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Hundstage

Kein Hund wie jeder andere
von

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Izayoi


 

I

zayoi bürstete ihre Haare nachdenklich. Sie waren ebenso lang wie die ihres Halbbruders, ebenso schwarz, aber viel dichter, und bedurften der Bürste mehrmals am Tag.

Irgendetwas stimmte nicht im Haus, da war sie sicher, selbst, wenn Vater ihr gesagt hatte, sie würden auch dieses Jahr wieder auf den Chrysanthemenball gehen. Allerdings hatte er ihr auch die Anweisung erteilt den Kimono des letzten Jahres zu tragen, eigentlich unmöglich. Ihre Ausbilderin war vor vier Wochen entlassen worden, ebenso wie andere Hausangestellte. Nur noch zwei Hausmädchen und ein Koch waren neben dem Gärtner für das Gumo-Anwesen verantwortlich. Etwas war anders, unangenehm, das wusste sie. Sie war nicht töricht und die Ausbildung an einer öffentlichen Schule hatte ihr gemeinsam mit ihrer Neugier doch einiges mehr an Weltkenntnis mitgegeben, als ihrer Familie wohl recht gewesen wäre.

Nun gut, dass Vater gemeint hatte, sie solle endlich auf dem Ball zusehen, dass sie eine vornehme, reiche, Familie für sich begeistere, die sie als Schwiegertochter wollte, war nur zu normal. Das kannte sie seit vier Jahren. Und, das gab sie zu, in der Schule hatte sie manchmal die einfachen Mädchen beneidet, die einen Beruf erlernen konnten, Jungen kennenlernten, ein normales Leben führten, das ihr und anderen Mädchen ihres Standes verwehrt war. Sie war eben die Enkeltochter eines Fürsten und sie wusste, dass Vater, der mit der Heirat mit ihrer Mutter einen Fuß in die Tür zur wirklich hohen Gesellschaft erhalten hatte, hoffte, sie würde ihm diesen Aufstieg sichern, ihm und ihrem Halbbruder.

Der Chrysanthemenball. Sie sollte sich wohl darauf freuen, wenige Menschen erhielten dort Zutritt, nun ja, auch wenige Youkai, aber da war sie nicht böse darum. Natürlich lebten Menschen und Youkai seit Jahrzehnten beisammen und man sah diese Wesen oft genug auf der Straße, in Geschäften oder auch an der Schule, aber ihr fielen eben immer zuerst die Unterschiede auf. Sie besaßen Klauen statt Hände, spitze Ohren oder sahen sogar noch eigenartiger aus. Auf dem Ball hatte sie sich stets mehr an Menschen gehalten, was Vater ja auch nicht getadelt hatte. So würde sie es auch diesmal halten.

Sie sah auf, da es klopfte. „Ja?“

Naraku schob die Tür auf. „Schwesterchen, unser Vater will mit uns reden.“ Sie saß wirklich hoheitsvoll da, wobei er zugab, dass der breite Obi und das Kissen im Kreuz des Kimono kaum eine andere Haltung zuließen. Aber diese Kleidung war Vaters Wunsch, seit sie aus der Schule war, ließ er sie nichts anderes mehr kaufen.

„Wegen des Balls?“ Sie stand auf. Sie mochte ihren Halbbruder nicht sonderlich, aber er war eben ihr Bruder. Und sie war zu empfindlich, vermutlich. Er war jedoch ein Hanyou, seine Mutter war eine Youkai gewesen, und Izayoi wusste seit Kindertagen um das spinnenförmige Muttermal auf seinem Rücken, das diese Herkunft anzeigte.

„Auch. Komm schon.“

 

Der Herr des Hauses wartete in seinem Arbeitszimmer auf seine Kinder. „Naraku, setze dich doch neben mich. Izayoi ...“ Er deutete vor sich.

