper beugte. Seine Augen wanderten Merthins Gesicht und Oberkörper ab, seine Hände fassten ihm an die Wangen, die kleinere Kratzer aufwiesen. "Merthin, bist du verletzt? Hast du schlimme Schmerzen?", fragte Aaron aufgebracht vor Sorge und zog etwas ungestüm, da das ganze Adrenalin noch durch seine Adern floß, dessen Hemdkragen beiseite, um sich die Handabdrücke an dessen Hals genauer anschauen zu können. Der Blonde hatte blaue Flecken am Hals von den Fingern, die deutlich zu sehen waren. Aaron biss sich auf die Lippen, strich vorsichtig über diese Rückstände, spürte dabei wie seine Finger zitterten. "Kannst du aufstehen?", fragte er ihn schließlich, ohne sich von diesem runter zu bewegen. Die Kräuterfrau hatte einen Moment zugesehen, sich dann aber abgewandt und war zurück zum Haus zu den Kindern gegangen, die sie nun alle in den Arm schloß und beruhigend zuredete.
 

Merthin
 

Die eiskalte Luft, die auf ihn einströmte, ließ Merthin aufschreien, doch sein Schrei wirkte erstickt. Wieso konnte er Aarons Magie nicht in sich aufnehmen? Wieso schmerzte sie ihn? Wieso erschien es ihm gerade so, als würde auch diese Magie, die ihm sonst so viel Gutes gab, gegen ihn arbeiten? Wo lag der Fehler? Wieso wirkte der Energiefluss nicht mehr? Wieso war die Verbindung von seiner Seite her getrennt? – Doch genau diese Frage war es, die ihn auf die Antwort brachte: weil er auf Abstand gegangen war! Er hatte sich zurückgezogen, um nicht zu fordernd zu werden. Dabei hatte er eine Barriere aufgebaut, die der Dämon vermutlich gerade freudig ausnutzte… Er schluckte, spürte, wie die Hand fester und fester an seinem Hals drückte. Er wollte schreien, konnte es aber nicht. Seine Hände hatten sich um den Arm, der ihn hielt gelegt, doch waren kraftlos. Er versuchte zu treten, aber auch das half nichts. Er merkte, wie ihm mehr und mehr die Luft ausging, wie seine Lebensenergie nachließ. Er sah, wie Aaron überlegte, wie er handeln konnte, ohne die Frau zu verletzen. Denn dass diese nicht dafür verantwortich war, sondern vielmehr die Kinder zu schützen versuchte, war mehr und mehr klar. Doch es war eine schier aussichslose Situation. Merthin hatte viel zu viel Energie verloren, hatte sie dem Dämon hingeworfen, Aaron wollte die Frau zurecht nicht verletzen und der Dämon sog daraus mehr und mehr Kraft für sich. Merthin wollte gerade mit dem Aufgebot seiner letzten Kraft sich noch einmal versuchen zu wehren, als eine Kinderstimme erklang und der Dämon innehielt… Oder war es die Frau? Besaß sie die Kraft, dem Dämon Einhalt zu gebieten?

In diesem Moment kam Bewegung in Aaron und auch Merthin wollte sich befreien. Doch der Dämon war nicht besiegt und schleuderte ihn auf Aaron zu. Er versuchte noch, sich so zu drehen, dass Aaron nicht gänzlich von ihm umgerissen wurde, doch es war zu spät. Gemeinsam gingen sie zu Boden. Sein Körper sackte zusammen, japsend sog er die Luft ein, die nun wieder in seine Lungen strömte, doch der Schmerz an seinem Hals ließ ihn keuchen. Rasselnd sog er Luft ein, das seltsame Geräusch verriet ihm, dass der Druck auf seinen Hals irgendetwas bewirkt hatte. Er bekam auch weierhin schlecht Luft. Ihn schwindelte, als er versuchte sich aufzurichten. Aber schon schoss ein Wasserstrahl auf sie zu, schleuderte ihn von Aaron hinunter, so dass er etwas weiter vom anderen liegenblieb. Er hörte Aarons Ruf, doch war unfähig sich zu rühren. Er hatte genug damit zu tun, genug Luft zu bekommen…

Das Wasser brannte auf seiner Haut, schmerzte ihn zudem und schien ihm jegliche Kraft zu nehmen. Wie betäubt spürte er, wie das Wasser nun begann sein Spiel mit ihm zu spielen. Wie ein willenloser Spielball wurde er von den Fontänen durch die Luft geschubst. Er stieß sich, schürfte sich die Haut auf, knallte hart auf den Boden, so dass sein Fußgelenk verdreht wurde. Merthin versuchte zu schreien, aber nur ein heiseres Krächzen war zu hören. Hilflos hob er die Arme, versuchte seinen Kopf vor einem Aufprall zu schützen. Hoffentlich war das einfach bald vorbei…

