Zum Inhalt der Seite

Too Strong To Die

Levi x Sakura | Kakashi x Mikasa
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

loyalties.

Das Blut rauschte Mikasa in den Ohren, während ihr Herz so kräftig schlug, dass ihr Brustkorb schmerzte. Zittrig zog sie den Atem in ihre Lungen, um die Panik, die sie sonst nur nachts im Schlaf packte, nicht die Oberhand gewinnen zu lassen.

„Mikasa...“, drang Kakashis Stimme dumpf durch das Gefühlschaos in ihrem Inneren, das einem verschlingenden Strudel gleichkam. „Hast du gehört, was ich gesagt habe?“

Mikasa nickte, was eine einstudierte, betäubte Reaktion darstellte. „Captain Levi ist auf dem Weg, den Transfer des Kommandanten zu verhindern“, wiederholte Mikasa tonlos. „Ich werde daher Levis Team anführen, um unseren Plan wie geplant umzusetzen.“ Schließlich war sie eine Soldatin der Aufklärungstruppe und daher für alles bereit.

Ihre Hand tastete nach dem roten Schal, der um ihren Hals gewickelt war und eine Konstante für sie darstellte. Den weichen Stoff unter ihren Fingerspitzen zu erfühlen, gab ihr Halt.

Sie befanden sich in Kakashis Arbeitszimmer, aber Mikasa nahm die spärliche, verstaubte Inneneinrichtung kaum wahr, als sie beinahe durch den massiven Schreibtisch mit seinen Akten hindurchschaute. Nur vage bekam sie mit, als Kakashi aufstand und den Schreibtisch umrundete. Erst, als seine Hand den Platz auf ihrer Schulter fand, blinzelte Mikasa und zwang sich zu ihm aufzuschauen. Trotz des dünnen Stoffes, der Kakashis untere Gesichtshälfte bedeckte, konnte sie erkennen, dass sich sein Mund zu einem Lächeln verzog. „Ich vertraue dir und weiß, dass du das hinbekommst.“

Mikasa war sich nicht sicher, ob es diese aufmunternden Worte waren oder der warme Blick aus Kakashis dunklen Augen, der das Kribbeln durch ihren Körper schickte und wieder Leben in diesen einkehren ließ. Sogleich zog Mikasa die Schultern straff und salutierte, die geballte Hand fest gegen ihren Brustkorb gedrückt, in dem ihr das Herz flatterte. „Ich werde mein Bestes geben.“

„Das weiß ich“, bestätigte Kakashi, ehe er seine Hand von ihrer Schulter nahm und die Stelle, die eben von warm gewesen war, sich plötzlich seltsam kalt anfühlte.

So ganz verstand Mikasa nicht, wie jemand, der sie kaum kannte, ein dermaßen großes Vertrauen in sie setzen konnte, aber andererseits wusste sie, dass Kakashi in dieser Hinsicht keine allzu große Wahl hatte.

Rein durch Zufall war es Mikasa gewesen, die bei der Flucht von Historia Reiss geholfen und dadurch ihre Bekanntschaft gemacht hatte. Es hätte auch jeder andere Rekrut sein können. Das wäre vielleicht sogar besser gewesen, denn nun war es Mikasa, die ein Team aus eingefleischten Veteranen führte, um die Königin davon zu überzeugen, dem Aufklärungstrupp ihr Leben anzuvertrauen. Dabei brauchte es keine sonderlich guten Menschenkenntnisse, um zu erkennen, dass Mikasa nicht die sozialste Person war.

Allerdings spielte all das keine Rolle, denn es gab niemand anderen, auf den Historia eventuell hören würde und der auch verfügbar war. Kakashi musste hier bleiben, da sein Verschwinden zu viel Aufsehen erregen würde.

Mikasas Blick legte sich auf Kakashis Gesicht, entschlossen, die letzten Zweifel verwerfend. „Ich werde Sie nicht enttäuschen”, versprach sie, ehe sie sich abwandte und Kakashis Arbeitszimmer verließ. Dabei meinte sie, seinen Blick auch weiterhin auf ihrer Haut zu fühlen.

