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Let's Run!!!

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Es geht weiter!!!
Und ich habe eine gute Nachricht: Das folgende Kapitel ist sogar auch schon fertig, dieses Mal werdet ihr also nicht lange auf eine Fortsetzung warten müssen.
Viel Spaß beim Lesen! <3 Komplett anzeigen

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disaster girl

„Glückauf, ich wusste nicht, dass du ‘ne Freundin hast.“ Dash blickte sich irritiert um und erkannte hinter sich einen seiner Kollegen, der wohl gerade im selben Dekoladen etwas suchte, in den Lunis ihn nach unzähligen anderen Geschäften, in denen sie heute schon gewesen waren, geschleppt hatte. Nichts konnte sie so gut wieder aufheitern wie Shopping. „…Oder Freund?“, blickte der Kollege Lunis ein wenig verwirrt an, als er sie noch einmal aus der Nähe betrachtete (wäre es nicht Lunis gewesen, hätte er damit ganz schön ins Fettnäpfchen treten können, haha). „Heute Freundin“, zwinkerte Lunis sehr zu seinem Amüsement zurück. „Ex-Freundin“, korrigierte Dash und fragte sich, wie lange Lunis sich schon an seinem Arm eingehängt hatte ohne dass es ihm aufgefallen war. „Oh, ich wollte nicht…“, begann Dashs Kollege eine verlegene Entschuldigung, als er auch schon von Lunis unterbrochen wurde. „Es ist kompliziert“, lachte sie.

 

Nein. Nein, es war nicht kompliziert. Sie waren nicht mehr zusammen. Punkt. Und sie hatte Dash noch heute Morgen versichert, dass sie nicht mehr versuchen würde, etwas daran zu ändern.  „Jedenfalls…“, versuchte es sein Kollege nochmal, „Ich dachte du wärst krank, war gar nicht so einfach heute Morgen noch schnell jemanden zu finden, der für dich einspringt.“ Shit. „War er auch“, ergriff Lunis das Wort, noch bevor er sich eine Ausrede überlegen konnte, „Hat die ganze Nacht im Strahl gekotzt. Aber zum Glück bin ich gleich gekommen und hab mich um ihn gekümmert. Wie eine gute Ex-Freundin.“ Was sollte der Seitenhieb? Das war gar nicht wirklich passiert. Immerhin Dashs Kollege war von Lunis’ gar nicht damenhafter Wortwahl sichtlich belustigt. „Das klingt mir eher nach zu hart gefeiert, was, Glückauf?“, grinste er ihm verschwörerisch zu. „Ich würd mit sowas aufpassen an deiner Stelle, die Chefin ist eh nicht gut auf dich zu sprechen im Moment.“ Dash senkte schuldbewusst den Kopf. „Ich weiß… Ab Morgen bin ich wieder mit voller Power dabei!“ „Das will ich doch hoffen“, zog sein Kollege eine Augenbraue hoch. „Naja, ich wünsch euch noch gute Erholung beim Shoppen.“

 