Irgendwie erweckte das in dem Mädchen eine ungute Ahnung. Oder war das nur, weil sie mit dem Kimono doch auch etwas mehr Platz benötigte? Sie ließ sich jedoch gehorsam nieder.

Onigumo holte etwas Atem, ehe er sagte: „Dir ist kaum entgangen, Izayoi, dass uns in den letzten Wochen einige Leute des Personals verlassen haben. Das hatte einen schlichten Grund: ich musste ihnen kündigen, da ich sie nicht mehr bezahlen konnte. Wir, die Familie, die Bank, stecken in finanziellen Problemen. Schwerwiegenden. Das Einzige, was mich, uns, kurzfristig aus der Sache retten könnte, wäre deine Heirat mit einem reichen Mann, der in die Bank investiert.“

Izayoi starrte ihren Vater und Halbbruder an, ehe sie bemüht sachlich fragte: „Der Chrysanthemenball?“

„Äh, auch.“ Manchmal war dieses Mädchen klüger als es gut für sie war. „Nein. Ich habe dich verlobt.“

Izayoi spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. „Darf ich fragen mit wem?“ Irgendwann hatte das kommen müssen, aber so? Plötzlich und einfach hingeworfen? Und was bedeuteten diese finanziellen Probleme?

„Mit dem Inu no Taishou. Ihm gehört die Taishou Holding.“

Sie wäre um ein Haar rückwärts gefallen und stützte sich gerade noch mit einer Hand ab. Ihr Gesicht war starr geworden.

„Was ist?“ Onigumo klang ungeduldig. „Er ist ein sehr reicher Mann von hohem Stand.“

„Er ... er ist doch ein Youkai!“ Sie brachte es kaum heraus. Sie hatte Bilder gesehen, ihn selbst des öfteren getroffen, wenngleich natürlich nie persönlich mit ihm geredet. Er war ein Youkai! Ein Mononoke, ein Tiergeist! Er hatte Fellteile an den Schultern und Klauenhände!

„Auch Narakus Mutter war eine Youkai, und, wenn ich mich so angestellt hätte, wärt ihr beide jetzt nicht hier.“

„Verzeihen Sie, Vater,“ griff Naraku lieber ein, ehe die Sache noch schief ging. „Izayoi, unser verehrter Vater hat dir einige wichtige Punkte verschwiegen. Jetzt und auch schon seit Monaten. Er wollte uns, dich vor allem, schützen. Die Geschäfte laufen seit geraumer Zeit so schlecht, dass er gezwungen war, Gelder von Kunden an andere Kunden auszuzahlen, immer in der Hoffnung, es würde besser werden. Die Bank ist verschuldet, das Haus hier gehört ihm nur noch auf dem Papier. Kurz, wir sind pleite. Es gibt nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder du heiratest den Taishou – oder wir verlieren alles. Natürlich könnten Vater und ich unsere Ehre mit einem rituellen Selbstmord wieder herstellen, aber, was würde dann aus dir? - Das Leben mit einem Milliardär dürfte nicht so hart sein, wie ohne alles dazustehen, kein Haus, keine Bank.“

„Es ... es bleibt mein Erbe von Großvater,“ brachte Izayoi irgendwie hervor.

Intelligent war sie ja, gaben die beiden Männer zu. Onigumo sah fast hilfesuchend zu seinem Sohn, der es bereits schon vermocht hatte, die Lage so schön dramatisch darzustellen.

Naraku schüttelte mit sichtbarem Bedauern den Kopf. „Ja, Schwesterchen, da hast du Recht, aber das würde, als Eigentum einer Gumo, in die Konkursmasse fallen, das wäre auch weg. - Übrigens, keine Sorge, es ist bislang nur eine Verlobung. Du wirst ihn auf dem Chrysanthemenball treffen. Allerdings sind reiche, unverheiratete, Männer, die uns unterstützen wollen, nicht gerade dick gesät. Und, auch, wenn ich mich wiederhole: Izayoi, es geht um uns alle, Vaters und mein Leben, deine Zukunft. Du solltest deine Vorurteile fallen lassen. Youkai hin oder her, er ist reich, sieht nicht unbedingt schlecht aus. Und er hat einen fast erwachsenen Sohn von einer Youkai, sonst würde er dich nie in Betracht ziehen. Weißt du, Menschen haben Vorurteile gegen Youkai, aber andersherum ist es auch so. Nur Vater und wenige andere sind so tolerant.“

