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Alle seine Namen

Kakashi und Yamato (Tenzou)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Für rokugatsu-go mit Herzchen. ;-D

Ein aufgewühlter Anruf, ein stundenlanges Telefonat, Scherze und Vorgaben. So entstand diese Fanfiction spontan über wenige Tage.
Teil II folgt in Kürze.

Viel Spaß beim Lesen!
~Jaelaki Komplett anzeigen

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... die niemand kennt.

Vielleicht war es besser allein zu sein.

»Keine auffälligen Aktivitäten.«

Der ANBU stand vor seinem Schreibtisch, die Maske verdeckte seine Mimik, aber die musste der sechste Hokage auch nicht sehen, um zu wissen, wie der andere dreinschaute.

Solange man alleine war, trug man nur für sich selbst Verantwortung.

Kakashi lehnte sich im Sessel des Hokagebüros zurück, drehte sich zum Fenster und ließ seinen Blick über das Dorf gleiten. Es wirkte friedvoll. Aber unter dieser Maske brodelte es bereits wieder.

»Also für seine Verhältnisse«, fügte der ANBU hinzu und verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Kakashi kannte jede Geste, jedes Mienenspiel. Er wusste, wie der andere reagieren würde, ahnte seine Bewegungen voraus, wenn er sie nur andeutete. Das hatte sie zu geradezu perfekten Teamkollegen gemacht.

Aber damit stieg die Chance jemanden zu verlieren, dessen Verlust man spürte.

Kakashi atmete tief ein. Und aus. Dann wandte er sich wieder zu dem ANBU um. Wahrscheinlich war es eine Qual für ihn, Orochimaru überwachen zu müssen. Vielleicht hätte es alte Narben aufgerissen, aber dafür hätten die Wunden erst einmal verheilen müssen.

»Gut, dann setz die Überwachung fort wie gehabt.«

Aber es war seine Aufgabe für das Dorf, für das Wohl aller. Hier galt das Leben eines namenlosen Anbus nichts. Nur das, was er damit für das Dorf tun konnte.

Vielleicht war es besser allein zu sein.

»Sollte sich etwas ändern, erwarte ich natürlich sofortigen Bericht.«

Es hieß, Orochimaru experimentierte an Genmaterial. Kakashi verzog keine Miene, aber innerlich kochte es in ihm. Seine Forschungen hatten das Potential Gutes zu tun. Menschen mit autoimmunen Kekkei Genkai könnten geheilt werden. Kinder, die deswegen verstoßen wurden oder kaum eine Überlebenschance hatten. Männer und Frauen, die Qualen litten.

Solange er alleine war, konnte er die ganze Situation objektiv betrachten.

Das Problem war, wo lag die Grenze zwischen guter Tat und berechnendem Vorgehen? Und wann konnte man die Gefahr, diese zu überschreiten, nicht mehr rechtfertigen? Wie wog man die Qual eines Einzelnen gegen die Qual Vieler auf?

»Und Tenzou«, murmelte er, »sei vorsichtig.«

Orochimaru hatte seine ganz eigene Definition von Moral. Ein Ergebnis davon hinterließ gerade ein Rauchwölkchen in seinem Büro, nachdem es mit einem Kopfnicken verschwunden war.

Vielleicht war es besser allein zu sein.

 

Vielleicht war es besser allein zu sein.

Der ANBU stand vor dem Westeingang des Labors von Orochimaru und wusste, dass sie wussten, dass er wusste, dass sie wussten, dass er hier war.

Könnte er Orochimaru aufhalten? Die ehrliche Antwort lautete: Sein Auftrag bestand darin, das Dorf vor einem potenziellen Übergriff zu bewahren, vor einer Attacke rechtzeitig zu warnen und Konoha zu schützen. Sein Auftrag bestand nicht darin, sich selbst zu schützen. Für nichts anderes war er geboren worden. Konohas Wohl. Und das war das Problem.

Solange man alleine war, trug man nur für sich selbst Verantwortung.

»Alles ruhig«, bestätigte der ANBU am Osteingang per Funk und Yamatos Anspannung ließ für einen Wimpernschlag nach. Manchmal war die Ruhe auch nur die Ruhe vor dem Sturm. Manchmal war Ruhe das letzte, was man hörte, bevor einen eine Chakrawelle zerfetzte. Und manchmal war Ruhe einfach nur Ruhe. Das war das Tückische an ihrer Arbeit.

Oft war die Ruhe erfüllt von Warterei und seinen Gedanken, die viel zu laut in der Stille brüllten. Manchmal fragte er sich, wie andere diese Stimmen loswurden. Oder ob man wirklich nur mit ihnen zu leben lernen konnte.

Die Stimmen, die ihn fragten, ob es das wert war. Ob das Leben vieler Kinder es wert war, das Leben von wenigen zu zerstören. Ob es keinen anderen Weg gab, das Dorf zu schützen, als einige in seinem Schatten verdorren zu lassen. Und ob er nicht so viel Besseres verdient hatte.

Solange er alleine war, konnte er die ganze Situation objektiv betrachten.

Es war seine Aufgabe. Er war das Werkzeug. Das Wohl des Dorfes war der Sinn seines Lebens. Es hieß, das sei eine Ehre. Die Bewohner würden es einem danken. Bisher hatte sich noch niemand bei ihm bedankt. Aber das wäre auch anmaßend gewesen. Niemand beachtete einen namenlosen ANBU. Darin bestand ihre Stärke. Sie waren da ohne da zu sein. Sie agierten ohne, dass jemals jemand wüsste, was ohne sie hätte passieren können. Genau dafür war er da. Zu existieren, ohne jemals jemandem aufzufallen.

 

Ihm fiel der ANBU sofort auf. Kakashi stand im Schatten. Ohne die Robe des Hokagen. Es war ein viel zu auffälliges und unpraktisches Kleidungsstück. Als würde man einem potenziellen Angreifer eine Zielscheibe auf den eigenen Leib malen. Als Ninja war ihm viel wohler dabei, dort zu sein, wo ihn niemand vermutete. In den dunklen Ecken, wo ihn niemand beachtete und dann aufzutauchen, wenn keiner damit rechnete. Das war seine Stärke.

»Sie sollten nicht hier sein, Sechster.«

Er blätterte eine Seite des Icha Icha um, lehnte gegen einen der Baumstämme und tat so, als müsste er nicht nach den Regeln spielen, erhob seinen Blick träge und ein schiefes Lächeln bildete sich unter seiner Maske. Er spürte den Stoff über seiner Haut spannen und wusste trotzdem, dass der andere genau wusste, dass er wusste, dass er es sah.

Er wusste, dass der andere ihn beobachtete und beobachtete, wie er wenige Meter neben ihm unweit Konohas stand, das Gesicht unter der ANBU-Maske begraben. Die eigene Identität aufgegeben und namenlos im Namen Konohas hier. Allein zwischen den Bäumen ausharrend, die in den sternenklaren Nachthimmel ragten.

»Tenzou.«

Er ignorierte das, was Genannter gesagt hatte. Vielleicht war es deshalb besser allein zu sein, weil die Fragen in seinem Kopf lauter dröhnten, wenn er es nicht war. Weil in diesen späten Abendstunden, wenn das Dorf schon zwischen Wachsein und Schlaf schwebte, wenn er für einige Augenblicke so tat, als ruhte nicht die Verantwortung für das ganze Dorf auf ihm, seine Konzentration von dem Wohl aller auf das Wohl eines einzigen verrutschte.

»Sie sollen mich nicht so nennen, Sechster.«

Natürlich sollte er das nicht tun, aber wer sollte ihn so nennen, wenn nicht er?

»Und du sollst mich nicht so nennen.«

Er schlenderte zu ihm, steckte das zerfledderte Heft in die Hosentasche und betrachtete den ANBU vor sich. Der weiße Mantel über der grauen Uniform, die Tiermaske. Die scheinbare Anonymität. Als würde eine Uniform aus einem Menschen ein Nichts machen, ein Teil von Vielen. Er hätte ihn blind und taub erkannt, an dem Muster seiner Bewegungen, wie sich seine Jutsus anfühlten, wie die Erde vibrierte und das Wasser Wellen schlug. Wie die Pflanzen um ihn herum sich zu ihm neigten und er aus einem Kern einen ganzen Wald formte. Er kannte ihn. Das war seine Schwäche.

Er blieb vor ihm stehen und der ANBU zuckte mit keinem Muskel, erwiderte nur mit ruhigen Augen seinen Blick, beobachtete seine Bewegung, wie er die Fingerspitzen unter die Maske schob, hob sie an und die Finger des ANBU schnellten hervor, legten sich um seine Arme, als wollte er ihn daran hindern. Sie verharrten so.

»Ich bin auf einer Mission«, murmelte der ANBU. »Einer Mission, die mir der Hokage gegeben hat.«

Kakashi konnte diesen Hokage nicht leiden. Diesen Mann, der so tat, als wüsste er, wo die Grenze zwischen guter Tat und berechnendem Vorgehen lag, der die Opfer namenloser Ninja mit den Leben namhafter Bewohner aufrechnete.

»Ich werde es ihm nicht verraten.«

Er hörte förmlich das Augenverdrehen in Tenzous Schnauben und grinste breiter.

»Hören Sie auf zu grinsen, Sempai. Das ist unangemessen.«

Natürlich sah er es. Natürlich war es das. Alles an dieser Situation war ihren Aufgaben nicht angemessen, ihren Rollen, in die sie gedrängt, gestolpert, gewachsen waren. Manchmal wusste er nicht mehr, was er aus eigenem Willen und was er um des Dorfes Willen tat.

»Unangemessen inwiefern?«

Außer in diesem Moment.

»Als Hokage ist es Ihnen untersagt –«

»Und da beginnt das Ganze schon keinen Spaß mehr zu machen.«

Er zog unbeeindruckt mit einer Hand das Heftchen aus seiner Hosentasche, rührte die andere aber keinen Zentimeter. Der ANBU erduldete es ohne ein Wimperzucken und rasselte weiter die Vorschriften herunter.

»Ohne Begleitschutz –«

»Willst du mein Begleitschutz sein?«, flötete Kakashi und jetzt zuckte Tenzou doch. Kakashi beobachtete, wie sein Blick von seinen Augen über den Mundschutz wanderte, ließ aber nicht locker.

»Außerhalb des Dorfes herumzulungern, um ausgerechnet Pornos zu lesen.«

»Ich bin nicht zum Lesen hier.«

Kakashi klappte das Buch wieder zu.

»Ich weiß.«

Es wäre dumm zu glauben, dass er der einzige hier war, der den anderen auswendig lesen konnte.

»Aber es ist auch untersagt, dass –«

»Ich weiß.«

Er wusste, dass er wusste, dass sie wussten – aber er ließ es geschehen. Sie beide.

Wie wog man das Glück eines Einzelnen gegen das Glück Vieler auf?

Er berührte mit seinen Fingerspitzen die Haut unter der Maske, das Kinn und zog sie langsam vom Gesicht, ließ sie auf den Waldboden fallen und kümmerte sich keinen Moment darum. Seine Hand legte sich um die Wange, den Blick keine Sekunde von seinem lassend.

»Sempai«, seufzte er.

Nur dieser Moment, in dem sie mehr wogen als das ganze Dorf. Nur dieser Augenblick, den Orochimaru nicht kontrollierte.

Ihre Gesichter näherten sich wie in Zeitlupe, als befürchtete jeder von ihnen, den anderen wie ein Wildtier mit einer zu schnellen Bewegung zu verschrecken. Er atmete seine Wärme ein, konnte die grünlichen Sprenkel in seinen sonst braunen Augen erkennen. So nah ließ er ihn an sich herankommen. Sein Blick rutschte nach unten. Er presste die Lippen aufeinander und er wollte sie berühren. Mit einem Finger strich er vom Kinn über die Unterlippe.

Er spürte, wie sein Atem stockte, wie er sich leicht vorlehnte und in seinem Magen ein Sturm tobte. Fühlte, wie die Luft um sie herum sirrte, als stünde er kurz davor sein Jutsu einzusetzen.

Dann explodierten über ihnen Lichter.