Dash schaute auf die unzähligen Einkaufstüten, die er bereits in den Händen trug, und das volle Einkaufskörbchen an Lunis’ Arm, dessen Inhalt sich gleich noch dazugesellen würde. Langsam verging ihm die Lust. Der Tag war bisher überraschend angenehm verlaufen, fast hatte er ein bisschen angefangen, die alten Zeiten mit Lunis zu vermissen, aber das Aufeinandertreffen mit seinem Kollegen hatte ihm mit einem Schlag wieder bewusst gemacht, warum es nicht gut war, dass Lunis hier war. „Hab dich gut gerettet, was, Schluckauf?“, grinste Lunis ihn an, nachdem der Kollege wieder außer Sichtweite war, und Dash musste trotz allem über den albernen Spitznamen, den Lunis ihm auf Grund seines Nachnamens verpasst hatte, als sie sich gerade erst kennengelernt hatten, mitgrinsen. „Vor einem Problem, das es ohne dich gar nicht gegeben hätte“, hob er spitzfindig eine Augenbraue. „Heyyy“, lachte Lunis, „Ich mach vielleicht gerne Probleme, aber ich bring sie auch immer wieder in Ordnung.“ War das so? „Ich bin Troublemaker und Peacemaker in einem.“ Dash musste lachen. Auch wenn er seine Zweifel hatte, ob das so ganz den Tatsachen entsprach. „Hey, das ist was für dich“, schwenkte sie plötzlich mit einem ananasförmigen Gegenstand vor Dashs Nase herum. „Woah, was ist das?“ „LED-Lampe Ananas mit Farbwechselautomatik“, las Lunis von der Verpackung vor. „Woah, Farbwechselautomatik, woah!!“ Als Ananas. Das war zu gut. Er hibbelte auf der Stelle herum, während er freudestrahlend die kleine Ananaslampe betrachtete. „Du willst sie, oder?“, grinste Lunis ihn an. „Ja, ich will!!“, strahlte Dash zurück. Und bemerkte erst im zweiten Moment seine Formulierung. Und dass sie vor einem Tisch mit Hochzeitsartikeln standen. Lunis schnaubte halb amüsiert, halb wehmütig, wandte den Blick kurz von ihm ab, nur um ihn dann wieder aus dem Augenwinkel anzusehen. „Weißt du noch, als wir aus Scheiß unsere Hochzeit geplant haben? Ich im schwarzen Brautkleid und du im Anzug aus Hologrammfolie?“ Dash musste lachen. „Da waren wir noch ganz frisch zusammen und total betrunken“, stimmte er ein. Er mochte diese Erinnerung. Aber Lunis lachte nicht mehr. Er konnte Tränen in ihren Augenwinkeln erkennen. „Und als ich mir zum Geburtstag das Tattoo von dir gewünscht habe und du einfach so zugestimmt hast, und ich hab gesagt: ‚Du weißt schon, dass das nie mehr weggeht?‘ Und…“,  die Tränen liefen los, „Und du hast geantwortet: ‚Ist das dann sowas wie ein Verlobungsring?‘“. Er war so verliebt in Lunis gewesen. Hatte sich immer eine Zukunft mit ihr gewünscht. Aber je länger sie zusammen gewesen waren, umso schwerer war es ihm gefallen, sich diese Zukunft so vorzustellen, dass er darin glücklich war. Natürlich hatte er bis zum Schluss die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Lunis sich noch ändern würde, dass alles einfacher würde, wenn sie nur ihre Komplexe überwinden und lernen würde, dass sie ihm vollkommen vertrauen kann. Das war der Grund gewesen, warum er sich viel zu lange auf ihre Spielchen, auf ihre „Liebesbeweise“ eingelassen hatte. Er ertrug es bis heute nicht, sie weinen zu sehen. „Heyyy…“, stellte er seine Einkaufstüten ab und legte vorsichtig seine Hände auf ihre Schultern, „Du willst doch nicht, dass das schöne Makeup schon wieder verläuft.“ Sie hatte, bevor sie am Morgen losgezogen waren, viel zu lange im Bad damit verbracht, sich neu zu schminken. „Komm, das lässt sich noch retten.“ Er wühlte in seiner Hosentasche nach Taschentüchern, aber fand nur ein gebrauchtes. Das würde es auch tun. Er zog sie ein wenig näher zu sich, tupfte vorsichtig die schwarze Farbe von ihren Wangen weg, wischte noch einmal stärker nach. Die Feuchtigkeit von Lunis’ Tränen reichte nicht aus, um die ganze verwischte Farbe abzubekommen, also half er noch einmal mit ein bisschen Spucke nach. Er spürte Lunis’ Arme um seine Taille. „Lässt sich das hier noch retten?“, schaute sie unglücklich zu ihm hoch. Er brachte es nicht übers Herz, zu antworten. Lunis’ Blick sank zu Boden. Oder vielmehr auf seine Hand mit dem Taschentuch. „Du hast mir grade nicht ernsthaft mit einem verrotzten Tempo durchs Gesicht geputzt?“ Lunis starrte ihn vorwurfsvoll an. Dash musste lachen. „Das war schon lange getrocknet.“ Nicht, dass es das besser machte. „Und es hat den Job getan“, grinste er, „Du bist wieder die Schönste im ganzen Land.“ „Urgh, du bist so ein alter Ekelpäck“, verzog sie gespielt angeekelt das Gesicht.

