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It's about to be legendary

Von Legenden und Helden
von
Koautor:  rotes_pluesch

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Reinigung

Merthin
 

Gemeinsam liefen sie bis zum Wasserfall und blickten sich um. Niemand war zu sehen. Wie sollten sie hinter ihn kommen? Gab es überhaupt ein „dahinter“? Doch je näher sie kamen, desto deutlicher sah man einen Felsvorsprung, über den man tatsächlich dahinter kommen konnte. Vorsichtig traten sie näher und Merthin bemerkte, dass das Wasser, das von oben kam, eine seltsame Farbe hatte. Es war rötlich braun und trüb, so als seien viele Schwebstoffe darin enthalten, die aber größer waren, als normale Bodenpartikel. „Ich geh zuerst…“, erklärte Merthin und schlüpfte hindurch, dabei versuchend, so wenig das Wasser zu berühren wie nur möglich. Dahinter öffnete sich eine große Höhle. Und es reichte ihm ein Blick, dass er wusste, was Mina vorhing gesagt hatte. Das „neumodische Zeug“ waren von Menschen gefertigte Gegenstände die zu einer Skulptur zusammengefasst worden waren. Die Quelle, die weiter oben entsprang, wurde umgeleitet und zu einem Wasserfall umfunktioniert, so dass die Eingänge zu ihren Höhlen nicht mehr gesehen werden konnten. Doch das Material war rostig. Und sicher waren auch Farbstoffe verwendet worden, die mit dem Wasser zusammen sich zu einem Gift entwickelten. „Ich glaube, ich weiß, warum der Wald stirbt…“
 


 

Aaron
 

Schon ein bisschen angespannt schaute Aaron zu, wie Merthin voran ging und hinter den Wasserfall verschwand. Dicht folgte er ihm und tat ebenfalls sein Bestes, nichts von dem Wasser abzubekommen. In der kleinen Höhle dahinter roch es nicht besser als außerhalb und Aaron hielt sich gar die Nase zu. Eigentlich war er ziemlich reinlich und hatte auf der Reise bisher schon ein paar Dinge einstecken müssen, die gegen seine Nase gegangen waren, aber schlimmer als hier war es eigentlich nur in der Kloake von Manjak gewesen. Mit großen Augen schaute Aaron sich um und entdeckte die vielen Zeugnisse der Neumodischen Welt, denen sich diese Elfen angeschlossen hatten. Aaron war ja auch der Meinung, das Neues nicht unbedingt schlecht war und man nicht nur auf altbewährtes festsitzen sollte, doch das war schon zu viel des Guten. Als Merthin bemerkte, warum hier alles zugrunde ging, folgte Aaron seinem Blick und sah die verrostete Konstruktion, die zwar diese Höhle vor ungebetenen Besuch schützte, aber dafür das Wasser mit für die Umwelt giftigen Partikeln verschmutzte. So nickte er und überlegte, wie sie dieses Problem lösen könnten. Eigentlich müsste der erste Schritt sein, das sie den Ursprung dieser giftigen Partikel entfernten und das war den Rost zu entfernen. Allerdings würde das Material immer wieder nach rosten, da es stetig vom zum Wasserfall umgeleiteten Wasser überspült wurde. Also blieb nur das ganze Material zu entfernen, bevor der Wald noch weiter vergiftet werden würde. Allerdings hing das Material zu weit oben, als das es so einfach zu erreichen wäre. Aarons Blick wanderte von der verrosteten Konstruktion über ihnen hin zu Merthin und in diesem Moment kam ihm eine Idee. Merthin war ein kleines Stück größer als Aaron, allerdings auch nicht ganz groß genug, aber zusammen....

Entschlossen marschierte Aaron auf Merthin zu und stellte sich hinter ihn. "Du hilfst mir doch mal kurz?", war das einzige, was er grinsend sagte, bevor er dann seine Hände von hinten auf Merthins Schultern legte und dann mit ein bisschen Schwung auf seinen Rücken huckepack hüpfte. Dabei vertraute er darauf, das Merthin ihn festhalten würde. Mit den Armen stützte er sich auf Merthins Schultern etwas höher, versuchte sich so lang zu machen wie er nur konnte und griff dann mit einer Hand nach dem überstehenden Stück verrosteten Materials, musste dafür mit der Hand auch in das eklige Wasser greifen. Es dauerte einen Moment, in dem Aaron mit der Hand versuchte Halt zu finden, da er durch das sprudelnde, dunkle Wasser nicht sonderlich viel sah. Schließlich bekam er es zu fassen und zog daran, wodurch sich die Konstruktion löste und schließlich ganz auseinander fiel. Wasser spritzte auf sie hinab, bekleckerte sie teilweise mit der ekligen Brühe, ehe Aaron reflexartig auch seine zweite Hand hinauf streckte und Magie aus dieser Hand fließen ließ, welche das Wasser augenblicklich gefrieren ließ, bevor es sie gänzlich durchnässen konnte. Ein paar kleinere Stücken Material fielen dabei hinab, das größere Stück hatte Aaron noch in der Hand und er achtete auch darauf es nicht unkontrolliert fallen zu lassen. Nun mit beiden Händen hielt er das schwere Teil fest, schwenkte es zur Seite und ließ es dann neben ihnen mit recht lautem poltern zu Boden fallen. Erschöpft von der Anstrengung, in die sich auch die Anstrengung vom ganzen Tag mischte, ließ sich der Prinz dann gänzlich auf Merthins Rücken sinken, ließ seine beiden Arme sich um Merthins Schultern schlingen und schmiegte seinen Kopf seitlich an den von Merthin heran. Leise atmete er tief durch, denn fertig waren sie noch nicht. Die Pause später bräuchte Aaron dann aber wirklich.
 

Merthin
 


 

Bei dem Gestank war es eigentlich kein Wunder, dass die Elfen krank geworden waren. Und dass dieses Wasser den Wald verseuchte, war auch vollkommen logisch. Sie würden diese Konstruktion zerstören müssen, um etwas zu verändern. Und hoffentlich würde das den gewünschten Effekt bringen, damit die Elfen wieder aufwachten. Merthin verkniff sich ein Lachen, als er sich zu Aaron umdrehte und sah, wie wenig ihm das hier gefiel. Sicher, er würde sich auch freuen, wenn er mal wieder baden konnte. Aber ihn störte der Dreck im Moment nicht soo sehr.

