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Hundstage

Kein Hund wie jeder andere
von

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Sonntag


 

A

m Sonntag Mittag kam der Inu no Taishou, wie stets privat in Seide gehüllt, sichtlich gelöst unangemeldet in den Pavillon. Er war, aber das brauchte seine Ehefrau nicht zu wissen, einige Stunden durch die Wildnis des Naturschutzgebietes gelaufen, hatte in seiner wahren Form den Mond angeheult und fühlte sich wahrlich entspannt. Das änderte sich schlagartig, als er Izayoi erblickte. Sie trug heute Jeans und T-Shirt, aber, was ihn in jähe Nervosität versetzte, war die Tatsache, dass sie mit dem Rücken zu ihm stand und sich tief über irgendeine Kiste in ihrem Arbeitszimmer beugte. Sie hatte wirklich eine hübsche Figur – und, er konnte es nicht ändern, der Anblick ihres Hinterteils weckte jenen uralten, hündischen, Instinkt in ihm und jagte glühende Hitze durch seinen Körper. Er dachte irgendwie noch daran, dass neben ihm Misako kniete, und winkte ihr zu gehen, ehe er sich seiner, offenkundig in die Arbeit versunkenen, Gemahlin näherte.

„Guten Tag,“ sagte er und er fand selbst er klang etwas heiser, als er sich zwingen musste, eineinhalb Meter hinter ihr stehen zu bleiben, statt ihr einfach die Jeans vom Leib zu reißen und das Fell zu zerwühlen … Sie war ein Mensch.

Sie schrak zusammen, drehte sich aber mit einem Lächeln um. „Oh, ich hatte Sie gar nicht kommen hören, Taishou.“

Sie lächelte, sie vertraute ihm, das durfte er nicht zerstören. „Sie waren wohl sehr versunken. Was tun Sie da? Überdies – nicht im Kimono?“

„Nein.“ Sie sah etwas schuldbewusst aus. „Diese Kleidung ist besser zum Putzen.“

DIESEN Satz hatte er wirklich noch nie von einer Ehefrau gehört und seine Phantasie versagte, sich seine stolze Youkaigemahlin auch nur bei einem Gedanken daran vorzustellen. „Zum … Ich scheine Sie überaus ungenügend mit Dienstboten versorgt zu haben.“

Sie wurde rot. „Nein, wirklich nicht, Taishou, um aller Götter willen. Aber es ist mir lieber, wenn ich den Staub hier im Arbeitszimmer selbst wegmache und die Akten umsortiere. Überdies ist doch Sonntag, deswegen habe ich auch Akiko weg geschickt, zu ihrem Mann.“

„Auch für Sie ist Sonntag. Sie sind allerdings recht fürsorglich, gebe ich zu. Dennoch – machen Sie morgen weiter?“ Wenn sie sich noch einmal bücken würde, würde er sich vergessen, da war er sicher. „Ich würde gern mit Ihnen zu Mittag essen. Oder haben Sie bereits?“

Sie wusste, dass das bedeutete, dass sie aß und er ihr zusah. „Nein, ich habe es nur in der Küche bestellen lassen.“

„Nun, dann wird die Küche eben ins Schloss liefern. Vorausgesetzt, Sie tun mir den Gefallen und ziehen einen Kimono an.“

„Sie haben Misako weggeschickt?“ erkundigte sie sich zögernd nach einem Blick hinaus.

Sie dachte doch nicht er wolle sie umkleiden? Das wäre eine zu harte Probe für seine Selbstkontrolle. „Oh, ja. Nun, läuten Sie nach ihr.“

„Sie wird doch kaum schon in ihrer Wohnung sein,“ wandte sie ein, ehe ihr das erheiterte Glitzern in seinen Augen auffiel. „Habe ich etwas missverstanden?“

„Meine Liebe, ausgerechnet Sie vergessen in welcher Zeit wir leben. Wenn Sie den Knopf drücken, gehen bei Ihren beiden Dienerinnen die Pager, dass sie zu Ihnen kommen sollen. Diese tragen die Frauen bei sich, immer und überall.“

