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Bloody Eternity 2

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,

bitte Entschuldigt die lange Wartezeit. ich habe meine Bachelorarbeit verfasst und einen Jobwechsel durchgezogen, da war leider nicht viel Zeit für´s Schreiben.
Ich hoffe, ihr habt Spaß mit dem Kapitel. Diese Episode ist eine meiner Liebsten der bisherigen Geschichte :)

LG und hoffentlich bis nächsten Monat!
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Wie Hund und Katz

In den folgenden Tagen hatte Aiden immer wieder in Angriff genommen, einen Platz in einem Flieger zu buchen. Unter irgendwelchen Ausflüchten hatte er es doch nie getan, und dann war wieder Freitag und es war zu spät. Es tat ihm leid, dass er sein Wort brach und Jane schon wieder enttäuschte, aber irgendwie hatte er es einfach nicht über sich gebracht.

Eigentlich hatte er, als er am frühen Nachmittag in ihrem Haus auftauchte, unauffällig in sein Zimmer huschen wollen, damit die Vampirjägerin nicht merkte, dass ihr Hausgast keine Anstalten machte, seine Sachen zu packen.

Doch das Schicksal hatte etwas anderes vor, und als Aiden noch kurz in die Küche ging, um die Morgenzeitung zu holen, in der er nach Wohnungen suchen wollte, stand er plötzlich Jane gegenüber.

Während der letzten Tage hatten sie sich verhältnismäßig gut vertragen, doch als ihr unliebsamer Mitbewohner noch immer in der Küche stand - ohne Gepäck – wollte sie gereizt wissen: "Wieso bist du noch hier? Müsstest du nicht auf dem Weg zum Flughafen sein?“

Trotz seiner Unentschlossenheit war er in den letzten Tagen aber nicht untätig gewesen, sodass er sich rechtfertigte: „Ich habe diesen Randal ausfindig gemacht und ihn ´überreden` können, mir den Lagerplatz der illegalen Kunstgegenstände zu verraten, wo er für unseren Kunstsammler immer seine Ware holt. Ich bin so kurz davor, diese Schatulle zu finden, Jane, wirklich! Heute Abend sehe ich mich da mal um, in Ordnung?“

Dafür hatte er dem anderen Vampir zwei, drei Finger abreißen müssen, aber als Aiden sich daran gemacht hatte, den Arm um entfernen, war der andere Vampir plötzlich sehr gesprächig geworden. Diese Details ersparte er Jane bei seiner Erklärung, obwohl er natürlich wusste, dass sie alles andere als zimperlich war, gerade, was seine Artgenossen anging.

Sie starrte ihn aus glühend grünen Augen finster an, grummelte leise und fuhr sich schnaubend durch die Haare. "Fein! Meinetwegen! Du nimmst aber den Flug nächste Woche nach Australien, und wenn ich dich persönlich in den Flieger befördern muss!", kam es zähneknirschend über ihre Lippen, bevor sie ihr Smartphone zückte.

Er unterdrückte ein Schmunzeln bei der Vorstellung, wie Jane versuchte, ihn in einen Flieger zu drängen, und nickte schicksalsergeben. Für den Moment schien sie besänftigt, worüber Aiden erleichtert aufatmete. Er wäre zwar so oder so geblieben, aber streiten wollte er sich deswegen nicht. Wahrscheinlich war ein Disput unvermeidlich, aber jetzt hatte er das Ganze schon so lange rausgezögert, dass er gar nicht mehr wusste, was er überhaupt sagen sollte.

Sie würden ja sehen, was die nächste Woche noch so bringen würde. Jedenfalls lag in seinem Zimmer kein Prospekt einer Reisefirma, sondern Wohnungsanzeigen, und wenn sie die gesehen hätte, wäre sie sicher an die Decke gegangen. Da er das jetzt aber nicht gebrauchen konnte, verschob er das unvermeidliche Gespräch mal wieder nach hinten.

Janes Stimme, die gerade: „Gabe, es gibt Neuigkeiten wegen der Schatulle“, in ihren Telefonhörer sagte, ließ ihn aufblicken und wischte das Lächeln von seinen Lippen. „Wir haben Hinweise auf einen möglichen Lagerplatz.“

„´Wir`?“, hörte Aiden den Werwolf skeptisch sagen.

Mit einer unwirschen Handbewegung, die ihr Gesprächspartner natürlich nicht sehen konnte, wischte sie die Frage beiseite. „Ja, wir. Wenn du heute Abend Zeit hast, könntet ihr euch am Hafen umsehen.“

Was?“, keuchten Gabriel und der Vampir wie aus einem Munde, woraufhin Jane ihrem momentanen Mitbewohner mit einem säuerlichen Blick zu verstehen gab, still zu sein.