Sie blickten sich um. Wie konnten sie diese ganzen Sachen entfernen? Und was würde geschehen, wenn sie es täten? Nicht dass das Wasser die Höhle flutete… Und selbst wenn sie die Dinge entfernten, die das Wasser schädigten, dann würde es noch nicht sauber sein. Und noch eine Frage geisterte in ihm herum. Woher hatten die Elfen das ganze Zeug? Das waren Gegenstände, die ein Trödler vermutlich versuchte zu verscherbeln. Ob ein Mensch sie getäuscht und hintergangen hatte? Doch während er dastand und Fragen formulierte, die vermutlich erst später beantwortet werden konnten, überlegte Aaron wirklich, was sie tun könnte. Und im Gegensatz zu ihm, kam er zu der einfachsten Lösung. Er spürte die Hände auf seinen Schultern und reagierte automatisch, hielt dessen Beine an seiner Hüfte fest. Schließlich war er es gewohnt, lebendige Pyramiden zu bauen… Aaron war nicht sehr schwer. Er wog ihn kurz auf seinem Rücken, dann umfasste er seine Beine so, dass Aaron sich gut abstützen konnte, um noch höher greifen zu können. Und dann begann Aaron alles zu zerstören, alles abzubauen. Und Merthin war froh, dass er darauf achtete, ihn nicht mit den teilweisen schweren Gegenständen, die zu Boden fielen, zu treffen. Erschrocken blickte er auf, als das Wasser drohte, sich über sie beide zu ergießen. Er wollte sich schon ducken, um es nicht direkt ins Gesicht zu bekommen, als er einen heftigen Magiefluss spürte. Als das Wasser gefror, fröstelte es Merthin augenblicklich. Die ganze Atmosphäre hier in der Höhle hatte sich um einige Grad abgekühlt. Aarons Magie war wirklich faszinierend. Man konnte im Eis genau sehen, was im Wasser herumgeschwommen war. Doch zunächst einmal mussten sie alles abbauen, was sie erreichen konnte. Schwere Brocken fielen neben ihm zu Boden. Sicher, er trug Aaron. Und doch kam er sich etwas nutzlos vor. Als er merkte, wie Aaron die Kraft verließ, und er sich auf seinen Rücken sinken ließ, lächelte er. Hoffentlich würden sie heute noch irgendwo entspannen, sich richtig ausruhen können… Er küsste sacht die Hände, die er auf seiner Schulter spürte und die er erreichen konnte, wenn er den Kopf drehte. Dann lehnte er sich etwas nach vorne, um Aaron sicher auf seinem Rücken zu wissen und so quasi ein wenig mit ihm zu schmusen. „Nachher werde ich dich etwas massieren, mein Schmusebär“, sagte er leise. „Ich hoffe, wir haben es bald geschafft… Wir müssen nur noch das Wasser sauber bekommen.“
 

Aaron
 


 

Aaron spürte die sanften Küsse auf seinen Händen, schmiegte sich so bloß enger an Merthin heran. Dessen Zuneigung zu spüren war selbst in einer Situation wie dieser wunderbar. Seine Lippen waren so sanft und weich, das Aaron sich auch einen Kuss auf die Lippen wünschte. Hoffentlich hatten sie später noch Zeit für ein bisschen mehr kuscheln.

„Wir könnten mit unserer Magie versuchen das Wasser zu reinigen.", sprach Aaron dann leise und ließ Merthin schließlich los, um wieder von seinem Rücken hinab zu rutschen. Es war unwahrscheinlich angenehm gewesen, aber Aaron konnte sich vorstellen, das er mit dieser Empfindung alleine dastand. Immerhin hatte Merthin sein Gewicht tragen müssen und auch wenn er nicht so schwer war, so war Merthin doch sicher auch noch erschöpft und da konnte jedes Gramm zu viel sein. Aaron hockte sich an den eingefrorenen Fluß, hielt seine Hand drauf und ließ so das Eis langsam wieder verschwinden, sodass das kontaminierte Wasser wieder fließen konnte. Dann fasste er sanft nach Merthins Hand, hielt diese einen Moment fest, ließ seine Magie bewusst über diese Verbindung zu Merthin fließen und nahm im Gegenzug auch dessen Magie auf. "Wenn wir es zusammen versuchen, kriegen wir das Wasser sauber.", sprach er voller guter Hoffnung zu Merthin und drehte seine Hand dann in der des Blonden, sodass sein Handrücken in Merthins Handfläche ruhte. Ihre Finger verhakte er ineinander und tauchte sie dann zusammen in das noch verdreckte Wasser. Aaron versuchte sich dann darauf zu konzentrieren, was er hier machen wollte. Magie reagierte auf das, was der Magier machen wollte, fügte sich seinem Willen und erfüllte den Wunsch des ausführenden. Aarons Wunsch war es die Giftstoffe im Wasser mit seinem Eis zu umschließen, ohne dabei das eigentliche Wasser zu beeinträchtigen. Merthins Feuermagie dahinter sollte die in Eis eingeschlossenen Partikel zerschmelzen, am besten auch ohne das Wasser zu verdampfen. Es war Fingerspitzengefühl gefragt, keine grobe Gewalt, was die Sache schwieriger machte. Kontrollierte Magie im richtigen Maße freisetzen...

Das Gefühl ihres gemeinsamen Energieflusses und ihr beider Wille etwas gutes zu bewirken, ließ Aarons Plan schließlich aufgehen. Oder war es ihre Vereinigung, ihre tiefe Verbundenheit, die den Ausschlag gab? Die Stelle im Wasser jedenfalls, in der ihre beiden Hände ins Wasser tauchten, erglühte blau und rot, deren ausstrahlende Energie sich ruhig verwirbelte und damit das Wasser im ganzen Fluß durchzog. Giftstoffe wurden verglüht, was das Wasser langsam wieder klarer werden ließ. Leicht biss sich Aaron dabei aber auf die Lippen, kniff seine Augen fest zu, spürte er doch, wie viel Energie es ihren Körpern kostete, diese doch recht große heilsame Macht freizusetzen. Aber sie konnten nicht aufhören, bis nicht auch das letzte Giftpartikelchen verdampft war, nur dann hätte ihre Aktion auch wirklichen Erfolg gebracht.
 

Merthin
 


 

Daraufhin ließ sich Aaron von seinem Rücken gleiten. Gleich fühlte sich die Luft in der Höhle an seinem Rücken noch kälter an. Der Blonde seufzte. Doch er sagte nichts. Er konnte ja Aaron schlecht bitten, wieder auf seinen Rücken zu steigen… „Mit unserer Magie?“, fragte er irritiert nach, als Aaron den Vorschlag machte, so das Wasser zu reinigen. Könnte seine Energie das?

Er ließ sich gerne von Aaron führen, schien dieser ja zu wissen, was er tat. Sie verhakten ihre Finger ineinander und Aaron führte ihre Hände ins Wasser. 'Das Wasser reinigen', war automatisch sein Gedanke. Ob das so einfach war?