Hanji wartete bereits vor der Tür auf sie und winkte sie stumm hinter sich her, ehe Mikasa mit ihr aufholte. „Der Geheimtunnel befindet sich nicht weit von hier”, flüsterte Hanji geheimnistuerisch, wohl darauf bedacht, so wenig wie möglich den Mund dabei zu bewegen, auch wenn niemand da war, der ihre Lippen hätte lesen können. „Er wird dich einige Meilen von hier nach draußen führen. Dort steht bereits ein Pferd bereit mitsamt deiner Ausrüstung und Proviant. Erinnerst du dich noch an den Weg zum Treffpunkt mit dem restlichen Team und zum Unterschlupf der Königin?”

„Ja.”

„Gut”, sagte Hanji, als sie eine Treppe hinunterstiegen. Als ihnen einige Kadetten entgegenkamen, hüllten sich beide für einige Momente in Schweigen, bevor Hanji fortfuhr, als hätte es die Unterbrechung nicht gegeben. „Ich muss dir sicher nicht sagen, wie viel von dem Erfolg deiner Mission abhängt, oder?”

„Nein.” Das wusste Mikasa bereits und es rüttelte auch nicht an ihrer Entschlossenheit. Dieser Auftrag war nur ein weiterer, den es zu erfüllen galt. Sie hatte Titanen hinter den Mauern bekämpft und gesehen, wie Eren von einem gefressen worden war. Obwohl die Angst vor dem Versagen Besitz von ihr hatte ergreifen wollen, konnte sie es nicht. Nichts konnte schlimmer sein als das, was sie bereits erlebt hatte. Nichts davon schwieriger, als Eren zu verlieren.

Hanji hinterfragte ihre Antwort nicht, sondern trat an die verzierte Kaminwand heran, die sich am Ende des Ganges befand und presste dort gegen einen Stein, der sich leicht nach hinten schieben ließ und irgendeinen Mechanismus auslöste. Ein Klicken ertönte, ehe Hanji mühselig den Kamin, der scheinbar nur zur Zierde und Ablenkung diente, beiseite schob und einen kleinen, schmalen, unendlich dunklen Tunnel dahinter preisgab.

„Schnell, bevor jemand kommt”, wies Hanji sie an, als Mikasa zögerte.

Mikasa schluckte, ehe sie sich in Bewegung setzte. Sie schob sich in den schmalen Spalt, direkt in die Dunkelheit hinein, ehe Hanji den Kamin mit einem knappen, atemlosen „Viel Glück, Mikasa” wieder hinter ihr zurück schob.

Für einen Moment starrte Mikasa die Wand an, die sie nun von Hanji trennte, wandte sich dann aber den finsteren Gang vor sich zu. Sie konnte die Hand vor Augen nicht sehen. Sie fragte sich, ob sich so Levi und sein Team gefühlt hatten, als sie dem Höhlensystem gefolgt waren, um den Ausgang zu finden und dabei zufällig über die Menschenknochen gestolpert waren. Es fröstelte Mikasa bei dem Gedanken an die Berichte, die sie über die letzte Expedition gelesen hatte.

Trotzdem setzte sie vorsichtig einen Fuß vor den anderen, sich stets mit den Händen an den unebenen Steinwänden entlang vortastend. Der Tunnel war gerade noch breit genug, damit sich eine Person vorwärts bewegen konnte. Wahrscheinlich ging der Gang zwischen den Wänden entlang, nahm Mikasa an und versuchte sich die Lage der Feste vorzustellen, um das einengende Gefühl zu ignorieren.

Wie lange war sie schon hier unten?

Irgendwann erreichte sie ein Geländer und ihre Finger schlossen sich mit festem Griff um die kalte Stange. Vorsichtig setzte sie einen weiteren Schritt nach vorn, doch fand dort, wo sich der Boden befinden sollte, nur Luft vor. Sie senkte den Fuß weiter, bis sie die erste Stufe unter ihrem Stiefel spürte.