Natürlich ignorierte Aiden diese stumme Aufforderung. Er konnte den Wolf nicht gebrauchen, er würde nur noch schlimmer stinken als das bracke Kaiwasser. "Ich kriege das alleine hin", sagte er trotzig.

"Gabe geht mit, keine Widerrede", bestimmte Jane schlicht, dann verabredete sie ein Rendezvous für die beiden widerwilligen Männer und legte auf.

Sie wollte aus der Küche verschwinden, doch Aiden folgte ihr mit verschränkten Armen. „Ich brauche ihn nicht, wie du sehr wohl weißt.“

„Er ist mein bester Freund und weiß, wie viel mir diese Schatulle bedeutet. Deswegen wollte er den Fall unbedingt übernehmen und hat mich gebeten, ihn zu kontaktieren, wenn es darum geht, den Dieb zu stellen und gegen ihn zu kämpfen… Wobei ich gar nicht weiß, wieso ich mich vor dir rechtfertige. Es ist mein Fall, und aus!“, blaffte Jane, bevor sie mit wehendem Haar die Treppe hoch verschwand.

Noch immer nicht begeistert, doch von der Erklärung ein wenig besänftigt, fand Aiden sich mit der Tatsache ab, mit Gabriel zusammenarbeiten zu müssen. Aiden war es nicht unangenehm, dass Gabriel wusste, wie viel ihm an Jane lag. Sie war kein Schwachpunkt seinerseits, sondern ganz im Gegenteil seine Antriebskraft. Und wenn jemand ihre menschliche Schwäche doch auszunutzen versuchen sollte, würde er sie eben beschützen, egal, was es ihn kostete. Dass dies in Gabriels Fall nötig sein würde, glaubte er nicht, deshalb akzeptierte er den Werwolf an ihrer Seite. Er war keine Gefahr, sondern einfach nur eine Nervensäge.
 

Die Sonne war bereits eine Weile untergegangen, als die Männer sich vor Janes Haus begegneten, beide mit mürrischen Gesichtern.

Die Vampirjägerin ignorierte den Widerwillen ihrer Helfer, indem sie dem Werwolf ihren Autoschlüssel zuwarf. „Ihr könnt nicht wie besessen durch die Stadt rennen – vor allem du nicht, was würden die Leute denken, wenn ein pferdegroßer Wolf durch die Straßen ziehen würde?“, erklärte sie, als Gabriel protestierte.

„Schön“, motzte der Spanier, der wohl ein ähnliches Temperament hatte wie seine beste Freundin. Gleich und gleich gesellte sich eben doch gerne.

Doch Jane sah besorgt zu ihm auf und meinte: „Pass auf dich auf. Ich will nicht, dass dir meinetwegen was passiert.“

Beutend sanfter als noch Sekunden zuvor grinste Gabriel und wuschelte der jungen Frau durch die Haare. „Aaach, Quatsch! Ich kann schon auf mich aufpassen.“

„Ich mein es ernst…“, murrte sie, während sie sich die Frisur richtete, doch dann lächelte sie. „Viel Erfolg und bis später.“

Sie beobachtete, wie Aiden und Gabriel sich kurz musterten, zunickten und dann ins Auto stiegen. "Hast du nichts Besseres zu tun? Deinen Schwanz jagen oder dergleichen?", fragte der Vampir den Werwolf mürrisch, kaum dass dieser den Motor gestartet hatte und Jane sie nicht mehr hören konnte.

„Kreativ, wirklich“, gab der Spanier zurück, obwohl sein bissiger Ton zeigte, dass ihn die Worte doch getroffen hatten. "Und was ist mit dir? Müsstest du dich nicht in einem Flieger nach Australien befinden?“

"Nun, diese Sache hier ist Jane wichtig, also sollte sie ordentlich ausgeführt werden. Immerhin hast du es nicht mal geschafft, die Schatulle zu finden, wieso sollte ich es da dir überlassen, sie ihr zurück zu holen?", entgegnete Aiden, denn Gabriel gegenüber hatte er natürlich kein schlechtes Gewissen, was sein längeres Bleiben anbelangte.

Daraufhin knurrte der Junge nur, wusste aber offensichtlich nichts zu sagen, also änderte er die Strategie: "Im Gegensatz zu dir bin ich Janes Partner. Also ist es offiziell meine Aufgabe."

Der Vampir zog in geheucheltem Interesse die Brauen. "Du hältst dich für ihren offiziellen Partner? Nun, zu mir hat sie gesagt, sie wolle damit mindestens warten, bis du deine kleinen Hormonschübe unter Kontrolle hast. Vielleicht solltet ihr darüber nochmal reden", schlug er gutmütig vor. Vielleicht konnten sie es auch lassen und der Wolf verzog sich einfach in das Loch, aus dem er gekommen war, ganz, wie ihm beliebte.