Ohne ein Wort fuhren sie auseinander, standen Rücken an Rücken, jeweils ein Kunai in der Hand und starrten in den Himmel. Sein Herz raste und in seinem Kopf stolperten Gedanken übereinander. Der Nachthimmel war plötzlich erfüllt von bunten Lichtern, vom Dorf her klangen die Trommeln und die Raketen zischen durch die Lüfte. Sie sahen die Funken am Nachthimmel durch die Baumkronen hindurch.

»Frohes neues Jahr, Sechster«, murmelte Tenzou und setzte sich gerade wieder die Maske auf. Ihre Nähe war weggewischt und zurückblieben Pflichten und Vorschriften.

Kakashi fuhr sich durchs Haar und steckte das Kunai zurück in den Halfter. Er hatte sich schon immer gefragt, warum Menschen so ein Aufsehen um diesen Tag machten. Letztlich war doch jeder Tag ein neuer Tag und am Abend vergangen. Dass ausgerechnet in dieser Nacht das Jahr endete und ein neues begann schien ihm willkürlich.

»Mmmh, dir auch.«

Er hielt nichts von Vorsätzen oder Plänen. Im Leben eines Ninjas konnte man sich diesen Luxus nicht leisten. Jeden Tag sprang man in die Ungewissheit, ob man am Abend noch alle Glieder behalten hatte, ob man noch Zeit haben würde, um die Vorsätze durchzuziehen. Oder ob man nur noch diesen Tag hatte.

Solange er nicht alleine war, befielen ihn in dieser Situation Hoffnungen, wie es sein könnte.

Die Lichter am Himmel reflektierten in der Maske des ANBU, malte sie blau und rot und gelb. Er musste die Maske nicht vom Gesicht ziehen, um zu wissen, wie er dreinschaute. Er musste nicht fragen, wie er sich fühlte. Er wusste es. Er war es selbst vor Jahren gewesen.

Vielleicht verstrickte er sich hier in Hoffnungen, die ihm das Rückgrat brechen würden. Niemand betrachtete einen ANBU. Sie waren namenlose Gestalten in den Schatten anderer. Aber hier stand er und die Funken zwängten sie blitzlichtartig aus der Dunkelheit und sein Blick klebte an diesem ANBU, dessen Codenamen er alle kannte und der ihn besser kannte als sonst jemand.

 

Namen waren unbedeutend, das war eine der ersten Lektionen. Niemand kümmerte sich um den Namen eines ANBU. Keinen scherte es, wovon er träumte, wovor er sich fürchtete.

Vielleicht war es deswegen besser allein zu sein.

»Alles ruhig«, sagte sein Kamerad über das Funkgerät. »Keine auffälligen Aktivitäten.«

Weil in diesen frühen Morgenstunden, wenn das Dorf noch zwischen Schlaf und Wachsein schwebte und er endlich nach wochenlanger Mission abgelöst wurde, nichts mehr von ihm übrigblieb. Nur Instinkte und der Drang nach Schlaf.

Er spürte seine Glieder kaum, was er fühlte war ein schmerzhaftes Kribbeln in den Augen. Übelkeit und Schwindel. Schlafmangel.

Er wankte vor dem Fenster zu seinem Apartment, drückte es auf und stolperte mehr hinein als er sprang.

»Du bist spät«, begrüßte ihn die Stimme, bei der die Leere, die in seinem Bauch klebte, einem Knäuel aus Wärme wich. Kakashi klappte sein Buch zu und betrachtete ihn durch halbgeschlossene Lider.

»Du solltest gar nicht hier sein«, murmelte der ANBU, zog sich die Maske vom Gesicht und ließ sie mitten im Raum fallen und verdrehte die Augen, als Kakashi sich im Bett vom Rücken auf die Seite drehte und unter seinem Mundschutz grinste.

Solange man alleine war, trug man nur für sich selbst Verantwortung.

»Bin müde.«

Nicht die Müdigkeit, die man mit gesundem Schlaf ausmerzte. Vielleicht war es besser, allein zu sein, als die Zeit mit einer Person zu verbringen, deren Verlust man am Ende spüren würde.

»Ich weiß.«

Er legte sich neben ihn ins Bett. Ihre Fingerspitzen berührten sich fast, seine Wange lag knapp neben der Nase des anderen.

Was, wenn sie alles zurücklassen würden? Wenn sie Uniformen und Roben vergessen würden und die quälende Frage, ob er Orochimaru aufhalten könnte, im Nichts verdampfte? Wären sie frei?

»Tenzou«, flüsterte er, »du solltest die ANBU verlassen.«

Er atmete tief ein. Atmete die Wärme des anderen Körpers, die Berührung, wenn er sich ein wenig bewegte, die Nähe.

»Ja, vielleicht.«

Die ehrliche Antwort lautete: Sie wären allein.

Ohne Ketten, ohne Halt, freier Fall. Sie würden vielleicht selbst im Schatten verdorren und ihr Gewissen würde ihnen mit hunderten Kinderstimmen entgegenbrüllen, dass sie es hätten verhindern können. Vielleicht wäre es aber auch ruhig. Eine Ruhe, in der er nicht mehr diese Vorwürfe hören müsste und stattdessen seinem Namen aus dem Mund des Anderen lauschen dürfte.

Er drehte seinen Kopf zu ihm und betrachtete seine Augen, die Narbe, die sich am linken abzeichnete und die hellen Wimpern. Dann schloss er die eigenen Augen. Selbst dann brannten sie. Der Schwindel kam in Wellen. Seine Glieder zitterten vor Erschöpfung. Er wusste nicht, was er bevorzugte: die Muskelkrämpfe in den Oberschenkeln oder die Kopfschmerzen. Er streckte seine Hand blind aus und nach wenigen Momenten fühlte er die federleichte Berührung des anderen, als tanzten Fingerkuppen über seine Haut.

»Es ist unangemessen als Hokage, einen ANBU zum Quittieren zu verleiten«, murmelte er ohne die Augen zu öffnen, lauschte dem Klang des tiefen Auflachens des anderen.

»Ja, vielleicht.«

Für nichts anderes war er geboren worden. Konohas Wohl. Und das war das Problem. Zum ersten Mal in seinem Leben wäre er allein. Ohne Vorschriften, mit Namen.

»Und wer wäre ich ohne die ANBU?«

Es gab so wenig, was er kannte außer Missionen und Befehle und Aufträge. Was, wenn er alles verlieren würde? Wenn es besser wäre, in Ketten zu bleiben, aber dafür nicht allein zu sein mit all den Fragen?

Kakashi schwieg.
 


 

[Fortsetzung folgt ...]

... aus einem anderen Leben.

Der Hokage schwieg.

»Keine auffälligen Aktivitäten«, berichtete der ANBU und stand in seiner Uniform vor dem Schreibtisch, spürte die Maske wie eine Mauer zwischen sich und dem Hokagen. Er wusste, dass er die Maske nicht abnehmen brauchte, damit der Andere wusste, wie er schaute. Es war als brach die Sicherheit der Anonymität zwischen ihnen weg – trotz Uniform. Als richtete jemand plötzlich die Scheinwerfer auf ihn, obwohl er in der Menschenmasse stand.

»Die Überwachung wird, wie Sie anordneten, wie bisher weitergeführt.«

Solange man alleine war, trug man nur für sich selbst Verantwortung. Aber wenn er den Hokage anschaute wünschte er sich manchmal, es wäre irrelevant, wer sie waren und wofür sie taten, was sie taten. Dass er seine Vergangenheit hinter sich lassen würde und vergessen könnte, warum er tat, was er tat.

Er wusste, dass es dem Anderen ebenso ging – trotz Maske. Er kannte jedes Mienenspiel, jede Geste. Er wusste, wie der andere agierte, ahnte seine Befehle voraus, kannte seine Grenzen und wann es wichtig war, sie zu überschreiten. Das hatte sie zu geradezu perfekten Teamkollegen gemacht.

»Gut, du kannst gehen.«

Aber damit stieg die Chance jemanden zu verlieren, dessen Verlust man spürte.

Er formte gerade die Fingerzeichen, als ihn die Stimme des Hokagen zurückhielt.

»Tenzou. Hast du es dir überlegt?«

Ihm lag auf der Zunge, dass er ihn nicht so nennen sollte, aber er schluckte es hinunter.

»Ich –«

Er wünschte, er könnte jemand sein, der nicht geboren worden war, um anderen ein Leben zu ermöglichen. Dass er die Verantwortung abschütteln und nur für sich selbst leben könnte.

»Ich kann nicht.«

Der Hokage nickte und dann formte der ANBU die Fingerzeichen und verschwand.

 

Es war leicht zu verschwinden, in den Hintergrund zu treten und andere zu beobachten, wie sie versuchten, im Scheinwerferlicht zu brillieren. Die meisten Menschen waren viel zu sehr mit sich beschäftigt, um die Menschen in den schattigen Ecken zu bemerken. Er fragte sich, wann er das letzte Mal so viel Zeit gehabt hatte. Es mussten Jahre gewesen sein. Niemand, der ihn um Rat fragte, keine Sitzungen, keine geheimen Informationen.

Er saß vor dem Fenster des Hokagebüros, ein zerfleddertes Buch vor der Nase, hob kurz die Hand, als Naruto ihn endlich bemerkte und verlangte nach dem, was ihn aus dieser Eintönigkeit befreien würde.

»Eine Mission echt jetzt?«

Naruto starrte ihn über die Berge an Dokumenten, Akten und Schriftrollen an. Das vermisste Kakashi keinen Augenblick.

»Jo. Eine Mission zur Überwachung Orochimarus.«

»Wollen Sie wieder zur ANBU?«

Kakashi legte den Kopf schief.

»Sind Sie dafür nicht schon zu alt?«

Kakashi streckte sich gemütlich, klappte das Buch zu, sprang vom Vordach durch das Fenster hinter den Schreibtisch und verpasste dem Helden Konohas, dem Retter der Nationen und dem amtierenden Hokage einen Klaps auf den Hinterkopf. Er war sicher spontan mindestens dreiundzwanzig Regeln des Protokolls zitieren zu können, gegen die er in diesem Moment verstieß. Sein jugendliches Ich wäre empört gewesen. Sein gegenwärtiges genoss es.

Naruto blinzelte.

 

»Nur zu einem«, erwiderte er und Naruto schaute ihn ratlos an, aber überreichte ihm die Schriftrolle mit einem Schulterzucken.

»Wenn Sie unbedingt wollen. Normalerweise will sich eh keiner mit Orochimaru herumschlagen müssen.«

Kakashi hob halb die Hand zum Abschied ehe er verschwinden wollte, aber Narutos Frage hielt ihn einen Augenblick länger dort.

»Warten Sie, Kakashi-sensei, welche Missionen muss ich unbedingt bearbeiten?«

Naruto warf einen verzweifelten Blick auf seinen Schreibtisch, wo die Stapel drohten, umzufallen.

Kakashi musterte den ehemaligen Tunichtgut Konohas, den Flegel des Dorfes und seinen ehemaligen Schüler und ein schiefes Grinsen zog an seinen Lippen unter der Maske.

»Keine davon.«

Naruto zog die Augenbrauen zusammen, Kakashi tippte sich gegen die Stirn und formte die Fingerzeichen, um zu verschwinden. Er war sich sicher, Naruto würde es eines Tages auch verstehen.

 

Er würde es nie verstehen.

Der ANBU beobachtete Orochimaru, der gerade seine Einrichtung verließ.

Wie das Dorf es zuließ, dass so ein Mensch andere Menschen quälen durfte, um anderen Menschen eine Qual zu erleichtern oder zu vermeiden. Wie qualifizierte man sich dafür, in letztere Kategorie zu fallen statt in erstere? Schicksal? Zufall?

»Ablösung!«, rief ihm jemand hinter ihm zu und er wandte sich entgegen seiner Instinkte nicht zu jener Person um, um demjenigen einen Schlag gegen den Hinterkopf zu verpassen, riskierte nur einen Seitenblick auf Kakashi, als der bereits neben ihm stand. Er blätterte ungeniert in einem Icha Icha-Roman und hob kurz die Hand zur Begrüßung.