Eine Treppe…

Jede Stufe, die in das Gestein gehauen war, war genauso uneben wie der Weg, den Mikasa hierher geführt hatte. Es waren zehn Stufen.

Für einen Moment hielt Mikasa inne, als sie meinte Stimmen zu hören. Doch es konnte genauso gut ein Streich ihrer Fantasie sein. Die Steinwände waren zu dick, um Geräusche durchzulassen, aber wenn sie den Plan der Feste richtig im Kopf hatte, musste sie sich irgendwo in der Nähe des Speisesaals befinden.

Ungefragt verband Mikasa diesen Gedanken mit den Erinnerungen an all die Zeit, die sie mit Arnim und Jean im Speisesaal verbracht hatte. Obwohl Arnim ein alter Kindheitsfreund war und nach Eren der zweitwichtigste Mensch in ihrem Leben darstellte, war sie ihm seit Erens Tod keine gute Freundin gewesen.

Schuld zog ihr das Herz zusammen. Mikasa presste die Lippen fester zusammen und konzentrierte sich wieder auf den Weg. Sie durfte keine Zeit vertrödeln. Kakashi verließ sich auf sie.

Die Zeit, die sie in der Dunkelheit verbrachte, kam ihr endlos vor, so endlos, dass sie kaum noch erwartete, den engen Tunnel jemals zu verlassen.

Doch irgendwann erreichte sie eine Wand, die nicht aus Stein, sondern aus Holz bestand. Das musste der Ausgang sein. Mikasas Herz klopfte vor Aufregung, als sie an der Tür entlang fühlte und sich ihre Finger um einen Türgriff schlossen.

Quietschend öffnete sie die Tür und dumpfes Licht blendete Mikasa nach der Finsternis. Sie blinzelte einige Male, ehe sie hinaus in die bewaldete Lichtung trat. Sie drehte sich um und betrachtete den Hügel, in dem die Tür eingebaut war. Kurios.

Ein leises Wiehern machte Mikasa auf das braune Pferd aufmerksam, welches an einen dünnen Baum nicht weit entfernt angebunden war. Es war gesattelt und neben ihm befand sich, wie versprochen, Mikasas Ausrüstung. Ihr restliches Team war bereits aufgebrochen, um nicht so viel Aufmerksamkeit auf sie zu lenken. Sie warteten bereits auf Mikasa.

Langsam trat sie an das Pferd heran und streckte ihm die Hand entgegen. Das Pferd schnaufte, ehe es wieder zu grasen begann.

Die Bäume waren dicht, doch Mikasa konnte die Feste in der Ferne sehen. Die Feste, die von den Uchihas eingenommen worden war. Wenn alles nach Plan verlaufen würde, würde es anders aussehen, sobald Mikasa mit Historia und ihren Leuten zurückkehrte.

Hoffentlich würde es nach Plan verlaufen. Der Aufklärungstrupp und diese Feste waren alles, was Mikasa noch geblieben war.

Mit diesem letzten, wehmütigen Gedanken schnappte sich Mikasa ihre Ausrüstung, band sie sich um, löste das Pferd vom Baum und stieg auf.
 


 


 


 

Levi ritt tief über den Rücken seines Pferdes gebeugt, als sie durch den Wald jagten. Sie hatten keine Zeit zu verlieren, sondern mussten zügig mit der Kutsche und ihren Reitern aufholen, um diese zu erreichen, bevor sie das Stadttor zu Mithras durchquerten.

Der Plan ihres Vorgehens war während der Nacht ausgeklügelt worden, weshalb die kleine Gruppe wortlos bei seinem Handzeichen auseinanderbrach und sich in zwei Teile teilte, die sich zwischen den Bäumen verloren, während Levi geradeaus weiter ritt.

Levi fand sich allein mit dem Hufgetrampel seines Reittiers und dem Vogelgezwitscher hoch in den Bäumen wieder. Allerdings war dies nicht von langer Dauer, als er das ferne Wiehern anderer Pferde wahrnahm, das nur auf die Kutsche, die Erwin transportierte, hindeuten konnte. Allein an den Geräuschen war erkennbar, dass sich die Soldaten der Militärpolizei keine Sorgen über einen Hinterhalt machten. Es spielte ihnen direkt in die Hände.