Das Wasser war kalt, doch in der Berührung mit ihren Händen, schien es sich zu verändern. Es wurde heller, klarer, sauberer, wärmer. Merthin spürte natürlich Ihre Magie, Aarons wie seine, dennoch war er auch irritiert. Dann blickte er genauer hin und sah, dass der Dreck sich bündelte und dann einfach verschwand. Verdunstete das? Er erinnerte sich automatisch an das Wesen in dem Bauernhaus, das auch einfach sich aufgelöst hatte. War das normal für negative Energie? Dass sie quasi einfach wieder ins Chaos verschwand? Vielleicht. Aber das bedeutete auch, dass sie wieder erweckt werden konnte. War das der Grund, warum der König der Verursacher von all den Gegebenheiten war, wo Menschen, Tiere und Fabelwesen litten? Weil durch seine Machtgier die negative Energie sich aus dem Chaos lösen und Form annehmen konnte?

Merthin schloss die Augen, fasste Aarons Hand fester und ließ Energie fließen, ohne genau zu wissen, wie er das machen müsste. Doch es funktionierte auch so und das Wasser wurde sauberer und sauberer.

Was auch immer es war – es klappte. Und mit jedem bisschen frischeren, sauberen Wasser wurde die Luft auch besser. Mit einem Mal krachte neben ihm auch andere Konstruktionsteile hinunter , an die sie gar nicht hinkommen hätte können, und schienen ebenso zu verschwinden und sich aufzulösen. Plötzlich brach das Wasser aus, rann an den Seiten der Höhle hinunter und ließ Licht in die Höhle dringen, Licht und frische Luft. Etwas regte sich hinter ihnen, doch sie waren noch nicht fertig. Merthin spürte, dass Aarons Kräfte weniger wurden und drehte den Kopf, blickte ihn an. Erschrocken merkte er, wie jener immer mehr in sich zusammensank. Augenblicklich unterbrach Merthin den Energiefluss und drehte sich zu Aaron, um ihn in den Arm zu nehmen, ihn zu stützen. „Übernimm dich nicht“, wisperte er. Dabei spürte er, dass er selbst auch ziemlich müde war, erschöpft, ausgelaugt. Sie hatten heute schon einen heftigen Kampf gehabt – besonders Aaron. Und nun ließen sie noch einmal viel Energie. „Übernimm dich nicht“, wisperte er noch einmal und hielt Aaron so, dass jener sich an ihn lehnen konnte. Sacht küsste er ihn auf das Haar, das er erreichen konnte, strich ihm mit seiner Hand über den Rücken. „Wir sollten eine Pause machen…“
 

Aaron
 


 

Obwohl Aaron merkte, das ihn das freisetzen der Magie mehr und mehr anstrengte und es zu viel zu werden drohte, hörte er nicht auf zu versuchen, wirklich alles böse aus dem Wasser zu filtern. Es musste getan werden und Merthin gab auch alles, Aaron wollte da nicht schwächer erscheinen. Dennoch war er anscheinend nicht sehr gut darin dies zu verstecken, denn Merthin bemerkte seine immer weiter zunehmende Schwäche und stoppte ihre Aktion schließlich. Doch etwas erleichtert aufatmend lehnte er sich an Merthin und schloss kurz die Augen. Dem Kuss auf seinem Kopf lehnte er sich weiter entgegen, wollte unterbewusst noch mehr dieser Zärtlichkeiten, wollte sich mehr an Merthin schmiegen, wollte eine Decke über sie ziehen und dann schlafen. Ohne den nächsten Tag wieder früh aufstehen zu müssen, ohne das eine wütende Meute sie aufs Dach eines Hauses trieb. Merthin schuldete ihm ein kuscheln, ob vielleicht die Möglichkeit bestand, dieses einzulösen? Aaron fasste blind nach einer von Merthins Händen und hielt diese einfach locker fest, als Dank, das sich Merthin sorgte.
 

Merthin
 


 

Gemurmel hatte sich in der Höhle breit gemacht, aber erst jetzt drang es zu Merthin durch. Er löste sich leicht, um zu sehen, was los war, und merkte dabei, dass die Sonne in die Höhle schien und die Schlafnischen erhellte, die man nun überall in den Wänden erkennen konnte. Darin hatte es begonnen sich zu bewegen und die Elfen, die aus ihrer Starre erwacht waren, kamen murmelnd und Glöckchen klingelnd zu ihnen. Er sah wieder hinaus, dorthin, wo eben noch der Wasserfall gewesen war. Nun hatte man einen schönen Blick auf das Flussbett und dabei fiel auf, dass sich die Landschaft um den Fluss merklich von der Farbe her veränderte. Merthin lächelte bei dieser Erkenntnis, hielt Aaron noch immer fest, da er das Gefühl hatte, dass er noch immer sehr kraftlos war. „Ich glaube, wir haben es geschafft…“, wisperte er und blickte Aaron an. „Geht es dir gut?“
 

Aaron
 


 

Kurz schaute auch Aaron auf, als wieder das Glöckchen klingeln zu hören war, das von den Elfen gekommen war. Eine Schar Elfen kam aus dem hinteren Teil der Höhle, sahen teilweise verschlafen und noch etwas angeschlagen aus, aber soweit schien es ihnen gut zu gehen. Erleichtert seufzte Aaron und ließ sich wieder gegen Merthin sinken, an den er sich kraftlos lehnte. "Ja, dank dir bin ich in Ordnung.", antwortete Aaron und lächelte Merthin zu. Er war es schließlich, der Aaron aufgehalten hatte noch mehr Energie aus seinem Körper fließen zu lassen und welcher ihn jetzt stützend hielt. "Und du? Bist du auch erschöpft?", gab Aaron die Frage zurück.
 

Merthin
 

„Ja, aber es ist alles gut“, hatte Merthin nur knapp noch auf die Frage des anderen geantwortet. Aaron war so fertig, so ausgelaugt und wirkte so zerbrechlich, dass Merthin ihm nicht noch Sorgen um sein Wohl aufbürden wollte. Und an sich war es nicht gelogen. Er war auch ziemlich fertig, aber es ging ihm dennoch gut genug, um hier nicht umzufallen… Bei Aaron war er sich nicht so sicher.

In diesem Moment sah man unterhalb der Höhle eine Gruppe von Elfen, die sich ihrem Ort näherten. Bald erkannte man Mina, die allen voran zu ihnen flog. „Mina!“, hörte er einen Elfen hinter sich und die beiden begrüßten sich überschwänglich. Ob es jener Bote gewesen war? Vermutlich. Auffällig war nur, dass durch diese Umarmung noch mehr Licht, noch mehr Farbe in den Wald zurückkehrte. Die Elfen, die Mina gefolgt waren, traten zögernd näher. Ebenso verhielt es sich mit denen, die hier in einem Zustand der Vergiftung erstarrt waren. Einen Moment herrschte eine unangenehme Stille, dann durchbrach ein Elf diese: "Ein Glück, dass ihr uns gerettet habt." Die Elfen fielen sich in die Arme, tanzen vor Freude und waren so glücklich, dass Merthin in sich auch dieses Gefühl deutlich spürte. Er drückte Aaron fester an sich. Sie hatten helfen können!
 

