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Nadia

Ein Weihnachtsmärchen
von

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                                                         Nadia – Ein Weihnachtsmärchen
 

                                                            Kurz vor Weihnachten 2087
 

Herrlich süßer Duft warmer Plätzchen, dekoriert von lachenden Kindern des wohl bekanntesten Waisenhauses von Portland. Im Hintergrund die fröhlich, kitschige Musik und freiwillige Sozial- Engagierte schmückten den Weihnachtsbaum in der Eingangshalle. Ein sonst trauriger Ort erhellte in diesem Monat wieder in den schönsten Farben, wobei das Lächeln eines Kindes jeden leuchtenden Stern in den Schatten stellte. In dieser Runde aufgeregter kleiner Racker die Reporterin Jillian McCormick, die jedes Jahr das Kinderheim besuchte und mit ihnen backte, wie etwa an diesem Tag, oder aber mit ihnen kleine Geschenke bastelte für die alljährliche Wichtelaktion.

Dazu gehörte auch stets eine kleine Weihnachtsgeschichte. Märchen aus Jillians eigenen Abenteuerreisen. Dieses Mal war es für den Rotschopf eine ganz besondere Geschichte.
 

Umgeben von verschüttetem Mehl und am Boden verteilten Nüssen wie auch bunte essbare Steinchen, wodurch die Küche durch die schmutzigen Schürzen und von Keks teig klebrigen Händen nicht unbedingt sauberer wurde,- hörten die aufmerksamen Ohren der Zwerge zu.

„Und wer ist Nadia?!“
 

Nadia von Snowflake, lebte einst in einem Haus mit vielen anderen Kindern und langweiligen Erwachsenen. Streng waren sie und pingelig, trieben die Kinder zu schwerer Arbeit an und sie bekamen nur warme Kleidung wenn die Hausdame wichtige Gäste erwartete. Der Winter war eine besonders harte Zeit. Wenn nicht genug Holz gehackt wurde um den Ofen und das Bad zu heizen, musste besonders Nadia darunter leiden. 
 

„Warum?“
 

Nadia war eine fleißige Biene. Jeden Morgen steht sie als erstes auf um das Frühstück anzurichten, legte die Kleidung der Hausdame für sie parat und sorgte stets für ein warmes Heim. Jeden Abend geht sie als letztes ins Bett wenn die Herrin endlich mit einem Verwöhnprogramm eingeschlafen war. Manchmal dauerte dies bis spät in die Nacht.
 

„Und dann bekommt sie Ärger? Hääääh?!“
 

Wisst ihr, die liebe Nadia trägt leider ein schweres Laster mit sich herum. Denn sie ist von einem Fluch befallen, der ihr das Leben sehr schwer macht.
 

„Oh nein!“, riefen die Kinder entsetzt aus.
 

Denn auch wenn sie nur selten Baden darf und die schmutzigste Kleidung trägt, ist sie das hübscheste Mädchen, was Snowflake jemals gesehen hat. Honigblondes Haar, blaue Augen und eine schöne, helle Haut. Die Hausherrin, Lady Madeleine Rose Lewitt von Hexenhausen gefällt dies natürlich gar nicht. Denn einst war sie eine echte Schönheit, bis das Schicksal sich scheinbar gegen sie entschieden hat. 
 

„Hexenhausen!!?“
 

Richtig, die Herrin ist in Wahrheit eine Hexe, die aber von ihrem Dorf verbannt wurde, weil sie böse Magie gegen Unschuldige gerichtet hat. Und sie hat sich an verbotenen Künsten zu schaffen gemacht. Statt der ewigen Jugend und Schönheit war sie auf einmal um viele Jahre gealtert. Schrumpelige, alte Haut. Ihre Stimme klingt die wie einer Krähe und ihre Glubschaugen starren einen direkt in die Seele, was jedes arme Kind es kalt den Rücken runterlaufen lässt! 
 

„AAAAH!“ Kinder hatten eine herrliche Fantasie und gruselten sich bei dieser Erzählung, während ein junge beim Teig ausstechen sich daran machte das besagte Gesicht zu formen.

„Bestimmt hat  sie Kinder gegessen!

„Ieh! Joseph!“
 

Jillian lachte.