Sogleich zog Levi an den Zügeln und drosselte die Geschwindigkeit, bis sein Pferd zum Stillstand kam. Stahlseile schossen aus seiner Ausrüstung hervor, verankerten sich in dem breiten Ast über seinem Kopf und zogen Levi von seinem Pferd. Dieses würde hier in der Nähe auf ihn warten oder zu ihm kommen, sollte Levi nach ihm pfeifen.

Den restlichen Weg, bis er durch die Äste und Blätter die Kutsche mit seinen Reitern entdeckte, schwang sich Levi von einem Baum zum nächsten, um weniger aufzufallen. Zwar blieben Levis Sinne dabei weiterhin auf seine Umgebung konzentriert, doch von den anderen aus seinem Team war keine Spur zu sehen. Waren sie bereits in Position?

Levi konnte nichts anderes tun, als sich darauf zu verlassen, da sie kein Rauchsignal abschießen konnten, ohne auch die Aufmerksamkeit der feindlichen Soldaten auf sich zu ziehen und somit ihren Vorteil zu zerstören.

Levis Griff festigte sich um seine Schwerter, als er hinab zu der stetig voranschreitenden Kutsche und seinen Reiter schaute. Es war jetzt oder nie…!

Levi sprang vom Baumstamm, doch die Seile der Ausrüstungen fingen ihn auf und ließen ihn von oben auf den Soldaten, der das Schlusslicht bildete, zufliegen. Gegen den reitenden Mann krachend, verpasste Levi ihm einen Hieb mit dem Schwertgriff und schubste ihn aus dem Sattel. Der Lärm ließ die anderen vier Soldaten auf ihren Pferden herumfahren und nach ihren Waffen greifen. Einer zog eine Schrotflinte hervor. Levi biss die Zähne so fest aufeinander, dass ihm der Kiefer schmerzte, als er die Schwerter wegsteckte, in den Sattel rutschte und die Stiefel grob in die Flanken des Pferdes stieß, während der Soldat vor ihm anlegte.

Der Schuss klingelte in Levis Ohren und ein brennender Schmerz grub sich in seine Schulter. Unter ihm scheute sein Pferd, doch Levi riss an den Zügeln, bis er den Soldaten mit der Flinte erreichte und diese packte, bevor er ein weiteres Mal anlegen konnte. Sie rangelten miteinander, wobei sich der Kreis um Levi enger zog, als die anderen Soldaten ihre Schwerter zogen. Einen gehetzten Blick über seine Schultern werfend, sah Levi, wie ein Soldat mit der Klinge ausholte, um sie Levi in den Rücken zu rammen. Levi wollte herumfahren, doch konnte es sich nicht erlauben, die Flinte loszulassen. Der pochende Schmerz in seiner Schulter raubte ihm jedoch die Kraft, um die Flinte gänzlich an sich zu reißen.

Er wollte gerade den Griff von der Schusswaffe lösen, um den Schwerthieb abzufangen, als das bekannte Surren von Stahlseilen zu vernehmen war. Links und rechts schossen die restlichen Mitglieder seines Teams aus den Baumkronen.

TenTen sauste direkt auf den Soldaten hinter Levi zu und das scharfe Geräusch zweier aufeinander treffender Klingen lag augenblicklich in der Luft, als sie den Schwerthieb abblockte, der für Levi gedacht gewesen war.

Jean, Sasha und Arnim kümmerten sich um die restlichen drei Soldaten. Jean und der Soldat stürzten vom Pferd auf den Boden, um dort miteinander zu rangeln, bis Temari dem Fremden einen ordentlichen Tritt in die Rippen verpasste und dieser sich ächzend auf die Seite rollte. Sogleich rappelte sich Jean auf und hielt dem Mann die Schwertspitze unter die Nase.