„Oh, darum auch die beiden Nummern, damit ich sie einzeln rufen kann. Wie töricht von mir.“ Izayoi legt die Hände an die glühenden Wangen. Er musste sie ja für eine absolute Närrin halten. „Ich werde mich beeilen. Wohin soll ich kommen?“

„In das Speisezimmer. Und ja, das gibt es. Ich denke, Akiko nennt es, wie alle Menschen, den Kranichsalon.“ Die seidenen Tapisserien dort waren mit tanzenden, balzenden, Kranichen bestickt worden. „Ich werde Sie erwarten.“ Und ihr vielleicht etwas von seinem Spaziergang im Wald erzählen – ohne zu erwähnen, dass er als riesiger Hund gelaufen war. Überdies hatte er ihr doch versprochen einmal Bokuseno zu besuchen. Vielleicht sollte er das für das nächste Wochenende vorschlagen, um zu verhindern, dass sie selbst dann arbeitete, schlimmer, putzte.

 

Nach dem Mittagessen trank Izayoi noch einen Tee. Sie war froh, dass ihr Ehemann sie sehen wollte, ja, sich anscheinend in ihrer Nähe wohlfühlte. Wie dumm von ihr war es noch vor kaum zwei Wochen gewesen, solche Angst vor ihm zu haben. Er wurde nicht handgreiflich, ja, war nachsichtig, wenn sie ihre Ahnungslosigkeit einmal mehr demonstrierte, war fürsorglich. Und ja, er war streng, aber das war wohl auch nicht nur sein Recht, sondern sogar seine Pflicht als Fürst der Youkai. Wenn sie bedachte, wie er mit seinem Sohn, seinen Kriegern, den Youkai, umsprang, konnte sie selbst sich wahrhaft glücklich schätzen, zumal sie, außer ihrer Arbeit für die Sozialstiftungen, keinerlei Gegenleistung erbrachte. Sie berichtete weiter von den Stiftungen, was sie gelernt hatte, dass sie demnächst gern wieder in den Konzern zu einer Mitarbeiterbesprechung wollte.

„Natürlich, wie Sie wünschen, meine Liebe. Sagen Sie es, dann können Sie morgens mit mir und Sesshoumaru fahren.“ Der Taishou sah ein wenig unwillig auf, als die Tür geöffnet wurde, erkannte dann einen Krieger, der sich verbeugte. „Was ist?“

„Kouga ist hier und bittet unverzüglich um Audienz, oyakata-sama.“

Der junge Wolf lief nicht umsonst die hundert Kilometer hier zum Schloss, der war schneller als ein Auto. Was war nur geschehen? Er blickte zu Izayoi, die sich bereits verneigte. Anscheinend hatte sie verstanden, dass die nette Zweisamkeit ihr Ende gefunden hatte. Sie war klug. „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Sonntag.“

„Danke, werter Taishou. Ich Ihnen auch. Sie finden mich im Pavillon.“

 

Als der Herr der Hunde durch die Halle ging, machte er nur eine Handbewegung, dann war der junge Wolf auch schon neben ihm, natürlich den höflichen Schritt zurück. In seinem Arbeitszimmer, das im Gegensatz zu dem im Konzern nur mit Tatami-Matten ausgelegt war und als einzige Einrichtung in einer Ecke ein kleines Schreibpult aufwies, ließen sich die beiden Youkai nieder.

„Wichtiges, Kouga.“

„Würde ich sagen, oh ja, oyakata-sama. Wie Sie wünschten, wurde die Verbindung von Onigumo und den Tokos überprüft, vor allem in Bezug auf Prinzessin Miharu und Izayoi ... Izayoi-sama. Ein menschlicher Mitarbeiter der Sicherheitsabteilung fand einen alten Diener, den der jetzige Fürst Toko entlassen hatte, und brachte ihm zum Plaudern. Zum Glück war der Mann so fähig die gesamte Unterhaltung auf Band aufzunehmen. Danach kam er unter Umgehung des Dienstweges sofort zu mir, da das, was er hörte, möglichst vertraulich bleiben sollte.“ Kouga sah vorsichtig auf. „Ich hielt das, nachdem ich das gehört habe, für eine kluge Entscheidung, und wollte Ihnen unverzüglich Nachricht geben. Möchten Sie das Gespräch mithören oder nur die Kurzfassung?“