»Das hier übernehmen ANBU. Du kannst nicht einfach herkommen und Ablösung rufen, Sempai.«

Natürlich würde ihn das trotzdem nicht davon abhalten, darüber täuschte auch nicht Kakashis gespielt brüskierter Blick hinweg.

»Ich bin auf Befehl des Hokagen hier«, behauptete er.

Der ANBU verzog den Mund, was Kakashi natürlich nicht sehen konnte. Aber das war nicht nötig.

»Oder so ähnlich. Naruto erstickt in Arbeit. Er ist dankbar für jede Hilfe. Also helfe ich.«

Der ANBU bezweifelte, dass er völlig uneigennützig half. Kakashi sah immer mehr als nur das, was es zu erledigen galt. Wahrscheinlich war er deswegen auch nie glücklich. Es war schwer glücklich zu sein, wenn man wusste, was man hätte mehr, besser, richtiger tun können.

»Also wie sieht’s hier aus?«

Der ANBU beobachtete die Einrichtung, die ihn bis in seine Träume verfolgte. Er würde dem nie entkommen können, aber seine Stimme klang ruhig. Vielleicht hatte er sich deswegen unter Kontrolle, weil er seinen Alptraum jeden Tag lebte. Vielleicht gewöhnte sich der Mensch irgendwann daran.

»Ruhig. Orochimaru hat gerade die Einrichtung verlassen. Das ANBU-Team, das für ihn verantwortlich ist, wenn er mobil ist, ist schon –«

Kakashi klappte das Buch zu, noch bevor er zu Ende gesprochen hatte.

»Gut, dann lass uns etwas essen gehen.«

Der ANBU starrte ihn ungläubig an.

»Ich meine, geh du etwas zu essen besorgen. Ich halte hier Wache. Wie mir der Hokage aufgetragen hat. Aber beeil dich. Ich habe Hunger.«

»Ich kann meinen Posten nicht verlassen, Sempai. Und du kannst nicht die ganze Zeit lesen.«

Kakashi seufzte, ließ seinen Blick über die Lichtung gleiten, über diese Ruhe, die so verdammt fragil war. Als ließe man einen Schmetterling im Auge des Sturms fliegen.

»Weißt du, warum ich die ANBU verlassen habe?«

Jetzt blickte er doch zu seinem Sempai, der ungebrochen die Einrichtung fixierte.

Wenn der ANBU ehrlich war, hatte er die Entscheidung seines Sempais nie verstanden. Kakashi war ein Wunderkind gewesen mit Talenten, die ihn in der ANBU zu einem der mächtigsten Menschen geführt hatte. Stattdessen beschloss er eines Tages auszusteigen und wurde Leiter einer Genintruppe. In der ANBU schmunzelte man über so etwas. Aber hatte Kakashi es beschlossen? Oder war es für ihn entschieden worden? Manche behauptete, Kakashi hätte es psychisch nicht ausgehalten und seinen Antrag auf Entlassung unter heftigsten Medikamenten gestellt, andere glaubten zu wissen, der Hokage hätte ihn aufgrund von Vorfällen in Zusammenhang mit dem Uchiha-Massaker aus dem ANBU-Dienst entlassen.

»Ganz einfach. Zu wenig Zeit, um zu lesen.«

Kakashi lehnte sich an den Baum hinter sich, die Beine leicht gekreuzt und vertiefte sich nun doch schon wieder in seinen Schundroman.

»Und ständig das Gefühl, man müsste die Welt retten«, fügte er hinzu ohne aufzusehen.

»Ich habe nicht das Gefühl, ich müsste die Welt retten«, murmelte der ANBU unter seiner Maske, aber Kakashi hörte es natürlich trotzdem.

»Aber irgendwelche Menschen, deren Namen du niemals kennen wirst.«

»Das ist unerheblich.«

Der ANBU beobachtete die Einrichtung, blendete seinen Sempai aus, der die Dinge aussprach, die ihm die Stimmen nachts zuflüsterten. Er kannte sie alle, diese Fragen, diese Sachen, die nicht einmal gelogen waren. Aber er wusste auch so viele Antworten darauf.

»Diese Menschen sind auch die Töchter und Söhne von jemandem, Freunde oder Eltern und für irgendjemanden würde wohl die Welt zusammenbrechen, würden sie eines Tages nicht mehr nach Hause kommen.«

»Du hast Recht.«

Er fühlte Kakashis Blick, er brannte durch die Uniform, unter seiner Maske.

»Hast du Angst, dass es niemand bemerkt, wenn du eines Tages nicht nach Hause kommst?«

Der ANBU schnaubte und tat, was er tun sollte. Er folgte seiner Mission und blendete alles andere aus.

 

Kakashi hätte gerne alles ausgeblendet. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass er am besten schlief, wenn er das schaffte. Aber sein Schlafmangel sprach für sich.

Die Grillen zirpten um sie herum. Die Nacht hüllte sie in ihre Anonymität, malte die Schatten groß und lang, aber Kakashi bemerkte jedes Muskelzucken seines ehemaligen Teamkollegen, wusste, wenn der mied, ihm die Augen zu sehen und auf Durchzug schaltete.

Dann spürte er dieses Flimmern, als blies ein Lufthauch gegen seine Haut, obwohl kein Wind wehte, ein Knistern in den Ohren, obwohl es still war.

Tenzou musste nichts sagen. Sie wechselten einen Blick und Kakashi nickte.

Dann explodierten über ihnen Lichter.

Ohne ein Wort fuhren sie auseinander, standen Rücken an Rücken, jeweils ein Kunai in der Hand und starrten in den Himmel. Sein Herz raste, pumpte Sauerstoff in seine Beine und Arme, aber in seinem Kopf kristallisierten sich glasklare Gedanken. Der Nachthimmel war plötzlich erfüllt von bunten Lichtern, als ein vermummter Ninja ein blendendes Jutsu durch die Luft schleuderte.

Kakashi wich aus, spürte, wie es an seinem Kopf entlangjagte und nur knapp verfehlte.

»Das andere ANBU-Team hat dasselbe Problem«, rief Tenzou und sprach etwas in das Mikrophon des Funkgeräts. Kakashi seufzte. Diese Nacht würde er seinen Schlafmangel wohl auch nicht aufholen.

Sie waren umzingelt. Er zählte fünf Personen, unterschiedliche Körpergröße, alle vermummt, schwarz angezogen, keine Stirnbänder, aber offensichtlich eine Ninja-Ausbildung hinter sich.

»Was wollt ihr?«

Nach so vielen Jahren erwartete er keine zufriedenstellende Antwort mehr auf die Frage. Vielleicht war es Gewohnheit, sie trotzdem zu stellen. Oder der Ersatz einer höflichen Vorstellungsrunde.

»Wir müssen etwas erledigen.«

Natürlich, dachte Kakashi, er hätte auch einiges zu erledigen. Auf seiner Liste stand vor allem schlafen. Vielleicht wurde er langsam doch alt. Der Ausblick auf einen Tag im Bett reizte ihn mehr als der unmittelbare Kampf.

»Wahrscheinlich wisst ihr, dass wir das nicht zulassen können«, erwiderte er gelangweilt, wusste Tenzou hinter sich, wie einen Schatten.

»Orochimaru ist ein Mörder«, behauptete einer von ihnen trotzig. Er klang wie ein Kind und vielleicht war er es. Kakashi schmunzelte.

»Wir sind alle Mörder.«

Eine Schwertklinge raste auf ihn zu, bevor die letzte Silbe verklungen war. Er spürte das Metall an seinem Gesicht vorbeirasen, drehte sich, sprang vor, duckte sich, landete hinter ihm, schlug, zielte auf den Nacken, trat gegen seine Nieren. Aber er blockte. Er mochte ein Kind sein, der Kleinste der Vermummten, aber er war vor allem ein Ninja.

 

Er war schon lange kein Kind mehr, das danach fragte, was seine Gegner motivierte. Wenn er damit begänne, hätte er schon verloren. Er war ein Ninja, der seine Mission ausführte. Bis zum Tod.

Die drei maskierten Männer vor sich, hinter sich wusste er Kakashi, der sich um die beiden anderen kümmerte, hörte, wie Kakashi seine Vertrauten rief, vernahm das Kläffen mit einem schiefen Grinsen, als er einem Regen aus Wurfsternen auswich. Gleichzeitig schossen aus seinen Armen Äste hervor, fixierten die Gliedmaßen zweier Gegner, dann wandte er sich um, Kakashi sprang zurück, sie tauschten ihre Plätze ohne eine verbale Ankündigung. Äste schlangen sich um die Arme und Beine zweier Gegenspieler. Schlangen brachen aus ihren Händen hervor, die Mäuler aufgerissen, Sekret tropfte von ihren Giftzähnen. Er presste die Zeigefinger gegeneinander, eine Wand aus Holz umkleidete ihn und Kakashi.

»Wir könnten hier drinbleiben«, schlug der vor und der ANBU verdrehte die Augen, obwohl es sein Sempai in der Dunkelheit unmöglich sehen konnte. Ohne eine Antwort presste der ANBU seine Hände zusammen, Äste stoben aus der Erde.

»Erinnert mich ein bisschen an früher«, fuhr sein Sempai fort und es klang fast melancholisch.

Das Holz erschütterte unter schweren Schlägen, brach unter der schieren Gewalt. Der ANBU verschmolz mit dem Boden, glitt daraus hervor. Er brauchte nicht zu sehen, was sein Sempai tat. Er hörte es. Das Zwitschern von tausend Vögeln.

Er musste lächeln.

Es klang wie eine Erinnerung aus einem anderen Leben. Er schmeckte die Vergangenheit auf der Zunge, all ihre gemeinsamen Missionen, die vielen Opfer, das Niemals-Zurücksehen, die schlaflosen Nächte und die ungesagten Beteuerungen, dass sie die Guten waren.

Das Lächeln bröckelte.

Er jagte die Äste durch die beiden anderen Ninja. Gliedmaßen dehnten sich, drohten sich, um ihn zu schlingen, aber er verschmolz mit dem Boden, ehe ihn etwas berühren konnte.

Er spürte ein Prickeln, es war als marschierte ein Ameisenstaat durch seine Adern. Dann breitete sich Taubheit aus, ein Stechen zwischen den Rippen. Er strömte aus der Erde, wo er versuchte, sich hinzustellen. Seine Knie klappten immer wieder zusammen. Er klammerte seine Hände um die Kehle, keuchte, schnappte nach Luft und bemerkte sie im Augenwinkel.

Er hasste Schlangen.

 

 

 

[Fortsetzung folgt ...]

... wie die seinigen.

Eigentlich hatte er nichts gegen Schlangen. Aber eine Vergiftung fand er eher suboptimal. Das Singen der Vögel um seine Fingerspitzen, die Blitze, die sich gegen seine Haut erhoben. In ihm rauschte ein Sturm. Das Adrenalin schoss in seine Arme, Beine. Jede Bewegung präzise, schnell. Da war dieses Gefühl von Freiheit, gekettet an den Moment. Er spürte, roch, wie die inneren Organe seines Gegners zerquetschten, verbrannten, als er sie mit der Gewalt seines Jutsus durchbohrte.

Tenzou jagte Holz durch die beiden anderen Ninja, als Kakashi sich umdrehte, die Stämme brachen teils aus ihren Körpern hervor, wucherten um ihre Gliedmaßen, klammerten sich an sie und würden sie nie wieder loslassen. Gliedmaßen dehnten sich, drohten sich, um Tenzou zu schlingen, aber er verschmolz mit dem Boden, ehe ihn etwas berühren konnte.

Das Beben der Erde, das knackende Holz.

Es klang wie eine Erinnerung aus einem Leben, das er hinter sich lassen wollte, aber ohne das er nicht der gewesen wäre, der er heute war. Er schmeckte die Vergangenheit auf der Zunge, all ihre gemeinsamen Missionen, die vielen Opfer, das Niemals-Zurücksehen, die schlaflosen Nächte und die ungesagten Beteuerungen, dass sie die Guten waren.