 

Den alten Zeiten zuliebe hatten sie sich nach einem Slushie zur Erholung noch zu einem Besuch im Spielzeugladen entschieden, bevor sie in Dashs Wohnung zurückgekehrt waren. „Glitzerschleim, Dino- und Zaubertroll-Sticker für dich, Monster-High-Haarspangen für mich“, entleerte Lunis die letzte Einkaufstasche auf Dashs Sofa und die beiden mussten selbst über den Mist lachen, den sie da gekauft hatten, „Wasserpistolen … Ich teste die mal direkt, ob das kein Trash ist.“ Lunis verschwand mit den zwei Wasserpistolen in Dashs Küche, er hörte den Wasserhahn laufen und spürte kurz darauf einen Spritzer in seinem Gesicht. „Heyyy“, lachte er, „Ich bin unbewaffnet!“ Lunis setzte sich zurück zu ihm auf das Sofa. „Du kriegst gleich deine Chance auf Revanche“, zwinkerte sie ihm zu, bevor sie eine Tüte, die Dash die ganze Zeit gar nicht aufgefallen war, zwischen den anderen hervorzauberte. „Ich hab da noch was für dich.“ Sie drückte ihm die Tüte in die Hand und er brauchte nicht lange, um zu erkennen, was es war. „Lunis, ich hab doch gesagt, der ist zu teuer und ich hab schon zu viel Krempel und…“ Es war der Roboter-Dino, von dem er im Spielzeugladen so fasziniert gewesen war, dass er eine Verkäuferin extra darum gebeten hatte, ihn ausprobieren zu dürfen, und dann deutlich länger damit gespielt und sämtliche Funktionen ausprobiert hatte, als das angemessen gewesen wäre. Er konnte ein strahlendes Lächeln nicht unterdrücken. Lunis grinste zurück. „Als Dankeschön. Fürs Zuhören und dafür, dass du dir extra freigenommen hast für mich. Das … war nicht selbstverständlich.“ „Danke“, entgegnete Dash, aber das Wort hinterließ einen bitteren Nachgeschmack in seinem Mund. Lunis hatte schon wieder ungebeten etwas getan, weil sie glaubte, dass sie Dash damit einen Gefallen tun würde. Irgendwie hatte sie das ja auch, aber dann auch wieder nicht. Dass der Dino teuer war und Dash ohnehin zu viel Kram daheim hatte, der noch nicht einmal aus seinen Umzugskisten ausgepackt war, war nur die halbe Wahrheit. Er hatte Lunis gegenüber Ran nicht mehr erwähnt, weil er wusste, dass sie eifersüchtig werden und ausrasten würde. Und dass sie ihre Wut im schlimmsten Falle statt auf ihn auf Ran lenken würde, und er, solange Ran nicht mit ihm redete, nichts tun konnte, um ihn davor zu schützen. Aber wenn er wirklich mit Ran nach Hawaii wollte, konnte er keine Roboter und Neonröhren-Dekorationen und Spielzeugkisten mitnehmen. Das musste alles irgendwie wieder verschwinden… „Das ist dein neuer Freund“, deutete Lunis noch einmal auf den Roboterdino, nur um danach wieder die ursprüngliche Spielzeugladentüte zu sich zu holen, „Und das sind Pinapberrys neue Freunde.“ Sie holte die drei hässlichsten, bizarrsten Kuscheltiere aus der Tüte, die sie im ganzen Spielzeugladen hatten finden können – ein türkises Stinktier mit Leomuster, Glitzeraugen und Elfenflügeln, ein offensichtlich stark My-Little-Pony-inspiriertes Einhorn mit einem Cutie-Mark, in dem Lunis und Dash selbst unter größter Anstrengung nichts Jugendfreies erkennen konnten, und eine Fledermaus aus neonbuntem Patchworkstoff mit holografischen Ohren und Flügeln. Eines von Lunis’ wichtigsten Hobbys war das Sammeln von epischen Bootleg-Merchandise-Fails und hässlichen, aber irgendwie liebenswerten Figuren und Plüschtieren im Allgemeinen. Ihre Sammlung war enorm. „Pinapberry wird sich über die Gesellschaft freuen, sie ist einsam seit ihr Daddy nicht mehr da ist.“ Pinapberry war das prächtigste unter Lunis’ Bootleg-Kuscheltieren, ein inoffizielles Pokémon-Plushie, bei dem die beiden sich nie ganz sicher gewesen waren, ob es ein Pikachu oder ein Evoli darstellen sollte, denn es hatte Eigenschaften von beiden. Und war auch mindestens doppelt so niedlich wie beide zusammen. Jedenfalls in den Augen von Lunis und Dash, die es bei AliExpress entdeckt und sofort bestellt hatten. Seitdem war es so etwas wie ihr Übungshaustier (oder doch sogar Übungsbaby?) gewesen und die Art und Weise, wie Lunis sich immer mit äußerster Fürsorge um Pinapberry gekümmert hatte, ungewohnt sanft und liebevoll mit ihr umgegangen war und selbst in ihren schlimmsten Wutanfällen nicht im Traum daran gedacht hätte, mit dem Plüschtier nach Dash zu werfen oder Schlimmeres, hatte in ihm immer einen Funken Hoffnung aufrecht erhalten, dass sie irgendwann zusammen eine Familie haben könnten. 