Die Königin der Elfen drehte sich schließlich zu ihnen. An ihrer Seite war die Königin der Flusselfen, die sich dankbar vor ihnen verbeugte. „Aaron und Merthin!“, begann Mina lächelnd. „Ihr habt es tatsächlich geschafft, diesem Ort zu altem Glanz zu verhelfen! Dafür seid euch unseren ewigen Dank sicher!“ Sie griff in ihre Tasche und zog ein Armband heraus, das sie Aaron überreichte, da Merthin keine Anstalten macht, diesen loszulassen. „Falls ihr jemals Hilfe von uns benötigt, zögert nicht, mich mit Hilfe dieses Armbandes zu rufen!“, erklärte sie weiter. „Und bitte seid nun meine Gäste! Ihr müsst euch ausruhen!“
 


 

Aaron
 

Das dann auch Mina mit ihren anderen Elfen dazu kam hätte Aaron fast nicht mitbekommen, doch die Wiedersehensszene wirkte so ehrlich berührend, das es Aaron freute, diese Strapazen auf sich genommen zu haben. Die Fröhlichkeit der Elfen ergriff die Herzen der beiden Magier und auch das des Waldes, wodurch sich die Natur bereits sichtbar weiter erholte. Es sah schon fast wieder gut aus, wie ein Blick nach draußen verriet. Der Rest würde gewiss mit der Zeit auch noch kommen, wenn die Elfen diese Fröhlichkeit beibehielten. Aaron nahm das Armband entgegen, wobei er auch überhaupt nicht gewillt war sich aus den schützenden Armen seines Freundes zu winden. Es gab ihm langsam Kraft zurück, die Erschöpfung in seinen Gliedern blieb jedoch. "Ein wertvolles Geschenk, seid Euch auch unseres Dankes gewiss.", murmelte Aaron rein aus Höflichkeit, während er sich das Armband ums Handgelenk knotete.
 


 

Merthin
 

Merthin nickte. "Danke! Ein Ort zum ausruhen und Kräfte sammeln, wäre gut", lächelte er und Mina sprach sogleich weiter. „Das Haus der Menschen ist nicht weit. Ihr werdet dort alles finden, was euer Herz begehrt… Sybil und ich werden euch geleiten...“ Kurzerhand hob er Aaron hoch, wog ihn kurz auf seinen Armen. "Gut, dass du so leicht bist", sagte er leise und lächelte Aaron an. Dann gingen sie los, den beiden Elfen folgend.
 

Es war wirklich nicht weit. Das Haus lag auf einer sich regenerierenden Wiese und sah sehr gemütlich aus. Sollte ihnen das wirklich alleine heute gehören?! Das wäre ja wirklich wie im Paradies! Als sie näher kamen, sahen sie, dass ihre Pferde auf der Koppel am Stall nebenan standen. Das Haus war klein, vermutlich nur ein Raum, aber darauf kam es nicht an. Separat stand ein Haus an einer Quelle, ob man darin baden könnte? Sie stanken noch immer und Merthin würde froh sein, wenn er auch seine Klamotten einmal waschen konnte.

Sie folgten den beiden Elfen ins Haus. Er musste schmunzeln bei dem Gedanken, dass er Aaron gerade über eine Schwelle trug. "Dabei trägt doch der Prinz die Prinzessin über die Schwelle.", rutschte ihm heraus. Er erinnerte sich noch gut daran, dass Aaron ihn wegen seiner längeren Haare zur Prinzessin deklariert hatte.
 


 

Aaron
 

Gern würde Aaron noch einen Moment sitzen bleiben wollen und durch schnaufen, doch schienen die Elfen bereits losziehen und ihnen die Hütte zeigen zu wollen. Bevor Aaron aber den Schwung gesammelt hatte, um sich zu erheben, überraschte ihn Merthin bereits mit einer wortlosen Geste.

Gerade hatte sich Aaron hoch rappeln wollen, als er plötzlich spürte, wie er den Boden unter sich verlor und in die Höhe gehoben wurde. Automatisch fasste er mit beiden Armen um Merthins Nacken, welcher ihn soeben überraschenderweise vom Boden gesammelt hatte und ihn nun mit sich trug, immer den beiden Elfendamen hinterher. "Wirklich?", fragte der Prinz leise, ob er wirklich leicht genug war. Aarons Blick hing in Merthins Augen, welche er einen Moment einfach beeindruckt anschaute. So fühlte es sich also an, wenn man jemanden hatte, der sich ehrlich um einen sorgte und sich für einen interessierte? Die Dienerschaft bei Hofe kümmerte sich auch um einen, versuchte einen die Wünsche von den Augen abzulesen, aber da fehlten solche Überraschungsmomente, solche Gesten, die einem Gänsehaut verschafften. Und Herzklopfen. Wie jetzt gerade bei Aaron, als dieser wohlig seufzend seinen Kopf an Merthin schmiegte und sich einfach freute, das dieser so auf ihn achtete. Ganz entspannen konnte sich Aaron aber nicht, denn wenn Merthin sich schon die Mühe machte ihn den ganzen Weg zu tragen, obwohl er selbst gewiss auch erschöpft war und sich auch ausruhen wollte, so wollte Aaron es ihm wenigstens nicht schwerer machen. Daher ließ er sich nicht hängen, sondern versuchte sich leichter zu machen. Zumindest bis zu dem Moment, indem sie das Haus betraten und Merthin ihn über die obligatorische Schwelle trug. Das Merthin diese Symbolik überhaupt in den Sinn kam zeigte schon, wie lieb und fürsorglich er Aaron gegenüber war. "Und wie schauts bei einem Mann, hübscher als eine Prinzessin, aus, welcher einen Prinzen über die Schwelle trägt?", fragte Aaron leise nach. Immerhin kam es wohl nicht wirklich oft vor, das ein Prinz seine Prinzessin so trug, das war viel zu nahe, viel zu unrühmlich anzusehen. Eine Frau hochzuhalten, sodass man ihre Beine sehen konnte, ging einfach nicht. Es war eindeutig wahrscheinlicher, das ein einfacher Mann seine einfache Frau derartig trug, als Mitglieder des Adelsstandes.
 