Levis Gegenüber glitt die Flinte aus der Hand und Levi nahm sie an sich. Er drehte sie in der Hand, um dem Soldaten damit einen überzuziehen, der daraufhin auf seinem Pferd zusammenbrach. Anschließend richtete Levi den Lauf der Schrotflinte auf den Fahrer der Kutsche, der mit furchtbar blassem Gesicht die Hände in die Luft hielt.

„Entschuldige, dass wir so spät dazu gestoßen sind, Captain Levi“, sagte Arnim kurzatmig, als er sich neben Levi aufrichtete.

„Captain Levi, Sie bluten...!“, entwich es Sasha.

Levi nahm den Blick nicht von dem Soldaten auf dem Kutschblock, obwohl sich das schwere Gewicht auf seiner Brust, das er mit sich herumgetragen hatte, seit er erfahren hatte, dass man Erwin verlegen und anklagen würde, etwas gelockert hatte.

„Ein Streifschuss“, meinte er tonlos. Kurz legte er die Finger an die Lippen, um ein lautes Pfeifen auszustoßen, das sein Pferd anlockte. „Fesselt die Soldaten. Seile befinden sich in den Satteltaschen.“

Zwar mochte ihr Plan, die Kutsche einzuholen und sich unter den Nagel zu reißen, gelungen sein, aber das hieß noch lange nicht, dass sie gewonnen hatten oder sich in Sicherheit wiegen konnten.

„Sofort, Captain“, versicherte TenTen, die die Satteltaschen von Levis Hengst durchkramte, als dieser zu ihnen stieß. Temari und sie waren ein eingespieltes Team: TenTen warf die Seile hinüber und Temari fing sie auf, bevor sie die Männer fesselten. Obwohl beide Frauen anfangs Schwierigkeiten miteinander hatten, sodass es oft zu Abmahnungen und Strafarbeiten gekommen war, hatten sie sich zusammengerauft und agierten inzwischen zusammen, was den Grund darstellte, dass Levi sie für diese Mission ausgewählt hatte.

„Lassen wir sie einfach hier liegen?“, fragte Jean, aber Levi ignorierte die Zweifel in seiner Stimme. Für Gewissensbisse hatten sie wirklich keine Zeit, ganz besonders da ihre Feinde diese an ihrer Stelle ebenfalls nicht hätten.

„Ich bin sicher, dass die Militärpolizei sie gut genug trainiert haben, damit sie sich irgendwann befreien“, raunte Levi, als er die Flinte sinken ließ, nachdem der Fahrer der Kutsche heruntergeklettert war und Sasha auch seine Hände und Füße gefesselt hatte.

„Captain, lassen Sie mich wenigstens die Wunde abbinden“, meinte Sasha anschließend und holte etwas Verbandszeug heraus.

Ihre Berührungen waren abgehackt und ihre Hände zittrig, als sie einen Verband eng um seinen Arm band, um die Blutung zu stoppen. Sie hatte nicht die feinfühligen Berührungen von Sakura, fiel ihm dabei auf.

„Arnim, du fährst die Kutsche“, sagte Levi, als er sein Hemd und seine Jacke wieder anzog, ehe er auf sein Pferd stieg. Die Schrotflinte warf er unzeremoniell in die Büsche, weit von den gefesselten Soldaten entfernt, während die anderen ihre Pferde aus ihren Verstecken holten.

Keiner von ihnen sprach von der Richtung oder dem Ort, den sie ansteuerten, denn auch dies war bereits besprochen worden. Der Aufklärungstrupp besaß inzwischen mehr Feinde als Freunde, aber einen sicheren Ort gab es noch, denn Levi zweifelte nicht an Kurenais Loyalität oder Zuneigung Erwin gegenüber.