 

„Sie frisst kaum noch, seit du nicht mehr da bist“, sagte Lunis mit melancholischer Stimme. „Manchmal schaut sie mich mit ihren großen Augen an, als wollte sie fragen: ‚Warum ist Daddy nicht mehr da? Hat er uns nicht mehr lieb? Kommt er bald zurück?‘“ Sie sagte es mit einer niedlichen Babystimme, die Dash das Herz brach. Das war nicht fair. Das war doch nicht echt. Warum machte ihm das so ein schlechtes Gewissen? „Wenn es ganz schlimm ist, legt sie sich zum Schlafen in deinen Sweater. Ich halt sie im Arm, aber nachts kann ich sie meistens trotzdem schnüffeln und weinen hören.“ Dash kam fast selbst eine Träne. „Und wenn ein gelbes Auto vorbei fährt, dann springt sie zum Fenster und wedelt mit dem Schwänzchen, aber dann fährt es vorbei und sie schaut ganz traurig hinterher und ist den Rest des Tages niedergeschlagen.“ „Hör auf“, bat Dash sie. „Womit?“, fragte Lunis zurück, „Damit, dir vor Augen zu führen, was du mit deiner Weglaufaktion angerichtet hast?“ Er spürte, wie Wut in ihm aufstieg. „Das ist nicht echt. Pinapberry kann mich nicht vermissen, sie ist ein Plüschtier. Du versuchst mich zu beeinflussen, hör auf damit.“ „Nicht echt?!“, fuhr Lunis ihn an, „Und ich? Bin ich auch nicht echt?! Ich vermisse dich. Ich bin Pinapberry. Warum bist du so egoistisch?! Ich hab dir extra den Dino gekauft, sei doch mal ein bisschen dankbar!“ Dieses Mal würde er ihr zerlaufenes Makeup nicht retten. „Ich bin egoistisch?!“ Dash versuchte seine Wut zu unterdrücken. Das sollte nicht wieder in einem Streit enden, nicht schon wieder. Aber er konnte nicht anders, als zurückzuschreien. „Du bist egoistisch! Du tauchst hier einfach ungefragt auf und machst mir alles kaputt!“ Shit, warum hatte er das gesagt? Hoffentlich hatte Lunis nicht verstanden, was er damit gemeint hatte. „Hallo?! Was hab ich denn kaputt gemacht? Deinen Arbeitstag bei der Post? Dein~“ Lunis machte eine Denkpause, schaute ihn kurz erschrocken, dann angeekelt an. „Deine Entjungferung von dem hässlichen Otaku? Ernsthaft?“ Verneine es einfach, Dash. Verneine es einfach. Er konnte nicht. „Ran ist kein hässlicher Otaku!“ Ein bisschen Otaku vielleicht. Aber auf die süßeste Art, die er sich vorstellen konnte. „Doch, ist er. Ein fetter, hässlicher Otaku. Und Jungfrau scheinbar auch, wenn du mir da nicht widersprichst. Scheint dir ja zu reichen.“ Was war das für eine komische Unterstellung? „Er ist keine Jungfrau. Und ich weiß nicht, was das–“ „Also hast du’s schon mit ihm gemacht.“ Lunis’ Ausdruck sah bitter aus. „Nein“, sagte Dash wie aus Reflex. Nicht im engeren Sinne… „Aber du bist notgeil und willst es ihm–“ „Hör verdammt nochmal auf, Scheiße zu labern.“ „Wow, Dash, so harte Kraftausdrücke? Hab ich da ins Schwarze getroffen?“ Dash versuchte sich zu beruhigen. „Das ist egal, er redet eh nicht mehr mit mir“ , gab er geschlagen zu und sah ein Grinsen über Lunis’ Gesicht huschen. „War klar“, schnaubte sie verächtlich, „Als ob es irgendjemand außer mir lange mit dir aushält.“