 

Merthin
 

Als er Aaron in den Armen hielt und stützte wurde ihm seine Sorge über Aarons Zustand auch bestätigt. Und so war es ein leichtes für ihn, die Kraft aufzubringen, Aaron bis in die Hütte hinein zu tragen. Er lächelte, als er Aarons Worte hörte. Er sollte hübscher als eine Prinzessin sein? Vorhin schon, als es um die Flügel ging, hatte Aaron ihm letztlich gesagt, dass er ihn hübsch fand. Es freute ihn, dass Aaron so von ihm dachte. E wärmte ihm das Herz. Ob Aaron früher auch andere Männer schon attraktiv gefunden hatte? „Der würde sich glücklich schätzen, das tun zu dürfen…“, sagte er leise und lächelte Aaron an. Seinen Gedanken hielt er zurück. Es würde sicher einmal unter anderen Umständen eine Situation geben, bei der er ihn dahingehend befragen konnte. Dass Aaron noch keine Liebesbeziehung gehabt hatte, noch nie mit jemandem geschlafen hatte und keine Erfahrung in solchen Dingen hatte, wusste er. Aber er hatte ihn noch nie gefragt, ob er schon früher gewusst hatte, dass eine Liebe zu einem Mann möglich war.
 

Merthin blickte sich um und ließ Aaron langsam hinunter.

In der Stube wirkte alles sehr gepflegt und wohnlich. In der Hütte gab es tatsächlich nur einen Raum, der jedoch größer war, als es von außen wirkte. Darin befanden sich ein Kamin, vor dem ein Sofa stand, ein Schlafnische mit großem Bett, ein Küchenbereich mit einer Eckbank zum Tisch. Auf dem Tisch standen Speisen und Getränke. „Wenn ihr noch etwas begehrt, müsst ihr nur daran denken. Dann wird es euch gewährt“, erklärte die Königin der Flusselfen und Merthin nickte. „Euer Gepäck findet ihr hier.“ Mina blickte sie lächelnd an. Nun fand Merthin wieder seine Sprache. „Ich weiß gar nicht, wie ich euch danken kann…“, begann er zu erklären, doch Mina unterbrach ihn mit einer abwehrenden Geste. „Ohne euch wäre das ein Ort der Ödnis gewesen. Daher genießt es, hier zu sein. Ihr habt euch das verdient!“

Irgendwie hatte Mina recht. Sie sollten es genießen und sich richtig ausruhen. Vielleicht waren ihnen ja auch zwei Tage hier vergönnt… Er blickte zu Aaron und lächelte ihn an. „Sieht aus, als hätten wir uns eine Pause wirklich verdient…“
 


 

Aaron
 

Ein kleines bisschen widerwillig ließ sich Aaron wieder von Merthins Armen gleiten und ließ seinen Blick durch den einzelnen Raum gleiten. Hier war es zwar etwas kühl, aber die Ausstattung des Raumes gab einem trotzdem ein warmes Gefühl. In der Luft lag ein zur Abwechslung sehr angenehmer Geruch nach frischen Essen und Seife. Auf dem Weg hierher hatte Aaron nebenan noch ein kleines Häuschen gesehen, direkt an einer weiteren Wasserquelle gelegen. Das Wasser dürfte weitestgehend gereinigt sein und hatte von weitem schonmal ganz gut ausgesehen, das war gewiss die erste Station, die Aaron aufsuchen wollte. Ein Bad war jetzt wirklich überfällig. Danach ein ordentliches Menü mit all den Leckerein auf dem Tisch und danach irgendwann wäre es gewiss schön auszutesten, ob die Schlafnische so bequem war, wie sie aussah. Dort lagen so viele Kissen aus kuscheliger Wolle, das es Aaron fast an sein eigenes Bett in seinem Gemach erinnerte. Dort hatte er auch unendlich viele Kissen und Decken zum drin einrollen und sich wärmen. Nichts war für Aaron schöner als eine kuschelige und warme Schlafmöglichkeit. Naja, fast nichts. Obwohl Aaron jetzt Merthin bevorzugte, so hatte die magische Wunscherfüllung der Elfen anscheinend bereits reagiert und die Schlafnische dementsprechend hergerichtet.

"Vielen Dank, Hoheit.", bedankte sich auch Aaron bei Mina für dieses Geschenk. Gemeinsame Zeit mit Merthin war ein größeres Geschenk als alles materielles, was sie ihnen hätte schenken können. Diesen Dank gab Aaron auch an die Königin der Flusselfen, neigte dabei leicht den Kopf, wie er es auch im Gespräch mit menschlichen Königinnen getan hätte. Wie es bei Hofe angebracht gewesen wäre. Während die beiden Elfendamen die Hütte verließen, drehte sich Aaron weiter in den Raum hinein, schaute auf den Tisch mit den Leckerein. Neugierig ging er näher heran und überblickte schon etwas hungrig das Angebot. Dort standen viele Dinge, die der Prinz gern mochte und was er seit seiner 'Flucht' von Zuhause nicht mehr gegessen hatte. Darunter eine recht exotische Frucht, die es nur in einem entfernten Land gab und die extra für den Hof geliefert wurde. Kein bürgerlicher könnte sich das leisten, daher war diese Frucht gewiss im Volk kaum bekannt, Aaron mochte sie aber unheimlich gern. Sie war klein wie eine Walnuss, von kräftig gelber Farbe und schmeckte süß wie Honig. Daher hießen die Beeren auch Honigbeeren. Aaron nahm sich eine und steckte sie sich genüßlich in den Mund. Dabei pflückte er eine zweite vom Strauch ab, behielt sie kurz in der Hand.

Noch kauend wandte sich Aaron Merthin zu als er dessen Stimme vernahm und nickte zustimmend. Die zweite Honigbeere hielt er dann Merthin hin, damit er sie probieren könnte. Kurz aß er die Frucht in seinem Mund auf, während er seine Hand vor den Mund hielt, damit Merthin ihm nicht direkt beim kauen zuschauen musste. Erst nach dem schlucken setzte er zur Antwort an. "Ja, wenn wir schon die Gelegenheit bekommen...!", setzte er hinzu und grinste dem anderen erschöpft zu. "Wie möchtest du die Freizeit hier verbringen?", fragte Aaron den Blonden interessiert. Merthin hatte einfach mehr Ahnung davon, wie man seine Freizeit im 'Freien' verbringen konnte, Aaron hatte seine eigenen freien Stunden eher mit Einzelbeschäftigungen verbracht. Nur wollte Aaron jetzt auf keinen Fall alleine dasitzen und schreiben, wenn er doch zusammen mit Merthin Zeit verbringen konnte. Außer... baden gehen, das war dann doch immer noch eine Einzelbeschäftigung. "Dein Angebot mich zu massieren steht auch noch?", wollte Aaron sich vergewissern, denn eine Massage von Merthin wollte er sich nicht entgehen lassen. Aaron hatte sich über das Angebot gefreut, hatte Merthin in der Höhle in diesem Moment einfach einen Kuss auf die Wange gedrückt. Merthin hatte außerdem 'Schmusebär' gesagt, wahrscheinlich hatte er damit Recht. Blieb nur zu hoffen das er es in Merthins Augen nicht übertrieb, denn klammern wollte Aaron eigentlich nicht. Allerdings verleitete seine Erziehung ein bisschen dazu, doch er konnte ja nicht für alles seine Erziehung verantwortlich machen.