In diesem Augenblick nahm er alles wahr. Die Müdigkeit war ausgemerzt unter der Ladung brachialer Instinkte. Vielleicht wurde er doch noch nicht alt.

Dann kippte die Welt und er beobachtete kopfüber, wie Tenzou aus der Erde emporkroch, seine Hände um den Hals legte und zusammenbrach.

»Er stirbt«, flüsterte eine Stimme.

Kakashi starrte den Körper an, der dort zuckte. Die Uniform, die ihm seine Identität raubte, die Maske, die nur die Hälfte des Gesichts bedeckte. Ein Auge starrte zurück. Er spürte, wie er immer die Gegenwart Tenzous gespürt hatte, dass sie verwehte, mit jedem Atemzug, den er selbst tat – und der andere nicht.

 

Er hatte immer die Gegenwart seines Sempais gespürt. Mit jedem Atemzug wusste er, dass er es bevorzugt hätte, an seiner Seite die letzte Mission entgegenzunehmen. Aber sein Sempai hatte sich dagegen entschieden, als er die ANBU verließ. Wahrscheinlich würde er eines Tages einfach nicht mehr zurückkommen und Kakashi würde es nicht einmal erzählt bekommen, wie es mit ihm zu Ende gegangen war. Er setzte das Fläschchen mit dem Antidot an die Lippen und kippte es in einem Zug herunter.

»Verdammte Genjutsu«, hörte er neben sich seinen Sempai murmeln. »Verdammt gutes Timing.«

Seine vertrauten Geister kläfften, einer verdrehte die Augen, die meisten fixierten ihre Umgebung.

»Verdammte Schlangen«, murmelte der ANBU selbst. »Der Boden ist wahrscheinlich vergiftet.«

Sie standen wieder Rücken an Rücken, betrachteten das Ergebnis ihres bisherigen Kampfes und in diesem Augenblick war sich der ANBU sicher, es würde niemals einen Tag geben, an dem Frieden herrschte. Immer brodelte es in einer Ecke. Manchmal unter einer Decke der Einstimmigkeit. Manchmal entlud sich die Lüge in Kämpfen.

Sein Blick schweifte über die vier Leichen, zwei mit offenen Bäuchen, die Gedärme teils verbrannt, die beiden anderen aufgespießt und eingequetscht zwischen Baumstämmen.

»Schade, und ich hatte mich schon gefreut, das Genjutsu in Realität übergleiten lassen zu können«, kicherte ihr Gegenüber. Schlangen quollen aus dessen Ärmeln und der ANBU hätte gerne dem Impuls nachgegeben, sein Gesicht zu verziehen. Dann rauschte das Funkgerät in seinem Ohr.

»Kakashi. Jemand ist hineingelangt. Das andere ANBU-Team reportet, sie hätten vier Personen unschädlich gemacht. Eine fünfte sei ihnen entwischt.«

Er erinnerte sich, wie oft sie in so einer Situation gesteckt hatten. Irgendwann – mit den Jahren – begannen sie alle einander zu gleichen, nur die Namen und Gesichter veränderten sich.

»Geh vor. Ich komme nach, sobald ich hier fertig bin.«

Der Anbu zögerte nicht, er schaute nicht zurück, als er Kakashi stehen ließ.

 

Er sah Tenzou nicht nach, als er ging. Ein Ninja schaute nie zurück.

Kakashi verabscheute es, ein Team aufzuteilen. Es war nie ein gutes Zeichen. Aber es würde anders zu lange dauern. Jede Sekunde, die sie hier verloren, gewann ihr Gegner.

»Oh, wie süß ihr beiden seid!«

Sein Gegenüber kicherte und Kakashi bereute es, nicht einfach auf dem Dach geblieben zu sein und seine Heftchen zu lesen.

»Bringen wir die Sache zu Ende«, sagte er mit einem falschen Zwinkern im Auge.

 

Der ANBU wollte die Sache möglichst effizient zu Ende bringen. Diese Einrichtung erinnerte ihn an zu viel. Mit lautlosen Schritten schlich er sich durch den mit Fackeln beleuchteten Gang. Das Feuer zuckte. Das Licht warf Schatten an die Wände. Er orientierte sich an den Wänden, berührte fast deren unebenen Steine und hielt seinen Blick gerade. Zu viele Erinnerungen, die er verdrängte. Erfolglos. Er schmeckte die Flüssigkeit auf der Zunge, zwang sich weiter. Geschlossene Türen ohne Klinken, ohne Schlösser. Spürte die Schwerelosigkeit und das Gefühl zu ersticken. Dann der Lärm, als würde jemand Glas zerbrechen und Holz zerschmettern. Er beschleunigte seine Schritte. Mehr Türen, mehr Fragen, mehr Erinnerungen. Und die Antworten, die er nicht hören wollte.

Er näherte sich der Randale, bemerkte das elektrische Licht durch eine milchige Glastür und hielt in der Bewegung.

Es war so anders, aber das Gefühl war dasselbe.

Er schlich heran, hielt den Atem ruhig. Ein und aus, ein und aus. Und die Stille in ihm, die in seinen Ohren pochte, ganz entgegen des Radaus aus dem Zimmer. Er legte eine Hand gegen die Steinwand neben der Glastür und verschmolz mit der Erde, trieb hindurch und starrte in den Raum, nur mit seinem Gesicht.

Es war wie ein Foto, ein schwarz-weißes aus einem anderen Leben. Zerbrochene Tanks mit Flüssigkeiten, die hinausquollen wie aus einer Wunde. Dazwischen stand ein Junge, vielleicht sechzehn. Blaues Licht umhüllte ihn, Schlangen aus Blitzen schlängelten sich um seinen Körper. Er schwebte wenige Zentimeter über dem Boden, als hätten die physikalischen Gesetze vergessen, dass sie für jeden zu gelten hatten. Er holte gerade wieder mit einer Faust aus. Ohne das Glas zu berühren, zerbrach es. Scherben mischten sich weiter mit der Flüssigkeit, halbfertige Menschen lagen dazwischen und starben, ohne je wirklich gelebt zu haben. Helles Haar, heller Teint. Als wären sie alle Brüder. Genauso wie der Junge, der zwischen ihnen stand.

»Stopp«, schrie der ANBU und bemerkte erst als die Worte aus seinem Mund rollten, dass er es flüsterte.

Der Junge drehte sich zu ihm um. Über die Haut des ANBU vibrierte eine Welle aus Energie.

»Was tust du hier?«, zwang er sich zu sprechen, während er sich aus der Wand schälte und mitten in seinem Alptraum stand.

»Ich beende es«, erwiderte sein Gegenüber und wandte sich dem letzten intakten Tank zu. In dem Moment öffnete das Kind die Augen und starrte ihn an. Er schaute an dem Jungen vorbei, direkt zu ihm. Dieselben Augen. So oft hatte er sie gesehen. Er kannte diese Augen.

»Warte!«, rief der ANBU, ohne das Kind aus dem Tank aus dem Blick zu verlieren. »Wie heißt du?«

»Ich habe keinen Namen«, erwiderte er, ohne sich zu ihm zu drehen, hob die Hand und der ANBU wusste, er würde nichts tun können. Doch dann ließ der namenlose Junge langsam seinen Arm sinken. »Nein. Das stimmt nicht. Ich habe viele. Ich teile meinen Namen mit vielen«, murmelte er.

Der ANBU starrte ihn an.

»Was willst du? Warum tötest du sie?«

 

Sie töteten, weil sie es mussten.

Das war die ungesagte Antwort auf viele Fragen, die niemand stellte. Ihm waren nur zwei Menschen begegnet, die diese Regel nicht befolgt hatten. Der eine war Naruto gewesen, aber noch viele Jahre vor ihm, hatte ihm Tenzou die Frage gestellt.

Kakashi hatte sie nie beantwortet. Vielleicht weil er fürchtete, die Antwort irgendwann selbst nicht mehr zu glauben, wenn er sie laut aussprach. Er hoffte, sie würde ihre Kraft nicht durch die unausgesprochenen Wiederholungen in seinem Kopf verlieren.

»Dafür sind wir auch hergekommen. Um die Sache zu beenden!«

Kakashi spürte, wie seine Vertrauten die Ohren spitzten, sich über die Schnauzen leckten, aber noch mussten sie sich gedulden.

»Welche Sache?«

Sein Gegenüber verschränkte die Arme vor der Brust wie ein beleidigtes Kind, dem man nicht glaubte.

»Orochimarus Versuchsreihe natürlich! Der blöde Bastard!«

Kakashi konnte dem nicht wirklich widersprechen. Aber die pure Welle aus Wut, die ihm plötzlich entgegenschlug, zeugte von mehr als nur rationalen Überlegungen.

»Was weißt du davon? Und woher?«

Sein Gegenüber brach in Lachen aus und Kakashi wünschte sich, auf irgendeiner Mission einmal nichts mit Soziopathen zu tun haben zu müssen.

 

Sein Gegenüber schaute nachdenklich an die Decke, als würde dort die Antwort stehen und der ANBU wünschte sich, auf irgendeiner Mission einmal nichts mit Psychopathen zu tun haben zu müssen.

»Kann man sie töten, wenn sie noch nie gelebt haben?«, murmelte der Junge und betrachtete ihn für einen Moment über seine Schulter, schwieg, nur das bizarre Summen um ihn herum verscheuchte die Stille.

»Was sagt dir dein Gefühl?«

»Nichts. Ich habe keins.«

Der ANBU betrachtete ihn. Wie sich um ihn herum die Schlangen wanden, wütende Blitze um seine Glieder, das Licht – es erinnerte ihn fast an Kakashis Jutsu.

»Aber mein Kopf sagt mir, dass sie nur Experimente sind.«

Er war der ideale Ninja. Rational, emotionslos. 

Waren sie nicht alle nur Experimente?

»Du bist einer von uns.«

Der ANBU glaubte für einen Augenblick nicht atmen zu können.

»Was?«

Doch sein Gegenüber antwortete nicht auf die Frage, stattdessen betrachtete er den letzten Tank, seine Hand schwebte davor, strich zärtlich über das Glas. Dem ANBU war bewusst, dass diese Geste nichts mit Zärtlichkeit zu tun hatte.

»Glaubst du, es lohnt sich?«, fragte ihn der Junge, ohne ihn anzusehen. »Das alles hier. Lohnt sich die Leere?«

Wäre er damals gestorben – Flüssigkeit um ihn herum, er schreit, aber niemand hört ihn. Alles um ihn herum grünlich. Er schwebt – Wäre er gestorben – Der Tank zerreißt. Sie sterben. Um ihn herum sterben sie alle.

»Hat sich deine Leere gelohnt?«

Wäre er damals gestorben – Kakashi, der ihm die Hand entgegenstreckt, Danzo, vor dem er kniet, Kakashi, gemeinsam auf einer Mission, über ihnen der Nachthimmel, Blut, er bekommt das verdammte Blut nicht von seiner Maske, Kakashi, der ihn anlächelt, er weiß, er lächelt, er braucht es nicht sehen – wäre er damals gestorben – Leichen, die sie verbrennen, weil sie zu viele Geheimnisse in sich tragen, namenlose Körper –

»Du weißt, wovon ich rede. Ich spüre es. Dein Chakra. Es verrät dich.«

Wäre er damals gestorben –

»Ich weiß es nicht. Ich –«

Wäre er damals gestorben – Naruto, der ihm die Faust entgegenstreckt, Sakura, die über sich hinauswächst, Sai, der ein richtiges Lächeln zustande bringt, ohne es zu bemerken, Sasuke, der nach Hause kommt – wäre er damals gestorben – Kakashi flüstert ihm etwas ins Ohr, er würde seine Worte nie vergessen, spürt, wie er rot anläuft und sich sein Sempai prächtig amüsiert –

Wäre er damals auch gestorben, wäre es besser so gewesen?

Hatte es sich gelohnt?

»Wer hat das Recht, das zu entscheiden?«, fragte er den Jungen, der mit seinen Fingerspitzen über das Glas fuhr.