„Zunächst die Kurzfassung. Ich nehme an, der alte Diener wurde betrunken gemacht.“

„Ja, oyakata-sama. Ich denke, er wird sich kaum an diese Unterhaltung erinnern.“ Der junge Wolf zögerte. Es war immer ein Risiko einen Daiyoukai zu kritisieren oder auf sich zornig zu machen. Aber der Herr hatte es ja selbst befohlen. „Prinzessin Miharu war unverheiratet schwanger. Das kam natürlich heraus. Ihr Vater, der damalige Fürst Toko, wollte von ihr unbedingt den Namen des Vaters wissen. Sie schwieg. Er ließ sie schlagen, schlug sie selbst, bis ihn sogar seine Gattin und die anderen Frauen anflehten, aufzuhören, Miharu würde sonst das Kind verlieren. Fürst Toko bestach Onigumo no Gumo mit viel Geld und seinen Beziehungen seine Tochter zu heiraten und dem Kind seinen Namen zu geben. Izayoi … also, Izayoi-sama, ist somit sicher nicht die Tochter Onigumos.“

Dieser Mistkerl hatte ihn nicht nur erpresst und um Millionen betrogen, sondern ihm auch noch bewusst einen Bastard aufgehalst! Der Taishou spürte, wie sein Youki aufwallte, und nahm sich mühsam zusammen. „Es erscheint mir unwahrscheinlich, dass Onigumo nicht wissen wollte wer der Vater wäre.“

„Offenbar schwieg die Prinzessin eisern. Entweder sie wollte einen Skandal vermeiden, wozu es dann schon recht spät war, oder sie wollte den Vater des … ich meine, der jungen Dame beschützen.“ Uff, dachte der junge Wolf. Gerade noch die Kurve bekommen. Erst einmal abwarten. Aber bevor der Fürst nicht selbst von „Bastard“ sprach, sollte man dieses Wort über die Frau, die er immerhin geheiratet hatte, vermeiden.

Izayoi! Ja, hatte sie es gewusst? Wusste sie, dass Onigumo nicht ihr Vater war? Hatte sie ihn bewusst belogen? Der Taishou nahm sich erneut zusammen. Nein, beschloss er dann. Sie hatte ihn nicht angelogen, wenn er daran dachte, wie sie ihm in der Hochzeitsnacht erzählt hatte, dass Vater und Bruder sie emotional erpresst hatten. Sie hielt sie für ihre Familie. Und Miharu mochte vorgehabt haben ihrer Tochter etwas von ihrem Vater zu erzählen – aber die war schon länger verstorben. Er sollte gerecht bleiben und seinen Zorn erst einmal auf Onigumo lenken – und natürlich Izayoi befragen. Hatte sie davon gewusst, würde er … Nein, das durfte einfach nicht sein. Sie war immer ehrlich gewesen. Wieder drängte er sein Youki zurück. „Das Mobilphon gehört dem Menschen, der das Interview führte.“

„Ja, oyakata-sama. Möchten Sie das Video sehen? Es ist allerdings mehr zu hören, da er es auf dem Tisch liegen hatte.“ Möglichst sachlich bleiben und das neutrale Gesicht beibehalten, dachte Kouga, das war in solch einem Fall, in dem es um die Ehre der Fürstengemahlin und damit des Herrn ging, überlebenswichtig.

Das war keine Antwort. „Das Handy gehört dem Menschen, der für die Sicherheitsabteilung arbeitet.“

„Ja, oyakata-sama. Es ist sein Diensthandy.“

„Dann behalte ich es. - Verschaffe ihm ein neues. Er wird nicht plaudern.“ Darin lag nur der Hauch einer Frage.

