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Bloody Eternity 2

von

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All I want for Christmas

Nur langsam öffnete Jane die Augen, als es draußen langsam heller wurde. Dabei benötigte sie eine gewisse Anstrengung, um sich gegen den Drang zu stellen, sich einfach wieder einzukuscheln und weiterzuschlafen. Dabei benötigte sie wieder eine ganze Weile, bis sie realisierte, dass sie nicht allein im Bett lag. Sie blinzelte ein paar Mal und blickte - ohne sich zu bewegen, weil es sich so angenehm anfühlte - nach oben, wo sie Aidens Gesicht sah. Er schlief noch, und anstatt loszuschreien oder ihn aus dem Bett zu werfen, wanderte ihr Blick langsam zu ihrer Hand, deren Finger mit seinen verflochten waren.

Reflexartig zog sie sich aus der Berührung zurück, was den Vampir wohl weckte. Noch im Halbschlaf und mit geschlossenen Augen zog er Jane an der Schulter, auf der seine Hand ruhte, enger zu sich und gab ein zufriedenes Brummen von sich.

Einen Moment lang wollte sie schreien, doch dann sagte sie nur zögerlich, leise: „Guten Morgen.“ Aiden riss die Augen auf und den Arm von ihr, aber Jane ließ sich Zeit damit, sich von ihm zu lösen. "Entschuldige... Ich habe dich wohl wieder nicht nach Hause gehen lassen", kam es leise über ihre Lippen.

"Ich sollte mich entschuldigen. Ich wollte nämlich gar nicht gehen", sage er, entweder, weil er noch im Halbschlaf war, oder weil ihn ihre Verlegenheit offener machte.

Seine Worte ließen sie ihn mit einer leicht hochgezogener Augenbraue ansehen, da sie nicht damit gerechnet hatte - zumindest nicht mit dem zweiten Teil des Satzes. Zwar war er bekannt dafür, relativ offen darüber zu reden, wie er in ihrer Nähe sein wollte, doch das jetzt so zu hören, war dennoch... eigenartig.

Das schien der Vampir verspätet selbst zu bemerken, denn er sprang plötzlich in seinem rasanten Tempo aus dem Bett und zupfte nervös an seinem Shirt herum. Auf der Suche nach etwas Unverfänglichem, das er sagen konnte, fiel Aidens Blick auf Janes Wanduhr und er fragte hastig: "Musst du eigentlich nicht zur Universität? Entschuldige, dass ich dich aufgehalten habe."

"Nein. Ich sollte mich entschuldigen. Schließlich halte ich dich ständig von deinen alltäglichen Erledigungen ab", erwiderte sie kopfschüttelnd.

Aiden runzelte die Stirn und legte den Kopf schief. "Ich bin gerne bei dir, Jane."

Das zu hören, obwohl sie in den letzten Tagen sicherlich nicht die angenehmste Gesellschaft gewesen war, entlockte Jane ein Lächeln. "Jedenfalls… Die Ferien haben am Freitag begonnen. Ich hab bis Mitte Januar keine Vorlesungen mehr", erklärte Jane und stand auf.

„Ah, richtig. Sowas vergisst man, wenn man nicht mehr selbst zur Uni geht.“

„Als hättest du das gewusst, als du noch ‚Student‘ warst.“

Beide lachten, dann räusperte Aiden sich. „Ich muss jetzt zur Arbeit. Wäre es okay, wenn ich heute Abend nochmal komme? Ich verspreche auch, nicht wieder einzuschlafen.“

Jane nickte, denn ihr war bewusst, dass er sich bei ihr aufhielt, weil er sich Sorgen um sie machte und ihr Zustand nicht wirklich beruhigend war. Im Erdgeschoss begegneten sie Elizabeth, die ebenfalls auf dem Sprung zur Arbeit war. Jane beobachtete von der Haustür aus, wie ihre Mutter den Vampir noch in der Auffahrt überredete, ihn ein Stück im Auto mitzunehmen. Kopfschüttelnd fragte sie sich, wann dieser Anblick wieder so normal geworden war, und zog die Tür zu. Zeit für das erste Frühstück alleine seit Stunde X.
 