»Vielleicht ist es besser so«, flüsterte der Junge, vielleicht flüsterte er es dem Jungen hinter dem Glas zu, vielleicht zu sich selbst. Vielleicht machte es keinen Unterschied. »Wir werden sehen.«

Damit wandte er sich vom Tank ab und war mit einer Bewegung beim ANBU.

Er hielt den Atem an, als er plötzlich eine Hand auf seinem Oberarm spürte wie einen elektrischen Schlag. Vielleicht fühlte sich so das Ende an.

Es hieß, Orochimaru experimentierte an Genmaterial. Der Hokage und seine Berater mussten viele Entscheidungen fällen, manchmal gab es keine, die richtig war. Nur das Abwägen, was mehr Nutzen, was weniger Schmerz brachte. Manchmal, wer ihn zu tragen hatte. Es hieß, Orochmaru könnte vielen Ninjas helfen. Aber Genmaterial klang besser als Kinder. Und helfen besser als ausbeuten.

Jedes Kind mit autoimmunem Kekkei Genkai, das durch Orochimarus Experimente geheilt werden würde, stand auf zig Kindern, die deswegen starben.

»Du musst mich aufhalten«, sagte er und fixierte ihn. »Aber du willst es nicht.«

Doch was für ein Leben erwartete Kinder, die nur deswegen existierten, um anderen ein besseres Leben zu ermöglichen?

»Das verstehe ich nicht. Das ist absolut irrational.«

In seinen hellen Augen tanzten die blauen Lichter, ansonsten war da nichts. Kein Gefühl, keine Träume. Es war ihm egal, ob er lebte oder starb, ob er jemandem das Leben schenkte oder tötete.

»Manchmal ist das so«, sagte er langsam, »dass das, was richtig ist, nicht rational ist.«

Sein Leben lang hatten ihm Menschen vorgeschrieben, was er tun musste. Niemand hatte ihn je gefragt, was er für richtig hielt. Manchmal war er bereits der Meinung gewesen, gar nicht zu wissen, was das wäre. Gab es richtig und falsch? Oder war jede Entscheidung nur eine Frage der Motive?

Aber in diesem Moment wusste er, was richtig war. Dass es sich lohnen könnte.

»Wie ist eigentlich dein Name?«

Der ANBU grinste schief unter seiner Maske.

»Ich habe auch zu viele.«

Der Junge sah ihn einen Augenblick lang an, nickte und drehte sein Gesicht Richtung Tür.

Der ANBU blinzelte und das letzte, was er von dem Jungen sah, war ein blauleuchtender Schweif aus Licht.

Zeit war relativ. Der Raum schien plötzlich dunkel, trotz des elektronischen Lichts. Er stand da und betrachtete den Jungen, der seinen Blick erwiderte.

Seine Beine zitterten, als wäre er zu lange, zu schnell gerannt, genauso wie seine Arme, als hätte er tagelang nichts gegessen. Seine Finger taub und in seinen Ohren hörte er eine Stimme, an deren Klang er sich nicht erinnerte. Langsam näherte er sich – stieg über Pfützen und Glassplitter – als fürchtete er, den Tank zu zerbrechen, wenn er sich nur zu schnell bewegte. Kaum eine Armlänge blieb er davorstehen. Er nahm die Maske ab.

»Es –«

Er wollte dem Jungen sagen, dass alles gut werden würde, aber vielleicht wäre das eine Lüge gewesen. Er wollte nicht lügen.

»Ich weiß nicht, wie alles werden wird. Aber wir können dafür sorgen, dass es sich lohnt«, murmelte er schließlich und strich mit seinen Fingern gegen das Glas. Sein Blick blieb an einer Etikette hängen. Mitsuki #21.

Langsam ließ er sich den Tank hinabgleiten, die Stirn an dem Glas blieb er in der Hocke sitzen, die Hand gegen den Behälter und murmelte immer wieder den Namen des Jungen.

 

 

 

[Fortsetzung folgt ...]

... die vergessen sind.

Vielleicht war es besser allein zu sein. Vielleicht war es besser, alle anderen hinter sich zu lassen. All den Schmerz, all die Erinnerungen an Nähe und deren Verlust.

Das erste, was er verstand, war der Name des Jungen. Als er Tenzou fand, saß der vor dem einzig intakten Tank und reagierte nicht.

Er versuchte erst gar nicht von ihm herauszubekommen, was passiert war. Stattdessen schwieg er und versuchte, nicht all die Details in dem Raum, die sich unweigerlich in sein Gedächtnis graben würden, wahrzunehmen. Vergeblich.

»Komm, Tenzou. Wir gehen nach Hause«, sagte er nach einer kleinen Ewigkeit und zog ihn mit sich nach oben. »Auf mich wartet noch der nächste Band und du schuldest mir ein Essen.«

Vielleicht war es besser allein zu sein. Dann wenn der Schmerz überwunden war und die Leere einen erschlug. Dann wenn er ihn nicht einmal dafür rügte, ihn leichtfertig beim Namen zu nennen.

Tenzou antwortete nicht. Hinter ihnen tauchte das andere ANBU-Team auf, das ihm berichtete, Orochimaru wäre jede Minute da. Kakashi musste kein Medinin sein, um zu wissen, dass Tenzou auf die Begegnung jetzt erst einmal verzichten sollte.

 

Sicherlich musste man ein Medinin sein, um den ganzen Begriffen Bedeutung zuzumessen. Sakura lächelte ihn an und fasste kurz zusammen, dass es ihm bald wieder bessergehen würde, sie aber regelmäßige Sitzungen für angemessen hielte. Nach den ganzen Tagen im Krankenhaus wollte er erst einmal niemanden im Kittel mehr sehen – vor allem nicht regelmäßig.

»Du meinst, weil ich gestört bin?«, fragte er trocken. Er saß im Bett, zog sich gerade die Schuhe über, Sakura neben ihm auf einem Stuhl mit einem Klemmbrett in der Hand, auf dem sie dauernd irgendetwas vermerkte. Wahrscheinlich war eine ganze Menge bei ihm kaputtgegangen. Nicht, dass es ihn überraschte.

»Du bist nicht – also –«, erwiderte sie empört und atmete dann tief durch, als sie sein schiefes Grinsen bemerkte, »wir nennen das korrekt posttraumatische Belastungsstörung, tagsüber kommen dabei oft Erinnerungen an das Geschehene hoch, nachts Angstträume, dazu auch beispielsweise emotionale Stumpfheit und Teilnahmslosigkeit sowie Gleichgültigkeit. Bezeichnend sind auch Schlafstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und –«

Es klang, als rezitierte sie es aus ihrem Medizinbuch. Er winkte ab.

»Mir geht es inzwischen wieder ganz gut, danke trotzdem.«

Sie seufzte, notierte sich etwas und runzelte die Stirn.

»Du bist nicht alleine, das ist erst einmal am wichtigsten zu wissen. Wenn irgendetwas ist – meine Tür steht immer offen.«

Er öffnete den Mund, aber wusste nicht, was er erwidern sollte. Alles, was ihm einfiel, wollte er sich nicht einmal selbst glauben. Also schwieg er, zog seine Jonin-Weste drüber und erhob sich zum Gehen.

 

Kakashi zog gerade seine Jonin-Weste aus und ließ sich auf das Bett fallen, als Tenzou durch die Tür trat. Er blinzelte nicht einmal, als er Kakashi sah, sagte nichts, fragte nichts, als wäre alles selbstverständlich. Vielleicht war es das. Kakashi beobachtete ihn über den Rand seines Heftchens.

Die Matratze quietschte, als sich Tenzou auf den Rand des Bettes setzte. Seine Haare fielen im strähnig ins Gesicht, seine Augenringe flüsterten von schlaflosen Nächten, seine blassen Lippen wisperten von zu wenig und zu viel.

Kakashi streckte seinen Arm und klopfte auf das Kopfkissen, ohne ein Wort, ohne zu zögern lehnte sich Tenzou zurück und legte seine Stirn an Kakashis Schulter.

So lauschten sie dem Regen draußen und der Stille hier drinnen. Kakashi starrte auf dieselbe Buchseite für eine kleine Ewigkeit und registrierte erst als Tenzous Stimme ihn aus der Starre weckte, dass er kein Wort gelesen hatte.

»Was hat Sakura dir gesagt?«, murmelte Tenzou gegen sein Shirt.

»Nichts.«

»Also alles.«

Tenzou kannte ihn zu gut, aber manchmal zog er die falschen Schlüsse.

»Nein, sie hat nichts gesagt. Ich habe die Akte gelesen.«

Kakashi spürte, wie Tenzou neben ihm erstarrte, wie all die Muskeln sich anspannten, als bereitete er sich auf eine Flucht vor.

»Welche?«, flüsterte er zwischen den Zähnen hindurch.

Kakashi blätterte eine Seite weiter, obwohl er keine der Zeilen wirklich in den letzten Minuten gelesen hatte.

»Die von Yamato.«

Also die offizielle Jonin-Version.

Aber er kannte die Geschichte auswendig. Er musste nicht mehr jede Zeile verfolgen, dafür kannte er die Charaktere zu gut.

»Und die von Tenzou.«

Er begann an seinen Fingern abzuzählen, hielt inne, als überlegte er und blickte Tenzou dann direkt in die Augen.

»Und die von Kinoe.«

Er sah, wie sich Tenzous Pupillen weiteten.

 

Er spürte, wie sich seine Augen weiteten.

»Und die von Nummer Achtundfünfzig«, schloss sein Sempai mit einer Ruhe, die allem in ihm selbst widersprach.

Kann man sie töten, wenn sie noch nie gelebt haben?

Was, wenn er noch nie gelebt hatte?

»Du hast – sie gelesen? Die Akte dürfte nur –«

»Dem Hokagen zugänglich sein, richtig. Vielleicht hat sich das Ganze also doch gelohnt. Ich hatte anfangs schon die Befürchtung der Mantel wäre der einzige positive Aspekt, den der Titel mit sich bringt. «

Tenzou lachte auf, ein Schnauben, dann ein Krächzen.

»Du mochtest den Mantel nicht einmal.«

»Stimmt.«

Die Stimme seines Sempais klang, als erzählte er vom Wetter. Als wären sie beide zwei normale Menschen, die eben hier zusammen in einem viel zu engen Bett lagen und dem Regen lauschten. Zwei ganz normale Männer. Als hätten sie keinen psychischen Knacks, keine Belastungsstörungen und Symptome, die manchmal so hart waren, dass er sich fragte, wofür er aufstand.

Vielleicht war das eines der Anzeichen, dass sie verkorkst waren. Dass sein Sempai mit einem Zwinkern über all die verschlossenen Akten in verschlossenen Archiven sprach. Dass es so viele verschlossene Akten in verschlossenen Archiven über ihn gab. Dass er so viele Namen trug und doch kein einziger sein richtiger war. Dass sie lebten, aber so viele andere nicht.

»Sempai«, flüsterte er und drückte sein Gesicht in den Stoff des Shirts, um den anderen nicht anschauen zu müssen. »Glaubst du, es lohnt sich?«

»Was?«

»Das –« Er krallte die Finger in sein eigenes Shirt an der Brust. »Dieses –«

Gefühl. Die Erinnerungen. Die Leere. Er sprach es nicht aus, konnte es nicht in Worte fassen, was seinen Kopf überwältigte und sein Innerstes überstrapazierte.

Dann spürte er eine Berührung, eine Fingerkuppe, die über seine Wange glitt. Finger, die über seinen Hals strichen, seine Schulter, seinen Arm hinab, bis über seinen Handrücken. Die Finger griffen zwischen seine und hielten sie fest. Er schaute nicht hoch, er schloss seine Augen und zählte die Atemzüge seines Sempais.

»Ich weiß«, hörte er die geflüsterte Antwort und lauschte wieder dem Regen.

 

Mitten in der Nacht atmete er den Duft von regenfeuchter Erde, diese Luft nach einem Schauer, die durch das geöffnete Fenster hereinwehte. Er saß im Bett und starrte hinaus, hinter sich lauschte er Tenzous Atemzügen. Und seinem Gewinsel. Und seinen erstickten Schreien.

Er strich über seinen Arm, während er die Schatten an der Zimmerdecke beobachtete, die der Vollmond dorthin malte.