„Nein, oyakata-sama. Ihm war die … die Wichtigkeit überaus bewusst, weswegen er auch nicht seine Vorgesetzten, sondern allein mich informierte. Äh, sein Name ist Akito Nakamura. Sie haben ihm die Ausbildung finanziert.“

Menschen waren oft dankbarer als Youkai, das stimmte. „Gut, Kouga. Du warst sehr aufmerksam und der Mensch auch. - Du kannst nach Tokyo zurück. Ich werde nachdenken.“

Allein aus diesem Satz konnte der junge Wolf schließen, dass der Daiyoukai aufgewühlt war. Ein Fürst musste nicht erklären was er warum tat. Nun ja, wer hörte auch gern, dass er nach allen Regeln der Kunst reingelegt worden war. Es war jedoch klüger, das nicht selbst abzubekommen. „Ja, oyakata-sama.“ Er erhob sich lieber und verschwand.

Der Herr der Hunde betrachtete einen Moment das Mobilphon in seiner Klaue, ehe er doch die Wiedergabetaste drückte. Besser eine schmerzhafte Wahrheit bestätigt zu bekommen als eine Lüge.

 

Kaum eine Stunde später brachte Myouga wichtige Neuigkeiten, brach jedoch im Sprung vor der Arbeitszimmertür seines Herrn ab und musterte den dort sitzenden Krieger. „Oh, oh. Was war denn los?“ Das Youki war fühlbar unterdrückt – und genau darum für jeden, der denken konnte, umso alarmierender.

„Ich weiß es nicht. Kouga war da, aber er kam in einem Stück raus.“

Myouga schluckte. Also hatte Kouga – was trieb den denn überhaupt an einem Sonntag hier in das Schloss hinaus? - eine schlechte Nachricht gebracht. Und er war die Nummer Zwei. Nun ja, der Taishou neigte nicht dazu Nachricht und Überbringer zu verwechseln, aber da schien schon die erste nicht gerade gut aufgenommen worden zu sein. Nun, was half es. Würde er ihm das nicht sagen, war er auch dran. So meinte er nur: „Dann öffne mal die Tür.“

Der Inuyoukai wusste nicht, ob das mutig oder selbstmörderisch war, schob sie jedoch einen Spalt auf. Ein Flohgeist hätte das nicht vermocht.

Myouga hüpfte eigentlich nur hinein, um sich direkt vor dem Daiyoukai zu Boden zu werfen.

Der Herr der Hunde hatte ihn selbstverständlich trotz seines gewissen Zornes bemerkt. „Ich hoffe für dich, dass du wichtige Nachrichten bringst.“

„Äh, ja, oyakata-sama. Im Fernsehen kam soeben als „Breaking News“, das wird überall in alle Sendungen eingeblendet, dass es einen tödlichen Unfall gegeben hat. Das Auto gehörte Naraku Gumo, aber es könnte auch Onigumo sein. Mehr gab es noch nicht, die Polizei ermittelt.“

Was zur … „Ein Unfall.“

„Äh, ja, das Auto stürzte wohl an einer steilen Bergstraße in die Tiefe und fing Feuer. Deswegen ist der Insasse auch noch unbekannt.“ Myouga sah vorsichtig auf. Da keine unmittelbare Gefahr für ihn drohte, richtete er sich zu seiner vollen, wenig imposanten, Höhe auf. „Anweisungen, oyakata-sama?“

 

Naraku oder Onigumo tot? Ein Unfall? Möglich. Mord? Möglich. Selbstmord aufgrund seiner Forderung die Darlehen der neuen Kette zurückzahlen zu müssen? Auch möglich. Jedenfalls konnte das kaum etwas mit der Enthüllung über Izayoi und die Tokos zu tun haben. Oder doch? Der Taishou erstarrte.

Izayoi. Wenn sie sich langweilte – und nicht etwa wie heute Vormittag putzte oder für seine Stiftungen arbeitete – sah sie gern DVDs oder Fernsehen, das war ihm berichtet worden. So konnte sie es erfahren oder auch schon erfahren haben. War sie unschuldig und wusste nichts davon, was Onigumo und der alte Fürst da ausgeheckt hatten, würde sie ihren Vater oder auch ihren Halbbruder sicher betrauern. War sie es freilich nicht und wusste nur zu gut, dass sie ein vaterloses Kind war, unehrlich, dann … Ja, dann wäre es ihr wohl gleich. „Wende dich an die Polizei, ich möchte auf dem Laufenden gehalten werden, es ist doch mein Schwiegervater oder Schwager.“ Ausnahmsweise ein guter Vorwand. Und ein gewisser Vorteil seines diplomatischen Status als, wenngleich außerordentliches, Regierungsmitglied.