Zugegeben, viel Zeit verbrachte Jane in den folgenden Tagen nicht alleine. Die Albträume waren zu Beginn noch immer sehr präsent, doch nahmen ihre unruhigen Nächte ab, sodass sie sich langsam erholte. Dass Aiden dabei praktisch ihr ständiger Begleiter war und es schaffte, sie zu beruhigen, wurde zur Normalität. Seine Freizeit verbrachte er fast ausschließlich bei McCollins, oder aber, er bewegte Jane dazu, etwas mit ihm (häufig in Gabriels Begleitung) zu unternehmen. Natürlich konnte sich der Werwolf den einen oder anderen stichelnden Kommentar nicht verkneifen. Dabei hielt er sich anfänglich natürlich aufgrund von Janes Kondition eher zurück, da ihr Zustand an erster Stelle stand und er nicht wollte, dass sie sich zusätzlich aufregte. Trotz den Sticheleien und der eigentlichen Abneigung gegenüber dem Vampir war der Spanier ihm dankbar, da er nur zu deutlich bemerkt hatte, dass es seiner besten Freundin durch seine Anwesenheit und Initiative stetig besser ging.

Sie wurde langsam wieder zur ‚altbekannten‘ Jane, doch hatte sich in dieser Zeit - bis zu Weihnachten - ihr Verhalten Aiden gegenüber deutlich verändert. Sie jagte ihn nicht mehr (weder direkt noch indirekt) aus dem Haus, akzeptierte seine Anwesenheit freiwillig und behandelte ihn sogar nett, sodass selbst Gabriel sich damit abfinden musste, dass der Vampir wohl oder übel zu so etwas wie ein ‚Freund‘ der Jägerin geworden war - auch wenn diese das nicht offen kommunizierte.

Irgendwann in dieser Zeit lud Jane Aiden ein, den zweiten Weihnachtsfeiertag bei ihr zu verbringen. Zwar hätte Jane Nichts dagegen gehabt, wenn Aiden bereits schon an Heiligabend vorbeigekommen wäre, doch da sie nicht genau wusste, wie seine Pläne und Denkweisen diesbezüglich waren, hielt sie es für sicherer, ihn erst zum zweiten Abend einzuladen. Als dieser ein wenig herumgeduckst hatte, bevor er eine klare Antwort gegeben hatte, war sie sich nicht mehr ganz so sicher gewesen, ob es eine gute Idee gewesen war, ihn einzuladen. Es hätte sein können, dass er andere Pläne hatte oder anderen Traditionen nachging – obwohl sie Letzteres für eher unwahrscheinlich hielt. Immerhin schien es so, als ob er keine Verwandten mehr besaß, mit denen er feiern konnte. Dies war auch der Grund, weshalb die Brünette sich darauf freute, wenigstens einen Tag mit ihm feiern zu können.
 

Als Aiden an besagtem Abend beim Anwesen auftauchte, war er merklich nervös, strahlte Jane aber über seinen dicken Schal hinweg an. Jane lächelte zurück an, als sie ihn ins Haus ließ.

"Du bist ein wenig früh dran. Meine Mutter hat erst in etwa einer halben Stunde Feierabend", meinte sie und schritt dann Richtung Küche.

"Tut mir leid, ich war mir nicht sicher, wie lange ich mit dem Schnee brauchen würde", erklärte er. "Ihr Geschenk sollten wir aber trotzdem schon mal in eine Vase tun", schlug er vor, wobei er einen großen Strauß Blumen anhob. Als dieser verstaut war, legte der Vampir ein kleines, in dunkelgrünes Papier geschlagenes Päckchen darunter, das ebenfalls für Elizabeth war.