Manchmal fragte er sich, wie viel Leid einer Person das Glück vieler wert war.

»Die Anderen«, schrie Tenzou.

Mit einem Ruck saß er im Bett, sein Blick jagte durch den Raum. Sein hektischer Atem füllte die Stille.

»Tenzou«, flüsterte Kakashi und spürte plötzlich, wie Tenzou ihn irritiert anschaute.

»Wo sind die –«

Dann verstummte er, rieb sich über die Augen, zog die Beine an und vergrub sein Gesicht in den Knien.

»Die Kinder – ich meine die –«, stotterte er.

Natürlich wusste Kakashi, welche er meinte, welche Kinder Tenzou bis in Alpträume verfolgten.

»Er hat ihnen keine Namen gegeben.«

Ein Symptom ihrer Identitätslosigkeit, ein Symptom ihrer Austauschbarkeit.

»Die vergessenen Sechzig«, murmelte Tenzou. »Jeder hat sie vergessen.«

»Du hast sie nicht vergessen.«

Grillen zirpten draußen vor dem Fenster. Der Mondschein tanzte über die Grashalme und betupfte sie silbern. Kakashis Blick streifte über die Ferne und die Sterne, die sich dort verbargen. Und für einen Augenblick wünschte er sich, sie könnten vergessen.

Er wünschte, sie könnten einfach fortgehen und all das hinter sich lassen.

»Ich würde sie so gerne vergessen«, wisperte Tenzou.

Da war Schuld und Schmerz in seiner Stimme. Jemand, der die Bilder nicht loswurde, selbst wenn er die Augen schloss. Gerade dann. Und ein Dorf, das seine namenlosen Opfer verdrängte.

»So wie sie mich irgendwann vergessen. Niemand kennt mehr meinen Namen, alle, die ihn hätten kennen können sind tot.«

Kakashi hätte gerne widersprochen. Aber das wäre eine Lüge gewesen. Also schwieg er und sie starrten gemeinsam in den Sternenhimmel.

 

Gemeinsam in den Sternenhimmel zu starren war ein seltsames Gefühl. Vielleicht hätte er dem sogar einen Kampf zwischendurch vorgezogen. Denn dann hätte er gewusst, wie er sich hätte verhalten sollen. So aber saßen sie wenige Tage später gemeinsam im Einzugsgebiet von Orochimarus Forschungsstätte und hielten Wache. Das hieß, er hielt Wache, während der ehemalige Hokage in seiner sogenannten Literatur blätterte und es sich nicht nehmen ließ, ihm ab und zu Zitate laut mitzuteilen, als handelte es sich um alte Weisheiten.

»Vielleicht wäre es besser allein zu sein«, verkündete der Sechste, »denn der Schmerz, der meine Brust befällt, wenn du nicht bei mir bist, ist unerträglich. Als explodiere mein Innerstes, als zerstäche jemand mein Herz mit tausend Kunais.«

Der ANBU verdrehte seine Augen. Ja, ein Kampf, der all die Konzentration des Sechsten forderte. Ein bisschen Nahkampf für das Adrenalin und ein bisschen Ninjutsu für die Abwechslung.

»Ja, vielleicht wäre es besser allein zu sein«, zitierte er weiter und verstellte seine Stimme um eine Terz höher. »Aber ist dieser Schmerz nicht nichts, wenn wir erst zusammen sind? Überwiegt nicht unser Glück jedes Gefühl von Leere? Ist der Schmerz nicht jeden Augenblick Zweisamkeit wert und zahlt sich mannigfaltig zurück?«

»Vielleicht wäre es wirklich besser alleine zu sein«, schnaubte der ANBU.

Der Sechste lachte in sich hinein und bei diesem Lachen schmolz die Abneigung des ANBU gegen diese Heftchen, die ihm die Röte ins Gesicht schrieben. In diesen Situationen war er dankbar für seine Tiermaske.

»Deine Gegenwart wiegt die Leere und den Schmerz auf«, sprach der Sechste weiter und der ANBU drehte sich gegen seine Anweisung zu ihm um, ließ Orochimarus Laboreingang außer Augen und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Ich verstehe nicht, wie man so einen Unsinn –«

Er blinzelte, als ihn Kakashis Blick fixierte.

»Wirklich?«, fragte Kakashi und zwinkerte.

Der ANBU fuhr mit seinem Kopf herum, wich seinem Blick aus und richtete ihn wieder fest auf die Einrichtung.

»Hör auf mich abzulenken«, murrte der ANBU. Sehr dankbar für die Maske. Aber er machte sich keine Illusionen. Kakashi kannte ihn zu lange, um sich davon täuschen zu lassen.

 

Tenzou kannte ihn zu lange, um sich von seiner gleichgültigen Fassade täuschen zu lassen. Er kannte inzwischen sicherlich jede seiner Ausreden (was ihn nicht davon abhielt, sie trotzdem anzubringen) und hatte für jede eine Erwiderung parat.

(»Hier ist die Erfahrung eines ehemaligen Hokagen erforderlich.«

»Das ist eine ganz normale Überwachungsmission der ANBU!«)

Und ließ sich von seiner Erklärung, warum er ausgerechnet auf diese Mission mitgehen musste, nicht einlullen.

(»Du solltest Teamarbeit mehr schätzen lernen, Tenzou.«

»ANBU arbeiten gewöhnlich nicht in Teams! Und hör auf mich so zu nennen!«)

Außerdem brachte er die Situation auf den Punkt.

(»Dir ist doch nur wieder langweilig.«)

Sie sprangen durch die Kronen der Bäume, rauschten an den taubehangenen Blättern vorbei und flogen von Ast zu Ast. Der Wind sang um ihre Ohren, wie das Blut durch ihre Adern pumpte.

Was Tenzou nicht mitbedachte, war jedoch der springende Punkt.

Freiheit. In diesen winzigen Augenblicken. Frei von Vergangenheit und Zukunft. Frei von Sorgen und Ängsten. Wenn das Adrenalin alle Gedanken zur Seite wischte, das Ziel jeden Kummer überdeckte und nur der Moment zählte.

Sie verfolgten Orochimaru und sie wussten, er wusste, dass sie wussten. Er hielt mitten im Wald. Ein bleicher junger Mann mit hellblondem, fast weißem Haar tauchte aus dem Nichts auf, sie unterhielten sich kurz. Dann schaute Orochimaru direkt zu ihnen, fixierte sie einen Moment, lächelte, als bleckte er seine Zähne, und nickte ihnen wie zum Gruß zu.

»Was beabsichtigt er mit dem Ganzen hier?«, murmelte Tenzou unter seiner Maske. Kakashi sagte nichts. Sie wussten beide, dass es alles Mögliche bedeuten konnte, aber eines war sicher: nichts Gutes.

 

Das einzige, das sicher war, war sein Egoismus. Orochimaru konnte Gutes vollbringen, da war sich Tenzou sicher, aber nur solange, es ihm auch selbst diente. Er machte keinen Unterschied zwischen nutzbringend für die Mehrheit und sich selbst sowie nutzbringend nur für sich oder nutzbringend für sich selbst und schädlich für alle sonst. Orochimaru schaltete die Konsequenzen ab und orientierte sich nur an seinen Erfolgen. Egal, wie viel Schmerz die Misserfolge brachten.

Als Tenzou in der darauffolgenden Nacht alleine in seinem Bett lag und vor sich hin grübelnd an die Decke starrte, verfolgten ihn die Bilder und die Gerüche und die Geräusche und die Geräte. Sie vermischten sich mit den Eindrücken der letzten Wochen. Die Angst kam in Schüben. Eine Spirale, die immer tiefer in das Grau der Ausweglosigkeit führte, bis er keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Er atmete, aber der Sauerstoff drang nicht bis in seine Lunge. Vielleicht wäre es besser allein zu sein, schrie jemand in seinem Kopf. Allein. Ohne diese Erinnerungen, ohne all die Personen, die ihn ständig daran erinnerten. Er war niemand. Sein Name war verloren in all den anderen Namen, die nicht seine waren.

Da war jemand. Jemand beugte sich über ihn. Verschwommene Konturen. Er erkannte sie nicht, er konnte die Person nicht durch die Flüssigkeit verstehen. Er hämmerte gegen das Glas.

»Tenzou«, flüsterte eine Stimme. »Tenzou!« Ein Schrei.

Er riss seine Augen auf, war plötzlich wieder im Jetzt und Hier, tauchte auf.

Orochimaru. Seine Miene starrte ihn durch die Dunkelheit hindurch an. Schlangen quollen aus seinem aufgerissenen Mund. Er wollte sich losreißen, aber er konnte sich nicht rühren. Er spürte das Gift der Schlangen durch seine Adern kriechen.

»Niemand hört dich«, krächzte die Stimme in einem gehässigen Singsang. Orochimaru hatte sich so oft am Schmerz seiner Objekte ergötzt.

»Vielleicht wäre es besser gewesen, die Vergangenheit auf sich beruhen zu lassen«, wisperte die Stimme.

Er war alleine. Der Schmerz zerriss seine Brust. Es war unerträglich. Sein Innerstes explodierte. Die Erkenntnis zerstach sein Herz mit tausend Kunais. Er wusste, er würde hier sterben. Er hatte es oft gedacht, war so nahe dran gewesen. Aber heute war er sich sicher. Er wusste, er würde es nicht hier herausschaffen.

Dabei hätte er es ihm so gerne gesagt. Nur ein einziges Mal.

... die einer kennt.

Er hätte es gerne nur ein einziges Mal gehört. Dass sie nicht vergessen waren, dass sich das Dorf bewusst war, welche Opfer gebracht worden waren. Aber er war nicht naiv, das war er noch nie gewesen. Genauso wenig ließ er sich vom Äußeren seines Gegenübers täuschen.

Kakashi rüttelte Tenzous Schulter, während er den ungebetenen Gast in der Ecke nicht aus den Augen ließ. Die zwei ANBU hinter ihm taten es ihm gleich und beobachteten den Jungen, der sie mit großen Augen anblinzelte. Niemand ließ sich von der Erscheinung des Jungen täuschen. Sein weißblondes Haar stand ihm wild vom Kopf ab, seine Mimik verschlossen. Er war nicht älter als drei Jahre, aber unvorsichtige Ninja waren schon von jüngeren Gegnern getötet worden.

»Tenzou«, murrte Kakashi und spürte unter seinen Fingern, wie sich der andere rührte.

Sie würden herausfinden müssen, wie der Junge aus der Obhut der ANBU entkommen war. Und warum.

»Ein Genjutsu«, murmelte Tenzou und erhob sich halb vom Bett, ehe er das Gleichgewicht verlor und zurücksank.

Kakashi nickte den ANBU zu, die sich dem Jungen vorsichtig näherten. Als wäre er ein wildes Tier, das in einem unberechenbaren Augenblick zuschlagen würde.

»Junge, verhalte dich ruhig«, befahl einer der Anbu.

»Mitsuki«, sagte Tenzou, »sein Name ist Mitsuki.«

 

Sein Name war unbedeutend. Namen von Ninja waren austauschbar. Nur wenige ragten heraus, deren Namen unsterblich wurden. Aber sie bezahlten einen Preis dafür.

Sie saßen auf einem Ast in der Baumkrone und der ANBU beobachtete wie Kakashi unter halbgeschlossenen Augenlidern das gemächliche Treiben auf der Straße betrachtete, auf dem Markt, die zivile Bevölkerung, unter die sich Ninja mischten, als wären ihre Lebenswelten nicht zwei völlig unterschiedliche. Er verbot sich, an den Jungen zu denken.

»Solltest du nicht lieber den Hokagen beobachten?«

Der Blick des ANBU machte einen Ruck zurück zum amtierenden Oberhaupt des Dorfes, auf den Siebten gerichtet, wie es seine Mission verlangte. Unter anderen Umständen hätte er behauptet, genau das die ganze Zeit getan zu haben, aber das hier war nicht der Zeit oder der Ort für solche Gespräche.

Außerdem sah er Kakashis Grinsen schon vor sich, das ihm das Gefühl verpasste, jede Diskussion ohnehin zu verlieren. Selbst, wenn er sie faktisch gewann.