"Nun, das mag schon stimmen, doch mich hat sie bereits schon offiziell bei Eldric als ihren zukünftigen und längerfristigen Partner vorgestellt - im Gegensatz zu einer gewissen, anderen Person. Es ist also wirklich nur eine Frage der Zeit, bis wir den Pakt ablegen", entgegnete der Werwolf schlicht und selbstgefällig mit einem Grinsen, das wie ein Zähnefletschen aussah.

Die Diskussion darüber, wer jetzt Janes Partner war oder sein würde, hielt sie nur auf, sodass Aiden nicht darauf einging. Wäre er nicht ihr Kindheitsfreund, hätte die Jägerin den Wolf wohl genauso wenig in Betracht gezogen. Letztendlich war das aber gleichgültig, solange sie jemanden hatte, der auf sie aufpasste. Dass es dafür mehr oder weniger geeignete Kandidaten unter ihnen gab, war wohl offensichtlich.

So lächelte Aiden nur herablassend und sah dann aus dem Fenster, während sie sich dem Hafen näherten. Schon jetzt, bevor sie auch nur den Ort ihrer Recherchen gefunden hatten, zeichnete sich ab, dass ihnen ein anstrengender Abend bevorstand. Er wünschte sich Jane an seine Seite. Sie hatte das hier anberaumt, also mussten die beiden Herren sich wohl darin fügen, gefallen tat es jedoch offensichtlich keinem von ihnen.

Während der restlichen Fahrt schwiegen sie, doch es dauerte sowieso nicht lang, bis sie am angestrebten Zielort eintrafen. Gabriel parkte in einer Seitenstraße, sie stiegen aus und mussten noch ein Stück laufen, bevor sie bei dem Gebäude ankamen, von dem Randal erzählt hatte. Während des Weges hatte Gabriel sich immer wieder nervös umgeschaut und irgendwann hatte Aiden ihm gesagt, er solle sich beruhigen, immerhin würden sie beide frühzeitig merken, wenn jemand in der Nähe wäre. Flattriges Nervenkostüm hatte der Welpe also auch noch, ts.... Beim Anblick der riesigen, aber erstaunlich normal wirkenden Lagerhalle runzelte der Spanier die Stirn.

"Du bist dir sicher, dass du deine Arbeit sauber gemacht hast und die Musikschatulle, sowie auch der Vampir hier sind?", wollte der Werwolf wissen, als ob er die Kompetenz seines Begleiters in Frage stellte.

Aiden schnaubte herablassend wegen des Kommentars seines Begleiters. "Ich dachte, das herauszufinden wäre eigentlich deine offizielle Aufgabe gewesen?", versetzte er geringschätzig, schon auf dem Weg in das Gebäude. Wenn dem Burschen seine Arbeit nicht passte, konnte er ja zu dem Lagerhaus gehen, das Gabriel selbst ausfindig gemacht hatte.

Gabriel knurrte, ließ sich allerdings nicht auf das Wortgefecht ein (das er ohnehin verloren hätte), sondern verzog sich - als er sich sicher war, dass sich niemand in der Nähe befand - hinter einem Container, um sich zu verwandeln. Aiden wartete nicht, bis der Welpe sich verwandelt hatte, sondern sah sich bereits nach einem Eingang um. Dieser stellte sich als eine hohe Tür heraus, an der eine schwere Eisenkette hing. Es kam ihm zu einfach vor, diese zu zerreißen und das Tor aufzubrechen. In der Halle selbst befanden sich scheinbar unzählige mit Tüchern abgedeckte Kisten unterschiedlichster Größe. Das würde ewig dauern…

In dem Moment gesellte sich ein großer, schwarzer und zähnefletschender Wolf wieder zu ihm, den Aiden mit leicht gerümpfter Nase musterte. Nun, immerhin gut riechen sollte der Köter ja können. "Such nach Janes Geruch", befahl er daher seinem wölfischen Begleiter, der in seiner jetzigen Form schlecht Kisten aufstemmen konnte, dann tat Aiden genau das. Der Segen eines Daumens.

Dem Vampir war schon klar, dass es seinem Begleiter nicht passte, Befehle zu erhalten, aber erstens sah Aiden das hier als seinen Fall, immerhin hatte er die ganze Vorarbeit gemacht. Und zweitens konnte der Werwolf in seiner tierischen Gestalt - In der er übrigens noch mehr stank als in der Menschlichen - Wohl kaum widersprechen. Die gelblichen Augen des Wolfes sahen ihn vernichtend an, doch dann tapste Gabriel davon. Mit Mühe unterdrückte Aiden den Impuls, ihm: „Braver Hund“, hinterherzurufen.

