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Hundstage

Kein Hund wie jeder andere
von

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Einzug


 

I

zayoi wurde es eiskalt. Ohne weiter nachzudenken versuchte sie panisch die Autotür wieder zu öffnen. Sinnlos, denn trotz ihres Rüttelns hielt der Taishou mühelos diese verschlossen. Mit Tränen in den Augen versuchte sie zu ihrem Vater zu sehen, aber Onigumo nickte ihr nur zu.

Dann erst meinte er zu seinem Schwiegersohn: „Ich fürchte, Sie haben Izayoi erschreckt. Nun ja, sie wird sich sicher an die Gebräuche der Youkai gewöhnen.“ Und, wenn nicht, so war das auch ihr alleiniges Problem. Er hatte ihr doch wirklich eine gute Erziehung angedeihen lassen, da sollte sie sich in ihre Lage einfinden können. Er ging.

Naraku schloss sich ihm an. „Ihre Augen?“ erkundigte er sich.

„Frag mich nicht. Das muss sie ihm schon ausreden. Nicht unsere Sache. Wir gehen jetzt zum Anwalt und legen ihm den Ehevertrag vor. Dann bekommt der Taishou unverzüglich seine Million und wir die zwei. Damit sind wir für einen Monat gerettet.“

 

Der Taishou wandte erst jetzt den Kopf und bemerkte, wie sich seine neue Ehefrau hektisch die Hände vor das Gesicht schlug. Was war denn los? Onigumo war ein intriganter Narr, aber ein Mensch. Hatte er selbst etwa Izayoi wirklich erschreckt? Er ließ die Tür los. Bevor die entsetzte Braut das auch nur bemerkte, saß er neben ihr auf dem Fahrersitz. Er konnte ihre Tränen riechen, hörte, wie sie mit den Zähnen klapperte, soweit er wusste ein Zeichen von Angst. Ja, er hatte sich wohl für Menschen irgendwie unglücklich ausgedrückt. „Beruhigen Sie sich,“ meinte er daher sachlich. „Ich weiß nicht, was Sie über Youkai denken. Wir leben seit siebzig Jahren mit Menschen und haben die Verträge. Überdies sind Sie als meine Gemahlin meinem Schutz anvertraut.“

Ihn nur nicht weiter ärgern, war der einzige Gedanke, der durch ihre Panik drang. Die Strafe würde grässlich. „Sie... wollen … meine Augen ...“ würgte sie in reinem Überlebensinstinkt hervor.

„Ja, ich würde Ihnen gern einmal in die Augen sehen.“ Oh, dämmerte es ihm dann. Sie hatte doch nicht wirklich geglaubt, er wolle sie blenden? Wenn sie so über Youkai dachte, wilde Bestien, warum hatte sie sich bereit erklärt ihn zu heiraten? Des Geldes wegen? Hatte Onigumo sie etwa gezwungen? „Nehmen Sie doch die Hände herunter.“ Irgendetwas wie Mitgefühl ließ ihn ungewohnt ergänzen: „Bitte.“

Izayoi gehorchte zögernd, ehe sie ihrem Ehemann das Gesicht zuwandte. „Danke,“ flüsterte sie, doch irgendwie beruhigt. Was sollte sie sonst auch schon sagen. Es waren nur Worte, was er wirklich wollte musste sich zeigen, aber immerhin schien er bemüht sie zu beschwichtigen. Vielleicht auch nur, weil sie hier in der Öffentlichkeit vor dem Rathaus saßen?

„Sie haben sehr schöne, dunkle, Augen. Ich hoffe, ich sehe sie auch einmal ohne Tränen.“ Er drehte den Zündschlüssel. Noch immer etwas bewegt darüber, was sie ihm zutraute, meinte er: „Wir fahren in das Schloss. Es liegt ungefähr hundert Kilometer entfernt. Ich werde Ihnen Ihre Räume zeigen und Ihre Dienstboten vorstellen.“

„Dienstboten.“ Reden, beschwor sie sich. Sie musste einfach herausbekommen, was er wollte. Immerhin schien das erste große Missverständnis schon hinter ihnen zu liegen. Vorsichtig zog sie Taschentücher aus dem Kimonoärmel. „Sie haben mir mehrere zugewiesen?“

„Ja. Eine ältere Menschenfrau namens Misako als Ihre Zofe und persönliche Bedienstete, und eine jüngere Menschenfrau namens Akiko. Sie ist mit einem Youkai verheiratet und kann Ihnen sicher gewisse Dinge erklären.“

„Das ist sehr ... rücksichtsvoll von Ihnen.“ Noch immer schwankte ihre Stimme etwas.