Onigumo nickte betont. Ach ja, er konnte förmlich sehen, wie das Mädchen schwankte. Naraku konnte wirklich geschickt mit Worten umgehen. Er sollte den Jungen öfter mit zu Verhandlungen nehmen, wenn alles wieder glatt lief. „Die Hochzeit wäre dann in den nächsten Tagen. Natürlich in überaus kleinem Kreis.“

Izayoi, jetzt auch noch in all ihren geheimen, romantischen, Träumen verletzt, starrte ihn fassungslos an.

Der Vater missfiel dem Sohn. Naraku hätte eine andere Strategie für ratsamer gehalten und war froh, dass er jetzt reden konnte. Vater war einfach zu voreilig geworden im Alter. Wenn das Vermögen gerettet war, sollte er es irgendwie schaffen den zu überzeugen in den Ruhestand zu gehen. „Izayoi, Vater wird ihn dir auf dem Chrysanthemenball vorstellen. Vielleicht ein Spaziergang, zu mehr bist du erst einmal nicht verpflichtet. Ich möchte dich jedoch inständig bitten daran zu denken, dass an deiner Empfindlichkeit unser Leben hängt. Du kannst uns retten, die Bank, das Haus hier, auch Teile deiner Mitgift.“

Das Mädchen nickte geschockt. Ob sie ihren Vater anflehen sollte … Aber wozu? Er würde sein eigenes Leben und das Narakus doch über ihre Empfindlichkeit stellen, wie sie es nannten. Aber einen Youkai heiraten? Oder den Ruin vor Augen?

„Denk darüber nach,“ meinte Onigumo begütigend, den sein Sohn fast anfunkelte. „Es ist natürlich eine böse Überraschung für dich, aber, wie Naraku schon sagte, ich wollte doch nichts erzählen, um euch nicht zu beunruhigen. Du darfst gehen.“

 

Izayoi gehorchte, noch immer fassungslos. Erst in ihrem Zimmer war sie soweit, dass sie in Tränen ausbrach.

Ein Monster heiraten? Sich von diesen Klauen berühren lassen? Nie!

Aber es gab ja keine Alternative. Sogar, wenn sie sagen würde, dass sie ihre Pflicht gegen Vater und Bruder vernachlässigen würde, die sich ruhig umbringen sollten, was natürlich undenkbar wäre, – was sollte sie selbst tun, ohne Geld? Sie hatte das Abitur, ja, jedoch keine Berufsausbildung, sah man davon ab, dass sie Herrin eines Hauses sein sollte. Und sie war nicht so naiv und unerfahren, dass ihr nicht bewusst gewesen wäre, dass sie höchstens als Aushilfe oder Küchenmädchen Arbeit finden würde. Ihren Cousin, Fürst Toko, um Hilfe bitten? Das hatte Vater vermutlich schon getan – und der fürstliche Clan sah auf Vater und seine Kinder herab. Sie würden höchstens zufrieden sein, dass Vater ihnen seine Unfähigkeit bewies.

Aber einen Mononoke, einen Tiergeist, heiraten?

Sie hatte durchaus in der Schule über Youkai und ihre strikte, auf Befehl und Gehorsam ausgelegte, Gesellschaft etwas gehört. Diese war im Mittelalter stehengeblieben, es gab sogar Mehrehe. Verfehlungen wurden hart bestraft, oft mit dem Tod. Der Herr und Richter über alle Youkai war der Inu no Taishou.