„Ja, oyakata-sama.“

„Und Kiyoshi soll vorsorglich die Finanzen der Gumos im Auge behalten lassen.“ War Onigumo tot, würden die Finanzen bis zur Erbabwicklung gesperrt werden. Nicht die der Firmen, das mit der neuen Kette konnte seine Holding immer noch durchziehen, aber die privaten. Und es war eben die Frage ob und was Naraku von den Plänen seines Vaters so alles gewusst hatte. Umgekehrt, war Naraku das Unfallopfer, wäre normalerweise Izayoi, und damit indirekt er der neue Erbe der Bank. Es wäre töricht sich selbst in den Ruin zu treiben. Es sei denn, Onigumo würde damit herausrücken, dass es sich nicht um seine Tochter handelte – mit allen gesellschaftlichen Konsequenzen für sich selbst und Izayoi. Was für ein Chaos! Und er selbst hatte doch versprochen sie als seine Ehefrau zu beschützen ... Er erhob sich. „Wo ist Sesshoumaru?“

Der Flohgeist war unwillkürlich zusammengezuckt. „Äh, das weiß ich nicht genau, oyakata-sama. Entweder in seinem Zimmer oder im Bad.“

Das Zimmer lag näher und so wandte sich der Daiyoukai diesem zu, nachdem der erschrockene Krieger vor der Tür fast vergessen hatte diese zu öffnen. Woher sollte er denn bitte auch bei derart unterdrückter Energie wissen, dass sich der Herr der Tür näherte?

 

Sesshoumaru blickte auf, als ohne weitere Voranmeldung seine Zimmertür beiseite geschoben wurde, sicher, wer eintreten würde. Die Schwankungen der Energie hatte er sehr wohl bemerkt und daraus geschlossen, dass es Ärger gab. Da er jedoch nicht gerufen wurde, hatte er auf diesen Besuch gewartet. So neigte er sich höflich, ein wenig erstaunt, dass ihm nur ein Handy vor die Knie geworfen wurde.

„Vernichte es gründlich,“ befahl der Taishou. „Entweder Onigumo oder Naraku ist tot. Wir werden sehen.“

Der junge Inuyoukai nahm wortlos das Handy. Er wusste nicht genau, was Vater mit Onigumo geplant hatte, aber ein unerwarteter Toter störte stets Strategien. Seine Hand leuchtete seltsam grünlich auf, als sich ätzende Säure daraus über das Gerät ergoss, das nur mehr ein schwarzer, verkrümmter Haufen Metall war, als er es achtlos niederfallen ließ. „Weitere Befehle, verehrter Vater?“

„Myouga wird von der Polizei weitere Informationen erhalten. Das kommt hier auf mein Handy. Nimm es und gib gegebenenfalls Anweisungen. Es darf nichts weiter von Youkaiangelegenheiten, und das schließt auch Izayoi ein, nach draußen dringen. Wenn sich Kiyoshi meldet, sage auch ihm das.“

Sesshoumaru nahm das Mobilphon. „Danke, verehrter Vater. Was soll ich sonst noch tun?“ Immerhin – es gab anscheinend Schwierigkeiten und er durfte etwas tun, war noch nicht so sehr in Ungnade. Allerdings sollte er besser nicht nachfragen, was der Tod eines dieser Gumos mit der Ehefrau seines Vaters zu tun hatte – natürlich, sie waren verwandt, aber … Nun ja. Das reichte wohl bei Menschen.