Der Daiyoukai bog auf die Schnellstraße. „Izayoi, vergessen Sie eines nicht: Sie sind meine Frau. Ich habe Sie geheiratet, widerwillig, aber ich habe es getan. Und ich stehe zu meinem Wort und zu meiner Tat.“

Sollte sie gern wissen wollen, mit was Vater ihn zu dieser Heirat gebracht hatte? Lieber nicht. „Darf ich Sie etwas fragen?“

„Ja.“

„Wenn ich etwas falsch mache ... ich meine, Sie verärgere, dürfen Sie mich strafen?“

„Ja.“ Er warf einen Blick seitwärts und stellte fest, dass seine Ehrlichkeit nicht sonderlich gut aufgenommen worden war. Das konnte schwierig werden, wenn sie so ängstlich war. Immerhin sollte sie auch die Hausherrin sein. Und sein eigener Ruf unter Youkai würde leiden, wenn er so ein Rühr-mich-nicht-an als Ehefrau anbrachte. Er hatte eine Stunde um sie zu beruhigen. „Was auch immer Sie darunter verstehen. Ich werde Sie nicht schlagen, wenn Sie das meinen.“

Ja, das hatte sie gemeint. „Ich weiß wenig von Youkai,“ gab sie zu. „Nur, was ich in der Schule hörte. Und da waren auch ein oder zwei an der Schule, ja.“

„Das habe ich mir gedacht. - Sie werden, zumindest in der ersten Zeit, nicht im Schloss wohnen, sondern im Jade-Pavillon, einer kleinen Villa daneben. Im Schloss leben praktisch nur Youkai. So können Sie sich eingewöhnen. Natürlich können Sie, wenn Sie wollen, in das Schloss umziehen, aber ich vermutete, das sei Ihnen lieber.“

„Danke.“ Wieder so rücksichtsvoll. Vielleicht ging es doch gut? Aber sie brauchte nur auf die Klauen am Lenkrad sehen, um den Schauder wieder zu spüren. Er war ein Monster, freilich in menschenähnlicher Form. Und als er gelächelt hatte, waren da spitze Eckzähne entblößt worden, Fangzähne. Sie musste behutsam sein. Er war bestimmt stärker als sie, mächtiger auch in der Politik und Finanzwelt. Sie konnte ihm nicht entkommen. Sicher, er hatte gesagt, dass er sie nicht schlagen würde – aber es gab bestimmt auch andere Strafen. Und selbst wenn nicht: sie musste sich jetzt von diesen Klauen berühren lassen, sich diesem raubtierhaften Gebiss nähern, und das alles möglichst ohne Angst oder Widerwillen zu zeigen. Wie sollte sie das nur anstellen? Wenn sie an „Die Schöne und das Biest“ dachte, half es vielleicht? Vielleicht entpuppte sich auch der Daiyoukai als wenigstens passabler Ehemann? Sie wusste von ehemaligen Schulfreundinnen, die standesgemäß über die Eltern verheiratet worden waren, die es ganz unterschiedlich getroffen hatten. Und das waren doch alles Menschen.