Oh, warum nur wollte er sie heiraten? Weil er Vater helfen wollte? Unwahrscheinlich bei einem Ungeheuer. Wollte er einfach mal eine Menschenfrau …

Hier konnte sie nicht einmal weiterdenken und brach erneut in Tränen aus.

 

Mühsam nahm sie sich zusammen. Naraku hatte ja recht. Es ging nur um eine nicht offiziell gemachte Verlobung, von der man ebenso still sich wieder zurückziehen konnte. Womöglich gefiel sie dem Inuyoukai auch gar nicht und er lehnte sie ab? Dann sollte sie allerdings zusehen, dass sie auf dem Ball sich einigen anderen, wichtigen, Leuten in äußerst positives Bild stellte. Menschen, bitte! Es musste doch einfach auch einen jungen Erben unter den Menschen geben, der bereit wäre, Vater zu helfen.

Und sie sollte auf dem Ball gut aussehen und sich perfekt zu benehmen wissen. Leider, wurde ihr bewusst, würde genau das auch dem mächtigen Youkai gefallen. Daiyoukai, nannte man das wohl.

Oh du je, in was war sie nur geraten? Aber sie konnte doch auch nicht zulassen, dass sich Vater und Bruder zu ihrer Ehrenrettung umbringen mussten, nur, weil sie zu feige war?

 

Nach einer durchwachten Nacht und einer fast zehnminütigen kalten Dusche wagte sich Izayoi aus ihrem Zimmer. Hoffentlich waren Vater und Naraku schon weg. Früher oder später müsste sie sie allerdings sehen und sie fürchtete sich jetzt schon vor der Frage, ob sie ihre Pflicht tun würde.

Ja, dachte sie, würde sie. Im Notfall, dazu hatte sie sich heute Nacht entschlossen, würde sie das Monster heiraten – und sich in der Hochzeitsnacht selbst umbringen. Dann wären Vater und Bruder gerettet, und sie gewissermaßen auch, da sie sich nicht vorzustellen wagte, was ein Youkai mit ihr tun würde. Sie kannte ja nur das menschliche Verhalten, das sie in der Schule gelernt hatten. Aber davon sollte sie Vater nichts sagen. Er hatte so lange geschwiegen um sie zu schützen, das konnte sie ihm andersherum auch vergelten.

 

Am Tag des Chrysanthemenballs stand Izayoi in ihrem Zimmer. Sie hatte sich mit Hilfe eines Hausmädchens den mehrlagigen Kimono angezogen, jedoch, wie ihr einst ihre Mutter geraten hatte, darauf verzichtet sich die Haare empor stecken zu lassen. Dazu waren die ihren bei weitem zu lang und schwer. Lieber zeigte sie sich so als Mädchen, als sich dadurch lächerlich zu machen, dass nach keiner Stunde ihre Frisur zerbröckelte. Es war der gleiche, obere, Kimono, den sie vergangenes Jahr getragen hatte. Sie hoffte zwar, dass niemand sich so genau erinnern würde, hatte sich jedoch eine Ausrede parat gelegt. Die meisten Anwesenden heute würden in der traditionellen Tracht kommen. Sie hatte bereits die Kleidung ihres Bruder gesehen, blau in blau gehalten, und war froh, dass sie orange wie die herbstlichen Chrysanthemen trug. Vater hatte sich sicher wieder in gelb mit weißer Hose gewandet, seine Kleidung bei Festlichkeiten. Aber bei Männern sah auch niemand darauf, wie oft sie was trugen.

Es klopfte.

„Ich komme, ich bin fertig,“ sagt sie eilig und schlüpfte in die traditionellen Getas.

Naraku öffnete. „Du siehst bezaubernd aus.“

„Oh, danke.“ Sie wurde rot. Noch nie hatte ihr Bruder das zu ihr gesagt.