„Niemand weiß davon, dass wir Erwin haben“, meinte Levi, als sie eine Wegkreuzung erreichten und zum Halt kam. „Daher solltet ihr den Weg ohne Unterbrechung zurücklegen können. Vergesst nicht, dass ihr Erwin nur dort unterbringt, bevor ihr die Kutsche verschwinden lasst.“ Die Kutsche an einem völlig anderen Ort abzustellen, würde die Militärpolizei auf eine falsche Fährte schicken, sobald sie mitbekamen, dass Erwin Mithras nie erreicht hatte. Bis dahin hatten sie hoffentlich die Feste eingenommen und Erwin dorthin zurücktransportiert.

„Was macht Ihr bis dahin?“, fragte Jean.

Arnims Griff um die Zügel festigte sich. „Er wird zum Stützpunkt zurückreiten. Nicht wahr, Captain?“

Levi antwortete nicht, denn Arnim hatte es schließlich bereits gesagt. „Arnim wird das Team in meiner Abwesenheit anführen. Ich verlasse mich auf euch.“ Wenn es anders ginge, hätte er Erwin selbst zu Kurenai gefahren, aber die meisten ihrer Feinde lauerten im Moment in der Feste und dort musste er hin. Ganz besonders, wenn Mikasa die Königin mit ihrer Leibgarde nicht überzeugen konnte, mit ihr zu kommen und sich offiziell dem Aufklärungstrupp anzuschließen.

Levi spürte die Blicke seines Teams im Rücken, als er in die entgegengesetzte Richtung davonritt.
 


 


 


 

Diese nächtlichen Treffen, die in aller Heimlichkeit stattfanden, waren in den wenigen Tagen, die Kakashi hier beim Trupp verbracht hatte, zu einer Gewohnheit geworden. Jedenfalls vermisste Kakashi die ruhigen Abende, die er in Trost allein oder mit Sakura verbracht hatte. Er vermisste den Ramenshop und er vermisste seine Wohnung.

Kakashi rieb sich die Nasenwurzel und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Bericht.“

„Die Soldaten sind mobilisiert“, meinte Hanji, bevor er das Wort überhaupt vollkommen ausgesprochen hatte, als könnte sie diese Information keine Sekunde länger zurückhalten. Trotz der düsteren Umstände unterlag ihrer Stimme eine Aufgeregtheit - oder um das Kind beim richtigen Namen zu nennen, eine Heiterkeit, der er skeptisch gegenüberstand.

„Alle, die informiert sein müssen, sind informiert und warten auf das Signal“, sagte Hanji.

„Die leeren Zimmer von Levi und den anderen wurden ebenfalls bezogen, um den Schein zu wahren“, meinte Sakura. „Die Ärzte stehen ebenfalls bereit.“

Kakashi nickte zustimmend. „Wir müssen vom Schlimmsten ausgehen. Das bedeutet, dass Sasuke and Kiun auf einen Hinterhalt vorbereitet sind oder zumindest irgendeine Art der Rebellion von uns erwarten.“ Zumindest würde das die mitgebrachten Soldaten erklären, die an den wichtigsten Stellen der Feste stationiert waren, auch wenn diese müde und gelangweilt wirkten. „Der einzige Vorteil, den wir auf unserer Seite haben, ist, dass der Aufklärungstrupp mehr Erfahrung im Kampfeinsatz hat.“ Jedenfalls konnte die Militärpolizei nicht von sich behaupten, Titanen schon einmal entkommen zu sein, wobei es auch für Kakashi bereits eine lange Zeit her war, dass er einem von diesen monströsen Gestalten gegenübergestanden hatte.

„Aber wenn sie erst einmal Wind davon bekommen, dass sie Erwin verloren haben, wird es sie ablenken – und dann schlagen wir zu!“ Hanji klatsche die flache Hand gegen ihre Faust, als sie das sagte.

„Hoffen wir einfach, dass Mikasa mit der königlichen Garde rechtzeitig auftaucht...“, meinte Kakashi trocken. Zwar war ihr Trupp in der Mehrzahl, aber sie hatten eine Menge frischer Rekruten, denen der Gedanke eines Aufstands und des Verrats unter einem neuen Kommandanten sicherlich nicht allzu gut gefiel. Jedenfalls lag es auf der Hand, dass ihre Handlungen dermaßen ausgelegt werden würden. Daher war auf diese Rekruten kein Verlass, nicht in einer heiklen Lage wie dieser. Wer konnte schon sagen, auf welche Seite sie sich schlagen würden.