Das hätte sie wohl gern, aber sie konnte es sich nicht erlauben den Kindern etwas anzutun. Noch nicht….  
 

„Oh oh….?“
 

Nadia sah sich gezwungen mit diesem Fluch zu leben, aber es wurde mit jedem Tag schwieriger. Bald fing es an, dass ihr die einfachsten Dinge des Lebens nicht mehr gelingen wollten. Sie war eine tolle Köchin, aber jede Prise Salz machte die Suppe ungenießbar. Das Holz, welches sie zu hacken versuchte splitterte einfach auseinander. Das Kaminfeuer brach auf einmal bei einem Stück Zeitungspapier aus und egal wie glänzend sauber der Fußboden auch war, Nadia trat entweder auf Essensreste oder gar auf einen alten Nagel. Die regelmäßigen Näharbeiten waren ruiniert, weil sie sich in die Hände stach und es zu bluten anfing… 
 

„Das ist aber gemein von der Hexe!“

„Jaaaaaa!“
 

„Jillian! Wie sieht es denn hier aus?!“, hallte es plötzlich hinter der Reporterin. Die entsetzte Heimleiterin. „Du meine Güte, wie schaffen Sie es immer wieder, das die Kinder so aussehen?!“ Schief grinsend drehte sich Jill zu ihr um. „Wir räumen das….sofort….auf?“  Leises Gekicher der Kids auf ihrer Seite.
 

-
 

„Wo war ich? Ach ja.“

Die letzten Bleche im Ofen, die Schürzen ausgezogen ging es an die Putzlappen.
 

Für Nadia war es die schlimmste Zeit ihres Lebens. Doch der 20. Dezember sollte eine Überraschung für sie parat haben. Während die Kinder draußen spielten, saß sie eingesperrt in ihrem engen, kleinen Zimmer,- was hauptsächlich als Hauswirtschaftsraum diente-, am Fenster und betrachtete die flauschigen Schneeflocken, während die Jugendlichen Lichterketten am Eingangsbereich anbrachten. Unter der Tür vernahm sie den Duft von Zimt und Marzipan. Nebenan wurde in der Küche gebacken für die Gäste, die bald kommen würden. Gäste, auf die Nadia sich auch so gern freuen würde, denn sie galten als helfende Engel, die oft eines der Kinder mit sich nahm. Besonders zu Weihnachtszeit waren diese Engel sehr spendabel, wie auch an diesem Abend. Aber nicht jeder von ihnen war reinen Herzens. Und weil die Hausherrin dies wusste und es für sich nutzen musste um an das Geld dieser Engel zu kommen, musste sie die Kinder von ihrer besten Seite zeigen. So rief sie alle Jungen und Mädchen  in ihre Zimmer zurück um sie zu baden und neu einzukleiden.
 

Nadia jedoch… konnte wieder einmal nur durch die Tür lauschen als die Engel am späten Nachmittag das geschmückte Haus betraten und sich an den Köstlichkeiten und bestechlichen Präsenten erfreuen konnten. Unter ihnen eine Frau mit einer beruhigenden Stimme, wie die kleine Nadia fand. Doch sie wusste nur ein Ton von sich und die Herrin würde sie bestrafen. Wie gern würde sie die Engel einmal sehen und sich vorstellen. Vielleicht könnte einer von ihnen ihr den Fluch endlich abnehmen, verschwinden lassen. Würde doch nur jemand ihr gutes Herz sehen können. Sie gab sich jeden Tag die größte Mühe die ein junges Mädchen nur aufbringen konnte. Nadia wusste wie sie jemanden wirklich ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte. Jemand musste ihr nur die Chance geben….
 

Die Kinder stellten sich vor, erzählten von sich. Während einige entzückt zu sein schien, unterhielten sich die Engel lieber mit der Hausherrin die nicht aufhören konnte die Gäste mit schmalzigen Floskeln zu belästigen. Denn ausgerechnet diese Engel waren es welche Reichtum und Einfluss in Snowflake besaßen. Ein adoptiertes Kind aus ihrem Hause würde ihr weiterhin das unverdiente Ansehen in dem Königreich verschaffen. Allerdings war es nur das viele Geld, worauf sie aus war, was interessierten sie da die Kinder.
 