Auch Onigumo, der draußen stand, musterte kurz seine Tochter. Doch, sie hatte sich Mühe gegeben und würde sicher auf den Inu no Taishou nicht so abschreckend wirken, dass der, eidesstattliche Versicherung hin oder her, einen Rückzieher machte. Das wäre fatal. Aber das Mädchen schien entschlossen sich zu opfern. Braves Kind.

 

Der Ball fand in einer von Youkai erbauten Halle unterhalb des großen Turms statt, der Tokyos Silhouette neben den Hochhäusern beherrschte. Draußen waren dämonische Wachen und menschliche Polizei, aber auch drinnen bevölkerten die reichsten Wesen beider Arten die Halle. Im Hintergrund war bereits ein Buffet aufgebaut, auf einer Empore spielte leise ein traditionelles Orchester.

Onigumo sah sich prompt nach dem Taishou um, aber, wie er fast vermutet hatte, war dieser noch nicht da. Er kam stets protokollgerecht direkt vor dem kaiserlichen Prinzen, der dieses Jahr die Veranstaltung leitete. Leider entdeckte er jemanden, auf den er gut und gern hätte verzichten können. „Fürst Toko und seine bezaubernde Gemahlin ...“ Er verneigte sich, Naraku und Izayoi folgten diesem Beispiel.

Während Fürst Toko etwas huldvoll seiner Cousine zulächelte, aber weiterging, blieb seine Ehefrau noch einen Moment stehen. „Hübscher Kimono, liebe Izayoi. Aber, kommt der mir nicht bekannt vor?“

„Das ist gut möglich,“ erwiderte das Mädchen mit allem Stolz, der ihr zu Gebote stand. „Diese Farbe ist die der Chrysanthemen im Herbst, liebe Cousine. Übrigens auch der Dekoration dort am Buffet.“

Die Fürstin musterte sie nur noch kurz, ehe sie weiterging.

Naraku grinste seine sonst so ungeliebte Halbschwester an. „Das war richtig gut. So eine Hexe.“

Er war so nett zu ihr heute, dachte Izayoi. Vermutlich wusste zumindest er das Opfer zu schätzen, das sie auf sich nehmen sollte. Sie hatte nur noch Frist bis der Inu no Taishou eintraf. Vielleicht sollte sie sich durch den Saal bewegen? „Gehen wir ein wenig?“ Vielleicht traf sie in letzter Sekunde noch den Retter?

„Natürlich, Schwesterchen.“ Naraku begleitete sie zu diversen Bekannten der Familie, stellte sie auch Menschen vor, die er kannte. Vater würde ein Auge darauf haben, wann der Daiyoukai eintraf. Es wäre allerdings nicht schlecht, gar nicht schlecht, noch einen Plan B zu haben, wenn der Taishou, aus welchem Grund auch immer, trotz der riskanten Lage seines Sohnes vor einer Heirat mit Izayoi zurückschreckte. Vater neigte immer mehr zu einseitigen Planungen, womöglich durchaus ein Grund, warum die Finanzen derart schlecht standen. Zumindest er hatte seinen Teil erfüllt und Ryuukossusei seine Schulden bezahlt. Hm. Im Hinblick auf den Drachenherrn wäre der Taishou als Schwager auch nicht schlecht. Damit könnte er sich bei künftigen Herausforderungen bei Ryuukossusei entschuldigen – das etwas angespannte Verhältnis der Zwei war schließlich bekannt. Und wer wollte schon den Herrn der Hunde verärgern? Das tat nicht mal der sonst so bedenkenlose Drache. Es liefen Gerüchte, dass da früher, vor Jahrhunderten, etwas vorgefallen sei, aber es war kaum ratsam auch nur einen der Beteiligten zu fragen.