Er machte sich gerade daran, eine Kiste zu untersuchen, als der Welpe ein erstauntes Geräusch von sich gab, das ein wenig klang, als wäre man ihm auf den Schwanz getreten. Neugierig geworden folgte der Vampir ihm und gab selbst eine Mischung aus Lachen und Keuchen von sich, als er den Inhalt der Kommode sah, deren Schublade Gabriel mittels eines länglichen Griffs aufgezogen hatte. Darin befanden sich unzählige Paare von goldenen Crocs. Was bitte schön sollte das denn? War dieser Dieb nicht verrückt nach Kunstgegenständen? Hätte man da nicht ein gewisses Maß an ästhetischem Grundverständnis erwarten können? Welche Rolle spielten diese Latschen, die regelrecht ein Modemassaker waren und beim einen oder anderen Modekenner wahrscheinlich sogar zur Erblindung führen würden?

Wolf und Vampir warfen sich irritierte Blicke zu, dann schloss Aiden umsichtig die Schublade. In beiderseitigem Einverständnis ließen sie das Schuhgrab weit hinter sich und forschten fürs erste alleine weiter. Zufrieden damit, seine Ruhe zu haben, machte der Vampir sich daran, die verschiedenen Kisten zu durchsuchen. Dabei entdeckte er einige interessante Gegenstände, über deren Wiederbeschaffung sich die Justiz sicher freuen würde, aber nicht Janes Schatulle. Er war gerade dabei, eine weitere Kiste aufzuhebeln, als ihn ein leises, kaum wahrnehmbares Geräusch innehalten ließ. Als er jedoch keine Geräusche mehr machte, war der Laut verschwunden. Misstrauisch runzelte der Vampir die Stirn und beschloss, seinen momentanen "Partner" suchen zu gehen.

Dieser war mit dem amüsant anzusehenden Versuch beschäftigt, einen Safe zu öffnen. Aiden beobachtete ihn einen Moment belustigt, bis der Wolf sich dazu herabließ, seine Anwesenheit zu bemerken und in auffordernd anzusehen.

"Was schaust du denn so? Brauchst du etwa Hilfe?", fragte der Vampir mit großen Augen, dann trat er näher, um sich das Konstrukt genauer anzusehen. Natürlich bemerkte er sofort was Gabriel daran aufgefallen war: Janes Geruch, wenn auch deutlich abgeschwächt durch den dicken Stahl.

"Hm... Soll ich es aufzubrechen versuchen oder meinst du, wir finden die Kombination raus?", überlegte er laut, da er ja nicht wirklich eine Antwort erwarten konnte. Er sah zwar nicht hin, konnte aber praktisch riechen, wie der Wolf neben ihm über sein Selbstgespräch die Augen verdrehte.

Dann grinste Aiden aber nur und stemmte die Finger zwischen die dünnen Stahlkanten. "Raten ist nicht mein Ding... Ach, und übrigens sind wir nicht alleine", bemerkte er, als erneut das leise, scharrende Geräusch zu hören war. Er spannte die Muskeln an und fing an, die Sicherheitstür aus den Angeln zu reißen, was sogar ihn ein wenig mehr Zeit kostete. "Gehst du ihn holen?"

Wieder dürfte es dem Wolf nicht gepasst haben, Aidens Vorgaben zu befolgen, aber er machte sich auf den Weg, ihren Besucher einzufangen. Der Vampir hörte ein Scheppern, Jaulen, und schließlich ein Schleifen, bevor Gabriel mit einem recht unschön zugerichteten Artgenossen im Maul zurückkehrte. Dabei achtete Gabriel darauf, dass er fest genug, aber nicht zu tief biss. Immerhin wollte er sich nicht die nächsten paar Stunden übergeben, nur weil er ein Teil des Vampirgifts abbekam, auf das seinesgleichen höchst allergisch reagierte.

In der Zwischenzeit hatte Aiden den Tresor aufbekommen, von dessen Inhalt er allerdings schwer enttäuscht war. Zwar war der Geruch von Jane hier präsent, also war die Schatulle mit Sicherheit hier gelagert worden, aber jetzt befanden sich nur noch ein edelsteinbesetztes Schwert und zwei Bilder in dem Versteck.

Aiden zog das Handy aus der Hosentasche und wandte sich den beiden anderen zu. Der Vampir, den Gabriel angeschleppt hatte, war ein Asiate mit langem Zopf und drei lächerlichen Ohrringen. Ohne auf seinen lauten Protest zu achten, zeigte Aiden ihrem Gefangenen ein Foto von Janes Erbstück.