Aus Erfahrung war für Aaron aber klar, das immer nur die Schultern und der Kopf massiert wurden, da es dazu nicht nötig war sich zu entkleiden. Und daher dachte Aaron auch bloß an eine solche Massage, auch wenn sein Rücken gewiss auch nichts gegen eine Lockerung einzuwenden hätte. "Wenn du möchtest, würde ich dir diesen Gefallen auch gern erwidern.", fügte er noch hinzu. Merthin hatte Aaron immerhin getragen, da konnten seine Muskeln gewiss auch eine Massage vertragen.

"Als erstes würde ich jedoch gerne baden, das tut wahrlich Not.", sprach Aaron schließlich mit einem verschmitzten lächeln. Zwar hatte Aaron frische Kleidung über, dank dem Geschenk der Kräuterdame, doch die Stoffe hatten den üblen Geruch der verwesenden Pflanzen und des giftigen Wassers angenommen. Auch sie mussten gewaschen werden, ebenso wie die Haut. Merthin hatte sich bisher immer darum gekümmert, das sie frische Wechselkleidung hatten, wie machte er das eigentlich? "Vielleicht könntest du mir dann auch gleich zeigen, wie man die Kleidung im Wasser so schön rein und duftend bekommt.", schlug Aaron also ehrlich interessiert vor. Zuhause hatte er sich nie mit derlei Dingen beschäftigen müssen, hatte auch nie daran gedacht etwas in der Richtung zu lernen, aber auf dieser Reise wollte sich Aaron auf jedenfall auch nützlich machen. Und frische Kleidung war für ihn selbst ebenso wichtig wie für Merthin. Das baden hatte noch einen Vorteil; er würde danach wieder Klamotten von Merthin anziehen können, was ihm besser gefiel als die geschenkte Kleidung. Ja, die jetzige Kleidung passte ein Stück besser, war etwas modischer, war feiner verarbeitet, als die einfachen Hemden von Merthin. Allerdings fehlte ihnen der typische Geruch nach Merthins Art die Stoffe zu waschen und auch der Geruch nach Merthin selbst fehlte einfach.
 


 

Merthin
 

Merthin spürte deutlich, wie eine enorme Anspannung von ihm abfiel, als die Elfen das Haus verließen und sie einfach alleine waren. Allein und ohne Verpflichtungen. Sie hatten unverhofft einfach die Möglichkeit bekommen, sich ausruhen zu dürfen. Und was noch viel wichtiger war: Zeit miteinander zu verbringen. Es war wie ein Urlaub, bei dem sie austesten konnten, ob ihre Beziehung wirklich funktionierte. So wie es Pärchen auch manchmal taten, um zu sehen, ob wirklich alles zwischen ihnen passte. Der Gedanke erschreckte Merthin nur bedingt. Er merkte, wie die Freude darauf, einfach mal alles um sie herum vergessen zu können, ihn freute. Als Aaron sich zu ihm umdrehte und ihm die Honigbeere hinhielt, war er kurz überrascht. Aber die Augen des anderen leuchteten so, dass er schmunzeln musste und vorsichtig die Frucht aus Aarons Finger nah, um sie zu essen. Der Geschmack war gut. ‚Fast so süße, wie Aaron, wenn er mich so ansieht‘, schoss ihm durch den Kopf und einen Moment, während jener mit der Scham des voreinander Kauens offenbar ein wenig überfordert war. Diese höfischen Sitten waren nicht zu begreifen. Und so hob Merthin die Hand und zog Aaron die Hand vor dem Mund weg, um diese zu küssen. „Versteck dich nie vor mir, Aaron“, sagte er leise, ohne auf die Frage des anderen gleich eingehen zu wollen. Doch nun überlegte er, Aarons Hand an seine Wange legend und kurz durchatmend. „Mir fallen viele Dinge ein, die wir tun könnten…“, sagte er leise und sein Blick verriet, dass es nicht nur Dinge waren, die mit Bücherlesen und Spiele spielen zu tun hatten. Als er glaubte, dass auch Aaron begriff, was ihnen ihre unverhoffte Freizeit wohl auch ermöglichen könnte, wusste er, dass er das aber nicht forcieren würde. Aaron war nicht so weit. Er hatte es bisher nur geschafft, sich das Hemd vor ihm auszuziehen. Daher sollte er nicht einen Gedanken daran verschwenden, dass das hier zu mehr führen könnte, als kuscheln und Händchen halten. Das störte ihn auch nicht. War es falsch von ihm, immer wieder daran zu denken, wie gerne er diesen Körper erkunden würde? Eigentlich hatte er eine gesunde Einstellung zu Sexualität. Aber momentan hatte er das Gefühl, vielleicht ein wenig zu viel daran zu denken. Oder lag das an Aaron? Weil er so… ja fast schon verängstigt war, was das betraf?

„Aber das wichtigste ist, dass wir uns erholen. Und dass wir uns haben, dass wir Zeit miteinander verbringen, ohne dass man ständig das Gefühl hat, etwas tun zu müssen. Ich glaube, ich bin schon glücklich, wenn wir uns gemeinsam auf das Sofa setzen und lesen. Und für alles andere sehen wir weiter. Lass uns keinen Plan machen, lass uns einfach zusammen sein, ok?“

Der Blonde lachte leicht, als Aaron nach der Massage fragte. „Na klar“, sagte er und lächelte. „Und gerne darfst auch du mich massieren. Aber dafür ist es sicher besser, wenn du erstmal baden gehst. Ich möchte dann auch gerne noch den Gestank loswerden.“ Allein der Gedanke, Aaron nachher auf dem Bett den Rücken zu massieren, brachte ihn aber leider schon wieder auf ganz andere Gedanken… Er drehte sich zum Essen und griff nach einem Apfel, in den er biss, bevor er zur Bank hinüberging. Als Aaron sagte, er wolle erklärt bekommen, wie man Wäsche wusch, musste Merthin lachen. „Da will wohl jemand das Leben auf der Straße lernen. Löblich, mein Prinz. Sehr löblich…“ Er grinste und griff zu seinem Rucksack, um Kleidung für Aaron heraus zu holen. „Das können wir machen. Aber nicht mehr heute. Ich mag mich heute einfach nur noch ausruhen und schlafen. Ich habe das Gefühl, als hätte ich das seit Ewigkeiten nicht mehr getan. Und nun geh, und bade dich. Dann kann ich auch gehen… Er hatte ihm Klamotten herausgesucht und reichte sie ihm. „Ich bereite derweil was Essbares vor und schüre den Ofen an. Heute Nacht wird es sicher kühl…“
 