 

Onigumo erkannte, dass der Inu no Taishou die Halle betreten hatte und verbindlich von diversen Regierungsmitgliedern, Menschen, begrüßt wurde, sich mit denen und den, sich vor ihm höflich tief verneigenden, Youkai auf eine kleine Plauderei einließ. Er würde und sollte ihm Izayoi erst vorstellen, wenn der offizielle Teil vorbei war, das Buffet gegessen und die Tänze eröffnet waren. Nun ja. Er vermutete nicht, dass ein Youkai tanzen würde, das hatte er noch nie gesehen. Während die Menschen tanzten, unterhielten sich die Wesen der anderen Art zumeist nur. Durchaus auch mit Menschen, die kein Interesse an den langsamen Bewegungen hatten, die den Damen im Kimono eben möglich waren.

 

Izayoi hatte allerdings bemerkt, dass ihr potentieller Verlobter gekommen war, und packte ihren Halbbruder am Ärmel. „Das … ist er?“ flüsterte sie hektisch.

Der Daiyoukai trug feinste, weiße, Seide als Hose, ein aufwendig blau besticktes Oberteil aus eben diesem Material und jene seltsamen Fellteile, die von seinen Schultern über den Rücken fielen. Seine seidene Schärpe hing perfekt gebunden fast ebenso tief an seiner Vorderseite herab. Sein weißes, fast silbrig glänzendes, Haar war zu einem Zopf emporgezogen, wie er unter Menschen seit geraumer Zeit aus der Mode gekommen war. Blaue Zackenbänder zierten seine Wangenknochen. Er sah so fremd aus, dachte sie, als sie seine Hand musterte. Nein, eine Klaue. Er musste bemerkt haben, dass sie ihn unhöflicherweise angestarrt hatte, denn er wandte etwas abrupt den Kopf um sie anzusehen und sie blickte eilig zu ihrem Halbbruder. Diese so seltsam leuchtenden, gelben, Augen … Nein, kein Mensch.

„Ja,“ erwiderte Naraku derweil. „Das ist der Inu no Taishou, einige Milliarden schwer, Regierungsmitglied und Herr der Youkai. Du wirst zugeben, dass er für einen Youkai recht menschlich aussieht.“

Genau dies fand Izayoi nicht und sie schluckte schwer. Ihr Hals schien wie zugeschnürt zu sein. Nur nicht mehr dort hinsehen, lieber zur Tür, wo soeben die Kaiserlichen Hoheiten den Raum betraten.

 