"Wir suchen diese Schatulle. Wo habt ihr sie hingebracht?", erkundigte er sich freundlich lächelnd.

"Ich hab keine Ahnung. Weißt du, wie viel Scheiße hier lagert?! Und jetzt pfeif den bekloppten Köter zurück! Was treibst du dich überhaupt mit solche Abschaum herum?!"

"Ich fürchte, er hört nicht auf mich", seufzte Aiden bedauernd, der Gabriel auffordernd ansah, woraufhin dieser, wie gewünscht, nur noch fester zubiss. Über die Schreie ihrer Beute hinweg sagte Aiden: "Bist du dir sicher, dass du nichts weißt? Ich fürchte nämlich, dass du in dem Fall nutzlos für uns bist."

Der andere Vampir weitete die Augen; offensichtlich hatte er die Drohung verstanden. "Scheiß Blutsverräter! Der da ist der Feind, nicht ich!" Er schlug nach Gabriel, aber Aiden fing seine Hand ab und schüttelte missbilligend den Kopf. Ihr Gefangener sah zwischen ihnen hin und her, leckte sich die Lippen und stammelte dann: "I-ist ja gut... Die bringen alles, was vertickt werden soll, in so nen Haus am Stadtrand. Da treffen sich die Auktoren morgen wieder."

"Morgen? Hm... Die genaue Adresse, bitte. Dann lässt er dich los. Versprochen." Der Vampir sagte sie ihnen und verlangte dann lautstark, losgelassen zu werden. Aiden nickte seinem ´Gehilfen` zu und zog die Brauen hoch, als dieser nur knurrte. "Er war hilfreich und er scheint nur ein kleines Licht zu sein. Komm schon."

Schließlich tat Gabriel widerstrebend, was Aiden wollte, und ihr Gefangener suchte ohne zu zögern, aber mit einigen Flüchen bezüglich des ´Blutsverräters`, das Weite. Bevor er aber auch nur das Tor erreicht hatte, hatte Aiden ihn eingeholt und trennte kurzerhand seinen Kopf von den Schultern - Immerhin hatte er versprochen, dass Gabriel ihn loslassen würde, nicht, dass er mit dem Leben davonkommen würde. Außerdem hatte er, wie auch immer geartet, etwas mit dem Diebstahl von Janes Eigentum zu tun, und das war inakzeptabel. Die Reste verbrannte er seelenruhig an einer abgeschiedenen Stelle.

Während die Leiche in Flammen aufging, hatte sich Gabriel zurückverwandelt und angezogen, wobei er die Arme vor der Brust verschränkte und seinen Gegenüber leicht grinsend und fast schon anerkennend ansah.

"Du scheinst ja doch was drauf zu haben", meinte er, als die Flammen endlich immer kleiner wurden und vom Toten schlussendlich nicht mehr als Asche übrig war. Als diese dann vom Wind davon getragen wurde und man sicher war, dass nichts mehr zurückgeblieben war, wandte sich der Werwolf ab, um direkt den Weg zur Adresse einzuschlagen, die man ihnen angegeben hatte.

"So, wie Janie.. ich meine, Jane erzählt hat, habe ich erwartet dass du in der Hinsicht eher ein Weichei bist und nur auf Druck so agieren kannst", sprach er offen

Unbekümmert, aber sicher nicht stolz, sah Aiden zu, wie die Meeresbrise die Reste seines Artgenossen zerstreute. Sicher konnte er töten, wenn es sein musste, und dank seiner Rasse, bei der es sich grob gesagt immerhin um Raubtiere handelte, störte es ihn nicht so sehr wie einen Menschen. Wäre es ihm allerdings jemals auch nur egal, jemanden zu töten, wäre er genau das, was Jane und Gabriel in ihm sehen wollten, nämlich ein Monster.

"Ich habe keinen Spaß daran, zu töten", sagte er kühl, als er an Gabriel vorbei den Pier runter ging. "Wenn du das als weich bezeichnest, bin ich das wohl."

Janes Meinung war in dieser Hinsicht vorbelastet durch Aidens eigenes Verschulden; er hatte ihr seine tödliche Seite mehr als ein Mal gezeigt. Aber prinzipiell konnte er Leute, die derartig kaltschnäuzig über Mord redeten, nicht verstehen.

Sie verließen den Hafen, um die Adresse aufzusuchen, die sie soeben bekommen hatten. In Janes Wagen herrschte angespanntes Schweigen; beide Männer waren darauf konzentriert, möglichst bald das Kleinod der McCollins-Damen zurückzubekommen. Keine halbe Stunde später stiegen sie in einer Gegend aus, deren offensichtlicher Wohlstand Aiden zunächst überraschte, bis er sich bewusst machte, dass ihr Opfer offensichtlich Kunstsammler war – obwohl die Vorbesitzer seiner Schätze sich sicherlich nicht alle freiwillig von ihren Lieblingsstücken getrennt hatten.