Kurz darauf hörte Nadia eine andere Stimme. Die eines Mannes, ein wenig rau. Neugierig klang sein Ton, nicht spezifisch auf eines der Kinder ausgelegt, sondern schien sich für die allgemeine Lage des Hauses zu interessieren.

„Kommt, meine Damen und Herren, gehen wir doch in den Speisesaal.“, war vorerst das letzte was Nadia hören konnte.
 

Lange Zeit herrschte in den Fluren Stille. Die Kinder wurden entweder in ihre Zimmer geschickt oder durften sich zu den Engeln an den Tisch setzen. Nadia wieder blieb allein in ihrem Zimmer zurück. Der Duft der Plätzchen verstärkte in ihr nur den Hunger. Zu Trinken gab es eine Flasche kaltes Wasser in dem unbeheizten Raum. Ihre einzige Wärmequelle war eine provisorisch selbstgestrickte Decke in diese sich umhüllte oder die zusammengelegte Kleidung der anderen Bewohner.
 

Dann wieder hallten Schritte im Flur. Langsame Schritte. Jemand verließ den Speisesaal. Neugierig, wie Nadia stets war erhob sie sich sofort aus der kleinen Ecke und begab sich zur Tür um zu lauschen, allerdings trat sie ungünstig in den längst kaputten Wäschekorb, rutschte damit weg und knallte mit dem Kopf gegen die alte Holztür. „Autsch!“, zischte sie dabei vor Schmerz.

Die Schritte kamen plötzlich zum Stehen und während Nadia sich den Kopf rieb und sich durch das schnellere Herzklopfen fragte ob sie gehört wurde, glaubte sie zu spüren das sich jemand zu dieser Tür drehte. Kurze Stille.
 

„Hallo?“ Die neugierige Stimme des Mannes von vorhin! Nadias Augen weiteten sich. Oh, wie war ihr das unangenehm. Es hätte die Herrin sein können! Was wäre es ein Ärger gewesen!? Die Angst stieg ihr in den Knochen, ihre Stimme zittrig, sah dann aber weiter zur Tür nachdem die männliche Stimme erneut rief.
 

„J-ja….“, stotterte sie, zögerlich, jeden Augenblick damit rechnend von der Hausherrin erwischt zu werden. Der Mann draußen schien geschockt zu sein, denn Nadia hörte wie er die Tür vor ihr genau untersuchte. Er klopfte. „Da ist doch nicht jemand drin?!“ Es schien als wäre er misstrauisch, doch etwas in Nadia wollte nicht das der Mann geht, deshalb antwortete sie; „Ja, ich bin Nadia! Das ist mein Zimmer. Darf aber nicht raus, weil ich ein unnützes und böses Kind bin.“

Über den kleinlauten Ton des Mädchens war der Mann schockiert. Zögernd sah er sich einmal kurz um, ehe er näher an die Tür herantrat. „Machst du etwa…so viel Blödsinn?“, fragte er zwar, aber für ihn klang es selbst viel zu absurd. Kinder waren niemals Unnütz und vor allem nicht böse.

„I-ich…ehm….“, so recht wollte Nadia noch nicht mit der Sprache aus, wobei sie nur wütend auf sich selbst war. Dort draußen stand schließlich jemand der ihr gerade zuhörte! Sie konnte es noch nicht so richtig glauben. „S-sie….interessieren sich für mich….?“

Der Mann lächelte auf der anderen Seite. „Nun ja. Eine unbekannte Stimme hinter einer verschlossenen Tür ist nicht gerade alltäglich… Und ich bin von Natur aus neugierig, weißt du.“, gab er zurück, schluckte aber schwer. Die Vorstellung von einem eingesperrten Mädchen ließ ihm für einen kurzen Augenblick den Atem stocken.  Von diesem Waisenhaus hatte er einiges erwartet, aber das? „
 

Erneut kurze Stille. Obwohl die Angst in Nadia noch immer stieg. Noch immer hallte es in ihren Ohren wie wertlos sie doch war, aber sie weigerte sich diesen Mann gehen zu lassen. „Ist die Hausherrin da irgendwo?“, wollte sie wissen. Zum Glück konnte der Fremde es Verneinen. „Mein Name ist übrigens Klaus. Also erzähle mal, Nadia. Was hast du angestellt?“
 