"Oh, das ist für dich", fiel ihm das zweistöckige, rot und golden verpackte Paket wieder ein, das er noch in der Hand hatte, und er reichte es ihr ein wenig verlegen. "Es ist zwar kein Botanischer Garten, aber ich hoffe, es gefällt dir."

"Na, dann bin ich aber erleichtert. Auch wenn es wirklich nicht nötig gewesen wäre... Danke", erwiderte sie lächelnd. „Bis meine Mutter zu Hause ist, können wir es ja noch unter den Baum legen und dann später gemeinsam Bescherung machen. Komm.“

Sie führte Aiden wieder ins Wohnzimmer und platzierte Aidens Päckchen zu den letzten Geschenken, die noch unter dem Baum lagen. Aiden erkundigte sich nach dem Weihnachtsfest der McCollins-Damen, als Elizabeth mit von der Kälte geröteten Wangen ins Wohnzimmer schneite.

„Frohe Weihnachten, Aiden“, lächelte sie und umarmte den sichtlich verlegenen Vampir. Jedoch hielt sie inne und hob die Augenbrauen an, als sie sah, was sich über den Beiden befand. "Sagt mal, was steht ihr eigentlich einfach so direkt unter dem Mistelzweig?", wollte die Ärztin wissen.

"Huh?", kam es etwas verblüfft über Janes Lippen, bevor ihr Blick nach oben wanderte und sie tatsächlich das traditionsreiche Gewächs erblicken konnte. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie sich direkt darunter befunden hatten.

„Na, ich hoffe, ihr würdigt alte Traditionen“, lächelte Elizabeth bevor sie sich in die Küche zurückzog, um nach dem Essen zu schauen. Zurück ließ sie ein verlegenes Schweigen.

"Hm, ich schätze es ist ok, wenn wir dem Brauch folgen?", meinte Jane schließlich mit einem kleinen Lächeln und streckte sich etwas, um eben dies zu tun.

"Ähm... Gut...", stammelte Aiden, sichtlich verwirrt. Trotzdem beugte er sich folgsam beugte ihr runter und wollte ihr die linke Wange hinhalten. Jane dagegen steuerte die Rechte an, sodass sich ihre Lippen für einen kurzen Moment berührten.

Jane wich überrascht und mit leicht geweiteten Augen zurück, wobei sie den Blick abwandte und merkte, wie ihr das Blut von ihrem rasenden Herz in den Kopf gepumpt wurde. Aiden selbst sprang hastig einen Schritt zurück und riss die Hände hoch, als erwarte er, eine gescheuert zu bekommen.

"Tut mir leid, ich dachte… Äh... Ich habe es wohl... falsch eingeschätzt...", entschuldigte Jane sich nach einem Räuspern und strich sich peinlich berührt die Haare hinters Ohr. Na, der Abend begann ja schon mal gut...

"Mir tut´s leid. Wenn einem eine hübsche Frau so nahe kommt, gibt es schon mal Koordinationsschwierigkeiten", machte Aiden den ziemlich dämlichen Versuch, die Situation durch Humor zu retten, ehe er rasch das Thema wechselte. "Ähm... Sollen wir Liz helfen? Geschenke auspacken machen wir nachher alle zusammen, oder?"

"Äh... Ja. Gute Idee. Am besten, wir helfen beim Tischdecken oder so", schlug sie mit einem kleinen Lächeln vor. Anschließend begaben sie sich gemeinsam in die Küche, um der Dame des Hauses unter die Arme zu greifen. Als schließlich alles auf dem Tisch stand, setzten sie sich und begannen zu essen.