»Erhöhte Sicherheitsstufe wegen eines Kindes «, murmelte Kakashi, »fast wie in alten Zeiten.«

Welches Kind er genau meinte, blieb offen. Konoha hatte so seine Geschichte mit unberechenbaren, vorzüglich verwaisten Kindern, die die Ältesten als Gefahr einstuften. Nur wenige Personen kannten aber die gesamte Geschichte.

Der ANBU war der Meinung, jeder Ninja bezahlte einen Preis. Nur wenig davon drang an die Öffentlichkeit. Aber Meinungen von Ninja zählten nicht. Nur wenige durften sich eine Meinung erlaubten. Aber sie bezahlten einen Preis dafür.

»Was passiert mit Mitsuki?«, fragte der ANBU gegen jede Ordnung. Ihm fielen spontan dreiundzwanzig Regeln ein, gegen die er in diesem Moment verstieß. Er fragte sich, seit wann es ihn nicht mehr kümmerte.

Kakashi schwieg und der ANBU hakte nicht nach.

Vielleicht war die Frage nicht, ob man etwas opferte, sondern wie viel. Und wie viel am Ende von einem übrig blieb.

 

Manchmal fragte sich Kakashi, wie viel von ihm übriggeblieben war.

Wie viel von diesem kleinen Jungen, der er mal gewesen war, noch in ihm steckte. Und was der ihm sagen würde, würde er ihm zum jetzigen Zeitpunkt begegnen. Danach überlegte er, was er seinem jüngeren Ich raten würde.

 

 

Nur weil es kein klares Gut oder Böse gab, hieß das nicht, dass die Entscheidung richtig war. Manchmal war eine einzige Entscheidung richtig und falsch, aber das hieß nicht, dass man die Entscheidung nicht fällen brauchte.

Das Problem war, dass Regeln und Gesetze das ganze moralische Konstrukt nicht tragen konnten, in dem sie sich momentan befanden.

Sein jüngeres Ich wäre aufgeschmissen gewesen und wenn er ehrlich zu sich war, dann war er es jetzt noch.

Kakashi wusste, wie man mit so einer Situation vor eins, zwei Generationen umgegangen war. Er hatte es selbst mehrfach erlebt. Ein Kind mit Potenzial in schwierigen Umständen. Das Dorf hatte sich bisher kaum mit Ruhm begossen, aber das wussten nur wenige Eingeweihte.

Dieses Mal jedoch stand Naruto an der Spitze. Und er würde Naruto zur Seite stehen, diese Entscheidung, für die es kein Richtig gab, zu tragen.

»Dieses Mal wird es anders«, murmelte er und wusste nicht, ob er es Tenzou oder sich selbst zusprach.

Kakashi hob sein Heftchen (obwohl er es beinahe schon auswendig aufsagen konnte), senkte seinen Blick und ignorierte die Ignoranz des Dorfes.

 

Der ANBU hatte lange den Schmerz ignoriert. Obwohl sein erster Instinkt ihn anschrie, abzuhauen, verharrte er. Er sagte nichts, obwohl die Stimmen in seinem Kopf brüllten.

Es waren Tage in Grau, die an ihm vorbeizogen. Wenn er keinen Auftrag hatte, blieb er im Bett. Die Zeit verfloss und manchmal fragte er sich, wohin.

Immer wieder saß Kakashi an seiner Bettkante, die Nase zwischen Seiten vergraben, aber der ANBU wusste genau, dass er jede Bewegung, jeden Atemzug, jeden Blick wahrnahm. Ab und zu lagen sie gemeinsam auf der Matratze und starrten an die Decke, wisperten Sachen, die sie nur der Dunkelheit anvertrauten.

»Ich werde mich aus der ANBU versetzen lassen«, flüsterte der ANBU in so einer Nacht.

Er spürte die Finger des Anderen seinen Unterarm entlang streichen, fühlte seinen Atem über die Wange wandern. Die Nähe, die sein Innerstes stolpern ließ. Er fiel und wartete auf den Aufprall.

»Ich frage mich, welchen Namen sie mir dieses Mal geben werden«, flüsterte er und schwelgte noch in der Leichtigkeit, die ihn so oft trug, sobald er Kakashi bei sich wusste. Vielleicht waren sie deswegen so ein gutes Team gewesen.

»Ich nenne dich, wie du willst.«

Yamato starrte ihn an, dann schüttelte er sachte den Kopf und lachte. Er spürte das schiefe Grinsen unter der Maske des Anderen an seinem Nacken.

»Ich habe so viele Namen gehabt ­­–«

»Ich kenne sie alle. Such dir einen raus. Oder überleg dir einen neuen. Auf einen Namen mehr kommt es dann auch nicht mehr an.«

Es klang so banal. Der ANBU schluckte und fragte sich zum ersten Mal, ob es vielleicht wirklich so simpel sein konnte.

»Was für einen Namen sollte ich mir schon geben?«

Namen trugen Bedeutung. Sie konnten verheißungsvoll, bedrohlich, mächtig sein oder unauffällig, wie Schall und Rauch. Der ANBU wusste nicht mehr, was erstrebenswerter war.

»Überrasch mich«, flüsterte Kakashi und zog seine Maske ab, erstickte sein kehliges Lachen mit dem Mund.

Der ANBU fürchtete die Augenblicke, wenn er glücklich war. Er fürchtete, den Absturz danach. Denn Glück hielt niemals lange. Es war ein vorhersehbarer Fall, nachdem er den Höhepunkt erreicht hatte. Glückseligkeit war etwas Flüchtiges. Nichts blieb.

 

Alles verging. Vielleicht wäre es deswegen besser allein zu sein.

»Nichts los, alles top«, behauptete Kakashi und streckte seinem ehemaligen Tunichtgut einen Daumen entgegen. Der amtierende Hokage nickte.

»Gut.«

Natürlich war bei weitem nicht alles top oder gut. Immerhin war das einer der Gründe, warum sie hier waren.

Der ANBU stand vor seinem Schreibtisch, die Maske verdeckte seine Mimik, aber Kakashi wusste, wie der Andere dreinschaute. Er ahnte vielleicht sogar, wie er sich fühlte. Nach so langer Zeit. Er selbst hatte vor vielen Jahren dort gestanden in dieser Uniform, die für fast alle unsichtbar war, weil es sich so gehörte. Namenlose Schatten, die niemand zu bemerken hatte.

Vielleicht wäre es einfacher, im Dunkeln zu bleiben.

Naruto lehnte sich im Sessel des Hokagebüros zurück, hob seinen Blick und musterte den ANBU.

Vielleicht wäre es einfacher, Aufträge entgegen zu nehmen und die Verantwortung den Ranghöheren zu überlassen.

»Ich bin sicher, dass du dir sicher bist. Ich meine, sonst wärst du sicher nicht hier«, sagte Naruto und kratzte sich am Hinterkopf. Trotz dieser Robe würde Kakashi nie den Jungen, der Naruto einmal gewesen war, übersehen können, wenn er ihn ansah. Er hätte gelacht, wäre er sich nicht der Nervosität bewusst gewesen, die unter der Maske des ANBU brodelte.

»Ja«, antwortete er und verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Kakashi kannte jede Geste, jedes Mienenspiel. Er wusste, wie der andere reagieren würde, ahnte seine Bewegungen voraus, wenn er sie nur andeutete. Das hatte sie zu geradezu perfekten Teamkollegen gemacht.

Aber tatsächlich war nichts einfach.

Das war das Wörtchen, das ihn von einem Pfad riss, von dem er geglaubt hatte, dass er ihn bis zum Ende seines Lebens führen würde.

Kakashi atmete tief ein. Und aus.

»Gut, dann«, Naruto erhob sich, trat zu den beiden und legte seine Hände auf die Schultern des ANBU, »enthebe ich dich aus dem Dienst der ANBU.«

Stille.

»Du musst ihm seine Maske abnehmen«, raunte Kakashi und deutete mit dem Daumen auf den ANBU.

»Äh, klar. Sorry.«

Naruto nahm dem ANBU seine Tiermaske vom Gesicht.

Und das war die Geste, die den Prozess vervollständigte. Der ANBU war verschwunden. Offiziell gab es ihn nicht mehr. Zurückblieb eine Person, deren Existenz erst jetzt in den Aufzeichnungen begann.

»Yamato-sensei«, sagte Naruto, »wie wollen Sie ab jetzt heißen?«

Gewöhnlich starben ANBU während ihres Dienstes. Die Enthebung aus der Eliteeinheit nach jahrelangem Dienst war ohnehin ungewöhnlich. Aber dieser ANBU hatte keine Familie, keinen Namen aus dem Leben vor der ANBU. Er würde eine komplett neue Biographie erhalten.

Kakashi sah, wie der ehemalige ANBU lächelte.

 

Der ehemalige ANBU sah, wie Kakashi unter dessen Maske lächelte. Er fragte sich, ob er sich die Maske deswegen anlegte, weil das Fehlen der Tiermaske ihm das Gefühl gab, nackt zu sein. Oder ob es ihm nur selbst so erging.

Sie schlenderten am Trainingsplatz drei entlang und beobachteten ein paar Genin beim Training. Kakashi stützte seine Unterarme auf einen Holzbalken, der das Gelände grob abtrennte.

»Warum ausgerechnet der Name?«, fragte er.

In der Ferne übten die zwei Mädchen und der Junge Taijutsu. Die Abendsonne malte den Himmel orangerot und tauchte sie in ein warmes Licht. Es wirkte alles so friedlich. Fast konnte der ehemalige ANBU glauben, dass diese Ruhe nicht nur im Auge des Sturms herrschte.

»Du hast mich all die Jahre nicht so genannt, wie du solltest

»Mhm, wirklich? Ist mir gar nicht aufgefallen.«

Kakashi grinste schief. Der ehemalige ANBU wusste es, ohne hinzuschauen.

»Ich wollte es dir jetzt einfacher machen.«

Natürlich war das nicht der wahre Grund. Nicht der einzige zumindest.

»Ich denke, dass es eh Unsinn ist. Ein Name macht keine Identität aus. Eine Identität füllt erst den Namen«, sagte Kakashi und zog sein Heftchen aus der Hosentasche.

Im ersten Moment wollte der ehemalige ANBU fragen, ob er aus dem Schundroman zitierte (was nicht das erste Mal gewesen wäre), aber er schwieg. Vielleicht hatte sein Sempai recht.

Dieser Name jedoch barg auch das Andenken an eine Familie. Manchmal erinnerte er sich an seine Missionen damals, wie er sich an Träume erinnerte. Die meisten endeten mitten in der Nacht, wenn er mit einem Schrei erwachte. Aber es gab diesen einen Traum, der anders war. Der ihn mit dem warmen Gefühl im Inneren zurückließ, selbst wenn der eigentliche Traum in Vergessenheit geriet.

»Und was hast du jetzt vor?«, fragte Kakashi und schaute über den Rand des Heftchens zu den trainierenden Kindern.

»Vielleicht teilen sie mir bald ein Genin-Team zu.«

»Hoffentlich nicht.«

»Danke auch, Sempai.«

So schlimm sah er seine eigenen Lehrqualitäten dann wieder nicht.

»Hör auf zu schmollen«, sagte Kakashi und lachte kehlig auf.

»Ich schmolle n-«

Kakashi winkte ab und deutete mit dem Daumen auf die Genin auf dem Trainingsplatz. Der Junge lachte auf, eines der Mädchen jauchzte. Sie sprangen umher und jagten sich.

»Schau sie dir an.«

Da war keine Spur von Angst oder Gefahr. Keine Ahnung von Nächten, in denen sie schweißgebadet erwachten. Gesichtslose Gesichter, die sie heimsuchten. Stimmen, die in der Finsternis brüllten.

»Genin sind unerträglich«, behauptete Kakashi und zuckte die Schultern.

»Sie sind halt noch Kinder? Deine haben sich doch auch ganz passabel entwickelt.«

»Ja, Kinder«, murmelte Kakashi und grinste schief, aber sein Blick wanderte in eine Ferne, in die der ehemalige ANBU ihm immer wieder einmal gefolgt war. Erinnerungen und Träume, die man vor niemandem zugab.