 

Aaron
 

Aaron stockte, als Merthin ihm die Hand vom Mund wegzog, als er eigentlich sein kauen vor ihm hatte abschirmen wollen. Etwas sagen konnte er gerade aber auch nicht, da es sich genauso wenig mit etwas im Mund zu sprechen ziemte, wie so nahe beieinander stehend zu kauen. Aaron hatte aufgehört zu kauen und schluckte die Frucht etwas schwerer herunter, bei dieser Aussage, zusammen mit dem Kuss auf den Handrücken. Nicht verstecken klang nicht nur nach Dingen wie den Mund beim essen nicht mehr zu verdecken, sondern bei Merthins Blick dachte Aaron auch noch an das verstecken unter Kleidung. Gewissermaßen versteckte Aaron sich schon unter den Stoffen und wenn er das nicht mehr tun würde, hätten sie gewiss bereits... intensiver gekuschelt. Es war ja nicht so, das Aaron das nicht wollen würde, nicht auch ein gewisses kribbeln in seinem Körper Richtung Süden wandern spüren würde, nur müsste er irgendwie diese eingetrichterten Gedanken abschütteln, lockerer werden und vor allem keine Sorge mehr davor haben, das irgendwas passieren würde, wenn er sich dem vollständig hingeben würde.

Aaron stimmte Merthin zu und machte sich mit den frischen Wechselklamotten schließlich auf den Weg zum Wasser, freute sich trotz seiner vielen Gedanken auf das gegenseitige massieren und aufs gemeinsame herumliegen.
 

Die Worte von Merthin gingen Aaron noch im Kopf herum, während er nun im erstaunlich warmen Wasser lag und seine Haut von den Spuren des Kampfes und dem Gestank befreite, die ihm der ganze Tag bisher auferlegt hatte. Keinen Plan machen, einfach zusammen sein. War das so einfach? Wo der Prinz nun so darüber nachdachte merkte er schon, das es schwer war, einfach nichts zu machen. Aaron bekam dabei das Gefühl nicht aufregend genug zu sein, nicht interessant und nicht bemerkenswert zu sein. Man musste immer auf dem Sprung sein, immer was bieten. Dabei schien es gar nicht notwendig zu sein einen perfekten Abend geplant zu haben, sich genau überlegt zu haben, was wann gemacht werden sollte und sich tausend Dinge zu überlegen, die man abarbeiten könnte. So war es im königlichen Leben aber. Alles war durch getaktet, durch organisiert und fest an Pläne gebunden. Als Prinz hatte er noch mehr Freiheiten, was als Kind anders gewesen war, mit dem vielen Unterricht, den die Königskinder erhalten hatten. Allerdings hatte er es hautnah bei seinem Vater erlebt, welcher von einem Termin zum nächsten läuft, da er unglaublich viel zu regeln hatte. Wahrscheinlich war Corvo ein besonders schlimmer Fall von einem verdammt ungeduldigen Perfektionisten, entstanden durch seinen unersättlichen Hunger nach Macht, die er am besten sofort haben wollte und die es somit einzig mit viel Arbeit zu erlangen galt. Der König lehnte sich nicht zurück, sondern tat viel um seine Macht auszubauen, behielt alles und jeden im Blick... bis auf Leute, die es in seinen Augen nicht wert waren. Dazu zählte der Großteil seines Volkes und bis auf Aiden und seine Enkel auch die eigene Familie.

Schwer seufzend tauchte sich Aaron komplett unter Wasser, nur um dann beim wieder auftauchen über sein Gesicht zu reiben und so zu versuchen diese Gedanken fort zu bekommen. Dann wusch er seine Haare, ehe er sich danach locker zurück an den Rand lehnte, sich hinter sich mit den Armen abstützte und die Augen schloss. Für heute stand wirklich nichts mehr an. Kein Dämon, kein Kampf, kein ritt durch die Gegend, keine anderen Leute... es war unfassbar entspannend hier ohne Kleidung im Wasser liegen zu können, ohne Angst haben zu müssen, das wer um die Ecke kommen könnte. Merthin vertraute er genug um sich sicher zu sein, das er nicht unbemerkt reinplatzen würde und selbst das wäre nur halb so schlimm wie ein fremder Besucher. Seine Gedanken brachten Aaron aber gerade wieder auf was anderes, nämlich, das sie wieder noch kein Prophezeiungsteil erhalten hatten. Gerade wollte Aarons Kopf anfangen zu überlegen, wo sie diesen herbekommen könnten, da zog der Prinz schon selbst die Reißleine, indem er prompt aus dem Wasser stieg. Darüber wollte er doch gar nicht nachdenken, das hatte Zeit bis später; bis einen anderen Tag. Es war eigentlich sogar ganz gut, das sie die nächste Prophezeiung noch nicht hatten, sonst würden sie sich bestimmt doch damit beschäftigen und sich eben keine Zeit nur füreinander nehmen.

Kurzerhand trocknete Aaron sich ab, hatte diesmal auch die Ruhe dies einigermaßen ordentlich zu tun und musste sich dabei nicht hetzen. Dann schlüpfte er in die sehr wohlriechenden Klamotten und durchkämmte seine nassen Haare mit der Hand, ehe er den kurzen Weg zurück zur Hütte antrat. Als er diese betrat roch es bereits noch intensiver nach Essen, Merthin hatte in der Zwischenzeit ganz offensichtlich wirklich damit begonnen ein Abendessen für sie zu bereiten. Schade, das Aaron nicht dabei gewesen war, er hätte gern mit Merthin zusammen gekocht. Aber das ließ sich bestimmt auch noch wann anders machen. Sie hatten noch Zeit zusammen, auch über diesen freien Abend hinaus, sie brauchten nichts überstürzen. Eine Botschaft, die Merthin Aaron vorhin schon versucht hatte zu vermitteln. Aaron begann mehr und mehr die Bedeutung davon zu verstehen und damit auch innerlich selbst lockerer zu werden. Seine ganzen Überlegungen brachten nichts, einfach durchatmen und alles auf sich zukommen lassen.
 