"Wir hoffen, wir haben dich mit unserer Einladung noch von anderen Plänen aufgehalten?", wollte Elizabeth von ihrem Hausgast wissen, nachdem sie sich für den wunderschönen Blumenstrauß und das Geschenk bedankt hatte. Als Aiden sagte, er würde sich sehr über die Einladung freuen, lächelte Elizabeth ihn herzlich an. "Es ist nämlich wirklich schön, dass du dir die Zeit dazu nehmen konntest, um ein wenig mit uns zu feiern. Wobei... feierst du Weihnachten oder hast du das früher überhaupt gefeiert? Also, ich meine, gehörst du überhaupt der christlichen Religion an?" Im Gegensatz zu ihrer Tochter war die Ärztin in der Hinsicht nicht ganz so bewandert, sondern glaubte teilweise an die alltäglichen Mythen über Vampire. Zwar wusste sie, dass man mit Knoblauch nichts gegen die Blutsauger ausrichten konnte, doch hatte sie sich bisher nie Gedanken darüber gemacht, wie es mit religiösen Gegenständen und dem Glauben allgemein aussah.

"Ich wurde protestantisch getauft, als ich geboren wurde. Also ja, wir haben Weihnachten gefeiert. Allerdings würde ich mich inzwischen nicht mehr als Christ bezeichnen."

Janes Blick lag zwischenzeitlich immer wieder heimlich auf Aidens Lippen, da sie - auch wenn sie ihre Verlegenheit mittlerweile relativ gut im Griff hatte - es nicht wirklich verhindern konnte, dass ihre Gedanken zum vorherigen Kuss abschweiften. Als Jane etwa das dritte Mal zu ihm schielte, bemerkte sie es und schimpfte innerlich mit sich selbst und versuchte, sich fast schon stur auf das Essen und den Teller vor sich zu konzentrieren.

Aiden dagegen schien nichts davon zu bemerken und fuhr fort: "Aber ich finde, man kann Weihnachten einfach als Fest für seine Familie betrachten, um am Ende des Jahres wieder näher zusammen zu kommen. Für Leute, denen Religion wichtig ist, ist das schön und gut, aber man kann es davon unabhängig betrachten."

Während Elizabeth und Aiden plauderten, beruhigte Jane sich ein wenig. Nach einer Weile bot sich an, sich um die zwei kleinen Karamell-Nuss-Tartes zu kümmern. So konnte sich die Jägerin zumindest auf eine Tätigkeit konzentrieren und ihre Gedanken einigermaßen in den Griff zu kriegen.

Die drei unterhielten sich weiterhin angeregt über verschiedenste Dingen, wie zum Beispiel Aidens momentane Lebensart und seinen Job, Janes baldigen Abschluss und lustige Anekdoten über die vergangenen Weihnachtsfeiern bei den McCollins, sodass Jane zunehmend wieder ihre Fassung erlangte und dem Hausgast nicht mehr aus dem Weg ging.

Später waren Jane und Aiden in der Küche, um die Spülmaschine einzuräumen, während Elizabeth im Wohnzimmer einen Kaffee trank. "Entschuldige. Wir haben dich zwar für heute Abend eingeladen, aber du konntest nur neben uns sitzen und dich mit uns unterhalten", meinte die Jägerin, während sie sich von ihm die Teller reichen ließ.

Er schüttelte sofort den Kopf. "Ich freue mich wirklich sehr, dass ich hier sein darf. Es ist schön, das Fest mit euch zu verbringen."

Jane lächelte erleichtert, dann kehrten sie ins Wohnzimmer zurück, um sich an die Bescherung zu machen. Zuerst war Elizabeth dran, die Aiden ein in rot-gold verpacktes Päckchen überreichte. Darin entdeckte er ein leeres Buch, zu dem die Ärztin erklärte: „Ich dachte, du könntest es als Reisetagebuch benutzen.“ Schließlich konnte sie sich gut daran erinnern, wie er ihr erzählt hatte, wie sehr er das Reisen schätzte und was konnte besser sein, als ein Gegenstand, in dem man seine Erinnerungen aufbewahren konnte, wenn man eine Ewigkeit lebte?

Aiden strahlte Elizabeth an, Rührung in den Augen, und verbeugte sich flüchtig. „Vielen, vielen Dank, Liz. Ich… Würdet ihr mir die Ehre erweisen, ein Foto für die erste Seite zu machen?“

„Gewiss, mein Herr“, neckte Jane seinen steifen, altertümlichen Tonfall.