„Geh in mein Arbeitszimmer, bis ich zurück bin.“

 

Der Herr der Hunde betrat den Jade-Pavillon, das Wohnzimmer. Wie er erwartet hatte, war Izayoi allein und saß vor dem eingeschalteten Fernseher. Allerdings beachtete sie das Bild nicht, sondern weinte stumm. Sie hatte nichts gewusst, dachte er mit einer seltsamen Mischung aus Mitleid und Befriedigung, und näherte sich ihr.

Er war lautlos und so zuckte sie zusammen, als sie bemerkte, dass sich jemand neben ihr niederließ. „Oh, Sie ...“ brachte sie irgendwie hervor.

„Sie haben die Nachricht schon erfahren. - Ich muss zugeben, ich habe keine Ahnung, wie man einen Menschen tröstet, aber ich sah oft, dass man den Arm um jemanden legt.“ Er tat es.

Izayoi war so froh über diese Geste, dass sie sich einfach seitwärts fallen ließ und ihre mühsam aufrecht gehaltene Fassung brach.

Er hielt sie einigermaßen verwirrt in beiden Armen, spürte, wie sein seidenes Obergewand nass von Tränen wurde. Für jemanden, der seinen eigenen Vater getötet hatte und damit rechnen musste im Duell gegen den eigenen Sohn zu verlieren, war es etwas irritierend, dass eine Tochter um ihren Vater trauerte, der sie doch ihrer Meinung nach an ein Monster verheiratet hatte. Ganz würde er Menschen wohl nie verstehen. Aber gleich. Sie wollte festgehalten werden, und so tat er es.

Irgendwann wurde ihr bewusst, was sie da tat, wer sie in den Armen hielt, und richtete sich eilig auf, putzte sich, etwas sehr unhöflich und unhöfisch, die Nase. „Entschuldigen Sie ...“

Er gab sie mit gewissem Widerwillen frei. Auch, wenn sie traurig war – sie so in den Armen zu halten, war ... Nun ja. Da musste er wohl weiterhin Geduld beweisen und der Zeit vertrauen. „Geht es besser?“

„Ja, danke. Ich … Oh, verbrannt! Das ist so schrecklich!“ Sie sah ihn an. „Meinen Sie, ob er das mitbekommen hat? Und, Vater oder Naraku?“

„Zu der ersten Frage: ich denke nicht. Und zu Ihrer zweiten: ich gab Myouga die Anweisung sich an die Polizei zu wenden, damit wir rasch Nachricht bekommen, sobald das feststeht. Wobei – Sie haben doch die Handynummer?“

„Von Naraku, ja. Aber es kommt keine Verbindung.“

Ein Lächeln zuckte um seinen Mund, das etwas wie Besitzerstolz verriet. „Sie haben sogar so aufgeregt noch mitgedacht. Nun, es gibt dutzende von Gründen, warum er sein Handy ausgeschaltet hat. Haben Sie auch versucht Ihren Vater zu erreichen?“

„Nein, ich meine, Sie wollten das doch nicht.“

„Tun Sie es,“ empfahl er. Es würde sie vermutlich beruhigen, wüsste sie, wer von ihrer vermeintlichen Verwandtschaft gestorben war.

Sie stand etwas zitternd auf und ging zum Haustelefon, wählte. Als sich die Haushälterin meldete, sagte sie. „Mariko, ich bin Izayoi. Wissen Sie, was passiert ist?“

„Ich weiß nur, was die Polizei sagte, aber die wussten auch nicht viel. Ich konnte ihnen nur sagen, dass der junge Herr heute in ein Museum wollte oder eine Gemäldeausstellung. Ich sagte ihnen den Namen. Ich vermute, er wird sich bei Ihnen melden, wenn er die schreckliche Nachricht erfahren hat. Und das dann auch noch von der Polizei.“ Die Haushälterin war gerade dabei sich aufzuregen.