 

Damit hatte Lunis ins Schwarze getroffen. Dashs eine große Angst, wenn es um Beziehungen ging. Die beiden Beziehungen, die er vor Lunis gehabt hatte, waren nach kürzester Zeit wieder vorbei gewesen, weil er viel zu schnell viel zu übereifrig gewesen war, sich zu früh eine zu enge Bindung zu der oder dem anderen gewünscht und sie damit verschreckt hatte. Würde das auch mit Ran passieren? Ran war schüchtern, vielleicht fühlte er sich durch Dashs Art bedrängt und unwohl. 

 

„Sieh es ein, Dash, du kannst dich entschuldigen und zu mir zurückkommen oder alleine bleiben.“ Waren das seine einzigen Optionen? Aber was, wenn nicht? Was, wenn Ran und er doch das selbe wollten? Und selbst wenn Ran ihm niemals verzeihen würde, er würde nicht zu Lunis zurückgehen. Nicht zu jemandem, der ihm schon wieder in den Kopf setzen wollte, dass es an ihm wäre, sich zu entschuldigen, der alle Tatsachen so verdrehte, wie es ihm gerade passte (Dash hatte lange genug gebraucht, um das zu realisieren). „Ich verzeih dir, Pfirsichspalte. Lass es uns nochmal versuchen.“ Nicht zu jemandem, der ihm ungebeten über die Arme streichelte, auf dem Sofa auf seinen Schoß kletterte und ihm mit seinen Lippen unangenehm nahe kam, während er wie in Schockstarre da saß und nicht wusste, was er tun sollte. Was war das, warum reagierte er plötzlich so komisch auf Lunis? Seit sie das letzte Mal bei ihm gewesen war, seit – „Fass mich nicht an“, stieß er sie von sich weg, in die Einkäufe, die auf dem Sofa ausgebreitet waren. „Aww, willst du vorher ein bisschen kämpfen? So wie letztes Mal?“ „Ich will das nicht. Und ich wollte das letztes Mal nicht.“ Dash hatte das Gefühl, dass sich in ihm alles überschlug. Ihm stiegen gleichzeitig Tränen in die Augen und Adrenalin ins Blut, er war gleichzeitig am ganzen Körper steif und bereit, in Sekundenschnelle zu reagieren, wenn es sein musste. Er war sauer. „Natürlich wolltest du das. Süßer, du warst hart wie ‘ne Zuckerstange. Du stehst drauf, überwältigt zu werden.“ Lunis packte seine Handgelenke. Nein, das würde nicht noch einmal passieren. Das würde nicht noch einmal passieren. Er riss sich los und griff nach dem ersten, was ihm in die Hand fiel – eine der Wasserpistolen. „Ich will das nicht, Lunis.“ Er drückte sie Lunis gegen die Brust, als wäre es eine echte Pistole, griff mit der anderen Hand ihr Handgelenk und drückte sie auf der Couch nach unten auf den Rücken, während sie versuchte, selbst nach der anderen Pistole zu greifen, aber sie nicht erreichen konnte. „Ich kenne dich, Dash, besser als jeder andere“, redete sie seltsam ruhig von unter ihm. „Ich kann deine Körpersprache lesen. Glaub mir, du wolltest das.“ War das wirklich die Wahrheit? Es war, was Lunis glaubte, aber es stimmte nicht. Sie sollte aufhören zu reden. Aufhören, so zu tun, als wüsste sie besser, was er wollte, als er selbst. Er drückte sie noch fester gegen die Couch, aber wusste gleichzeitig nicht, was er tun, wie er aus dieser Situation herauskommen sollte. „Du willst das Kommando haben, okay“, lächelte sie übertrieben verführerisch zu ihm hoch. Was sollte das werden? Wieso konnte sie nicht einfach die Klappe halten? „Du darfst mit mir machen, was du willst“, hauchte sie, „Du darfst~“ Dash schob ihr den Lauf der Wasserpistole in den Mund. Er wollte sie einfach nur zum Schweigen bringen. Sein Herz pochte panisch und laut in seinem Brustkorb. Dann hörte er Lunis seufzen und stöhnen, während sie ihre Lippen den Lauf der Pistole hoch- und herunterführte. Dash starrte sie einen Moment lang ungläubig an. Nein, er würde das nicht sexy finden. Wieso musste sie ihn in solche Situationen bringen? Er hatte gesagt, dass er das nicht wollte. Er hatte letztes Mal gesagt, dass er das nicht wollte. Er wünschte, Lunis wäre niemals hergekommen. Wünschte, sie würde einfach wieder verschwinden. Wünschte, sie hätten sich niemals kennengelernt. Wünschte, die Pistole in seiner Hand wäre echt.