Als er Aarons Stimme hörte, regte sich etwas in ihm. Aaron… Nein, er durfte nicht einfach denken, dass es bald vorbei sein sollte. Er musste ihm doch helfen… Er musste für ihn da sein! Er musste nachholen, was er ihnen verwehrt hatte… Er hob träge den Kopf, versuchte zu schauen, wo sein Freund war und sah, wie jener sich, von seinen Fesseln befreit hatte und sich dem Dämon stellen wollte. Doch der schien Aaron nicht ernst zu nehmen und wollte gerade erneut ihn malträtieren, als der Prinz zu ihm hechtete, sich schützend über ihn stellte. Merthin drehte sich auf den Rücken, blickte Aaron an, der ihn beschützen wollte. „Vereinigung und Sicherheit!“, sagte er lautlos, schrie er in Gedanken. Und vielleicht half es ja, denn im nächsten Moment schien jener über sich selbst hinaus zu wachsen, griff den Dämon direkt an und ließ ihn zu Eis gefrieren. Vollkommen erstaunt ob der Kraft, die jener aufbrachte, blickte er nach oben. Ein zufriedenes und auch dankbares Lächeln legte sich auf Merthins Lippen und er schloss einen Moment die Augen, noch immer zischend atmend, froh darüber, überhaupt Luft zu bekommen. Als er den heftigen Schlag hörte, das Splittern des Eises, riss er jedoch wieder die Augen auf. Hatte sich der Dämon befreit? Hatte er die Fesseln des Eises sprengen können? Doch es war die Frau, die vermeintliche „Kräuterhexe“, die letztlich den Dämon bezwang. Das Eis splitterte umher und löste sich noch im Flug in Rauch auf. Der Dämon war eindeutig besiegt. Merthin blickte irritiert auf, denn dafür, dass der Dämon nun weg war, verdunkelte sich der Himmel zusehens, was hatte das zu bedeuten?

Doch weiter darüber nachzudenken, schaffte er nicht, als er spürte, wie Aaron auf ihm zusammengesackt war, nun in einer Position auf ihm saß, die ihn etwas erstaunt die Augenbrauen heben ließ. Noch immer rasselte jeder Atemzug und Merthin wollte etwas sagen, als Aaron sich hinkniete, um sich über ihn zu beugen, um ihn anzusehen. Doch es kam kein Ton heraus, nur ein Zischen, das mit viel Glück an ein „Mein Hals…“, erinnern könnte. Unabhängig von den blauen Flecken und Schrammen, die er sicher überall am Körper hatte, und auch abgesehen von dem Knöchel, der hoffentlich nicht gebrochen war, war es vor allem sein Hals, der ihm Angst machte. Er schmerzte, er fühlte sich geschwollen an. Luft zuholen war noch immer schwer. Seine Augen ruhten in den blauen des anderen, der nun etwas pansich sein Hemd hinunterzog und den Hals betrachtete. Im Spiegel seiner Augen sah auch er die Handabdrücke und runzelte die Stirn. Die streichelnde Hand, verursachte ein kleines Kribbeln. Aber das war noch immer ein Abklatsch davon, was er eigentlich kannte…. Als ihn der andere fragte, ob er aufstehen könne, schüttelte er den Kopf, hob die Hand und ließ sie in Aarons Nacken gleiten. Ohne darüber nachzudenken, wer ihnen dabei zusehen würde, zog er Aaron zu sich und küsste ihn sanft, vereinigte sich auf diese Weise wieder mit ihm. So, wie er es viel öfter tun sollte – auch wenn das Sehnsüchte wecken würde, die er nicht so bald befriedigen könnte. Er durfte nicht weiter ihre Nähe unterbinden. Durfte nicht mehr zurückhalten, was er empfand, wenn er Aaron ansah, wenn er ihn berührte.

Er spürte die Überraschung des anderen, spürte, dass jener erst zögernd war, sich dann aber doch darauf einließ. Und er spürte noch etwas: er spürte, wie die Energie endlich wieder zu fließen begann, wie sie ihn erfüllte und ihm seine Kraft zurückgab. Er spürte sie in den letzten Winkel seines Körpers strömen und ihm seine Kräfte wiedergeben. Eine blau-rote Aura umgab sie, voll Energie und Liebe. Und da merkte er, wie überfällig der Kuss gewesen war. Auch seine Stimme kehrte langsam zurück, aber noch war es nicht verheilt… Als er sich löste, entließ er Aaron nicht zu weit von sich, blickte ihn aus Augen an, die sicher nicht frei von Lust waren. Allein diese Position! Merthin traute sich nicht, seine Hände über diesen schönen Körper auf ihm streichen zu lassen. Nicht jetzt, nicht hier... Er schluckte bei dem Gedanken, strich sanft mit seiner Nasenspitze an der des anderen entlang und küsste ihn erneut, nur kurz, ganz sanft. „Es hat definitiv seinen Reiz, dich immer wieder in gewissen Positionen bei mir zu spüren, Herzblatt“, griff er nun Aarons Spruch von vorhin auf. „Sei dir gewiss, dass ich mich jetzt nicht mehr in Zurückhaltung üben werde…“
 