Das war Naraku, dachte der Inu no Taishou, dann musste die junge Dame neben ihm seine Halbschwester sein, die ihm selbst aufgezwungene Braut. Sie sah beileibe nicht hässlich aus, immerhin, und sie schien bemerkt zu haben, dass sie eine Unhöflichkeit begangen hatte, denn sie wurde sichtbar verlegen. Nun ja. Gut erzogen und ein netter Anblick. Er würde sie für die wenige Zeit, die er der Form halber mit ihr verbringen musste, erdulden können, ehe er sie in den Westen schickte. Was ihm absolut nicht gefallen konnte, war die Tatsache, wie freudig sie sich bereit erklärt hatte ihn durch Erpressung zu heiraten. Geld und Macht waren ein Anreiz, das wusste er nur zu gut, aber er war nicht willens, das jemandem durchgehen zu lassen. Zudem: sei es Onigumo oder Naraku, je mehr Nachforschungen er anstellen ließ, umso weniger verdienten sie den Respekt eines ehrlichen Kriegers. Und Izayoi passte wohl nur zu gut in diese Familie. Aber er musste an seinen eigenen Sohn denken. Zuerst Sesshoumaru beschützen und sein eigenes Werk, dann Vergeltung. Er kannte einen menschlichen Spruch darüber, und er fand ihn passend: Rache ist ein Gericht, das nur kalt genossen schmeckt.
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Herzlichen Glückwunsch, Izayoi. Du hast die hinter-letzte Karte gezogen. Oder den Schwarzen Peter. Das nächste Kapitel heißt: Heirat... Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Teilchenzoo
2018-02-17T14:07:28+00:00 17.02.2018 15:07
Armes Kind. Die Einen benutzen dich, die Anderen verachten dich. Und keiner schätzt dich richtig ein. Aber ich weiß, dass du ein Faible für Happy Ends hast, und ein Händchen für Romantik.
Von:  Miyu-Moon
2018-02-12T09:38:18+00:00 12.02.2018 10:38
Dann gibt es also sehr viel zu lesen und darauf kann man sich ja freuen. Wobei ich mich gerade frage, welche Figuren abgesehen von Dämonen, damals schon gelebt haben. Für Rin und Kagome wäre es noch zu früh, ebenso für die meisten Menschen, außer man zieht die Elterngeneration in Betracht? Den Nachnamen von dieser Suzuki kennen wir nicht und nach der Beschreibung ist sie wohl eher ein NPC.
Ah, Izayois Familie wäre Fürst Toko und seine Frau und haben die Kinder? Apropos Izayoi- heißt das der Leibwächter Takemaru Setsuna existiert in diesem Universum nicht oder wurde dere bereits mit dem restlichen Personal entlassen? Oh, warte - dem Film hat ja nicht gesagt, ob sie sich schon so früh kannten. Er könnte also noch auftauchen. Ich möchte dir natürlich nichts vorschreiben, aber falls er selbst ein Fürstensohn wäre, wäre er in Izayois Augen wohl eine angenehmere ( menschliche ) Alternative als ein Mononoke. Übrigens wusstest du das der Inu Taisho auch einen persönlichen Namen ( Toga ) erhalten hat? ( nach Wikia, war der Name in Movie-Script enthalten, wurde jedoch nicht verwendet, um Fans nicht zu verwirren. ) Nur so ein Fingerzeig, falls es Mal ein Kapitel geben sollte, wo der Taishou Izayoi doch seinen privaten Namen anvertrauen würde.
Antwort von:  Hotepneith
12.02.2018 11:46
Psst. Verrate doch keine Spoiler - aber du rätst schon mal richtig. Suzuki ist ein NPC, aber ich hoffe, auch andere Personen aus der Richtung werden noch folgen, deren Biografie etwas deutlicher beleuchtet wird.
Fürst Toko hat Kinder, aber das kommt später. Takemaru Setsuna habe ich für etwas später vorgesehen...
Toga, ja, das wusste ich, aber ...Hm. Verflixt, ich will nicht spoilern.

hotep
Von:  Miyu-Moon
2018-02-11T20:20:07+00:00 11.02.2018 21:20
Theoretisch gesehen kann es nicht mit ihrem Tod enden, außer diese Geschichte wäre richtig schwer im Alternative Universe drin. 20 Kapitel für die Ehetage? Das scheint ja ein richtiger Epos zu werden, falls sie sich bis Inu Yasha Geburt erstrecken sollte. Naja, falls. aber sehr interessant das Naraku und Onigumo eigene Figuren darstellen und nicht Alter Egos.
Antwort von:  Hotepneith
12.02.2018 10:08
Ich fürchte, ich fürchte:) Naja, ganz ein Epos nicht, aber es gibt eben eine Menge zu erleben in solch turbulenten Tagen, zumal es ja nicht nur um die Zwei geht sondern Izayois Famiie auch so ihre Pläne hat - und gewisse andere Leute auch.

In Kapitel zwanzig sind tatsächlich seit Beginn der Story keine drei Wochen vorbei.
Ich habe mich wieder ienmal bemüht sehr auf Gedanken und Gefühle der einzelnen Charaktere einzugehen und auch die NC nicht zu vergessen.

hotep
Von:  Sanguisdeci
2018-02-11T11:42:47+00:00 11.02.2018 12:42
Ich bin gespannt, wie sich der Inu no Taishou und Izayoi einander gegenüber verhalten werden :D
Antwort von:  Hotepneith
11.02.2018 14:58
Danke, ich hoffe, es bleibt spannend, ich habe mehr als zwanzig Kapitel allein für di ersten Ehetage verwendet - nun ja, auch, für die restliche Familie Gumo, zugegeben.


hotep


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