Elizabeth lachte und schalt ihre Tochter, während sie die Digicam aus einer Schublade holte. Sie postierte Jane und Aiden vor dem imposanten Baum und eilte zu ihnen, nachdem sie den Selbstauslöser betätigt hatte. Es brauchte zwei, drei Versuche und ein paar Witze über das Vorurteil, dass Vampire nicht fotografiert werden könnten, bevor alle mit dem Bild zufrieden waren.

„Die Blumen hast du ja schon gesehen… Aber das ist auch noch für dich“, erklärte Aiden schließlich und reichte Elizabeth ein kleines, in dunkelgrünes Papier geschlagenes Päckchen. Daraus wickelte Elizabeth einen hellblauen Kaschmire-Schal, in welchen die Ärztin ihr Gesicht schmiegte und sich bedankte.

Jane war ein wenig erstaunt von diesem modischen Geschenk, da sie Aiden nicht wirklich ein Händchen für so etwas zugetraut hätte. Er selbst sah immer aus, als hätte er das erstbeste Shirt und die nächste Hose übergeworfen, die er in die Hand bekommen hatte. Allerdings glaubte Jane, in diesem Schal eine Burberry-Kollektion der letzten Jahre zu erkennen und erinnerte sich unwillkürlich an ihren Shoppingausflug mit Aiden, nachdem sein Zimmer ausgeraubt worden war. Misstrauisch beäugte sie den Vampir. Er konnte doch nicht ihr Geschenk für ihn erraten haben? Dafür hätte er ihren Schrank durchsuchen müssen, und das würde sie ihm niemals zutrauen.

Da Jane ihrer Mutter ihr Geschenk schon gegeben hatte, waren nur noch die Päckchen übrig, die Aiden und Jane füreinander besorgt hatten. Sie machte es sich auf der Couch neben Elizabeth gemütlich, während Aiden mit dem Geschenk auf dem Schoß auf dem Sessel platzgenommen hatte.

Jane öffnete das erste Geschenk und erblickte kurz darauf einen roten Pullover mit weißen Herzen darauf – genau den gleichen Pullover, den grauenhafte Pullover, den sie ein Jahr zuvor beim Shoppen gesehen hatten. Lachend ließ sie das gute Stück in ihren Schoß fallen.

"Das gibt’s doch nicht… Ich glaube, da hatten wir beide die gleiche Idee", meinte sie grinsend. "Danke dafür. Ich werde ihn an kalten Wintertagen Zuhause tragen.“

Der Vampir stutzte und packte sein Geschenk aus, wobei derselbe Pullover zum Vorschein kam. Lachend zog Aiden sich kurzerhand das neue Geschenk über das Hemd, nachdem er das Etikett entfernt hatte. "Wie, nur zu Hause? Das ist doch viel zu schade dafür", grinste er gut gelaunt, trotz der hässlichen Garderobe. „Ich habe eine richtige Odyssee hinter mich gebracht, bis ich das Ding online gekauft habe.“

„Oho, online? Ich bin beeindruckt!“, stichelte Jane amüsiert und wandte sich dem zweiten Päckchen zu. Darin fand sie ein himbeerfarbenes Kleid mit langen Ärmeln, das in sanften Falten etwa bis zu den Knien fiel. Sie stand auf, um es sich an den Körper zu halten, und betrachtete sich in der Spiegelung der Glastüren zum Garten.

"Das ist... wirklich wunderschön. Vielen Dank, Aiden", sprach Jane leise und nach der Walgesänge-CD und dem albernen Pullover wirklich beeindruckt von dieser Auswahl.