Aaron
 

Aaron bemerkte Merthins rasselnde und schwere Atmung, zudem bekam der Blonde kein Wort heraus. War er etwa doch schwerer verletzt worden? Jetzt noch besorgter schaute Aaron erneut an dessen Hals. War etwa der Kehlkopf seines Freundes verletzt? Erschrocken von dieser Vermutung schaute Aaron wieder in Merthins Augen, wie könnte er ihm da helfen? Doch lange brauchte sich Aaron diese Frage nicht stellen, denn als Merthin mit einem Kopfschütteln die Frage danach verneinte, ob er aufstehen könne, konnte sich der Prinz schon denken, dass nur noch ein Arzt weiter helfen könnte.

Noch während Aaron dieser Gedanke in den Kopf kam, spürte er eine Hand in seinem Nacken. Aaron folgte und ließ sich tiefer zu Merthin hinabziehen, blickte ihm dabei die ganze Zeit in die Augen. Mit den Ellenbogen stützte sich Aaron nun neben Merthins Kopf auf dem Boden ab, griff ihm mit den Händen in sein offenes, verwuscheltes Haar, wobei er vorsichtig auch den Rest seines Körpers auf ihm ablegte. Einzig Merthins Brust versuchte Aaron frei zu lassen, damit er weiterhin Luft bekommen konnte. Ihre Lippen fanden wieder sanft zueinander, was Aaron erst zögern ließ. Merthin bekam schlecht Luft, da würde ein Kuss ihm das Atmen gewiss nicht leichter machen. Aaron wollte ihm nicht noch die letzte Luft rauben, die Merthin zur Verfügung stand. Doch er sah, dass Merthin die Augen geschlossen hielt und die sanfte Zärtlichkeit zog Aaron schließlich mehr und mehr in seinen Bann. Immer mehr ließ er sich mitreißen von dem angenehmen Gefühl, das ihn bei jeden ihrer Küsse durchströmte. Dieser hier wurde aber dadurch besonders, dass Aaron endlich wieder spüren konnte, wie Merthins inneres Feuer entfachte und auf ihn übergriff. Aaron lief Gefahr ebenfalls Feuer zu fangen, so sehr sog sein Körper Merthins Magie auf, ließ sich davon durchziehen und an jeder Stelle seines Körpers erwärmen.

Wohlig seufzte Aaron, als sie den Kuss schließlich lösten. Die Blockade war gebrochen, Aaron spürte Merthins Magie wieder in sich und die Berührung ihrer Körper in dieser doch recht engen Position wurde ihm nur umso bewusster. Aaron öffnete die Augen, während er Merthins Worten zuhörte. Es machte ihn erneut verlegen, aber Aaron versteckte dies wieder hinter einem Lächeln. "Anders will ich es auch gar nicht", antwortete Aaron leise.

Zurückhaltung verursachte einen Bruch ihrer Verbindung und Aaron wollte doch auch spüren dürfen, dass er geliebt und begehrt wurde, wenn auch nicht gleich im vollen Ausmaß. Aber irgendwann.... ja.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Fle
2018-05-22T13:58:59+00:00 22.05.2018 15:58
Auf jeden Fall eins meiner Lieblingskapitel! So super geschrieben! Das habt ihr beide echt toll hinbekommen, ich war beim lesen total gespannt wie es weiter geht 🙈
Besonders Aarons Position war dieses Mal echt aktionreich :3
Viel Spaß im Urlaub Amber, ich freu mich aufs nächste Kapitel ❤️
Antwort von:  rotes_pluesch
04.06.2018 15:06
Vielen lieben Dank ❤️
Wir freuen uns dass das Kapitel auch so gut bei dir angekommen ist^^

Welche Szene ist denn bis jetzt dein Favorit?^^~

Danke das du weiterhin so treu dabei bist <3
Es lohnt sich wirklich weiter gespannt zu bleiben^^~
Antwort von:  Fle
12.06.2018 00:24
Hey hey, verspätete Antwort, ich weiß :D
Na ja, das Bade Kapitel gefällt mir bisher am besten. Der Anfang der Geschichte ist ja schon ne Weile her, aber so wie ich mich erinnere, war die Stelle wo sie sich begegnen auch toll, die auf der Kutsche im Heu und der Streit, den die beiden mal hatten, wegen diesem Dämon-Ex :D
Und da gab es so eine Szene im Wald, als die beiden bei Merthins Familie waren, die habe ich als sehr romantisch in Erinnerung :3


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