Izayoi kannte das und hatte diesmal wirklich keine Nerven mehr dafür. „Danke, Mariko.“ Sie legte auf und wandte sich um, nicht überrascht, den Daiyoukai hinter sich zu sehen. „Naraku wollte in eine Ausstellung … dann … dann kann es doch nur Vater sein, oder?“

„Klingt so,“ gab er zu, ohne zu erwähnen, dass er langsam vermutete, das könnte ein Selbstmord wegen der finanziellen Klemme gewesen sein. „Wenn sich Ihr Bruder oder die Polizei meldet, werden wir mehr wissen. Soll ich bei Ihnen bleiben oder soll Misako kommen?“

Izayoi, die nicht ahnte, dass er fast angespannt auf die Antwort wartete, quälte sich ein mühsames Lächeln ab. „Wenn Sie Ihre Zeit mit mir verschwenden wollen, wäre ich sehr froh.“

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Izayoi ist ahnunglos, sowohl, was die Rolle ihres "Bruders" als auch die Gefühle ihres Ehemanns angeht ...Das nächste Kapitel heisst: Entwicklung und kommt erst einmal wieder pünktlich nächsten Samstag,

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  _Momo-chan_
2018-06-11T13:31:42+00:00 11.06.2018 15:31
Das war ja alles sehr geschickt von Naraku eingefädelt, aber nicht geschickt genug. Ich persönlich hätte jetzt erwartet, dass Onigumo überlebt und dann von Kikyo gefunden wird, aber das würde von der timeline mit Inu Yasha nicht passen. (Außer mächtige Mikos bleiben besonders lange jung.)

Das Denken des Taisho finde ich, wie immer, etwas beschränkt in seiner Art und Weise. Selbst wenn Izayoi von ihrer “Adoption“ wüsste, hieße das ja noch nicht, dass sie sich selbst als Bastard und somit nicht Tochter ihres Vaters sähe. Da kann man schwerlich von einer Lüge ihrerseits sprechen (wenn dem denn so wäre), aber das ist wohl so ein Menschen/Dämonen-Ding.
Antwort von:  Hotepneith
11.06.2018 15:47
Ja, du hast recht, das ist ein Menschen/ Dämonen-Ding. Ich habe mich bemüht auch immer in der Denkweise gewisse Unterschiede deutlich werden zu lassen, das wird auch noch in ein oder zwei der später folgenden Kapitel mehr als deutlich

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Von:  Teilchenzoo
2018-06-11T11:47:22+00:00 11.06.2018 13:47
Viele Offenbarungen. Und nun, Taishou? Da wird er seine Strategie ordentlich anpassen müssen.

Arme Izayoi, wenn sie das alles erfährt, wird sie erst recht fertig sein. Ich habe da so meine Vermutungen, was den Vater betrifft, aber warten wir es erst mal ab.
Antwort von:  Hotepneith
11.06.2018 15:46
Die Identität des Vaters bleibt in der Tat abzuwarten. Kapitel 35 oder so ...
Zunächst einmal darf sich Naraku mit ungeahnten Folgen seines Mordes herumplagen. Und natürlich mit neuen Plänen.
Der Taishou wartet ab, was da wirklich los ist, zumal in finanzieller HInsicht. Onigumo hat ja ein Testament hinterlassen.

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Von:  Miyu-Moon
2018-06-05T16:10:16+00:00 05.06.2018 18:10
Ich bin verwirrt. Warum hat er sich zuerst nicht den Inhalt des Handys angehört, anstatt es gleich vernichten zu lassen? Was wenn ihm damit Details entgehen, die ihn spüäter zurückbeißen werden?
Antwort von:  Hotepneith
05.06.2018 18:57
Danke für die Kommentare.

Er hat es doch angehört (Er drückt die Taste: Besser eine bittere Wahrheit ...)

Und zu Onigumo: ich wollte den Schwenk Onigumo/Naraku mitmachen, aber diesmal eben ein wenig anders.

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Von:  Saynaya
2018-06-04T21:35:44+00:00 04.06.2018 23:35
Na jetzt rollt der Stein aber richtig! Ich bin sehr gespannt wies weiter geht, irgendwie verstrickt sich der Herr Hund da in was, was die Beziehung zu seiner Frau ein wenig belasten dürfte... . Aber ich finde den Move mit dem Handy und dem Herrn Sohnemann sehr genial. Ach diese kleinen Details sinds, die die Story so reizvoll machen. Super die letzten zwei Kapis!! Vielen lieben Dank!


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