Der Taishou war schon erst einmal zufrieden, dass sie nicht mehr weinte. Später, heute Abend, würde er mit ihr noch einmal unter vier Augen reden, womöglich hatte sie sich dann weiter beruhigt. „Übrigens – in Ihrem Kleiderschrank befinden sich bereits einige Kimono, die ich anfertigen ließ. Sollten sie nicht passen, müssten Sie es Misako sagen, damit die Schneiderin sie ändern kann.“

„Ich habe ...“

Er klang bestimmt. „Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen widerspreche, Izayoi. Ich bin sicher, dass Sie Kimono besitzen, aber kaum welche, die für eine Fürstengemahlin geeignet sind.“

„Das stimmt, danke.“ Er war eindeutig großzügig – und dachte mit. Wieder fasste sie etwas Hoffnung, die erstarb, als sie seine Finger betrachtete. „Ich werde für Sie repräsentieren, wenn Sie das wünschen.“

„Ja, das wünsche ich. - Falls Sie andere Dinge benötigen, werden Ihre Dienerinnen das Ihnen besorgen. Oder Sie lassen sich in die Stadt fahren.“

„Das darf ich?“

Sie klang so hoffnungsfroh, dass er beiseite blickte und fast amüsiert antwortete: „Die Tore des Schlosses sind nicht mit Ketten versperrt. Sie sind nicht meine Gefangene. - Der Chauffeur ist allerdings ein Youkai, der auch bei Ihnen dann die Funktion des Leibwächters übernimmt.“

Ja, natürlich. Ein so reicher und mächtiger Mann musste gewiss auch vor Entführung auf der Hut sein. Izayoi atmete durch. „Entschuldigen Sie. Ich weiß wohl sehr wenig über die Youkai. Ich habe nur gelesen, es gäbe eine sehr strikte Hierarchie. Und Sie sind der Herr.“

„Ja.“

„Dann dürfen Sie jeden Youkai in Japan bestrafen?“

„Wenn er gegen die Regeln verstößt, ja.“

Das bedeutete im Umkehrschluss – ihn konnte niemand zur Rechenschaft ziehen. Sie sollte behutsam sein und viel lernen. „Ist Ihr Sohn im Schloss?“

„Nein, er befindet sich auf einer Auslandsreise.“ Wusste sie oder wusste sie nicht von der Erpressung ihres Vaters und Bruders? Ganz eindeutig war sie nicht begeistert ihn geheiratet zu haben, etwas, womit er mutmaßlich diverse Damen beider Arten im Lande in Enthusiasmus versetzt hätte. Ausgenommen ausgerechnet die zwei Frauen, die er tatsächlich geheiratet hatte. Immerhin weinte sie nicht mehr. „Sie werden ihn erst in einer Woche kennen lernen.“ Das gäbe sowieso noch eine Unterhaltung mit seinem Sprössling. Der kam da ganz nach seiner Mutter, für die die schwächere Art auch die minderwertige war. Sesshoumaru sollte mit Kritik allerdings überaus vorsichtig sein – erstens war es dessen Fehler gewesen, der letztendlich diese Hochzeit ausgelöst hatte und zweitens: Mensch oder nicht, Izayoi war seine Frau. Und er beschützte das, was ihm gehörte.

 

Izayoi bemerkte ein wenig verwundert, dass die Fahrt nicht nur an den Stadtrand ging, sondern durch die eng zusammengewachsenen großen Städte, immer weiter nach Westen. Die Häuser wurden kleiner und die Gärten größer. So etwas hatte sie zuletzt bei Schulausflügen gesehen. Der Taishou bog von der Schnellstraße ab und lenkte das Auto auf eine kleinere, hielt jedoch immer noch den westlichen Kurs.

„Wir sind bald da,“ meinte er.

„Danke.“ Was sollte sie schon sagen? Er bemühte sich, das gab sie zu, aber wenn sie BALD da waren, sie BALD in ihrem Zimmer war – nun ja. Dann kam wohl nur zu BALD der Zeitpunkt, an dem er das wollte, was ihm nach jedem Recht als Gatte zustand. Sie hatte panische Angst davor, wenn sie nur die Klauen betrachtete. Bissen Youkai? Kratzten sie? Wie sollte sie das überstehen? Vielleicht gab es eine Möglichkeit ihn mit Worten von sich abzuhalten? Kraft gegen Kraft zu setzen brauchte sie gewiss nicht. Die Straße schlängelte sich nun links an Teefeldern vorbei, rechts an einer hohen Mauer aus Ziegelsteinen, ungewöhnlich. Sie fragte zögernd nach.