Verlegen rieb Aiden sich den Nacken und murmelte etwas wie: ‚Gern geschehen…‘, bevor er sich lieber seinem eigenen Geschenk zuwandte. Darin fand er einen schicken, schwarzen Ledergeldbeutel. Kurz sah er das Ding ein wenig erstaunt an, bevor es klick machte und er lachend das Gesicht in die Hand legte. "Den werde ich sicher nicht mehr vergessen!", versprach er lachend, als er sich an ihren Restaurantbesuch erinnerte, bei dem er Jane eigentlich hatte einladen wollen – nur, dass er kein Portemonnaie dabeigehabt hatte.

Sie plauderten noch ein wenig über die Zeit vor einem Jahr, aber inzwischen war es spät geworden, und schließlich zog Elizabeth sich zurück. Nachdem Jane ihr einen Kuss gegeben hatte, machte sie es sich auf der Couch gemütlich und griff nach dem Buch, das die Ärztin Aiden geschenkt hatte.

„Das ist eine schöne Idee. Du hast ja schon damals gesagt, dass du gerne reist“, meinte Jane und lächelte ihn an. Für ihn war es perfekt, seine Erinnerungen aufbewahren zu können, für die Ewigkeit, die er leben würde.

„Es gefällt mir sehr“, stimmte Aiden zu und erinnerte Jane daran, ihm das Foto von ihnen dreien zukommen zu lassen, wenn es ausgedruckt war. „Aber… Ich habe erstmal nicht vor, weg zu gehen.“

Jane musterte ihn ein wenig nachdenklich, bevor sie tief luftholte und sich auf den Rücken rollte, den Kopf auf der Sofalehne abgestützt. „Bei dir hätte ich auch wirklich nichts anderes erwartet!“, beschwerte sie sich mit gespielt nörglerischer Tonlage.

"Hast du als Kind eigentlich auf den Weihnachtsmann gewartet?", wechselte er das Thema, und eine Weile unterhielten sie sich darüber, wie Jane schon als kleines Kind herausgefunden hatte, dass ihr Vater sich hinter dem Mann mit Bart versteckte. Es war eigentlich ein leichtes Thema, aber irgendwann merkte Jane, dass Aiden immer stiller wurde. Sie musste den Kopf etwas biegen, um sein Gesicht zu sehen, als sie: „Was ist?“, fragte.

„Nichts“, lächelte er, aber da hatte Jane schon den harten Zug um seine Brauen entdeckt, den er hatte, wenn er an etwas Unangenehmes aus seiner Vergangenheit dachte. Er warf einen Blick auf die Uhr und erhob sich. „Es ist spät, und ich halte dich vom Schlafen ab. Bitte verzeih.“

Überrascht merkte Jane, dass es schon halb ein Uhr nachts und sie wirklich erschöpft war. Sie begleitete ihren Gast zur Tür, und sein Schweigen gab ihr das Gefühl, dass sie unbedingt etwas sagen musste. Sie wollte die freundliche Stimmung nicht zerstört wissen, die während der letzten Stunden geherrscht hatte. Bevor er einfach so gehen konnte, hielt sie Aiden auf, indem sie ihn am Ärmel festhielt.

"Aiden, ich... habe mich glaube ich noch gar nicht richtig dafür bedankt, dass du in der vergangenen Zeit für mich da warst und... dafür gesorgt hast, dass es mir gut geht. Darum: Danke, Aiden. Ich bin... wirklich froh, dass du da warst", gab sie leise und mit einem kleinen, verlegenen Lächeln zu, bevor sie ihren Griff löste.

Zuerst sah er sie fragend an, doch dann lächelte er sie liebevoll an. Diesmal war er es, der Janes Hand nahm und sie an seine Stirn presste, nachdem er den Kopf gesenkt hatte. "Du kannst dich auf mich verlassen, Jane", versprach er leise, ehe er sie losließ und einen Schritt zurücktrat. „Ich danke euch für die Einladung. Gute Nacht.“

„Gute Nacht.“

Jane konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er sich verbeugte. Für einen Moment blickte die Brünette ihm hinterher, bevor sie die Tür schloss und sich ebenfalls in ihrem Zimmer zurückzog. Ja, sie konnte sich immer auf ihn verlassen, das wusste sie.



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