Sie waren nicht weit vom gewünschten Zielort entfernt, als der Spanier innehielt, da es unangenehm in seiner Nase juckte. Auch Aiden roch den ekelhaft prägnanten Duft, bei dem man das Gefühl hatte, tausend verschiedene Blumensorten einzuatmen. Als ob diese goldenen Crocs nicht schon genug waren, jetzt schien es auch noch so, als ob dieser Verrückte zusätzlich auf so abgefahrene Parfüms zu stand.

Nichtsdestotrotz schlichen sie sich an das riesige Anwesen an und er horchte kurz, um zu hören, ob jemand anwesend war. Allerdings konnte er keine Geräusche vernehmen, weshalb er davon ausging, dass sie alleine waren. Gabriel sah sich um, und nickte zu einem halbgeöffneten Fenster im ersten Stock. Die beiden mehr oder weniger jungen Männer kletterten geschickt in das Gebäude, in dem der Gestank bestialisch war. Aiden fragte sich, wie ein Vampir hier allen Ernstes Leben sollte, ohne in Ohnmacht zu fallen, aber scheinbar war es möglich.

Im Gegensatz zu vorhin hielt Gabriel es wohl für besser, in seiner menschlichen Form zu bleiben, sodass er den allgegenwärtigen, intensiven Geruch im Haus kommentieren konnte: "Das riecht hier ja schlimmer als eine Horde von Vampiren..."

Ausnahmsweise musste Aiden seinem Begleiter Recht geben, obwohl er selbst einen anderen Vergleich gewählt hatte, immerhin war das das Haus eines Vampires, also war es komisch, zu sagen, es würde nicht nach diesem riechen.

Sie trennten sich voneinander, um nebeneinanderliegende Räume zu durchsuchen, und wie es aussah, hatte der Werwolf dabei mal wieder mehr Glück als der Vampir, was seine Ausbeute anging. "Was zum Teufel...", hörte Aiden ihn aus dem Nebenraum rufen.

Neugierig schloss er sich dem Werwolf an. Leider fand er dabei jedoch nicht wie erhofft die Schatulle, sondern einen äußerst verstörenden Schrank, aus dem ein Regenbogen zu leuchten schien. Eine riesige Ansammlung von farbigen Bademäntel befand sich darin, in direkter Nachbarschaft zu den bekannten, goldenen Crocs in der daneben stehenden Schuhkommode erspähte.

"Nun... Was Kunst betrifft, hat er wohl einen besseren Geschmack", kommentierte Aiden schmunzelnd, dann wandte er sich schon wieder ab.

Das Haus stand der Lagerhalle in nichts nach, außer vielleicht, dass die gestohlenen Kunstgegenstände ordentlicher und noch dichter gestapelt waren. Aiden sah sich neugierig um, behielt aber ihr Ziel immer im Auge, das jedoch schwer auszumachen sein dürfte zwischen all dem jahrhundertealten Gerümpel. Zumindest schafften sie es nach einiger Zeit, die anscheinend richtige Tür ausfindig zu machen,

"Jackpot", meinte der Spanier grinsend, als sie vor der massiven Tür des Untergeschosses standen, die mit einem riesigen Schloss gesichert war. Unbeeindruckt davon, griff Gabriel nach dem Schloss, zog mit etwas mehr Kraft daran, sodass es sich aus der Kette löste und man daraufhin relativ simpel die Tür aus der Angel befreien konnte - zumindest, wenn man kein normaler Mensch war. Kurz darauf standen sie schon in einem großen Raum, in dem allerlei Kunstschnickschnack herumstand.

Was sich dahinter befand, unterschied sich zunächst nicht großartig von den oberen Stockwerken - Außer, dass es hier intensiver nach Jane roch. Erleichtert machte der Vampir sich daran, mit seinem temporären Partner die Glaskästen zu durchsuchen, deren seidene Auskleidung wohl noch mit einer extra Portion Parfüm beglückt wurden. Als sie in der Mitte des Raums angelangt waren, erblickte Aiden endlich das ersehnte Stück.

"Ich hab sie", sagte er zufrieden und brach den Kasten auf, aus dem im ein Schwall süßen Dufts entgegenschlug, der ihm für einen Moment die Sinne benebelte. Hustend wedelte der Vampir mit der Hand, dann griff er behutsam nach der Schatulle, wickelte sie zu ihrem eigenen Schutz wohl oder übel in ihr seidenes, stinkendes Futter und legte sie sich in die Manteltasche.