„Ja, das ist der Schlosspark. Hier hinten trainieren allerdings meist die Krieger, darum die Mauer. Weiter vorn, näher am Schloss, befindet sich auch ein Garten, in dem Sie spazieren gehen können, zur Meditation, aber auch mit Wasser.“

Die Krieger. Youkai-Krieger. Natürlich, Taishou war ein Heerführer. Izayoi schluckte etwas. Nein, entkommen war unmöglich. Wohin hätte sie auch sollen? Ihr Vater hatte sie praktisch verkauft, der Taishou hatte sie gekauft. Sie war das Opfer und alle waren zufrieden. Sie musste nur irgendwie … überleben? Sie warf einen Blick auf die beiden Fellteile, die von seinen Schultern gewöhnlich mit seinem Zopf über den Rücken fielen, jetzt jedoch rechts und links über den Autositz. Ob das echtes Fell war oder nur ein Statussymbol? Hundedämon, Inuyoukai … Bedeutete das, dass er sich in einen Hund verwandeln konnte? Oh ihr Götter, nein, das wollte sie nicht sehen. Diesen Beweis, dass er ein Monster war … Das da war das Schloss? Sie starrte das hohe Gebäude an. Sie kannte von Schulzeiten her diverse große Paläste, nicht zuletzt von einem Ausflug nach Kyoto, aber das kam dem recht nahe. Mehrstöckig, mit geschwungenen Dächern und Türmen, davor altmodisch gekleidete Menschen, nein, Youkai, die beiseite wichen, als das Auto die Auffahrt förmlich empor-sprang und vor dem eigentlichen Schlosshof hielt. Falls sie je daran gezweifelt hätte, dass ihr neuer Gemahl ein sehr mächtiger Mann war, so waren diese Zweifel beseitigt.

 

Ein Youkai riss ihm die Tür auf. „Willkommen, oyakata-sama.“

Izayoi blieb regungslos sitzen, da niemand ihre Tür öffnete. Sollte sie das allein tun? Aber da stand schon der Taishou neben ihr und öffnete, bot ihr die Hand. „Kommen Sie, meine Liebe.“

Ah, dachte sie, dann war das richtig gewesen.Aber sie zögerte ihre Hand auf die Klaue zu legen, bis ihr siedendheiß einfiel, dass sie ihn in diesem Fall vermutlich vor seinen Leuten blamieren würde – und er das durchaus an ihr auslassen könnte. So tat sie es zitternd, ließ sich aus dem Auto helfen. Es war bequemer, zumal im Kimono, ja. Er lächelte etwas. Hatte er ihr Zögern bemerkt? Ihre Hand wurde jedenfalls freigegeben.

„Kommen Sie, meine Liebe, ich zeige Ihnen den Pavillon. - Bring das Gepäck hinüber.“

 

Der so genannte Jade-Pavillon befand sich im Garten, in Sichtweite des Schlosses, aber von dichten Hortensienbüschen umstanden, deren blaue Blüten sich zu öffnen begannen. Wie auch das Schloss war er im mittelalterlichen Baustil erbaut – und eindeutig größer, als sich Izayoi vorgestellt hatte. Zwei Frauen knieten vor der Tür und verneigten sich tief. Das mussten also Misako und Akiko sein.

 

Der Taishou bestätigte das. „Ich darf Ihnen, meine Liebe, Misako und Akiko vorstellen. Diese Beiden sind nur für Sie und Ihre Wünsche da. Am Haustelefon befinden sich Knöpfe, mit denen Sie sie rufen können. Aber kommen Sie. Ich zeige Ihnen den Pavillon.“

„Danke.“ Sie wusste noch immer nicht, wie sie ihn anreden sollte, hatte aber durchaus festgestellt, dass er sie nicht mehr mit ihrem Vornamen ansprach, sondern mit „meine Liebe“ eine höfliche Anrede der Ehefrau. Sie würde wohl lieber bei Heerführer bleiben – Taishou, bis er anderes erlaubte.