„Ich koche gern, aber die Töpfe brennen mir jedes Mal an! Ich falte gerne schöne Kleider zusammen, aber die Knitter kommen wieder! Ich pflege auch gerne die schönen Blumen, aber sie verwelken in meiner Hand! Nähen macht mir Spaß, aber die Nadeln stechen fies!“ Die Stimme des verzweifelten Mädchens schmerzte Klaus‘ Herz sehr. Seine Miene veränderte sich. „Mein armes Kind. Mir scheint aber, du hast nur viel Pech.“, klang er ruhig und sanft, doch Nadia fühlte sich unverstanden.

„Ja, so viel Pech, dass ich hier drin eingesperrt bin und mich niemand lieb haben kann!“ Der Mann lachte. „Nun…das kann doch nicht alles sein. Du klingst wie ein Engel. Kinder werden doch wegen so etwas nicht eingesperrt….“ Klaus wollte sich das nicht vorstellen, es fiel ihm schwer. Doch Nadia blieb hartnäckig. „Und doch bin ich hier drin und die anderen draußen! Ich komme hier nicht raus! Dabei…..“ PLÖTZLICH!

 
 

Spannungspause am großen runden Gruppentisch im kleinen Speisesaal des Hauses. In der Mitte ein riesiger Teller mit vielen bunten Keksen. Mit vollgestopften Mündern und großen Augen sahen die Kids zu Jillian auf, die eine finstere Miene zog und sich rasch vom Stuhl erhob.
 

“Was machen Sie denn da?!“, schrie die Hausherrin mit gehobenen Armen und eiligen Schrittes auf Klaus zugestürmt. Ihre Stimme wütend, was auch Nadias Herz höher schlagen und sich von der Tür zurück taumeln ließ! Klaus zuckte zusammen. Eine Schweißperle rann von seiner Stirn hinab. Man, was hatte die nur für ein Organ? Sie sah nicht nur gruselig aus, wie war es auch noch. Wie neugierig er auch auf Nadia war, so hatte er nicht das Recht hier herumzuschnüffeln. Eigentlich!

„Entschuldigen Sie, Miss, ich hörte nur etwas und war….“, wollte er ansetzen, doch Lady Madeleine Rose,- Ja, sie wollte immer mit vollem Namen angesprochen werden!- unterbrach ihn. „Das hat Sie nicht zu interessieren! Dieses Balg dort ist nichts für Sie. Sie wollten sich die Geschichte des Hauses anhören, nicht die eines Teufels!“, zeterte sie und trat mit dem Fuß gegen die Tür. Ein deutliches Zeichen für Nadia ruhig zu bleiben.

„Nun, also wenn ich ehrlich bin….-„, versuchte er es erneut. Doch Fehlanzeige! Die Hexe war so wütend, das der Boden begann zu wackeln und die Möbelstücke im Flur sich bewegten. „HINFORT!“, schrie sie. Bilder fielen von der Wand, Gläser polterten aus den Schränken und augenblicklich erlosch das Licht im ganzen Haus!
 

Klaus war kurz darauf einfach gegangen.
 

„WAAAAS?!“

„Oh nein! Das ist eine blöde Geschichte!“

„Warum hat Klaus ihr nicht geholfen?!“

„Ich muss mal aufs Klo!“
 

Fortsetzung in Türchen 22 – Kapitel 2


Nachwort zu diesem Kapitel:
Inspiriert von dem Kennenlernen von Nadia und Jill, was Chrissi und ich mal zusammengesponnen haben. Ich hoffe, ihr habt etwas Spaß beim Lesen. <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mondtaenzerin
2017-12-20T08:03:10+00:00 20.12.2017 09:03
Es ist so herzzerreißend, die kleine Nadia tut mir total Leid. :') Und toll, das Jill die Story wie ein Märchen erzählt, richtig schön. Bin sehr auf Kapitel 2 gespannt. :D
Antwort von:  Nyrmiel
20.12.2017 09:44
Das freut mich.
Dachte es ist mal was anderes. :D


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