"Gehen wir lieber. Das ist ja unerträglich."

"Was glaubt ihr eigentlich, was ihr da tut?!", keifte eine hohe Stimme, die die beiden Einbrecher herumfahren ließ. Ihre Sinne waren so benebelt gewesen von den Duftschwaden, dass sie nicht mal mitgekriegt hatten, wie der Hausherr zurückkehrte... Zumindest ließen die breiten Schultern und der Adamsapfel darauf schließen, dass es sich um einen Mann handelte, der Rest der Aufmachung eröffnete da mehr Fragen, als er beantwortete.

Ganz im Gegensatz zu Jane, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, hatte Aiden seinen Humor nicht verloren, und er lachte unwillkürlich auf. Er musste sich jedoch recht schnell zusammenreißen, als der Vampir auf ihn losging. Aiden wich aus, indem er einen Salto rückwärts über eine der Vitrinen machte, die er dann mit einem kräftigen Fußstoß in Richtung des Angreifers beförderte. Aus dem Wust aus Glas und Holzsplittern war ein bestialisches Brüllen zu hören, das man dem skurrilen Gesellen gar nicht zugetraut hätte: "MEINE SCHÄTZE!"

Aiden sah Gabriel kurz irritiert an, zuckte dann die Schultern und nickte in Richtung Tür, zu der sie beide rannten. Sie erreichten diese aber nicht ganz, als Aiden schon einen leichten Aufprall an seinem Kopf spürte, verwirrt aufblickte - Und die Augen weitete, als er sah, dass der noch halb unter Trümmern Begrabene ihn gerade mit seiner rechten Schlappe beworfen hatte. Die Linke traf Gabriel im Kreuz, dann schafften sie es, sich hinter die Tür zu ducken.

"Meine Güte... Hoffentlich er nicht den Bademantel als nächstes", konnte Aiden sich nicht zu grinsen verkneifen.

Inzwischen hatte sich ihr unfreiwilliger Gastgeber befreit und die beiden Gäste setzten zu einem Sprint die breite Treppe hoch an. Unterwegs flog ihnen scheinbar alles hinterher, das der Verrückte in die Finger bekommen konnte; Gabriel duckte sich unter einem Telefonbuch weg und Aiden wurde von einem Schirmständer schmerzhaft am Knöchel getroffen. Endlich schafften sie es ins Erdgeschoss, wo es Aiden zu viel wurde mit der Flucht. Kurzerhand schnappte er sich eine Vase von einem Sockel und ließ sie lässig in der Hand auf und ab hüpfen. Wie erwartet, blieb ihr Verfolger abrupt stehen, das lange Haar wirr um die Schultern, der Bademantel auf Halbmast hängend.

"Dritte Dynastie... Unbezahlbar...!", wimmerte er und streckte beschwichtigend die Hände aus.

"Oh...? Das tut mir aber leid!", grinste Aiden, der das gute Stück mit Nachdruck in Richtung ihres Verfolgers pfefferte.

Der Sammler schaffte es, die Vase erleichtert aufzufangen, und er sah das Ding an, als wäre es ein Baby, das er soeben aus dem Feuer gerettet hatte. Aber der Preis für diese Rettung war, dass seine zwei Feinde sich jetzt gleichzeitig auf ihn stürzten. Die drei stolperten die frisch erklommene Treppe ein paar Schritte wieder runter, dann gelang es dem Feind zu entkommen, weil Aiden und Gabriel sich ein wenig ins Gehege kamen.

"Pass gefälligst besser auf", schnauzte der Vampir seinen Kollegen an, obwohl er nicht alleine schuld gewesen war, dann hing er mit einem Satz am nächsten Treppengeländer und sprang von dort aus in den ersten Stock.

Wegen der Parfümschwaden konnte er kaum etwas riechen, weshalb er umso leiser ging, um ja kein Geräusch zu verpassen. Hinter ihm tauchte Gabriel auf und sie bedeuteten einander, sich aufzuteilen. Vorsichtig schlich der Vampir um die Ecke und spähte ins nächste Zimmer, das sich jedoch als Leer herausstellte. Er überlegte gerade, etwas kaputt zu machen, um die Ratte aus dem Nest zu locken, als er hinter sich ein schmerzhaftes Winseln hörte. Sofort war er wieder auf dem Gang und sah, wie Gabriel sich Hände vors Gesicht geschlagen hatte. Er konnte jedoch kein Blut sehen und wollte den Jungen gerade fragen, was los sei, als der nächste Parfüm-Flakon aus dem Badezimmer flog und an der Wand hinter ihnen zerschellte. Offenbar hatte dieser Bekloppte den Werwolf mit seinem Duftwässerchen beworfen wie mit einer Handgranate.