Der ehemalige ANBU konnte ahnen, wohin ihn seine Gedanken zerrten.

Jedes Kind sollte das Recht haben, sich mehr als passabel zu entwickeln. In einer Welt aufzuwachsen, in der ihnen nicht nur Nahrung und ein Zuhause zustanden, sondern auch Zuneigung und eine liebevolle Förderung. Hände, die ihnen aufhalfen, wenn sie fielen. Worte, die ihnen Mut zusprachen.

Keine Hände, die sie wegstießen. Worte, die in Wunden bohrten. Narben, die unsichtbar sichtbar jedem davon erzählten, wer man war. Blicke, die zeigten, wie unerwünscht man war.

Konoha war oft kein idealer Ort gewesen.

»Unerträglich«, wiederholte Kakashi, schüttelte sachte den Kopf und blätterte eine Seite weiter.

Das Rauschen der Blätter im Wind und die Stimmen der Kinder in der Ferne waren das Einzige, das die Stille zwischen ihnen übermalte. Kakashi war eine der wenigen Personen, mit der er diese Stille einvernehmlich verbrachte.

»Tenzou?«

»Ja?«

»Ich wollte es nur ausprobieren.«

Tenzou starrte ihn einen Augenblick an. Wie er sich verschmitzt den Hinterkopf kratzte und sein Stirnband zurechtrückte, obwohl es nicht verrutscht war. Wie er ihn angrinste unter seiner Maske und sein unverdecktes Auge zu einem Schlitz zusammenkniff.

Und dann brach er in Lachen aus.

Er lachte und lachte und irgendetwas in ihm löste sich.

Vielleicht wäre es besser allein zu sein. Allein gab es keine Chance jemanden zu verlieren, dessen Verlust man spürte. All die Nächte, in denen er seinen Alptraum wieder durchlebte und viel zu spät erkannte, dass es nur die Schatten der Vergangenheit waren.

Aber vielleicht war das alles erst etwas wert, wenn man es nicht war.

Als entknotete sich ein Seil, in ihm, das ihm jahrelang die Luft abgeschnürt hatte.

Sein Sempai stimmte in sein Lachen ein.

»Weißt du, vielleicht werde ich es sogar etwas vermissen, dich nicht zu verbessern, wenn du den Namen sagst«, sagte er mit bebendem Brustkorb und sog die Luft zwischen dem immer wieder aufbrechenden Lachen ein.

Über Kakashis Lippen zog sich ein Grinsen und Tenzous Blick fiel zurück auf die Kinder.

Vielleicht konnte nicht einmal das ganze Dorf all die Verluste wettmachen.

Vielleicht reichte aber ein einziger Mensch, der alle seine Namen kannte?

 

 
 

[ENDE]

 

 

 

 

 

An dieser Stelle möchte ich allen Lesern ganz lieb danken fürs Lesen, Kommentieren und Mitfiebern!

Ich hoffe, diese Geschichte konnte euch berühren, mitnehmen, nachdenklich machen und auch zum Grinsen bringen. 

Dann wäre mein Soll erfüllt.

Die Geschichte ist rokugatsu-go gewidmet, ohne die es diese Story gar nicht gegeben hätte.

Auf viele weitere amüsante, verrückte, kritische und lange Telefonate!

~Jaelaki


Nachwort zu diesem Kapitel:
So wie es aussieht, ist das der vorletzte Teil. : )
~Jaelaki Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ende. <3 xD
.
.
.
Nein, tatsächlich hat es sich beim Schreiben ergeben, dass ich noch ein Kapitel dranhänge. Die Geschichte macht mir einfach Spaß und ich hoffe mal, hier ist niemand gegen ein weiteres Kapitel? ; )

*mit Verbeugung ab* Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  AliceNoWonder
2018-09-04T11:48:25+00:00 04.09.2018 13:48
Huhu, erstmal vielen Dank für deinen Beitrag bei meinem Wettbewerb.
Dein Schreibstil ist wirklich sehr flüssig. Mir gefällt die Beziehung, die die beiden miteinander haben. Man merkt, dass sie Gefühle für einander haben, aber es wird nicht auf den Präsentierteller gepackt. Wirklich sehr angenehm. Der Inhalt deiner Geschichte ist Interessant. Das mit der Identität und den Namen bringt einen wirklich zum Nachdenken.
Mir persönlich fehlt ein bisschen das Drama. Ja, es gab einige dramatische Momente, aber die wurden dann wieder zunichte gemacht, weil es nicht Realität war.
Insgesamt hat mir deine Geschichte gut gefallen. Sie regt zum Nachdenken an in vielen Punkten. ^^

LG Alice
Antwort von:  Jaelaki
07.09.2018 20:54
Hey, danke dir erst einmal für deinen Kommentar! : )
Es freut mich, wenn du es gut zu lesen fandest. Mir hat es auch Spaß gemacht, es zu schreiben.
Bezüglich Drama: ist einfach subjektiv. Ich wollte da kein künstliches Drama reinpacken. Ich finde Yamatos Situation ehrlich gesagt schon dramatisch genug. Ich wollte einfach über die beiden, Yamato und Kakashi, schreiben und dabei meine Gedanken zu Konoha mitreinbringen.
Die eigentliche Challenge waren die Vorgaben: Yamato und Kakashi sowie der Satz »Überrasch mich« (gesagt von Kakashi). ;-D
Danke dir fürs Lesen.
~Jaelaki
Von:  rokugatsu-go
2018-07-25T15:20:04+00:00 25.07.2018 17:20
Du glaubst gar nicht, wie ich mich gefreut habe als die Worte "Überrasch mich" auftauchten. Und dann auch noch an dieser Stelle! Von Kakashi! Ich freu mich. ^^
Mir gefällt, wie du das Ganze ohne Kitsch zu einem guten Ende gebracht hast. Auch die Namensthematik kommt schön heraus, besonders wenn von dem Punkt an, ab dem Yamato hauptsächlich nur noch "der ANBU" genannt wird (und es ihm wichtig ist, dass man Mitsuki beim Namen nennt). Was ein bisschen schade ist, ist dass die Geschichte mit Mitsuki nicht weiter beleuchtet wird.
Alles in allem: Danke für diese Geschichte!

>>Dann wäre mein Soll erfüllt.
Vorerst schon. ;-)
Antwort von:  Jaelaki
26.07.2018 23:49
Es freut mich, dass es dir gefällt und war mir eine Ehre! : ))
Nuuuun ja, vielleicht solltest du halt doch mal Boruto schauen. Ich habe mir natürlich einige Freiheiten genommen, aaaaber ich habe nicht aaaaalles erfunden. Die Frage ist natürlich, was worauf zutrifft und dazu schreibe ich vorerst nichts weiter, weil ich nicht unnötig spoilern möchte.
Je nachdem, wie es mit Boruto weiterläuft, könnte ich mir vorstellen, eine Fortsetzung hierzu zu schreiben, die weiter Bezug auf Mitsuki nimmt. Wie erwähnt: je nachdem ... wir sollten abwarten. ;-D

Ich habe diese Geschichte erstaunlich gerne geschrieben ... (immerhin wurde aus dem geplanten Oneshot eine fünfteilige Story ...) also bitte, bitte! Und danke für das inspirierende Telefonat. ;-D
~LG Jaelaki
Von:  rokugatsu-go
2018-06-04T13:19:37+00:00 04.06.2018 15:19
Du hast mich reingelegt. Aber so was von.
...
Du weißt, ich liebe Storytwists, aber zu dem hier am Ende des Kapitels weiß ich gerade noch nichts zu sagen. Ich muss mich erst mal sammeln und das nächste(!) Kapitel abwarten.
Der Rest ist so schön geschrieben. Man kann in diese Szenen regelreicht eintauchen. Und die Charaktere sind so gut getroffen und das hier hat mir in Sachen Interaktion sehr gefallen. Ich liebe diese Geschichten mit meinen zwei Lieblingscharakteren, in denen deutlich wird, dass sie den größten Schaden haben.
Antwort von:  Jaelaki
24.07.2018 00:51
Natürlich habe ich das. Alles andere wäre doch langweilig gewesen? ; ))
...
Danke. Lob geht natürlich runter wie Schokolade. (Ich meine, klar, Butter geht auch, aber sind wir mal ehrlich ...Schokolade ist besser ...) ; ))

Ich denke, das nächste Kapitel bringt Licht ins Dunkel ...
Apropos ... es ist online. ;-P
Viel Spaaaaß! ; ))
~Jaelaki
Von:  rokugatsu-go
2018-02-21T19:06:51+00:00 21.02.2018 20:06
Oha, also insgesamt vier Teile?
Ich bin übrigens überrascht; mit der Richtung hatte ich erneut nicht gerechnet. Und ich frage mich immer mehr, wie du meine Vorgabe noch einbauen wirst. ;-)
Ich habe das Kapitel jetzt zweimal gelesen und steige noch nicht ganz durch. Der Stil ist sehr poetisch und manchmal dadurch etwas kryptisch.
Aber: Der Teil mit Yamato im Labor war der Hammer. Mit Mitsuki hatte ich absolut nicht gerechnet (wo ich doch so aufmerksam Boruto verfolge....haha. XD Nicht dass ich dir was unterstellen will, aber du würdest nicht unterschwellig versuchen mit der FF mein Interesse für Boruto zu wecken, oder? Nein .... oder?).
Antwort von:  Jaelaki
03.06.2018 23:27
Ich nehme es an, ja. ;-D
Das finde ich gut. Ich hatte damit nämlich auch nicht gerechnet, als ich die Geschichte angefangen habe. ;-D
Die Vorgabe passt doch easy dazu?! ... mmmmmh ... x'D
Was verstehst du denn nicht? *Grübelsmiley* Mit ner konkreten Frage kann ich wahrscheinlich eher helfen (bzw. merken, wo ich ggf. Murks geschrieben habe ...) x'D
Dankeschön! Der Teil hat auch mega Spaß gemacht, ihn zu schreiben.
(Mein Tag war heute übrigens mega scheiße. Da kann ich etwas Interesse für Boruto gebrauchen ... und so ...)
Also Boruto hat mit der Sache ehrlich gesagt nur wenig zu tun. Eigentlich geht nur eine einzige Folge bisher ein wenig in diese creepy Richtung ... ich hatte ja gehofft, das bliebe so ... aber nein ... nun, wir müssen abwarten. Bisher sind es eh alles Filler ... der Manga beginnt ja erst bei diesen Chunin-Prüfungen ... der Anime setzt davor an ... eben weil der Manga ja mal wieder ein bisschen Hilfe beim Vorsprung braucht ... nun ja ... x)
~Jaelaki
Von:  rokugatsu-go
2018-02-08T20:43:16+00:00 08.02.2018 21:43
DAS ist Kakashi.
Auf jeden Fall ist das viel mehr Kakashi als das, was so mancher Roman oder der Anime einem zum Schluss als Kakashi verkaufen will. Sehr gut getroffen!
Überrascht hat mich der Zeitsprung. Er wirkte erst etwas irritierend und kam auch sehr aus dem Nichts, aber er fügt sich letztlich ganz gut ein. Ich hätte mir vielleicht noch ein bisschen mehr Interaktion zwischen Kakashi und Yamato gewünscht, aber der "Sie verstehen sich auch ohne Worte"-Ansatz funktioniert auch. Trotzdem hoffe ich für Teil 3 auf ein bisschen mehr Interaktion. Unter der Vorraussetzung, dass du jetzt nicht sofort einen Charakter killst (oder überhaupt einen killst!). Was für ein Cliffhanger.


Antwort von:  Jaelaki
08.02.2018 21:47
Danke dir! ; )
Interaktion hätte jetzt besonders in den Kampfszenen – finde ich – nicht so gepasst. (Warum sehe ich gerade Kakashi im Mondlicht in genau diesem Wald zwischen Gegnern mit Tenzou tanzen? x'D)
Aber es wird auf jeden Fall noch Gesprächsbedarf geben. : )
(Am Grab ... vielleicht ... im Geiste ...) x'D ;-P
~Jaelaki


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