Auf einen kleinen Vorraum folgte ein deutlich größerer, dessen Einrichtung verriet, dass es sich um den Hauptaufenthaltsraum handelte, mit Matten und einem kleinen Tischchen, auf dem bereits Tee köchelte. „Hier können Sie auch essen“, erklärte der Taishou. „Misako wird es Ihnen aus der Schlossküche für Menschen besorgen. - Hier drüben ist ein Arbeitszimmer.“ Es schob die Tür beiseite. Hier war der westliche Stil eingehalten worden. „Wenn Sie keinen Laptop haben, müsste man Ihnen einen zukommen lassen.“

„Ich habe einen im Koffer, danke, werter Taishou. Man müsste ihn nur anschließen.“

„Misako.“ Damit war für den Hausherrn die Sache erledigt. „Hier hinten befindet sich Ihr Schlafzimmer. Von dort aus geht es in das Bad und Ihr Ankleidezimmer. - Misako und Akiko übernachten hinter dem Schloss in den Wohnungen der Menschen, aber Sie können unbesorgt schlafen. Tag und Nacht patrouillieren die Krieger.“

„Danke.“ War das eine dezente Warnung vor einem Fluchtversuch? Dieser Pavillon war nett, neue Kimono und Dienstboten bezeugten, dass ihr Ehemann nicht nur Geld besaß, sondern es auch für sie ausgeben würde – und sie hätte zu gern alles hergeschenkt, wäre nur eine andere Frau bereit sich in der Nacht in sein Bett zu legen. Was sagte er da gerade?

„Richten Sie sich ein wenig ein, die beiden Frauen werden gewiss Fragen und Wünsche beantworten. Ich werde Sie nach dem Abendessen aufsuchen. Sagen wir, um halb neun?“

Izayoi neigte zustimmend den Kopf, mit einer vielleicht etwas zu tiefen Verbeugung, um ihr Gesicht nicht sehen zu lassen. Das also war die Frist, die sie noch erhielt? Immerhin war es noch eine. Da der Daiyoukai wortlos ging, wandte sie sich an die beiden ihr fremden Frauen. Sie durfte ihre Angst, ihre Unsicherheit, nicht zeigen, das wusste sie nur zu gut. „Ich würde allerdings gern etwas trinken, und mir dann die vorhandene Garderobe ansehen, ehe ich meinen Koffer auspacke.“

„Natürlich, Izayoi-sama,“ erwiderte Misako. „Was möchten Sie trinken? Tee, Cola, Limonade?“

„Oh, einfach Mineralwasser.“

„Natürlich. Ich hole es Ihnen sofort. Akiko kann Ihnen derweil ja den begehbaren Kleiderschrank zeigen, und die wirklich wundervollen Kimono, die die Schneiderin da brachte. Nun ja, sie arbeitet bei den Stickereien mit den Spinnen zusammen, das sieht man. Ich denke, kein Mensch bekäme solch filigrane Muster hin.“ Sie eilte weg.

„Spinnen – das sind auch Youkai,“ fragte Izayoi scheinbar desinteressiert Akiko, aber sie musste an Naraku denken.

„Ja. Es sind nur relativ wenig Menschen hier, Izayoi-sama. Wenn ein Mensch für den Herrn arbeitet, dann meist in der Konzernzentrale. Ich lebe hier, weil mein Mann ein Youkai ist. Er ist in der Wache. Misako wurde dagegen für Sie extra gestern eingestellt. Sie hat gute Referenzen als Zofe einer Fürstin Nayako, die verstarb. - Bitte, folgen Sie mir.“

 

Der Inu no Taishou wurde kurz vor seinem Arbeitszimmer von Myouga abgefangen: „Nachricht von Kiyoshi, oyakata-sama!“

„Endlich.“ Der Daiyoukai setzte sich auf die Matten und griff zum Telefon. „Kiyoshi.“ Der hatte ihm die Nachricht doch heute morgen schon liefern sollen.