„Bis einer von denen hierher zurückkehrt, wird es noch etwas dauern, so wie ich Levi kenne“, gluckste Hanji, ehe sie Kakashis Arbeitszimmer verließ, um bei ihren Leuten nach dem Rechten zu sehen.

Sakura sah ihr mit einem schmalen Lächeln hinterher, bis sich die Tür hinter Hanji geschlossen hatte. Trotzdem konnte Kakashi die Besorgnis aus ihrem Blick herauslesen. „Ich bin sicher, dass es Levi gutgeht. Er hat seinen Ruf schließlich nicht umsonst weg“, entrann es Kakashi und Sakura zuckte ertappt zusammen. Doch ihre Schultern entspannten sich sogleich wieder, obwohl der Rotschimmer auf ihren Wangen verweilte. Ihr Lächeln verwandelte sich in ein verschmitztes Schmunzeln, das Kakashi an heimliche Küsse und Neckereien in seinem Bett erinnerte.

„Du durchschaust mich immer so einfach, Kakashi“, sagte sie und strich sich ein paar rosafarbene Haarsträhnen hinter das Ohr. „Aber es ist nicht so, wie du denkst. Levi... er... es ist nicht so wie mit Sasuke früher. Und ich hoffe, dass du nicht... sauer bist.“ Hatte sie enttäuscht sagen wollen? Dass sie hoffte, dass er nicht enttäuscht war, dass sie jemanden gefunden hatte, der tiefe Gefühle in ihr weckte, er aber nicht derjenige war?

Kakashi setzte sich auf und bettete das Kinn auf seine Handfläche. „Ich freue mich für dich, Sakura“, fasste er zusammen und lächelte unter seiner Maske. Er spürte im selben Moment, dass es der Wahrheit entsprach. Das, was Sakura und ihn verband, war gut gewesen, aber es war nie die Art von Liebe gewesen, die sie brauchten. Kakashi erinnerte sich, wie diese sich anfühlte, auch wenn diese Gefühle schon seit Jahren von Schmerz überschattet waren.

„Danke, Kakashi“, sagte Sakura. „Ich bin froh, dass du hier bist, auch wenn ich es nicht für möglich gehalten habe, dass irgendetwas – oder in diesem Fall, irgendjemand – es schaffen wird, dich zu den Scouts zurückzubringen.“

„Ich habe dasselbe gedacht“, gestand Kakashi und zog die Brauen zusammen. „Aber irgendwie hat Mikasa mich überredet. Eigentlich hat sie mir keine große Wahl gelassen.“ Oder zumindest hätte Kakashi ansonsten ewig mit diesem schlechten Gewissen leben müssen, dass er den Trupp im Stich gelassen hatte, als dieser ihn am meisten gebraucht hatte. Zum zweiten Mal.

„Hanji wird enttäuscht sein“, entwich es Sakura amüsiert.

Kakashi sah auf, wobei ihm nicht einmal aufgefallen war, dass er kurzzeitig in Gedanken versunken war. „Hanji?“

„Sie hat offensichtlich ein Auge auf dich geworfen, Kakashi.“ Sakura wedelte mit dem Zeigefinger vor seiner Nase, als sei sie seine Lehrerin und er der Schüler, der offenbar im Unterricht nicht aufgepasst hatte. „Sie wird enttäuscht sein, dass dein Interesse jemand anderem gehört.“

„Ich weiß nicht, wovon du redest.“

„Oh, das weißt du ganz genau. Mikasa imponiert dir, daher bist du hier.“

Kakashis Kinn rutschte von seiner Hand und er saß kerzengerade auf seinem Stuhl. „Also, Sakura... Du hältst mich für so oberflächlich?“