"Ich komm schon klar, geh dich kurz irgendwo saubermachen oder so", meinte Aiden, diesmal ernsthaft, immerhin war Gabriels Nase selbst in seiner menschlichen Form überaus empfindlich. Der Werwolf wollte aber nicht und verpestete dadurch zusätzlich die Luft, als sie sich gemeinsam hinter eine Vase ducken mussten, um dem nächsten Geschoss auszuweichen.

"Ich kann den ganzen Tag so weiter machen, ihr verfluchten Kunstbanausen! Raus aus meinem Haus! Raus!" Mit diesem Kampfesgeschrei und einem Flakon, der jedes ´raus` begleitete, stürmte der Vampir aus seinem Badezimmer auf die Angreifer zu. Aiden fletschte die Zähne, sprang hinter ihrer Deckung hervor - Und musste sich im nächsten Moment zur Seite hechten, als die eisige Aura von Silber nur Millimeter vor seinem Gesicht vorbei zischte. Der Dolch riss eine antike Rüstung um, die in ein Bild kippte und es teilweise zerriss, aber Aiden beachtete diesen Vandalismus nicht, denn der Verrückte zog irgendwoher immer weitere Messer und bewarf seine Kontrahenten damit. Diese stürmten trotzdem auf ihn los und schafften es, während sie sich unter dem schmerzhaft glühenden Material wegduckten, immer wieder, ihrem Feind Verletzungen beizubringen. Da riss der Vampir ein offensichtlich voll funktionsfähiges Breitschwert von einem Wappenbrett an der Wand und hielt seine Kontrahenten damit auf Abstand, obwohl er offensichtlich nicht mit der Waffe umgehen konnte.

"Er will abhauen!", fiel Gabriel auf und tatsächlich, der andere, inzwischen übel zugerichtete Vampir zog sich, geschützt von seinen schmerzhaften Wurfgeschossen, immer weiter in Richtung des Fensters zurück. Die beiden unwilligen Partner versuchten wieder, sich ihm zu nähern, was Aiden mit einem schmerzhaften Schnitt an der Wange bezahlte, als der Kunstsammler das Schwert nach ihm warf. Dann war nur noch lautes Klirren zu hören, als der Dieb aus dem Fenster hechtete, um in der Nacht zu verschwinden.

"Vielleicht hat er jetzt keine Messer mehr, komm", befahl Aiden, und zusammen sprangen sie ebenfalls die kurze Distanz aus dem ersten Stock. Jedoch mussten sie bereits nach wenigen Schritten innehalten. Nicht nur, dass der Weg vollkommen getränkt war von dem Parfüm des Verrückten, sie selbst vermischten sich auch noch mit diesem Geruchscocktail und machten es vollkommen unmöglich, der Spur zu folgen.

Frustriert versuchten die Männer trotzdem ihr Möglichstes, durchsuchten scheinbar stundenlang die Umgebung. Irgendwann bemerkte Aiden, dass Gabriel leicht grünlich angelaufen war wegen der Dämpfe, und hielt wiederstrebend inne.

„Lassen wir es für heute gut sein“, schlug er vor, doch sein Teamkollege knurrte ihn an.

„Nein! Wir können den noch finden“, schimpfte der Spanier, der klang, als hätte er einen üblen Schnupfen. „Und wenn wir es nicht tun, bestielt er weiter irgendwelche Leute!“

Der Vampir wollte ebenfalls nicht so leicht aufgeben, immerhin konnten sie jemanden, der ins McCollins-Haus eindrang, nicht einfach ziehen lassen. Doch das Parfüm machte dem Werwolf sichtlich zu schaffen, und Aiden konnte sich nicht vorstellen, dass Jane es gutheißen würde, wenn ihr bester Freund unter seiner Obhut zusammenbrach.

„Wir finden ihn so nicht – die Fährte ist verdorben, und das weißt du“, erklärte er ruhig. „Lass uns wiederkommen, wenn sich der Gestank gelegt und deine Nase erholt hat.“

Sie diskutierten noch eine Weile, doch als Aiden schließlich drohte, den Welpen huckepack zu nehmen, lenkte dieser ein. Allerdings wollte er den Vampir nicht ans Steuer lassen, vielleicht, um sich abreagieren zu können, indem er andere Straßenteilnehmer anhupte, über sie schrie und unnötig schnell fuhr.

Seinem Beifahrer war es relativ gleichgültig. Natürlich hätte er Jane lieber auch noch den Dieb präsentiert, doch die Schatulle in seiner Manteltasche gab ihm das angenehme Gefühl, etwas erreicht zu haben, das ihn ihr wieder näherbringen würde.



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