„Es dauerte, weil ich es lieber noch einmal überprüft haben wollte, oyakata-sama,“ entschuldigte sich der Kitsune prompt. Er kannte den Inu no Taishou seit Jahrhunderten und diese kleine Veränderung in der Betonung seines Namens besagte nichts Gutes. Auch, wenn er selbst die Grenze zu einem Daiyoukai übersprungen hatte und der Ranghöchste aller Füchse Japans war – sogar zwischen Dämonenfürsten gab es Machtunterschiede. Sich dem Inu no Taishou auf eine Schwertlänge gegenüber zu stellen, war eine der törichsten Selbstmordvarianten, die man nur wählen konnte. „Das Testament des verstorbenen Fürsten Toko beinhaltet kein Legat an Onigumo no Gumo. Es handelt sich insgesamt um drei Millionen in Wertpapieren und Grundstücken, alles fällt an seine Enkeltochter Izayoi an ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag. Sollte sie zwischen einundzwanzig und fünfundzwanzig heiraten, fallen die drei Millionen an ihren Ehemann.“

„Onigumo!“ Der Taishou knurrte es förmlich zwischen den zusammengepressten Fangzähnen hervor. Sein Youki stieg abrupt an. Das Telefon in seiner Hand knirschte.

 

Myouga flüchtete sich vorsorglich schon einmal in das weiße Fell auf der Schulter. Eiwei. Das sah so aus, als ob es Ärger geben würde. Soweit der kleine Flohgeist das abschätzen konnte, hatte dieser Onigumo die Unverschämtheit besessen den Herrn zu einer Heirat mit seiner Tochter zu nötigen, um Sesshoumaru aus seiner Patsche zu holen. Zu allem Überfluss hatte er ihm dafür eine Million an Mitgift geboten – obwohl nach diesem Testament dem Herrn drei zustehen würden. Kurz, Onigumo hatte ihn nicht nur erpresst, sondern auch noch betrogen.

 

Der Herr der Hunde nahm sich zusammen. „Weiter, Kiyoshi. Wie sieht es mit den Schulden aus?“

Der Kitsune war etwas erleichtert, dass kein Tadel kam. „Narakus Spielschulden scheinen alle in der letzten Zeit bezahlt worden zu sein, es sind keine auf dem Markt, oyakata-sama. Ich ließ die privaten Schulden Onigumos kaufen, die er mit seinem Haus gesichert hat, aber das waren nur kleine Kredite bei diversen Banken. Alle anderen liefen über die Gumo-Bank und sind dort mit Hypotheken abgesichert. Ich ließ kaufen, was für die Holding verfügbar war. Alles in allem an die zwanzig Millionen, die nun dem Unternehmensverbund gehören. Wie gewünscht wurde unter verschiedenen Firmen gekauft und alles intern gehandelt, das Ihnen jetzt zur Verfügung steht. Er sollte es nicht ohne Weiteres nachvollziehen können, selbst, wenn er Verdacht schöpft.“

„Gut, Kiyoshi, danke. Machen Sie für heute frei, Ihr Sohn wird schon warten.“ Der Kitsune hatte vor zwanzig Jahren seine Frau unter mysteriösen Umständen verloren und zog seither den kleinen Shippou allein mit Hilfe einer Amme auf. Der war noch ein Baby. Erst in über hundert Jahren wäre der schulreif. Der Taishou legte auf und dachte nach. Kurz zusammengefasst hatte Onigumo gerade zwanzig Millionen bei ihm Schulden. Daraus ließe sich doch etwas machen, so knapp bei Kasse wie die Gumos waren. Allerdings sollte er zuvor klären, wie das mit Izayoi aussah. Es wäre nachgerade lächerlich, wenn er ihren Vater in den Ruin treiben würde, und sie den dann mit ihrem Taschengeld, das sie ja von ihm erhielt, durchfüttern. Wusste sie von der Erpressung und hatte mitgespielt, um an Rang und Geld zu kommen? Oder hatte Onigumo sie dazu ebenso genötigt wie ihn selbst, mit Zuckerbrot und Peitsche? Gleich. Er würde diesen Mistkerl in die Knie zwingen, auch, wenn das Monate dauern sollte. Er hatte Zeit.

Nun ja, er sollte jetzt wohl besser duschen und sich in ein Seidengewand werfen. Trotz allem war das schließlich seine Hochzeitsnacht.