 

Er drückte ab und erwartete einen Knall, aber es kam keiner. Nur Wasser, das Lunis teils schluckte, teils heraushustete, bevor sie ihm mit einem vielsagenden Blick in die Augen schaute. „Du kannst da noch andere Dinge reinstecken … und -spritzen.“ Dash konnte ihren Blick nicht erwidern, nahm kaum wahr, was sie sagte, starrte durch sie hindurch ins Leere. Was waren das gerade für Gedanken gewesen? „Verschwinde, Lunis“, befahl er harsch, „Verschwinde einfach.“ Er stand auf, nahm so viel Abstand von ihr, wie er in dem kleinen, vollgestopften Zimmer konnte. „Aber…“ Lunis schien gar nicht zu verstehen, was hier vor sich ging. „Hau ab!“, fauchte er sie an. „Nein!“, fauchte sie zurück. Er wollte nur raus aus dieser Situation, raus von hier… Würde eben er verschwinden. Er ging schnurstracks Richtung Wohnungstür, steckte sich Portemonnaie, Handy und Schlüssel in die Hose und öffnete die Tür. „Wo willst du denn hin?!“, rief sie ihm nach. „Ich weiß nicht…“ In seinem Kopf drehte sich alles. „Aber wenn ich zurückkomme, bist du nicht mehr hier.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Maire
2018-07-01T16:09:51+00:00 01.07.2018 18:09
Lunis ist so eine Falsche Schlange.. Argh. Wie gerne würde ich sie/Ihn einfach aus der Gesichte schmeißen XD
Im ersten Moment dachte ich so.. Mh.. Dashy boy hat noch nicht einmal an Ran gedacht. Als nur Lunis.. Und zack.. hab ich mitgezählt wie oft Rans Name vorkam..... Naja.. nicht wirklich oft... Hoffe Dashy kriegt sich wieder ein >.<
Da muss ganz dringend mal was geschehen in Bezug auf Ran. Aber so richtig dringend.....
Freue mich schon das nächste Kapitel zu lesen <3
Lg Maire
Von: abgemeldet
2018-06-13T18:10:56+00:00 13.06.2018 20:10
Oh Mann, er wird sie einfach nicht los... In einer schönen Scheiße steckt Dash da schon wieder bzw. immer noch. Und Linus wird schon wieder egoistisch... Ich bin ja echt mal gespannt, ob und wenn ja wie du die Situation ausbügeln willst. Verfahrener als so kann es ja eigentlich nicht mehr werden...?
Hab ich eigentlich schon mal erwähnt, dass die ganzen Hintergrunddetails die Geschichte ungemein bereichern? Zum Beispiel Pinapberry ist irgendwie süß :3 und dann die Leucht-Ananas :D behalte das auf jeden Fall bei, das macht das Ganze zudem ungemein spaßig und ich steh total auf solche Details ;)
Also, großes Lob, dass es weitergeht! Freu mich schon aufs Nächste!~
Antwort von:  Mezzo
13.06.2018 20:48
Verfahrener kann es echt kaum noch werden … mal schauen, wohin Dash sich im nächsten Kapitel so verfährt und ob es das irgendwie besser macht, hahaha…
Auf jeden Fall danke für das Lob! <3 Das sind so die Details, die ganz von selbst kommen, wenn die Charaktere in meinem Kopf (bzw. in "Diskussion" mit meiner Illustratorin und Beta-Leserin Sasu) ihr Eigenleben entwickeln. ;) Der ist tatsächlich voll mit so vielen witzigen und süßen Einzelheiten zu allen Figuren, dass ich die gar nicht alle in der Story unterbringen kann (deshalb hatte ich auch mal die kleine Comic-Serie mit Flashbacks angefangen, ich hoffe dass ich die irgendwann noch fortsetzen kann), aber ich tu mein bestes. : )


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