Während nun Merthin baden war, wollte Aaron es ihnen sogleich gemütlicher machen, auch wenn das kaum noch zu übertreffen war, in dieser eh schon fast etwas heimeligen Hütte. Trotzdessen, das auch dies nicht dem Standard nahe kam, der bei Hofe herrschte, so mochte Aaron gerade lieber hier als dort sein. Die Atmosphäre war viel schöner, viel wärmer als Zuhause. Und so begann Aaron damit die Kerzen im Raum zu entzünden, dann brauchte Merthin seine Magie nicht dafür verwenden, auch wenn ihn das nicht allzu viel Kraft kosten dürfte, so sollte auch ihre magische Energie für diesen Abend mal ruhen. Dann durchsuchte er die Kochnische nach Geschirr, welches er auf den Tisch platzieren konnte, zusammen mit ein paar Kerzen. Kurz war Aaron aus der Hütte hinaus getreten und hatte auf der Wiese ein paar hübsche Blütenblätter gesammelt, wobei er extra nur eine Blume pflückte, um die sich gerade erst regenerierende Natur nicht zu beschädigen. Die Blätter verteilte er auf dem Tisch, platzierte die Blume mittig und ließ dann doch eine kleine Menge Magie fließen, einfach um die Blätter der Blume leicht mit Reif zu überdecken, was sie nicht nur länger frisch hielt, sondern auch einen hübschen Effekt zauberte.

Neugierig warf Aaron dann einen Blick in den Ofen, wodurch ihm sogleich ein ordentlicher Schwall leckerer Geruch entgegen schlug. Im nächsten Moment erklang wieder Merthins Stimme, weshalb sich Aaron wieder ihm zuwendete. Der Blonde sah auch erfrischt aus, das konnte Aaron gut nachvollziehen. „Ja, Wein würde mir gefallen.“, gab Aaron zur Antwort und stellte noch Weingläser mit auf den Tisch, bisher hatte Aaron lediglich normale Trinkgläser gedeckt gehabt, zu denen er die hübschen Weingläser nun stellte. Es verstand sich von selbst, dass das Geschirr gerecht der Etikette gedeckt war. Eine Glaskaraffe mit Wasser hatte schon vorher auf dem Tisch gestanden - ebenso wie Obst und Früchte, die Aaron auch ein bisschen seitlich hatte stehen lassen - was schon sehr edel aussah. Die Hütte hatte tatsächlich alles, was das Herz an solchen Dingen begehren könnte.
 


 

Merthin
 

Und hatte er seinen Worten Taten folgen lassen. Er bereitete ein Gemüsegratin vor, das im Ofen gar werden konnte, während er selbst im Bad war. Als Aaron zurückkehrte, mit nassen Haaren aber ziemlich glücklich, wieder einmal einfach ausgiebig gebadet zu haben, ging er direkt hinterher in die Wanne. Er ließ sich Zeit, aber nur so viel, dass er wusste, dass das Essen nicht verbrannte. Als er ebenso frisch aus dem Bad zurückkehrte, fühlte er sich auch wieder besser. Aber er war noch immer erschöpft und freute sich jetzt darauf, den Abend einfach nur zu genießen. Draußen war es bereits dunkel, innen aber hatte Aaron die Kerzen entzündet. Der Ofen hatte den Raum schön warm gemacht, das leise Prasseln des Feuers war angenehm und das Essen duftete mittlerweile. „Magst du einen Wein trinken?“, fragte er, als er seine Sachen auf den Haufen legte, den sie morgen waschen würden. Erst jetzt bemerkte er, dass Aaron den Tisch gedeckt hatte. Darauf fanden sich Blumen und die Teller waren mit dem Besteck fein säuberlich hingestellt worden. „Sieht schön aus“, lächelte er und trat an den anderen heran, um ihn in eine Umarmung zu ziehen und ihn einfach sanft zu küssen. Er hielt den Kuss einen Moment, hob dabei die Hand und strich Aaron sacht durchs Haar, während seine andere Hand an seinem Rücken entlangstrich. „Es fühlt sich gut an, einfach mal so zusammen zu sein“, sage er leise, als er den Kuss löste und in die schönen blauen Augen des anderen blickte. „Es ist wunderbar, hier mit dir zu sein.“
 


 

Aaron
 

Merthins Lob freute Aaron sehr, weshalb er den sanften Kuss mit einem lächeln erwiderte. „Weißt du, das dies ein paar der schönsten Worte waren, die mir je gesagt wurden?“, antwortete Aaron mit einem immer noch großem lächeln, ehe er zusah, wie Merthin das Gratin aus dem Ofen holte und die dampfende Tonschale mit dem überbackenem Gemüse mittig neben die Blume auf den Tisch abstellte, an den sie sich dann beide setzten und Merthins Kochkünste genossen.
 


 

Merthin
 

Aaron hatte sich wirklich bis ins kleinste Detail Mühe gegeben, den Tisch so schön wie nur irgendwie möglich zu decken. Sogar die Blumen, die er gepflückt hatte, schienen besonders zu sein, auch wenn Merthin erst später bemerkte, wie sie Aaron so hatte werden lassen. Merthin griff zu einer Flasche Rotwein und entkorkte sie, goss sich einen Schluck ein, um ihn zu testen – was er sich hätte sparen können. Denn der Wein war einfach nur perfekt. Er goss Aaron etwas ein, und sich selbst nach, dann reichte er dem anderen sein Glas, seines hinhaltend. „Auf einen schönen Abend, eine schöne Zeit hier“, sagte er lächelnd, während sie anstießen. „Das haben wir uns verdient…“

Das Gratin schmeckte gut. Während sie aßen unterhielten sie sich über die Menschen, denen sie im Dorf geholfen hatten, machten sich ein wenig Gedanken darüber, warum die Dämonen so ein leichtes Spiel hatten, ich Unwesen zu treiben. Merthin hatten die Kinder leidgetan. Und auch Aaron schien zufrieden, dass sie es geschafft hatten, diesen wieder ein friedvolles Zuhause zu verschaffen. Sie stellten fest, dass es sich gut anfühlte, diese Dinge geschafft zu haben. All das Leid, das sie bisher aus der Welt hatten vertreiben können, hatte währenddessen aber auch dafür gesorgt, dass sie näher aneinander gerutscht waren. Alles schien seinen Sinn gehabt zu haben. Alles hatte zum Guten geführt. So wie es Aaron damals, als Merthin wegen dessen Standes Sorgen gehabt hatte, prophezeit hatte: er war dazu da, dem Volk zu dienen und ihm Gutes zu tun. Und nun, da sie über die Dinge sprachen, spürte Merthin auch, dass er in gewisser Weise einfach sehr stolz auf Aaron war, der so viel dafür aufgegeben hatte, der so viel neu hatte lernen müssen, der so viel entbehrte. Bei Gelegenheit würde er ihm das einmal sagen müssen…



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