Zum Inhalt der Seite

Fünfzig-Pfund-Kraniche

von
Koautor:  Seki

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Zwischenspiel

Joanne saß im Wagen. Zu ihrer Linken auf dem Beifahrersitz saßen Pukk und der Puck ohne Namen. Denn seinen Namen wollte er ihnen noch immer nicht verraten.

Der Puck schmollte. Er hatte seine Arme verschränkt und seine Beine zu einem Schneidersitz zusammen gezogen. Er sah starr auf die Fensterscheibe, auf der sich immer wieder Schneeflocken absetzten, ehe sie von den Scheibenwischern zur Seite gewischt wurde.

Das Wetter war beinahe schon als ein Schneesturm zu beschreiben.

„Jetzt sag uns endlich deinen Namen“, forderte Pukk nicht zum ersten Mal.

„Nein“, beharrte der Puck.

Pukk stupste ihn mit dem Holzende seines kleinen Speers an. „Jetzt sag schon! Damit wir wissen, ob wir dir vertrauen können.“

„Nein.“

„Lass gut sein, Pukk“, meinte Joanne.

„Aber, Chefin.“ Der kleine Kerl sah sie an. „Der Typ vertraut dir nicht, obwohl du seinen undankbaren Hintern gerettet hast. Wo kommen wir denn dahin?“

„Ich neige dazu, Leuten, die mich gefangen nehmen nicht zu vertrauen!“, warf der Puck ein.

„Du bist kein Gefangener“, meinte Joanne ruhig.

„Ich habe sogar einen eigenen Wachmann!“, protestierte der Puck. „Wie bin ich kein Gefangener?“

In einer Sache musste sie Pukk zustimmen: Der Knirps war Undankbar. Mit einem Seufzen und im Plan, die Streiterei zu unterbinden, stellte sie das Radio an. Eine Entscheidung, die sie keine zwei Sekunden später wieder bereute.

So kam sie fünfzehn Minuten „Last Christmas“ und anderer, ähnlich penetranter Weihnachtslieder später bei Jack und Robert an, nun in Begleitung eines Pucks, der davon überzeugt war, dass sie eine Folter plante. Ihm Radioprogramm zu erklären, versuchte sie erst gar nicht.

Sie trug die beiden Feenwesen, da diese kaum durch den frisch gefallenen Schnee kamen. An der Tür wurde sie von einem müde wirkenden Jack empfangen.

„Da seid ihr ja“, meinte er. „Murphy hat gesagt, du brauchst den Doc?“

„Ja“, erwiderte sie. Murphy war in Rabengestalt voran geflogen, da er so nicht auf die dank dem Wetter verstopften Straßen angewiesen war. „Es gibt offenbar einen medizinischen Notfall.“

Jack musterte sie und sein Blick blieb an dem Puck hängen. „Ist das der Einbrecher?“

„Ich bin kein Einbrecher“, protestierte der Puck.

„Du bist sehr wohl in die Bank eingebrochen, auch wenn du nichts gestohlen hast!“, entgegnete Pukk.

Jack schien amüsiert. „Ich verstehe“, meinte er. „Nun, du wirst dich gegen deine Tochter durchsetzen müssen.“

Unwillkürlich sah Joanne auf die Uhr. Es war kurz nach zehn. „Amy ist noch wach?“

„Monopoly“, erklärte Jack. „Sie will das Spiel zu Ende spielen. Also haben wir ihr gesagt …“ Er ließ die Worte ausklingen, entlockte Joanne aber nur ein Seufzen.

Natürlich. Amy konnte sehr dickköpfig sein. Das musste in der Familie liegen.

„Lass mich mal sehen.“ Sie ging in das Haus hinein, zog ihre Schuhe aus und setzte die Pukk und den Puck auf dem Boden ab, ehe sie zum Wohnzimmer ging, wo Joachim, Robert und Amy noch immer spielten. Joanne vermutete, dass Jack schon ausgeschieden war. Sie kannte sein Glück.

Ein Lächeln breitete sich auf Joachims Gesicht aus. Er schien – wie so oft – müde zu sein. Mittlerweile war sein Haar wirklich angegraut. Es war ein vertrauter Anblick. Als sie ihn vor sieben Jahren kennen gelernt hatte, hatte er seine Haare schon grau gefärbt, um seine Identität zu verschleiern.

„Hey.“

Sie ging zu ihm hinüber, küsste ihn kurz auf die Stirn. „Hey. Was macht ihr hier noch?“

Er lächelte. „Jemand hat drauf bestanden, das Spiel zu beenden.“

„Wir haben erst so spät angefangen“, bestätigte Amy und zog das „so“ dabei extra in die Länge.

Joannes Blick wanderte über das Spielfeld und die Geldreserven, die an den jeweiligen Enden unter dem Spielbrett lagen. Aktuell sah es so aus, als würde Joachim gewinnen und Amy als nächste ausscheiden.

Sie seufzte. „Was meinst du, Liebling, soll Mama dir beim Spielen helfen?“

Amy verschränkte die Arme und sah auf ihren Geldvorrat. „Ich kann das allein.“ Den Karten nach zu urteilen, hatte sie die Mayfair und die Parklane gekauft, auf denen jeweils zwei Hotels standen. Kurzum: Sie hatte wie immer darauf gebaut, dass jemand auf einem der zwei Felder landen würde.

„Das zweifle ich gar nicht. Ich möchte dir nur helfen.“

Amy schien schwer darüber nachzudenken, während eine Dohle – Murphy – am Rand des Tisches saß und mit einem Auge aufmerksam das Spielfeld beobachtete. „Okay“, meinte Amy schließlich.

Joanne wusste, dass sie eigentlich direkt mit Joachim auf dem Weg zu „Erika“ – wer auch immer sie war – machen sollte. Es war nur richtig. Doch wollte sie Amys Spiel nicht unterbrechen, indem sie Joachim entführte. Sie hatte ihre Tochter heute schon zu genüge enttäuscht. Zudem: Der Puck hätte die ganze Nacht gebraucht, um die Kraniche zu falten und hätte es dennoch wahrscheinlich nicht geschafft. War es wirklich so schlimm, wenn sie sich ein oder zwei Stunden Verspätung erlaubte?

Sie hob Amy hoch und nahm sie auf den Schoss, während Jack sich zu Robert setzte.

„Heißt das, ich bin der einzige ohne Unterstützung?“, fragte Joachim mit gespielter Empörung.

Murphy krächzte und sprang auf seine Schulter. „Helfe.“ Seine Stimme klang in Dohlengestalt durch den Schnabel seltsam verzerrt.

„Na, ob du hilfst“, meinte Joachim neckend.

„Wenn es um Verhandlungen geht“, klackerte die Dohle.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Taroru
2017-12-21T13:37:31+00:00 21.12.2017 14:37
na da bin ich ja gespannt wie das monopoly spiel aus geht XD
sie sind mir immer noch sehr sympatisch, alle samt :-p
auch wenn das zwischenspiel viel zu kurz war! du weißt, ich brauche mehr lesefutter :-p


Zurück