 
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Teilchenzoo
2018-03-02T14:03:17+00:00 02.03.2018 15:03
Ich sag ja, diesen Satz kann man fast nur missverstehen ...
Aber gut, dass dem Taishou langsam immer mehr Zweifel kommen, wie bereitwillig Izayoi diese Hochzeit eingegangen ist. Hoffen wir mal, er bleibt auch weiterhin so rücksichtsvoll und verlangt nicht gleich eheliche Pflichten ... bei der Wahl der Bediensteten und der Unterbringung hat er sich ja schon sehr zuvorkommend gezeigt, wenn auch vielleicht, um eine potentielle Intrigantin zu isolieren und abschätzen zu lernen.

Ist das mit Izayois Erbe durch den Ehevertrag, den beide unterzeichnet haben, dann so rechtens? Ich schätze mal, der alte Spinnenfreund hat sich da abgesichert, sodass der Taishou ihm da nicht beikommen kann.

Bin gespannt, wie der Taishou Onigumo und später (hoffentlich ohne Schaden!!) dann auch Naraku ausmanövriert.
Antwort von:  Hotepneith
03.03.2018 18:25
Zum Glück für Izayoi hat er ein gewisses Gerechtigskeitsgefühl: erst prüfen, dann entscheiden. Die getrennte Unterbringung wäre in jedem Fall gut - wenn seine Neuerwerbung unschuldig ist, um ihr die Eingewöhnung zu erleichtern, wenn nein, um sie besser unter Kontrolle zu halten.
Das Testament des Fürsten Toko wird noch einiges auslösen, mal ganz abgesehen davon, dass es der Herr der HUnde nciht schätzt erpresst zu werden...
Von:  Miyu-Moon
2018-02-26T15:51:49+00:00 26.02.2018 16:51
Nur Monate? Für einen Youkai wäre das noch immer sehr schnell. Oder hat der Taishou bereits einkalkuliert, das Onigumo als Mensch nicht so lange leben wird? Ah, noch was triviales. Gibt es in diesem Universum einen besonderen Grund, wie onigumo als Mensch quasi an einen Youkainamen kommt? Hat das was vielleicht mit seiner ersten Ehefrau zu tun? Und weil von Spinnendämonen-Schneider(?) die Rede war; ist Naraku selbst eigentlich adept im Nähen oder hat er andere Talente von seiner Mutter geerbt? Sind die meisten Spinnnendämonen in Textilgewerben tätig? Wie sieht das mit miltärischen Applikationen aus? Unsere heutigen Wissenschaftler sagen ja immer gerne, wie robust Spinnenseide wäre in Vergleich zu anderen Fasern, ergo könnte dämonische Spinnenseide ja fast wie Tolkiens Mithril sein nicht?
Antwort von:  Hotepneith
26.02.2018 17:18
Danke, gleich so viele Fragen.

Fangen wir mal an: der Taishou meint bei den Monaten ja, er habe Zeit - vor den Verträgen hätte er die Sache kurz und schmerzhaaft mit Sounga beendet, ein Wirtschaftskrieg dauert doch etwas ...
2, Onigumo, der Name ist ja Canon, aber ich dachte, er könnte irgendwas mit Spinnen zu tungehabt haben, also, die Familie - deswegen ja auch das no mit im Namen, dass er auch darauf auf diese Heirat kam.
3. Naraku hat andere Talente von seiner Mutter geerbt, später in einem Kapitle erwähnt er einmal, dass er sehr gut lügen, bzw. sieine Lügen besser verstecken kann als Menschen, vor allem durch die Spinnengene
Nähen sehe ich ihn nicht.
4, ja, die meisten Spinenndämonen sind wohl in der Textilbranche tätig, selbstständg allerdings, nächste kapitel wird Izayoi erzählt, dass die Schneiderin mit den Spinnendämonen zusammen arbeitet.
5, Es muss eine beondere Seide sein, wenn man bedenkt, wie oft auch Sesshoumarus Kleidung zerrupft wird und es nicht lange bleibt - bischen selbstheilend auf alle auch ein leichter Schutz, ähnlich wie das Feuerrattenhaar Inu Yashas, wenngleich nicht dermaßen gut, das gilt ja immer als was spezielles.


hotep
Von:  Sanguisdeci
2018-02-24T08:39:19+00:00 24.02.2018 09:39
Ein interessanter Verlauf :D Ich bin gespannt, wie der Abend verlaufen wird.


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