Doch Sakura lachte nur, als planten sie nicht gerade einen Aufstand in den eigenen vier Wänden, der praktisch einem Verrat gleichkam. „Ich halte dich für menschlich, Kakashi. Es wird Zeit, dass du dich mal wieder von deinen Gefühlen leiten lässt, anstatt dich vor ihnen zu verstecken.“ Sie legte den Kopf schräg und ein sanfter Ausdruck breitete sich auf ihrem Gesicht aus, derselbe wie immer, wenn sie dachte, dass sie recht hatte. „Ich weiß zwar nicht, was damals genau vorgefallen ist, aber... mir ist zu Ohren gekommen, dass der Tod einer Frau den Grund darstellt, warum du den Aufklärungstrupp verlassen hast.“

Es stimmte, sie hatten nie miteinander darüber gesprochen. Sakura hatte es versucht, hatte mehrfach das Thema angeschnitten, aber er hatte es stets gewechselt, stets abgelenkt.

„Rin“, meinte Kakashi. „Ihr Name war Rin.“

Obwohl Kakashi hoffte, dass Sakura etwas sagen würde, irgendetwas, damit er eine Ausrede hatte, um es bei Rins Namen zu belassen, blieb Sakura stumm. Kakashi hatte seit seinem Austritt aus dem Aufklärungstrupp und seinem Abschied von Erwin nicht mehr über Rin gesprochen. Die Erinnerungen und die Schulgefühle waren jedoch seine ständigen Begleiter.

„Rin und ich sind dem Aufklärungstrupp im selben Jahr beigetreten“, entrann es Kakashi und sein Blick richtete sich auf Sakuras schwarze, geputzte Stiefel, obwohl er ihre Augen deutlich auf seine Person erfühlte. „Sie starb und es war meine Schuld. Ich hätte besser aufpassen sollen. Wir waren auf einer Expedition und umringt von Titanen inmitten der Bäume. Obendrein hat uns das schlechte Wetter überrascht. Es hat so heftig geregnet, dass man nicht besonders weit hatte schauen können. Ich hielt sie für... Ich habe Rin mit einem Titanen verwechselt. Es war schnell. Es gab nichts, was man hätte tun können. Es war auch kein Sanitäter auffindbar. Jeder versuchte nur zu überleben.“ Rins Körper hatte in seinen Armen gezittert, als er sie gehalten hatte, an sich gepresst hatte, als hätte er somit das Blut irgendwie zurückhalten können, welches um die Klinge seines Schwertes aus ihrem Leib gequollen war und sich mit dem beständigen, harten Regen vermischt hatte.

Kakashi zuckte zusammen, als sich Sakuras Hand auf seine Schulter legte und diese durch die Uniformjacke hindurch drückte. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass sie seinen Schreibtisch umrundet hatte.

„Kakashi...“, begann Sakura, stockte jedoch, wobei ihre Stimme etwas wackelig klang. „Ich bin sicher, dass bereits viele Leute dir das gesagt haben, aber das war nicht deine Schuld. Das hätte jedem passieren können.“

Erwin hatte ähnliche Worte benutzt, als er vom Türrahmen ihres gemeinsamen Quartiers zugesehen hatte, wie Kakashi seine Tasche gepackt hatte. Anstatt ihn aufzuhalten, hatte Erwin nur die Arme verschränkt und ihn angesehen. Er hatte nichts vom Desertieren gesagt oder dem schlechten Ruf, der Kakashi bis nach Trost folgen würde. Es war ein Unfall, waren seine einzigen Worte gewesen, als würde dies das Blut von Kakashis Händen waschen, das er sich auch Monate später noch in seiner kleinen Wohnung mitten in der Nacht eingebildet hatte.

„Ich bin froh, dass du es mir erzählt hast“, sagte Sakura, als er nicht antwortete. „Ich bin sicher, es würde Rin eine Menge bedeuten, dass du schlussendlich – wenn auch vielleicht nur für eine Weile – zum Aufklärungstrupp zurückgekehrt bist.“

Kakashi hob die Hand, um sie auf Sakuras zu legen, die noch immer auf seiner Schulter ruhte, ihre warmen Finger unter seinen spürend. „Danke, Sakura.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück